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556 Terpinol. - Biicherschau. Rohrzuckers auf nichts weiter als einer groben Mystifikation beruhen. nor angebliche Erfinder hatte sein Verfahren patentiren lassen und setztc yon Montplaisir aus, wo das Experiment zur Bclehrung des Publikums im Grossen ausgefiihrt wurde, die ganze Zuckerindustrie in Aufmhr. Das Verfahren war oinfach. Kartoffelschnitzel wurden mit angesiiuertem Wasser bis zur Dex- trinbildung gelrocht und in diese Lijsung ein elektrischer Strom geleitet. Aus der mit Kalk neutralisirton und durch Abdampfen concentrirten Losung krystabsirte alsdann der Rohrzucker in vorzuglichster Qualitat. Die IIerren Verf., welche einigen ,, Vorstellungen '' dcs Erfinders beigowohnt und Niis- sigkeitsproben aus den verschiedenen Phasen des Darstellungsprozesses, sowie etwas vori dem zur Neut,ralisation dienenden Kalk mitgenommen hatten, constatiren die vollige Abwesenheit von 'Zucker in obeii genannten Lijsungen vor der Behandlung mit Kalk. nafur ergab eine genauere Prufung des letzteren, dass derselbe mit Rohrzucker verniischt war und somit als dio Quelle des nach dem Abdanipfen sich abscheidenden Zuckers zu betrachtail ist. (Jowrm. dc Pharmacie et de Chimic. Sirie 5. Tome 11. pag. 428.) Tcrpinol. - Wenn man Terpin rnit verdiinnter Schwefelsiiure dcstillirt, so erhalt man einen oligen Korper, der nach Hyacinthen und Maiglockchcn duftet : das Terpinol. Die chemischen Werlre schroiben diesem Kijrper oinen be1 165O liegenden Siedepunkt zu und W i g g e r s , welcher die Vorbindung entdeckte, gieht derselbon die Formel (C10H16)*HS0. T a n r e t weist nach, dass der Eorper, auf welchen sich obige Angaben bezielien, ein Gemisch von Terpinol und Terpentinol (CI0Hlfi) ist, dass der Siedepunkt des unzer- setzten Terpinols zwischen 2150 und 220" liegt und diesem die Formel C*0HIe.HQO zukommt. (Juuraal ck Pharmacie et de Chimie. Sirie 5. Tome 11. pag. 506. v. C. Biicherschau. Jdiresbcrieht iiber die Portsdiritte der Pliarmacognosie, Plinrniacie und Torfcologie , herausgegeben yon Dr. H ei n r i c h B e c k u r t s , 0. Lchrcr der pharmac. und analyt. Chemie an der technischen Hochschule zu Hraun- schweig; 18. uud 19. Jahrgang, erste Halfte. - Die vorliegcnde erste Hiilfte des 18. und 19. Jahrgangs des Jalire$eri, -hts iiber die Fortschritte der I'har- maccgnosie . Pharmacie und Toxicologie , welche die aahre 1883 uud 18114 umfasst, ist dcm Eerichte iiber dio Jahre 1881 und 188'2 innerhalb einer verhiiltnissmassig sehr kurzen Zcit gefolgt , namentlich wenn man erwiigt, dass die aweite Hiiffte des Bandes bereits Anfang August zur Ausgabe golan- gen.sol1. Es ist dies gewiss ein bercdter Beweis dafiir, dass der Herr Verf. yedhch bestrebt ist, das nachzuholen, was durch seinen Vorganger verstiumt wurde. Die erste Halfte des vorliegenden Bandes enthalt einen Anszug ans der pharmaceutischen Literatur der Jahre 1883 und 1884, die gesammte Phar- macognosie und einen Theil der Pharmacie. Die Bearbeitung der einzelnan Abschnitte, wobei die htheilungsweise der friiheren Berichte zu Grunde elegt murde, zeichnet sich durch die gleiche Scrgfalt, Zuverlgssigkeit nnd aewissenhaftigkeit aus, wie der Bericht iiber die Jahre 1881 und 1882. (Vgl. Archiv 1884, S. 168 und 680.) Mar b ur g. E. Schmidt.

Jahresbericht über die Fortschritte der Pharmacognosie, Pharmacie und Toxicologie, herausgegeben von Dr. Heinrich Beckurts, o. Lehrer der pharmac. und analyt. Chemie an der technischen

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556 Terpinol. - Biicherschau.

Rohrzuckers auf nichts weiter als einer groben Mystifikation beruhen. nor angebliche Erfinder hatte sein Verfahren patentiren lassen und setztc yon Montplaisir aus, wo das Experiment zur Bclehrung des Publikums im Grossen ausgefiihrt wurde, die ganze Zuckerindustrie in Aufmhr. Das Verfahren war oinfach. Kartoffelschnitzel wurden mit angesiiuertem Wasser bis zur Dex- trinbildung gelrocht und in diese Lijsung ein elektrischer Strom geleitet. Aus der mit Kalk neutralisirton und durch Abdampfen concentrirten Losung krystabsirte alsdann der Rohrzucker in vorzuglichster Qualitat. Die IIerren Verf., welche einigen ,, Vorstellungen '' dcs Erfinders beigowohnt und Niis- sigkeitsproben aus den verschiedenen Phasen des Darstellungsprozesses, sowie etwas vori dem zur Neut,ralisation dienenden Kalk mitgenommen hatten, constatiren die vollige Abwesenheit von 'Zucker in obeii genannten Lijsungen vor der Behandlung mit Kalk. nafur ergab eine genauere Prufung des letzteren, dass derselbe mit Rohrzucker verniischt war und somit als dio Quelle des nach dem Abdanipfen sich abscheidenden Zuckers zu betrachtail ist. (Jowrm. dc Pharmacie et de Chimic. Sirie 5. Tome 11. pag. 428.)

Tcrpinol. - Wenn man Terpin rnit verdiinnter Schwefelsiiure dcstillirt, so erhalt man einen oligen Korper, der nach Hyacinthen und Maiglockchcn duftet : das Terpinol. Die chemischen Werlre schroiben diesem Kijrper oinen be1 1 6 5 O liegenden Siedepunkt zu und W i g g e r s , welcher die Vorbindung entdeckte, gieht derselbon die Formel (C10H16)*HS0. T a n r e t weist nach, dass der Eorper, auf welchen sich obige Angaben bezielien, ein Gemisch von Terpinol und Terpentinol (CI0Hlfi) ist, dass der Siedepunkt des unzer- setzten Terpinols zwischen 2150 und 220" liegt und diesem die Formel C*0HIe.HQO zukommt. (Juuraal c k Pharmacie et de Chimie. Sirie 5. Tome 11. pag. 506. v.

C. Biicherschau.

Jdiresbcrieht iiber die Portsdiritte der Pliarmacognosie, Plinrniacie und Torfcologie , herausgegeben yon Dr. H e i n r i c h B e c k u r t s , 0. Lchrcr der pharmac. und analyt. Chemie an der technischen Hochschule zu Hraun- schweig; 18. uud 19. Jahrgang, erste Halfte. - Die vorliegcnde erste Hiilfte des 18. und 19. Jahrgangs des Jalire$eri, -hts iiber die Fortschritte der I'har- maccgnosie . Pharmacie und Toxicologie , welche die aahre 1883 uud 18114 umfasst, ist dcm Eerichte iiber dio Jahre 1881 und 188'2 innerhalb einer verhiiltnissmassig sehr kurzen Zcit gefolgt , namentlich wenn man erwiigt, dass die aweite Hiiffte des Bandes bereits Anfang August zur Ausgabe golan- gen.sol1. Es ist dies gewiss ein bercdter Beweis dafiir, dass der Herr Verf. yedhch bestrebt ist, das nachzuholen, was durch seinen Vorganger verstiumt wurde.

Die erste Halfte des vorliegenden Bandes enthalt einen Anszug ans der pharmaceutischen Literatur der Jahre 1883 und 1884, die gesammte Phar- macognosie und einen Theil der Pharmacie. Die Bearbeitung der einzelnan Abschnitte, wobei die htheilungsweise der friiheren Berichte zu Grunde

elegt murde, zeichnet sich durch die gleiche Scrgfalt, Zuverlgssigkeit nnd aewissenhaftigkeit aus, wie der Bericht iiber die Jahre 1881 und 1882. (Vgl. Archiv 1884, S. 168 und 680.)

Mar b u r g. E. Schmidt.