Upload
amaliric-rast
View
218
Download
0
Tags:
Embed Size (px)
Citation preview
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Ist ein wildes Tier, welches in Gefangenschaft aufgezogen und gehalten wird, immernoch ein
wildes Tier?
Christine Künzl, Sylvia Kaiser, Edda Meier und Norbert SachserHormones and Behavior, 2003
Seminar: Grundlegende Arbeiten der VerhaltensbiologieWS 2003/2004Referentin: Madeleine Scriba
Einleitung
• Das Wildmeerschweinchen (Cavia aperea) ist das weitverbreiteste Nagetier in Südamerika
• Meerschweinchen wurden vor ca.3000-6000 Jahren in den Highlands von Südamerika domestiziert
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
• Die Indianer hielten sich Meerschweinchen um deren Fleisch zu essen• Im 16. Jahrhundert gelangten sie mit der Entdeckung des Kontinentes mit den Spaniern nach Europa• Heutzutage ist das Meerschweinchen ein beliebtes Haus- und Labortier
Umwandlung von wildlebenden Tieren in Haustiere durch gezielte Züchtung über Generationen hinweg
- Halten von Wildtieren in einer künstlichen Umwelt mit veränderten Selektionsdrücken, die von Menschen bestimmt werden- langandauernder Prozeß von genetischen Veränderungen- es verändert sich das Aussehen, die Physiologie und das Verhalten der Tiere
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Domestikation
Methoden
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Die Experimente wurden mit 3 Populationen durchgeführt: - domestizierte Meerschweinchen (Cavia aperea f.
porcellus) stammten aus einer heterogenen Kurzhaar- und Multicoloured- Zucht von 40 Tieren, welche von einem Züchter seit 1975 gezüchtet wurden (DGP)
- Population (WGP-30) von wilden Meerschweinchen (Cavia aperea), die in der Wildnis von Argentinien 1974 gefangen wurden. Die Meerschweinchen lebten über 30 Generationen hinweg unter Bedingungen, die von den Menschen gemacht wurden. Sie wurden ohne eine zielgerichtete Selektion gezüchtet.
- Wildgefangene Meerschweinchen (WGP-1), die in Argentinien gefangen wurden, und ihrem in Gefangenschaft geborenen Nachwuchs
Durch zwei Experimente sollte herausgefunden werden, in wieweit sich wilde Meerschweinchen von Haus-meerschweinchen unterscheiden.
Zwei untersuchte Parameter:- Verhalten- Hormonelle Stressreaktion
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Experiment I
Ziel: • Vergleich von spontanen Verhalten und endokrinen
Stressparametern bei erwachsenen domestizierten Meerschweinchen (DGP) und 2 Populationen von den wildlebenden Tieren (WGP-1, WGP-30)
Gruppenzusammensetzung: 1 erwachsenes (=wenigstens 6 Monate alt) Männchen und
2 erwachsene Weibchen (die jeweils schon Nachwuchs hatten)
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Durchführung• Aufnahme des spontanen Verhaltens der Gruppen mit einer
Videokamera, 5 Mal für je 2 Stunden bei WGP und 10 Mal bei DGP, 2 Wochen lang, immer zwischen 8 und 10.30 Uhr
• Blutprobennahme zur Hormonkonzentrationsbestimmung bei den Männchen an 2 Tagen (Tag A, Tag B)
• Tag A: Blutprobennahme um 13 Uhr innerhalb von 3 Min., bestimmte Cortisolkonzentration = Anfangswert Setzen der Männchen in saubere, unfamiläre Käfige mit Futter +
Wasser. Nach 60 und 120 min erneute Blutabnahmen Dann zurück zu den Weibchen• Tag B: 1 Woche später, Blutprobennahme um 13 Uhr innerhalb von
5 Min., Bestimmung der Katecholamin-Konzentration (Norepinephrin (NE) und Epinephrin (E)), nur Anfangswerte
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Aufgenommenes Verhalten:Methode: Focal animal sampling, durchgängige Aufnahme• aggressives Angreifverhalten: Kopf vorstrecken (mit dem Kopf in die
Richtung des Gegners stoßen), angreifender Satz nach vorne, Verfolgung, Beißen
• Soziopositives Verhalten: soziales Groomen (ein Tier knabbert an dem Fell eines anderen Tieres), anstupsen (ein Tier stößt das andere sanft mit der Nase an)
• Werbeverhalten: Naso-anales lecken (ein Tier leckt oder schnuppert an der anogenital Region eines anderen Tieres)
• Orientierungsverhalten: Aufrichten (an der Gehegewand, an einem Objekt, ohne Unterstützung)
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Ergebnisse Experiment I Verhalten:
• WGP-1 und WGP-30 unterschieden sich nicht in ihren beobachteten Verhaltenselementen
• Die beiden Wildpopulationen unterscheiden sich signifikant von DGP in den meisten Verhaltenselementen
• Männliche und weibliche DGP zeigten mehr soziopositives Verhalten als die Tiere der Wildpopulationen
• Männliche domestizierte Tiere DGP zeigten mehr Werbe- und weniger aggressives Verhalten und weniger Orientierungsverhalten
• Weibliche DGPs zeigten signifikant weniger aggressives Verhalten als die WGP1-Weibchen, obwohl sich dieses Verhalten der DGPs nicht von dem der WGP-30 unterschied
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Ergebnisse Experiment I
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Ziel: Vergleich des Explorationsverhaltens der Männchen von den 3 Meerschweinchenpopulationen in einem speziellen Testapparat
Gruppenzusammensetzung:- Männchengruppen bestehend aus 5 oder 6 DGP, WGP-1, WGP-30
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Experiment II
- 5 DGP, 6 WGP-30 und 7 WGP-1 Männchen im Alter von 60-65 Tagen wurden alleine in einem Testapparat getestet, in welchem sie eine neue Umgebung erkunden konnten
- Der Testapparat besteht aus einem Käfig (0,25m x 0,25m) und einem leeren Gang (0,25m x 3,80m). In dem durch ein Tor abgetrenntem Gang sind 5 Fotozellen in einem Intervall von 85cm angebracht; die erste 20cm von dem Tor.
- Abends wurden die zu testenden Männchen in den Käfig mit geschlossenem Tor gesetzt
- Am nächsten Morgen wurde das Tor geöffnet- Zwei Zeiten wurden notiert: - bis das Tier die erste Fotozelle aktiviert hat - bis das Tier den Gang komplett hinuntergelaufen ist (bis die fünfte
Fotozelle aktiviert wurde)- Das Experiment wurde gestoppet, wenn das Tier den Testapparat
durchlaufen hatte oder nach einer Wartezeit von 9 Stunden
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Durchführung
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Ergebnisse Experiment II
Domestizierte und wilde Meerschweinchen unterscheiden sich in ihrem Verhalten.Merkmale der Domestikation:- reduzierte Aggressivität und erhöhte Toleranz gegenüber Artgenossen- Reduktion der Wachsamkeit und Sensitivität gegenüber der Umwelt- Merkmale der Wildtiere: - weniger Werbeverhalten: evtl. niedrigerer Schwellenwert bei domestizierten Tieren - - mehr Orientierungsverhaltens (Aufrichten, etc.): sind aufmerksamer gegenüber ihrer Umgebung Grund:- Selektion gegen überaktive und nervöse Tiere während der Domestikation- Sensitivität bringt in Gefangenschaft keinen Vorteil
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Diskussion Experiment I
Unterschiede zwischen wilden und domestizierten Meerschweinchen auch im endokrinen Stresssystem:Die Anfangswerte der Cortisolmessungen geben Anhalt auf die grundlegende Aktivität des Stresssystems. Die Probewerte nach 60 und 120 Minuten geben Aufschluß über die Reaktionsfähigkeit auf Stessoren wie das Einfangen und Festhalten des Tiers, das Blut abnehmen und das Aussetzen der Tiere in eine neue Umgebung.
Die grundlegende Aktivität war bei den domestizierten und den wilden Meerschweinchen gleich. Die Reaktionsfähigkeit war bei den wilden Tieren höher. Die Cortisol-konzentration von WGP-1 und WGP-30 unterschieden sich nicht.
-> Domestikation führt zu reduzierter Empfindlichkeit des Stresssystems
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Diskussion Experiment I
Die Konzentrationen von NE und E zeigen die Reaktion auf die Stresssituation. - in DGP niedrigere NE und E-Konzentrationen als in WGP-1/WGP-30-> physiologische Korrelation auf die reduzierte Wachsamkeit, Nervosität
und Sensitivität der DGPs im Vergleich mit WGP-1 und WGP-30
Dieses Merkmal und die reduzierte Empfindlichkeit der Stresssysteme scheint den domestizierten Tieren zu helfen, sich an die menschen-gemachten Lebensbedingungen anzupassen, während es bei wilden Tieren natürlich selektiert wird. - kein Unterschied in den Katecholaminkonzentrationen von WGP-30
und WGP-1-> Eine zielgerichtete künstliche Selektion scheint nötig zu sein um diese Effekte zu bewirken
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Diskussion Experiment I
- DGP waren weniger kundschaftend als WGP-1 und WGP-30 Angst hemmt das Erkundungsverhalten bei Tieren in neuen Situationen. Neugier und Angst interagieren dabei.- WGP-1 und WGP-30 waren wachsamer in ihrer Umwelt und hatten eine höhere Stresshormonaktivität, das zu dem ausgeprägten Erkundungs- verhalten führte
-> für wilde Tiere notwendig zum Überleben-> unter menschlichen Bedingungen überflüssig
-> Zur Ausprägung des Merkmals während der Domestikation braucht es mehr als 30 Generationen!
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Diskussion Experiment II
Wilde und domestizierte Meerschweinchen zeigten große Unterschiede im
Verhalten und in der endokrinen Stressreaktion, während die beiden verschiedenen Populationen der wilden Meerschweinchen sich darin nicht unterschieden. Innerhalb von 30 Generationen ändert sich das Verhalten und die Stressreaktion nicht. Erklärung:-> In menschlicher Obhut keine sexuelle Selektion, meist Zwangs-
verpaarung der Tiere - genetische Vielfalt der ersten gefangen Tiere sehr gut erhalten geblieben, deswegen kein Auftreten von Domestizierungsmerkmalen
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Fazit
Wilde Meerschweinchen, die seit 30 Generationen unter künstlichen Bedingungen aufgezogen und gehalten werden, sind immer noch wilde Tiere!!
Einschränkung:Gezieltes Züchten durch Änderung des Selektionsdruckes kann innerhalb von kürzester Zeit deutliche Unterschiede im Verhalten von Tier- populationen hervorbringen.Es erfordert weitere Experimente um erkennen zu können, wann sich Merkmale der Domestikation bei gezielter Zucht zeigen.
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Fazit
Is a wild animal kept and reared in captivity still a wild animal?
Danke fürs Zuhören