Klinischer Ansatz zur Versorgung Autismus in Mitteldeutschland · ~84,8% weiblich: ~15,2%. Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Konzeption

Klinik und Poliklinik fr Kinder- und Jugendpsychiat rie und -psychotherapie

Konzeption KJP Autismusambulanz am Standort Dresden, Jena, 14.04.2018 Dr. med. Katja Albertowski

Klinik und Poliklinik fr Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des C.G.C. Universittsklinikums

Dr. Katja Albertowski, Jena 14.04.2018

Klinischer Ansatz zur Versorgung Autismus in

Mitteldeutschland

KJP Autismusambulanz am Standort Dresden



Gliederung

Teil A: Entwicklung am Standort Dresden

Teil B: Struktur und aktuelles Arbeitsfeld

Teil C: Zukunftsaufgaben



A - Entwicklung am Standort Dresden



Frau Dr. med. Hannelore Freund

1979 1992Selbsthilfegruppe von Eltern autistischer Kinder, evangelische Kirche

Erster offizieller VM-Kurs

Genehmigung der Beratungsstelle fr Eltern mit hirngeschdigten, verhaltensaufflligen und autistischen Kindern

Einladung von Mitarbeitern des Bremer Projekts Verhaltenstherapie und Verfahren zur Erstellung von Lernprogrammen

Instituts-ambulanzam St.-Marien-Krankenhaus

1989

1980

Mauerbau

RodewischerThesen

PolitischeWende

KannerAsperger

1961

19731943/1944

1963

Lorna Wing Das autistische Kind

1968 1984

ICD-10

1992 2013

DSM 5

2011Uniklinikum

Euthanasie

1945

PsychiatrieEnquete

1975

Sir Michael Rutter TE

1978

1979 1997

Dornblth-strae 28

1987Publikation berDas Diakonische Werk: Autistische Kinder

1964

Geschlossener JWH Torgau



Beratungsstelle seit 1984

Beratungsstelle fr Eltern mit hirngeschdigten, verhaltensaufflligen und autistischen Kindern

Pauschaler Kostensatz

Fachrztin, Therapeutin, Psychologin, Verwaltung

enge Verknpfung mit Elternschaft



Versorgungsumfang 1992

1992 Trgerschaft an psychiatrischem Fachkrankenhaus (St.-Marien-Krankenhaus) als Diagnostisch-therapeutische Ambulanz fr Menschen mit autistischer Behinderung

Grndung Hilfe fr das autistische Kind, Regionalverband Dresden

20 bis 25 Kinder erhielten Einzeltherapie, Gruppe fr Jugendliche

Monatlicher Betreuungssamstag, Groeltern- und Geschwistertreffen

Erstmals 1997 erfolgreiche Verhandlung mit dem Sozialamt ber Schulbegleitung am Einzelfall



Standort Dornblthstrae seit 1997

Bestandsanalyse 2002:

10 Mitarbeiter

Warteliste fr Erstdiagnostik berregionale Versorgung

ebenso viele Kinder und Jugendliche wie auch (mittlerweile) Erwachsene

1 Fachrztin, 2 Psychologen/innen, 1 Heilpdagogin- und Musiktherapeutin, 1 Sozialpdagogin, 2 Ergotherapeutinnen, stundenweise Kunsttherapeutin, zwei Verwaltungskrfte



Dauerhafte Strukturmerkmale 2003

rztliche Leitung

Diagnostik, Beratung, Behandlung, Eingliederungshilfen, Weiterbildung

Finanzierung ber Autismus-Pauschale

Am Bedarf ausgerichtetes Leistungsangebot

Lebensbegleitend keine Altersgrenze



Neue Bedarfe seit 2003

zunehmende Vorstellung von Grenzfllen

Zunehmende Anfragen Erwachsener fr Diagnostik

Interne Ausweitung der Qualifikation zur Autismusdiagnostik

Untersttzung des Aufbaus weiterer Diagnostikstellen

Ausbau der Weiterbildungsttigkeit als ein Baustein fallbezogener Hilfen

Zunahme der Relevanz von Intervention vor Ort mit Ausbau Eingliederungshilfeleistungen

Teamgre von 16 Beschftigten und weiteren etwa 12 Nebenamtlichen



Trgerwechsel 2011

Nach Verhandlungen der Trger Wechsel der Autismusambulanzunter das Dach der Klinik- und Poliklinik fr Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapie

Ziel: bedarfsgerechte und zukunftsfhige Weiterentwicklung

Schnelle Anpassung vieler Strukturmerkmale

Gnstige Raumzuweisung in das Haus 105 (Dezember 2011)

Beschftigung von rzten in Weiterbildung

Gewinnung F fr Psychiatrie und Psychotherapie

Umwandlung Pool studentischer Hilfskrfte in Stellen fr Heilerziehungspflege



B - Struktur und aktuelles Aufgabenfeld



Zielgruppe

MultiprofessionellesTeam

ErgnzendeAngebote

Beratung

Therapie

Kooperation

Diagnostik

Wurzeln

AutismusambulanzDresden

Eingliederungshilfen

Weiterbildungen



Entwicklung Neuvorstellungen 2012-2017

177 180197

215

252 244

150141

163176

204 204

27 3934 39

48 40

0

50

100

150

200

250

300

2012 2013 2014 2015 2016 2017

gesamt

mnnlich

weiblich

mnnlich: ~86,5%

weiblich: ~13,5%



Aktuelle Wartezeiten

Kinder < 5 Jahre

ca. 3 Monate

Kinder > 5 Jahre (SPZ & KJP UKD)

ca. 4 Monate

Kinder > 5 Jahre (extern)

ca. 4-5 Monate

Erwachsene

ca. 5 Monate



Einzugsgebiet

39%

11%

14%

9%

10%

5%

4%

2%

0,5%

1,5%

1%

0,5%

2%

1%

1%

0,5%



Diagnosevergaben kumuliert 2012-2016

499

127

78

122

26

134

0

100

200

300

400

500

600

Ausschluss F84.0 G F84.1 G F84.5 G F84.9 G Verdacht

~50,5% ~13% ~8% ~12,5% ~2,5% ~13,5%



Aktuelle Finanzierung

KJ-PIA: Diagnostik und Vorschulalter

Erwachsenen-PIA: Erwachsene Diagnostik und Behandlung

Autismuspauschale: Diagnosesicherung bis 25 Jahre

EGH-Kostenstze: Leistungsvereinbarung mit der Stadt Dresden

Vergtung von Weiterbildung

Stellungnahmen im Sozialrecht



Besprechungsformate

Behandlung:

Supervision AiWs

Diagnostikbesprechung

Therapieplanungsbesprechung

Strukturelles:

Strukturbesprechung

Dienstberatungen der Berufsgruppen

Supervision Leiter Dienstberatungen/Therapieplanung



Ablauf Diagnostik alle Altersstufen I

Vorbefundsichtung

Screening- und Fragebogenverfahren

Fragebogen zur Basissymptomatik in freier Form fr Erzieher/Lehrer/Ausbilder

Screeningtermin zur Indikationsfestlegung anhand Leitfaden Neuvorstellung

Anamnese und Spezialanamnese, internistisch-neurologische Untersuchung, Prfung Indikation zentrale Ausschlussdiagnostik

Entwicklungsdiagnostik und/oder psychologische Leistungsdiagnostik

Autismusdiagnostik (ADOS 2, ADI-R)



Ablauf Diagnostik alle Altersstufen II

Diagnostikbesprechung

Kontakt mit Zuweiser

Auswertungsgesprch

Diagnostische Hospitation bei Bedarf

Langzeitdiagnostik bei Bedarf

Erstberatung nach Auswertung

Indikation fr Behandlungsbedarfsplanung



Behandlungsteams

Krisen- und Frhinterventions-Team

Schulinterventions-Team

Erwachsenen-Team



Ziele Krisen- und Frhinterventionsteam

Erstdiagnostikalter senken

Enge Zusammenarbeit mit den Frhfrderstellen

Konkretisierung des Behandlungangebotes fr junge Kinder

Behandlung komplex beeintrchtigter Patienten jeden Alters

Bausteinkonzept zur ambulanten Krisenintervention




18

34

46

71 73

91

1728

44

63 62

74

1 6 28 11

17

0102030405060708090

100

2012 2013 2014 2015 2016 2017

Klein- und Vorschulkinder bis 4;11 Jahregesamt

mnnlich

weiblich

mnnlich: ~86,5%

weiblich: ~13,5%




102

64

613 10

51

0

20

40

60

80

100

120


Klein- und Vorschulkinder bis 4;11 Jahre

~41,5% ~26% ~2,5% ~5% ~4% ~21%



Einzugsgebiet (Klein- und Vorschulkinder)

42%

14%

14%

11%

9%

5%

3%

1%

0,5%

0,5%

0,5%

0,5%



Therapieplanung und -angebot Vorschulalter

Bedarf aus Elternsicht

Hospitation im Kindergarten

Hausbesuch

Einzeltherapie wchentlich 2 : 1

TASK (Training Autismus Sprache Kommunikation)

Fallbesprechung mit Frhfrderstelle und Heilmitteltherapeuten

Teamberatung mit Eltern und allen Helfern



Ambulante Krisenintervention

Indiziert bei schwerwiegender und andauernder Auto- oder Fremdaggression

Kalendervorrang

Prozessverantwortung

Systemischer Beratungsansatz

Ansatzpunkte Person, Beziehungen, Kontext

Bausteinprinzip, kein konsekutives Vorgehen

Ziel: Langfristig stabiles Ergebnis durch einheitliche verhaltensbezogene nicht-medikamentse Interventionszuordnung



Gruppenangebote

Vorschulgruppe

Spielgruppen

Malgruppen



Beratung

Sozialrechtliche Hinweise zur Beantragung von Hilfen

Umgang mit Basissymptomatik im Alltag

Komorbides Verhalten nach Bedarf (Schlaf, Ausscheidungsstrungen, Problemverhalten)

Mglichst regelmige Einbeziehung aller Helfer



Ziele Schulinterventionsteam

Bestmgliche schulische Frderung ohne dauerhafte Abhngigkeit von Schulbegleitung

Schullaufbahnberatung auf der Grundlage von Verlaufsdiagnostik

Edukation schulisches Umfeld

Bedarf an Eingliederungshilfe erkennen und b. B. einsteuern

Beratende Reaktion auf Anlsse/Vernderungen im Verlauf

Enge Zusammenarbeit mit Schlern, Eltern, Schule, Bildungsbehrden, Trgern von EGH-Leistungen




125

110 110

93105 110

108

91 95

7986

95

17 19 15 14 19 15

0

20

40

60

80

100

120

140

2012 2013 2014 2015 2016 2017

Schulkinder von 5;0 bis 17;11 Jahregesamt

mnnlich

weiblich

mnnlich: ~84,8%

weiblich: ~15,2%




258

52 61

87

11

57

0

50

100

150

200

250

300


Schulkinder von 5;0 bis 17;11 Jahre

~49% ~10% ~11,5% ~16,5% ~2% ~11%



Einzugsgebiet (Schulkinder)

36%

11%

17%

9%

11%

5%

5%

2%

0,5%

2%

0,5%

0,5%

1%

1%

0,5%

0,5%



Therapieplanung

Anregung frderpdagogische Begutachtung

Hospitation in der Schule

Weiterbildung fr die Schule

Unterrichtseinheiten zur Aufklrung ber ASS

Beratung zu Nachteilsausgleichen

Entscheidung zum Bedarf einer Eingliederungshilfeleistung



Einschub Eingliederungshilfen

30 bis 40 Flle pro Schuljahr

Schwerpunkt Schule und Ausbildung

Kostentrger: Jugend- oder Sozialamt (SGB VIII oder SGB IX/XII)

Indikation bei erhhtem Untersttzungsbedarf, der durch Therapie und Beratung nicht ausgeglichen werden kann

Maximal 10 15h/Woche

Geplantes Ausblenden der Hilfe

Fallfhrung und Schnittstellenmanagement



Konkrete Ziele im Kontext Schule

Begleitung in Schule und Vor- und Nachbereitung

Analyse von Lern- und Arbeitsverhalten und Verhaltensproblemen

Erlernen von Arbeitstechniken und Handlungsroutinen

Entwicklung von Orientierungs- und Strukturierungshilfen

Training von Fertigkeiten und Selbsthilfestrategien

Erstellung von Plnen zur Verhaltensmodifikation

Anleitung des Umfeldes zu autismusspezifischen Besonderheiten



Beantragungsverfahren

Antragstellung

Kostentrger ermittelt den Bedarf

Prfung der Kostenbernahme

Einleitung des Hilfeplanverfahrens und Festlegung von Umfang und Bewilligungszeitraum

Kostentrger schlgt Leistungserbringer vor

Doppelrolle: Auftrag zur Bedarfsermittlung



Therapie

Hilfen zur Bewltigung schulischer und familirer Anforderungen

Anlassbezogene Problemklrung zur Einleitung ggf. ergnzender Hilfen

Einzelkontakte (keine wchentliche Psychotherapie)

Gruppen



Gruppenangebote

Soziale Kompetenzgruppen

Alltagstrainingsgruppen

Sport- und Freizeitgruppen

Mdchengruppen



Beratung

Schullaufbahn

Schulwechsel

Komorbiditt und Problemverhalten

Indikation fr Verlaufsdiagnostik



Ziele Erwachsenen-Team

Reduktion der Anzahl der Ausschluss-Flle

Hhere Aufmerksamkeit fr Komorbiditten

Untersttzung der Ablsung vom Elternhaus

Beratung und Hilfen zur Alltagsbewltigung

Beratung und Reaktion auf neue Problemlagen

Untersttzung in den Bereichen Wohnen und Arbeit

Anbahnung von Selbsthilfe in Gruppen



Ergnzungen zur Diagnostik

Umfangreiches Vorscreening (Fragebgen, Vorbefunde, Zeugnisse)

Fertigkeiten-Checkliste

b. B. Persnlichkeitsdiagnostik (SKID-II, PSSI)

b. B. Einbeziehung weiterer Bezugspersonen

Hufig Angst- und Depressionsdiagnostik auch im Verlauf




34 3641

51

74

43

25

22 24 34

56

35

914 17 17

18

80

10

20

30

40

50

60

70

80

2012 2013 2014 2015 2016 2017

Erwachsene ab 18;0 Jahregesamt

mnnlich

weiblich

mnnlich: ~70,3%

weiblich: ~29,7%




139

11 1122

5

26

0

20

40

60

80

100

120

140

160


Erwachsene ab 18;0 Jahre

~65% ~5,5% ~5,5% ~10% ~2% ~12%



Einzugsgebiet (Erwachsene)

41%

7%

8%

7%

9%

5%

2%

1,5%

1%

4%

3%

1,5%

1,5%

1,5%

7%

1%



Therapie

Einzelgesprche (keine wchentliche Psychotherapie)

Hilfen zur Alltagsbewltigung

Immer Umfeldeinbeziehung

Beratung und z. T. begleitende und aufsuchende Untersttzung in den Bereichen Arbeit und Wohnen

Gruppen



Gruppenangebote

Soziale Kompetenzgruppen

Studierende-Gruppen

Alltagstrainingsgruppe

Sozialbegegnungsgruppe

Entspannungsgruppe

Frauengruppe

Malgruppen



ffentlichkeitsarbeit unter Einbeziehung von

Elternselbsthilfe

Erwachsene im Autismusspektrum



Elternheft zum Abschluss der Diagnostikphase



Fortbildungsprogramm und Elterntraining



ffentlichkeitstage



C - Zukunftsaufgaben



Qualittssicherung

Interne ADOS-2 und ADI-R Schulungen

Behandlungsmanual in laufender Ergnzung

Sensibilisierung fr somatische Ursachen

Profilschrfung der Behandlungsteams

mehr manualisierte Gruppentherapie

Integration von Forschung

mehr Behandlungsbergnge

Vernetzung mit anderen Zentren

Regionale Frderung der Entstehung weiterer Angebote



Priorisierung und Abgrenzung

Junge Kinder

Schwerwiegendes Problemverhalten bei komorbider geistiger Entwicklungsstrung

Herausfordernde Integration an Regelschulen

Typische Erwachsene mit vorbergehend komplexem Beratungs-und Begleitungsbedarf in allen Lebensbereichen

Befristungen von Angeboten, Ausdnnen reiner Verlaufsbegleitung

Bei Erwachsenen: Kernsymptomatik im Vordergrund?, Anliegen an Intervention? PIA-Kriterien erfllt?



Empfehlungen zur klinischen Versorgung

Multiprofessionelles Team

Sozialdienst!!!

Vernetzung mit anderen Hilfesystemen

Befristung von spezifischen Behandlungsangeboten

Mglichst Forschungsbegleitung



Vielen Dank fr Ihre Aufmerksamkeit.

www.kjp-dresden.de

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