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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kompakt VOR ORT Des Duftes Kleid: Wie Gerresheimer in Tettau Flakons produziert TENDENZEN Seit drei Generationen in Deutschland: Besuch bei einer türkischen Familie in Recklinghausen TIPPS Entlastung für Durchschnittsverdiener: Was sich 2012 alles verändert Nr. 01 I JANUAR 2012 www.igbce.de Zwei Leben Viele Menschen pflegen einen Angehörigen – und sind berufstätig. Wie gelingt dieser Spagat?

kompakt Januar 2012

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In der Januar-Ausgabe der KOMPAKT, dem Mitgliedermagazin der IG BCE, beschäftigt sich die Titelgeschichte "Bloß kein Mitleid" mit Arbeitnehmern, die neben ihrer Tätigkeit einen Angehörigen pflegen. Welche Probleme gibt es, wie steht's um das Verständnis beim Arbeitgeber, und was kann die Gewerkschaft tun? Außerdem in dieser Ausgabe: Ein Auszug aus dem Roman "Der alte König in seinem Exil" des Schriftstellers Arno Geiger, der die Demenzerkrankung seines Vaters thematisiert. Eine Reportage aus der Produktion von Flakons bei Gerresheimer. Nachzulesen in der elektronischen Ausgabe von "kompakt". Viel Spaß!

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

vor ort Des Duftes Kleid: Wie Gerresheimer in Tettau Flakons produziert

tendenzen Seit drei Generationen in Deutschland: Besuch bei einer türkischen Familie in Recklinghausen

tipps Entlastung für Durchschnittsverdiener: Was sich 2012 alles verändert

Nr. 01 I JaNuar 2012 www.igbce.de

zwei Leben Viele Menschen pflegen einen Angehörigen – und sind berufstätig. Wie gelingt dieser Spagat?

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>unter uns

er Alltag hat uns schon fast wieder eingeholt, wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, diese Ausgabe von kompakt in den Händen halten. Natürlich sorgen die Feiertage noch für Ge-

sprächsstoff, aber die meisten Gedanken gelten bereits dem neuen Jahr. Geht es in Ausbildung und Beruf voran, steigt der Leistungsdruck in den Fabriken und Büros, wie entwickelt sich die Auftragslage und bleibt der Arbeitsplatz sicher? Gerade zum Jahresanfang ist man geneigt, solche Fragen und auch Sorgen mit einem gehörigen Schuss Optimismus zu beantworten. Umfragen bestätigen darüber hinaus die Zuversicht, die gegenwärtig im Großen und Ganzen die Stimmung in unserem Land prägt. Trotz ewiger Finanzkrise, trotz der unschönen Turbulenzen um den Bundespräsidenten, trotz des Durcheinanders bei der Energiewende. es ist eigentlich unglaublich, wie stabil unser Land solche und andere Probleme im vergangenen Jahr weggesteckt hat. Ein deutlich höheres Maß an Gelassenheit ist das Ergebnis solcher Erfahrung. Manches mag schieflaufen, aber vieles ist eben auch gesichert – das Einkommen und der nächste Sommerurlaub beispielsweise durch Tarifverträge. Jedenfalls da, wo sie gelten.

Zur wahrheit gehört allerdings, dass es in unserem Land auch Tendenzen gibt, die alles gemeinsam Erreichte gefährden. Der zerstörerische Rechtsextremismus zum Beispiel. Man ist empört und wütend, wenn Menschen Opfer von Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit werden. Aber wie geht es denen, die Ziel rechtsextremer Aggressivität sind? Davon ist selten die Rede, obwohl das keine Unbekannten sind, sondern Nachbarn und Kollegen. kompakt stellt in dieser Ausgabe die deutsch-türkische Familie Tetik vor, Einwanderer in dritter Generation, im Ruhrgebiet zu Hause – und überaus sympathische, unerschrockene Mitbürger.

Gute nachbarn Gute Kollegen

christian hülsmeier Chefredakteur

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Die söhne tetik: Faruk, Ferit und Ferdi (von links). gut ausgebildete deutsche Jungs mit eltern aus der türkei.

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Von feurigen Flüssen im FrankenwaldUnter großer Hitze zaubert die Firma Gerresheimer in Tettau aus Sand, Soda und Kalk Glasflakons und Tiegel, in denen feine Düfte und Kosmetik verkauft werden. Wir haben einen Blick in die Zauberwerkstatt geworfen.

3,0 und 1,6 Prozent mehrNach zähen Verhandlungen bringt die dritte Tarifrunde der Papierindustrie endlich ein tragfähiges Ergebnis: Die 40 000 Beschäftigten bekommen mehr Geld.

Beiersdorf streicht in HamburgVerfehlte Personalpolitik? Das Sparprogramm des Unternehmens kostet 230 Beschäftigten in der Hamburger Zentrale ihre Stellen. Der Betriebsrat ist sich sicher: Das hätte nicht sein müssen.

Albbruck: UPM schließt PapierfabrikEin Verkauf kommt für den finnischen Papierkonzern UPM nicht infrage. Sie vertrauten der von der IG BCE vermittelten Investorengruppe nicht, heißt es aus dem Unternehmen. Der Betriebsrat vermutet, der Konzern wolle keine Konkurrenz.

»Arbeit schweißt zusammen«400 IG-BCE-Mitglieder diskutieren auf der Recklinghäuser Tagung über 50 Jahre Anwerbeab-kommen und rechten Terror in Deutschland.

VOR ORT 21–29

IMMER IM HEFT03 Unter uns06 Aktuelles08 Heims Homepage20 Leserforum/Impressum30 Einer von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz* Die Landesbezirke Baden-Württemberg, Nord, Nordrhein und

Westfalen berichten auf dieser Seite über Jubilarehrungen.

Titelbild: Carsten Büll

12 Bloß kein MitleidViele Arbeitnehmer in Deutschland pflegen zu Hause Angehörige. kompakt hat eine Familie besucht und berichtet von ihrem außergewöhnlichen Alltag.

18 Weltrettung vertagt Der Weltklimagipfel im australischen Durban endete ohne handfestes Ergebnis. 200 Staatsoberhäupter konnten sich nicht auf gemeinsame Klimaziele einigen.

19 Die Luft ist raus1,5 Milliarden wollte Vattenfall in die CSS-Technologie investieren. Doch nun wurde das Projekt begraben.

31 »Ich will nach Hause«Der Schriftsteller Arno Geiger hat ein Buch geschrieben über das Leben mit seinem demenzkranken Vater. kompakt druckt einen Auszug.

34 Zwei WeltenIn beiden Ländern zu Hause – und doch fremd: kompakt besucht eine türkische Großfamilie, die seit drei Generationen in Deutschland lebt.

36 Zeit nehmenEin neues Gesetz soll Arbeitnehmern ermöglichen, für die Pflege von Angehörigen zu Hause zu bleiben. kompakt erklärt, wie das geht.

38 Da schau her: Neues für 2012Was sich 2012 für wen ändert, lesen Sie im Januar im ersten von drei Serviceteilen.

TITEL

THEMEN

TENDENZEN

TIPPS

11 StandpunktMichael Vassiliadis über die Perspektiven für 2012.

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>INHALT JANuAR 2012

34 Zwei Welten Neues für 2012 38

18 Weltrettung vertagt Arbeitsplatz Sperrkassierer 42

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»Ich will nach Hause« 31

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Reiche Scheichs beuten ausDie ScheichS aus dem Emirat Katar haben sich viel vorgenommen: Ganze neun Stadien müssen bis zur Fußballwelt-meisterschaft 2022 in dem arabischen Staat gebaut und drei saniert werden. Doch die Bedingungen für die dafür eingesetzten Wanderarbeiter sind katastrophal. Die Bezahlung ist schlecht, Arbeits- und Kündigungsschutz spielen keine Rolle, gewerkschaftliche Organisa-tion ist verboten. Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) hat beim Weltfußballverband FIFA angemahnt, dass Menschen nicht ohne alle grundlegenden Arbeitnehmerrechte für den Bau von Stadien eingesetzt werden dürfen.

BILD DES MONATS

fAST NeUN jAhRe nach Beginn des Irakkriegs haben alle US-Kampftruppen das Land verlassen, der letzte Konvoi überquerte am 18. Dezember 2011 die Grenze zu Kuwait. Der Krieg hatte im März 2003 mit Luftschlägen auf Bagdad begonnen. Später marschierten Truppen einer internationa-

len Koalition unter US-Führung in das Land ein und stürzten den Diktator Saddam Hussein. Mehr als 1,5 Millionen US- Soldaten waren insgesamt im Irak im Einsatz, 4487 wurden getötet, über 33 000 verletzt. Laut Experten verloren zwischen 100 000 und einer Million Iraker ihr Leben.

AUFREGER DES MONATS

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>AKTUELLES

Das Jahr des ProtestsTUNeSieN, ägypTeN, libyeN UND SyRieN – überall gingen 2011 Menschen mutig auf die Straße, kämpften für ihre Rechte und ließen sich auch von Tränengas und Schüssen in die Menge nicht abhalten. Ein Grund für das US-Magazin »Time« nicht wie üblich einen bestimmten Menschen zur Person des Jahres 2011 zu küren, sondern eine stellvertretend für alle: den Demonstranten.

Ein Jahr, nachdem sich ein tunesischer Gemüsever-käufer aus Protest gegen die Lage in seinem Land selbst angezündet hatte, habe sich die Bewegung über den Nahen Osten nach Europa und die USA ausgedehnt, die globale Politik verändert und die Macht des Volkes neu definiert, erläuterte »Time« die Entscheidung.

»Der Protest hat etwas Ansteckendes«, sagte »Time«-Chefredakteur Richard Stengel. »Das sind Leute, die bereits Geschichte geschrieben haben und die auch in Zukunft Geschichte schreiben werden.« Sie verkörperten im wahrsten Sinn des Wortes die Idee, dass individuelles Handeln enorme kollektive Veränderungen auslösen kann.

www.time.com/time/person-of-the-year/2011/

Neues geld, neues glückeS wAR Die gRöSSTe UmTAUSchAkTioN in der Geschich-te der Menschheit: Vor genau zehn Jahren – am 01. 01. 2002 – fiel in zwölf Ländern der Startschuss für den Euro. Mehr als 300 Millionen Menschen erhielten eine neue Währung. Inzwi-schen ist ihre Zahl durch den Beitritt fünf weiterer Staaten auf 330 Millionen angestiegen. Zum Kennenlernen konnten die

Deutschen zunächst für 20 Mark ein Plas-tiktütchen mit Euro-münzen kaufen. Die Bundesbank nann- te diese »Münzhaus-haltsmischung«, bei den Banken hießen sie »Starterkit«. Die Neu-gierde der Deutschen auf das neue Geld war groß – 53 Millio- nen Starterkits wur-

den ausgegeben. Und noch während in der Silversternacht die Böller knallten, bildeten sich Schlangen an den Geldautoma-ten. Die erste Ideen zu einer Gemeinschaftswährung kam be-reits in den 1980er-Jahren auf. Namensgeber für die neue Währung war übrigens der ehemalige Finanzminister Theo Waigel, der sich beim EU-Gipfel 1995 mit seinem Vorschlag durchsetzte. Trotz Finanzkrise hat der stabile Euro im Übrigen an Wert gegenüber dem Dollar gewonnen. Im Jahr 2000 gab es für einen Euro 0,82 Dollar, heute rund 1,30 Dollar.

AUSZEICHNUNG DES MONATS

47 142TRoTz SiNkeNDeR beweRbeRzAhl, guter Wirtschaftslage und der Diskussion um einen Fachkräftemangel haben 2011 mindestens rund 50 000 junge Menschen keinen Ausbildungs-platz erhalten. Sie halten sich nun mit Bewerbungstrainings und Praktika über Wasser. Zwar sind noch 29 500 unbesetzte Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet, doch zieht man diese von den 76 642 Bewerbern ab, bleibt immer noch eine Lücke von 47 142 fehlenden Ausbildungsplätzen. Positive Meldungen gibt es jedoch aus der Chemie-Industrie: Die Bran-che hat ihr tariflich gesetztes Ziel von 9000 neu angebotenen Ausbildungsplätzen 2011 voll erfüllt: Mit 9440 Lehrstellen wurde die Vorgabe sogar um 4,9 Prozent überschritten.

ZAHL DES MONATS

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ein Tütchen gefällig? euro-Starterkits.

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> Heims Homepage

augen zu? es trifft sehr viele

geHt es weiter? traurig und hoffnungsvoll

wo steHts? geballtes wissen

woHin? pflegeplatz gesucht

eine Krankenkasse hat festgestellt, dass 50 prozent aller männer ab 30 und gar 72 prozent der Frauen pflege-bedürftig werden. Über pflegebedürf-tige angehörige wird in der regel nicht geredet. tabu. Laden sie die Broschüre »Demenz ist anders« herunter und sehen sie, wie einfühlsam und liebevoll der Fotograf michael Hagedorn mit dem thema umgeht. Das macht wieder mut. http://bit.ly/v7qlDl

ist pflege nur ein thema für die generation ab 70? Leider nein. Das zDF präsentiert in seiner mediathek den Beitrag »Junge menschen in pflege«. mich hat das sehr nachdenk-lich gemacht. traurig und hoffnungs-voll zugleich. Übrigens entwickelt auch die ig BCe Konzepte, wie Job und die pflege von angehörigen besser in einklang gebracht werden können. http://bit.ly/uceTJP

sie haben eine Frage aus dem Bereich pflege, auf die niemand so schnell eine antwort weiß? Dann schauen sie einfach im pflege-wiki nach. Hier finden sie über 6000 Beiträge rund um den Bereich pflege.http://www.pflegewiki.de/

nicht nur auf pflegeplätze und Betreuungsangebote hat sich »wohnen im alter« spezialisiert. Vorgestellt werden auch senioren-wgs und möglichkeiten der Kurzzeit-pflege in ihrer region, ja sogar im ausland. einfach nur den gewünsch-ten ort oder die postleitzahl eintip-pen und schon gibt es eine Übersicht der angebote an ihrem wunschort. http://wohnen-im-alter.de/

RuDolf HeimIG-BCE-Online-Redakteur | www.igbce.de präsentiert interessante, manchmal auch ärgerliche Seiten aus dem WebE-Mail: [email protected]

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>AKTUELLES

Gute Fahrt

Pass für FachkräfteEinEn BEruFsauswEis für Facharbeiter in Europa plant die EU-Kommission und hat nun einen ersten Gesetzesentwurf vorgelegt. Die Richtlinie sieht vor, die Schranken für die Anerkennung einer Berufsausbildung in den Mitgliedsländern zu senken. Der elektronische Be-rufsausweis soll Arbeitgebern Auskunft über den Stand der Ausbildung eines Bewerbers geben. Der Ausweis werde das »Anerkennungsverfahren erleichtern und be-schleunigen und es gleichzeitig transparenter machen«, heißt es in dem Entwurf. Für welche Berufe der neue Aus-weis gelten soll, sollen die Branchen selbst entscheiden.

ausgeliefert

LEiharBEitEr können künftig die vollen Fahrtkosten zur Arbeit steuerlich absetzen und nicht nur 30 Cent pro Kilometer für die einfache Strecke. Das gelte auch bei ei-nem monatelangen Aufenthalt an einem Arbeitsplatz, ent-schied das Fi-nanzgericht Münster. Grundsätz-lich gilt bei einer regel-mäßigen Ar-beitsstätte die Pauschale von 30 Cent pro Kilome-ter – und zwar nur für die einfache Fahrt, nicht für Hin- und Rückweg. Dem wider-sprach das Gericht nun deutlich. Denn nur wer sich von vornherein auf einen immer gleichen Weg einstellen kön-ne, habe auch die Möglichkeiten, Fahrtkosten zu sparen. Es sei nur gerecht, dass der Kläger die gesamten Kosten für Hin- und Rückfahrt absetzen dürfe.

DEutschLanD ist Exportnation – fast zehn Millionen Arbeitsplätze in der Bundesrepublik hängen von der Aus-fuhr von Waren ab. Eine Million Jobs werden dabei von der Nachfrage der Euro-Krisenländer Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien getragen. Das geht aus einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Prognos her-vor. Die Nachfrage nach Produkten »Made in Germany« wachse zwar in Ländern wie China und Russland stärker als in Europa, doch noch immer profitieren viel mehr Er-werbstätige von innereuropäischen Exporten.

in der spur: Leiharbeiter können die vollen Kosten für den weg zur arbeit absetzen.

Fragen an Brian Kohler3

Sind Sie zufrieden mit den Ergebnissen der Konferenz?Die Ergebnisse sind im Grundsatz ein absoluter Misserfolg. Die Parteien haben sich lediglich darauf geeinigt, in den nächsten vier Jahren weiter zu verhandeln. Es ist jedoch nicht sicher, dass diese Verhandlungen erfolgreich sein werden. Und in der Zwischenzeit wird das einzig verbind-liche Abkommen, das Kyoto-Protokoll, dadurch untergra-ben, dass es keinen zweiten Verpflichtungszeitraum gibt und Länder wie Kanada sich vom Protokoll lossagen. Die Beteiligten von Durban haben am letzten Tag ein paar nett klingende Wörter aneinandergereiht, um den Eindruck zu erwecken, sie hätten etwas getan. Besäßen sie auch nur etwas Schamgefühl, hätte jedes der beteiligten Staatsober-häupter nach Durban sein Amt niederlegen müssen.

Was muss gegen den Klimawandel getan werden?Die globale Erwärmung ist eine Tatsache, der wir uns stellen müssen. Sie birgt das Potenzial, unseren Planeten unkenntlich zu machen. Die Politiker müssen einsehen, dass dies das vordringlichste Thema unserer Zeit ist. Wenn es aber keine politische Lösung gibt, muss eine tech- nologische gefunden werden. Das CCS (Carbon Dioxide Capture and Storage) könnte eine Lösung sein, aber auch alternative und nachhaltige Energien, die dringend auf-getan und vorangetrieben werden müssen.

Glauben Sie an eine politische Lösung?Es gab in Durban wenig Hinweise darauf, dass wir uns verdient Homo sapiens nennen. Es war vielmehr offensicht-lich, dass Geld, Korruption, kurzfristige Lösungen und schlichte Dummheit über jegliche Art von Konzept und Entscheidungen im öffentlichen Interesse triumphieren. Selbst im wirtschaftlich stärksten Land der Welt, den USA, glaubt die Hälfte der Bevölkerung noch nicht einmal, dass es eine globale Erwärmung überhaupt gibt. Wie lässt sich das lösen?

Der ICEM- Energieexperte spricht über Ergebnis und Perspektiven des DUrBAnEr KLIMAGIPfELS im Dezember.

Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]

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> AKTUELLES>

Gegen rechte Parolen

streikende erschossen

Mit staMMtischParoLEn und stumpfer Gewalt machen sich Neonazis in der Gesellschaft breit. In Schulen und auf Stadtfesten geben sie sich häufig harmlos als engagierte Bürger, um dann ihre Hasstiraden in die Öffentlichkeit zu bringen. Doch was können Gewerk-schaften und Einzelne gegen Fremden-feindlichkeit im Alltag unternehmen? Antworten darauf gibt eine Tagung vom 30. Januar bis 1. Februar, die sich spezi-ell an die IG-BCE-Ortsgruppen richtet. Interessierte können sich anmelden un-ter: [email protected]

DEr sEit Mai anhaltende Streik der Öl-arbeiter in Westkasachstan (kompakt berichtete im September) ist eskaliert. Nach Angaben der kasachischen Staats-anwaltschaft starben am 16. Dezember in der Stadt Schanaozen 15 Protestler im Kugelhagel der Sicherheitskräfte, einen Tag später wurde ein weiterer Mann er-schossen. Knapp 90 Kasachen erlitten schwere Verletzungen, Gebäude gingen in Flammen auf. Augenzeugen gehen von einer weit höheren Opferzahl aus. Die kasachische Regierung verhängte über Schanaozen den Ausnahmezu-stand und schickte Tausende Sicher-heitskräfte. Die Streikenden am Kaspi-schen Meer setzen die Proteste fort. »Es gibt keine Rechtfertigung, auf unbewaff-nete Menschen zu schießen«, beschul-digt der regionale Vorsitzende der un-abhängigen Gewerkschaft Kuanischgali Suleuow die Staatsmacht. Seit Mai befin-den sich in Aktau und Schanaozen über 1500 Arbeiter im Ausstand. Sie fordern höhere Löhne, mehr Rechte, die Wieder-einstellung und die Freilassung der in-haftierten Vertreter. Die Staatsmacht und die von ihr abhängige Ölfirma erklärten den Streik für illegal. Viele Streikende wurden entlassen. Am 20. Unabhängig-keitstag Kasachstans, während der auto-ritär regierende Präsident Nasarbajew in der Hauptstadt Astana ein pompöses Fest ausrichtete, eskalierte der bis dahin friedliche Protest der Arbeiter.

sind oft nicht mehr so leicht an der Glatze zu erkennen: neonazis in Deutschland.

Kasachische sicherheitskräfte prügeln auf die friedlich streikenden arbeiter ein.

> china fördert die meisten KohlenDiesen zweifelhaften Rekord ver-meldete vor gut 50 Jahren, am 2. April 1961, die Mitgliederzeitung »einheit« der damaligen Industrie-gewerkschaft Bergbau und Energie. Dieser Tage diskutiert die Welt darüber, wie Treibhausgas-Emissio-nen reduziert werden können, um ein Fortschreiten der globalen Erwär-mung zu verhindern. Die Positionen in der Gegenwart sind innerhalb der Staatengemeinschaft so unterschied-lich, dass auf einer gemeinsamen Klimakonferenz lediglich schwache Kompromisse gefunden werden konnten. 1961 war sicherlich nicht vorstellbar, in welche Richtung 50 Jahre später die Diskussionen in der Energiegewin-nung gehen würden. Dass China als Neuling unter den Kohlennationen vor den USA und der Sowjetunion »auf den ersten Platz der Weltrang-liste« aufgerückt ist, wertet der Autor des Artikels von 1961 als »einen um- stürzenden Wandel in den Anteilen der einzelnen Länder und Konti- nente an der Weltkohlenförderung«. Seit Beginn von Tiefbau und Massen-förderung 120 Jahre zuvor hatten lange England und Deutschland um den Spitzenplatz gerungen, um dann allmählich von den USA und der Sowjetunion sowie schließlich China von den vorderen Positionen verdrängt zu werden.

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Beharrlich auf Erfolgskurs

D ieses Jahr kann unser Jahr werden. Mit dieser Einschätzung sind wir das ver-gangene Jahr angegangen und heute

wissen wir: 2011 war alles in allem ein gutes Jahr für die Arbeitnehmerinnen und Arbeit-nehmer. Unsere IG BCE hat im Aufschwung für steigende Einkommen der Beschäftigten

gesorgt, wir haben die Ausbildungs- und Übernahmechancen in unseren Bran-

chen verbessert, wir haben in den Betrieben an Mitgliedern und

Handlungskraft gewonnen. Die-se Erfolge sind umso bemer-kenswerter, weil uns gleich-zeitig die Energiewende und die Finanzkrise viel Zeit und Kraft abverlangt haben.

auch 2012 haben wir viel vor. Im Mittelpunkt unserer Tarif-

politik steht wiederum die Teil-habe an den wirtschaftlichen

Erfolgen der Unternehmen. Denn von einem allgemeinen Abschwung ist

bis heute in unseren Branchen nichts zu spü-ren. Einen Boom wie 2011 werden wir wohl in diesem Jahr nicht erleben, sondern eine Normalisierung der wirtschaftlichen Dyna-mik auf hohem Niveau. Und das ist eine gute

Ausgangsbasis für Verhandlungen. Einen all-gemeinen Finanzkrisen-Abschlag wird es je-denfalls nicht geben, wir orientieren uns wie immer an Produktivität und Auftragslage.

Schritt für Schritt wollen wir auch auf anderen Feldern vorankommen. Den Miss-brauch von Leiharbeit etwa werden wir weiter zum Thema machen. Gleiches Geld für glei-che Arbeit, das ist unsere Forderung an Arbeit-geber und Politik. Und mit dem Instrument Teilrente wollen wir belastungsgerechte, indi-viduelle Übergänge in den Ruhestand schaf-fen – da muss die Bundesregierung liefern.

Nachhaltig ErfolgrEich zu sein, das ist unsere Orientierung und unser Ziel auch bei der Energiewende. Dieses beispiellose Mega-Projekt kann gelingen, wenn es weder die Menschen noch die Wirtschaft überfordert. Unser Land braucht eine zuverlässige, bezahl-bare Energieversorgung, die Umweltschutz mit technischem Fortschritt verbindet. Dafür ist das Know-how in unseren Branchen unver-zichtbar. Es geht nur mit uns – oder gar nicht.

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»Die Energiewende geht nur mit dem Know-how unserer Branchen – oder gar nicht.«

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Bloß kein Mitleid. . . sondern UnterstützUng: Das wünschen sich Menschen, die neben ihrer Arbeit einen Angehörigen pflegen.

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Bloß kein Mitleid

Manchmal pienst Markus. Das klingt ein bisschen wie maulen, ist aber gutmütig. Es heißt:

»Hallo, mich gibt’s auch noch! Habt mich bitte sofort lieb.« Bei Piensen hilft, wenn Gerhard Vogelmann seinem Sohn den Nacken krault. Dann legt Markus seinen Kopf nach vorne und zieht sein ganzes Gesicht in die Breite: Augen, Lip-pen, Wangen, alles lacht dann, lautlos und heftig, und plötzlich versteht man, was seine Mutter Angela Vogelmann meinte, als sie zu seinem 18. Geburtstag dichtete: »Kaum zu glauben, aber wahr/ der Markus wird jetzt 18 Jahr/Aus 600 Gramm entstand in der Zeit/51 Kilo ge-ballte Fröhlichkeit.«

ManchMal zieht MarkUs eine Schnute, manchmal weint er auch, aber nur ganz selten. »Und manchmal macht Markus Party. Am liebsten nachts«, sagt sein Vater. Dann murmelt und stöhnt Markus, lacht vor sich hin, schlägt mit dem Bein gegen das Holzgeländer seines Bettes. Und sorgt dafür, dass sein Vater acht Stunden später mit dicken Augen-ringen aufwacht, bevor er sich aus dem Bett schleppt, anzieht und sich auf den Weg von Mutterstadt zu seiner Zwölf-Stunden-Schicht bei der BASF in Lud-wigshafen macht.

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Markus ist mit einer Gehirnblutung auf die Welt gekommen, in der 23. Wo-che, 30 Zentimeter groß. »Er war ein ganz Kleiner, aber ein großer Kämpfer«, sagt seine Mutter. Bald nach der Geburt hat sich seine Netzhaut abgelöst, seit-dem ist er blind. Er sitzt im Rollstuhl, kann nicht sprechen, nicht essen und nicht auf die Toilette gehen. Wie gut er hören kann, weiß niemand. Sicher ist, dass er die Wörter um ihn herum nicht versteht. Das heißt, er versteht nicht, was sie bedeuten. Wohl aber, wie sie gemeint sind: übermütig, fröhlich, ernst, besorgt,

verärgert oder irgendwas dazwischen. »Er erkennt am Tonfall, wie es uns geht, und reagiert darauf«, sagt Angela.

Wenn es UM die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht, ist selten von Familien wie den Vogelmanns die Rede – man denkt an Kindererziehung, an Elterngeld und an den Ausbau von Krippenplätzen. Daneben aber gibt es eine wachsende Gruppe von Menschen, die dringend Unterstützung bedarf, nämlich berufstätige pflegende Angehö-rige. Bei ihnen kommt erschwerend hin-

zu: Pflegende sind im Durchschnitt älter und oft weniger belastbar als junge El-tern und im Gegensatz zu älter werden-den Kindern nehmen die Aufgaben in der Pflege mit der Zeit zu.

Berthold Dietz, Professor für Sozio-logie und Sozialpolitik an der Evange- lischen Hochschule Freiburg, wagt eine Prognose: Weil unsere Gesellschaft im-mer älter wird, wird es bis 2020 dreimal mehr Mitarbeiter geben, die Angehörige pflegen, als Mitarbeiter, die sich um Kin-der kümmern. Dabei geht es um durch-schnittlich fünf bis acht Jahre bei pflege-

auch arbeitgeber müssen lernen, schnell zu reagieren

gUt geMeint, schlecht geMacht – das FaMilienpFlegegesetz setzt aM Falschen pUnkt an

anfang 2012 ist das Familienpflegegesetz in kraft getreten. Jetzt können abhängig be-schäftigte für die pflege ihrer angehörigen die arbeitszeit für zwei Jahre um bis zu 50 prozent reduzieren. dafür bekommen sie 75 prozent gehalt. nach der pflegezeit arbei-ten sie wieder Vollzeit, bekommen aber nur 75 prozent ihres gehalts, bis das arbeitszeit-konto wieder ausgeglichen ist. das gesetz sieht für all das aber keinen anspruch vor. berthold dietz, professor für soziologie und sozialpolitik an der evangelischen hoch-schule Freiburg, kritisiert: »das gesetz re-gelt den kontrollierten ausstieg aus der ar-beit – mit Vereinbarkeit hat das nichts zu tun.« zudem würden zwei Jahre Freistellung den betroffenen kaum helfen, denn pflege dauere im schnitt acht Jahre. doch so lange könne sich kein beschäftigter von der arbeit ausklinken. »gesetzgeber und Unternehmen müssen ernst nehmen, dass pflegende beides wollen: pflegen und arbeiten.« Viele

beschäftigte erhalten bei der arbeit wich-tige impulse für die pflege daheim: beruf-liche anerkennung, abwechslung, kontakt

zu kollegen, finanzielle Freiheiten. »Wenn die nabelschnur zum arbeitgeber gekappt wird, geht auch das soziale netz verloren, das sich über arbeitskontakte ergibt«, sagt dietz. ig-bce-Vorstandsmitglied edeltraud glänzer ist optimistischer: »Mit dem pflege-zeitgesetz ist, trotz aller einschränkungen, ein wichtiger schritt in die richtige richtung getan worden«, sagt sie.

Was pflegende angehörige darüber hinaus brauchen. hat die soziologin svenja pfahl im auftrag der hans-böckler-stiftung unter-sucht. sie schlägt unter anderem vor, be-triebliche kernzeiten und anwesenheits-pflichten abzuschaffen oder zu lockern, auch kurzfristige arbeitsunterbrechungen im ta-gesverlauf zu ermöglichen, home-office ein-zuführen und pflegende von Wochenend- und nachtarbeit zu entbinden. zudem solle der Wert von arbeit künftig weniger in zeit als in ergebnissen gemessen werden: »abschied von der anwesenheitskultur« nennt sie das.

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bedürftigen Senioren, bei Behinderten manchmal um Jahrzehnte. Und es geht um Situationen, die meistens ohne Vor-warnung eintreten – sowohl pflegende Angehörige als auch ihre Arbeitgeber müssen also lernen, nicht nur kompe-tent, sondern auch schnell zu reagieren.

Bei einer GfK-Befragung Ende 2011 gaben 80 Prozent der Arbeitgeber an, sie hielten betriebliche Angebote zur Ver-einbarkeit für zu teuer; sogar 85 Prozent halten sie für zu »organisationsintensiv«. 30 Prozent finden, diese Dinge seien An-gelegenheiten des Staates und der Fami-lien. Unternehmer, die hierzulande den Fachkräftemangel beklagen, schieben den Schwarzen Peter gerne auf das Bil-dungssystem. Und übersehen dabei, welch riesiges Potenzial sie selbst ver-nachlässigen: gut ausgebildete, arbeits-fähige Menschen, die zu Hause Ange-hörige pflegen, weil sie Arbeit und Pflege nicht miteinander vereinbaren können.

»Viele Pflegende halten ihre Doppel-belastung zunächst geheim«, befürchtet Berthold Dietz, »aus Angst, ihren Ar-beitsplatz zu verlieren.« Das schadet bei-den Seiten: Der Beschäftigte wird nicht entlastet und dem Unternehmen ent-geht, dass dringend Handlungsbedarf besteht. Doch wenn seelische Probleme, Schlafstörungen, soziale Vereinsamung, Kreislauferkrankungen und Rückenpro-bleme auftreten, fällt die Überlastung auf beide Seiten zurück.

die doppelbelastUng wirkt sich auch auf Ehe und Familie aus. Das Ehe-paar Marina und Gerhard Liedke aus Stendal pflegt Irmgard, die 95-jährige,

auch arbeitgeber müssen lernen, schnell zu reagierendemente Tante Gerhards. Und so sieht ein Tag im Leben der beiden aus: Um 04:00 Uhr steht Gerhard auf, schaut nach dem Rechten: Fühlt sich Irmgard wohl? Hat sie sich wieder ihre Windeln abge-rissen? Hat sie noch zu trinken in ihrer Schnabeltasse? Muss sie auf die Toilette? Um 06:00 Uhr beginnt seine Schicht. Marina steht um 08:00 Uhr auf, füllt die tägliche Waschmaschine. Um 11:00 Uhr wird gleichzeitig gefrühstückt und zu Mittag gegessen. Dann wird Irmgard ver-

sorgt, dann Hund, Kaninchen, Enten, Hühner gefüttert und im Garten gearbei-tet, dann eingekauft, und um 13:00 Uhr fährt sie zur Arbeit. Wenn sie gegen 22:00 Uhr heimkommt, wird Irmgard umgelagert, gefüttert, auf die Toilette und danach ins Bett gebracht.

beide können sich ihre schich-ten so einteilen, dass fast ständig einer von ihnen zu Hause ist. Er arbeitet von 06:00 bis 14:30 Uhr bei der »Umformtechnik Stendal«, sie von 14:00 bis 22:00 Uhr im »Zellstoffwerk Stendal«. Das ist pragmatisch, bedeutet aber auch: Während der Arbeitswoche sehen sie sich kaum und zweisam sind die Liedkes während des gesamten Jah-res so gut wie nie – gerade mal vier

Wochen können sie die Tante in Pflege geben. Die Liedkes, die seit 30 Jahren verheiratet sind, drei gemeinsame Kin-der haben und schon einmal ein Fami-lienmitglied gepflegt haben, nehmen es gelassen: »Wir beide waren schon immer Schichtler«, sagt Marina Liedke knapp.

Mehr noch als über die Pflegebe- lastung klagen die Vogelmanns und die Liedkes über die Bürokratie – Zuzah-lungsbefreiung, Grundsicherung, Kin-dergeld, Steuerbefreiung, Rente, Kosten-

plan der Tagesförderstätte, Kostenüber- nahmen. Liedkes Tipp: sich unbedingt persönlich im Amt vorstellen. »Sobald die einen mal selber zu Gesicht bekom-men haben, einigt man sich viel leich-ter.« Die BASF hat mittlerweile Pflegebe-rater eingestellt, die helfen sollen (siehe Interview Seite 17).

Gerhard Vogelmann arbeitet Wechsel-schicht, von halb sechs bis halb sechs, viermal die Woche. Als Chemikant ent-wickelt er Methoden, mit denen sich neue Klebstoffe im großen Stil produzie-ren lassen. Hat er Frühschicht, muss er um 04:00 Uhr raus, frühstückt und duscht, um 05:00 Uhr ist er im Betrieb. Während des Tages kümmert sich seine Frau um Markus. Außer, wenn sie diens-tags und donnerstags im Sekretariat des

»Wir waren beide schon immer Schichtler.« Marina liedke teilt sich die Pflege ihrer dementen 95-jährigen Tante mit ihrem Mann gerhard.

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natlich mehr einbringen, kann er nicht verzichten. Zweischicht-Betrieb, das Wort hat für Gerhard Vogelmann noch eine weitere Bedeutung: Sobald er von der Arbeit heimgekehrt ist, beginnt seine und Angelas Markus-Schicht: Sie füllen die braune Nährlösung in eine große Spritze, die sie an Markus’ Magensonde anschließen, sie wickeln, waschen und rasieren ihn, putzen ihm die Zähne, er bekommt zu trinken und nimmt seine Medikamente: Phenitoin und Liskantin beugen Krampfanfällen vor. Movicol macht den Stuhlgang weicher, sodass er jeden zweiten Tag mit einem Klistier ab-geführt werden kann. Fluimucil löst den Schleim. Salbutamol und Budiair beu-gen Lungenentzündungen vor, Markus inhaliert es jeden Morgen und Abend.

Bei einem Krampfanfall bekommt er Diazephamtropfen und zum Einschlafen bei Bedarf Melatonin.

doppelbelastUng, ÄMterWahn-sinn, schräge Blicke, wenig Zeit – mit all dem können die Vogelmanns leben. Aber eine Sache gibt es, die sie die Wän-de hochgehen lässt: Mitleid. Nicht so sehr von Kindern, die seien meistens un-verkrampft – die Freunde von Diana er-fragen, was sie wissen wollen, und gut ist’s. Aber viele Erwachsene seien ziem-lich verkrampft. »Sie denken, dass man sich bemitleiden lassen will. Oder sie ig-norieren einen.« Da wird man im Res-taurant erst mal skeptisch beäugt, bevor Tische und Stühle zur Seite geschoben werden, damit Markus Platz hat. »Das ist

Pfarrbüros arbeitet. Von 08:00 bis 15:00 Uhr ist Markus in einer Tagesför-derstätte. Auch Markus’ Bruder Peter, 22, Logistik-Student, kümmert sich. »Und ich kann das auch schon!«, wirft die klei-ne Schwester Diana, 9, ein, während alle bei Würstchen, Kartoffelbrei und Erbsen am Mittagstisch sitzen. Mutter Angela schaut in die Runde, seufzt und sagt: »Ich bin total stolz auf sie, auf alle drei.«

gerhard VogelMann wünscht sich, dass die Unternehmen Personen vermit-teln, die in Ausnahmesituationen schnell einspringen. Dass auch unvorhergesehe-ne Schichtwechsel kein Problem mehr darstellen. Und dass er irgendwann kei-ne Nachtschichten mehr machen muss – doch auf die 500 Euro, die sie ihm mo-

skeptische blicke statt Unverkra mpftheit

Wie die tariFpolitik der ig bce pFlegenden hilFt

Mit der tarifeinigung für die chemische industrie ost hat die ig bce deutliche Verbesserungen erstritten: künftig haben pflegende angehörige anspruch auf zehn tage bezahlten Urlaub – wenn sie einen pflegefall zu hause haben, um den sie sich nicht selbst kümmern. Menschen, die die pflege selbst übernehmen, haben anspruch darauf, zweieinhalb stunden pro Woche bezahlt freigestellt zu werden, wobei diese zeit auch gesammelt genommen werden kann.

Finanziert wird das über den »zeit- fonds«, der im »tarifvertrag zur lebensphasengerechten arbeitszeit-

gestaltung« vorgesehen ist und in den der arbeitgeber jedes Jahr zweieinhalb prozent der bruttolohnsumme zahlt. nun muss in den betrieben noch entschieden werden, auf welche Weise das geld eingesetzt werden kann.

christian Jungvogel, leiter der ig-bce-abteilung tarifpolitik, ist optimistisch, dass viele pflegende erwerbstätige die leistungen in anspruch nehmen werden. Und er hofft, dass der tarifabschluss auch signal-wirkung im Westen entfalten wird, wo entsprechende leistungen erst noch erstritten werden müssen.

nach der schicht ist vor der schicht: gerhard Vogelmann pflegt nach der arbeit seinen sohn Markus.

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wohl die Mentalität der Deutschen«, sagt Angela. »In Italien sind Kellner und Gäs-te sofort zur Stelle. Und wenn wir gehen, sagt der Ober: ›Bambino, komm bald wieder!‹«

Es wäre falsch, zu sagen, Markus’ El-tern hätten sich mit seinem Schicksal abgefunden. Das klingt nach »hinneh-men«. Sie wissen zwar, dass er keinen Schul- und Berufsabschluss erlangen, keine Partnerin finden, keine Familie gründen wird. Trotzdem gibt es eine Ent-wicklung und die Eltern sind stolz dar-auf. Wenn Markus mit seinen Händen spielt und sich dabei die spastische Ver-krampfung der Linken löst, sagt Angela: »Das haben wir uns hart erarbeitet.«

Markus mag alles, bei dem er sich spü-ren kann: das Wasserbett in der Förder-

skeptische blicke statt Unverkra mpftheitstätte. Autofahrten. Wenn er mit dem Rollstuhl über Pflastersteine fährt. Der Schwingsessel zu Hause. Die Bässe der Kirchenorgel, die ihm vom Boden über den Rollstuhl in den Körper fahren. Nur wenn die Orgel aufhört und alle ruhig auf das warten, was der Pfarrer zu sagen hat, wird Markus laut, weil er will, dass die Musik weitergeht. Deshalb geht An-gela lieber mit ihm in den Familiengot-tesdienst, da ist es ohnehin lauter. »Wir versuchen, eine ganz normale Norma-lität zu haben«, sagt sie.

Andreas Unger/Fotos (11): Carsten Büll

Was brauchen pflegende Ange- hörige am dringendsten?Wir haben etwa 120 Kollegen gefragt, wo der Schuh drückt. Ihr Hauptanlie-gen war, kompetente Ansprechpart-ner im Unternehmen zu haben, die ihnen beim Umgang mit Verbänden, Krankenkassen und Behörden helfen. für Mitarbeiter, deren Angehörige weiter außerhalb leben, hat die BASf eine Kooperation mit der Arbeiter-wohlfahrt abgeschlossen, um vor Ort Unterstützung anzubieten. Sie brau-chen Rat bei praktischen fragen: Welche Hilfen gibt es überhaupt? Wo bekomme ich einen Rollstuhl und wie kann ich ihn wieder verkaufen? Die BASf hat eine eigene Pflegeberatung mit zusätzlichem Personal eingerich-tet. grundsätzlich muss das Verständ-nis bei führungskräften und Kollegen noch gesteigert werden.

Der Betriebsrat hat ein erstes Gespräch über eine neue Betriebs-vereinbarung zum neuen Familien-pflegezeitgesetz mit dem Unter-nehmen aufgenommen – worum wird es darin gehen? Wir wollen unter anderem erreichen, dass es für pflegende Angehörige leichter wird, in Teilzeit gehen zu kön-nen, und zwar so, dass sich der Ver-dienstausfall in grenzen hält. Diese Leistungen sollten auch Pflegenden zur Verfügung stehen, deren Angehö-rige noch nicht in einer Pflegestufe sind, aber bereits einen erhöhten Be-treuungsbedarf haben.

Wann wird es soweit sein?Die BASf möchte ein Ergebnis, das für sie weitgehend kostenneutral ist, es gibt also noch gesprächsbedarf. Aber wir hoffen, dass wir uns bis Ende feb-ruar verständigt haben werden.

betriebsrätin der basF in ludwigshafen und br-spreche-rin der paritätischen kom- mission »beruf und Familie«

Fragen an

Roswitha Minges3

Immer mehr Berufstätige pflegen Angehörige2009 haben in Deutschland ca. 2 Mio. Berufstätige ihre Angehörigen gepflegt.

■ Vollzeit ■ Teilzeit ■ stundenweise ■ nicht erwerbstätig

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Weltrettung vertagtEinE Enttäuschung – mit wenigen blutleeren Kompro-missen endete im Dezember der Klimagipfel im südafrika-nischen Durban.

Das Ziel war hoch gesteckt: Erstmals sollten auch die großen Luftver-schmutzer China, USA und Indien

zusagen, ihre Emissionen zu verringern. Eine solche Verpflichtung waren 1997 be-reits 193 Industriestaaten sowie die EU in Kyoto eingegangen – um Geschwindigkeit und Auswirkungen der Erderwärmung zu begrenzen. Die USA, China und Indien aber hatten damals nicht unterschrieben und sich 14 Jahre lang einem verpflich-tenden Klimaschutz verweigert.

Ende 2012 läuft das Kyoto-Protokoll nun aus. Es sollte nun in Durban fort-geschrieben werden. Doch mehr als drei lieblos geschlossene Kompromisse ha-ben die Verhandlungen nicht erbracht.

Zum einen verständigten sich die Kyoto-Staaten auf eine sogenannte

zweite Verpflichtungsperiode, deren Grundzüge auf der nächsten Klimakon-ferenz in Katar 2012 festgelegt werden sollen. Beginnen könnte die Periode 2013, das Ende ist unklar. 2017 oder 2020, heißt es. Kanada, Japan und Russ-land allerdings werden selbst bei dieser vagen Zielsetzung nicht mehr mitma-chen. Die verbliebenen Staaten sind damit für lediglich 15 Prozent der welt-weiten Emissionen verantwortlich.

Statt die großen Klimasünder verbind-lich auf weniger Emissionen zu ver-pflichten, konnten sich die beteiligten Staaten vorerst nur darauf einigen, wei-ter verhandeln zu wollen: Bis 2015 soll die Weltgemeinschaft ein neues Abkom-men erarbeiten, das in den Jahren dar-auf rechtskräftig gemacht und dann auch Länder wie die USA und China in die Pflicht nehmen soll. So weit der Plan. Im südafrikanischen Hier und Heute sprachen sich beide Länder sowie Indien, die drei weltweit größten Emit-tenten von Treibhausgas, noch gegen jegliche Verbindlichkeit aus.

Immerhin verständigten sich die Staa-ten in Durban auf die Architektur des »Green Climate Funds«. Dieser Fonds soll ab 2020 den ärmsten und vom Kli-mawandel am stärksten betroffenen Ländern jährlich 100 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen – um mit den Fol-gen der Erderwärmung besser fertig zu werden. Neben anderen bewirbt sich Deutschland um den Sitz des Fonds, der 2012 seine Arbeit aufnehmen soll.

Fakt aber ist: Dem erklärten Ziel, die Erderwärmung im Vergleich zur vor- industriellen Zeit auf zwei Grad zu be-grenzen, sind die Staaten nicht wirk- lich nähergekommen. Trotzdem wird es Fortschritte beim Klimaschutz geben, im Alleingang kümmern sich selbst die trotzigen Chinesen darum. »Wichtig ist genau hinzuschauen, welche Klima-schutztechnologien nun zum Einsatz kommen«, sagt Ralf Bartels, IG-BCE-Ressortleiter Bergbau und Energiepoli-tik. »Deutschland und die EU sollten bereit sein, auch von anderen zu lernen, etwa bei der CO2-Speicherung.« jow

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Viele hatten große hoffnungen in den Klimagipfel gesetzt – und wurden enttäuscht.

>Themen Klima

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1,5 MilliarDEn euro wollte Vattenfall in CCS-Technik investieren. nun wurde das Vorhaben vorerst begraben.

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> Themen eneRgie

Ende eines Projekts

E in Viertel der gesamten Strom-leistung, 147 Milliarden Kilowatt-stunden, wurde im Jahr 2010

in Deutschland von Braunkohlenkraft-werken geliefert. Kein Energieträger hat einen höheren Anteil an der Brutto-stromerzeugung. Jährlich werden rund 170 Millionen Tonnen in den vier Braunkohlenrevieren im Rheinland, der Lausitz, in Mitteldeutschland und im Helmstedter Revier gefördert.

Braunkohle ist als einziger heimischer Energieträger in großen Mengen und langfristig, subventionsfrei und zu wett-bewerbsfähigen Bedingungen verfügbar. Und sie sorgt für Arbeit: 86 000 Arbeits-plätze hängen laut einer aktuellen Unter-suchung des EEFA Institut Münster di-rekt und indirekt in Deutschland von ihr ab. In Ostdeutschland gehören die Braunkohlenunternehmen gar zu den größten industriellen Arbeitgebern: In

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Die luft ist erst mal raus bei ccs: die Vattenfall-Versuchsanlage in schwarze Pumpe.

Verpasste ChanceDer 5. Dezember war kein guter Tag

für das Klima. Wegen der schleppen-

den Umsetzung durch die Regierung

Merkel wird es wohl auf Dauer kein

Gesetz geben, das die Abscheidung

und Speicherung von Kohlendioxid

(CCS) in Deutschland EU-konform

regelt. Deshalb ist durchaus nachvoll-

ziehbar, dass Vattenfall seine Investi-

tion in das Demo-Kraftwerk in der

Lausitz nun absagt. Eine verpasste

Chance – denn wir hätten aus

Deutschland gute Impulse setzen

können für eine weltweite Verringe-

rung der Emissionen. Schließlich

wurden allein 2011 weltweit 6,4 Milli-

arden Tonnen Kohle gefördert und zu

Energie umgewandelt – Tendenz stei-

gend. Wie viele Tonnen Kohlendioxid

könnten mit CCS eingespart werden?

Auch die Energiewende in Deutsch-

land kann nur mit einer verläss-

lichen Grundlasterzeugung auf Basis

von Braunkohlenkraftwerken gelin-

gen. Deshalb ist die Politik nach

wie vor gefordert, verlässliche Rah-

menbedingungen für die Nutzung

der CCS-Technologie zu schaffen.

Schließlich bildet Braunkohle immer

noch die Grundlage für die Stromver-

sorgung der Industrie in Deutschland

zu wettbewerbsfähigen Preisen und

reduziert die Importabhängigkeit.

Z W i s c h E n r u F

ulrich FrEEsEstellvertretender IG-BCE-Vorsitzender

ihren Betrieben arbeiten mehr als 11 000 Kolleginnen und Kollegen. Ins-gesamt gibt die Braunkohlenindustrie dort rund 33 500 Menschen Arbeit.

Zahlen, die überzeugen, doch die Braunkohle steht unter Druck: Ihre Ver-stromung muss effizienter und emis- sionsärmer werden. Die Energiekonzerne arbeiten daran intensiv mit neuen Tech-nologien und flexibel regelbaren Kraft-werken mit hohem Wirkungsgrad. Für den Hoffnungsträger CCS, die Abschei-dung und unterirdische Speicherung des Kohlendioxids, ist aber die Rechtslage weiter unklar: Das für die Speicherung notwendige CCS-Gesetz war am 23. Sep-tember 2011 im Bundesrat gescheitert – der einberufene Vermittlungsausschuss wurde zweimal ergebnislos vertagt. Dar-aufhin zog der Energiekonzern Vatten-fall Europe die Reißleine und gab am 5. Dezember das Aus für das geplante CCS-Demonstrationskraftwerk im bran-denburgischen Jänschwalde bekannt: Es sollte mit einem Investitionsvolumen von 1,5 Milliarden Euro und einer Leis-tung von 300 Megawatt ab dem Jahr 2015 in Betrieb gehen. Susanne Kettelför

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> leserforum

> Zurück zu Heim und Herdunter Aktuelles (12/2011)

Kinder vergessen

@ Ob die »Herdprämie« sinnvoll ist, kann und

will ich nicht beurteilen. Schade aber finde ich, dass man diese zum Anlass nimmt, um einmal mehr in ein zur-zeit sehr beliebtes Horn zu blasen: die angeblich unbe-dingt notwendige Beschäfti-gung von beiden Elternteilen, koste es, was es wolle. Ich hal-te es für sehr bedenklich, dass ALLE Seiten, die dieses The-ma diskutieren, ganz wesent-lich Beteiligte grundsätzlich »vergessen«: Die Kinder, die oft genug schon mit zwei Jah-ren in Ganztagsbetreuung ab-gegeben werden. Ich war auf einer Schule, die sowohl ein Halbtags- wie auch ein Voll-zeit-Internat geführt hat. Alle Schüler, obwohl schon elf Jahre und älter, haben uns »Zuhause-Kinder« dafür be-neidet, dass wir mittags nach Hause gehen konnten und dort jemand auf uns wartete. Dass wir uns immer mehr zu einer kinderfeindlichen Ge-sellschaft entwickeln, sieht man nicht nur an Hotels, in denen keine Kinder er-

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

vor ort Der Tarifabschluss in der Chemie Ost bringt mehr Geld – und ein neues Arbeitszeitmodell

tendenzen Krach, puff, peng – Kinder testen einen Chemie-Experimentierkasten

tipps Warum man ab und zu mal eine Pause machen sollte

Nr. 12 I DEzEMBEr 2011 www.igbce.de

diagnose: ChefVorgesetzte sind Alphatiere. Aber deshalb muss es nicht wie in der Wildnis zugehen.

Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.

Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

wünscht sind. Die Diskussion um Ganztagsbetreuung, so wie sie aktuell geführt wird, trägt ebenfalls dazu bei.

Thomas Tjart, per e-mail

Eltern benachteiligt

@ Ich bin zwölf Jahre zu Hause gewesen, um

mich um meine beiden Kin-der zu kümmern. Für mich war es undenkbar, die Kinder alleine zu lassen.

Keiner muss an den Herd zurück, aber ist es so un-menschlich, wenn man das möchte?

Ich habe damals die Eltern, die beide arbeiten mussten, nie verurteilt, da jede Fami- liensituation anders ist. War-um passiert das aber immer andersherum?

Im Beruf habe ich natürlich nach der langen Zeit wieder von ganz unten angefangen – aber ich würde es wieder so machen. Die Zeit mit meinen Kindern ist unwiederbring-lich. Eltern, die ihre Zeit mit Kindererziehung verbringen möchten, werden ohnehin immer benachteiligt und jetzt werden schon wieder Vorurteile wie »Herdprämie« oder »macht volkswirtschaft-lich keinen Sinn« verbreitet. Clarissa Diehl, per e-mail

> Wer geht wann?von Heinrich Kronlage (10/2011)

Ohne AbschlägeDen Leserbriefen kann ich im Großen

und Ganzen nur zustimmen. Aber – wir Rentnerinnen und Rentner haben doch auch eine Menge Zeit, Lebenser-fahrung, Fachwissen und

Kreativität. Betrachten wir die Dinge doch einmal durch eine andere Brille. Viel besser als die Frage, was die Gewerk-schaft für uns tut, ist doch die Frage, was wir für die Gewerk-schaft tun! Mein Bezirk hat mich jedenfalls schon für die ehrenamtliche Tätigkeit ge-wonnen. Warum sollten wir nicht unser Erfahrungswissen einbringen? Themen gibt es genug – von Arbeitsrecht bis Zusatzbeiträge.

sabine Jenke, Arnsberg

> Gesucht: Führungvon Stefan Scheytt (12/2011)

Rätselhafte LeuteWarum wird dem Le-ser nicht verraten, wo

diese bunt bekleideten Men-schen auf Seite 12 und 13 ar-beiten? Hans-Joachim Klauß, Dortmund

Es handelt sich um Angehörige der US-amerikanischen Streit-kräfte – um genau zu sein, der Marine. Der Kommandeur – also der Chef – passiert, von links kommend, seine ihn grü-ßenden Untergebenen. Bei der Gestaltung der Titelstrecke war es uns wichtig, Führung be-sonders eindrücklich zu bebil-dern – so stießen wir auf diese farbenfrohe Abbildung. Die Farben repräsentieren unter-schiedliche Abteilungen. Die redaktion

> Zum Dezember-Heft

Achtung: Lob

@ kompakt zu lesen ist immer eine tolle

Sache.Alois soring, per facebook

IMPRESSUM

Das mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft

Bergbau, Chemie, energie

Herausgebermichael Vassiliadis

Chefredakteur (verantwortlich im Sinne des

Presserechts)Christian Hülsmeier

Stellvertretender Chefredakteurmichael Denecke

Chef vom DienstAlexander Nortrup

Redaktionsarah Heidel, rudolf Heim,

Julia osterwald, Dirk Kirchberg, Dr. ulrike Börger

Redaktionsassistenzsimone michels, Tanja rössner

GestaltungHans Borgaes

RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6

30167 HannoverTelefon: 0511 7631-329/-698

Telefax: 0511 7000891e-mail: [email protected]

Internet: www.igbce.de

Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover

Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH

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AnzeigenverwaltungNetworkmedia GmbHstresemannstraße 30

10963 BerlinTelefon 030 255594-160 (fax: -190)

e-mail: [email protected]ültige Anzeigenliste Nr. 11 vom 01. 01. 2012

Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Claudia Härtig

Zusendungen: für unverlangte einsendungen wird keine

Gewähr übernommen.

Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.

für mitglieder der IG BCe ist der Bezugspreis im mitgliedsbeitrag

enthalten.

Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,

Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, rheinland-Pfalz/saarland,

Westfalen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:20. 12. 2011

Druckauflage: 667 504 (III/2011)

Gedruckt auf chlorfreiem Papier

kompakt

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VOR ORTDes Duftes KleidWie im Frankenwald Flakons produziert werden

UPM schließt Papierfabrik AlbbruckKritiker sagen: Um den eigenen Profit zu erhöhen.

Beiersdorf streicht Stellen 230 Mitarbeiter in der Hamburger Zentrale müssen gehen.

Tarifabschluss in der Papierindustrie Nach zähen Verhandlungen ist klar: Die Beschäftigten bekommen mehr Geld.

Foto: Werner Bachmeier

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> vor ort Gerresheimer Glas aG tettau

Adrian Scherbel schwitzt. Glasmachen ist ein »heißer« Job – und es

ist Adrians Beruf. Mindestens 40 Grad Celsius ist es heiß bei den Schmelzöfen, in deren Nähe der 18-Jährige arbeitet. In den Öfen glüht das flüs- sige Glas feuerrot. Sand, Soda und Kalk schmelzen darin – Rohstoffe, die nahezu unbe-grenzt in der Natur vorkom-men. Temperaturen von über 1500 Grad Celsius sind er-

forderlich, um das Rohstoff-gemenge in großen öl- oder gasbefeuerten Glasschmelz-wannen zu schmelzen. Die Temperatur entscheidet in al-len Phasen über die Qualität.

PARFUMFlAKOnS, Tiegel für Cremes und Make-up- Flaschen für die Kosmetikin-dustrie produziert Gerreshei-mer in seinem Standort an der bayerisch-thüringischen Grenze. Feine Düfte in edlen

Luxusflakons gehören zu den beliebtesten Weihnachtsge-schenken. Mögen die Düfte auch noch so exotische Na-men haben und von interna-tional bekannten Designern verkauft werden – viele der aufwendig gestalteten Glas-schmuckstücke für das Pre-mium-Segment stammen aus einer extrem strukturschwa-chen Region. Die Fabrik im fränkischen Tettau, im nörd-lichen Landkreis Kronach gibt

rund 480 Mitarbeitern Ar- beit – jeder dritte Arbeitsplatz im Landkreis hängt direkt oder indirekt von dieser Bran-che ab. »Stirbt die Glasindus-trie, stirbt die Region«, fürchtet Doris Löffler. Die 59-jährige Betriebsratsvorsitzende weiß, wovon sie spricht. Denn de-mografischer Wandel ist im Frankenwald kein abstraktes Fremdwort – es geht hier kon-kret darum, Fachkräfte zu halten und Nachwuchs zu

von feurigen FlüssenIM FRAnKenWAlD werden Glasflakons produziert, in denen sich feine Düfte gut verkaufen. Für ihre Qualität ist die Produktionstemperatur entscheidend – und gut ausgebildete mitarbeiter.

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Page 23: kompakt Januar 2012

»Wenn die Glasindustrie stirbt, trifft das die ganze region Frankenwald.«

Doris löfflerBetriebsratsvorsitzende Gerresheimer tettau

fördern. Umso wichtiger, dass Unternehmen sorgfältig mit einer ihrer wichtigsten Res-source, den Auszubildenden, umgehen.

Adrian hat das noch flüssi-ge Glas an seiner Anlage fest im Blick. Von der Wanne

fließt es weiter zur Entnahme. Der sogenannte Feeder trennt die flüssige Masse gramm-genau. Die Speisermaschine schneidet die einzelnen Glas-tropfen, die dann in die da-

runter stehenden Glasmaschi-nen geleitet werden. Adrian wechselt den Keramikring, der das heiße Glas in dünnere Ströme teilt. Ohne Gehör-schutz geht in der Produk- tionshalle gar nichts, Arbeits-sicherheit ist ein elementarer

Bestandteil des Prozesses und dient der »Gesunderhaltung« der Mitarbeiter. Aber auch be-sonders verstärkte Handschu-he sind ein Muss. Denn das flüssige Glas hat 1300 Grad

Celsius. Adrian greift am Glas-strom vorbei, zieht – und hat plötzlich den Keramikring in der Hand, der das Glas bisher teilte. Rasch wirft er das schwere Bauteil auf den Bo-den. Sein Handschuh raucht. Der 18-Jährige holt einen neuen Ring mit kleineren Lö-chern. Es muss schnell gehen: Jede Minute Umbau bedeutet eine Minute weniger Produk-tion. Und nach dem Um- bau produziert die Maschine bauchige Flakons. »Jede Fla-schensorte braucht andere Greifarme, Halterungen, Ein-stellungen – und manchmal auch einen anderen Keramik-ring«, erklärt er. Der Verfah-rensmechaniker für Glastech-nik ist einer von mehr als 20 Auszubildenden bei der Firma Gerresheimer. »Glas ist ein interessanter Werkstoff, es ist formbar und wird trotz-dem fest«, sagt er. »Und an die Hitze gewöhnt man sich.«

DIe GeSTAlTUnG eines Fla-kons macht laut Experten 50 Prozent des Verkaufser-folgs eines neuen Duftes aus. In die Entwicklung eines neuen Flakons im Premium-Bereich fließen deshalb im Schnitt sieben Millionen Euro. Im Trend liegen bei den teuren Düften immer großar-tigere Bedruckungen für die schweren dickwandigen Fla-kons. Eine Aufgabe, der sich Elena Leitz mit Begeisterung widmet. Die 20-Jährige lernt im dritten Lehrjahr Siebdruck und Medientechnologie. Das Drucken auf Glas ist techni-scher Standard seit Jahrzehn-ten, nur die Verfahren haben sich stark verändert. Waren früher keramische Einbrenn-farben und Transferbilder do-minant, so kommt heute der Direktdruck im Siebdruck-verfahren mit lösemittel-

basierten- oder UV-härten-den Farben zum Einsatz. Das Einbrennen der Farbe erfolgt beim Härtungsprozess. »Mei-ne Freundinnen beneiden mich schon ein bisschen«, sagt die IG-BCE-Jugend- und Auszubildendenvertreterin, während sie das Drucksieb ihrer Maschine reinigt. Schließlich sieht sie neue elegante Hingucker, wie etwa die mit schwarzer Spitze ver-zierten, feminin geformten Flakons der Popsängerin Christina Aguilera, noch be-vor sie in den Läden auf- tauchen.

Luitgard Koch

1 | HeISSeS GeMIScH Adrian Scherbel kontrolliert, wie die flüssigen Glastropfen grammgenau getrennt werden.

2 | FeURIGeS GlAS noch einmal müssen die fertigen Flakons durch die Flammen. Das verhindert Spannungsrisse.

3 | FIlIGRAne FORMenDie Stahlformen für dieFlakonproduktion werden extrem genau kontrolliert.3

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Die Düsseldorfer Gerres-heimer Glas AG ist ein welt- weit führender Hersteller von Spezialprodukten aus Glas und Kunststoff. Die 1864 gegründete Unternehmens-gruppe erwirtschaftet an 45 Standorten in europa, nord- und Südamerika sowie Asien einen Umsatz von rund einer Milliarde euro und be- schäftigt rund 10 000 Mit- arbeiter. Der Standort Tettau, der ehemaligen Tettauer Glashüttenwerk GmbH, entwickelte sich zu einem wichtigen lieferanten der Parfüm- und Kosmetik- industrie. Im vergangenen Sommer investierte das Unternehmen über 14 Mil- lionen euro in eine neue Glaswanne und das dazu- gehörige Umfeld. Dadurch wurden im Tettauer Werk über 30 neue Arbeitsplätze geschaffen, bei einer täg- lichen Produktionskapazität von mehr als zwei Millionen Stück.

www.gerresheimer.de

Das unternehmen

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> vor ort Aktuelles

Den freiwilligen Sozial-plan hatte der Betriebsrat

schon parat, als der Beiers-dorf-Konzern für 2012 Per-sonalabbau ankündigte: Tau-send von etwa 18 000 Stellen sollen weltweit gestrichen werden, davon bis zu 230 im Angestelltenbereich in der Zentrale in Hamburg. Das sind etwa elf Prozent der rund 2600 Beschäftigten der Beiersdorf AG. In der Produk-tion wird nicht abgebaut.

Dass es soweit gekommen ist, hält der Vorsitzende des Betriebsrats Thorsten Irtz für das Ergebnis verfehlter Perso-nalpolitik: »Wir haben uns in den letzten zwei Jahren gegen 170 Neueinstellungen aus-gesprochen, denn die Über-kapazität war absehbar. Ein Projekt der Umstrukturierung des Konzerns gab es ja be-reits 2009.« Danach werden

Beiersdorf streicht in der ZentraleHamBurg | sparprogramm kostet 230 stellen/Produktion nicht betroffen

zu verlieren«, weiß Thorsten Irtz, der auch stellvertreten-der Vorsitzender des Auf-sichtsrats ist.

Doch auch das Unterneh-men kündigte an, es wolle für die Betroffenen »wirtschaft-liche Nachteile möglichst aus-

gleichen«. Immerhin liegt die Umsatzrendite bei 11,5 Pro-zent.

IG-BCE-Bezirksleiter Jan Eulen: »Ich erwarte vom Vor-stand, dass keine betriebs- bedingten Kündigungen aus-gesprochen werden.«

Sigrid Thomsen

Aufgaben aus der Konzern-zentrale nach Europa, Asien und Lateinamerika verlagert.

Zugleich reduziert das Un-ternehmen sein Sortiment. 2012 und 2013 will Beiers-dorf so insgesamt 100 Mil- lionen Euro einsparen, da-

nach 90 Millionen Euro im Jahr.

Der Betriebsrat hofft, den gesamten Abbau in Hamburg durch Altersteilzeitlösungen und finanziellen Ausgleich auf freiwilliger Basis regeln zu können. »Natürlich haben viele Angst, ihren Arbeitsplatz

Die Zahlen sprechen Bän-de: Auf einen Beschäftig-

ten mit zu betreuenden Kin-dern kommen schon bald drei Arbeitnehmer, die sich um pflegebedürftige Angehö-rige kümmern müssen. Weil aber entsprechende Regelun-gen zur Vereinbarkeit von Be-ruf und Pflege noch immer die Ausnahme sind, schätzt Prof. Dr. Berthold Dietz von der Evangelischen Hochschu-le Freiburg die betrieblichen Folgekosten auf 19 Milliarden Euro jährlich. Da helfe auch nicht das zum 1. Januar in Kraft getretene Familienpfle-gezeitgesetz.

Vom Tabu zum gesprächsthemamainZ | IG BCe informiert über Möglichkeiten der vereinbarkeit von Pflege und Beruf

»Es verschafft den Arbeit-nehmern keinen Rechtsan-spruch auf Pflege«, so sein Hauptkritikpunkt auf der IG-BCE-Veranstaltung »Pflege und Beruf – (k)ein Tabu-The-ma«. Betriebsräte und Ge-werkschaften seien gefordert, ergänzende Betriebsvereinba-rungen abzuschließen. Eben-so gelte es, das Tabu-Thema mit umfassenden Informa- tionsmöglichkeiten transpa-rent zu machen.

Bei der BASF, so Betriebs-rätin Roswitha Minges, stehe eine Checkliste als erste Ad-hoc-Info im Intranet zur Ver-fügung , wenn ein Pflegefall in

der Familie auftritt. »Im ei-gens eingerichteten LuCare-Center können sich Beschäf-tigte dann umfassend infor-mieren.«

Über Möglichkeiten, bei einem privaten Pflegefall Ar-beitszeiten flexibler zu gestal- ten, informierte Andrea Ja- kob, Personal-Abteilungsleite-rin von Boehringer Ingelheim. Das Ansparen von übertarif-lichen Urlaubsansprüchen sei ebenso möglich wie »mobiles Arbeiten« von zu Hause aus. Eine entsprechende Betriebs-vereinbarung stünde kurz vor dem Abschluss. Axel Stefan Sonntag

management unglaubwürdig

alBBruck | Der finnische Papierkonzern uPm will die Papierfabrik albbruck aus reinem kapitalinteresse schließen. Trotz drei statt-gefundener »runder Tische«, einer von der ig BcE vermit- telten investorengruppe und der Bereitschaft des ehe-maligen Finanzchefs, die Papierfabrik zu übernehmen, »ist es uPm wohl wichtiger, das Weltmarktangebot zu verknappen und somit den eigenen Profit zu erhöhen«, so ig-BcE-Sekretärin kerstin meindl.

Die Finnen sehen das natürlich anders und begrün-den ihre Entscheidung damit, dass sie kein Vertrauen in die Pläne der investoren hätten. Diese aussage ist nach auf- fassung von ig BcE und Betriebsrat weder nachvoll-ziehbar noch glaubwürdig. »uPm hat den investorenpro-zess willkürlich gestoppt, um sein ursprüngliches Ziel der reduzierung des angebots von grafischen Papieren auf dem europäischen markt durchzusetzen«, sagt meindl.

nach mitteilung von uPm- Deutschlandchef Hartmut Wurster rechnet sich der konzern eine um einen zwei- stelligen millionenbetrag günstigere ausgangslage bei Schließung der Papierfabrik und Vernichtung der 560 ar- beitsplätze aus, als bei einem Verkauf an den investor.

Für einen interessenaus-gleich und einen Sozialplan, der nun zu schließen ist, sind die Erwartungen sehr hoch. Von uPm wird gefordert, ihrer sozialen Verantwortung wenigstens hier gerecht zu werden. Axel Stefan Sonntag

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»eine verfehlte Personalpolitik, die Überkapazitäten waren absehbar.«

Thorsten irtz Betriebsratsvorsitzender

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lange sah es nicht gut aus, stur und unbeweg-lich fuhren die Arbeit-

geber einen Betonkurs. Als schon niemand mehr einen Pfifferling auf einen Abschluss setzen wollte, gelang doch noch der Durchbruch.

Heraus kam nach einem 14-stündigen Marathon in der dritten Verhandlungsrun-de schließlich ein tragfähiger Kompromiss: Die Entgelte der 40 000 Beschäftigten in der Papierindustrie steigen in zwei Stufen um insgesamt 4,6 Prozent. Die erste Anhe-bung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen

um 3,0 Prozent erfolgt zum 1. Januar 2012. Vom 1. Januar 2013 an ist für fünf Monate eine weitere Erhöhung um 1,6 Prozent festgeschrieben. Für den Dezember 2011 gibt es eine Einmalzahlung von

70 Euro, die Auszubildenden erhalten 35 Euro. Dieser Betrag wird im Januar ausgezahlt.

DEn TariFVErTrag haben wir zwar am 6. Dezember un-terzeichnet«, so IG-BCE-Ver-handlungsführer Holger Nie-den, »doch dieses Ergebnis hat uns nicht der Nikolaus ge-bracht. Ohne die kräftige Un-terstützung aus den Betrieben wäre der Abschluss so nicht zustande gekommen.« Der bundesweite Aktionstag habe Wirkung gezeigt.

In der zweiten Runde hatten die Arbeitgeber ein erstes An-gebot auf den Tisch gelegt: 2,2 Prozent bei einer Laufzeit

von 13 Monaten – das war na-türlich nicht akzeptabel und wurde von der gewerkschaft-lichen Tarifkommission als »völlig unzureichend« zurück-gewiesen. Die Vorstellungen der Arbeitgeber zeigten aller-

dings, dass von allein kein ver-nünftiges Ergebnis zu erzielen sein würde.

Spätestens mit diesem Ange-bot war klar: Die Papierrunde 2011 wird kein Selbstläufer. Ohne Bewegung in den Betrieben ist Bewegung am Verhandlungstisch nicht zu erwarten. Und die Unterstüt-zung blieb nicht aus. Noch am Morgen vor der entscheiden-den Verhandlung machten sich über 500 Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Republik auf den Weg, um der IG-BCE-Tarifkommission in Darmstadt demonstrativ den Rücken zu stärken.

Michael Denecke

3,0 und 1,6 Prozent mehrDarmSTaDT | tarifabschluss in der Papierindustrie

Tarifmeldungen

Ausführliche Informationen unter: www.igbce.de

FEinkEramik | Ohne Ergebnis blieb die erste Tarifrunde am 16. Dezem- ber. Da die arbeitgeber kein angebot vorlegten, wurden die Verhandlungen auf den 17. Ja- nuar vertagt. Die Verhand-lungskommission erwartet ein »konkretes und verhandlungs-fähiges angebot«.

aVEu | in einer zähen und kontroversen zweiten Ver- handlungsrunde wurde für die rund 21 000 Beschäftigten in den mitgliedsunternehmen des aVEu ein Tarifabschluss erreicht. Die Entgelte und ausbildungsvergütungen werden ab Januar 2012 um 3,11 Prozent erhöht.

ZiEgElinDuSTriE | Be- reits in der ersten Verhand-lungsrunde haben ig BcE und ig Bau für die Beschäftigten in der deutschen Ziegelindus- trie (außer Bayern) einen Ta- rifabschluss vereinbart. Die Entgelte erhöhen sich ab De- zember 2011 um 3,1 Prozent; für die monate September bis november 2011 gibt es eine Einmalzahlung von 55 Euro pro monat. Die ausbildungs-vergütungen erhöhen sich je ausbildungsjahr um 50 Euro.

»Der bundesweite Aktionstag hat Wirkung gezeigt.«

Holger nieden IG-BCe-verhandlungsführer

Die Demonstranten aus main-franken zeigten Zähne.

mehr als 500 Beschäftigte stärkten der Verhandlungskommission in Darmstadt den rücken.

lEDErWarEn | Die Tarif-kommission der lederwaren- und kofferindustrie hat einen Forderungsbeschluss für die Tarifrunde gefasst: unter anderem soll die Erhöhung der Entgelte deutlich über der Preissteigerungsrate und auf dem niveau der Tarif-ergebnisse der automobilzu-lieferindustrie in Bayern und Baden-Württemberg liegen.

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> vor ort Aktuelles

Der Protest war nicht umsonst: Immerhin 220 Arbeitsplätze in der Raffinerie bleiben erhalten.

Die Übernahme der Shell-Raffinerie durch den

schwedischen Spezialölher-steller Nynas stößt in Ham-burg auf Erleichterung. »Ny-nas versteht etwas vom Geschäft und wird es weiter voranbringen«, glaubt IG-BCE-Bezirksleiter Jan Eulen. »Mit der qualifizierten und motivierten Belegschaft am Standort lässt sich etwas ent-wickeln.«

Der Shell-Konzern, der sei-ne kleineren Anlagen seit 2009 abstößt, hatte zwei Jahre lang nach einem Käufer für die Produktionsstätte in Ham- burg-Harburg gesucht. Nach Ankündigungen des Stock-holmer Investors soll die An-

Shell-Raffinerie geht an SchwedenhAmbuRg-hARbuRg | IG BCe fordert umbau ohne betriebsbedingte kündigungen

lage bis Mitte 2014 zu einer Spezialschmierstoff-Raffine-rie mit einer Jahresproduk- tion von bis zu 330 000 Ton-nen umgebaut werden.

Dabei werden allerdings nur 220 der derzeit 530 Be-schäftigten im neuen Werk übernommen. 40 weitere Mitarbeiter will der Shell-Konzern selbst im künf- tigen Kraftstofflager und Um-schlagterminal behalten; die Kraftstoffproduktion wird eingestellt. 180 Kolleginnen und Kollegen über 50 Jahre können vorzeitig ausscheiden oder sich an andere Standorte versetzen lassen.

Ralf Rademacher, stell- vertretender Bezirksleiter in

Hamburg-Harburg: »Ich bin sehr froh, dass der Betriebsrat eine Vorruhestandsregelung durchsetzen konnte.« 60 Frist- verträge werden nicht verlän-gert, für 30 weitere Mitarbeiter ist die Zukunft nach Betriebs-angaben noch unklar.

Die IG BCE, die mehrfach gegen die drohende Schlie-ßung der Raffinerie in Ham-burg-Harburg protestiert hat-te, geht von einem Umbau ohne betriebsbedingte Kün-digungen aus. Ralf Radema-cher: »Wir entlassen Shell nicht aus der Verantwortung für sozial verträgliche Lösun-gen. Wir kämpfen um jeden einzelnen Arbeitsplatz.«

Sigrid Thomsen

Auf der Stelle treten die Verhandlungen zur Be-

schäftigungssicherung bei E.ON. Auch in der dritten Runde Mitte Dezember gab es keine Fortschritte. Die Ver-handlungen werden am 23. und 24. Januar fortgesetzt. Zuvor berät die gemeinsame Tarifkommission von IG BCE und ver.di am 12. Januar weitere Schritte. Bei den Ver-handlungen geht es darum,

E.ON: Keine FortschritteDüSSElDORF | Dritte runde bleibt ohne ergebnis

die geplante Streichung von 6000 Arbeitsplätzen in Deutschland sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen zu regeln.

Für neue Kohle- und Gas-kraftwerke hat sich NRW-Mi-nisterpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) eingesetzt. »Wir brauchen effiziente, bezahl-bare Energie für Bürger und Unternehmen«, erklärte sie in einem Zeitungsinterview.

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RWE verhandeltESSEN | bei RWE beginnen im 2. Quartal Verhandlungen für eine Nachfolgeregelung zum Tarifvertrag beschäftigungssi-cherung. Er schließt bis Ende 2012 betriebsbedingte Kündi- gungen aus. Dies wurde beim jüngsten Tarifabschluss ver- einbart. Der Abschluss bringt eine Erhöhung der Entgelte ab Dezember 2011 um 2,7 Prozent. RWE will in den kommenden Jahren rund 8000 Arbeitsplät-ze sozialverträglich einsparen.

beschäftigte stützen meteorbOcKENEm | Die etwa 1800 mitarbeiterinnen und mitarbeiter der meteor gummiwerke in bockenem und 300 weitere im Werk Worbis haben einen Teil des Weihnachtsgeldes in ihre Arbeitsplätze investiert. Ohne ihren Verzicht auf die eigentlich vereinbarte 50-prozentige Jahres- leistungsprämie hätte der indische Investor Pawan Kumar Ruia im November Insolvenz anmelden müssen.

Er zahlt den Kaufpreis in Raten und war nicht liquide. Deshalb hat sich die Ig bcE auf eine Änderung des Stand- ortsicherungsvertrags eingelassen.

Im mai 2012 sollen alle beschäftigten 30 Prozent eines monatsgehalts als Ausgleich bekommen. Nur die 1100 gewerkschaftsmitglieder konnten schon im Dezember 20 Prozent eines monats-lohns als »Nachteilsaus-gleich« beanspruchen, wie es in einer mitgliederinfor-mation heißt. »bei ihnen standen wir im Wort«, sagt Peter Winkelmann, Ig-bcE-bezirksleiter Alfeld.

Winkelmann hält die Zahlungsunfähigkeit für vorübergehend: »Ich denke, dass sich die lage in den nächsten monaten stabi-lisiert. Kurzfristig sehe ich gute chancen für das unternehmen. langfristig aber braucht es eine Strate-gie, wie beispielsweise die verschiedenen unternehmen im Kautschukbereich, die Ruia gekauft hat, zusammen-arbeiten sollen. Das sehe ich noch nicht.«

Sigrid Thomsen

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Jorge Andrade klatscht begeistert in die Hän-de. Die Rede des stell-

vertretenden IG-BCE-Vorsit-zenden Ulrich Freese gefällt dem Portugiesen. Der Be-triebsrat bei Honeywell in Hamburg hat seit 1998 jedes Jahr an der Recklinghäuser Tagung teilgenommen. »Es ist wichtig, immer wieder über Integration zu sprechen. Denn es gibt immer noch Defizite«, betont Andrade.

Auf der 41. Recklinghäuser Tagung steht das 50-jährige Jubiläum des deutsch-türki-schen Anwerbeabkommens im Mittelpunkt. »Gerufen,

gekommen, geblieben; und danach?« lautet das Motto. Gekommen sind an diesem Morgen Anfang Dezember rund 400 Mitglieder, die der Recklinghäuser Bürgermeis-ter, Wolfgang Pantförder, im Festspielhaus begrüßt.

INTERKulTuREllE Vielfalt ist das Stichwort, das sowohl Pantförder als auch der tür-kische Generalkonsul von Münster, Nafi Tosyali, in ihren Grußworten hervorheben: »Da steckt Potenzial drin.« Ulrich Freese unterstreicht in seiner Rede, dass Integration im Betrieb auch eine gewerk-

schaftliche Erfolgsgeschichte ist: »Hier kommen Men- schen in Berührung – Arbeit schweißt zusammen.«

Unter dem aktuellen Ein-druck der rechtsextremen Terrorakte wird in einer Schweigeminute den Hinter-bliebenen der Opfer gedacht. »Rechtsextremismus muss mit aller Härte bekämpft wer-den«, fordert Freese und plä-diert für ein erneutes NPD-Verbotsverfahren: »Diese Or-ganisation gehört nicht unter den Schutz der Verfassung.«

Damit trifft Ulrich Freese den Nerv der Zuhörer. Jorge Andrade ist zufrieden mit

»Arbeit schweißt zusammen«REcKlINghAuSEN | Migrationspolitische tagung unter dem eindruck von rechtem terror und 50 Jahre Anwerbeabkommen

dem, was am Rednerpult ge-sagt wurde. »Doch jetzt müs-sen Taten folgen«, appelliert der 56-jährige Portugiese.

In der abschließenden Po-diumsdiskussion diskutieren Freese und türkische IG-BCE-Funktionäre über Chancen und Probleme der Integra- tion. Kadriye Aydin, Bildungs-referentin der IG BCE, bemän-gelt den oftmals fehlenden Respekt gegenüber ihren Landsleuten, weiß aber auch: »Es gibt keine Alternative als aufeinander zuzugehen.«

Genau das erhofft sich Jor-ge Andrade von Veranstaltun-gen wie dieser. Marco Jelic

»Für mich heißt Integration, . . .. . . dass es egal ist, ob man blonde oder schwarze Haare hat – es zählt der Mensch.«

Ömer YilmazBetriebsrat Fulda reifen

. . . dass Menschen unterschied-licher Herkunft die Gesellschaft gemeinsam gestalten.«

Rodney mcDaniel vertrauensmannMerck kGaA

. . . dass ich von der Gesellschaft akzeptiert werde, wie ich bin.«

gizem Kursunluoglu schülerin

400 Ig-bcE- mitglieder

diskutieren in Recklinghausen über

rechten Terror, Integration und inter-

kulturelle Vielfalt.

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> vor ort Baden-WürttemBerg

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dSm sichert Standortgrenzach-Whylen | Die geplanten Kostensenkungen bei DSM kommen ohne betriebsbedingte Kündigungen aus. Mit der jüngst von Betriebsrat und Geschäfts-führung abge-schlossenen Standortsiche-rungsvereinba-rung (Foto) verzichten die Beschäftigten zwar auf einige übertarifliche Leistungen, gleichzeitig verpflichtet sich der Hersteller von Nahrungser-gänzungsmitteln aber, am Standort Grenzach 20 Millionen Euro zu investieren – vorrangig in neue Anlagen und Pro-duktinnovationen. Dies stärke die langfristige Wettbewerbs-fähigkeit, lobt Betriebsratschef Klaus Keßner den »fairen Kompromiss«. Darüber hinaus freut sich IG-BCE-Bezirks-leiter Wilfried Penshorn, dass es bei DSM bei »einer qua- litativ hochwertigen Erstausbildung bleibt, die den eigenen Nachwuchs langfristig sichert«.

Keine »Light«-ausbildungbaden-baden | Beim »Runden Tisch für Ausbildungs- und Arbeitsmarktfragen«, der beim Arbeitgeberverband Chemie Baden-Württemberg stattfand, hat die IG BCE den weiteren Ausbau zweijähriger Ausbildungsberufe abgelehnt. »Schmal-spurberufe wie die der Produktionsfachkraft Pharmazie rei-chen für eine dauerhafte, zukunftsorientierte Beschäftigung nicht aus«, begründet IG-BCE-Bundesjugendsekretärin Katy Hübner. Stattdessen sollten bewährte Fördermaßnahmen – wie etwa das Programm »Start in den Beruf« oder Stütz-unterricht – forciert werden.

neuer Bezirksvorstand karlsruhe | Thomas Lam-pert (Mitte) ist neuer Bezirks-vorsitzender in Karlsruhe. Er löst Martina Hürster-Gänzler ab, die nach der Betriebsschließung von Invista ihre Arbeitskraft einem IG-BCE-Projekt zur Verfügung stellt. Der 47-Jährige ist kein Unbekann-ter, er arbeitet bereits seit Jahren im Landesbezirksvorstand der IG BCE Baden-Württemberg. Ebenfalls neu im Bezirks-vorstand sind Klaus Helmer und Klaus Kreidler.

Forderung untermauertlenningen | Scheufelen-Frühschicht versammelt sich

Die Forderung der IG BCE nach sechs Prozent mehr Ent-gelt hat die Früh-schicht-Beschäf-tigten der Papier-fabrik Scheufelen vor das Werktor getrieben. Dort ver- urteilte der stell-vertretende Lan-desbezirksleiter Uwe Bruchmüller die Blocka-dehaltung der Papierarbeit-geber und machte deutlich: »Wenn es notwendig wird, werden wir in den Betrieben den Druck erhöhen.«

Betriebsratsvorsitzender und Tarifkommissionsmitglied Karl-Heinz Wellmann betonte: »Wir sind bereit zu kämpfen, man sollte uns nicht unter-schätzen. Wir wollen nur das, was uns zusteht – gutes Geld für gute Arbeit.«

Parallel zur Aktion bei Scheufelen gab es weitere Demos – etwa bei Pucaro und SCA. Hier versammelten sich mehr als 100 Kollegen, jeder Einzelne mit aufgesetzter Son-nenbrille. Aus gutem Grund – nämlich um dem Arbeitgeber zu verdeutlichen, dass sich die Beschäftigten von anderslau-tenden Einschätzungen zur guten Geschäftsentwicklung nicht blenden lassen. (Bericht zum Tarifabschluss Seite 25)

n a M e n & n a c h r i c h T e n

Wie die Schicht-pläne beim Che-miekonzern Sol-vay arbeitnehmer-freundlicher ge-staltet werden kön-nen, war Thema eines Treffens der IG-BCE-Ortsgrup-pe Bad Wimpfen (Foto). Gemeinsam mit dem Betriebsrat des ortsansässigen Standorts wurden verschie- dene Modelle kritisch disku- tiert.

»Großer Wunsch der Ar-beitnehmervertreter ist die Einführung eines flexiblen Systems mit unterschiedli-

chen Schichten innerhalb ei-ner Woche«, sagt Ortsgrup-penvorsitzender Claus Weis. »Die wöchentlichen Wechsel belasten den Körper weitaus stärker.«

Die Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite beginnen in Kürze.

schichtplan-diskussionbad WiMpFen | arbeitszeitmodelle auf dem Prüfstand

die Forderung nach mehr geld treibt die Früh-schicht vor das Werktor.

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studieren ohne abitursTuTTgarT | Ig-BCe-Jugend erstellt Konzept

Dass beruflich Qualifizierte in Baden-Württem-berg auch ohne Abitur studieren können, verkaufte 2009 die schwarz-gelbe Landesregie-rung als großen Erfolg. Doch die einst gefeierte Re-form ist ein Rohr-krepierer: Nur 0,4 Prozent aller Studenten im Land haben einen berufs- qualifizierenden Hintergrund. Kein Wunder: Bei der im Vorfeld notwendigen »Hoch-schulzugangsprüfung« fallen mehr als 90 Prozent durch.

Grund genug für den IG-BCE-Landesbezirksjugend-ausschuss (LBJA) ein eige- nes Konzept zu entwickeln. Es zeigt, wie ein Studium ohne Abitur mehr Menschen ansprechen würde. »Junge Facharbeiter sollen die faire Chance bekommen, ihre Bildungsbiografie selbst zu gestalten«, sagt Landesbezirks-jugendausschuss-Vorsitzender Oliver Banze.

Für Gewerkschaftsmitglie-der gibt es eine weitere Mög-lichkeit, ohne Abitur zu stu-dieren: Der DGB vergibt Sti-pendien für ein elfmonatiges

Studium an der Europäischen Akademie der Arbeit. Schwer-punkte sind unter anderem Rechts- und Politikwissen-schaften, Wirtschaftswissen-schaften, Sozialpolitik, Finanz- wissenschaften, Organisation und Management.

Individuelle Fragen beant-wortet die JAV-Fachtagung »Studieren ohne Abi« am 27. und 28. Februar im Hotel Berlin in Sindelfingen. Neben Infos zur Gesetzeslage zeigen Praxisbeispiele auch mögli-che Umsetzungen in Betrieb und Tarif. Anmeldungen un-ter: www.igbce-bws.de

leerer seminarraum: beruflich Qualifizierte haben nur theoretisch die Möglichkeit, ohne abitur zu studieren.

Weitere Infos im Internet: http://tinyurl.com/cuevjfn

(europäische akademie der arbeit)

http://tinyurl.com/c29433f (Konzept des LBJa)

Entscheidungen und ihre Folgen»Politik ist die Kunst des Möglichen« soll Otto von Bismarck einst gesagt haben. 2011 war vieles möglich: Eine schwarz-gelbe Bundesregierung, die den Atomausstieg festschreibt. Ein grüner Ministerpräsident, der Baden-Württemberg re-giert. Eine politische Sachfrage, über die das Volk abstimmt. Wer hätte solche Entwicklungen noch vor einem Jahr für möglich gehalten?

Fest steht: Wir müssen sie für uns nutzen. Die für eine Volksabstimmung hohe Wahlbeteiligung hat gezeigt: Mehr Bürgerbeteiligung ist wichtig und richtig. Sie darf aber nicht zu spät kommen – Investoren brauchen Rechtssicherheit.

Sorgen bereiten mir die Folgen des Atomausstiegs. Unsere Industrie bezieht mehr als die Hälfte ihres Stroms aus Atom-kraft. Baden-Württemberg ist das Land mit dem dritthöchs-ten Energieverbrauch. Obwohl schon in zehn Jahren das letzte AKW vom Netz geht, ist bis heute unklar, woher unsere energieintensive Industrie künftig ihren Strom beziehen soll. Und wie sich damit die Energiepreisfrage entwickelt. Wir sind gespannt, welche Antworten darauf Umweltminister Franz Untersteller beim IG-BCE-Neujahrsempfang geben

wird.

»Die Politik muss die Energiepreisfrage beantworten.«

Eine politische Antwort gibt es inzwischen beim Thema Bildungspolitik. Als eines der letzten Bundesländer verschafft bald auch Baden-Württemberg seinen Bürgern einen Rechts-anspruch auf Bildungsfreistellung. Darüber freue ich mich – genauso wie über die positive Mitgliederentwicklung unseres Landesbezirks: Wir haben 2011, erstmals seit Bestehen der IG BCE, mehr Menschen für uns gewinnen können, als wir aus unterschiedlichen Gründen verloren haben.

Dies war nach mehr als 14 Jahren als Landesbezirksleiter mein letzter Zwischenruf. Mein Nachfolger wird in wenigen Tagen gewählt. Danke für euer Vertrauen und eure Mit- arbeit! Einen guten Start ins Jahr 2012.

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königsbronn | Über diese hohe Resonanz haben wohl einige Kollegen selbst ge-staunt: An die 70 RAKer aus den Gebieten Aalen, Heiden-heim und Göppingen trafen sich zum Regionalforum in Königsbronn. Der stellver- tretende Landesbezirksleiter

Uwe Bruchmüller berichtete vom aktuellen Geschehen: angefangen bei den Tarifrun-den bis hin zur Problematik mit Strompreisen und Strom-versorgung. In anregenden Debatten nutzten die Rentner die Gelegenheit zum Erfah-rungsaustausch.

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> vor ort Bayern

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Kunststoff »im Blick«Kempten | Projekt »aufwind im allgäu« auf erfolgskurs

Seit Juni 2011 kümmert sich im Bezirk Augs-burg mit dem Projekt »Auf-wind im Allgäu« der ehemalige Betriebsrat Jür-gen Mendle um die Folien- und Kunststoffindus-trie im Allgäu. Denn die Ge-gend wird selten als Wirt-schaftsstandort mit hoch tech-nisierten Firmen wahrgenom-men. Doch der südwestlichste Zipfel Bayerns bietet mehr als Berge und glückliche Kühe.

Die Region ist im Bereich Verpackungstechnologie füh-rend in Europa. Eng vernetzt bilden Lebensmittelindustrie, Verpackungsmaschinenher-steller und Packmittelprodu-zenten ein Industriesegment, das einzigartig in Deutsch-land ist. Folienhersteller wie VF Verpackungen in Sulzberg sind hier mit einem jährlichen

lieren. »Wir werden uns für mehr Gerechtigkeit in unserer Firma einsetzen«, verspricht der engagierte frischgeba- ckene Betriebsratsvorsitzende Mehmet Kulaksiz. Tatkräftig unterstützt wird er dabei von seinen Kollegen Sigmar Huck-Keilbach und Özkan Teke.

Aber auch im Unterallgäu bei Maywo Kunststoff in Bad Grönenbach brechen andere Zeiten an. Grund: Der neu geschaffene Betriebsrat mit Ali Kölük und seinem Stell-vertreter Adem Evcil.

Im Gewerbegebiet Thal produzieren rund 64 Mitar-beiter im Dreischichtbetrieb sogenannte thermoplastische Halbzeuge. Waschkabinen in Wohnwagen, Elektroschalt-schränke, Gehäuse für Rasen-mäher oder Transportschalen für Handys sind typische Maywo-Produkte. Sonntags- und Samstagsarbeit sind häu-fig. Sogar während der Wirt-schaftskrise wurde normal gearbeitet.

Nicht zuletzt boomt selbst in der historischen Inselstadt Lindau nicht nur der Touris-mus. Metzeler, Hersteller von Dichtungssystemen für Auto-mobile, mit rund 1000 Be-schäftigten präsentiert sich »elefantenstark«. Auch nach der Übernahme durch den amerikanischen Automobil-zulieferer Cooper Standard.

Das Allgäu wird nicht unbedingt als florierender Standort mit hoch technisierten Firmen wahrgenommen. Seit Juni 2011 läuft das Projekt. Was sind die bisherigen Erfolge?es gelang bei Maywo Kunststoff in Bad Grönenbach so- wie bei vF in Sulzberg Betriebsratswahlen durchzuführen und damit erstmals einen Betriebsrat zu installieren. Damit habe ich nicht so schnell gerechnet. Bei Maywo existierte sogar noch ein alter Haustarifvertrag, an den wir anknüpfen konnten.

Ein Ziel des Projektauftrages ist es, die IG BCE als Gewerkschaft generell bekannter zu machen. Wie haben Sie dies umgesetzt?Wir haben einen guten Draht zu den Medien und konnten im regionalen, privaten radiosender rSa-radio unseren Werbespot platzieren. auch bei dem hiesigen Fernseh-sender tv allgäu hatten wir erfolg. Unser Werbefilm wird dort auch auf rtL gesendet, da tv allgäu montags bis freitags um 18:00 Uhr auf rtL und den Sonderkanälen und über Satellit ausgestrahlt wird. aber natürlich sind wir auch vor ort bei den Betrieben präsent.

Wo besteht derzeit noch Nachholbedarf?Das Projekt entwickelt sich sehr gut. Schließlich war der einstieg in der Urlaubszeit im Sommer nicht ganz unproble-matisch. Wir müssen noch verstärkt an unserer Haupt-schwerpunktbetreuung bei Metzeler in Lindau arbeiten. Dort ist wirklich noch viel Potenzial. Generell lässt sich jetzt schon sagen, dass die Laufzeit des Projektes sicher noch verlängert werden könnte. Die erfahrung zeigt bereits in diesem Stadium, dass derartiges nachhaltiges arbeiten einfach ein größeres Zeitfenster erfordert.

Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]

Jürgen Mendle, Projekt-sekretär aus dem Bezirk augsburg über das Projekt »aufwind im allgäu«.

Fragen an Jürgen Mendle3

Werberhitparade6 Aufnahmen: Norbert Lechermann (Peguform Neustadt), Angelika Neppl (Peguform Neustadt), Stefan Schmidt (Peguform Neustadt), Günther Usleber (Kurz, Sulzbach-Rosenberg); 5 Aufnahmen: Thomas Sommer (Kurz, Sulz-bach-Rosenberg).

n A m e n & n A C H R I C H t e n

Das IG-BCe-tarifmobil bei metzeler in Lindau.

mehmet Kulaksiz, Betriebsrats-vorsitzender:

»Wir setzen uns bei VF für mehr Gerechtigkeit im Betrieb ein.«

Gesamtumsatz von rund 63 Mil- lionen Euro gut aufgestellt. Das Familienunternehmen mit seinen 110 Mitarbeitern pro-duziert im Fünfschichtbetrieb täglich 90 Tonnen Polyamid. 80 Prozent werden ins Ausland geliefert.

In dem Sulzberger Unter-nehmen kann der rührige Projektsekretär nun erste Er-folge verzeichnen. Ihm gelang es, einen Betriebsrat zu instal-

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29kompakt | Januar 2012 |

»Unser Ziel erreicht!«münCHen | Beschäftigte zeigen in den tarifrunden Flagge

Für einen guten Tarifab-schluss in der Papierindus-trie (siehe auch Bericht auf Seite 25) – mit rund 8000 Be-schäftigten im Freistaat –

haben sich während der drei Verhandlungsrunden auch IG-BCE-Mitglieder in den bayerischen Betrieben eingesetzt.

Erfolgreichstes Jahr für die IG BCEDie IG BCE hatte das erfolgreichste Jahr seit ihrem Bestehen

in Bayern – wir sind gewachsen und haben deutlich mehr

Mitglieder als am Jahresanfang. Die Menschen vertrauen

uns und wir haben gute tarifliche Lösungen geschaffen.

Auch 2012 wollen wir tarifvertragliche und betriebliche

Lösungen finden, die unseren Mitgliedern Zukunft und

Sicherheit geben. Dazu sind wir gut aufgestellt.

Aber Finanzmärkte und Politik dürfen 2012 nicht zum

Jahr der Unsicherheit machen. Was wir in den vergangenen

Monaten erlebt haben, war einmalig in der Politik. Eine Krise

jagte die nächste, ein Rettungsversprechen folgte dem ande-

ren, Sicherheit brachte das nicht. Die Realwirtschaft, in der

wir arbeiten und die unsere Lebensgrundlage garantiert, hat

dieser Verunsicherung bis jetzt größtenteils widerstanden.

»Wir brauchen verlässliche Partner in der Politik.«

Doch Finanzmärkte, Rating-Agenturen und Banken trei-

ben die Politik vor sich her. Das Wahlvolk schaut staunend

zu. Und die bayerische Landesregierung schweigt dazu

dröhnend. Sie, die immer einen bundespolitischen An-

spruch für sich reklamiert hatte, ist in dieser Krise kaum

wahrzunehmen.

Es gilt 2012 die Probleme, die vor uns liegen, entschlossen

anzugehen: Die Energiewende muss gestaltet werden, die de-

mografische Veränderung in der Gesellschaft stellt uns vor

große Herausforderungen. Die IG BCE hat zur Bewältigung

dieser schwierigen Aufgaben ihren Beitrag geleistet. Aber wir

brauchen verlässliche Partner in der Politik. Wir brauchen

Partner, die bereit sind, Regelungsmöglichkeiten, für die

Tarifparteien zu schaffen, auf denen sie dann tarifvertrag-

liche Lösungen für die Betriebe finden können – zum

Beispiel bei der Frage nach flexiblen Lösungen beim Aus-

scheiden aus dem Erwerbsleben. Auch 2012 werden wir die

Politik fordern und für unsere Zukunft kämpfen.

Z W I S C H e n R U F

SeppeL KRAUSLandesbezirksleiter [email protected]

FeInKeRAmIK: Die erste Ver-handlungsrunde für die Fein-keramische Industrie fand am 16. Dezember in Würzburg statt. Die Verhandlung blieb ohne Ergebnis. Die IG BCE

fordert eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbil-dungsvergütungen um sechs Prozent sowie einen dauer-haften Beitrag zur Verbesse-rung der Altersvorsorge.

HoHL- UnD KRIStALLGLAS: Auch für die rund 4000 Be-schäftigten in der bayerischen Hohl- und Kristallglasindus-trie gibt es einen Abschluss. Ab

Januar 2012 werden Löhne, Gehälter und Ausbildungsver-gütungen um 3,5 Prozent an-gehoben, dazu kommen eine Einmalzahlung von 150 Euro

(Azubis 75 Euro ) und mehr Urlaubsgeld. Hier wurde während der Ta-rifrunde ebenfalls Flag-ge gezeigt – mit Aufkle-bern und Unterschriften, etwa bei der Kristallglas-fabrik Amberg (Foto).

Demonstration am 6. Dezember vor dem Verhandlungslokal in Darm-stadt: Beschäftigte aus mainfranken sind auch dabei – und »Kram-pus«, der bayerische Knecht Ruprecht.

Wellpappe Forchheim: Beschäftigte infor-mieren sich während der papier-tariftour.

manuela Hauer, mitglied der tarifkommission symbolisiert die Sechs-prozent-Forderung.

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> vor ort Hessen-tHüringen

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Forum glasindustrie 2011weimar | Über die aktuelle Situa-tion der Glasin-dustrie informier-te Industriegrup-pensekretär Gerd Schloßarek beim Glasforum der IG BCE Thüringen. Tarifsekretär Markus Kraft stellte erste Über-legungen für die anstehende neue Tarifrunde vor. Die Teil-nehmer des Forums forderten die Tarifkommissionsmitglie-der des Bezirkes Thüringen auf, sich bei der anstehenden Tarifkommissionssitzung für eine deutliche Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen, eine verbindliche zeitliche Festlegung der Erreichung der Angleichung an das Westtarifniveau sowie die feste Übernahme der Auszu-bildenden einzusetzen.

neue ortsgruppe in KorbachKorbach | »Waldeck – Edersee – Korbach« heißt die neue Ortsgruppe der IG BCE. Richard Köhler, ihr Vorsitzender, legt da-bei von Anfang an Wert auf Mitgliederbeteiligung. »Hier kann jedes Mitglied mitreden und mitentscheiden, welches im Einzugsbereich seinen Wohnsitz hat – unabhängig davon, ob und wo man beschäftigt ist.« In der Ortsgruppe wird über die Arbeit der Gewerkschaft informiert; es werden Anregungen, Sorgen, Probleme und Vorschläge der Mitglieder aufgegriffen.

Zielgruppe Papier in Hannoverhannover | Mar-tin Weiss aus der Abteilung Tarif-recht und -gestal-tung der IG-BCE-Hauptverwaltung informierte die Zielgruppe Papier des Bezirkes Kassel über Möglichkeiten eines flexiblen Schichtsystems und wies auf die gesundheitlichen Auswir-kungen bei langen Arbeitszeiten hin. »Es war nicht nur eine tolle Sitzung mit guten Diskussionen, sondern wir konnten auch die Hauptverwaltung der IG BCE besuchen«, freute sich der Vorsitzende der Zielgruppe, Wolfgang Steidl, Be-triebsrat bei SCA Packaging, Witzenhausen.

aktiv vor dem werktordiemelstadt | ig BCe demonstriert bei smurfit Kappa

Zahlreiche IG-BCE-Mitglieder der Firma Smurfit Kappa un-terstützten mit einer Aktion vor dem Werktor die Forde-rungen ihrer Gewerkschaft (Foto). Sie machten ihrem Unmut über den Arbeitgeber-verband Papier Luft, der nach zwei Tarifrunden immer noch kein akzeptables Ange-bot vorgelegt hatte.

»Wir sind heute hier, um zu zeigen, dass die Arbeit- geber unsere Forderungen ernst nehmen sollten«, so Betriebsratsvorsitzender Nor-bert Oehlrich. Nach der Kundgebung fand eine Be-triebsversammlung statt, auf der Norbert Oehlrich zusam-men mit der IG-BCE-Ver-

treterin Jeannette Härtling den Tarifforderungen noch einmal Nachdruck verlieh. (Siehe auch Bericht zum Tarif-abschluss auf Seite 25 dieser Ausgabe.)

n a m e n & n a c h r i c h t e n

Anfang Dezember trafen sich in Fulda Vertreter der Tarif-kommissionen aller Bran-chen der IG BCE. Sie disku-tierten die neuen Herausfor-derungen in einer alternden Gesellschaft und die daraus resultierenden Ansatzpunkte einer modernen Tarifpolitik.

Eberhard Beck, Leiter des Projektes »Älter werdende Belegschaften«, und Claudia Dunst von der Wert.Arbeit GmbH führten in das Thema ein. Die Politik habe zwar die Rente mit 67 beschlossen, sich aber dann aus jeder Ver-antwortung gestohlen. Lösen müssten das Problem jetzt die Betriebsräte vor Ort. Da-bei geht es vor allem um mehr Verständnis und Ak-zeptanz für das Thema, so die Referenten.

Peter Hausmann vom ge-schäftsführenden Hauptvor-stand der IG BCE stellte klar, dass man demografischem Wandel und sich abzeich-nendem Fachkräftemangel nicht einfach mit einer Er-höhung der Arbeitszeit be-gegnen kann. Gesunde Men-schen in gesunden Unter-nehmen sind deshalb für die IG BCE eine strategische Aufgabe.

Landesbezirksleiter Volker Weber wies abschließend da-rauf hin, dass die Diskussion über die demografische Ent-wicklung und deren Folgen die IG BCE auch in Zukunft intensiv beschäftigen werde. Er kündigte nach dieser Auftaktveranstaltung weitere Diskussionen unter Einbezie-hung der Mitglieder an.

neue herausforderungfulda | Konferenz diskutiert über moderne tarifpolitik

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aktiv vor dem werktordiemelstadt | ig BCe demonstriert bei smurfit Kappa

Ziel mehr als erreichtwiesbaden | Bestes ergebnis bei Ausbildungstarifvertrag

Bundesweit sollen laut Tarif-vertrag jährlich 9000 Aus- bildungsplätze in der che- mischen Industrie angeboten werden, davon 1377 in Hes-sen. »Das Ziel wurde auch 2011 wieder mehr als er-reicht«, stellte der stellvertre-tende IG-BCE-Landesbezirks-leiter, Osman Ulusoy, bei ei-nem Sozialpartnertreffen in Wiesbaden fest. Insgesamt boten die Chemieunterneh-men 1542 Plätze in Ausbil-dungsberufen, dualen Stu-

diengängen und Eingliede-rungsmaßnahmen an. Das sind 8,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Sozialpartner vereinbarten auch, stärker für das sogenannte »Start«-Pro-gramm zu werben. Chemie-unternehmen fördern damit bereits seit zehn Jahren Ju-gendliche, die keine Ausbil-dungsstelle gefunden haben und denen die Voraussetzun-gen für die erfolgreiche Auf-nahme einer Berufsausbil-dung noch fehlen.

Mehr als 80 Teil-nehmer trafen sich zur Gesundheits-konferenz im Be-zirk Kassel (Foto), um sich über die Positionen und Ak- tivitäten der IG BCE zu informieren sowie über Umsetzungsmöglichkei-ten in den Betrieben zu dis-kutieren. Neben Betriebsräten nahmen Vertreter der Betriebe und Personalabteilungen teil. Eröffnet wurde die Konferenz von Bezirksleiter Friedrich Nothhelfer. Das Eröffnungs-

referat hielt die Bundesfrauen-sekretärin Cornelia Leunig. Vom Arbeitgeberverband war Kirsten Osterspey mit einem Referat vertreten. »Eine rund-um gelungene Veranstaltung«, freute sich der Organisator und stellvertretende Bezirks-leiter Hans Schweinsberg.

thema GesundheitKassel | Leben und Arbeiten im gleichgewicht

verdienstmedaille verliehenwiesbaden | Karl-Hugo Schmicking (auf dem Foto rechts) wurde nach mehr als 35 Jahren Betriebsratsarbeit in den vorgezoge-nen Ruhestand ver-abschiedet. Die Vertreter der Geschäftsführung und der Be-triebsräte würdigten sein großes Engagement für die Inte- ressen der Beschäftigten. Landesbezirksleiter Volker Weber zeichnete Schmicking mit der Verdienstmedaille der IG BCE aus. Er sei, so Volker Weber, »ein Mensch der Sozialpartner-schaft«. Er habe sich durch offene Worte die Sympathie von vielen Mitarbeitern erworben.

Carsten schneider zu gasterfurt | Der haushaltspoliti-sche Sprecher der SPD-Bundestags-fraktion, Carsten Schneider, war zu Gast bei der IG BCE Thüringen. Im Gespräch mit Bezirksleiterin Margrit Schulze, dem stell- vertretenden Bezirksleiter Andreas Schmidt und dem Ge-werkschaftssekretär Peter Fanselow informierte er sich über die aktuelle Lohnentwicklung unserer Betriebe. Hintergrund des Besuches waren die in der Politik diskutierten Mindest-löhne. Die Vertreter der IG BCE betonten, dass tarifvertrag-liche Regelungen dabei immer den Vorrang haben sollten.

gleiches geld für gleiche Arbeit?wiesbaden | An-fang November dis-kutierten Frauen aus dem Bezirk Rhein-Main mit Cornelia Buhl von der Firma MiCasa-Gesundheitsma-nagement über Stresssignale und -folgen. Die Referentin stellte dar, dass deren Bewältigung viel Eigenverantwortung und Selbstvertrauen erfordert. Das weitere Thema »Verdienen Frauen auch das Entgelt, was sie verdienen!?« belegte, dass der durchschnittliche Verdienst der Frauen 20 Prozent unter dem der Männer liegt. Was Frau dagegen tun kann, zeigte Helga Landgraf an konkreten Beispielen.

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darmstadt | Mitte Novem-ber trafen sich Bezirk, Bezirks-vorstand und Vertreter aus Betrieben und Ortsgruppen zu einem Gespräch über den künftigen Weg des Bezirkes. Ziel des neuen Bezirksleiters Jürgen Glaser ist es, in Zu-

kunft Mitglieder, Vertrauens-leute und Betriebsräte noch besser an der Entwicklung des Bezirkes zu beteiligen. Für 2012 wurden erste Vorbe- reitungen der Betriebsräte- und Vertrauensleutemesse am 21. Juni 2012 diskutiert.

bezirksdialog in darmstadt

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oldenburg: neue telefonnummernoldenburg | Das neue Büro des Be-zirks Oldenburg in der Amalienstraße 14 (Foto) hat neue Telefonnummern. Die alten gelten nach einem Anbie-terwechsel von Januar an nicht mehr. Die neuen Rufnum-mern: Telefon 0441 408891-0, Fax: 0441 408891-17.

IG-BCE-Empfang im neuen Jahrhannover | Der Landesbezirk Nord lädt am 21. Januar um 10:00 Uhr zum Neujahrsempfang ins Bürgerhaus Wilhelms-burg, Mengestraße 20, in Hamburg. Der IG-BCE-Vorsitzen-de Michael Vassiliadis spricht zum Thema »Zukunft braucht Gestaltung«. Danach ist Gelegenheit zum »Klönschnack«. Anmeldung bei den Bezirksbüros bis zum 9. Januar.

Gespräche mit Laborantenhannover | Bei der Fachmesse für Labortechnik in Hannover hat das Team des IG-BCE-Bezirks mit ei- nem Imagefilm für »Gute Arbeit« ge-worben. Das regte zu grundsätzlichen Gesprächen über die Arbeit von Gewerkschaften an, berichtet die stellvertretende Bezirksleiterin Astrid Rasner (rechts im Bild). Viele nahmen die IG-BCE-Broschüre für außertarifliche Mitarbeiter mit.

Im Streitfall rechtsschutzgoslar | Wer ei-nen Antrag auf Pflege stellen will, sollte sich vorher von seiner Kran-kenkasse beraten lassen. Das emp-fahl Detlef Mit-zinneck von der Goslarer Allgemeinen Ortskrankenkasse (auf dem Foto rechts) bei einer Veranstaltung der Orts-gruppe Goslar zur Pflegeversicherung. Rainer Friedrich (auf dem Foto links), Sprecher des Arbeitskreises Sozial-politik, wies darauf hin, dass IG-BCE-Mitglieder im Streitfall vollen Rechtsschutz vor den Sozialgerichten haben.

schulung im Führenneumünster | Betriebsräte können Kompetenz ausbauen

Betriebsratsvorsit-zende und ihre Stellvertreter wer-den 2012 in Schleswig-Hol-stein als Führungs-kräfte qualifiziert. Dafür bietet der Bezirk der IG BCE vier eintägige Se-minare innerhalb eines Halb-jahres an. Entwickelt wurde die »Werkstatt für Betriebs-ratsführungskräfte« zusam-men mit der Gesellschaft für Bildung, Wissen, Seminar (BWS) der IG BCE und Karin Wyschka (Foto) von der Kompera GmbH aus Mann-heim.

»Es wird, ausgehend von der Persönlichkeit und indivi-duellen Situation dieser Füh-

rungskräfte, die Chance ge-boten, sich mit den eigenen Möglichkeiten auseinander-zusetzen und die eigenen Handlungsmöglichkeiten und Kompetenzen zu erwei-tern«, kündigte Gewerk-schaftssekretär Andreas Suß an. Die Auftaktveranstaltung am 8. November habe bestä-tigt, dass das einem starken Bedürfnis dieses Mitglieder-kreises entspreche.

n a m e n & n a C h r I C h t e n

Weit über 700 Gäste konnte Be-zirksleiter Jan Eu-len zur Senioren-weihnachtsfeier des Bezirks Ham-burg/Harburg am 14. November 2011 im fast über-füllten Bürgerhaus Wilhelmsburg begrüßen. Ernst-Dieter Rossmann, Spre-cher der SPD-Landesgruppe Schleswig-Holstein im Deut-schen Bundestag, gab Denk-anstöße zur Krise in Europa. Die Arbeitnehmer in Europa sollten sich angesichts der vielfach dramatisch verschul-deten Staaten nicht auseinan-derdividieren lassen, sagte der Gastredner: »Wir brau-

chen Solidarität der Arbeit-nehmer untereinander.«

Das Kulturprogramm be-stritt der Hamburger See-mannschor (Foto) mit seinen Shantys, den früheren Ar-beitsliedern der Mannschaft auf großen Segelschiffen – zur Begeisterung der Besucher, zu denen auch der Hamburger DGB-Vorsitzende Uwe Grund gehörte.

solidarität in europahamburg | denkanstöße bei Weihnachtsfeier für Senioren

Foto

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angst vor KündigungenheIde | raffinerie will Personal reduzieren

80 von insgesamt 520 Be-schäftigten der Erdölraffinerie Heide im Landkreis Dithmar-schen sollen 2012 entlassen werden. Mit dieser Nachricht wurde die Belegschaft Anfang Dezember in einen sorgenvol-len Jahreswechsel geschickt.

Die Firmenleitung verwies nach Presseberichten auf zu hohe Personalkosten bei stei-genden Rohöl- und Energie-preisen. Die Anlage war im November 2010 von der Shell AG an den amerikanischen Fi-nanzinvestor Gary Klesch ver-kauft worden. Sie verarbeitet nach eigenen Angaben 4,5 Mil-lionen Tonnen Rohöl.

Die Gewerkschaft werde mit aller Macht den Kampf gegen betriebsbedingte Kün-digungen aufnehmen, heißt es bei der IG BCE. »Dabei ha-ben wir einerseits die Zukunft der Raffinerie, aber insbeson-dere die Zukunft aller Be-schäftigten dort im Blick«, be-tont Bezirksleiter Ralf Erkens (Foto rechts). Gemeinsam mit dem Betriebsrat würden die Pläne des Arbeitgebers auf Umsetzbarkeit hin geprüft. Erst danach könnten Gesprä-che über weitere Maßnahmen geführt werden. Dafür ist die IG BCE gut aufgestellt: »Die Raffinerie ist zu 80 Prozent gewerkschaftlich organisiert«, sagt Erkens.

»Bei genügend gutem Wil-len auf beiden Seiten« hält die Gewerkschaft betriebsbeding-te Kündigungen für vermeid-bar. Hier werde sich zeigen, inwiefern der Finanzinvestor »als Eigentümer auch Sozial-partner sein will«. Der hat in einem Schreiben an die Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter immerhin versichert, »alle Möglichkeiten natürlicher Ab-

gänge zu nutzen, um die neue Organisation zu erreichen«. Deren Ziel sei die langfristige Zukunftssicherung der Raffi-nerie.

Die Belegschaft habe ihre Bereitschaft zur Zukunfts- sicherung bereits mit einer Nullrunde 2011 deutlich gemacht, kommentierte der Betriebsratsvorsitzende Claus-Peter Schmidtke. »Gegen Um-strukturierungsmaßnahmen mit Kahlschlagpolitik für un-sere Jobs werden wir uns mit allen Mitteln wehren.«

Gute Arbeit für unsEnergiewandel, Eurokrise, Staatsverschuldung und die fort-währende Angst vor der nächsten Krise bewegen uns in die-sen Tagen. Dabei war 2011 ein Jahr der Erfolge. Bestmarken waren nicht nur die Umsätze der Unternehmen – auch die Tariferhöhungen in unseren Branchen sind sehenswert! Wir haben unseren Teil vom Aufschwung mitgenommen.

In den Betrieben wird der demografische Wandel sichtbar. Er legt Schwachstellen frei: Qualifizierung, Arbeitszeiten, al-ters- und alternsgerechtes Arbeiten, Führung – hier sind Ver-besserungen nötig. Es geht um »Gute Arbeit«. Wir wollen, dass in unseren Branchen nicht nur gut gearbeitet wird und nachhaltig Gewinne erwirtschaftet werden. Wir wollen, dass Arbeit auch für die Beschäftigten gut ist.

Politisch ist der Norden auf dem besten Weg, wieder »rot« zu werden. Nach Bremen und Hamburg steht im Mai die Landtagswahl in Schleswig-Holstein an. Mit Thorsten Albig an der Spitze hat die SPD gute Chancen. In Niedersachsen positioniert sich Stephan Weil (SPD) gegen David McAllister (CDU) für die Wahl im Januar 2013. Unser Standpunkt bleibt klar: Industriepolitische Kompetenz ist Vorausset-zung, um Wohlstand und lebenswerte Umwelt zu fördern.

»Wir setzen Zeichen mit einer Politik, die den Menschen an erster Stelle sieht.«

2011 haben wir das beste Ergebnis bei der Mitgliederent-wicklung seit Bestehen der IG BCE erreicht. In den Betrieben sind wir bereits positiv. Das ist eine Gemeinschaftsleistung. Ob Jugend- und Auszubildendenvertreter, Betriebsrat oder Vertrauensfrau, Verwaltungskraft oder politischer Sekretär: Alle haben erfolgreich mitgewirkt. Dafür sage ich aus vollem Herzen Dank!

Wir sind eine starke und handlungsfähige Organisation. Wir setzen Zeichen mit einer Politik, die den Menschen an erster Stelle sieht. Ob mit 4,1 Prozent Entgelterhöhung in der chemischen Industrie oder mit Fingerspitzengefühl und Pragmatismus bei den Verhandlungen von Standortsiche-rungsverträgen woanders – wir arbeiten erfolgreich für un-sere Mitglieder. Wir sind die Zukunftsgewerkschaft! Ich wünsche allen ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2012.

Z W I s C h e n r u F

ralF beCKerLandesbezirksleiter [email protected]

Zukunftssicherung in heide: aktion zur tarifrunde 2011.

bezirksleiter ralf erkens:

»Wir haben die Zukunft aller be-schäftigten im blick.«

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> vor ort Nordost

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termine – kurz notiertgreifswald | 27. Januar: Regionalforum für Schwerin.

Abschied und Neuanfanghalle-Magdeburg | Wolfgang Berndt, für die IG BCE seit 1990 als Gewerkschaftssekre-tär mit dem Schwerpunkt Recht tätig, ist Mitte Dezember in die passive Phase seiner Altersteilzeit gegangen. Landesbezirk und Be-zirk danken ihm für seine gute Arbeit und sein gewerkschaftliches Engagement. dresden-cheMnitz | Norbert Winter un-terstützt seit Anfang November das Team für die Bereiche Jugendarbeit und Betriebsbe-treuung. Der studierte Soziologe und Wirt-schaftswissenschaftler war zuvor Sekretär zur Ausbildung in verschiedenen Bezirken. berlin | Kathrin Albrecht, Juristin mit dem Schwerpunkt Arbeitsrecht, ist seit Anfang Dezember als Projektsekretärin für den Lan-desbezirk für das Projekt »Kraftvoll! Das gewerkschaftliche Netzwerk der Solar- und Kunststoffindustrie in Nordost« tätig.

runder tisch gegen Wassercenthalle | Die IG BCE und die Betriebsratsvor-sitzenden von Solvay Chemi-cals in Bern-burg und Soda-werk Staßfurt traten vereint mit den Geschäftsführungen beider Unternehmen gegen den Wassercent in Sachsen-Anhalt auf (auf dem Foto an der hinteren Tischseite). Der Wassercent ist eine neu eingeführte Gebühr für die Entnahme von Grundwasser und Wasser aus Flüssen.

Beim runden Tisch diskutierten sie mit Vertretern der Städte und des Landes die Belastung für die Unternehmen. Unterstützung erhielten sie von Betriebsräten vieler weiterer Betriebe. Erhard Koppitz, Leiter des Bezirks Halle-Magde-burg: »Nach unseren Erhebungen zahlen allein elf große Chemiestandorte und Versorgungsunternehmen mehr als 8,3 Millionen Euro im Jahr. Betriebe in Sachsen-Anhalt ha-ben geringe Spielräume, die Kosten aufzufangen. Der Was-sercent schädigt den Industriestandort und gefährdet wie zum Beispiel im Werk Solvay die Angleichung der Einkom-men an das Westniveau.«

Protest bei e.dialogPotsdaM | Aktionen brachten tarifabschluss

An fünf Standorten protes-tierten die Beschäftigten des Energiedienstleisters e.dialog am Morgen der zweiten Ver-handlungsrunde für eine Ein- kommenssteigerung und so-mit weitere Entwicklung des Tarifvertrages. Ihre Aktionen waren erfolgreich. IG-BCE-Verhandlungsführer Olaf Wer-nitz vereinbarte 1,8 Prozent mehr Entgelt bei einer Lauf-zeit von sechs Monaten: »Die kurze Laufzeit lässt uns Kraft sammeln für eine weitere Er-

höhung in den Verhandlun-gen im Sommer.«

n a M e n & n a c h r i c h t e n

halle | Auf Initiative des Konzernbetriebsrats wurde in Zusammenarbeit mit dem Vorstand eine Sozialpartner-vereinbarung ausgearbeitet, die für alle Gesellschaften der enviaM-Gruppe gilt und ei-nen Dialog zum verantwort-lichen Handeln in Gang set-zen soll. Sie wurde nun am

Rande einer Aufsichtsratssit-zung unterzeichnet. Sieglinde Hinzer, stellvertretende Kon-zernbetriebsratsvorsitzende enviaM: »Die vier gemeinsam entwickelten Leitlinien setzen auf Nachhaltigkeit und gute Arbeit. Wir wollen sie jährlich überprüfen und gegebenen-falls ergänzen.«

warnstreik im iKwrüdersdorf | Mitarbeiter fordern tarif

Fast alle Mitarbeite-rinnen und Mitarbei-ter des Industriekraft-werks Rüdersdorf (IKW) legten Anfang Dezember für eine halbe Stunde die Ar-beit nieder und betei-ligten sich am Warn-streik (Foto). Seit Monaten schwelt der Konflikt um die Aufnahme von Tarifgesprä-chen beim Tochterunterneh-men von Vattenfall Europe. Sie wurden von der Geschäftsfüh-

rung bislang verweigert. Oliver Heinrich, Bezirksleiter Berlin-Mark Brandenburg: »Wo Vat-tenfall dran steht, muss sozial-partnerschaftlicher Umgang drin sein.«

sozialpartnervereinbarung bei enviaM

e.dialog: Proteste in eberswalde.

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»spiel des lebens«schwarzheide | Zukunftsängste wurden angesprochen

Für die Jugend- und Auszubil-dendenversammlung (Foto) hatten sich die Mitglieder der Jugend- und Auszubil-dendenvertretung der BASF Schwarzheide ein »Spiel des Lebens« ausgedacht, mit dem

sie Zukunftsängste witzig verpacken und ansprechen wollten. Alle Auszubildenden durchliefen dabei verschie-dene Lebenswege, auf denen sie Ereignisse wie im wahren Leben bewältigen mussten.

Gemeinsam Zukunft gestalten»Wir sind die, die wir sein wollen«, hat unser Vorsitzender Michael Vassiliadis auf dem Zukunftsforum 2011 die Ge-mütslage der IG BCE beschrieben. Und er hat recht! Das gilt vor allem für das vor uns liegende Jahr.

2012 wird unser Jahr – nachdem wir 2011 gemeinsam ei-nen Mitgliederrekord geschafft haben. Erstmals können wir ein deutliches Plus bei den Mitgliederzahlen verzeichnen. Dafür sage ich allen Beteiligten ein riesiges Dankeschön. Und eine Bitte: Weiter so!

2012 wird unser Jahr, denn in Schlüsselfragen wie der In-dustrie- und Energiepolitik sind wir in der IG BCE mit unse-ren Argumenten weit vorne. Die Energiewende des vergange-nen Jahres heißt für uns, verlässliche Rahmenbedingungen für die Betriebe einzufordern, damit unser Land auch in Zu-

kunft seine Technologieführerschaft behaupten kann.

»2012 wird unser Jahr, weil die Beschäftigten hinter uns stehen.«

2012 wird unser Jahr, auch beim Kernthema Tarifpolitik. Das neue Arbeitszeitmodell, das die IG BCE in der ostdeut-schen chemischen Industrie vereinbart hat, sorgte bundes-weit für Aufsehen. Aber auch die weiteren guten Abschlüsse machen klar: Die Tarifarbeit der IG BCE steht erfolgreich für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld!

2012 wird unser Jahr, weil die Beschäftigten hinter uns ste-hen. Das wissen wir, weil wir gemeinsam auf dem Weg sind, die Zukunft unserer IG BCE zu gestalten. Ihr alle seid es, die das Gesicht unserer Zukunftsgewerkschaft prägen: Gewerk-schafterinnen und Gewerkschafter in den Betrieben, Bezir-ken, Ortsgruppen, in der Politik und in den Gremien. Meine Bitte an euch lautet, dort weiter mitzugestalten!

Ich bedanke mich im Namen des Landesbezirksvor- standes für euren Einsatz, eure guten Argumente, euer Mit-machen und Mitdenken. Die IG BCE ist unser aller Erfolg.

Ich wünsche uns allen ein erfolgreiches, glückliches und gesundes Jahr 2012!

z w i s c h e n r u f

Petra reinbold-KnaPeLandesbezirksleiterin Nordost [email protected]

leiPzig/Magdeburg | Bei der letzten Ortsgruppenkon-ferenz im Bezirk Leipzig in diesem Jahr stand die »Um-setzung der Energiewende« mit Dr. Ralf Bartels (IG-BCE-Hauptverwaltung) auf dem Programm. Außerdem infor-mierte Jürgen Mehnert, Be-zirksleiter Leipzig, über die

Ortsgruppenwahlen 2012. Diese waren auch Thema bei der Ortsgruppe Magdeburg. Hier wurden Hanna Thuem, Regina Firchow und Wolfgang Fischer mit viel Beifall von ihrer aktiven Arbeit verab-schiedet. Die drei wollen so den Generationswechsel vor den Wahlen 2012 einleiten.

aktionstage Papiersiebenlehn/schwedt | Proteste in Nordost

Auch in den Papier-betrieben in Nordost formierten sich im Vorfeld der dritten Tarifrunde Papier scharfe Proteste gegen die sture Haltung der Arbeitgeber. Am 28. November trafen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meh-rerer sächsischer Betriebe zur offenen Mitgliederversamm-lung. Am 5. Dezember protes-tierten die Beschäftigten im

Raum Schwedt. Die Aktionen waren erfolgreich und führ-ten zum Abschluss. (Siehe auch Bericht auf Seite 25.)

aus den ortsgruppen

Vor der dritten tarifrunde: flugblattaktion bei felix schoeller jr in weißenborn.

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vor ort NordrheiN>

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Ausgezeichnetwalsum | Für seine langjährige engagierte Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit ist Karl-Josef Ellrich auf der IG-BCE-Landes-bezirksvorstandssitzung in Walsum mit der Hans-Böckler-Medaille geehrt worden. Ellrich, fast 30 Jahre Betriebsrat im Werk Dormagen der Bayer AG, davon 16 Jahre Betriebsratsvorsitzender, vertrat unter anderem die Interes-sen der Beschäftigten im Konzernbetriebsrat und im Auf-sichtsrat der Bayer AG. In der IG BCE engagierte sich Ellrich in der Tarifkommission, im Landesbezirksvorstand und als Vorsitzender des Bezirksvorstandes Köln-Bonn.

Säulenbogen aus Ammonitenduisburg | Bei der Be-zirksleitung Duisburg ist seit Kurzem ein beson- deres Zeugnis der Erd- geschichte der Öffentlich-keit zugänglich: Ein Säu-lenbogen zeigt versteiner-te, marine Kopffüßer, auch Ammoniten genannt. Die lebten vor rund 90 Millionen Jahren. Bergleute entdeckten sie als Erste.

Arbeitsplan für 2012duisburg | Die Perspektiven junger Menschen und das IG-BCE-Bundesjugendtreffen standen im Mittelpunkt der Klausurtagung des Landesbezirksjugendausschusses (LBJA). Beschlossen wurde der Arbeitsplan für 2012. Mit einer Ab-schiedsfete bedankte sich der LBJA bei Nadine Bloemers, Christine Boller und Tobias Krupp. Zwei Jahre lang haben sie als Jugend- und Auszubildendenvertreter beziehungs-weise Jugendreferenten die IG-BCE-Jugendarbeit in Nord-rhein maßgeblich unterstützt.

top ten der Werber im NovemberPlatz 1: Joline Macek (52 geworbene Neumitglieder, Cur-renta Dormagen, Bezirk Köln-Bonn); Platz 2: Daniele Gio-co (48, Bayer AG Leverkusen, Leverkusen); Platz 3: Andre-as Sevenich (17, RWE Power PCI Inden, Alsdorf); Platz 4: Kerstin Ziegler (15, DuPont, Düsseldorf); Platz 5: Horst Ruoff (12, Continental Aachen, Alsdorf); Platz 6: René Ochsendorf (11, Momentive Specialty Chemicals, Duis-burg); Platz 7/8: Bernhard Abels (10, Currenta Krefeld, Moers), Christian Spitz (10, Currenta Krefeld, Moers); Platz 9/10: Maria Rubbo (9, Bayer AG Leverkusen, Lever-kusen), Christin Falk (9, Bayer AG Uerdingen, Moers).

arbeitszeit im FokusdüsseldorF | Konferenz bereitet Chemietarifrunde vor

Mit einer Tarif-konferenz am 19. November hat der IG-BCE-Landes-bezirk Nord-rhein die De-batte über die Chemietarif-runde 2012 er-öffnet. Rund 80 Tarifkommis-sionsmitglieder, Betriebsräte und Vertrauensleute disku-tierten über die Weiterent-wicklung der Tarifverträge. Die Themen sind vielfältig: Arbeitszeit, gute Arbeit, demografische Entwicklung, Vereinbarkeit und Qualifizie-rung.

Das Thema Arbeitszeit werde in den nächsten Jah- ren einen zentralen Platz einnehmen, erklärte Peter Hausmann, im geschäfts- führenden IG-BCE-Haupt-vorstand für Tarifpolitik zu-

ständig: »Wir müssen Belas-tungen und Arbeitszeit in Ein-klang bringen. Das bedeutet, Arbeitszeiten im Interesse der Beschäftigten flexibler zu ge-stalten – insbesondere auch beim Übergang in die Rente.«

Landesbezirksleiter Reiner Hoffmann betonte, dass die Ergebnisse der Diskussionen in die weitere Tarifgestaltung eingehen, und stellte den Fahrplan für die Tarifrunde vor. Über die Forderungs-empfehlung will der IG-BCE-Hauptvorstand im Februar entscheiden.

N a m e N & N a C H r i C H T e N

Die Politik will den Struk- turwandel in der wichtigen Industrieregion »Ruhrrevier« gestalten und entwickelt im Regionalverband Ruhr Vor-schläge für die Zukunft des Reviers. Auch für Betriebsräte ist das ein wichtiges Thema, darüber ist sich die Betriebs-rätearbeitsgemeinschaft Erd-öl-, Kohle-, Grundstoffche-mie einig. Deshalb lud sie Dr. Claas Beckord aus der Pla-nungsabteilung des Regional-verbandes zu einer Informa- tionsveranstaltung ein.

Beckord stellte Abläufe und mögliche Entwicklungsschrit-

te für die Zukunft der Region vor. Die Aufgaben der Pla-nungsexperten sind komplex. Zukunftskonzepte müssen Industrie und Gewerbe, Ver-kehrswegen, Umweltschutz und Landwirtschaft, Kultur und Freizeit angemessenen Raum bieten. Die Weichen für richtungsweisende Perspek- tiven muss die Politik stellen. Eine besondere Herausforde-rung ist der Ausgleich zwi-schen Ökonomie und Ökolo-gie und die Berücksichtigung der unterschiedlichen Interes-sen. Die Betriebsräte wollen weiter am Ball bleiben.

Zukunft ruhrrevieresseN | Betriebsräte informieren sich

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aktionen wirkendarmsTadT | erfolgreicher Abschluss tarifrunde Papier

Nach einem nächtlichen Ver-handlungsmarathon lenkten die Arbeitgeber am 7. Dezem-ber ein: Um insgesamt 4,6 Pro-zent steigen in zwei Stufen die Entgelte in der Papierindus-trie. Deutlich mehr Geld er-warteten die Beschäftigten der Papierindustrie – ihre Bot-schaft war eindeutig, ob bei ihren Aktionen am 19. No-vember vor dem Hotel in Köln, in dem die zweite Tarif-verhandlung stattfand, oder

am 5. Dezember, dem bun-desweiten Aktionstag.

Unter dem Mot-to »Jetzt sind wir dran« machten die Beschäftigten mit Aktionen vor den Werktoren und einer regiona-len Kundgebung in Düren Druck. Die stellvertreten-de IG-BCE-Lan-desbezirksleiterin

Viola Denecke betont: »Der Abschluss kann sich sehen lassen. Die Arbeitgeber haben ihr ursprüngliches Angebot deutlich aufgestockt. Dank des Engagements der Beschäf-tigten haben sich die Arbeitge-ber bewegt. Deshalb ist der Abschluss vor allem ein Ver-dienst der Kolleginnen und Kollegen: Es ist euer Erfolg.«

IG BCE mischt sich einEin ereignis- wie auch erfolgreiches Jahr liegt hinter uns, ein

Jahr mit nicht weniger Herausforderungen vor uns. Neben

den Organisationswahlen steht die nächste Tarifrunde in der

Chemie an. Ob Eurokrise oder Energiewende: 2012 gilt es,

die Weichen zu stellen.

Ziel einer nachhaltigen Energiepolitik muss eine sichere,

klimaverträgliche und bezahlbare Energieversorgung sein.

Das gilt in einem Industrie- und Energieland wie NRW ganz

besonders. Wir wollen den Umstieg, aber wir brauchen auch

eine bezahlbare Energieversorgung, insbesondere für die

energieintensiven Branchen.

»Wir haben gezeigt: Mit uns muss man rechnen!«

Mit unseren industrie- und energiepolitischen Forderun-gen mischen wir uns in die Landespolitik ein. Dabei sind wir 2011 ein Stück vorangekommen. Gemeinsam mit anderen DGB-Gewerkschaften und der SPD-Landtagsfraktion haben wir energiepolitische Eckpunkte formuliert und führen ei-nen intensiven Dialog mit der Landesregierung, mit Unter-nehmen und Verbänden.

Wir tun das aus einer starken Position heraus. Die wirt-schaftliche Lage ist gut und wir haben 2011 beachtliche Ta-rifabschlüsse erreicht. Die Belegschaften haben uns dabei mit vielen kreativen Aktionen hervorragend unterstützt. Da-für möchte ich allen Beteiligten danken. Wir haben gezeigt: Mit uns muss man rechnen!

Aber es gibt auch Unternehmen, wo wir vor schwierigen Situationen stehen. Zum Beispiel bei M-real Zanders in Bergisch-Gladbach und Düren: Dort kämpfen Unterneh-men und Belegschaften um Perspektiven im Papiermarkt. Auch hier zeigt sich: Die Beschäftigten sind bereit, für ihre Arbeitsplätze zu kämpfen, und das lohnt sich.

Bei der Mitgliederentwicklung haben wir 2011 eine Trend-wende erreicht. Daran haben viele mitgewirkt. Ihnen allen sei gedankt. Im neuen Jahr wollen wir daran anknüpfen. Denn die Mitgliederstärke entscheidet über unseren Einfluss in den Betrieben und in der Gesellschaft.

Z w i s C H e N r u F

reiNer HoFFmaNNLandesbezirksleiter [email protected]

aktion bei Kimberley-Clark, düsseldorf-reisholz.

leckere »weckmänner« warben für »6 % mehr!«.

Klare botschaften bei sCa in Neuss.

in alsdorf zeigten die beschäftigten »Flagge«.

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vor ort rheinland-Pfalz/Saarland>

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Ministerpräsident lobt ehrenamtlandau | Welche Bedeutung er Mit-bestimmung und Ehrenamt beimisst, machte Minister-präsident Kurt Beck (Foto, Zweiter von rechts) anlässlich der Verleihung der IG-BCE-Verdienstmedaille an zwei langjährige Betriebsratsvor-sitzende deutlich. Bei der Ardagh Glass GmbH in Germers-heim hatte Georg Nägle (Mitte) diese Aufgabe lange inne und bei der Kartonfabrik Buchmann in Annweiler füllt Willi See-bach (Zweiter von links) das Amt bereits seit anderthalb Jahr-zehnten aus. Beide engagieren sich auch als ehrenamtliche Richter am Landesarbeitsgericht sowie in der Ortsgruppe Landau. Die Medaillen überreichte der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis (links). Seinem Dank schloss sich der Be-zirksvorsitzende Dietmar Geuskens (rechts) an.

Gesundheitsfürsorge für Männersaarbrücken | Männer le-ben im Schnitt sieben Jahre kürzer als Frauen – Hinter-grund des »Welttags des Mannes« jährlich am 3. No-vember. Der Bezirksfrauen-ausschuss Saarbrücken führt aus diesem Anlass seit Jahren betriebliche Aktionen durch. An fünf Standorten warb er in diesem Jahr für Gesundheitsförderung, Elternzeit für Väter und flexible Arbeitsorganisation.

leben an der ruhressen | Azubis der Wormser Nieder-lassung des Che-mieunternehmens Grace nahmen an einem fünftägigen Geschichtsseminar zur Industriekultur des Ruhrgebiets teil. Sie erkundeten das frühere und heutige Leben und Arbeiten im Ruhrgebiet mit Spaß und viel eigenem Interesse. Sie be-suchten ein Bergbaumuseum (Foto), durchstreiften in Essen das Weltkulturerbe Zeche und Kokerei Zollverein und besich-tigten in Bochum das Opelwerk sowie die ehemalige Haupt-verwaltung der IG Bergbau und Energie.

betriebsräte fit machensaarbrücken | Generationswechsel strategisch meistern

Der Bezirk steht vor ein-schneidenden Neubesetzun-gen wichtiger Betriebsrats-gremien. Um den Genera- tionswechsel zu meistern, will er den Gremi-en im Rahmen eines zweijährigen Pilotpro-jekts »Strategische Qualifizie-rung von Betriebsräten« die dafür notwendigen, besonde-ren Kenntnisse und Erfahrun-gen vermitteln.

Mithilfe des Beraters Uli Bormuth erarbeiten die Semi-nare, wie sich langfristige Ar-beitspläne aufstellen lassen, wie sich Verantwortung inner-halb des Betriebsrats delegie-ren lässt, wie eine vernünftige Arbeitsteilung zwischen frei-

gestellten und anderen Be-triebsratsmitgliedern aussieht. »Uns ist deshalb wichtig«, sagt Bezirksleiter Dietmar Geus-kens, »dass alle Betriebsrats-mitglieder an diesem Prozess teilhaben, nicht nur die Vorsit-zenden oder die Freigestell-ten.« Uwe François, Betriebs-ratsvorsitzender von Villroy & Boch Fliesen, lobt das Kon-zept: »Die nächsten Schwer-punkte stehen und alle konn-ten sich einbringen.«

n a M e n & n a c H r I c H T e n

Der Initiativkreis Bildung so-wie Ausbilder und Ausbil- derinnen des Bezirks befass-ten sich kürzlich mit dem Umgang mit sogenannten »schwierigen« Jugendlichen. Moderiert von Katja Rickert, der Leiterin der Abteilung Bil-dung bei »Arbeit und Leben«, diskutierten die Teilnehmer über das richtige Vorgehen.

Dabei stellte sich heraus, dass diese Aufgabe insbe- sondere durch steigenden Arbeitsdruck immer stärker leidet. Dabei haben gerade schwierige Jugendliche einen besonderen Bedarf an inten-siver Betreuung. Familiäre Pro-

bleme, Stress und Prüfungs-angst machen ihnen mehr als anderen Jugendlichen zu schaffen.

Trotz dieser Belastung warb Christian Dittmann vom IG-BCE-Landesbezirk inten-siv um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die bereit sind, sich an dieser Aufgabe zu beteiligen und sich auch als Prüfer bei der Industrie- und Handelskammer zur Verfügung stellen. Er machte klar, dass Gewerkschaft und Gesellschaft denen zu Dank verpflichtet sind, die diese Aufgabe ehrenamtlich wahr-nehmen.

Hilfe für azubisludwIgsHafen | auch helfer belastet

dietmar geuskens (rechts) freut sich: alle betei-ligten sich bei der strategischen Planung.

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betriebsräte fit machensaarbrücken | Generationswechsel strategisch meistern

Jugendarbeit gestärktMaInz | Positive Bilanz engagierter arbeit

Im Rahmen eines zweijäh- rigen Sonderprojekts haben sich zwei junge Männer – Si-mon Haas und Udo Weis-wange – mit großem Engage-ment um Jugendliche und um die Jugend- und Auszu-bildendenvertretungen (JAV) in den Bezirken gekümmert. Nun ist ihre Zeit als Jugend- und JAV-Referenten abge-schlossen. Beide ziehen am Ende eine positive Bilanz.

Zu den Dingen, über die sich Simon Haas im Rück-blick ganz besonders freut, gehört der regelmäßige JAV-Stammtisch in Worms. Simon Haas hat ihn mit ins Le- ben gerufen. Der Wormser Stammtisch schafft Kontakt-möglichkeiten zwischen Ju-gendvertretern und jungen Auszubildenden und stärkt die Verbindungen mit der IG BCE.

Auch Udo Weiswange freut sich über seinen persönlichen Beitrag zur Belebung der JAV-Arbeit in den Betrieben und der gewerkschaftlichen Ju-gendarbeit. Er bleibt dem Be-zirk Neuwied-Wirges, wo er schon die vergangenen zwei Jahre tätig war, jetzt mit einem neuen Projekt verbunden.

Simon Haas dagegen wech-selt in das Traineeprogramm der IG BCE. Erste Ausbil-dungsstation ist der Bezirk Neuwied-Wirges.

Mit wachen AugenEs war ein erstaunliches Jahr. Auf den Finanzmärkten

stürmte es, doch die Wirtschaft im Südwesten Deutschlands

blieb auf Kurs. Unsere Region trug erheblich dazu bei, dass

Deutschland im abgelaufenen Jahr einen zweistelligen Ex-

portzuwachs verzeichnen konnte. Unbestritten ist, dass die

weitsichtige Tarifpolitik der IG BCE dazu auch in der vor-

hergehenden Krise ihren Beitrag geleistet hatte. Gerade des-

halb aber konnten unsere Tarifkommissionen im abgelau-

fenen Jahr sehenswerte Tariferfolge einfahren.

Diese Politik werden wir fortsetzen, zum Wohl unserer

Mitglieder und mit wachen Augen für drohende Risiken.

Auf diese Haltung, auf diese Erfolge dürfen wir auch den

diesjährigen Mitgliederzuwachs unseres Landesbezirks bei

den beruflich Aktiven zurückführen. Unsere Werber und

Werberinnen konnten gut argumentieren.

»Es gibt vielfältigen Anlass, Dank zu sagen.«

In Mainz regiert jetzt eine rot-grüne Koalition. Sie will wirt-

schaftspolitisch neue Akzente setzen und verspricht einen

»Masterplan Industrieentwicklung«. Bislang wirft dies Vor-

haben mehr Fragen auf, als es Antworten gibt. Die IG BCE

bietet das Gespräch an; sie hat eine Menge einzubringen.

In sechs Monaten stellt das Bergwerk Ensdorf als letztes

aktives Steinkohlenbergwerk des Saarlands die Förderung ein.

Der Bergbau an der Saar geht nach 150 Jahren zu Ende. Das

ist bitter. Doch der Ablauf dieses Prozesses liefert ein Vorbild

dafür, wie ein massiver Umbruch, wenn es denn unvermeid-

lich ist, sozialverträglich gestaltet werden kann. Deshalb gibt

dieses Datum auch vielfältigen Anlass, Dank zu sagen: der

Konzernmutter RAG, den Betriebsräten und Vertrauens-

leuten, den Politikern, die verantwortungsbewusst mit den

Bergleuten und ihren Familien umgegangen sind. Glück auf!

Ich wünsche allen IG-BCE-Mitgliedern, ihren Familien

und ihren Freunden ein gesundes, glückliches und erfolg-

reiches 2012!

z u M J a H r e s w e c H s e l

ralf [email protected]

ausbrennen verhindernHöHr-grenzHausen | Seminar informiert über Burn-out

Totale Erschöpfung, innere Leere, Depression – ist ein Mensch innerlich ausge-brannt, ist er von einem »Burn-out« betroffen, dann geht es nicht mehr weiter. Er oder sie braucht eine Pause und psychotherapeutische Be-handlung.

Dies war jetzt Thema eines gut besuchten Seminars im Bezirk Neuwied-Wirges. Die Teilnehmer erfuhren: Burn-out trifft vor allem Menschen, die unter Stress oder wieder-holten emotionalen Belas-tungen am Arbeitsplatz lei-den. Die Krankheit verursacht hohe wirtschaftliche Schäden

und muss an der Wurzel be-kämpft werden.

Einer Studie der Bergischen Universität Wuppertal zufol-ge beklagt fast die Hälfte aller Beschäftigten, dass Konflikt-situationen am Arbeitsplatz nicht ausreichend geklärt werden. Hier gilt es anzuset-zen, zumal die Arbeit immer intensiver wird.

Deshalb fordert die IG BCE möglichst abwechslungsrei-che Arbeitsinhalte und aus-reichende Kommunikation am Arbeitsplatz: Beteiligung der Beschäftigten, klare Ar-beitsaufträge und positives Feedback.

Haben etwas bewegt: udo weis-wange (links) und simon Haas.

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vor ort Westfalen>

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schwibbogen lässt Gladbeck leuchtengladbeck | Ein be-sonderes Schulpro-jekt wird durch den REVAG-Geschichts-verein der IG-BCE-Senioren und das IG-BCE-Regionalfo-rum an der Förder-schule in Gladbeck umgesetzt. Dort wurde schon länger kein handwerklicher Unterricht mehr erteilt. Zum Ausgleich setzen die IG-BCE-Senioren nun gemeinsam mit Schülern in drei Doppelstun-den das Projekt »Gladbeck leuchtet« um: Sie bauen einen großen bergmännischen Schwibbogen von stattlichen fünf mal drei Metern. Walter Hüßhoff, Vorsitzender des Regio-nalforums: »Nach der Fertigstellung 2012 wird der Schwib-bogen vor dem Rathaus der Stadt Gladbeck hell erleuch- ten und so die gemeinsame Solidarität aller Kulturen dar-stellen.«

vertrauensleute im landtagdüsseldorf | »Po-litik zum Anfassen«, lautete das Fazit von Andreas Ostdorf, Vertrauensleutekör-per-Vorsitzender der RAG Montan Im-mobilien, nach ei-nem Tag im Düsseldorfer Landtag. Mit dem Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Norbert Römer (Bildmitte), dis-kutierten die Vertrauensleute verkehrspolitische Themen.

erdgasförderung im Münsterlandherbern-lüdinghausen | Der Vorstand der Ortsgruppe Herbern-Lüdinghausen befasste sich in seiner Klausurta-gung mit dem Thema »Förderung des unkonventionellen Erdgases im Münsterland«. Auf dem Gebiet der Ortsgruppe sollen Probebohrungen niedergebracht werden. Durch das sogenannte »Fracking« wird in Gesteinsschichten gebun-

denes Erdgas gelöst. Der Vorstand steht der Nutzung heimi-scher Rohstoffe und Energieträger positiv gegenüber. Zugleich betonte er, höchste Umweltstandards seien unerlässlich.

Jung und streibargladbeck | ortsgruppe Brauck feiert 60-jähriges Jubiläum

»Wir sind 60 Jahre jung, zwar weiser, aber auch rauflustig und streitbar für unsere Mit-glieder. Auch in Zu-kunft werden wir als IG-BCE-Ortsgruppe Brauck vernehmbar bleiben.« Mit diesen Worten skizzierte György Angel, der Vorsitzende der IG-BCE-Orts-gruppe Brauck, das Geburts-tagskind. Anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens hatte die Ortsgruppe zu einem poli-tischen Empfang eingeladen.

Angel weiter: »Die IG-BCE- Ortsgruppe Brauck betreut ihre Mitglieder auch dann, wenn sie das Werktor verlas-sen haben. Und weil sie als Arbeitnehmer andere Ansprü-che an ihren Stadtteil haben als Ärzte oder Rechtsanwälte, gestalten wir unseren Stadtteil mit.«

Unter den zahlreichen Gäs-ten – allen voran die Mitglie-der der Ortsgruppe –, die An-

gel begrüßen konnte, waren auch Guntram Schneider, NRW-Landesminister für Ar-beit, Soziales und Integration, Kurt Hay, der Vorsitzende des Landesbezirks Westfalen, und der Gladbecker Bürgermeister Ulrich Roland.

Hay erinnerte an die Grün-dung der Ortsgruppen, die auf einer Generalversamm-lung der damaligen IG Berg-bau 1950 beschlossen wurde: »Dadurch hatten wir als Ge-werkschaft nicht nur ein Standbein auf den Schacht-anlagen, sondern auch in den Wohnorten. Durch die Grün-dung der Regionalforen wer-den die gewerkschaftlichen Kräfte gebündelt.«

n a M e n & n a c h r i c h T e n

Heike Arndt (Foto) wur-de Ende No-vember zur neuen stell-vertreten-den Landes-bezirksleiterin Westfalen ge- wählt. Damit wird sie Jürgen Grunwald zum 1. Mai in sei-ner langjährigen Funktion ab-lösen. Jürgen Grunwald geht in die Regelaltersrente.

Angefangen hat Heike Arndt als Sekretärin im heuti-gen Bezirk Köln-Bonn mit

den Schwerpunkten Chemie und Jugendarbeit. Dann wechselte sie mit den The-menfeldern Organisation, Frauenarbeit und Sozialpoli-tik in den Landesbezirk Nord-rhein. Als stellvertretende Be-zirksleiterin wechselte sie dann in den Bezirk Alsdorf.

Für ein Jahr arbeitete Arndt danach als Bezirksleiterin in Bonn, um die Fusion der Be-zirke Köln und Bonn vor- zubereiten. Seit 2006 ist sie Bezirksleiterin im Bezirk Als-dorf.

neue stellvertreterinbochuM | Heike arndt in die landesbezirksleitung gewählt

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gut arbeiten und lebenhalTern | Betriebsrätinnenkonferenz des landesbezirks

»Aktiv, kompetent, mittendrin – Be-triebsrätinnen ge-stalten die Zu-kunft« – so lautete das Motto der zweiten Betriebs-rätinnenkonferenz des IG-BCE-Lan-desbezirks West-falen. Dazu trafen sich Ende Novem-ber rund 80 Kolle-ginnen im Bildungszentrum Haltern am See. Im Mittel-punkt stand die IG-BCE-Kam-pagne »Gute Arbeit«.

Die Schwerpunkte stellte Yasmin Fahimi, Ressortleite-rin Politische Bildung in der IG-BCE-Hauptverwaltung, vor. In zwei Foren tauschten sich die Kolleginnen dann über Einzelaspekte wie be-triebliches Gesundheitswe-sen, Entgelt-Strukturanalyse und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus.

In seiner Begrüßung be-tonte Landesbezirksleiter Kurt Hay, dass der Landesbe- zirk Westfalen den höchsten Frauen-Organisationsgrad habe. Die Aktion »Frauen werben Frauen« habe sich als sehr erfolgreich erwiesen und soll deshalb 2012 fortgesetzt werden.

Die vom IG-BCE-Vorsitzen-den Michael Vassiliadis auf dem Zukunftskongress ge-nannten Ziele »Dreimal 30« unterstrich Hay ganz be- sonders: »Wir wollen 30 Pro-zent Frauenanteil in der IG BCE, 30 Prozent Frauen in unseren Führungsebenen und 30 Prozent Frauen in den von uns benannten Aufsichts-räten!«

Seinen Appell, Frauen mö-gen sich künftig »noch stärker

als bisher in unserer Gewerk-schaft und in ihren Betrieben zu Wort melden und dort schwungvoll und mitglieder-stark ihre Ideen umsetzen«, griff Yasmin Fahimi auf: »Wir müssen Anreize schaffen, um noch mehr junge Kollegin-nen für die Mitarbeit im Be-triebsrat zu gewinnen. Diese Talentsuche ist ein zentrales Projekt. Und uns Frauen geht es dabei vor allem um eines: Ich will Kraft für meine Arbeit und mein Leben! Dafür ma-chen Betriebsrätinnen gute Arbeit.«

»Gute Arbeit« heiße, aktiv in der Gestaltung zahlreicher neuer Arbeitsformen und Arbeitsverhältnisse mitzuwir-ken: »Das ist eine Kernaufga-be des Betriebsrates!« Die Un-sicherheiten am Arbeitsmarkt, die Yasmin Fahimi als einen von drei großen Trends des Themas »Gute Arbeit« nannte, müssten verringert werden: »Wir müssen es schaffen, dass der Wert der Arbeit wieder einen anderen, höheren Stel-lenwert bekommt und als In-vestition und nicht bloß als Kostenfaktor gesehen wird.«

Dazu gehöre auch, als Be-triebsrat aktiv die zuneh- mende Entgrenzung von Ar-beit und Privatleben aufzu-halten.

Bergparade am Barbaratagrecklinghausen | Bergleute und viele Familien fanden sich am Barbaratag auf dem Kirchplatz St. Peter in Reckling-hausens Innenstadt ein. Der vom IG-BCE-Regionalforum Recklinghausen gesponserte Glühwein schmeckte bei weih-nachtlicher Atmosphäre und winterlichen Temperaturen besonders gut. Das Auguste-Victoria-Bergwerksorchester und der Knappenchor General Blumenthal sorgten für den musikalischen Hintergrund. Traditionell trugen die Berg-leute ihre Schutzpatronin dann durch die Innenstadt, be-gleitet vom Spielmannszug und Fahnenabordnungen ver-schiedener Bergmannsvereine.

IG-BCe-Café zum nikolausMarl | Am Niko-laustag veranstaltete der IG-BCE-Vertrau-enskörpervorstand des Gemeinschafts-betriebes in Marl ein vorweihnachtliches Nikolauscafé in der Marler Vesthalle. Neben dem Gratis-Kaffee und den Plätz-chen gab es bei einer Tombola kleine Preise zu gewinnen, die der Nikolaus persönlich den glücklichen Gewinnern überreichte. Das Café wurde verantwortlich von Peter Korte (Foto) organisiert. Es gab interessierten Kolleginnen und Kollegen die Gelegenheit, mit Betriebsräten und hauptamt-lichen Gewerkschaftern zu sprechen.

lichterfest in DorstendorsTen | Wo alle ehrenamtlichen Ver-eine und Organisa-tionen der Stadt Dorsten zum Mit-machen aufgerufen waren, durfte auch die IG BCE nicht fehlen. So schlossen sich die drei Dorstener Ortsgruppen Altstadt/Holsterhausen, Hervest und Wulfen zusammen und organisierten ihre Teilnahme. »Wer seid ihr denn? Und was heißt denn IG BCE?« Mancher Schüler und Jugendliche hatte so erstmals Kontakt zu einer Gewerkschaft.

n a M e n & n a c h r i c h T e n

rund 80 betriebsrätinnen aus dem gesamten landesbezirk waren zur zweiten betriebs- rätinnenkonferenz in das ig-bce-bildungs-zentrum haltern am see gekommen.

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Im Rahmen ihrer Jubilarfeier hat die Ortsgruppe Kornwest-heim Kurt Albrecht (Mitte) für 60 Jahre Mitgliedschaft in der IG BCE geehrt. Die Laudatio hielt Helmut Göbeke-Teichert, der ehemalige Leiter des Bezirks Kornwestheim. Er erinnerte daran, dass Albrecht am 1. August 1951, an seinem ersten Arbeitstag bei Salamander, in die Gewerkschaft eintrat. Schon in den 60er-Jahren war er Betriebsrat und seit 1991 auch Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat.

Kritisch und konstruktiv hat er die Fusion der drei Ge-werkschaften Leder, Bergbau und Energie sowie IG Chemie-Papier-Keramik begleitet. Für seine zahlreichen Verdienste und vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten erhielt er schon in den 90er-Jahren die Hans-Böckler-Medaille, die höchste Auszeichnung des DGB.

Noch heute ist Albrecht Versichertenvertreter bei der AOK Baden-Württemberg und bei der Deutschen Rentenversiche-rung im Widerspruchsausschuss.

24 Jubilare hat Bezirksleiter Andreas Klose zur zentralen Jubilarehrung in Ludwigsburg willkommen geheißen. In einem festlichen Rahmen begrüßte er die langjährigen Mitglieder und berichtete von vergangenen Erfolgen der IG BCE ebenso wie von künftigen Herausforderungen.

Ein besonderer Jubilar war Rainer Holland-Moritz, stell-vertretender Bezirksleiter in Kornwestheim. Er wurde an diesem Abend für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt.

492 Jubilare hat der Karlsruher Bezirk in den vergangenen Monaten geehrt – nicht nur, aber auch auf dem Schloss Hornberg. Dort freute sich Sekretär Thomas Niebrügge ganz besonders, Hermann Wöhrle (Fünfter von links) für 60 Jahre Treue zur IG BCE »Danke« zu sagen.

Das anschließende opulente Rittermahl bleibt den Teil-nehmern wohl ebenso lange in schöner Erinnerung wie das bunte Unterhaltungsprogramm mit waschechten Gauklern.

D a n k e f ü r 6 0 J a h r e E h r u n g i n L u d w i g s b u r g

R i t t e r m a h l a u f S c h l o s s H o r n b e r g

Ihre treuesten Mitglieder aus dem nördlichsten Teil Baden-Württembergs hat die IG BCE in Beckstein geehrt. Nach einem ausgiebigen Abendessen lauschten die Jubilare der Festrede von Sekretärin Sylvia Nosko, die sich ganz beson-ders freute, alte Weggefährten aus ihrer Zeit als Ehrenamt-liche wiederzutreffen.

Neben zwei 40-jährigen Jubilaren wurden mit Christian Beck, Kurt Hilbig, Wolfgang Klein und Heinz Migas auch vier Mitglieder geehrt, die seit 50 Jahren der Gewerkschaft die Treue halten.

J u b i l a r f e i e r i n B e c k s t e i n

vor ort Baden-WürttemBerg>

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Bei der Jubi-larehrung in Wilhelmsha-ven wurde Karl Kern, der im Februar 85 Jahre alt wird, für 70 Jahre in der Gewerkschaft geehrt. Kern (auf dem Foto Fünfter von links) war Be- triebsrat und sammelte unter anderem Mitgliedsbeiträge ein. Die Oldenburger Bezirksleiterin Vera Ackermann (Dritte von links) zeichnete ihn zusammen mit neun weiteren Jubilaren aus.

Reinhard Wendt, Vorsit-zender der Ortsgruppe Hohe Heide, bedankte sich bei den 130 Jubilaren für ihre langjährige Treue zur Gewerkschaft. Vier Kollegen bekamen Urkun-den und Geschenke für 60-jährige Mitgliedschaft. Auf dem Foto von links: Ortsgruppenvorsitzender Reinhard Wendt, die Jubilare Helmut Lohmann, Heinz Rohde, Heinz Tutass, Wilhelm Amelung und Peter Antoszewski, Leiter der Abtei-lung Organisation.

Für 75 Jahre Treue zur Gewerk-schaft wurde der 89-jährige Horst Bach (Foto) aus Helmstedt im Schöninger Schloss geehrt. Mit ihm wurden 227 weitere Ju-bilare für 25- bis 75-jährige Mit-gliedschaft ausgezeichnet. Der Wolfenbütteler Bezirksleiter Jörg Liebermann hob den starken Zusammenhalt in der Gewerk-schaft hervor, in der viele auch im Ruhestand Mitglied bleiben.

Gewerkschaftssekretär Andreas Suß (rechts auf dem Foto) vom Bezirk Schleswig-Holstein ehrte die Jubilare der Orts-gruppe Brunsbüttel für ihre Treue zur Organisation.

W i l h e l m s h a v e n H o h e H e i d e

W o l f e n b ü t t e l

B r u n s b ü t t e l

vor ort Nord>

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Rudolf Mildenberger, Vorsitzen-der der Ortsgruppe Lübeck-Ost-holstein (rechts) und der ehema-lige Gewerkschaftssekretär Dieter Pemöller (links) gratulierten Otto Rieth aus Eutin bei der Ehrung in Lensahn für 75 Jahre Treue zur Gewerkschaft.

L ü b e c k - O s t h o l s t e i n

»Wenn jeder sein Gehalt allein aushandeln müsste, wäre das schwierig«, meint Fritz Strehse (auf dem Foto Siebter von rechts). Er trat deshalb 1951 in Bad Schwartau als Mau-rerlehrling in die Gewerkschaft ein. Zusammen mit anderen Jubilaren wurde er in Lübeck für seine langjährige Mitglied-schaft ausgezeichnet.

L ü b e c k

Heute führt der 76-jährige Tuchmacher-meister aus Neumünster im Museum historische Textilmaschi-nen vor. Vor 60 Jahren trat Johannes Jürgens (auf dem Foto Fünfter von rechts) in die Gewerkschaft ein. Er wurde für seine Treue zusammen mit anderen langjährigen Mitgliedern vom Vorsitzenden der Ortsgruppe Neumünster-Kaltenkirchen, Rolf Faust (ganz rechts), geehrt. Ekkehard Sieg vom IG-BCE-Bezirk Schles-wig-Holstein (ganz links) betonte bei der Ehrung den Wert gewerkschaftlicher Solidarität und dankte den Jubilaren für ihren Einsatz.

N e u m ü n s t e r - K a l t e n k i r c h e n

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2011 feierte die IG-BCE-Ortsgruppe Issum ihr 60-jähriges Bestehen und nutzte das Fest, um verdiente Mitglieder zu ihrem Gewerkschaftsjubiläum zu ehren. Als Festrednerin war Edeltraud Glänzer vom geschäftsführenden Hauptvor-stand der IG BCE aus Hannover angereist. Bei einem ausgie-bigen Abendessen, Musik, Tanz und Magie wurde bis spät in die Nacht gefeiert. Insgesamt wurden 29 Mitglieder für ihre Treue zur Gewerkschaft ausgezeichnet. Besonders ge-würdigt wurde Hermann Hamelmann für 70 Jahre Mit-gliedschaft. Seit 60 Jahren gehören Johann Boos, Hans Driever und Hans Roedig dazu, seit 50 Jahren Heinz Trau-pe, Peter Hofmann und Johann Helmes.

Traditionell nutzt die Ortsgruppe Heinsberg/Gangelt ihre Barbarafeier Anfang Dezember auch zur Ehrung der Jubila-re. Diözesan-Präses Kalle Laurier zelebrierte eine Messfeier, bei der wie auch in den vergangenen Jahren die Messdiener in Bergmannkitteln erschienen. Willi Klaßen, Vorsitzender der Ortsgruppe, begrüßte zur anschließenden Jubilarfeier zahlreiche Gäste, unter anderem Heike Arndt, Bezirksleite-rin der IG BCE in Alsdorf. 47 Jubilare wurden geehrt. Be-fragt nach ihren Beweggründen, in die Gewerkschaft einzu-treten, erklärten die Jubilare, die seit 60 Jahren dabei sind, einmütig: »Der Vater sagte, du gehst zuerst in die Gewerk-schaft. Und so wurde es dann auch gemacht.«

Rund 40 Jubi-lare waren bei der Jubilarfeier der Ortsgruppe Rheinberg per-sönlich erschie-nen – auch Heinrich Pran-gen ließ es sich nicht nehmen, gemeinsam mit seinem Enkel die Glück-wünsche für 75 Jahre Mitgliedschaft entgegenzunehmen. Für 60 Jahre Mitgliedschaft bedankte sich Viola Denecke, stellvertretende Leiterin des Landesbezirks Nordrhein, bei Herbert Dickmann, Max Rosh und Friedrich Schmitz.

2011 war für Heinrich Drewes ein ganz besonderes Jahr. Er feierte nicht nur seinen 90. Geburtstag, sondern konnte auch sein 75-jähriges Gewerkschaftsju-biläum begehen. Der gebürtige Gelsen-kirchener wurde 1936 gleich zu Beginn seiner Ausbildung zum Karosserie- bauer Mitglied der Gewerkschaft. Am 18. Juni 1945 fuhr er seine erste Schicht auf der damaligen Zeche Consul und ging 1977 in den Vorruhestand.

I s s u m H e i n s b e r g / G a n g e l t

R h e i n b e r g E l s d o r f

vor ort NordrheiN>

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Für ihre langjährige Treue ehrte der Orts-gruppen-vorstand Utfort-Eick zahlreiche Gewerkschaftsmitglieder. 60-jähriges Gewerkschaftsjubilä-um begingen Friedrich Baldin, Dieter Meyer, Siegfried Mül-ler, Manfred Schiller und Georg Schneider. 50 Jahre sind Rainer Bräcker, Fritz Ewert, Horst Hilse, Karl Klein, Reinhard Koch, Horst Möllenhoff, Erwin Nowakowski, Günter Resch, Manfred Schneider und Heinz Wuellenweber dabei.

U t f o r t - E i c k

28 IG-BCE-Mit-glieder wurden für ihre lang-jährige Ge-werkschafts-mitgliedschaft von Christian Stutz, dem Vor-sitzenden der Ortsgruppe, und von Heinz-Jürgen Wagener, Pfarrer der evangelischen Gemeinde Moers-Repelen, geehrt.

M o e r s - R e p e l e n

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Eine stolze Zahl: 147 Jubilare hatte die IG-BCE-Ortsgruppe Ahlen mit ihren Partnern eingeladen, um ihnen den Dank für ihre langjährige Treue aus- zudrücken. Kurt Hay, Vorsitzender des Landesbezirks Westfalen, ließ Ereignisse der Jahre Revue passieren, in denen die Jubilare in die Gewerkschaft eingetreten sind.

So konnten er und der Vorsitzende der Ortsgruppe, Marc Senne, sieben Kollegen für besonders langjährige Mit-gliedschaft ehren: Seit 75 Jahren sind Willi Hartleif, Willi Wigger und Her-mann Windmüller Mitglied der Ge-werkschaft; seit 70 Jahren Willi Alexan-der, Erich Kaminski, Hermann Reichelt und Siegfried Volkmann.

Für ihre 60-jährige Mitgliedschaft wurden geehrt: Adolf Englisch, Helmut Fack, Hermann Froehlich, Reinhold Galonska, Heinz Grote, Franz Kamp-mann, Wilhelm Kersenfischer, Her-mann Kirchner, Horst Knop, Franz Kru-

sic, Hans Müller, Karl-Heinz Neuhaus, Wolfgang Peeters, Herbert Penquitt, Olaf Rueth, Alfred Schulz, Rudolf Schwemmer und August Toppmoeller. Seit 50 Jahren dabei sind: Berni Bücker, Erwin Burr, Horst Heppke, Josef Kaz-mierczak, Gerhard Kordes, Max Laurinat, Franz Nelle, Johannes Papp, Lothar Rolf, Helmut Sandbothe, Friedhelm Schulte, Udo Toschka, Lothar Weber und Günter Wittkowsky.

Auf eine 40-jährige Mitgliedschaft blicken zurück: Selahattin Akbas, Detlef Assmann, Enver Ayhan, Klaus-Dieter Basener, Sadettin Bastürk, Hueseyin Bayhan, Dietmar Bobrowski, Sefer Bos-nak, Dursun Bulut, Hüseyin Burus, Rolf Cabanski, Mahmut Cakti, Rauf Cekirge, Tahsin Cingal, Hans-Jürgen Dahmann, Muzaffer Demirci, Ibrahim Demirkay-nak, Karl-Heinz Dusek, Peter Flis, Mara Franjic, Albert Gawel, Hasan Gencer, Dieter Gerbsch, Wolfgang Giemsa, Ka-dir Gueneri, Helmut Guennewig, Hüse-

yin Guenoez, Mehmet Günay, Sieg- fried Jeschke, Mehmet Karakiraz, Cemil Kaya, Necmi Kayacan, Karl-Heinz Kers-ting, Dieter Kircheis, Hans Klose, Sa-dettin Kosar, Ibrahim Kosmak, Jürgen Krenz, Bernhard Lube, Erwin Mar-quardt, Jürgen Masek, Satilmis Mer- divan, Naci Mersinli, Heinz-Günter Meyer, Osman Mujakovic, Johann Müller, Serafettin Mutlu, Klaus-Dieter Nowicki, Ismail Özkara, Cevat Özmen, Sebahattin Öztürk, Herbert Paetsch, Reinhard Pahl, Ahmet Pazar, Alexander Piel, Ingrid Plotka, Horst Probst, Necati Puer, Fred Rappe, Rudolf Rehorn, Die-ter Roggenkemper, Franz-Guenter Roth, Franz Rump, Hans-Werner Schmidt, Franz Schomacher, Christel Schulz, Karl Schulz, Hans-Jürgen Schulze, Ahmet Se-ker, Dieter Stasch, Recep Süzer, Muzaf-fer Tasa, Kemal Torlakoglu, Sahin Tue-tuencueoglu, Yasar Türkoglu, Necati Tütüncüoglu, Udo von Essen, Roland Wally und Ceyettin Yaman.

Werner Zeis, Sprecher des Regionalfo-rums Herten, ging neue Wege: Er ehrte die 60 Jubilare der Hertener Ortsgrup-pen Disteln, Herten 1, Langenbochum, Paschenberg und Scherlebeck nicht am Abend, sondern tagsüber in der festlich dekorierten Scheune bei Bauer Südfeld. Einer von ihnen, Heinrich Weigel, ist be-reits seit 75 Jahren Mitglied der Gewerk-schaft und seit 70 Jahren dabei sind Bernhard Bukowsk, Karl-Heinz Labusch und Heinrich Weissfahl. Für ihre 60-jäh-rige Mitgliedschaft geehrt wurden Man-fred Kleinebudde, Herbert Kortkamp, Kurt Malke, Meinhard Prockner, Hans- Egon Seifert, Günter Swientek und Hans

Vergin. Seit 50 Jah-ren dabei sind Friedrich Gratzki, Elmar Hausherr, Erich John, Wil-helm Kallwicki, Helmut Kop-mann, Friedhelm Lubinski, Wolfgang Mazannek, Burck-hard Pöther, Berthold Rühl, Friedhelm Schulz, Rudi Treptow und Manfred Wiesner. Für 40-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet wurden Jürgen Betke, Ka-dir Can, Gerold Czok, Norbert Czora, Rudolf Falkenberg, Manfred Federsel, Dursun-Ali Gün, Peter Hempel, Udo

Hempel, Rolf Johann, Walter Kassautzki, Herbert Koschewitz, Klaus Kralicek, Lothar Lüdemann, Udo Machowiak, Pe-ter Mackowiak, Helmut Meise, Bernhard Poeter, Herbert Raab, Herbert Schimpf, Wilhelm Schnabel, Jürgen Schwerma, Hermann Siepmann, Jürgen Wegener, Klaus Woehrmann und Werner Zeis.

A h l e n

R e g i o n a l f o r u m H e r t e n

vor ort Westfalen>

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Seit 40 Jahren Mitglied. Seit 60 Jahren Mitglied. Seit 70 und 75 Jahren Mitglied.

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> EinEr von uns

Gleich wieder loslaufen

Manfred dorMann rennt und rennt, sammelt Titel – und alles nur wegen eines Wegeunfalls.

e in Unfall veränderte alles. Am Mor-gen des 14. Februar fuhr Manfred Dormann zur Frühschicht, als

ein Lkw auf der Gegenfahrbahn ins Schleudern kam. Der tonnenschwere Aufleger krachte in das Dach seines Autos. Der damals 45-Jährige konnte

noch reagieren, den Kopf zur Seite rei-ßen – trotzdem brachen zwei Hals- wirbel, alle Bänder im Halsbereich ris-sen, dazu waren mehrere Bandscheiben verletzt.

Nach sechs Stunden Not-OP und nur sechs Wochen Pause arbeitete Dor-mann wieder – und hörte auf den Rat seines Arztes. »Der sagte mir damals, dass Laufen gut gegen Kopfschmerzen und Rückenprobleme sei«, schildert der

61-Jährige heute. So begann er nach dem Unfall mit dem Laufen. Und lief im Herbst 2000 schon bei einem Volkslauf mit.

Heute wird Manfred Dormann kribbe-lig und unruhig, wenn er mal einen Tag nicht laufen oder ins Fitnesscenter gehen kann. Und entwickelte sich zum Medail-

len- und Titel-Hamsterer. Ob bei Volks-läufen, auf der Stadionbahn, im Cross- oder Berglauf und bei Marathons – über- all eilt Dormann von Erfolg zu Erfolg.

Als Chemiearbeiter bei BASF Coatings in Würzburg hat er viele Jahre in der Produktion von Autolacken gearbeitet. Zwischen 2003 und 2008 leitete er eh- renamtlich den Vertrauensleute-Körper seiner Firma. Da ging es auch darum, für die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft

zu werben. »In meiner Abteilung waren am Ende alle IG-BCE-Mitglieder«, sagt er stolz. Seit November 2010 arbeitet Man-fred Dormann nicht mehr – er nutzte eine Regelung zur Altersteilzeit.

Nun will er vor allem eines: Laufen. Das Streben nach Bestzeiten ist zu seiner neuen Vollzeitbeschäftigung geworden. Bei den Europameisterschaften im fran-zösischen Thionville gewann er 2011 dreimal Gold im Straßen- und Team-Crosslauf seiner Altersklasse. Und im Mai 2011 wurde er in Hamburg deut-scher Marathonmeister. »Ich habe ganz oft im Ziel überhaupt nicht das Gefühl, einen langen Lauf absolviert zu haben«, sagt Dormann. »Mir geht es dann derart blendend, dass ich gleich noch mal los-laufen könnte.« Hartmut Heß/nor

»Ich habe ganz oft im Ziel das Gefühl, gar nicht lang gelaufen zu sein.«

sie kennen ein iG-BCE-Mitglied mit außerge-wöhnlichem Hobby? Dann schreiben sie uns: [email protected]

Fotos: stefan Koch

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Ich will nach Hause

<Tendenzen Pflege

Wie sein demenzkranker Vater einen Tag erlebt, hat der Schriftsteller Arno geiger in dem Buch »der alte König in seinem exil« beschrieben. kompakt druckt einen Auszug.

foto: Wonge Bergmann

Wenn ich zu Hause bin, was nicht allzu oft vorkommt, da wir die Last der Betreuung auf

mehrere Schultern verteilen können, wecke ich den Vater gegen neun. Er liegt ganz verdattert unter seiner Decke, ist aber ausreichend daran gewöhnt, dass Menschen, die er nicht erkennt, in sein Schlafzimmer treten, sodass er sich nicht beklagt.

»Willst du nicht aufstehen?«, frage ich ihn freundlich. Und um ein wenig Optimismus zu verbreiten, füge ich hin-zu: »Was für ein schönes Leben wir haben.« Skeptisch rappelt er sich hoch.

»Du vielleicht«, sagt er. Ich reiche ihm seine Socken, er betrachtet die Socken ein Weilchen mit hochgezogenen Au-genbrauen und sagt dann: »Wo ist der dritte?«

Ich helfe ihm beim Anziehen, damit das Prozedere nicht ewig dauert, er lässt es bereitwillig über sich ergehen. An-schließend schiebe ich ihn hinunter in die Küche, wo er sein Frühstück be-kommt. Nach dem Frühstück fordere ich ihn auf, sich rasieren zu gehen. Er sagt augenzwinkernd: »Ich wäre besser zu Hause geblieben. Dich komme ich nicht so schnell wieder besuchen.« (. . .)

Weil man als kind seine Eltern für stark hält und glaubt, dass sie den Zu-mutungen des Lebens standhaft entge-gentreten, sieht man ihnen die allmäh-lich sichtbar werdenden Schwächen sehr viel schwerer nach als anderen Men-schen. Doch mittlerweile habe ich in die neue Rolle einigermaßen gut hineinge-funden. Und ich habe auch gelernt, dass man für das Leben eines an Demenz erkrankten Menschen neue Maßstäbe braucht. Wenn mein Vater sich bedan-ken möchte, soll er sich bedanken, auch ohne nachvollziehbaren Anlass, und wenn er sich darüber beklagen will, dass

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> Tendenzen Pflege

die abende sind es, die einen Vorge-schmack auf das liefern, was bald schon der Morgen zu bieten haben wird. Denn wenn es dunkel wird, kommt die Angst. Da irrt der Vater rat- und rastlos wie ein alter König in seinem Exil. Dann ist alles, was er sieht, beängstigend, alles schwankend, instabil, davon bedroht, sich im nächsten Moment aufzulösen. Und nichts fühlt sich an wie zu Hause.

Ich sitze seit einiger Zeit in der Küche und tippe Notizen in meinen Laptop. Im Wohnzimmer läuft der Fernseher, und der Vater, der von dort Stimmen hört, schleicht auf Zehenspitzen durch die Diele, lauscht und murmelt mehrmals bei sich: »Das sagt mir nichts.« Dann kommt er zu mir in die Küche, tut so, als schaue er mir beim Schreiben zu. Aber ich merke mit einem Seitenblick, dass er Unterstützung braucht. »Willst du nicht ein bisschen fernsehen?«, frage ich. »Was habe ich davon?« »Naja, Unterhaltung.«

ihn alle Welt im Stich lässt, soll er sich beklagen, egal, ob seine Einschätzung in der Welt der Fakten standhalten kann oder nicht. Für ihn gibt es keine Welt außerhalb der Demenz. Als Angehöriger kann ich deshalb nur versuchen, die Bit-terkeit des Ganzen ein wenig zu lindern, indem ich die durcheinandergeratene Wirklichkeit des Kranken gelten lasse.

da mein Vater nicHt meHr über die Brücke in meine Welt gelangen kann, muss ich hinüber zu ihm. Dort drüben, innerhalb der Grenzen seiner geistigen Verfassung, jenseits unserer auf Sach-lichkeit und Zielstrebigkeit ausgelegten Gesellschaft, ist er noch immer ein be-achtlicher Mensch, und wenn auch nach allgemeinen Maßstäben nicht immer ganz vernünftig, so doch irgendwie bril-lant. Eine Katze streift durch den Garten. Der Vater sagt: »Früher hatte ich auch Katzen, nicht gerade für mich allein, aber als Teilhaber.«

Und einmal, als ich ihn frage, wie es ihm gehe, antwortet er: »Es geschehen keine Wunder, aber Zeichen.«

Und dann ansatzlos Sätze, so un-wahrscheinlich und schwebend, wie sie einem manchmal in Träumen kom-men: »Das Leben ist ohne Probleme auch nicht leichter.« Witz und Weis- heit des August Geiger. Schade nur, dass die Sprache langsam aus ihm heraus-sickert, dass auch die Sätze, bei denen einem vor Staunen die Luft wegbleibt, immer seltener werden. Was da alles verloren geht, das berührt mich. Es ist, als würde ich dem Vater in Zeit- lupe beim Verbluten zusehen. Das Le-ben sickert Tropfen für Tropfen aus ihm heraus. Die Persönlichkeit sickert Tropfen für Tropfen aus der Person her-aus. Noch ist das Gefühl, dass dies mein Vater ist, der Mann, der mitgehol-fen hat, mich großzuziehen, intakt. Aber die Momente, in denen ich den Vater aus früheren Tagen nicht wieder-erkenne, werden häufiger, vor allem abends.

»Das Leben ist ohne Probleme auch nicht leichter.«

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»Ich möchte lieber heimgehen.« »Du bist zu Hause.« »Wo sind wir?« Ich nenne Straße und Hausnummer. »Naja, aber viel bin ich hier nie gewesen.« »Du hast das Haus Ende der fünfziger Jahre ge-baut, und seither wohnst du hier.« Er verzieht das Gesicht. Die Informationen, die er gerade erhalten hat, scheinen ihn nicht zu befriedigen. Er kratzt sich im Nacken: »Ich glaube es dir, aber mit Vor-behalt. Und jetzt will ich nach Hause.« Ich schaue ihn an. Obwohl er seine Ver-störung zu verbergen versucht, ist ihm anzumerken, wie sehr ihm der Moment zu schaffen macht. Er ist voller Unruhe, Schweiß steht auf seiner Stirn. Der An-blick dieses kurz vor der Panik stehen-den Menschen geht mir durch Mark und Bein.

der quälende eindruck, nicht zu Hause zu sein, gehört zum Krankheits-bild. Ich erkläre es mir so, dass ein an Demenz erkrankter Mensch aufgrund seiner inneren Zerrüttung das Gefühl der Geborgenheit verloren hat und sich an einen Platz sehnt, an dem er diese

Geborgenheit wieder erfährt. Da jedoch das Gefühl der Irritation auch an den vertrautesten Orten nicht vergeht, schei-det selbst das eigene Bett als mögliches Zuhause aus.

Um es mit Marcel Proust zu sagen, die wahren Paradiese sind die, die man ver-loren hat. Ortswechsel bewirken in so einem Fall keine Besserung, es sei denn, durch die bloße Ablenkung, die man ge-nauso gut, wenn nicht besser, durch Sin-gen erreicht. Singen ist lustiger, demente Menschen singen gern. Singen ist etwas Emotionales, ein Zuhause außerhalb der greifbaren Welt. (. . .)

Ich schalte den CD-Player ein. Helga, meine Schwester, hat für solche Zwecke eine Sammlung mit Volksliedern ge-kauft. Hoch auf dem gelben Wagen – Zogen einst fünf wilde Schwäne. Oft funktioniert der Trick. Wir trällern eine halbe Stunde lang, der alte Mann legt sich zwischen-durch so sehr ins Zeug, dass ich lachen muss. Der Vater lässt sich anstecken, und da es ohnehin an der Zeit ist, nutze ich den Moment und dirigiere ihn nach

oben in sein Schlafzimmer. Er ist jetzt guter Stimmung, obwohl es mit dem Überblick über Zeit, Raum und Ereig-nisse noch immer schlecht steht; aber das bereitet ihm im Moment kein Kopf-zerbrechen. Nicht siegen, überstehen ist alles, denke ich und bin von diesem Tag mittlerweile mindestens ebenso er-schöpft wie der Vater. Ich sage ihm, was er zu tun hat, bis er in seinem Pyjama steckt. Er schlüpft von selbst unter die Decke und sagt: »Hauptsache, ich habe einen Platz zum Schlafen.« Er blickt um sich, hebt die Hand und grüßt jeman-den, der nur für ihn vorhanden ist. Dann sagt er: »Man kann es hier schon aushal-ten. Es ist eigentlich ganz nett hier.«

die autobiogra-fische erzählung ist im Hanser-Ver-lag erschienen und kostet 17,90 euro. abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

»die momente, in denen ich den Vater aus früheren tagen nicht wiedererkenne, werden häufiger.« arno Geiger und sein Vater august.

fotos: Wonge Bergmann

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> TENDENZEN INTEgraTIoN

Zwei Weltenin beiden Ländern Zu hause – und doch fremd: Julia osterwald hat eine deutsch- türkische Familie besucht, die seit drei generationen in Deutschland lebt.

Es ist 14:00 Uhr. Schichtwechsel auf dem Bergwerk Auguste Victoria. Wir warten auf die Arbeiter, die jetzt Feierabend ha-ben, um ein Foto mit ein paar von ihnen gemeinsam mit Meh-met Tetik zu machen. Rußgeschwärzt tauchen sie einer nach dem anderen aus der Tiefe auf. Tetiks Sohn Faruk sollte unter den Arbeitern sein und sich hier mit uns treffen. Aber er kommt nicht. Stattdessen taucht plötzlich unerwartet ein an-deres, bekanntes schwarzes Gesicht auf: Özcan Tetik, Mehmet Tetiks Großcousin, hat Feierabend. Seit morgens um 7:00 Uhr hat der 26-Jährige in über 1000 Meter Tiefe gearbeitet. Seit 2007 ist er auf dem Bergwerk Auguste Victoria beschäftigt. »Die Arbeit ist hart«, sagt er. »Hinterher bin ich immer erst einmal platt.« Das sei gewöhnungsbedürftig. Kurz darauf grinst er über das ganze Gesicht. »Aber man verdient gutes Geld.« Faruk hat die Verabredung mit uns vergessen. Also be-schließen wir, noch schnell ein Foto von Mehmet zu machen, mit dem Förderturm von Auguste Victoria im Hintergrund.

Özcan Tetik arbeitet im Bergbau, weil er damit gutes Geld verdient

Der Fotograf Frank Rogner und ich treffen uns mit Mehmet Tetik an seinem Arbeitsplatz auf dem Berg-werk Auguste Victoria. Vor 23 Jahren hat er dort eine Ausbildung zum Berg- und Maschinenmann ge-macht, dann lange unter Tage gearbeitet. Mittlerweile ist er freigestellter Betriebsrat. »Weil ich gut Deutsch konnte, wurde ich oft von meinen türkischen Kolle-gen um Vermittlung gebeten. Oder um Hilfe bei Über-setzungen«, sagt der 47-Jährige. »Irgendwann fragte dann jemand, warum ich nicht für den Betriebsrat kandidiere.« 1998 war das. Tetik stellte sich zur Wahl – und war erfolgreich. »Es macht mir Spaß, auch für andere einzustehen und ganz praktisch zu hel-fen«, sagt er. Mit der Arbeit auf dem Bergwerk folgte Tetik seinem Vater: Der kam 1967 mit dem Anwerbe-abkommen nach Deutschland und war erst auf der Zeche Blumenthal, dann auf Auguste Victoria tätig.

Mehmet Tetik ist mit Leib und Seele Betriebsrat – er hilft gerne

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Moharrem Tetik, Mehmet Tetiks Onkel, ist heute Überraschungsgast. Mit Verbeugung und Handkuss wird er von seinen Verwandten begrüßt, ein ungewöhnliches Bild für mich. Er ist 1969 ist mit dem Anwerbeabkom-men nach Deutschland gekommen. »Ich hatte nur einen Zettel mit der Adresse des Bergwerks, in dem ich arbeiten sollte, keine Unterkunft und konnte kein Wort Deutsch«, erzählt der 74-Jährige. Mit Händen und Fü-ßen hat er sich durchgefragt, Straßen-bahnen und Fahrräder bestaunt, die

er aus seinem Dorf nicht kannte. »Plötzlich stand ich vor einem Schild mit deutscher und türkischer Schrift, da war ich erleichtert«, sagt er. Zwei Monate wurde er unter Tage ausge-bildet und bekam Deutschunterricht, um die wichtigsten Arbeitsanweisun-gen zu verstehen. Dann half ein Dol-metscher. »Ich wollte Deutsch lernen, deshalb habe ich viel mit meinen Kollegen gesprochen«, erzählt Mohar-rem Tetik. Mittlerweile spricht er es gut, wenn auch nicht fließend. Über 30 Jahre hat er im Bergbau gearbeitet.

Alte Freunde: Mehmet Sikli und Moharrem Tetik

Zehn Jahre lang hat Meryem Tetiks Mann Muhammet in Deutschland gear-beitet, während sie mit fünf kleinen Kin-dern in der Türkei lebte. Nur einmal im Jahr sei der Vater nach Hause gekom-men, in der Tasche das Geld für ein gan-zes Jahr, erzählt die 67-Jährige mir auf Türkisch, das ich nicht verstehe. Ihr Sohn Mehmet übersetzt. Sie versteht ein wenig deutsch, spricht gebrochen, aber nicht gerne. Mit ihren Enkeln redet sie türkisch. Weil die Familie in Deutsch-land auf Dauer eine bessere Zukunft sah, folgten Frau und Kinder dem Vater 1973. Drei Kinder bekam Meryem Tetik in Deutschland noch, war Hausfrau. Enkel Semih ist ein Jahr alt. Seine Mutter ist Türkin, der Vater Franzose.

Zwei Generationen: Meryem Tetik mit ihrem Enkel Semih

Mehmet und Hanife Tetik haben drei Söhne: Ferid (27), einziges männliches Familienmitglied, das nicht im Bergbau, sondern bei den Recklinghäuser Werk-stätten arbeitet, Industriemechaniker Fa-ruk (22) und Ferdi (18), der eine Ausbil-dung zum Elektroniker macht und wie Faruk auf Auguste Victoria beschäftigt ist. Sie sind in Deutschland geboren, Fe-rid hat die deutsche, seine Brüder, noch, die türkische Staatsbürgerschaft. Jedes Jahr besuchen sie ihre Verwandten in der Türkei. Wo sie zu Hause sind, frage ich. »In Deutschland«, sagen alle. Und war-um? »Weil ich hier geboren und aufge-wachsen bin«, sagt Ferdi. »Weil ich hier eine Zukunft habe«, antwortet Faruk.

In Deutschland ganz zu Hause: Faruk, Ferid und Ferdi (von links)

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> TIPPS Pflege

Zeit nehmenPflegebedürftigkeit bricht oft über

Betroffene und ihre Angehörigen herein. »Häufig passiert das tat-

sächlich über Nacht«, erklärt Markus Siegmann, der als Pflegeberater der Knappschaft in Lünen arbeitet. »Zum Beispiel nach einem schweren Schlag-anfall. Das ist ein Schock – und dann ist sehr viel zu organisieren.«

Wenn Eltern, Partner oder Angehörige pflegebedürftig werden, sollten Arbeit-nehmer deshalb schnell zwei Dinge tun: Einen Termin bei der Pflegeberatung ab-

machen und im Betrieb eine kurze Auszeit nehmen, um die Anfangszeit der Pflege zu organisieren.

Die Pflegeberatung sollte man dann bei der Kasse des Pflegebedürfti-gen in Anspruch nehmen. Ist dieser etwa bei der Knappschaft kranken- und pfle-geversichert, sollte man dort anrufen. Den Beratungstermin gibt es dann kurz-fristig. »Gut ist es, wenn die Beratung in der Wohnung des Pflegebedürftigen stattfinden kann«, so Siegmann. Dann

Mehrere geSeTze sollen es Arbeitnehmern ermöglichen, für die Pflege von Angehö-rigen zu hause zu bleiben. kompakt erklärt, wie das genau ablaufen kann.

foto: Martin hahn/fotolia.com

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kann der Pflegeberater auch gleich prüfen, ob unter Umständen etwas in der Wohnung verändert werden muss. »Sinnvoll kann es sein, einen Toiletten-stuhl anzuschaffen oder statt der Bade-wanne eine Dusche einzubauen. Dafür gibt es ja auch Zuschüsse.«

Die OrganisatiOn der Pflege erfor-dert vor allem einen freien Kopf. Des-halb ist es gut, dass Angehörige die Ar-beit für ein paar Tage buchstäblich abschalten können. »Kurzzeitige Arbeits-

Das familienPflegeZeitgesetZ Das neue Gesetz (seit 1. Januar 2012 in Kraft) schafft in allen Betrieben die möglichkeit der pflegebeding-ten arbeitszeitverkürzung für bis zu zwei Jahre – aber nur, wenn der Arbeitgeber einwilligt. Das Gesetz gibt nämlich keinen Rechtsanspruch auf Teilzeit (es sei denn in Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen ist etwas anderes geregelt).

Die neue »Familienpflegezeit« sieht vor, dass Be-schäftigte ihre Arbeitszeit über einen Zeitraum von maximal zwei Jahren auf bis zu 15 stunden redu-zieren können, wenn sie einen Angehörigen pflegen. Wird zum Beispiel die Arbeitszeit in der Pflegephase auf 50 Prozent reduziert, erhalten sie weiterhin 75 Prozent ihres letzten bruttoeinkommens. Der Arbeitgeber gibt somit zunächst eine Art »Vorschuss«, der später wieder abgearbeitet werden muss – dadurch dass nach der Pflegezeit trotz voller Arbeitszeit nur 75 Prozent des Bruttolohns gezahlt werden.

Wer Pflegt unD Die arbeitsZeit veränDern Will, kann Dafür mehrere gesetZe nutZen:

verhinderung« nennt sich das im Pflege-zeitgesetz, das seit 2008 in Kraft ist. »Be-schäftigte haben das Recht, bis zu zehn Arbeitstage der Arbeit fernzubleiben«, heißt es dort.

Der Arbeitnehmer muss seinen Chef oder die Personalabteilung hierüber nur informieren und auf Verlangen eine ärzt-liche Bescheinigung über die Pflege- bedürftigkeit des Angehörigen vorlegen. »Nein« sagen darf die Firma zum Frei-stellungswunsch des Pflegenden jeden-falls nicht.

Danach können die meisten Arbeit-nehmer – ähnlich wie bei der Eltern- zeit – eine längere Auszeit für die Pflege nehmen oder ihre Arbeitszeit verkürzen. »Was sinnvoller ist, hängt ganz vom Ein-zelfall ab, für manche ist es aber einfach besser, nicht ganz aus dem Job auszu-steigen, weil man sich dann zumindest zeitweise mit anderen Dingen beschäf-tigt oder über anderes redet als über die Pflege«, meint Markus Siegmann.

Rolf Winkel

Das teilZeit- unD befristungsgesetZSpielt der Arbeitgeber bei der Familienpflegezeit nicht mit, können Arbeitnehmer immer noch die Karte »Teilzeit- und Befristungsgesetz« zie-hen. Dieses wenig bekannte Gesetz von 2001 schafft einen Rechtsanspruch auf eine (zeitlich unbegrenzte) Verkürzung der Arbeitszeit. Jeder arbeitnehmer, der mehr als sechs monate in einem betrieb mit mehr als 15 arbeitneh-mern beschäftigt ist, kann danach verlan-gen, mit kürzerer arbeitszeit tätig zu sein. Dann muss er aber natürlich auch mit entspre-chend weniger Gehalt auskommen. Wer Teilzeit arbeiten will, muss dies mindestens drei Monate vorher beantragen. Wenn betriebliche Gründe dem entgegenstehen, darf der Arbeitgeber aller-dings »Nein« zur beantragten Teilzeit sagen.

Das PflegeZeitgesetZNach diesem Gesetz können pflegende Angehörige eine bis zu sechsmonatige Pflegezeit nehmen. Hierauf besteht ein harter Rechtsanspruch. Dies gilt jedoch nur für betriebe mit mehr als 15 beschäftigten. Die beabsichtigte Pflegepause (oder Arbeitszeitverkür-zung) muss dem Arbeitgeber lediglich zehn Tage vor Beginn »angekündigt« werden. Zu-gleich muss dann erklärt werden, für welchen Zeitraum die Pflegezeit in Anspruch genom-men werden soll. In der Pflegezeit sind auch Teilzeitlösungen möglich. Beschäftigte »sind von der Arbeitsleistung vollständig oder teilweise freizustellen«, heißt es im Pflegezeitgesetz. Ihnen wird also die freie Wahl zwischen einer zeitweisen Arbeitszeitverkürzung oder einem völligen Ausstieg aus dem Job gelassen. »Der Haken an der Sache ist aber, dass diese Pflegezeit nur maximal sechs monate dauert«, warnt Pflegeberater Markus Sieg-mann von der Knappschaft. Nach diesem halben Jahr hat sich die pflegebedürftige Mutter oder der Vater vielleicht schon so an die Pflege durch die Tochter gewöhnt, dass für sie oder ihn gar nichts anderes mehr infrage kommt – und dann fängt der volle Job wieder an.«

§

§ §

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Barmer & Co. kostenlos familienver- sichert werden. Ihre monatlichen Ein-künfte dürfen dann ab 2012 nur maxi-mal 375,00 (vorher: 365,00) Euro betragen. Bei einem Mini-Job dürfen es nach wie vor bis zu 400,00 Euro sein.

HöHere bemessungsgrenze: Ob-wohl die Beitragssätze zur gesetzlichen Sozialversicherung gesunken sind, müs-sen Besserverdienende – vor allem im Westen – 2012 mehr zahlen. Der Grund: Wegen der gestiegenen Beitragsbemes-sungsgrenzen (siehe Tabelle 2) sind jetzt höhere Einkünfte beitragspflichtig. So steigt die Beitragsbelastung für west-

> TIPPS SozIaleS

Sieh mal an – das ist neu

niedrigere rentenbeiträge: In der gesetzlichen Rentenversicherung ist der Satz von 19,9 auf 19,6 Prozent gesun-ken (siehe Tabelle 1). Die Beitragssätze der anderen Sozialversicherungen bleiben unverändert – auch die der gesetzlichen Krankenkassen. Zudem erheben nur wenige gesetzliche Kassen Zusatzbeiträ-ge – 2012 jedenfalls. Große Kassen, die bisher einen monatlichen Zusatzbeitrag von acht Euro gefordert hatten – wie etwa DAK oder KKH Allianz – wollen diesen im Frühjahr 2012 wieder ab-schaffen. Einige kleinere Kassen gewäh-ren sogar Prämienausschüttungen.

HöHere beiträge zur PKV: Nach ei-ner Übersicht des Versicherungsportals Cecu.de müssen viele privat Krankenver-sicherte 2012 mit Beitragserhöhungen im zweistelligen Bereich rechnen – teil-weise müssen sie sogar »bis zu 40 Pro-zent mehr zahlen«. Das Analysehaus

Morgen & Morgen stellt für Versicherte bis 50 Jahre »nur« Beitragserhöhungen um 2,4 Prozent fest, dafür aber vielfach eine Erhöhung des Selbstbehalts.

VersicHerungsgrenze HöHer: Kinder und Ehepartner von gesetzlich Kranken- und Pflegeversicherten kön-nen über Partner oder Eltern bei AOK,

DurChSChnITTSverDIener werden im kommenden Jahr bei der Sozialversicherung geringfügig entlastet. Was sich sonst 2012 für wen ändert, lesen Sie im ersten Teil unseres Überblicks zu den neuregelungen.

(1) Beitragssätze in der Sozialversicherung 2012

insgesamt in Prozent

arbeitnehmer in Prozent

allgemeine rentenversicherung 19,6 9,8Knappschaftliche rentenversicherung 26,0 9,8arbeitslosenversicherung 3,0 1,5 Krankenversicherung, allgemein 15,5 8,2 – ermäßigt (ohne Krankengeld) 14,9 7,9Pflegeversicherung 1,95 0,975zusatzbeitrag zur Pflegeversicherungfür Kinderlose 0,25 0,25

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(2) Grenzwerte in der Sozialversicherung

rücKKeHr in die gKV

Auch privat krankenversicherte Arbeit-nehmer, deren einkünfte 2012 über der Versicherungspflichtgrenze liegen, kön-nen unter umständen in die gesetzliche Krankenversicherung (gKV) zurückkeh-ren. mit einzahlungen in die betriebliche Altersvorsorge lässt sich gegebenenfalls die kritische einkommensgrenze unter-schreiten. 2012 können Arbeitnehmer bis zu 224,00 euro ihres bruttomonats-einkommens (2688,00 euro pro Jahr) beitragsfrei über eine entgeltumwandlung für die Altersvorsorge abzweigen und so ihre sozialbeitragspflichtigen einkünfte senken. das gilt auch für das »Parken« von einkommen auf einem Langzeit- beziehungsweise Lebensarbeitszeitkonto. sozialversicherungsbeiträge und steuern fallen erst an, wenn die angesparten rücklagen genutzt werden – etwa für eine längere Auszeit oder einen vorzeitigen Ausstieg aus dem Arbeitsleben.

deutsche Spitzenverdiener (mit Ein-künften ab 5600,00 Euro pro Monat) um etwa 13,00 Euro.

HöHere PfLicHtgrenze: In der ge-setzlichen Renten- und Arbeitslosen-versicherung sind alle Arbeitnehmer versicherungspflichtig. Ab 2012 be-steht diese Pflicht für Beschäftigte mit einem Monatseinkommen von bis zu 4237,50 Euro, bislang lag der Satz bei 4125,00 Euro. Wer 2011 bereits regel- mäßige Einkünfte über der Versiche-rungspflichtgrenze hatte und 2012 auch über der neu definierten Grenze liegt, kann in eine private Kranken- kasse wechseln – oder freiwillig gesetz-lich versichert bleiben.

Wegen der deutlichen Erhöhung der Versicherungspflichtgrenze »rutschen« zum Jahreswechsel wieder etliche Pri-vatversicherte in die Versicherungs-pflicht und kommen damit wieder in die gesetzliche Kranken- und Pflege- versicherung. Wer schon mindestens seit 2003 privat versichert ist, darf da-gegen monatlich nur nicht weniger als 3825,00 Euro verdienen.

Wer die Pflichtgrenze unterschreitet oder genauso viel verdient, kann sich

befreien lassen und weiter privat kran-kenversichert bleiben. Dann ist er oder sie aber auch künftig meist dauerhaft an die private Versicherung gebunden. Denn im Grundsatz gilt in diesem Fall: »Die Befreiung kann nicht widerrufen werden.«

Solange die Betroffenen ein sozialver-sicherungspflichtiges Beschäftigungs-

verhältnis haben, bleiben sie nach einer Befreiung von der Versicherungspflicht auch künftig weiterhin privat versichert – selbst wenn ihr Einkommen sinkt. Sollten sie ihren Job verlieren und auf Arbeitslosengeld I angewiesen sein, so werden sie allerdings erneut in der gesetzlichen Krankenversicherung ver-sicherungspflichtig. Rolf Winkel

Foto

: Sch

ott

monatlich in euro

jährlich in euro

arbeitslosen- und allgemeine rentenversicherung– Beitragsbemessungsgrenze (West) 5 600,00 67 200,00– Beitragsbemessungsgrenze (ost) 4 800,00 57 600,00

Knappschaftliche rentenversicherung– Beitragsbemessungsgrenze (West) 6 900,00 82 800,00– Beitragsbemessungsgrenze (ost) 5 900,00 70 800,00

Kranken- und Pflegeversicherung– Beitragsbemessungsgrenze (bundeseinheitlich) 3 825,00 45 900,00– versicherungspflichtgrenze (bundeseinheitlich) 4 237,50 50 850,00– Besondere versicherungspflichtgrenze für langjährig (= vor 2003 schon) Privatversicherte 3 825,00 45 900,00

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> Rätsel>

| kompakt | Januar 201240

63 952 71 4 8 10

modriger,dumpferGeruch(norddt.)

Studenten-ausschussComputer-sprache

Stall-streu

Ausruf desErstaunensatomaresTeilchen

Strom-speicher-gerät(Kurzwort)

Schaufens-terware

glatterStock

Erd-trabant

heutigerName Clays

führen

Weich-speise

geograf.Kartenwerk

länglicherportablerDaten-speicher

nordamer.Währungs-einheitnicht mit

ungekochteSpeise

Bau-trümmer

BolzenSohn vonBruder od.Schwester

Wirtschafts-bund (Abk.)

Form

dt. Dichter †

Stadt in derSchweiz

Strom inZentral-asienWunder

eben, inder Breiteaus-gedehnt

zur Außen-seite offe-ner Raumals Balkon

die eigenePerson

Dauerbezug(Kurzwort)

naturwis-senschaftl.Schulfach(Kzw.)

Radhülse

Wind-schatten

medizin.Beruf (Abk.)Nutztierder Lappen

MenschausfernenLändern

Bu-chungs-unterlage

Küsten-bewohner

italien.Artikel

nordost-ital. StadtTeil derWoche

leiden-schaftlichfür etwaseintreten

Mühlen-neben-produkt

Renn-schlittenSchöpfer-wesen

Heiz-gerät

StrominSibirien

Boxnie-derschlagViehrück-führung

chinesischeKaiser-dynastiebis 1644

ält. Bibel-teil (Abk.)

Freikörper-kultur

nichtwarmWein-stock

unentgelt-lich aus-geübteTätigkeit

Rats-herr

Düsen-flug-zeug

weib-lichesHaus-schwein

Jugendher-bergswerkKleidungs-stück (Kzw.)

kleineMarder-art

Wenderufb. Segeln

Extennis-star (Andre)

Landungs-brücke

Atem (ugs.)

sehrschnell(ugs.)

Meeres-bucht

thür. Stadt

Laut durchSenkungd. Gaumen-segels

Stadt ander DonaurömischeMondgöttin

Haupt-stadtvonMarokko

auf dieseWeise

Mann-schaft

fertiggekocht

Fischeier

Höchst-begabter

erwarteterSieger

Bestim-mungs-ort

Stunde(Abk.)

Schneide-werkzeug

Spitzen-künstler

MadriderSportklub

PelzeinesNagetieres

nichtkrummodergebogen

Sühne-maßnahme

Burgherr

Adria-halbinselRequisitfür Reiter

Brat-utensil

Fruchtsaft-getränkSäugetierm. Stacheln

Tennisver-band (Abk.)

Südost-asiat

Stadt inIndien

drängend

nicht nureiner

Geliebtedes Leander

Berg-weide

griech.Kriegsgott

dünn,empfind-lich

einer derSinneAutokz.von Halle

Festkleid

Spaß

Autoz. fürSüdafrika

Oper in NewYork (Kzw.)

Sorte

griech.Hptstädter

Schrankteil

chem. Z. f.Gallium

arabischesSultanatNachschrift(Abk.)

Handel(englisch)

Manns-bild

Sternim„Orion“

einSchifferobern

kleineWaren-rechnung

Schutz-hülle fürBücher

6 3

9 5

2

7

1

4

8

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Die Gewinner des Preisrätsels dieses Monats erwarten wieder attraktive Gewinne: Zehnmal gibt es eine Nespresso-Kaffeemaschine mit integriertem Milchschäumer zu gewinnen. Egal, ob Espres- so, Cappuccino oder Latte macchiato — dieses Schmuck-

stück zaubert jede Kaffeespeziali- tät, die Sie möchten. 40 Leser

bekommen ein Thermos-Glüh-wein-Set für zwei Personen. Es enthält zwei formschöne Thermoskannen aus Edelstahl

sowie eine Flasche Rotwein für Weihnachtsmarktfeeling überall, wo Sie wollen.

Heiße Preise

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Page 59: kompakt Januar 2012

41kompakt | Januar 2012 |

Glück & Glosse

>

Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Begriff gesucht, der ein Phänomen beschreibt, das es nur alle vier Jahre gibt. Bitte die lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45, 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. einsendeschluss ist der 18. Januar 2012 (Datum des Poststempels ist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Gewinner

Preisrätsel

Bei DeR VeRlosunG DeR PReise unter den ein-sendern richtiger lösungen fielen die zehn Haupt-gewinne – einen cheruskerkorb, gefüllt mit einer Auswahl lukullischer köstlichkeiten – an:cordula schuh, Berlin; Heinrich schmidt, Diepholz; Alfred Bruckner, lauf; Gisela Jung, Heiligkreuz-steinach; Anni Metz, Wetter; Philipp Henger, leipzig; Walter Hermann, stade; Marlies Metke, Grenzach-Wyhlen; erich Gaschka, Frechen; Wilhelm Aigner, trostberg.

Je ein BucH »erlösung« von Jussi Adler-olsen erhalten: nadine kutzschbach, Fintel; Heike timm, uetersen; Gerhard Behr, lohmar; Günter Hohmann, Bernburg; Dieter schreiner, Burghausen; Hannelore Wieczorrek, Magdeburg; Franz Harter, oberkirch; Richard Pfeil, lauenburg; Dieter calmund, ober-hausen; Burkhard kaluba, Wasserliesch; Georg schäffler, Burghausen; Jürgen sander, Dülmen; Roswitha Braun, karlsruhe; Alois Gierl, Zwiesel; Helmut langner, spremberg; Barthel Portz, kerpen; Ronald Burchard, Belm; Horst lohse, Potsdam; Willi Dehn, essen; Renate Glufke, lutherstadt eisleben; Andrea Ahnen, Grenderich; carmelo Manno, ober-hausen; Rolf Hellwig, limburgerhof; Margit Baab, st. ingbert; Barbara Gimbel, Ruhland; sönke luther, Ahlerstedt; katharina Pfahler, Pappenheim; Rolf Braun, engen; Bernd erksmeier, Minden; Horst Bluhm, Potsdam; Jürgen schadwell, Dortmund; sabina Mendel, Brannenburg; Jürgen schaffel, Wesseling; karin sadowski, Fürstenwalde; Bernd tillack, cottbus; Mario Reiners, Visselhövede; Jür-gen Pönicke, Waltershausen; norbert kudnick, Han-nover; Volker Jahns, Baddeckenstedt; Wolfgang schmidt, Wiesbaden.

Cartoon

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ppan

-Ver

lag,

Ger

hard

Glü

ck

Für die meisten Menschen nörd-lich von Kassel ist Karneval unge-fähr so lustig wie Magen-Darm-

Grippe oder kalte Pommes. Beharrlich verweigern sie sich organisierter Wit-zischkeit. Rheinische Frohnaturen ver-suchen nach Kräften, Nordlichter aus der Reserve zu locken. Sie blasen ihnen zu diesem Zweck mit der sogenannten Roll-on-Roll-off-Tröte (RoRo-Tröte) engagiert ins Gesicht und rufen »He-lau«. Nordlichter verspüren bei diesem Vorgang keinen Lustgewinn und nut-zen die RoRo-Tröte, um der rheini-schen Frohnatur damit das Maul zu stopfen, bis diese rot anläuft und bei jedem Atemvorgang originelle Trötge-räusche von sich gibt. Bei diesem An-blick zieht das Nordlicht seine Mund-winkel 2,6 Millimeter nach oben, was nördlich von Kassel schon als explo-siver Lachanfall gilt.

Die RoRo-Tröte funktioniert nach dem Froschzungenprinzip, mit dem Un-terschied, dass in ausgerolltem Zustand keine Insekten, sondern Karnevalistin-nen daran hängen bleiben, die sich in der Paarungszeit bis Aschermittwoch durch ausgeprägte Kontaktbereitschaft auszeichnen. Das Gerät wird oft mit ei-nem Musikinstrument verwechselt, ent-stammt in Wahrheit aber der Familie der Nervtöter und ist direkt verwandt mit dem Bollchenpapier, der gemeinen Pop-corntüte und dem trockenen Reizhus-ten. In klassischen Konzerten kommen in Zeiten gekürzter Kulturetats immer öfter RoRo-Tröten-Solisten zum Einsatz. Moderne Komponisten passen sich dem Spartrend an. Demnächst in Ihrem Kon-zerthaus: »Adagio in d-Moll für Boll-chenpapier, RoRo-Tröte, Luftpolsterfo-lie und Reizhusten.« Viel Spaß dabei.

Imre Grimm

GRiMMs MäRCHEN

O F O R I D M A KB A L D R I A N U E B E R A L L

S O L O D R U C K E R H A N A UE L Y S E E H A N D E L R U M

A H R R T U E R W E NS A A L E S E H E N K O E D E RA R M R H E I N G A E M S E U

Z I E R A M O R G R A T E HN M Y E M I R

P E R U K R A LN I E G A N T I K

I H R E G OE S A U L A R M

V I E L E B I B IG E B B B R E I T

R U H E I S EI N S E L N M B O E N T E

S N O O P Y U R H E B E RC A T S S T A R N B E R G S O S

B R E T T S T E I G G U T PI F A R E I T E R E L E N R E

L E G E N D E J U R Y R E E SU N A U E L I A S O R A N G E

E G E R F E L L B E N U T Z E N

Lösung: FEUERZANGENBOWLE

Lösung Dezember 2011: FeuerzangenbowLe

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Page 60: kompakt Januar 2012

42 | kompakt | Januar 2012

> Mein ArbeitsplAtz

schuss vor den Bug»Wir sind ein Tochterunternehmen

der envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM), einem Energiever-

sorger mit rund 1,5 Millionen Kunden. Ich bin gelernter Maschinen- und An-lagenmonteur, habe dann auf Elektriker umgeschult. Jetzt kümmere ich mich mit anderen Kollegen in Südbranden-

burg um rund 100 Menschen pro Woche, die Schwierigkeiten mit der Be-zahlung der Stromkosten haben. Die meisten kenne ich schon: 80 Prozent sind Stammkunden, die den Überblick über ihre offenen Rechnungen verloren haben oder nicht mit einem strengen Winter und entsprechenden Heizkosten

gerechnet haben. Viele sind Hartz-IV-Empfänger, aber es gibt auch Selbststän-dige mit unregelmäßigen Einnahmen.

Meine Kunden wissen genau, weshalb ich vor der Türe stehe. Wer sich dann nicht mal bemüht hat, bei unserer Buch-haltung eine Ratenzahlung zu beantra-gen, dem sage ich, dass er bald keinen

Strom mehr hat, dafür aber Mehrkosten. Das ist der letzte Schuss vor den Bug. Notfalls gebe ich natürlich auch Tipps, bei welcher Behörde oder sozialen Ein-richtung man Hilfe bekommen kann. Bei rund zehn Prozent meiner Kunden ist das aber vergebliche Mühe, da muss ich den Strom abklemmen und eine

Sperrsicherung einsetzen. Dann kommt das Geld meistens sehr schnell. Manche zeigen mir aber auch einen Einzahlungs-beleg ohne Bankstempel und meinen, mit dem Schwindel durchzukommen. Dann lasse ich mir den letzten Konto-auszug zeigen. Oder sie versuchen, mich von Woche zu Woche mit angeblich festen Zahlungszusagen abzuwimmeln, dann muss ich eben die Reißleine zie-hen. Sonst steigen die Schulden immer weiter und schließlich si-chern die Stromeinnahmen ja auch Arbeitsplätze.

Aufgezeichnet von Werner Staffen

Bei Wind und Wetter: Nach- und Sperrkassierer sind viel unterwegs.

Foto

: Chr

isti

an F

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Nach- und Sperrkassierer sind Mitarbeiter aus einem industriell-technischen Beruf (zum Beispiel Elektriker) mit einer IHK-Zusatzqualifikation zur Elektrofachkraft. Ganz wichtig ist psychologisches Geschick.

«

DEtlEv ZIMMErMaNN (52) ist nach- und sperrkassierer bei envia service GmbH

»Meine Kunden wissen genau, weshalb ich vor ihrer Tür stehe.«

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Page 61: kompakt Januar 2012

Spuren deutscherKolonialgeschichte

Reiterdenkmal in Swakopmund

Namibia Rundreise

Reisetelefon: 01805 – 944 223(Festnetzpreis 0,14 €/Min., höchstens 0,42 €/Min. aus Mobilfunknetzen)

Telefonisch erreichbar: Täglich von 8.00 – 22.00 Uhr

Änderungen vorbehalten, maßgeblich ist die Reisebestätigung, die Sie nach Buchung erhalten. Daraufhinwird eine Anzahlung von 30 % (mind. 25,– €) auf den Reisepreis fällig. Restzahlung 30 Tage vor Reisean-tritt, anschließend erhalten Sie Ihre Reiseunterlagen.Reiseveranstalter: DGB-Reisen GmbH · 44137 Dortmund

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3 % Rabatt für Mitglieder und deren Mitreisende

15-tägige Rundreise

ab E2.111,–p. P.

Oder Verlängerung Kapstadt: 14. Tag: Windhoek – Kapstadt 15. – 16. Tag: Kapstadt 17. Tag: Abreise 18. Tag: Ankunft in Frankfurt

Ihre Reisehöhepunkte:• Stadtrundfahrt durch die namibische Hauptstadt Wind-hoek • Fahrt zur Kalahari-Wüste • Besichtigung des Köcherbaumwaldes • Besuch von Lüderitz, dem maleri-schen Hafenstädtchen am Südatlantik • Fahrt zumNamib Rand Naturpark • Besuch der Dünen von Sossusvlei und des Sesriem Canyons • Stadtrundfahrt inSwakopmund • Besuch des Etosha Nationalparks mit 2 Wildbeobachtungsfahrten – und vieles mehr

Ihre Reisehöhepunkte Verlängerung Kapstadt:• Orientierungsfahrt Kapstadt • Genießen Sie Kapstadtauf eigene Faust oder nehmen Sie an einem der fakul-tativen Ausflüge teil (Auf Anfrage, vor Ort buchbar)

Inklusivleistungen pro Person

• Nonstop-Linienflug mit Air Namibia von Frankfurt nachWindhoek und zurück in der Economy-Class • Rail & Flyin der 2. Klasse für An- und Abreise • Alle Steuern undGebühren • Übernachtungen: 1 x Mittelklasse-Hotel Sa-fari, Windhoek; 1 x Mittelklasse Auob Lodge, Kalahari-Wüste; 1 x Mittelklasse-Hotel Cañon Village, Fischfluss Ca-nyon; 1 x 4-Sterne Hotel The Nest, Lüderitzbucht; 2 x Mit-telklasse Hammerstein Lodge&Camp, Namib-Wüste; 2 xMittelklasse Rössmund Lodge, Swakopmund; 1 x Mittel-klasse Gowati Lodge, Khorixas; 2 x Mittelklasse EtoshaSafari Camp, Etosha Nationalpark; 1 x Mittelklasse-HotelSafari, Windhoek • Unterbringung im DZ mit Bad oderDusche/ WC • 12 x Frühstück • Rundreise und Transfersim klimatisierten Reisebus • Alle Eintrittsgelder in Natio-nalparks und Besichtigungen lt. Programm • Stadtrund-fahrten in Windhoek und Swakopmund • Geführte Tour

• Nonstop-Linienflug mit Air Namibia• Stadtrundfahrten in Windhoek, Lüderitz und

Swakopmund• 2 Wildbeobachtungsfahrten im Etosha

Nationalpark

Entdecken Sie die Spuren der deutschen Kolonial-geschichte und erfahren Sie mehr von der noch nichtallzu weit zurück liegenden Apartheid. Sie kommen inBerührung mit Afrikas Vielfalt an wilden Tieren undursprünglichen Landschaften.

Ihr Reiseverlauf:1. Tag: Anreise 2. Tag: Windhoek 3. Tag: Windhoek – Ka-lahari (ca. 350 km) 4. Tag: Kalahari – Keetmanshoop –Köcherbaumwald – Cañon Village (ca. 370 km) 5. Tag:Cañon Village – Lüderitz (ca. 450 km) 6. Tag: Lüderitz –Namib Rand Naturpark (ca. 450 km) 7. Tag: Dünen vonSossusvlei (ca. 300 km) 8. Tag: Namib-Wüste – WalvisBay – Swakopmund (ca. 360 km) 9. Tag: Swakopmund 10. Tag: Swakopmund – Khorixas (ca. 480 km) 11. Tag:Khorixas – Etosha Nationalpark (ca. 420 km) 12. Tag:Etosha Nationalpark 13. Tag: Etosha - Windhoek (ca. 550km) 14. Tag: Abreise 15. Tag: Ankunft in Frankfurt am frü-hen Morgen.

Verlängerung Kapstadtbuchbar

Termine und Preise p. P. im DZ in ENamibia Rundreise

VerlängerungFlugtag: Mittwoch 15-tägig Kapstadt

A 02.05. – 16.05.12 2.111,–30.05. – 13.06.12

B 08.08. – 22.08.12 2.222,– 399,–C 11.07. – 25.07.12 2.399,–D 19.09. – 03.10.12* 2.569,–Buchungscode: WDHA03 WDHA3P Kennziffer: 55556Wunschleistungen pro Person: Einzelzimmerzuschlag Rundreise 259,– €. Einzelzimmerzuschlag Verlängerung Kapstadt 111,– €. Aus-flugsprogramm Kapstadt (vor Ort buchbar). Zusätzliche Kosten: Trinkgel-der für örtliche Reiseleiter und Busfahrer. Mindestteilnehmerzahl: Rund-reise 21 Personen, Verlängerung Kapstadt 6 Personen (Bei Nichterreichenbehalten wir uns vor, die Reise bzw. Verl. bis 30 Tage vor Reiseantritt ab-zusagen). Hinweise: * Termin 19.09.12 Verlängerung Kapstadt auf Anfragebuchbar. Ausgeschriebene Hotelklassifizierungen beruhen auf der Landes-kategorie. Programmänderungen vorbehalten. Vorauss. Flugzeiten auf An-frage.

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durch die Kolmanskoppe • Besuch eines Himba Dorfes • Besuch der Dünenfelder von Sossusvlei und des Sesriem Canyons • Allrad-Wüstenfahrt zu den SossusvleiDünen • 2 Wildbeobachtungsfahrten im Reisebus imEtosha Nationalpark • Qualifizierte, deutschsprachigeReiseleitung während der Rundreise durch den Fahrer • Saison C – D begleitet durch einen Arzt/Reisemedi-ziner ab/an Frankfurt • Polyglott-Reiseführer Namibiapro Buchung • Kerosinzuschläge (Stand November 2011)

Inklusivleistungen Verlängerung Kapstadt pro Person:• Flug von Windhoek nach Kapstadt und zurück • AlleSteuern und Gebühren • 3 Übernachtungen im 4-SterneTownhouse Hotel, Kapstadt im DZ • 3 x südafrikanischesFrühstück • Orientierungsfahrt Kapstadt • Transfers imklimatisierten Reisebus • Qualif., deutschspr. Reiseleitung

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Page 62: kompakt Januar 2012

Ganz vorn dabeiDas schaufenster jeder Zeitschrift ist die Titelseite – das gilt auch für kompakt. Wenn wir ein Thema zur Titelgeschichte machen, suchen wir nach attraktiven Motiven, die es illustrieren. Welcher Titel war 2011 der schönste? Sagen Sie uns Ihre Meinung!

Januar

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Autozulieferer Magna plant den Kahlschlag – die IG BCE kämpft für 700 Arbeitsplätze in Markgröningen

TENDENZEN Revolutionen in Nordafrika – kommt nach der Diktatur wirklich die Demokratie?

TIPPS Schnüffelei durch den Arbeitgeber – was Betriebsräte und Beschäftigte dagegen tun können

Nr. 04 I APRIL 2011 www.igbce.de

Das Desaster

Der nukleare Schrecken von Fukushima – und was bedeutet das für uns?

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT 16 000 Beschäftigte demonstrieren bei RWE für mehr Geld

TENDENZEN Was ein Arbeitsmarktforscher für das Jahr 2011 erwartet

TIPPS Welche Änderungen uns 2011 bei Gesundheit und Arbeitslosigkeit bevorstehen

Nr. 01 I JANUAR 2011 www.igbce.de

Ein Blick in die ZukunftNeue Werkstoffe und Technologien verändern die Welt. Viele sind heute

bereits Teil unseres Alltags. Und sichern Wachstum und Arbeitsplätze.

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Flachglas in Wesel ist insolvent – wie geht es für die Beschäftigten weiter?

TENDENZEN Was ungarische Gewerkschafter zum umstrittenen neuen Mediengesetz sagen

TIPPS Wie viel Geld Frauen mit Risikoschwangerschaft im Berufsverbot zusteht

Nr. 02 I FEBRUAR 2011 www.igbce.de

Was uns nicht schmeckt

Die Arbeitsmarktzahlen sind glänzend. Aber Befristung und Zeitarbeit nagen am schönen Bild vom Jobwunder.

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

vor ort Wie ein einmaliges Freiluftspektakel in Lothringen die Geschichte der Kohle erzählt

tendenzen Aufbruch ins Ungewisse: In der EU gilt die neue Arbeitnehmerfreizügigkeit

tipps Wie Mitglieder der IG BCE zu ihrem guten Recht kommen

Nr. 05 I MaI 2011 www.igbce.de

Mission zukunftDeutschland auf dem Weg zur Energiewende. Ein Projekt so gigantisch wie die Mondlandung.

01_titel_05.indd 1 14.04.2011 15:42:26

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Helau und allez hopp – was die Gewerkschaftsjugend im Saarland zum Karneval plant

TENDENZEN Warum Frauen arbeiten – ein Essay zum 100. Internationalen Frauentag

TIPPS Wer Angehörige pfl egt und deshalb eine Auszeit beim Job nimmt, sollte kein Geld verschenken

Nr. 03 I MÄRZ 2011 www.igbce.de

Schüler gegen SchülerEin Doppeljahrgang verlässt die Schulen, dazu fallen Wehr- und Zivildienst weg. Droht jetzt das Chaos auf dem Ausbildungsmarkt?

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

vor ort Bayer BS will bis zu 700 Stellen auslagern — die IG BCE protestiert

tendenzen 60 Jahre Montan-Mitbestimmung — ein starkes Stück Gewerkschaft

tipps Der Sommer naht – was bei Ferienjobs für Jugendliche zu beachten ist

Nr. 06 I JuNI 2011 www.igbce.de

Wir machen das!Das neue Energie-Zeitalter ist schon in Arbeit. Überall in unseren Branchen.

01_titel_06.indd 1 20.05.2011 13:19:13

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

vor ort Betriebsräte und IG BCE sichern beim Papierproduzenten Felix Schoeller Arbeitsplätze

tendenzen Erst Fax, dann Sex – die Arbeitswelt ist eine gut geölte Kuppelmaschine

tipps Endlich Ferien! Aber darf ich im Urlaub das Firmenhandy wirklich zu Hause lassen?

Nr. 07/08 I JulI/August 2011 www.igbce.de

ein Fluch? ein segen?Wie das Internet die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verwischt

01_titel_07_08.indd 1 17.06.2011 14:49:38

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

vor ort Sorge um Arbeitsplätze: Die IG BCE protestiert gegen Stellenabbau bei E.on

tendenzen Kein Ende in Sicht: In Kasachstan streiken Tausende Ölarbeiter seit Monaten für mehr Geld

tipps Hoffentlich abgesichert: Welche Versicherungen für Azubis sinnvoll sind

Nr. 09 I SEptEMBEr 2011 www.igbce.de

europäische WackelpartieSchulden und Spekulation bringen Europa in Bedrängnis. Die Börsen spielen schon wieder verrückt. Wer stoppt den Irrsinn?

01_titel_09.indd 1 19.08.2011 15:31:36

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

vor ort 560 Arbeitsplätze in Gefahr: IG BCE kämpft gegen Schließung der Papierfabrik Albbruck

tendenzen Letzter Besuch: Ein Jahr nach der letzten Förderschicht schließt das Bergwerk Ost endgültig

tipps Nur nicht auf dem Klo: Wann ein Unfall zum Arbeitsunfall wird – und was dann zu tun ist

Nr. 10 I OktOBEr 2011 www.igbce.de

Wer geht wann?Im Arbeitsleben hält nicht jeder bis Spielende durch. Die richtige Taktik ist der flexible Wechsel in den Ruhestand.

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

vor ort Wie die IG BCE in der Solarindustrie Tarifverträge abschließt

tendenzen Wie Unternehmen versuchen, in die Köpfe der Kinder zu kommen

tipps Was zu beachten ist, wenn Arbeitnehmer eine Auszeit nehmen wollen

Nr. 11 I NovEMBEr 2011 www.igbce.de

Macht das Leben

leichter Ganz egal ob Fahrrad, Auto

oder Windrad – das neue Wundermaterial heißt Carbon.

Februar März april

Mai Juni Juli/august septeMber

OktOber

elf Digitalkameras Powershot a3300 Is von canon, mit 16 Megapixeln und jeder Menge funktionen, die auch Ihnen schöne fotos ermöglichen. schreiben sie den Monatsnamen des titels Ihrer Wahl auf eine Postkarte und schicken sie diese bis zum 17. Januar an uns. Welche Wahl sie treffen, hat keinen einfluss auf die Gewinnchance. Bitte Postkarte senden an:kompakt-redaktion, stichwort: titel des Jahres, Postfach 39 45, 30039 hannoveroder e-Mail an: [email protected]

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

vor ort Der Tarifabschluss in der Chemie Ost bringt mehr Geld – und ein neues Arbeitszeitmodell

tendenzen Krach, puff, peng – Kinder testen einen Chemie-Experimentierkasten

tipps Warum man ab und zu mal eine Pause machen sollte

Nr. 12 I DEzEMBEr 2011 www.igbce.de

diagnose: ChefVorgesetzte sind Alphatiere. Aber deshalb muss es nicht wie in der Wildnis zugehen.

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