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Inder zu Gast in der Schweiz

Inder zu Gast in der Schweiz - STnet · Shah Rukh Khan waren in der Schweiz zu Gast. Familie Kern und Kitt der indischen Gesellschaft ist die Familie. Inder richten sich bei allen

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I nder zu Gas t

i n de r Schweiz

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Herausgeber

hotelleriesuisse, Bern und

Schweiz Tourismus, Zürich

Herausgegeben

1. Auflage 2007; 2. Auflage 2013;

Neuauflage 2017

Layout

xamt franziska liechti, Bern

Druck

Läderach AG, Bern

Foto Titelseite

Schweiz Tourismus/Giglio Pasqua

Fotos

hotelleriesuisse, Schweiz Tourismus,

iStockphoto.com, Christian Perren,

Fotolia, pixelio.de, ImagePoint.biz

Sprachen

Deutsch, Französisch, Englisch

Bern, Januar 2017

Impressum

Vorwort 4

Allgemeine Informationen über Indien 6

Merkmale der indischen Kultur 9

Beziehungen und Interaktionen 13

Gepflogenheiten des Geschäftslebens 14

Inder auf Reisen 16

Schweizer Gastfreundschaft für indische Gäste 20

Freizeitaktivitäten 22

Indische Ess- und Trinkgewohnheiten 24

Kontaktadressen 27

I n h a l t s ve r ze i c h n i s

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Es gibt keinen Weg zum Frieden,

denn Frieden ist der Weg. (Mahatma Gandhi)

Ihnen als Hotelier ist Gastfreundschaft gegen-

über Gästen aus nah und fern selbst verständlich.

Kommen die Gäste aus fremden Kulturen, hilft

das Wissen über die jeweiligen Traditionen und

Gepflogenheiten, Missverständnisse zu vermei-

den und den Aufenthalt für die Gäste und den

Gastgeber reibungslos und angenehm zu gestal-

ten. Hier setzt die Broschüre «Inder zu Gast in

der Schweiz» an.

Zwischen 2005 und 2015 haben die Logier-

nächte der indischen Gäste in der Schweiz um

138 Prozent zugenommen. Auch in den kom-

menden zwei Jahrzehnten ist mit einer anhal-

tenden Zunahme der Logiernächte von indischen

Gästen zu rechnen. Mit der wirtschaftlichen

Öffnung in den 1990er-Jahren hat sich Indien

zu einer aufstrebenden Wirtschaftsmacht ent-

wickelt und birgt ein grosses Potenzial für den

Schweizer Tourismus. Der Visaprozess ist opti-

miert, fremde Währungen sind nicht mehr be-

willigungspflichtig und die privilegierte Mittel-

schicht – welche sich eine Reise in die Schweiz

leisten kann – wächst stetig.

Die Schweiz ist nach wie vor eines der beliebtes-

ten Reiseziele für indische Touristen in Europa.

Die Inder kennen die Schweiz aus Bollywood-

Filmen als romantisches Idyll mit phänomena-

len Naturkulissen und empfinden ihren Aufent-

halt als Privileg. Entsprechend reisen sie mit

hohen Erwartungen an und möchten von ihren

Gastgebern bevorzugt behandelt werden.

In der von hotelleriesuisse und Schweiz Touris-

mus gemeinsam überarbeiteten Broschüre «In-

der zu Gast in der Schweiz» (1. Auflage 2007) er-

fahren Sie, wie Sie Ihre indischen Gäste am besten

willkommen heissen. Neben Wissenswertem über

die Kultur und die Mentalität Ihrer Gäste enthält

sie nützliche Tipps und praktische Ratschläge für

das tägliche Geschäft als Gastgeber.

Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre und

spannende Begegnungen mit Gästen aus nah

und fern.

Jürg Schmid

Direktor Schweiz Tourismus

Claude Meier

Direktor hotelleriesuisse

Vor wor t

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Geschichtlicher Abriss

Indien ist im Verlaufe seiner über 5000-jährigen

Geschichte verschiedentlich erobert, besiedelt

und kolonisiert worden. Seine strategisch güns-

tige Lage, die reichlich vorhandenen Boden-

schätze und die bereits früh entwickelten Städ-

tebauten zogen Menschen aus allen Teilen der

Erde an. Inder sind stolz auf die daraus resultie-

rende kulturelle Vielfalt ihres Landes, auf ihre

Jahrtausende zurückreichende Geschichte so-

wie auf ihre wissenschaftlichen Errungenschaf-

ten wie zum Beispiel die Erfindung der Ziffer Null

oder die Berechnung von Pi.

Ab dem 15. Jahrhundert wurde Indien durch

Königshäuser aus England, Frankreich, den Nie-

derlanden und Portugal kolonisiert. Das Land

sollte als Dreh- und Angelpunkt der europäi-

schen Wirtschaftsmächte dienen. Mitte des

19. Jahrhunderts entstand die indische Unab-

hängigkeitsbewegung. Unter der Führung von

Mahatma Gandhi wurde Indien 1947 auf gewalt-

losem Weg unabhängig.

Wirtschaft

Indien hatte sich nach seiner Unabhängigkeit

wirtschaftlich und zum Teil auch politisch vom

Rest der Welt abgeschottet. Ende der 1980er-

Jahre geriet das Land in eine tief greifende Wirt-

schaftskrise.

Al lgemeine In format ionen über Ind ien

Erwähnen Sie die 5000-jährige Geschichte

Indiens. Ihre indischen Gäste wird es freuen.

Kennzahlen der Wirtschaft

2013 2014 2015 2016 (S) 2017 (P)

BIP (USD Mia.) 1863 2043 2091 2289 2488

BIP/Einwohner (USD) 1479 1601 1617 1747 1875

Wachstum (in % des BIP) 1,9 9,6 2,4 9,5 8,7

Inflationsrate (in %) 8,2 5,3 5,4 5,1 5,4

Quelle: Internationaler Währungsfond IWF, World Economic Outlook Database, April 2016 (S) = Schätzung, (P) = Prognose

Schlüsseldaten

Name und Hauptstadt: Indien heisst in der offiziellen Sprache Hindi «Bhara-

tiya Ganaradschya», seine Hauptstadt ist Neu Delhi.

Bevölkerung und Fläche: Indiens 1,3 Milliarden Einwohner leben auf einer

Fläche von 3 287 365 km2 (wovon knapp 80 000 km2 zwischen Indien und

Pakistan umstritten sind). Damit ist Indien flächenmässig fast 80-mal grösser

als die Schweiz (41 290 km2).

Städte: Indien hat acht sogenannte «Metro Cities», welche mehr als vier Mil lionen

Einwohner haben: Ahmedabad (5,6 Millionen), Bengaluru (8,4 Millionen), Chennai

(9,7 Millionen), Hyderabad (6,7 Millionen), Kolkata (4,5 Millionen), Mumbai

(12,4 Millionen), Delhi (11 Millionen) und Surat (4,5 Millionen). Weitere 37 Städte

haben eine Bevölkerung von über einer Million.

Sprachen: In Indien werden weit über 100 Sprachen gesprochen, die vier ver-

schiedenen Sprachfamilien angehören. Neben Hindi und Englisch erkennt die in-

dische Verfassung weitere 21 Sprachen an.

In den 1990er-Jahren hat Indien begonnen, seine

Wirtschaft zu reformieren und zu öffnen. Seither

ist die Industrialisierung weit vorangeschritten,

und immer mehr Menschen schätzen einen

modernen Lebensstil. Mit einer Bevölkerung von

1,3 Milliarden, einer rasant wachsenden, jungen

Mittelschicht und einem BIP von gut 8 Billionen

USD zählt Indien bereits heute zu den weltweit

grössten Märkten.

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Bildung

Die durchschnittliche Alphabetisierungsrate liegt

trotz der allgemeinen Schulpflicht für 6- bis

14-jährige bei 74 Prozent. In der Nähe der Gross-

städte ist diese Zahl höher. Dort hat sich eine

kaufkräftige obere Mittelschicht entwickelt, die

konsum- und reisefreudig ist.

Politik

Indien ist die grösste Demokratie der Welt, wel-

che sich aus 29 Unionsstaaten und sieben von

der Hauptstadt verwalteten Unionsterritorien

zusammensetzt. Die Parteienlandschaft ist viel-

fältig, die Wahlbeteiligung hoch. Das Parlament,

welches das Staatsoberhaupt wählt, besteht aus

einem Ober- und einem Unterhaus. Die politi-

schen Geschäfte leitet der vom Volk gewählte

Pre mierminister.

Religion

Religionen sind eines der wichtigsten Bindeglie-

der dieses Vielvölkerstaates. Hier entstand nicht

nur der Hinduismus, sondern auch der Buddhis-

mus, der Jainismus und der Sikhismus. Die Ein-

flüsse durch die zugewanderten Muslime, Par-

sen und Christen haben die Kultur des Landes

teilweise mitgeprägt. Hindus stellen die grösste

Bevöl kerungsgruppe und prägen die indische

Kultur am meisten.

Merk male de r i nd i s chen Ku l tu r

Philosophie – in vier Schritten

zur Erleuchtung

Seit der Antike stellt man sich in Indien vor, dass

ein irdisches Leben in vier Lebensabschnitte

mit jeweils eigenen Zielen und Aufgaben unter-

teilt ist.

Im ersten Lebensabschnitt sieht man sich als

einen lernenden Menschen, der emotional, geis-

tig und körperlich unerfahren ist. Er muss von

Menschen mit mehr Lebenserfahrung (zum Bei-

spiel Eltern, Lehrern, Priestern) Übung und Dis-

ziplin lernen. Dieser junge Mensch erfährt von

seinen älteren Begleitern, dass er Entscheidun-

gen nicht eigenständig fällen kann. Daraus lernt

er, sich an Personen zu orientieren, die bereits

zum zweiten, dritten oder vierten Lebensab-

schnitt gehören.

Der zweite Lebensabschnitt ist das Verheiratet-

sein. Im Mittelpunkt steht die Eheschliessung

und damit alle materiellen und physischen

Dinge: Man zeugt und gebärt Kinder, ernährt sie

und macht sie lebenstüchtig. In diesem Lebens-

abschnitt lernt man, Verantwortung und Füh-

rung zu übernehmen.

Im dritten Lebensabschnitt hat der Mensch seine

Pflichten in der materiellen Welt erfüllt. Seine

Kinder sind erwachsen geworden. Er wendet

sich daher den metaphysischen – oder spirituel-

len – Aspekten des Daseins zu. Er geniesst zwar

weniger materielle Dinge, diese jedoch mit mehr

Musse und Genuss.

Im vierten Lebensabschnitt wird ihm klar, dass

sein irdisches Dasein vergänglich, seine Seele

aber unsterblich ist. Er zieht sich von der All-

tagshektik allmählich zurück, lebt langsamer,

ruhiger und übt sich mehr und mehr in spiritu-

eller Tätigkeit. In Gesellschaft von Personen der

früheren Lebensabschnitte tritt er als weiser und

lebenserfahrener Mensch auf.

Hierarchische Gesellschaftsordnung

Die aus der Antike stammenden vedischen

Schriften prägen bis heute das indische Werte-

system und die Gesellschaftsordnung. Die Schrif-

ten bilden die Grundlage der hinduistischen

Glaubenslehre und beschreiben unter anderem,

dass die Götter jedem Menschen aufgrund der

spirituellen Entwicklung seiner Seele einen Platz

in der Gesellschaft zuweisen. So entstand in In-

dien eine hierarchische Gesellschaftsordnung,

die im Westen als Kastenwesen bekannt ist.

Zwar halten konservative Kreise noch heute

an dieser überlieferten Gesellschaftsordnung

fest. Doch man wendet sich – vor allem aufgrund

der Bildung und der finanziellen Unabhängig-

keit – mehr und mehr davon ab. Viele Inder sind

der Ansicht, ihr Land brauche ein neues Gesell-

schaftsmodell, weil das Kastenwesen sowohl

den gesellschaftlichen als auch den wirtschaft-

lichen Fortschritt behindert.

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Kritik von Ausländern gegenüber dem Kasten-

system empfinden die Inder jedoch als inakzep-

tabel. Aus indischer Sicht konnten die Kolonial-

mächte und Siedler weder die gesellschaftliche

Ordnung noch die kulturellen Werte Indiens we-

sentlich beeinflussen.

Seit der Unabhängigkeit im Jahre 1947 betonen

Inder ihr Indischsein. Mit der wirtschaftlichen

Öffnung 1990 streift Indien allmählich sein

Image vom Land der Bettler und Gurus sowie

der heiligen Kühe und Paläste ab und ersetzt es

mit einem extrovertierten, selbstbewussten,

stark an westlichen Wertesystemen orientierten

«Indian way of life».

Bollywood als Ausdruck des

«Indian way of life»

Das neue Selbstbewusstsein zeigt sich heute in

vielen Dingen wie der Mitgliedschaft in interna-

tionalen Gremien, dem Nuklearprogramm oder

der Filmindustrie Bollywood. Bollywoodfilme

gehören zu den wichtigsten Bestandteilen des

modernen Alltags in Indien. Sie dienen als Fa-

milienerlebnis, der Unterhaltung, der Flucht aus

dem Alltag und dem seelischen Wohlbefinden.

Weibliche wie männliche Filmfiguren weinen oft.

Wenn sich der Filmbetrachter – Frauen als auch

Männer – mit den Gefühlen identifiziert, kann

er durchaus auch mitweinen.

Für die Schweiz ist die Bedeutung von Bolly-

woodfilmen nicht zu unterschätzen. Viele Inder

reisen in die Schweiz, um dort gewesen zu sein,

wo die Bollywoodfilme gedreht wurden. Schwei-

zer Berge, Seen, Schlösser und Altstädte sind bei

der indischen Filmindustrie besonders beliebt.

Seit Ende der 1980er-Jahre wurden über 170

indische Filme in der Schweiz gedreht. Weltbe-

rühmte Bollywoodstars wie Aishwarya Rai oder

Shah Rukh Khan waren in der Schweiz zu Gast.

Familie

Kern und Kitt der indischen Gesellschaft ist

die Familie. Inder richten sich bei allen wichti-

gen Entscheidungen danach, was für ihre Her-

kunfts- und Gegenwartsfamilie gut ist. Sie

fragen sich eher «Was wollen wir?» als «Was

will ich?». Starke, emotionale Nähe ist für die

indische Familie wichtig. Eltern und Kinder füh-

len sich loyal verbunden und erwarten, dass man

in jeder Situation füreinander da ist und der

Einzelne das Wohl der Gemeinschaft über das

Eigene stellt.

Obwohl westlicher Indivi dualismus von der

Mehrheit der Inder als eine Form von Egoismus

betrachtet wird, setzt sich das west liche Modell

der Kleinfamilie mit berufstätigen Eltern in den

Grossstädten immer mehr durch.

Kaste Mitglieder Rolle

Brahmanen Schriftgelehrte, Priester Festlegen von religiösen und

gesellschaftlichen Normen

Kshatriyas Beamte, Krieger Umsetzung der Normen

Vaishyas Landwirte, Kaufleute, Händler Leben nach Normen

Shudras Knechte, Dienstleistende Befehlsempfänger

Vermeiden Sie kritische Äusserungen

zum indischen Kastensystem.

Die Schönheit der Schweiz ist durch viele

Bollywoodfilme, im Speziellen über deren

Liebeslieder, nachhaltig im Bewusstsein

verankert.

Einfache Begrüssungswörter erzeugen

bei indischen Gästen ein Gefühl des

Willkommenseins.

Willkommen Aapka swagat hai

Guten Morgen

Guten Tag Namaste

Guten Abend

Bis später Phir milenge

Danke Dhanyavad

Gute Reise Shub yatra

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Feiern, wie die Feste fallen

Inder finden immer einen Grund zum Feiern:

Geburt, Heirat, eine bestandene Prüfung oder

ein siegreicher Cricketmatch.

Nationalfeiertage sind der Republic Day (26.1.),

der Unabhängigkeitstag (15.8.) und der Ge-

burtstag von Mahatma Gandhi (2.10.).

Zu den wichtigsten hinduistischen Festen gehö-

ren das Lichterfest Diwali, das Frühlingsfest Holi,

Ganesh Chaturthi zu Ehren der Gottheit Gane-

sha sowie Raksha Bandhan, das Fest der «schüt-

zenden Verbindung» zwischen Geschwistern.

Die indischen Muslime feiern das Opferfest Id-

al-Adha zur Pilgerfahrt nach Mekka und Id-al-

Fitr zum Ende des Fastenmonats.

Die Sikhs und Jainas feiern den Geburtstag ih-

rer Glaubensstifter jeweils am 26.11. (Sikhs) und

Ende März oder Anfang April (Jainas).

Buddhisten feiern Vesakh (1. Vollmondtag im

Mai), den Tag, an dem Buddha Erleuchtung fand.

Christen feiern Ostern und Weihnachten.

Berühmte Zitate und Sprichwörter

«Die Welt hat genug für jedermanns Bedürf-

nisse, aber nicht für jedermanns Gier.»

Mahatma Gandhi

«Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig

dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.»

Mahatma Gandhi

«Wir leben in einer wunderbaren Welt, die voll

von Schönheit, Charme und Abenteuer ist. Es

ist kein Ende der Abenteuer, die wir erleben

können, in Sicht, solange wir sie nur mit offe-

nen Augen suchen.» Jawaharlal Nehru,

erster Premierminister Indiens

Bez iehu ngen u nd In te rak t ionen

Vertrauen schaffen

In der indischen Kultur sind Beziehungen sehr

wichtig. Sie interessieren sich für ihr Gegenüber

und freuen sich, wenn man sich für sie interes-

siert. Manchmal können sie etwas verschlossen

und schüchtern wirken, da sie sich niemandem

aufdrängen möchten.

Machen Sie als Gastgeber den ersten Schritt und

beginnen Sie mit Ihren indischen Gästen ein Ge-

spräch. Dazu eignen sich viele Themen wie zum

Beispiel indische oder schweizerische Kultur und

Geschichte, das Wetter, Gesundheit, gutes Es-

sen oder schöne Ferienerinnerungen. Ihre indi-

schen Gäste werten dies als Zeichen für ehrlich

empfundenes Interesse.

Investieren Sie Zeit in Ihre indischen Gäste –

es lohnt sich.

Tipps

• Humor: Inder lachen gerne und sind humorvoll, aber nicht auf Kosten anderer Personen. Dies gilt als unethisch.

• Augenkontakt: Direkter Augenkontakt mit indischen Gästen ist kein Problem. Wenn manche indischen Gäste

den Augenkontakt meiden, ist dies eine Respektsäusserung und hat keine negative Bedeutung.

• Händedruck: Manche Inderinnen scheuen sich, einem fremden Mann zur Begrüssung die Hand zu geben. Es

empfiehlt sich, abzuwarten – falls sie dem Mann die Hand reichen, ist der Händedruck erwünscht. Falls nicht, ist

eine höfliche verbale Begrüssung ausreichend. Unter Frauen ist der Händedruck nicht problematisch.

• Nein: Dieses Wort wird von einigen Indern nicht gerne gehört, da sie es als persönliche Zurückweisung oder

Ablehnung empfinden – obwohl sie es selbst gerne gebrauchen.

• VIP: Indische Touristen schätzen es, wenn man ihnen das Gefühl gibt, sie seien besonders willkommene Gäste.

Eine persönliche Begrüssung durch den Hoteldirektor / die Hoteldirektorin ist daher empfehlenswert.

• Alter: In der hierarchisch gegliederten indischen Gesellschaft gilt das Senioritätsprinzip. Die ältere Person ge-

niesst mehr Respekt und ihrem Wort wird nicht offen widersprochen. Schweizer Gastgeber sollten nicht unter-

würfig sein, jedoch den älteren indischen Gast mit Zuvorkommenheit behandeln. Umgekehrt gilt dasselbe:

In einer Konfliktsituation mit einem indischen Gast ist es sinnvoll, dass der Schweizer «Hausherr» oder die

«Hausherrin» einen Entscheid fällt. Dieser wird höflich – und im besten Fall mit einem Lächeln – formuliert,

jedoch nicht weiter diskutiert.

• Frauen und Männer: Nach aussen ist der Ehemann das Oberhaupt der indischen Familie. Er ist derjenige, der

mit dem Hotelpersonal verhandelt. Jedoch fällt er kaum eine Entscheidung, bei welcher seine Ehefrau nicht ein-

verstanden wäre. Indische Ehepaare besprechen im Privaten, was sie wollen und was nicht, um nach aussen

Einheit und Harmonie zu zeigen.

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Gepf logenhe i ten des Geschä f t s lebens

Neues Selbstbewusstsein

War der indische Geschäftsmann früher eher un-

sicher, begegnet man heute zielbewussten Ge-

schäftsleuten, die wissen, was sie wollen. Sie

sind stolz auf ihre wirtschaftlichen Errungen-

schaften und betonen gerne, dass Indien zu den

am schnellsten wachsenden freien, marktwirt-

schaftlichen Demokratien gehört.

Die zunehmende Öffnung des indischen Marktes

führt dazu, dass es sich Inder vermehrt gewohnt

sind, Geschäftskontakte mit ausländischen Part-

nern zu pflegen. Der Umgang mit indischen Ge-

schäftsleuten ist daher sehr angenehm.

Es lohnt sich, Zeit in die Entwicklung

persönlicher Beziehungen zu investieren.

Tipps

Es empfiehlt sich, bei Geschäftsbeziehungen folgende Hinweise zu beachten.

• Bekennen Sie Ihre nationale Zugehörigkeit gegenüber indischen Geschäftspartnern. Inder reagieren positiv,

wenn Schweizer zeigen, dass sie sich in der Schweiz in ihrer Kultur und in ihren Werten verankert fühlen. Es

lohnt sich, Inder über die Schweizer Kultur und Mentalität zu informieren. Swissness gefällt!

• Inder trennen Privat- und Geschäftsleben kaum. Rund 60 Prozent aller indischen Firmen sind in Familienbesitz.

Langjährige Bekannt schaften, Vertrauen und Loyalität sind die bestimmenden Erfolgsfaktoren.

• Neben den guten Beziehungen sollte man seine eigenen geschäftlichen Interessen nicht vergessen. Der persön-

liche Umgang soll zwar von Freundschaftlichkeit geprägt sein, in der Sache muss man jedoch entschlossen und

klar auftreten.

• Halten Sie jederzeit Visitenkarten in ausreichender Anzahl bereit. Ihre Berufsbezeichnung, Ihre hierarchische

Position und Ihr allfälliger akademischer Titel sollten auf der Visitenkarte in Englisch ersichtlich sein. Lesen Sie

eine erhaltene Visitenkarte in Ruhe durch. Es ist üblich, danach ins Gespräch zu kommen, zum Beispiel mit einer

Frage zu den Geschäftstätigkeiten des Gastes oder zu den geschäftlichen Zielen in der Schweiz.

• «Give me» ist im indischen Kontext mit dem englischen «Could you please give me» gleichzusetzen – die

Sprache ist in Indien sehr viel direkter. Dies hat nichts mit Einstufung zu tun, sondern mit dem Sprachgebrauch.

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I nder au f Re i sen

Anstieg der Auslandsreisen

Indien gehört zu den weltweit am stärksten

wachsenden Reisenationen. Eine bedeutende

Wirtschaft und die damit einhergehende wach-

sende Mittelschicht, die sich eine Auslandsreise

leisten kann, tragen dazu bei, dass Auslandsrei-

sen jährlich um 8 Prozent zunehmen.

Etwa 25 Millionen Inder können sich eine Feri-

enreise leisten und geben dafür pro Jahr und

Person umgerechnet ungefähr 10 000 US-Dollar

aus. 2015 wurden rund 9,5 Millionen Auslands-

reisen unternommen, davon ungefähr 60 Pro-

zent für Ferien. 67 Prozent der Auslandsreisen

finden innerhalb Asien statt, 16 Prozent konzen-

trieren sich auf Europa. Die Schweiz ist immer

noch das populärste Reiseland in Europa, ge-

folgt von Frankreich und Deutschland.

Die Schweiz kann überdurchschnittlich viele

junge Reisende begrüssen (60 Prozent sind jün-

ger als 35 Jahre).

Profil der indischen Gäste in der Schweiz

Die indischen Gäste achten auf ein gutes Preis-/

Leistungsverhältnis, legen Wert auf einen gu-

ten Service und haben hohe Ansprüche an die

Küche. In Indien ist die Schweiz als sauberes und

ordentliches Land bekannt. Die Mehrheit der

indischen Gäste reist in unserer Neben saison.

Die Hauptreisezeit ist von Mai bis Juni; ein wei-

terer kleiner Peak erfolgt im Oktober (Diwali).

Gruppenreisende

Rund 50 Prozent der indischen Gäste reisen ins-

besondere bei Erstreisen im Gruppenverbund.

Dies gibt den Reisenden die Sicherheit, dass sie

Sehenswürdigkeiten nicht verpassen und Mahl-

zeiten ihren Gewohnheiten entsprechen einneh-

men können. Es bedeutet auch, dass sie für ihr

Geld ein Maximum an Erlebnis erhalten.

Die Gruppenreisenden kommen aus allen so-

zialen Schichten, aber in erster Linie aus länd-

lichen Gebieten. Junge, urbane Menschen aus

den Ballungsgebieten der Grossstädte reisen

eher individuell.

Bei Gästen, die zum ersten Mal eine Fernreise

unternehmen, kommt es zu Herausforderungen

im Umgang mit westlichen Kulturen. Hier ist es

wichtig, dass der Reiseführer auf die entspre-

chenden Verhaltensregeln hinweist. Man darf

auch nicht vergessen, dass der Gast eine für

seine Verhältnisse hohe Summe für die Reise

ausgegeben hat und eine entsprechende Leis-

tung dafür erwartet.

Ihre Reise buchen die indischen Gäste bei einem

Veranstalter, der ihnen eine Rundreise durch

mehrere europäische Länder verkauft und auch

mit dem Visa-Antrag hilft. Die Schweiz ist oft

das «Highlight» der Europareise, trotzdem bleibt

die Gruppe meist nur zwei bis drei Nächte. Die

Schweiz wurde und wird in Bollywood- und

TV-Produktionen als Naturparadies mit kristall-

klaren Seen und eindrücklicher Bergwelt mit

Schnee und Gletschern porträtiert. Dies wollen

die Reisenden auch erleben und dabei sind die

bekannten Sehenswürdigkeiten (Jungfraujoch,

Titlis, Luzern, Rheinfall usw.) beliebt.

Inder sind grundsätzlich sehr neugierig und auch

dankbar für spezielle Tipps. Die organisierte

Gruppenreise erlaubt aber meist nur wenig Zeit

für individuelle Ausflüge.

Individualtouristen

Individualgäste reisen oft im Familienverbund

(über 3 Generationen). Ebenfalls sehr populär

sind Hochzeitsreisen und Reisen unter Freunden

(unter 30-jährig). Sie alle sprechen Englisch,

kommen aus den grossen Zentren, sind in der

Regel reisegewandt und gehören der wachsen-

den Mittel- oder Oberschicht an.

Quelle: Beherbergungsstat. HESTA, Bundesamt für Statistik, 2016

Übernachtungen von indischen Touristen

in der Schweiz (2005–2015)

Jahr AnkünfteLogier-

nächte (LN)%-Änderung

LN

2005 93 472 249 070 –

2006 115 055 284 390 14

2007 132 396 336 966 18

2008 132 107 327 300 – 3

2009 136 322 324 280 – 1

2010 165 999 392 852 21

2011 200 624 460 440 17

2012 217 863 474 882 3

2013 212 960 467 967 – 1

2014 217 082 485 216 4

2015 266 427 591 924 22

Indische Touristen sind sich ihres Privilegs

bewusst, in die Schweiz zu reisen, und

möchten von ihren Gastgebern entspre-

chend bevorzugt behandelt werden.

Ausgaben indischer Touristen in der Schweiz pro Tag

CHF %

Unterkunft 110.– 48

Bergbahnen 35.– 15

Lebensmittel, Haushaltartikel 39.– 17

Souvenirs, Schmuck, Uhren, Kleider, Sportartikel 30.– 13

Anderes (Tanken, Eintritte, Miete von Sportgeräten, Taxi, Kurs-/Tagungskosten, Gesundheit etc.)

16.– 7

Quelle: Tourismusmonitor Schweiz (TMS) 2013

«Touch real Swiss snow» ist ein Muss bei

Gruppenreisenden.

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Tipps

• Ferien in der Schweiz gelten in Indien als äusserst erstrebenswert. Für Inder ist die Schweiz Europa und

steht als Symbol für «Touch real snow». Beliebtestes Reiseziel für in den Schnee ist nebst dem Titlis auch

das Jungfraujoch. Weitere Regionen / Reiseziele verzeichnen wachsende Nachfrage.

• Fragen Sie beim Veranstalter nach, wie viele Einzelbetten bereitgestellt werden sollen. Die Mitglieder

der Reisegruppen kennen sich oft vor Reiseantritt nicht. Auch während Geschäftsreisen werden die

Zimmer häufig geteilt.

• Personal ist in Indien in weiten Kreisen Standard. Viele Kunden gehen davon aus, dass man auch in den

Ferien in gleichem Umfang bedient wird.

• Der persönliche Kontakt mit indischen Gästen spielt eine zentrale Rolle.

• Die meisten indischen Gäste sprechen Englisch, die Akzente sind aber ab und an schwierig zu verstehen.

• Fragen Sie Ihre indischen Gäste nach ihrem Befinden, dies kommt in der indischen Kultur gut an und Sie

werden als guter Gastgeber weiterempfohlen.

• In Indien läuft der Fernseher dauernd. Stellen Sie sicher, dass Informationen zu Pay TV klar und in

Englisch kommuniziert sind. Das Aufschalten eines TV-Kanals in der Sprache Hindi würde von Ihren

Kunden enorm geschätzt werden (etwa 80 Prozent sprechen Hindi).

• Indische Gäste sind sich aufgrund der Grösse Indiens (Ost – West / Nord – Süd je 3000 km) an lange

Reisezeiten gewöhnt.

Diese Gäste sind bereits in andere Länder ge-

reist und möchten nun auch die Schweiz näher

kennenlernen: Kultur, Mentalität sowie das hie-

sige Essen. Sie sind offen und lebensfroh und

nehmen sich auch Zeit, neue Dinge zu sehen. Sie

lieben unseren öffentlichen Verkehr und erkun-

den die Schweiz auf eigene Faust. Sie interessie-

ren sich für Sightseeing in Städten, Ausflüge in

die Natur und Shopping in Markengeschäften.

Einige Individualtouristen werden zu wiederkeh-

renden Gästen und möchten bei jedem Besuch in

der Schweiz Neues entdecken.

Uhren sind nicht dasselbe wie Zeit

Indern haftet der Ruf an, sie nähmen es mit der

Pünktlichkeit nicht so genau. Schon manch ein

indischer Tourist hat die Abfahrt eines Dampf-

schiffs verpasst, weil er zu spät kam. In der Tat

scheinen Inder ein Zeitempfinden zu haben,

das sich von jenem in der Schweiz deutlich un-

terscheidet. Die folgende, oft zitierte Anekdote

illustriert dies:

Ein indischer und ein Schweizer Geschäfts-

mann sind auf Geschäftsreise. Im Flugzeug sit-

zen sie nebeneinander und kommen ins Ge-

spräch: «Woher sind Sie?», fragt der Inder. Als

sein Schweizer Nachbar geantwortet hat, sagt

er: «Ach, aus der Schweiz? Das ist aber ein

schönes Land!» – «Ja», antwortet der Schwei-

zer, «und wir machen die genausten Uhren der

Welt», sagt er stolz und fragt seinen Sitznach-

barn: «Und woher kommen Sie? Aus Indien?

Da war ich auch einmal. Auf Geschäftsreise.

Überall diese Warterei! Sagen Sie, wieso geht

bei Ihnen alles immer so langsam?» Der Inder

überlegt kurz und sagt: «Wissen Sie, Sie haben

zwar die Uhren. Aber wir haben Zeit!»

Durchschnittliche Tagesausgaben (CHF) von Übernachtungstouristen in der Schweiz (ohne An- und Abreise)

Land 2013

Golfstaaten 340

China 310

Indien 230

Korea 240

Russland 220

USA 210

Japan 190

Schweiz 150

Deutschland 135

Quelle: Tourismus Monitor Schweiz 2013/Schweiz Tourismus

Indische Gäste sind sehr offen für

Empfehlungen und Tipps zu interessanten

Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten.

Indische Touristen: kaufkräftige Gäste

Indische Touristen, die die Schweiz besuchen,

geben im Schnitt 230 Franken pro Nacht und

Person aus. Nicht dazugerechnet ist die An- und

Abreise. Die UNTWO bezeichnet Indien als eine

der weltweit am schnellsten wachsenden Reise-

nationen und man rechnet damit, dass Indien

selbst China als Quellmarkt überflügeln könnte.

2015 waren es rund 25 Millionen Inder, die sich

eine Auslandsreise leisten konnten.

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Schweize r Gas t f reu ndscha f t

f ü r i nd i s che Gäs te

Respekt und Beratung

Gastlichkeit hat in der indischen Kultur einen

ausgesprochen hohen Stellenwert. Einen Gast

empfangen zu dürfen, ist für Inder so, als käme

Gott zu Besuch. Dementsprechend möchte auch

der indische Gast, dass seine Gastgeber ihm

Wertschätzung und Respekt entgegenbringen.

Der persönliche Kontakt spielt für indische Gäste

eine zentrale Rolle. Dies bedeutet auch, dass

Prospekte zwar wichtig sind, jedoch das auf-

merksame Beratungsgespräch nicht ersetzen

können.

Besondere Wünsche

Vor allem die indischen Individualtouristen er-

warten viel Gegenleistung für das Geld, das

sie ausgeben. Daher kann es sinnvoll sein, sie

bereits bei ihrer Ankunft auf die Vorzüge und

wertvollen Leistungen Ihres Betriebes hinzu-

weisen – auch wenn diese ohnehin im Preis in-

begriffen sind.

Es kann jedoch auch vorkommen, dass sie be-

sondere Wünsche haben, die nur gegen Aufpreis

erhältlich sind. In solchen Fällen empfiehlt es

sich, zunächst nachzufragen, was den Gästen

wirklich wichtig ist. Eine kurze Zusammenfas-

sung dessen, was man von den Gästen gehört

hat, hilft sicherzustellen, dass beide vom Glei-

chen reden. Nun können Angebot («Ja, das kön-

nen wir für Sie tun.»), Vorzüge («Bei uns ist das

besonders angenehm, weil Sie ... erhalten.») und

Konditionen erklärt werden.

Prospekte sollten nur Beigabe zur

persönlichen Beratung sein.

Vermeiden Sie ein offenes Nein und zeigen

Sie Ihren Gästen Alternativen auf.

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schicklichkeit testen und gemeinsam Spass ha-

ben können. Der Sport sollte ungefährlich sein.

Es ist darauf zu achten, dass weibliche Gäste in

Anwesenheit von Männern keine nackte Haut

zeigen müssen (wie zum Beispiel bei Wellness).

Plaudern

Manchmal sitzen indische Gäste scheinbar ge-

langweilt in der Hotellobby und plaudern über

vermeintlich unwichtige Dinge. Solche «Plau-

derstunden» haben jedoch eine wichtige sozia-

le Funktion. Durch das Zusammensein und das

Austauschen von vielseitigen Informationen und

Meinungen wird einerseits festgestellt, ob sich

jeder in der Gruppe wohlfühlt, und anderseits

werden die soziale Ordnung und der Zusammen-

halt bestätigt.

Fre i ze i t ak t i v i t ä ten

Shopping

Etwas echt Schweizerisches («Made in Switzer-

land») mit nach Hause zu nehmen, ist für die in-

dischen Gäste sehr wichtig. Sie gehen gerne auf

Einkaufstouren und wissen in der Regel, was sie

wollen. Aber sie entdecken gerne auch Neues!

Uhren, Schokolade und andere Süssigkeiten,

Kuhglocken, Taschenmesser mit dem Schweizer-

kreuz (ohne dieses ist es einfach nur eine Waffe),

Musikdosen sowie Kunsthandwerk sind bei in-

dischen Gästen besonders beliebt. Sie sind auch

offen für weniger typische Souvenirs. Diese

muss man ihnen jedoch zeigen und die Attrak-

tivität eines solchen Gegenstandes anpreisen.

Hilfreich ist der Hinweis, dass die Verwandten

und Bekannten das betreffende Souvenir als Ge-

schenk schätzen würden.

Da Shopping in Indien ein gesellschaftliches

Ereignis ist, betreten meistens mehrere Inder

gemeinsam ein Geschäft. Sie diskutieren über

Ware und Preise, möchten Produkte in die Hand

nehmen und wollen weitere Informationen ha-

ben. Eine Erfolg versprechende Verkaufstaktik

ist es, wenn man den indischen Kunden mög-

lichst viele verschiedene Produkte zeigt, ihre

Reaktionen aufmerksam beobachtet und so

herausfindet, worauf sie ansprechen.

Feilschen ist in Indien zwar üblich, aber indische

Touristen wissen, dass in der Schweiz die Preise

festgelegt sind. Wenn indische Kunden mehrere

Produkte kaufen, ist es jedoch empfehlenswert,

auf ihr Verhandlungsangebot einzugehen, sei es

durch Preisnachlass oder Produktzugabe. Dies

bringt dem Kunden ein Erfolgserlebnis, Ihnen

die Möglichkeit eines Zusatzverkaufs, Ihrem Ge-

schäft Empfehlungen und der Schweiz den Ruf,

ein gastfreundliches Land zu sein.

Sport

Inder mögen es gemütlich. Es ist vor allem eine

aufstrebende, junge Minderheit von ihnen, die

aktiv Sport treibt. Während Sporttreiben in

Westeuropa auch mit Leistung zu tun hat, ist

Indern vor allem die Erfahrung wichtig. Indische

Gäste sprechen am besten auf Vorschläge für

sportliche Aktivitäten an, bei denen sie ihre Ge-

Offenheit und Humor helfen ebenso wie die

Frage, was die Daheimgebliebenen in Indien

besonders freuen würde.

Sport hat für Inder nicht in erster Linie mit

Leistung zu tun.

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I nd i s che Es s - u nd

Tr inkgewohnhe i ten

Essen zum Glück

Forschungen haben ergeben, dass Inder un-

glücklich sind, wenn sie länger als zwei Tage

keine indische Mahlzeit erhalten. Inder sind

überzeugt, dass Gaumenfreude gut für die see-

lische, geistige und körperliche Gesundheit ist.

Wird eine Speise nach der indischen Gesund-

heitslehre Ayurveda zubereitet, enthält sie Nähr-

und Wirkstoffe, welche die Gesundheit erhalten

und Krankheiten heilen können.

Viele Inder frühstücken reichhaltig und warm,

da kühle Speisen gemäss ayurvedischer Lehre

die Verdauung verlangsamen. Das Mittagessen

soll schnell serviert werden und nicht lange dau-

ern. Für das Abendessen dagegen nimmt man

sich gerne Zeit. Es beginnt mit einem Apéro (al-

koholische oder alkoholfreie Getränke sowie

würzige Snacks), der eine Stunde oder länger

dauern kann und wo viel geplaudert wird. Wenn

das Essen serviert wird, verzichtet man auf ein

rituelles «en Guete mitenand» und fängt sofort

Essen ist für Inder nicht nur Ernährung,

sondern eine Voraussetzung für das Gesund-

und das Glücklichsein.

an zu essen. Wenn man fertig gegessen hat, gilt

in den meisten Fällen auch der Abend als been-

det. Nur in Ausnahmefällen verweilt man nach

dem Essen noch bei einem Glas Wein, einem

Schnaps oder einer Zigarre.

Zu Hause essen viele Inder nach wie vor von

Hand (mit der rechten, da die linke als unrein

gilt), weil dies nach ihrem Geschmack den Ge-

nuss steigert. Da indische Köche Gemüse und

Fleisch in mundgerechte Stücke schneiden, wird

in Restaurants in Indien oft nur ein Esslöffel

gedeckt. Messer und Gabel findet man in Loka-

len der gehobenen Preisklasse. Wenn indische

Touristen auf Reisen sind, passen sie sich meis-

tens jedoch den Gepflogenheiten ihres Gast-

landes an.

Tipps

• Stellen Sie sowohl im Hotelzimmer als auch am Esstisch kostenlos einen Krug Wasser ohne Kohlensäure

zur Verfügung.

• Viele indische Gäste können sich nicht vorstellen, dass Wasser aus dem Hahn trinkbar und gesund sein

soll. Erwähnen Sie, dass wichtige Mineralien im Schweizer Trinkwasser enthalten sind.

• Speisekarten sollten sämtliche Informationen auch in Englisch enthalten.

• Die indische Küche ist für die Inder die beste. Offerieren Sie wenn möglich echte indische Gerichte mit

vielen Gewürzen. Lassen Sie sich von einem indischen Koch einführen.

• Beachten Sie bei der Menüplanung, dass viele Inder Vegetarier sind.

• Stellen Sie einen elektrischen Wasserkocher oder eine Thermosflasche mit heissem Wasser zur Verfü-

gung sowie Gratistee und -kaffee. Heisses Wasser und Tee werden üblicherweise kostenfrei auch zum

Mittag- und zum Abendessen bereitgestellt.

• Je nach religiösem Hintergrund werden gewisse Lebensmittel nicht gegessen. Huhn und Lamm, ent-

sprechend indisch zubereitet, werden von allen Nicht-Vegetariern gerne gegessen. Fleisch und Salat

sind nicht zentrale Elemente einer feinen indischen Mahlzeit.

• Kochen Sie mit pflanzlichen Ölen und Fetten sowie mit vegetarischer Bouillon und informieren Sie Ihre

indischen Gäste darüber.

• Schweizerisch-indische Kochexperimente (zum Beispiel Curry-Capuns) können gut ankommen.

• Bieten Sie zum Frühstück auch Warmes an (zum Beispiel Eier, Omeletten, Gemüseplätzchen, Pfann-

kuchen).

• Wenn es geht, nehmen Sie Bestellungen fürs Abendessen bereits beim Apéro entgegen.

• Servieren Sie indischen Gästen Pickles und Chutneys zum Mittag- und Abendessen.

• Viele Inder möchten Käsefondue probieren. Da Kuhmilchprodukte von Indern weniger gut verdaut

werden können, ist es empfehlenswert, reichlich Knoblauch (sowie allenfalls etwas geriebene Ingwer-

wurzel) und einen die Verdauung fördernden Kräuterschnaps in das Fondue zu geben.

• Offerieren Sie Fondue und Raclette in kleinen Portionen als Vorspeise, viele Inder essen fast keinen Käse.

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Kont ak t adressen

Für weitere Informationen, Ratschläge und/oder

Schulungen zum Thema Empfang indischer

Gäste oder zur Bearbeitung des indischen Mark-

tes wenden Sie sich bitte an eine der folgenden

Adressen:

hotelleriesuisse

Kommunikation

Monbijoustrasse 130

3001 Bern

Tel. +41 31 370 42 81

Fax +41 31 370 43 26

[email protected]

www.hotelleriesuisse.ch

Schweiz Tourismus

Tödistrasse 7

8008 Zürich

Tel. +41 44 288 11 11

Fax +41 44 288 12 05

[email protected]

www.myswitzerland.com

Schweiz Tourismus – Büro Mumbai

Switzerland Tourism

c/o Consulate General of Switzerland

102 Maker Chamber IV, 10th floor 222 Nariman Point

Mumbai – 400 021

[email protected]

www.myswitzerland.com

Nützliche Websites

www.myswitzerland.com

(Schweiz Tourismus)

www.hindustantimes.com

(Indische Tageszeitung, in Englisch)

www.indiatimes.com

(Indische Tageszeitung, in Englisch)

www.indiatoday.com

(Indisches Nachrichtenmagazin, in Englisch)

www.global-blue.com

(Informationen zur Mehrwertsteuer-

Rück erstattung)

www.indembassybern.ch

(Indische Botschaft)

www.sicc.ch

(Schweizerisch-indische Handelskammer,

in Englisch)

Rezept Masur-Dal (Curry aus roten Linsen)

Falls es nicht möglich ist, indische Speisen auf die Speisekarte zu nehmen, ist es empfehlens-

wert, die Zutaten für das unter Indern beliebte und mit wenig Aufwand zubereitete Masur-Dal

auf Vorrat zu haben und dieses indischen Gästen anzubieten.

Zutaten für 4 Personen

1 grosse Tasse rote Linsen, gewaschen, bis das Wasser klar ist, und 30 Minuten eingeweicht

1 grosse Zwiebel, in dünne Ringe geschnitten

1 mittelgrosse Tomate, fein gehackt

3 cm Ingwerwurzel, geschält und fein gerieben

2 Knoblauchzehen, fein gehackt oder zerdrückt

½ Teelöffel Gelbwurzpulver

1 Teelöffel Kümmelsamen

½ Teelöffel Chilipulver

2 Esslöffel Margarine

Zubereitung

• Das Wasser von den eingeweichten Linsen abschütten.

• 3½ grosse Tassen Wasser in einem hohen Topf zum Kochen bringen.

• Linsen, Salz, Chilipulver, Gelbwurzpulver, Tomaten, Ingwer und Knoblauch beigeben und

5 Minuten unter gelegentlichem Rühren aufkochen.

• Topf zudecken und bei mittlerer Hitze 20 Minuten köcheln lassen, bis die Linsen weich sind.

• In einer Pfanne Butter erhitzen und darin Zwiebeln und Kümmelsamen wenden, bis diese

goldbraun sind.

• Unter die Linsen rühren und sofort mit Basmatireis servieren.

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hotelleriesuisse – Kompetent.

Dynamisch. Herzlich.

Monbijoustrasse 130

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Telefon +41 31 370 42 81

Telefax +41 31 370 43 26

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www.hotelleriesuisse.ch