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Erfahrungsbericht Polytechnic University Hong Kong Wintersemester 2010/2011
Martin Ebert Seite 0
Erfahrungsbericht
Hong Kong Polytechnic University Hong Kong Wintersemester 2010/2011
- August 2010 bis Dezember 2010 -
Martin Ebert
Hinter den Höfen 8
37276 Meinhard
Duale Hochschule Baden Württemberg Mannheim Bachelor of Engineering Wirtschaftsingenieurwesen
Jahrgang 2008 (Abschluss 2011)
Auslandsaufenthalt im fünften von sechs Semestern
Die Veröffentlichung ist der DHBW Mannheim in allen Medien gestattet.
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Hong Kong – eine unglaublich faszinierende Stadt! Hat man doch in den vier
Monaten, die das Semester dauern, längst nicht alles sehen und besuchen können,
was Hong Kong auf seinen vielen Inseln und Halbinseln für seine Besucher bereit
hält. Aber der Eindruck bleibt nachhaltig bestehen: phänomenal!
Die Hong Kong Polytechnic University liegt im Herzen der Stadt, im Stadtteil Hung
Hom, Kowloon. In wenigen Minuten erreicht man von der Universität das
Studentenwohnheim, die „Halls of Residence“ oder kurz nur „the Hall“. Es empfiehlt
sich sehr, in den Halls zu leben, denn dort findet man schnell Anschluss. Die
Polytechnic University, im Allgemeinen immer mit PolyU abgekürzt, bietet dem
Austauschstudenten die Möglichkeit, eine Vorselektion bezüglich des Roommates
vorzunehmen, denn man lebt in räumlich doch relativ begrenzten Doppelzimmern
und teilt sich in der Regel ein Bad zu viert. Die Auswahlmöglichmöglichkeiten sind die
folgenden: Austauschstudent (auch Mainland China), Austauschstudent aus dem
eigenen Land oder einen Hong Kong „local“. Ich habe mich für einen Hong Kong
„local“ entschieden, um mit jemandem zusammen zu leben, der sich in Hong Kong
auskennt und mit dem man etwas unternehmen kann. Dieser Plan ist jedoch -
zumindest, was meinen Roommate anging - nicht aufgegangen, da ich es als relativ
schwer empfunden habe, eine gemeinsame Basis zu finden, die ich auf so engem
Raum für unabdingbar halte. Also die Empfehlung an dieser Stelle, sich genau zu
überlegen, mit wem man zusammen leben möchte. Kommt man mit mehreren
Personen aus Deutschland, die man schon kennt, ist es sicher von Vorteil, sich auch
hier zusammen zu tun.
Von der Hall erreicht man fußläufig in wenigen Minuten alles, was man zum Leben
braucht: Supermärkte und Haushaltsgeschäfte zum Einkaufen sowie preiswerte
Restaurants zum Essen. Letzteres darf nicht unterschätzt werden, denn in der Hall
kann man nicht wirklich kochen, was bedeutet, dass es nur eine Küche pro
Stockwerk, das heißt eine Küche für etwa als 150 Personen. Das ist kulturell bedingt:
In Hong Kong gewinnt das gemeinsame Essen in einer Gruppe eine ganz hohe
Bedeutung und wird seit jeher aus Platzgründen nicht zu Hause, sondern im
Restaurant eingenommen. Dafür sind die Restaurants, gerade in Hung Hom, einem
Wohnviertel (wenn man deutsche Wohnviertel gewohnt ist, wird es eine Weile
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dauern, bis man Hung Hom als solches zu schätzen weiß), sehr günstig. Für 50 HK$
(entspricht etwa 5 €) kann man sich sehr satt essen und trinken.
Geht man in die andere Richtung aus der Hall, dann erreicht man zunächst den
Bahnhof von Hung Hom, wo man eine gute Bahnanbindung in die weiteren
Stadtgebiete, zum Flughafen, aber auch nach Mainland China (Pass bitte nicht
vergessen!) hat. Schnell hat man jedoch heraus, dass man besonders mit mehreren
Personen, oft schneller und günstiger mit dem Taxi unterwegs ist, als mit Bus und
Bahn. Für Bus und Bahn gibt es allerdings auch Studentenrabatt, indem man sich
eine Studenten-Octopus-Card beschafft (Antrag in der Uni ausfüllen!), die man bei
jedem Fahrtantritt am Drehkreuz über einen Interface-Scanner zieht.
Einen einzigen „Downtown“-Bereich gibt es in Hong Kong gar nicht. Man hat mehrere
verschiedene Bereiche, die unterschiedlichen Zwecken dienen: Nathan Road zum
Shoppen, Tsim Tsa Tsui zum Essen, Lan Kwai Fong und Wan Chai zum Feiern und
Soho für einen gemütlichen Bar-Abend. Natürlich kann man diese Abgrenzung nicht
starr ziehen, aber im Allgemeinen pendeln sich die Bedeutungen der Stadtteile in
diesem Bereich ein. Dabei ist Hong Kong unheimlich vielseitig, da sich bereits
innerhalb der Bereiche, und im Besonderen stadtweit eine unglaubliche Vielseitigkeit
einstellt. Hinzu kommen die unzähligen Naturschauspiele, Strände, „traditional
villages“ und Sehenswürdigkeiten außerhalb der quirligen Innenstadt. Man kann
unglaublich viel unternehmen, in wirklich allen Ausprägungen (außer Skifahren ☺,
denn wenn man wie ich im August in Hong Kong ankommt, herrschen etwa 32°C im
Schatten bei etwa 80% Luftfeuchtigkeit - woran man sich in der Tat erst gewöhnen
muss).
Das Unileben selbst konzentriert sich auf dem Campus. Dieser ist weitläufig und
bietet gute Möglichkeiten für einen angenehmen Aufenthalt, vom Café bis zum
Medical Center. Der Empfang durch das International Affairs Office ist sehr herzlich
und es bleiben in der Regel keine Fragen offen, da man sich mit allen Unklarheiten,
Sorgen und Nöten an die entsprechend genannten Ansprechpartner wenden kann.
Ferner empfiehlt sich auch, am Buddy-Programm teilzunehmen, um einen weiteren
Freund und Ansprechpartner zu gewinnen.
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Die Vorlesungen, Seminare und Tutorien laufen weitest gehend auf Englisch,
Ausnahmen werden explizit angegeben. Das Sprachniveau der Dozenten ist in aller
Regel gut, wobei es hier auch Ausnahmen gibt. Gleiches gilt für die Studenten, die in
der Regel ein ausgeprägtes Vokabular beherrschen, in Aussprache und Grammatik
jedoch nicht immer hervorragen. Für die Vorlesungen gilt: Weniger ist mehr! Man
sollte sich im Vorfeld über alle Belegverpflichtungen im Klaren sein und dies ganz
genau mit der Studiengangsleitung abklären, damit man nicht zu viele Kurse belegen
muss, da der Workload sehr hoch ist. Ein Hong Kong credit point ist in aller Regel
etwa so viel wert wie 2 ECTS credit points. Dies ist bei der Kurswahl zu beachten. Es
gibt prinzipiell alle Wahlmöglichkeiten, das in Deutschland möglich Kursportfolio
abzudecken, wenn es nicht gerade um deutsches Recht, deutsche
Rechnungslegung oder deutsche Geschichte geht. Das Spektrum der Kurse ist
unheimlich weit, wobei die Hälfte der Kurse an einem festgelegten Host-Department
abgelegt werden müssen. Dieses ist in der Regel frei wählbar. Es ist aufgrund des
Workloads nicht empfehlenswert, mehr als 4 Kurse zu belegen, sonst hat man keine
Möglichkeit mehr an den vielseitigen kulturellen Angeboten, oder Sprachkurse
teilzunehmen, beziehungsweise zu reisen. Die Angebote der PolyU und deren
Studentengruppen erreichen die Austauschstudenten nahezu unaufhörlich per eMail,
sodass man sich das heraussuchen, was man gerne macht. Die Angebote reichen
von Wanderungen, Sprachkursen (Mandarin und Kantonesich),
Tempelbesichtigungen bis hin zu Partys. Ich hatte leider aufgrund eines zu hoch
gewählten Workloads (6 Kurse) nicht mehr die Möglichkeit, an Tagungen und
Workshops konsequent teilzunehmen.
Das Studium ist von verschiedenen Arten der Lehre geprägt. Während sich an der
Dualen Hochschule die Lehre weitest gehend auf den Vorlesungsmodus
konzentriert, findet man an der PolyU auch Tutorien und Seminare. Neben den
Klausuren („Exams“), die an der DHBW wie auch in Hong Kong am Ende des
Semesters zu schreiben sind, gibt es an der PolyU weit mehr Prüfungsleistungen,
zum Beispiel in Form von Essays, Gruppenreports, Präsentationen, Multiple-Choice-
Quizzes und Mid-Term Exams. Die Vorlesungen erfolgen in der Regel in größerem
Rahmen (100-300 Studenten), wohingegen Seminare und Tutorien in Gruppen
abgehalten werden, die mit der Kursstärke an der DHBW vergleichbar sind. Praktika
werden im direkten Hochschulrahmen für Austauschstudenten nicht angeboten. Ich
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hatte insgesamt 38 Prüfungsleistungen (daher die Empfehlung weniger Kurse zu
belegen, und sich im Vorfeld nach dem Workload zu erkundigen) in meinen sechs
Kursen, die sich am Studienplan meines Studienganges Wirtschaftsingenieurwesen
orientierten:
• Introduction to Knowledge Management
• Enterprise Systems Modeling and Design
• Project Management
• Logistics and Distribution Management
• Supply-Chain Management
• Total Quality Management
Die Kurswahl, die man Deutschland im Vorfeld angibt ist in Hong Kong keineswegs
bindend. Zwar sollte man in Absprache mit der Studiengangsleitung eine gute
Vorauswahl treffen, wie die für einen erfolgreichen Studienabschluss an der DHBW
erforderlichen credits abzudecken sind, jedoch sollte hier Spielraum für die
Stundenplangestaltung vor Ort bleiben. Eine kurzfristige Kommunikationsmöglichkeit
zur Studiengangsleitung zur kurzfristigen Klärung bezüglich eventueller
Verschiebungen vor Ort ist angeraten.
Aber sind auch neben den hochschulorganisatorischen Fragen weitere
Vorbereitungen zu treffen. Man sollte vor allem erforderliche Impfungen nicht
vergessen, da hier durchaus 2 Monate für die entsprechenden Impfschemata (und
die Beschaffung schwer zugänglicher Sera, insbesondere gegen Japanische
Enzephalitis) einkalkuliert werden sollten. Die Behördengänge für das Visum werden
vom International Affairs Office in Hong Kong erledigt, die auch das Studenten-Visum
zuschicken. Wichtig ist nur, dass der Reisepass noch eine ausreichende Gültigkeit
aufweist und genügend Seiten frei hat, da der Einreisestempel innerhalb des
Studentenvisums bereits bei jeder Einreise (zählt auch aus Mainland China und
Macao) eine halbe Seite einnimmt. Sprachlich sollte man gut in Englisch sein, um
den Vorlesungen zu folgen, ein spezieller Kurs im Vorfeld kann in Erwägung
gezogen werden, ist aber nicht unbedingt nötig, da das Englischniveau, das der
Durchschnitt der Deutschen Studenten aufweist, in der Regel höher liegt als das in
Hong Kong.
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Letztlich gilt es in diesem Erfahrungsbericht noch einige Eindrücke mitzugeben, die
ich erfahren durfte. Hong Kong ist eine einzigartige Stadt, deren Faszination ich nie
vergessen werde. Ich kann nur jeden ermutigen, den Schritt in diesen interessanten
Kulturkreis wagen. Es ist nämlich nicht nur Hong Kong, sondern auch die die
umliegenden Länder (allen voran Mainland China, Singapur, Taiwan, Thailand,
Malaysia etc.) die in wenigen Flugstunden und in der Regel günstig zu erreichen
sind. Selbstverständlich bleibt auch ein gewisser Kulturschock nicht aus – bei jedem
Menschen in spezieller Ausprägung und durch andere Facetten ausgelöst. Das ist
ganz selbstverständlich, denn die Lebensweisen, mit denen man täglich konfrontiert
ist, weichen nicht nur im Kleinen mit unseren gewohnten Alltagen ab. Daher nimmt
man sehr viel Respekt mit ins Flugzeug beim Rückflug, aber auch eine Ansammlung
von Skurrilität. Die Erfahrungen sind jederzeit auch auf andere Auslandsaufenthalte
übertragbar und prägen die interkulturelle Kompetenz lebenslang. Ich würde jederzeit
wieder nach Hong Kong gehen.
Hong Kong – eine Stadt, ja ein Phänomen! Hong Kong ist mehr als nur eine Reise
wert. Ich wünsche allen, die sich für diese grandiose Erfahrung entscheiden wollen
alles Gute und ein sensationelles Auslandssemester!
Martin Ebert