31
Margot Kässmann I - 14.9.9 Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 1 I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens Von Manfred Kwiran „In der Mitte des Lebens, in der Diesseitigkeit des Lebens, erfahren wir Gott und seine Barmherzigkeit und seinen Frieden, der höher ist als alle Vernunft. Gott ist somit nicht an der Peripherie des Lebens oder gar im ,entweltlichten‘ Bereich zu suchen, sondern im hier und jetzt zu erfahren. In die Mitte des Lebens hinein gestellt, da wo wir sind, in welcher Situation und Lebenserfahrung auch immer, sind wir verantwortlich mit unseren Stärken und Schwächen, werden wir von Gott gehalten.“ Als Theologin hat Margot Käßmann sich seit Längerem mit der Mitte des Lebens beschäftigt, sodass sie 2009 das Buch „In der Mitte des Lebens“ pub- lizierte. Es ging ihr hier um Gedanken nach ihrem 50. Geburtstag (2008), wie man solch eine Lebensmitte erlebt, erleben könnte. „Bei aller Verschiedenheit aber scheint der 50. Geburtstag doch für fast alle Menschen ein besonderer Anlass zum Innehalten zu sein. (…) Die Mitte ist voller Spannungen. Mehr als die halbe Wegstrecke ist vorüber, und doch bin ich noch mittendrin, gespannt und ein bisschen bange zugleich, was noch alles kommen wird. Ich habe versucht, diese Spannungen in zehn großen Bögen zu beschreiben. Als Christin weiß ich mein Leben in Gottes Hand, in jedem Alter. Und so gehört für mich zu den Aspekten des Älterwerdens die biblische oder schlicht christliche Perspektive. (…) eine biblisch gegründete Lebenshaltung, von der aus die existenziellen wie die aktuellen Fragen bedacht werden.“ 1 Obwohl ihre Ansprechpartnerinnen für dieses Buch Frauen in unterschiedlichen Lebenslagen sind und vielleicht ein Mann, wie sie meint, eins für die Männer schreiben müsste, sind ihre eigenen Erfahrungen und Einsichten zur Lebensmit- te mehr als nur dies. Sie zeigen auf, dass der Mensch schlechthin, egal welchen Alters, sich der Welt nicht entziehen kann und dass „der“, welcher die Welt geschaffen hat, auch alles Leben „in seiner Hand hält“. So sieht sie im Leben einen wichtigen Balanceakt, der auch im Älterwerden nicht unwichtig wird. „Wer balanciert, versucht, nicht nach links oder rechts abzugleiten, nicht zu wanken, einen Stand zu finden, fest zu stehen, im Gleichgewicht zu sein und so auch weiterzukommen. Balance ist deshalb ein schönes Bild für diese Lebensmitte, finde ich. Eine Balance, die Kraft gibt und auch Mut macht.“ 2

I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 1

I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens Von Manfred Kwiran

„In der Mitte des Lebens, in der Diesseitigkeit des Lebens, erfahren wir Gott und seine Barmherzigkeit und seinen Frieden, der höher ist als alle Vernunft. Gott ist somit nicht an der Peripherie des Lebens oder gar im ,entweltlichten‘ Bereich zu suchen, sondern im hier und jetzt zu erfahren. In die Mitte des Lebens hinein gestellt, da wo wir sind, in welcher Situation und Lebenserfahrung auch immer, sind wir verantwortlich mit unseren Stärken und Schwächen, werden wir von Gott gehalten.“

Als Theologin hat Margot Käßmann sich seit Längerem mit der Mitte des Lebens beschäftigt, sodass sie 2009 das Buch „In der Mitte des Lebens“ pub-lizierte. Es ging ihr hier um Gedanken nach ihrem 50. Geburtstag (2008), wie man solch eine Lebensmitte erlebt, erleben könnte.

„Bei aller Verschiedenheit aber scheint der 50. Geburtstag doch für fast alle Menschen ein besonderer Anlass zum Innehalten zu sein. (…) Die Mitte ist voller Spannungen. Mehr als die halbe Wegstrecke ist vorüber, und doch bin ich noch mittendrin, gespannt und ein bisschen bange zugleich, was noch alles kommen wird. Ich habe versucht, diese Spannungen in zehn großen Bögen zu beschreiben. Als Christin weiß ich mein Leben in Gottes Hand, in jedem Alter. Und so gehört für mich zu den Aspekten des Älterwerdens die biblische oder schlicht christliche Perspektive. (…) eine biblisch gegründete Lebenshaltung, von der aus die existenziellen wie die aktuellen Fragen bedacht werden.“1

Obwohl ihre Ansprechpartnerinnen für dieses Buch Frauen in unterschiedlichen Lebenslagen sind und vielleicht ein Mann, wie sie meint, eins für die Männer schreiben müsste, sind ihre eigenen Erfahrungen und Einsichten zur Lebensmit-te mehr als nur dies. Sie zeigen auf, dass der Mensch schlechthin, egal welchen Alters, sich der Welt nicht entziehen kann und dass „der“, welcher die Welt geschaffen hat, auch alles Leben „in seiner Hand hält“. So sieht sie im Leben einen wichtigen Balanceakt, der auch im Älterwerden nicht unwichtig wird.

„Wer balanciert, versucht, nicht nach links oder rechts abzugleiten, nicht zu wanken, einen Stand zu finden, fest zu stehen, im Gleichgewicht zu sein und so auch weiterzukommen. Balance ist deshalb ein schönes Bild für diese Lebensmitte, finde ich. Eine Balance, die Kraft gibt und auch Mut macht.“2

Page 2: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

I - 14.9.9 Margot Kässmann

2 Olzog Verlag, 81373 München

Sie zitiert in diesem Zusammenhang Martin Luther vor dem Reichstag zu Worms: „Ich stehe hier, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen.“3 Im ganzen Buch versucht Käßmann deshalb aufgrund von biblischen Geschichten und Lebenserfahrungen, diese „Lebensmitte“ aufzuspüren und nach „Weisung“ zu befragen, nach Hilfe zu suchen für Situationen, wo es durchaus nicht einfach ist, standhaft zu sein. Die biblischen Geschichten, die Heranziehung literari-scher Werke, dienen im gesamten Buch dem geschichtlichen Aufrollen eines spannenden Lebens, von Käßmann selber immer wieder auch kritisch reflek-tiert, angefangen mit dem ersten Kapitel und dem vielsagenden Thema „Kinder loslassen“ und wie „das Ende der Zeit der Kindererziehung“ eine neue Freiheit und Entlastung sein kann, bis hin zu ihren Gedanken zum eigenen endgültigen Loslassen von allem, dem hoffentlich erfüllten und in Verantwortung gelebten Leben.

„Auch in der Mitte des Lebens bleiben diese drei: Glaube, Liebe, Hoffnung. Aber die Liebe ist die größte unter ihnen. Darauf verlasse ich mich. Der Tod wird sein. Aber davor noch kommt diese andere Lebensphase, auf die ich neugierig bin. Vor dem Tod gibt es noch viel zu er-leben, darauf bin ich gespannt. Ich hoffe, ich kann alt werden und nicht bereuen, wie ich gelebt habe. Es war so, wie es war. Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren werde, wünsche ich mir. Sie ist erfahrbar und erlebbar, wo ich dankbar zurückblicken kann und neugierig bleibe.“4

Das Leben als ein von Gott geschenktes, anvertrautes, erfahren zu haben, dass Gott immer einen hält und aufrichtet, auch über das Ende hinaus, „gibt mir das Gleichgewicht, das ich in der Mitte des Lebens brauche“.5

Ein wichtiger, ja wesentlicher Aspekt des Lebens, ist die Einübung von Gelas-senheit. Ohne diese können die jeweils neuen Herausforderungen nicht ange-nommen werden.

„Gelassenheit und Ruhe, ohne die wir nicht die Kraft haben, unser Leben bewusst zu gestalten. Das kann von Mensch zu Mensch sehr verschieden aussehen, aber es bedarf eines Innehaltens. Immer wieder einmal ist sozu-sagen ein Stoppschild nötig, das signalisiert: Halt mal an und schau, wer du bist und wo du stehst. Und dann betritt mutig neues Land.“6

Käßmann hat schon immer versucht, sich der Probleme „vor Ort“ oder gar der Welt anzunehmen, gekämpft für Lösungen und Veränderungen. Für sie war

Page 3: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 3

es immer klar, dass der Christ sich nicht aus der Politik heraushalten kann. Egal aus welcher Ideologie heraus, mit welch einer religiösen Haltung, wird der Mensch, wenn er nur sich selbst im Blick hat und keine Verantwortung übernimmt, „in der Mitte des Lebens“ schuldig.

„Nicht aus der Welt zu schaffen ist die fundamentale Erkenntnis, dass es keine Trennung von Politik und Transzendenz geben kann, keine Trennung von dem Aktionsbereich der Individuen als Gemeinde und der weltanschau-lichen Position.“7

Käßmanns Engagement auf den unterschiedlichsten sozial-politischen Gebieten macht deutlich, dass Politik und Religion für sie niemals zwei voneinander getrennte Bereiche sein können, und deshalb fordert sie gleichermaßen Ver-antwortung für das Miteinander, für das, was uns in der Mitte des Lebens auf jeder Altersstufe unbedingt angeht.

Der Lebensweg einer engagierten Theologin

Welchen Weg ist sie gegangen, welche Chancen hat sie nutzen können und wel-che Veränderungen wurden zur Bereicherung in ihrem bisherigen Leben? Wer ist Margot Käßmann wirklich? Ich möchte versuchen, einige dieser Stationen aufzusuchen, um festzustellen, warum diese Frau von uns solch eine Aufmerk-samkeit erhält. 1958 geboren wurde sie am 3. Juni 1958 in Marburg als Margot Schulze. 1977 erreichte sie die Hochschulreife. Dann kam bis 1983 das Studium der evangelischen Theologie. Schon hier war der Wunsch nach mehr als nur dem Studium an einer Universität vorhanden. Sie studierte in Tübingen, Edinburgh, Göttingen und Marburg. Einen großen Einschnitt hatte schon die Heirat (1981) mit Pfarrer Eckhard Käßmann gebracht. Eine weitere Veränderung kam mit der Geburt der vier Töchter (Hanna, Esther, Sarah und Lea, 1982–1991). In Wolfhagen / Kassel wurde sie 1983 Vikarin. Bis 2002 war sie jüngstes Mitglied des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK).

1985 wurde Käßmann zur Pfarrerin ordiniert und hatte mit ihrem Mann bis 1990 eine gemeinsame Pfarrstelle. Schon vier Jahre nach der Ordination folgte 1989 die Promotion an der Ruhr-Universität Bochum unter Konrad Raiser. Das Thema ihrer Dissertation lautet „Reichtum als Anfrage an die Einheit der Kir-che“. Die Beauftragung für den Kirchlichen Entwicklungsdienst (Kurhessen-Waldeck) erfolgte 1990. Es folgten Lehraufträge zur Ökumene in Leipzig / Uni-versität Marburg (1990–1992).

Page 4: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

I - 14.9.9 Margot Kässmann

4 Olzog Verlag, 81373 München

1991–1998 war sie Mitglied des Exekutivausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen. Als Studienleiterin in der Evangelischen Akademie Hofgeismar (1992–1994) folgte die Ernennung zur Generalsekretärin des Deutschen Evan-gelischen Kirchentages (1994–1999).

1999 kam die besondere Herausforderung, als sie zur Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hannover gewählt wurde. Als Mitglied im „Rat für Nachhaltige Entwicklung“ war sie in der Beratung für die Bundesregie-rung (2001) aktiv. Im Jahr darauf (2002) wurde sie Präsidentin der Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen und erhielt im selben Jahr die Ehrendoktorwürde (Dr. h. c.) vom Fachbereich Erzie-hungswissenschaften der Universität Hannover (27.11.2002).

Ein massiver Einschnitt im Leben traf sie 2006 (Krebserkrankung). Aber auch die Scheidung von ihrem Mann (2007) brachte belastende Veränderungen. 2009 wurde sie Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. In dieser Funktion und auch als Bischöfin der großen Landeskirche Hannover war ihr Rat besonders gefragt. Käßmanns Position in Fragen des gerechten Friedens in ihrer Neujahrspredigt (2010) stieß auf heftigste Kritik: „Nichts ist gut in Afgha-nistan“. Auch hier zeigte sie sich engagiert kritisch, während die Politiker noch darüber stritten, ob der „Einsatz“ deutscher Soldaten als Krieg zu bezeichnen wäre. Der Satz wurde aus dem Zusammenhang gerissen, und in und außerhalb der Kirche gab es massive Polemik, bis hin zu den Erwartungen, dass sich die Kirche bzw. eine Bischöfin gefälligst aus der Politik heraushalten sollte. Selten hatte man so viel Druck ausgeübt, und die Verleumdungen häuften sich.

„Es hat mich sehr verletzt, dass ich so angegriffen wurde. Im Nachhinein denke ich, ich hätte viel cooler sein sollen.“8

Schon zu Beginn des Krieges „gegen“ den Terrorismus zweifelte sie am Erfolg einer solchen Zielsetzung.

„Sie verwies darauf, wie lange der Westen das menschenverachtende Re-gime der Taliban geduldet habe und dass auch dessen Gegner Frauenrechte unterdrückten. Weihnachten 2009 erklärte sie, der Bundeswehreinsatz in Afghanistan, den die EKD schon lange realitätsgerecht Krieg nenne, sei ,nach den weitesten Maßstäben‘ der EKD ,so nicht zu rechtfertigen‘. Ein geordneter Rückzug und eine zivile Lösungsstrategie seien erforderlich; diese werde nicht einmal gesucht.“9

Page 5: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 5

Zehn Jahre nach dem Anfang dieses Krieges musste der Krieg in Afghanistan als „die Geschichte eines Irrtums“10 gedeutet werden.

„Seit bald zehn Jahren, etwa so lange wie Erster und Zweiter Weltkrieg zusammen dauerten, befinden sich auch deutsche Soldaten in Afghanistan in einem Einsatz, dem der Sinn immer wieder abhandenkam und dem sich nun auch keiner mehr geben lässt. Rund fünf Milliarden hat die Militär-operation Deutschland bislang gekostet, 52 deutsche Soldaten kostete sie das Leben, viele mehr die Gesundheit, psychisch, physisch.“11

War dieser Krieg wirklich alternativlos, wie namhafte Politiker in Deutschland vorgaben? Das Team der Spiegel-Redakteure hat hier gründlich recherchiert. Der deutsche Kanzler Schröder hatte Präsident Bush seine „uneingeschränkte Solidarität“ zugesichert, die heutige Kanzlerin Merkel sah den Weg als „al-ternativlos“ an. Der damalige Bundespräsident Johannes Rau versuchte, eher Alternativen zu finden. Am 14. September hatte Rau in seiner Rede zu dieser Entscheidung u. a. gesagt: „Hass (der Mörder) darf uns nicht zum Hass verfüh-ren. Hass blendet.“12 Rau war im Gegensatz zu anderen Politkern überzeugt, dass man sich nicht in einen Krieg „hineinreden“ lassen sollte. Immer wieder wurde dieser sogenannte „Einsatz“ in den Medien kritisch reflektiert, beson-ders, wenn es Verluste auf deutscher Seite betraf. Eher selten wurde auf das Elend des afghanischen Volkes aufmerksam gemacht, auf die toten Soldaten, getöteten Taliban, auf verwundete und getötete Zivilisten, auf die Situation der Flüchtlinge. Die notwendige Kritik reichte Käßmann nicht. Sie zeigte ebenfalls auf, wie heuchlerisch so manche Regierungen sein können, indem sie auf den deutschen Waffenexport hinwies.

„Sie begrüßte aktuelle Diskussionen um deutsche Kriegsbeteiligung und verwies auf die Rolle Deutschlands als drittgrößter Waffenexporteur der Welt: ,Wir verdienen auch noch an den Kriegen, die wir dann beklagen.‘ Man habe militärische und zivile Opfer jahrelang verdrängt und den Bun-deseinsatz als Aufbauhilfe ausgegeben.“13

Sie forderte schon hier ein baldiges Ende des gewaltsamen Konflikts. Schon in ihrer Weihnachtsansprache machte sie auf Konflikte in der eigenen Gesell-schaft aufmerksam und betonte diese gegenüber dem Weihnachtskartenmotto „Alles wird gut“. Hier sprach sie dann auch die Worte, die von den Medien aus dem Kontext gerissen wurden und dann für massive Missverständnisse und Verleumdungen sorgten:

Page 6: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

I - 14.9.9 Margot Kässmann

6 Olzog Verlag, 81373 München

„Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. (…) Aber Waffen schaffen offensicht-lich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen.“14

Diese Worte hatte sie in der Neujahrspredigt wiederholt. Während es auch Stimmen innerhalb der Kirchen gab, die Käßmanns kritische Worte als un-sachgemäß und selbstherrlich bezeichneten, wurde ihre Einmischung von der Mehrzahl unterstützt. Sogar die Kanzlerin meinte, dies wäre eine „legitime Einmischung“15. Vielleicht hatte Käßmann auch die Geschichte der Shirin-Gol in Sharin Shabiks Roman „Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen“ gelesen, das Schicksal der Menschen in den Flüchtlingssituationen, das Schicksal der afghanischen Frau.

„Gott hat der Sonne gesagt, sie soll die Erde in einen Brotofen verwandeln. Was ist gut? Die Glut der Sonne, der Staub, die vielen Menschen, die schrei-enden Geldwechsler mit ihren gemeinen, schleimigen Blicken, mit ihren Bündeln persischem Geld, amerikanischen Dollars und dem heiligen Geld der Heimat, die nichts anderes im Sinn haben, als ihre gerade in die Hei-mat zurückgekehrten Landsleute zu betrügen, zu belügen, auszunehmen. Die krachenden Lastwagen mit ihren Ladeflächen voller staubbedeckter, erschöpfter, verängstigter Menschen, die herunterspringen.“16

In einem Vortrag über „Ist Europa ein ,Christenclub‘?“ wünschte sie sich ein Europa als einen Ort,

„an dem nach all den Erfahrungen von Leid und Krieg endlich der Wil-le zum Frieden stärker ist als die Rechthaberei. Wenn (Menschen-)Recht endlich strömen darf an Stelle der Ströme von Blut, die hier vergossen wurden. Wenn wir endlich den Mut hätten zu einer Kontrastperspektive, zu einer Gegenkultur, wie die Bergpredigt sie entwirft, dann wäre Europa ein Hoffnungszeichen für die Welt. Dann wäre Europa auch wieder eine Perspektive der Bürgerinnen und Bürger und nicht ein bürokratisches Ge-bilde, mit dem sich niemand positiv identifiziert.“17

Für Käßmann ist dieser Friedensgeist geprägt aus Lebenserfahrungen und Werten des christlichen Glaubens. So fordert sie in ihrem Friedensbüchlein „Fantasie für den Frieden“ die ökumenische Bewegung heraus. Diese solle alle Armeen verurteilen,

Page 7: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 7

„die Kriege führen und dabei Folter, Leiden und Vergewaltigung im Ge-päck haben. Wir können uns aber positiv für eine internationale Frie-denstruppe einsetzen, die nur von den Vereinten Nationen legitimiert sein kann (…). Und wir haben offensichtlich zu akzeptieren, dass auch Terro-rismus letztendlich nicht durch Krieg besiegt werden kann (…). Hier ist wahrhaftig mehr Fantasie für den Frieden gefordert, damit der Versuch, den Terrorismus zu bekämpfen, nicht neuen Hass sät und neue Terroristen heranwachsen lässt. Ja, wir brauchen Strategien gegen Terror, keine Frage. Aber dazu ist wohl zuallererst ein Bündnis aller Menschen von entschei-dender Bedeutung, die sich nach Frieden in allen Nationen und zwischen allen Religionen sehnen.“18

Weiterer Einbruch in ihrem Leben

Nach der Neujahrspredigt, der Schelte der vielen Politiker und dem Medien-wirbel brachte die Alkoholfahrt (20. Februar 2010) den Rücktritt (24. Februar) von Bischofsamt und Ratsvorsitz. In dieser Situation nahm sie dennoch ihren Auftrag als Referentin beim Ökumenischen Kirchentag in München wahr, er-fuhr große Zustimmung und Applaus für ihre couragierte Haltung. Anschlie-ßend folgte eine Auszeit als Gastdozentin an der Emory University in Atlanta (USA). Jetzt konnte sie wieder frei atmen, ihren Studien nachgehen und Freunde besuchen. Regelmäßig berichtete sie über amerikanisches Kirchenleben und sinnierte:

„Heute würde ich sagen: Was auf den ersten Blick wie eine Katastrophe aussieht, muss auf den zweiten keine sein.“19

Es folgte die Gastprofessur (2011) an der Ruhr-Universität Bochum mit dem Forschungs- und Lehrschwerpunkt: Ökumene und Sozialethik.

Ihr 2011 erschienenes Buch „Sehnsucht nach Leben“ verbindet Reflexionen ihres bisherigen Lebens mit aussagekräftigen Stimmungsbildern von Eberhard Münch.

„Sehnsucht. Ein Wort, das unmittelbar Gefühle in uns auslöst. Sich sehnen, das ist etwas sehr Emotionales, da geht es um ganz Eigenes, es schwingen Lebensfragen, Hoffnungen mit. Ein Mensch, der sich sehnt, träumt von Veränderung, wagt, das Vorgefundene infrage zu stellen. Wenn wir uns

Page 8: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

I - 14.9.9 Margot Kässmann

8 Olzog Verlag, 81373 München

nach etwas sehnen, bedeutet dies ja, dass wir wagen, Neues, ganz anderes zu denken – in unserem persönlichen Leben oder auch für unsere Welt.“20

So beginnt Käßmann ihre Gedanken über die Veränderungen in ihrem Leben. Immer wieder hat sie das Vorgefundene, die ganz unterschiedlichen Situationen, mit denen sie in ihrem Leben konfrontiert wurde, kritisch befragt. Zeitgleich waren diese Herausforderungen immer wieder eine Infragestellung, wie auch eine Frage nach dem Sinn im eigenen Leben. Sie formuliert es so:

„Träumende und Sehende finden sich nicht mit der vermeintlich unver-änderbaren Realität ab, sondern malen Bilder der Zukunft, die über die Wirklichkeit hinausgehen (…). Sehnsucht kann auch weltbewegend sein, ja, die Welt verändern. Denken wir nur an die Sehnsucht nach Freiheit, die nordamerikanische Sklaven antrieb und ein ganzes Land bewegte, bis schließlich ein schwarzer Präsident mit seiner Familie ins Weiße Haus in Washington einzog. Oder die Sehnsucht nach Gleichberechtigung, die Frau-en in vielen Ländern der Erde auf die Straße trieb, bis dieses Versprechen in der Verfassung verankert war.“21

Käßmann hat ihre Auszeit in USA genutzt, um auch nach ihren eigenen Sehn-süchten zu fragen, was wird werden? Welche Veränderungen sind so massiv gewesen, dass man sie kaum ertragen konnte. Andere Veränderungen stehen noch aus, sind vielleicht noch nicht absehbar. Sie gesteht:

„Wir alle haben Angst vor Veränderungen. Und auch ich kann sagen, dass ich mich nach den Veränderungen in meinem Leben niemals gesehnt habe, sie aber im Nachhinein als große Bereicherung sehe. Hätte ich vorher ge-wusst, welche Brüche im Leben auf mich zukommen würden, wäre ich ihnen wohl ängstlich ausgewichen.“22

Käßmann hat diese Veränderungen als Chance und Bereicherung angenom-men. Überzeugend wünscht sie sich den Mut, Dinge zu hinterfragen und sich einzumischen,

„gegen ungerechte Verhältnisse aufzubegehren. Mut auch dafür, unser Le-ben zu ändern, noch einmal neu aufzubrechen“.23

Und aufgebrochen ist sie nach den letzten Veränderungen und dem Rückzug als Bischöfin, als Ratsvorsitzende der EKD.

Page 9: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 9

Themen, die besondere Beachtung finden

Wer mitten im Leben steht und sich der Verantwortung eines Christenmenschen bewusst ist, kann sich keinem gesellschaftlichen Thema entziehen. Und wer darüber hinaus eine bekannte Persönlichkeit ist, deren Stellungnahme zu be-stimmten Problemen für die Menschen wichtig ist, wird Gehör finden. So wurde die Wahrhaftigkeit der Stellungnahmen auch von Margot Käßmann erwartet. Da sie sich den anstehenden Problemfeldern stellte, sich gründlich vorbereitet hatte und es verstand, dies verständlich zu artikulieren, wurde sie sehr bald ge-hört, und auch die Medien nahmen es gerne auf. In den sogenannten „Tacheles-Talks“, ausgestrahlt durch den Sender Phoenix aus der Marktkirche Hannovers, machte die EKD-Ratsvorsitzende klar, wie wir miteinander und auch mit den Mitgliedern anderen Glaubens umgehen sollten. Religiöse Gefühle sind wichtig.

Auf der Suche nach mehr als nur Inhalten des Glaubens und Lehrsätzen der Kirche sind Menschen oft von den Veranstaltungen in den kirchlichen Gemein-den enttäuscht. Die Gemeinschaft, die sie ganz konkret und auch berechtigt „emotional“ erwarten, erhalten sie oft außerhalb der christlichen Kirche. Hier ist, sagt Käßmann, eine Chance vertan. Sie schlägt vor, dass wir uns aufmachen und versuchen, diesem Suchen nach Stille, Einkehr, Meditation und Spirituali-tät, nachzugehen und wieder zu entdecken. Es gilt, die Schatztruhe christlicher Spiritualität zu öffnen, so ihre Herausforderung an uns alle in ihrem Buch „Mit Herzen, Mund und Händen. Spiritualität im Alltag leben“24. Im Wortlaut:

„Mir liegt daran, christliche Spiritualität als Angebot zu stärken, die tra-genden Säulen zu klären, die Spannungen nicht zu vernachlässigen und vor allem die Möglichkeiten zu entdecken.“25

Sicherlich ist es richtig, dass es vielerlei Angebote, auch aus dem esoterischen Bereich und anderen religiösen Traditionen auf dem Markt der Möglichkeiten gibt. Viele sind faszinierend und verführerisch. Käßmann liegt es daran, eine gewisse Sortierung vorzunehmen:

„Mir liegt daran, Spiritualität als ökumenische Chance zu begreifen. Chris-tentum in Westeuropa wirkt oft so ausgetrocknet, wenig lebensfroh und meist abseits des Alltags. Das Befreiende unseres Glaubens, die frohe Bot-schaft wird zu wenig erkennbar. Dabei haben wir eine großartige spirituelle Tradition! Wir müssen meiner Meinung nach nicht fernöstliche Rituale su-chen, um christliche Spiritualität zu leben, wir können aus eigenen Quellen schöpfen. Aber wir müssen wissen, was unsere Wurzeln sind, um Vielfalt

Page 10: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

I - 14.9.9 Margot Kässmann

10 Olzog Verlag, 81373 München

zulassen zu können. (…) Spiritualität sollte mit einer gewissen Leichtigkeit des Herzens angegangen werden. In manchen Bereichen droht Spiritualität auch gesetzliche Züge anzunehmen, wenn Druck entsteht, etwa die sieben Fastenwochen einzuhalten, oder wenn bestimmte Übungen zu festgelegten Zeiten zwanghaft werden. Sicher gehört zur spirituellen Übung auch eine gewisse Disziplin und Regelmäßigkeit. Aber vor allem gehören zur Spiri-tualität die Freude am Glauben und die Liebe zu Gott.“26

Ein kleines Taschenbuch hat den Titel „Was im Leben trägt“27. Hier werden in den Texten Freude, Glaubensgewissheit, Geborgenheit und Mut „erfahrbar“. Als Christen sind wir überzeugt, dass wir uns immer in einem sogenannten „Beziehungsdreieck“ befinden: zwischen Gott, dem Nächsten und uns selbst.

„Deshalb ist christliche Spiritualität nie weltabgewandt oder individualis-tisch, sondern stets eingebettet in das Hier und Jetzt (…). Niemals kann ein Christ ganz und gar der Welt entfremdet leben, niemals eine Christin völlig in der Welt aufgehen. Bei einer spirituellen Glaubenserfahrung geht es nicht um Selbsterlösung und auch nicht um Weltflucht, sondern um einen Glauben, der mich stärkt.“28

Andere Religionen und Glaubensüberzeugungen

Aus dem Bewusstsein der eigenen Freiheit, der Meinungs- und Religionsfrei-heit heraus, müssen wir uns für andere gleichermaßen einsetzen, damit diese Menschen ohne Wenn und Aber akzeptiert werden.

„Ich kann verstehen, dass sich viele Muslime durch die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen verletzt gefühlt haben. Leider gehen Satiren, Theaterstücke und Veröffentlichungen vielfach über die Grenzen des gu-ten Geschmacks hinaus. Dies erschwert den Dialog der Religionen, statt ihn zu fördern. Wenn beispielsweise die Popmusikerin Madonna sich auf ihrer Tournee mit Dornenkrone an einem Kreuz präsentiert, ist das eine Selbstüberschätzung ungeheuren Ausmaßes, ein Missbrauch des Kreuzes, das für uns Christen eine tiefe existenzielle Bedeutung hat, letztlich allein der Selbstvermarktung wegen.“29

In diesem Zusammenhang fand Käßmann die gewaltsamen Ausschreitungen in vielen islamischen Ländern nach den Mohammed-Karikaturen nicht gerecht-fertigt. In demokratischen Ländern würde darüber gestritten werden. Insgesamt

Page 11: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 11

sind für sie Gewalt und Religion „völlig unvereinbar“, zugleich darf hierbei nicht die Glaubens- und Meinungsfreiheit auf der Strecke bleiben. Immer wie-der wies sie auf die befreiende Wirkung der Aufklärung für die Religionen hin, besonders wäre eine Reformation des Islam hilfreich. In vielen Situationen hat sich Margot Käßmann mit dem Islam auseinandergesetzt, insbesondere mit Fundamentalismus und Fanatismus, egal welcher Religion oder Glaubensüber-zeugung, egal welcher kulturellen Herkunft oder politischen Überzeugung. So auch in ihrem kleinen Band „Fantasie für den Frieden“:

„Ich wehre mich dagegen, dass religiöse Sprache für politische Ziele miss-braucht wird, dass Politiker Gott für Kriege, für ihre Seite, für Nationen in Anspruch nehmen. Wir müssen dagegen Einspruch erheben, dass Kriege als ,heilig‘ oder gar als ,Kreuzzüge‘ bezeichnet werden. Solle Gott denn nicht alle Menschen und Nationen schützen? Steht nicht in der Bibel: ,Selig sind die Friedfertigen‘?“30

In den Äußerungen vieler Muslime und deren politischer Machthaber mit de-ren unverantwortlicher antiwestlicher Polemik ist der Wunsch nach ehrlichem Dialog nicht zu finden. Hier schürt blinder Hass den Krieg und versucht nicht einmal den Weg des Friedens, der eigentlich in allen Religionen enthalten ist, zu gehen. Für Käßmann sind die Propaganda-Hasstiraden islamischer Funda-mentalisten pure Gotteslästerung und haben mit dem eigentlichen Glauben des Islam wenig, wenn überhaupt, etwas zu tun.

„Gotteslästerung ist auch die Redeweise islamischer Fundamentalisten wie Bin Laden, die sich auf Gott berufen, um ihren menschenverachtenden Terrorismus zu rechtfertigen.“31

Gerechte Kriege, egal von welcher Seite auch immer beschworen, gibt es nicht, auch keine heiligen. Käßmann ist überzeugt, dass die Muslime, ob in Deutsch-land oder anderswo, Stellung zu solchem Irrglauben und Wahnsinn beziehen.

„Ja, wir müssen gläubige Muslime auffordern, sich von fanatischen, irre-geleiteten Terroristen zu distanzieren, die meinen, im Namen Allahs töten zu dürfen.“

Ihre Abscheu gegen jegliche Gewalt und besonders gegen den Missbrauch der Religion wird besonders spürbar:

Page 12: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

I - 14.9.9 Margot Kässmann

12 Olzog Verlag, 81373 München

„Was für eine entsetzliche Grausamkeit tut sich da auf, welche Menschen-verachtung, was für ein Irrglaube! Der Islam erscheint zunehmend als ge-walttätig, als zerstörerisch. Wenn Muslime sagen, das sei ein Zerrbild, dann sollte auch diese Debatte erkennbar öffentlich innerhalb des Islam geführt werden. Darauf hoffe ich, denn ich kenne in der Tat viele Muslime, die diesen Terror ebenso ablehnen wie Christen.“32

Hier spricht sie aber auch die unheilvollen Positionen und Taten in den Kriegs-gebieten weltweit an, die von Christen und anderen verübt werden. So sollte die ökumenische Bewegung klar Stellung für den Frieden und das Wohlsein aller Menschen beziehen.

Ordination von Frauen

Seit Jahrzehnten kämpfen Frauen weltweit, besonders in westlichen Ländern, für die Gleichberechtigung der Geschlechter. Viele Erfolge sind in den letzten Jahren verbucht worden. Zugleich ist es auch heute noch schwer für Frauen, in bestimmten Berufen erfolgreich zu sein bzw. die Männerdomäne und deren gefestigte Hierarchiestrukturen zu überwinden. Besonders schwierig und fast unüberwindbar ist dies in den wissenschaftlich-technischen, den medizinischen und kirchlichen Berufen. So schrieb Ina Brzoska in ihrem optimistischen Bei-trag „Die Medizin wird weiblicher“33. Es vergeht kaum ein Tag, an dem man nicht auf Artikel in den Medien stößt, die aufzeigen, dass dieser „Wettkampf“ für die Gleichberechtigung kein Thema mehr ist, sondern dass der Zugang zu allen Berufen unabhängig von Gender-Fragen selbstverständlich ist. Brzoska schreibt über den Bereich der Medizin, was allerdings auf viele andere Berufe übertragbar ist:

„Die Zukunft der Medizin ist also weiblich. Mit dem Einzug der Frauen, fordern Politiker und Ärztevertreter seit einiger Zeit, müssten sich auch Strukturen verändern (…). Das größte Problem aber ist die ,gläserne De-cke‘, die scheint in Deutschland aus Panzerglas. Statistiken des Marburger Bunds zeigen, dass Frauen auf dem Weg in die oberen Etagen von Männern überholt werden. Bundesweit sind nur 12 % aller Professoren-Posten mit Frauen besetzt, nur 15 % aller leitenden Klinikärzte sind weiblich. Umfra-gen belegen ein sehr konservatives Rollenverständnis von Frauen, die den Arztberuf ergreifen. [Der] Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird bei Medizinerinnen weitaus höhere Priorität zugeschrieben als Karriere und hohe[m] Gehalt.“34

Page 13: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 13

Hier stellt sich durchaus die Frage, ob ein größerer Frauenanteil nicht insgesamt für die Arbeitsstrukturen und Atmosphäre der Beziehungen der Geschlechter, in und außerhalb des Berufs, eine Bereicherung wäre.

Auch in den kirchlichen Strukturen – ob dies nun die Leitung der Kirche durch einen Papst betrifft oder auch noch in den unteren Positionen – sind starre Hierarchien im Wege. So ist es ganz und gar nicht selbstverständlich, dass eine Frau Karriere macht. Es ist auch heute nicht selbstverständlich, dass eine Frau Bischöfin wird, geschweige denn Vorsitzende Bischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Allerdings – aus eher theologischer Perspek-tive, da nach Luther jeder Christ ein freier Mensch ist und niemand untergeben (Galater 3,28) – gibt es unter Protestanten auch Bestrebungen, den „Wert“ von Hierarchien neu und kritisch zu überdenken und vielleicht sogar das Bischofs-amt abzuschaffen.35

In den letzten Jahrzehnten wurde zunehmend nach der Rolle der Frau in den Religionen, besonders deren Stellung in den monotheistischen Religionen, ge-fragt. Die Universitäten boten entsprechende Seminare an.36 Zeitgleich fan-den grundlegende Studien zu Möglichkeiten der Ordination von Frauen in den christlichen Kirchen statt. Interreligiös und interkonfessionell entwickelte sich neben der Frauenbewegung und der feministischen Theologie auch eine Wahr-nehmung der feministischen Spiritualität. Gemeinsames Merkmal der zum Teil sehr unterschiedlichen Strömungen feministischer Spiritualität ist die Kritik und Ablehnung patriarchaler Kultur und Gesellschaft sowie das Streben nach einer frauenbezogenen, nicht länger androzentrischen Religiosität.37 In allen Religionen und besonders auch in den monotheistischen hatten die Frauen eine eher untergeordnete Rolle im Bereich der gottesdienstlichen Praxis.38 Sie durf-ten „mithelfen“ als Dienerinnen im sozialen Bereich. Die Frau war dem Mann untergeordnet. Umso moderner und aufgeklärter die Gesellschaft ist, desto eher hat die Frau eine Chance.39 Der „spezielle“ Dienst, somit auch die Weihe zum Dienst in Tempel, Kirche, Moschee, war dem Mann vorbehalten.

„Frauen waren noch bis vor wenigen Jahrzehnten die treuesten Kinder der Kirche und die zuverlässigsten Besucher der Gottesdienste. Die Pfarrer konnten auf sie zurückgreifen, wenn es galt, den Kirchenraum zu reinigen oder zu schmücken – oder für kirchliche Zwecke zu sammeln.“40

Nur die Männer – aufgrund bestimmter Sprüche in den heiligen Schriften, oft genug aus dem Zusammenhang genommen und besonders aufgrund von religiöser Tradition – verweigerten ihnen den Zugang zur Weihe in das Pries-

Page 14: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

I - 14.9.9 Margot Kässmann

14 Olzog Verlag, 81373 München

teramt bzw. zur Ordination. Nihil Halici berichtete im Jahre 2006, dass das staatliche Amt für Religionsangelegenheiten in Ankara muslimischen Frauen erlaubt, „religiöse Aufgaben“ zu übernehmen, d. h., „Frauen predigen den Is-lam“.41 Dennoch haben in mehreren christlichen Kirchen, nach gewissenhafter Prüfung der Bibel und der Tradition, schon lange überfällige Veränderungen und „Zugeständnisse“ an die Frauen stattgefunden. So ermöglichte die United Church of Christ schon im Jahre 1852 die Frauen-Ordination, und es folgten die Heilsarmee, einige Baptisten, Methodisten, Anglikaner und die meisten lutheri-schen Kirchen.42 Weltweit gab es 2006 insgesamt 24 lutherische Bischöfinnen. In Deutschland wurden acht lutherische Bischöfinnen bzw. Präses berufen: als erste lutherische Bischöfin weltweit Maria Jepsen (1992), dann Margot Käß-mann (1999), Bärbel Wartenberg-Potter (2001), Susanne Breit-Kessler (2001), Elisabeth Hann van Weyhern (2006), Ilse Junkermann (2009), Kerstin Fehrs (2011) und Anette Kurschus (2011).43 Insgesamt sind zurzeit 24 Bischöfinnen und drei Kirchenpräsidentinnen weltweit aktiv. Nur 37 von 140 Mitgliedskir-chen des Lutherischen Weltbundes lehnen weiterhin die Frauenordination ab.44 Eine Ausnahme bilden die römisch-katholische und die orthodoxen Kirchen, die sich unter keinen Umständen eine Veränderung vorstellen können.45 Das Selbstverständnis der katholischen Kirche, „allein die heilige Kirche zu sein“, lehnt Käßmann ab. In ihrem Vortrag bei der Thomas Morus-Gesellschaft sprach sie sehr deutlich die Differenzen zur „heiligen katholischen Kirche“ an:

„Luther sieht in der Kirche das Volk Gottes, das sich im Heiligen Geist versammelt. Die Heiligkeit, das Sein gewinnt dieses Volk aus dem Wort Gottes. (…) Die Kirche ist also die Versammlung der Gläubigen, in der das Evangelium rein gelehrt und die Sakramente richtig verwaltet werden. Auf dieser Grundlage ist eine Vielfalt von Kirchenverständnis möglich.“46

Zugleich legte sie immer Wert darauf, dass der Versuch zu „so viel Einheit wie möglich“ den Dialog bestimmen sollte.

Vorbilder und Heilige unter uns

In ihrem Buch „Mit Herzen, Mund und Händen“ (2007) betont Käßmann, es ist sicherlich richtig, dass „der Protestantismus keine Heiligenverehrung in Gang setzen wird, wohl aber ist es wichtig, unserer Vorfahren zu gedenken, die für uns wegweisend sein können oder sind.“ Dabei werden Protestanten immer den Impuls haben, zu betonen, dass Heiligsein nicht eine Überhöhung der Person meint, sondern Menschen bezeichnet, die sich ganz und gar Gott anvertraut

Page 15: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 15

haben.47 So kann es nicht um Anbetung von Christen der Geschichte gehen, sondern bestenfalls um Erinnerung und Gedenken.

Am 8. März findet jedes Jahr der Weltfrauentag statt. Unter der Thematik „Globalisierung der Frauenrechte“ in ihrem Buch „Mehr als fromme Wünsche“ macht Käßmann darauf aufmerksam, dass, obwohl wir eine Frau als Kanzlerin haben und eine Ministerin sieben Kinder hat und beide voll in ihrem Beruf engagiert sind, dies trotz aller positiven Veränderungen, was die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft anbelangt, noch lange nicht zufriedenstellend ist.

„Noch immer können in Deutschland viele Frauen Kindererziehung und Berufstätigkeit nicht verbinden. Gerade leitende Posten verlangen ein sol-ches Maß an Flexibilität und Mobilität, dass sie für Mütter geradezu aus-geschlossen sind. Männer, die auf eine eigene Karriere verzichten, weil die Frau berufstätig ist, sind regelrechte Exoten. Frauen haben es oft schwer im Land, es gibt Frauenhandel, Gewalt in Familien, Zwangsehen, ja sogar Ehrenmorde.“48

Käßmann untersucht die Rolle der Frauen weltweit und gibt gravierende Bei-spiele für Belastungen und Ungerechtigkeiten.

„Zwei Drittel der weltweit 1,3 Milliarden Menschen, die mit weniger als ei-nem Dollar am Tag überleben müssen, sind weiblich. Sie erbringen weltweit 52 % der Arbeitsleistungen, erhalten aber nur 10 % des Welteinkommens und besitzen nur 1 % des Eigentums. (...) Die Welthungerhilfe hat darauf aufmerksam gemacht, dass in Afrika Frauen für 80 % der Nahrung sorgen, aber weniger als 10 % der Felder besitzen.“49

Gerade in unserer sogenannten Globalisierung darf dieses Thema nicht aus-geklammert werden, und weil wir in Europa wissen, wie lange es dauert, bis die Frauen ihre Rechte einklagen konnten, sollten wir uns in Solidarität mit diesen Frauen weltweit verbünden und mit diesen ihre Rechte einfordern, egal welche Herkunft oder Religion sie vertreten mögen. Darüber hinaus werden in dieser Publikation 63 Themen ganz konkret besprochen, Tagesgeschehen aus christlicher Perspektive, ohne vorgefertigte Antworten ideologischer Art, die allesamt nach Veränderungen verlangen und einfühlsam Lebenshilfe geben möchten: Gewalt an Schulen, Streik, „Eine Welt“, Angst vor Terror, Armut, Welthunger, Migrantinnen, Antisemitismus usw.

Page 16: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

I - 14.9.9 Margot Kässmann

16 Olzog Verlag, 81373 München

Sehr deutlich sprechen die Briefe, die Käßmann immer wieder erhalten hat, die Sinnfragen an. In 22 Versuchen stellt sie in „Zur Geborgenheit finden. Antworten auf Fragen des Lebens“50 ihre „Antworten“ vor. Es ist ein Versuch, in Briefform auf die Fragen nach Sinn in der Mitte des Lebens einzugehen, diese ernst zu nehmen und Mut zu machen. Diese „Antworten“ sind keine aka-demischen Abhandlungen, sondern Seelsorgegespräche: Krankheit annehmen, Glaube / Zweifel, Trauer, Engel sehen, älter werden, Pubertät, Beten, Pflege, Einsamkeit und Zukunft. Wichtig sind ein persönliches Gespräch auf Augen-höhe und gleichberechtigter Austausch, der überzeugt. Im Vorwort schreibt sie:

„Außer der Perspektive des christlichen Glaubens ist in den Antworten auf Fragen, die das Leben stellt, auch manches Persönliche aus dem eigenen Leben wahrnehmbar: Ich lese gern, brauche Humor und liebe Poesie, gehe gern ins Kino. All das ist ebenso eingeflossen in diese Briefe wie einzelne Auseinandersetzungen mit Sachthemen – das ist wohl stets so, wenn Men-schen mit ihren Lebenserfahrungen in einen Dialog treten.“51

In ihrem Buch „Wurzeln, die uns Flügel schenken“52 spricht sie im Gespräch mit anderen „Glaubensreisen“ an. Es geht ihr darum, deutlich zu machen, dass es im Sturm des Lebens wichtig ist, Wurzeln zu haben, so wie ein Baum, um bestehen zu können.

„Über Jahrhunderte haben Menschen in diesem Glauben Kraft gefunden – das sollten wir nicht einfach so über Bord werfen! Glauben, das ist kein alter Hut, sondern eine Grundorientierung für die Zukunft im 21. Jahrhundert. Inmitten all der Verunsicherungen unserer Zeit können wir Wurzeln finden in der Glaubenssituation unserer Mütter und Väter, in der Erfahrung der Vorfahren, davon bin ich überzeugt.“53

Käßmann versucht aufzuzeigen, wie wichtig der Glaube, die Überzeugungen im Leben des Menschen sein können. Sie bittet Zeitzeugen, über ihre Glaubenser-fahrungen zu sprechen: Arndt Brummer, David McAllister, Gertraud Schulze, Swetlana Borth und viele andere, darunter ganz unterschiedliche Vertreter aus dem Leben, u. a. Therapeuten, Ärzte, Politiker, Journalisten. Sie selbst betont, wie wichtig Vorbilder sind:

„Wahrscheinlich sind Vorbilder das Allerwichtigste. Das müssen wir selbst uns auch klar machen mit Blick auf junge Leute. Innerlich frei hat auf mich nachdrücklich Nelson Mandela gewirkt. Da wird ein Mann nach 27 Jahren aus der Haft entlassen und beginnt, nicht mehr zu klagen oder seine

Page 17: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 17

Peiniger zu verfolgen, sondern sieht die Welt strahlend an, voller Hoffnung, und knüpft sofort an sein Engagement für Freiheit und Gerechtigkeit an. Ein solches Vorbild war für viele auch Dietrich Bonhoeffer, der in der Haft und angesichts seiner Ermordung Würde und innere Freiheit behielt. Es gilt, ihre Geschichten zu erzählen, aber auch heute selbst glaubwürdige Zeuginnen und Zeugen solcher Freiheit zu sein – als Eltern, aber auch weit darüber hinaus.“54

In dem jüngst erschienenen Buch „50 deutsche Vorbilder“ wurden von Zeit-Redakteuren Menschen vorgestellt, die in besonderer Weise Vorbild waren. Es ist keine Sammlung von Heiligenlegenden, sondern von Menschen, die in ihrer Zeit und Lebenssituation versuchten, verantwortlich zu leben. Die Fragestellung war nicht auf den religiösen oder christlichen Glauben beschränkt, sondern man wollte wissen,

„welche Charakterzüge, welche Eigenschaften (…) uns hier und heute wei-terhelfen würden. Was können wir sofort und ganz konkret von diesen Persönlichkeiten lernen?“55

Gefragt wurde nach Persönlichkeiten, die vielleicht auch heute noch „zukunfts-fähig“, hilfreich wären. „Echte Vorbilder“, nicht unbedingt Heilige, sind hier gefragt. Unter den Vorbildern befinden sich auch Hannah Arendt, Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther, Sophie Scholl, Albert Schweitzer, Käthe Kollwitz und Marie Juchacz. Für Käßmann wäre auch Elisabeth von Calenberg ein sol-ches Vorbild, vielleicht sogar eine evangelische „Heilige“.

„Vorbilder sind wichtig. Doch makellos müssen sie nicht sein. Denn nach evangelischem Verständnis sind Heilige keine perfekten Menschen, son-dern solche, die wissen, dass sie auf Gott angewiesen sind. Eine solche ‚Heilige‘ war Herzogin Elisabeth von Calenberg. (…) Ohne Fehler war sie in der Tat nicht. So hat sie die Geliebte ihres Mannes mit einem Hexenpro-zess verfolgt – zum Glück entkam die Beschuldigte. Aber Elisabeth war eine Frau, die Verantwortung übernommen hat, klug und besonnen war und ihre politische Macht für die Geschicke ihres Landes nutzte. (…) Eine weitsichtige, engagierte und mutige Frau, die nachhaltig dachte.“56

In seinem Vorwort zu seinem weitverbreiteten Buch über „Helden und Heilige“ schreibt Hans Hümmeler, dass diese Sammlung „dem falschen und verlogenen Heldenideal der Männer des Dritten Reiches das Bild der religiösen Kämpfer

Page 18: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

I - 14.9.9 Margot Kässmann

18 Olzog Verlag, 81373 München

und begnadeten Heiligen entgegen“57 setzen soll. Die Zielsetzung war ein Ver-such, das vorbildhafte Leben dieser Gläubigen in der Welt nachzuzeichnen,

„ihr Leben und Werk und die in ihren leibhaft gewordenen religiösen Kräfte und Wahrheiten in knapper Form, aber historisch echt in der Sprache unse-rer Zeit und in Anlehnung an den kirchlichen Festkalender darzustellen“.58

Wie lebensnah diese „Heiligen“ sein sollten, ohne in Banalitäten zu verweilen, wird ebenso deutlich hervorgehoben:

„Immer kam es mehr auf die innere Wahrheit des Lebensbildes und auf das Sichtbarmachen der ganz persönlichen Wesensart eines Heiligen an als auf ein Schwelgen in Einzelheiten seines äußeren Lebensablaufs; denn nur so konnte seine gnadenhafte zeitliche Erscheinung beispielgebend auch auf unsere heutige Menschheit einwirken.“59

Am 3. Januar wird so auch der „Heiligen Genoveva“ aus dem fünften Jahrhun-dert gedacht:

„Mitten hineingestellt zwischen Romanen und Franken, hat sie sich all-zeit der Unterlegenen angenommen und sie vor der Willkür der Sieger geschützt. (…) So übt sie die große Mission der Frau: Frieden zu bringen und die Entzweiten zu versöhnen.“60

Am 9. Januar gedenkt man der „Heiligen Pauline Marie Jaricot“ und es wird gefragt:

„Wer ist diese Frau, die außerhalb ihres Vaterlandes noch so gut wie unbe-kannt ist, obwohl ihre religiösen Ideen vielerorts begeisterte Gefolgschaft gefunden haben? (…) Schon die Frömmigkeit ihrer Jugend ist seltsam überhitzt, rauschhaft und leidenschaftlich wie die Revolutionszeit, in der sie geboren wurde. (…) In ihrem Alter schien sich alle Welt gegen sie ver-schworen zu haben. Verleumdungen, wohin sie auch kam. (…) Jeder Frank aber, der ihr geschenkt wurde, wanderte zu den Gläubigern. Am 9. Januar 1882 endete dieses Leben, verraten von den ehemaligen Freunden, geliebt nur von wenigen.“61

In der Einführung zu der Publikation „Das große Buch der Heiligen“, in der die Geschichten und Legenden im Jahreslauf aufgelistet sind, hebt Carlo Melchers die Zielsetzung dieser Sammlung hervor:

Page 19: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 19

„Der heutige Mensch hält wieder Ausschau nach den Heiligen. Auf die entscheidende Frage nach dem Sinn und dem Ziel des Lebens sind sie die unverzichtbaren Leitbilder – heute wie in den Tagen des frühen Christen-tums. Zwar sind die Heiligen Menschen mit Schwächen und Fehlern wie wir (was eine idealisierende Heiligengeschichtsschreibung der Vergangen-heit zumeist verschwiegen hat), aber sie sind mit diesen Fehlern und mit den Härten und Widersprüchen des Lebens fertiggeworden. Das ist das Beispielhafte an den Heiligen, das den heutigen Menschen überzeugt.“62

Im Unterschied zu der Verehrung der Heiligen, vielleicht sogar, dass man sich im Gebet an sie wendet, um Gottes Zuwendung zu erhalten, sind die „Heiligen“ bestenfalls Zeugen und Vorbilder des Glaubens. Auch in den protestantischen Kirchen werden diese Zeugen des Glaubens, der Kirchengeschichte nicht über-sehen und dennoch wird sehr kritisch die Frage gestellt, welche Funktion sie für die Gläubigen haben. Diese Zeugen waren nie und werden es auch heute nicht sein: unfehlbare Menschen. Auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag (15. Mai 2010) betonte Käßmann wiederholt:

„Von ihren Anfängen an ist die Kirche auf fehlbare Menschen gegründet. Petrus verleugnet Jesus gleich nach der Verhaftung. Maria Magdalena hatte einen zweifelhaften Ruf, Saulus musste erst zum Paulus werden. Es gehört zur Selbsterkenntnis und zur eigenen Demut, Kirche als Zeichen auch da zu sein, wo die Brüche sichtbar werden.“63

An anderer Stelle unterstreicht sie es noch differenzierter und ganz konkret, vielleicht auch aufgrund ihrer Erfahrungen der letzten Jahre:

„,Schein-heilig‘ ist es, wenn Menschen meinen, fehlerfrei, absolut untade-lig, bar jeden Makels zu sein. So ist kein Mensch und das widerspricht auch dem biblischen Menschenbild. Es ist Teil der Menschlichkeit, zu scheitern, Fehler zu begehen. Die Heiligen sind nach biblischem Verständnis die-jenigen, die ihr Leben ganz und gar Gott anvertrauen. Die eben gerade wissen, dass sie nicht fehlbar sind. Sie leben in einer Gemeinschaft, der Kirche. Und diese Gemeinschaft ist deshalb auch fehlbar, voller Mängel. Wenn wir im Apostolischen Glaubensbekenntnis bekennen, wir glauben an die heilige Kirche, dann wissen wir, dass die konkrete, erfahrbare Kirche eine Kirche ist, in der es fehlbare Menschen gibt oder wie Melanchthon es 1530 im achten Kapitel des Augsburger Bekenntnisses formuliert: ,In diesem Leben gibt es unter den Frommen viele falsche Christen, Heuchler

Page 20: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

I - 14.9.9 Margot Kässmann

20 Olzog Verlag, 81373 München

und auch offenkundige Sünder.‘ Es gehört zur evangelischen Freiheit, das offen einzugestehen.“64

Bei den Vorbildern der evangelischen Kirche wird oft gefragt, ob jemand wie Dietrich Bonhoeffer auch als „Heiliger“ gelten könne. In seiner Abhandlung „Dietrich Bonhoeffer – ein evangelischer Heiliger?“ zeigt Wolfgang Huber sehr deutlich, dass Bonhoeffer nie ein Heiliger werden wollte. Zugleich war „Heiligkeit“ ein Grundthema seiner Theologie von Anfang an. Mit einem jun-gen Pfarrer hatte Bonhoeffer sich ausgetauscht und im Verlauf des Gesprächs sagte dieser, er möchte ein Heiliger werden. Bonhoeffer entgegnete, er möchte eher glauben lernen.

„Später erfuhr ich und ich erfahre es bis zur Stunde, dass man erst in der vollen Diesseitigkeit des Lebens glauben lernt. Wenn man völlig darauf verzichtet hat, aus sich selbst etwas zu machen – sei es einen Heiligen oder einen bekehrten Sünder oder einen Kirchenmann (eine sogenannte pries-terliche Gestalt), einen Gerechten oder einen Ungerechten, einen Kranken oder Gesunden – und dies nenne ich Diesseitigkeit, nämlich in der Fülle der Aufgaben, Fragen, Erfolge und Misserfolge, Erfahrungen und Ratlosigkei-ten leben –, dann wirft man sich Gott ganz in die Arme, dann nimmt man nicht mehr die eigenen Leiden, sondern das Leiden Gottes in der Welt ernst, dann wacht man mit Christus in Gethsemane, und ich denke, das ist Glaube, das ist metanoia [„Umkehr“] und so wird man ein Mensch, ein Christ.“65

Huber ist durchaus der Meinung, dass wir in Bonhoeffer ein besonderes Vorbild haben und „für das Leben und Wirken dieses evangelischen Heiligen“ dankbar sein können.66

Unter den 50 Vorbildern der Zeit wurden nur Persönlichkeiten vergangener Tage vorgestellt, Menschen „die uns heute fehlen“. Es wäre interessant zu sehen, wie viele Menschen aus der Mitte des Lebens heute und hier und jetzt zu solch einer Sammlung von Vorbildern dazugehören würden. Sicherlich würde Margot Käßmann dazugehören. Schon nach ihrer Scheidung wurde sie auf dem Kölner Kirchentag bewundert und respektiert für ihre Aufrichtigkeit: „In der Wüste, da bin ich, da kann man niemandem etwas vormachen.“67 Auch Wolfgang Huber sprach als Vorsitzender der EKD von ihrer „bemerkenswerten Wahrhaftigkeit“. Sie ist „für viele auf dem Kirchentag zum Vorbild geworden.“68 Nach ihrem Rücktritt vom Bischofsamt und als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland erhielt Margot Käßmann den „Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage“: Käßmann hatte sich zu ihrer

Page 21: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 21

„persönlichen Verantwortung bekannt und die Konsequenzen gezogen. Damit habe sie erheblichen Mut bewiesen und sei zum Vorbild für andere Personen des öffentlichen Lebens geworden.“69

In ihrer Predigt am 28. Februar 2010 sagte die Pfarrerin Dorothee Wüst zum Rücktritt von Käßmann:

„Natürlich hat Margot Käßmann eine Vorbildfunktion. (…) Diese Frau hat mir in den vergangenen Jahren so viel Respekt abgenötigt. Ihre Brust-krebserkrankung. Öffentliches Thema. Und Mutmach-Thema für so viele Menschen, die in ähnlicher Situation sind. Ihre Scheidung. Eine ganze Republik war Zaungast auf der an und für sich so privaten Couch (…). Und viele haben an diesem Beispiel begriffen, dass christliche Existenz nicht darin besteht, keine Niederlagen zu erleben, kein Scheitern zu erfahren, sondern in guter Weise damit umzugehen. Und das ist Margot Käßmann gelungen. (…) Ein antastbares und fehlbares Vorbild. Aber gerade deshalb für mich ein Vorbild. Weil sie uns alle daran erinnert hat, dass wir uns Gott sei Dank nicht nur an unseren Maßstäben messen lassen müssen, sondern an Gottes Maßstab.“70

Wolfgang Thierse, Vize-Präsident des Deutschen Bundestages, sieht in Käß-mann ein „Beispiel“ für die Freiheit eines Christenmenschen:

„Bischöfe und Pfarrer sollten das Evangelium mit Überzeugung und glaub-würdig vermitteln und vertreten. Müssen wenigstens sie dafür Heilige sein? Nein. Auch die Jünger Jesu waren es nicht, sie waren vielmehr gewöhnliche Menschen, Petrus hat sogar gelogen. Trotzdem wurden sie Zeugen Jesu und seiner Lehre – weil sie durch ihr Leben und Sterben für die Frohe Botschaft einstanden.“71

Dass Käßmann alkoholisiert Auto gefahren war und eine gerechte Strafe an-nahm, daraufhin von ihren Ämtern zurückgetreten war, wurde von vielen Men-schen respektiert. Auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München 2010 wurde sie herzlichst empfangen und gefeiert:

„Damit ist sie auch ein Vorbild für die Jugend, sie hat ein Gesetz übertre-ten und steht dafür gerade. Das ist wichtig, denn Fehltritte macht jeder.“ (Angelika Kistner)72

Page 22: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

I - 14.9.9 Margot Kässmann

22 Olzog Verlag, 81373 München

Nach ihrer Auszeit ist sie wieder da und viele wünschten, sie wäre wieder in ihren Ämtern tätig. Sie haben

„ihre Promille-Fahrt (…) nicht nur verziehen, sie haben sie zur Identifika-tions figur erkoren. Die heilige Margot als mustergültiges Vorbild im Um-gang mit eigenem Fehlverhalten.“73

Sie lauschen ihren Auslegungen biblischer Geschichten, die auch ganz konkret als Geschichten „aus der Mitte des Lebens“ zu verstehen sind, durchaus mit Anspielungen auf ihr Scheitern und mit neuem Mut nach vorne schauen. Der Journalist Wolfgang Thielmann von der Wochenzeitung Christ & Welt inter-viewt Käßmann, die sich schon immer für eine intensivere Ökumene und Zu-sammenarbeit der Kirchen eingesetzt hat. Er fragt sie, was sie von den Worten des Papstes halte, der eine „Entweltlichung der Kirche“ fordere. Sieht der Papst die Protestanten als schuldig für die „Verweltlichung“? Käßmann antwortet:

„Der Vorwurf trifft die Realität der evangelischen Kirche und ihr Kir-chenverständnis nicht, er missversteht sie. Christinnen und Christen leben radikal in der Welt, weil Jesus sie genau dahin geschickt hat. Jesus sagt, dass ihm nah ist, wer Gefangene besucht, Obdachlosen Unterkunft gibt und Hungrige speist. Das führt uns in die Welt. Sich zurückzuziehen in kleine, abgeschottete Räume und da einen weltabgewandten Glauben zu praktizieren, sehe ich nicht als Aufgabe der Kirche. Glaubensstärkung für die Welt, darum geht es. Christinnen und Christen sollen mitten in der Welt ihr Leben führen und ihre Umgebung, die persönliche wie die politische, nach den Maßstäben Gottes zu gestalten versuchen. Das geht oft nur in Ansätzen und kompromisshaft. Aber es macht die Welt menschlicher. Dass Christen sich auf die Welt einlassen, bedeutet noch nicht, dass sie sich ihr hingeben. Deshalb habe ich Schwierigkeiten mit dem Begriff ,Entweltli-chung‘. Auch der Papst begibt sich ja durchaus in die Welt, etwa wenn er als Staatsoberhaupt auftritt und sich nach seinem Verständnis daran beteiligt, für Menschlichkeit in der Gesellschaft einzutreten.“74

Käßmann begann ihre wissenschaftliche Laufbahn mit der intensiven For-schungsarbeit im Bereich der Ökumene. Die Welt-Perspektive der Kirche, der ökumenische Ansatz und das ernsthafte Bestreben hat sie bisher immer auch zutiefst bewegt und ist auch weiterhin ihr Thema.

„Ich war immer eine Verfechterin der Ökumene. Sie ist ein Teil meines Lebens. Ich bin aber auch Lutheranerin, die sich allein auf Christus, die

Page 23: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 23

Heilige Schrift und die Gnade Gottes stützt. Daher ist mir wichtig, dass Christen die Bibel lesen – für Luther war Glaube immer gebildeter Glau-be –, daran ihr Gewissen schärfen und von ihrem Gewissen her Position beziehen. Keine Hierarchie, kein Dogma kann mich davon abhalten, dass ich selbst nachdenke, wer ich vor Gott bin und was ich glaube. In Christus gibt mir Gott die Zusage, dass mein Leben vor ihm gelingt. Und Glaube – die Menschen verstehen das Wort heute vielleicht weniger – bedeutet: Dein Leben hat Sinn, weil Gott dir Sinn zusagt. Dieser Zusammenhang ist für meinen Glauben entscheidend.“75

Hier sieht sie sich und alle Christen auch als Hoffnungsträger in der Welt, mit-tendrin im Geflecht der Probleme, der Nöte, der Zerbrechlichkeiten, die wir Menschen unfähig sind, zu lösen, zu überwinden, zu heilen, ohne Gottes Hilfe allemal nicht. Seit ihrer Doktorarbeit und den in der Forschung dazu gewonne-nen Erkenntnissen ist sie sich sicher, dass nur die „eucharistische Vision“ uns ein Kirchenverständnis zu eigen werden lässt, das überzeugen kann.

„Bis heute bin ich überzeugt, eine Vision von Kirche, die hier ansetzt, kann uns helfen, glaubwürdige Leitbilder im Kirchenverständnis zu entwickeln. Denn: ,Wer gemeinsam Eucharistie feiert, ist Kirche – eine Herausforde-rung jedweden Hierarchiedenkens. Wer gemeinsam Eucharistie feiert, ist ,Gemeine‘ – eine Herausforderung jeglicher Spaltung nach Rassen, Klassen, Geschlechtern oder Besitz. Wer gemeinsam Eucharistie feiert am Ort, ist Gemeinde in Solidarität mit den Brüdern und Schwestern in aller Welt – eine Herausforderung jedes partikularen, interessengebundenen Denkens. Die Feier der Eucharistie stabilisiert so ein Christentum, eine existierende Einheit, die den Konfessionsgrenzen widerspricht. Und sie etabliert eine Einheit, die den ökonomischen und politischen der Welt widerspricht.‘ “76

So ist dieser Ansatz, diese Perspektive, diese Herausforderung schon in der Doktorarbeit ausführlich begründet und seither im Leben erhalten geblieben.77

Der Titel der Rückblende auf zehn Jahre als Bischöfin in Hannover hat den deutlichen Zusatzvermerk „Engagiert Evangelisch“. Auch hier greift sie auf ihre Ökumene-Erfahrungen zurück. In Vancouver 1983:

„Ein riesiges Zelt mit viertausend Menschen aus allen Konfessionen und Nationen betet gemeinsam das Vaterunser. Alan Boesak aus Südafrika hielt eine bewegende Rede darüber, dass die Friedensfrage nicht benutzt

Page 24: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

I - 14.9.9 Margot Kässmann

24 Olzog Verlag, 81373 München

werden dürfe, um der Frage der Gerechtigkeit aus dem Wege zu gehen. Zum ersten Mal begegnete ich Dorothee Sölle, von der EKD als Rednerin nicht erwünscht, vom ÖRK eingeladen. Und Philipp Potter, der Generalse-kretär aus Jamaika, sprach von der Kirche als einem ,Haus der lebendigen Steine‘. (…) Überraschend wurde ich in den Zentralausschuss gewählt. Es war jugendlicher Enthusiasmus, sich genau hier zu engagieren, an der Schnittstelle von Kirche und Welt. Die Kirchen der Welt als Ort, an dem Visionen von Erneuerung, Veränderung, Menschenrechten und Abrüstung ihren Platz haben. Das hat mich fasziniert.“78

Gefragt nach der 500-Jahr-Feier der Reformation Luthers im Jahr 2017 und welche Chancen für die Einheit der christlichen Kirchen heute bestehen, macht sie sehr deutlich, dass es keine falschen Kompromisse geben kann. Nicht Lehr-meisterhaft aus der Perspektive von römisch-katholischen Kirchendogmen kann als Dialog sinnvoll sein und gelingen, sondern nur auf Augenhöhe und gleichberechtigt, mit allen Beteiligten, können ökumenische Gespräche mehr werden als von vornherein limitierte „Tischreden“ oder Fernseh-Talks. Viel-mehr erwartet sie konkrete Schritte und ehrliche Auseinandersetzungen, keine simplen Sonntagsreden:

„Das Jubiläum sollte deutlich machen, dass uns mehr verbindet als uns trennt. Es geht nicht darum, eine Spaltung zu feiern. Das wäre absurd, und es entspräche nicht dem, was Luther beabsichtigte. Er war ein gläubiger Katholik und wollte seine Kirche reformieren. Deshalb muss der Prozess bis zur 500. Wiederkehr der Reformation ökumenische Akzente setzen. Auf der anderen Seite können wir nicht daran vorbei, dass es bei den The-men Papsttum, Kirchenverständnis, Ablass, Marienverehrung, Zölibat, Frauen ordination und Priestertum aller Getauften Differenzen zwischen den Kirchen gibt, die wir nicht überspringen können. Mir liegt aber daran, zu sagen, dass die Unterschiede aus evangelischer Sicht eine Einheit in ver-söhnter Verschiedenheit nicht verhindern. Das sieht schon das Augsburger Bekenntnis von 1530 so.“79

Der Deutschlandbesuch (2011) von Papst Benedikt XVI. hierließ dennoch mehr Fragen, Irritationen und Missverständnisse bezüglich des gelebten Glaubens in der Mitte unserer Welt. Inzwischen ist Margot Käßmann berufen worden, im April 2012 das EKD-Amt als „Botschafterin“ für das Jubiläum zu überneh-men. Käßmanns Nachfolger als Ratsvorsitzender der EKD, Präses Nikolaus Schneider, ist zuversichtlich, dass sie in jeder Hinsicht besonders geeignet ist, die notwendigen Vorbereitungen zu treffen, „einen Schub für die Ökumene und

Page 25: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 25

die internationale Wahrnehmung der Feierlichkeiten“, soll sie koordinieren „und in alle Richtungen lebendig vermitteln“.80 Vor allem soll sie weiterhin predigen, schreiben und in Vorträgen in der Vorbereitungszeit den Sinn und die Qualität der Feier unterstützen. In ihren Worten:

„Hinter der Reformation verbirgt sich großes Potenzial für heute und für die Zukunft. Martin Luther ist Vorbild für uns heute, aus dem Glauben heraus Standpunkte zu finden.“81

„Popstar“ der Kirche, des Protestantismus wird Margot Käßmann inzwischen genannt. Als Inbegriff von gelebter evangelischer Theologie und überzeugender Frömmigkeit hat sie die Herzen der Menschen, der Christen und Nicht-Christen, deren Aufmerksamkeit und Respekt über religiöse und christlich-konfessio-nelle Grenzen hinweg gewonnen. Menschen verbunden tritt sie auf wie ein Medienstar der Jugendlichen jeden Alters und gewinnt immer wieder Gehör, ob sie nun den Afghanistankrieg kritisiert, den deutschen Militäreinsatz in der Welt, die Gier der Manager und Banker, das Unvermögen und die Arroganz der Politiker oder die christliche Botschaft und evangelische Theologie allgemein verständlich lehrt und verkündigt.

„,Medienpfarrerin‘ wird die promovierte Theologin mit gutem Grund ge-nannt. Offensiv nutzt sie die Klaviatur der kommerziellen wie der klerika-len Öffentlichkeitsarbeit. Ob der Ökumenische Rat der Kirchen in Brasi-lien, eine Talkshow oder die ,Bild‘-Zeitungskolumne: Käßmann nutzt jede Gelegenheit, wenn es darum geht, eine Gemeinde zu erreichen.“82

Eine Schlagzeile „Margot Käßmann will weiter ein Vorbild sein“ gab ihre theologische Position nach der Trennung von ihrem Mann wieder. Obwohl sie auch damals schon einen Rücktritt erwog, schrieb sie in einem Brief an die ca. 2000 Pfarrer der Landeskirche, sie glaube, dass sie auch weiterhin als Vor-bild dienen könne und dabei wahrhaftig sei.83 Jan Haarmeyer fragte in seinem Beitrag im Hamburger Abendblatt (24.2.2010): „Wie fehlbar dürfen Vorbilder sein?“ Seine Erkenntnis:

„Vorbilder sind laut Definition Personen, mit denen sich – meist junge – Menschen identifizieren und deren Verhalten sie nachzuahmen suchen. Studien besagen, dass knapp 60 % der Jugendlichen in Deutschland ein Vorbild haben, meist Stars aus Kultur, Medien oder Sport. Und dass Mutter und Vater immer noch den ersten Platz belegen. (…) Nun ist eine Bischöfin

Page 26: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

I - 14.9.9 Margot Kässmann

26 Olzog Verlag, 81373 München

keine Heilige, und da sie streitbar ist, wird man auch nicht lange auf die warten müssen, die den ersten Stein werfen.“84

Auch nach ihrem Rücktritt als Bischöfin und EKD-Ratsvorsitzende, so Haar-meyer, muss sie nicht ihre Vorbildfunktion verlieren. Andrea Seidel schreibt in ihrem Artikel „Margot Käßmann und das Scheitern der Frauen“ in Welt-Online, dass Frauen heute beinahe jeden Beruf mit Erfolg „meistern“, können, außer in der römisch-katholischen Kirche. Frauen haben sich in „fast allen männlichen Domänen vorgearbeitet“, haben Führungspositionen erlangt und zugleich wer-den immer noch strengere Maßstäbe zur Bewertung angesetzt. Indem Käßmann sich auch nicht scheute, ihr Privatleben offenzulegen und wahrhaftig zu sein, war und ist die Angriffsfläche weitaus größer als bei denen, die hier eine strikte Trennung versuchen.

„Eine Pionierin war sie trotzdem. (…) Sie war bei vielen beliebt, weil sie ihre Schwächen und Krisen öffentlich machte.“85

Ihr Rücktritt beschäftigte über Monate Presse und Medien. Kaum eine Zeitung und sei sie noch so „klein“ und alle „großen“ ohnehin beschäftigten sich mit der Thematik und das ohnehin schon privat-öffentliche Leben wurde mitten in der Welt allseits heftig hin und her gewälzt, diskutiert und gewertet. Es hat in den letzten Jahren kaum ein so spektakuläres Ereignis wie das Leben von Margot Käßmann gegeben. Die Diskussion hat „Leben“ in die Häuser, in die Gemeinden und Kirchen der Welt gebracht, im In- und Ausland war die An-teilnahme groß. Die Entscheidung zum Rücktritt wurde von den Befragten mit evangelischer Mitgliedschaft so gewertet: 50 % fanden sie richtig, 49 % waren dagegen.86 Im Pro und Kontra, „Taugt Margot Käßmann zum Vorbild?“, argu-mentierte Pascal Beucker, Autor von „Endstation Rücktritt: Warum deutsche Politiker einpacken“, dass der Rücktritt falsche Signale setzen würde und Käß-mann habe dadurch eine Chance verpasst, obgleich der Rückzug „menschlich verständlich“ sei. Anders die Position von Monika Hauser: Margot Käßmann sei

„auch Vorbild für jene, die sich einsetzen gegen Gewalt und für soziale Gerechtigkeit – all das hat die Bischöfin als solidarische Partnerin in die Sichtbarkeit und Würdigung geholt. (…) Auch Vorbilder machen Fehler, das zu erkennen korrigiert unsere Projektionen. Doch auch im Scheitern ist Margot Käßmann ein Vorbild. Ob wir es protestantische Ethik nennen oder einfach konsequent – sie bleibt sich treu, sie ist wahrhaftig in ihrem

Page 27: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 27

Handeln, in ihrem Respekt vor sich selbst. So, liebe Politiker, so, verehrte katholische Bischöfe, wäre es möglich, mit Fehlern umzugehen.“87

Ich bin überzeugt, dass Dr. Käßmann auch weiterhin mit gewohnter Sachlich-keit und Lebendigkeit und mit dem notwendigen Humor ihre überzeugende Haltung und Perspektive, auch als Vorbild, in der Mitte des Lebens, halten wird.

Anmerkungen

1 Käßmann, S. 11–12.2 Käßmann, S. 15.3 Dass Luther dem originalen „Gott helfe mir, Amen!“ die Worte „Hier stehe ich

und kann nicht anders!“ hinzugefügt haben soll, ist Legende: http: / / www.luther.de / legenden / ws.html (Zugriff 05.07.2012)

4 Käßmann, S. 17 und 158.5 Käßmann, S. 159.6 Käßmann, S. 101.7 Riedweg, S. 273.8 Xtranews, S. 1.9 Wikipedia, S. 12.10 Beste et al., Titelseite.11 Beste et al., S. 75.12 Ebd., S. 79.13 Ebd.14 Käßmann, zit. n. Wikipedia, S. 13.15 Wikipedia, S. 14; Der Spiegel, 14.1.2010.16 Shakib, S. 244.17 Käßmann, S. 14.18 Käßmann, S. 53–54.19 Xtranews, S. 1.20 Käßmann, S. 7.21 Ebd., S. 8.22 Ebd., S. 10.23 Ebd., S. 52.24 2007 / 2008.25 Käßmann, S. 7–8.26 Käßmann, S. 13–15.27 2006, 4. Auflage 2010.28 Käßmann, S. 60 und 64.29 Käßmann, S. 8.30 Käßmann, S. 49.31 Ebd., S. 50.

Page 28: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

I - 14.9.9 Margot Kässmann

28 Olzog Verlag, 81373 München

32 Ebd.33 27.11.2011.34 Brzoska, S. 66.35 Frambach, S. 72.36 Heller, S. 1–4537 Franke, S. 1 ff.38 Ebertz, S. 1 f.39 Berlis, S. 1–4.40 Dirks, S. 114.41 Halici, S. 1–2.42 Hatzinger, S. 1–6.43 Theologinnen Konvent, S. 1.44 Epd, S. 1.45 Jensen, S. 210 ff.46 Käßmann, S. 3.47 Käßmann, S. 133 f.48 Käßmann, S. 30.49 Ebd., S. 31.50 2010.51 Käßmann, S. 8.52 2005.53 Käßmann, S. 6.54 Käßmann, S. 55.55 Zeit-Redakteure, 50 deutsche Vorbilder, S. 2.56 Käßmann / Elisabeth von Calenberg.57 Hümmeler, S. 5.58 Ebd.59 Ebd.60 Ebd.61 Hümmeler, S. 19–22.62 Melchers, S. 3.63 Käßmann, S. 5.64 Käßmann, S. 8–9.65 Bonhoeffer, zit. n. Wolfgang Huber, S. 3.66 Huber, ebd., S. 11.67 Käßmann, Der Spiegel 24 (2007), S. 177.68 Huber, Der Spiegel 24 (2007), S. 177.69 Redaktion, S. 1.70 Wüst, S. 1 f.71 Thierse, S. 1.72 Yilmazer, S. 1–2.73 Biskup, S. 1.74 Thielmann, S. 1.75 Ebd.

Page 29: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 29

76 Käßmann, S. 6.77 Käßmann, S. 344.78 Käßmann, S. 165.79 Ebd.80 Dapd, S. 1.81 Ebd.82 Musall, S. 1.83 Welt Online, S. 1.84 Haarmeyer, S. 1.85 Seibel: Kommentar.86 Rodenbücher, S. 1.87 Hauser / Beucker, S. 1–3

Literatur

Margot Käßmann (Bücher)(Hg.): 5 Minuten mit dem lieben Gott, Neukirchen-Vluyn 2008 Auf gutem Grund, Standpunkte und Predigten, Hannover 2002 Das große Du, Einfach Evangelisch, Bd. III, Hannover 32010 Die eucharistische Vision, München 1992Die Mitte finden – die Kinder loslassen, in: Leben. Ein Lesebuch 2010, Freiburg i. Br.

2009Du darfst, Einfach Evangelisch, Bd. I, Hannover 22010 Engagiert Evangelisch. Zehn Jahre einer Bischöfin, Hannover 2010, Taschenausgabe

München 2011Erziehen als Herausforderung, Freiburg i. Br. 2001, 52010Fantasie für den Frieden oder selig sind, die Frieden stiften, Frankfurt am Main 2010Freiheit, Hannover 2010Gewalt überwinden. Eine Dekade des Ökumenischen Rates der Kirchen, Hannover 2001In der Mitte des Lebens, Freiburg i. Br. 2009 Kirche in gesellschaftlichen Konflikten. Kirchenleitende Predigten, Stuttgart 2003Mehr als fromme Wünsche, Freiburg i. Br. 2008, 3. Auflage 2010 Mit Herzen, Mund und Händen. Spiritualität im Alltag leben, Gütersloh 2007, 22008;

With Hearts, Hands and Voices. Spirituality for Everyday Life, Geneva 2007 Mütter der Bibel. 20 Porträts für unsere Zeit, Freiburg i. Br. 2008 Ökumene am Scheideweg. Wohin steuert die ökumenische Bewegung?, Hannover 2003Overcoming Violence. The Challenge to the Churches in All Places, Geneva 1998Sehnsucht nach Leben. Mit Bilder von Eberhard Münch, Asslar 2011Was im Leben trägt, Gütersloh 2006 & 2008, 42010 Wurzeln, die uns Flügel schenken. Glaubensreisen zwischen Himmel und Erde, Güters-

loh 2005Zur Geborgenheit finden. Antworten auf Fragen des Lebens, Freiburg i. Br. 2010

Page 30: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

I - 14.9.9 Margot Kässmann

30 Olzog Verlag, 81373 München

Margot Käßmann (Aufsätze)Die Mitte finden – die Kinder loslassen, in: Leben. Ein Lesebuch 2010, Freiburg i. Br.

2009, S. 65–68 Elisabeth von Calenberg. Helden der Geschichte, in: epoc (03.02.2009) Gottesdienst zum 498. Geburtstag von Herzogin Elisabeth (24.8.2008), S. 1–6Heilige Katholische Kirche. Ökumenische Perspektiven, in: http: / / www.phil.uni-sb.

de / projekte / imprimatur / 2000 / imp000703.html (3.7.2010)Ist Europa ein „Christenclub“? Vortrag vor der Carl Friedrich von Weizsäcker-Gesell-

schaft e. V. München (5.10.2005), in: Wissen und Verantwortung, S. 1–15 Predigt, Christvesper, Marktkirche Hannover (24.12.2009) Predigt, Neujahrsgottesdienst, Frauenkirche, Dresden (EKD Texte, 1.1.2010) Religiöse Gefühle achten, in: Evangelische Zeitung Nr. 45 (8.11.2009), S. 8 Sind die Kirchen ein Zeichen der Hoffnung in der Welt? 2. Ökumenischer Kirchentag,

München (15.5.2010), S. 1–16

SekundärliteraturBerlis, Angela: Die Ordination von Frauen: Ein Testfall für Konziliarität http: / / www.

womenpriests.org / related / berlis I.asp (23.11.2011); ursprünglich: Concilium 1999, Nr. 3, S. 77–84

Beste, Ralf et al.: Ein deutscher Krieg, in: Der Spiegel, Nr. 36 (5.9.2011), S. 74–87Biskup, Harald: Die Heilige Margot von München, in: Frankfurter Rundschau

(13.5.2010), http: / / www.fr-online.de / politik / kirchentag-die-heilige-margot-von-muenchen,1472596.4457302.html

Bistum Münster (Hg.): Leitlinien für das Ehrenamt der katholischen Kirche im Bistum Münster, Münster 2003

Brzoska, Ina: Die Medizin wird weiblicher, in: Welt am Sonntag, Nr. 48 (27.11.2011), S. 66

Bueb, Bernhard: Charakterbildung und Elite, in: Eliten und Demokratie, hg. v. Marion Gräfin Dönhoff / Hubert Markl / Richard von Weizsäcker, München 1999, S. 57–66

Christliche Schwesterkirchen, in: http / / www.womenpriests.org / de / related / others.aspDapd: Der Westen. Margot Käßmann wird Lutherbotschaftlerin http: / / www.derwesten.

de / politik / margot-kaesmann-wird-lutherbotschaftlerin-id4849168.htmlDirks, Marianne: Frau in der Kirch, in: Handwörterbuch religiöser Gegenwartsfragen,

hg. von Ulrich Ruh / David Seeber / Rudolf Walter, Basel-Wien 1986, S. 114–119 Ebertz, Michael N.: Frauen und die katholische Kirche in Deutschland, in: Hand-buch der Religionen EL 12 (2006), II-1.2.8.,S. 1–13

EKD-Pressemitteilung: Seit 15 Jahren Bischöfin (Jepsen) des Sprengel Hamburg http: / / www.ekd.de / print.php?file-aktuell_presse / news_2007_08_29_2…24.11.2011

Erenz, Benedikt: 50 deutsche Vorbilder. Menschen, die uns heute fehlen, Frankfurt am Main 2010

Extranews: Der Druck war unfassbar http: / / www.xtranews.de / 2010 / 11 / 30margot-kaessmann-der-druck-war-…9.1.2011

Extranews: Margot Käßmann erhält Preis für Zivilcourage (2.12.2011), in: http: / / www.xtranews.de / 2011 / 02 / 12 / margot-kaessmann-erhhält-preis-fuer-ziv …

Page 31: I - 14.9.9 Margot Käßmann – In der Mitte des Lebens · Mit dem Kreislauf des Lebens kann ich mich einverstanden erklären (…). Dass ich Lebenssattheit und -zufriedenheit spü-ren

Margot Kässmann I - 14.9.9

Klöcker/Tworuschka: Handbuch der Religionen 37. EL 2013 31

Frambach, Ludwig: Wer ist der Boss?, in: Die Zeit, Nr. 46 (11.11.2010), S. 72Franke, Edith: Feministische Spiritualität, in: Handbuch der Religionen 1997 (IX-6,

S. 1–11)Haarmeyer, Jan: Wie fehlbar dürfen Vorbilder sein? In: Hamburger Abendblatt

(24.2.2010), in: www.abendblatt.de / … / Wiefehlbar-dürfen-Vorbilder-sein.html Halici, Nihat: Frauen predigen den Islam, in: Kultur & Leben (7.10.2006), S. 1–2, in:

http: / / www.dw-world.de / dw / article / 0.2194406,00.html 23.11.2011 Hauser, Monika / Beucker, Pascal: Taugt Margot Käßmann zum Vorbild? (26.2.2010)

Kommentare: http: / / www.taz.de / !48964 / 21.11.2011Heller, Birgit: Frauen in den Weltreligionen. Mitschrift des Seminars (17.12.2003),

S. 1–45 www.pensis.net / documente / 21mitschriften_Rel / SE-Frauen.Weltreligio-nen …

Huber, Wolfgang: Dietrich Bonhoeffer – ein evangelischer Heiliger?, in: http: / / www.ekd.de7print.php?file-Vortraege / huber / 070503_huber_rom …(21.11.2011), S. 1–11

Huber, Wolfgang: Margot Käßmann, in: Der Spiegel Nr. 24 / 2007, S. 177 Hümmeler, Hans: Helden und Heilige, Siegburg 1954 Jensen, Anne: Ist die Ordination von Frauen ein ökumenisches Problem?, in: Interna-

tionale Kirchliche Zeitschrift, Nr. 84 (1994), Vol.4, S. 210–228Melchers, Carlo: Das Große Buch der Heiligen. Geschichte und Legende im Jahreslauf,

München 1978Merkel, Angela: Afghanistan-Debatte: Kanzlerin nimmt Käßmann in Schutz, in: Der

Spiegel (14.1.2010) Musall, Bettina: Popstar des Protestantismus, in: Der Spiegel Nr. 9 (2006), S. 1–4, in:

http: / / www.spiegel.de / spiegel / spiegelspecial / d-49626791.html 23.11.2011 Riedweg, Franz: Christ und Politik, in: Wohin treibt Deutschland, hg. von Siegfried

Kappe-Hardenberg, Velbert 1973, S. 262–276Rodenbücher, Thomas: Margot Käßmanns Rücktritt spaltet Deutschland (25.2.2010),

S. 1 http: / / www.xtranews.de / 2010 / 02 / 25 / margotkaessmanns-ruecktritt-spaltSeibel, Andrea: Margot Käßmann und das Scheitern der Frauen, in: Welt-Online

(24.2.2010) http: / / www.welt.de / debatte / article6544222Shakib, Siba: Nach Afghanistan kommt Gott nur noch zum Weinen, München 2001Theologinnen Konvent: http: / / www.theologinnenkonvent.de / PDF / Welt Online: Margot Käßmann will weiter ein Vorbild sein, in: http: / / www.welt.de / po-

litik / detuschland / article877014 / Margot_Kaesma …(21.11.2011)Wüst, Dorothee: Zum Rücktritt von Margot Käßmann (Predigt 28.2.2010), in: www.

prot-kirche-weilerbach.de / … / 28 / predigt…von-margot-kaesmann- Yilmazer, Özlem: Ein Mensch mit Fehl und Tadel (14.5.2010), in: http: / / www.stern.

de / panorama / margot-kaessmann-beim-kirchentag-ein-mensch-mit-fehl-und-tadel- 1566313.html.