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C. Walter: Korrektur yon Formfehlern der Ohrmuschel 279 Erfahrungen bessere audiologisehe Dauerresultate liefert, insbesondere bei den h~ufigen Fehlbildungen des Hammer-AmboBkomplexes. 6. Herr Terrahe weist auf die Mil~bildungen des inneren GehSrganges him Ieh mSehte erw~hnen, dal~ naeh unseren Messungen vertikale Durehmesser des inneren GehSrganges yon fiber 8 mm und unter 2 mm als sieher pathologisch anzusehen shad. D. Ziihlke (Miinsteri. Westf.), SehluBwort: Den Erg~nzungen yon Herrn Beekmann ist voll beizupflichten. Die Versorgung fehlgebildeter Kinder mit einem HSrgerEt wurde im Referat nur gestreift. Es kann nicht genfigend betont werden, dab bereits im ersten Lebensalter, die Sprachentwicklung hSrgest6rter Kinder dureh ein HSrgerEt roll unterstiitzt werden muB, aueh wenu spEter eine Operation vorgesehen ist. l~ur so werden bleibende Sprachst6rungen vermieden. Herr Denecke und Herr Miehlke weisen mit Recht auf den gefahrlosen Weg zur Paukenh6hle hin, bei welchem der 1~. facialis am Foramen stylomastoideus dargestellt und verfolgt wird. Verletzungen des Gesiehtsnerven und des Innenohres lassen sich so vermeiden. Zu Herrn Gerlaeh: Wie dem Referat zu entnehmen ist, ffihrten wir 45 Steigbfigel- plastiken durch, die l~inger als 1 Jahr postoperativ beobachtet wurden. Die absolute Zahl solcher Eingriffe bei Fehlbildungen betr~gt z. Z. bereits fiber 60, wovon wir die ersten Operationen am ovalen Fenster bereits vor 8 Jahren durchfiihrten. Der Anteil an Re-Ankylosen ist bei Verwendung der Draht-Bindegewebsprothese bei diesen 1%hlbildungen erstaunlich gering. Zweifellos ist das Schicksal dieser Prothe- sen, wenn wir einen Zeitraum yon 20 oder 30 Jahren veransehlagen, ungewiB. Gerade aus diesem Grunde bevorzugen wir jedoch die Draht-Bindegewebsprothese, die gegenfiber einem Piston den geringeren FremdkSrperanteil hat und damit vielleicht auch den geringeren Dauerreiz auf das Labyrinth ausfibt. C. Walter (Essen): Korrektur yon Formfehlern der Ohrmusehel Seit Jahrhunderten hat die Ohrmuschel die Menschen fasziniert. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Ausffihrungen yon Kind- ler, der das Mysterium um die menschliche Ohrmusehel anhand yon Beispielen bei Skulpturen und Bildern erl~utert hat. W~hrend bei der Korrektur der sog. abstehenden Ohren psycholo- gische Griinde die Motivation fiir den Eingriif darstellen, steht die ~rztliche Indikation bei weitergehenden Deformit~ten zur Wiederher- stellung der Ohrmuschel und zur ttSrverbesserung im Vordergrund. Entwicklungsgeschichte Aus den Kiemenanlagen des 1. und 2. Kiemenbogens wird die Ohr- muschel gebildet. Vom 21. Tag an erscheint beim Embryo die !. Anlage in Form yon 2 Reihen yon je 3 Ektodermverdickungen, aus denen sich dann bis zur 6. Woche die Ohrmuschel in ihrer eigentlichen Form aus- bildet (Stark u. Saunders, Feuerstein, Badtke, Degenhardt u. Lund). Diese 3 Epithelknospen kSnnen jeweils dem Mandibular- und Hyoid- bogen zugeordnet werden.

Korrektur von Formfehlern der Ohrmuschel

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Page 1: Korrektur von Formfehlern der Ohrmuschel

C. Walter: Korrektur yon Formfehlern der Ohrmuschel 279

Erfahrungen bessere audiologisehe Dauerresultate liefert, insbesondere bei den h~ufigen Fehlbildungen des Hammer-AmboBkomplexes.

6. Herr Terrahe weist auf die Mil~bildungen des inneren GehSrganges him Ieh mSehte erw~hnen, dal~ naeh unseren Messungen vertikale Durehmesser des inneren GehSrganges yon fiber 8 mm und unter 2 mm als sieher pathologisch anzusehen shad.

D. Ziihlke (Miinsteri. Westf.), SehluBwort: Den Erg~nzungen yon Herrn Beekmann ist voll beizupflichten. Die Versorgung fehlgebildeter Kinder mit einem HSrgerEt wurde im Referat nur gestreift. Es kann nicht genfigend betont werden, dab bereits im ersten Lebensalter, die Sprachentwicklung hSrgest6rter Kinder dureh ein HSrgerEt roll unterstiitzt werden muB, aueh wenu spEter eine Operation vorgesehen ist. l~ur so werden bleibende Sprachst6rungen vermieden. Herr Denecke und Herr Miehlke weisen mit Recht auf den gefahrlosen Weg zur Paukenh6hle hin, bei welchem der 1~. facialis am Foramen stylomastoideus dargestellt und verfolgt wird. Verletzungen des Gesiehtsnerven und des Innenohres lassen sich so vermeiden. Zu Herrn Gerlaeh: Wie dem Referat zu entnehmen ist, ffihrten wir 45 Steigbfigel- plastiken durch, die l~inger als 1 Jahr postoperativ beobachtet wurden. Die absolute Zahl solcher Eingriffe bei Fehlbildungen betr~gt z. Z. bereits fiber 60, wovon wir die ersten Operationen am ovalen Fenster bereits vor 8 Jahren durchfiihrten. Der Anteil an Re-Ankylosen ist bei Verwendung der Draht-Bindegewebsprothese bei diesen 1%hlbildungen erstaunlich gering. Zweifellos ist das Schicksal dieser Prothe- sen, wenn wir einen Zeitraum yon 20 oder 30 Jahren veransehlagen, ungewiB. Gerade aus diesem Grunde bevorzugen wir jedoch die Draht-Bindegewebsprothese, die gegenfiber einem Piston den geringeren FremdkSrperanteil hat und damit vielleicht auch den geringeren Dauerreiz auf das Labyrinth ausfibt.

C. Walter (Essen): Korrektur yon Formfehlern der Ohrmusehel

Seit J a h r h u n d e r t e n h a t die Ohrmuschel die Menschen faszinier t . I n t e r e s s a n t s ind in d iesem Z u s a m m e n h a n g die Ausff ihrungen yon Kind - ler, der das Mys t e r i um um die menschl iche Ohrmusehel a n h a n d yon Beispie len be i Sku lp tu ren und Bi ldern er l~uter t hat .

W ~ h r e n d bei der K o r r e k t u r der sog. abs t ehenden Ohren psycholo- gische Gri inde die Mot iva t ion fiir den Eingr i i f dars te l len, s t eh t die ~rzt l iche I n d i k a t i o n bei wei te rgehenden Deformi t~ ten zur Wiederher - s te l lung der Ohrmuschel und zur t tS rve rbesse rung im Vordergrund .

Entwicklungsgeschichte Aus den K iemenan lagen des 1. und 2. K iemenbogens wird die Ohr-

muschel gebi ldet . Vom 21. Tag an erscheint be im E m b r y o die ! . Anlage in F o r m yon 2 Reihen yon je 3 Ek tode rmverd i ckungen , aus denen sich d a n n bis zur 6. Woche die Ohrmuschel in ihrer e igent l ichen F o r m aus- b i lde t (S ta rk u. Saunders , Feuers te in , Bad tke , D e ge nha rd t u. Lund) . Diese 3 Ep i the lknospen kSnnen jeweils dem Mandibu la r - u n d Hyo id - b o g e n zugeordne t werden.

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Rogers konnte kinematographisch nachweisen, da]3 nur der vordere Tefl des Helix und der Tragus aus dem Mandibularbogen entstehen, wahrend sich 850/0 der Ohrmusehel aus dem Hyoidbogen entwiekeln. Daraus ergibt sich, dab es bei einer StSrung wahrend der Entwieklungs- phasen aueh zu Mfl~bfldungen im Mittel- und Innenohrbereieh kommen kann.

Die praaurieuli~ren Fisteln (van Auverkerk, Finochietto u. Yoel) k6nnen ebenso hierzu gezahlt werden.

Einteilung der De/ormitiiten Obwohl ffir diese Deformit~ten an die 40 Namen gegeben wurden,

sollte man sich bei der Einteflung auf 4 Hauptgruppen beschr~nken (Aubry, S6n6chal, Jayes u. Dale sowie Moulonguet).

1. Helix vorhanden, aber prominent 2. fehlendes Crus superior, 3. fehlender Anthelix, 4. Abdr~ngen der Ohrmusehel durch hyperpneumatischen Warzen-

fortsatz.

Diese Einteilung ist naeh Mfindnich u. Rogers zu erweitern, wenn die Klassifizierung zuss Deformit~ten bis zur Mikrotie mit-

zi~hlen wollen. Wir unterscheiden dann

1. das Tassenohr, 2. das Muschelohr, 3. die Mikrotie, variierend yon einer Ohrls fiber

Helix und Conchafehlbildungen bis zu den rudimentiiren Resten mit GehSrgangsatresien.

Ohrmuschelwachstum und Operationszeit Die Untersuehungen fiber das Wachstum der Ohrmusehel yon Adam-

son, Horten u. Crawford sowie yon Pellnitz haben ergeben, dab die Periode grSl3ten Ohrmuschelwaehstums in der 1. Lebensdekade fest- zustellen ist. In den letzten Lebensdekaden ist dann ein langsames Weiterwachstum, besonders in der Liinge naehzuweisen.

Korrekturen an der 0hrmusehel sollten daher nicht vor Abschlul3 des 5.--6. Lebensjahres ausgeffihrt werden, um den Waehstumsprozel3 nicht zu beeintr~chtigen, sie kSnnen aber bis ins hohe Alter vorgenommen werden.

l~i~cl~blick au] die Operationsmethoden Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden gezielte Versuehe tmter-

nommen, d u r e h operative Mal3nahmen, Korrekturen der Stellungs- anomalien vorzunehmen. Es ist das Verdienst Elys (1881) und Lucketts

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Korrektur yon Fomfehlern der Ohrmuschel 281

(1910) als erste auf die Bedeutung des Anthelix bei der Ohrkorrektur hingewiesen zu haben.

Operative Technik Wir unterseheiden heute prinzipiell die sog. Sehnitt-, Naht- und

Sehnittnahtteehniken. Mit diesen versehiedenen Verfahren ~%rd versueht, der Ohrmusehel die gewfinsehte Form zu geben. Generell sollte dabei festgestellt werden, dal~ bei groBen Ohren und diekem Knorpel der Sehnitt- oder der Schnittnahttechnik der Vorzug gegeben werden sollte, w/~hrend die reine Nahtteehnik den geringfiigigeren Deformit/iten bei diinnerem Knorpel als Operationsverfahren vorbehalten bleiben sollte.

Schnittechnilc- Operation Eine preoperative medikamentSse Behandlung mit Dolantin oder

Psyquil und Atropin in altersentspreehender Dosierung eine 1/2 Std vor der Operation injiziert, hat sich uns bew~hrt. Diese Operation kaml, wie die anderen auch, unter Vollnarkose oder in Lokalanaesthesie aus- gef~hrt werden, wobei man dureh Leitungs- und Infil~rationsanaesthesie die sensorisehe Nervenversorgung 1/~hmt.

Bei besonders/~ngstlichen Kindern wird man der Intubationsnarkose den Vorzug geben.

Wegen der Gefahr einer Perichondritis ist auf hSchste Sterilit/~t bei der Operation Wert zu legen.

Der Eingriff wird mit einem bogenfSrmigen Hautsehnitt auf der postauricul/~ren Seite begonnen. Der entstehende tiirflfigel/~hnliehe Haut- lappen wird bis zum Planum mastoideum abgelSst, diese AblSsung sollte aber nieht welter reichen. AnsehlieBend erfolgt eine knorpelspaltende Incision unterhalb des vorgesehenen Anthelix. Diese reicht unter das Crus inferior and endet am Beginn des Helixrandes. Ein zweiter Sehnitt wird claim parallel zum Helixrand gefiihrt, um aueh noch die Stellung des Helix selbst korrigieren zu kSnnen (Beeker). tiler kann zus/itzlieh noch das IAgamentum helieis anterior naeh ~er9er durehtrennt werden. Man modelliert den Knorpel entweder mit dem Messer, wie wires bevor- zugen, mit einem seharfen Lbffel (Holmes) oder mit der Fr/~se naeh Converse. Da die grSBten Sehwierigkeiten bei einer Anlegung der Ohr- muschel im eranialen Bereieh liegen, halten wir Knorpelexeisionen in diesem Bereieh ffir empfehlenswert.

Einer zu groBen Concha und einem besonders abstehenden Ohrl/~pp- ehen begegnet man durch Resektion siehelfSrmiger Hantsegmente an den Schnittkanten des Knorpels.

Den AbschluB der Operation bilden intra- oder pereutan gelegte Matratzenn/~hte arts Nylonmaterial, die zwisehen dem 5.--8.Tag ent- fernt werden.

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Nahttechnil~operation 1963 empfahl Mustard6 ein Verfahren, bei dem start durch Knorpel-

ineisionen der Anthelix dureh subcutan angelegte N/~hte geformt wJrd. Diese N/~hte werden nach der AblSsung der postaurieul/~ren Haut so angelegt, dab die doppel-sehlingenartig das posteriore und anteriore Perichondrium vor und hinter dem neu zu bildenden Anthelix umfassen, ohne die Haut der Ohrmuschelvorder- oder -riickseite zu berfihren. Als Vereinfaehung des Nahtteehnikverfahrens kann man das Vorgehen von Kay annehmen.

Schnittnahttechnikoperation Sic stellt eine Kombination der gebr/~uehlichen Operationsverfahren

dar. Komplikation

Ist bereits w/~hrend des Eingriffes erkennbar, dag zuviel Knorpel entfernt worden oder ausgediinnt worden ist, so soil man noch w/ihrend derselben Sitzung dureh erneute Reimplantation yon Knorpel oder naeh der Empfehlung yon Hertig durch die subcutane Implantation eines Dermis-Periostlappens eine weiche Kontur des Ohrmuschelreliefs wieder- herstellen.

Die gefiirchtete Perichondritis fiihrt zu erheblichen Schrumpfungen der Ohrmuschel. Hier helfen dann nur hohe Antibiotieagaben und, der Empfehlung yon BSnninghaus folgend, die Einlage einer Supramid- stiitze, um eine Hautschrumpfung zu verhindern. In einer sp/~teren Sitzung werden dann naeh erfolgter tIautunterminierung Rippenknorpelstreffen implantiert.

Weitergehende De[ormitiiten Den l~bergang zu den Mikrotien versehiedenen Grades bilden das

Tassen- oder Musehelohr. Bei diesen Deformit/~ten fehlt racist jeglicher Anthelixwulst, wobei der iiberh$ngende Helixrand noch zu kurz ist. Bei der Korrektur des Tassenohres gibt es 2 Wege, den zu knrzen Helix- rand auszugleichen. Naeh Poller u. Grotting wird ein cranial gestielter Hautknorpelschwenklappen aus dem postaurieul~ren Gebiet gesehnitten und nach Durchtrennung des Helixrandes in den entstandenen Defekt eingenght. Kislow und wir dagegen trennen die Ohrmuschel lieber hori- zontal im Mittelabsehnitt und verwenden zur Deckung einen basal gestielten postaurieuls Hautknorpellappen. Gegebenenfalls kann man die Ohrmuschel aber mit Hflfe eines Insellappens aus dem Mastoid- gebiet vergrSl~ern.

Andere Ver(mderungen an der Ohrmuschel

Zu den angeborenen Ver/inderungen an der Ohrmuschel z/~hlen auch die Pigmentzellennaevi. Ihre Behandlung besteht in einer vorsiehtigen

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Entfernung dieser Hauttefle untcr sorgf~ltiger Sehonung des Perichon- driums und die Abdeekung des Defektbezirkes mit mitteldicker Spalt- haut.

Fisteln

Die Therapie der Fisteln ist rein chirurgisch, wobei man bei den caudal gelegenen Fistein bei der Entfernung ~u~erste Vorsich~ walten lasscn mul3, da der Nervus facialis h~ufig fiber dem Fistelgang verl~uft und bei einer cinfachen Exstirpation des Ganges durehtrennt werden kann.

Rekonstruktive Operationen an der Ohrmuschel

Bei den Mikrotien unterscheidet man die Verbildungen der Ohr- muschel und trennt davon, auch in therapeutischer Hinsicht, die Vcr- bfldungen des Mittelohres, des GehSrganges, obwohl es sich entwick- lungsgeschichtlich um eine Einhei~ handelt. Aufgrund ihrer Entwicklung aus dem 1. und 2. I~iemengang finden wir auch gclegentlieh Verbildungen des Unterkiefcrs und des Gesichtsseh~dels.

Bedeutungsvoll ffir den einzuschlagenden Weg der Behandlung ist die Feststellung, ob es sich um eine tin- oder doppelseitige Mfl3bfldung handclt.

Da die Palette der Deformiti~ten zahlreieh ist, sollte vor jeder Opera- tion eine genaue audiometrische Untersuchung ausgeffihrt werden. Daneben erscheinen RSntgenaufnahmen, gegebcnenfalls Sehiehtauf- nahmen mi~ polyeydischer Verwisehung nach Miindnich empfchlens- wert.

Handelt es sich nm eine einseitige Mikrotie mi~ GehSrgangsatresie und Beteiligung des Mittelohres, so sollte der Ohrmuschelrekonstruktion und nicht der Tympanoplastik der Vorzug gegebcn werden, wiihrend man bei doppelseitigen Atresien der GehSrg~nge bereits vom 3. Lebensjahr an den Versueh der HSrvcrbesserung, dureh die Schaffung eines GehSr- ganges und Durchfiihrung einer Tympanoplastik machen sollte (Mfind- nich).

Der Aufbau der Ohrmusehel crfolgt etwa zu dem Zeitpunkt, an dem auch andere Ohrmuschelkorrekturen vorgenommen werden.

Prdoperative Planung

Vor der 1. Incision ist die Lage der neu aufzubauenden Ohrmuschel genau festzulegen. Die Frankfurter Horizontale, die Gesichtsvertikale, die Ebenen der Nasolabialfalten und die der Augenbrauen bestimmen die Positionen der Ohrmuschel. Ohne Erstellung eincs Plastikmodells eignet sich die Folienmethode nach Converse sehr gut zur Ubertragung der Verh~ltnisse vom unverbfldeten auf das mikrotische Ohr, wobei mit einem Fettstif~ auf einer Celluloidplatte oder einem abgewaschenen

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284 C. Walter:

RSntgenfilm die Kontur der Ohrmuschel aufgetragen ~ r d . Die Fotie wird dann nur spiegelbfldlieh auf die Seite der Mil]bildung gelegt. Die GrSl]enverh~ltnisse werden mit Blau markiert.

Man kann die operativen Vorgehen in Tell- und Totalrekonstruktio- nen der Ohrmuschel unterteflen. Dureh Verlagerung vorhandener Teile wird zuerst immer versucht, das Ohrliippehen zu schaffen und an seiner natfirlichen Stelle zu plazieren. Restliehe Ohrtefle kSnnen so gedreht werden, dab sic den Anfang des Helixrandes darstetlen.

Da sich die Beseitigung eines p~rtiellen Ohrmuseheldefektes nur unter Risiko mit Hilfe yon frei transplantierten zusammengesetzten Transplantaten bewerkstelligen lal]t, erseheint es gfinstiger, Ohrmusehel- reste auf dem Planum mastoideum festzuni~hen und unter Einbeziehung der Haut der Mastoidfls und Knorpeltransplantationen die Ohr- musehel neu aufzubauen. Converse n. Spina haben bei partiellen Defek- ten vorgesehlagen, die Ohrmuschel zum Zweeke einer VergrSl~erung durch eine horizontale Incision in 2 Tefle zu unterteilen, sic dann bis zur ge- wiinschten GrS~e auseinanderzuziehen und an korrespondierenden Stel- len der I t an t des Planum mastoideum nach Incisionen einzun~hen. Der weitere Anfbau der Ohrmusehel erfolgt dann dutch autogene Knorpeltransplantation nnd Decknng der Defekte naeh Abheben vom Planum mastoideum dureh Spalthaut.

Das Gertist fiir die neue Ohrmuschel wird nach einer Vorlage ge- sehnitzt, wobei man en~weder grol~e KnorpelblSeke verwenden kann, wie es Converse u. Tanzer empfehlen oder wie Schmid und wires bevor- zugen, diinnere Knorpelspangen einsetzt.

Die Rekonstruktion des Itelixrandes bringt die meisten Sehwierig- keiten. Uns hat sieh dafiir die subcutane freie Transplantation zusam- mengesetzter Transplantate unter die Mastoidhaut am besten bews Als Spendergebiet fiir diese zusammengesetzten Transplantate w~hlen wir entweder den ttelixinnenrand oder die Coneha mit der anhaftenden Haul , wobei man dureh Ls des entnommenen Transplantates einen wesentliehen Gewebegewinn zur Schaffung des Helixrandes erzielen kann. Ist dann noeh geniigend Transplantati0nsmaterial vorhanden, so kann man das Reststiick dieses zusammengesetzten Transplantates aueh noch zur Bfldung einer Concha heranziehen (Poller u. Mah6).

Zusammenfassend ist zu sagen, dab der Aufbau der Ohrmusehel in mehreren Sitzungen erfolgen sollte.

Uns hat sieh folgendes bewahrt:

1. Die Verlagerung der vorhandenen Knorpel- und Hautreste in eine ffir die weitere Rekonstruktion g/instige Position.

2. Die Bfldung des Helixrandes dureh Epilierung des cranialen t taut- bezirkes oder Ersatz der behaarten Haut durch ein Vollhauttransplantat

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Korrektur von Formfehlern der Ohrmuschel 285

und anschlieBend die Implantation eines zusammengesetzten Transplan- tares aus dem gegenseitigen Ohrmuschelbereich bei einseitiger Mikrotie unter die Mastoidhaut. Bei doppelseitiger Mikrotie Einlage yon einem Rippenknorpelstreifen als Helixrand.

3. Die Unterminierung des Ohrbereiehes und die Implantation eines autogenen Rippenknorpelstiitzgerfistes.

~. Die Bildung eines Ohrl~ppehens, falls notwendig.

5. Die Anlage des Tragus durch Bildung einer seitliehen ttautdupli- katur und Knorpelimplantation naeh Tanzer, sowie Vollhautabdeekung der geschaffenen Coneha.

6. Das Abheben der Ohrmusehel und Deckung der postauricul/~ren F1/~che mit Spalthaut.

Von diesem Stadium an kann man die Rekonstruktion des GehSr- ganges und daran anschlieBend die Tympanoplastik ausfiihren.

Kunststol/implantate Die Verwendung yon Kunststoffimplantaten hat sich noch nicht

absolut durehsetzen kSnnen. Die Zahl der Komplikationen dureh Extru- sion ist noch relativ hoch.

Ohrepithesen Die Zeit erlaubt leider nieht, auf die Anwendung yon Epithesen ein-

zugehen. Es gibt aber die M5glichkeit, auf chirurgischem Weg ein Ger/ist

unter die Haut zu implantieren, an welchem die Prothese befestigt wird.

Im Hinbliek auf Literaturangaben und eine weitergehende Erl/~ute- rung der operativen Verfahren verweise ieh auf mein l~eferat.

5'2 Arch. klin. exp. Ohr.-, Nas.- u. Kehlk.Heilk. , Bd. 202 (Kongrel3bericht 1972)

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286 C. Walter: Korrektur von Formfehlern der Ohrmuschel

Abb. i a und b. Aufbau der Ohrmuscheln bei doppelseitiger Mikrotie

Abb. 2 a- -e . Pr~- und postoperative Photographien naeh Ohrmusehelrekonstruk- tionen

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Abb. 4 a und b. Korrektur durch lokale Schwenklappen und Bildung der Ohrmusche| durch Rippenspanimplantat ionen. Weitere Korrekturen sollen zu einem sp~teren

Zeitpunk$ erfolgen, falls der Pa t ien t es noch wfinscht

A b b . 5 a und b. Aufbau der 0hrmuschel mi t dem Ziel, in einer besonders konstru- ierten Concha ein HSrger/s t ragen zu kSnnen

.52*

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288 C. Wal~er:

Abb .6a - -e . Sitz des ttinterohrger~tes mit Spezialhalterung. Die Kunststoffplatte lieg~ im postauricul//ren Sulcus. Postoperativer Zustand

I. F lemming (Berlin) : Zu dem Problem der Ohrmuschelanlegeplastiken mSch- ten wir anhand unseres eigenen Krankengutes Stellung nehmen (Din 1). In den letzten 6 Jahren (1966--71) wurden yon uns 512 Ohrmuschelkorrekturen ausgefiihrt, wobei wir ffir die Anthelixplastik der Me~hode nach Converse im allgemeinen den Vorzug gaben. Nur bei sehr diinnem Knorpel benutzten wir die Mustard6sche Teehnik. Ein erneu~es Abstehen des Ohres, das im allgemeinen naeh dem 2. bis 3. Monat postoperativ und zumeisg nur im oberen Anteil auftrat, war in der 1. Gruppe in 37 und in der 2. Gruppe in 6 Fi l len zu verzeichnen. An 2 korrigierten Ohren beobaehteten wir eine erhebliche Keloidbildung und eine Fadeneiterung trat 2real bei der Verwendung yon Chrome~tgugni~hten 4 • 0 in der 1. Gruppe und 2 real bei Verwendung yon Nylon bei der Mustard~schen Teehnik auf. In 80~ der Rezidive nahmen wit ein i/2 Jahr n~eh der Erstoperation eine Nachkorrektur vor. In diesen Fiillen batten wir Gelegenheig (Din 2) zu beobaehten, wie die zusammengen~hte Anthelixrolle in dem noch anliegenden Anteil dutch straffes Bindegewebe ausgefiillt und auf diese Weise dauerhaft fixiert war. In dem erneut abstehenden Anteil der Anthelixrolle jedoeh war der Knorpel nieht mehr eingerollt, sondern glair und nur sp~rlieh mit Narbengewebe bedeckt. I-Ii~uflg konnten nich~-resorbierte Chromeatgut-

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Korrektur yon Formfehlern der 0hrmusehel 289

f~den beobaehte t werden, die offensiehtlieh zerrissen waren. Dieser Befund war bei Rezidiven naeh beiden Teehniken gleieh, so dab wir annehmen miissen, dag die Knorpelineision bei der Conversesehen Teehnik zwar das Setzen der Niihte erleieh- tert , jedoeh auf die Narbenbi ldung keinen wesentliehen Einflug nimmt. Ein Rezidiv wird naeh unseren Beobachtungen dureh das Aufgehen der Fgden hervorgerufen, bevor eine geniigende Narbenbi ldung eingesetzt hat , um die Anthelixrolle in der gewtinsehten Form zu halten. Hierfiir sind 2 Faktoren verantwort l ich: 1. das Aus- mag der Narbenbildung, 2. die I ta l tbarke i t der Niihte. Die Sehnelligkeit und die Qualit~t der Narbenbi ldung ist nieht beeinflugbar. Die I ta l tbarke i t der N~hte jedoeh ist yon einer geniigenden Flexibil i tgt des Knorpels abhiingig, die der Opera- teur gegebenenfalls herstellen mug, wobei es fiir den wenig Erfahrenen oft n ieht leieht ist zu beurteilen, welehen Stabil i tgtsgrad der Knorpel besitzen mug. Die Vertrggliehkeit des Nahtmater ia ls jedoeh und evtl. fehlerhaftes Nahtmater ia l sind Unsieherheitsfaktoren. Deshalb verwenden wir je tzt eine Technik, die diese Un- sieherheitsfaktoren aussehliegt, d . h . eine Methode, die auf bleibende Ni~hte ver- ziehtet. Hierzu bietet sieh das von Stenstr6m angegebene und jetzt yon Waiter in seinem Referat so klar dargestellte Verfahren an, vor dessen routinem~giger Ver- wendung wir z6gerten, da die Unter tunnelung der Ohrmuschelvorderseite keine siehere Stillung evtl. auf tretender Blutungen erlaubte und aueh der Knorpel bl ind bearbei te t werden mugte. Wir ineidieren deshalb, wie bei der Conversesehen Methode (Dia 3), den gugeren Rand des Knorpels der kiinftigen Anthelixrolle und kSnnen von hier aus die I{aut der Ohrmusehelvorderseite leieht deeollieren, den Knorpel unter Sieht bearbei ten und gegebenenfalls eine sorgfgltige Blutsti l lung ausfiihren.

G. Schl6ndorff (Bonn): 1. Zur Anthdixplastik. Anfang der 60iger Jah re f i ihrten W. Beeker u. E. Haas in der Mainzer HNO-Klinik die Anthelixplast ik naeh Converse ein und berichteten damals aueh dariiber.

Wir haben seitdem diese Methode in Mainz und sp~ter in Bonn mi t bisher zufriedenstellendem Erfolg angewandt. FOr die Per iehondr iumnaht nehmen wir Seide, um uns des Fadens und Knotens sieher zu sein.

In teressant ist t rotzdem vielleieht, dag 1968 Mitarbeiter yon Converse mir gegeniiber erkl~irten, dug in der Conversesehen Klinik nieht mehr seine eigene Me- rhode, sondern die yon Mustard6 angewandt werde, da sie einfaeher sei und ebenso gute Resultate erziele.

Als Komplikat ion naeh der Anthelixplast ik wird die Perichondrit is gefiirehtet. Wir haben bisher noeh keine derartige ernsthafte Komplikat ion gesehen, dagegen 6fter allergisehe Reakt ionen auf antibiotiseh getr~nktes VerbandmateriM. Wir nehmen deshalb nur noeh antibiotikafreies Verbandmaterial .

Bakterielle Periehondri t iden sahen wir naeh Verbrennungen und naeh Eingriffen wegen eitriger Ohrprozesse. In solehen F~llen mug der entziindete Knorpel grog- zfigig reseziert werden. Naeh Abheilung kann zum Wiederaufbau ein aus k6rper- eigenem Rippenknorpel gesehnitztes Stiitzgeriist eingesetzt werden. Als Vorlage sehnitzen wir am Vortag ein Modell aus einem Stiiek Seife, wobei man zusgtzlieh wegen der dem Knorpel ~hnliehen Konsistenz eine Voriibung fiir den folgenden Tag hat.

2. Zur Ohrmuschelau/bauplastik. Aueh hierbei benutzen wir ein gleiehes Rippen- knorpel implantat , ha l ten uns im fibrigen im wesentliehen an die Methoden yon R. Tanzer und J. M. Converse. Wir haben darfiber hier 1968 beriehtet. Inzwisehen haben wir eine Modifikation entwiekelt, um bei der totalen Ohrmusehelaufbau- plastik die Anzahl der erforderliehen gr6geren Eingriffe auf zwei zu reduzieren.

E. t Iaas (Karlsruhe): Gestat ten Sie mir einige kritisehe Bemerkungen zur korrekt iven Otoplastik. Das yon I-Ierrn Wal ter in seinem Referat erw~hnte Opera-

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t ionsverfahren yon Mustard@ hat einen so kleinen Indikationsbereieh und ist -- wie auch die Ausffihrungen yon Frau Flemming deutlich machten -- mi t einer so hohen Rezidivquole beIastet, dab es nur yon einem otoplastiseh sehr Erfahrenen prakti- ziert werden sollte. Keinesfalls stellt die Methode, bei der die Anthelixrekonstruk- t ion nur dureh entsprechende N~hte erfolgt, eine Alternat ive zu den Schnit techni- ken dar, und ieh meine, dag man eine korrekturwiirdige abstehende Ohrmusehel nach diesen al tbew~hrten Grunds~tzen operieren sollte. Uberhaup t erscheint mir die Suche nach neuen Wegen zur operat iven Behandlung abstehender Ohren nicht ganz verst~ndlich, da die mi t der 5lethode von Converse erzielten Ergebnisse, worauf wir zus~mmen mi t W. Beeker sehon vor J ah ren hingewiesen haben, sehr befriedi- gend und dauerhaf t sind. Allerdings ist die dabei bisher geiibte Bearbei tung des zur Anthel ixrekonstrukt ion umschni t tenen Knorpelbezirkes mi t Fr~se oder Skalpell yon posterior her entbehrlieh, ja sogar zu widerraten. Denn neuere Untersuchungen haben gezeigt, dab ein solches , ,cross-hatching" die Biegungskri~fte des Knorpels zur Gegenseite lenkt, also genau das Gegenteil dessen bewirkt, was Ziel unseres Bemiihens ist.

H. H e e r m a n n (Essen) : 1962 habe ich auf dem Kongreg in Mannheim fiber den Ersatz der Knorpelnaht naeh der Knorpeloperation durch Klammerung der Ohr- musehel oder eine Gipsform yon auflen beriehtet. Die Gipsform wird aus kleinen Gipsverbandsti ieken hergestellt, die in die einzelnen Windungen der 0hrmusehel gelegt werden. Der Gips hglt in den Windungen der Ohrmusehel so gut, dal~ eine zus~tzliehe Befestigung nie erforderlieh ist. U m eine vorzeitige Lockerung der Gips- form bei Entfernung der H a u t n a h t zu vermeiden, wird die H a u t n a h t hinter dem Ohr zweekmiigig mi t feinem Catgut vorgenommen.

Der Gips wird nach 3 Woehen entfernt. Wir haben in den 10 J a h r e n keinerlei Wundkomplikat ionen erlebt.

H. J. Arnd t (Kiel): Wir haben an der Kieler Hals-Nasen-Ohrenklinik in den letzten 2 J ah ren bei mehr als 100 Pa t ien ten mi t abstehenden Ohren Ohrmusehel- plastiken naeh der Technik von Becker-Walter durehgeffihrt und sind mi t den Ergebnissen sehr zufrieden. Concha und Anthelix lassen sieh optimal korrigieren und es resultieren spannungsfrei anliegende, wohlgeformte Ohrmuseheln, die n ieht den Eindruck eines operativ korrigierten Ohres maehen.

Wir haben etwa 1 J ah r hindureh Operationen naeh der bisher an der Kieler Klinik iibliehen Methode yon Converse parallel laufen lassen. Da die Ergebnisse naeh der Methode yon Herrn Walter eindeutig besser waren, haben wir seit 1 J a h r die Converse-Teehnik zugunsten der Methode Beeker-Walter verlassen.

B. Pi i r tner (Koblenz): Seit etwa 3 J a h r e n gehen wir bei der Plast ik yon infolge mangelnder F~ltelung des Anthel ix abstehender Ohren folgendermaBen vor: Zun~chst durchsteehen wir zur Markierung der t~iickseite des Anthelixbuges die Musehel yon vorn mehrfaeh auf dem vorgesehenen Anthelixbug mi t einer an einer )/Iethylenblauspritze befindlichen Kaniile. Jedes Mal naeh Sichtbarwerden der Kanfile an der Ohrmuschelrfickseite draeken wir einen Tropfen MethylenblaulSsung aus der Kana le an d ziehen diese mi t dem hi~ngenden Tropfen zuriiek. Naeh dieser Markierung excidieren wit, wie Farrior 1968 in Wfirzburg demonstrierte, aus der t I a u t der 0hrmuschelrfickseite ein blutk6rperehensegmentfSrmiges Stack. Dann dureht rennen wir das Perichondrium der Ohrmuschelrfiekseite auf der vormarkier- ten Linie und schieben es etwas nach lateral und medial yon dieser Linie ab. Darauf legen wir den Knorpel im Bereich der Cauda helicis frei und flachen ihn, wie eben- falls Farrior zeigte, in diesem Bereich ab. AnschlieBend nehmen wir parallel zur Anthel ixmarkierung in etwa je 1 m m Abstand laterM und medial zu dieser mi t einer

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Korrektur yon Formfehlern der Ohrmusehel 291

Linolschnittfeder eine keilfSrmige Knorpelexcision aus der Rfickseite vor, ohne diesen vSllig zu durcht rennen und somit unter Schonung und Belassung des Peri- chondriums der Ohrmuschelvorderseite. Durch diese Exeisionen l~l~t sich ein Anthe- lix mi t rundem Bug formen. AbschlieBend fixieren wir die Muschel in der gewiinsch- ten Stellung mi t Perichondrium- und Hautn~hten. Hierbei legen wit zun~chst alle F~den und knoten sie dann erst anschlieBend, um ein unnStiges Ausreil]en der Niihte zu vermeidcn. In der Linolschnittfeder haben wir ein gutes Ins t rument zur Bearbei- tung yon Knorpel gefunden, das sich uns nach Anfertigung eines geeigneten Griffes seit etwa 1 J a h r auch bei der Septumplast ik bew~hrt hat .

U. Oltersdorf (Calw) : Der Morbus Recklinghausen sollte bei den MiBbildungen im Bereich des Ohres noch erw~hnt werden. Der sehr seltene Fall eines isolierten Morbus Recklinghausen in der Ohrregion wurde von mir [Zbl. allg. Pa th . path. Anat. 87, 129--139 (1951)] verSffentlicht. Aus der Li tera tur sind auch einige wenige F~lle des Ohrbefalls bei einer generalisierten Neurofibromatose bekann t (Benaky, Stupka u. Wieder).

Bei einem 20j~hrigen Landarbei ter manifestierte sich nach einem stumpfen Kopf t rauma vor 5 J ah ren eine isolierte Neurofibromatose an der rechten Ohrregion. Sie t r a t klinisch in Erscheinung als Lappenelephantiasis der Hau t fiber dem Warzen- fortsatz und des Geh5rganges, der histologisch ein diffus wachsendes Fibrom der Hau t und ein Rankenneurom in tier Subcutis zugrunde lag. Durch I)ermatolysis war die Hau t in groben Fal ten abhebbar und zusammen mit der vergrSBerten und tiefer getretenen Ohrmuschel nach allen Richtungen frei beweglich. Der Knochen des Warzenfortsatzes darunter zeigte eine tiefe, muldenfSrmige Einsenkung mi t rSntgenologischem Fehlen der Pneumatisat ion. Der knorpelige und knScherne GehSrgang war n icht vorhanden. Histologisch fand man an den Knochen der verdfinnten Corticalis einen yon der Norm abweichenden Aufbau und eine mangelhafte Verkalkung dieses Knochengewebes. Die F~higkeit des neurofibro- matSsen Bindegewebes, in das das Periost aufgegangen war, metaplastisch Binde- gewebsknochen zu bilden, war besonders bemerkenswert. Als Grund fiir die Asym- metrie des Gesichtes -- rechte Gesichtsh~lfte erscheint eingefallen -- besteht eine Atrophie des aufsteigenden Unterkieferastes einschliel]lich des Bereiches des Kiefer- winkels. Auch die gesamten rechtsseitigen Rachenweichteile erscheinen gegenfiber links atrophisch.

Da sich die beschriebenen neurofibromatotischen Ver/inderungen im Bereich des/iul3eren Ohres und dessen Umgebung erst mi t 15 Jah ren entwickelt h~ben, wird vermutet , dal~ dieses heridit~re, n icht geschlechtsgebundene, dominant vererbte Leiden zu seiner Manifestation eines Traumas oder der Pubert~t , vielleicht auch beider bedfirfte.

C. Wal te r (Essen), SchlulLvort: Zu Frau Flemming: Das Verfahren, welches hier beschrieben wurde, ist meines Wissens vor J ah ren im amerikanischen Schrift- turn publiziert worden. Ich sehe seinen Vorteil in der MSglichkeit unter direkter Sicht den Anthel ix zu modellieren. Ein gewisser Nachteil scheint mir in der Tat- sache zu liegen, dab man nu t schwer an die distalen Par t ien der Ohrmuschel am Helixansatz und im Anti tragusbereich herankommen kann. Die Erfahrungen mit der Methode nach Mustard6 best~tigen meine Empfehlung, dieses Verfahren nur dor~ zur Anwendung zu bringen, wo der Knorpel sehr weich und biegsam ist. In allen anderen F/~llen scheint die Knorpelspannung zu einem Ausreil3en der F/~den zu ffihren, bevor die bindegewebi.g.en Ve1~vachsungen roll effektvoll geworden sind, um ein Rezidiv zu verhindern. Ahnliche Feststellungen ha t Herr Haas ja auch getroffen, dessert Hinweise ich unterstfitze. Die Therapie der Keloide und ihre H~ufig= keit, auf die Herr Denecke und Herr SchlSndorff hingewiesen haben, bleibt welter

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292 P.M. Reisert:

problematisch. Ich habe bisher diese Stellen excidiert, durch Spalthaut abgedeckt und sp~ter Volon A 40 injizier~. Herrn SchlSndorff begliickwfinsche ich zu seinem schSnen Operationsergebnis. Der ]-Iinweis auf das Probeschnitzen an Seife scheint so vielversprechend, dal] ich ihn aufgreifen werde.

Bei der Behandlung von Verbrennungen sollte man zwischen thermischer and elektrischer Verbrennung unterscheiden. Bei letzterer empfiehl~ sich ffir die Behand- lung ein 1/~ngeres Zeitintervall zur Beobachtung verstreichen zu lassen, damit sich die Folgen der immer bei einem solchen Trauma festzustellenden, weiterreichenden Gef/il~obliteration noch auswirken k6nnen.

Die Hinweise yon Herrn Heermann auf den Ohrgipsverband scheinen einer ~berpriifung wert, ebenso wie die Empfehlung yon Herrn PSrtner, Knorpel mit einem Linolschnittmesser zu schnitzen lind zu modellieren.

Referatenthema II. Die Klinik der Sehilddriisenerkrankungen und Hare Beziehungen zum Fachgebiet

B. Hauptvortr/ige

1. P. M. Reisert (Karlsruhe): Der heutige Stand der Diagnostik yon Schilddriisenerkrankungen

Die raseh fortschreitende Ausweitung unscrer Kenntnisse auf dem Gebiet der Schilddrfisenphysiologie und -pathophysiologie macht eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Endokrinologen und den Kollegen der operativen F/icher notwendig, damit alle M6glichkeiten der I)ia- gnostik und der Therapie bei Erkrankungen der Schilddrfise ausgeschSpft werden k6nnen.

Neue Gesichtspunkte der I)iagnostik von Schflddrfisenerkrankungen haben sich in den letzten Jahren vielfs ergeben. Besonders sind es die quantitativen Bestimmungsverfahren der Jodhormone selbst, des thyreotropen I-Iormons (TSH), der Nachweis eines wit TSH wirkenden Immunoglobulins, des Long-acting-thyroid-stimulator (LATS), und die Beachtung yon Schilddrfisenantik6rpern bei Erkrankungen der Schfld- drfise, die das diagnostische Prozcdere zwar umstgndlicher, die I)iagnose aber sicherer gemacht haben.

Es ist nicht leicht, fiber diese komplizierten Befunde in zwangsl/iufig verk/irzter Form zu referieren. Ich muB daher aus didaktischen Grfinden abriBm/~Big vorgehen, /ittere, lang bekannte Verfahren kann ich nur streffen, wi]l neuere daffir hervorheben, so dab am Ende des geferats ein Schema gegeben werden kann, nachdem die Diagnostik yon Schild- drfisenerkrankungen heute schrittweise vorangetrieben werden sollte.