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26.04.23 1Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik I Michael Pregernig
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Wirtschafts- undSozialwissenschaften
„Wissenstransfer“, „Schnittstellenmanagement“ oder „Grenzarbeit“?Zur diskursiven Rahmung des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik
Michael Pregernig
Fachtagung „Und ewig sterben die Wälder“Freiburg i.B., 13.-15. Juni 2007
26.04.23 2Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik I Michael Pregernig
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Wirtschafts- undSozialwissenschaften
Einleitung
Wissenschaft in Umweltpolitik wichtige politikberatende Rolle
Kopplung von Wissenschaft und Politik als mäßig effektiv beschrieben
„wissenschaftliche Politikberatung“ vermehrt Gegenstand öffentlicher Debatte und wissenschaftlicher Analyse
Vielzahl theoretischer Modelle & praktischer Initiativen
These:diskursive Rahmung der Interaktion von Wissenschaft und Politik beeinflusst vorgeschlagene und eingesetzte Ansätze und Methoden zur Verbesserung dieser Interaktionsbeziehung
Science/policy interface Wissenstransfer
26.04.23 4Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik I Michael Pregernig
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Wirtschafts- undSozialwissenschaften
Typologie diskursiver Rahmungen
angebotsseitige Erklärungsmuster
nachfrageseitige Erklärungsmuster
Wissenschaft Politik
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
1 Unterversorgung mit öffentlichem Gut „Wissen“
Problem: wissenschaftliches Wissen hat Charakter eines öffentlichen Gutes unzureichende Bereitstellung
Lösungen: staatliche Forschungsförderung Bereitstellung von Infrastruktur
implizite Annahme:„Angebot schafft sich seine eigene Nachfrage“
angebotsseitige Erklärungsmuster
nachfrageseitige Erklärungsmuster
Wissenschaft PolitikWissenschaft Politik
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
2 Mangelnder Zugang zu Wissen
Problem: ausreichend politikrelevantes Wissen vorhanden, politische EntscheidungsträgerInnen wissen aber nicht, wie sie an dieses herankommen können bzw. dass dieses überhaupt existiert
Lösungen: erleichterter Zugang zu und effektivere Verteilung von politikrelevantem Wissen durch: Datenbanken, Internetseiten, e-mail-Verteilerlisten Schulungen und Austauschprogramme verdichtende Sammelpublikationen
(„State of Knowledge Reports“)
angebotsseitige Erklärungsmuster
nachfrageseitige Erklärungsmuster
Wissenschaft PolitikWissenschaft Politik
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
3 Mangelndes Verständnisfür politische Prozesse
Problem: WissenschaftlerInnen (insbes. aus Naturwissenschaften) haben mangelndes Verständnis für politische Probleme und Prozesse z.B. fehlende Berücksichtigung von
Kosten-Nutzen-Relation oder medialer Verwertbarkeit
Wissen für Politik wenig anschlussfähig
Lösungen: Training von WissenschaftlerInnen
(z.B. in Fallstudien- oder „best practice“-Methoden) Verpflichtung zu frühzeitiger Interaktion mit
späteren AnwenderInnen („Transdisziplinarität“)
angebotsseitige Erklärungsmuster
nachfrageseitige Erklärungsmuster
Wissenschaft PolitikWissenschaft Politik
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
4 Ineffektive Kommunikation durch Wissenschaft
Problem: WissenschaftlerInnen könnne/wollen wissenschaftliche Ergebnisse nicht effektiv kommunizieren
z.B. überzogene Verwendung von Fachtermini, Betonung der „Unsicherheit“ von Ergebnissen
Lösungen: Schulung von ForscherInnen
im Umgang mit Medien, Forschungsmarketing und Öffentlichkeitsarbeit(z.B. IUFRO Task Force „Communicating Forest Science“
angebotsseitige Erklärungsmuster
nachfrageseitige Erklärungsmuster
Wissenschaft PolitikWissenschaft Politik
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
5 Mangelnde Aufnahmekapazität
Problem: politische EntscheidungsträgerInnen verfügen über zu wenig Zeit und Ressourcen für Aufnahme wissenschaftlicher Erkenntnisse Rückgriff auf „Haus-interne“ Informationsquellen Gefahr simplifizierter Lösungen für komplexe Probleme
Lösungen: Vermittlungsinstanzen Hereinholen von ExpertInnen in politische Beratungsgremien kapazitätsbildende Maßnahmen bei VerwaltungsmitarbeiterInnen Entwicklung einer „Kultur des politischen Lernens“
implizite Annahme: Wissensverwendung als „technisches“ Problem, das durch technische Lösungen und verbessertes Wissensmanagement behoben werden kann
angebotsseitige Erklärungsmuster
nachfrageseitige Erklärungsmuster
Wissenschaft PolitikWissenschaft Politik
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
6 Politisierung von Wissenschaft
Problem: politische EntscheidungsträgerInnen sehen wissenschaftliche Erkenntnissen als kritisch und gefährlich Vernachlässigung, Unterdrückung, Finanzierungsverweigerung
selektive Verwendung wissenschaftlicher Ergebnisse, um eigene politische Positionen – post hoc – zu stützen
Lösungen: moralische Appelle an Politik und Wissenschaft Konsens im Kreise der Wissenschaft
(„epistemic communities“, Haas 1992)
angebotsseitige Erklärungsmuster
nachfrageseitige Erklärungsmuster
Wissenschaft PolitikWissenschaft Politik
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
7 Indirekter Einfluss von Wissenschaft auf Politik
Problem: wissenschaftliche Ergebnisse unterliegen auf Weg in Anwendersysteme Transformation (Verwendungsforschung)
Trivialisierung, Veralltäglichung, „gespaltene“ Verwendung
Lösungen: gesteigerte Autonomisierung
der VerwenderInnen Reinterpretation und Reformulierung von
Wissen je nach Handlungskontext
angebotsseitige Erklärungsmuster
nachfrageseitige Erklärungsmuster
Wissenschaft PolitikWissenschaft Politik
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
8 Soziale Distanz zwischen Wissenschaft/Politik & Öffentlichkeit
Problem: Wissenschaft und Politik als enge Kooperationspartner mit zunehmender technokratischer Distanz zu eigentlichen Politikadressaten (Bevölkerung) Implementationsdefizite
Lösungen: partizipative Formen wissenschaftlichen
Arbeitens (z.B. Participatory Rural Appraisal, Transdisziplinarität)
angebotsseitige Erklärungsmuster
nachfrageseitige Erklärungsmuster
Wissenschaft PolitikWissenschaft Politik
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
9 Verschränkung von Wissenschaft und Macht
Problem: wissenschaftliche Erkenntnisse stellen im Kontext politischer Entscheidungen wichtige Machtressource dar
Wissen und Macht untrennbar miteinander verknüpft („pouvoir-savoir“, Foucault 1980)
hegemoniale Netzwerke, institutionelle Arrangements und Struktur der öffentlichen Debatte bestimmen, was als „relevantes“ oder „brauchbares“ Wissen angesehen und akzeptiert wird
angebotsseitige Erklärungsmuster
nachfrageseitige Erklärungsmuster
Wissenschaft PolitikWissenschaft Politik
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
10 Pluralität von Wissensformen
Ablösung der Dualität zwischen Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft durch Pluralität unterschiedlicher Epistemologien und „Formen des Wissens“z.B. „Laienwissen“, „indigenous knowledge“
Lösungen: partizipative bzw. transdisziplinäre Forschung
angebotsseitige Erklärungsmuster
nachfrageseitige Erklärungsmuster
Wissenschaft PolitikWissenschaft Politik
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
11 Grenzarbeit
Konzept der „Grenzarbeit“: Unterscheidung zwischen „Wissenschaft“ und
„Politik“ fallbezogen definiert und ausgehandelt Grenzen haben ermöglichende und beschränkende Funktion
Lösungen: 2 Handlungen: „Errichtung“ und
„Überbrückung“ der Grenzen längerfristige Interaktion zwischen WissenschaftlerInnen
und politischen EntscheidungsträgerInnen schafft gemeinsames Rollenverständnis
Problemdefinition in „gemischten“ Foren … mit Wissenschaft als einer – keineswegs stets privilegierten – Quelle von Realitätsdeutungen
angebotsseitige Erklärungsmuster
nachfrageseitige Erklärungsmuster
Wissenschaft PolitikWissenschaft Politik
konstruktivistisch-kritische Erklärungsmuster
26.04.23 16Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik I Michael Pregernig
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Wirtschafts- undSozialwissenschaften
Schlussfolgerungen
Existenz einer Reihe unterschiedlicher Perspektiven und Erklärungsmuster für (meist: defizitäre) Interaktion zwischen Wissenschaft und Politik
für sich jeweils partial bleibenden Erklärungsmuster liefern zusammen genommen facettenreiches Bild
konstruktivistisch-kritische Perspektiven gemahnen, Erwartungen in Wissenstransfer und Schnittstellenmanagement nicht zu hoch zu stecken
unterschiedliche Ansatzpunkte zur produktiveren Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik
26.04.23 17Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik I Michael Pregernig
Universität für Bodenkultur WienDepartment für Wirtschafts- undSozialwissenschaften
Michael Pregernig
Universität für Bodenkultur Wien Department für Wirtschafts- und SozialwissenschaftenInstitut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik
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