44
DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER PREMIERE »Napoli« Ballett von August Bournonville und Lloyd Riggins PREMIERE Puccinis »La Fanciulla del West« OPERA PICCOLA Uraufführung »Die Hamburger Sindbadauken« 3 2014/15 DEZEMBER, JANUAR, FEBRUAR

Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

Embed Size (px)

DESCRIPTION

 

Citation preview

Page 1: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER

PREMIERE »Napoli« Ballett von August Bournonville und Lloyd RigginsPREMIERE Puccinis »La Fanciulla del West« OPERA PICCOLA Uraufführung »Die Hamburger Sindbadauken«

3 2014/ 15 D EZ EMBER , JANUAR , FEBRUAR

Page 2: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

Für Buchungen und Beratungen wenden Sie sich gern persönlich oder telefonisch unter (040) 35 68 68 an den Kartenservice der Hamburgischen Staatsoper. Öffnungszeiten: montags bis samstags 10.00 bis 18.30 Uhr. Am 24. Dezember haben wir für Sie bis 14.00 Uhr geöffnet!

GESCHENK-ABO OPER & BALLETT

Ballett - Othello (5.1.) – Le Nozze di Fi-garo (12.2.) – Pelléas et Mélisande (6.4.)– La Traviata (5.5.) – Ballett - Shake-speare Dances (11.6.)5 Aufführungen ab € 204,00

GESCHENK-ABO OPER

Le Nozze di Figaro (12.2.) – Pelléas etMélisande (6.4.) – La Traviata (5.5.)3 Aufführungen ab € 122,40

Das besondere WeihnachtsgeschenkAbonnementsserien mit Start nach den Feiertagen

GESCHENK-ABO BALLETT

Liliom (31.1.) – Préludes CV (23.4.) –Giselle – (17.5.) – Shakespeare Dances(12.6.)4 Aufführungen ab € 163,20

JUGENDABO BALLETT

Liliom (24.1.) – Messias (9.4.) – Romeound Julia (26.4., nachm.) – Giselle (14.5.,nachm.)4 Aufführungen ab € 51,00

PRIMAVERA – DAS FRÜHJAHRS-

WAHLABO

Stellen Sie sich aus den Aufführungen derStaatsoper vom 21. März bis 25. Juni2015 im Großen Haus nach VerfügbarkeitIhre persönliche Abonnementsserie zu-sammen.5 Aufführungen ab € 204,00

Szene aus »Pelléas et Mélisande« Foto: Brinkhoff/Mögenburg

Ausgenommen von der Vorstellungswahl in diesemAbonnement sind die A-Premieren von »Die tote Stadt«am 22.3. und »la bianca notte/die helle nacht« am10.5., die Aufführungen von »Simon Boccanegra« am 7. und 10.6. sowie Ballettwerkstätten und andere Sonderveranstaltungen.

Page 3: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

Unser Titel: Plakatmotiv zu »Napoli« von Holger Badekow

BALLETT

04 Premiere »Napoli« »Neapel sehen und sterben«, war bereitsder dänische Tänzer und Choreograf August Bournonvilleüberzeugt, als er 1841 an der legendären Meeresbucht vonNeapel zu einem Ballett inspiriert wurde, das seither imReper toire des Kopenhagener Balletts fest verankert ist. FürHamburg bringt der Ballettmeister und Erste Solist LloydRiggins jetzt eine neue Fassung heraus und holt damit einStück dänische Tradition an die Alster.

10 News Am 7. November feierte John Neumeiers Ballett »Tat-jana« seine erfolgreiche Moskau-Premiere. Das Ballett nachdem Stoff von Alexander Puschkins »Eugen Onegin« war imRahmen einer Kooperation mit dem Stanislavsky-Nemiro-vich-Danchenko Musik-Thater Moskau im Juni in Hamburguraufgeführt worden.

RUBRIKEN

11 Opernrätsel Mitraten und Mitgewinnen

29 Opera stabile After work, Chansonabend, Theatertagung

32 Namen und Nachrichten

39 Leute Premiere in der Staatsoper

36 Spielplan Alle Veranstaltungen auf einen Blick

40 Finale Impressum

OPER

12 Premiere »La Fanciulla del West« Mit »Madama Butterfly«hat das Team Vincent Boussard, Vincent Lemaire und Chris -tian Lacroix bereits erfolgreich einen neuen Blick auf Puccinigeworfen. Nun setzen sie Puccinis Liebesgeschichte im Gold-gräbermilieu in Szene. Carlo Montanaro steht am Pult.

26 Premiere »Die Hamburger Sindbadauken« In der Kinder-opern-Reihe »Opera piccola« entern drei abenteuerlustigeHanseaten, allerlei Piraten und Zaubergeschöpfe die Bühneder Opera stabile.

16 Wiederaufnahme »Das schlaue Füchslein« Die lebenskluge Pa-rabel des tschechischen Komponisten begeisterte in JohannesEraths poetisch-sensibler Inszenierung die Besucher. RainerSchmitz von der Deutsch-Tschechischen Gesellschaft Ham-burg hält ein Plädoyer für Janáceks Musiktheater.

22 Wiederaufnahme »Dialogues des Carmélites« Simone Youngdirigiert noch einmal Poulencs bewegende Oper um Angstund Gottvertrauen. In der Französischen Revolution folgt diejunge Blanche ihren Mitschwestern auf das Schafott.

PHILHARMONIKER

34 Konzerte Große Namen Mit Pinchas Zukerman, Sir RogerNorrington, Carolin Widmann und Boris Berezovsky sindTopsolisten zu Gast. Simone Young dirigiert ein letztes Malihr beliebtes »Salut«-Silvesterkonzert.

Dezember, Januar, Februar Inhalt

T I T E L B I L D : H O L G E R B A D E K O W

3 .20 14/ 15 JOURNAL 1

DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER

Page 4: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

BALLETT Momentaufnahme»Giselle«

2 JOURNAL 3 .20 14/ 15

Page 5: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

Wenn von dem romantischen Ballett »Giselle« die Rede ist, denktman spontan an den Reigen der Wilis vor nächtlicher Kulisse im zwei-ten Akt. Die Luftgeister, Jungfrauen, die vor ihrer Heirat an gebro-chenem Herzen gestorben sind, verführen in nächtlicher Stundejunge Männer zu halsbrecherischen, oft todbringenden Tänzen. Dabeiwar die Welt im ersten Akt noch fröhlich-heiter, als Winzerinnen undWinzer vor dem Haus von Giselles Mutter zum Tanz ermunterten. Mit-ten im Trubel in der Version von John Neumeier die tanzbegeisterteGiselle (Alina Cojocaru) und der als Landmann verkleidete HerzogAlbert (Alexandr Trusch) – eine Szene, in der noch kein Schatten dasjunge Glück trübt.

3 .20 14/ 15 JOURNAL 3

Page 6: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

4 JOURNAL 3 .20 14/ 15

BALLETT Premiere»Napoli«

Folgt man dem Untertitel, so ist August Bournonvilles»Napoli« ein romantisches Ballett. Bildet dieser Terminuseinen eher feststehenden Begriff oder steht jedes Ballett indieser Zeit für sich? Zur Erinnerung: »Napoli« wurde einJahr nach der Pariser Uraufführung von »Giselle« aus derTaufe gehoben. Markiert es 1842 den Endpunkt einer Ent-wicklung?LLOYD RIGGINS Die romantische Ära ist durch spe-zifische Dinge gekennzeichnet, die dem romantischenBallett ihre Prägung gegeben haben. Sie haben sich seit-her kaum verändert und bringen uns noch immervoran. In meinen Augen wurde mit »Giselle« kein End-punkt erreicht, sondern der Moment einer Transforma-tion. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, das Ende derRomantik bestimmen zu können. Bournonville zumBeispiel erneuerte sich, um die Essenz des romantischenStils oder besser der romantischen Technik aufrechtzu-erhalten – und das bis in unser heutiges Training hinein.Noch unsere Generation, mehr als 170 Jahre später,wendet seine Grundsätze im Tanz an. Noch immer kön-nen wir seine Übertragung des Körpers auf den Tanzstudieren, seine Mentalität bezogen auf Ballett als um-fassende Kunst. Im Kontrast und dem Erkennen vonUnterschieden formen wir uns und kommen weiter.Wenn wir uns die romantische Ära als ein moving genrevorstellen, müssen wir über Formen des Eskapismussprechen. Wir warten auf den zweiten Akt, wo wir es mitjenseitigen Dingen zu tun bekommen. Wir verfügenzwar nicht über die Computergrafik von »Star Wars«und »Avatar«, aber der Grund, warum wir ins Theatergehen, hat sich seither nicht geändert. Wir suchen nachWegen der Weltflucht, zumindest für einen Augenblick,für kurze Zeit. Bournonvilles Auffassung steht dem ent-gegen. Er besinnt sich wieder zurück und blickt auf denMenschen. Er definiert das Gute und Böse, das Strenge

und Wahre und beschreibt das Wesen der Liebe. Er be-handelt Themen, die heute genauso relevant sind wie zuseiner Zeit. Ich möchte Bournonvilles »Napoli« nicht sowiederherstellen, wie es 1842 in Kopenhagen zu sehenwar. Ich will sein Werk studieren und habe in den acht-ziger und neunziger Jahren viel von seiner wunderbarlebendigen Tradition im Königlich Dänischen Ballettkennengelernt. Ich möchte Dinge hervorheben, die unsinteressieren und unsere Probleme und Themen sind:die Wirren der Liebe und der Jugend, die Unwägbarkei-ten einer allein erziehenden Mutter, die Orientierungs-losigkeit einer verlorenen Seele oder der befreiende Mo-ment der Vergebung – all das ist weiterhin aktuell. Nurversuchen wir, diese Hürden mit neuen, modernen Mit-teln zu überwinden. Der Fokus unserer Produktion liegtdarin, verständig zu einem Publikum zu sprechen, daseine andere Moral, einen anderen Standard und eine an-dere kulturelle Ausprägung mitbringt als zu Bournon-villes Zeit. Ich will das Ballett nicht ändern, um es demPublikum gefällig zu machen. Ich möchte BournonvillesEssenz für unsere Zuschauer klarer formulieren. DasWerk ist heute von Dingen überlagert, die im Laufe derZeit hinzugekommen sind. Die weitgehende Aufhebungdes christlichen Glaubens zum Beispiel. In Vorbereitungauf »Napoli« habe ich erkannt, wo meine Grenzlinienim Zutrauen zum Glauben verlaufen. Wichtig ist einGespür zu entwickeln, wie Menschen handeln. Es istnicht entscheidend, sich abzugrenzen, was andere ge-dacht oder gemacht haben. Entscheidend ist die Dar-stellung grundlegender Dinge. Wie kommuniziere ichzum Beispiel, dass ich liebe? Hier möchte ich neue For-men des Ausdrucks aufspüren, resultierend aus einemVerstehen, das sich aus einem konzentrierten Proben-verlauf ergibt. Ich will sichergehen, dass jede Geste dertraditionellen Mimik, jedes in der Aufführungsge-

Gelebte TraditionEin Gespräch mit dem Ersten Solisten und Ballettmeister Lloyd Rigginsüber August Bournonvilles »Napoli«

MusikEdvard Helsted, Holger Simon Paulli, Niels Wilhelm Gade, Hans Christian Lumbye

Traditionelle Choreografie August Bournonville

Neue Choreografieund InszenierungLloyd Riggins

Bühnenbild und KostümeRikke Juellund

Musikalische LeitungMarkus Lehtinen

NapoliRomantisches Ballettvon August Bournonville/Lloyd Riggins

Premiere A7. Dezember 2014 | 18.00 Uhr

Premiere B10. Dezember 2014 | 19.30 Uhr

Weitere Aufführungen

13. Dezember 2014 | 19.30 Uhr31. Dezember 2014 | 18.00 Uhr10., 11., 13., 15., 16. Januar 2015jeweils 19.30 Uhr

Page 7: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

1 . 20 14/ 15 JOURNAL 5

»Napoli«

BALLETT Premiere

Lloyd Riggins mit Silvia Azzoni, Alexandre Riabko, Otto Bubenícek und dem Ensemble während der Proben zu »Napoli«

FO

TO

S:

HO

LG

ER

BA

DE

KO

W

3 .20 14/ 15 JOURNAL 5

Page 8: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

6 JOURNAL 3 .20 14/ 15

BALLETT Premiere»Napoli«

Lloyd Riggins mit Rikke Juellund während der Bauprobe zu »Napoli« im Juli 2014

FO

TO

S:

HO

LG

ER

BA

DE

KO

W

schichte traditionell verortete Timing noch immer Sinnmachen. Das geht nur in einem Prozess des permanen-ten Befragens.

Das romantische Individuum unterliegt gleichermaßenständigen Befragungen. Es forscht nach seiner Stellung inder Welt und diagnostiziert eine Entfremdung, die es indiesem Ausmaß zuvor nicht gegeben hat. Welche Konse-quenzen könnten darin liegen?LLOYD RIGGINS Daraus resultiert eine Wirklichkeits-flucht, die ein wichtiger Schlüssel im Verständnis fürjene Zeit ist. Im Tanz wird die Illusion eines Entkom-menseins in körperlicher Weise evident, repräsentiertvor allem in »Giselle«. Wesentlich für die Ballerina wieauch für die Wilis im zweiten Akt von »Giselle« ist dieKreation von überirdischen Formen der Bewegung – esist der Versuch, ein vollkommen anderes Verhältnis vonSchwere für den Menschen zu schaffen, beeinflusst nichtzuletzt vom Verlauf der Luft, der ihren Bewegungen soetwas wie eine durchsichtige Richtung vorgibt. Im zwei-ten Akt von »Napoli« suche ich nach etwas Vergleichba-rem, nach Gestalten, die allerdings nicht dem Figuren-kreis der Wilis, Sylphiden, Schwäne oder Schatten aus»La bayadère« entnommen sind. Die jenseitige Sphäreder Najaden erfordert eine anders geformte Kraft undbenötigt ein eigenes Bewegungsvokabular. Der Punkt ist

nicht das Erlernen der Schritte, wichtig ist, wie unsereTänzerinnen die Bewegungen der Najaden umsetzen,um eine Flüssigkeit oder besser ein Fließen zu erreichen.Der zweite Akt soll in den Bewegungen ein nicht-menschliches Fließen sichtbar machen und das Verhält-nis von Gewicht und Schwere neu bestimmen. Ich musses nicht unbedingt präzisieren, dass eine junge Frau vomMeer fortgerissen wird und Golfo, ein Seeungeheuer,ihre weiblichen Erfahrungen für sich nutzbar machenwill. Das sind lediglich Dinge, die zu Bewegungen undzu einem Spielen oder Interagieren im Sinne einesSchauspiels anstiften. Nachdem ich für einige Zeit imDänischen Ballett getanzt habe und nun schon seit vie-len Jahren mit John arbeite, habe ich erkannt, wie wich-tig es ist, dass hinter jeder Bewegung ein Warum steht.Unsere Tänzer sind in ihrer Erfahrung, wie man miteinem Choreografen arbeitet, extrem hilfreich für mich.Sie bringen vieles von sich aus mit und ergreifen Besitzvon »Napoli«, sie machen es gewissermaßen zu ihremEigentum. Vielleicht liegt in diesem Ergriffenwerdenauch ein Merkmal der Romantik.

Wie könnte die Botschaft der Story von »Napoli« lauten?LLOYD RIGGINS Im ersten und dritten Akt hat »Na-poli« vor allem mit Menschen zu tun, mit der Schwereihrer Situationen, in denen sie gefangen sind. Wir sehen,

Page 9: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

3 .20 14/ 15 JOURNAL 7

»Napoli«

BALLETT Premiere

widerstehen, entsprechend Thomas Manns Verwirrspieldes Apollinischen und Dionysischen in »Der Tod in Ve-nedig«, wo das Formale, Ordnende stärker ist als dasRauschhafte und Obsessive. Dieser Gegensatz zeichnetsich für mich bereits in »Napoli« ab, gerade auch, weiler beide Begriffe in reizvoller Weise miteinander ver-mischt.

Worin liegt die Essenz von Bournonvilles Stil? Was machtseine Technik aus?LLOYD RIGGINS Tanz drückt für Bournonville Freu -de aus. Das macht es für die Bühne nicht immer einfach– vor allem, wenn man es im zweiten Akt mit einer ver-schollenen Choreografie zu tun hat und man nur tanzenkann, wenn man glücklich ist (lacht). Ich hoffe, wir fin-den im Verwenden des jenseitigen Aspekts eine wie auchimmer geartete fröhliche Entsprechung. Tanz in seinemumfänglichen Sinne ist für Bournonville dann erreicht,wenn sich der Mensch in seinem schönsten und verfei-nerten Zustand befindet. Tanz ist für ihn nicht eine ath-letische Hochleistung, die es im Grunde ist, wenn mansieht, wie hochbegabte Tänzer zum ersten Mal an denSoli arbeiten und sich zunächst nur schwer in denSchritten und Phrasierungen seiner Choreografie zu-rechtfinden. Es ist natürlich eine körperliche Leistung,doch wollte Bournonville sie nicht sichtbar machen, er

wie sie Liebe erleben. Liebe kann an einem Tag fünf ver-schiedene Phasen durchlaufen. Wir nehmen unter-schiedliche Szenen der Verlobten wahr und lernen meh-rere Seiten von ihnen und ihrer Beziehung kennen. EinMädchen wird von seiner Mutter allein großgezogen.Die Mutter will unbedingt, dass ihre Tochter einen rei-chen Mann heiratet. Natürlich liebt sie aber einen derarmen, mittellosen Männer, die praktisch auf der Straßeleben und Fischer sind. Alles, was der Moment ihr ein-flößt, könnte komplett schief gehen. Denn die Erlaubniszur Verlobung schafft noch keinen vertrauten Moment,über das Wichtigste, nämlich die gemeinsame Zukunftzu sprechen. Sie steigen in ein Boot und segeln aufsMeer. Ein Sturm zieht auf und kentert das Boot. DasMädchen ist verloren. Der Mann kann sich in Sicherheitbringen, doch ist er genauso verloren, da jeder nach sei-ner Rückkehr denkt, dass er am Tod seiner VerlobtenSchuld trägt. Ihre Mutter verflucht ihn, schließlich ist ervon allen verlassen. Aus Verzweiflung erwächst Stärke.Der von der Madonna symbolisierte Glaube treibt ihnan, wieder ins Boot zu steigen und zu suchen, was ihmverloren ging. Hier steckt für mich der Kern der Mes-sage. Durch die jenseitigen Erfahrungen im zweiten Aktscheint die Frage nach dem Verlorenen und Sicherenauf. Die menschliche Fähigkeit zu lieben und zu glaubenhilft, den Anfechtungen und Verlockungen moralisch zu

Page 10: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

8 JOURNAL 3 .20 14/ 15

BALLETT Premiere»Napoli«

wollte nicht zeigen, wie schwierig es ist. Tanz sollteimmer leicht aussehen. Das Publikum soll glauben, essei in der Lage, diese Bewegungen problemlos auszufüh-ren. Die Seele wird emporgehoben und inspiriert voneinem Mehr an Tugend, von der Harmonie der Bewe-gungen, von den wundervollen Bögen des romanti-schen Stils und von dem Ballon der Sprünge. Bournon-ville ist überzeugt, dass es langweilig bleibt, wenn mandie Bühne lediglich mit Dynamik füllt und über sie hi -naus nichts Weiteres entsteht. Das heißt, man hat vorallem Phrasierungen von Bewegungen und Schönheitzu kreieren, wie es in ähnlicher Weise auch Musiker oderKomponisten tun. Ein Solo endet beispielsweise miteiner Pirouette des Tänzers in der fünften Position mitgesenkten Armen und dem Gesicht vom Publikum weg-gewandt, zudem mit einem leicht gebogenen Nacken,sodass der Mann etwas länger oder gestreckter er-scheint, während die Tänzerin einfach aufhört zu tan-zen und ihre Arme zum Publikum hin öffnet und damiteine gewisse Einladung suggeriert: hier stehe ich und dasitzt ihr, ist es nicht wunderbar, ein Mensch zu sein?(lacht) Nicht in dem herausfordernden Sinn eines»Schaut mich an, wie toll ich drei Pirouetten, sechzehnJetés und so weiter ausführen kann und jetzt applau-diert bitte«. Manchmal klatscht niemand im Publikumnach dem Solo im Pas de six im dritten Akt, weil dieLeute verzaubert sind, nicht aber erstaunt. Begeisterungfällt schnell in sich zusammen. Inspiration bleibt für denRest des Lebens erhalten. Das gilt vor allem für Bour-nonville.

Wie wichtig sind die pantomimischen Szenen für unsermodernes Verständnis?LLOYD RIGGINS Das Mimische ist eine Art Zeichen-sprache. Das Wunderbare an seiner dänischen Ausprä-gung ist, es startet mit einem Gestus. Dabei folgt esimmer dem Gebot der Natürlichkeit in der körperlichenBewegung. Es geht nicht um Formalität oder Formel-haftigkeit in der Gestik – keine Ahnung, ob dieser An-satz noch von Bournonville stammt oder ob er sich imLaufe der Aufführungstradition langsam herausgebildethat. Für Bournonville bedeuten Mimik und Tanz kei-nesfalls gegensätzliche Dinge. Wenn er von Pantomimespricht, spricht er gleichzeitig von Tanz. Ganz klar, mankann von herausragenden Schauspielern und Pantomi-men sehr viel lernen. Doch bin ich gleichzeitig davonüberzeugt, dass Bournonvilles Mimik nur von Tänzernausgeübt werden kann, eben weil seine mimischen Mit-tel tänzerisch gedacht und angelegt sind. Außerdem sindsie in wundervoller Weise mit der Musik verwoben.Manchmal kann man bei unseren Hamburger Tänzernbeobachten, wie sie mit sich kämpfen, wenn sie auf denAugenblick des ›Sprechens‹ warten. In diesem kurzenMoment des Dazwischen oder Davor passiert nichts, siefüllen ihn mit ihrer Körpersprache. So erhalten die Ges -ten eine speziellere, zugespitzte Gestalt und schaffeneinen Raum um die Textur. Der Raum zwischen denWorten ist für einen Schauspieler ebenso wichtig wiedas Wort selbst. Musiker können das bestätigen, für sieist eine Pause von gleicher Bedeutung wie die Noten.

| Das Gespräch führte André Podschun.

RIKKE JUELLUND(Bühne undKostüme)

ist dänischeBühnen- undKostümbildne-

rin und hat in mehr als 80 Produk-tionen für klassisches und moder-nes Schauspiel, für Modern Dance,Ballett, Oper, Musical sowie fürKinder- und Jugendtheater gearbei-tet, u.a. auch für den flämisch-ma-rokkanischen Choreografen SidiLarbi Cherkaoui. Von 2011-2014war sie Vorsitzende des Danish ArtsCouncils Performing Arts Commit-tee sowie Planende und Lehrendean der Danish National School ofPerforming Arts. Sie ist Mitglied desVorstandes im Nørrebro Theater inKopenhagen. 2005 stattete sie LloydRiggins’ Bournonville-Bearbeitungvon »Kirmes in Brügge« aus.

LLOYD RIGGINS(Inszenierung/Choreografie)

studierte Tanzan der Schuledes Southern

Ballet Theatre in Orlando, Florida,und trat dort 1985 in die Compa-gnie ein. 1987 wurde er an das Kö-niglich Dänische Ballett engagiertund zwei Jahre später zum ErstenSolisten ernannt, der jüngste in derGeschichte des Königlichen Thea-ters. 1992 tanzte er dort seinen ers -ten Gennaro anlässlich des 150. Ju-biläums der Premiere von »Napoli«.1995 wechselte er als Erster Solistzum Hamburg Ballett, wo er seit2009 auch als Ballettmeister arbeitetund außerdem an der angeglieder-ten Ballettschule unterrichtet. 2005rekonstruierte er für das Bournon-ville-Festival »Kirmes in Brügge«.

Biografien Napoli

MARKUSLEHTINEN(MusikalischeLeitung)

absolvierte einKlavier- undDirigentenstu-

dium an der Sibelius-Akademie inHelsinki. Zudem studierte er Kom-position bei Aulis Sallinen und Eino -juhani Rautavaara. 1988 wurde eran die Königliche Oper in Kopen-hagen verpflichtet, der er bis 1993angehörte. Er war Chefdirigent desJyväskylä Sinfonieorchesters sowieGastdirigent des Malmö Sinfonieor-chesters. 1993 debütierte er an derHamburgischen Staatsoper, weitereEngagements in Deutschland warenunter anderem an der DeutschenOper Berlin und an der BayerischenStaatsoper. Seit 2004 hat MarkusLehtinen eine Professur an der Sibe-lius-Akademie inne.

Page 11: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

Die begehrten Ballette kehren zum Jahreswechsel auf den Spielplan zurück: Weihnachtsoratorium I–VI (25., 27., 29. Dezember) Der Nussknacker (23. Dezember; 2., 3., 7., 8. Januar) Othello (5., 12. Januar) Liliom (22., 24., 31. Januar) von links oben nach rechts unten

3 .20 14/ 15 JOURNAL 9

»Weihnachtsoratorium I–VI« »Der Nussknacker« »Othello« »Liliom«

BALLETT Repertoire

FO

TO

S:

HO

LG

ER

BA

DE

KO

W

Page 12: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

1 0 JOURNAL 3 .20 14/ 15

BALLETT News»Tod in Venedig«

Puschkins Tatjana in John Neumeiers Ballett in RusslandRussische Premiere von John Neumeiers »Tatjana« in Moskau

NACH DER URAUFFÜHRUNG von JohnNeumeiers Ballett »Tatjana« im Juni diesesJahres in Hamburg, das als Koproduktionmit dem Stanislavsky und Nemirovich-Danchenko Musik-Theater Moskau ent-standen war, folgte am 7. November die mitSpannung erwartete russische Erstauffüh-rung. Die Hauptrollen der Tatjana und desEugen Onegin übernahmen DianaVishneva und Dmitry Sobolevsky. Es tanztedie Compagnie des Stanislavsky-Theaters.John Neumeiers Absicht war es, mit der Zu-sammenarbeit eine Brücke zwischen Ham-burg und Moskau zu schlagen und zu einemdeutsch-russischen Kulturaustausch beizu-tragen.

Die Moskau-Premiere wurde zu einemumjubelten Erfolg. Diana Vishneva, die aufdiese Aufführung zwei Jahre gewartet hatte,beschrieb ihre Zusammenarbeit mit JohnNeumeier: »Er gibt nur die Motivation vor,sonst hat man schöpferische Freiheit. Undman macht davon in dem Maße Gebrauch,wie tief man in sich selbst blicken kann, in-wieweit man sich dessen bewusst ist, wasman mit seinem Spiel vermitteln möchte.«

Der neue Kalender ist daDer Ballettkalender 2015 mit zahlreichen Foto- grafien von Holger Badekow ist für 30,– EUR im Buchhandel und in der Staatsoper erhältlich.

Wege des ÜbergangsBenefiz-Ballett-Werkstatt zugunsten der Stiftung TANZ —Transition Zentrum Deutschland

AM 11. JANUAR 2015 findet die traditionelle Benefiz-Werkstatt des HAMBURGBALLETT statt, deren Erlös in diesem Jahr an die Stiftung TANZ – Transition Zen-trum Deutschland geht. John Neumeier, der seit der Gründung der Stiftung im Jahr2010 Vorsitzender im Kuratorium ist, unterstützt ihr Ziel, Tänzerinnen und Tänzernnach ihrer Karriere Hilfen für den späteren Beruf anzubieten. Die Stiftung TANZmit Sitz in Berlin feiert im kommenden Jahr ihr fünfjähriges Bestehen. Vorstands-vorsitzende Sabrina Sadowska freut sich, dass sich die Stiftung zur zentralen Anlauf-stelle in Deutschland etabliert hat, an die sich alle Berufstänzer wenden können, umden schwierigen Übergangsprozess erfolgreich bewältigen zu können.

Benefiz-Ballett-WerkstattModeration: John Neumeier11. Januar 2015, 11.00 Uhr (öffentliches Training ab 10.30 Uhr), in der Hamburgischen StaatsoperDie Ballett-Werkstatt ist ausverkauft.

Page 13: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

jbpb.dean

God Jul!

Persönlich. Ehrlich. Nah.

sönlich. Ehrlich. Nah.erP sönlich. Ehrlich. Nah.

sönlich. Ehrlich. Nah. erP sönlich. Ehrlich. Nah.

k anJyske B

jbpb.desönlich. Ehrlich. Nah.erP sönlich. Ehrlich. Nah.

Das Opernrätsel Nr. 3 Einfach tierisch!

Das war beim letzten Mal die richtige Antwort:>>> Ludwig van Beethoven, »Fidelio«Die Gewinner werden von uns schriftlich benachrichtigt.

Sie sind opern- und tierlieb? Dann folgen Sie uns inden Opernzoo: Denn hohe Kunst ist meist Affenthea-ter. Deshalb ist wohl auch manch einer im Opernbe-trieb schon zum Tier geworden – wie unsere ersteRampensau. Über einen Vorabend und einen langenTag entpuppt sich ein Bassist als monströser Opern-olm. Viecher sind eben auch nur Menschen. Diese be-staunen das Theatertier geschützt hinter dem Orche-stergraben. Der Titeltenor indes ignoriert dieartgerechte Aufführungspraxis: Das Heldenherrchenwill den lyrischen Lurch dirigieren. Aber des Wider-spenstigen Zähmung schlägt fehl, der musikalischeMolch macht nicht »Platz«. Mit Profibesteck tran-chiert, stirbt er aus. Nur ein Singvogel zwitschert demTierquäler was. Eine zoologische Oper ist auch unserzweites Stück: In der ersten Szene macht es sich eineMuschel – Fanggebiet Ägäis, schön frisch – auf derBühne gemütlich. Sie ist dabei nicht verschlossen wieeine Auster, das Weichtier beschallt im Alt. Auch wenndie Konzertmuschel nicht die Schale halten kann, istsie ihrer Halterin doch sehr von Nutzen: Die delikateMitbewohnerin ist allwissend und versorgt die Insula-ner mit den neuesten Sagen des klassischen Altertums.Aus der verkalkten Perlenträgerin tönt denn auch dieSchilderung eines Mordanschlags, der sich just vor derKüste abspielt. Und damit wäre ja wohl mal wiederbewiesen: Tierischer als jedes Tier sind... wir!?

Frage: Wie heißt eine der beiden »animali-schen« Opern?

Senden Sie die Lösung bitte bis zum 22. Januar 2015an die Redaktion »Jour nal«, Ham bur gische Staats -oper, Postfach, 20308 Hamburg. Mitar beiter derHambur gischen Staats oper und ihre Ange hörigensind leider nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechts wegist ausgeschlossen.

DAS KÖNNEN SIE GEWINNEN

1. Preis: Zwei Karten für »Die tote Stadt« am 7. April20152. Preis: Zwei Karten für »Pelléas et Mélisande« am 10. April 20153. Preis: Zwei Karten für »Winterreise« am 16. April2015

Page 14: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

as Lob geriet ebenso enthusiastisch wieüberraschend: »Eine Partitur von durchausoriginellem Klang. Prachtvoll. Jeder Taktüberraschend. Ganz besondere Klänge.Keine Spur von Kitsch!« So freudig berich-

tete Anton Webern seinem Lehrer Arnold Schönbergüber eine Aufführung von Puccinis »La Fanciulla delWest«. Der radikale Neutöner Webern und der als Kit-schier verschriene Puccini – sie gingen bei diesem Hör-erlebnis erstaunlich gut zusammen. Und so hat Puccinisspätes Meisterwerk seit jeher die besondere Vorliebegroßer Dirigenten und Musiker genossen, doch beimPublikum lange wenig Gegenliebe erfahren. Zu wenigsüffige Arien, lautete der Hauptvorwurf gegenüber die-ser vermeintlichen »Wildwest-Oper«, die eine Liebesge-schichte im kalifornischen Goldgräber-Milieu verhan-delt. Auch in Hamburg war »La Fanciulla del West« über80 Jahre nicht zu sehen gewesen: Zuletzt stand »DasMädchen aus dem Goldenen Westen«, so der geläufigedeutsche Titel, 1930/31 auf dem Spielplan!

Doch in der jüngsten Aufführungsgeschichte holt die»Fanciulla« kräftig auf – Regisseure und Zuschauer ent-decken den »anderen« Puccini in diesem Stück: ohnerauchende Colts, dafür mit einer außergewöhnlich star-

DGiacomo Puccini

OPER Premiere

»Keine Spur von Kitsch« Puccinis »La Fanciulla del West« gilt Kennern als seine beste Partitur. Über 80 Jahre wardas Stück nicht in Hamburg zu sehen. Wie schon bei ihrer erfolgreichen »Madama But-terfly« legen Regisseur Vincent Boussard, Bühnenbildner Vincent Lemaire und Kostüm-bildner Christian Lacroix nun Puccinis Oper von Klischees frei. Der Dirigent CarloMontanaro ist kompetenter Anwalt dieser außerordentlich vielfarbigen Musik.

ken und modernen Titelheldin, ohne sentimentale Lie-besduette, dafür mit einer aufregenden orchestralenNervenkontrapunktik – und dem wohl spannendstenPokerspiel der Operngeschichte.

Wie schon bei »Madama Butterfly« entzündete sichPuccinis Fantasie an einem Stück des amerikanischenBroadway-Autors David Belasco. Diesmal dauerte esetwas länger, bis er Feuer fing, doch schließlich beganner die lang entbehrte Arbeit: »Ich schlafe nicht, meineBegeisterung für den ›Western‹ lässt nicht nach, im Ge-genteil«, meldete er im September 1907 seinem VerlegerGiulio Ricordi. Mit starken Änderungen, Umstellungenund Kürzungen wandelten Puccini und seine Librettis -ten Carlo Zangarini und Guelfo Civinini das SchauspielBelascos in ein Libretto um, das große Qualitäten be-sitzt. Dass Puccini einen amerikanischen Stoff behan-delte, war auch dem immer wichtiger werdenden»Markt« in den USA geschuldet. »La Fanciulla del West«wurde von der New Yorker Met in Auftrag gegeben undfand mit der Starbesetzung Enrico Caruso und EmmyDestinn bei der Uraufführung im Dezember 1910 be-geisterte Aufnahme. »Ich habe«, so Puccini in einem In-terview während der Proben, »für dieses Drama eineMusik komponiert, die, wie ich glaube, den Geist des

Musikalische LeitungCarlo MontanaroInszenierung Vincent BoussardBühnenbildVincent LemaireKostümeChristian LacroixLichtGuido LeviChorEberhard Friedrich

»Vor der Premiere«Einführungsmatineemit Mitwirkenden der Produktion und Musikeinlagen Moderation: Kerstin Schüssler-Bach

18. Januar 2015 um 11.00 UhrProbebühne 1

HarryBenjamin PopsonJoeJun-Sang HanHappyVincenzo NeriLarkensAlin AncaBilly JackrabbitSzymon KobylinskiWowkleRebecca Jo LoebJake WallaceFlorian SpiessPostillonZiad Nehme

Premiere A

1. Februar 2015

18.00 Uhr

Premiere B

4. Februar 2015

19.30 Uhr

Aufführungen

7., 10., 13., 18.,

21. Februar 2015

jeweils 19.30 Uhr

OPER Premiere»La Fanciulla del West«

MinnieEmily MageeJack RanceAndrzej DobberDick JohnsonCarlo Ventre NickJürgen SacherAshbyTigran MartirossianSonoraJan BuchwaldTrinDovlet NurgeldiyevSidMoritz GoggBelloViktor Rud

1 2 JOURNAL 3 .20 14/ 15

Page 15: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

3 .20 14/ 15 JOURNAL 1 3

Page 16: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

amerikanischen Volkes spiegelt – vor allem die starke,kraftvolle Wesensart des Westens.« Wie er es schon fürdie Exotismen in »Madama Butterfly« praktiziert hatte,ließ sich Puccini Bücher, Noten und Schallplatten mitauthentischen indianischen und afroamerikanischenGesängen kommen. Ragtime und Cakewalk, indiani-sche Sonnengesänge und imitierte Banjo-Klänge berei-chern die außergewöhnliche Farbpalette der »Fanci-ulla«, die außerdem von Puccinis Auseinandersetzungmit Claude Debussy und Richard Strauss zeugt. Pucciniwürzt seine vielleicht modernste, originellste Partiturmit all diesen harmonischen und formalen Neuerun-gen – und ist doch trotzdem in seiner Kantabilität un-verkennbar italienisch.

Schon bei ihrer umjubelten Hamburger »MadamaButterfly« war es dem Regieteam Vincent Boussard,Vincent Lemaire und Christian Lacroix ein Anliegengewesen, Puccinis Oper von Sentimentalität und Folk-lore zu befreien. Die konzeptionelle Mischung aus küh-ler Analyse und emotionaler Seelenschau ging auf. Miteinem ähnlichen Ansatz schaut das Team nun auf seinenächste Puccini-Interpretation.

»Das Stück leidet immer noch unter dem fundamen-talen Missverständnis eines Cowboy-und-Indianer-Spiels. Aber Puccini hat ja keine Oper über Cowboys ge-schrieben, sondern über Emigranten«, sagt RegisseurVincent Boussard. Auf der Suche nach einer Zukunfts-perspektive wurden die Goldgräber in der Mitte des 19.Jahrhunderts aus allen Teilen der Welt nach Kaliforniengespült. »Puccini zeigt uns ganz radikal eine reine Män-

nergesellschaft. Es gibt keine Familien, keine Frauen,nichts als Spiel, Alkohol und Arbeit«, so Vincent Bous-sard. »Diese Goldgräber sind eigentlich Fremdenlegio-näre – entwurzelt, liebelos, gewaltbereit.« Ihr Refugiumist der Saloon »Polka« – ein Ort, in dem die Sehnsüchteder Männer Raum haben. Die Besitzerin des Saloons istMinnie, Projektionsfigur aller erotischen und emotio-nalen Wünsche der Männer. Natürlich sind sie alle inMinnie verliebt, doch sie entzieht sich ihren Angeboten.»Minnie bleibt keusch, denn ihre Liebe darf nicht nureinem allein gelten, sondern muss sich auf alle Männergleichmäßig verteilen«, meint der Regisseur. Und dochbewahrt sie sich für den »Einen« auf – und das ist dermexikanische Bandit Ramerrez, der unter dem NamenDick Johnson Zuflucht im Goldgräberlager sucht. Dickund Minnie verlieben sich, aber der selbsternannte She-riff Jack Rance ahnt die wahre Identität des gesuchtenBanditen und bedrängt Minnie, die er begehrt. In eineratemberaubenden Pokerpartie zockt Minnie um dasLeben des Geliebten: Verliert sie, wird sie sich dem She-riff hingeben, gewinnt sie, soll Dick Johnson frei sein.Mit falschen Karten dreht Minnie die Partie zu ihrenGunsten. Doch auch der Sheriff betrügt sie, denn er lässtDick gegen sein Ehrenwort gefangennehmen. Nur Min-nies entschlossenes Eintreten für den Outlaw mit demguten Herzen rettet ihn vor dem Galgen.

Im Unterschied zu fast allen anderen Puccini-Opernstirbt die Heldin von »La Fanciulla del West« also nicht,sondern – um es mit Wagner’schen Begriffen zu sagen –erlöst den Mann. Erlöst sie ihn wirklich? »Ein Engel batfür dich auf Erden« wird im »Tannhäuser« dem sündi-gen Mann zugesungen. In »Ch’ella mi creda«, der einzi-gen aus der Gesamtpartitur herauszulösenden Arie der»Fanciulla«, verabschiedet sich Dick Johnson von derabwesenden Minnie: »Sie soll glauben, dass ich frei binund weit weg auf einem neuen Weg der Erlösung!« »DieUnschuld ist eine Utopie«, meint Vincent Boussard,»alle sind schuldig in diesem Stück«. Denn auch Minniebetrügt beim entscheidenden Kartenspiel und erkauftihr Glück mit einer Lüge.

In keiner anderen Oper hat Puccini die innerste Ein-samkeit des Menschen so glaubhaft in Töne gefasst. Leit-motivisch zieht sich der Song des Bänkelsängers JackWallace durch die Handlung: ein herzzerreißender Ge-sang der Heimat- und Familienlosen. Er kehrt auch amEnde der Oper wieder. Minnie und Dick verlassen dieGoldgräber, die Aggressivität der Lynchjustiz weicht derTrauer über den Verlust Minnies. In den letzten Tönendes Stücks vermischt sich das leise verklingende »Addio«des aufbrechenden Liebespaars mit dem Sehnsuchts-motiv des Bänkellieds. Die Männer bleiben zurück inder Hoffnungslosigkeit mit der Erkenntnis, dass Minnienie mehr zu ihnen zurückkehrt. Trauriger kann keinHappy End klingen.

| Kerstin Schüssler-Bach

Opernwerkstatt»La Fanciulla delWest«Kompaktseminar zuStoff, Musik und In-szenierung mit Volker Wacker.Vorkenntnisse sindnicht erforderlich,Unterlagen werdenden Teilnehmernausgehändigt.Freitag, 30. Januar,18.00-21.00 Uhrund Samstag, 31. Januar, 11.00-17.00 Uhr (mit ent-sprechendenPausen)

Historischer Klavier-auszug von Ricordi

1 4 JOURNAL 3 .20 14/ 15

OPER Premiere»La Fanciulla del West«

Page 17: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

Lisa (»Pique Dame«) sowie die Titelpartien in»Ariadne auf Naxos«, »Tosca« und »Salome«. Par-tien an der Hamburgischen Staatsoper waren Kai-serin (»Die Frau ohne Schatten«) sowie die Titel-rollen in »Jenufa«, »Arabella« und »Daphne«.

CARLO VENTRE(Dick Johnson)

wurde in Uruguay geboren.Zu seinen Lehrern zählenGino Becchi, Magda Olivieriund Carlo Cossutta. Er de-bütierte 1994 als Herzog

(»Rigoletto«) unter der Leitung von RiccardoMuti an der Mailänder Scala. Der Gewinner desInternationalen Pavarotti-Gesangswettbewerbsin Philadelphia 1995 ist heute gefragter Gast vie-ler renommierter Opernhäuser wie München,Wien, Frank furt, Berlin, London, San Francisco,Chicago, Tokio, Barcelona und Arena di Verona.Sein Repertoire umfasst sämtliche großen Tenor-partien Verdis sowie weitere führende Rollen desitalienischen Repertoires, darunter Titel wie »LeVilli«, »Turandot«, »Il Tabarro«, »Norma«, »An-drea Chénier« oder »Cavalleria rusticana«. Ander Hamburgischen Staatsoper debütierte CarloVentre 2008 als Cavaradossi in »Tosca«. 2012 fei-erte er hier seine Rollendebüt als Chevalier DesGrieux in »Manon Lescaut«. Im Oktober 2014war er als Radamès in »Aida« zu Gast.

ANDRZEJ DOBBER(Jack Rance)

ist einer der erfolgreichstenVerdi-Baritone unserer Zeit.Er gastiert an den renom-mierten Häusern rund umden Globus mit Partien wie

Macbeth, Rigoletto, Simon Boccanegra, Nabuccound Jago. Zudem verfügt er über ein breites Re-pertoire, das Rollen wie Carlo Gérard in »AndreaChénier« und den Titelhelden in Szymanowskis»Kö nig Roger« einschließt. An der Alster war derpolnische Künstler als Simon Boccanegra, Alfio in»Cavalleria rusticana«, Tonio in »I Pagliacci«,Macbeth und Rigoletto zu erleben sowie als Amo-nasro in einer Neuproduktion von »Aida« 2010.Außerdem sang er Giorgio Germont in »La Tra-viata«, Jochanaan in »Salome«, den Grafen Tom-sky in »Pique Dame« und Amfortas in »Parsifal«.Im September 2012 und April 2014 reüssierte erin der Titelrolle von Alexander Borodins »FürstIgor«. Im Oktober 2013 wurde er bei der preisge-krönten Trilogie »Verdi im Visier« als FrancescoFoscari in »I due Foscari« gefeiert.

beim Festival d‘Aix-en-Provence. Zusammen mitVincent Boussard erarbeitete er u. a. »Così fantutte« am Théâtre Royal de la Monnaie, »Agrip-pina« und »Candide« an der Staatsoper Berlin und»I Capuleti e i Montecchi« an der BayerischenStaats oper. In Liège sanierte er zusammen mit demArchitekten Daniel Dethier die Manège de la Ca-serne Fonck, die sich als Theater- und Auffüh -rungs ort etabliert hat. 1999 und 2001 war VincentLemaire Preisträger des Thea terpreises der Com-munauté française de Belgique.

CHRISTIAN LACROIX(Kostüme)

ist einer der renommiertestenModedesigner unserer Zeit.1978 begann er für Hermèsund zwei Jahre später für GuyPaulin zu arbeiten. 1986 er-

hielt er seinen ersten »Golden Thimble«-Preissowie die Auszeichnung der CFDA in New Yorkals einflussreichster ausländischer Designer. Zudiesem Zeitpunkt lernte er Bernard Arnault, derspäter das Haus Lacroix gründete, kennen. 2002erhielt er den Orden des Chevalier de la Légiond’Honneur. Neben seiner Tätigkeit als Mode-schöpfer begann Christian Lacroix bereits in den1980er-Jahren Kostüme für Opern-, Ballett- undSchauspielproduktionen zu entwerfen. So arbei-tete er unter anderem für die Opéra Garnier unddie Comédie Française in Paris, das Théâtre Royalde la Monnaie in Brüssel, die Metropolitan OperaNew York, das Festival in Aix-en-Provence, dieWiener Staatsoper und die Staatsoper Berlin. ImJahr 2003 arbeitete Christian Lacroix erstmals mitVincent Boussard am Théâtre Royal de la Mon-naie in Brüssel zusammen, wo er die Kostüme zurInszenierung von Mozarts »Il Re Pastore« entwi -ckelte. Die Kooperation des Designers mit demRegisseur wurde in den folgenden Jahren fortge-setzt. Nach »Madama Butterfly« folgt mit »LaFanciulla del West« die zweite Arbeit von Chris -tian Lacroix an der Staatsoper Hamburg.

EMILY MAGEE(Minnie)

Emily Magee stammt aus denUSA, studierte an der In-diana University und istPreisträgerin wichtiger Ge-sangswettbewerbe in den

USA. 1996 gab sie ihr Europadebüt als Fiordiligi(»Così fan tutte«) in Paris. Seither singt sie regel-mäßig an den Opernhäusern von Berlin, Chicago,Zürich, Barcelona, Florenz, Mailand, Hamburg,London, Wien sowie bei den Festspielen in Bay-reuth und Salzburg. Ihr Repertoire umfasst u.a.Mozarts Contessa (»Le Nozze di Figaro«), EllenOrford (»Peter Grimes«), Marietta (»Die toteStadt«), Eva (»Die Meistersinger von Nürnberg«),Fremde Fürstin (»Rusalka«), Liù (»Turandot«),

CARLO MONTANARO(Musikali sche Leitung)

begann seine musikalischeKarriere 1991 als Geiger imOrchestra del Maggio Musi-cale Fiorentino, bevor er, ge-fördert durch Zubin Mehta,

als Student an der Hochschule für Musik in Wieneine Laufbahn als Dirigent einschlug.Seit 2001 gastiert er mit Schwerpunkt auf denWerken des italienischen Repertoires u. a. an denOpernhäusern in Rom, Palermo, Budapest, Ber-lin, München, Dresden, Florenz, Athen, Warschauund Venedig. Bedeutende Stationen waren »DonCarlos« in Frankfurt, »Tosca« am PetersburgerMariinsky, »La Traviata« am Teatro alla ScalaMailand, »Madama Butterfly« in Tokio sowieGounods »Roméo et Juliette« in Verona. 2011wurde er zum Musikdirektor des Teatr Wielki inWarschau berufen. An der Staatsoper Hamburgdirigierte er unter anderem »Aida«, »Manon Les-caut«, »Falstaff« und »Madama Butterfly«.

VINCENT BOUSSARD (Regie)

ist seit seinem Debüt am Stu-dio-Theater der Comédie-Française 1999 als Opernre-gisseur sehr erfolgreich. Erer ar beitete Inszenierungen

mit Nachwuchssängern an verschiedenen Opern-studios, darunter in Madrid, Gent, Brüssel undLyon. Er führte außerdem Regie bei Auftrittenvon Popstars wie etwa Chris tophe (»Victoire de lamusique« für die beste Show) und Alain Ba shung.Zusammen mit William Christie gastiert er regel-mäßig beim »Jardin des Voix«. Seine jüngs tenProduktionen im Bereich Oper waren »Louise«an der Opéra National du Rhin, »Hamlet« amOpernhaus von Marseille, »Agrippina« und»Candide« an der Berliner Staats oper, »I Capuletie i Montecchi« an der Baye rischen Staatsoper undan der Oper Graz sowie »Adriana Lecouvreur« ander Oper Frankfurt. Seit 2003 verbindet VincentBoussard eine en ge Zusammenarbeit mit demBühnenbildner Vincent Lemaire und dem Desi-gner Christian Lacroix.

VINCENT LEMAIRE(Bühne)

schloss sein Studium 1991 ander Kunsthochschule La Cam-bre in Brüssel ab. Seitdem ent-wirft er Bühnenbilder fürSchau spiel-, Tanz- und

Opern produktionen vor allem in Belgien, Frank-reich, der Schweiz, Österreich und Deutschland,beispielsweise an den Opernhäusern von Lyon,Marseille, Zürich, Straßburg, am Festspielhaus inBaden-Ba den, bei den Innsbrucker Festwochen und

Biografien der Mitwirkenden La Fanciulla del West

3 .20 14/ 15 JOURNAL 1 5

Page 18: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

OPER Repertoire»Das schlaue Füchslein«

bezeichnet und jedenfalls ist sie seine per-sönlichste. In ihr hat er sich Glück und Un-glück seiner Liebe zu Kamila Stösslová vonder Seele geschrieben. In einem seiner 700Briefe an die Geliebte schreibt er am05.04.1923 kurz nach Fertigstellung derOper: »Mit dem Füchslein mache ich es wieder Teufel, wenn er Fliegen fängt – weil ernichts anderes hat. Gefangen habe ich dasFüchslein des Waldes wegen der Traurigkeitder späten Jahre …« Das träumerisch Mär-chen- und Fabelhafte der Oper entsprichtder träumerisch wortgewaltig, bekenntnis-starken und unerfüllten Liebe des 70-jähri-gen Janácek zu der um 37 Jahre jüngerenverheirateten Kamila. Der Förster in derOper, in dem man unschwer den Kompo -nisten selbst wiedererkennen kann, fängtdas Füchslein, das ihm als erwachsene Füch-sin entkommt. Er projiziert in das Lebenund Schicksal der Füchsin seine eigenen un-erfüllten erotischen Träume. Kunstvoll wirdeine Parallelität von Menschen- und Tier-welt konstruiert. Die Musik verbindet die je-weiligen Einzelsätze des Sprechgesangs dervielen chaotisch nebeneinander agierendenEinzelfiguren zu einem eindrucksvollenKlangteppich. Die Hamburger Inszenierungentzaubert bewusst das allzu Märchenhafteder Geschich te, in dem sie die Tiere nicht alssolche verkleidet sondern das ganze Gesche-hen in eine heutige Dorfschenke verlegt, inder der Förster alles vielleicht nur träumt.

Die Mitglieder der Deutsch-Tschechi-schen Gesellschaft Hamburg sind sehrdank bar über das Engagement der Ham-burgischen Staatsoper für Janácek. Wirwaren begeistert über die bisherigen Opern-erlebnisse und wünschen den kommendenAufführungen den Erfolg, den ein so bedeu-tender Komponist der musikalischen Mo-derne verdient hat.

nter den 33 Bänden der vorzehn Jahren herausgegebenenTschechischen Bibliothek indeut scher Sprache findet sichauch ein von Alena Wagnerová

zusammengestellter Band mit Musikerbrie-fen. Er enthält Briefe der drei bedeutendstenund berühmtesten tschechischen Kompo -nisten, Bedrich Smetana, Antonín Dvorákund Leos Janácek. Diese Briefauswahl er-gänzt in anschaulicher Weise die Einzelbio-grafien um teilweise sehr private und per-sönliche Selbstzeugnisse und bietet so einenvertieften Einblick in das jeweilige Lebens-gefühl der drei Komponisten. Deren ge-meinsame Lebensleistung besteht zweifels-frei darin, dass es ihnen mit ihren Werkengelungen ist, die tradierte tschechische Mu-sikalität mit der internationalen Entwick-lung der Musikgeschichte zu verbinden undzur Weltgeltung zu führen. Alle drei sind auf ihre Weise von dem selbst gewähltenAuftrag durchdrungen, mit ihrer Musikeinen Beitrag zur Identität ihrer erst im 19.Jahr hundert erwachten tschechischen Na-tion zu leisten. Obwohl sie nur 30 Lebens-jahre voneinander trennen – Smetana, derälteste, ist 1824, Dvorák 1841 und Janácek

U

Adriana Kucerová stammt aus Slo-wenien. Sie zählt zu den jungenStars am Sopranhimmel und wirdvon wichtigen Opernhäusern undFestivals gebucht. Als FüchsinSchlaukopf feiert sie im Februarihr Hamburgdebüt.

1854 geboren – erfüllen sie diesen Auftragauf eine je sehr eigene Weise. Smetana, viel-leicht der populärste unter ihnen, hat sichmit seinem romantisch-sinfonischen Zyklus»Mein Vaterland« ganz tief in die Seele sei-nes Volkes eingeschrieben. Dvorák ist derinternationalste und emotional ausgegli-chenste unter den Dreien. Und Janácek darfmit Sicherheit als der Modernste undgleich zeitig als der Tschechischste von ihnengelten.

Das Großartige an Janáceks Werk bestehtdarin, dass und wie er tschechische Volks-musik, die eigene Tonalität der tschechi-schen Sprache und die Lebenswelt der ein-fachen Menschen seiner mährischenHei mat mit dem übernationalen moderneneuropäischen Musikstil des beginnenden20. Jahrhunderts in Verbindung bringt.Schon in seiner frühen Oper »Jenufa«, dieeinen zeitgenössischen naturalistischenStoff aus einem mährischen Dorf über eineuneheliche Geburt und einen schließlichaufgedeckten Kindesmord aufnimmt, ge-lingt ihm dies auf überzeugende und bewe-gende Weise. Die vor kurzem wieder aufge-nommene Hamburger Aufführung der»Jenufa« in der Inszenierung von OlivierTambosi spiegelt Janáceks Anliegen und dieergreifende Kunst seiner Musik adäquatwieder.

Die Hamburgische Staatsoper widmetsich in jüngster Zeit wunderbarer Weise,auch wegen der Begeisterung ihres Opern-direktors und stellvertretenden IntendantenFrancis Hüsers für Janácek gleich mit dreiverschiedenen Inszenierungen dessen Werk.Neben der »Jenufa« wurde im vergangenenSommer mit »Katja Kabanowa« ein weiteresMusikdrama über eine an ihrer Liebe schei-ternde Frauengestalt in der Inszenierungvon Willy Decker zur Aufführung gebrachtund nun dürfen wir uns auf die Wiederauf-nahme des »Schlauen Füchsleins« in der In-szenierung von Johannes Erath besondersfreuen. Janácek selbst hat das »SchlaueFüchslein« mehrfach als seine beste Oper

Dr. Reiner Schmitz Jahrgang 1947, Staats-rat a. D.,Vorsitzender des Vorstandes derDeutsch-Tschechischen Gesellschaft Ham-burg e. V.

1 6 JOURNAL 3 .20 14/ 15

»Unerfüllte erotische Träume«»Das schlaue Füchslein« kehrt auf die Staatsopernbühne zurück. Reiner Schmitz, Vor-standsvorsitzender der Deutsch-Tschechischen Gesellschaft in Hamburg, ist begeisterterBesucher der Hamburger Janácek-Aufführungen.

Page 19: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

OPER Repertoire

LEOS JANÁCEKDas schlaue Füchslein

Musikalische Leitung: Tomas NetopilInszenierung: Johannes ErathBühnenbild: Katrin ConnanKostüme: Katharina TaschLicht: Joachim KleinDramaturgie: Francis HüsersChor: Eberhard FriedrichSpiel leitung: Heide Stock

Förster Lauri VasarFörsterin/Eule Renate SpinglerSchulmeister/Mücke Peter Galliard Pfarrer/Dachs Florian SpiessHáraschta Zoltan NagyGastwirt Pasek Daniel ToddFüchsin Schlaukopf Adriana KucerováFuchs Hellen KwonHahn/Eichelhäher Anat EdriDackel/Specht Ida AldrianGastwirtin/Schopfhenne Christina GanschGrille, Heuschreck, FroschMitglieder der Hamburger Alsterspatzen

Aufführungen23., 25. (18.00 Uhr), 27., 30. Januar, 19.30 Uhr

Szenenfoto mit Karita Mattila als JenufaSzene aus »Das schlaue Füchslein« mit Lauri Vasar als Förster

3 .20 14/ 15 JOURNAL 1 7

Page 20: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

»Tannhäuser« »Luisa Miller«

Zwischen Utopie und Realität

Bertrand de Billy zählt zuden international gefragtenDirigenten unserer Tage. Erarbeitet mit den großen Or-chestern und an den wichti-gen Opernhäusern undFes tivals. In Hamburg leiteteer in jüngerer Zeit mehrereKonzerte mit den Philharmo-nikern. In den 90er-Jahrendirigierte er an der Staats-oper »Carmen«.

Lance Ryan gibt sein Debütan der Dammtorstraße. Vor-wiegend in den großen deut-schen und italienischenHel denpartien trat und trittder kanadische Tenor u. a.bei den Bayreuther Festspie-len sowie an den großenOpernhäusern in Mailand,Barcelona, Valencia, Paris,Frankfurt, Köln und Berlinauf.

RICHARD WAGNERTannhäuser

Musikalische Leitung: Bertrand de Billy Inszenierung: Harry Kupfer Bühnenbild: Hans SchavernochKostüme: Reinhard HeinrichLicht: Manfred VossChor: Eberhard Friedrich Spiel leitung: Petra Müller/Nicola Panzer

Landgraf HermannWilhelm SchwinghammerTannhäuser Lance RyanWolfram von Eschenbach Lauri Vasar Walther von der VogelweideJun-Sang HanBiterolf Florian SpiessHeinrich der Schreiber Benjamin PopsonReinmar von Zweter Stanislav Sergeev Elisabeth/Venus Manuela UhlHirt Christina Gansch

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen StaatsoperGefördert durch die Deutschen Philips-Unternehmen

Aufführungen21.Dezember, 17.00 Uhr 28. Dezember, 15.00 Uhr4., 17. Januar, 17.00 Uhr

OPER Repertoire

n WIE ABHÄNGIG IST EIN KÜNSTLER ,wie groß seine Freiheit? Um diese Fragedreht sich Richard Wagners romantischeOper »Tannhäuser«. Mit dem Schicksal sei-nes Protagonisten schildert Wagner sein ei-genes – das des großen Künstlers, der zwi-schen Utopie und gesellschaftlicher Realitätscheitert. »Tannhäuser ist der Künstlerschlechthin, der sich in der Gesellschaft ver-halten muss«, erklärte Regisseur Harry Kup-

fer. »Da er sich missliebig macht, hält manihn für einen Revolutionär, was er keines-falls ist. Er ist bestenfalls ein Anarchist.Denn er kann sich nicht zwischen den Fron-ten entschließen und zerstört vor allen Din-gen andere und sich selbst. Da wird dasGanze als Künst lerdrama schon politisch.«Harry Kupfers erfolgreiche Inszenierungsteht zum Jahreswechsel vier Mal in exzel-lenter Besetzung auf dem Spielplan.

Wilhelm SchwinghammerMitglied des Hambur-ger Ensembles singtzum ersten Mal denLandgrafen.

1 8 JOURNAL 3 .20 14/ 15

Manuela Uhl feierte Erfolgean der Semperoper Dresden,dem Teatro Real Madrid,dem Nationaltheater Mün-chen und bei den Festspie-len Baden-Baden. AlsEli sa beth und Venus reüs-sierte sie u. a. an der Deut-schen Oper Berlin, inLissabon, Peking, an derDeutschen Oper am Rhein, inKopenhagen und in Liege.

Page 21: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

Verdis Vaterfiguren gehören für mich zu denschönsten Partien der gesamten Opernlite-ratur. Vor meinem Debüt als Miller für dieHamburger Neuproduktion »Luisa Miller«hatte ich schon einige dieser Väter ge sun -gen: Giorgio Germont in »La Travia ta«,Ford in »Falstaff«, Rigoletto und SimonBoccanegra. Die Rolle des Miller ist nicht sogroß wie Simon Boccanegra oder Rigoletto.Er hat eine Arie und eine Cabaletta im ers -ten Akt, und im dritten Akt gibt es noch einlanges Duett mit seiner Tochter. Trotzdemist auch diese Partie nicht leicht zu singen,weil die Tessitura für den Bariton bei Verdiimmer ein bisschen höher angelegt ist alsbeispielsweise bei Donizetti oder Bellini. Miller ist eine traumhafte Bühnenfigur. Erliebt seine Toch ter und versucht alles, um sieauf den besten Weg zu bringen, damit sieglücklich wird. Ähnlich wie Rigoletto istMiller ein Bürgerlicher, der von der Gunstseines adeligen Herrn abhängig ist. Er ist,das kann man auch heute verstehen, einnormaler Mensch, der für das Wohl seinerFamilie kämpft. Und wenn es sein muss,gibt er den Helden – der in diesem Fall nurknapp der Hinrichtung entgeht.Zu mir passen diese ›positiven‹ Charakteregut, weil ich eine warm timbrierte, eherleichte Stimme habe. Jeder Sänger sollteseine Stimmfarbe kennen und diese bei derRollenauswahl berücksichtigen. Für einenJago oder Scarpia müsste eine Stimmeschon ein etwas raueres, metallisches Tim-bre haben. Dieser Aspekt hat mich bei derWahl meiner Partien auf einen guten Weggebracht. Mit einer meiner liebsten Vaterrollen desVerdi’schen Œuvre verbinden mich beson-dere Erlebnisse: Es handelt sich um Simon

Boccanegra. Ich liebe diese Partie, seitdemich meinen Bruder Alexandru Agache indieser Rolle 1993 im Radio in einer Live-übertragung aus Covent Garden unter SirGeorg Solti gehört habe. Ich lebte damalsnoch in Rumänien und hatte diese Opervorher nie gehört. Die Musik hat mich vonAnfang bis Ende ergriffen. Es gibt darin Mo-mente, wie ich sie kaum bei einem anderenStück erlebt habe. Wie kein anderer hatVerdi es geschafft, das Meer in Musik zu fas-sen. Das Meer ist die eigentliche große Liebevon Simon, den immer eine gewisse Melan-cholie umgibt. Boccanegra ist ein viel-schichtiger, aber geradliniger Charakter, derin dieser Hinsicht dem Vater Miller ähnelt.Er durchlebt eine kom pli zierte undschmerz hafte Geschichte, aber er bleibt vonAnfang bis zum Ende positiv. Es war eine besondere Ehre für mich, denSimon Boccanegra mit Riccardo Muti daserste Mal auf die Bühne zu bringen. Er hattesich für diese Produktion bereits viele Bari-tone angehört und holte mich nach demVor singen in den Zuschauerraum, um michzu fragen: »Haben Sie diese Rolle wirklichnoch nie gesungen? Wissen Sie, ich suchenach einem ganz speziellen Klang und Siehaben exakt die Stimme, nach der ich ge-sucht habe.« Ich konnte also mein Rollende-büt unter seiner musikalischen Leitung2012 am Teatro dell’ Opera di Roma feiern.Früher haben überwiegend HeldenbaritoneSimon Boccanegra gesungen. Das ist sichernicht falsch, wenn man an die orchestralenBedingungen denkt und an die Stellen, woman die Kraft haben muss, sich gegen denOrchesterapparat zu behaupten. Doch dieMusik hat auch viele lyrische Momente. Vorallem die letzte Szene, wenn Simon durchdas Gift immer mehr an Kraft verliert. Diese letzte Szene weist wieder eine Verbin-dung zwischen »Simon Boccanegra« und»Luisa Miller« auf: Die ›Hoffnungsträger‹sterben durch Gift. Und ebenso verbindendist die Melancholie, mit der wir aus diesenbeiden Opern entlassen werden.

(nach einem Gespräch aufgezeichnet

von Annedore Cordes)

GIUSEPPE VERDILuisa Miller

Musikalische Leitung: Simone YoungInszenierung: Andreas HomokiBühnenbild: Paul Zoller Kostüme: Gideon DaveyLicht: Franck EvinChor: Eberhard FriedrichSpiel leitung: Tim Jentzen

Il Conte di Walter Tigran MartirossianRodolfo Ivan MagrìMiller George Petean Luisa Nino MachaidzeWurm Oliver ZwargFederica Cristina DamianLaura Ida AldrianUn Contadino Daniel Todd

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper.

Aufführungen4., 9. Dezember, 19.30 Uhr

Eine besondere Liebe zu VerdiAls Miller feiert George Petean in der Neuproduktion »Luisa Miller« Triumphe.

OPER Repertoire

George Petean (Miller) und Nino Machaidze (Luisa)

George Petean zählt zu

den meistgefragten Verdi-

interpreten. Längere Zeit

im Ensemble der Staats-

oper, ist er heute einer der

beliebtesten Gäste am

Haus an der Dammtor-

straße.

3 .20 14/ 15 JOURNAL 1 9

Page 22: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

2 0 JOURNAL 4 .20 12/ 13

»Turandot«

OPER Repertoire»Die Zauberflöte« »La Bohème« »Il Barbiere di Siviglia« »Hänsel und Gretel«

Märchenhaftes Repertoire und illustre GastsängerAilyn Perez, Tara Erraught und Rodion Pogossov sind in der Hansestadt zu Gast.

GIACOMO PUCCINILa Bohème

Musikalische Leitung: Ivan RepusicInszenierung: Guy Joosten Bühnenbild: Johannes Leiacker Kostüme: Jorge Jara Licht: Davy Cunningham Chor: Christian Günther Spiel leitung: Heide Stock/Anja Krietsch

Rodolfo Hoyoon ChungSchaunard Viktor Rud Marcello Lauri Vasar Colline Florian Spiess Benoît Frieder Stricker Mimì Ailyn Pérez Musetta Katerina Tretyakova Par pi gnol Benjamin Popson Alcindoro Stanislav Sergeev

Aufführungen28. November; 2., 11., 16. Dezember,19.30 Uhr

WOLFGANG AMADEUS MOZARTDie Zauberflöte

Musikalische Leitung:Eugene Tzigane/Daniel Carter (14., 18., 20. Dez.)Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme: Achim Freyer Chor: Christian GüntherSpiel leitung: Wolfgang Bücker

Sarastro Wilhelm SchwinghammerTamino Jun-Sang Han/Peter Sonn (14., 18., 20. Dez.)Pamina Vida Mikneviciute/Katerina Tretyakova (14., 18., 20. Dez.)Sprecher Jan BuchwaldPriester Benjamin PopsonKönigin der Nacht Cornelia Götz Drei Damen Hellen Kwon/Solen Mainguené, Rebecca Jo Loeb,Renate Spingler Papageno Lauri Vasar/Moritz Gogg (14., 18., 20. Dez.)Papagena Anat Edri Monostatos Chris Lysack Zwei Geharnischte Jürgen Sacher, Stanislav SergeevDrei Knaben Solisten des Tölzer Knabenchors

Aufführungen3., 18., 20. Dezember, 19.00 Uhr 14. Dezember, 18.00 Uhr

GIOACHINO ROSSINIIl Barbiere di Siviglia

Musikalische Leitung:Daniel CarterInszenierung: nach Gilbert Deflo Bühnenbild und Kostüme:nach Ezio FrigerioChor: Christian GüntherSpiel leitung: Heide Stock/Holger Liebig

Il Conte d’Almaviva Edgardo RochaDon Bartolo Renato GirolamiRosina Tara Erraught Figaro Rodion PogossovDon Basilio Tigran MartirossianFiorillo Vincenzo NeriUn Officiale Andreas Kuppertz/BernhardWeindorfBerta Katja Pieweck

Aufführungen22., 30. Dezember, 19.30 Uhr26. Dezember; 1. Januar, 18.00 Uhr

2 0 JOURNAL 3 .20 14/ 15

Edgardo Rocha stammt ausUruguay. Sein Terminkalenderist gefüllt mit Auftritten anden großen italienischenOpern häusern sowie in Wien,Paris oder Zürich. Mit demGrafen im »Barbiere« debü-tiert der Tenor in Hamburg.

Ailyn Pérez ist eine der gefei-erten Gastsängerinnen derletzten Spielzeiten. Neben Vio-letta Valéry verkörperte siehier Marguerite in Gounods»Faust« und Gräfin Almavivain Mozarts »Figaro«. Nun folgtihre erste Hamburger Mimì.

Tara Erraught ersang sich2011 einen großen Erfolg inder Titelpartie der Hambur-ger »La Cenerentola«. Mitdieser Rolle kehrt sie zurück.Außerdem singt die gefragteirische Mezzosopranis tin dieRosina in Rossinis »Barbiere«.

Page 23: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

3 .20 14/ 15 JOURNAL 2 1

OPER Repertoire

ENGELBERT HUMPERDINCKHänsel und Gretel

Musikalische Leitung: Titus EngelInszenierung: Peter Beauvais Bühnenbild: Jan SchlubachKostüme: Barbara Bilabel/Susanne RaschigSpiel leitung: Tim Jentzen

Peter Jan Buchwald/Franz Grundheber (17., 19. Dez.)Gertrud Katja PieweckHänsel Maria MarkinaGretel Christina Gansch Knusperhexe Renate Spingler (8., 12. Dez.)Peter Galliard Sandmännchen Ida AldrianTaumännchen Anat Edri

Aufführungen8., 12., 17., 19. Dezember, 19.00 Uhr15. Dezember, 12.00 Uhr (leicht gekürzteVorstellung für Schulklassen, ModerationDirk Schäfer)

n ALS 1971/72 VON der Dramaturgie desHauses erwogen wurde, »Hänsel und Gre-tel« neu zu inszenieren, gab es kontroverseArgumente. Unter anderem vom Intendan-ten Rolf Liebermann, er hätte seine Schwie-rigkeiten damit, 25 Jahre nach dem Kriegauf einer deutschen Bühne jemand in einemOfen verbrennen zu lassen. Durch die Wahlvon Peter Beauvais als Regisseur hoffte man,das Grimmsche Märchen entschärfen zukönnen.

Ich selber hatte seit meinem Debüt 1966zwar neben vielen kleinen und mittlerenPartien auch schon eine Anzahl von erstenFachpartien übernommen, zum Beispiel Fi-garo, Silvio und Escamillo, aber dies war dieerste Fachpartie einer Premiere und es war

»Großes Geschenk einer sehr langen Karriere«1972 sang Franz Grundheber den Besenbinder bei der Premiere »Hänsel und Gretel«.

Ks. Franz Grundheber

singt international die

großen Baritonpartien.

Dass er seit der Premiere

vor 42 Jah ren immer

wieder als Besenbinder

in ein und derselben Pro -

duktion zurückkehrt, ist

wohl weltweit einmalig.

Christina Gansch, Mitglied

des Internationalen Opern-

studios, singt zum ersten Mal

die Gretel.

ein besonderes Erlebnis, mit Peter Beauvaisdie Rolle des Besenbinders Peter zu erarbei-ten. Arlene Saunders war meine Frau Ger-trud, Edith Lang (später Peter Haage) sangdie Hexe, Regina Marheineke die Gretel unddie wunderbare Elisabeth Steiner den Hän-sel – die in einen Buben zu verwandelnkeine leichte Herausforderung war. Bei derRegiearbeit formte Peter Beauvais immerwieder mit beiden Händen den Ausguck derKamera, mit dem er sonst beim Filmen ge-wohnt war, die Sze ne zu erfassen. Die prekä -re Ofenszene am Schluss wurde ent schärft,indem die Hexe ganz am Ende einfach wie-der fröhlich und gutgelaunt aus dem Ofenheraussprang.

Nach 42 Jahren noch mal, wie fast jedesJahr, den Peter zu singen und zu spielen, erstvor den eigenen Kindern, jetzt vor den En-keln, ist ein großes Geschenk einer sehr lan-gen Karriere. Auf die Einspielung unter SirColin Davis mit der sensationellen Beset-zung Christa Ludwig, Gwyneth Jones, EditaGruberova, Ann Murray und mir als Peterbin ich besonders stolz.

Franz Grundheber

»Hänsel und Gretel« einst und jetzt: Elisabeth Steiner und Regina Marheineke (1972)Brenda Patterson und Hayoung Lee (2005).

Franz Grundheber als Besenbinder Peter

Page 24: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

2 2 JOURNAL 3 .20 14/ 15

»Turandot«

OPER Wiederaufnahme»Dialogues des Carmélites«

Ehrfürchtige Stille, feierlicher Klang

m Daseinsangst und Gottver-trauen geht es in PoulencsOper »Dialogues des Carméli-tes«. Ein beklemmendes Er-eignis aus den Jahren der

Französischen Revolution lieferte die Vor-lage: Am 17. Juli 1794 wurden16 Karmelite-rinnen von Compiègne in Paris hin -gerichtet, die man wegen Bildung einerverschwörerischen Vereinigung gegen dieRe publik angeklagt hatte. Es heißt, dass dieKarmeliterinnen mit dem Gesang des »SalveRegina« zur Guillotine gingen und dass dieMenge auf dem Hinrichtungsplatz in ehr-fürchtiger Stille verharrte.

Die Aufzeichnungen der einzigen Über-lebenden des Ordens Marie de L’Incarna-tion verarbeitete Gertrud von le Fort inihrer No velle »Die Letzte am Schafott«, diesie kurz vor dem Zusammenbruch der Wei-marer Republik schrieb. Im Zentrum stehteine erfundene Figur: Die junge Blanchesucht aus Lebensangst Zuflucht in einemKarmeliterinnenkloster. Im Schutz derKlos termauern stellt sie im mer wieder Fra-gen nach dem Sinn ihres Tuns, durchlebtMärtyrerphantasien und wirkt doch auf ge-heimnisvolle Weise unbeirrbar. Die Opfer-bereitschaft der Ordensschwestern wirddurch die Französische Revolution auf denPrüfstand gestellt. Als Abtrünnige vom ver-ordneten einzig gültigen Welt bild müssensie sterben. Obwohl Gertrud von le Fort beider Schil derung der Ordensgemeinschaftund der Skizzierung der Ereignisse währendder Französischen Revolution Wert auf ge-schichtliche Genauigkeit legte, war der un-mittelbare Gegenwartsbezug ihr zentralesAnliegen: »Das Buch entstand bei mir unterder Stimmung der letztvergangenen Jahre,als wir in Deutschland und auch sonst in derWelt plötzlich innewurden, dass die Erdeunter unseren Füßen zu beben begann. Icherinnere mich noch ganz deutlich, als mirzum ersten Mal klar wurde, dass wir nichtnur in unserer Kultur, sondern auch an der

Schlussszene der Oper schuf er einen ent-rückten, fast feierlichen Klang, der an dieStille denken lässt, die 1794 auf dem Hin-richtungsplatz geherrscht haben muss.

Das Werk ist für großes Orchester kom-poniert, doch legte der Komponist aus-drücklich Wert auf die Dominanz der Sing-stimmen: »Ich hätte mir niemals vorstellenkönnen, Bernanos’ sensible Wor te untereiner Orchesterlawine zu begraben.« Diedurchsichtige und zugleich atmosphärischdichte Tonsprache erinnert stark an De-bussy, wie auch sein Vokalstil, der sich aufdessen Oper »Pelléas et Mélisande« zurück-führen lässt. In einem Brief resümierte derKomponist: »Ich hätte niemals geglaubt, jeein Werk dieser Art schreiben zu können …dem Publikum wird es kalt den Rücken hi -nunterlaufen«.

In ihrer letzten Saison setzt Operninten-dantin Simone Young das Ausnahmewerknoch einmal auf den Spielplan. In NikolausLehnhoffs Inszenierung sind einige Rollenneu besetzt, darunter Amanda Roocroft alsMadame de Croissy, Ricarda Merbeth alsMadame Lidoine, Mélissa Petit als Cons -tance und schließlich Liana Aleksanyan alsBlanche. | Annedore Cordes

Die Ausnahmeinszenierung von »Dialogues des Carmélites« kehrt unter der musikali-schen Leitung von Simone Young zurück. Einige Rollen sind neu besetzt.

Wurzel unserer religiösen Existenz bedrohtwurden … Es war mir immer unbegreiflich,dass die Kritik die Geschichte zumeist alshis torische Novelle auffasste. Mir selbst wardas Historische nur Gewand für ein sehr ak-tuelles Problem.«

Fasziniert von le Forts Novelle über diejunge Ordensschwester Blanche formte derfranzösische Dichter Georges Bernanos seinBühnenwerk »Dialogues des Carmélites« inden Jahren 1947/48. Er fügte in seinem Dra -ma ein weiteres existenzielles Thema hinzu,nämlich »die Kunst des Sterbens«: Die altePriorin, eine beeindruckende Frau mit star-kem Charak ter, ist im Angesicht des Todeshilflos und angsterfüllt. Die junge Blanchehingegen, die sich im Alltag zerbrechlichzeigt und vor dem geringsten Hindernis zu-rückschreckt, überwindet ihre Angst undstirbt in der Gewissheit der mystischen Ge-meinschaft.

Im August 1953 begann Francis Poulencmit der Komposition seiner Oper »Dialo-gues des Carmélites« nach den Texten vonGeorges Bernanos. Der große Ernst, mitdem sich der Komponist dem The ma nä-herte, bewahrte ihn vor vordergründigenopernhaften Effekten. Besonders für die

Liana Aleksanyan war inHamburg als Lucia, ViolettaValéry und Micaëla zu Gast.Die Armenierin gehörte zumEnsemble des Aalto-TheaterEssen. Sie gastiert u. a. an derBayerischen Staatsoper, derKomischen Oper Berlin sowiein Köln und Buenos Aires.

Amanda Roocroft ist als Eli-zabeth I in Brittens »Glo ria na«an der Staatsoper sehr gefei-ert worden. Die englische So-pranistin hat sich internationalmit den großen Mozart- undVerdipartien einen Na men ge-macht oder auch als Ellen Or-ford in »Peter Grimes«.

Ricarda Merbeth wurde ge-rade vom Hamburger Publi-kum als Leonore in »Fidelio«bejubelt. Die Sopranistin zähltweltweit zu den vielge buch ten»Jugendlich-Dramatischen«.Mit der Madame Lidoine prä-sentiert sie eine neue Facetteihrer Sangeskunst.

U

Page 25: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

3 .20 14/ 15 JOURNAL 2 3

FRANCIS POULENCDialogues des Carmélites

Musikalische Leitung: Simone YoungInszenierung: Nikolaus LehnhoffBühnenbild: Raimund BauerKostüme: Andrea Schmidt-FuttererLicht: Olaf FreeseChor: Eberhard Freidrich Spiel leitung: Heiko HentschelMarquis de la Force Wolfgang SchöneBlanche Liana AleksanyanLe Chevalier Dovlet NurgeldiyevL'Aumônier Jürgen SacherMadame de Croissy Amanda RoocroftMadame Lidoine Ricarda MerbethMère Marie Katja PieweckConstance Mélissa PetitMère Jeanne Renate SpinglerSœur Mathilde Mercedes SeebothL’Officier Vincenzo NeriPremier Commissaire Benjamin PopsonDeuxième CommissaireStanislav SergeevThierryRainer Böddeker/Peter Veit Le GeôlierJan Buchwald

Aufführungen22. Februar 2015, 18.00 Uhr25., 28. Februar 2015,3. März 2015, 19.00 Uhr

OPER Repertoire

Mélissa Petit konnte ihre au-ßerordentliche Begabung alsEdilia in »Almira« zum wie-derholten Mal präsentieren.Die ab 2015/16 in Zürich en-gagierte Sängerin entstammtder Talentschmiede des hiesi-gen In ternationalen Opern-studios.

Page 26: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

»Turandot«

OPER Repertoire»Carmen« »La Cenerentola« »Le Nozze di Figaro« »Elektra«

GEORGES BIZETCarmen

Musikalische Leitung: Axel KoberInszenierung: Jens-Daniel HerzogBühnenbild und Kostüme: Mathis NeidhardtLicht: Stefan BolligerChor: Eberhard FriedrichDramaturgie: Hans-Peter Frings, Kerstin Schüssler-Bach Spiel leitung: Tim Jentzen

Don José Arturo Chacon-CruzEscamillo Egils SilinsRemendado Daniel ToddDancaïro Vincenzo NeriZuniga Florian SpiessMoralès Viktor RudCarmen Cristina DamianMicaëla Solen MainguenéFrasquita Christina GanschMercédès Ida Aldrian

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper.

Aufführungen5., 11. Februar, 19.00 Uhr 15. Februar, 18.00 Uhr

WOLFGANG AMADEUS MOZART Le Nozze di Figaro

Musikalische Leitung: Stefan SolteszInszenierung: Johannes SchaafBühnenbild und Kostüme: Ezio ToffoluttiChoreografie: Rolf WarterChor: Christian GüntherDramaturgie: Wolfgang Willaschek Spiel leitung: Holger Liebig

Il Conte di Almaviva Mark StoneLa Contessa di Almaviva Inga KalnaSusanna Danielle de NieseFigaro Wilhelm SchwinghammerCherubino Maria Markina Marcellina Katja Pieweck Bartolo Marko SpeharDon Basilio Peter GalliardDon Curzio Frieder Stricker Barbarina Christina GanschAntonio Szymon KobylinskiDue Donne Christiane Donner/Annegret Gerschler; Corinna Meyer-Esche/Gisela Weintritt

Gefördert durch die Daimler Benz AG.

Aufführungen3., 6., 12. Februar, 19.00 Uhr 8. Februar, 18.00 Uhr

Arturo Chacon-Cruz war2009 in Hamburg für zwei Vor-stellungen »Madama Butterfly«als Pinkerton zu Gast. Der Me-xikaner ist an den Opernhäu-sern rund um den Erdballgefragt: Lyon, Los Angeles,Brüssel, Tokyo, San Fran cisco,Stockholm, München u. v. m.

Egils Silins kehrte 2012 füreine Vorstellung als FürstIgor an die Elbe zurück. Voreinigen Jahren gastierte derlettische Bariton oft an derStaatsoper. Derzeit singt eru. a. in Berlin, Zürich, Chi-cago, der New Yorker Metund an der Mailänder Scala.

Mark Stone stammt aus Lon-don. Das ROH Covent Gar-den, das GlyndebourneFestival, die Deutsche OperBerlin und die Royal SwedishOpera gehören zu den bishe-rigen Stationen seiner Kar-riere. 2013 debütierte er alsDon Giovanni in Hamburg.

GIOACHINO ROSSINI La Cenerentola

Musikalische Leitung:Giacomo SagripantiInszenierung und Choreografie:Renaud DoucetBühnenbild und Kostüme:André Barbe Licht: Guy Simard Chor: Christian Günther Spiel leitung: Holger Liebig

Don Ramiro Maxim MironovDandini Viktor Rud Don Magnifico Enzo Capuano Tisbe Ida AldrianClorinda Anat EdriAngelina Tara Erraught Alidoro Tigran Martirossian

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper

Aufführungen6., 9., 14. Januar, 19.00 Uhr18. Januar, 18.00 Uhr

24 JOURNAL 3 .20 14/ 15

PROMINENTE SUSANNA!Nachdem Danielle de Niese in der Aufführungs-serie »Le Nozze di Figaro« im Jahr 2011 kurzfris -tigst die Partie der Susanna übernommen hatte,kehrt sie im Februar noch einmal für eine Serieder Mozart-Oper in die Hansestadt zurück. Danielle de Niese gehört zu den auffälligen Sän-gerpersönlichkeiten der jungen Generation. Derzeit gastiert die in Australien geborene Künst-lerin an den weltweit größten Opernhäusern undKonzertsälen und hat bereits eine umfangreicheDiskographie vorzuweisen: 2007 erschien ihrDebüt-Album mit Händel-Arien, wofür sie nochim gleichen Jahr mit dem Echo-Award als »Nach-wuchskünstlerin des Jahres« ausgezeichnetwurde, 2008 erhielt sie den »Orphée D'Or« derAcadémie du Disque Lyrique und wurde 2009 fürden »Classical Brit Award for Female Artist of theYear« nominiert. 2009 folgte ihr Album »Mozart«, 2010 »Diva« und schließlich 2011»Beauty of the Baroque«.

Mozart, Rossini und Bizet: Beliebtes Repertoire mit Stargästen

Page 27: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

3 .20 14/ 15 JOURNAL 2 5

RICHARD STRAUSSElektra

Musikalische Leitung: Simone YoungInszenierung: August EverdingBühnenbild und Kostüme: Andreas MajewskiChoreografie: Rolf WarterChor: Christian GüntherSpiel leitung: Wolfgang Bücker

Klytämnestra Agnes BaltsaElektra Lise LindströmChrysothemis Hellen KwonAegisth Peter GalliardOrest James Rutherford Pfleger des Orest Stanislav Sergeev Vertraute Susanne Bohl/Kristina SusicSchleppträgerin Kathrinv.d.Chevallerie/Christina GahlenJunger Diener Daniel Todd Alter Diener Dieter SchweikartAufseherin Renate SpinglerFünf Mägde Deborah Humble, Maria Mar-kina, Rebecca Jo Loeb, Gabriele Rossma-nith, Katerina Tretyakova

Aufführungen14., 17., 19., 24. Februar, 19.30 Uhr

OPER Repertoire

n DIE LETZTE SERIE VON »ELEKTRA«

in der Intendanz Simone Youngs könntezu einem besonderen Highlight derStrauss-Opernauf führungen in den letz-ten Jahren werden: Agnes Baltsa kehrtnach Hamburg zurück. Die Klytämnestragehört zu ihren aktuellen Paraderollen,mit der sie auch an ihrem Heimathaus, derWiener Staatsoper, gefeiert wird. Die aus Griechenland stammende Mezzo-sopranistin zählt zu den Opernstars, dienoch unter den Fittichen des legendären

Dirigenten Herbert von Karajan ihre Kar-riere begonnen haben. Unter seiner Lei-tung der Salzburger Fest spiele war sie dortbereits in jungen Jahren regelmäßig zuGast. Das breitgefächerte Repertoire, dassie unter seinem Dirigat eingespielt hat,reicht vom Bachschen Magnificat über dieCarmen, Herodias in »Salome« bis hin zuOctavian im »Rosenkavalier«. Schon da-mals wusste der Maestro: »Agnes Baltsa istdie bedeu tends te dramatische Mezzoso-pranistin unse rer Zeit.« Seit 1988 ist die Sängerin Ehrenmitgliedder Wiener Staats oper. Hier wie an weite-ren führenden internationalen Häusernwar sie in all ihren großen Partien zuhören, darunter Komponist (»Ariadne aufNaxos«), Angelina (»La Cenerentola«),Eboli (»Don Carlo«), Elisabetta (»MariaStuarda«), Dalila (»Sam son et Dalila«)oder Azucena (»Il Trovatore«). Viele dieserRol len liegen als CD- oder DVD-Einspie-lungen vor. Als Santuzza (»Cavalleria rus -ticana«) reüs sier te sie 2001 zuletzt auf derBühne an der Dammtorstrße.

Lise Lindström wurde ineiner Kritik »ein hörenswer-ter nordischer Stahl in derStim me« bescheinigt. DieKalifornierin tritt u. a. an derNew Yorker Met, dem ROHCovent Garden, der DO Ber-lin, der Arena di Verona undan der Mailänder Scala auf.

James Rutherford war inden vergangenen Jahren alsGiorgio Germont in »La Tra-viata« und als Hans Sachs inWagners »Meistersingern«an der Alster zu Gast. Er in-terpretiert die großen Verdi-und Wagnerpartien in diver-sen Musikmetropolen.

Hellen Kwon, Mitglieddes Hamburger Ensembles singt zum ersten Mal die Rolleder Chrysothemis.

Agnes Baltsa singt Klytämnestra in »Elektra«

Page 28: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

Die Hamburger Sindbadauken

OPERA PICCOLA

Bühnenbildmodell von Robert Pflanz

2 6 JOURNAL 3 .20 14/ 15

Page 29: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

Gefördert von der Hamburger Sparkasse und der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper

OPERA PICCOLA

Musikalische LeitungBenjamin GordonInszenierungNicola PanzerBühnenbild Robert PflanzKostümeKirsten Fischer

mit Schülerinnen und

Schülern aus

Hamburger Schulen

DIE HAMBURGER SINDBADAUKEN– Ein Kinderopernabenteuerspaß –Musik von Benjamin GordonText von Francis Hüsers

Uraufführung/Auftragswerk der Hamburgischen Staatsoper

Premiere

8. Februar 2015, 17.00 Uhr

Weitere Aufführungen13., 14., 15., 20., 21., 22., 27., 28.Februar, 1. März 2015(am 14., 21., 28. Februar jeweilsnachmittags und abends)am 10., 18., 24. Februar 2015 je-weils geschlossene Vormittags-aufführungen für Schulklassen

illi, Lotte und Kalle heißen sie, die Hambur-ger Sindbadauken. So schön es in der Hanse-stadt auch ist – die Abenteuerlust packt sie.Und so fahren sie mit ihrem selbstgebasteltenFloß aufs offene Meer hinaus. An Helgoland

vorbei geht die Fahrt auf der Suche nach Schätzen undGeheimnissen. Doch bis sie ihr Floß wieder an den Lan-dungsbrücken festmachen, treffen sie Piraten, Men-schenfresser und eine geheimnisvolle Zauberin ...

Klassische Abenteuermotive und ein Schuss nordi-sches Lokalkolorit – das ist die Mischung der neuenOpera piccola. Ganz zugeschnitten ist sie auf dieses ein-zigartige Format der Hamburger Kinderopernreihe, inder nicht nur für Kinder, sondern auch mit Kindern ge-sungen und gespielt wird. Wieder sind alle Rollen mitKindern und Jugendlichen aus der Hansestadt und Um-gebung besetzt, die nach einem Casting ausgewählt wur-den und nun seit Spielzeitbeginn intensiv proben. Nach-dem bereits letztes Jahr mit »Zwerg Nase« ein neuesStück höchst erfolgreich aus der Taufe gehoben wurde,entstanden nun auch die »Hamburger Sindbadauken«eigens für die Opera piccola. Komponist ist diesmalBenjamin Gordon, der die Reihe seit ihren Anfängenvor vierzehn Jahren begleitet – zunächst als Assistent,dann als langjähriger Dirigent. Schon in früheren Pro-duktionen der Opera piccola hat er als musikalischerLeiter hier und da eigene Noten eingeschmuggelt, umdie Stücke auf die Bedürfnisse der Produktion anzupas-sen. Nun stellt er sich der He rausforderung, eine eigeneOper zu komponieren: »Kinderoper als Genre reiztmich als Komponist enorm, da sie quasi der Wildwest

der Musikgattungen ist. In gewissem Sinn komponiereich für diese Kinder, was ich in der 8. Klasse gern gehörthätte. Der Soundtrack meiner Kindheit war Disco undFunk. Jazz und Oper haben mich viel später gefangen«,sagt der amerikanische Dirigent und Komponist. »Ichhabe keine Bedenken, eine ›ungarische‹ Kindermelodiemit einem James-Brown-Groove zu kombinieren. Undich hoffe, ich bringe die Hörer oft zum Schmunzeln.«

Als musikalischer Leiter ist Benjamin Gordon auchfür die Einstudierung der Kinder zuständig: »So kannich gleich einige verrückte Ideen austesten. Schon beimersten Durchlauf weiß ich, ob sie gelungen sind odernicht, da die Kinder gute Musik fast sofort auswendigdrauf haben. Wenn sie am Ende der Probe die Melodiebeim Nachhausegehen weiter singen, bin ich König füreinen Tag.« Das Orchester hat Benjamin Gordon umungewöhnliche Instrumente bereichert: »Für mich istdas Saxophon das Kinderinstrument: eine Modelleisen-bahn mit einem Mundstück, und vor allem laut! DieCelli spielen Glasflaschen und afrikanisches Daumen-klavier bei einer Strandszene. Manche Instrumente habeich selber gebaut, andere im Internet ersteigert.«

Dass Kinder kreativ an der Opera piccola arbeiten, istschon in vielen Bereichern geschehen: so haben die Part-nerklassen der TuSch-Schulen schon mal am Bühnen-bild oder am Programmheft mitgearbeitet. Nun gestal-tete Benjamin Gordon mit einem Dutzend Ju gend lichender Jahrgänge 8-10 aus der Grund- und StadtteilschuleAlter Teichweg einen mehrtägigen Workshop. Die 13 bis15 Jahre alten Schülerinnen und Schüler probierten sichan verschiedenen Instrumenten. Aus der Improvisation

Nordseegold und PiratenschiffeLeinen los für eine brandneue Opera piccola: Benjamin Gordon komponiert »Die Hamburger Sindbadauken« auf ein Libretto von Francis Hüsers.

LBenjamin Gordon

Francis Hüsers

3 .20 14/ 15 JOURNAL 27

Page 30: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

Nicola Panzer,Robert Pflanz, Kirsten Fischer

heraus entstanden kleine musikalische Ideen: »Einigefand ich so originell, dass ich sie unbedingt in den ›Sind-badauken‹ unterbringen wollte«, erzählt Benjamin Gor-don. So wird die Opera piccola um einen eigenschöpfe-rischen Baustein erweitert.

Dass das Kinderopernprojekt auch der künstleri-schen Leitung der Staatsoper besonders am Herzen liegt,erweist sich nun ebenfalls in einem weiteren kreativenInput: den Text zum neuen Stück schrieb nämlichOperndirektor Francis Hüsers. Er hat bereits Librettifür einige Opern verfasst, die »Sindbadauken« sind je-doch seine erste Kinderoper, für die er auch die gesamteHandlung entwickelt hat: »Auch wenn ich mir Anregun-gen aus berühmten Stoffen wie ›Sindbad der Seefahrer‹oder Homers ›Odyssee‹ geholt habe und obwohl dasGanze sogar irgendwie eine ›Moral‹ hat, war für michdoch das Wichtigste, dass es ein ›Spaß‹ werden sollte, mitWitz und komischen Dingen und einer unernstenFrechheit«, sagt Francis Hüsers. »Und genau das wurdedann die größte Herausforderung und gleichzeitig dergrößte Spaß für mich selbst, nämlich sich beim Schrei-ben ständig zu fragen, was Kinder denn überhaupt lus -tig, komisch, spannend und witzig finden könnten –keine Ahnung, ob das nun gelungen ist … Aber die›Moral‹, die trotz aller Verspieltheit im Text spürbar seinsollte, liegt darin, dass jedes auch noch so fremd wir-kende Wesen auf der Welt unseren liebevollen Umganglohnt und der Mut, sich nicht einschüchtern zu lassen,

Vanitas_Everyman

OPERA PICCOLA Black Box 20_21Die Hamburger Sindbadauken

sondern aufeinander zuzugehen, sich immer auszahlt.«Die Inszenierung liegt wieder in den Händen jenes

Teams, das letztes Jahr so phantasievoll und erfolgreichden »Zwerg Nase« aus der Taufe gehoben hat: Regisseu-rin Nicola Panzer, Bühnenbildner Robert Pflanz undKostümbildnerin Kirsten Fischer. Der Untertitel der»Sindbadauken« hat Nicola Panzer gleich gefallen: »›EinKinderabenteueropernspaß‹ – das ist wie ein kleinesProgramm. Das Stück ist voll von sprachlichem undmusikalischem Witz, und wir wollen diese teilweise ab-surden und grotesken Situationen auch auf unterhalt-same Art zeigen. Alle Elemente, mit denen wir spielen,sind von Beginn im Raum. Die Kinder formen auf ihrerReise immer neue Schauplätze, wobei der Fantasie keineGrenzen gesetzt sind: Hier geht die Nordsee gleich in dieSüdsee über. Die Entdeckerfahrt ist voller Überraschun-gen, und es kommt immer anders, als man denkt – imStück wie im Leben. Die Schatzsuche führt vielleicht zueinem ganz anderen Ziel, und das, wovor man zunächstAngst hat, erweist sich gar nicht als so furchtbar.«

Und was sind denn nun eigentlich »Sindbadauken«?Auf der ersten Probe stellte die Regisseurin diese berech-tigte Frage. Die Antwort der jungen Darsteller kamschnell und mehrstimmig: Da steckt »Sindbad« drin,aber auch »Rabauken«. Lilli, Lotte und Kalle also sindHamburger Rabauken, die Abenteuer wie der sagen-hafte Sindbad der Seefahrer erleben. Logisch!

| Kerstin Schüssler-Bach

Es ist ein Piratenschiff, ganz unverkennbar. Aus Sperrholz zwar,

aber es hat einen Bug und drei Bullaugen. Auf der Probebühne 3

steht die Dekoration für die neue Kinderoper bereit. Gleich beginnt

die Probe für »Die Hamburger Sindbadauken«. Immer mehr Kinder

betreten den Raum, lachend und plaudernd. Unter ihnen ist Alex-

andra Schulenburg. Die 13-jährige macht schon zum zweiten Mal

bei der Opera piccola mit – und ist begeistert: »Ich habe davon vor

zwei Jahren aus der Zeitung erfahren. Es klang toll! Ich bin zum

Vorsingen gegangen und habe gleich eine Rolle bekommen.« Die-

ses Jahr ist Alexandra wieder dabei. »Es macht mir großen Spaß«,

erzählt sie. Sie hat mehrere Rollen: »Ich bin zum Beispiel eine Pira-

tin. Dabei muss ich vor allem böse sein«, sagt sie und lacht.

Dass sie mit den anderen Kindern und Jugendlichen auf der Bühne

stehen wird, ist dank der Unterstützung durch die Hamburger

Spar kasse und die Stiftung zur Förderung

der Hamburgischen Staatsoper möglich.

Die beiden Förderer ermöglichen nun be-

reits zum fünften Mal eine Neuproduktion.

Ein Engagement, von dem auch Alexandra

als Mitwirkende profitiert. Und ein schöner

Zufall, denn sie ist die Tochter eines

Haspa-Mitarbeiters. Dass das Kind eines

Mitarbeiters unter den Darstellern der Opera piccola ist, freut auch

Dr. Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Haspa: »Alexandra

Schulenburgs Engagement bei der Staatsoper ist ein tolles Beispiel

dafür, dass ein frühes Heranführen an Musik und Kultur die Kreativi-

tät und Ausdruckskraft junger Menschen nachhaltig fördern kann.

Bei der Opera piccola ist es schön zu verfolgen, mit welcher

Begeis terung sich die jungen Darsteller und auch die vielen Kinder

und Jugendlichen im Publikum dem Kulturformat Oper zuwenden.

Als Haspa Musik Stiftung möchten wir genau diese Freude an

Musik fördern und junge Menschen an Instrumente und musikali-

sche Bildung heranführen.«

Die Förderung des künstlerischen Nachwuchses ist auch der Stif-

tung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper ein besonderes

Anliegen. »Uns lag die Opera piccola von Anfang an am Herzen«,

sagt Dr. Hans-Heinrich Bruns, Geschäftsführer der Opernstiftung.

»Wir fördern das Projekt, denn dass Kinder und Jugendliche hier

gemeinsam eine Opernproduktion auf die Beine stellen, bringt sie

in ihrer persönlichen Entwicklung enorm weiter. Davon profitieren

sie im ganzen Leben.« Auch Alexandra gehört nun zu den jungen

Künstlern: »Selbst auf der Bühne zu stehen ist wirklich ein ganz be-

sonderes Erlebnis.« Mit einem fröhlichen Lachen verschwindet sie

auf die Probebühne 3. | Anja Bornhöft

»Ein ganz besonderes Erlebnis«Eine Oper auf die Bühne zu bringen – für 34 Kinder ist dies das Ziel. Mit dabei: die 13-jährige Alexandra.

Alexandra freut sich aufdie »Sindbadauken«

2 8 JOURNAL 3 .20 14/ 15

Page 31: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

After work

SCHÖNE BESCHERUNG. Es weih-nachtet wieder! Heitere und besinnlicheMusik und Geschichten rund ums Festverkürzen die Wartezeit. Schöne Bescherung: Adventliches in Wortund Ton mit Gabriele Rossmanith (So-pran), Ida Aldrian (Mezzosopran), Tho-mas Rühl (Viola), Daniel Todd (Tenor)Rupert Burleigh (Klavier) und KerstinSchüssler-Bach (Moderation)

19. Dezember, 18.00 Uhr (ausverkauft)

CELTIC FIDDLES. Grüße von der Grü-nen Insel und aus den High lands: Philhar-moniker und Gäste spielen irische undschottische Reels, Jigs, Laments, Horn -pipes und andere traditionelle Weisen.»Celtic Fiddles«: mit Solveigh Rose undFelix Heckhausen (Violinen), Peter Hubert(Kontrabass), Matthias Hupfeld (Percus-sion), Rupert Burleigh (Klavier). SpecialGuest: Guido Plüschke (Bodràn und Banjo)

9. Januar, 18.00 Uhr (ausverkauft)

Chansonabend

SOME OTHER TIME Ihren neuenChansonabend »Some other time« widmetKammersängerin Gabriele Rossmanithden Gefühlen und existenziellen Frageneiner Frau, die das Nichtmehrjungseinspürt. Welche Bedeutung haben Äußer-lichkeiten und welchen Wert die innerenSchätze? Mal humorvoll, mal gefühlvoll,mal zyisch, mal poetisch loten GabrieleRossmanith und Pianistin Clotilde Pom-pini in stimmungsvollen Liedern dasSpektrum zwischen Abschied und Neube-ginn aus. Dabei erklingt Musik von Eislerbis Benatzky, von Weill bis Bernstein undBrel. Ein Höhepunkt ist die Aufführungzweier eigens für diesen Abend kompo-nierten Lieder von Paul Suits zu Textenvon Nanny Witter. Some other time: Chansonabend mit Ga-briele Rossmanith (Sopran) und ClotildePompini (Klavier)

10. und 11. Januar, jeweils 19.30 Uhr

Jürgen Kesting

LIEBE IM WILDEN WESTEN ZurNeuinszenierung von Puccinis »La Fan -ciul la del West« beleuchtet Jürgen Kestingdie Diskographie dieser außergewöhnli-chen Oper, u. a. mit Renata Tebaldi, BirgitNilsson, Jussi Björling, Mario del Monaco,Franco Corelli und Plácido Domingo. DieUraufführung sang immerhin kein Gerin-gerer als Enrico Caruso. Die ursprünglich für den 26. Januar vorge-sehene Veranstaltung wurde verlegt aufden 2. Februar. Bereits gekaufte Kartenwerden umgetauscht oder können zurück-gegeben werden.Jürgen Kesting: »Liebe im Wilden Wes -ten« – Puccinis »La Fanciulla del West«

2. Februar, 19.30 Uhr (Orchesterproben-

saal)

Theatertagung

DIALOGUES DES CARMÉLITES: Inden »Gesprächen der Karmeliterinnen«von Francis Poulenc werden existenzielleGlaubensfragen behandelt. Der Stoff nachGertrud von le Forts Novelle »Die Letzteam Schafott« wurde in Poulencs intensiverMusik kongenial umgesetzt. Die Referen-tinnen Dr. Veronika Schlör (KatholischeAkademie) und Dr. Kerstin Schüssler-Bach(Staatsoper) bereiten in einer Theaterta-gung auf den anschließenden gemeinsa-men Vorstellungsbesuch vor. Die sugges -tive Inszenierung von Nikolaus Lehnhoffbehandelt das Drama um das Martyriumder Karmeliterinnen in der FranzösischenRevolution mit großem Respekt.Theatertagung: »Dialogues des Carmélites«mit Dr. Veronika Schlör und Dr. KerstinSchüssler-Bach

22. Februar, 15.00-16.30 (Katholische

Akademie Hamburg, Herrengraben 4),

Vorstellungsbesuch 18.00 Uhr (Staatsoper

Hamburg) Anmeldung bei der Katholischen

Akademie, Tel. 040/369520

Gabriele Rossmanith in »Some other time«

»BÜHNE FREI!« Musik von Verdi, Rossini, Puccini, Korngold, Lortzing, Lehár, Rodgers & Hammerstein u. a.

mit Simone Young, Moderation und Klavierund: Hellen Kwon, Katerina Tretyakova, Cristina Damian, Rebecca Jo Loeb, Maria Markina, Christina Gansch, Jun-Sang Han, Chris Lysack, Jan Buchwald, Moritz Gogg, Lauri Vasar, Alin Anca und Florian Spiess.

zu Gunsten der Deutschen Muskelschwund-Hilfe e.V.Samstag, 6. Dezember 2014, 20.00 Uhr

3 .20 14/ 15 JOURNAL 2 9

OPERA STABILE

Page 32: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

30 JOURNAL 5 .20 1 1 / 12

FO

TO

: H

OL

GE

R B

AD

EK

OW

Page 33: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

Karen Azatyan ist seit Beginn derSpielzeit 2014/15 Solist beim HAMBURG BALLETT.

3 .20 14/ 15 JOURNAL 31

Kraftvoll fließende BewegungenKaren Azatyan erzählt im Gespräch mit Hans-Juergen Fink, wie er zu John Neumeier kam.

BALLETT Hinter den KulissenBallettensemble

ollte Michelangelo noch einmal auf dieSuche nach einem Modell für seinenDavid gehen, würde er bei Karen Aza-tyan sicher genauer hinschauen. UndBallettintendant John Neumeier, der vor

allem auf Perfektion in der Bewegung achtet, hat den 27Jahre alten Armenier, Solist des Bayerischen Staatsbal-letts seit 2012, zum Beginn der Spielzeit zum HAM-BURG BALLETT geholt. Erste Auftritte hat er schonhinter sich mit dem Bauern-Pas de deux in »Giselle«und als Aschenbachs Konzepte in »Tod in Venedig«.

Wer Karen Azatyan tanzen sieht, ist fasziniert von sei-ner Fähigkeit, Tanz nicht als Höher, Schneller, Weiter aufdie Bühne zu bringen, sondern in kraftvollen, harmo-nisch fließenden, nie artifiziell wirkenden Bewegungs-abläufen, in die tänzerische Höchstschwierigkeiten fastbeiläufig integriert sind.

Dabei wollte er als Kind Schlagzeuger werden. Folgtemit sechs Jahren seinem eineinhalb Jahre älteren BruderArsen in eine Volkstanzgruppe. Wozu auch klassischesTanztraining gehörte. Wechselt wie der Bruder mit neunJahren auf die Ballettschule – nicht selbstverständlich ineiner Familie, die mit Kultur wenig zu tun hat. Der Vaterarbeitete im Baugewerbe, die Mutter in einer Textilfa-brik.

Anfangs ist Ballett eher körperliche Herausforde-rung, bald aber entdecken beide Brüder ihren Tanzin-stinkt, ihre schnelle Auffassungsgabe für die Gefühle,aus denen Bewegung geboren wird.

Beide studieren im Ausland: Arsen in München,Karen an der Tanzakademie Zürich – da ist er sechzehn.Ein harter Schnitt. Oliver Matz, der Direktor, nimmtsich viel Zeit für ihn. »Er hat mir geholfen, mein Selbst-vertrauen zu entdecken und herauszufinden, wie weitich gehen kann.« Er zeigt Karen den Weg zur Kraft, dieaus der Ruhe kommt.

Azatyan probiert sich aus in Wettbewerben, gewinntden Zweiten Preis beim Tanz-Olymp 2005 in Berlin,dann den Prix de Lausanne. Geht 2007 zum BayerischenStaatsballett. Lernt ein großes Repertoire kennen und

bedeutende Choreografen – Mats Ek, Jirí Kylián, Wil-liam Forsythe. Und John Neumeier.

Er tanzt in dessen »Kameliendame«, in »Cinderella«,ist der Fritz im »Nussknacker«, Graf Alexander in »Illu-sionen – wie Schwanensee«. Und zuletzt der Demetriusin »Ein Sommernachtstraum«. Ist fasziniert von ihremSchöpfer: »Ich konnte ihm gar nicht genug zuhören,auch wenn ich gar nichts zu tanzen hatte. Er hat eine be-sondere Gabe: Er macht dir klar, warum jeder einzelneSchritt absolut wichtig ist, jede Pause, er kann Dingeausdrücken, die man selber zwar fühlt, aber nicht klarauf den Punkt bringen könnte. Neumeier fordert dieFantasie, er sagt: Stell dir das und das vor. Und dannfunktioniert die perfekte Umsetzung ganz natürlich.«

Ende 2013 fragt er Neumeier, ob er nach Hamburgkommen kann. Stellt sich der Konkurrenz um eine freieSolistenstelle, hat die Nase vorn und ist nun da, wo ersich tänzerisch am wohlsten fühlt. »Erleben, wie es ist,ständig Teil von Neumeiers choreografischer Arbeit zusein, gibt ungeheure Energie.«

Zurzeit probt Karen Azatyan den Lensky aus »Tat-jana«, wird im »Weihnachtsoratorium I–VI« tanzen undin »Napoli« (Premiere am 7. Dezember), ist am 3. Januar2015 der Günther in »Der Nussknacker«.

Sein Bruder, im Ballett in Dortmund, hat sich gefreutüber Karens Sprung nach Hamburg, Die beiden treffensich oft, denn Arsens Freundin tanzt auch in Hamburg.

Dass er von Hamburg wenig mehr gesehen hat als dieTanzstudios des HAMBURG BALLETT, findet KarenAzatyan normal. Seine Wohnung in der Nähe des Bal-lettzentrums bekam er mit Kusshand: »Oh – Sie tanzenbei John Neumeier.« Er kennt das aber auch anders: AmAnfang seiner Wohnungssuche teilte ihm eine Maklerinmit, der Eigentümer wünsche keine Ausländer. Nichtjeder hat eben das Auge eines Michelangelo.

Hans-Juergen Fink war lange Jahre Kulturchef beimHamburger Abendblatt, er schreibt heute u.a. für dasOnline-Feuilleton www.kultur-port.de

S

Page 34: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

OPER Namen&NachrichtenAktuelles aus der Staatsoper

n FÜR »DER MEISTER UND MARGA-

RITA« erhielt der Regisseur Jochen Bigan-zoli im Oktober den Rolf Mares-Preis 2014in der Kategorie »Herausragende Inszenie-rung«. Seine Deutung von York HöllersOper nach dem Kult-Roman von MichailBulgakow eröffnete am 14. September 2013die Spielzeit an der Staatsoper Hamburg. Jo-chen Biganzoli legte in seiner Inszenierungbewusst den Fokus auf die Psychologie derFiguren: »Wir wollten das Stück nicht überEffekte erzählen, sondern über die Authen-tizität der Darsteller«, sagt er. »Mich interes-sierten besonders die psychischen Konflikteder Figuren. Das heißt nicht, dass wir auf dieSchwarze Magie oder satirische Elemente

Rolf Mares-Preis 2014 an Jochen Biganzoli

n AM ABEND DES 26. SEPTEMBER

2014 ging ein ereignisreicher Turniertag zuEnde. Bereits zum vierten Mal organisiertendie Freunde des Ballettzentrums Hamburge.V. ein Benefiz-Golfturnier, das im Golf-club Walddörfer ausgetragen wurde. DiesesTurnier sorgte nicht nur für Spaß und Stim-mung bei den Spielern und Besuchern, son-dern diente auch einem guten Zweck: Dieerspielten Einnahmen von 10.000 Euro wer-den dazu verwendet, den Tänzerinnen undTänzern der Ballettschule des HAMBURGBALLETT – John Neumeier Deutschkurseam Goethe-Institut zu finanzieren. Eineschöne Begegnung gab es auch beim ge-meinsamen Abendessen mit der pädago -gischen Leiterin und stellvertretenden Direktorin Gigi Hyatt, die in einer sehr per-

Benefiz-Golftunier 2014zugunsten der Ballettschule des HAMBURG BALLETT

n BRUCKNERS SECHSTESimone Young und die Philharmoniker spie-len Bruckners 6. Sinfonie ein

»Wie tief vertraut das Orchester und seineChefin mit der Klangsprache Anton Bruck-ners sind, ließ sich nach der Pause erleben.Die Wiedergabe der 6. Sinfonie A-Dur gerietaufseiten der Philharmoniker zu einem Festder Präzision und Pünktlichkeit. Kein Wun-der: Simone Young gab organisch wirkendeTempi vor und verband sich mit ihren Musi-kern in einer überzeugend dosierten Mi-schung aus Feuer und Seele.«(Hamburger Abendblatt beim Konzertmit-schnitt im Dezember 2013)

Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 6 A-DurSimone Young, Philharmoniker HamburgOehmsClassics (OC 687), SACD

verzichten – aber wir wollten uns nicht hin-ter einem Ausstattungsspektakel verstek-ken.« Das hat auch die Jury des Rolf Mares-Preises überzeugt. In ihrer Begründung hießes: »Der Regisseur konzentriert sich auf einKünstlerdrama unter den Vorzeichen vonTotalitarismus, Zensur und Gefängnis.Dabei gelingt ihm mühelos die Verbindungvon der vormals erzwungenen Linientreueim Stalinismus zur heutigen Allmacht desKonsumismus. Mit aktionsreicher Perso-nenführung, pointiert gezeichneten Cha-rakteren, fein choreographierten Ensemble-Szenen und einer Prise Slapstick zeigtJochen Biganzoli an der HamburgischenStaatsoper souverän eine nachhaltende undnachwirkende Inszenierung.« Der Rolf Mares-Preis wurde am 27. Oktober2014 in den Hamburger Kammerspielenvergeben. Zum neunten Mal zeichnete dieJury besondere Leistungen in den vier Kate-gorien Inszenierung, Bühnen- und Kos -tümbild sowie Darsteller und Darstellerin-nen aus, jeweils drei Preisträger nehmen1.000 Euro und einen Mont-Blanc-Füllfe-derhalter mit nach Hause.

sönlichen und berührenden Rede überihren Werdegang berichtete. Zwei Ballettschüler aus den Theaterklassen,Leeroy Boone und Carlotta Pini, gaben au-ßerdem einen spannenden Einblick in ihreAusbildung. Für einen stimmungsvollenAbschluss des Tages sorgten die Worte vonCarlotta Pini: »Wenn man seine Arbeit liebt,dann macht es keine Mühe. Und wenn esMühe macht, dann liebt man die Mühe.«Aus dem Golfturnier gingen zwei Hauptge-winner hervor: Liu Ming, die Lebenspartne-rin von Kuratoriumsmitglied HeribertDiehl, freute sich über zwei Karten für diePremiere von »Napoli« am 7.12.2014, wäh-rend Jens Mattern ein Probefahrt-Wochen-ende in einem Porsche Cayenne gewann.

Hélène jetzt im TVAUF NACH KYTHERA mit Of-

fenbachs »La Belle Hélène«: Vom Lu-xusliner »Jupiter Stator« auf die Inselvoller Lust und Rausch geht es inder vergnüglichen Inszenierung desRegieteams Barbe & Doucet. MitStarsängerin Jennifer Larmore undeinem bestens aufgelegten Ensem-ble wurde die Premierenserie imSeptember/Oktober zum umjubeltenErfolg. Wiedersehen macht Freude:Jetzt wird die Hamburger »Belle Hélène« im Fernsehsender arte aus-gestrahlt. Sendetermin ist Freitag, 2. Januar2015, 23.10 Uhr, arte.

32 JOURNAL 3 .20 14/ 15

Page 35: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

n AKTUELLE INFORMATIONEN ZUM GASTSPIEL IN VENEDIG

Zum krönenden Abschluss der Spielzeit reist das HAMBURG BALLETT im Juli 2015nach Venedig. Auf dem Programm steht John Neumeiers »Dritte Sinfonie von GustavMahler« – genau 40 Jahre nach der Uraufführung des Balletts in Hamburg und der ita-lienischen Erstaufführung auf dem Markusplatz in Venedig im Juni 1975. Zusätzlich zuden bereits angekündigten Aufführungen am 16. und 17. Juli ist eine weitere Vorstellungam 15. Juli neu hinzugekommen. Neuer Aufführungsort ist das Teatro La Fenice, das berühmte und vielleicht schönste Opernhaus Italiens. Der Vorverkauf hat bereits begon-nen, Karten von 49,50 bis 165,00 EUR sind online unter www.teatrolafenice.it erhältlich.

n BUNDESJUGENDBALLETT WEITER FINANZIERT

Über die gelungene Premiere von »Im Aufschwung VI« des BUNDESJUGENDBALLETTam 17. November im Ernst Deutsch Theater freuten sich alle künstlerisch Beteiligten mitChoreografin Natalia Horecna, deren Stück »The Swirl of Snow Remains« seine Urauf-führung erlebte, sowie Gastgeberin Isabella Vertes-Schütter. Dank der Vorsitzenden derBallettfreunde Hamburg Marietta Schmitz-Esser durfte sich das Ensemble über finan-zielle Unterstützung freuen. Zu feiern gab es außerdem die wohl schönste Nachricht für alle, überbracht von MdB Rüdiger Kruse: Die Weiterfinanzierung des BUNDESJU-GENDBALLETT für die nächsten vier Jahre aus Kulturmitteln des Bundes ist gesichert!

n GASTCOMPAGNIE DER 41. HAMBURGER BALLETT-TAGE STEHT FEST

Als Gastcompagnie der 41. Hamburger Ballett-Tage begrüßt John Neumeier am 7. und8. Juli 2015 das Houston Ballet. Die amerikanische Compagnie hatte jüngst Anfang September John Neumeiers »Ein Sommernachtstraum« auf die Bühne gebracht. InHamburg präsentiert das Ensemble einen dreiteiligen Abend mit den Balletten »Tapestry«,»Maninyas« und »Velocity« seines künstlerischen Leiters Stanton Welch. Tickets sind bereits beim Kartenservice der Hamburgischen Staatsoper erhältlich.

Ballett-News

DER FAUST 2014Der Deutsche Theaterpreis DER FAUST 2014 wurde in diesem Jahr in Hamburg verge-ben. Gäste aus Theater und Politik fanden sich zur Preisverleihung am 8. November inder Hamburgischen Staatsoper ein. Die Preise in acht Kategorien wurden in Anwesen-heit des Ers ten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Hamburg, Olaf Scholz, verliehen. Als Moderator führte der Schauspieler Ulrich Matthes durch den Abend,künstlerisch begleitet wurde die Preisverleihung durch Beiträge der PhilharmonikerHamburg unter der Leitung von Generalmusikdirektorin Simone Young sowie des HAMBURG BALLETT – JOHN NEUMEIER und des Internationalen Opernstudios.

Page 36: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

PHILHARMONIKER Konzerte

34 JOURNAL 3 .20 14/ 15

n ALS »MAGIER DER leisen Töne« wird er ge-rühmt, aber auch als phänomenaler Virtuose:der russische Pianist Boris Berezovskyscheint keine Grenzen auf den Tasten zu ken-nen. Seit seinem Gewinn des Tschaikowsky-Wettbewerbs 1990 in Moskau stehen ihm dieinternationalen Konzertsäle offen. Und mitTschaikowsky ist er nun auch im 4. Philhar-monischen Konzert zu hören. Das russischeRepertoire liegt Boris Berezovsky besondersam Herzen; für seine CD mit Rach maninow-Sonaten gewann er den Deut schen Schall-plattenpreis. Mit dem 1. Kla vierkonzert vonTschaikowsky spielt er in Hamburg das wohlpopulärste Werk dieses Genres. Schon derUraufführungs-Solist Hans von Bülow lobtedieses Konzert über alle Maßen: »Es ist so ori-ginell in seinen Ideen, ohne jemals gesucht zusein, so nobel, so kraftvoll, so interessant im

Tschaikowsky Eins, Beethoven mit Zukerman und Silvester mit Simone Young

Pinchas Steinberg, Boris Berezovsky, Bertrand de Billy, Pinchas Zukerman, Sir Roger Norrington, Carolin Widmann

5. PHILHARMONISCHES KONZERT

Bertrand de Billy DirigentPinchas Zukerman Violine

Beethoven

Ludwig van BeethovenViolinkonzert D-Dur op. 61Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«

11. Januar, 11.00 Uhr 12. Januar, 20.00 Uhr Laeiszhalle, Großer Saal

Einführung mit Nadine Hellriegelam So. um 10.15 Uhr im Kleinen Saalam Mo. um 19.15 Uhr im Studio E

Kindereinführung/-betreuung am Sonntag:Einführung in Beethovens »Eroica« (mit Be-such der 2. Konzerthälfte) für ältere Kinder,Betreuung im Klingenden Museum für jün-gere Kinder. Anmeldung unter 040/35 68 68.

6. PHILHARMONISCHES KONZERT

Sir Roger Norrington DirigentCarolin Widmann Violine

Widmann Norrington

Joseph HaydnSinfonie D-Dur Hob. I/101 »Die Uhr«Robert SchumannViolinkonzert d-Moll WoO 23Franz SchubertSinfonie Nr. 8 C-Dur D 944 »Große C-Dur-Sinfonie«

8. Februar, 11.00 Uhr 9. Februar, 20.00 Uhr Laeiszhalle, Großer Saal

Einführung mit Juliane Weigel-Krämeram So. um 10.15 Uhr im Kleinen Saalam Mo. um 19.15 Uhr im Kleinen Saal

Kindereinführung/-betreuung am Sonntag:Einführung in Schuberts »Große« (mit Be-such der 2. Konzerthälfte) für ältere Kinder,Betreuung im Klingenden Museum für jün-gere Kinder. Anmeldung unter 040/35 68 68.

Begeisterte Kritiken erntete Bertrand deBilly 2011 und 2013 für seine Beethoven-In-terpretationen mit den PhilharmonikernHamburg. Im 5. Philharmonischen Konzertsetzt er dies nun fort: Beethoven pur mit demfranzösischen Dirigenten, dessen Terminka-lender zuletzt mit Engagements in CoventGarden, an der Bayerischen Staatsoper undbei den Dresdner Philharmonikern gefülltwar. Bertrand de Billys Beethoven wird durcheinen ganz besonderen Solisten geadelt: Pin-chas Zukerman kehrt zu den Philharmoni-kern zurück. Mit 26 Jahren gab er hier 1974sein Debüt. Seit über vier Jahrzehnten gehörtder israelische Musiker zur Weltelite der In-terpreten. Längst beschränkt er sich nicht aufdie Geige und Bratsche, sondern genießtauch einen ausgezeichneten Ruf als Dirigentund Pädagoge. Für seine Hamburger Rück-

4. PHILHARMONISCHES KONZERT

Pinchas Steinberg Dirigent Boris Berezovsky Klavier

Tschaikowsky Eins

Peter TschaikowskyKlavierkonzert Nr. 1 b-Moll op. 23Dmitri SchostakowitschSinfonie Nr. 5 d-Moll op. 47

14. Dezember, 11.00 Uhr 15. Dezember, 20.00 Uhr Laeiszhalle, Großer Saal

Einführung mit Juliane Weigel-Krämeram So. um 10.15 Uhr im Kleinen Saalam Mo. um 19.15 Uhr im Kleinen Saal

Detail.« Niemand wusste die Noblesse dereleganten Welt mit der ur wüchsigen Kraftder russischen Folklore geschmackvoller zuverbinden als Tschaikowsky – das 1. Klavier-konzert legt davon schönstes Zeugnis ab. Mit Dmitri Schostakowitschs 5. Sinfonie isteine gewichtige Ergänzung zu hören. Schos -takowitsch, der Tschaikowskys Musik soliebte, setzte hier im Stalinismus ein verzwei-feltes Fragezeichen hinter die Tradition: Dervermeintlich ungebrochene Jubel des Finalessei, so sagte er, »unter Drohungen erzwun-gen«. Am Pult steht der israelische DirigentPinchas Steinberg, seit nunmehr vierzigJahren Gast bei den großen Sinfonieorche-stern und Opernhäusern. Jüngste Auftritteführten ihn an die Wiener und BudapesterStaatsoper sowie zum Cleveland Orchestraund Sydney Symphony Orchestra.

Page 37: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

Eine schöne Ergänzung zu den »großen«Programmen bietet das 3. Kammerkonzert.Noch einmal Beethoven mit dem »Geister-trio«, noch einmal Tschaikowsky mit dessengewaltigem Klaviertrio: eine »kammermusi-kalische ›Pathétique‹, die durch seine Aus-drucksfülle vom Elegischen über Verspieltesbis hin zum Grandiosen erstaunt«, so Kon-zertmeister Konradin Seitzer. Für die jüngsten Hörer gibt es am 22. Fe-bruar im Familienkonzert Prokofjews»Peter und der Wolf« in einer kammermusi-kalischen Fassung für Bläserquintett – mitMusik und Schattenspielprojektionen. Kon-zipiert ist dieses Konzert im Kleinen Saal derLaeiszhalle mit Sprecher Martin Sievekingfür Familien mit Kindern ab 5 Jahren.Last but not least: das beliebte Silvesterkon-zert »Salut«! Simone Young gibt zum letz-ten Mal ihren launigen Ausblick auf die Ju-bilare des kommenden Jahres. So viel seiverraten: Im Silvestercocktail werden dies-mal beigemixt zwei 150-jährige Geburts-tagskinder aus Dänemark und Finnland,zwei große Russen, Spaziergänge auf demBroadway und ein cooler Filmheld, der sei-ner Kleinen in die Augen schaut. »Der Be-ginn einer wunderbaren Freundschaft« –und eines hoffentlich glücklichen NeuenJahres!| Kerstin Schüssler-Bach

3. KAMMERKONZERT

Geistertrio

Robert SchumannFantasiestücke für Klaviertrio op. 88Ludwig van BeethovenKlaviertrio D-Dur op. 70 Nr. 1 »Geistertrio«Peter TschaikowskyKlaviertrio a-Moll op. 50

Konradin Seitzer (Violine)Ryuichi Rainer Suzuki (Violoncello)Chris Lysack (Klavier)

18. Januar, 11.00 Uhr Laeiszhalle, Kleiner Saal

kehr spielt Pinchas Zukerman das klassischeGipfelwerk: Beethovens Violinkonzert. Mitder »Eroica« wird das Beethoven-Erlebnisperfekt.Gerade gastierte noch Jörg Widmann beiden Philharmonikern, nun ist seine nichtminder gefeierte Schwester Carolin Wid-mann zu erleben. Sie hat für das 6. Philhar-monische Konzert ein Werk mitgebracht,das zu Unrecht etwas im Schatten steht: dasViolinkonzert von Robert Schumann. DasSpätwerk litt lange unter dem Vorurteil, dasssich hier bereits Schumanns psychische Er-krankung spiegele. Doch in den letzten Jah-ren kam es zu einer Neubewertung vonSchumanns Experimentierlust. Ihre Neugierauf abseitiges Repertoire lässt Carolin Wid-mann als ideale Interpretin der romanti-schen Rarität ers cheinen. Die Münch nerinhat auch eine künstlerische Heimat im Nor-den gefunden: Seit 2012 leitet sie das Kam-mermusikfestival in Hitzacker. Ihr zur Seitesteht im Hamburger Konzert Sir Roger Nor-rington, eine Legen de der Originalklangbe-wegung. Als einer der Ersten hat Sir Rogerdie Erkenntnisse der historischen Auffüh-rungspraxis auf die Musik der Romantik an-gewendet. Dies stellt er nun auch mit Schu - berts »Großer« unter Beweis, die untersei nen Händen gewiss ohne Patina daher-kommt.

SILVESTERKONZERT

Simone Young, Dirigentin

Salut!

Überraschungsprogrammmit den Jubilaren des kommenden Jahres

31. Dezember, 11.00 Uhr Laeiszhalle, Großer Saal

Page 38: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

36 JOURNAL 3 .20 14/ 15

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Weihnachtsoratorium I-VIJohann Sebastian Bach› 19:00 - 22:15 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Sa2

Tannhäuser* Richard Wagner› 15:00 - 19:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Nachm

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

BALLETT – JOHN NEUMEIER

Weihnachtsoratorium I-VIJohann Sebastian Bach› 19:00 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B

Il Barbiere di Siviglia*Gioachino Rossini› 19:30 - 22:30 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Di3

B A L L E T T Napoli E. Helsted, H. S. Paulli, N. W. Gade, H. C. Lumbye › 18:00 Uhr › € 6,– bis 132,– | S

Salut! Das Hamburger Silvesterkonzert› 11:00 Uhr › € 18,– bis 74,–› Laeiszhalle, Großer Saal

JANUAR

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Il Barbiere di Siviglia*Gioachino Rossini› 18:00 - 21:00 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Weihn

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Der NussknackerPeter I. Tschaikowsky› 19:00 - 21:30 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Fr3

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Der NussknackerPeter I. Tschaikowsky› 19:00 - 21:30 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Sa1

Tannhäuser* Richard Wagner› 17:00 - 21:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Oper gr.2

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Othello Arvo Pärt, AlfredSchnittke, Naná Vasconcelos u.a.Hamburger Symphoniker › 19:30 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Gesch 1

La Cenerentola* Gioachino Rossini› 19:00 - 22:10 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Ital1

DEZEMBER

Die ZauberflöteWolfgang Amadeus Mozart› 19:00 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Weihn

Luisa Miller* Giuseppe Verdi› 19:30 - 22.30 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Do1

Bühne frei! (Ensemblekonzert)Veranstaltung zu Gunsten derDeutschen Muskelschwundhilfee.V.› 20:00 Uhr › € 11,– bis 44,–

P R E M I E R E A � B A L L E T T Napoli E. Helsted, H. S. Paulli, N. W. Gade, H. C. Lumbye› 18:00 Uhr › € 7,– bis 176,–P | PrA

Hänsel und Gretel* EngelbertHumperdinckHamburger Symphoniker › 19:00 - 21:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Oper gr.2

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Luisa Miller* Giuseppe Verdi› 19:30 - 22.30 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Di1

P R E M I E R E B � B A L L E T T Napoli E. Helsted, H. S. Paulli, N. W. Gade, H. C. Lumbye› 19:30 Uhr › € 5,– bis 87,–C | PrB

La Bohème* Giacomo Puccini› 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | OBK

Hänsel und Gretel* EngelbertHumperdinck› 19:00 - 21:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Fr3, Jugend Oper

B A L L E T T Napoli E. Helsted, H. S. Paulli, N.W. Gade, H. C. Lumbye› 19:30 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Sa4, Serie 29

Die ZauberflöteWolfgang Amadeus MozartFamilieneinf. 15.15 Uhr (Stifter-Lounge)› 18:00 - 21:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B | So2, Serie 49

4. Philharmonisches Konzert › 11:00 Uhr › € 10,– bis 48,–Laeiszhalle, Großer Saal

Hänsel und Gretel* EngelbertHumperdinckLeicht gekürzte Fassung f.SchulklassenHamburger Symphoniker › 12:00 - 14:15 Uhr › € 5,– bis 87,– | C

4. Philharmonisches Konzert › 20:00 Uhr › € 10,– bis 48,–› Laeiszhalle Großer Saal

La Bohème* Giacomo Puccini› 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Schnupper, Weihn

Hänsel und Gretel* EngelbertHumperdinck› 19:00 - 21:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Mi1

Die ZauberflöteWolfgang Amadeus Mozart› 19:00 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,– | C

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Hänsel und Gretel* EngelbertHumperdinck› 19:00 - 21:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Fr1

After work (ausverkauft)»Schöne Bescherung« › 18:00 - 19:00 Uhr › € 10,– (inkl.Getränk) › Opera stabile

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Die ZauberflöteWolfgang Amadeus Mozart› 19:00 - 22:15 Uhr › € 6,– bis 107,–A

Tannhäuser* Richard WagnerEinführung 16.20 Uhr› 17:00 - 21:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B | VTg3, WE Kl., Serie 68

Il Barbiere di Siviglia*Gioachino Rossini› 19:30 - 22:30 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Oper gr.1, VTg4

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Der NussknackerPeter I. Tschaikowsky› 19:00 - 21:30 Uhr › € 5,– bis 98,–B | BalKl2

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Weihnachtsoratorium I–VIJohann Sebastian Bach› 18:00 - 21:15 Uhr › € 6,– bis 107,–| A

Il Barbiere di Siviglia*Gioachino Rossini› 18:00 - 21:00 Uhr › € 6,– bis 107,–| A

26Fr

27Sa

16 Di

28 So

29 Mo

30 Di

31 Mi

01 Do

02 Fr

06 Sa

08 Mo

07 So

09 Di

11 Do

10 Mi

14 So 25 Do

15 Mo

12 Fr

13 Sa

17 Mi

18 Do

19 Fr

20 Sa

21 So

03 Mi

04 Do

22Mo

23 Di

03 Sa

04 So

05 Mo

DER SPIELPLAN

06 Di

Page 39: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

3 .20 14/ 15 JOURNAL 37

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Der NussknackerPeter I. Tschaikowsky› 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Mi2

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIEL-

ZEIT | BALLETT – JOHN NEUMEIER

Der NussknackerPeter I. Tschaikowsky› 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Do1

La Cenerentola* Gioachino Rossini› 19:00 - 22:10 Uhr › € 5,– bis 98,–B | OBK

After work › 18:00 - 19:00 Uhr › € 10,– (inkl.Getränk) › Opera stabile

B A L L E T T Napoli E. Helsted, H. S. Paulli, N. W. Gade, H. C. Lumbye› 19:30 Uhr › € 6,– bis 107,–| A | Bal 1

ZU GAST IN DER OPERA STABILE»Some other time« › 19:30 Uhr › € 12,–, erm. 8,–› Opera stabile

B A L L E T T Napoli E. Helsted, H. S. Paulli, N. W. Gade, H. C. LumbyeEinführung 18.45 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B | So2, Serie 48

Ballett-Werkstatt (ausverkauft)Leitung John NeumeierBenefiz zu Gunsten Stiftung TANZÖffentliches Training ab 10.30 Uhr› 11:00 Uhr › € 6,– bis 50,– | FD

5. Philharmonisches Konzert › 11:00 Uhr › € 10,– bis 48,–› Laeiszhalle, Großer Saal

ZU GAST IN DER OPERA STABILE»Some other time« › 19:30 Uhr › € 12,–, erm. 8,–› Opera stabile

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Othello Arvo Pärt, AlfredSchnittke, Naná Vasconcelos u.a.Hamburger Symphoniker › 19:30 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Bal 3

5. Philharmonisches Konzert › 20:00 Uhr › € 10,– bis 48,–› Laeiszhalle, Großer Saal

B A L L E T T Napoli E. Helsted, H. S. Paulli, N. W. Gade, H. C. Lumbye› 19:30 Uhr › € 5,– bis 87,– | C | Di2

La Cenerentola* Gioachino Rossini› 19:00 - 22:10 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Mi1

B A L L E T T Napoli E. Helsted, H. S. Paulli, N. W. Gade, H. C. Lumbye› 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Bal 2

B A L L E T T Napoli E. Helsted, H. S. Paulli, N. W. Gade, H. C. Lumbye› 19:30 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Fr2

Opern-Werkstatt: »Tannhäuser«› 18:00 - 21:00 Uhr › Fortsetzung17. Januar, 10:00 - 16:00 Uhr › € 48,– › Probebühne 2

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Tannhäuser* Richard WagnerEinführung 16.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 17:00 - 21:15 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Sa4, Serie 29

La Cenerentola* Gioachino RossiniFamilieneinf. 17.15 Uhr (Stifter-Lounge)› 18:00 - 21:10 Uhr › € 5,– bis 98,–B | So1, Serie 39

Vor der Premiere »La Fanciulla del West« › 11:00 - 12:30 Uhr › € 7,–› Probebühne 1

3. Kammerkonzert › 11:00 Uhr › € 9,– bis 20,–› Laeiszhalle, Kleiner Saal

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Liliom Michel Legrand› 19:30 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Do2

Das schlaue Füchslein*Leos JanáčekEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 - 21:10 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Fr1

B A L L E T T – J O H N N E U M E I E R Liliom Michel Legrand› 19:30 - 22:15 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Ball Jug

Das schlaue Füchslein* Leos Janáček Einführung 17.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 18:00 - 19:40 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Oper gr.1, VTg4

Das schlaue Füchslein* Leos JanáčekEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)›› 19:30 - 21:10 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Di1

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Das schlaue Füchslein*Leos JanáčekEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 - 21:10 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Fr3, Oper kl.2

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

BALLETT – JOHN NEUMEIER

Liliom Michel Legrand› 19:30 - 22:15 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Gesch Ball

FEBRUAR

P R E M I E R E ALa Fanciulla del West* GiacomoPucciniEinführung 17.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 18:00 Uhr › € 7,– bis 176,– | P| PrA

»Liebe im Wilden Westen« Jürgen Kesting› 19:30 Uhr › € 7,– › Orchesterprobensaal

Le Nozze di Figaro* WolfgangAmadeus Mozart› 19:00 - 22:30 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Oper kl.3, VTg1

12 Mo

15 Do

09 Fr

10 Sa

11 So

16 Fr

17Sa

18 So

22 Do

23 Fr

24 Sa

25 So

27 Di

30 Fr

31 Sa

01 So

02 Mo

07 Mi

08 Do

13 Di

14 Mi

KASSENPREISE

Pre

isg

rup

pe

* Vier Plätze für Rollstuhlfahrer (bei Ballettveranstaltungen zwei)

Platzgruppe

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11*

F € 25,– 23,– 21,– 18,– 15,– 11,– 9,– 8,– 6,– 3,– 5,–

D € 74,– 68,– 62,– 54,– 42,– 29,– 22,– 13,– 10,– 5,– 10,–

C € 87,– 78,– 69,– 61,– 51,– 41,– 28,– 14,– 11,– 5,– 10,–

B € 98,– 87,– 77,– 67,– 57,– 45,– 31,– 17,– 11,– 5,– 10,–

A € 107,– 95,– 85,– 75,– 64,– 54,– 34,– 19,– 12,– 6,– 10,–

S € 132,– 122,– 109,– 98,– 87,– 62,– 37,– 20,– 12,– 6,– 10,–

P € 176,– 162,– 147,– 129,– 107,– 77,– 48,– 26,– 13,– 7,– 10,–

L € 38,– 29,– 18,– 9,– (abweichende Platzaufteilung) 5,–

03 Mi

Page 40: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

P R E M I E R E BLa Fanciulla del West* GiacomoPucciniEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 Uhr › € 5,– bis 87,–C | PrB

Carmen Georges Bizet› 19:00 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Do1

Le Nozze di Figaro* WolfgangAmadeus Mozart› 19:00 - 22:30 Uhr › € 5,– bis 98,–B | Fr2

La Fanciulla del West* GiacomoPucciniEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 Uhr�€ 6,– bis 107,–A | Ital1, Oper gr.2

Le Nozze di Figaro* WolfgangAmadeus MozartFamilieneinf. 17.15 Uhr (Stifter-Lounge)› 18:00 - 21:30 Uhr › € 5,– bis 98,–B | So1, Serie 38

6. Philharmonisches Konzert › 11:00 Uhr € 10,– bis 48,–› Laeiszhalle, Großer Saal

P R E M I E R E | O P E R A P I CCO L ADie Hamburger SindbadaukenBenjamin Gordon› 17:00 Uhr › € 20,–, erm. 8,–› Opera stabile (ausverkauft)

6. Philharmonisches Konzert › 20:00 Uhr › € 10,– bis 48,–› Laeiszhalle, Großer Saal

La Fanciulla del West* GiacomoPucciniEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 Uhr › € 5,– bis 87,– | C | Di3

O P E R A P I CCO L ADie Hamburger SindbadaukenBenjamin Gordon› 11:00 Uhr › € 20,–, erm. 8,–› Opera stabile

Carmen Georges Bizet› 19:00 - 22:00 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Mi2

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Le Nozze di Figaro* WolfgangAmadeus Mozart› 19:00 - 22:30 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Gesch 1, Gesch 2

La Fanciulla del West* GiacomoPucciniEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 Uhr › € 5,– bis 98,– | B | Fr1

O P E R A P I CCO L ADie Hamburger SindbadaukenBenjamin Gordon› 18:00 Uhr › € 20,–, erm. 8,–› Opera stabile

Elektra* Richard Strauss› 19:30 - 21:30 Uhr › € 6,– bis 107,–A | Sa1

O P E R A P I CCO L ADie Hamburger SindbadaukenBenjamin Gordon› 14:30 und 18:00 Uhr › € 20,–,erm. 8,– › Opera stabile

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Carmen* Georges Bizet› 18:00 - 21:00 Uhr › € 5,– bis 98,–B | So2, Serie 49

O P E R A P I CCO L ADie Hamburger SindbadaukenBenjamin Gordon› 16:00 Uhr › € 20,–, erm. 8,–› Opera stabile

Elektra* Richard Strauss› 19:30 - 21:30 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Di2, Oper kl.1

La Fanciulla del West* GiacomoPucciniEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 Uhr › € 5,– bis 87,– | C | Mi1

O P E R A P I CCO L ADie Hamburger SindbadaukenBenjamin Gordon› 11:00 Uhr › € 20,–, erm. 8,–› Opera stabile

Elektra* Richard Strauss› 19:30 - 21:30 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Do2

O P E R A P I CCO L ADie Hamburger SindbadaukenBenjamin Gordon› 18:00 Uhr › € 20,–, erm. 8,–› Opera stabile

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

La Fanciulla del West* GiacomoPucciniEinführung 18.50 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:30 Uhr › € 6,– bis 107,– | A | Sa2

O P E R A P I CCO L ADie Hamburger SindbadaukenBenjamin Gordon› 14:30 und 18.00 Uhr › € 20,–,erm. 8,– › Opera stabile

W I E D E R AU F N A H M EDialogues des Carmélites* FrancisPoulencEinführung 17.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 18:00 - 21:15 Uhr › € 5,– bis 98,–B | VTg3, Serie 69

Sonderkammerkonzert › 11:00 und 14.00 Uhr › € 9,– bis20,– › Laeiszhalle, Kleiner Saal

O P E R A P I CCO L ADie Hamburger SindbadaukenBenjamin Gordon› 16:00 - 18:30 Uhr › € 20,–, erm.8,– › Opera stabile

BALLETTSCHULE DES HAMBURG BALLETT

Werkstatt der Kreativität VI› 19:30 Uhr › € 27,–, erm. 13,50› Ernst Deutsch Theater (Karten nur dort)

ZUM LETZTEN MAL IN DIESER SPIELZEIT

Elektra* Richard Strauss› 19:30 - 21:30 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Di1

Die Hamburger SindbadaukenBenjamin Gordon› 11:00 Uhr › € 20,–, erm. 8,– › Opera stabile

BALLETTSCHULE DES HAMBURG BALLETT

Werkstatt der Kreativität VI› 19:30 Uhr › € 27,–, erm. 13,50› Ernst Deutsch Theater (Karten nur dort)

Dialogues des Carmélites* FrancisPoulencEinführung 18.20 Uhr (Stifter-Lounge)› 19:00 - 22:15 Uhr › € 5,– bis 87,–C | Oper kl.3, VTg1

BALLETTSCHULE DES HAMBURG BALLETT

Werkstatt der Kreativität VI› 19:30 Uhr › € 27,–, erm. 13,50› Ernst Deutsch Theater (Karten nur dort)

* Aufführung mit deutschen Übertexten.

Die Produktionen »Luisa Miller«, »Napoli, oderder Fischer und seine Braut«, »Tannhäuser«,»Der Nussknacker«, »La Cenerentola«, »Li-liom«, »La Fanciulla del West«, »Carmen« werden unterstützt durch die Stiftung zur För de rung der Hamburgischen Staatsoper.»Tannhäuser« wird gefördert durch die deut-schen Philips-Unternehmen.»Liliom« in Kooperation mit der NDR Bigband.»Le Nozze di Figaro« wird gefördert durch dieDaimler Benz AG NL Hamburg.Die Reihe »Opera Piccola« wird gefördert vonder Haspa und der Stiftung zur Förderung derHamburgischen Staatsoper. Öffentliche Führungen durch die Staatsoper am9. und 16. Dezember, 13. ,21., 23. und 30. Januar,5., 13., 19. und 27. Februar jeweils 13.30 Uhr.Treffpunkt ist der Bühneneingang. Karten (€ 6.-) erhältlich beim Kartenservice derStaatsoper.

38 JOURNAL 3 .20 14/ 15

05 Do

07 Sa

06 Fr

08 So

10 Di

09 Mo

11 Mi

12 Do

04 Do

15 So

17 Di

18 Mi

20 Fr

19 Do

21 Sa

13 Fr

14 Sa

Der Spielplan

24 Di

25 Mi

22 So

23 Mo

Page 41: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

JUBILÄUMSFEIER: 20 JAHRE INTERNATIONALES OPERNSTUDIO

ERFOLG FÜR »JEANNE D’ARC AU BÛCHER« IN DER LAEISZHALLEÜberragender Erfolg für eine musikalische Rarität: Mit »Jeanne d’Arc au bûcher« präsen-

tierte Simone Young Arthur Honeggers selten aufgeführtes Oratorium in zwei konzertantenAufführungen in der Hamburger Laeiszhalle. Frankreichs Schauspiellegende Fanny Ardantbegeisterte in der Sprechrolle der Jeanne d’Arc: anrührend und mädchenhaft porträtiertedie Grande Dame des französischen Films Frankreichs Nationalheldin auf dem Scheiterhau-fen – als glaubensfeste, mutige junge Frau, die dem Schrecken eines tumben, tierischen In-quisitionsgerichts widerstehen muss. Für ihre eindringliche Darstellung erntete FannyArdant zu Recht standing ovations (1). Beim Empfang im Brahms-Foyer der Laieszhallewaren unter den Gästen auch der Schauspieler Armin Mueller-Stahl und Manfred Lahnstein,hier mit Simone Young (2) sowie Karin Martin, Claus Heinemann und Gloria Bruni (3).

1

3

2

LEUTE

1

6

2 3

4

5

Mit einem Gala-Konzert feiertedie Staatsoper Hamburg das20-jährige Bestehen ihres Inter-nationalen Opernstudios. Mitdabei: Simone Young, viele ehe-malige und aktuelle Mitglieder(6) sowie zahlreiche Gäste undFörderer: Kultursenatorin BarbaraKisseler und Christian Wriedt,Körber-Stiftung, (1) Dr. KlausWehmeier, Körber-Stiftung, Si-mone Young, Dr. h.c. Hans-Hein-rich Bruns, Opernstiftung (2),Prof. Michael Göring, ZEIT-Stif-tung, Sopranistin ChristianeKarg, Detlef Meierjohann (3),Jobst Siemer, Ursula Bruns,Louwrens Langevoort (4),die Sopranistinnen Reri Gristund Hellen Kwon (5),

3 . 20 14/ 15 JOURNAL 39

Page 42: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

as ist das für ein schöner Choral: Wie soll ich dichempfangen? Da ist so viel Aussicht. Leben. Ja, er sollbitte gern kommen. Jetzt und hier und ewig, Frie-defürst und Gottessohn. So sang ich’s normaler-weise fröhlich in meiner Kirchenbank und freute

mich still auf den, der da kommen soll…So jedenfalls war’s immer eine heitere Beschaulichkeit – bevor ich

John Neumeiers Ballett »Weihnachtsoratorium« gesehen habe.Junge Tänzer, die alles geben in einem fliegenden Tempo: grazileSprünge, präzise Drehungen, schwebende Engel, Bewegung, Bewe-gung auch ihrer Gefühle. Vom ersten »Jauchzet, frohlocket!« an binich atemlos, weil ich gar so schnell nicht erfasse, was da gleichzeitigpassiert. Die Ebenen, Geschichten, Zeiten, Menschen kreuzen sich:heute ist gestern und ehemals ist immerdar. Lauter bewegte Men-schen mit ihren Lebenskoffern in der Hand ziehen durch die Ge-schichte der Weihnacht. Alle sind sie auf der Suche danach, anzu-kommen. Heimat zu finden. Ruhe für die Seele. Plötzlich: einInnehalten. Der Chor setzt langsam ein mit eben dem Choral. Ge-tanzt nicht von der Compagnie. Sondern getanzt von einem: Josef.

Wie soll ich dich empfangen? Was für ein Schmerz ist in diesemTanz! Sein ganzer Körper ist Zerrissenheit. Hin und her, ein Ziehenund Sehnen der Sehnen. Natürlich! Schlagartig wird mir klar, dassgerade Josef sich ja nicht unbeschwert freuen und Pirouetten drehenkann. Da ist vielmehr ein Zusammen-Reißen von Zweifel, Verlet-zung, Scham und tiefer Liebe, alles zugleich. Treu bleibt dieser Mannan der Seite der Mutter, bis zuletzt, und wirkt eigentümlich verlorendabei. Der eine Fuß hüpft und der andere weiß nicht wohin. Josefist die Ambivalenz auf zwei Beinen. Oder besser: auf einem Bein.Eine einsame Figur. Voller Unsicherheit, wer denn da kommen soll.Und was aus ihnen dann wird. Und wo sein Platz sein wird.

Und Maria? In Neumeiers Ballett heißt sie nur »die Mutter«. Inhellblauem Kleid tanzt sie mit zarter Kraft den Zauber des Anfangs.

Das »Wunder-Volle« dieser fast schwebenden Szene trägt ein ganzesPublikum. Zur Arie »Schlafe, mein Liebster« halte ich den Atem an.Die Mutter Jesu scheint mit dem Kind, symbolisiert durch ein wei-ßes Hemd, ganz versunken zu spielen, als auf einmal die Ahnung desKreuz-Schmerzes sie und ihren Körper hochreißt. Diese Gleichzei-tigkeit von Hingabe und Schmerz, von zärtlicher Liebe und Wider-standskraft ist in kaum einer biblischen Figur so präsent wie beiMaria. Anbetend versucht sie zu fassen, was da mit ihr geschieht undbewegt all dies, was sie letztlich nur glauben kann, in ihrem Herzen.

Weihnachten ist eine bewegte und bewegende Geschichte. Inner-lich voller Spannung – Josef zeigt es. Und äußerlich auch. Denn esmachten sich auf ja nicht allein Josef und Maria, sondern auch dieEngel und die Hirten. Diese vielfältige Bewegung kommt im Tanzzusammen, wird zu einem Sehnen. Und dieses fragt unentwegt:wohin? Wo ist mein Ort? Wo finde ich Heimat mit meinen Gedan-ken, Sorgen, Gefühlen, Worten? Wo kann ich sein, die oder der ichbin? Wo kann ich sicher wohnen…

Der Tanz bringt neue Bewegung in die alte Geschichte: GottesSohn selbst nimmt in dieser Welt Wohnung. In einer heiligen Fami-lie, die heute jedes Jugendamt auf den Plan rufen würde. Die Heimatdes göttlichen Kindes ist ein Armenhaus. Die zugige Ungastlichkeit.Die Existenz eines Flüchtlings vom ersten Atemzug an. Und doch,so zeigt es jede Bewegung der Tanzenden: Das ist der Herr der Herr-lichkeit. Still, licht und unerhört freundlich breitet er die Arme aus,um uns zu empfangen.

Getanzte Sehnsucht nach Heimat

BISCHÖFIN KIRSTEN FEHRS studierteTheologie in Hamburg. 1990 erfolgte die Ordi-nation zur Pastorin. 2011 wurde sie zur Bi-schöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck ge-wählt. Ihre bischöfliche Predigtstätte ist dieHauptkirche St. Michaelis in Hamburg.

W

IMPRESSUM | KARTENSERVICE Herausgeber: Hamburgische Staatsoper GmbH, Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg | Geschäftsführung: Simone Young, Opernintendantin und Generalmusikdirektorin/ John Neumeier, Ballettintendant / Detlef Meierjohann, Geschäftsführender Direktor | Konzeption und Redaktion: Dramaturgie, Pressestelle, Marketing; Bettina Berm-bach, Annedore Cordes, Matthias Forster, Kerstin Schüssler-Bach (Oper); André Podschun, Daniela Rothensee (Ballett) | Autoren: Anja Bornhöft, Kirsten Fehrs, Hans-Juergen Fink, Franz Grundheber, Rainer Schmitz | Mitarbeit: Daniela Becker | Opernrätsel: Moritz Lieb | Fotos: Holger Badekow, Dario Acosta, Sussie Ahlburg, KaiBockermann, Juri Bogomaz, Marco Borggreve, Brinkhoff/Mögenburg, Oleg Chernous, Manfred Esser, Jürgen Joost, Jörn Kipping, Paul Labelle, Lisa Marie Mazzucco, Ro-bert Pflanz, Halina Ploetz, Photograph of Miners During the Gold Rush-NARA, Ricordi-Archiv, Monika Rittershaus, Anthony Roocroft, Kristin Speed, Elisabeth Speidel,swanphotography, Patrick Swirk, M. Takeda, Bernd Uhlig, Kurt-Michael Westermann, Archiv der Hamburgischen Staatsoper | Titel: Holger Badekow| Gestaltung: AnnedoreCordes, Holger Badekow (Ballett) | Anzeigenvertretung: Antje Sievert Tel.: 040/450 698 03, [email protected] | Litho: Repro Studio Kroke | Druck: HartungDruck + Medien GmbH

Tageskasse: Große Theaterstraße 25, 20354 HamburgMontags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr Sonn- und Feiertags für den Vorverkauf geschlossen. Die Abendkasse öffnet 90 Minuten vor Beginn derAufführung. Es werden ausschließlich Karten für die je-weilige Vorstellung verkauft. Telefonischer Kartenvorverkauf: 040/35 68 68Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 UhrAbonnieren Sie unter Telefon 040/35 68 800Vorverkauf: Karten können Sie außer an der Tages-kasse der Hamburgischen Staatsoper an den bekann-ten Vorverkaufsstellen in Hamburg sowie bei derHamburg Tourismus GmbH (Hotline 040/300 51777;

www.hamburg-tourismus.de) erwerben.Schriftlicher Vorverkauf: Schriftlich und telefonischbestellte Karten senden wir Ihnen auf Wunsch gernezu. Dabei erheben wir je Bestellung eine Bearbei -tungs gebühr von € 5,–, die zusammen mit demKarten preis in Rechnung gestellt wird. Der Versanderfolgt nach Eingang der Zahlung.Postanschrift: Hamburgische Staatsoper, Postfach,20308 Hamburg; Fax 040/35 68 610Gastronomie in der Staatsoper:Tel. 040/35019658, Fax: 35019659www.godionline.com

Die Hamburgische Staatsoper ist online:www.staatsoper-hamburg.dewww.staatsoper-hamburg.mobiwww.philharmoniker-hamburg.dewww.hamburgballett.de

Das nächste Journal erscheint Ende Februar.

Wir haben viel zu bieten! Werden Sie Förderer der Hamburgischen Staatsoper. Wenn Sie Informationen benötigen, erreichen Sie uns unter Stiftung zur Förderungder Hamburgischen Staatsoper, Tel. 040/7250 35 55, Fax 7250 21 66 oder www.opernstiftung-hamburg.de

4 0 JOURNAL 3 .20 14/ 15

FINALE

Page 43: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

Oper sinnlich erfahrbar machenDie Staatsoper Hamburg unter Simone Young

Erscheinungstermin: Juni 2015

Welchen Bedingungen muss sich ein international arbeitendes

Opernhaus heute künstlerisch, programmatisch, organisatorisch

und ökonomisch stellen, wenn es erfolgreich sein will? Der Ab-

schluss der zehnjährigen Amtszeit von Simone Young als Intendan-

tin der Staatsoper Hamburg von 2005 bis 2015 bietet Anlass zur

Auswertung und Dokumentation der Hamburger Opernarbeit die-

ser Zeit:

Wie wichtig ist zum Beispiel das Studium der Partitur in Original-

quellen für den Dirigenten? Wie lässt sich die Ensemblepflege mit

dem Gastengagement reisender Opernstars vereinbaren? Wie ver-

hält sich auf dem Spielplan die Barockoper zu Wagner und Verdi?

Welche Bedeutung kommt dem so genannten Regietheater in der

Oper zu? Und auch: Welche Perspektive hat das zeitgenössische

Opernschaffen? Ist Hochkultur ein Wirtschaftsfaktor? Brauchen

wir Opernkritik im Feuilleton?

Der Dokumentations- und Auswertungsband der Staatsoper Ham-

burg diskutiert diese Fragen in allgemeingültiger Form mit konkre-

tem Bezug zur Opernpraxis in Hamburg – ein Opernbuch für kri-

tische Liebhaber, das mit seiner Fülle aus exzellenten Fotografien

einen sinnlichen Rückblick wirft auf diese wichtige Dekade im

Hamburger Kulturleben.

n Alle Opernpremieren aus 10 Jahren Staatsoper Hamburg

n Alle Konzertprogramme der Philharmoniker Hamburg

n Aktuelle Themen der Opernarbeit

n Ansprechender Erinnerungs- und Geschenkband

»Meiner Überzeugung nach basiert herausragende musikalische

Arbeit auf einer wirklich soliden und fundierten intellektuellen

Auseinandersetzung mit dem Werk. Erst dann kann man mit

dem Stoff auf der Bühne spontan und leidenschaftlich umgehen.«

Simone Young, 2009

Hg. von der Staatsoper HamburgOPER SINNLICH ERFAHRBAR MACHENDIE STAATSOPER HAMBURG UNTER SIMONE YOUNGca. 192 Seiten ca. 160 FarbabbildungenKlapppenbroschur, Format 17 x 22,5 cmISBN: 978-3-86218-071-4Dölling und Galitz Verlag14,90 €

exklusiv für Abonnenten der Staatsoper und der Philharmoniker Hamburg bis zum 31. Januar 2015! Jetzt vorbestellen unter Tel. (040) 35 68 68 oder direkt beim Kartenservice der Staatsoper!

20 % Subskriptionsrabatt

Page 44: Journal Nr. 3 2014/15 Staatsoper Hamburg

Kulturmetropole Hamburg. Meine große Freiheit.

CASPAR DAVID FRIEDRICH IN DER HAMBURGER KUNSTHALLE, EINEM VON FÜNF MUSEEN

DER KUNSTMEILE HAMBURG – UND EINER VON VIELEN GRÜNDEN, SICH FÜR KULTUR IN

HAMBURG ZU BEGEISTERN.

Cas

par

Dav

id F

ried

rich

, Wan

dere

r üb

er d

em N

ebel

mee

r, u

m 1

817,

Sti

ftun

g fü

r di

e H

ambu

rger

Kun

stsa

mm

lung

en, F

oto:

Elk

e W

alfo

rd