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Kap. 11. Veranderungen des Ekg. nach Amylnitrit- Einatmung. Am ylnitrit. Amylnitrit ist eine hellgelbe, leichtfluchtige Fliissigkeit, die fiir therapeutische Zwecke in gefarbten Glasampullen, die je 3 Tropfen enthalten, vertrieben wird. Zerdriickt man eine solche Ampulle in einer Kompresse und fiihrt diese zur Nase, so ist es leicht die Dampfe des Amylnitrits in konzentrierter Form ein- zuatmen. Bereits innerhalb einer halben Minute tritt die Wirlrung ein. Die Versuchsperson bekomrnt im Kopf zunehmendes Hitzegefiihl und leichten Schwindel. Man kann beobachten wie sich das Ge- sicht rotet uncl wie die liotung sich dann herunter auf den Hals und den oberen Teil der Brust verbreitet. MOSSO(1881) konnte bei einem Patienten mit Schadelknochendefekt feststellen, dass in diesem Stadium auch tlas Volumen des Gehirns vermehrt wird, er konnte auch durch plethysmographiache Messung Itonsta- tieren, dass das Volumen cles Iinterarmes, nicht aber des Fusses zunimmt. Das Aniylnitrit besitzt demnach eine gefasserweiterncie Wirkung fiir die obere Korperhalfte. In Tierversuchen wurde wiederholt, init alteren und neueren Methoden, festgestellt, dass Nitrite die Kranzgefasse erweitern und die Koronarduchblutu~i~ erhohen (Cow 1911, SCHLOSS 1913, BODO 1928, HAUSLER 1929, ESSEY, HERRIC, BALDES ixnd MANN 1936, KATZund LINDNER 1939). Wahrscheinlich ( GOTTLIEB und MEYER 1936) erweitert Amylnitrit auch beirn Menschen die Kranzgefasse und verbessert die Koronardurchblntung. Das Amylnitrit ist auch bereits eine so lange Zeit wie seit 1867 ( LAIJDER-BRTJNTON) als Mittel gegen Angina pectoris eingefiihrt. Es hat eine rasche nnd gute aber kurzdauernde Wirlrnng.

Kap. II: Veränderungen des Ekg. nach Amylnitrit-Einatmung

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Page 1: Kap. II: Veränderungen des Ekg. nach Amylnitrit-Einatmung

K a p . 11.

Veranderungen des Ekg. nach Amylnitrit- Einatmung.

Am ylnitrit.

Amylnitrit ist eine hellgelbe, leichtfluchtige Fliissigkeit, die fiir therapeutische Zwecke in gefarbten Glasampullen, die j e 3 Tropfen enthalten, vertrieben wird. Zerdriickt man eine solche Ampulle in einer Kompresse und fiihrt diese zur Nase, so ist es leicht die Dampfe des Amylnitrits in konzentrierter Form ein- zuatmen.

Bereits innerhalb einer halben Minute t r i t t die Wirlrung ein. Die Versuchsperson bekomrnt im Kopf zunehmendes Hitzegefiihl und leichten Schwindel. Man kann beobachten wie sich das Ge- sicht rotet uncl wie die liotung sich dann herunter auf den Hals und den oberen Teil der Brust verbreitet. MOSSO (1881) konnte bei einem Patienten mit Schadelknochendefekt feststellen, dass in diesem Stadium auch tlas Volumen des Gehirns vermehrt wird, er konnte auch durch plethysmographiache Messung Itonsta- tieren, dass das Volumen cles Iinterarmes, nicht aber des Fusses zunimmt. Das Aniylnitrit besitzt demnach eine gefasserweiterncie Wirkung fiir die obere Korperhalfte. I n Tierversuchen wurde wiederholt, init alteren und neueren Methoden, festgestellt, dass Nitrite die Kranzgefasse erweitern und die Koronarduchblu tu~i~ erhohen (Cow 1911, SCHLOSS 1913, BODO 1928, HAUSLER 1929, ESSEY, HERRIC, BALDES ixnd MANN 1936, KATZ und LINDNER 1939). Wahrscheinlich ( GOTTLIEB und MEYER 1936) erweitert Amylnitrit auch beirn Menschen die Kranzgefasse und verbessert die Koronardurchblntung. Das Amylnitrit ist auch bereits eine so lange Zeit wie seit 1867 ( LAIJDER-BRTJNTON) als Mittel gegen Angina pectoris eingefiihrt. Es hat eine rasche nnd gute aber kurzdauernde Wirlrnng.

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Die geiiannte Gefasserweiterung in den mehr lrranial belegenen Iiiirperteilen wird von einem Blutdrucksabfall begleitet. NAGL (1935) fand bei lrontinuierlicher Blut- und Venendruclrmessung wahrend der Amylnitriteinatninng bei gesunden Versuchsper- sonen, d w der systolische Blutdruclr so gut wie unmittelbar sinkt uncl nach etwa 35 Sek. ein Minimum erreicht, und zwar liegt er in diesem Zeitpunkt 20-30 mm IIg unter dem Ausgangswert, uni clann nach weiteren 23-30 Selr. zu dem urspriinglichen Wert znriiclrzulrehreii. Gleichzeitig mit der Blutdrucksenknng steigt der Venendruck etwas, 2-5 em H,O, an und lrehrt rlann zusain- men mit dem Blutdruck zum Ausgangswert zuriick. Wahrend dieser Minute, in der die Blutdruckveranderung besteht. tritt anch eine bedentende Vermehrung der Pulsfreyuenz ein. NAGL (1933) hat gleichzeitig mit der Registrierung des Blntdruclrs das Elrg. aufgenommen und dadurch zeigen konnen, dass die Herz- frequenz vermehrt wird wahrend der Blutdruclr sinkt, um her- iiacli in nahem Zusammenhang mit dem Blutdruckanstieg wieder abzunehmen. Die maximale Freyuenzverniehrung erreicht Werte, die 50-75 % des Ausgangswertes ausmachen. GELMAN und BROWN (1937) fanden, dass die Freywnzvermehrung mit steigen- deni Alter der Versuchspersonen abnimmt.

Friiher wurde angenommen, d a s die Ursache der Gefassdilata- tion eine direkte Reizung der vasomotorischen Zentra ist ( FILEHNE 1879). Erst bei Zufiihrnng grosserer Dosen erhielt man eine peri- phere Wirkung, direkt auf die Gefassmuskulatur ( LAITDER-RRUN- TON) . Anclere Rutoren ( MAYER und FRIEDRICH 1875) lronnten die zentrale RRizung nicht vorfindeii, sie nehmen an, d a s die peri- phere wichtiger ist. LICHTWITZ und HIRSCH (1910) haben aucli zeigen konnen, d a s kleine Ainylnitritmengen imstande sind die Gefasse des Kaninchenohres nach TTnterbrechung alley nervoser Verbindungen zu erweitern.

Durch die TJntersiichungen von HEYMANS, BOUCKAERT und DAUTREBANDE ( 1931) wurde indessen grossere Klarheit hinsicht- lich der Wirkungen des Amylnitrits erhalten. Diese Autoren haben nlirnlich bei Hunden gezeigt, dass lrleine Dosen (0.02 mg) den Sinm caroticus reizen, so dass eine Bradykardie anftritt. Dieselben und sogar etwas grossere Dosen iiben keine zentrale Wirknng aus. Erst bei einer 50fachen Erhohung der nosis wurde Bradykardie und Blntdruckabfall durch clirekte zentrale Reizung erhalten.

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FUNKTIONELLE VERANDERUNGEN DES EKG. 71

Diese Untersnchnngen zeigen auch, dass die Vermehrung der Herzfrequenz nicht auf dem Amylnitrit beruhen kann. Bereits FILEHNE (1870) wies nach, dam bei Verhinderung der Blut- drucksenkung durch Aortenkompression, die Pulsvermehrung ebenfalls ausgeblieben ist. Die Resultate, die NAGL bei gleich- zeitiger Registrierung von Blutdruck und Ekg. erhielt, zeigen ja ebenfalls den nahen Zusammenhang zwischen Blutdruckabfall uncl Frequenzvermehrung. Die Erklarnng muss somit sein, dass der Blutdruckabfa l l , der n a c h A m y l n i t r i t e i n a t m u n g ents teh t , in adneqiiater Weise die A o r t e n - und Xinus carot icus-Nerven reixt , w o c l i m k die d u r c h das Anaylni tr i t bedingte B r a d y k a r d i e iiber- wzrnden u n d eine ref lexoyene Tnchykardie er.hnlten w i d , die nb- nintnht u n d versclawindct, so bald dcr B l d d r u c k X N nornmlen Wer-ten xziruckkehrt.

Iin Zusanimenhang mit Amylnitrinhalation wurden auch zahl- reiche elektrokardiographische IJntersnchungen bei Menschen angestellt. JOSUE unld GODLEVSKI (1913, zit. nach SCHERF) schei- nen die ersten gewesen zu sein, die hierbei bei norinalen Ver- suchspersonen eiiie Senkung der T-Zacke beobachtet haben. S p l - ter wurde die Aufmerlrsamkeit eher auf die Wirlrung des Amylni- trits auf iiberleitungsstorungen gerichtet.

SEMERAU (1923) konnte bei totalem Block eine Frequenzver- mehrung nach Amylnitriteinatmung beobachten. Vor allem ha t SCHERF (1927) den Wert des Amylnitrits beim Studinm der Storungen der Reizbildung und Reizleitnng betont und behauptet. das die Amylnitritprobe eine Funlrtionspriifungsmethode des spezifischen Herzmuskelsystems darstellt.

Nachdem es begann bekannt zu werden, dass Koronarinsuffizienz elektrokardiographische Veranderungen verursacht, wurden aucli elektrokardiographische Vntersuchungen beziiglich der koronar- gefkwerweiternden Wirlrung des Amylnitrits veroffentlicht. So studierten EVANS und HOYLE (1933) bei 23 Angina pectoris- Pati- enten mit negativen oder isoelektrischen T-Zacken im Ekg. die Einwirkung des Amylnitrits. Sie liessen die Patienten erst 2 Min. Ainylnitrit einatmen und nahmen dann ldas Ekg. auf. Sie fanden hierbei bei vielen Fallen eine Erhohung der T-Zacken, wahrend bei 9 normalen Kontrollfallen keine Veranderung auftrat. Sie folgerten hieraus, dass die Normalisierung cler T-Zacken auf einer besseren Koronardurchblutung beruht.

NAGL (1935) untersuchte die Wirkung der Amylnitritinhala- tion bei 20 Fallen mit diskordantem Laevogramm nnd fand, dass

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bei etwa der Hllf te der FSlle die Dislrordanz vermindert wurcie. Er mochte die Verbesserung durch eine Verminderung cler Koronarinsuf f izienz erklaren.

NAQL ( 1 9 3 3 nntersuchte indessen auch 20 gesunde Versnchs- personen und atellte dabei zu seiner TJberraschung fest, dass wiih- rend der ersten Minute, in der die Blntdrucksenkung bestancl, meist eine schwere Deformation der Kammerlromplexe iin Sinne einer Abflachung und eines Isoelektrisch- bzw. Negativmerctens der Nachschwanlrung anftrat. Die Ekg.-Verlnderungen hegarinen bej beiden (in der Arbeit detailliert beschriebenen) Fallen hereits in der 10. Sekunde. Der Bereich, in dem die starksten Deforma- tionen bestehen, liegt im ersten Falle in der 22. bis 25. Sek. und im Falle 2 in der 17. bis 20. Sek. Trotz weiterer Zimahme der Frequenz begannen sich diese Ekg.-Veranderungen ziemlich rasch zuriickzubilden und sind zu einer Zeit, wo die Freqnenz ihreii hochsten Grad erreicht hat, fast vollkommen geschwunden. Studiert man die abgebildeten Diagramme naher, so ergibt sich. (lass die Veranderungen des Elrg. z u verschwinden scheinen gerade als der Blutdriiclr wieder im Steigen begriffen ist. ITnter Hinweis auf tierexperimentelle IJntersuchungen von SCHLOSH (1913) spricht NAQL die Vermutung aw, dass die Ekg.-Veriinde- rungen auf einer durch den Blutdrucksabfall bedingten voriiber- gehenden Verminderung der Koronardurchblutmig beruhen. NAGL hebt auch die Bedeutung hervor, welche die Vermehrung der Herzfrequenz fiir den Sanerstoffbedarf des Herzrns besitzen lrann.

I n einer Arbeit >)On the Evolution of the C’ardio-Vascular System in Man>> studierten GELMAN und BROWN (1937) ebenfallw die Einwirkung der Amylnitriteinatmung auf das Ekg. in ver- schiedenem Alter. Sie begannen die elektrolrardiographische Re- gistrierung 30 Sek. nach Beginn der Inhalation und fanden eben- falls bedeutende, rasch voriibergehende Veranderungen. Sie fassen ihre Befunde folgendermassen zusammen : >)In children we noted a n increase in the P-wave in 37 % , in adults in 30 % , an extremely frequent lessening and smoothing out of the T-wawe (86 and !I2 % ), and various changes in the direction of the ST-interval (52 and 43 % ). I n old people these changes are met with less frequently and are more weakly expressed. The mechanism of the action of amylnitrite on the heart takas place through the vaso- motor innervation of the coronary ve.wels, the extra-cardial in- nervating apparatus of the heart and the changes in the phases of

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FUNKTIONELLIE VERANDERTJNGEN DES EKG. 73

disactivation of the myocardium produced by the latter. The results are similar to those obtained cluring the irritation of the sympa- thicus in experiments on animals.,,

Material und Methodik.

Z u seinen eigenen elektrokardiographichen 1Jntersuchungen im Zusammenhang mit Amylnitriteinatmung hat Verf. ausser einem alten Mann mit totalem Herzblock nur gesunde Versnchs- personen herangezogen. Diese Normalpersonen waren fast auw- schliesslich med. Kandidaten im Alter von 21-28 J. (vgl. die Kasuistik, Normalfalle Nr. 36 mit, 56). Ein 14jahriger Junge nnd eine 35jahrige Frau wurden ebenfalls untersucht. Die Anzahl der nntersuchten Personen betrng 21, und zwar 6 weibliche und 15 miinnliehe. Alle hatten iin Liegen ein normales Ekg. und wiesen lreinerlei Zeichen einer Herzlrranlrheit auf.

Der alte, herzlrranlre Mann wurde friiher auf der Med. Klinilr behandelt und wurde jetzt zur Amylnitrit-llntersuchung in die Klinik gebeten.

A. M. Schreiner, 78 J., Med. Journ. Nr. 434/39. Diagnose: Cardiosclerose rnit totalem Herzblock. Gibt an bis zu seinem 76 J. gesund und arbritsflhig gewrsen zu sein.

Da begannen erst bei Anstrengung, spl ter auch bei Ruhe, typische Adam- Stokes-Anfalle aufzutreten, die in der ersten Zeit leichter waren um spater immer schwrrer und andauernder zu werden. In der letzten Zeit vor seiner Aufnahme in die Med. Klinik hatte er verminderte Beschwerdrn in Form von Anfallen von Bewusstlosigkeit. Wurde vom 1. “-13.2. 1939 in der Klinik behandelt.

Bei ltuhe guter Allgemeinzustand. Cor: Physikalisch diimpfe T h e , rhtgenologisch Vergrdssrrung der

artcriellen Kammer, lange, geschlangelte Aorta. Blutdruck 210/73 mm Hg. Ekg.: Totaler Block mit einem Vorhofsrhythmus von 80 und einem

Kammerrhythmus von 37 Schlagen/Min. Leichter Linkstypus. T-Zacken pos.

Pat. wurde den 3.3.1941 in die Klinik gebeten und fiihlte sich, wenn er Anstrengungen vermied, fortwahrend zienilich gut. Immer noch Rra- dykardie. Reit seines Klinikaufenthaltes nahin Pat. 2mal taglich 0.05 g Digitalis und gab a n guten Nutzen von dieser Therapie zu haben. Im Hinblick auf die Untersuchung war dieaer Umstand beklagenswert. da die Digitaliswirkung die elektrokardiographischen Studien stbrte.

wie bei den Ergotaminnntersuchungen benutzt. Es wnrcle derselbe Elektrolrardiograph nnd Blutdruckapparat

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Page 8: Kap. II: Veränderungen des Ekg. nach Amylnitrit-Einatmung

76 OLOF NORDENFELT

Die IJiitersuchung hatte folgenden Verlauf : Die Versuchsperson wurde auf eine breite Bank gelegt, nur der

Kopf war durch ein Kissen leicht gehoben. Nach einer Ruhepause wurde der Blutdruck bestimmt nnd das Ekg. aufgenommen. Her- nach wurde 1 Anipulle mit, 3 Tropfen Amylnitrit in einer Kom- presse zerdriiclrt und diese der Versuchsperson unter die Nase gehalten. Dieser wurde gesagt rnit geschlosenem Mund ctrei tiefe Atemziige zu machen uiid dann vollkommen ruhig zu liegen. Ini Zusammenhang rnit der Amylnitritinhalation hat nun Verf. selber in rascher Folge wiederholt das Ekg. registriert urn alle Phasen der variierenden Herzfrequeiiz erfassen zu konnen. Gleichzeitig hat ein anderer TJntersucher wiederholte Blutdruckbestimrriun,rren ausgefuhrt und ein dritter den Zeitpunlrt der elektrokardiogra- phischen Anfnahmen bzw. Blutdruckbestimmungen festgestellt.

Die Aiwmessung und Beurteilnng der Ekg. und (die Rerechnnng der Werte wurde in derselben Weise vorgenominen, wie bei den Untersnchungen mit Ergotamin.

Ergehnisse. Alle Versuchspersonen reagierten auf die Ainylnitriteinatmung

in iiblicher Weise. Innerhalb einer Min. fiihlten sie starke Hitze ini Kopf und leichten Schwinclel, sie wurden im Gesicht lwaftig rot. Nach einer weiteren Minute waren alle Beschwerden ver- schwunden.

Rechnet man die Zeit von dem Beginn des ersten der drei Ateni- ziige rnit Amylnitrit, so t ra t beinahe unmittelbar eine Blut- drucksenkung ein, die bereits nach 50-70 Selr. wieder verschwun- den war. In Tabelle 3 ist der Blutdruck der normalen Versuchs- personen angefuhrt, nnd zwar der Wert vor der Inhalation, sowie die g r k t e gemessene Senkung des systolischen nnd diastolischen Drnckes. Bei drei Fiillen ist die Blutdruckbestinimung wiilirencl der Einatmung missgliickt. Der Mittelwert fiir den Blutdruck betriigt vor der Inhalation 128/83 mm Hg; der Mittelwert der maximalen Senkung des systolischen Druckes war 26 mm Hg uncl der des diastolischen 28 mm Hg.

Gleichzeitig mit der Blutdrucksenkung trat bei Normalpersonen eiiie bedeutende Vermehrung der Herzfrequenz auf. Die Ver- mehrung nahni in iden ersten 30 Sek. zu, um dann abzunehmen und so gut. wie ganz verschwunden zu sein als der Blutdruck seinen Normalwert wieder erreichte. Die Herzfrequenz betrng

Page 9: Kap. II: Veränderungen des Ekg. nach Amylnitrit-Einatmung

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Page 10: Kap. II: Veränderungen des Ekg. nach Amylnitrit-Einatmung

78 OLOF NORDENFELT

vor der Inhalation im Mittelwert 76 Schlage/Min. Die Frequenz- vermehrung wahrend der Einatmung erreichte im AIittelwert ein Maximum von 45 Schlagen/Min.

Bei allen Herzgesunden war das Ekg. vor der Inhalation nor- mal. 6 waren vom Rechts-, 1 vom Links- und die iibrigeii 14 ~ ( ~ 1 1 1

Normotypus. Die T-Zacken waren in allen Abl. positiv, nnr bei 2 Fallen war TI,, niedrig und diphasisch.

Wahrend der Amylnitritinhalation traten in allen diesen EBp. deutliche und bei cler Jiehrzahl bedeuteiide Veranderungen auf, welche so bald der Blutdruclr wieder bis zum Normalwert gestiegen war, vollstandig verschwanden. Die wichtigsten Ver5ndernngen waren: Eine Hohenvermehrnng der P-Zacken in Rbl. 11, I11 uncl lV, sowie eine bedeutende Hiihenvermindernng und mitunter Negativierung der T-Zacken in allen Ableitungen.

Die P-Zacken, welche vor der Inhalation im Mittelwert in Abl. I1 1.9 mm und in Abl. I1 1.3 mm hoch waren, nahmen alle im Zu- sammenhang rnit der Einatmung etwas an Hohe zu, nur in einein Fall behielt PI,,, die bereits vor der Inhalation 2.1 mm hoch war. diese Hohe. I m Mittelwert wurde PI, um 0.7 mm und PI,, um 0.G mm hoher.

Bei den Fallen, bei welchen die Verminderung cler T-Zacken m l s i g war, wurde beobachtet, dam die T-Zacken abgestumpft nnd gleichsam nach hinten verschoben wurden und gleichzeitig schma- ler geworden sind, so dam das Zwischenstiiclr verlangert wurde. Bei den Fallen rnit ausgepragteren Veranderungen wurden clie T-Zacken noch niedriger und starker nach hinten verschoben. gleichzeitig hat das etwm gesenkte Zwischenstiick den vorderen Teil der T-Zacke gleichsam heruntergepresst und negativiert, so dass ent,weder eine diphasische oder vollig negative T-Zaclre ent- stand. Bei einigen Fallen t r i t t indemen a n Stelle der genannten Veranderungen eine mehr oder weniger ausgepriigte Rushohlunp der Mitte der T-Zacke ein, welche somit,2 positive nnd eine dazwi- schenliegende negative Phase erhielt. Dies lronnte am deutlichsten in Abl. IV beobachtet werden. Die rasche Herzfrequenz und die ausgebliebene oder nur unbedeutende Verminderung des Q-T- Abstandes brachten rnit sich, dass die T-Zaclre oft niit der nach- folgenden P-Zacke zusammenstiess oder sich mit ihr vereinte, wo- durch ab und zu sehr schwer deutbare Bilder entstanden. Inwie- weit auch eine vergrosserte IT-Zacke auftrat und die Deutung erschwerte, lronnte bisweilen nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden.

Page 11: Kap. II: Veränderungen des Ekg. nach Amylnitrit-Einatmung

FUNKTIONELLE VERANDERUNGEN DES EKG.

Ahh. 7. Fall Rr. %.

e: 35 Sek., f: 40 Sek., g: 50 Sek. und h : 60 Sek. Vor (a) und nach Amylnitri t inhalatio~~. b : ca 10 Sek., c : 20 Sek., d : 30 Sek.,

Page 12: Kap. II: Veränderungen des Ekg. nach Amylnitrit-Einatmung

80 OLOF NORDENFELT

Die Amylnitriteinatmung fiihrte somit bei allen 21 Normalfal- len zu einer deutlichen Verminderung der T-Zacken, besonders in Abl. 11, I11 und IV. Vor der Einatmung wurde die Hiihe voii TI , ini Mittelwert zu 3.9 mm, von T,,, zii 1.7 mm und 17011 T I , Z L ~ 9.4 mm bestimmt. Die Hohenverininderung im Znsamnienhang mit der Inhalation betrug im Wittelwert 1.9 mm, 1.3 mni bzw. 4.7 nim. Diese Hohenverminderung fiihrte mit sich, dass die vorher deut- lich positiven T-Zaclren (mit Ausnahrne von Tn1 in 2 Fallen, die niedrig und diphasisch war) bei vielen Fallen ausgehiihlt, dipha- sisch uder negativ geworden sind. So wurde TI, bei 2 Fiillen aus- gehiihlt und bei zweien diphasisch. TIII wurde einmal ausgehohlt, 6ma1 diphasisch und 5mal negativ. TI, schliesslich wnrde bei einem Fall diphasisch und bei 10 ausgehohlt.

Unter Einfluss des Ainylnitrits wieseii die Zwischenstiicke eine Tendenz auf etwas zu sinlren. Waren die.se vor der Einatmnng iiber die 0-Linie erhaben, so wurden sie wahrend der Inhalation bis die O-Linie oder bei einigeii Fallen sogar nnter dieselbe her- untergepresst, jedoch nie weiter als urn 0.9 mm. Die Ausmessung der Senkung des Zwischenstiickes wurde, in Obereinstimmung mit dem Vorgehen bei der Untersuchnng mit. Ergotamin, in einem Abstand von 0.4 Sek. von dem Elide der S-Zaclre vorgenommen.

Die Oberleitungszeit wurde bei allen Fallen etwas verkiirzt, uncl zwar 0.01-0.03 Sek. Der QRS-Abstand wies keine inessbare Ver- anderung auf.

Ziemlich uberraschend war der Befund, dass der Q-T-Abxtand trotz der bedeutenden Frequenzveimehrung nur unbedentend oder iiberhaupt nicht vermindert wurde. Wenn man auch voii denjenigen Fallen, bei denen das Ende von T zienilich schwer abzugrenzen war, absieht, verbleiben noch so vie1 Fiille, dass die genannte Tendenz augenwcheinlich ist.

I n der Regel veriinderte sich die Grosse der QRS-Zacken wah- rend der Inhalation nicht. Nur bei 2 Fallen konnte eine geringe Tendenz zur Rechtsverschiebung beobachtet werden.

Wenn der Blutdruck etwa 1 Min. nach Beginn der Inhalation zum Normalwert zuriickgekehrt ist, hat auch das Ekg. sein nor- males Aussehen wiedererhalten.

Das Ekg. des alten illannes mit Herzbloclr zeigte vor der Inhala- tion ausser der vollstandigen Dimoziation zwischen Vorhofen und Kammer (Vorhofsrhythmus 81 Schlage/Min., Kammerrhgthmus 38 SchliigelMin. ) leider auch eine Senlrung der Zwischenstiicke in Abl. I1 nnd 111, sowie eine Abflachnng aller T-Zacken. Da diese

.

Page 13: Kap. II: Veränderungen des Ekg. nach Amylnitrit-Einatmung

FVNKTIONELLE VERANDERUNGEN DES EIW. 81

Fall Kr. 47.

AiiiylnitritiIilialatinn. Abb. 8. Norinale Versuchspersnnen. Tor (a) und ca :$O Sek. nacli (b )

6

Page 14: Kap. II: Veränderungen des Ekg. nach Amylnitrit-Einatmung

83 OLOF NORDENFELT

Veranderungen bei dem friiheren Klinikaufenthalt cles Patienten nicht zur Beobachtung kamen, sind sie wahrscheinlich als Folgen der Digitalistherapie anzusehen.

Bei Amylnitriteinatmung fie1 der Blutdruck einmal von 235,430 auf 180/80 mm Hg und bei einer anderen Celegenheit von 210175 auf 145/60 mm Hg. Trotz dieser bedeutenden Blutdrucksenkung kam es nur zu geringen Veranderungen der Herzfrequenz. Der Vorhofsrhythmus vermehrte sich etwas von 81 auf 90 Schlage/Min., der Kammerrhythmus kaum. Der Abstand zwischen den R-Zacken murde nur um 0.03 Sek. vermindert. Dieser geringe Effekt der Tatigkeit der Puffernerven darf wohl der von GELMAN und BROWN hervorgehobenen geringeren Empfindlichkeit des vegetativen Ner- vensystems alternder Menschen zugeschrieben werden.

Unter Berucksichtigung der geringen Frequenzvermehrung weist das Ekg. doch deutliche, wenn auch kleine Veranderungen der T-Zacken auf. I n Abl. I1 und IV wurden die T-Zacken noch mehr abgeflacht und TI,, wurde angedeutet negativ. (Abb. 9) .

Uberblickt man nun die elektrolrardiographichen Verande- rungen, welche im Zusammenhang mit der Amylnitritinhalation entstehen, so ist es augenscheinlich, dass diese bei den Normalfallen den orthostatischen Ekg.-Veranderungen gleichen.

Die P-Zacken erfahren in Abl. I1 und I11 eine Hohenzunahme, die Zwischenstiicke werden gesenkt und die Hohe der T-Zacken in Abl. 11, I11 und IV vermindert.

Doch sind gewisse Unterschiede vorhanden. Trotz der starkeren Vermehrung der Herzfrequenz ist die Hohenzunahme der P- Zacken nicht gleichgross, wie bei Orthostatikern. Die Hohenver- ininderung der T-Zacken in Abl. I1 und I11 ist ebenfalls nicht vollig gleichgross, die Verminderung von TI, hingegen ist grosser als im orthostatisch beeintrachtigten Ekg. Dieser quantitative Unterschied diirfte indessen dadurch erklart werden, dass bei den orthastatischen Ekg.-Veranderungen auch solche, die durch die Lageveranderung des Herzens bedingt werden, hinzukom- men. Dass die Orthwtatiker gewohnlich ein kleines Tropfen- lierz haben, wahrend die vorliegende Amylnitrituntersuchung bei Normalpersonen ausgefiihrt wurde, diirfte vielleicht ebenfalls eine Rolle spielen.

Die oft awgebliebene Verminderung des Q-T-Abstanldes nach Amylnitrit, verglichen mit der deutlichen Verminderung bei ortho- statischen Versuchspersonen, kann jedoch nicht derart erklart werden. SCHLOMKA (1936) hat indessen beobachtet, dass die Ver-

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FIJNKTIONELLE VERANDERUNGEN DES EKG. 83

bbb. 9. .I. M., Schreiner, 78 Jahre. Vor (0) und nach (b) 9tnylnitritinhalation.

minderung von Q-T, die auf Grund der Herzfrequenzvermeh- rung erwartet werden k m n , auch bei Orthostatikern nicht unmit- telbar eintritt, nachdem ldiese die stehende Stellung eingenommen haben, sondern erst nach einer Zeit (1/2-1 Min.) im Stehen. SAVILAHTI (1941) hat dieselbe Beobachtung gemacht. Deshalb ist es wahrscheinlich, class die durch die Herzfreyuenzvermeh- rung bedingte Verminderung des Q-T-Abstandes wahrend des raschen Frequenzwechsels bei Amylnitritinhalation nicht in der-

Page 16: Kap. II: Veränderungen des Ekg. nach Amylnitrit-Einatmung

84 OLOF NORDENFELT

Im Liegen.

Im Liegen und narli Amyl- Iiitrit-Inhalation.

1111 Stehen.

Abb. 10. Herzgesundes Miidclien, 14 .Jailre, mit orthostatischeri Kreislatifstiirtinyen.

Page 17: Kap. II: Veränderungen des Ekg. nach Amylnitrit-Einatmung

FUNKTIONELLE VERANDERUNGEN DES EKQ. 85

selben Weise zur Oeltung kommen kann, wie bei orthastatischen Versuchspersonen, die 2 Min. lang standen.

Bei der Untersuchung der orthostatischen Ekg.-Veranderungen niit Ergotamin kam Verf. zu der Schlussfolgerung, dass diese mit g r m e r Wahrscheinlichkeit auf dem Wege uber die Puffernerven auf Grund der drohenden Blutdrucksenkung durch eine ver- anderte Tonuslage des vegetativen Nervensystems ausgelost werden. Nachdem der Blutdruck bei Amylnitritinhalation wirklich sinkt, ruf t diese Senkung auf dem Wege uber die Puffernerven dieselbe Tonusveranderung des vegetativen Nervensystems hervor, d. h. einen erhohten Sympathikustonus bei gleichzeitiger Verminderung des Vagustonus. Bei drei Fallen ist der Rmylnitritversuch nach Ergotamin-Injektion gemacht worden und es wurden nun ver- niinderte Ekg.-Veranderungen erhalten.

Abgesehen v o n g e u k e n quant i ta t iven Unterschieden k o n n t e somit die auffalbende Gleichheit der orthostatischen V e r a n d e r u n g e n cles Ekg . riait dew veri inderten A u s s e h e n des E k g . nacla Anzy ln i t r i t - inhalat ion una einfachsten d a d u r c h erkliirt werden , dass beide d u r c h die gleiclae Ursache ausgelost werden.

Die Absicht mit den1 Amylnitritversuch bei dem alten Mann rnit Herzblock war, die Amylnitritwirkung bei einer Person ZLI studie- ren, bei der keine ausgepragtere Vermehrung der Kammerfre- quenz zu erwarten war, obwohl eine durch die Pnffernerven ver- mittelte Erhohnng des Sympathikustonus vorlag. Die geringe Vermehrung des Rhythmus der Vorhofszacken weist indessen darauf hin, dass die symyatische IZeizung nur gering war. Trotzdem wurden zwar kleine, aber doch deutliche Veranderungen der T- Zacken in orthostatischer Richtung beobachtet. E s ist anzuneh- men, dass man bei eirier jiingeren Versuchsperson mit Hersblock ein schiineres Resultat hiitte erhalten konnen.

Die Behauptung von NAGL (1935), dass die Ekg.-Veranderungen nach Amylnitrit durch eine Koronarinsuffizienz bedingt werden, sol1 i n Kap. V diskutiert werden.

Will man das Resultat der eben besprochenen TJntersuchungen in wenigen Worten znsammenfassen, so diirfte man sagen, dass durch dnaulni tr i t inhalat ion orthostatische Ekg.-Veriinderzcngen bei liegentlen Versrrdspcrsonen erhal ten w e r d e n konnen.