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Hofgeismar, 21. Oktober 2016 Prof. Dr. Eberhard Müller Rehabilitierung des Sündenfalls Der Auszug aus dem Paradies ins schuldfähige Menschsein, quantenlogisch betrachtet Dienstag, 25. Oktober 2016

Hofgeismar, 21. Oktober 2016 Prof. Dr. Eberhard Müller€¦ · - Photoelektrischer Effekt: Korpuskeleigenschaft des Lichts (Einstein, 1905), das seit Christiaan Huygens (1629-1695)

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  • Hofgeismar, 21. Oktober 2016Prof. Dr. Eberhard Müller

    Rehabilitierung des SündenfallsDer Auszug aus dem Paradies ins schuldfähige Menschsein, quantenlogisch betrachtet

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Rehabilitierung des Sündenfalls

    1. Motivation

    2. Konzept der klassischen Physik. Klassische Logik.

    3. Die Revolution der Quantentheorie. Quantenlogik.

    4. Quantenkorrelationen: Was die Welt im Innersten zusammenhält.

    5. Konstruktivistische Interpretation der Quantentheorie

    6. Eine theologische Einblendung: Elia auf dem Berg Horeb

    7. Eine neue Perspektive auf den "Sündenfall":

    Wie der Mensch erwachsen und damit schuldfähig wird.

    8. Sünde, Kreativität und Tod.

    9. Perspektiven des Umdenkens

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • 1. MOTIVATION

    Ausgangspunkt unserer Betrachtung ist der ca 3 000 Jahre alte Text Genesis 3:

    Der Sündenfall

    1 Die Schlange aber war listiger als alle Tiere des Feldes, die der HERR, Gott, gemacht hatte, und sie sprach zur Frau: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?2 Und die Frau sprach zur Schlange: Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen.3 Nur von den Früchten des Baumes in der Mitte des Gartens hat Gott gesagt: Ihr dürft nicht davon essen, und ihr dürft sie nicht anrühren, damit ihr nicht sterbt.4 Da sprach die Schlange zur Frau: Mitnichten werdet ihr sterben.5 Sondern Gott weiss, dass euch die Augen aufgehen werden und dass ihr wie Gott sein und Gut und Böse erkennen werdet, sobald ihr davon esst.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • 6 Da sah die Frau, dass es gut wäre, von dem Baum zu essen, und dass er eine Lust für die Augen war und dass der Baum begehrenswert war, weil er wissend machte, und sie nahm von seiner Frucht und ass. Und sie gab auch ihrem Mann, der mit ihr war, und er ass.7 Da gingen den beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass sie nackt waren. Und sie flochten Feigenblätter und machten sich Schurze.8 Und sie hörten die Schritte des HERRN, Gottes, wie er beim Abendwind im Garten wandelte. Da versteckten sich der Mensch und seine Frau vor dem HERRN, Gott, unter den Bäumen des Gartens.9 Aber der HERR, Gott, rief den Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du?

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Im Text kommt das Wort Sünde gar nicht vor. Die Überschrift „Sündenfall“ erhielt das Kapitel nach ca 600 bis 700 Jahren, in der späten jüdischen Apokalyptik.

    Die hebräische Bibel verwendet das Wort Sünde zum ersten Mal in der Geschichte von Kain und Abel, der Geschichte vom Brudermord: "Wenn Du aber nicht gut handelst, lauert die Sünde an der Tür, und nach dir steht ihre Begier, du aber sollst Herr werden über sie." (Gen. 4,7)

    In unserer Kultur ist Genesis 3 die Referenz schlechthin für die Rede von Sünde.Der Ungehorsam Evas und Adams gegen Gottes Gebot wird als die ursprüngliche Sünde angesehen. Die Folgen dieses Ungehorsams werden in der zweiten Hälfte von Genesis 3 vorgestellt. Das Sündenverständnis wird am moralischen Versagen der ersten Menschen festgemacht.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Dieses Sündenverständnis wird durch die Erbsündenlehre Augustins zugespitzt.Mit verheerenden Konsequenzen für das christlich-abendländische Menschenbild. Und für das Verständnis der Frau und der Sexualität: Eva ist verantwortlich, dass die Sünde in die Welt kam. Die Verführte ist zugleich Verführerin.

    Dem Menschsein wird von Anfang an ein grundsätzlicher Makel zugerechnet. Menschliches Versagen und Mißlingen wird mit der Dimension des Unausweichlichen versehen.

    Für mich stellt sich konsequenterweise die brutale Frage: Haben Adam und Eva mit ihrem Biss in den "Apfel" schließlich auch Auschwitz und Hiroshima heraufbeschworen?

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Das in einer langen kirchlichen Tradition etablierte Sündenverständnis ließ mir keine Ruhe. Ich hatte das Gefühl, dass der uralte Text Genesis 3 eine tiefe Weisheit enthielt, die von der bekannten Interpretation nicht erfasst wurde.

    Was haben Sünde und Wissen miteinander zu tun? Ist es Sünde, wissenschaftlich zu arbeiten? War meine wissenschaftliche Neugier ein verwerflicher Antrieb? Und was haben eigentlich Sünde und Tod miteinander zu tun?

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Diese religionsphilosophischen, anthropologischen existenziellen Fragen möchte ich mit einem theologischen Motiv ergänzen, das mich beschäftigte: Ist die Kreuzestheologie die passende Antwort auf den Sündenfall?

    Sie sieht das Sühneopfer als einen Weg zur Erlösung: Gott opfert seinen Sohn. Will das Gott? - Gottes Engel fällt Abraham in den Arm, als der seinen Sohn Isaak opfern will! (Gen 22,1-14) Gott weist das Isaak-Opfer zurück! Und genau das wird zum entscheidenden Ausgangspunkt der jüdischen Religion.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Das Opfer Isaaks. Caravaggio, ca 1607

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    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Mit der Entwicklung einer konstruktivistischen Interpretation der Quantentheorie öffnete sich für mich eine völlig neue Perspektive auf Genesis 3. Mit einem existenziell verstandenen Sündenbegriff lässt sich das autoritär geprägte moralische Sündenverständnis überwinden. Und macht den Weg frei für die Schlussfolgerung:

    Die „Sündenfallgeschichte“ erzählt von der Entstehung der Schuldfähigkeitund nicht von einem moralischen Schuldigwerden. Die Kategorie der Schuld setzt die Kategorie der Schuldfähigkeit voraus.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Methodische Zwischenbemerkung zum Verhältnis von Religion und Physik

    ASYMMETRIE

    Gegenstand der Physik ist die systematische und reproduzierbareAuseinandersetzung mit den materiellen Grundlagen unserer Existenz. Physik darf methodisch nicht auf Religion rekurrieren,Physik darf den Gottesbegriff nicht voraussetzen.

    Gegenstand von Religion und Theologie, der Reflexion von Religion,ist die Beschäftigung mit allen Aspekten unserer Existenz.Religion und Theologie müssen deshalb Physik zur Kenntnis nehmen.Sie dürfen nicht hinter die gesicherte Erkenntnis der Physik zurückfallen.Die Physik hat sich dabei an ihre methodischen Grenzen zu halten.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • 2. KONZEPT DER KLASSISCHEN PHYSIK. KLASSISCHE LOGIK.

    Beispiel: Horizontaler Wurf einer Kugel im Schwerefeld der Erde v0

    Komponenten der Bewegung:

    horizontal: Kräftefreie Bewegung nach

    nach Abstoß mit Geschwindigkeit v0vertikal: Erdbeschleunigung

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    !

    m·g

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Newtonsche Axiome (1687)

    1. Trägheitsgesetz: Ohne Krafteinwirkung bewegt sich ein Körper mit konstanter Geschwindigkeit.

    2. Grundgesetz der Dynamik: Kraft = Masse x Beschleunigung

    3. Wechselwirkungsgesetz: actio = reactio

    Beschleunigung ist die zweite Ableitung des Weges nach der Zeit:Das Newtonsche Grundgesetz der Dynamik ist eine Differentialgleichung zweiter Ordnung mit den IntegrationskonstantenAnfangsort und Anfangsgeschwindigkeit. Ort und Impuls (Masse x Geschwindigkeit) sind gleichzeitig messbar.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • In der klassischen Mechanik wird die Bahn eines Körpers durch Anfangsort und Anfangsgeschwindigkeit festgelegt.Seine Bewegung in Raum und Zeit folgt dem Newtonschen dynamischen Grundgesetz. Sie ist dadurch determiniert.

    Die Newtonsche Dynamik ist symmetrisch bezüglich Vergangenheit und Zukunft. Sie ist reversibel. Sind die Orte und Geschwindigkeiten der Planeten zu einem bestimmten Zeitpunkt bekannt, lassen sich ihre Orte und Geschwindigkeiten in 1000 Jahren prognostizieren oder vor 1000 Jahren rekonstruieren.

    Ein Körper ist zu jedem Zeitpunkt lokalisiert:An einem bestimmten Raumpunkt zu einem bestimmten Zeitpunkt istder Körper entweder da oder nicht da.Mit Selbstverständlichkeit gilt die klassische (Aristotelische) Entweder-Oder-Logik.Die Bewegung des Körpers ist in Raum und Zeit anschaulich.In der klassischen Physik ist es möglich, ihre Objekte als „real existierend“ zu postulieren.

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  • 3. DIE REVOLUTION DER QUANTENTHEORIE. QUANTENLOGIK.

    Grenzen der klassischen Physik,Widersprüche:

    - Ursache der Irreversibilität?- Wärmetod des Universums (Fin de siècle-Stimmung vor 1900)- Strahlungsgesetze für kurzwellige und langwellige Strahlung unterschiedlich- Photoelektrischer Effekt: Korpuskeleigenschaft des Lichts (Einstein, 1905), das seit Christiaan Huygens (1629-1695) als Welle beschrieben wird. - Supraleitung (Kamerlingh Onnes, 1911)- Wie lässt sich das Periodensystem der chemischen Elemente erklären?- Stabilität der Atome- Radioaktivität

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  • DIE REVOLUTION DER QUANTENTHEORIE.

    Eν = h·ν

    Das Plancksche Wirkungsquantum hist die kleinste Energieportion proSchwingung, eine Art postklassisches„Atom“. Mit dem Energiequant h·ν erhält Planck das gesuchte Spektrum der Wärmestrahlung.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Max Planck 1858-1947

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Energieverteilung der Wärmestrahlung

    Frequenz

    Energiedichte

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  • Für kleine Frequenzen ν verhält sich die Wärmestrahlung wie eine Welle, für große Frequenzen wie ein Teilchen. (Wärmestrahlung, Licht, elektromagnetische Strahlung unterscheiden sich nur durch ihre Frequenzen.) Im Fall großer Frequenzenist die Wellenlänge sehr klein; damit ist die Strahlung stark lokalisiert, wie ein Teilchen.(Wellenlänge = Lichtgeschwindigkeit / Frequenz) Das heißt: Die Plancksche Strahlungsformel interpoliert zwischen Wellebild und Teilchenbild. Das ist der Beginn der Quantentheorie. Diese Komplementarität zwischen Teilchenbild und Wellebild wurde erst von Niels Bohr ausgesprochen. Sie war1900 Planck noch nicht bewußt.

    Mit Hilfe des Planckschen Quantums beschreibt Einstein 1905 den photoelektrischen Effekt, den Heinrich Hertz experimentell 1886 gefunden hatte. Damit ergibt sich die Paradoxie: In der Optik wird Licht als Welle behandelt. Aber beim photoelektrischen Effekt verhält sich Licht wie ein Strahl winziger Billiardkugeln.

    Das brachte eine Revolution in die Vorstellungen der Phyik: Licht hat zugleich Welle- und Teilcheneigenschaften!

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  • Albert Einstein 1879-1955

    Max Planck 1858-1947

    Beginn der Quantentheorie

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  • Niels Bohr 1885-1962

    Wolfgang Pauli 1900-1958

    Werner Heisenberg 1901-1976

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  • 7. Oktober 1900: Plancksche Strahlungsformel, Lichtquanten h·ν

    17. März 1905: Einstein erklärt den photoelektrischen Effekt mit Hilfe der Lichtquanten-Hypothese. Licht hat Teilcheneigenschaften und Welleeigenschaften zugleich.

    1908-1911: Rutherford, Geiger und Marsden finden experimentell die Atomstruktur (in Manchester).

    1913; Bohrsches Atommodell auf der Basis des Planckschen Wirkungsquantums, danach von Sommerfeld verfeinert.

    1923: De Broglie postuliert Welleeigenschaften von materiellen Teilchen, wie z. B. Elektronen, Protonen.

    1924: Quantenstatistik; Bose-Einstein-Kondensation.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Juni 1925: Heisenberg löst die zwischen 1900 und 1925 entstandenen Widersprüche der Physik (Teilchen oder Welle?) auf. Er findet die qualitativ völlig neue Vertauschungsrelation zwischen den Observablen Ort und Impuls. Pauli schafft die vollständige Beschreibung des Wasserstoffatoms mit Hilfe der Heisenbergschen Matrizenmechanik (Quantenmechanik).

    1926: Schrödingergleichung

    1927: Heisenbergsche Unschärferelation: Die Bestimmung von Ort und Impuls schränken sich gegenseitig ein. Statistische Interpretation der Quantenmechanik durch Max Born.

    1935: Einstein-Podolski-Rosen-Korrelationen (EPR-Korrelationen)

    1980: Alain Aspect (Paris) weist die EPR-Korrelationen experimentell nach.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Körper haben Masse und nehmen Raum ein

    Rehabilitierung des Sündenfalls

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  • Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Rehabilitierung des Sündenfalls

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  • Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Verschmelzung von Wellebild und Teilchenbild mittels derHeisenbergschen Vertauschungrelation.

    Messung des Impulses durch den Impulsoperator P beschrieben:

    P = h (i 2π)-1 d/dx

    Messung des Orts durch den Ortsoperator Q beschrieben:

    Q: Θ(x) → x Θ(x), für alle x-Werte

    Vertauschungsrelation:

    P·Q − Q·P = h (i 2π)-1 Id Nichtkommutative Observablenalgebra

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Der Impulsoperator P steht für das Wellebild. Heuristisch verstanden misst er die Steilheit einer Welle, was anschaulich ist.

    Der Ortsoperator Q misst den Ort eines Teilchens. Er drückt mathematisch die Lokalisierung, die charakteristische Eigenschaft des Teilchenbilds aus. Für sich genommen ist diese Ortsmessung ebenfalls anschaulich.

    In der Quantentheorie wird das Wellebild und das Teilchenbild am ein und denselben Objekt zugleich vermittelt. Damit ist eine räumliche Vorstellung (Raum im Sinne der alltäglichen Raumvorstellung) nicht mehr möglich. Die Leistung der Quantentheorie liegt in einer mathematisch formulierbaren dialektischen Vermittlung von Wellebild und Teilchenbild. Dialektik im Sinne der „These“ (Teilchenbild) und „Heterothese“ (Wellenbild); die Synthese ist das Aushalten der Spannung von These und Heterothese (der „anderen“ These).

    Wenn ich zuerst den Ort messe, und danach den Impuls, dann erhalte ich nicht dasselbe wie bei einer Messung von zuerst Impuls und danach Ort. Diese Differenz ist in der Vertauschungsrelation ablesbar. Diese Differenz unterscheidet die Quantentheorie von der klassischen Physik. Sie führt die Logik des „Sowohl-Als-Auch“ in die Physik ein, die „Quantenlogik“.

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  • In der Quantentheorie bilden die Messoperatoren eine nicht-kommutative Algebra: die Elemente dieser „Observablen“-Algebra vertauschen bei der Multiplikation i. a. nicht. Die Information über ein physikalisches System wird durch Funktionen eines abstrakten mathematischen Raumes, den Vektoren eines Hilbertraums repräsentiert. Die Messoperatoren werden auf die Hilbertraum-Funktionen angewandt.

    In der klassischen Physik steckt die physikalische Information eines Systems in den Zustandspunkten. Ein Zustandspunkt besteht aus einem Raumpunkt und dem zugehörigen Impulswert eines Massenpunktes. Die Zustandspunkte generieren (mit Hilfe des dynamischen Gesetzes) die anschaulichen Bahnen des Massenpunktes. In der Quantentheorie wird der Zustandspunkt durch die Zustandsfunktion (Hilbertraumvektor) ersetzt. Damit geht in der Quantentheorie die raum-zeitliche Anschaulichkeit des Quantenobjekts verloren.

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    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Quantenmechanische Vertauschungsrelationen geben Anlass zu Quantenkorrelationen.

    Aus der Heisenbergschen Vertauschungsrelation folgt unmittelbar,ohne einen Messprozess zu bemühen, die Heisenbergsche Unschärferelation. Die Unschärferelation besagt explizit, dass sich ein Quantenobjekt nicht beliebig genau lokalisieren lässt. Ein Quantenobjekt lässt sich nicht scharf photografieren.

    Es ist unmöglich, von einem Quantenobjekt ein Bild herzustellen.

    Die Unschärferelation regelt das Sowohl als Auch von Ortsmessung und Impulsmessung.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Heisenbergsche Unschärferelation (1927)

    stehe für den Erwartungswert.Schwankungsquadrat, das Quadrat der Unschärfe einer Observablen:

    ( ΔA)2 = < (A − 1)2 >

    (Δ A)2 = < A2 > − 2

    Satz: Für physikalische Observable A, B gilt die Unschärferelation:

    Δ A · Δ B ≥ (1/2) < i (A·B − B·A) > .

    Mit Ortsoperator und Impulsoperator ergibt sich die Heisenbergsche Unschärferelation:

    Δp Δq ≥ 〈 ψ , ( P Q − Q P) ψ 〉 = h / 4π

    Die Heisenbergsche Unschärferelation garantiert die Stabilität der Materie!

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • 4. QUANTENKORRELATIONEN:

    WAS DIE WELT IM INNERSTEN ZUSAMMENHÄLT.

    Quantenkorrelationen sind sehr subtil.

    In unserer alltäglichen, „klassischen“ Erfahrung nehmen wir sie üblicherweise nicht wahr. Die uns alltäglich umgebenden „klassischen“ Objekte „entstehen“ durchDekorrelatation. Dabei identifizieren wir im unteilbaren Universum nach unserem freien Interesse (hier hat der freie Wille einen Platz) spezifische Objekte. Das Übrige ist die nicht weiter spezifizierte Umgebung, die als „Störung“ auf das Objekt wirkt und das Dekorrelieren auslöst.

    Nichtsdestotrotz sind Quantenkorrelationen verantwortlich für fundamentale Phänomene der Physik.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Ein lehrreiches Beispiel ist die Bose-Einstein-Kondensation in einem idealen Quantengas. Bei Raumtemperatur verhalten sich die Moleküle klassisch: Zu jedem Zeitpunkt haben sie einen definierten Ort und eine definierte Geschwindigkeit (und damit Impuls; unten im Bild durch Pfeile angedeutet). Sie bewegen sich auf klassischen Bahnen. Bei ihrer Wärmebewegung wird ihre mittlere Geschwindigkeit durch die Temperatur des Gases gegeben.

    Mit der Abkühlung wird die Wärmebewegung schwächer. Zunehmend macht sich der Wellencharakter der Moleküle bemerkbar. Nach Erreichen einer Temperatur von wenigen Millionstel Grad über dem absoluten Nullpunkt der Temperatur - ein extrem anspruchsvoller technischer Vorgang, der erst 70 Jahre nach Einsteins Prognose1995 geschafft wurde - findet ein thermodynamischer Phasenübergang statt. Molekülwellen korrelieren miteinander und bilden eine makroskopische Welle: ein qualitativ völlig neuer Materiezustand.

    Die folgenden ersten drei Bilder unten finden sich auf der Homepage des Physik-Nobelpreisträgers Wolfgang Ketterle, MIT, Boston, Massachusetts. Das zweite und das dritte Bild zeigen die Bildung des Bose-Einstein-Kondensats (Falschfarben-Darstellung der Materie-Dichte).

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Rehabilitierung des Sündenfalls

    http://cua.mit.edu/ketterle_group/ketterle.htm

    Dienstag, 25. Oktober 2016

    http://cua.mit.edu/ketterle_group/ketterle.htmhttp://cua.mit.edu/ketterle_group/ketterle.htm

  • Bildung des Kondensats aus einer Atomwolke

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Dichteplot während der Kondensatentwicklung

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Rehabilitierung des Sündenfalls

    J. Klaers, J. Schmitt, F. Vewinger, M. Weitz: “Bose-Einstein Condensation of Photons in an optical microcavity“. Nature 468 (2010), S. 545.

    Jan Klärs, Julian Schmitt, Tobias Damm, David Dung, Frank Vewinger und Martin Weitz:„Bose-Einstein-Kondensation von Photonen in einem optischen Mikroresonator“, in Eberhard Müller (Hg), „Raum und Materie“, LIT Verlag, Münster, 2015, S. 65-76.

    Bose-Einstein-Kondensation von Photonengelingt 2010 der Experimentalgruppe von Martin Weitz an der Universität Bonn.Auch hier sind die Quantenkorrelationenzwischen den Photonen entscheidend.

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • 5. KONSTRUKTIVISTISCHE INTERPRETATION DER QUANTENTHEORIE

    Quantenkorrelationen zwischen allen Elementarteilchen des Universums erzeugen eine unteilbare Ganzheit.

    Teilobjekte existieren nicht a priori. Sie existieren kraft Konstruktion: Definitionsschnitte, realisiert durch die Versuchsanordnung, blenden ausgewählte Korrelationen aus und präparieren so den Gegenstand der Beschreibung.

    Diese Dekorrelation durch Definitionsschnitte bewirkt die Irreversibilität, d. h. den Zeitpfeil im dynamischen Verhalten des erzeugten Objekts. Der Zeitpfeil ist die Folge der Asymmetrie zwischen Teil und dem Ganzen.

    Die Dualität von Welle und Korpuskel schließt die Entweder-Oder-Logik aus und führt eine Sowohl-Als-Auch-Logik ein.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Wir können uns einen solchen Definitionsschnitt an einem Beispiel paradigmatisch klarmachen.

    Denken wir an Elektronen, die an ein elektromagnetisches Feld gekoppelt sind. Die elektromagnetische Wechselwirkung korreliert Elektronen und Photonen zu einem quantenmechanischen Gesamtsystem. Infolge der Kopplung ist es nicht mehr möglich, eine gegenseitige Begrenzung anzugeben. Mit der Kopplung geht der physikalische Begriff des „Elektrons“ wie auch der Begriff „elektromagnetisches Feld“, strenggenommen, verloren. Die beiden Ingredienzien haben im gekoppelten System a priori keine eigene Identität. Um von einem „elektronischen Teilsystem“ sprechen zu können, muß ein „Schnitt“ vorgenommen werden.

    Ganz unterschiedliche Definitionsschnitte sind denkbar. Entsprechend unterschiedlich ergibt sich dann die „Kopplung“ zwischen dem elektronischen Teilsystem und dem elektromagnetischen Umgebungsfeld. So können wir das elektronische System „stark“ an die Umgebung koppeln, oder wir können es „schwach“ an die Umgebung koppeln. Wir sprechen dann von „stark gekoppelten Elektronen“, oder von „schwach gekoppelten Elektronen“. Ein stark gekoppeltes Elektron und ein schwach gekoppeltes Elektron sind unterschiedliche physikalische Objekte.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Schnitte finden in einer mathematischen Idealisierung ihren Niederschlag. Im Falle des schwach gekoppelten Elektrons steht der sogenannte „schwache Kopplungslimes“ für diese Idealisierung.

    Anstelle von Elektronen können wir Kernspins als Teilsystem betrachten. Wir nehmen dieses gekoppelte System Kernspins und Photonen als momentanes “Universe of discourse“. In diesem Gesamtsystem ist die Zeitentwicklung reversibel. Wenn wir mit der Idealisisierung des schwachen Kopplungslimes auf das Kernspin-Teilsystem fokussieren, erhalten wir als zeitliche Dynamik im Teilsystem die sogenannten „Blochschen Gleichungen“ der Kernspinresonanz. Diese Dynamik ist irreversibel und bildet eine Halbgruppe, im Unterschied zur Gruppe der reversiblen Dynamik im Gesamtsystem.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Ein Beispiel aus den Textwissenschaften

    Was ist ein Begriff? Zu einem Begriff gehört ein Wort oder ein Subtext eines Textes. Die „Umgebung“ des Worts oder der Worte, die für einen Begriff stehen, ist der Kontext. Ein Wort allein liefert noch keinen fertigen Begriff. Ohne geschriebenen und ungeschriebenen Kontext bleibt die Bedeutung von Wörtern unklar bzw. uneindeutig. Das Wort „Mutter“ könnte die Mutter eines Kindes, oder die Mutter einer Schraube, oder die Muttergesellschaft eines Industrieunternehmens bedeuten. Mit Ton könnte ein Höreindruck oder der Lehm der Töpferin gemeint sein. …

    Die Art der Korrelation zwischen Wort und Kontext ist für die Bedeutung eines Begriffs entscheidend. Erst die konkrete (grammatikalische) Ankopplung an den Kontext führt auf die Definition eines Begriffs. Entsprechend kommt es im Laufe der Zeit mit der Änderung der allgemeinen Lebensumstände (Gesamt-Kontext) zu Verschiebungen von Begriffsbedeutungen: Begriffe „altern“. Wollen wir an ihnen festhalten, müssen wir sie je neu rekonstruieren. Dies zeigt die strukturelle Analogie zur Konstruktion von Systemen und Objekten in einem quantentheoretisch beschriebenen Universum.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • 6. EINE THEOLOGISCHE EINBLENDUNG: ELIA AUF DEM BERG HOREB

    Der HERR spricht zu Elija:Geh hinaus und stell dich auf den Berg vor den HERRN! Und sieh - da ging der HERR vorüber. Und vor dem HERRN her kam ein grosser und gewaltiger Sturmwind, der Berge zerriss und Felsen zerbrach,in dem Sturmwind aber war der HERR nicht.Und nach dem Sturmwind kam ein Erdbeben,in dem Erdbeben aber war der HERR nicht.Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer,in dem Feuer aber war der HERR nicht.Nach dem Feuer aber kam das Flüstern eines sanften Windhauchs.(1. Könige 19,11-12)

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • 7. EINE NEUE PERSPEKTIVE AUF DEN „SÜNDENFALL“: WIE DER MENSCH ERWACHSEN UND DAMIT SCHULDFÄHIG WIRD.

    Der Definitionsschnitt der konstruktivistischen Interpretation der Quantentheorie ist ein kräftiges begriffliches Werkzeug. Vergleichbar benutzt ihn Luhmann in seiner Systemtheorie. Der Definitionsschnitt erweist sich als Schlüssel zur Deutung des Textes Genesis 3.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Eva und Adam essen von der Frucht des Baums und erkennen ihre Geschlechtlichkeit, ihre Scheidung in Mann und Frau. Die erste menschliche Erkenntnis überhaupt. Erkenntnis ist grundsätzlich eine Differenzerfahrung, sie setzt Unterscheiden voraus.

    Das einfachste Erkenntnis-Ur-Teil ist die Unterscheidung zweier Möglichkeiten,die Ent-Scheidung einer Entweder-Oder-Alternative. (C. F. v. Weizsäcker baut seinen Physik-Entwurf auf die Ur-Alternative.) Der Informationsinhalt eines Urs ist 1 Bit. Am Anfang aller Erkenntnis steht die Erfindung der Zahl 2, die die beiden Optionen einer elementaren Entweder-Oder-Entscheidung „erzählt“.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Die Erfahrung des Getrenntseins schockiert und schmerzt. Aus Vertrautem (Gen. 2,23) ist ganz Anderes, Fremdes geworden.Trennungsarbeit, Differenzarbeit schmerzt und macht Mühe:Geburtswehen (3,16a), im Schweiss des Angesichts den Acker bestellen und das Brot essen (3,17b-19a).

    Menschen, Tiere und Pflanzen benennen (2, 19b.20a) heißt, sie zu unterscheiden, definierende Schnitte zu setzen.

    Jede Trennung ist zugleich eine Trennung von Gott, der für die ungetrennte Einheit, für das Eine schlechthin steht.

    Der Mensch kann nur „Ich“ sagen, wenn er von Gott getrennt ist!Sünde ist die Trennung von Gott. Ohne Sünde existieren wir gar nicht.An diesem Anfangsgrund geht es nicht um Moral und Gehorsam, es geht um die schiere Existenz.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Die Trennungsarbeit, die ein „Ich“ hervorbringt, ist nicht mit einem einzigen Definitionsschnitt getan. Wir formen unsere Individualität, unser persönliches Profil durch viele Entscheidungen unser ganzes Leben lang. Und wir werden natürlich auch durch das Geschehen in unserer Umwelt, in unserer Umgebung geprägt.

    Wer setzt den Schnitt? Bereits der allererste sichtbare Schritt, unsere Geburt, mit der wir als „separiertes“ „Geschöpf“ in die raum-zeitliche Existenz treten, ist eine Kooperation: Die Kooperation zwischen Mutter und werdendem Kind beim Geburtsvorgang.

    Die „Sünde“ im Paradies ist, symbolisch gesprochen, das Durchtrennen der Nabelschnur.

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • “Ich“ werden heißt, einen eigenen Willen entwickeln.Genesis 3 schafft dies literarisch außerordentlich kunstvoll und einfühlend auszudrücken. Der werdende Wille der ersten Menschen im Paradies muss sich an Gottes Willen reiben. In dieser Geschichte ist der Ungehorsam gegen Gottes Gebot eine Trotzreaktion der ersten Gotteskinder. Wie wir sie von unseren Kindern kennen. Und uns freuen, da eigener Wille aufblitzt. Es ist ein Probieren und Ausprobieren.

    Genesis 3 beschreibt den Weg zum Erwachsenwerden.

    Unter einem autoritären Blick macht Adam bei diesem Ich-Sagen keine gute Figur. Er operiert mit Schuldzuweisungen an Eva. Und Eva reicht die Schuldfrage an die Schlange weiter. Hier ist noch nicht ein souveräner, gereifter Wille am Werk. Vielmehr ist dieser Wille gerade erst, überraschend, entstanden. „Gott hatte Freude, als Eva und Adam vom ,Apfel‘ aßen“ (Jakob Teichmann, Rabbiner in Zürich, 1982 bei einem interdisziplinären Seminar mit Paul Feyerabend an der ETH Zürich).

    Rehabilitierung des Sündenfalls

    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Im Paradies von Ungehorsam und Schuld zu sprechen ist logisch unsinnig. Der erst noch werdende und erwachsen werdende Mensch ist noch nicht schuldfähig. Schuld setzt Schuldfähigkeit und Verantwortungsfähigkeit voraus. Die Sündenfallgeschichte ist eine Geschichte über den Weg in die Autonomie und Selbstbestimmung.

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  • Rehabilitierung des Sündenfalls

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  • 8. SÜNDE, KREATIVITÄT UND TOD

    Die Geschichte vom Sündenfall berichtet darüber, daß Erkenntnis nur um den Preis der Aufgabe der Einheit zu haben ist.

    Teilungen, Grenzziehungen sind charakteristisch für alles Geschaffene. Die Grenzziehung zwischen Gott und Mensch ist die Sünde schlechthin. Diese Grenze steht für den kategorialen Unterschied zwischen Gott und Mensch.

    Ohne diesen in Genesis 3 mit dem Bild der Austreibung aus dem Paradies gezeichneten Abnabelungsprozeß sind souveräne, autonom und verantwortlich handelnde Menschen gar nicht denkbar. Sünde ist die Bedingung der Möglichkeit von Schöpfung. Sie ist das Konstruktionsmittel der Schöpfung. Sünde erzeugt Neues. Keine Kreativität ohne Sünde.

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    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Bei einem Definitionsschnitt werden innerhalb einer Ganzheit ausgewählte Korrelationen ausgeblendet. Damit wird die Informationsfülle des betrachteten Systems reduziert. Die Entropie, die die Qualität eines Systems beschreibt, wird größer. Das zeigt Irreversibilität an (wie beim paradigmatischen Beispiel der Idealisierung des schwachen Kopplungslimes).

    Irreversibilität konstituiert den Zeitpfeil. Sie konstituiert Zeit. In den Kontext des Sündenfalls übersetzt: Mit der Sünde entsteht die Zeit. Alles Geschaffene existiert zeitlich begrenzt. Dem zeitlosen, ewigen Gott steht das zeitliche Geschöpf gegenüber.

    Der Tod des Geschöpfes ist der Preis der Kreativität. Geburt und Tod gehören untrennbar zusammen. Der Tod ist ein wieder eins Werden mit Gott.

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  • 9. PERSPEKTIVEN DES UMDENKENS

    Quantendialektischer Zugang zur Architektur der Wirtschaft

    Eine soziale ökologische Marktwirtschaft entfaltet sich in der Spannung von Marktwirtschaft und sozialer Sicherheit und Ökologie. Die beiden Positionen verhalten sich quantenlogisch komplementär zueinander.

    Der zentrale Begriff der Marktwirtschaft ist der freie Wettbewerb aller Wirtschaftsakteure. Der innovative Wettstreit mit Ideen, Fertigkeiten, Produkten, Konzepten soll der Vielfalt und einem produktiven, gedeihlichen Wirtschaften dienen. Marktwirtschaft darf nicht mit Kapitalismus verwechselt werden. Das leitende Prinzip des Kapitalismus ist die Akkumulation von Kapital: Das Kapital wird zum Selbstzweck. Davon zu unterscheiden ist der Einsatz von Kapital als ein wirtschaftliches Werkzeug, typischerweise in hoch differenzierten Wirtschaftsformen.

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    Dienstag, 25. Oktober 2016

  • Dem Wettbewerb als ausschließlicher Prämisse ist seine Aufhebung inhärent. Das zeigt eine einfache Überlegung: Beim marktwirtschaftlichen Wettbewerb können sich einige Wirtschaftsakteure besser durchsetzen als andere. Sie verschaffen sich Wettbewerbsstärke, und treiben den Wettbewerb weiter. Schließlich gewinnen nur noch wenige, im Extremfall nur noch einer. Damit ist aber der Wettbewerb zu Ende. Das ist ein starkes Indiz dafür, dass dem Wettbewerb ein komplementärer Antagonist gegenübergestellt werden muss, um eine Balance und damit eine funktionierende Marktwirtschaft zu bekommen.

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  • Ein Komplement zum Wettbewerb, das die bleibende wirtschaftliche Existenz aller möglichen Wirtschaftssubjekte und damit aller Bürgerinnen und Bürger dauerhaft gewährleistet, ist die Verankerung sozialer Sicherheit in der Struktur einer Marktwirtschaft. Als existenzielle Voraussetzung des Fortbestands der Menschheit kommt die Ökologie zu den Prämissen einer Marktwirtschaft hinzu.

    Eine soziale ökologische Marktwirtschaft entfaltet sich aus der Komplementarität zwischen einerseits dem Leitbild des Wettbewerbs, und andrerseits dem Leitbild sozialer und ökologischer Absicherung. Eine dem Typ nach quantendialektische Synthese aus der These Wettbewerb und der Heterothese soziale und ökologische Absicherung. Das in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland und Skandinavien entwickelte Sozialsystem, oder ein bedingungsloses Grundeinkommen sind Beispiele einer zum Wettbewerb komplementären sozialen Absicherung.

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  • Literatur:

    Eberhard Müller: „Rehabilitation der Sünde. Der Grundriß der Schöpfung.Neue Perspektiven im Schnittfeld von Quantentheorie und Schöfpungstheologie“.Radius-Verlag Stuttgart, 2004.

    Eberhard Müller: „A Constructivistic Interpretation of Quantum Theory preserves Causation“. In “Current Issues in Causation“, Wolfgang Spohn, Marion Ledwig, Michael Elsfeld (eds), mentis, Paderborn, 2001, S. 191-198.

    Eberhard Müller: „Architektur der Gerechtigkeit. Ein Wirtschaftskonzept.“Radius-Verlag Stuttgart, 2006.

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  • Hofgeismar, den 21. Oktober 2016Prof. Dr. Eberhard Müller

    Rehabilitierung des SündenfallsProf. Dr. Eberhard Müller, Schönwalde-GlieneMail: [email protected]

    Dienstag, 25. Oktober 2016

    mailto:[email protected]:[email protected]

  • ERGÄNZUNGEN ZUR DISKUSSION

    ANTHROPOLOGIE, MENSCHENBILD

    Sünde (im Sinne der Sündenfallgeschichte) ist die Existenzbedingung des Menschen. Sie ist keine moralische Verfehlung des Menschen.

    Der Mensch ist kein defizitäres Geschöpf.

    Die soziale Dimension der Sünde ist ihrem existenziellen Verständnis nachgeordnet.

    Der Tod ist der Geburt nachgeordnet. Geburt und Tod gehören kreatürlich zusammen. Es bedarf keines Opfers („Sühneopfer“) zur Rechtfertigung unserer Existenz.

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  • ANTHROPOLOGIE, MENSCHENBILD

    Menschen sind Bild Gottes.Auch in ihrer Fähigkeit zur Kreativität.

    Der Definitionsschnitt, der den Unterschied zwischen Gott und Mensch markiert, vermittelt dialektisch zwischen dem Vielen und dem Einen:In ihrer konstruierten Trennung von Gott bleiben Menschen zugleich mit Gott dauerhaft verbunden. Wir bleiben immer in „Gottes Hand“.

    Menschen sind Töchter und Söhne Gottes, wie wir dies mit „Vater unser“ aussprechen.

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