Upload
others
View
1
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Kirchenführungen mit KindernT i p p s u n d A n r e g u n g e n
Seite 01
Seite 02
Seite 04
Seite 04
Seite 06
Seite 07
Seite 08
Seite 09
Seite 12
Seite 13
Seite 13
Inhalt
Einleitung
1. Vorbereitung
2. Die Praxis – der Besuch
Ankommen an der Kirche
Eintritt in den Kirchenraum
Einstieg
Inhaltliche Themen
Vertiefung
Abschluss
3. Literaturtipps
4. Anlaufstellen Kirchenpädagogik
1
Der Hamburger Rahmenplan für die Grundschule sieht seit einem Jahr für das Schulfach Religion als verbindliches Thema „Heilige Räume – Orte gelebter Religion“ vor. Der Besuch einer christlichen Kirche und einer Moschee ist für die 4. Klassen der Grundschule in diesem Zusammenhang obligatorisch vorgeschrieben. Mit der verplichtenden Verankerung im Rahmenplan bekommen die schuli-schen Kirchenbesuche und Führungen, die in vielen Gemeinden bereits jetzt eine gut eingespielte Übung mit der benachbarten Grundschule sind, eine ofizielle Anerkennung und Grundlage. Im Zuge der neuen Regelung ist auch für die Gemeinden, die bisher nur sporadisch oder keinen Kontakt zu einer Schule hatten, die Wahrscheinlichkeit größer, mit der Schule in der Nachbarschaft längerfristig verbindlich zusammenzuarbeiten.Die Kooperation ist für jede Gemeinde mit einer Portion Mehrarbeit verbunden.Zugleich beinhaltet sie die große Chance, den Kirchenraum und die Ge-meinde in den Stadtteil hinein zu öffnen. Neue Kontakte können entstehen. Menschen können auf die kirchliche Arbeit aufmerksam gemacht und zu gemeindlichen Angeboten eingeladen werden. Zugleich sei darauf hingewiesen, dass das in diesem Zusammenhang Erarbeitete auch in anderen Bereichen ( z.B. Konfer) eingesetzt werden kann.
Die Arbeitshilfe möchte den in der Kirchenführung Engagierten einen bunten Strauß an Anregungen bieten. Bewährtes und Erprobtes kann Sie in Ihrer Arbeit unterstützen.
Weit geöffnete Kirchentüren und gutes Gelingen wünscht
Christian Butt
K i r c h e n f ü h r u n g e n m i t K i n d e r nT i p p s u n d A n r e g u n g e n
2
1. Vorbereitung
Kirche
Mit ein wenig Planung und Vorbereitung kann man bei den besuchenden Klassen den Eindruck verstärken, dass sie in der Kirche willkommen sind. Das trägt sicherlich zum Gelingen des Besuches bei.
Folgende Fragen können helfen:
Ist für den Aufenthalt der Klasse ausreichend Zeit eingeplant (ca. 90 – 120 min)? Das betrifft sowohl Kirchraum als auch führende Person.Findet keine weitere Veranstaltung, die stört, in der Kirche parallel statt?Schenkt der/die Führende seine Aufmerksamkeit allein der Besuchsgruppe? (Er/Sie muss nicht zwischendurch noch „dringende“ Termine erledigen!)Ist der Kirchenraum „besuchsfertig“ aufgeräumt? Brennen die Kerzen?Sind die Blumen frisch?Ist die Reinigung der Kirche für die nächste Veranstaltung bedacht?Schulklassen hinterlassen – vor allem im Winter – durchaus Spuren.Ist ein kurzes Glockengeläut zur Begrüßung möglich und sinnvoll?Das Glockengeläut bei Ankunft der Klasse unterstreicht, dass der Besuch der Klasse für die Gemeinde wichtig ist. Es signalisiert ein „Herzlich Willkommen“. Zugleich bieten die Glocken einen guten Einstieg in die Führung (siehe dort).
Vorbereitungsbesuch – Vorbereitungsgespräch
Es ist eine Überlegung wert, ob man sich die Zeit nimmt, vor dem Besuch der Klassen in der Kirche, seinerseits die Klassen in der Schule zu besu-chen. Das ist eine gute Vorbereitung für die Klassen. Fragen können in Ruhe und unabgelenkt geklärt werden. Zugleich ermöglicht der Besuch ein Kennenlernen der Klasse. Ein erster Kontakt kann hergestellt werden und ein Überblick über die Klas-sensituation gewonnen.
3
Ist ein Besuch zeitlich nicht möglich, ist ein Telefonat mit der Lehrerin/ dem Lehrer hilfreich.
Geklärt sollte werden:
Wie setzt sich die Besuchsklasse zusammen (Klassengröße/ Auffälligkeiten/ Handicaps/ Religionszugehörigkeit)?Welches Wissen ist vorhanden? Interessen? Schwerpunkte? Gibt es Verabredungen? Sind Disziplinprobleme zu erwarten? Wie wird damit umgegangen? Rolle der Lehrerin/ des Lehrers während der Führung? Weitere Begleitpersonen? Eigene Ziele
Zu einer gelungenen Führung trägt bei, wenn die eigenen Wünsche und (heimlichen) Ziele klar sind.
Fragen können sein:
Was möchte ich mit den SchülerInnen in der Kirchenführung erreichen? Erwarte ich z.B., „junge ChristenInnen“ für die Gemeinde zu rekrutieren (und ist das ein realistisches und angemessenes Ziel?)Was erwarte ich von der Klasse, z.B. in puncto Vorwissen, Disziplin, Aufmerksamkeit etc.?Gibt es Besonderheiten der Kirche/Gemeinde, die ich gerne zeige?Was will ich nicht zeigen und was soll keinen Inhalt bilden?Welche Einladungen und Angebote möchte ich der Klasse machen?Habe ich Ideen zu weiteren, evtl. gemeinsam gestalteten, Veranstaltungen im schulischen Rahmen (Ostern, Weihnachten, Schulabschluss)?
4
2. Die Praxis – der Besuch
Vorbemerkung
Bei dem Besuch der Klasse handelt es sich um eine schulische Veranstal-tung. Eine multikulturelle und multireligiöse Klasse kommt in den „außer-schulischen Lernort“ Kirche. Es handelt sich weder um einen gemeinsamen Gottesdienst, noch um den Besuch einer Kirchengruppe. Das bedeutet: Gemeinsame Gebete, Segenshandlungen etc. sind weder der Besuchsgruppe, noch dem Anlass angemessen!Von den im Folgenden vorgestellten Modulen sollte man sich, je nach Zeit, jeweils für 1-2 Einheiten entscheiden.Es gilt dabei:Lassen Sie sich und den SchülerInnen Zeit und seien Sie offen für Gesprä-che mit den SchülerInnen!!! Der gemeinsame Austausch ist oft die wertvolls-te Erfahrung und gibt den SchülerInnen die stärksten Impulse für die persön-liche Entwicklung.Im Zweifel gilt die goldene Regel: WENIGER IST MEHR!!!
Ankommen an der Kirche
Die Phase des Ankommens ist von besonderer Bedeutung für den Kirchen-besuch der SchülerInnen. Versiert im Umgang mit vielfältigen Eindrücken, schnellen Bildern und multimedialen Effekten ist es für die SchülerInnen hilfreich, in einem Schritt der „Entschleunigung“ für die Begegnung mit dem religiösen Raum und seinen Themen vorbereitet zu werden.
Ein Besuch der Kirche muss nicht zwangsläuig in der Kirche beginnen.Das gesamte Außengelände oder das Äußere der Kirche kann als Aus-gangspunkt dienen.(Dieser Punkt kann natürlich auch den aufgelockerten Abschluss eines Besuches bilden.)
5
Module
Außenumrundung der Kirche mit Fragen
Was ist von außen typisch für eine Kirche?Weitere Themen:
Turm/ Uhr/ Glocken/ Hahn/ Fenster/ Mosaiken
Größenverhältnisse: Schafft es die Klasse, die Kirche an den Händen gefasst, „einzukesseln“?
Glocken – Hörschätzaufgabe: Wie viele Glocken läuten?
Spuren entdecken
Gibt es Hinweise auf das Alter der Kirche?
Ehrenmal/ Denkmäler/ Grabsteine Was sagen diese über die Geschichte der Kirche und des Stadtteils?
Zur Vertiefung: Frottage (Abrieb) mit Papier bestimmte Sym-bole/ Schriften etc. herausarbeiten.
Zeitaufwand
ca. 20-30 min
ca. 10 min
ca. 5 min
ca. 20-30 min
6
Gibt es Hinweise auf Namensgeber: Figuren/ Bilder/ Symbole?
Gemeinde/ Gebäude Was gehört zu einer Gemeinde? Aufsuchen von Pastorat/ Küsterei/ Gemeindehaus.
Abzeichnen ca. 20-30 min
ca. 20-30 min
Eintritt in den Kirchenraum
Kirchenvorraum
Im Kirchenvorraum besteht die Möglichkeit, anders als vor der Kirche, mit den SchülerInnen klare Absprachen zu treffen. Ablegen und Deponieren von Rucksäcken, Proviant etc. der SchülerInnen Kurze Vorstellung des/r Führenden Überblick über das Besuchprogramms. Was erwartet die SchülerInnen?Verabredungen zum SchülerInnenverhalten (Lautstärke, Herumlaufen, Berühren von (Kunst-)Gegenständen,etc.).Klären erster Fragen: Z.B. Warum tragen die Männer keine Mützen/ Hüte in der Kirche? Und warum dürfen die Frauen das? (Vgl. 1. Kor 11,4f) – Evtl. Wie wird das in anderen Religionen gehandhabt?Eindeutige Ansagen und ausreichend Zeit (ca. 5 min) helfen den SchülerInnen, sich auf die ungewohnte Situation einzustellen!
7
Stiller Einzug/ Prozession,anschließendes Gespräch: Wie „fühlt“ sich die Kirche an? Einzug mit Gesang. Im Vorraum wird dazu ein einfaches Lied (Taize?) gelernt.
Kerzeneinzug (Vigilkerzen/ Teelichter in Gläsern). Freies, schweigendes Umhergehen.
Umhergehen, dabei die Stimme „klingen“ lassen.
Einen Lieblingsplatz suchen, anschließendes Gespräch: Wie hört sich die Stimme an? Warum magst du den Platz?
ca. 5 min
ca. 5 min
ca. 5 min
ca. 10 min
Einstieg
Kirchraum
Die erste Begegnung der SchülerInnen mit dem Kirchraum ermöglicht, dass sie die Besonderheit des Raumes erfahren. Dazu eignen sich sehr:
8
Materialrundgang
In einem ersten Erkundungsgang können die Materialien des Kirchen-baus thematisiert werden. Welche Besonderheiten entdecken die Schü-lerInnen und welche Rückschlüsse ziehen sie daraus? Gemeinsam kann man sie betrachten oder auch anfassen.Also: Steine (Backsteine, Feldsteine, Beton…).Andere Baumaterialien (Holz…).Farben (Nicht nur die Paramente…).Fenster (Darstellungen, Farben, Formen, Lichteinfall, Himmelsrich-tung…).
Variante: Laminierte Fotos mit Detail-aufnahmen werden an die Schülerin-nen verteilt. Aufgabe: Sucht das auf dem Foto dargestellte Detail.
Maße im Raum
Frage nach Höhe/ Länge/ Breite/ Hilfsmittel: ausgelegtes Seil, das mit Zollstock durch SchülerInnen nachgemessen wird – für die Höhe: Gasballon (aufwendig!).
Formen im Raum
Besondere Formen der Kirche (Zelt/Schiff/Oktogon) – z.B. mit Papier nachfalten.
ca. 10-15 min
ca. 10-15 min
ca. 10 min
ca. 15 min
Inhaltliche Themen
9
Altar
Abendmahlsgeräte zeigen.Hörübungen/ Akustik – können die SchülerInnen das Flüstern vom Altar in der letzten Bank hören?
Kanzel
SchülerIn liest Text aus der Bibel. Klasse muss erraten, worum es geht. (Lk 2) SchülerInnen schreiben „Elfchen“ zum Thema Kirche und lesen diese von der Kanzel vor.Für mutige Schüler: Wer erzählt frei eine Jesusgeschichte von der Kanzel?
Taufe
SchülerInnen können von eigenen/ besuchten Taufen erzählen.Symbole/ Darstellungen thematisie-ren (Taube/Fisch/AO)Taufe mit (getauften!) SchülerInnen nachstellen.
ca. 10 minca. 5 min
ca. 5 min
ca. 15-20 min
ca. 10 min
ca. 5-10 min
ca. 5 min
ca. 5 min
Vertiefung
Die kirchlichen Einrichtungsgegenstände sind sicherlich von besonderem Interesse. Nach persönlicher Neigung wird man unterschiedlich vorgehen. Ein wichtiger Hinweis ist, dass man nicht kleine Vorlesungen zu den einzel-nen Stationen hält, sondern versucht, die SchülerInnen mit einzubeziehen und ihnen eigene, altersgerechte Zugänge ermöglicht
10
Herstellen von eigenen Oster-/Tauf-kerzen (Material: Kerzen/ Wachsplat-ten/ ggf. Scheren)
Kreuz/ Kreuzigungsgruppe
Ist von starkem Interesse. Hier Informationen (bibl. Erzählung) zu geben und gleichzeitig in ein offenes Gespräch zu gehen ist die Kunst. Kreuzigungsgruppe mit SchülerIn-nen nachstellenEl Salvador Kreuz – Vergleich – Kreuzkopien: SchülerInnen entwer-fen/malen „ihr Kreuz“
Kunstgeschichtlicher Zugang
z.B. Vergleich zu historischen Kir-chen. (Laminierte) Fotos mit Details aus der Romanik/ Gotik etc. werden gezeigt. Gespräch: Welche Unterschiede fallen zu der besuchten Kirche auf?
Architektonischer Zugang
Begriffe wie Spitzbögen, Tonnen-gewölbe etc. stehen im Focus und werden in der Kirche aufgesucht. Fotos und weitere Details ergänzen den Punkt.
Grundriss
Ein Grundriss der Kirche wird den SchülerInnen gezeigt. (Kopie für alle?) Daran werden Besonderheiten der Kirche geklärt und anschließend aufgesucht.
ca. 20-30 min
ca. 10 min für Gespräch
ca. 10 min
ca. 10 minca. 30 min
ca. 20-30 min
ca.20-30 min
ca. 20-30 min
11
Kreative Impulse
Kirchenfenster werden in der Kirche aus Transparentpapier hergestellt (Vorbereitung: farbige Schnipsel/ Rahmen/ Klebe – Unterlagen!)Kerzen passend zur Kirche verzieren (Wachsplatten)Goldene Karten (SchülerInnen fällt oft das Gold in der Kirche auf)Mit Wachsmalern einen Engel/ Je-sus/ andere Figur der Kirche auf den postkartengroßen Karton malen
ca. 20 min
ca. 20 min
ca. 15-20 min
Für den/die ökonomisch orientierte/n Pastor/ Pastorin etc. ist sicherlich deut-lich, dass manche Idee zwar ausgearbeitet werden muss und ein Ausprobie-ren bzw. eine Feinjustierung benötigt, aber nicht nur wiederholt beim Besuch einer Schulklasse verwendet werden kann, sondern auch im Konirmanden-unterricht, in der Kinderkirche, etc.!All diese Materialien kann man sich in seinen persönlichen Kirchenpädago-gik-Koffer zusammenstellen.Es lohnt sich!
12
Kerzenkreis Die SchülerInnen stellen sich mit Kerzen im Altarraum zum Kreis auf. Ein guter Wunsch/ Wort löst den Kreis auf.
Abschiedslied
Kann den Kerzenkreis ergänzen oder ohne Kerzen ebenso gesungenwerden.
Lichterbaum
Jeder SchülerIn darf eine Kerze anzünden oder es werden Teelichter in Kreuzform aufgestelltAufforderungt an jemanden zu den-ken/ sich etwas zu wünschen.
Wunschzettel
Die SchülerInnen schreiben auf Zet-tel Wünsche/ Bitten und legen diese im Taufbecken ab.
ca. 5 min
ca. 5 min
ca. 5 min
ca. 5-10 min
Abschluss
So wichtig ein „Verlangsamen“ ist und ein Ankommen der Klasse in der Kir-che, so ist auch ein gestalteter Abschluss bedeutungsvoll. Den SchülerInnen wird ermöglicht, die Kirche noch einmal als einen besonderen Ort wahrzu-nehmen und sich zu verabschieden.
3. Literaturtipps
Margarete Luise Goecke- Seischab/ Jörg Ohlemacher: Kirche erkunden, Kir-
chen erschließen; Kompendienartiger Überblick über die Kirchenbaukunst, Lahn 2009
Margarete Luise Goecke- Seischab/ Frieder Harz: Komm, wir entdecken
eine Kirche ; Tipps für Kindergarten, Grundschule, München 2001
Christiane Julius u.a.: Der Religion Raum geben. Eine kirchenpädagogische
Praxishilfe, Loccum 1999
Thomas Klie: Kirchenpädagogik und Religionsunterricht; 12 Unterrichtsein-heiten für alle Schulformen; Loccum 2001
Johann Hinrich Claussen: Gottes Häuser oder die Kunst, Kirchen zu bauen
und zu verstehen; informativer und gut lesbarer Streifzug durch die Epochen des Kirchenbaus; München 2010
Christian Butt: Der kleine Kirchenführer von Kindern für Kinder; informatives Kleinstbuch mit den wichtigsten Elementen einer Kirche in adäquaten Spra-che für SchülerInnen; Kiel 2008 (vergünstigter Bezug beim Autor)
4. Anlaufstellen Kirchenpädagogik
Inge Hansen Referat Kirchenpädagogik im PTI Nordelbien www.pti-nordelbien.deTel. 30 620 – 1322 [email protected]
Dr. Christian Butt
Kirche und Schule im Kirchenkreis Hamburg-Ost Tel. 69 70 45 28 [email protected]