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5 00 F~.IS.DR~e~I Wz~.~I]~ B~o~se~: Kliniseh-rSntgenologische Ergebnisse ans 5 Jahren Eneepha.lographie. Klinisehe Woehensehrift ordnungsgemgB nnd regelmggig im oberen Abschnitt des Sinusknotens. Wit mSchten diese Befunde nieht als pathologiseh werten, da der Sinusknoten seine normale Tgtigkeit wieder atffgenommen hat. Wit nehmen vielmehr an, dab eine rein neuro-vegetative Tonusgnderung die Ursaehe der Yer~nderung ist. Analoge Beobaehtnngen hat KIJ~NLlS kfirzlich in seinem neuen Buch vor und nach kSrperlicher Be- lastung beschrieben und den l~iehtsatz aufgestellt, dab das ~randern des Sehrittmaehers und der Tawara- knoten.Rhythmus rein nervSs bedingt sind, wenn sie nach Belastung zurfickgehen. Nu, r das Persistieren oder die Steigerung der StSrung sind Ausdruck hyp- oxgmischer oder entzfindlich-toxischer Sehttdigung. a b Abb. la U, b. (Protokoll-Nr. 56 G.N. 25 Jahre. a Vor der Injektion: 8ehlagfolge 50. P I flach in der "Nullinie. P II, P III fief negativ, 0,06 Sek. breit. ~berleitung 0,13 Sek. -- Kammererregung nieht krank- haft. ReIative QT-Dauer 85%. b 20 3~in. naeh tier Injektion: Sehlag- Iolge 54. P I bis P IH flach positiv. P-Dauer 0,06 Sek, g~berleitung 0,17 Sek. Relative QT-Dauer 95%. Nine sehr auff~llige Verktirzung der Uberleitungs- zeit dutch Penicillin wurde bei einem klinisch herz- gesunden Mann beobachtet. Bei gleichbleibender Iterzfrequenz ging PQ von 0,24 Sek. auf 0,19 Sek. zurtiek (Prot.-Nr. 9). Im ganzen wurde die Vorhof- Kammerleitung 15real beeinflul~t, llmal um 1--5 Sek. verkfirzt uud 5mal um 1--4 Sek. verl~ngert. Die Leitungsgesehwindigkeit der Vorhof-Kammeriiber- leitung wird nervSs gesteuert und zwar vom Sympa- thikus gefSrdert und vom Vagus gehemmt. Nehmen wir also ffir die verl~ngerte l~berleimngszeit yon 0,24 Sek. einen iibersteigerten Vagotonus an, dann 1/~gt sieh die Verkiirzung anf 0,19 Sek. am besten dutch eineVersehiebung der Tonuslage der vegetativen t-Ierz- innervation erkl~ren. Andererseits ist bei einer hypo- x~misehen, entziindliehen oder toxischen Sehgdigung als Ursache der pathologisehen P Q-Oauer mit einer fehlenden oder mangelhaften Verkfirzung, bzw. Ver- l~ngerungnach der behstenden Einwirkung zu rechnen. Prot.-Nr. 9. K.W. 25 Jahre. -- Vor der Injektion: PQ = 0,24 Sek. bei Sehlagfolge yon 57 Sehl~gen,je Min.~ Relative QT-Dauer 86%. ~ Nach der Penieillininjektion: PQ = 0,19 Sek. bei 56 Sehlagen je Min. und sonst unver- ~ndertem Ekg. Relative QT-Dauer: 86 %. Zweimal w~ren in Kurven, die bisher einen nor- malen Sinusrhythmus ohne Nxtrasystolen zeigten, •nach Pel~ieillin supraventrikul~re Extrasystolen zu erkennen, einmal veto Vorhoftyp und einmal vom A-V-Typ. Das Auftreten yon Vorhofextrasystolen nach Einwirkung yon ~edikamenten ist bekannt. Anf Grund der sehon .vorausgegangenen Beurteilung anderer nach Penicillin beobachteter Nkg-Vergnde- rungen nehmen wir nun aueh fiir das Auftreten der suprayentrikuIaren Nxtrasystolen eine Fehlsteuerung der Erregungsbildung des Herzens dureh Reizung vegetativer Zentren an und nicht etwa eine Stoff- weehselstSrung. Bei einer anderen Patientin bestanden dagegen vorher schon yon den Kammern ausgehende Extra- systolen gleiehen Ursprungsorts, die genau 20 Min. naeh der Iujektion auf einer tanggeschriebenen Ekg- Kurve nieht mehr naehzuweisen waren. Gleiehzeitig war zu diesem Zeitpunkt die Frequeuz yon 75 auf 94 Schl/~ge angestiegen (Prot..Nr. 55). Naeh Ab- sinken des Konzentrationsmaximums -- bereits wenige Minuten sparer -- und aueh bei Kontrolte am Abend traten die Extrasystolen wieder in alter t~orm auf. Sinngem/~B versehwanden die ventrikul/~ren Nxtrasystolen, als der I-IShepunkt der Blutkonzen- tration erreieht war, nm dann mit Abklingen der Konzentration wieder aufzutreten. Mit Hilfe der Ekg-Ver~nderungen Iassen sieh also 2 Merkmale naeh bzw. w~hrend der Peniciltinbehand- lung erkennen: Die Neigung zur vagotonen Ein- stellung der Herzilmervation bei vegetativ unver- d~ehtigen Patienten und der Weehsel zu entgegen- gesetzten Aussehl~gen bei vegetativ Stigmatisierten (besonders bei Vagotonikern). Die StSrung der vege- tativen Ordnung richter sich somit auf eine besondere Empfindliehkeit im Gebiet der :Herzkreislauffunktion, die in extremen F~llen selbst einen ~bergang zum Kollaps, der bin und wieder w~hrend der Penicillin- behandlung auftritt, erreiehen kann. ZusammenJassung. Bei 65 an GonorrhSe er- krankten Patienten wurde w~hrend der eint~gigen Penidillinkur die Wirkung des Penieillins auf das Ekg untersueht. Alle elektrokardiographisehen Ver- gnderungen, die dureh Beeinflussung der Sehlagfolge, des ReizbildungsvermSgens, der Vorhof-Kammeriiber- leitungszeit, der QT-Dauer, dutch Abflaehung yon P und ErhShung yon T zur Beobaehtung kamen, waren als Folge einer vegetativen Umstellung der tIerzinnervation analysierb~r. -- Nieht beeinfluBt wurden der QRS-Komplex und die ST-Streeke. Literatur. ]~IENLE:Das Belastungs-Ekg und das Steh- Ekg. Leipzig: GeorgThieme 1946. -- LEPESCHKIN: Das Elektrokardiogramm. Kreislauf-Biicherei 7. Dresden-Leip- zig: Theodor Steinkoplf 1942. KLINISCH-R{)NTGENOLOGISCHE ERGEBNISSE AUS F~TNF JAHREN ENCEPHALOGRAPHIE. Eine kritisehe Durehsicht. Von FRIEDRICH WILHELM BRONISCH. Aus der Psychiatrischen und Neurologisehen Klinik der Universitiit tteideiberg (Prof. ])r. KUt~T SOtINIgIDER). Zunaehst sei gesagt, dab es nicht in unserer Ab- wfirde kaum etwas anderes zu sagen haben, als was sicht liegt, einen Berieht fiber ~tie spezielle Symptoma- man in bereits vorhandenen zusammenfassenden tologie der in unserem RSntgenarchiv vorhandenen Arbeiten der letzten Jahre (etwa yon SCHIE~S~A~ Encephalogramme zu geben. Nin solcher Bericht oder yon JA~Tz in den ,,Fortsehritten der Neurologie

Klinisch-Röntgenologische Ergebnisse aus Fünf Jahren Encephalographie

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5 00 F~.IS.DR~e~I Wz~.~I]~ B~o~se~: Kliniseh-rSntgenologische Ergebnisse ans 5 Jahren Eneepha.lographie. Klinisehe Woehensehrif t

ordnungsgemgB nnd regelmggig im oberen Abschnitt des Sinusknotens. Wit mSchten diese Befunde nieht als pathologiseh werten, da der Sinusknoten seine normale Tgtigkeit wieder atffgenommen hat. Wit nehmen vielmehr an, dab eine rein neuro-vegetative Tonusgnderung die Ursaehe der Yer~nderung ist. Analoge Beobaehtnngen hat KIJ~NLlS kfirzlich in seinem neuen Buch vor und nach kSrperlicher Be- lastung beschrieben und den l~iehtsatz aufgestellt, dab das ~randern des Sehrittmaehers und der Tawara- knoten.Rhythmus rein nervSs bedingt sind, wenn sie nach Belastung zurfickgehen. Nu, r das Persistieren oder die Steigerung der StSrung sind Ausdruck hyp- oxgmischer oder entzfindlich-toxischer Sehttdigung.

a b

Abb. l a U, b. (Protokoll-Nr. 56 G .N . 25 Jahre . a Vor der Injekt ion: 8ehlagfolge 50. P I f lach in der "Nullinie. P II , P I I I fief negativ, 0,06 Sek. breit . ~ber le i tung 0,13 Sek. - - Kammere r r egung nieht krank- haft . ReIative QT-Dauer 85%. b 20 3~in. naeh tier In jekt ion: Sehlag- Iolge 54. P I bis P I H flach positiv. P-Dauer 0,06 Sek, g~berleitung

0,17 Sek. Relative QT-Dauer 95%.

Nine sehr auff~llige Verktirzung der Uberleitungs- zeit dutch Penicillin wurde bei einem klinisch herz- gesunden Mann beobachtet. Bei gleichbleibender Iterzfrequenz ging PQ von 0,24 Sek. auf 0,19 Sek. zurtiek (Prot.-Nr. 9). Im ganzen wurde die Vorhof- Kammerleitung 15real beeinflul~t, l lmal um 1--5 Sek. verkfirzt uud 5mal um 1--4 Sek. verl~ngert. Die Leitungsgesehwindigkeit der Vorhof-Kammeriiber- leitung wird nervSs gesteuert und zwar vom Sympa- thikus gefSrdert und vom Vagus gehemmt. Nehmen wir also ffir die verl~ngerte l~berleimngszeit yon 0,24 Sek. einen iibersteigerten Vagotonus an, dann 1/~gt sieh die Verkiirzung anf 0,19 Sek. am besten dutch eineVersehiebung der Tonuslage der vegetativen t-Ierz- innervation erkl~ren. Andererseits ist bei einer hypo- x~misehen, entziindliehen oder toxischen Sehgdigung als Ursache der pathologisehen P Q-Oauer mit einer fehlenden oder mangelhaften Verkfirzung, bzw. Ver- l~ngerungnach der behstenden Einwirkung zu rechnen.

Prot.-Nr. 9. K.W. 25 Jahre. - - Vor der Injektion: PQ = 0,24 Sek. bei Sehlagfolge yon 57 Sehl~gen, je Min.~ Relative QT-Dauer 86%. ~ Nach der Penieillininjektion: PQ = 0,19 Sek. bei 56 Sehlagen je Min. und sonst unver- ~ndertem Ekg. Relative QT-Dauer: 86 %.

Zweimal w~ren in Kurven, die bisher einen nor- malen Sinusrhythmus ohne Nxtrasystolen zeigten,

•nach Pel~ieillin supraventrikul~re Extrasystolen zu erkennen, einmal veto Vorhoftyp und einmal vom A-V-Typ. Das Auftreten yon Vorhofextrasystolen nach Einwirkung yon ~edikamenten ist bekannt. Anf Grund der sehon .vorausgegangenen Beurteilung anderer nach Penicillin beobachteter Nkg-Vergnde- rungen nehmen wir nun aueh fiir das Auftreten der suprayentrikuIaren Nxtrasystolen eine Fehlsteuerung der Erregungsbildung des Herzens dureh Reizung vegetativer Zentren an und nicht etwa eine Stoff- weehselstSrung.

Bei einer anderen Patientin bestanden dagegen vorher schon yon den Kammern ausgehende Extra- systolen gleiehen Ursprungsorts, die genau 20 Min. naeh der Iujektion auf einer tanggeschriebenen Ekg- Kurve nieht mehr naehzuweisen waren. Gleiehzeitig war zu diesem Zeitpunkt die Frequeuz yon 75 auf 94 Schl/~ge angestiegen (Prot..Nr. 55). Naeh Ab- sinken des Konzentrationsmaximums - - bereits wenige Minuten sparer - - und aueh bei Kontrolte am Abend traten die Extrasystolen wieder in alter t~orm auf. Sinngem/~B versehwanden die ventrikul/~ren Nxtrasystolen, als der I-IShepunkt der Blutkonzen- tration erreieht war, nm dann mit Abklingen der Konzentration wieder aufzutreten.

Mit Hilfe der Ekg-Ver~nderungen Iassen sieh also 2 Merkmale naeh bzw. w~hrend der Peniciltinbehand- lung erkennen: Die Neigung zur vagotonen Ein- stellung der Herzilmervation bei vegetativ unver- d~ehtigen Patienten und der Weehsel zu entgegen- gesetzten Aussehl~gen bei vegetativ Stigmatisierten (besonders bei Vagotonikern). Die StSrung der vege- tativen Ordnung richter sich somit auf eine besondere Empfindliehkeit im Gebiet der :Herzkreislauffunktion, die in extremen F~llen selbst einen ~bergang zum Kollaps, der bin und wieder w~hrend der Penicillin- behandlung auftritt, erreiehen kann.

ZusammenJassung. Bei 65 an GonorrhSe er- krankten Patienten wurde w~hrend der eint~gigen Penidillinkur die Wirkung des Penieillins auf das Ekg untersueht. Alle elektrokardiographisehen Ver- gnderungen, die dureh Beeinflussung der Sehlagfolge, des ReizbildungsvermSgens, der Vorhof-Kammeriiber- leitungszeit, der QT-Dauer, dutch Abflaehung yon P und ErhShung yon T zur Beobaehtung kamen, waren als Folge einer vegetativen Umstellung der tIerzinnervation analysierb~r. - - Nieht beeinfluBt wurden der QRS-Komplex und die ST-Streeke.

Literatur. ]~IENLE: Das Belastungs-Ekg und das Steh- Ekg. Leipzig: GeorgThieme 1946. - - LEPESCHKIN: Das Elektrokardiogramm. Kreislauf-Biicherei 7. Dresden-Leip- zig: Theodor Steinkoplf 1942.

KLINISCH-R{)NTGENOLOGISCHE ERGEBNISSE AUS F~TNF JAHREN ENCEPHALOGRAPHIE. Eine kritisehe Durehsicht.

V o n

F R I E D R I C H W I L H E L M B R O N I S C H .

Aus der Psychiatr ischen und Neurologisehen Klinik der Universit i i t t te ideiberg (Prof. ])r. KUt~T SOtINIgIDER).

Zunaehst sei gesagt, dab es nicht in unserer Ab- wfirde kaum etwas anderes zu sagen haben, als was sicht liegt, einen Berieht fiber ~tie spezielle Symptoma- man in bereits vorhandenen zusammenfassenden tologie der in unserem RSntgenarchiv vorhandenen Arbeiten der letzten Jahre (etwa yon SCHIE~S~A~ Encephalogramme zu geben. Nin solcher Bericht oder yon JA~Tz in den ,,Fortsehritten der Neurologie

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Jg. 26, Heft 31/32 FRIEDI%ICH W~LHE~M B a o ~ s e H : K!inisch-rbntgenologische Ergebnisse aus 5 Jahren Encephalographie. 501 15. August 19'i8

und Psychiatric" 1942/43) nachlesen kann. Wir glauben auch kaum, dab wesentliehe Neui'gkeiten auf diesem Goblet lioch ausstehen.

Unsere Absieht ist es vietmehr, lediglieh einige statistische Angaben zu machen fiber das Eneephalo- gramm-Material unserer Klinik,. nach Jah~'en und nach einzelnen verschiedenen Gesiehtspunkten gcordnot und mit nur kurzen Ausblicken in ein spezielleros Fragengebiet. Aus den ans dieser Durchsicht ge- wonnenen Zahlen werden sioh dann E~gebnisse her- leiten lassen, deren Wert und Bedeutung zu disku- tioren w~ren. ])as Leitmotiv diesor Untersuchungen ist mit kurzen ~Vorten umrissen: Ein Teitbeitrag zur Verwertbarkeit und zur Pathognostik des Encephalo. gramms. Das Encephalogramm ist fiir uns die einzige Mbglichkeit, um uns die Hirnverh~ltnisse im klini. sohen Rahmen wenigstens indirekt bioptiseh vor Augen zu ffihren. Wir haben deshalb ~ so meinen wir - - die Verpfliehtung, den Ergebnissen aus einem halben Jahrzehnt gesammelter Eneephalogramme Beachtung zu schenken.

Wir haben die Enoephalogramme der Jahre 1942 bis 1946 durChgesehen und die pathologischen yon denjenigen getrennt, die als ,,o. B. odor nieht ver- wertbar" zu gelten haben. (Ein scharferer logischer MaBstab kbnnte verlangen, das Wort ,,pathologisch" dutch das Weft ,,abnorm" zu ersetzen.) Die patho. logischen Enoephalogramme haben wit d~nn in fiinf Hauptgruppen der vorkommenden Veranderungen aufgeteilt. Die Bilder mit hydrocephalen Ver~tnde. rungen, die - - wie man sehen wird - - eine beson- dere Rolle spielen, unterzogen wir schliei~lich nooh einer besonderen Durehsieht, um einmal den Prozent- satz der sehr starken ttydrocephali interni und der bemerkenswerten Hydrocephali externi kennenzu. lernen, und sotzten letztere endlich in Beziehung zu den klinisehen Diagnosen.

Bei 42 beliebigen Bildern des Jahres 1942, die o.B. odor nicht verwertbar waren, stellten wir die k]inische Diagnose lest. Das Gleiche taton wir bei 58 pathologischen Bildern desselben Jahres.

Die Grenze zwischen Pathologisehem und noch Normalom richtig zu ziehen, ist - - wio fiberall - - so auch bei den Eneephalogrammen recht schwierig. ~Vir sind uns da dot mbgtiehon ~ehl6rquellen dureh- aus bewut~t, gtauben aber diese vernachl~ssigen zu diirfen, da sic ja beidon Seiten zufatlen dfirften. AuBordem besitzen wir dutch die nach den einzelnen Jahren erfolgte Aufstellung unseres Eraehtens eine recht gate Kontrolte. V~'ir geben zu, daI~ wir im ai1- gemeinen eher geneigt waren, ein Bild noch also. B. odor nieht verwertbar zu bezeichnen, als es ffir patho- logisch zu erklaren.

Als ,o. B. odor nicht verwertbar" wurden neben den selbstverstandlich normalen die Encephalo- gramme mit nur leiehten Seitendifferenzen der Seiten- ventrikel und die zu schwaehen, sowie die Nicht- ffillungen angesprochen. Hior mfissen wit einffigen, dab anderen Ortes besondere Methoden angegeben werden, um eine Scheidung der zufKlligen yon den echten Ffillungsdefekten zu ermOglichen; sie wurden hier nioht angewandt. Aber auch selbst dort, we dies der Fall war, blieben genug Zuf~tlle.

Entscheidend f~ir die l~eststellung either patho- logisohen Erweiterung waren die Abstumpfung des normalerweise spitzwinkeligen oberon ~ul~eren Anteils

des Seitonventrikels im a.p.-BiId, sowie das deuttiche Verstrichensein der sog. Stammganglientaille und end- lich natih.lich die allgemeine odor lokale Ausweitung.

In den Jahren 1943 und 1944 stellte das Milit~r den fiberwiegenden Anteit am Material, das in diesen Jahren auch zahlenm~Big gr6Ber ist. AuffalleI~d war uns gerade in diesen beiden Jahrg~ngen die fast durchweg 'recht deutliche periphere Luftzeichnung, oft an der Grenze der Norm. Eine Erkl~rung hierfiir vermbgen ~dr nicht anzugebem (Es wurde - - soweit wir sehen konnten - - durchweg cisternal encephalo- graphiert. Vergleicho mit den klinischen Daten erg~ben, dal3 man die Grenze der Norm gerade bei den Ventrikeliibersiohtsaufnahmen in Seitenlage doch nicht zu eng ziehen sollte.)

Es sei uns n0ch eine kurze Kritik der den En- cephalogr~mmen 1942--1946 beigegebenen Beur- teilungen gestattet. Besonders in den ersten Jahren wurde munches Encephalogramm als pathologisch ver~ndert angesprochen, welches zweifellos nach unseren heutigen kritischen Ma~staben noeh in don Bereich des Normalen zu reehnen ist. Andererseits wollen wir nicht verfehlen, ein Encephalogramm zu erw~hnen, welches 1944 eine Seitendifferenz der Ventrikelweite yon immer noch normal zu bewerten- dem AusmaI~ zeigte und dessen Wiederholung 1946 nun wirklieh eine deutliche pathologische Erweite- rung des vor zwei Jahren schon etwas weiteren Seitenventrikels aufwies.

DaB b e i d e r Beurteilung des Encephalogramms Art. odor Herkunftsdiagnosen dureh den R6ntgeno- logen gestellt werden kbnnen, ist wohl nur in den seltensten Fallen mbglieh. ]~olgende, seinerzeit nieder- gelegten Diagnosen stellten zweifellos eine unbe- rechtigte Pritjudizierung dar: ,,Ventrikelerweiterung (entzi~ndlich )", ,,traumatische tIirnsch~digung links", ,,Encephalitis/olgen ", ,,unklare Ventrikelerweitorung", ,,Verdacht auf Blutung links".

Zum Kapitel: das normalo Encephalogramm, dessen Standardisierung so erwfinseht ware, m6ehten wit noch kurz auf eine 1940 ersehienene Arbeit yon WOLFF und BRINR~IA~N ZU sprechen kommen. Aueh bier wird die Erfiillung der BosTRoE~sehen Forderung, 100 vbllig gesunde l~[enschen zu encephalographieren, als undurchffihrbar bezeichaet und ilberdies anf die dabei notwendig werdende Altersabstufung hinge- wieSon, so dal3 Ietzten Endes fiir jede Altersstufe doch nut etwa 12 Encephalogramme gewonnen wfirden. Die beiden Autoren konnten unter 966 Encephalo- grammen aus nicht ganz ffinf Jahren auch nur 37 herausfinden, die geeignet waren, als normal zu gelten. Sie zogen drei klinisehe Gruppen heran: 1. Migrane und vasomotorische Kopfsohmerzen, 2. leiehte Sehadet- verletzungen, 3. psychop~thische und neuropathische (funktioneile) BeschweMen. Aber aueh unter diesen Gruppen hat man schon - - wie sieh leicht aus der Arbeit erkennen l~Bt - - das Einschleichen ernsterer hirnpathologiseher Prozesse zu befiirehten, ins- besondere bei den sog. psyehopathischen und neuro- pathisehen Beschwerden. ])as Ergebnis der mit planimetrisehen Methoden durehgeffihrten Unter- suchungen lautete: 1. Die bereits b~kannte Tatsache der GrbBenzunahme des Ventrikelsystems bei zu- nehmendem Alter wird best~tigt. 2. Bestimmten Schadelformen kommen bestimmte Ventrikelformen und .grbBen zu (also z.B. kurz gebauter Seh~tdel

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502 FRIEDRICtt WILHELM BROmSem Ktiniseh.rSntgenologische Ergebnisse aus 5 Jahren Encephalographie. Klinische Woehensehrtf~

- - kfirzeres Ventrikelsystem, Langsch~del - - lang- gestrecktes Ventrikelsystem).

l~rber die Grenzen des Normalen und Pathologi- sehen im Encephalogramm hat 1929 GO]~T~ hier in I~eidelberg eine Arbeit verfagt , deren Ergebnis schon damals eine Warnung war, nieht jeder Abweichung des Encephalogramms in einzelnen Punkten unbe. dingt den Stempel des Pathologischen aufzudrfieken.

}Vir lassen jetzt die zahlenm/~13igen Ergebnisse unserer Durehsieht in tabellariseher Form folgen:

Jahr

1942 1943 1944 1945 1946 Sa.

~nce- phal. *

202 338 305 130 137

1112

Tabelle 1.

,,0. B. 1 oder n i c h t Pathologisch verwertbar"

144----71% 58=29% 152=45% 186=55% 142=46,5% 163 = 53,5% 61 =47% 69=53% 64=47% 7 3 = 5 3 %

563=51<% I 549=>49%!

Krankenstand (%davon) : eneephalo- graphiert

1671 (12%) 1761 (19%) 1957 (16%) 1918 (7%) 1692 (8%) 8999 (12%)

* Diese Zahlen beziehen sich auf die tats~chlich im Archly vorhandenen Encephalogramm e. Aus dem Register der Ab. teilung ergeben sich Abweichungen nach oben fiir 1943--1945 dutch ambulante F~lte, die bier nicht berticksichtigt sind.

Wir ersehen aus diesen Zahlen, dab nur rund die H/~lfte aller Encephalogramme im pathologischen Sinne zu verwerten waren.

Tabelle 2.

Patho- ,,ger- Vet- ziehung* l~Iig- Erweiterungen dr~ngung Aus- bildun~ allez Art Jahr I logisch und Cysten

ziehung"

i i 942 58 1 2 1 54 = 93 % 1943 186 8 6 172 = 92,5% 1944 163 5 3 3 152 = 93 % 1945 69 4 2 63 = 91% 1946 73 9(13%) 1 63=86%

2 [ s i504=>92o/2 * Folgen wit den dm'eh besondere Untersuchungen gewon- nenen Erkenntnissen yon T6~-rs und IRSXOLER, SO reehnen diese Veri~nderungen als Ausweitungen und Ausbuehtungen gleiehfalls zu der Gruppe der Erweiterungen,

Hier ist zahlenm~l~ig erkennbar, dab sieh die Ver- ~nderungen der pathologisch zu bewertenden En- eephalogramme in erdrfickender Mehrheit in Er. weiterungen des Ventrikelsystems erschSpfen, ganz gleieh, welche hirnpathologisehen Prozesse den Aus- gangspunkt bitden.

Jahr

1942 1943 1944 1945 1946 Sa

Tabelle 3.

Erweiterungen aller Art

54 172 152 63 63

504

Sehr starker H. internus

29= <6%

Bemerkenswerter H. externus

10=19% 30=17,4% 25=q7% 18=30% 22-----35%

105=21%

Hier interessiert uns am meisten der prozentuale Anteii der bemerkenswerten Beteiligung der ~uBeren Liquorr/~ume an den Erweiterungen aller Art.

Wenn wit uns nun fragen, welehe klinischen Dia- gnosen bei den ,,o. B. oder nicht verwertbaren" Bildern zu linden sind, so ergibt sich als Antwort : praktisch alles. Unter 42 beliebigen Encephalogrammen aus dem J a h r e 1942 fanden sieh z .B . : Schizophrenic, Psychopathic, . Schwachsinn, genuine und unk!are Epilepsie, Pyknolepsie, Encephalitis, Little, endo- gene Depression, Mongoloide Idiotic, Verdaeht auf Tumor.

Die Frage nach der Verteilung der pathologischen Eneephalogramme auf die einzelnen Krankhei ten beantwortet folgende Aufstellung fiber 58 Eneephalo- gramme aus dem Jahre 1942.

TabeNe 4. 58 pathologische Encephatogramme 1942.

Hirnblutung . . . . . . Schizophrenic . . . . .

Depression des hSheren und Riickbildungsalters

,,Exogener" Depressions- zustand . . . . . . .

Psyehopathie . . . . . .

Sehwachsinn (alle Formen zum Tell mit Anf~.llen)

,,Genuine" Epilepsie . . Symptomatische Epilepsie Encephalitis . . . . . . Tumor und Tumor verdaeht Unldar organneurologi-

sehes Syndrom . . . . Demenzen . . . . . . . .

Sch~deltrauma . . . . . Unbekannt . . . . . .

18=30% 2 5 2 6

2 6

58

magige Hydrocephali interniund externi

" (besonders fron- tal), Verplumpung ohne wesentliehe Etweiterung

1 Hydrocephalus externus

1 leichter Hydroce- phalus externus (AnfMle :)

Hydroeeplmlus inter- nus und externus, diffuser Hydroce- phalus externus und m/~l~ige Ven- trikelerweiterung, (ger. Hydrocepha- lus internus und) Hydroceplmlus externus

Die klinischen Diagnosen , ,Hirnblutung", , ,unklar organneurologisches S ~ l d r o m " , , ,Demenzen" und ,,Sch/~deltrauma" wurden bei den nieht verwert- baren Encephalogrammen vermigt . Wir mfissen zu der Tabelle bemerken, dab die klinisehen Diagnosen den Krankenbl~t tern kritiklos entnommen worden sind.

Eine Naehpriifung der klinischen Diagnosen bei den seehs sehr starken Hydroeephali interni des Jahres 1942 (als Stiehprobe) ergab zwei Tumoren und eine ,,genuine Epilepsie" (.~ .~, 32 Jahre air) und zwar ohne gleiehzeitigen Hydrocephalus externus, ferner einen exogenen Sehwaehsinn (19j~hrig) mit geringem Hydrocephalus externns und einem erworbenen SchwachSinn (30j~hrig) mit s tarkem Hydrocephalus externus. (Hierzu siehe weiter finten!)

N u n sollen noeh einige Feststellungen fiber die Encephalogramme mit bemerkenswerter Erweiterung der ~iufleren Liquorr&ume folgen. DaB deren Anteil

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in den Jahren 1944 und 1945 wesentlich hSher ist, dfirfte durch ein in der Naehkriegszeit wieder ver- iindertes Kr~nkengut mit hSherem Altersdurchschnitt und damit mit z~hlreicheren senilen und pr~senilen Prozessen zu erkl~ren sein. Trotzdem scheinen sieh - - im ganzen gesehen - - die Hydrocephali externi unter 45 J~hren und fiber 45 Jahren einigermaBen die Waage zu halten.

Mit welchen klinischen Diagnosen treffen nun die jenseits des Zweifels liegenden Hydroceph&li externi, die zum groBen Tell n~tiirlich mit einem gleich- zeitigen HydroCephalus internus einhergehen, zu- sammen ?

Bei den Patienten, die noch nicht 45 Jahre alt w~ren, fanden sich folgende Krankheitsbilder: Psyehogenes Zustandsbild mit Debilitat, reahts- seitige Rcflexsteigerung (37jahrig). Angeborener Schwachsinn (31jiihrig). Erworbenar Schwachsinn. Halbsaitenlahmung, Anfalle und Demenz nach Fleckfieber (23jahrig). t t irnatrophischer ProzaB nn- klurer Genese mit Demenz (37]ahrig). Hirnvertetzung. Psychopathic: Unklare leichte psychische StSrungen. Encephalitis (24jahrig) (Schizophrenia ?). Unspezifi- sche Encephalitis. Unkl~r. PIcKsche Atrophic ? (41jahrig). Apoplexie (44jahrig). HUNTIN~TO~sche Chorea.

Bei den im Prasenium und Senium befindlichen Patienten fanden wir: P~cKsche Atrophie? (Demenz). Extrapyramidale Erkrankung. Psendodemenz. Un- klar organisch psychisch und neurologisch. Vaso- motorische Anfalle. Hirnatrophischer ProzeB mit Demenz. Arteriosklerose (PICK ?) Schizophrenic (63jahrig). Senile Dcmenz mit maniformen Ziigen. F rag l i che JAKOB-CREUTZFELDsche Erkrankung. Pra- senile Demenz. Traumatische Epilepsie mit Demenz. Genuine Epilepsie mit Demenz.

DaJ~ der starke Hydrocephalus externus - - mehr als der Hydrocephalus' internus - - in einem besonders innigen und nicht zu iibersehenden Zusammenhang mit den Bildern chronischen, geistigen Abbaues steht, daran kann nach dieser Aufzahlung unseres Erachtens kaum mehr ein Zweifel bestehen. Wit haben wohl manchen riesigen Hydrocephalus internus gesehen ohne #ede ernstere psychische Vergnderung, abet noch niemals einen starken Hydrocephalus ex- te~'nus, dessen Tr~iger nicht deutlich psychisch gescMi- digt w~ire /

Nach dieser Feststellung, der wir im Rahmen der Durchsicht besonderen Wef t beimessen, fassen wir noch einmal die iibrigcn Ergebnissc der hier gazoge- nen Tailbilanz zusammen: Von 1112 Encephalogram- men ist rund die Halfte ohne Befund oder nicht ver- wertbar.

Bei beiden Halften kommen praktisch alle klini- schen Diagnosen vor. Noeh nicht verwertbare Seitendifferenzen im Encaphalogramm ksnnen sich

zwei Jahre spiiter zu sicher pathologischen Befunden entwickeln. 92% aller pathologischen Encephalo- gramme zeigen hydrocephale Erwaiterungan aller Art ; an ihnen sind die Schwachsinnsformen aller Grade (zum Tell mit Anf~llen) wesentlieh beteiligt, im iibrigen alle nut mSglichen Krankheiten. Unter allen Erweiterungen zeigen 21% eine Betonung der ~uBeren Liquorri~nme.

Wir vermSgen leider nicht, Vergleiche mit ~nderen t~bersiahten zu ziehen~ da andere Autoren - - soweit wir sehen konnten - - siah stets gleich mit spezielleren Fragestellungen befai3ten. Nur bei FLiIG]~Ls kritischer Bearbeitung yon 603 encephalographischen Unter- suchungen fanden wir die Angabe, daB ' eine reich- liche periphere Luftffillung sich in allen Krankheits- gruppen mit weniger als 10% fand. Nur bei den pr~senilen Demenzen war sie 21real unter 24 F~llen, bei der progressiven Paralyse 3real unter 11 Fallen und bei der Arteriosclerosis cerebri 4mal unter 25 F~.llen vertreten.

SCHIERSMANN sagt, nachdem er die Befunde bei den verschiedenen groi~en Krankheitsgruppen ab- gehandelt hat : , , . . . . s o muB man zu dem etwas ant- mutigenden Schlul~ komman, dal3 eigentlich jeder der verschiedenen Prozesse zu den gleiehen Vergnde- rungen des encephalographisehan Brides ffihren kann, . . . dab andererseits aber bei fast jedem ProzeB die MSglichkeit bcsteht, dab er - - wenigstens im Be- ginn - - fiberhaupt kaine encephalographisch nach- weisbaren Vergnderungen macht ."

Unsere Durchschau gibt dieser Ansiaht SCalERS- MA~s yon einer anderen Seite her recht. Sic soll abet nicht etwa zu einer Verwerfung der Encephalo- graphic die Veranlassung geben - - daran iiberhaupt nur zu denken, ware angesiehts so vieler entscheiden- der EinzeleIfolge in der nunmehr 30jiihrigen Ge- schichte der Encephalographie absurd.

Diesc Zusammenstellung kann aber unseren Blick schgrfen ffir die Frage, was wir iiberhaupt im ein- zelnen Falle yon einer Encephalographie erwarten kSnnen, und sie wird uns erneut daran erinnern, dab keine Untersuehungsmethode - - auch nicht die Encephalographie - - etwas weft ist, wenn sie nicht in eine klinisch-diagnostische Gesamtschau eingebaut wird.

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