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Kinder 28 vm 12/2007 Technikvermittlung Traditionell orientieren sich im Volleyball die Trainingskonzepte an den Spitzenteams und betonen dabei in erster Linie die Dominanz der Trainingsumfänge. Dabei werden hun- dertfache Wiederholungen der Techniken empfohlen. Gepaart mit vielfältigen Fehler- korrekturen führt dieser Ansatz zu langwie- rigen Aneignungsprozessen, die ein harmo- nisches Spiel erst relativ spät zulassen. Mit zunehmender Perfektion dieser Vorge- hensweise ist ein immer kleiner werdender Fortschritt zu beobachten, der in unverhält- nismäßigem Widerspruch zum Trainings- aufwand steht. Häufig mündet das Training sogar in unerklärlicher Stagnation. Viel zu selten wird berücksichtigt, dass erfol- greiche Konzepte von Spitzenathleten nicht ohne weiteres auf Kinder und Jugendliche übertragen werden können. Wenn Säuglinge immer das Gleiche machen, holen Eltern den Arzt Vergleichen wir sportartübergreifend innova- tive Systeme mit solchen, die traditionell im Sport vorhanden sind, wird ein erhebliches Maß an subjektiver Beurteilung des Trainings- erfolges sichtbar, wofür es ein sehr einpräg- sames Beispiel gibt: Beobachten wir Säug- linge und Kleinkinder, die aus wissenschaft- licher Sicht als lernfähigste Menschen be- trachtet werden, so stellen wir fest, dass beim Neulernen von Bewegungen eine stän- dige Variation einer Handlung erfolgt. Wür- den wir im klassischen Alltag der Kinder ein- bis zweistündige Wiederholungen derselben Aktivität beobachten, würden die Eltern wohl um ärztlichen Rat bitten. Wird im Spitzensport dagegen eine Auf- schlagtechnik mit hunderten Wiederholun- gen eingeschliffen, denken wir, das sei pro- fessionell. Dabei basiert der Erfolg von Spit- zensportlern vor allem auf ihrer Fähigkeit, individuelle Bedingungen optimal mit den Er- fordernissen der Sportart zu verbinden. Der Versuch, Vorbilder zur eigenen Leistungs- maximierung zu imitieren, übersieht oft die Schwierigkeit, dass Kopien selten besser sind als die Originale. Differenzielles Training Gibt es ein neues Zauberwort in der Vermittlung unseres Sports? Wolfgang Schöllhorn und Matthias Paschke von der Uni Münster beleuchten die Hintergründe einer Methode, die die traditionelle Lehrmeinung revolutioniert Achtung, Trainer: Hundertfache Wiederholungen einer Bewegung bedeuten nicht den schnellsten Weg zum Ziel FOTOS (2): CONNY KURTH

Kinder Differenzielles Training - volleyball.de · Kinder 28 vm 12/2007 Technikvermittlung Traditionell orientieren sich im Volleyball die Trainingskonzepte an den Spitzenteams und

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Kinder

28 vm 12/2007

Technikvermittlung

Traditionell orientieren sich im Volleyball dieTrainingskonzepte an den Spitzenteams undbetonen dabei in erster Linie die Dominanzder Trainingsumfänge. Dabei werden hun -dertfache Wiederholungen der Technikenempfohlen. Gepaart mit viel fältigen Fehler-korrekturen führt dieser Ansatz zu langwie -rigen Aneignungsprozessen, die ein harmo -nisches Spiel erst relativ spät zulassen. Mit zunehmender Perfektion dieser Vorge-hensweise ist ein immer kleiner werdenderFortschritt zu beobachten, der in unverhält-nismäßigem Widerspruch zum Trainings -aufwand steht. Häufig mündet das Trainingsogar in unerklärlicher Stagnation. Viel zu selten wird berücksichtigt, dass erfol-g reiche Konzepte von Spitzenathleten nichtohne weiteres auf Kinder und Jugend licheübertragen werden können.

Wenn Säuglinge immer das Gleichemachen, holen Eltern den Arzt

Vergleichen wir sportartübergreifend innova-tive Systeme mit solchen, die traditionell imSport vorhanden sind, wird ein erheblichesMaß an subjektiver Beurteilung des Trainings-erfolges sichtbar, wofür es ein sehr einpräg-sames Beispiel gibt: Beobachten wir Säug -linge und Kleinkinder, die aus wissenschaft -licher Sicht als lernfähigste Menschen be-trachtet werden, so stellen wir fest, dassbeim Neulernen von Bewegungen eine stän-dige Variation einer Handlung erfolgt. Wür-den wir im klassischen Alltag der Kinder ein-bis zweistündige Wiederholungen derselbenAktivität beobachten, würden die Eltern wohlum ärztlichen Rat bitten. Wird im Spitzensport dagegen eine Auf-schlagtechnik mit hunderten Wiederholun-gen eingeschliffen, denken wir, das sei pro-fessionell. Dabei basiert der Erfolg von Spit-zensportlern vor allem auf ihrer Fähigkeit, individuelle Bedingungen optimal mit den Er-fordernissen der Sportart zu verbinden. DerVersuch, Vorbilder zur eigenen Leistungs -maximierung zu imitieren, übersieht oft dieSchwierigkeit, dass Kopien selten besser sindals die Originale.

Differenzielles Training Gibt es ein neues Zauberwort in der Vermittlung unseres Sports? Wolfgang Schöllhorn und Matthias Paschke von

der Uni Münster beleuchten die Hintergründe einer Methode, die die traditionelle Lehrmeinung revolutioniert

Achtung, Trainer: Hundertfache Wiederholungen einer Bewegung bedeuten nicht denschnellsten Weg zum Ziel FO

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Kinder

29vm 12/2007

Das Problem des Nachahmens von Vorbildernwird durch jüngste Forschungsergebnisse imBereich der Mustererkennung mittels künst -licher neuronaler Netze noch genauer er-kannt. Ein Beispiel: Die Analyse von circa 200Millisekunden der finalen Abwurfbewegungim Speerwurf erlaubt es, selbst über eineZeitspanne von fünf Jahren einen Werfendenmit Weltklasseniveau anhand seiner Bewe-gungsabläufe zu erkennen. Beim gleichenAnalyseverfahren fällt zudem auf, dass inter-national variabler geworfen wird als national.Der Verdacht liegt nahe, dass es eine typischdeutsche Idealtechnik gibt. Offenbar gibt esverschiedene Möglichkeiten, auf Weltklasse-niveau zu werfen.Unterstützt werden diese Ergebnisse durchUntersuchungen, die im Bereich der Alltags -mo torik durchgeführt wurden. So erlaubt esdie Analyse eines Bodenkontakts beim Gehen,eine Person mit einer Genauigkeit von 95 bis100 Prozent zu erkennen. Doch wenn unabhängig von Alter, Geschlechtund Leistungsniveau individuelle Handschrif-ten in Bewegungen zu erkennen sind, werdenübergreifende Idealvorstellungen von Bewe-gungen grundlegend infrage gestellt. Berück-sichtigt man noch die geringe Wahrschein-lichkeit zweier identischer Bewegungswie-derholungen, wird die Idee von Bewegungs-programmen vollends in ihren Grundfestenerschüttert.

Wer das Rauschen in das Training integriert, erreicht eine Steigerung

Betrachten wir bei Bewegungen die Abwei-chungen vom Sollwert nicht als Fehler, son-dern als natürliche Fluktuationen, lassen sichalternative Ansätze für das Training ableiten.Wer die Entwicklung sportlicher Leistung alsFunktion konditioneller, technischer und an-derer Parameter in Verbindung mit Trainings-umfängen und -intensitäten definiert, wirdbei einer Steigerung dieser Komponentennatürlich auch automatisch eine Steigerungder sportlichen Leistung vermuten.

Der klassische Weg des Trainings

Betrachten wir die Abweichungen von einemIdeal als Rauschen, das ebenso eine Einfluss -größe der sportlichen Leistung ist, so kannals Folge des Rauschens eine Steigerung dersportlichen Leistung erwartet werden.

Das differenzielle Lernen

Das differenzielle Lehren als Lernen unterdem Einfluss von Rauschen nimmt sowohldie Punkte der Individualität, als auch der geringen Wahrscheinlichkeit von identischenBewegungswiederholungen auf, um Lern -prozesse zu effektivieren. Beim differen -ziellen Lernen werden gerade diese Differen-zen für den Lernprozess genutzt, indem stän-dig andere Bewegungsaufgaben gestellt wer-den. Dabei wird vom Begriff der Bewegungs-übung Abstand genommen, da das Üben jaschon das Wiederholen impliziert, was je-doch beim differenziellen Lernen in seinerExtremform gezielt vermieden wird.Aktiv erzeugte Differenzen zwischen zweiaufeinander folgenden Bewegungen könnendabei als eine Verstärkung des Rauschensforciert werden. Durch die Verstärkung desRauschens werden Differenzen erzeugt, diezusätzliche Information über den Lösungs-raum liefern. Eine ähnliche Rolle kommt denDifferenzen bei der optischen und akkusti-schen Wahrnehmung zu. Zahlreiche Experimente zum differenziellenLernen zeigen unabhängig von Alter und Leistungsniveau sowohl in der Aneignungs-als auch der Gedächtnisphase deutliche Vor-teile gegenüber traditionellen Trainingsme-thoden. Vom Fußball, Volleyball über Basket-ball, Tennis, Handball bis hin zum Sprung-kraft training und Sprint, Hürdenlauf sowieKugelstoßen in der Leichtathletik zeigen dif-feren ziell trainierte Gruppen im Vergleich zuden traditionell Trainierten in den Aneig-nungsphasen größere Fortschritte in gleicherZeit oder gleiche Fortschritte mit wesentlichweniger Aufwand.

Untersuchungen, bei denen die Werthaltig-keit des Bewegungslernens hinterfragt wird,zeigen bei differenziell trainierten Gruppenein weiteres Phänomen, das bislang nach tra-ditionellen Ansätzen nicht zu beobachtenwar: Nach Beendigung des Trainings nimmtdie Leistung nicht wie gewohnt entlang einere-Funktion ab. Im Gegenteil: Sie steigt sogarbis zu vier Wochen danach noch an. Eine mögliche Erklärung für dieses Phäno-men liefern moderne Theorien, wonach dasGehirn vermutlich durch die ständigen Wech-sel zwischen den Bewegungsaufgaben derartangeregt wird, dass es im Anschluss an dasdifferenzielle Training in internen Schleifenweitertrainiert. Außerdem werden durch dieVielzahl an Bewegungen Assoziationen mitAlltagsbewegungen herstellt, die einen grö -ßeren Trainingsreiz für das Erlernen vonsportlichen Techniken darstellen.

Falsche Techniken auszuführen, kannhelfen, den richtigen Weg zu finden

Die Untersuchungen konzentrieren sich dabeiauf eine einzelne Bewegungsform, deren po-tenzielle Erlernbarkeit durch differenzielleBewegungsaufgaben abgetastet wird. Dabeiwerden sogar mögliche Fehler ausgeführt, jedoch nicht wiederholt oder als solche ge-kennzeichnet. Das Kontrastlernen oder auch Erkundungs-und Orientierungslernen gehört demnach zuden Teilmethoden differenziellen Lernens.Sie sollen korrekte Bewegungen bewusst machen, um ein Kind in den Bereich der rich-tigen Lösung zu bringen. �

Technikvermitlung

Wer bei seinen Kindern das Rauschenforciert, erhält schnellere Lernerfolge

Trainingsparameter

Sportliche Leistung

*weitere Leistungsparameter

Kraf

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*

Trainingsparameter

Sportliche Leistung

*weitere Leistungsparameter

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Kinder

30 vm 12/2007

An dem Experiment nahmen insgesamt 51Schülerinnen und Schüler im Alter von elfund zwölf Jahren aus zwei sechsten Klasseneiner Realschule teil. Aus organisatorischenund stundenplantechnischen Gründen erfolg-te die Einteilung in zwei Trainingsgruppen imKlassenverband. Die klassisch (n=24) unddie differenziell (n=27) trainierenden Grup-pen bestanden im Wesentlichen aus gleicherAnzahl an Mädchen und Jungen. Alle Schülerund Schülerinnen können als absolute Anfän-ger im Bereich Volleyball betrachtet werden. Im Rahmen eines Prätest- und des Posttest-Designs mit ergänzendem Transfer- und Re-tentionstest wurden zwei Techniktrainings-ansätze auf ihre Effektivität bei Anfängern imVolleyball untersucht. Der detaillierte Zeit-plan ist der Tabelle 1 zu entnehmen. Als Leistungskontrolltest wurde für das ObereZuspiel folgender Test ausgewählt: Nachdem

sich die Schüler den Ball selbst angeworfenhatten, mussten sie ihn regelkonform mittelsOberem Zuspiel frontal über eine Schnur in2,10 Meter Höhe auf ein Ziel pritschen. AlsZiel dienten konzentrische Ringe mit 0,25,0,75, 1,25 und 1,75 Meter Durchmesser, dieauf einer quadratischen Holzplatte markiertwaren. Die Holzplatte lag in einer Entfernungvon etwa drei Metern in 1,10 Meter Höhe auffünfteiligen Turnkästen, damit alle Schülerdie Zielringe einsehen konnten. Beim Trans-fertest war der Ball entsprechend in einemWinkel von 90 Grad seitlich über die rechteSchulter, parallel statt senkrecht zur Schul-terachse auf das Ziel zu pritschen. Bei den Prä-, Post- und Retentionstests desUnteren Zuspiels mussten die Probandenfrontal über das Netz angeworfene Bälle aufdie Zielvorrichtung baggern, deren Zielmit-telpunkt sich circa 2,60 Meter vor und 1,90Meter rechts von den Probanden befand. Somit mussten sie den Ball in einem Winkelvon ungefähr 36 Grad nach rechts weiterspie-

Technikvermittlung

Experiment gelungenIn der folgenden Untersuchung wurde erforscht, inwiefern der Ansatz des differenziellen Trainings am Beispiel

der Techniken Pritschen und Baggern auf das Erlernen von zwei Bewegungsformen übertragen werden kann

Woche

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

Prätest

Insgesamt 6 Trainingseinheiten

Ferien

-

-

-

-

-

-

-

Post-Test+ Transfer

-

Retentionstest

Training Tests

Einführung der Grundtechniken: Offenbar müssen Trainer im Kinderbereich umdenken und sich von der klassischen Methode lösen

Abbildung 1: Der Versuchsaufbau – 13 Wochen wurde mit Kindern getestet

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zum Posttest und höchstsignifikant vom Prä-zum Retentionstest. Die erzielten Leistungs-steigerungen bei der traditionell trainieren-den Gruppe liegen statistisch im Zufällig-keitsbereich. Im Transfertest konnte nur diedifferenziell trainierende Gruppe ihre Leis-

tung steigern, die klassisch trainierendeGruppe blieb auf dem Niveau des Prätests. Die Ergebnisse des Unteren Zuspiels zeigeneine hoch signifikante Leistungssteigerungbei der differenziell trainierenden Gruppewährend der Interventionsphase und einenleichten Abfall im Retentionstest. Hingegensind bei der klassisch trainierenden Gruppelediglich zwischen Post- und Retentionstestleichte (statistisch nicht signifikante Leis-tungsänderungen) zu beobachten. Beim Transfertest der differenziell trainieren-den Gruppe wird nicht ganz das Niveau des Retentionstests erzielt, der Wert der klas-sisch trainierenden Gruppe entspricht demAusgangsniveau des Prätests. �

Kinder

31vm 12/2007

len. Die horizontale Entfernung der Proban-den zum Zielmittelpunkt betrug ungefährdrei Meter. Beim Transfertest wurde der Ball nicht fron-tal, sondern von rechts vorn angeworfen undmusste dann spiegelverkehrt nach links ge-baggert werden (in einem Winkel von circa60 Grad). Der Zuwerfer war weder in das Design noch die Intention der Untersuchungeingewiesen und selbst Volleyballer (Landes-liga). Er war ausschließlich beauftragt, alleBälle möglichst konstant über das Netz zuzu-werfen. Aus stundenplantechnischen Gründen wur-den die Tests der beiden Versuchsgruppen fürdas Untere und Obere Zuspiel an unter-schiedlichen Tagen, jedoch in gleichem Ab-stand zueinander durchgeführt.Die Zuspiele wurden entsprechend der Ziel-ringe mit Punkten von fünf bis eins bewertet.Wurde regelwidrig (übertreten, nicht überdie Schnur, etc. ) zugespielt, gab es dafür nullPunkte. Alle Testversuche wurden zur Kon-trolle mittels Videokamera aufgenommen. Sowohl das traditionelle als auch das diffe-renzielle Training wurden vom Versuchsleiterdurchgeführt. Das Training fand während desregulären Sportunterrichts im Rahmen desHauptteils für 30 bis 35 Minuten – nach demallgemeinen Aufwärmen – und vor demSchluss teil statt. Im Unterschied zu den bisherigen Untersuchungen in diesem Feldwurden nicht nur eine, sondern zwei Bewe-gungstechniken eingeführt.Die sechs Trainingseinheiten der traditionell

trainierenden Gruppe wurden mit sukzessiverAnnäherung (geblocktes Vorgehen) und denso genannten Korrekturübungen für die klas-sischen Fehler durchgeführt. Dabei wurde inden ersten beiden Einheiten ausschließlichgepritscht, in der dritten Einheit wurde dasUntere Zuspiel eingeführt und ab der viertenEinheit wurden schließlich beide Technikentrainiert.Die sechs Trainingseinheiten der differenzielltrainierenden Gruppe wurden ohne Wieder-holungen und Fehlerkorrekturen durch Abta-sten eines potenziellen Lösungsraums mitHilfe von vielfältigen und kreativen Bewe-gungsaufgaben durchgeführt. Das Rauschenim Pritschen wurde gemixt mit dem Rau-schen im Baggern – also im Widerspruch zutraditionellen Lernansätzen – wonach dieneuen Techniken nacheinander, relativ eng anIdealen orientiert sowie von ständiger Feh-lerkorrektur begleitet einzuführen sind. Zu-dem sollen neue Techniken nach dem klassi-schen Muster erst erlernt werden, wenn diezuvor eingeführte Technik ein gewisses Maßan Stabilität erlangt hat. Insgesamt wurde darauf geachtet, dass alleProbanden der jeweiligen Trainingsgruppenin etwa gleich viele Ballkontakte während dersechs Trainingseinheiten hatten.

Signifikante Steigerungsraten beim Erlernen des Oberen Zuspiels

Die Ergebnisse in Bezug auf das Pritschenzeigen bei beiden Trainingsgruppen eine Stei-gerung der Zuspielgenauigkeit in Post- undRetentionstest (siehe Abbildung 2). Signifi-kant sind jedoch nur die Steigerungsraten derdifferenziell trainierenden Gruppe vom Prä-

Technikvermittlung

Testergebnisse

Test

17

16

15

14

13

Pre- Post- Ret- Trans-

Erre

icht

e Pu

nkte p=.001

differenziellklassisch

p=.02

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Lernen unter unterschiedlichen Bedingungen: Wer nicht stur wiederholt,

macht schnellere Fortschritte

Abbildung 2: Ergebnisse des Oberen Zuspiels in den Tests der traditionellenund differenziellen Trainingsgruppe

Kinder

32 vm 12/2007

In den Einzelergebnissen bestätigt die diffe-renziell trainierte Gruppe die mindestensgleich guten – meist jedoch stärkeren – Leistungsanstiege im Verlauf der Interven -tionsphase. Inwiefern der ständige Wechselzwischen den beiden Techniken zusätzliche

Variationen und damit zusätzlichen Einflussauf das Erlernen des Oberen und des UnterenZuspiels hatte, bedarf weiterer Forschung. In Bezug auf die Gedächtnisleistung bzw. denRetentionstest konnte lediglich in einer derbeiden Techniken – dem Oberen Zuspiel –analog zu früher durchgeführten Unter-suchungen ein weiterer Leistungsanstiegfestgestellt werden. Inwiefern der leichteLeistungs rückgang beim Baggern in der diffe-renziell trainierten Gruppe durch das Designder Doppelbelastung oder durch methodi-sche Probleme des Zuwerfers bedingt sind,konnte nicht geklärt werden. Der Zuwerfer war zu dem Retentionstest desUnteren Zuspiels konditionell verausgabt er-schienen. Unabhängig von den Bedingungenwährend des Retentionstests zum UnterenZuspiel zeigte die differenziell trainierteGruppe bessere Lern- und Gedächtnisratenals die Gruppe, die nach der klassischen Me-thode geübt hatte. Nehmen wir die signifi-kanten, größeren Steigerungsraten beimOberen Zuspiel in Post- und Retentionstest inVerbindung mit den signifikanten, größerenSteigerungsraten beim Unteren Zuspiel im

Posttest und den absolut größeren Steige-rungsraten bis zum Retentionstest, so zeigtder differenzielle Lernansatz auch beim par-allelen Erlernen von zwei Techniken Vorteilegegenüber dem klassischen Lernansatz. Insgesamt liefert der differenzielle Lernan-satz in Verbindung mit dem theoretischenHintergrund nicht linearer Dynamik undkünstlicher neuronaler Netze deutliche Hin-weise, dass viele traditionelle Annahmen undKonsequenzen wohl auch in der Sportart Volleyball zu überdenken sind. �

Technikvermittlung

Testergebnisse

Test

8

7

6

5

4

Pre- Post- Ret- Trans-

Erre

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p=.004 differenziellklassisch

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LiteraturlisteZu der in diesem Komplex über neun Seiten ausführlichen Thematik des diffe-renziellen Lernens gibt es eine ausführ -liche Literaturliste, die bei den Autorender Beiträge, Wolfgang I. Schöllhornund Matthias Paschke, angefordert wer-den kann. Zu beziehen ist diese Listeüber die folgende E-Mail-Adresse: [email protected]öne Perspektive: Das Training könnte

für Kinder abwechslungsreicher werden

Abbildung 3: Ergebnisse bezüglich des Unteren Zuspiels der beiden Trainings-gruppen klassisch und differenziell

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Kinder

33vm 12/2007

Im ersten und zweiten Teil des umfangrei-chen Beitrags zum Thema differenzielles Training im Volleyball wurden die wissen-schaftstheoretischen und experimentellenGrundlagen, die zu diesem Ansatz geführt haben, erläutert. Zudem haben wir einen Studienversuch zum Erlernen der Grundtech-niken Pritschen und Baggern vorgestellt. Der hier vorliegende Beitrag bietet nun alsPraxisbezug einen exemplarischen Pool anvolleyballbezogenen Bewegungsaufgaben an,die das erläuterte Rauschen im Sinne einesdifferenziellen Bewegungslernens beispiel-haft darstellen. Durch die Konfrontation derLernenden mit ständig neuen Bewegungs -aufgaben ist beabsichtigt, Kinder zum einenauf das Phänomen der Nichtwiederholbarkeitvon Bewegungen vorzubereiten. Zum ande-ren lernen sie, aus dem Aufgabenspektrum –bewusst oder unbewusst – die für ihren Körper adäquate Information individuell zunutzen, um so zu einem situativ individuellenOptimum zu gelangen. Dabei beziehen sichdie Autoren stets auf eine Vielzahl vorhan -dener Artikel zu diesem Thema, die im Litera-turangebot (siehe nebenstehende Seite) auf-gelistet sind.

In der nebenstehenden Abbildung wird dasPrinzip des differenziellen Trainings schema-tisch veranschaulicht. Statt im Sinne einermethodischen Reihe verschiedene Übungen(A bis D), die immer mehr der Zielbe wegungähneln, erst mehrere Male zu wiederholen,bevor zur nächsten übergegangen wird (sie-he Abbildung 1 oben), werden diese Übun-gen beim differenziellen Training auch in ver-schiedenen Reihenfolgen (siehe Abbildung 1unten) ausgeführt. Beim traditionellen Verständnis ergibt sichdie Variation aus den Unterschieden zwischenden vier Übungen A bis D. Hierbei wird in derRegel erst zur nächsten Übung fortgeschrit-ten, wenn die aktuelle Aufgabe weitest -gehend beherrscht wird. Das hat zur Folge,dass nur am Anfang eines neuen Übungs-blocks eine Variation vorliegt und auch nurdann eine nennenswerte Anpassung erfor-derlich ist. Das kritische Verständnis bein -haltet zusätzlich noch Variationen in den Ebenen Reihenfolge (I), Häufigkeit (II) undReihenfolge und Häufigkeit (III). Während sodie gesamte Variationsbreite aller Übungen (A bis D) die gleiche bleibt wie beim traditio-nellen Verständnis, sind Anzahl und �

Technikvermittlung

Entdecke die MöglichkeitenWolfgang Schöllhorn und Matthias Paschke zeigen im dritten Teil ihres Beitrags die vielfältigen Chancen

auf, wie die Methode des differenziellen Trainings in der täglichen Arbeit mit Kindern umgesetzt werden kann

Abbildung 4: Der unterschiedliche Einsatz von Variationen beim traditionellen sowie beim differenziellen Lernen

A AAAAA AAAA

B

C

D

a) traditionelles (naives) Verständnis von Variationen

b) Varianten, die beim differenziellenLernen Anwendung finden

Zeit

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Zeit

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Kinder

34 vm 12/2007

Ausmaß der notwendigen Anpassungen je-doch deutlich größer. Die verschiedenen Bewegungsaufgaben beimdifferenziellen Training beinhalten sowohldas Ausführen von möglichen Zielbewe -gungen unter Hinzunahme des Rauschens,als auch die Ausführung von so genanntenBewegungsfehlern in sämtlichen Kombina -tionen. Systematische Anhaltspunkte zu einer ziel -gerichteten Vorgehensweise wären: � das Variieren von Anfangs- bzw.

Endbedingungen einer Bewegung, � das Ändern der Merkmalsumfänge � das Wechseln der Bewegungsverläufe

in Dynamik und Rhythmus Dabei sollten diese drei Änderungsmöglich-keiten auf die Gelenkwinkel, die Gelenkwin-kelgeschwindigkeit und die Gelenkbeschleu-nigung aller größeren Gelenke angewandtwerden. Zusätzlich könnten zu Differenzierungen vonBewegungen noch einzelne Körperteile vonder Bewegung ausgeschlossen oder innereBedingungen wie muskuläre Ermüdungs -zustände oder psychische Erregung verän-dert werden.

Auch die Lenkung der Aufmerksamkeit aufeinzelne Aspekte der Bewegung stellt einesinnvolle Variationsmöglichkeit im Sinne vonzusätzlichem Rauschen auf kognitiver undneuromuskulärer Ebene dar.Ohne die jeweils anderen Bereiche vollstän-dig auszuschließen, sollten am Anfang desLernprozesses primär die Bewegungsgeo -metrie (Winkel), bei Fortgeschrittenen danneher die Winkelgeschwindigkeiten und beiKönnern dann schließlich hauptsächlich dieBeschleunigung und der Rhythmus variiertwerden.

Bewegungsaufgaben könnenin unendlicher Zahl variiert werden

Bei einem längeren Trainingsprozess mit einem gewissen Umfang an Variationen istauch auf einer höheren Ebene die Variationzu variieren. Dabei geht es darum, das System sensibel gegenüber den unterschied-lichen Graden an alternativen Übungsmög-lichkeiten zu halten. Hierbei stellt dann für ei-ne gewisse Zeit auch die mehrmaligeWieder holung der gleichen Bewegung eineForm des differenziellen Trainings dar. Wer den gesamten menschlichen Körper be-trachtet und dazu sämtliche verschiedeneKörperstellungen zusätzlich in der zeitlichenAbfolge (vor, während und nach einer Ball-

Technikvermittlung

Unzählige MöglichkeitenDie folgende Rechnung verdeutlicht, wiegroß die Anzahl an Variationsmöglich -keiten bei Bewegungsausführungen ist:Beschränken wir den menschlichen Kör-per auf ein 14-Segment-Modell – dasheißt 14 Gelenke – und spielen alle Kom-binationen von Änderung bzw. Nicht -änderung der einzelnen Gelenke durch, sogibt es bereits 214 Möglichkeiten. Wenn jedes Gelenk nun zusätzlich noch in Winkel, Winkelgeschwindigkeit, Win-kelbeschleunigung oder Rhythmus geän-dert wird, gibt es (214)4=256 (also mehr als 72 Billionen) Möglichkeiten. Wenn einMensch für jede Ausführung eine Sekun-de benötigt, bräuchte er für alle Variantenmehr als 2,2 Milliarden Jahre (zum Ver-gleich: der Planet Erde ist 4,6 MilliardenJahre alt). In diesem Beitrag geht es lediglich um Änderungen der AspekteWinkel, Winkelgeschwindigkeit, Winkel-beschleunigung und Rhythmus. DassWinkel in verschiedene Grade eingeteiltwerden können, wurde der Einfachheithalber nicht berücksichtigt.

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Neugier wecken: Fordern Sie die Kinderin Ihrem Training immer wieder auf, unbekannte Dinge auszuprobieren

Kinder

35vm 12/2007

berührung) nimmt, zudem noch die Möglich-keit hinzuzieht, dass Dauer und Rhythmusvon Übungen variiert werden und schließlichauch noch die unterschiedlichen Trainings-materialien einrechnet, die zum Einsatz kom-men, erkennt sehr schnell, dass die Anzahl anunterschiedlichen Bewegungsaufgaben nahe-zu unbegrenzt ist. Eine Auswahl leicht anzuwendender Varia-tionsmöglichkeiten im Rahmen eines diffe-renziellen Volleyballtrainings ist in der Tabel-le aufgeführt, die Sie zum Abschluss dieses Beitrags auf Seite 36 finden.Unterschiedliche Bewegungsaufgaben kön-nen auf verschiedene Weisen provoziert wer-den. Exemplarisch werden zwei Varianten de-taillierter erläutert:Bei einer Variante wird dem Spieler nachein-ander eine gewisse Anzahl an Bällen zuge-worfen bzw. zugespielt (wenn kein Helfer zurHand ist, kann sich der Spieler die Bälle auchselbst anwerfen). In der Folge muss derÜbende jedes Mal eine neue Bewegungsauf-gabe erfüllen. � Beispiel 1: Beim Aufschlag werden

verschiedene Ausgangsstellungen derFüße und der Beine mit verschiedenenAusgangsstellungen der Arme bzw. derHände (inklusive unterschiedlicher Anwurfvariationen) kombiniert. Zudemwird auf verschiedene Ziele (z.B. an der

Wand) aufgeschlagen. Auch wenn hierbeikein einziger lehrbuchmäßiger Aufschlagdurchgeführt wird, sind insbesondere Anfänger häufig bereits unmittelbar imAnschluss an diese Bewegungsausfüh -rungen in der Lage, einen effektiverenAufschlag durchzuführen als davor.

� Beim Pritschen (allein oder zu zweit) wirdder Ball absichtlich in verschiedenen Rotationsarten und aus verschiedenenAusgangs- und Endstellungen (vergleicheVariationsmöglichkeiten der Füße, Beine,Arme und Hände in der Tabelle) herausgespielt. Bei diesem Training kann oft beobachtet werden, dass Spieler, die vordiesen Bewegungsausführungen keinenBall ohne Rotation pritschen konnten,dies spontan bewältigen, nachdem sieden Ball ein paar mal bewusst in verschie-denen Rotationsarten spielen mussten.

Trainer werden im Kinderbereich in Zukunft ganz anders gefordert

Eine andere Möglichkeit des differenziellen Trainings im Volleyball ist es, die Spieler über Bewegungsaufgaben oder Spielformen quasidazu zu zwingen, den Ball in den unterschied-lichsten Variationen zu spielen, ohne dass jede einzelne Bewegung explizit vorgegebenwerden muss.

Bei der Gestaltung eines solchen differen -ziellen Trainings bietet sich die Verwendungverschiedener Ebenen als Strukturierungs -kriterium an. Die Ebenen, auf denen bei den unten aufge-führten Bewegungsaufgaben variiert wurde,sehen wie folgt aus:� Ebene 1:

Einsatz verschiedener Körperteile, � Ebene 2:

Variation der Ball-Kontaktzeiten durch:a: Einsatz verschiedener Bälle (vom Fangen zum Volleyspiel)b: Häufigkeit und Flugbahngestaltung(weit, hoch, flach, kurz…)

� Ebene 3:Variation von Ausgangs- und Endstellung

� Ebene 4:Variation der Ziele, auf die gespielt wird.

In der kommenden Ausgabe (vm 1/2008)werden zum Thema differenzielles Trainingexemplarische Möglichkeiten aufgezeigt, umdie Idee transparenter zu illustrieren undTrainer mit Hilfe des Praxisbezugs zu entspre-chender Kreativität bei der Gestaltung ihrerÜbungseinheiten anzuregen. �

Technikvermittlung

Kinder wollen gefordert werden – Trainer haben die Aufgabe, das richtige Spannungsfeld zu gestalten

Kinder

36 vm 12/2007

Technikvermittlung

Betrachtetes Körpersegment/Trainingsmaterial/Bewegungsmerkmal

Variationsmöglichkeiten(jeweils vor, bei und/oder nach der Ballberührung)

Rumpf und Schultern

– nach vorn/hinten/rechts/links beugen– steif (Besenstiel verschluckt)– weich (Pudding)

– Schultern hängen lassen (nach hin-ten/vorn, nur eine Schulter)

– eine/beide Schulter(n) hochziehen

Arme– einarmig– hoch/runter, vor/zurück,

rechts/links halten

– durchstrecken/beugen– steif machen/locker lassen

Finger, Hände und Handgelenk

– nach vorn gebeugt/abgeknickt– nach hinten überstreckt– steif/fest– locker/nachgebend

(Pudding-Handgelenk)

– einhändig– (einzelne) Finger (ab)spreizen

(große Hand)– Finger zusammen (kleine Hand)– Faust machen

Kopf– im Nacken – auf der Brust – mach rechts geneigt

– nach links geneigt– Kopfschütteln/nicken– ein/beide Auge(n) geschlossen

Dauer und Rhythmus des Bewegungsverlaufs/

Bewegungsbeschleunigung

– eigener Anwurf/Fremdanwurf (beidarmig, einarmig)

– verschieden hoher/schneller Anwurf – Rhythmusvorgabe (Takt des Stemm-

schritts unterschiedlich schnell/unterschiedlich betont vorgeben)

– Treffpunkt des Balls verändern(früher/später bzw. höher/tiefer, z.B.:

Pritschen im Fallen oder Schlagen vor/nach Umkehrpunkt des Sprungs/Balls

– Beschleunigung bewusst positiv/negativ verändern

– Ball auf verschiedene Ziele/in verschiedenen Höhen spielen

– nachahmen typischer Fehler (s.u.)– verschiedene Trainingsmaterialen (s.u.)

Nachahmen typischer Fehler

– Hände nacheinander einsetzen (Doppelberührung beim Pritschen)

– Ball mit verschiedenen Rotationen (vorwärts rückwärts/seitwärts) spielen(Pritschen, Baggern, Schlagen, Legen)

– Ellbogen gebeugt beim Baggern– kein Beineinsatz beim Baggern– Körperstreckung zur

falschen Zeit (zu früh zu spät)

– krummer Arm beim Angriffsschlag– falscher Rhythmus beim

Stemmschritt (lang-kurz-lang)– Seitenverkehrter Stemmschritt

(z.B. rechts-links für Rechtshänder)– Beim Stemmschritt weit nach

vorn fliegen oder bewusst nach hin-ten/rechts/links springen

– unterm Netz her/ins Netz aufschlagen

Trainingsmaterial

– unterschiedliche Bälle (Größe, Gewicht, Oberfläche, Flugeigenschaft)

– unterschiedlicher Untergrund (Weichboden, Turnmatte, Kasten, Bank, Rollbrett etc.)

– Netzhöhe variieren – Netz abdecken (Sicht verändern)– Lichtverhältnisse verändern

(mit Scheinwerfern blenden,Sonnenbrille auf, Licht aus etc.)

Füße– auf Zehenspitzen– auf den Fersen

– auf den inneren/äußeren Fußkanten– nur einen Fuß einbeziehen

Beine

– einbeinig– Schrittstellung (verschieden weit)– breitbeinig/geschlossene Beine– überkreuzte Beine– hockend/kniend/liegend/sitzend– durchgedrückte (starre) Knie– in den Knien nachgeben (Puddingknie)

– Knie strecken– ein Bein anwinkeln/abspreizen

(nach hinten, vorne, rechts, links)– gehend/laufend/rennend– springen (einbeinig/beidbeinig)

nach vorn, hinten, rechts, links, mit und ohne Anlauf

Kinder

22 vm 1/2008

Technikvermittlung

Um die vielfältigen Möglichkeiten auszu-schöpfen, die sich aus der Theorie des Diffe-renziellen Trainings ableiten (siehe vm12/07, Seiten 28 bis 36) ist die Kreativität eines Trainers gefragt. Um Sie bei Ihrer Ar-beit zu unterstützen, werden an dieser Stelleeinige Möglichkeiten vorgestellt, die teilweiseVariationen innerhalb einer einzigen Ebenebeinhalten, teilweise aber auch mehrere Ebe-nen miteinander kombinieren. Die hier und in einigen Übungen erwähnten Ebenen sind imBasisbeitrag auf der Seite 35 aufgeführt.Die Bewegungsaufgaben, die bei den hiervorgestellten Übungen gefordert werden, ha-ben sich im Verlauf der Pilotstudien bei zehn-bis zwölfjährigen Schulkindern (5. bis 7. Klasse) bewährt, die noch keinerlei Erfahrun-gen in der Sportart Volleyball vorweisenkonnten. Alle Beispiele, die in diesem Beitragaufgeführt werden, waren Bestandteil desÜbungspensums der differenziell trainieren-

den Trainingsgruppe in jener Studie, die vor-gestellt worden ist.Explizit ist jedoch festzuhalten, dass Differen-zielles Lernen nicht nur bei der Vermittlungvon Volleyball und anderen Sportarten eineäußerst effektive Methode ist. Alle Studien,die in diesem Feld durchgeführt worden sind,belegen, dass Differenzielles Lernen bei zu-nehmendem Können sogar an Effizienz zu-nimmt. Deshalb ist es gerade auch im Profi-bereich ratsam, eine große Vielzahl an Bewe-gungsaufgaben zu schaffen und nicht derVersuchung nachzugeben, seine Athleten sturzu drillen. Die vorgestellten Bewegungsaufgaben erhe-ben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Siesind auch kein Patentrezept, das auf jedenSpieler in jeder Situation passt. Im Gegen-teil: Würden ausschließlich die vorgestelltenAufgaben geübt, käme das dem klassischenEinschleifen gleich. �

Kreativität fördernDie Theorie des Differenziellen Lernens wurde in der letzten Ausgabe ausführlich vorgestellt. Nun soll sie

mit Hilfe von Übungen mit Leben gefüllt werden, die Matthias Paschke und Wolfgang Schöllhorn vorstellen

Übung 1: Sich mit dem Spielgerät Volleyball vertraut machen

Je ein Ball pro Spieler wird mitverschiedenen Körperteilenvolley gespielt

Variation auf Ebene 1 und 4Den Ball mit dem ganzen Körper ohne Vorgabe volleyspielen

Alternativ:Den Ball mit dem ganzen Körper volley spielen, ohne dieBeine und Füße zu benutzen

Übung 2: Sich mit dem Volleyball vertraut machen und dabei Zusatzaufgaben lösen

Den Ball nur beidarmig bzw.beidhändig spielen und dabeieine Zusatzaufgabe bezüglichder Ausgangsstellung erfüllen(hüpfend, einbeinig stehend,kniend, hockend, sitzend, liegend usw.)

Alternativ:Den Ball nur einarmig bzw. einhändig spielen. Oder denBall nur beidarmig bzw. beidhändig spielen und dabei

eine Zusatzaufgabe bezüglich der Arm- und der Handhaltung erfüllen: (Ellbogen gebeugt oder gestreckt, zwischen Ballkontaktenklatschen, einen Arm strecken,Hände falten, eine Faust machenusw.). Den Ball nur beidarmig bzw.beidhändig abwechselnd überKopfhöhe und unter der Schulter-höhe spielen. Mit einem Boden-kontakt spielen. Oder den Ball mitzwei gleichzeitigen Berührungs -punkten am Körper spielen

Kinder

23vm 1/2008

Technikvermittlung

Übung 3: Zwei Spieler, werfen, fangen und spielen miteinander volley

Bei dieser Übung werden verschiedene Bälle genutzt:Paarweise spielen die Schülermit mehreren Bällen. Die Spieler spielen einen Volleyball im Oberen Zuspielüber das Netz. Wechselweisewird ein Basketball beidhändigunter dem Netz durch geprellt.

Übung 4: Miteinander werfen, fangen und volley spielen in der Gruppe

Vier bis acht Schüler stehen ineinem Kreis und haben zwei bis drei unterschiedlicheBälle. Mindestens jeder zweiteSpieler hat keinen Ball. Alle Bälle werden auf Kommandogleichzeitig beidhändig überKopfhöhe einer anderen Person zugeworfen.

Varianten:� Bälle im Oberen Zuspiel

spielen, beidhändig fangen

� Die Spieler laufen durch -einander, statt im Kreis zustehen. Wichtig: Immer dieReihenfolge beibehalten

� Spieler baggern abwechselnd(in beliebiger Reihenfolge)einen Volleyball hoch undlassen ihn dann ein bis zweimal aufticken. Gleichzeitigwerfen sie sich zwei bis dreiandere Bälle (z.B. Basketballund Medizinball) beidhändigund ohne Bodenkontakt zu

Übung 5: Spielformen eins mit eins

Den Volleyball in verschiedenenHöhen und Geschwindigkeitensowie mit unterschiedlichen Kontaktzeiten spielen. Die Spieler spielen sich die Bälle inverschiedenen Höhen und Geschwindigkeiten zu. Hier: Spielen unter dem Netz

Alternativ:Den Ball unter dem Netz mit Armen und Händen spielen.

Wie, ist egal, wichtig ist nur,dass volley gespielt wird, ohneden Ball zu fangen. ZusätzlicheMöglichkeiten zur Variation bestehen darin, mit oder ohneBodenkontakt (beides im Wechsel) zu spielen. Als Erweiterung kann der Ball spätermit oder ohne Bagger-Zwischen -spiel über das Netz gespielt werden. Wichtig auch hier: die Komponente volley spielen

Übung 6: Fortlaufend volley spielen mit verschiedenen Zusatzaufgaben

Je ein Schüler hat einen Ballund spielt den Ball wie ein ……Buckliger (z.B.: der

Glöckner von Notre-Dame)…Mensch, der einen Besen-

stiel verschluckt hat (steif),…Hampelmann (zwischen

den Ballkontakten hüpfen)…Flummi (ständig einbeinig

oder beidbeinig hüpfend)…Magnet (nur im Unteren

Zuspiel: Den Ball ansaugenoder auch beruhigen)

Weitere Varianten: Spielen wie einWackelpudding (möglichst wenigKörperspannung) oder ein Elefant(stampfend, schwerfällig). JederSchüler macht solange eine Figur,bis der Ball auf den Boden fällt.Oder es wird eine Aufgabe von einem Schüler gestellt, die die anderen nachmachen. In einerweiteren Variante wird der Ball immer an der selben Stelle hoch-gespielt und die Haltung des Kör-pers bei jedem Kontakt verändert

Kinder Technikvermittlung

Übung 7: Ballannahme aus der Rolle vorwärts

Noch anspruchsvoller – unddamit für die Kinder reizvoller– wird es, wenn die folgendeAufgabe gestellt wird: Der Spieler rollt vorwärts überdie Matte und spielt den vonseinem Partner angeworfenenBall im Aufstehen oder direktdanach zu seinem Partnerzurück

Übung 8: Von der Matte volley ins Hütchen spielen

Vier Spieler benötigen zweiBälle. Spieler A kniet auf demlangen Rand einer Turnmatteund versucht, die von rechtsund links angeworfenen Bällevolley zu D zu spielen. D stehtim Umkreis von vier bis sechsMetern von A entfernt, ändertvor jedem Wurf seine Positionund versucht, den Ball mit maximal einem Ausfallschrittin einem umgekehrten Hüt-chen über dem Kopf zu fangen

Übung 9: Kinder fordern – mit Reaktionsaufgaben

Spieler A wirft den Ball überdas Netz. Spieler B befindetsich in seiner Ausgangs -stellung, bewegt sich zum anfliegenden Ball und spielt ihn sich kurz hoch, bevor er ihnüber Kopfhöhe fängt. Danach wirft Spieler B den Ball über das Netz zurück zuSpieler A, der ihn auf die gleiche Art hochspielt und fängt

Alternativ:Der Ball kann einarmig, beidarmig, von oben, von unten,direkt, indirekt, langsam, schnell,mit oder ohne Rotation, hochoder flach zugeworfen werden. Die Ausgangsstellungkann mit hoher oder tiefer Handhaltung erfolgen, ebenso natürlich liegend, kniend, sitzend.Der Aufgabenvielfalt sind auchhier keine Grenzen gesetzt

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