2
AUSGABE FÜR DIE STADT ST.GALLEN, GOSSAU UND UMGEBUNG Salzkorn Die Schweizer Flagge mit ihrem Kreuz christlichen Ursprungs entspreche der heutigen multi- kulturellen Schweiz nicht mehr, sie solle deshalb abgeschafft werden. Dies forderte kürzlich der Immigrantenverein Seconds Plus und sprach sich für die Wiedereinführung der Flagge der helvetischen Republik vom Ende des 18. Jahrhunderts mit ihren Querstreifen in Grün, Rot und Gelb aus. Die für solche Vor- stösse immer dankbare SVP hat seither ein neues Inserate-Sujet: «Schweizer Fahne abschaffen! Masseneinwanderer immer un- verschämter.» Entspannter hat sich unlängst ein Bürger der Volksrepublik China auf Besuch in der Schweiz zu unserer Flagge geäussert: Er staunte ganz arglos darüber, dass die Schweiz «ein Plus- zeichen auf der Flagge» habe. Ein Pluszeichen das passt ja nicht schlecht zur Schweiz als wohlhabendem Land. Und sollte sich der Wohlstand mal verflüchtigen, könnte man die Flagge mit kleinem Aufwand ändern: ein Minus statt ein Plus. Wie die SVP in diesem Fall wohl inserieren würde? R. C. FOCUS Die Gewinner der Schweizer Designpreise stehen fest 10 REGION ST.GALLEN ST.GALLEN Parlament bewilligt Projekt für Fanarbeit 33 ST.GALLEN Voliere-Gesellschaft verärgert über Stadt 35 ABTWIL Kanton prüft neue Busverbindungen 39 GOSSAU Wenig Interesse an der Zentrumsgestaltung 41 Wickie Die Wikinger erobern Bayern Im zweiten Kinofilm fahren Wickie und seine starken Männer mit dem Schiff nach Grönland. Gedreht wurde aber nicht im hohen Norden, sondern im bayrischen Hochland. zoom 16 Das System Putin Nach dem Kuhhandel zum erneuten Wechsel im Kreml werden in Russland Kritiker nun ausgegrenzt. ausland 7 Heissersehnter Flug Trotz Verspätung im Flugzeugbau: Boeings erster Dreamliner ist nun in Japan unterwegs. wirtschaft 24 REISEN Teure Missverständnisse Rund 1750 Beschwerden muss- te Beat F. Dannenberger, der Ombudsmann der Schweizer Reisebranche, letztes Jahr entgegenneh- men. Viele Anfragen basieren auf Missver- ständnissen, fehler- haften Informatio- nen über das Reise- land oder unvollstän- digen Unterlagen durch das Reisebüro. Aber genauso oft liegt der Fehler beim Reisenden selbst: Er hat sich einfach schlecht vorbereitet auf die Ferien oder stellt zu hohe Erwartungen, etwa ans Hotel. Es liegt am Ombudsmann, die kritisierten Mängel objektiv zu bewerten und eine einvernehm- liche, aussergerichtli- che Lösung für beide Seiten zu finden. (sj.) focus 9 Bild: ap/Jon Super FC Basel punktet im Old Trafford In der Champions League schafft Basel auswärts gegen Manchester United ein 3:3. Erst in der 90. Minute musste der Schweizer Meister den Ausgleich entgegennehmen. Der Thurgauer Fabian Frei erzielte in der 58. Minute den An- schlusstreffer zum 1:2, ehe Alex Frei (rechts) Basel mit zwei Toren zwischenzeitlich in Führung brachte. sport 17 Moslems hätten vor Gericht Chancen auf eigene Grabfelder Die St. Galler Regierung will nichts von einer Sonderregelung für moslemische Grabfelder wissen. Der Widerstand dagegen ist na- mentlich bei FDP und SVP zu gross. Das zuständige Innende- partement soll nun nach anderen Wegen suchen, um die Ruhestät- ten zu ermöglichen. Nicht verfassungskonform Alt Bundesgerichtspräsident Giusep Nay kritisiert diesen Ent- scheid der Regierung indirekt im Interview mit unserer Zeitung: «In der neuen Bundesverfassung ist es die Religionsfreiheit, die den Moslems das Recht gibt, nach ihrem Ritus bestattet zu werden.» Nay glaubt weiter, dass die Mos- lems gute Chancen hätten, vor Bundesgericht das Recht auf ei- gene Grabfelder zu erstreiten. Gemäss dem Bündner Juristen gebe es Sonderregelungen für Menschen moslemischen Glau- bens in zahlreichen Schweizer Städten. «An den meisten Orten wird der Wunsch der Moslems nach eigenen Grabfeldern als ein berechtigtes und nachvollziehba- res Anliegen anerkannt», sagt Nay. Vorausschauende Politik Nay empfiehlt den Politikern, das Anliegen der Moslems ernst zu nehmen. Der Druck werde nur grösser, wenn man es auf die lange Bank schiebe. (red.) thema 3 Ständeräte wollen Bau neuer AKW ganz verbieten BERN. Heute entscheidet der Ständerat, ob der Bau neuer AKW in der Schweiz verboten wird. Gestern zeichnete sich ein Verbot ohne Einschränkungen ab: Die Energiekommission des Stände- rates änderte im letzten Moment ihre Meinung. Das soll die schwankende CVP vor der Zer- reissprobe bewahren. Bis vor kur- zem hatte eine Mehrheit der Kom- mission den Bau neuer AKW nicht ganz verbieten wollen. Sie hatte dem Ständerat empfohlen, nur AKW der «heutigen Generation» zu verbieten. (sda/red.) inland 5 Keine Umkehr in St. Galler Energiepolitik ST.GALLEN. Der St.Galler Kan- tonsrat hat gestern über eine Rei- he Vorstösse zur Energiepolitik beraten. Die allermeisten der Mo- tionen und Interpellationen wa- ren von linksgrüner Seite nach den Ereignissen in Fukushima eingegangen. Sie forderten eine drastische Änderung in der Ener- giepolitik. Der Kantonsrat sagte zu den Vorstössen fast ohne Aus- nahme Nein oder formulierte die Motionen im Sinne der Regierung in Postulate um. Regierungsrat Willi Haag be- tonte, dass die Regierung die Zei- chen der Zeit erkannt habe und dem Entscheid des Bundesrates zum Atomausstieg Folge leisten wolle. Er mahnte aber, dass es bei einer Umkehr in der Energiepro- duktion vor allem darum gehe, die Versorgungssicherheit zu garan- tieren. (red.) ostschweiz 26 FDP zeigt Juso-Spitze an ST.GALLEN. Auch im Kanton St.Gallen waren in der Nacht von Sonntag auf Montag Jungsozialis- ten unterwegs, die Aufkleber auf Wahlplakaten der bürgerlichen Parteien plaziert haben. Nun hat die Juso-Parteispitze eine Klage der St. Galler FDP am Hals. Anders als die Freisinnigen ver- zichten die mitbetroffene SVP und CVP auf eine Klage wegen Sachbeschädigung sie sprechen aber von einer «Verluderung der Politkultur». (red.) ostschweiz 25 Otto Tausk wird Chefdirigent ST.GALLEN. Der Nachfolger von David Stern ist gefunden: Der Ver- waltungsrat der Genossenschaft Konzert und Theater St.Gallen hat Otto Tausk zum neuen Chefdiri- genten von Sinfonieorchester und Theater St.Gallen gewählt. Der 40jährige Niederländer tritt seine Stelle mit Beginn der Saison 2012/2013 an, vorerst mit einem Vertrag für drei Jahre. Tausk leitet das Orchester Holland Symfonia und ist vielfältig international tä- tig. Er überzeugte in St.Gallen durch seine «künstlerischen Qua- lifikationen, stilistische Bandbrei- te sowie innovative Programm- gestaltung». (sda) focus 11 Ist Leibarzt schuld an «Jackos» Tod? LOS ANGELES. Der Prozess gegen Conrad Murray hat gestern be- gonnen. Der Arzt wird beschul- digt, Michael Jackson mit einer Überdosis des Narkosemittels «Propofol» fahrlässig getötet zu haben. Der Leibarzt des «King of Pop» bestreitet den Vorwurf. Er habe ihm lediglich die Hälfte der sonst üblichen Dosis gegeben. Als er kurz darauf ins Zimmer von «Jacko» kam, sei dieser regungslos im Bett gelegen. Der Staatsanwalt jedoch sagt, Murray habe «nach- lässig und rücksichtslos» gehan- delt. Ihm drohen nun vier Jahre Haft. (tam) seite zwei 2 schauplatz 8 Bild: Daniel Ammann Giusep Nay Verlag: St.Galler Tagblatt AG, Fürstenlandstr. 122, 9001 St.Gallen, Tel. 071 272 78 88, Fax 071 272 74 75, www.tagblatt.ch Aboservice: Tel. 071 272 72 72, Fax 071 272 72 70, E-Mail aboservicetagblatt.ch Zentralredaktion: 9001 St.Gallen, Tel. 071 272 77 11, Fax 071 272 74 76, E-Mail zentralredaktiontagblatt.ch Inserate: Publicitas AG, Fürstenlandstr. 122, 9001 St.Gallen, Tel. 071 221 00 21, Fax 071 221 02 21 SG AZ 9000 St. Gallen Fr. 3./ 2.50 ST. GALLER NUMMER 226 MITTWOCH, 28. SEPTEMBER 2011 SEITE 6 IMMOBILIENMARKT © St.Galler Tagblatt AG 2011 Darf nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden

ImzweitenKinofilmfahrenWickieundseinestarkenMänner ... · finden.(sj.) focus9 Bild: ap/Jon Super FC Basel punktet im Old Trafford In der Champions League schafft Basel auswärts

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: ImzweitenKinofilmfahrenWickieundseinestarkenMänner ... · finden.(sj.) focus9 Bild: ap/Jon Super FC Basel punktet im Old Trafford In der Champions League schafft Basel auswärts

AUSGABE FÜR DIE STADT ST.GALLEN, GOSSAU UND UMGEBUNG

Publikation: tbsg Pagina: 1 Ist-Farben: cmyk0Ressort: tb-fs Erscheinungstag: 28. 9. 2011 MPS-Planfarben: cmyk

SalzkornDie Schweizer Flagge mit ihremKreuz christlichen Ursprungsentspreche der heutigen multi-kulturellen Schweiz nicht mehr,sie solle deshalb abgeschafftwerden. Dies forderte kürzlich derImmigrantenverein Second!sPlus und sprach sich für dieWiedereinführung der Flagge derhelvetischen Republik vom Endedes 18. Jahrhunderts mit ihrenQuerstreifen in Grün, Rot undGelb aus. Die für solche Vor-stösse immer dankbare SVP hatseither ein neues Inserate-Sujet:«Schweizer Fahne abschaffen!Masseneinwanderer immer un-verschämter.»

Entspannter hat sich unlängstein Bürger der VolksrepublikChina auf Besuch in der Schweizzu unserer Flagge geäussert: Erstaunte ganz arglos darüber,dass die Schweiz «ein Plus-zeichen auf der Flagge» habe.Ein Pluszeichen – das passt janicht schlecht zur Schweiz alswohlhabendem Land.

Und sollte sich der Wohlstandmal verflüchtigen, könnte mandie Flagge mit kleinem Aufwandändern: ein Minus statt ein Plus.

Wie die SVP in diesem Fallwohl inserieren würde? R.C.

FOCUS

Die Gewinner derSchweizer Designpreisestehen fest 10

REGION ST.GALLEN

ST.GALLENParlament bewilligtProjekt für Fanarbeit 33

ST.GALLENVoliere-Gesellschaftverärgert über Stadt 35

ABTWILKanton prüft neueBusverbindungen 39

GOSSAUWenig Interesse an derZentrumsgestaltung 41

" " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " "

Wickie Die Wikinger erobern BayernIm zweiten Kinofilm fahren Wickie und seine starken Männermit dem Schiff nach Grönland. Gedreht wurde aber nicht imhohen Norden, sondern im bayrischen Hochland. zoom 16

" " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " "

Das System PutinNach dem Kuhhandel zum erneutenWechsel im Kreml werden in RusslandKritiker nun ausgegrenzt. ausland 7

" " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " " "

Heissersehnter FlugTrotz Verspätung im Flugzeugbau:Boeings erster Dreamliner ist nunin Japan unterwegs. wirtschaft 24

REISEN

Teure MissverständnisseRund 1750 Beschwerden muss-te Beat F. Dannenberger, derOmbudsmann der SchweizerReisebranche, letztesJahr entgegenneh-men. Viele Anfragenbasieren auf Missver-ständnissen, fehler-haften Informatio-nen über das Reise-land oder unvollstän-digen Unterlagen durch dasReisebüro. Aber genauso oft

liegt der Fehler beim Reisendenselbst: Er hat sich einfachschlecht vorbereitet auf die

Ferien oder stellt zuhohe Erwartungen,etwa ans Hotel. Es liegtam Ombudsmann, diekritisierten Mängelobjektiv zu bewertenund eine einvernehm-liche, aussergerichtli-

che Lösung für beide Seiten zufinden.(sj.) focus 9

Bild: ap/Jon Super

FC Basel punktet im Old TraffordIn der Champions League schafft Basel auswärts gegenManchester United ein 3:3. Erst in der 90. Minute mussteder Schweizer Meister den Ausgleich entgegennehmen. Der

Thurgauer Fabian Frei erzielte in der 58. Minute den An-schlusstreffer zum 1:2, ehe Alex Frei (rechts) Basel mit zweiToren zwischenzeitlich in Führung brachte. sport 17

Moslems hätten vor GerichtChancen auf eigene GrabfelderDie St.Galler Regierung will nichtsvon einer Sonderregelung fürmoslemische Grabfelder wissen.Der Widerstand dagegen ist na-mentlich bei FDP und SVP zugross. Das zuständige Innende-partement soll nun nach anderenWegen suchen, um die Ruhestät-ten zu ermöglichen.

Nicht verfassungskonformAlt Bundesgerichtspräsident

Giusep Nay kritisiert diesen Ent-

scheid der Regierung indirekt imInterview mit unserer Zeitung:«In der neuen Bundesverfassungist es die Religionsfreiheit, die denMoslems das Recht gibt, nachihrem Ritus bestattet zu werden.»Nay glaubt weiter, dass die Mos-lems gute Chancen hätten, vorBundesgericht das Recht auf ei-gene Grabfelder zu erstreiten.

Gemäss dem Bündner Juristengebe es Sonderregelungen fürMenschen moslemischen Glau-

bens in zahlreichen SchweizerStädten. «An den meisten Ortenwird der Wunsch der Moslemsnach eigenen Grabfeldern als einberechtigtes und nachvollziehba-res Anliegen anerkannt», sagt Nay.

Vorausschauende PolitikNay empfiehlt den Politikern,

das Anliegen der Moslems ernstzu nehmen. Der Druck werde nurgrösser, wenn man es auf die langeBank schiebe. (red.) thema 3

Ständeräte wollenBau neuer AKWganz verbietenBERN. Heute entscheidet derStänderat, ob der Bau neuer AKWin der Schweiz verboten wird.Gestern zeichnete sich ein Verbotohne Einschränkungen ab: DieEnergiekommission des Stände-rates änderte im letzten Momentihre Meinung. Das soll dieschwankende CVP vor der Zer-reissprobe bewahren. Bis vor kur-zem hatte eine Mehrheit der Kom-mission den Bau neuer AKW nichtganz verbieten wollen. Sie hattedem Ständerat empfohlen, nurAKW der «heutigen Generation»zu verbieten.(sda/red.) inland 5

Keine Umkehr inSt.Galler EnergiepolitikST.GALLEN. Der St.Galler Kan-tonsrat hat gestern über eine Rei-he Vorstösse zur Energiepolitikberaten. Die allermeisten der Mo-tionen und Interpellationen wa-ren von linksgrüner Seite nachden Ereignissen in Fukushimaeingegangen. Sie forderten einedrastische Änderung in der Ener-giepolitik. Der Kantonsrat sagte zuden Vorstössen fast ohne Aus-nahme Nein oder formulierte die

Motionen im Sinne der Regierungin Postulate um.

Regierungsrat Willi Haag be-tonte, dass die Regierung die Zei-chen der Zeit erkannt habe unddem Entscheid des Bundesrateszum Atomausstieg Folge leistenwolle. Er mahnte aber, dass es beieiner Umkehr in der Energiepro-duktion vor allem darum gehe, dieVersorgungssicherheit zu garan-tieren. (red.) ostschweiz 26

FDP zeigtJuso-Spitze anST.GALLEN. Auch im KantonSt.Gallen waren in der Nacht vonSonntag auf Montag Jungsozialis-ten unterwegs, die Aufkleber aufWahlplakaten der bürgerlichenParteien plaziert haben. Nun hatdie Juso-Parteispitze eine Klageder St.Galler FDP am Hals.

Anders als die Freisinnigen ver-zichten die mitbetroffene SVPund CVP auf eine Klage wegenSachbeschädigung – sie sprechenaber von einer «Verluderung derPolitkultur». (red.) ostschweiz 25

Otto Tausk wirdChefdirigentST.GALLEN. Der Nachfolger vonDavid Stern ist gefunden: Der Ver-waltungsrat der GenossenschaftKonzert und Theater St.Gallen hatOtto Tausk zum neuen Chefdiri-genten von Sinfonieorchester undTheater St.Gallen gewählt. Der40jährige Niederländer tritt seineStelle mit Beginn der Saison2012/2013 an, vorerst mit einemVertrag für drei Jahre. Tausk leitetdas Orchester Holland Symfoniaund ist vielfältig international tä-tig. Er überzeugte in St.Gallendurch seine «künstlerischen Qua-lifikationen, stilistische Bandbrei-te sowie innovative Programm-gestaltung». (sda) focus 11

Ist Leibarzt schuldan «Jackos» Tod?LOS ANGELES. Der Prozess gegenConrad Murray hat gestern be-gonnen. Der Arzt wird beschul-digt, Michael Jackson mit einerÜberdosis des Narkosemittels«Propofol» fahrlässig getötet zuhaben. Der Leibarzt des «King ofPop» bestreitet den Vorwurf. Erhabe ihm lediglich die Hälfte dersonst üblichen Dosis gegeben. Alser kurz darauf ins Zimmer von«Jacko» kam, sei dieser regungslosim Bett gelegen. Der Staatsanwaltjedoch sagt, Murray habe «nach-lässig und rücksichtslos» gehan-delt. Ihm drohen nun vier JahreHaft. (tam) seite zwei 2 schauplatz 8

Bild: Daniel Ammann

Giusep Nay

Verlag: St.Galler Tagblatt AG, Fürstenlandstr. 122, 9001 St.Gallen, Tel. 071 272 78 88, Fax 071 272 74 75, www.tagblatt.ch Aboservice: Tel. 071 272 72 72, Fax 071 272 72 70, E-Mail aboservice!tagblatt.chZentralredaktion: 9001 St.Gallen, Tel. 071 272 77 11, Fax 071 272 74 76, E-Mail zentralredaktion!tagblatt.ch Inserate: Publicitas AG, Fürstenlandstr. 122, 9001 St.Gallen, Tel. 071 221 00 21, Fax 071 221 02 21

SG AZ 9000 St.GallenFr. 3.– / ! 2.50

ST. GALLERNUMMER 226 MITTWOCH, 28. SEPTEMBER 2011

SEITE

6

IMM

OBILIE

NMARKT

© St.Galler Tagblatt AG 2011 Darf nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden

Page 2: ImzweitenKinofilmfahrenWickieundseinestarkenMänner ... · finden.(sj.) focus9 Bild: ap/Jon Super FC Basel punktet im Old Trafford In der Champions League schafft Basel auswärts

Publikation: tbhb Pagina: 3 Ist-Farben: cmyk0Ressort: tb-th Erscheinungstag: 28. 9. 2011 MPS-Planfarben: cmyk

Bild: Urs Jaudas

Der Grabstein eines moslemischen Grabes auf dem Friedhof Feldli in St.Gallen.

«Angst vor Fremden wird ausgenutzt»Alt Bundesgerichtspräsident Giusep Nay warnt vor Stimmungsmache gegen Moslems. Klagen Moslems, welchen auf St.GallerGemeindefriedhöfen ein Begräbnis nach ihrem Ritus verweigert wird, vor Bundesgericht, hätten sie grosse Erfolgschancen.

Herr Nay, im Kanton St.Gallen ist dieSchaffung von Grabfeldern für Moslemsheftig umstritten. Bildet St.Gallen imschweizweiten Vergleich da eine Aus-nahme?Giusep Nay: Auf Kantonsebene wurdemeines Wissens keine Regelung getrof-fen, wie sie jetzt in St.Gallen diskutiertwird. Bisher wurden Grabfelder für Mos-lems in grösseren Städten realisiert, wo-bei es nur vereinzelt zu heftigeren Diskus-sionen kam. An den meisten Orten wirdder Wunsch der Moslems nach eigenenGrabfeldern als ein berechtigtes undnachvollziehbares Anliegen anerkannt.Es wird in den nächsten Jahren deutlichgrösser – auch im Kanton St.Gallen. Zurpolitischen Klugheit gehört, sich abzeich-nende Probleme zu lösen, solange derWunsch noch nicht zum Überdruck undKonflikt geworden ist.

Warum stossen moslemische Grabfelderüberhaupt auf so viel Widerstand?Nay: Die Stimmungsmache gegen Mos-lems bei der Minarettabstimmung und

jetzt gegen Immigranten allgemein ver-fängt offenbar. Eine Angstvor Fremden istimmer latent und daher leicht auszunut-zen.

Kennen Sie Beispiele aus der Schweiz, woes zu weitherum akzeptierten Lösungengekommen ist?

Nay: In den Städten Genf, Bern, Basel,Zürich, Liestal, Luzern und Thun sindgute Regelungen getroffen worden. Ganzneu ist eine vorbildliche Anlage in Win-terthur, die auch mit Unterstützung derSVP ohne Aufhebens gebaut worden ist.Opponenten schreckten noch davor zu-rück, in der Öffentlichkeit gegen einschickliches, das heisst seinem Glauben

entsprechendes Begräbnis für jeder-mann aufzutreten.

Sind allenfalls zentrale Moslemfriedhöfe,vorab in Städten, in denen es keinen oderweniger Widerstand gibt, eine Lösung?Nay: Eigene öffentliche Friedhöfe fürMoslems wären diskriminierend. Für sol-che ist auch kaum ein genügendes Be-dürfnis vorhanden. Besondere Grabfel-der in den allgemeinen grossen städti-schen Friedhöfen, die ja regelmässig ver-schiedene Abteilungen kennen, sind dieangemessenste Lösung. Wenn zudemauch benachbarte Gemeinden davon Ge-brauch machen können, sind alle Nach-fragen abgedeckt.

Was sagt die Bundesverfassung?Nay: Laut alter Bundesverfassung war esPflicht der Behörden, dass dort, wo keineSonderfriedhöfe existieren, Bestattungenauf dem öffentlichen Friedhof nach denGrundsätzen der Religion des Verstorbe-nen erfolgen müssen. In der neuen Bun-desverfassung ist es die Religionsfreiheit,

die den Moslems das Recht gibt, nachihrem Ritus bestattet zu werden.

Glauben Sie, dass die St.Galler Moslemsihr Recht vor dem Bundesgericht erstreitenkönnten?Nay: Ja. Das zeigen Gutachten der Pro-fessoren Andreas Auer aus Genf und Wal-

ter Kälin aus Zürich klar auf. Und auch einAufsatz von Bundesrichter Niccolo Rasel-li geht in dieselbe Richtung. Wo nochZweifel bestehen, wie in einem noch jün-geren Bundesgerichtsentscheid,beruhendiese auf Missverständnissen betreffenddie konkreten Erfordernisse und einestrikte Forderung des Beschwerdeführersnach einer ewigen Grabesruhe. Die isla-

mischen Organisationen bieten jedochHand zu angemessenen Lösungen.

Wie gross sind eigentlich die Differenzenzwischen einer moslemischen und derchristlichen Bestattung?Nay: Der Hauptunterschied ist die Aus-richtung des Grabes nach Mekka. UnterChristen bestehen vom Glauben her kei-ne Unterschiede. Sie sind daher nicht inihrem Glauben beeinträchtigt, wenn dieBestattung in Reih und Glied zu erfolgenhat. Das ist aber für Moslems der Fall, sodass sie gestützt auf die Glaubensfreiheiteinen Anspruch auf eine besondere Be-handlung haben. Eine solche besteht imübrigen in vielen Friedhöfen auch für Pri-vatgräber.

Bis vor wenigen Jahrzehnten durftenKatholiken nur beerdigt und nicht kremiertwerden. Sie brauchten also auch eine Son-derregelung.Nay: Ja, soweit nur eine Urnenbestattungmöglich gewesen wäre.

Interview: Markus Rohner

Der Staat und die FriedhöfeDurch die Bundesverfassung von 1874wurde das Friedhofswesen «verstaat-licht», das heisst zur Aufgabe der politi-schen Gemeinden erklärt. Ausserdemwurde jedermann das Recht auf einschickliches Begräbnis zugesprochen.Nach Sonderbundskrieg und Kultur-kampf zwischen katholischen und re-formierten Orten war es die vorrangigeAufgabe des jungen Bundesstaates, diekonfessionelle Spaltung der Bevölke-rung zu überbrücken. In der Folgewurden die konfessionell-kirchlichenFriedhöfezu kommunalen Friedhöfen.Die Bestattung ohne Ansehen der Per-son in chronologischer Reihenfolge inGräberreihen wurde zur Vorschrift.

Bis Ende des 19.Jahrhunderts wur-de es in Basel, Bern und St.Gallen strikt

abgelehnt, auf den städtischen Fried-höfen spezielle Grabfelder für Judeneinzurichten oder jüdische Sonder-friedhöfe zu gestatten. Juden aus Bernund Basel mussten ihre Angehörigenauf dem jüdischen Friedhof Hegen-heim im Elsass bestatten.

Laut Giusep Nay müssen heute imZeitalter des gesellschaftlichen Plura-lismus und der Individualisierungauch im Friedhofs- und Bestattungs-wesen Lösungen gesucht werden, dieim verfassungsmässigen Rahmen un-terschiedlichen Varianten Rechnungtragen. «Dies keineswegs nur im Blickauf unterschiedliche Religionen, son-dern ebenso im Blick auf unterschied-liche persönlicheund gesellschaftlicheWünsche», sagt Nay. (mr.)

PERSON

Giusep Nay

Der Bündner Oberländer Giusep Nay(69) war von 1989 bis 2006 alsBundesrichter in Lausanne tätig.2005/2006 war er der erste Bundes-gerichtspräsident mit rätoromanischerMuttersprache. Bis Ende des letztenJahres war Giusep Nay Präsident derGesellschaft Minderheiten in derSchweiz, deren Vorstand er weiterhinangehört. (mr.)

An den meisten Ortenwird der Wunsch der

Moslems nacheigenen Grabfelder

anerkannt.

Die Religionsfreiheit gibtden Moslems

das Recht, nach ihremRitus bestattet zu

werden.

Das moslemische BegräbnisDie Wogen gehen in der Ostschweiz inder Frage um moslemische Grabfelderhoch. Doch wie sieht ein moslemi-sches Bestattungsritual überhauptaus? Die wichtigsten Fakten:! Ähnlich wie in der jüdischen Religionsoll auch bei Moslems der Leichnamschnell beerdigt werden. In den Her-kunftsländern der Moslems geschiehtdies oft innerhalb von 24 Stunden nachdem Tod.! Der Bestattung der Toten geht einerituelle Waschung voraus. Darauf wirdder Leichnam in drei Leinentücher ge-wickelt – eines für den Kopf, ein zwei-tes für Torso und Beine, anschliessendwird der Verstorbene im dritten Tuchganz eingehüllt.! Wo es die Beschaffenheit der Erde

zulässt, wird der Leichnam ohne Sargbestattet. In der Schweiz werden dieToten in einen einfachen Holzsarggelegt.! Das Gesicht des Toten muss Rich-tung Mekka ausgerichtet sein. Das be-deutet, dass der Kopf des Toten leichtzur Seite gedreht wird und sein Gesichtin südöstliche Richtung weist.! Der Islam kennt wie die jüdischeReligion die ewige Grabesruhe. Aufislamischen Grabfeldern in derSchweiz werden die Gebeine der Totendeshalb nicht ausgeräumt. Das Grabwird aber mehrfach benutzt.! 80 bis 90 Prozent der verstorbenenSchweizer Moslems werden heute inihre Heimat zurückgebracht und dortbeerdigt. (mwe)

MITTWOCH, 28. SEPTEMBER 2011 thema 3

Religionsdebatte Die St.Galler Kantonsregierung will nichts von einer Sonderregelung für moslemische Grabfelder aufden Friedhöfen wissen. Alt Bundesgerichtspräsident Giusep Nay kritisiert im Interview diesen Verzicht. Der Hauptunterschiedzwischen Christen und Moslems im Bestattungsritual besteht in der Ausrichtung der Moslems Richtung Mekka.! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! !

© St.Galler Tagblatt AG 2011 Darf nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden