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INTERNATIONAL OLYMPIC ACADEMY
59th International Session for Young Participants
Olympia, Griechenland, 1. – 15. Juni 2019
Main subject: "Olympic Diplomacy and Peace”
Special subject: “Olympic Diplomacy: How can Olympic Sports play a
positive role in International Diplomacy?”
Abschlussbericht & Reflexionen der österr. Teilnehmerinnen:
• Annika JEDLICZKA, BSc (Uni Wien)
• Tina UNTERBERGER, MSc (FH Wr. Neustadt)
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30. April 2019 | Wien
Ende April trafen Annika (ebenso „Auserwählte“) und ich uns zu einem ersten Kennenlernen
sowie Vorbesprechung im Hauptquartier des Österreichischen Olympischen Comités. Nach
einem kurzem Briefing und diversen Vorberichten, in denen alle Anwesenden in den höchsten
Tönen von der „Session for Young Participants“ (YPS) schwärmten, erhielten wir ein
Ausrüstungspaket des ÖOC und beendeten das Treffen mit einem gemeinsamen Mittagessen.
Die Latte lag hoch! Die Rede war von zwei unvergesslichen Wochen geprägt durch Bildungs-,
Kultur- und Sportprogramm mit Workshops, Diskussionsrunden und social activities.
Gemeinsam mit TeilnehmerInnen aus allen Ecken der Welt, dort wo alles begann, dem
geschichtsträchtigen Olympia. Und ich kann gleich vorwegnehmen, es wurde uns nicht zu viel
versprochen.
Doch möchte ich mich zunächst an dieser Stelle sehr herzlich beim Team des ÖOC/ÖOA
bedanken, dass sie sich für uns Zeit genommen und uns hervorragend auf die Session
vorbereitet haben. Sehr schnell stellte sich heraus, dass manch andere TeilnehmerInnen mit
wenig bis keiner Information in dieses vierzehntägige Abenteuer geschickt worden sind und
dann vor Ort ein notgedrungenes Trouble-Shooting organisieren mussten. Aber eins nach dem
anderen.
01.-02. Juni 2019 | Athen
Bereits am Flughafen Schwechat erspähten Annika und ich erste TeilnehmerInnen aus der
Slowakei, welche durch die Einkleidung der jeweiligen Nationalen Olympischen Komitees
(NOK) relativ leicht zu identifizieren waren. Kaum aus dem Flugzeug in Athen ausgestiegen,
wurden wir von zwei Koordinatoren erwartet und gemeinsam mit einem Dutzend weiteren
TeilnehmerInnen ins Hotel transferiert. Dort wurde die offizielle Akkreditierung ausgehändigt,
welche sich in den folgenden Tagen noch als immens wertvoll herausstellen würde. Annika
und ich teilten uns ein gemeinsames Zimmer für die nächsten zwei Tage, andere
TeilnehmerInnen wurden nationenunabhängig zusammen gemischt. Die lockere und offene
Einstellung sämtlicher Participants trug zur angenehmen Stimmung bei und durch die Fragen:
“what’s your name and where are you from?“, wurden bereits erste Kontakte geknüpft. Tags
darauf starteten wir mit einer Sightseeing-Tour durch Athen, wo zum ersten Mal das
Größenausmaß der Session zum Vorschein kam. Fünf Reisebusse chauffierten uns vom
Panathinaiko-Stadion (in welchem 1896 die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit
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ausgetragen wurden) zur Stadtfestung Akropolis samt Museum, wo ReiseführerInnen mehr
als 170 TeilnehmerInnen aus 92 Nationen über Götter, Tempel und Säulen informierten.
Am späten Nachmittag wurde die Session offiziell am Hügel Pnyx, welcher als Geburtsstätte
der Demokratie gilt, im Beisein hochrangiger Gäste eröffnet (Abendkleidung obligat!). Das
atemberaubende Ambiente gestaltete einen würdigen Rahmen für die Begrüßungsreden
sowie Ehrungen für besondere Verdienste rund um das IOC. Ebenso anwesend war neben
dem griechischen Präsidenten Prokopis Pavlopoulos auch IOC-Präsident Dr. Thomas Bach, mit
welchem sich Annika und ich gemeinsam auf einem Foto verewigen konnten. Abgerundet
wurde der Abend durch ein Bankett im Ballsaal des Hotels, das sehr schnell in eine
internationale Tanzveranstaltung evolvierte.
03.-14. Juni 2019 | Olympia
Am Montag starteten erneut fünf Reisebusse in Richtung antikes Olympia und machten dabei
am UNESCO-Weltkulturerbe Delphi Halt. Der schleichende Verdacht, der sich tags zuvor
bezüglich der griechischen Pünktlichkeit breitmachte, verhärtete sich zunehmendes im Laufe
der Reise – da wir satte zwei Stunden später als geplant am Zielort eintrafen. Dies tat der
guten Stimmung jedoch keinen Abbruch.
In der Akademie angekommen, eröffnete sich ein erster Eindruck über das gewaltige Gelände.
Auf vier Terrassenebenen sind Unterkünfte, Speisesaal, Bibliothek, Archiv, Vorlesungshalle
sowie (die etwas maroden) Sportstätten angeordnet. Für die bevorstehenden zehn Tage
wurden wir vorab nach Alter, international gemischt in Zimmern zugeteilt. Je älter, desto
wahrscheinlicher wurde man in einem Zwei-Bett-Zimmer untergebracht, unsere jüngeren
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TeilnehmerInnen in ein Mehrbettzimmer mit bis zu acht Personen. Für knappe drei Nächte
teilte ich mein Zimmer mit Adina aus Bangladesch, es stellte sich allerdings schnell heraus,
dass sie zwar nicht alleine einschlafen konnte – jedoch auch nicht an den social events
teilnehmen wollte, welche nach dem gemeinsamen Abendessen noch auf dem Programm
standen. So kam es, dass sie freiwillig in ein 8-Bett-Zimmer wechselte und ich schlussendlich
ein Zimmer für mich alleine zur Verfügung hatte. Schnell fand dieser Umstand für
spätnächtliche, internationale Diskussionen samt Mitternachts-Jausen Verwendung.
Die kommenden Tage wurden wir stets von Musik geweckt, welche über das gesamte IOA
Gelände schallte. Beim gemeinsamen Morgensport konnten bereits vor dem Frühstück
unterschiedlichste (Rand-)Sportarten ausprobiert werden, die von weiteren YPS-
TeilnehmerInnen angeleitet wurden. So versuchten wir uns unter anderem in Rugby, Karate,
Kabaddi, Judo, Fechten und praktizierten bei unserem Sonnenaufgangsspaziergang (auf dem
Hügel Kronos) gemeinsam Acro Yoga.
Nach dem gemeinsamen Frühstück, trafen wir uns in der großen Lecture Hall um an den
(verpflichtenden) Vorträgen der neun ReferentInnen teilzunehmen.
Nachfolgend bestand die Möglichkeit, Fragen an die jeweiligen Vortragenden zu stellen.
Teilweise waren so viele Anfragen, dass die Zeit kein einziges Mal ausreichte um alle zu Wort
kommen zu lassen. Nach dem Mittagessen und den Artworkshops, worauf ich später noch
zurückkommen werde, teilten wir uns in Kleingruppen auf um das Gehörte zu diskutieren und
aufzuarbeiten. Hierzu war jede Diskussionsgruppe beauftragt, eigenständig zwei
Forschungsfragen aufzugreifen und diese dann innerhalb einer sechsminütigen Präsentation
mit Lösungsvorschlägen jeweils am Ende der Woche den anderen 170 TeilnehmerInnen
vorzustellen (Cycle A = erste Woche; Cycle B = zweite Woche). Ebenso erstellten wir zur
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entsprechenden Fragestellung einen zweiseitigen Report, welcher zusammengefasst in einem
Buch über die Session abgedruckt und veröffentlicht wird. Das Buch zur jeweiligen Session
wird zwei Jahre zeitverzögert („greek-style“) bei der nächsten YPS ausgegeben und kann dann
dort von den TeilnehmerInnen mit nach Hause genommen werden. Annika und ich haben die
Bücher der Session aus dem Jahr 2017 erhalten und werden sie an unser ÖOC-Büro für unsere
vorausgegangene KollegInnen weitergeben.
Ein weiteres Highlight aus der Lecture Hall waren definitiv die AthletInnen-Präsentationen.
Über zehn ehemalige Olympioniken gewährten uns Einblick in ihre olympischen Erfahrungen,
die dazugehörigen Emotionen, sowie Höhen und Tiefen. Die beeindruckenden Geschichten
lösten die ein oder andere Träne sowie standing-ovations im gesamten Hörsaal aus!
Social Events | Workshops | Sport | Track and Field
Jeweils an drei Abenden hatten wir die Möglichkeit unser Heimatland den weiteren
TeilnehmerInnen zu präsentieren. Diese „social evenings“ waren stets durch jede Menge guter
Laune, Tanz, Wissenswertes und internationale Leckereien geprägt. Annika und ich lernten
unseren KollegInnen das wirklich sehr universell einsetzbare Wort „Oida“, tanzten mit ihnen
einen „Boarischen“ und verköstigten sie abschließend traditionsgemäß mit Manner-
Schnitten. Auch hier zeigte sich sehr schnell die Offenheit und das ehrliche Interesse für
fremde Kulturen der anderen TeilnehmerInnen.
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Auch die Artistic Activities-Workshops waren fixer Bestandteil unseres Terminkalenders und
so trafen sich TeilnehmerInnen zum Tanzen, Singen, Poetry-Workshop oder in der FineArts
Gruppe. Während sich Annika im Poetry- und Tanzworkshop einbrachte, gestaltete ich
gemeinsam mit mir zuvor vollkommen fremden Personen innerhalb von fünf Tagen eine
riesen Leinwand zum Thema „Sport am Diplomatie-Schachbrett“, welches dann beim Arts
Happening respektive der Arts Exhibition dem YPS-Publikum präsentiert wurde. Ein weiteres
Jour-fixe war sportliche Betätigung in unterschiedlichsten Facetten. Neben dem bereits
erwähnten freiwilligen Morgensport wurden in leistungsgemischten Teams Turniere in Volley-
, Fuß- und Basketball ausgetragen, sowie Tennis- und Tischtennismeisterschaften bestritten.
Die Stimmung war stets von den Olympischen Werten geprägt, Spaß und Miteinander war
primär vorrangig und Fortgeschrittene halfen AnfängerInnen mit nützlichen Tipps und Tricks.
Ebenso sprangen, warfen und liefen wir bei dem antiken Leichtathletikwettkampf gemeinsam
um die Wette. Während der Schwimmgala kämpfte man im Team mit ehemaligen
Olympioniken um Ruhm und Ehre, aber nicht nur in den klassischen Schwimmstilen, sondern
auch teilweise mit einem Löffel im Mund, worauf ein Ei platziert wurde.
Trotz des sehr straff durchgeplanten Tagesablaufes, machten wir uns den ein oder anderen
Abend noch gemeinsam in Richtung Olympia auf (ca. 15 minütiger Fußmarsch direkt vorbei
am Austragungsort der Olympischen Spiele der Antike) um die internationalen
Bekanntschaften beim gemeinsam Tanz in der legendären Bar „Zorbas“ zu vertiefen. Ende der
ersten Woche gab es eine wohlverdiente Pause außerhalb der Akademie. Hierzu wurde extra
für uns ein eigener Strandabschnitt samt Bar gemietet, wo Freizeit gepaart mit Spiel und Spaß
im Vordergrund stand.
Der gemeinsame Fackellauf war für mich persönlich mit Sicherheit einer der einprägsamsten
Momente. Die KoordinatorInnen (ehemalige YPS-TeilnehmerInnen) brachten die Flamme
sowie IOA-Flagge über die großen Marmorstiegen zur Leichtathletikanlage, umrandet von
epischer Musik, was nicht nur für einen tollen Auftritt, sondern auch für Gänsehaut sorgte.
Dort wurden sie (Anm.: Flagge und Fackel) an die erste von elf Diskussionsgruppen überreicht,
welche jeweils in drei Teams aufgesplittet, je eine Runde auf der Laufbahn absolvierten
(weißes T-Shirt notwendig).
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14.-15. Juni 2019 | Athen
Nach der formalen Schlusszeremonie, wo wir unsere Diplome für die Teilnahme an der 59.
Session erhielten, ging es per Bus zurück nach Athen. Besonders einprägsam war wohl unser
letzter gemeinsamer Abend, wo rund 80 TeilnehmerInnen den Weg auf den Hügel neben der
Akropolis gefunden hatten und in einem großen Kreis letzte Abschiedsworte ausgetauscht
wurden. Ein sehr würdiger Rahmen um diese einmalige Erfahrung abzurunden, ehe wir der
Reihe nach abgeholt und zum Flughafen gebracht wurden.
Abschließend möchte ich mich für diese unglaubliche Möglichkeit, an dieser YPS teilnehmen
zu dürfen, recht herzlich bedanken. Dieses wunderbare, einmalige Erlebnis wird mir sicherlich
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ein Leben lang in Erinnerung bleiben. Trotz des dichten Programmes und der kurzen Nächte
war die Stimmung stets bestens. Die Herzlichkeit und Offenheit unter eigentlich Fremden
ermöglichte eine unbeschreibliche Gruppendynamik. Ohne Zweifel habe ich noch nie zuvor so
viel Englisch gesprochen, geklatscht, getanzt, gelacht und ebenso tiefgründige Diskussionen
geführt, mit jungen Menschen aus den verschiedensten Ecken der Welt, mit
unterschiedlichsten sozialen, ethnischen und sportlichen Facetten. Doch alle verbunden durch
einen gemeinsamen Nenner: Sport und Olympische Werte. Die YPS ermöglicht den Aufbau
eines Netzwerkes, welches den gesamten Globus umspannt. Aus Fremden wurden
FreundInnen und aus Freunde mancherorts eine zweite Familie.
"Sport has the power to change the world. It has the power to inspire, it has the power to unite
people in a way that little else does." Nelson Mandela
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Reflexion Tina Unterberger
Die 59. Session for Young Participants beschäftigte sich mit dem Thema „Olympic Diplomacy
and Peace“ und der vertiefenden Frage:” How can Olympic Sports play a positive role in
International Diplomacy?“ Hierzu präsentierten neun international honorige ReferentInnen
im Laufe der zehn Tage in Olympia und umspannten folgende Themenbereiche im Kontext zur
Sportdiplomatie:
1. Cultural Diplomacy. Education through sport and art (Dr. Beatriz Garcia–ESP)
2. Understanding sport as a tool for diplomacy. (Dr. Simon Rofe–GBR)
3. Sport diplomacy: Panacea for what ails Asia (Prof. Benu Gupta–IND)
4. Olympic Movement as a soft power in Diplomacy (Prof. Dr. Dionyssis Gangas–GRE)
5. Sport and an active society without walls. Social inclusion of refugees through sport
and physical activity (Dr. Gelly Aroni–GRE)
6. Paralympic Games: Promoting human rights and development (Prof. Ian Brittain–GBR)
7. The external dimension of the EU sport diplomacy (Mr. Yves Le Lostecque–FRA)
8. Olympic Truce as an international institution (Mr. George Papandreou–GRE)
9. Truce-Peace and Olympic Movement (Prof. Konstantinos Georgiadis-GRE)
Besonders in Erinnerung bleibt der Vortrag von Dr. Gelly Aroni zum Thema „Sport and an
active society without walls“. Sie eröffnete ihren Vortrag auf Griechisch und ein erstes Murren
ging durch die Lecture Hall, weil wir keine gewohnte Übersetzung durch die bereitgelegten
Kopfhörer erhielten. Nach gut drei Minuten switchte Frau Dr. Aroni zur englischen Sprache
und machte uns sehr eindrucksvoll deutlich, dass wir soeben durch eine Sprachbarriere sozial
ausgeschlossen wurden. Im Laufe ihres Vortrages gab sie uns praktische Tipps um Projekte in
unserer Umgebung tatsächlich ins Laufen zu bringen. Sie verinnerlichte uns, klein anzufangen
– da wir ohnehin die Welt nicht retten können. Wir sollen uns auf eine kleine Zielgruppe
konzentrieren und uns mit der Frage auseinandersetzen, was eben diese Gruppe benötigt und
nicht was wir mit ihnen in erster Linie machen wollen. Wir sollen die Wünsche, Bedürfnisse
und Barrieren dieser „Target Group“ identifizieren und daraus konkrete und erreichbare Ziele
definieren. Hierzu nannte sie das Beispiel des jungen Mannes, der einer gebrechlichen Dame
über die Straße half – diese fragte ihn aber dann auf der anderen Seite, wie sie jetzt wieder
hinüberkommen soll – da sie doch gar nicht queren wollte?! Es verdeutlicht die Wichtigkeit,
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Dinge so zu planen, dass sie im Einklang mit der identifizierten Target Group sind und nicht
nach den Ideen welche in unseren Kulturkreisen gebräuchlich sind. Dabei sollen wir nicht das
Rad neu erfinden, sondern zu dem Thema recherchieren und „good practice“ Beispiele
begutachten, diese für unsere spezielle Region adaptieren und eventuell MediatorInnen
zuziehen, welche im Hinblick auf Sprache und Kulturen vermitteln können. Frau Dr. Aroni hat
uns angehalten, Fehler zu machen, zu evaluieren, zu reflektieren und unser Projekt weiter zu
entwickeln. Dabei machte sie auch klar, dass Sport a priori weder gut noch schlecht ist.
Allerdings unterstrich sie mehrmals das große soziale Potential und die Möglichkeit von
Wertevermittlung via Sport.
Der Vortrag von Dr. Simon Rofe (GBR) beschäftigte sich hingegen mit dem Thema
“Understanding sport as a tool for diplomacy”. Er nahm uns TeilnehmerInnen der YPS gleich
als Beispiel funktionierender Diplomatie, als er uns mittels folgenden Dreigespanns unsere
Funktion als DiplomatInnen bestätigte:
- Kommunikation (kein Tag verging, an dem wir nicht nationenübergreifend miteinander
kommunizierten)
- Repräsentation (gegeben durch das Tragen unserer NOK-Einkleidung) und
- Verhandeln (u.a. durch das Tauschen der NOK-Pins, die inoffizielle YPS-Währung)
Sport bringt Menschen zusammen, er ist dynamisch und dramatisch zu gleich und Sport
gewährt uns Einblicke in unser Verständnis von Diplomatie und somit auch unweigerlich in
unser (Zusammen)-Leben. Dr. Rofe zitierte in diesem Zusammenhang ebenso Nelson Mandela
und unterstrich die wichtige Beziehung zwischen Sport und Diplomatie: „Sport needs
Diplomacy. Equally and with some overlap, and some distinction, i.e. a nexus – Diplomacy
needs sport.”
Ebenso verwies er auch darauf hin, dass der Bereich „Athleten als künftige
Botschafter/Diplomaten“ weitere wissenschaftliche Untersuchungen benötige, aber sich
durchaus immer mehr in den Vordergrund dränge, ganz im Sinne von: „Boots instead of brief-
cases – but diplomats still“. Dr. Rofe war mitunter einer der wenigen, der sich
(bedauerlicherweise) tatsächlich an die 30min Zeitvorgabe in seiner Präsentation hielt. Er
hatte somit nur Gelegenheit die Kernpunkte oberflächlich zu streifen, aber man hatte das
Gefühl, er könnte mühelos über Stunden hinweg weiter referieren.
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Reflexion Annika Jedliczka
Der IOA- Gastvortrag von Amy Dahmen (Yunus Sports Hub) hat mich nicht mehr losgelassen.
Amy Dahmen ist Mitarbeiterin des Yunus Sports Hub, eine Organisation, die daran arbeitet
durch Sport und Social Business gesellschaftliche Probleme zu lösen.
Zu allererst hat sie uns Informationen über Prof. Muhammad Yunus allgemein, dessen Erfolge
und Errungenschaften gegeben, um uns dann in die Welt des Social Business einzuführen. Ich
war sofort begeistert, weil man in unserer kapitalistischen Welt meist mit dem Gedankengut
konfrontiert wird, dass soziale Projekte/Jobs oder dergleichen auf Spenden, Freiwilligenbasis
oder zumindest non-profit aufgebaut werden müssen. Diese junge, engagierte Frau hat uns
eines Besseren belehrt. Sie selbst führt ein erfolgreiches Sozialprojekt in Paris, welches sie zu
einem Social Business ausbauen möchte. Aus einer Idee, einer Überzeugung wurde ein
Projekt, ein Team und ein kleines Unternehmen.
Anschließend hat sie uns mit ein paar Fragen konfrontiert. Wir sollten uns die Antworten nur
für uns selbst notieren und darüber nachdenken. Was bedeutet Sport für dich?
Was beschäftigt dich wirklich? Nicht ein Hobby oder Interesse, was nur für einen Artikel, eine
Woche oder wenige Monate anhält, sondern etwas wofür du brennst und nicht müde wirst
daran zu arbeiten und darüber zu lernen. Was kannst du gut? Was hält dich davon ab, was
könnten Hindernisse bei einem social business/einem Sozialprojekt sein?
Was kann ich tun, um das, wofür ich brenne umzusetzen und die Zweifel, die mich davon
abhalten aus dem Weg zu räumen? (Fragen aus Erinnerung- keine Gewähr auf
Genauigkeit/Richtigkeit)
Ich habe meine Antworten niedergeschrieben und weiter dem Vortrag gelauscht. Im Zuge
dessen habe ich auch das erste Mal vom “Young Change Maker+“- Programm gehört (jetzt:
IOC Young Leaders), einer Initiative des IOC, die junge Menschen finanziell und mit Expertise
bei der Umsetzung von Sozialprojekten in Zusammenhang mit Sport unterstützt. Obwohl ich
recht konkrete Antworten hatte, konnte ich noch nicht so recht einordnen und mir vorstellen,
was es mit diesen ganzen Programmen und Projekten auf sich hat und wo ich mich, meine
Ideen und Vorstellungen einbringen könnte.
Amy war so lieb, sich noch ein weiteres Mal mit ein paar wenigen von uns zu treffen und an
Projektideen zu arbeiten. Ich war mehr stille Beobachterin, da ich -wie gesagt- noch keine
konkrete Projektidee hatte, geschweige denn wusste, ob ich mich bis zur Deadline, die nur
eine Woche darauf war, bewerben werde. Während diesem kleinen Treffen habe ich noch
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einmal mehr vor Augen geführt bekommen was man alles bedenken muss, wie viel hinter
einem Social Business steckt und was man alles bedenken muss. Ich war beeindruckt und
überfordert zugleich. Habe versucht all die wichtigen Informationen aufzusaugen und in
meinem Kopf zu sortieren. Die Ideen in mir haben nur so gesprudelt, ich habe alles notiert.
Eine unübersichtliche Seite an Ideen, vollgekritzelt mit Notizen in verschiedenen Sprachen. Ich
war mir nicht sicher, ob ich all dem gewachsen bin und genügend Zeit und Energie aufbringen
kann ein solches Projekt tatsächlich umzusetzen, aber Amy hat uns immer wieder Mut
gemacht und uns bis zu unseren Bewerbungen unterstützt. „Außerdem geht es ja um dieses
Thema für das ich so brenne, also muss ich mich bewerben“, hat mir mein Gefühl gesagt.
Dies habe ich eine Woche später schließlich mit meinem Projekt „Make a Change“ gemacht
und siehe da- es wurde angenommen und ich wurde zur IOC Young Leaderin und Teilnehmerin
am Youth Summit in Lausanne im September 2019.
Seit ich die unglaubliche Möglichkeit bekommen habe an der Internationalen Olympischen
Akademie in Olympia teilzunehmen hat sich viel getan. Ich habe so viel Bereicherndes gelernt
und erlebt, tolle Menschen kennen gelernt und schließlich mein eigenes Projekt gestartet.