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543068 DE Kommunikations- orientiertes Handeln bei Störungen in Anlagen Leitfaden für die Ausbildung

Kommunikations- orientiertes Handeln bei Störungen in · PDF fileDie zielgerichtete Kommunikationsfähigkeit ... Auszubildende brauchen für das Arbeiten im Team kommunikative Fähigkeiten

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543068 DE

Kommunikations-

orientiertes

Handeln bei

Störungen in

Anlagen

Leitfaden für die

Ausbildung

Die Ausbildungsunterlage ist in Verbindung mit dem Modularen Produktionssystems

MPS® und den betrieblichen Anwendungen zu sehen. Das Ausbildungsunternehmen

und/oder die entsprechende Schule hat dafür Sorge zu tragen, dass die Lernenden

die allgemeinen Sicherheitsrichtlinien und die Sicherheitsvorkehrungen, wie sie in

diesem Band insbesondere bei Störungen beschrieben sind, beachten.

Es wird keine Haftung für Schäden des Lernenden oder des

Ausbildungsunternehmens und/oder sonstiger Dritter übernommen, die bei

Gebrauch/Einsatz innerhalb und außerhalb von Ausbildungssituationen entstehen.

Bestell-Nr.: 543068

Stand: 03/2006

Autoren: Walter E. Theuerkauf, Sarah Funke, Gabriele Graube

Redaktion: Monika Bliesener

Grafik: Doris Schwarzenberger

Layout: 23.03.2005, Beatrice Huber

© Festo Didactic GmbH & Co. KG, 73770 Denkendorf, 2013

© Technische Bildung und Informationstechnologie TU Braunschweig

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Der Käufer erhält ein einfaches, nicht-ausschließliches, zeitlich unbeschränktes und

geografisch nur auf die Nutzung innerhalb des Standortes/Sitz des Käufers

beschränktes Nutzungsrecht wie folgt.

Der Käufer ist berechtigt, die Inhalte des Werkes zur Fortbildung seiner

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, des Standortes zu nutzen und hierzu auch Teile

der Inhalte zur Erstellung eigener Fortbildungsunterlagen zur Fortbildung seiner

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Standortes unter Angabe der Quelle zu

verwenden und für die Fortbildung am Standort zu kopieren. Bei

Schulen/Hochschulen und Ausbildungsstätten umfasst das Nutzungsrecht auch die

Nutzung für deren Schüler, Lehrgangsteilnehmer und Studenten des Standortes für

den Unterricht.

Ausgeschlossen ist in jedem Fall das Recht zur Veröffentlichung sowie zur

Einstellung und Nutzung in Intranet- und Internet- sowie LMS-Plattformen und

Datenbanken wie z. B. Moodle, die den Zugriff einer Vielzahl von Nutzern auch

außerhalb des Standortes des Käufers ermöglichen.

Weitere Rechte zu Weitergabe, Vervielfältigungen, Kopien, Bearbeitungen,

Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Übertragung, Einspeicherung und

Verarbeitung in elektronischen Systemen, unabhängig ob ganz oder in Teilen,

bedürfen der vorherigen Zustimmung der Festo Didactic GmbH & Co. KG.

Bedienungsgemäße Verwendung

© Festo Didactic GmbH & Co. KG • Kommunikation 3

Einführung ___________________________________________________________ 5

Einordnung des Leitfadens in die Ausbildungsordnungen _____________________ 7

Teil A – Kommunikation ________________________________________________ 9

1. Grundbegriffe der Kommunikation ________________________________ 11

2. Das Nachrichtenquadrat von Schulz von Thun ______________________ 14

3. Mündliche Kommunikation ______________________________________ 17

4. Schriftliche Kommunikation _____________________________________ 24

5. Übungen zur Kommunikation ____________________________________ 27

5.1 Nachdenken über Kommunikation _______________________________ 27

5.2 Gesprächsführung _____________________________________________ 37

5.3 Kommunizieren über fachspezifische Inhalte _______________________ 47

Teil B – Beseitigung von Fehlern ________________________________________ 63

1. Sicherheitsvorschriften _________________________________________ 65

2. Vorgehen bei der Fehlersuche ___________________________________ 69

3. Typische Fehler in automatisierten Anlagen ________________________ 76

4. Fehlerdokumentation __________________________________________ 83

5. Prüfverfahren zur Störungsdiagnose und zur Fehlersuche _____________ 87

6. Fehler-Möglichkeiten- und Einfluss-Analyse (FMEA) __________________ 91

7. Erzeugen von Fehlern in Lernumgebungen ________________________ 100

8. Übung zur Fehlerbeseitigung ___________________________________ 103

8.1 Fehlersuche und Dokumentation ________________________________ 104

8.2 Prävention von Fehlern ________________________________________ 109

Teil C – Szenarien zur erfolgreichen Kommunikation im Störungsfall ________ 117

Teil D – Anhang _____________________________________________________ 137

Anhang 1: Maschinenstörungsliste Station Verteilen _______________________ 139

Anhang 2: Vordruck zum Fehlersuch-Auftrag _____________________________ 140

Anhang 3: Mögliche Fehlerorte an der Station Verteilen ____________________ 141

Literatur ___________________________________________________________ 142

Inhalt

Inhalt

4 © Festo Didactic GmbH & Co. KG • Kommunikation

© Festo Didactic GmbH & Co. KG • Kommunikation 5

Die Bedeutung von Instandhaltung und Wartung insbesondere in Hinblick auf das

Störungsmanagement spielt für die Produktion eine herausgehobene Rolle. Ein

Stillstand von automatisierten und komplexen Anlagen stellt einen nicht zu

unterschätzenden Verlust für das Unternehmen dar. Man kann eine überschlägige

Verlustrechnung aufmachen, wenn man den geplanten Produktionsausstoß pro

Zeiteinheit mit der Störungszeit multipliziert. Bei den Mitarbeitern eines

Unternehmens soll dieser Zusammenhang zwischen Störungszeit und

Produktionsausfall zu einer positiven Einstellung zur Qualität des jeweiligen

Produktes bzw. zum störungsfreien Produktionsprozess führen.

In der Praxis müssen Fehler direkt vor Ort in möglichst kurzer Zeit gesucht und

behoben werden, was durch Experten auch über Distanz unterstützt sein kann.

Zwischenmenschliche Kommunikationskompetenz spielt dabei eine

herausgehobene Rolle, da sie neben dem Fachwissen eine der Voraussetzungen ist,

um möglich schnell und effizient Störungen im Dialog zu beseitigen.

In einem mittelständischen Unternehmen werden Getränke in Flaschen abgefüllt. Die

Prozesse laufen vollautomatisch ab. Die Anlage wird von einem Anlagenbediener

überwacht, der erst seit kurzem im Betrieb beschäftigt ist. Plötzlich bleibt die Anlage

stehen.

Einführung

Fallbeispiel

Abfüllanlage

Einführung

6 © Festo Didactic GmbH & Co. KG • Kommunikation

Die übliche Vorgehensweise wäre wie folgt: Der Bediener versucht, die Störung zu

lokalisieren und zu beheben. Da er die Anlage jedoch noch nicht so gut kennt,

kommt er allein nicht weiter und holt sich Hilfe.

Das können ein Kollege aus der gleichen Schicht, sein Vorgesetzter oder externe

Experten sein (z.B. Anlagenhersteller). Die Störungsdiagnose und das Vorgehen bei

der Beseitigung der Störung können dabei direkt an der Anlage erfolgen, aber auch

per Telefon oder im Schriftverkehr.

Das Ziel des vorliegenden Leitfadens ist es in diesem Zusammenhang,

Auszubildende zu befähigen, Stillstandszeiten zu reduzieren, was sowohl fachliches

Wissen als auch Fähigkeiten zur zwischenmenschlichen Kommunikation erfordert.

Das heißt, die Auszubildenden so auszubilden, dass sie Fehlermöglichkeiten

erkennen, Störungen diagnostizieren und Fehler beseitigen können.

Der Leitfaden greift die Situation im Fallbeispiel auf und bietet Hilfestellungen an,

die auf die Entwicklung der Fach-, Methoden- und Kommunikationskompetenz

gerichtet sind.

Im ersten Teil des Leitfadens werden die wesentlichen theoretischen Grundlagen der

zwischenmenschlichen Kommunikation vermittelt. In Übungen, die sich auch auf die

Thematik der Automatisierungstechnik beziehen, werden die Vorgehensweise und

das Verhalten bei einer effizienten Kommunikation trainiert.

Im zweiten Teil steht das Fachwissen zur Beseitigung von Fehlern im Vordergrund.

Bei der Vermittlung der Kompetenz, Störungen zu beseitigen, wird die

Systemanalyse zugrunde gelegt, was durch Übungen trainiert wird.

Der dritte Teil verknüpft zwischenmenschliche Kommunikation und

Störungsbeseitigung in Lernszenarien. Die zielgerichtete Kommunikationsfähigkeit

zwischen Bedienern mit Experten soll bei Störungen an Anlagen trainiert werden.

Die Lernszenarien stellen dabei realitätsnahe Situationen dar, wobei an einem

Spektrum von einfachen bis hin zu vernetzten Fehlern gelernt werden kann.

Walter E. Theuerkauf, Sarah Funke, Gabriele Graube

Ziel des Leitfadens

Aufbau des Leitfadens

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Für die Einordnung des Leitfadens in die berufliche Ausbildung sind die

Verordnungen und die Rahmenlehrpläne heranzuziehen. Sie verdeutlichen die

didaktisch/pädagogische Zielsetzung und die Anforderungen, die in den

Abschlussprüfungen in der Ausbildung für die jeweiligen Berufe erwartet werden.

Der Leitfaden versucht, diesen Ansprüchen zu genügen. Auf einige ausgewählte

Zielsetzungen sei hingewiesen.

Eine handlungsorientierte Vermittlung wird begründet mit der Didaktik der

Berufsbildung (Pahl 2002) und beruht auf lerntheoretischen Erkenntnissen.

Folgende Grundsätze sollen in der Berufsausbildung Beachtung finden:

Handlungen in Lernsituationen, die für die berufliche Arbeit bedeutsam sind.

Handlungen sollen von den Lernenden möglichst selbständig geplant,

durchgeführt, überprüft, ggf. korrigiert und schließlich bewertet werden.

Handlungen sollten ein ganzheitliches Erfassen der beruflichen Realität fördern,

z. B. technische, sicherheitstechnische, ökonomische, rechtliche, ökologische,

soziale Aspekte einbeziehen.

Der Leitfaden erweitert diese Handlungsorientierung um den Aspekt der

zwischenmenschlichen Kommunikation. Berufliches Handeln bezieht sich auf

konkrete Situationen der beruflichen Praxis und erlaubt es, berufliche Erfahrungen

zu gewinnen. Erfolgreiches Handeln ist jedoch immer mit erfolgreicher

zwischenmenschlicher Kommunikation verknüpft, da Arbeitsprozesse immer in

sozialen Systemen stattfinden.

Kommunikationsorientiertes Handeln versteht sich in diesem Sinne als Handeln, bei

dem in bestimmten Handlungsphasen zwischenmenschliches Kommunizieren

erfolgt. Beispielsweise können Handlungsabsichten, Handlungsteilergebnisse und

Handlungsergebnisse kommuniziert werden.

Insofern wird in diesem Leitfaden auf der einen Seite das Handeln zur

Störungsbeseitigung und auf der anderen Seite die zwischenmenschliche

Kommunikation betrachtet. Zusätzlich erfolgt eine Verknüpfung der Handlungs- und

Kommunikationsebene in Lernszenarien, in denen die Strategien zur

Fehlerbeseitigung mit den Strategien zur Kommunikation verbunden werden. Ziel

ist, im Störungsfall Fehler schneller finden und beheben zu können.

Einordnung des Leitfadens in die Ausbildungsordnungen

Handlungsorientierung

Kommunikationsorientiertes

Handeln

Einordnung des Leitfadens in die Ausbildungsordnungen

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Für die Berufsausbildung zum Mechatroniker (Verordnung über die

Berufsausbildung zum Mechatroniker 1998) wird beispielsweise gefordert: „der

Prüfling soll zeigen, dass er Maßnahmen zur Instandhaltung unter Bezugnahme auf

betrieblich Abläufe planen ..., Prüfverfahren auswählen und einsetzen kann, um

Fehlerursachen zu lokalisieren“. In Verbindung damit wird die Fähigkeit zur

Funktionsanalyse gefordert. Auch im Lernfeld 10 des Rahmenlehrplans für den

Ausbildungsberuf "Elektroniker/Elektronikerin für Automatisierungstechnik"

(Entwurf der KMK 2003) finden sich diese Anforderungen.

Der Leitfaden ordnet sich hier ein. Obwohl die Verordnungen und Richtlinien die

Kompetenz der zwischenmenschlichen Kommunikation nicht ausdrücklich

hervorheben, erfordert der Beruf eines Mechatronikers Kommunikationsfähigkeit

zwischen Experten, was auch für jede andere Berufsgruppe gilt.

Nach Mandl und Krause (Mandl, Krause 2001) wird der Kompetenzbegriff wie folgt

beschrieben: "Kompetenz beschreibt das erfolgreiche Handeln in einer bestimmten

Situation".

Demgegenüber beschreibt ein Lernziel eine Verhaltensänderung, die nach einem

Lernprozess eingetreten ist, wobei sich diese auf Kenntnisse, Fertigkeiten und

soziales Verhalten beziehen.

Beitrag des Leitfadens für

die Ausbildung

Definition Kompetenz

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1. Grundbegriffe der Kommunikation ________________________________ 11

2. Das Nachrichtenquadrat von Schulz von Thun ______________________ 14

3. Mündliche Kommunikation ______________________________________ 17

4. Schriftliche Kommunikation _____________________________________ 24

5. Übungen zur Kommunikation ____________________________________ 27

5.1 Nachdenken über Kommunikation _______________________________ 27

5.2 Gesprächsführung _____________________________________________ 37

5.3 Kommunizieren über fachspezifische Inhalte _______________________ 47

Teil A – Kommunikation

Teil A – Kommunikation

10 © Festo Didactic GmbH & Co. KG • Kommunikation

© Festo Didactic GmbH & Co. KG • Kommunikation 11

Wenn Fehler in Anlagen beschrieben werden müssen, ist eine klare und

unmissverständliche Kommunikation beim Gespräch, beim Telefonat und auch beim

Schriftwechsel erforderlicher denn je, denn jede Kommunikationsstörung kostet

Zeit. Aufgetretene Missverständnisse können zu falschem Handeln führen. Fehler

können dann nicht in vertretbarer Zeit behoben werden.

Auszubildende brauchen für das Arbeiten im Team kommunikative Fähigkeiten und

Fertigkeiten. Sie reichen vom freien Sprechen, Argumentieren und Berichten bis hin

zu kontrolliertem Zuhören, Diskutieren und Verhandeln.

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit:

die Bereitschaft zu verbessern, effektiv zu kommunizieren

grundlegende sprachliche und nicht-sprachliche Elemente bewusst zu machen

Kommunikation bezeichnet allgemein den wechselseitigen Austausch von

Informationen zwischen einem Sender und einem Empfänger. Bei einem Gespräch

ist der Sprecher der Sender und der Hörer der Empfänger von Informationen.

Sprecher = Sender (S)

Hallo, ich gebe Direine Information

Hörer = Empfänger (E)

1. Grundbegriffe der Kommunikation

Einordnung

Was versteht man unter

Kommunikation?

1. Grundbegriffe der Kommunikation

12 © Festo Didactic GmbH & Co. KG • Kommunikation

Um den Inhalt einer zwischenmenschlichen Kommunikation zu verstehen, muss man

sich der Ebenen bewusst werden, auf denen Kommunikation aufbaut. Zum einen

gibt es die sprachliche (verbale) Ebene und zum anderen die nicht-sprachliche

(nonverbale) Ebene. Zur nicht-sprachlichen Ebene gehören zum Beispiel die Gestik

und Mimik eines Menschen.

Die Sinnesorgane stellen bei der direkten Kommunikation zeitgleich und ortsgleich

die Beziehung zwischen Sender und Empfänger her durch:

Sprechen und Hören

Gegenseitiges Anschauen

Gegenseitiges Berühren

Gemeinsames Hantieren am Gerät

Zwischen dem Sender und dem Empfänger tritt eine vermittelnde (mediale) Instanz

auf z.B.:

Telefon

Brief, Fax (Schrift, Bilder und Grafiken)

Dritte Person (speichert die Information in seinem Gedächtnis und gibt sie später

weiter)

Die Kommunikation kann zeitgleich (z.B. Telefon) oder nicht zeitgleich (z.B. Brief,

Fax) stattfinden.

Verbale Kommunikation umfasst alle Aspekte von Sprache: z.B. Einfachheit der

Sprache, Klarheit der Gedankengänge, Umfang der Ausführungen und Direktheit der

Ansprache, Stimmvariation.

Nonverbale Kommunikation umfasst Mitteilungen, die ohne gesprochene Sprache

übertragen werden, z.B. nickt man mit dem Kopf anstatt „Ja“ zu sagen. Dabei gibt es

sichtbare Elemente wie Gestik, Mimik, Körperhaltung, Blickkontakt, etc. und hörbare

Elemente wie Stimmlage, Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit.

Durch nonverbale Kommunikation wird die sprachliche Botschaft verstärkt oder

verdeutlicht. Wenn jemand wütend ist, ballt er beispielsweise die Fäuste.

Kommunikationsstörungen werden sichtbar. Auch Sympathie und Glaubwürdigkeit

werden vermittelt. So spricht man bei Sympathie mit freundlicher Stimme.

Direkte Kommunikation

Indirekte Kommunikation

Verbale und nonverbale

Ebene

1. Grundbegriffe der Kommunikation

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Mimik und Gestik ...

spiegeln Stimmungen

liefern Informationen

über Situationen

lassen sympathisch

oder unsympathisch

wirken

unterstreichen

Kompetenz

oder spiegeln Freude

und andere Gefühle

Bei telefonischer Übermittlung von Botschaften fehlen nonverbale Elemente wie

Gestik und Mimik. Bei schriftlicher Übermittlung entfällt auch das gesprochene Wort.

Missverständnisse sind so möglich.

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Das Kommunikationsmodell von Schulz v. Thun beinhaltet, dass jede geäußerte

Botschaft in einem Gespräch unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten

aufweist.

Sachinhalt

Beziehung

Se

lbst

off

en

ba

run

g

Ap

pe

ll

Nachricht EmpfängerSender

Nachrichtenquadrat nach Schulz von Thun

Das Modell unterteilt eine Nachricht in vier Seiten (Nachrichtenquadrat):

Sachinhalt

Jede Nachricht enthält eine Information, die tatsächliche Hinweise bzgl. eines

Gegenstandes enthält.

Selbstoffenbarung

Die Selbstoffenbarung vermittelt persönliche Botschaften. In jeder Mitteilung

werden Fakten wie Nationalitätszugehörigkeit oder emotionale Zustände über

die eigene Person (un-)bewusst mitgesendet.

Beziehung

Die Beziehung zum Kommunikationspartner kann aus der Nachricht analysiert

werden. In diesem Bereich nehmen nicht-sprachliche Zeichen einen großen

Stellenwert ein. Die Beziehung wird auf ihnen basierend bestimmt.

Appell

Das Ziel einer jeder Kommunikation besteht darin, Menschen zu bestimmten

Handlungen zu animieren. Der Sender appelliert an den Empfänger, gewisse

Verhaltungsweisen zu zeigen.

2. Das Nachrichtenquadrat von Schulz von Thun

Kommunikationsmodell

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Der Anlagenbediener spricht seinen Kollegen an: „Die Anlage steht still.“ Die vier

Seiten seiner Nachricht können sein:

Nachricht Die Anlage steht still

Sachinhalt Die Anlage steht.

Selbstoffenbarung Ich komme nicht weiter.

Beziehung Ich vertraue auf Dein Können.

Appell Hilf mir!

Das Modell geht weiterhin von einem Sender und einem Empfänger aus, die

Nachrichten aussenden und senden.

Da alle vier Seiten (Sachinhalt, Appell, Beziehung, Selbstoffenbarung) gleichzeitig

im Spiel sind, sollte ein kommunikationsfähiger Sender alle beherrschen.

Eine einseitige Anwendung verursacht Kommunikationsstörungen, z.B.:

Man hat zwar von der Sache her recht, beherrscht aber auf der Beziehungsebene

den Umgang mit Kollegen oder Vorgesetzten nicht (zum Beispiel Schuldzuweisung:

„Wird hier immer so schlecht gearbeitet, dass meine Anlage schon am ersten Tag

stehen bleibt!“).

Ein kommunikationsfähiger Empfänger sollte „vier Ohren“ besitzen - d.h. ein Ohr für

jede Seite der Nachricht. Denn nur wenn er erfasst, welche Botschaften auf allen vier

Seiten der Nachricht enthalten sind, kann er bewusst darauf reagieren, z.B.:

Die Sachinformation versucht er zu verstehen und klärt auf der

Selbstoffenbarungsseite, mit wem er es zu tun hat. Auf der Beziehungsseite fragt er

sich, wie er durch den Sender behandelt wird und auf der Appellseite steht für ihn

die Überlegung, was der Sender von ihm erwartet und was für ihn im Anschluss an

die Nachricht zu tun ist.

Fallbeispiel

Sender

Empfänger

2. Das Nachrichtenquadrat von Schulz von Thun

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Im Fallbeispiel kann der Kollege folgendes hören:

Nachricht:

Die Anlage steht still

Sender Empfänger

1. Möglichkeit

Empfänger

2. Möglichkeit

Sachinhalt Die Anlage steht. Die Anlage steht. Er hat die Anlage

ausgeschaltet.

Selbstoffenbarung Ich komme nicht

weiter.

Er kommt nicht weiter. Er will sich nicht von

mir helfen lassen.

Beziehung Ich vertraue auf Dein

Können.

Er vertraut mir. Er mag mich nicht.

Appell Hilf mir! Er braucht meine

Hilfe.

Ich soll Hilfe holen.

Eine eindeutige Nachricht enthält alle vier Seiten. Die Nachricht für den Kollegen

wäre so besser formuliert:

„Die Anlage steht. Ich bin noch neu hier und komme allein nicht weiter. Da du schon

lange hier bist, kennst du dich bestimmt aus. Kannst du mir bitte helfen?“

Fallbeispiel

Hinweis