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1 Vorlesung Erd- und Produktionssystseme , Herbstsemester 2007 Klimasystem und Wasserkreislauf Christoph Schär Institut für Atmosphäre und Klima ETH Zürich http://www.iac.ethz.ch/people/schaer Fünf Vorlesungen zu den Themen • Wasserkreislauf • Klimasystem • Variabilität und Vorhersage • Extremereignisse • Anthropogene Effekte Schär, ETH Zürich 2 TEIL 1: WASSERKREISLAUF Kapitel 1 Einleitung / Motivation: - Globale Wasservorkommen - Wasserbedarf für Nahrungsmittelproduktion Kapitel 2 Physikalische Grundlagen: - Zustandsgleichung für flüssiges Wasser - Zustandsgleichung idealer Gase - Wasserdampf Kapitel 3 Globaler Wasserkreislauf Kapitel 4 Elemente des Wasserkreislaufs - Wasser in der Atmosphäre - Niederschlag - Wasser im Boden - Abfluss - Verdunstung / Transpiration - atmosphärischer Transport

Klimasystem und Wasserkreislauf - iac.ethz.ch · TEIL 1: WASSERKREISLAUF Kapitel 1 Einleitung / Motivation: - Globale Wasservorkommen - Wasserbedarf für Nahrungsmittelproduktion

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Schär, ETH Zürich

1Vorlesung Erd- und Produktionssystseme, Herbstsemester 2007

Klimasystem und WasserkreislaufChristoph SchärInstitut für Atmosphäre und KlimaETH Zürichhttp://www.iac.ethz.ch/people/schaer

Fünf Vorlesungen zu den Themen• Wasserkreislauf• Klimasystem• Variabilität und Vorhersage• Extremereignisse• Anthropogene Effekte

Schär, ETH Zürich

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TEIL 1: WASSERKREISLAUFKapitel 1 Einleitung / Motivation:

- Globale Wasservorkommen- Wasserbedarf für Nahrungsmittelproduktion

Kapitel 2 Physikalische Grundlagen:- Zustandsgleichung für flüssiges Wasser- Zustandsgleichung idealer Gase- Wasserdampf

Kapitel 3 Globaler Wasserkreislauf

Kapitel 4 Elemente des Wasserkreislaufs- Wasser in der Atmosphäre- Niederschlag- Wasser im Boden- Abfluss- Verdunstung / Transpiration- atmosphärischer Transport

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Kapitel 1: Einleitung / Motivation

Elexier des Lebens- Wasservorkommen bestimmen Vegetation und Antlitz der Erde- Wichtige Grundlage der Nahrungsmittelproduktion- wichtigste nachhaltige Energiequelle der Gegenwart (Wasserkraft)- Wassermangel ist wichtige Quelle internationaler Konflikte

Gefahr für Leib und Gut: Extremereignisse- Starkniederschläge und Überschwemmungen- Trockenheit und Dürren- Wasser ist Energiequelle von Gefahren: Tornado, Hurrikane, Orkane

Wasser ist zentraler Faktor des Klimasystems- Wärmekapazität des Ozeans- verschiedene Aggregatszustände haben “Puffereffekt”- Wolkenbildung beeinflusst Strahlungsbilanz der Erde- Wasser ist das wichtigste Treibhausgas

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Wasservorkommen der Erde

Ozeane 2620 96.5Polares Eis / Meereis / Gletscher 47 1.7Grundwasser 46 1.7Permafrost 0.59 0.02Seen 0.35 0.013Bodenwasser 0.032 0.0012Atmosphäre 0.025 0.00093Sümpfe 0.023 0.00083Flüsse 0.0042 0.00015Biologisches Wasser 0.0022 0.000081

Globale mittlere ProzentualerTiefe [m] Anteil [%]

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Süsswasservorkommen der Erde

Ozeane 0Polares Eis / Meereis / Gletscher 47 68.7Grundwasser 21 30.1Permafrost 0.59 0.86Seen 0.18 0.26Bodenwasser 0.032 0.047Atmosphäre 0.025 0.037Sümpfe 0.023 0.033Flüsse 0.0042 0.0061Biologisches Wasser 0

Globale mittlere ProzentualerTiefe [m] Anteil [%]

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Süsswasservorkommen der Erde

Polares Eis, Gletscher, Schnee

d=358 km

Grundwasser,Bodenwasser,

Permafrost d=275 km

Seend=56 km

Flüsse, Sümpfed=30 km

Atmosphäred=29 km

0 100 200 km

Vergleich anhand von Kugeln mit entsprechendem Inhalt

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Durchschnittlicher Wasserbedarf pro Person und Jahr:

Wasserverbrauch (Westeuropa):• industrielle Produktion: ~ 150 m3

• Trink- und Brauchwasser: ~ 100 m3

(Zehnder, 1997)

Süsswasser: Bedarf und Angebot

Nahrungsmittelerzeugung (2‘500 kcal pro Tag):• vegetarische Diät: ~ 350 m3

• mit 20% Fleischanteil in Nahrung: ~ 1000 m3

Total pro Kopf: 800-1200 m3

Bei 6 Mia Menschen (heute): 4‘800-7‘200 km3

Niederschläge pro Jahr (global): 574‘000 km3

auf Kontinente: ~ 116‘000 km3

davon nutzbar: 9‘000 bis 14‘000 km3

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Entwicklung Süsswasserressourcen

(Zehnder, 1997)

1950 2000 2050 2100

15

10

5

0

Jahr

Wel

tbev

ölke

rung

(Mill

iard

en)

Süss

was

serb

edar

f (10

3 km

3 )

Bevölkerung (Milliarden)

verfüg- underneuerbar

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Verteilung der Süsswasserresourcen

(Zehnder, 1999)

Wasser, Boden, Klima erlaubt Nahrungsmittelproduktion für ExportWasser für eigene ausreichende Nahrungsmittelproduktion fehlt (< 1000 m3 pro Kopf und Jahr)Nur genügend Wasser falls Flüsse vollständig gestaut werdenGenügend Wasser für eigene Nahrungsmittelproduktion

Landwirtschafts-gürtel

1998

2025

Dieses Szenario berücksichtigtBevölkerungsentwicklung,aber nicht Klimawandel

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Virtueller Wasserhandel

Der Handel mit Nahrungsmitteln beinhalteteinen virtuellen Handel mit Wasser. Länder mitWassermangel sind meist Getreideimporteure,

und importieren damit „Virtuelles Wasser“.(Oki and Kanae 2004, Islam et al. 2007)

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Kapitel 2: Physikalische Grundlagen

Zustandsgleichung von Süsswasser und Meerwasser

Zustandsgleichung idealer Gase

Atmosphärische Feuchte

Wasser in der Atmosphäre

Wasser im Boden

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Zustandsgleichung

Beispiele von Zustandsvariablenp Druck [hPa, 1 hPa = 100 Pa = 100 N/m2]T Temperatur [oC, K]ρ Dichte [kg/m3]für flüssiges Wasser:s Salinität [g Salz / g Wasser, ‰], Meerwasser hat s ≈ 35 ‰

für Luft:α spezifisches Volumen α = 1/ρq spezifische Feuchte [g H2O-Dampf / kg Luft]

Im thermodynamischen Gleichgewicht sind nur bestimmteKombinationen der Zustandsvariablen möglich:=> Zustandsgleichung für flüssiges Wasser

ρ = ρ (s, T, p)

=> Zustandsgleichung für feuchte Luftp = p (ρ, T, q)

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Zustandsgleichung von Süsswasser

Süsswasser: gemessene Zustandsgleichung unter Normaldruck:

• Maximale Dichte bei 3.98°C: 1000 kg/m3

• Dichte von Eis bei 0°C: 917 kg/m3

• Dichteanomalie ist wichtig für Oberflächengewässer (Bsp. Zirkulation in Seen)

Temperatur [oC]

Dic

hte

[103

kg/

m3 ]

1.000

0.999

0.998

0.997

0.996

–5 0 5 10 15 20 25 30 35

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Meerwasser mit s ≈ 35 ‰:• hat keine Dichteanomalie: ∂ρ/∂T < 0• Dichte hängt von Salinität ab: ∂ρ/∂s > 0• Dichte von Meerwasser (NTP): 1028 kg/m3

Die Allgemeine Form der Zustandsgleichung ρ = ρ(s, T, p) ist sehr komplexund muss aus Tabellen oder Näherungsformeln bestimmt werden.

ρ–ρο [kg/m3]mit ρο=1000 kg/m3

Zustandsgleichung von Salzwasser

Süsswasser >

Meerwasser >

(Hartmann 1994)

Temperatur [ºC]

Salin

ität [

‰]

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Zustandsgleichung idealer Gase

pa = ρa R T

R = 287.04 J kg−1 K−1

Gasgleichung für reinen Wasserdampf:

Gaskonstante für H2O-Dampf: Rv =R*/MW

Dampfdruck: eMolgewicht von Wasser: MW=18 g Mol-1

e = ρv Rv T = ρv R ε( )Tε = R/ Rv = MW /ML = 0.622

Ideale Gasgleichung für reine Luft:

Gaskonstante für reine Luft (R=R*/ML)universelle Gaskonstante: R*=8.3143 J Mol-1 K-1

Molgewicht von reiner Luft: ML=28.96 g Mol-1

Gasgleichung für feuchte Luft: Für feuchte Luft gilt in akzeptabler Approximation dieideale Gasgleichung für trockene Luft

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Partialdruckgesetz

Luft Wasserdampf

pa = ρa RT e = ρv R ε( )T

Wand entfernen:

Isotherme Kompression:

Feuchte Luft

p = pa + eTeilchenerhaltung

ρ = ρa +ρvMassenerhaltung

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Sät

tigun

gsda

mpf

druc

k [h

Pa]

Temperatur [oC]

Sättigungsdampf-druckkurve

Pro ºC Erwärmung kanndie Luft ~6% mehrWasserdampf aufnehmen.

Sättigungsdampfdruck:• Partialdruck des H2O-Dampfes

bei welchem Sättigung auftretenkann.

• ist allein von der Temperaturabhängig.

UntersättigungWasser verdunstet

ÜbersättigungWasserdampf

kondensiert

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0

Sät

tigun

gsda

mpf

druc

k [h

Pa]

Temperatur [oC]

Sättigungsdampf-druckkurve

ÜbersättigungWasserdampf

kondensiert

100%

80%

60%

40%

20%

0%

Rel

ativ

e Fe

ucht

e [%

]

T=30°CTropenklima

Wüstenklima

UntersättigtesLuftpacket

Relative Feuchte:• Wasserdampfgehalt relativ zur

Sättigung.

Sättigungsdampfdruck:• Partialdruck des H2O-Dampfes

bei welchem Sättigung auftretenkann.

• ist allein von der Temperaturabhängig.

Taupunkt:• Jene Temperatur, bei welcher

bei Abkühlung Sättigung auftritt.

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Sät

tigun

gsda

mpf

druc

k [h

Pa]

Temperatur [oC]

Sättigungsdampf-druckkurve

UntersättigungWasser verdunstet

ÜbersättigungWasserdampf

kondensiert

überWasser

überEis

unterkühltes Wasser

Unterkühltes Wasser:• In der Atmosphäre kann Wasser

auch bei Temperaturen < 0°Cin flüssiger Form auftreten.

• Der Sättigungsdampfdrucküber Wasser / Eis ist nichtidentisch!

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Beispiele

Sätti

gung

sdam

pfdr

uck

[hPa

]

Temperatur [oC]

Untersättigung

Übersättigung

Mischungsnebel

Mischung ungesättigterLuftmassen kann Sättigung

verursachen.

Strahlungsnebel

Nächtliche Wärmeabstrahlungführt zu Abkühlung und

Kondensation

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Kapitel 3: Globaler Wasserkreislauf

Atmosphäre12.9

Ozeane1,338,000

GletscherPolares Eis

24,000

Bodenwasser16.5

FlüsseSeen

Sümpfe104

Grundwasser10,800

116(780 mm/y)

71(470 mm/y)

~0 1 505(1400 mm/y)

458(1270 mm/y)

2.7 ~0

46 43.82.7

2.2

44.7

Angaben in Italic: Wasservorkommen [1000 km3]Angaben normal: Wasserflüsse [1000 km3/y](Angaben in Klammer): Wasserflüsse [mm/y], bezogen auf Ozean- beziehungsweise Landfläche

Die Bilanz (Zuflüsse minus Abflüsse) aller Vorkommen ist im langfristigen Mittel Null!(ist in dieser Grafik nur approximativ der Fall).

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Wasserbilanz der Kontinente

Kontinent:Europa 375 657 282 0.43Asien 420 696 276 0.40Afrika 582 696 114 0.16Australien 534 803 269 0.33Nordamerika 403 645 242 0.37Südamerika 946 1564 618 0.39Antarktis 28 169 141 0.83

Alle Landflächen 480 746 266 0.36

Ozeane:Arkt. Ozean 53 97 44 0.45Atlantik 1133 761 – 372 – 0.49Indischer Ozean 1294 1043 – 251 – 0.24Pazifik 1202 1292 90 0.07

Alle Ozeane 1176 1066 – 110 – 0.10

Globus 973 973 0

Verdunstung ET Niederschlag P Abfluss R=P–ET R/P[mm/y] [mm/y] [mm/y] [1]

(Baumgartner und Reichel, 1975)

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Zeitkonstanten

Fin FoutS

τ =SFin

=SFout

Im langfristigen Mittel gilt: Fin = Fout

Die mittlere Aufenthaltszeit τ eines Wassermoleküls im betrachtetenSpeicher ist dann bestimmt durch Speicherinhalt und Durchfluss:

S = SpeicherF = Flüsse

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Zeitkonstanten

Beispiel 1: Aufenthaltszeit in der AtmosphäreFout Landniederschlag 116'000 km3/y

Meerniederschlag 458'000 km3/yPolarer Niederschlag 2'700 km3/y

Total 576'700 km3/yS Speicher 12'900 km3

τ = S / Fout = 0.022 y = 8.2 d

Beispiel 2: Aufenthaltszeit im Grundwasser (globales Mittel)Fin Grundwasserneubildung 46'000 km3/y

S Speicher 10'800'000 km3

τ = S / Fin = 235 y

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Kapitel 4: Elemente des Wasserkreislaufs

• Wasser in der Atmosphäre

• Niederschlag

• Wasser im Boden

• Abfluss

• Verdunstung

• atmosphärischer Transport

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Wasser in der Atmosphäre

Wasserdampf

Flüssiges Wasser• Anlagerungen an hygroskopische Aerosole• Wolkentröpfchen• Regentropfen

Eis- und Schneepartikel• Eiskeime• Eiskristalle (Wolkeneis)• Schneeflocken• Graupel und Hagel

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Struktur der Atmosphäre

Mesosphere

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

Height[km]

Stratosphere

Troposphere

Mesosphere

Thermosphere

Density[g/cm3]

10–3

1

10–1

10–2

10–4

10–6

10–5

–100 –80 –60 –40 –20 0 20 oC Temperature

10–4

10–3

10–2

10–1

1

10

102

103

Pressure[hPa]

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Messung atmosphärischer Feuchte

Beispiel: Messung mit TaupunktspiegelMessung der Taupunkttemperatur auf einem metallischem Spiegel.Spiegel wird abgekühlt bis Kondensation einsetzt.

Photo-MultiplierLeuchtdiode

Peltier-Element mit Spiegel

Temperatur-fühler

Unterhalb Taupunkttemperaturbeschlägt sich der Spiegel mitWassertröpfchen. StopptReflektion des Lichtstrahls.

Die Taupunkttemperatur kannmit der Lufttemperatur in relativeund absolute Feuchteumgerechnet werden.

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Verteilung der atmosphärischen Feuchte

(Peixoto and Oort 1992)

Dru

ck [1

00 h

Pa]

2

4

6

810

60S 30S EQ 30N 60N 0 5 10 15

Absolute Feuchte [g/kg]

10 km

0 km

Dru

ck [1

00 h

Pa]

2

4

6

810

60S 30S EQ 30N 60N 30% 50% 70% 90%

Relative Feuchte [%] (“relativ” bezieht sich auf den Sättigungsdampfdruck)

10 km

0 km

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Teilchen in der Atmosphäre

Grenze zwischen Regentropfen

und Wolkentropfenr = 100 µm = 0.1 mm

GrosserWolkentropfen

r = 50 µm

TypischerWolkentropfen

r = 10 µmTypischer Regentropfen

r = 1000 µm = 1 mm

.Typischer

Kondensationskeimr = 0.1 µm

(Mason 1975)

Typischer Wolken-Schneekristall

(Plättchen)r = 100 µm = 0.1 mm

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Schneekristalle

(Patricia Rasmussen: The Snowflake Winter’s Secret Beauty)

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Globale Wolkenverteilung

(ISCCP)

Subtropen

Subtropen

Tropen

Mittlere Breiten

MittlereBreiten

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Kapitel 4: Elemente des Wasserkreislaufs

• Wasser in der Atmosphäre

• Niederschlag

• Wasser im Boden

• Abfluss

• Verdunstung

• atmosphärischer Transport

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Niederschlagsmessung mit Pluviometer

Hellmann Totalisator

A: Auffanggefäss, abnehmbarB: SchneekreuzE: Entleerungshahn

F: AuffangöffnungG: Auffang/SammelgefässK: Sammelkanne

O: OelschichtT: TrichterW: Windschutz

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Niederschlagsmessung mit Radar

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Globale Niederschlagsverteilung

(GPCP, GPCC, DWD)Mittlere Niederschläge 1980-2000 [mm/month]

SubtropenAtla

ntischer

Stormtra

ck

Pazifischer

Stormtra

ck

InnertropischeKonvergenzzone Tropen

Stormtrack der Südhemisphäre

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Niederschlagsmessnetz Alpenraum

• Nationale Messnetze der letzten drei Jahrzehnte mit mehr als 7000Stationen

• Beobachtung durch nebenamtliche Beobachter, zum Teil automatisch.

(Frei und Schär, 1998)

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Mittlerer Jahresniederschlag 1971–1990

(Parameter-Elevation Regression on Independent Slopes Model, PRISM, Schwarb et al. 2001)

mm

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Stratiforme Niederschläge

Landregen:• Lange Dauer, kleine Niederschlagsraten• Vertikale Windgeschwindigkeit: < ~ 1 m/s• Horizontale Skala: ~ 100 km• Stabil geschichtete Atmosphäre

(Dichte nimmt mit der Höhe ab, unterdrückt Vertikalbewegung)• Hebung durch externe Faktoren (Tiefdruckgebiete, Topographie)• Bevorzugt in polaren Regionen, im Winterhalbjahr in mittleren Breiten

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Frontdurchgang mit stratiformen Niederschlägen

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Konvektive Niederschläge

Gewitter und Schauer:• Kurze Dauer, hohe Niederschlagsraten• Vertikale Windgeschwindigkeit O(10 m/s)• Horizontale Skala ~ 3-10 km (einzelne Zellen)• Hebung durch Destabilisierung (Erwärmung am Boden, Abkühlung in der Höhe,

freigesetzte latente Wärme)• Bevorzugt in den Tropen, im Sommerhalbjahr in mittleren Breiten, im Winter über

warmen Meeresoberflächen

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Sommerliche Konvektion

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Adiabatische Hebung eines Luftpackets• Adiabatisch:

kein Wärmeaustausch mit Umgebung

• Trockenadiabatische Hebung:Hebung feuchter Luft. Abwesenheit vonBewölkung und Kondensation.Luftpacket kühlt sich infolge Expansion(adiabatisch) ab:ΔT/Δz = 0.98 K / 100m

T2 T‘2 T1

z1

z2

p1

p2

Konvektive Niederschläge tretenauf, falls feuchtadiabatischangehobene Luftpackete wärmerwerden als ihreUmgebungstemperatur.

• Feuchtadiabatische HebungLuftpacket erleidet Sättigung, Hebungführt zu Kondenstation.Freiwerdende latente Wärme erwärmt dasansteigende Luftpacket (partielleKompensation der adiabatischenAbkühlung):ΔT/Δz ≈ 0.5 K / 100m

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Kapitel 4: Elemente des Wasserkreislaufs

• Wasser in der Atmosphäre

• Niederschlag

• Wasser im Boden

• Abfluss

• Verdunstung

• atmosphärischer Transport

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Ground water

Rechargetable

Wasser im Boden

UngesättigteBodenzonePoren mit Luftund Wasser

GesättigteBodenzone:Porenvolumen ist mitWasser gesättigt

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Messung des Bodenwassergehalts

mtrocken

Bodenprobegetrocknete

Probe(105°C, ca. 2 Tage)

Wägung einer Bodenprobe (Gravimetrische Methode):

mProbe

Volumen der Probe: VProbeDichte von Wasser: ρw

Volumetrischer Wassergehalt,Volumenanteil des Bodenwassers:

θ =VWasserVProbe

=(mProbe − mtrocken) ρw

VProbe

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Wertebereich von θ

ganzes Porenvolumenmit Wasser gefüllt

vollständig getrockneteProbe

Bode

nsub

stra

tW

asse

rLu

ft

0

1

Volumenanteil

n Porenvolumen

FK Feldkapazität

θ Wassergehalt

Bod

ensu

bstr

atLu

ftW

asse

r

0 ≤ θ ≤ n

Volumenanteil

Maximale Wassermenge,welche durch Kapillarkräftein Probe gehalten werdenkann

Feldkapazität FK

Wassergehalt θ

1

0

Porenvolumen n

Pflanzen vertrocknenWelkepunkt WP

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Typische Werte für n und FK

Volumenanteil

Porosität n 0.3 - 0.55Wasser versucht abzufliessen

Feldkapazität FK 0.1 - 0.35Wasser wird durch Kapillarkräfteim Boden gehalten

Welkepunkt WP 0.05 - 0.25

Pflanzen können dem Boden keinWasser mehr entziehen

Vollkommen getrocknet 0grobkörnig(z.B. Sand)

feinkörnig(z.B. Ton)

θ

25

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Grundwasser

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Messung des Grundwasserspiegels

Grundwasser-Monitoring im Wallis

Verantwortlich in der Schweiz:Bundesamt für Umwelt (BAFU), Abteilung Hydrologiehttp://www.bafu.admin.ch/hydrologie/

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Beispiel: Töss-Aquifer

(Beyerle 1999)

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Vertikaler Querschnitt

(Beyerle 1999)

Aqu

ifer

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Kapitel 4: Elemente des Wasserkreislaufs

• Wasser in der Atmosphäre

• Niederschlag

• Wasser im Boden

• Abfluss

• Verdunstung

• atmosphärischer Transport

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75Abfluss eines Einzugsgebiets

Beispiel: Zentralschweiz

P NiederschlagET EvapotranspirationR Direkter AbflussGout Grundwasser-AbflussGin Grundwasser-Zufluss

(Hydrologischer Atlas der Schweiz)

Konzept eines Einzugsgebiets“A water catchment area is a drainage basin or watershed, the region ofland whose water drains past a specific point along a river or into aspecified body of water such as a lake” (Wikipedia)

Gout

P ET

GinR

Wasserscheide

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Pegelmessung an der Rhône

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77

Pegelmessung an der Emme (Emmenmatt)

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Pegelmessung an der Emme (Emmenmatt)

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Pegel-Abfluss Beziehung

Pegel-Abflussbeziehung wird ermittelt aus• direkten Messungen (z.B. mittels Verdünnungsmethode)• Hydraulik des Messwehrs

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80

Pegelmessung an der Massa (Aletschgletscher)

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82Einzugsgebiete

Siehe auch: http://www.iucn.org/themes/wani/eatlas/

Amazonas

Kongo

Yangtzekiang

Mississippi

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Die grössten Flüsse der Welt

Einzugsgebiet mittl. Abfluss Anteil(1) R/P(2)

[103 km2] [m3/s] [%] [1]

Amazonas 7‘180 210‘000 16.6 0.47Kongo 3‘822 42‘000 3.3 0.25Yangtzekiang 1‘970 35‘000 2.7 0.50Orinoco 1‘086 29‘000 2.3 0.46Brahmaputra 586 20‘000 1.6 0.65Parana 2‘650 19‘500 1.6 0.20

Donau 817 6‘400 0.5Rhein 190 2‘200 0.2 ca 0.5

(1)Anteil am globalen Abfluss (2)Abflussverhältnis: R/P = Mittlerer Abfluss / Mittlerer Gebietsniederschlag

(Baumgartner & Liebscher 1996, Dingman 1993)

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Kapitel 4: Elemente des Wasserkreislaufs

• Wasser in der Atmosphäre

• Niederschlag

• Wasser im Boden

• Abfluss

• Verdunstung

• atmosphärischer Transport

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Komponenten der Verdunstung

Totale Evapotranspiration ET : TotaleVerdunstung an der Erdoberfläche:

Komponenten:Eb: Verdunstung aus oberster

Schicht der Erdoberfläche(bare soil evaporation)

Ei: Verdunstung von Interzeptions-wasser (Erdoberfläche undVegetation)

Es: Sublimation von SchneeTR: Transpiration durch Vegetation

ET = Eb + Ei + Es + TR

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Verdunstung

Evapotranpiration, hängt ab von:• Angebot an Energie (d.h. Bodenenergiebilanz, siehe später)• Angebot an Wasser (Bodenfeuchte, Intezeptionswasser)• Vegetation (z.B. Wurzeltiefe, Vegetationsstand, Blattflächenindex)• Bodenstruktur (z.B. Bodentyp)• Zustand der bodennahen Luftschicht (Temperatur, Feuchte,

turbulente Struktur)

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Messung der Verdunstungdurch wägbares Lysimeter

<= Lysimeter Rietholzbach

Messung der totalenVerdunstung durchGewichtsänderung

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90

Auf 3 hydraulischen Waagen gelagert

Messgenauigkeit 100 gentspricht Wassersäulenänderungvon 0.03 mm

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91

Lysimeter Querschnitt

Legende:1 Kunststoffgefäss (zylindrisch,

Durchmesser 2 m)2 elektronische Waage

(Messung derGewichtsänderung)

3 Kellerraum4 Bodenkörper (Schichtfolge und Dichte möglichst

genau dem natürlichen Boden entsprechend)5 Bewuchs (der Umgebung entsprechend)6 Kies-Sand-Filter7 Drainage-Auslass (Messung des Sickerwasserabflusses)8 Niederschlagsmesser (bodeneben aufgestellt)

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Schär, ETH Zürich

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Wasserbilanz eines Lysimeters mit Grundfläche A

∆S = P – ET – RS oder ET = P – RS – ∆S

wobei:

∆S Änderung des Wassergehalts im Lysimeter (Speicherung)[mm/∆t], ergibt sich aus der gemessenen Gewichts-änderung ∆G: ∆S = ∆G/(A ρw)

P Niederschlag, durch konventionelle Messung

RS Sickerwasserabfluss, durch Messwippe gemessenerAbfluss an der Basis des Lysimeters (spezifisch zurGrundfläche)

ET reale Evapotranspiration

Verdunstungsmessung durch Lysimeter

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JahresgangLysimeter

Niederschlag [mm/d]

Temperatur [oC]

Verdunstung [mm/d]

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Schär, ETH Zürich

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Definition:• Wassertransfer aus dem Wurzelbereich

in die Atmosphäre.• Austausch erfolgt durch Stomatas

(Blattöffnungen).

Pflanzen benötigen für Photosynthese und Energiekreislauf:• Licht (PAR=photosynthetic active radiation, 0.4-0.72 µm)• CO2, O2

• Nährstoffe• H2O

Biophysikalische und physiologische Faktoren:• kontrollieren Photosynthese und Transpiration• beeinflussen den Wasserfluss Boden-Atmosphäre

Transpiration

Stomatadichte: 10‘000 - 100‘000 / cm2

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Offene Stomata-Öffnungen:• erlauben Luftkontakt mit dem

wassergesättigten Blattinneren• führt automatisch zu

Wasserverlust an Atmosphäre• Strategie der Pflanze:

Optimierung der Photosynthese beiminimiertem Wasserverlust (Stomatawerden bei Trockenheit und hoher Temperatur geschlossen)

Konsequenzen• Verdunstung wird durch Pflanzenwachstum und

Nährstoffangebot (N, P) beeinflusst.• Veränderte CO2-Konzentration beeinflusst Pflanzenphysiologie.

Erhöhte Konzentration könnte Verdunstung reduzieren, da derselbeC-Bedarf durch geringeren Austausch mit der Atmosphäre gedecktwerden kann.

Transpiration

Vegetations-Index (NDVI)(Reto Stöckli, ETH)

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Kapitel 4: Elemente des Wasserkreislaufs

• Wasser in der Atmosphäre

• Niederschlag

• Wasser im Boden

• Abfluss

• Verdunstung

• atmosphärischer Transport

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Transport in der Atmosphäre

Mittlere Aufenthaltszeit eines H2O-Moleküls in der Atmosphäre: ~8 Tage

Durchschnittlich zurückgelegte Strecke: ~7000 km (bei 10 m/s)

Anteil der Verdunstung von Landoberflächen: ~12%

⇒ Regionen hoher Verdunstung sind im Allgemeinen nicht mit Regionenhohen Niederschlags identisch

⇒ Verdunstung liefert kaum nennenswerten Beitrag zum Niederschlag inderselben Region

⇒ Atmosphärischer Transport ist entscheidend.Verständnis der Allgemeinen Zirkulation der Atmosphäre notwendig

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Visualization of atmospheric moisture transport

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[kg s–1 m–1]

Totaler Transport:

Vergleich:Rhein (Rotterdam)Mississippi (Rang 8)Kongo (Rang 2)Amazonas (Rang 1)

Querschnitt Ligurien:

55’000 m3/s

2’200 m3/s 18’000 m3/s 42’000 m3/s

210’000 m3/s

(basiert auf SM Vorhersagen der MeteoSchweiz)

Beispiel: Wassertransport bei der Überschwemmung Okt. 2000

Vertikal integrierter Feuchtefluss15. Oktober 00 UTC (+24h SM Prognose)

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Überschwemmung Oktober 2000GondoBaltschieder

Locarno