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KONS - Kinderzahnheilkunde
Fachschaft Zahnmedizin Münster
II
1te Auflage - 2016
III
Zusammenfassung: Kinderzahnheilkunde
Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung: Kinderzahnheilkunde................................................................................................ I
Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................................... III
ALLGEMEINES .......................................................................................................................................... 1
Dentition .............................................................................................................................................. 1
Milchgebissperiode (20 Zähne) ....................................................................................................... 1
Wechselgebiss ................................................................................................................................. 1
Alterstypische Merkmale und Verhaltensweisen ............................................................................... 3
2.-3. Lebensjahr ............................................................................................................................... 3
3.-4. Lebensjahr ............................................................................................................................... 3
4.-5. Lebensjahr ............................................................................................................................... 4
6.-8. Lebensjahr ............................................................................................................................... 4
Ab ca. 8. Lebensjahr ........................................................................................................................ 4
Behandlungsunwilligkeit ..................................................................................................................... 5
ERSTER ZAHNARZTBESUCH ..................................................................................................................... 7
Erste Behandlung OHNE Beschwerden ............................................................................................... 7
Erste Behandlung behandlungswilliges Kind MIT Beschwerden ......................................................... 7
Erste Behandlung behandlungsunwilliges Kind MIT Beschwerden .................................................... 7
PRINZIPIEN ............................................................................................................................................... 8
Tell Show Do - Erklären, zeigen, Machen ........................................................................................... 8
ANÄSTHESIE/SEDIERUNG/NARKOSE BEI KINDERN ................................................................................. 9
Anästhesie mit Lokalanästhetika ......................................................................................................... 9
Sedierung mit Diazepam ..................................................................................................................... 9
Sedierung mit Dormicum .................................................................................................................. 10
Hypnose ............................................................................................................................................. 10
Intubationsnarkose (ITN) ................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Lachgas ........................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
ANATOMISCHE BESONDERHEITEN DER MILCHZÄHNE ....................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
THERAPIEN IM MILCHGEBISS ............................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Füllungstherapie ............................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
IV
Materialien ................................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Endodontie im Milchgebiss ............................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Pathohistologische Grundlagen ................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Indikationen ................................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Kontraindikationen ..................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Behandlungsgrundsätze /Allgemeines ....................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Behandlungsmaßnahmen .......................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Lückenhalter / Platzhalter .............................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Kinderprothesen ............................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Planung, Herstellung und Umarbeitung ..................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Umarbeitungsnotwendigkeit...................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Bewertungen und Fazit .............................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Patienten mit Ektodermaler Dysplasie ....................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
DENTOALVEOLÄRE TRAUMATOLOGIE DER MILCHZÄHNE ................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Anamnese und Befunderhebung ................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Anamnese ................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Befunderhebung ......................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Klassifikation der Zahnverletzungen .............................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Zahnfrakturen ............................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Dislokationen .............................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Anweisung an die Eltern ................................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
ERKRANKUNGEN DES MILCHGEBISSES ............................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
Fläschchenkaries ............................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Turnerzahn ..................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
„Pulpapolyp“ Pulpitis chronica aperta granulomatose .................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Pulpitis chronica apertura ulcerosa ................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
MEDIKAMENTE BEI KINDERN ............................................................. Fehler! Textmarke nicht definiert.
Schmerzmittel ................................................................................ Fehler! Textmarke nicht definiert.
Antibiotika ...................................................................................... Fehler! Textmarke nicht definiert.
1
ALLGEMEINES
Dentition
Quelle Zusammenfassung KFO
Milchgebissperiode (20 Zähne)
unterteilt in
o Entwicklungsphase (Geburt - 3 Lebensjahr)
o Nutzungsphase (3. Lebensjahr - 6. Lebensjahr/Beginn des frühen Wechselgebisses)
Durchbruchszeiten der Milchzähne
o erster Zahn: mittlerer unterer Schneidezahn (6 Monate)
o vollständige Milchdentition im 2. - 3. Lebensjahr
o Wurzelbildung ist 1 - 1,5 Jahre nach Durchbruch abgeschlossen
o Unterkieferzähne brechen vor den Oberkieferzähnen durch
Zähne Alter bei Durchbruch
Mittlerer Schneidezahn: 71, 81, 51, 61 6 +/- 2 Monate
Seitlicher Schneidezahn 72,82,52,62 10 +/- 2Monate
1. Milchmolar 74,84,54,64 14 +/- 2Monate
Eckzahn 73,83,53,63 18 +/- 2Monate
2. Milchmolar 75,85,55,65 22 +/- 2Monate
Milchzähne sind kleiner als bleibende Zähne
Mit wachsender Kiefergröße entsteht zum Ende der Milchzahnära (5.-6. Lebensjahr) das typische
Lückengebiss mit interdentalen Abständen zwischen den Milchzähnen
Wurzeln:
o Milchfrontzähne sind einwurzelig, OK-Milchmolaren 3-wurzelig, UK-Milchmolaren 2-
wurzelig
o Milchmolarwurzeln sind stark gespreizt, um damit ausreichend Platz für die Zahnkeime
und den daraus sich entwickelnden bleibenden Prämolaren anzubieten
o Durch das Größenwachstum/Wachstumsdruck der bleibenden Zähne werden die
Milchzahnwurzeln schrittweise resorbiert
Milchzähne der Neugeborenen sind okklusal NICHT von Knochen bedeckt, der Durchbruch durch die
Kieferschleimhaut erfolgt durch Druckatrophie
Wechselgebiss
Wechselgebissphasen
o frühes Wechselgebiss (6.-9. Lebensjahr)
o spätes Wechselgebiss (10-13. Lebensjahr)
Durchbruchzeiten
o Durchbruchszeiten sind größeren Schwankungen unterworfen
o bei Mädchen brechen die permanenten Zähne im Allgemeinen 3-6 Monate früher durch
als bei Jungen
2
o Entwicklungsdauer der bleibenden Zähne: ca. 10 Jahre
o Ablauf der Dentition
1. Phase des Zahnwechsels 6-8 Jahre
Beginn: Durchbruch der Sechsjahrmolaren distal der 2. Milchmolaren
Ende: vollständiger Durchbruch der oberen seitlichen Schneidezähne.
Untere Inzisiven brechen i.d.R. VOR den oberen durch, die mittleren VOR
den seitlichen Schneidezähnen
Pause im Zahnwechsel ( 1,5 Jahre) zwischen 8. Und 9. Lebensjahr
2. Phase : Wechsel der Zähne der Stützzone 9-12 Jahre
Milchschneide- und Eckzähne werden durch gleichnamige bleibende Zähne ersetzt,
Milchmolaren werden durch die Prämolaren (4er, 5er) ersetzt
Molaren (6er, 7er, 8er) sind Zuwachszähne und verlängern die Zahnreihe nach distal
Leicht verzögerte Dentition im UK gegenüber dem OK
OK-Dentition: Sprung über den Eckzahn – OK-3er stellt sich erst NACH den Prämolaren ein
Mit dem Durchbruch des letzten bleibenden Zahnes (Ausgenommen des 3 Molaren) beginnt die
Phase de bleibenden Gebisses(permanentes Gebiss)
Stützzone
o Milchmolaren sind breiter als die bleibenden Prämolaren Platzüberschuss, aber die
bleibenden Eckzähne sind etwas breiter als die Prämolaren Platzverbrauch
o Mehr Leeway-Space im UK
UK OK
Frühes Wechselgebiss
6er 6er 5.-8. Lebensjahr (6-Jahrsmolar!)
1er 1er 6.-.9. Lebensjahr
2er 2er 7.-10. Lebensjahr
Spätes Wechselgebiss
3er 4er 9.-13. Lebensjahr
4er 5er 9.-14. Lebensjahr
5er 3er 10.-14. Lebensjahr
7er 7er 12.14. Lebensjahr (12-Jahrsmolar)
8er 8er 16.-40. Lebensjahr
3
Alterstypische Merkmale und Verhaltensweisen
2.-3. Lebensjahr
Grundsätzliches
o langsame atmosphärische Gewöhnung an die zahnärztliche Praxissituation – ohne
Behandlung empfehlenswert
o sprachlicher Kontakt nur begrenzt möglich: Informationsgehalt über
Beschwerdequalität und Schmerzintensität noch gering und häufig irreführend
o Umstellung von passiv elterlicher auf aktive Mundhygiene mit anschließendem
„Nachputzen“ möglich; fehlende motorischen Fähigkeiten
o Abgewöhnung von Lutschgewohnheiten ganz klar abzulehnen! mangelndes
Einsichtsvermögen, zwanghafter Entzug birgt die Gefahr der psychischen
Überforderung
Behandlung
o starke Bindung zur elterlichen Begleitperson: Behandlung generell in Anwesenheit
der Mutter/des Vaters
o nur schwach ausgeprägtes Konzentrationsvermögen + motorische Unruhe:
Behandlungsintervalle auf 2 – 3 min begrenzen maximal 3 Intervalle, dazwischen
kleine Ablenkungspausen
o nur schwach ausgeprägtes Abstraktionsvermögen: überzogene Erklärungen
vermeiden, Apell an Eigenverantwortung zwecklos
o fehlendes rationales Einsichtsvermögen: keine schnell rotierenden Instrumente
sondern Handexkavator und evtl. langsames Winkelstück; provisorischer Verschluss
3.-4. Lebensjahr
Behandlung
o beginnende Lockerung der Eltern-Kind-Bindung: vorsichtiger Aufbau eines
Vertrauensverhältnisses zum Kind möglich; ruhige Befundaufnahme muss in der
zahnärztlichen Praxis möglich sein
o stärkeres Interesse an der Umwelt, Wissbegierigkeit, Hang zur Nachahmung:
spielerische Gewöhnung an die Behandlungssituation in kleinen Schritten möglich
o wachsendes Konzentrationsvermögen: Behandlungsintervalle auf 3 – 4 min
begrenzen max. 3 Intervalle; dazwischen „Zappelpausen“ mit Ablenkung vom
Behandlungsgeschehen
o Empfänglichkeit für Lob und Belohnung: bewusste Verstärkung kooperativen
Verhaltens durch Lob und Belohnung
o langsame Steigerung der Belastbarkeit ;Gewöhnung an rotierende Instrumente kann
versucht werden
o sprachlicher Kontakt verbessert: Informationsgehalt über Beschwerdebild und
Schmerzqualität häufig verwertbar
o wachsendes rationales Einsichtsvermögen: in ca. 2 von 3 Fällen ist bei
unumgänglicher Schmerzbehandlung die Durchführung einer Lokalanästhesie
möglich (immer Terminal!)
Besonderheiten
4
o Mädchen zeigen in der Gesamttendenz eine früher einsetzende
Selbstständigkeitssentwicklung als Jungen
o Gelegentlich besteht eine verlängerte Abhängigkeit von den Eltern und eine
Verzögerung der Selbstständigkeitssentwicklung bei Erstgeborenen und
Einzelkindern (fehlende geschwisterliche Förderung)
o Da negative Umwelterfahrungen bis zu dem Alter häufig fehlen, können nicht-
kindgerechte Vorgehensweisen aber auch (unvorhersehbare) schmerzhafte
Behandlungen zu nachhaltiger über Jahren andauernder „Zahnarztangst“ führen.
4.-5. Lebensjahr
Behandlung
o Phase individueller Persönlichkeitsentwicklung (Differenzierung): bei günstiger
elterlicher Förderung Entwicklung eines stabilen Selbstbewusstseins; Eingehen auf
die jeweiligen (gelegentlich noch überschießenden) Besonderheiten im Verhalten
des Kindes erforderlich
o zunehmend aufgeschlossen gegenüber argumentativer Begründung der
erforderlichen Therapie
o differenzierte Beschreibung des Beschwerdebildes möglich
o Konzentrationsvermögen erlaubt Behandlungsintervalle zwischen 5 und 7 min (max.
3 Intervalle)
o Gebrauch schneller rotierender Instrumente nach Eingewöhnung möglich
o günstiges Alter zum Abgewöhnen von Lutschgewohnheiten
Besonderheiten
o gelegentliche Neigung zur „Hypochondrie“
o kokettierende „Kleinkindimitationen“ zur Vermeidung der Behandlung
o Beginn Unlust bzw. nachlassende Gründlichkeit bei der Mundhygiene => Eltern
sollten weiterhin nachputzen
6.-8. Lebensjahr
Behandlung
o Phase differenzierter Umweltbetrachtung: spontane Zuneigungs- und
Abneigungsäußerungen; Ablehnung des Zahnarztes aus persönlicher Antipathie
möglich (ohne objektivierbare Begründung)
o verstärktes Interesse an Gebiss durch Beobachtung des eigenen Zahnwechsels
o Gebrauch rotierender Instrumente nach Erklärung in der Regel möglich
Besonderheiten
o gelegentliche egozentrisches Verhalten (Versuch die Erwachsenen für sich „tanzen“
zu lassen)
o je nach Erziehung durch Eltern stellt sich die Disziplin der Kinder unterschiedlich dar
Ab ca. 8. Lebensjahr
Behandlung
5
o Bei regulärer Entwicklung (Eltern!) sind bei Kindern nach dem 8. Lebensjahr keine
altersspezifischen Merkmale mehr vorhanden, die die Durchführung einer
zahnärztlichen Behandlung entscheidend erschweren.
Behandlungsunwilligkeit
Patient: Altersbedingte Einflüsse
o Erziehungseinflüsse (Eltern!)
o Sozialisation
o körperlich reduzierter Allgemeinzustand (Schmerzen)
o psychische Störung (z. B. ADHS)
o negative Erfahrungen durch frühere Behandlungen
o negative Effekte durch Praxisatmosphäre
o Antipathie gegenüber Behandler
Behandler: nicht kindgerechtes Vorgehen/Wartezimmer
o Unfreundlichkeit des Personals
o nüchtern-sterile Ausstattung
o zu wenig oder keine Ablenkungsmöglichkeiten (kein Spielzeug/Bücher für Kinder)
o zu große Anzahl wartender Patienten
o gereizte Stimmung (z. B. ungeklärte Behandlungsreihenfolge)
o Leidensgeschichte anderer (häufig älterer) Patienten
o zu warm, schlechte Luft etc.
o ungewohnte Gerüche (Medikamente)
o Demonstrationsmaterial (Zahnmodelle, Gipsmodelle, Schädel)
o Instrumente (spitze Sonde, Skalpell, Kanüle, Zange)
o ungewohnte Geräusche (Absauganlage, Bohrer, Ultraschall)
o überrationalisierte Arbeitsweise (Parallelbehandlungen)
o persönliche Antipathie gegenüber Kind
o Kind wird sofort in liegende Position gebracht
o starke Lichteinwirkung aus Behandlungsleuchte
o sofortiger Behandlungsbeginn
o Absaugung wird „ohne Vorwarnung“ verwendet
o Sprachbarriere (zu komplexe Sprache, Verwendung von Fachausdrücken)
o schmerzhafte Behandlung bzw. unzureichende Schmerzausschaltung
Positive Beeinflussung
o Wartezimmer
freundliches Personals
Vermeidung langer Wartezeiten
separieren von Patienten mit Unfallverletzungen oder Schmerzen
freundliche Ausstattung (Wandfarbe, Möbel, Bilder etc.)
Spielzeug, Kinderbücher
günstiges Raumklima
o Behandlungszimmer
freundliches Personals
freundliche Ausstattung (Wandfarbe, Möbel, Bilder etc.)
keine spitzen oder scharfen Instrumente
6
kein „angsteinflößendes“ Demomaterial
keine Medikamentengerüche
o Arbeitsplatz
möglichst kindgerechte Einrichtung von Wartebereich und
Behandlungszimmer (Bilder, Zeichnungen, Spielzeug etc.)
auf dem Tray keine spitzen und scharfen Gegenstände
nur Spiegel, Pinzette, Watterollen
Kind nicht mit OP-Leuchte blenden
o Verhalten
freundliche Begrüßung
freundlicher Umgangston gegenüber Mitarbeitern
fremde Umgebung erklären
Kind ausredenlassen, ernstnehmen
Vermeidung von Fachausdrücken
keine heftige Kritik bezüglich mangender Mundhygiene und/oder
Sanierungszustand
ausführliche Beratung hinsichtlich Mundhygiene, Ernährung
Erklärung der geplanten Therapie
o Verhalten Sprache
positive Verstärkung, Belobigung, Partnerschaft
„Wir müssen versuchen…“
„Du muss mir jetzt helfen…“
„Ich habe Dir versprochen…“
„Darf ich wirklich noch weitermachen?“
„Nun schauen Sie sich mal Ihre tapfere Tochter an.“
„Toll, was Du geschafft hast.“„Toll, was wir geschaffen haben.“
„Neulich war ein Kind hier, das 1 Jahr älter ist als Du. Das hat aber nicht so
gut mitgemacht.“
7
ERSTER ZAHNARZTBESUCH
idealerweise ohne akute Beschwerden
schwangere Mütter ermuntern, sich mit ca. 2jährigem Kind vorzustellen
Kind sollte Eltern zunächst zu Routinebehandlung (Befund, ggf. kurze Prophylaxesitzung)
begleiten
Kind mit Situation vertraut machen
Erste Behandlung OHNE Beschwerden
ggf. mit Elternteil auf Behandlungsstuhl platznehmen
Anamnese, Befund
Plaque anfärben
Zahnputzübung (KAI-Methode (Kaufläche, Außenfläche, Innenfläche)
„professionelle“ Zahnreinigung (ggf. nur 1 Zahn)
Tell Show Do: Demonstration von Polierkelch und -paste am Daumennagel des Kindes
Kind auch für kleine Erfolge loben
Erste Behandlung behandlungswilliges Kind MIT Beschwerden
ggf. mit Elternteil auf Behandlungsstuhl platznehmen
Kind erzählen lassen
o auf schuldigen Zahn zeigen lassen
Anamnese
Befund
Exkavation
o Rosenbohrer
o oder Handexkavator (Hu-Friedy)
bei Behandlungswilligkeit aber „Spritzenangst“
o ggf. auf Anästhesie verzichten
o ggf. Handexkavator
o solange exkavieren, bis Kind die Hand hebt
o Pause, überreden weiter zu machen
Ziel: Kariesfreie Kavität, beste Versorgung: selbstätzendes Dentinadhäsiv +
Kompositfüllung
nicht „mit Gewalt erzwingen“ Folge wäre, dass „Behandlungswilligkeit“ in „Unwilligkeit“
umschlägt
Erste Behandlung behandlungsunwilliges Kind MIT Beschwerden
Motivation
Adapation
o Heranführung an die zahnärztliche Behandlung durch Adaptation bzw. Motivation
der behandlungsunwilligen Kinder ist wünschenswert, aber z. T. aufgrund von akuten
Beschwerden kaum oder gar nicht möglich.
o Nachkontrolle / Recall
Zur Vermeidung weiterer ITN
8
engmaschiges Recall
Intensivprophylaxe
individuelle Betreuung
Anamnese
o Kind erzählen lassen
o auf schuldigen Zahn zeigen lassen
Befund
Problem: Mund öffnen
Angst oder Renitenz?
bei Karies nicht in „blinden Aktionismus“ verfallen; solange keine Beschwerden bestehen,
Adaptation
PRINZIPIEN
„Tell-show-do“
Vermeiden stress/angstbesetzter Wörter
Positive Verstärkung
Strukturiertes Vorgehen
Kontrolle durch das Kind („Stopp Hand“)
Tell Show Do - Erklären, zeigen, Machen
Verhalten
o kindgerechtes Verhalten
o ruhig
o leise, aber verständlich sprechen
o mit Kind auf Augenhöhe
o nicht mit Mundschutz und Handschuh zum Kind
o keine falschen Versprechungen machen („Es tut schon nicht weh!“)
o klare Regel aufstellen und einhalten: z. B. Kind soll bei Schmerzen linken Arm heben
=> dann auch aufhören zu behandeln
o Umschreiben von Begriffen
Rosenbohrer = „Rudi Rümpler“
Speichelsauger = „Schlürfi“
Anästhesie = „Schlaftropfen“
OP-Leuchte = „Sonne“
Mund öffnen = „wie ein Löwe gähnen“
9
ANÄSTHESIE/SEDIERUNG/NARKOSE BEI KINDERN
Schmerz ist einer der wesentlichen Gründe, warum Kinder beim Zahnarzt nicht mitmachen.
keine Angst vor Lokalanästhesie bei Kindern! Untersuchungen zeigen: Spezialisten für
Kinderzahnheilkunde geben mehr Lokalanästhesie als Generalisten.
Anästhesie mit Lokalanästhetika
Mittel: Articain 1:100.000 (Ultracain DS forte)
Dosierung:
o ca. 0,1 ml/kg KG
o bis 1 ml – 2 ml kein Problem
Oberflächenanästhesie
o Kind vor schlechten Geschmack warnen
Vorgehen Infiltrationsanästhesie
o insbesondere bei Extraktionen
o ggf. mit Citoject
o immer in Kombination mit der Oberflächenanästhesie
o Kanüle minimal unter Gingiva einstechen
o kleines Depot setzen, kurz waren
o weiter vorschieben, Aspiration
o Depot setzen (ca. 1 ml)
o kein Knochenkontakt
Intraligamentäre Anästhesie
o (auch nach Gerichtsurteilen) fast immer das Mittel ersten Wahl
o Citoject
Vorgehen Leitungsanästhesie
o Leitungsanästhesie ist auch im UK (fast) obsolet (Knochen ist noch nicht so stark
mineralisiert)
o bis zum jungen Erwachsen können alle konservierenden Maßnahmen
(Füllungstherapie) sowie die Extraktion von Milchzähnen mittels terminaler
Infiltrationsanästhesie durchgeführt werden
o in 80 % der Fälle auch bei 6er Extraktionen
o Vorgehen:
wenn LA: auf Okklusionsebene einstechen
Magic Wand
o Anästhesiesysteme
o „Magic Wand“ etc. ist teuer und durch langsames manuelles Anästhesieren ist
gleicher Effekt auch zu erzielen
Sedierung mit Diazepam
zahnärztliche Behandlung bei Kindern
Indikation
o akute Beschwerden
o Kariestherapie
o Zahn muss ggf. trepaniert oder extrahiert werden
10
Wirkung
o Patient soll unangenehme Erfahrungen vergessen
o Patient nicht unbedingt ruhig gestellt
o z. T. gegenteiliger Effekt (akute Erregungszustände, Wutanfälle)
Anästhesie nicht vergessen
Diazepam = Valium
o Darreichung: als Tablette oder Rektiole
o Dosierung
korrekte Dosierung beachten
z. B. Rektiole 5 mg / 10 mg
5 mg: Kinder 10 – 15 kg
10 mg: Kinder über 15 kg
o Aufklärung der Eltern
vermindertes Reaktionsvermögen
Bewegungs- und Gangunsicherheiten
paradoxe Reaktionen (akute Erregungszustände, Wutanfälle)
Atemdepression
Patient beaufsichtigen
o Vorteile
vergleichsweise einfach
keine apparativen Voraussetzungen
mehr belastende Verfahren können vermeiden werden
o Nachteile
fragliche Effektivität
ggf. nicht ausreichend
ggf. Nebenwirkungen (paradoxe Reaktion, Atemdepression)
Sedierung mit Dormicum
Dormicum = Midazolam (Benzodiazepine)
Sedierung mit Dormicum ist deutlich effektiver als mit Diazepam
Gefahr der Atemdepression => Anästhesisten
Hypnose
Vorteile
o keine medikamentösen Nebenwirkungen
o keine apparativen Voraussetzungen
Nachteil
o Technik muss erlernt werden
o nicht für jeden geeignet
o fragliche Effektivität
o ggf. nicht ausreichend