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Konzepte zur Vermeidung von Wildunfällen an Konzepte zur Vermeidung von Wildunfällen an nationalen und internationalen Beispielen nationalen und internationalen Beispielen Prof. Dr. Hartmut Weigelt Dipl Biol.Christian Theißen AG Bioökonomie Ruhr-Universität Bochum 02.02.2013 Definition Wildunfall: Definition Wildunfall: Als Wildunfall werden üblicherweise nur solche Unfälle bezeichnet, bei denen ein Als Wildunfall werden üblicherweise nur solche Unfälle bezeichnet, bei denen ein Schaden am Fahrzeug entsteht. Schaden am Fahrzeug entsteht. Das Überfahren von kleineren Tieren wie von Igeln und Fröschen oder das Das Überfahren von kleineren Tieren wie von Igeln und Fröschen oder das Zusammenstoßen mit kleineren Vögeln und mit Haus- oder Nutztieren wie Katzen, Zusammenstoßen mit kleineren Vögeln und mit Haus- oder Nutztieren wie Katzen, Hühner, Kühe oder Schafe zählt somit nicht zu den Wildunfällen. Hühner, Kühe oder Schafe zählt somit nicht zu den Wildunfällen. Dem gegenüber bezieht der englische Begriff Dem gegenüber bezieht der englische Begriff Roadkill Roadkill auch alle diese Tierarten mit auch alle diese Tierarten mit ein ein

Konzepte zur Vermeidung von Wildunfällen an nationalen und ...€¦ · Wildunfälle in Deutschland In NRW wird fast jedes dritte Reh durch den Strassenverkehr getötet (31%) Der

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Konzepte zur Vermeidung von Wildunfällen an Konzepte zur Vermeidung von Wildunfällen an nationalen und internationalen Beispielen nationalen und internationalen Beispielen

Prof. Dr. Hartmut WeigeltDipl Biol.Christian Theißen

AG BioökonomieRuhr-Universität Bochum

02.02.2013

Definition Wildunfall:Definition Wildunfall:

Als Wildunfall werden üblicherweise nur solche Unfälle bezeichnet, bei denen ein Als Wildunfall werden üblicherweise nur solche Unfälle bezeichnet, bei denen ein

Schaden am Fahrzeug entsteht. Schaden am Fahrzeug entsteht.

Das Überfahren von kleineren Tieren wie von Igeln und Fröschen oder das Das Überfahren von kleineren Tieren wie von Igeln und Fröschen oder das

Zusammenstoßen mit kleineren Vögeln und mit Haus- oder Nutztieren wie Katzen, Zusammenstoßen mit kleineren Vögeln und mit Haus- oder Nutztieren wie Katzen,

Hühner, Kühe oder Schafe zählt somit nicht zu den Wildunfällen. Hühner, Kühe oder Schafe zählt somit nicht zu den Wildunfällen.

Dem gegenüber bezieht der englische BegriffDem gegenüber bezieht der englische Begriff RoadkillRoadkill auch alle diese Tierarten mit auch alle diese Tierarten mit

einein

AusgangslageAusgangslageWildunfall-Statistik Deutschland 2010/11 Wildunfall-Statistik Deutschland 2010/11 (April 2010 bis März 2011)(April 2010 bis März 2011)

Wildunfälle in DeutschlandWildunfälle in Deutschland Jährlich über 200.000 Wildunfälle pro Jahr (NRW ca.

30.000) ca. ein Dutzend Tote, einige tausend Verletzte und Sachschäden von ca. 500 Mio. €

AusgangslageAusgangslage

Wildunfälle in DeutschlandWildunfälle in DeutschlandBeispiel ThüringenBeispiel Thüringen

AusgangslageAusgangslage

Herausgeber:Thüringer Landesamt für Statistik

Die Unfallforscher der Versicherer (UDV) haben in einer Studie herausgefunden, dass es bisher keine wirksamen Mittel gibt, die Verkehrsteilnehmer nachhaltig vor dem Risiko eines Wildunfalls schützen. Dazu wurden verschiedene Methoden zur Vermeidung von Wildunfällen verglichen: Duftbarrieren, optische und akustische Reflektoren, Rückschnitt der Hecken und Sträucher am Straßenrand sowie Wildwechselschilder. Das Ergebnis: Keine diese Maßnahmen trägt wirksam zur Reduzierung von Wildunfällen bei.

AusgangslageAusgangslage

Wildunfälle in DeutschlandWildunfälle in Deutschland In NRW wird fast jedes dritte Reh durch den

Strassenverkehr getötet (31%)Der Bundesdurchschnitt liegt bei jedem fünften

Reh (18%)Bei Wildschweinen kam es zu einem 8%igem

Zuwachs im Vergleich zum Jahr 2007Abnahme der Unfälle mit Rotwild um 26% (nur

jeder 20. Hirsch kommt im Strassenverkehr ums Leben = 5%)

Zunahme beim Damwild um 18% Im Herbst kommt es zu den meisten Unfällen

AusgangslageAusgangslage

Ursachen für WildunfälleUrsachen für Wildunfälle

Die Ursachen liegen im Verhalten von Tier und Mensch sowie

in Wetterbedingungen und Saison. Der

klassische Wildunfall ereignet sich nachts im späten September

(zur Brunftzeit von Rehen und Hirschen) bei Vollmond an

einem Wildwechsel. Diese Situation fasst alle

Gefahrenmomente zusammen: Die brunftigen Tiere wechseln

im Licht gern die Straße.

AusgangslageAusgangslage

AusgangslageAusgangslage

Zerschneidung von Lebensräumen und VerinselungZerschneidung von Lebensräumen und Verinselung

AusgangslageAusgangslage

Zerschneidung von Lebensräumen und VerinselungZerschneidung von Lebensräumen und Verinselung

Zerschneidung und VerinselungZerschneidung und Verinselung

ca. 235.000 km öffentliche Straßen in Deutschland (Autobahnen, Bundes-, Land- und Kreisstraßen)

ca. 396.000 km Gemeindestraßen NRW mit ca. 95.000 km eines der dichtesten NRW mit ca. 95.000 km eines der dichtesten

Straßennetze Straßennetze Deutschlandweit 850 Mrd gefahrene km jährlichStraßen gelten als unüberwindbares Hindernis für

Wildtiere

Verinselung und RaumanspruchVerinselung und Raumanspruch

Weitere Wirkungen von VerinselungWeitere Wirkungen von Verinselung

Analyse der Wildunfall-HotspotsAnalyse der Wildunfall-Hotspots

Auswahl dreier Strecken zur Analyse (B224 Schermbeck, Wilhelmstr. Hünxe und Wilhelmstr./ Am Uhlensterz Hünxe)

Kartierung der Strecken mittels GPS

Eintragen wichtiger jagdlicher- und forstlicher Einrichtungen in die Karten

Jagdliche- und forstliche Einrichtungen in Jagdliche- und forstliche Einrichtungen in Bezug zu WildunfällenBezug zu Wildunfällen

Feuchtgebiete (Suhlen)

Dickungen

Kirrungen

Betriebswege

Zäune

Wildwege und -wechsel

Bildquelle: ANW

Bildquelle: fotocommunity

Bildquelle: Jürgen Fuchs

Analyse der WildunfallhotspotsAnalyse der Wildunfallhotspots

Analyse der Strecken mittels erstellter Karten und Fotos

Versuch der Klärung der Frage, warum sich an bestimmten Stellen Wildunfälle häufen

Vergleich der drei Strecken untereinander um evtl. Gemeinsamkeiten zu finden

Ermittlung von UnfallschwerpunktenErmittlung von Unfallschwerpunkten

Teststrecken in Hünxe mit „Duftzaun“Teststrecken in Hünxe mit „Duftzaun“

In Hünxe befanden sich zwei der vier Teststrecken aus dem Kreis Wesel. Eine

befindetsich im Privatforst der Thyssen Vermögensverwaltung GmbH (TVV)

Ermittlung von UnfallschwerpunktenErmittlung von Unfallschwerpunkten

mitmit „Duftzaun“ „Duftzaun“

Analyse der WildunfallhotspotsAnalyse der Wildunfallhotspots

Ergebnisse:

Verschiedene Faktoren spielen eine Rolle: Vegetation, Straßenbreite, Kuppen und Senken,

Kurven, vorhandene Wildunfallverhütungsmethoden, Nahrungsangebot (natürlich oder zugefüttert), Sexualpartner, Brut und Nistplätze, Wildvorkommen, und benötigter Freiraum der vorkommenden Arten

Methoden der WildunfallverhütungMethoden der Wildunfallverhütung

Wildwarnreflektoren

WildschutzzäuneWildschutzzäune

WildwarnanlagenWildwarnanlagenWildwarnanlagenWildwarnanlagen

Das elektronische Warnsystem besteht aus zwei Teilen: Infrarotsensor-Anlagen und

dynamisch arbeitende Warnschildern. Entlang der für Wildwechsel bekannten Strecken

werden die Anlagen mit Infrarotsensoren jeweils 1,50 Meter vom rechten Fahrbahnrand

entfernt aufgestellt. Jeder einzelne Sensor überwacht je nach Witterungsbedingung

einen Bereich von bis zu 75 Metern. Werden dort Bewegungen oder Wärmequellen

erkannt, erscheint auf den entlang der Wildwechsel-Routen aufgestellten elektronischen

Warnschildern der Hinweis „Wildwechsel“ und eine Geschwindigkeitsbegrenzung von

50 km/h. Befindet sich kein Tier in der Nähe, gilt die ansonsten erlaubte

Maximalgeschwindigkeit.

WildwarnanlagenWildwarnanlagenWildwarnanlagenWildwarnanlagen

Anstatt eines Zaunes werden die Begrenzungspflöcke am Straßenrand

mit Sensoren ausgestattet, die auf das Scheinwerferlicht von

Fahrzeugen reagieren. Sie lösen einen für die Tiere unangenehmen

Piepton aus sowie LED-Blitze in Blau und Grün für unterschiedliche

WildartenHat sich das Auto entfernt, geben die Wildwarner Ruhe. Die

Erfolgsquote liegt bei 90 Prozent.

IPTE – Schalk & Schalk OG, ÖsterreichIPTE – Schalk & Schalk OG, Österreich

WildwarnanlagenWildwarnanlagenWildwarnanlagenWildwarnanlagen

WildwarnanlagenWildwarnanlagenWildwarnanlagenWildwarnanlagen

Wilderkennung im KfzRadareinheit und eine Infrarotkamera

Warnhinweis

GrünGrün--BrückenBrücken

Im Rahmen des Konjunkturpakets II hat die

Bundesregierung auch zusätzliche Haushaltsmittel für das

"Programm zur Wiedervernetzung von Lebensräumen"

bereitgestellt. In Nordrhein-Westfalen entstehen damit vier

Grünbrücken über bestehende Straßen des Bundes:

A1 zwischen Nettersheim und Blankenheim

A3 bei Köln-Königsforst

A31 bei Dorsten-Schermbeck

B64 bei Bad Driburg

Querungshilfen für Kleintiere

Methoden der WildunfallverhütungMethoden der WildunfallverhütungReduktion der Wilddichte

Verhaltensänderungen der Autofahrer

Wildwarnreflektoren

Wildwarnanlagen

Wildschutzzäune

Grün-Brücken

Infrarotkameras in Autos

FazitFazitViele Möglichleiten mit Vor- und NachteilenDie Pflicht liegt auch bei den AutofahrernViele technische Hilfsmittel werden

entwickelt

Ein Patentrezept gibt es nicht und Wildunfälle werden nie gänzlich vermieden werden können

Streckenanalysen (hot spots) helfen geeignete Präventionsmaßnahmen zu finden und Wildunfälle zu vermeiden

Was ist IENE?Was ist IENE?

Infra Eco Network Europe (IENE) ist ein Europäisches Netzwerk von Infra Eco Network Europe (IENE) ist ein Europäisches Netzwerk von

Behörden, Instituten und Experten, die sich mit der Bedeutung der Behörden, Instituten und Experten, die sich mit der Bedeutung der

Habitatfragmentierung befassen, die durch Transportinfrastruktur, wie Habitatfragmentierung befassen, die durch Transportinfrastruktur, wie

Strassen, Kanäle u.Ä. zustande kommen.Strassen, Kanäle u.Ä. zustande kommen.

Europäische Initiativen zur Vermeidung von WildunfällenEuropäische Initiativen zur Vermeidung von Wildunfällen

Wildlife and Traffic: A European Handbook forIdentifying Conflicts and Designing Solutions

Europäische Initiativen zur Vermeidung von WildunfällenEuropäische Initiativen zur Vermeidung von Wildunfällen

The Deer Initiative is a broad partnership of statutory, voluntary and private interests dedicated to "ensuring the delivery of a sustainable, well-managed wild deer population in England and Wales".

Landscape Fragmentation in Europe

““HABITAT FRAGMENTATION HABITAT FRAGMENTATION DUE TO DUE TO

TRANSPORTATION INFRASTRUCTURE”TRANSPORTATION INFRASTRUCTURE”

Habitatfragmentierung auf Grund der Infrastruktur für den TransportHabitatfragmentierung auf Grund der Infrastruktur für den Transport

COST Action 341COST Action 341

Europäische Initiativen zur Vermeidung von WildunfällenEuropäische Initiativen zur Vermeidung von Wildunfällen

Was bedeutet COSTCOST ?(European COCOoperation in the Field of SScientific and TTechnical Research)

Kooperation zwischen den Regierungen- 1971- 17 Scientific & Technical domains

Teilnehmer- 32 COST Länder- The European Commission- International organisations and research establishments from non-COST countries

COST Aktionen- Konzertierte Aktionen national geförderter Forschung und Entwicklung

- Memorandum of Understanding (MoU)

Europäische Initiativen zur Vermeidung von WildunfällenEuropäische Initiativen zur Vermeidung von Wildunfällen

Ziele der COST Action 341:Ziele der COST Action 341:

Die Förderung von nachaltiger pan-Die Förderung von nachaltiger pan-Europäischer Transportinfrastruktur durch Europäischer Transportinfrastruktur durch Empfehlungen und Planungsverfahren mit Empfehlungen und Planungsverfahren mit dem Ziel, die Biodiversität zu erhalten und dem Ziel, die Biodiversität zu erhalten und Wildunfälle zu reduzieren.Wildunfälle zu reduzieren.

Europäische Initiativen zur Vermeidung von WildunfällenEuropäische Initiativen zur Vermeidung von Wildunfällen

Ergebnisse:Ergebnisse:1. 1. 1313 Nationale Berichte über die Habitat Fragmentatierung Nationale Berichte über die Habitat Fragmentatierung

durch Lineare Transport- Infrastrukturdurch Lineare Transport- Infrastruktur– ohne deutsche Beteiligungohne deutsche Beteiligung

2. European Review on Habitat Fragmentation due to Linear 2. European Review on Habitat Fragmentation due to Linear Transportation Infrastructure in Europe Transportation Infrastructure in Europe

Eine Übersicht zur Fragmentierung in EuropaEine Übersicht zur Fragmentierung in Europa

3. The European Handbook on how to avoid Habitat 3. The European Handbook on how to avoid Habitat Fragmentation due to Linear Transportation Fragmentation due to Linear Transportation Infrastructure Infrastructure

Ein Handbuch zur Vermeidung von FragmentierungEin Handbuch zur Vermeidung von Fragmentierung

4. On-line database4. On-line database

5. Abschlußbericht der COST Action 341 5. Abschlußbericht der COST Action 341

Europäische Initiativen zur Vermeidung von WildunfällenEuropäische Initiativen zur Vermeidung von Wildunfällen

Wildunfälle Wildunfälle

am Rande bemerktam Rande bemerkt

Wildunfall-Crashtest des ADAC. Foto: Auto-Medienportal.Net/ADAC

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !Nein, er ist es nicht (Usain B).

Zusammenfassungen nach Langbein et al. 2011

Zusammenfassungen nach Langbein et al. 2011

Zusammenfassungen nach Langbein et al. 2011

QuellenQuellen DJV, Barrieren überwinden - Praxisleitfaden für eine wildtiergerechte

Raumplanung, 2008 Mastro, L. L., Conover, M. R., Frey, S. N. 2008, Deer-vehicle collision

prevention techniques. Human-Wildlife Conflicts 2(1):80-92 Danielson B.J., Hubbard M.W., July 1998, A literuture for assessing the

status of current methods of reducing deer-vehicle collisions, Report for Iowa Department of transportation and Iowa Department of natural resources

„Projektplan Optimierung der Effektivität von Wildunfallpräventionsmaßnahmen an Straßen in Nordrhein-Westfalen“ von Straßen.NRW

http://www.peopleandwildlife.org.uk/crmanuals/deervehicles.pdf http://www.strassen.nrw.de/projekte/a1/gruenbruecke-heinzenberg.php