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Jahresbericht 2017 des Amtes für Kultur und Denkmalschutz Kultur im Quadrat

Kultur im Quadrat - Dresden€¦ · Yehudi Menuhin, Michel Petrucciani, Nigel Kennedy oder Vanessa . Mae durchlebt; Musicals, Konferenzen, Kreuz- und Bergsteigerchor-konzerte gingen

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Jahresbericht 2017 des Amtes für Kultur und Denkmalschutz

Kultur im Quadrat

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Kultur inDresden 2017

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Inhalt

Kultur in Dresden 2017

Vorwort 7

1 – Kulturpalast Dresden 8

Jahresschwerpunkt: Wiedereröffnung Kulturpalast – Eben hochklassisch! 9

Europäische Kulturhauptstadt 2025 17

2 – Kultur und Kommunikation 18

Kultur und Kommunikation – Investitionen und kulturelle Infrastruktur 19

Strukturkonzept für Staatsoperette und tjg.theater junge generation 22

Internationales 27

Ausstellungen und Veranstaltungen 28

Historisch-politische Bildung 32

Kulturelle Bildung 34

Bildende Kunst 38

3 – Diskurs Kunst im öffentlichen Raum 40

Kunst im öffentlichen Raum – Kunst als Sprache der Freiheit 42

Dresden: Busse stehen kopf, Bürger auch – Wie ein Kunstwerk in Dresden die Polarisierung vorantreibt.

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Denkmäler der Verzweiflung 44

4 – Denkmalschutz und Denkmalpflege 46

Denkmalschutz in Dresden – Erfahrung und Zukunft 47

5 – Zahlen und Fakten 50

Zahlen und Fakten zur Kulturförderung 50

Beschlussvorlagen 56

Organisationsstruktur 58

Beratungsfolge zur Kommunalen Kulturförderung 60

Institutionell geförderte Einrichtungen vorgestellt 62

Nachwort: Dresdner Stadtschreiber 2017. Eine nachgetragene Kolumne 66

Bildnachweis 68

Impressum 72

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Vorwortvon Manfred Wiemer Amtsleiter Kultur und Denkmalschutz

Kultur in Dresden 2017

Wenn wir an Kunst und Kultur denken, bauen sich repräsentative Häuser vor unseren Augen auf. Altehrwürdig meistens, selbst Denk-male, schöne Erinnerungen an großartige Inszenierungen, Wohl-klang, betörende Bilder, Heimat. Einfach Heimat. Heimat einfach? Längst haben diese Bilder Konkurrenz bekommen und selbst auch Risse. Nie waren Kunst und Kultur nur an diese Häuser gebunden. Derweil der unbestrittene Höhepunkt des Kultur-Jahres in Dres-den – die Wiedereröffnung des Kulturpalastes – genau eines dieser Häuser betraf. Mit einem großen Fest konnten die Dresdner und ihre Gäste am 28. April 2017 den Einzug in das umgebaute Haus feiern: den akustisch und visuell herausragenden Konzertsaal, umarmt vom analog-digitalen Speicher des populären Denkens und Wissens – der Zentralbibliothek –, in den Gründungsmauern eine Kabarettbühne, Herkuleskeule, alte Heimat Untergrund sozusagen … Eine an Kom-plexität kaum zu überbietende Aufgabenstellung wurde pünktlich (!) bewältigt. Die „Achse“ zwischen KID, Amt für Kultur und Denkmal-schutz und Kultureinrichtungen bewährte sich dabei wie beim Kraft-werk Mitte in hohem Maße. Anforderungen verschiedenster Genres und Metiers mit höchst unterschiedlichen „Zielgruppen“ mussten unter ein Dach gebracht werden. Ebenso galt es die Ansprüche an ein hochmodernes Haus mit den Definitionen der Denkmalpflege in Einklang zu bringen. Die Ansiedlung des Zentrums für Baukultur Sachsen im Kulturpalast war damit folgerichtig und zukunftsweisend. Nicht am Rande: Die Qualität städtischer Denkmalpflege zu be-legen ist – großartig! – nicht kompliziert. Nach einer bundesweiten repräsentativen Studie kürte das Allensbach-Institut 2017 Dresden als Denkmalbewahrer Nummer eins in Deutschland. Der Kulturpalast gehört dazu.  Mit der Wiedereröffnung des Kulturpalastes ging die seit 2012 währende Interimsspielzeit der Philharmonie zu Ende. Eine Zeit, die dem Orchester und seinem Publikum viele Wege und zum Teil grenzwertig geeignete Räume zumutete. Aber alle trafen sich wieder im neuen Saal, das Warten hatte sich gelohnt. Anmerkung aktuell: Der neue Konzertsaal hat inzwischen Janowski, die Staatskapelle und viele andere namhafte Künstler und Ensembles „zurück geholt“. Danke, Philharmonie und Musikfestspiele! 2017 war auch das Jahr der Kunst und Kultur „im Freien“, außer-halb der etablierten Häuser. Vom 10. bis 14. Februar zeigte auf dem Theaterplatz die Installation „Lampedusa 361“ Fotos von Gräbern im Mittelmeer ertrunkener und auf Lampedusa und Sizilien begrabener

Flüchtlinge. Das von der Dresdner Journalistin Heidrun Hannusch initiierte Projekt wurde in Kooperation getragen vom Amt für Kultur und Denkmalschutz und den Friends of Dresden. Bestimmte hier eher stille Besinnung die Atmosphäre im februarkalten Dresden, rief die am 7. Februar vorgestellte Installation „Monument“ des syrischen Künstlers Manaf Halbouni lautstarke Gegner auf den Neu-markt. Drei hochkant neben die Frauenkirche gestellte Busse boten Anlass zur Auseinandersetzung, die sich in ungewohnter Schärfe durch die Dresdner Stadtgesellschaft ebenso zog wie durch das überregionale und internationale Feuilleton. (In diesem Heft werden zwei differierende Positionen dargestellt.) Das „Monument“ wurde zum Zeichen eines (nicht nur künstlerischen) Aufbruchs. Es wurde Zeit zu reden.  Also lud das Kulturhauptstadtbüro unter dem Titel „Ist das Kunst?“ zu einem Bürgerforum in das Verkehrsmuseum ein. Es ge-lang ein kulturvoller Dialog, mit Respekt getragen von kontroversen Positionen. „Nebenbei“ hatten wir damit ein „Format“ gefunden, mit dem künftige Diskussionsveranstaltungen den Bewerbungspro-zess zur Kulturhauptstadt Europas 2025 begleiten sollten und sollen. Wir signalisierten erstmals öffentlich, dass unsere Kulturhauptstadt-bewerbung den Dialog mit und vor allem zwischen den Bürgerin-nen und Bürgern der Stadt zum Inhalt hat und dass wir „Kultur“ im weitesten Sinne verstehen. Wir streiten über die Frage, wie wir in Dresden leben wollen. Wir reden über Demokratie. Dafür ist es wichtig mit Menschen das Gespräch zu suchen, deren Position wir nicht teilen oder die bereits den Weg der Diskussion Richtung laut-starker Äußerung verlassen haben. Erst recht, wenn diese Menschen in „unserem“ Bereich der Kunst agieren.  Insgesamt elf Bürgerforen in fast allen Teilen Dresdens be-schäftigten sich über das ganze Jahr 2017 verteilt mit Fragen der Stadtteilkultur. Freie, öffentlich nutzbare Räume, Möglichkeiten der Kommunikation, Anlaufpunkte und Förderung von stadtteilbezoge-nen Angeboten waren die gefragten Themen unserer Amts-Tournee durch die Stadt. Der 2018 zu formulierende neue Kulturentwick-lungsplan wird diese aufnehmen. Auch einen wichtigen Teil unseres Kerngeschäfts, die Kulturförderung, haben wir bearbeitet. In mehre-ren Fachtagen diskutiert und mit den freien Szenen vertieft konnten klare Positionen künftiger Förderung herausgearbeitet werden. Insbesondere der eklatante Nachholbedarf bei der Honorierung künstlerischer Leistungen im freien Bereich und auch hier ein Defizit an bezahlbaren Arbeits- und Proberäumen sind unsere Themen in den nächsten Jahren.  Wenn wir an Kunst und Kultur denken … danken wir ganz herzlich allen, die 2017 in Dresden an einem kulturvollen Leben mitgewirkt haben.

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Bin ich ein paar Tage in einer fremden Stadt, besuche ich oft und gern deren öffentliche Bibliothek. Allein das Gebäude ist ein Ort, der viel aussagt über die Wertschätzung von Kultur, über den Stellenwert des öffentlichen Stadtlebens. Ich erinnere mich an das Harold Washington Library Center in Chicago mit seinen wuchti-gen Akroterien, die einem Batman-Film zu entstammen scheinen. An die Prager Stadtbibliothek, unweit des Zentrums, mit einer monumentalen Bücherskulptur im Foyer, „Des Lesens kein Ende“. Das neue Gebäude der täglich (!) um achttausend Neuzugänge anwachsenden British Library, das, 1998 eröffnet, bereits unter Denkmalschutz steht... Im Gegenzug nehme ich Dresden-Besucher seit letztem Jahr, wann immer es geht, in den Kulturpalast mit; wir hören uns durch die neueste Philharmonie-Einspielung, schlürfen eine Gurkenlimonade in der „Palastecke“ – und schauen auch immer in die Bibliothek, die mit ihrem Einzug im April 2017 ihren Platz direkt im Herzen der Stadt gefunden hat. Mit ihr, mit dem Kabarett „Herkuleskeule“ und natürlich dem neuen Konzertsaal ist der Kulturpalast zum neuen Zentrum des kulturellen Stadtlebens geworden. Er für „seine“ Dresdner da.

Petra Eggert (Referentin für öffentliche Bauvorhaben, Amt für Kultur und Denkmalschutz): „Der Umbau des Kulturpalastes war eine äußerst komplexe Aufga-be. Vor seinem Umbau war der Dresdener Kulturpalast ein nahezu vollständig erhaltenes, vielschichtiges und sehr qualitätsvolles architektonisches Dokument der Nachkriegsmoderne. Das Ge-bäude wurde 1967 bis 1969 als neues Zentrum der Stadt, in einem bewusst politischen Kontext errichtet. Nun, 50 Jahre später, musste die Sicherheits- und Haustechnik erneuert werden. Bei dieser Ge-legenheit und angesichts der politischen Wende, sollte der Kultur-palast gleichzeitig auch mit neuen Inhalten gefüllt werden. Es lag auf der Hand, dass die umfassende Modernisierung des Gebäudes das Kulturdenkmal stark verändern würde.“

Einen Bericht von der Eröffnung zu geben, von den Gefühlen zu schreiben, die wir Dresdner seitdem mit ihm verbinden, das gelingt

am besten als Sammlung verschiedener Protagonistenstimmen. Als der neue Konzertsaal des von der Dresdner Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten Michael Sanderling eröffnet wurde, hatten die Jahre des innerstädtischen Umherreisens die Nerven des Orchesters, aber auch des Publikums strapaziert. Man wollte nun endlich sehen und hören, ob der ja nicht unumstrittene Umbau ein passables Ergebnis geliefert hätte. Sichtlich bewegt dankte der Oberbürgermeister Dirk Hilbert in seiner Rede „dem Bauherren, der KID, dem Architekten Stephan Schütz (Architekturbüro gmp), den Planern und zahllosen Handwerkern, die in den vergangenen Wochen und Monaten rund um die Uhr geschuftet haben, um die-

Jahresschwerpunkt: Wiedereröffnung Kulturpalast

Eben hochklassisch!von Martin Morgenstern

KulturpalastDresden

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Kulturpalast Dresden

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In dem alten Saal hatte ich die Besuche von Hermann van Veen, Yehudi Menuhin, Michel Petrucciani, Nigel Kennedy oder Vanessa Mae durchlebt; Musicals, Konferenzen, Kreuz- und Bergsteigerchor-konzerte gingen hier über die Bühne. Der alte Saal bleibt mir als gutmütiger, akustisch etwas schwerfälliger und am Ende sichtlich angejahrter Freund in Erinnerung.

Annekatrin Klepsch (Beigeordnete für Kultur und Tourismus): „Ich bin der Dresdner Philharmonie und Chefdirigent Michael Sanderling dankbar, dass das Orchester die lange Umbauphase genutzt hat, um andere ungewohnte Spielstätten zu entdecken. Die Eröffnung im April 2017 war ein gemeinsamer Kraftakt der Landes-hauptstadt insgesamt und neue Kooperationen zwischen den Kulturinstitutionen entstanden. Das neue Bespielungskonzept für den Kulturpalast unter Verantwortung der Dresdner Philharmonie mit dem Ziel, unterschiedliche Formate der Musik und Literatur im Konzertsaal zu präsentieren, hat sich als Erfolgsmodell erwiesen.“

Von der Akustik einmal abgesehen, über die ja quasi seit 1969 ununterbrochen gestritten und geschrieben worden ist: tatsächlich kann man mit der Wiedereröffnung des Kulturpalastes, mit dem neuen Konzertsaal und dem „Kulturgürtel“ um ihn herum, einen

sen Termin einzuhalten.“ Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble pries den Kulturpalast als Symbol für den Willen der Dresdner, ihrer Stadt einen „Ort mit Breitenwirkung“ zu schenken. Tatsäch-lich war von Tag eins an die Erwartungshaltung an diesen Ort eine unerhörte, von ehemaligen Kritikern des Umbaus natürlich sowieso, aber auch von denen, die sich vehement für den neuen Saal eingesetzt hatten.

Dr. David Klein (Referent für Musik, Amt für Kultur und Denkmalschutz): „Insgesamt waren es zehn herausfordernde Jahre, von der ersten Planung 2007 bis zur Wiedereröffnung 2017. Wir hatten es mit einem Projekt zu tun, das inhaltlich die höchsten Ansprüche stellte, sehr komplex im Management war, lange sehr kontrovers in unter-schiedlichsten Konstellationen diskutiert wurde und unglaublich viele Facetten neben der eigentlichen Bauaufgabe hatte. Zum Erfolg eines solchen Projektes gehört natürlich auch ein Stück weit das Zusammentreffen vieler günstiger Faktoren (z. B. persönliche Konstellationen handelnder Personen, kommunalpolitischer und -wirtschaftlicher Rahmen), die im Einzelnen nicht planbar sind – dies erleben zu dürfen, war und ist für mich ein glücklicher Höhe-punkt im Berufsleben, in den sich eine Portion Demut mischt.“

Dresdner Philharmonie – Orchester der Landeshauptstadt Dresden

Die Dresdner Philharmonie blickt auf eine fast 150-jährige Geschichte zurück und hat einen festen Platz im Kulturleben der Stadt. Sie ist über Deutschland hinaus als Spitzenorchester bekannt und trägt den Ruf auf Tourneen in die Welt. Ihre Residenz ist der neue Konzertsaal im Dresdner Kulturpalast. Mit seiner exzellenten Akustik und seiner ausgezeichneten Ästhetik hat er in kürzester Zeit Künstler wie Publikum überzeugt und besitzt mittlerweile national wie auch international ein hervorragendes Renommee.  Neben einem vielseitigen und anspruchsvollen Konzertprogramm hält die Dresdner Philharmonie auch für junge Leute und Familien ein reiches Angebot an Familienkonzerten, Führungen, Proben-besuchen etc. bereit. Und seit 2017 gehören mit Orgelkonzerten sowie Jazz-, Weltmusik und Filmkonzerten neue Reihen in ihr Pro-gramm, zudem ist sie seit dem vergangenen Jahr für die Vermie-tung des Konzertsaals zuständig. Besonderer Höhepunkt war zweifellos die Eröffnung des neuen Konzertsaals im Kulturpalast am 28. April 2017 mit einem Fest-konzert unter der Leitung von Chefdirigent Michael Sanderling.

Highlights unterschiedlicher Genres prägten die ersten Wochen im neuen Saal: Konzerte unter der Leitung von Marek Janowski, die Dresdner Philharmonie mit Roland Kaiser, das erste Konzert der neuen Weltmusik-Reihe mit Avi Avital und seiner Band sowie das Festkonzert zum 50-jährigen Bestehen der Philharmonischen Chöre.  Fulminant startete die Dresdner Philharmonie mit Gustav Mahlers „Sinfonie der Tausend” (Leitung: Chefdirigent Michael Sanderling) Ende August 2017 in ihre erste vollständige Saison im neugestalteten Kulturpalast. Am 8. September 2017 konnte die neue Konzertorgel (Eule Orgelbau Bautzen) feierlich eingeweiht werden. Das Instru-ment mit über 4 000 Pfeifen und 56 Registern krönt nun einen Saal, der innerhalb kürzester Zeit national wie international mit seiner exzellenten Akustik und seiner überzeugenden räumlichen Ge-staltung Furore gemacht hat. Zahlreiche renommierte Gäste waren in weiteren Konzerten bis zum Jahresende 2017 zu erleben, so z. B. Ausnahmekünstler wie Charles Dutoit, Daniel Müller-Schott, Khatia Buniatishvili oder auch die Fado-Legende Mariza (in der Weltmusik-Reihe). Malte Arkona

füllte den Konzertsaal mit seinen Familienkonzerten (phil zu ent-decken), zahlreiche Angebote für Schulen sorgten dafür, dass auch die jüngste Generation das neue Haus mit seinem Saal kennen lernen konnte. Die 203 Veranstaltungen der Dresdner Philharmonie im vergan-genen Kalenderjahr hatten 185 008 Besucher, das entspricht einer durchschnittlichen Auslastung von 89 Prozent.

Aufmerksamkeitsschub konstatieren. In den Gesprächen im und über den Saal schwingt seit letztem Jahr irgendwie auch immer der Stolz der Dresdner auf ihren Saal mit. Ganz nüchtern betrachtet: das Konzept, eine große Ansammlung von gebundenen Papierseiten, ein Kabarett (für viele ist schon das bloße Genre ein Anachronismus) und einen Konzertsaal mit Weinbergterrassen in 70er-Jahre-orange in einer denkmalgeschützten Hülle der Ost-Moderne zu versammeln, hätte, die Anforderungen des 21. Jahrhunderts im Blick, verdammt schiefgehen können. Hätte! Aber: ist es nicht, glücklicherweise.

Dr. David Klein: „Sehr zufrieden bin ich, dass das Konzept, den Kulturpalast als Fortsetzung des offenen Stadtraums zu denken, so vollständig auf-gegangen ist. Der Umbau hat den alternden und zuletzt weitgehend verschlossenen Kulturpalast, der aus einer komplexen Vergangen-heit zwischen architektonischer „Ostmoderne“ und politischem Prestigebau kommt, in ein modernes Kulturzentrum verwandelt und zugleich zu seinen Wurzeln als „Haus für alle“ zurückgeführt. Eine halbe Stunde Aufenthalt beim Kaffee oder abendlichen Wein in den oberen Foyers (und im Sommer auf dem Balkon) kann jeden davon überzeugen. Hinzu kommt der Qualitätssprung für die kulturelle Infrastruktur: Dresden hat nun einen der besten Konzertsäle und

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Kulturpalast DresdenKulturpalast Dresden

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eine der modernsten Stadtbibliotheken des Landes. Einige Dinge gilt es, in der kommenden Zeit noch zu lösen, dazu gehören z. B. eine erstklassige Beschallungsanlage für den großen Saal oder ein Werbesystem, das die Interessen von Architektur und Nutzung gleichermaßen berücksichtigt. Als Besucher spüre ich insgesamt jedoch (gerade auch im Vergleich zu vielen anderen europäischen Veranstaltungshäusern), dass der Kulturpalast ein authentischer, hochklassiger, bequemer und interessanter Ort ist, an dem man täglich Neues entdecken kann.“

Die „Hausherrin“, Philharmonie-Intendantin Frauke Roth, erinnert sich im Gespräch an den Eröffnungstag, an das Festkonzert ihres Orchesters. Gänsehaut hatte sie, sagt sie, „und die Gewissheit, dass Planung, Realisierung und Nutzung dieses Haus und dieses Konzertsaals für Dresden ganz sicher ein großer Glücksfall sind!“ Auf die Akustik angesprochen, erinnert sich die Intendantin: „Unsere Musiker waren in den Planungsprozess der Akustiker eng eingebunden, das hat sich absolut bewährt. Die Spitzenakustik des Konzertsaals ist auch diesem Kommunikationsprozess zu verdan-

ken. Natürlich gab es aus Sicht des Orchesters hier und da Dinge, die optimiert werden könnten, das ist völlig normal. Unabhängig von allen „Stellschrauben“ zur Optimierung der Akustik verändert sich der Raumklang auch dadurch, dass sich Staub absetzt, sich Holzporen schließen, die Materialien von Sitzen, Böden, Wandver-kleidungen usw. sich „einschwingen“, um es mal so zu formulieren. Erfahrungen aus anderen neuen Konzertsälen zeigen, dass solche Prozesse über Jahre andauern, und auch in unserem Saal wird sich die Akustik von ganz allein noch etwas verändern. Aber ganz sicher nicht zum Schlechteren!“

Annekatrin Klepsch: „Ich bin stolz, dass es gelungen ist, das Erscheinungsbild des Kultur-palastes zu wahren und dem Haus trotzdem eine neue Funktionali-tät zu geben. Denkmalgeschützte Kunstwerke und Elemente der Hausgestaltung repräsentieren Geschichte des 20. Jahrhunderts und der Architektur der Nachkriegsmoderne. Mit der Zentralbiblio-thek ist ein neuer öffentlicher Ort der Begegnung, Bildung und des Dialogs in Dresden entstanden.“

Herkuleskeule

Die 1961 gegründete Herkuleskeule gehört zu den dienstältesten Kabaretts in Deutschland und ist heute mit ca. 350 Vorstellungen im Haus und 120 Gastspielen quer durchs Land „eines der renom-miertesten Ensembles im Land und gefragt wie nie.“ (FAZ, Oktober 2017). Ihr Markenzeichen ist politisches Kabarett mit provokantem Scharfsinn in einem Wechselbad aus Heiterkeit und Nachdenklich-keit sowie großer Musikalität. 2017 war das arbeits- und erfolg-reichste Jahr in der Geschichte der Herkuleskeule. Höhepunkt war der Umzug in den Kulturpalast mit der Eröffnungsfeier am 29. April im neuen Kabarettkeller zusammen mit Dresdens Ober-bürgermeister und vielen Gästen. Am darauffolgenden Tag wurde mit der Kabarettshow „Ballastrevue“ mit Publikum und Medien weitergefeiert. Zwei Monate später folgte das Sommerspektakel „Lachkoma“. Am 3. Oktober verabschiedeten Wolfgang Stumph, Uwe Steimle und viele andere Wegbegleiter in einer vom MDR aufgezeichneten Veranstaltung Wolfgang Schaller als Künstlerischen Leiter. 2017 erreichte die Herkuleskeule bei 381 Veranstaltungen und 69 691 Gästen eine Auslastung von 83,9 Prozent.

Mit wem man dieser Tage im Kulturpalast auch spricht, ob mit Mu-sikern, mit Kulturpolitikern oder treuen Besuchern: die Wehen der Umbaudiskussionen sind vergessen, man feiert lieber das wunder-bare Ergebnis - vielleicht mit einem grüßenden Augenzwinkern den Fluss hinunter, denn, wie es letztes Jahr in einem Tweet formuliert war: „Ferdsch! Auch wir können Elbphilharmonie. Nur schneller und preiswerter.“

Petra Eggert:„Wenn ich durch den neu eröffneten Kulturpalast gehe, freue ich mich über die vielen Besucher. Es zieht Menschen jeder Altersgruppe in das Haus. Es ist gelungen, den Kulturpalast erneut zu einem Gebäude zu machen, in dem Dresdens Bürger und Gäste unserer Stadt Kultur in ganz vielfältiger Weise erleben und leben können. Das macht mich doppelt froh: wenn ein Denkmal genutzt wird, dann wird Vergangenheit in die Zukunft getragen.“

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Kulturpalast DresdenKulturpalast Dresden

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Städtische Bibliotheken – Zentralbibliothek

Dank der transparenten Scheiben ist es auch von außen sichtbar: Der Kulturpalast im Herzen der Stadt ist die neue Heimat der Städtischen Bibliotheken Dresden. Nach der Zerstörung ihres Hauses im Zweiten Weltkrieg erhält die Zentralbibliothek erstmals wieder ein eigenes Haus. Haupt- und Musikbibliothek sowie die medien@age, die zentrale Jugendbibliothek sind im Kulturpalast auf zwei Geschossen rund um den neuen Konzertsaal vereint.  Für die neue Zentralbibliothek wurde ein modernes Nutzungs-konzept entwickelt, das vor allem auf Bildungsunterstützung und hervorragende Aufenthaltsbedingungen setzt.  500 Nutzerplätze für unterschiedlichste Anforderungen, Räume für Gruppenarbeit, Schulungs- und Veranstaltungsflächen, eine IT-technische Ausstattung für alle Anforderungen bedeuten einen Modernisierungsschub, der die Attraktivität der Städtischen Bibliotheken Dresden insgesamt und damit die Nutzung noch ein-mal deutlich erhöhte. Die Einführung der RFID-gestützten Selbst- verbuchung ermöglicht die Erweiterung der Öffnungszeiten: Montag bis Sonnabend von 10 – 19 Uhr und darüber hinaus. Die Zentralbibliothek bündelt ihre Ressourcen unter einem Dach und bietet besonders benutzerfreundliche Voraussetzungen, was die Breite des Angebots und den Service anbelangt. Sie ist der kompetente Partner, wenn es um Literatur geht. Neben dem traditionellen Wissenserwerb, der Leseförderung und der selbstbestimmten Nutzung moderner Informations- technologien offeriert sie ein breit gefächertes Projekt- und Ver-anstaltungsangebot. In diesem sollen sich interessierte Erwachsene und aktive Senioren genauso zu Hause fühlen wie Schüler, Auszu-bildende, Studenten, ebenso Krabbel- und Kindergartenkinder, die mit ihren Eltern die Bibliothek aufsuchen. Für Migranten ist die Bibliothek ein Ort der Integration, für Behinderte bietet sie durch den Ehrenamtlichen Bücherhausdienst einen barrierefreien Zugang zum gesellschaftlichen Leben.  Nach einem fulminanten Eröffnungswochenende im April 2017 mit rund 17 500 Besuchern ist in den Folgemonaten der normale Bibliotheksalltag eingezogen. Die Neugierde auf die neue Zentral-bibliothek im Kulturpalast hält an. Mittlerweile haben mehr als 900 000 Besucher die Angebote der Zentralbibliothek genutzt, darunter auch das breit gefächertes Projekt- und Veranstaltungs- angebot von fast 1 500 Aktionen allein in diesem Haus. Die Zentralbibliothek soll die Stadt und den Geist ihrer Bürger repräsentieren, identitätsstiftend wirken, aber auch einladend für die Gäste der Stadt sein.

Die Dresdner Musikfestspiele sind eines der größten und renom-miertesten Klassik-Festivals in Europa und präsentieren alljährlich zwischen Mai und Juni in viereinhalb Wochen ein hochkarätiges Programm von außergewöhnlicher Dichte und Vielfalt. Fulminante Orchesterkonzerte, facettenreiche Kammermusik, gefeierte Solisten – im Dialog zwischen den bedeutenden und prägenden Stimmen der internationalen Klassikszene und dem einzigartigen kulturellen und historischen Umfeld wird Dresden so zu einer pulsierenden Festspielstadt, deren Botschaft einer weltoffenen, vielfältigen und lebendigen Kulturmetropole national und international strahlt.  Im Jahr 2017, dem 40. Jubiläum der Dresdner Musikfestspiele, besuchten 54 000 Besucherinnen und Besucher die 60 Veran-staltungen des Festivals, das unter dem Motto „Licht“ Querdenker und Lichtgestalten der Musikgeschichte in den Mittelpunkt stellte.    Der Dresdner Kulturpalast erwies sich nach der Wiedereröffnung mit 15 Konzerten als Hauptspielstätte der Dresdner Musikfestspiele. Zu den renommierten Orchestergastspielen zählten die Philharmonia

Zürich unter Fabio Luisi, das Orchester des Mariinsky-Theaters unter Valery Gergiev, London Philharmonic Orchestra unter Vladimir Jurowski, Orchestre de Paris unter Thomas Hengelbrock, hr-Sinfonie- orchester unter Andrés Orozco-Estrada, City of Birmingham Symphony Orchestra unter Gustavo Gimeno, B’Rock Orchestra unter René Jacobs, Mahler Chamber Orchestra unter Daniele Gatti und die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker. Außerdem waren zu Gast Weltstars wie Anne-Sophie Mutter, Diana Damrau, Jan Lisiecki, Sir Bryn Terfel, Bill Murray, Steven Isserlis, Waltraud Meier, Anna Prohaska, Christian Tetzlaff und Martin Grubinger. Den 14. Glashütte Original MusikFestspielPreis erhielt Steven Isserlis. Weitere wichtige Nach-richten für 2017: „Dresden singt & musiziert“ fand zum ersten Mal auf dem Neumarkt statt. Das Projekt „Klingende Stadt“ verzeichnete über 1 000 Mitwirkende. Ferner gab es ein Berlin-Konzert (Philhar-monie) mit dem Dresdner Festspielorchester unter Ivor Bolton mit Waltraud Meier als Solistin. Mit der TU Dresden kam es 2017 zu einer Kooperation unter dem Titel „Sound & Science“.

Dresdner Musikfestspiele 2017

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Dresden ist als Kunst- und Kulturstadt einzigartig in Europa. Der Beschluss des Stadtrates im Sommer 2016, sich um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2025“ zu bewerben, ist daher nur folgerichtig. Zuständig für den Bewerbungsprozess ist das Kulturhauptstadtbüro Dresden 2025 im Amt für Kultur und Denkmalschutz, welches am 26. September 2017 feierlich eröffnet wurde. Mit Sitz im neu eröffneten Kulturpalast ist das Kulturhauptstadtbüro zweimal die Woche für alle Interessierte geöffnet (mittwochs 10 bis 14 Uhr und donnerstags 14 bis 18 Uhr). Es ist Ideenschmiede und Anlaufstelle für alle Dresdnerinnen und Dresdner, die Fragen zum Bewerbungsprozess haben oder Ihre Ideen einbringen möchten.  Bis Ende 2019 hat die Landeshauptstadt Dresden Zeit, ihre Bewerbung in Form eines Bewerbungsbuches einzureichen. Darin wird sowohl inhaltlich als auch organisatorisch der Rahmen für das eigentliche Veranstaltungsjahr 2025 beschrieben. Das Kultur- hauptstadtbüro Dresden 2025 verfolgt in seiner Bewerbung einen ganzheitlichen Ansatz und entwickelt diesen im Dialog mit der Dresdner Bevölkerung. Der Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2025“ ist keine Auszeichnung, sondern ein Stipendium, um mit den Instrumenten der Kultur die eigene Stadt weiterzuentwickeln. Somit geht es nicht um den Status quo, sondern um eine gemein-same Vision unserer Stadt.

Zukunftsvision trifft auf Macher Bei der Zukunftskonferenz der Kinder im tjg. theater junge generation entwickelten Jugendliche Visionen und Projekte, um Ressourcen zukunftsweisend zu nutzen. Mit einem partizipativen und interaktiven Ansatz setzten sich 120 Schüler mit der Frage „Was (ver-)brauchen wir heute und in Zukunft?“ auseinander. Mit dem Ziel, jetzt die eigenen Ideen auszuprobieren, um diese eventuell im Jahr 2025 weiterzuentwickeln, startete das Kulturhauptstadtbüro Dresden 2025 eine Ausschreibung. Initiativen, Vereine sowie Privatpersonen mit kreativen und ungewöhnlichen Projektideen konnten sich unter dem Motto „2025 Euro für 2025“ bewerben.

Nachgefragt: Ihre Orte des Miteinanders Der partizipative Prozessgedanke der Dresdner Bewerbung zieht sich durch alle Veranstaltungen. So wurden die Dresdner in einem öffent-lichen Aufruf gefragt, wo in der Stadt ihre ganz persönlichen Orte des Miteinanders sind. Gemeint waren Orte, an denen ganz unterschied-liche Menschen zusammenkommen können. Orte, die das Gemein-same stärken oder neu beleben. Mehr als 300 Vorschläge kamen bei dem Open-Call zusammen. Aus dem Pool an Antworten wurde eine Vielzahl an Orten ausgewählt. Eine weitere Kampagne unter dem Motto „Na dann mach doch“ for-derte im Anschluss Macher und Macherinnen aus Dresden auf, sich mit einer Idee zur Bespielung dieser Orte des Miteinanders zu bewerben.

Konkurrenz belebt das GeschäftNeben der Landeshauptstadt gibt es weitere deutsche Städte, die sich um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2025“ bewerben. Dresden lud diese Mitbewerberstädte Ende 2017 zur „Konferenz der Konkurrenten“ ein, um gemeinsam von den Erfahrungen der euro- päischen Kollegen und Kolleginnen zu lernen und sich untereinander zu vernetzen. Während des dreitägigen Erfahrungsaustausches zwi-schen den jeweiligen Projektteams und Vertretern aus Kultureinrich-tungen wurden gemeinsame Aufgaben und Herausforderungen sicht-bar. Der bewusst provokativ gewählte Veranstaltungstitel „Konferenz der Konkurrenten“ sollte in ironischer Manier auf die belebende Kraft des fairen Wettbewerbs und der Kollegialität hinweisen, ohne dabei zu verschweigen, dass es sich bei all dem guten Willen zur Vernetzung untereinander dennoch um eine Konkurrenzsituation zwischen allen Bewerberstädten handelt. Der Bewerbungsprozess der Landeshauptstadt Dresden ist als Dialog angelegt, lebt durch diesen und stützt sich auf das Engagement aller Dresdner und Dresdnerinnen. Die Teilhabe und die Rückmel- dungen aus den verschiedenen Formaten dienen dazu, erste Pilot-projekte für das Jahr 2025 zu entwerfen, den inhaltlichen Rahmen weiterzuentwickeln und das Bewerbungsbuch zu schreiben. Beteiligen auch Sie sich und werden Sie Kulturhauptstadt-Macher!

Dresden bewirbt sich um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025

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Kulturpalast Dresden

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Kultur und KommunikationInvestitionen und kulturelle Infrastruktur

Neben den Großinvestitionen Kraftwerk Mitte und Kulturpalast begleitete das Amt für Kultur und Denkmalschutz im Jahr 2017 weitere Bauprojekte und Infrastrukturmaßnahmen.  So bestätigte der Ausschuss für Finanzen und Liegenschaften im Februar 2017 den Entwurf für den Erweiterungsbau des Alumnats im Dresdner Kreuzchor (V1498/16, Beschluss vom 6.2.2017). Im Sommer 2017 startete das Baugeschehen in der Ermelstraße, im Dezember wurde in Anwesenheit des Oberbürgermeisters der Grundstein gelegt. In dem neuen Gebäude können voraussicht-lich ab 2019 bis zu 44 Jungen zusätzlich in modernen Wohn- und Arbeitsräumen untergebracht werden. Insgesamt verfügt der Kreuzchor dann über eine Kapazität von 134 Übernachtungs- plätzen für die Kruzianer. Für die Investition sind derzeit rund 4,8 Millionen Euro veranschlagt. Auch die Planungen für eine Sanierung des Ostflügels auf dem Gelände des Festspielhauses Hellerau wurden 2017 wieder auf- genommen. Gemeinsam mit dem Europäischen Zentrum der Künste aktualisierte das Amt für Kultur und Denkmalschutz das Raumprogramm, welches eine Kombination aus Probenzentrum, Künstlerresidenzen und Gastronomie vorsieht. In Kooperation mit dem Stadtplanungsamt und dem Amt für Hochbau und Immo- bilienverwaltung wurde das Baukonzept intensiv mit dem Freistaat

Sachsen als Fördermittelgeber abgestimmt und in Vergabeverfahren für Architektur- und sonstige Planungsleistungen überführt. Das Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner erhielt Anfang 2018 den Auftrag für die weitere Objektplanung. Voraussichtlich im Jahr 2020 soll die Sanierung des Ostflügels, die ein finanzielles Volumen von derzeit 9,2 Millionen Euro umfasst, abgeschlossen sein. 2017 arbeitete das Amt für Kultur und Denkmalschutz zudem an der weiteren Umsetzung der Stadtratsbeschlüsse, die eine kulturelle Nutzung des ehemaligen Wohnhauses der Tänzerin Mary Wigman (die frühere „Kleine Szene“ der Semperoper) durch die Stadt forcierten. Die Immobilie wurde unter Federführung des Amtes für Hochbau und Immobilienverwaltung zunächst vom Freistaat Sachsen erworben. Parallel entwarfen beide Ämter die Ausschreibung eines Erbbaurechts, mit welcher ein dauerhafter Betreiber des Hauses als Proben- und Produktionsraum für die freie professionelle Tanz- und Theaterszene gebunden werden soll. Diese Ausschreibung ist seit Mai 2018 veröffentlicht, die Vergabe wurde im Herbst 2018 vorgenommen. Gleichzeitig führte das Amt mit Vertreterinnen und Vertreter der lokalen Tanzszene und Fördermit-telgebern intensive Abstimmungen, um Gelder für die erforderliche Sanierung und den anschließenden Betrieb einzuwerben.

Kultur und Kommunikation

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Festspielhaus Hellerau

Das Festspielhaus Hellerau – 1911 als Bildungsanstalt für Rhythmik erbaut – ist heute Sitz von HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden. Nach der wechselvollen Geschichte des Hauses – u. a. wurde es in den 30er Jahren als Militärlager genutzt und diente der Sowjetarmee später als Kaserne – begann in den 90er Jahren die Wiederbelebung des Ortes durch Kunst. Mittlerweile zählt HELLERAU zu den wichtigsten interdisziplinären Zentren für zeitgenössische Künste in Deutschland und Europa. Zeitgenössischer Tanz, Musiktheater, Neue Musik, Theater, Performance, Bildende Kunst und Neue Medien sind hier zu Hause. Seit April 2009 wird das Festspielhaus wieder ganzjährig bespielt. 2017 besuchten 43 000 Menschen das Haus und so konnte eine Auslastungszahl von 78 Prozent (bei den kostenpflichtigen Veranstaltungen) erreicht werden. Insgesamt gab es 200 kostenpflichtige und 137 kostenfreie Veranstaltungen.

Das Projekt „Rekonstruktion der Zukunft. Raum – Licht – Bewegung – Utopie“ (17.10. – 11. 11. 2017), bei dem die legendäre Bühne von Adolphe Appia und der Lichtraum von Alexander von Salzmann im Festspielhaus Hellerau rekonstruiert wurden, war nicht nur ein Höhepunkt 2017, sondern einer der Höhepunkte in der Intendanz von Dieter Jaenicke.  Das Festival Mashreq to Maghreb –Tanz, Musik und Kunst aus der arabischen Welt (17.– 25.2. 2017) war künstlerisch eine Berei-cherung und ein wichtiger Beitrag für die Diskussion über Flücht- linge, Weltoffenheit und Fremdenfeindlichkeit. Die Europäische Erstaufführung von „Venezuela“ der Batsheva Dance Company (23.– 25.6. 2017) war ebenfalls ein Höhepunkt in diesem Jahr.

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Dresdner Kreuzchor Der Dresdner Kreuzchor ist einer der ältesten und berühmtesten Knabenchöre der Welt. Neben seinen liturgischen Aufgaben in der Kreuzkirche am Altmarkt fungiert er als Kulturbotschafter der sächsischen Landeshauptstadt im In- und Ausland. Hervorragende Werke geistlicher Musik bilden den Kern des Repertoires und sind Ausdruck der christlich-humanistischen Prägung des Chores. Neben seiner herausragenden Funktion für das musikalische Leben in Dresden geht der städtisch getragene Chor seit nahezu 100 Jahren auf Reisen durch Deutschland und über europäische Grenzen hinaus. Den besonderen Reiz des Chores machen mehr denn je die Kruzianer aus, deren vergängliche Stimmen die Menschen in ihrem Innersten berühren, bewegen und prägen. Der Dresdner Kreuzchor zählte im Jahr 2017 etwa 115 000 Be-sucher (ohne Opernvorstellungen) in 101 Veranstaltungen sowie weit mehr als 2 Millionen Fernsehzuschauer. Damit blieb er auch nach seinem 800-jährigen Jubiläum 2016 einer der publikums-stärksten kulturellen Botschafter der Landeshauptstadt Dresden. War das Jahr 2016 wesentlich vom Jubiläum „800 Jahre Dresdner

Kreuzchor“ geprägt, trat 2017 ein gewisser Ausbau in der Quantität der Aufführungen des Dresdner Kreuzchores ein. So waren die Kruzianer als Dresdner Kulturbotschafter insbesondere im Ausland aktiv: Die sommerlichen Konzerte in Süddeutschland und in der Schweiz waren künstlerische Höhepunkte. Chordirigent Peter Kopp verabschiedete sich im Oktober mit der nunmehr dritten Tournee durch erlesene Konzertsäle Chinas. Besonders erfolgreich waren ebenso die Gastspiele Anfang Dezember in Berlin. Einen neuen Besucherrekord erlebte das dritte und sehr international besetzte Adventskonzert im DDV-Stadion, das mehr als 25 000 Besucher und über 800 000 Fernsehzuschauer begeistert miterlebten. Erstmals waren hier auch junge Musikertalente aus der Landeshauptstadt beteiligt. Das MDR Fernsehen übertrug nicht nur dieses Konzert zur Primetime, sondern zeichnete auch das alljährliche Weihnachts-oratorium auf und wird es ab 2018 jeden Heiligabend senden.    Gleichfalls erfolgreich ist die MDR-Dokusoap-Reihe „Engel, Bengel und Musik“, deren vierte Staffel 2017 gedreht wurde. Sie wird im Dezember 2018 ausgestrahlt.

Kultur und KommunikationKultur und Kommunikation

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Strukturkonzept für Staatsoperette und tjg.theater junge generation

Auf Grundlage eines Stadtratsbeschlusses aus dem Jahr 2015 schloss das Amt für Kultur und Denkmalschutz in 2017 vorläufig die Arbeit an einem Strukturkonzept für die beiden kommunalen Theater Staatsoperette und tjg. theater junge generation ab. Mit der Vorlage V1668/17 wurden die Vorschläge für eine Zusammen-führung der nichtkünstlerischen Bereiche beider Theater in eine gemeinsame Organisation in den Stadtrat eingebracht. Der Stadtrat nahm das Konzept mit seinem Beschluss zur Kenntnis, folgte jedoch den vorgeschlagenen Schritten zur Umsetzung nicht.

Gleichwohl leitete das Amt für Kultur und Denkmalschutz Ver-waltungsverfahren ein, um technisches Personal, welches im Strukturkonzept zum Betrieb der neuen Spielstätten im Kraftwerk Mitte als notwendig erachtet wurde, aufzubauen. Der Geschäfts-bereich Personal, Finanzen und Recht folgte den entsprechenden Vorschlägen der Kulturverwaltung, so dass bis 2019 zusätzlich ins-gesamt mindestens 6,5 Stellen auf Basis des Strukturkonzeptes in der Staatsoperette und im tjg. besetzt werden können.

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Staatsoperette Dresden

Die Staatsoperette Dresden ist „die Expertin“ für die heiteren und unterhaltenden Seiten des Musiktheaters und gehört damit zu den wenigen Theatern im deutschsprachigen Raum, die sich genau diesen Genres verschrieben haben. Spielplanschwerpunkte sind klassische Operetten, Spielopern und Musicals. In den letzten Jahren standen im Musicalbereich verstärkt unbekanntere Werke sowie Erst- und Uraufführungen auf dem Spielplan. Das Haus verfügt über ein vielseitiges Ensemble – bestehend aus Solisten, Chor, Ballett und Orchester – das den hohen Anforderungen des Genres in vollem Maße gerecht wird. Zahlreiche CD-Produktionen, Fachbücher und Werkmonografien sowie Tagungen und Kooperationen mit kultu- rellen Institutionen erweitern den nationalen und internationalen Bekanntheitsgrad des Hauses. Insgesamt wurden 2017 in der Staatsoperette Dresden die 175 Vorstellungen von 104 646 Gästen besucht. So konnte eine Aus-lastung von 88 Prozent erreicht werden. Bedingt durch die Havarie im Oktober 2017 sind insgesamt 27 Vorstellungen ausgefallen,

26 Vorstellungen im Dezember auf der Vorbühne waren nur mit 66 Prozent ausgelastet, dadurch kamen ca. 20 000 Besucher weniger.Höhepunkte des Jahres 2017 waren neben der Eröffnungsgala mit international bekannten Gästen wie Christa Mayer, Camilla Nylund oder Georg Zeppenfeld die Matinee zu „Im Weißen Rössl“ mit Waltraut Haas oder das Operetten-Konzert mit Musik jüdischer Komponisten, die im Dritten Reich verboten waren (Moderation: Götz Alsmann) auch die Wiederaufnahme-Premiere „Die lustige Witwe“ und die Ausstellung anlässlich 70 Jahre Staatsoperette. Außerdem zeigte die Dresdner Staatsoperette die Premieren „Die Hochzeit des Figaro“ (in deutscher Sprache), „María de Buenos Aires“, einer „Tango-Operita“ von Astor Piazzolla, und „Zu dritt im Weißen Rössl“, einer Kooperation mit der Fliegenden Volksbühne Frankfurt.  Ein besonderes Gastspiel gab es an der Komischen Oper Berlin mit Dagmar Manzel und Max Hopp „Eine Frau, die weiß, was sie will“.

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tjg. theater junge generation

Das tjg. theater junge generation ist mit seinen drei Sparten – Schauspiel, Puppentheater und Theaterakademie – und mit über 600 Vorstellungen im Jahr eines der größten Kinder- und Jugend- theater der Bundesrepublik. Gegründet 1949, zeigt es Inszenierungen für Kinder und Jugendliche von zwei bis 16 Jahren und für Familien auf drei Bühnen im 2016 neu eröffneten Kraftwerk Mitte und an diversen Sommertheater-Spielstätten. Bei 491 Vorstellungen verzeichnete das tjg. 74 293 Zuschauer und erreichte eine Auslastung von 88,8 Prozent. Nach der Neueröffnung der drei Bühnen im Kraftwerk Mitte im Dezember 2016 konnte ab Januar 2017 der „normale“ Spielbetrieb aufgenommen werden. Das tjg brachte 13 Premieren – davon sechs Uraufführungen und eine deutsche Erstaufführung – heraus. Für seine Theaterarbeit erhielt das tjg 2017 den Theaterpreis des Bundes, in der Jurybegründung heißt es: „Das Theater Junge

Generation Dresden ist ein Kinder- und Jugendtheater, das sich einer klassischen Definition widersetzt. Wer als Erwachsener das auf internationale Projekte und Forschungsschwerpunkte angelegte Programm in die Hände bekommt, will am liebsten gleich selbst dorthin … In einer zutiefst gespaltenen Stadt, betont das tjg., will es ein Theater für alle sein“. 2017 gab die Kulturstiftung des Bundes bekannt: das tjg. wird ab Juni 2018 im Fonds „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ gefördert. 2017 erhielt das tjg. für die Uraufführung „On tradition: the young generation“ eine Festivaleinladung der Theaterakademie zum Tanztreffen der Jugend (Berliner Festspiele). Bei der 1. Dresdner Zukunftskonferenz der Kinder beschäftigten sich über 100 Kinder mit der Frage „Was wir (ver-)brauchen?“.

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InternationalesPortal: „Museen in der Euroregion Elbe/Labe“

Das Internetportal „Museen in der Euroregion Elbe/Labe“ (EEL) informiert seit 2011 über 103 Museen in der Euroregion in drei Sprachen (D/CZ/Engl.), um den Zugang zu der vielfältigen Museums- landschaft der Euroregion zu erleichtern. Seit 2017 ist das Portal auch mit dem Smartphone nutzbar und bietet so einen einfachen Zugang zur Kultur in der Region und beschreibt potenzielle Aus-flugsziele in der Region.

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Tschechisch-Deutsche Kulturtage 2017/2018Die Region Zlín war Schwerpunktregion der Tschechisch-Deutschen Kulturtage 2017. Die Region und präsentierte sich mit rund zehn Veranstaltungen. Die Landeshauptstadt Dresden war auch in diesem Jahr Mitveranstalter dieses größten Tschechisch-Deutschen Kulturfestivals. Mit über 90 Veranstaltungen konnten mehr als 16 000 Besucher erreicht werden.  Nachdem die Brücke/Most-Stiftung ihr operatives Geschäft zum Jahresende 2017 einstellen musste, stand auch die Zukunft der Tschechisch-Deutschen Kulturtage auf der Kippe. Nach 19 erfolg-reichen Jahrgängen drohte die Einstellung. Um dieses wichtigste Festival tschechischer Kultur im Ausland nicht untergehen zu lassen, hat sich die Euroregion Elbe/Labe zusammen mit der Landeshaupt-stadt Dresden kurzfristig dazu bereit erklärt, die Organisation der Kulturtage ab 2018 zu übernehmen. „Kultur als wichtiger Brücken-bauer über Ländergrenzen hinweg ist schon immer ein Schwer-punkt in der Arbeit der Euroregion Elbe/Labe gewesen“, sagt deren Präsident und Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden, Dirk Hilbert. „Die Rettung der Tschechisch-Deutschen Kulturtage ist uns deshalb ein Herzensanliegen. Wir freuen uns, dass alle bis-herigen Unterstützer sich auch weiterhin finanziell dafür engagieren wollen.“ Die Tschechisch-Deutschen Kulturtage drücken die engen kultu-rellen Verbindungen zwischen der sächsischen Landeshauptstadt und dem Nachbarland Tschechien aus. Bereits seit der ersten Auflage im Jahr 1999 beteiligt sich die Landeshauptstadt Dresden deshalb als Mitveranstalter.

Ausstellung „Public Domain“9. – 24. November 2017Vlassis Art Noise Gallery, Thessaloniki, Griechenland

Die Landeshauptstadt Dresden pflegt mit 13 europäischen und außereuropäischen Städten partnerschaftlichen Kontakt. Im Rahmen dieses Engagements werden auch „Artist-in-Residence- Programme“ realisiert. Zu den erfolgreichsten gehört der Austausch mit Thessaloniki.  Seit 2011 bietet ein jährliches „Artist-in-Residence-Programm“ einem bildenden Künstler aus Dresden die Möglichkeit, einen Monat in Thessaloniki zu verbringen. Im Gegenzug kommt ein griechischer Künstler nach Dresden. Das Programm ist eine ge-meinsame Initiative der Aristoteles Universität Thessaloniki, der Landeshauptstadt Dresden und des Kunst- und Kulturvereins Alte Feuerwache Loschwitz. Ziel dieses Artist-in-Residence-Programms ist es, den Stipendiaten die Gelegenheit zu bieten, die Kunstszene vor Ort kennenzulernen, Kontakte aufzunehmen, Ideen und An-regungen auszutauschen. Sieben Dresdner Künstler nahmen bisher an dem Programm teil.  Der Künstler Andreas Ullrich hat während seines Aufenthalts in Thessaloniki im November 2017 die vertikalen und horizontalen Oberflächen der Stadt erkundet. Ergebnisse dieser Stadterkundun-gen überführte er anschließend in ein lithographisches Druckver-fahren.

Stipendien 2017

Neun Artist-in-Residence-Programme der Landeshauptstadt Dresden wurden nach Columbus/USA, Salzburg/Österreich, Breslau/Polen, Tidaholm/Schweden, Hamburg, Straßburg/Frank-reich und Rotterdam/Niederlande und Thessaloniki/Griechenland ausgelobt. Im Gegenzug kamen acht Künstler an die Elbe und arbeiteten in der Grafikwerkstatt Dresden.  Eine Fachjury sichtete die über hundert Bewerbungen und wählte die Künstler in Absprache mit den Partnerstädten aus. Be-richte der Stipendiaten werden auf www.dresden.de/Reisestipendien veröffentlicht.  Ausstellungen mit Teilnehmern der Programme konnten im Kunstfoyer des Kulturrathauses sowie in der Alten Feuerwache Dresden-Loschwitz realisiert werden.

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Ausstellungen und Veranstaltungen

Insgesamt sieben Ausstellungen zeigte das Kunstfoyer im Kulturrat-haus 2017. Höhepunkte des Programmes waren im März:

PORTRAITS – Hellerau Photography Award:Frank Verreyken

Im zweiten Jahrgang wurde vom Europäisches Zentrum der Künste Dresden und der Kunstagentur Dresden der Wettbewerb „PORTRAITS – Hellerau Photography Award“ ausgelobt und wieder haben Hunderte Fotografen aus aller Welt Werke eingereicht. 49 Fotografen wurden zur Teilnahme an der Ausstellung ausgewählt.

Als Teil des Hellerau Photography Awards wurden im Kunstfoyer des Kulturrathauses fotografische Arbeiten von Frank Verreyken präsen-tiert. Die Ausstellung zeigt Verreykens künstlerische Fotoreportage über eine Erstkommunionfeier in Haiti.

Follow the signs – Urban spaces in the East15 Jahre Kulturaktiv e.V.

Mykola Dzhychka und Holger Wendland entwickelten gemeinsam das Ausstellungsprojekt. „Urban Spaces in The East“ ist ein typi-sches Kultur Aktiv Projekt, vermittelt es doch öffentliche Räume, Plätze und Situationen im Osten Europas.

Nachts im Museum – Die Museumsnacht Dresden 2017

Am 16. September luden 52 Dresdner Museen mit ihren Samm- lungen, Sonderprogrammen, Musik und Gastronomie zur 19. Museumsnacht Dresden ein.  Wann beginnt etwas Neues, wie kommt es in die Welt, und wie sieht es aus? Dem widmeten sich viele Häuser im Jahr 2017. Reformation und Renaissance: ein Epochenbruch war zu besichtigen, nicht nur im Schloss. Der Mathematisch-Physikalische Salon zeigte „Der Planeten wundersamen Lauf in sieben Minuten. Den Kirchen seit der Reformation widmete sich das Stadtteilhaus in der Neustadt. Und auch in der Bienert-Mühle wurde zurückgeblickt: hier steht die erste Kirchenglocke des Viertels von 1467.

Alte Feuerwache Loschwitz

13. 3.–26. 3.2017 Dresden Residents #1 – Andreas Eschment (Hamburg) Katarzyna Roman (Breslau)

In einer gemeinsamen Ausstellung präsentierten die Frühjahrs- residenten der Künstler Austauschprogramme der Landeshaupt-stadt Dresden aus Hamburg und Breslau (Polen) ihre künstleri-schen Arbeiten.  Der Künstler Andreas Eschment (*1972) beschäftigte sich in einer mehrteiligen Werkreihe mit dystopischen Bildern urbaner, bedeutender Bauten und entführte dabei visuell in futuristische und aktuelle antiutopische Szenarien. Im Fokus der polnischen Künstlerin Katarzyna Roman stand die Kombination verschiedener „Welten”, welche nichts miteinander zu tun haben, und in ihren Radierungen aus einer Vielzahl einzelner Punkte zusammenfinden.

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Förderung von Festen und Groß- veranstaltungen 2017

Das Amt für Kultur und Denkmalschutz fördert unter dem Thema „Dresdner Jahreszeiten“ im Rahmen der allgemeinen Kulturförderung auch Stadtteilfeste. Für Großveranstaltungen von überregionaler Bedeutung in Dresden, gemeint sind Freiluftveranstaltungen mit über 3 000 Besuchern, können ebenso Fördermittel beantragt werden.  Im Jahr 2017 wurden zehn Großveranstaltungen mit insgesamt 35 000 Euro gefördert. Als besonders erfolgreiches Format erwies sich das Kurzfilmfest-Open-Air im April auf dem Neumarkt. Hier konnten sich Dresdner und Touristen kostenfrei internationale Kurzfilme ansehen und in Liegestühlen zu ungewöhnlicher Jahres-zeit einen anderen Blick auf den Neumarkt genießen.

Dresdner Jahreszeiten 2017

Dresdens Ruf als Fest- und Festivalstadt gründet sich auf eine lange Tradition beim Feiern glanzvoller Feste. Seit dem 1990er Jahren wurden mit bürgerschaftlichem Engagement zahlreiche neue Feste begründet vom Elbhangfest, der Bunten Republik Neustadt bis hin zu zahlreichen kleineren Stadtteilfesten. Das Amt für Kultur und Denkmalschutz förderte 2017 im Rahmen der Projektförderung „Dresdner Jahreszeiten“ besondere kulturelle Beiträge bei 15 Stadt-teilfesten.  Durch eine höhere Förderung des Amtes für Kultur und Denk-malschutz konnte die Neustädter Initiative „Schwafelrunde“, die sich als Ideengeber für die Bunte Republik Neustadt versteht, ein „Begrüßungsgeld“ ausreichen. Diese Mikroförderung erfolgte in Form von 40 mal 100 Euro als Sachkostenerstattung für Kultur-beiträge der Anwohnerschaft, ansässiger Vereine und Initiativen. Getreu dem Motto „Mehr Kultur wagen, statt Bierwagen“ hat der Neustädter Kreis die Bunte Republik Neustadt gemeinsam mit der Stadtverwaltung und den Anwohnern kulturvoller gestaltet. Ergeb-nisse waren unter anderem besonders gestaltete Häuserfassaden, Kinder-Mitmachaktionen und ein Straßenball.

Kultur und KommunikationKultur und Kommunikation

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Theaterhaus Rudi

Societaetstheater

Das Theaterhaus Rudi ist das Amateurtheaterhaus der Stadt Dres-den. Eine in Sachsen einzigartige kommunale Stätte, offen für alle Menschen, die sich in ihrer Freizeit einzeln oder in Gruppen mit der Darstellenden Kunst befassen. Mit der Förderung von Freizeit-, Laien- und Schülertheatergruppen wurde ein Zentrum der Kreati- vität und des Interessenaustausches für die Bürgerinnen und Bürger Dresdens geschaffen.  Im Juni 2017 feierte das Haus seinen 15. Geburtstag. Dass dieses Jubiläum gefeiert werden konnte, ist den herausragenden Leistungen

Das Societaetstheater ist Dresdens Bühne für unabhängige profes-sionelle Theaterproduktionen der Freien Szene aus dem In- und Ausland. Es bietet der professionellen Freien Theater- und Tanzszene Dresdens regelmäßig Auftrittsmöglichkeiten bzw. sichert durch finanzielle Zuschüsse diese Produktionen erst ab.  Insgesamt kamen 20 551 Besucher zu 331 Veranstaltungen im Haus bzw. an anderen Orten der Stadt. Dabei ist festzuhalten, dass das Haus aufgrund von Baumaßnahmen über drei Monate (Januar bis März 2017) geschlossen war. Die Auslastung lag bei rund 71 Prozent.

der Amateurtheatergruppen in und um Dresden zu verdanken, die seit 15 Jahren im Theaterhaus Rudi zeigen, was Amateurtheater im Großraum Dresden zu leisten in der Lage ist.  Die 227 Veranstaltungen besuchten insgesamt 8 859 Interessierte. Im Theaterhaus Rudi fanden 2017 elf Premieren statt. Neben den Theatervorstellungen bietet das Haus ganzjährig diverse Kurse und Workshops für Erwachsene und Kinder an.

Neben zehn Premieren am Hause organisiert das Theater seit September 2017 das Langzeit-Kulturprojekt „Zu Hause in Prohlis“ (mit eigenem ständigen Veranstaltungsort KIEZ und temporärem Theaterzelt). Darüber hinaus präsentierte und organisierte das Team mit szene:NORIRLAND, Off: Europa und Sound of Bronkow Music drei Festivals. Zudem erweiterte das Societaetstheater sein Spektrum, z.B. durch die Einführung der „Freakstadt“ und der Reihe „Lyrik Is Happening“, mit denen einerseits Dresdner Künstlern und Künstlergruppen mehr Raum im Haus bekamen und andererseits neue künstlerische Formate ausprobiert wurden.

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Historisch-politische Bildung

Lügenpresse?

Wenige Tage nach der Niederschlagung der Proteste vom 17. Juni 1953 in Dresden schreibt die Sächsische Zeitung: „In dieser Stunde, wo faschistische Agenten und Provokateure versuchen, die Durchführung der Beschlüsse der SED und der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik, die auf eine Verbesserung des Lebens und auf eine Überwindung der Spaltung Deutschlands hinauslaufen, zu hintertreiben und unmöglich zu machen, kommt es auf Euch alle an. Die faschistischen Provokationen sind zusam-mengebrochen.“ Die Aufgabe der Zeitungen im SED-Staat war klar definiert. Die Partei gab die Richtung vor und die Medien waren ihr Sprachrohr. Vielleicht hätte sich das bereits 1953 grundlegend ge-ändert. So dauert es weitere 36 Jahre bis zur friedlichen Revolution. Die Pressefreiheit zählt so neben der Meinungs- und Versamm-lungsfreiheit über lange Zeit zu den verfassungsrechtlichen Grund-prinzipien, die sich maßgeblich auf das Institutionenvertrauen nach der Wiedervereinigung auswirken. Fast drei Jahrzehnte nach der friedlichen Revolution hallt der Ruf „Lügenpresse“ durch Dresdner Straßen. Während sich viele dabei auf ihre Versammlungs-freiheit berufen, scheint Pressefreiheit in diesen Köpfen nur noch ein zu vernachlässigendes Grundrecht zu sein. Angesichts dessen diskutierten am 17. Juni 2017 im Rathaus Oberbürgermeister Dirk Hilbert mit Heinrich Löbbers, Chefredaktion, Sächsische Zeitung und dem Kommunikationswissenschaftler Lutz Hagen über die heutige Bedeutung von Pressefreiheit.

Historische Perspektive auf die Partnerstadt Breslau

„Wir waren Juden aus Breslau“ lautet der Titel des beindruckenden Dokumentarfilms von Karin Kaper und Dirk Szuzies, der im Rahmen einer Sondervorführung des Amtes für Kultur und Denkmalschutz aus Anlass der Erinnerung an die Reichspogromnacht in Dresden am 6. November 2017 im Programmkino Ost gezeigt wurde.

Im Film stehen 14 Zeitzeugen im Mittelpunkt, die jung und der Zukunft erwartungsvoll entgegenblickend in Breslau zu Hause waren. Breslau besaß damals die drittgrößte Jüdische Gemeinde in Deutschland. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wendet sich ihr frohes Leben plötzlich in eine Zeit der Angst, der Verfolgung und Flucht ins Exil, oder gar des grausamen Daseins im Konzentrationslager Auschwitz. Der Heimat beraubt, entkamen sie in alle Himmelsrichtungen und bauten sich in den USA, England, Frankreich und auch in Deutschland neue Leben auf. Einige wirkten wesentlich bei der Gründung und dem Aufbau Israels mit. Die Zeit-zeugen erinnern nicht nur an vergangene jüdische Lebenswelten in Breslau. Ihre späteren Erfahrungen veranschaulichen eindrucksvoll ein facettenreiches Generationenporträt. Im anschließenden Filmgespräch standen Fragen nach der Motivation für diesen Film oder die Frage nach der Ausrichtung des Erinnerns in einer Zeit ohne Zeitzeugen im Mittelpunkt.

Schon wieder Revolution?Das Projekt „Dresdner Revolutionsweg“, mit dem einerseits durch Gedenktafeln, andererseits durch ein Vermittlungskonzept an den Herbst 1989 erinnert werden soll, wird Jahr für Jahr um neue Be-standteile ergänzt. Nach einem Planspiel und Stadtführungen zu den Orten der Revolution konnten 2017 Harriet und Peter Meining für die Entwicklung eines Audiowalks gewonnen werden. Ziel ist die Produktion eines inszenierten Audiowalks, der sich mit dem Begriff „Revolution“ auseinandersetzt und dabei gegenwartsbezogen den Kontext der Friedlichen Revolution in Dresden aufgreift. Er wird in der Gedenkstätte Bautzner Straße durchgeführt werden und den „Dresdner Revolutionsweg“ um ein weiteres innovatives Bildungs-projekt ergänzen.

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Gedenk- und Erinnerungsreise nach RigaAn Orte der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik führte vom 3.–7. Juli 2017 eine Reise des Deutschen Riga Komitees nach Lett-land. Das Deutsche Riga Komitee ist ein Zusammenschluss der deut-schen Städte, deren jüdische Bürgerinnen und Bürger in den Jahren 1941/42 in das Getto nach Riga deportiert und ermordet wurden. Diese Reise führte an verschiedene Gedenkorte in und um Riga, wie beispielsweise dem Wald von Biķernieki, in dem mehrere zehntau-sende Menschen ermordet wurden. Die Reise diente einerseits der Erinnerung, andererseits aber auch der Vernetzung der einzelnen Städte untereinander. So konnte insbesondere der Kontakt zur Part-nerstadt Hamburg und der dortigen KZ-Gedenkstätte Neuengamme aufgebaut werden. In Folge dieser Reise gab es bereits intensiven Austausch zwischen den Hamburger und Dresdner Kollegen über die Frage, wie man die Erinnerung an den Holocaust in Dresden weiterentwickeln kann. Mittelfristig wird seitens des Amtes für Kultur und Denkmalschutz ein Bildungsprojekt in Erwägung gezogen, das den Weg der deportierten Dresdnerinnen und Dresdner nach Riga nachzuzeichnet.

Befreier? Besatzer? Freund?Unter der Überschrift „Befreier? Besatzer? Freund?“ veranstalteten der Verein Denk Mal Fort e.V. und das Amt für Kultur und Denkmal-schutz vom 6.– 8. Mai 2017 Thementage zum Umgang mit dem sowjetischen Erbe in Dresden. Anlass war der 8. Mai 1945, der Tag der Befreiung, an dem die nationalsozialistische Gewaltherrschaft endete. Zahlreiche Menschen erlebten dieses Ereignis als Er-lösung von Unterdrückung und Verfolgung. Für Dresden bedeutete das aber auch, dass die Sowjets als fremde Personen stets in der Stadt ein- und ausgingen. Wurden sie als Besatzer, Befreier oder gar Freunde wahrgenommen? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Stadtführung, eines Arbeitseinsatzes auf dem sowjetischen Garnisonfriedhof und einer Podiumsdiskussion im Stadtarchiv. Auf diese Weise wurde ein wichtiges, aber auch kontroverses Kapitel der Stadtgeschichte wieder sichtbar gemacht.

Gedenkstätte im Wald von Biķernieki Sowjetisches Denkmal auf dem Gelände der Landesdirektion Sachsen

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Kulturelle Bildung

Der deutsche Multimediapreis mb21 & das Medienfestival des Medienkulturzentrum Dresden e. V.

Das vom Medienkulturzentrum Dresden e. V. unter dem Motto „Big Dada“ veranstaltete Medienfestival bildete zugleich den Rahmen für die feierliche Preisverleihung des Deutschen Multimediapreises mb21 am 11. November 2017. Preise für insgesamt 25 multime-diale Arbeiten wurden durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) vergeben. Mehr als 300 Zuschauer waren dabei, als die jungen Medienmacherinnen und Medienmacher im Alter von drei bis 25 Jahren für ihre herausragen-den Leistungen mit Sach- und Geldpreisen im Gesamtwert von über 10 000 Euro ausgezeichnet wurden. Beim Festival tummelte sich nicht nur der kreative Mediennach-wuchs des Deutschen Multimediapreises mb21, sondern auch rund 3 000 interessierte Besucher. Auf fünf Etagen gab es in den Techni-schen Sammlungen Dresden jede Menge Gelegenheit zum multi-medialen Erleben. Es konnte gespielt, gelacht und gestrahlt werden. Mitmachaktionen, Spiele, interaktive Shows und Installationen verführten große und kleine Besucher in kreative Medienwelten. Und zu entdecken gab es genügend. Angekommen im Foyer, hatten viele sofort die blinkenden Lichter des Spielideen-Automaten im Blick: nach dem Einstellen der eigenen Spiel-Wünsche spuckte dieser eine maßgeschneiderte Spielidee aus! Am Veranstalter- stand gab es für Kinder ab vier Jahren eine Stempelkarte für die MiniMediaTour, womit auch für die kleinsten Gäste die Entdeckungs- tour über mehrere Ebenen beginnen konnte. Wer schon immer mal einen Trickfilm drehen wollte, konnte im „CharacterLAB“ die eigene Filmwelt basteln und anschließend in einem Film aufleben lassen. An den „Do it Yourself-Stationen“ gab es ebenfalls eine Menge zu werkeln: sein eigenes Spielzeug entwerfen und anschließend mit einem 3D-Drucker ausdrucken, einzigartige Schmuckstücke basteln oder sich kurzerhand einen

Synthesizer bauen! An der Station „musicismyradar“ hatten die Be-sucher die Möglichkeit, gemeinsam an unterschiedlichen Objekten durch Kurbeln, Hebeln oder dem Drücken von Knöpfen eigene Beats und Sounds zu kreieren.  Insgesamt ein gelungener Festivaljahrgang, der jungen wie älte-ren Medienbegeisterten staunende Gesichter bereitete.

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Grafikwerkstatt

Das Aufgabenfeld der Grafikwerkstatt Dresden besteht neben der Bereitstellung von Spezialarbeitsplätzen für originalgrafische künstlerische Techniken hauptsächlich in der professionellen Unterstützung Dresdner Künstlerinnen und Künstler. Zusätzlich werden Ausführungen von hochwertigen grafischen Arbeiten im Auftrag erarbeitet.  Internationale Künstler-Austauschprogramme mit Partnerstädten und druckgrafischen Werkstätten stellen ein weiteres Hauptmerk-mal der Grafikwerkstatt dar. Gäste aus Breslau (Polen), Tidaholm (Schweden), Uttersberg (Schweden), Thessaloniki (Griechenland), Cleveland (USA), Straßburg (Frankreich) und Hamburg hatten dieses Jahr die Möglichkeit, mehrere Wochen ihre künstlerischen Arbeiten in Handsatz, Hochdruck, Lithografie oder Holzschnitt zu realisieren. Pflege und Erhalt historischer Drucktechnik, die für original- druckgrafische Verfahren und kreatives künstlerisches Arbeiten

essentiell benötigt werden, ist ebenso Aufgabengebiet. Verfeinertes handwerkliches Wissen soll somit in ansprechendem Niveau leben-dig bleiben. Dazu gehören auch Pflege von Kontakten mit Druck-werkstätten im In- und Ausland.  Kunstpädagogische Projekte mit Text und Bild werden in Zusammenarbeit mit Vereinen und der Museumswerkstatt der Technischen Sammlungen unterstützt und zusätzlich durch Werk- stattführungen mit praktischem Erlebniswert ergänzt. Die Grafikwerkstatt Dresden ist somit als Treffpunkt und Arbeits-platz zugleich aktive Künstlerförderung. Zur Verfügung stehen vorrangig historische Druckpressen, auf höchstem Niveau ein-gerichtet für zeitgenössische Anwendung und ergänzt mit moderner Technologie.

JugendKunstschule

Die JugendKunstschule Dresden ist die kommunale kulturelle Bildungseinrichtung, die viele Künste unter einem Dach vereinigt. Für alle ab vier Jahre finden sich Experimentierräume am Schloss Albrechtsberg, im Kulturrathaus (Kinder- und Jugendgalerie EINHORN), in Prohlis (Kunsthandwerkerhaus Palitzschhof), in Gorbitz (Club Passage) und in Zschertnitz (Tanzstudio). Es finden Kurse, offene Werkstätten, Workshops, (Familien-)Veranstaltungen, Ferienprogramme, Kindergeburtstage, Fortbildungen und weitere

Veranstaltungen statt. Zahlreiche geförderte Projekte – insbeson-dere für bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche – wie z.B. der internationale Jugendaustausch, ergänzen das Programm. Die JugendKunstschule ist in regionalen, nationalen und internationalen Netzwerken verankert. Im Jahr 2017 verzeichnete die JugendKunstschule 39 499 Besuche zu kunstpädagogischen Angeboten und Veranstaltungen. Mit den Angeboten wurden mehr als 9 000 Kinder und Jugendliche erreicht.

2—

Kultur und Kommunikation

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Bildende Kunst

2017 wurden im Bereich Bildende Kunst 41 Projekte mit insgesamt 85 000 Euro gefördert. Dazu zählen vier Arbeitsstipendien, die – mit jeweils 3 000 Euro dotiert – an folgende Dresdner Künstlerin-nen und Künstler vergeben wurden: Petra Graupner, Antje Guske, Helene Heyder und Jakob Flohe.  Außerdem wurden gefördert: zehn Projekträume, drei Kataloge, fünf Festivals (z.B. Lackstreichekleber Festival, Morphonic Lab), 14 Projekte (z.B. Ausstellungsprojekte, internationaler Künstler- austausch etc.) und fünf Kleinprojekte. Eine institutionelle Förderung in Höhe von insgesamt 289 500 Euro erhielten sechs Vereine. Damit konnte im Bereich Bildende Kunst die Förderung im Vergleich zum Vorjahr um 30 500 Euro erhöht werden.

Um- und Ausbau von Ateliers Drei Anträge konnten mit 25 000 Euro gefördert werden

■ Libuscha Neuhaus Bildende Kunst, Malerei, Grafik, Skulptur (Umbau ehem. Fischladen)

■ Theresa Bräunig Bildende Kunst und Restaurierung (Zentralwerk)

■ Jens Pischke Bildende Kunst – Malerei, Grafik (Umbau ehem. Schlosserei)

Dresdner Keramikmarkt Am 2. bis 3. September 2017 am Goldenen Reiter

Keramiker aus ganz Europa, eine entspannte spätsommerliche Marktatmosphäre und ein ansprechendes Rahmenprogramm vor einmaliger Kulisse: All dies macht den „Dresdner Keramikmarkt”seit Jahren zu einem der beliebtesten und bestbesuchten des Landes. Auch zur der 22. Auflage präsentierten knapp 80 Aussteller, unter anderem aus Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden die ganze Bandbreite zeitgenössischer Keramik: vom traditionellen Geschirr bis hin zu minimalistischem Porzellandesign, von Skulpturen für den Innenraum bis hin zu Baukeramik sowie Schmuck aus Ton und Porzellan. Nach dem Verfüllen des Fußgängertunnels ergab sich für den Markt eine völlig neue Platzsituation, die eine Neuordnung der Stände erforderlich machte, die sowohl von den Ausstellern, als auch von den Besuchern sehr positiv aufgenommen wurde.

Innere Mitte – Ein Kunstwerk leuchtet wieder

Im Rahmen der von den Dresdner Verkehrsbetrieben geplanten Verkehrsbaumaßnahme Stadtbahn 2020 und der damit verbunde-nen Änderung der Straßenbahnführung erfolgte 2017 die Um- setzung der Plastik vom Gustav-Adolf-Platz nach Altstrehlen, auf die neugestaltete Grünfläche zwischen Wasaplatz und Christuskirche. In diesem Zusammenhang wurde das Kunstwerk, insbesondere die Beleuchtung, generalüberholt. Das Kunstwerk für den öffent- lichen Raum entstand im Jahr 2000 im Rahmen des MNEMOSYNE WasserKunstWeges der Dresdner Sezession 89 e.V.

Kultur und Kommunikation

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Kunst im öffentlichen Raum

2— Diskurs: Kunst im öffentlichen

Raum

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Kunst im öffentlichen Raum

Die Skulptur „Denkmal für den permanenten Neuanfang” der Hamburger Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth wurde am 25. April 2017 von Annekatrin Klepsch, Beigeordnete für Kultur und Tourismus, in Anwesenheit der Künstler auf dem Neumarkt einge-weiht. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als die Gemüter noch stark erregt waren wegen dem MONUMENT, das Manaf Halbouni im Februar genau dort temporär installiert hatte und das international für Aufmerksamkeit gesorgt hatte. Plötzlich war Kunst im öffent- lichen Raum in aller Munde und wurde nicht nur zur akuten Gefahr für den Neumarkt und den Blick auf die Frauenkirche, sondern für Dresden im Besonderen. Dabei kam der Vorschlag für die Skulptur „Denkmal für den permanenten Neuanfang” bereits aus dem Jahr 2011. Damals initi-ierte die Kunstkommission unter dem Titel „Dresden – Perspektiven für Kunst im öffentlichen Raum“ ein Symposium im ehemaligen Heizkraftwerk Mitte. Ziel der öffentlichen Veranstaltung war es, künstlerische Diskussionen zu Stadtraum und Stadtentwicklung anzuregen und einen produktiven Prozess in der Stadt für Kunst im öffentlichen Raum zu bewirken. Die öffentliche Resonanz auf dieses Symposium war eher be-scheiden – die Dresdner Bürgerschaft sah keinen Grund, sich mit der Thematik auseinander zu setzen. Zum Symposium waren überregional tätige Kuratoren und Künst-ler eingeladen worden, die sich im Vorfeld mit dem städtischen Leben Dresdens auseinandergesetzt hatten und auf der Grund- lage ihrer Beobachtungen und Analysen Projektvorschläge für den öffentlichen Raum Dresdens entwickelt hatten. Die Kunstkommission entschied sich damals dafür, den Vorschlag eines „Denkmals für den permanenten Neuanfang” in Dresden zu realisieren. Auf Grund äußerer Umstände verzögerte sich die Auf-stellung der Arbeit dann leider bis 2017.  Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Situation auf dem Neumarkt, die Nutzung des Platzes und die Diskussionskultur zu Kunstwer-ken im öffentlichen Raum – ausgelöst durch zahlreiche Projekte zur Flüchtlingsproblematik und speziell durch die Installation MONUMENT – gravierend geändert, so dass das Kunstwerk nun in einem völlig anderen Kontext aufgestellt und wahrgenommen wurde.

Die Künstler haben in Dresden eine Skulptur realisiert, die für die Dauer von zwei Jahren an ihrem zentralen Standort eine relativie-rende Funktion zwischen den vorhandenen Denkmälern einnimmt, sich mit der Architektur des Platzes und seiner Bedeutung befasst und Fragen nach einem zeitgemäßen Gedenk- und Denkmal-verständnis stellt. Mit ihren sensiblen, konkret an den örtlichen Zusammenhängen ausgerichteten Projekten thematisieren Heike Mutter und Ulrich Genth den öffentlichen Raum als ein vielfältig bestimmtes Spannungsfeld – und das war der Neumarkt 2017 in mehrfacher Hinsicht.

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Für die Retter des christlichen Abendlands scheint es keine Scham-grenzen zu geben. Oder wie soll man es verstehen, dass in Dresden am Montag rechtsnationale Aktivisten loszogen und einige der kleinen, schimmernden Stolpersteine überklebten, die vielerorts an die Opfer der Schoah erinnern? Jetzt prangten dort schwarze Kreuze auf weißem Grund, dazu die Namen einzelner Dresdner, die allesamt, so war es zu lesen, im „alliierten Bombenholocaust“ um-gekommen seien. Stets wenn der Bombardierung Dresdens gedacht wird, kehrt die Debatte zurück, ob in Wahrheit die Stadt nicht völlig grund- und schuldlos zerstört worden sei und also die Deutschen zu Unrecht allein als Täter geziehen würden. Dieses Verlangen, doch bitte auch ein Opfer sein zu dürfen, von aller Schuld befreit, wurde jetzt noch durch ein Kunstwerk bestärkt, das bis in den April gleich neben der Frauenkirche steht und eigentlich nur ein „Zeichen für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit“ setzen will. Drei Reisebusse, kopfüber aufgestellt, sollen, geht es nach dem Künstler Manaf Halbouni, an eine Barrikade erinnern, die im umkämpften Aleppo gegen den Kugelhagel errichtet wurde. Ein Monument, so der Name des wackeligen Kunstwerks, das im restaurierten Dresden dazu aufruft, auch der Kriegstoten in Syrien zu gedenken. Die Empörung war natürlich groß: Gekränkt in ihrem Opferstolz, klagten Pegida-Anhänger, nun werde selbst die deutsche Gedächtniskultur überfremdet. Mächtig brodelte das Ressentiment, viel fehlte nicht, und das Denkmal wäre noch bei der Einweihung umgestürzt und unter allgemeinem Hassgejohle zertrümmert worden. Lange galt das als Qualitätsmerkmal für Kunstwerke im öffentli-chen Raum: je größer der Ärger, desto kühner die Absicht. Und ja, manchmal mag Provokation sinnvoll und vonnöten sein. Doch in Dresden? Hier bricht die Kunst nichts auf, hier bestärkt sie nur: die

einen in ihrem ewig-richtigen Wunsch nach mehr Frieden in der Welt und die anderen in ihren dumpfen Hassgefühlen. Eigentlich wollte der Künstler Einsicht stiften, um Mitgefühl werben. Damit ist er gründlich gescheitert. Das liegt gewiss an der Grundgereiztheit in Dresden, die von wahrem Dialog nichts wissen will. Es liegt aber auch an dieser Art Monumentalkunst, die auf naive Weise vieldeutig und erläuterungs-bedürftig ist, also Missverständnisse geradezu befördert. Auch wenn es der Künstler anders wollte, aus seinem Friedensmal ist ein Zeichen des Zwists geworden.

Dresden: Busse stehen kopf, Bürger auch

von Hanno Rauterberg erschienen in DIE ZEIT Nr. 8/2017

Manaf Halbouni, Absolvent der Dresdner Kunsthochschule, legte uns im Sommer 2015 Collagen vor, die eine Szene aus Aleppo in ein innerstädtisches Szenario in Deutschland hinein spiegelten und eine besondere Art von Unruhe auslösten. Eine Unruhe, die entsteht, wenn Kunst die Koordinaten der eigenen Wahrnehmung berührt hat. Was verbindet Aleppo mit Dresden, mit der Frauen-kirche und mit unserer Gegenwart? Wofür steht der Platz mit der wieder aufgebauten Kirche und dem rekonstruierten Neumarkt, wenn die heutige Nutzung durch die touristische Wirtschaft nur ein Teilaspekt seiner Bedeutung ist, als symbolgeladener Ort vielschich-tiger historischer Identifikationen und als Reallabor der öffentlichen politischen Kommunikation? In Aleppo wie in Dresden wurde Hochkultur zerstört, das Leid des Krieges zeigt sein erschreckendes Gesicht inmitten einer modernen Gesellschaft. Busse in Aleppo zum Schutz der Zivilbevölkerung aufgerichtet, verschieben auf dem Neumarkt die Wahrnehmung. Als Kunstwerk schlägt das MONUMENT eine Brücke zwischen Erfahrungen des Krieges und der Menschlichkeit und zeigt, wie absurd der Krieg Fortschritt und Mobilität außer Kraft setzt und in ihr Gegenteil verkehrt. Busse zum Schutz von Zivilisten vertikal zwischen Häusern verspannt, zum Stillstand gekommene Freiheit, ein Zeichen der Verzweiflung, aber auch der Hoffnung, Leben als unantastbar zu erachten und zu schützen.  Das MONUMENT auf dem Neumarkt, ein reales Szenario und zugleich ein Zeichen, verschoben nach Dresden, hat die Unruhe dieser Gegenwart in ein Bild gegossen. Als wir uns entschieden, das Kunstwerk zu einer Zeit umzusetzen, in der der öffentliche Raum in Dresden dominiert war von einer Minderheit, die mit menschen-verachtenden Parolen Unsicherheit in gesellschaftliche Spaltung und politischen Profit zu wandeln suchte, schloss sich eine wach-sende Anzahl von Menschen und Institutionen in dieser Stadt dieser Entscheidung an.  Als temporäres Mahnmal im Rahmen des Festivals „Am Fluss – Zu Kulturen des Ankommens“ löste das MONUMENT bereits mit seiner Eröffnung Übergriffe aus der rechtspopulistischen Szene

wie auch eine Welle der regionalen und überregionalen Anteil- nahme und Solidarität aus. Eine intensive Auseinandersetzung mit Formen des Gedenkens und mit zeitgenössischer Kunst sowie eine internationale Medienaufmerksamkeit begleiteten das Geschehen vor Ort. Der tägliche Meinungsaustausch von Menschen ließ den inszenierten Protest hinter sich gab einer offenen Ernsthaftigkeit des Gespräches vor Ort Raum. Eine neue Kultur des Konfliktes und des Zuhörens hat eine Vielzahl von Menschen und auch Genera-tionen miteinander verbunden, zwischen denen die Kommunikation zuvor abgebrochen war. Diese Erfahrung lebt bis heute im Resonanz-raum der Stadt fort. Freiheit und Demokratie existieren nicht als Abstraktes, sie müssen – auch in der Kunst – ausgeübt werden, um wirksam zu werden.

Kunst im öffentlichen Raum

Kunst als Sprache der Freiheitvon Christiane Mennicke-Schwarz

Wie ein Kunstwerk in Dresden die Polarisierung vorantreibt.

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Kunst im öffentlichen RaumKunst im öffentlichen Raum

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Noch in Jahren, wenn sich kaum noch einer erinnern möchte an das große Sterben im Mittelmeer, werden sie noch da sein, die Denkmäler der Verzweiflung. Es sind die Gräber der ertrunkenen Flüchtlinge auf den Friedhöfen von Sizilien. Es ist ein Unterschied, Zahlen zu lesen oder vor Gräbern zu stehen. Die Fotos jener zu sehen, die mit der Hoffnung aufgebrochen waren, eine Zukunft zu finden, die sie in ihren Heimatländern nicht hatten. Die Bilder der Kinder, die starben. Oder wie von einem Leben am Ende nichts als eine Nummer auf einem Grab bleibt. Zwischen 35 und 40 Jahre alt, etwa zwölf bis 17. Männlich, weiblich. Manchmal steht auch das auf den Grabsteinen. Wenn es schon keinen Namen gibt und keine Geschichte zu dem Namen, dann wenigstens etwas mehr als das Wort „sconoscuito“, unbekannt.  Die Kunstinstallation „Lampedusa 361“ im Februar 2017 auf dem Theaterplatz Dresden zeigte ein erstes Mal Fotos dieser eigent-lichen Denkmäler einer der großen Tragödien in der jüngsten Menschheitsgeschichte. Auf manchen Friedhöfen wie in Catania gibt es hunderte Gräber, in kleinen Bergdörfern mitunter nur zwei. Wie in Ribera, wo ein vierjähriger syrischer Junge begraben ist. Es ist kein Zufall, dass viele Flüchtlingsgrabfelder denen der na-menlosen Soldaten vergangener Kriege ähneln. Eine lange Reihe gleicher Steine, gleicher Grabplatten, gleicher Inschriften. In Santa Croce sind an kleinen Eisenkreuzen Blechplaketten mit den wenigen Daten der Toten befestigt. Die Plaketten erinnern an die Kennmar-ken, die Soldaten mit sich tragen. Es sind die Kriegsgräber unserer Zeit.  Bisher sahen in Dresden und in Düsseldorf – wo die Ausstellung im Anschluss zu sehen war – etwa 40 000 Besucher die Kunst- installation „Lampedusa 361“.

Denkmäler der Verzweiflung von Heidrun Hannusch

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Kunst im öffentlichen Raum

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Denkmalschutz und

Denkmalpflege

4—

Denkmalschutz in Dresden – Erfahrung und Zukunft

Denkmalschutz und Denkmalpflege

Denkmalpflege zu betreiben, heißt neben dem fachgerechten Er-halt der erfassten Kulturdenkmale auch, stets zu reflektieren, dass man im Umfeld sich wandelnder gesellschaftlicher Prozesse agiert und hierbei aufgefordert ist, Rückschlüsse für die eigene Arbeit zu ziehen und deren Gestaltung gegebenenfalls nachzujustieren. Die konservative Denkmalpflege ist dabei mit Maß und Mitte zu be-treiben, d. h., bei aller Klarheit in der Umsetzung des gesetzlichen Auftrags, sich auch in bestimmten Punkten zu Verlust und Vergäng-lichkeit ebenso zu bekennen wie zur Aufnahme neuer Objekte, beides jedoch nicht ohne wissenschaftliche Fundierung. Die momentanen und auch zukünftigen Herausforderungen für die praktische Denkmalpflege in Dresden bestehen vorrangig in folgenden Punkten: Die Denkmalpflege wird sich wissenschaftlich weiterhin der Erhaltungsfrage aussagekräftiger Architekturbeispiele der sogenannten Nachkriegsmoderne stellen müssen. Denn gerade die Folgegeneration erwartet, wie vielfach zu erleben ist, einen respektvollen Umgang mit diesen Zeugnissen, die in unserer Generation meist nur geringe Wertschätzung erfahren haben: sowohl die Zurückhaltung bei der Inventarisation von Objekten der 1970er bis 1990er Jahre wie auch explizit ideologische Konnota- tionen haben zunächst den Zugang zu diesen Zeugnissen erschwert, da etwa die amtliche Denkmalpflege vor 1990 selbst von einer rigorosen und denkmalfeindlichen Architekturentwicklung und den dogmatischen städtebaulichen Neuordnungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Ost und West geprägt worden war. Daher ist es zu begrüßen, dass mit dem Engagement der jüngeren Gene-ration die Bewahrung aussagekräftiger Zeugnisse aus der Zeit des geteilten Deutschlands zunehmend auch in den Fokus der Denk-malpflege gerät. Große Erfolge wie der Erhalt der Beethovenhalle in Bonn, des Kulturpalastes in Dresden und der „Wohnmaschine“ Schlangenbader Straße in Berlin-Wilmersdorf als ausdrucksstarke Kulturdenkmale zeigen, wie unabhängig die Denkmalpflege als „architektonisches Geschichtsbuch“ agieren muss.  Eine zweite große Herausforderung besteht wirtschaftlich in der tourismusorientierten Vermittlung unserer Kulturdenkmale.

Von Dr. Ulrich Hübner und Dr. Bernhard Sterra

Angesichts steigendem bürgerschaftlichen Interesses an denkmal-pflegerischer und baukultureller Arbeit und im Gegensatz zur immer häufiger werdenden Kritik am Vielfältigkeitsprinzip unseres Staates, ist es grundlegend und zugleich eine Herausforderung, die erfassten Kulturdenkmale der Gesellschaft so zu präsentieren, dass sie sie auch gern zu „ihrer Angelegenheit“ macht, ein Gefühl für die Architektur bekommt und sich letztendlich gern mit der Stadt identifiziert. Dies gilt in Dresden sowohl für die Altein-gesessenen als auch für diejenigen, die sich nur vorübergehend hier aufhalten – gerade Letztere sind die Multiplikatoren, die die herausragende Kunst und Kultur Dresdens nach außen tragen. Der berühmte Architekt und Hamburger Stadtbaurat Fritz Schumacher meinte einst sinngemäß und sehr treffend, dass man ein Bild von der Wand nehmen und ein Buch zurück ins Regal stellen kann, aber ein Bauwerk ist tagtäglich Gegenstand unseres Sichtfeldes.1 Gerade die Architektur spielt für das Wohlbefinden eine entscheidende Rolle und das Eintreten für ihre Bewahrung wie für ihre qualitätsvol-le Fortschreibung muss für die Denkmalpflege Verpflichtung sein. Die gesellschaftliche Thematik der Baukultur führt die Erklärung von Davos des Deutschen Städtetages 2018 umfänglich aus.2  Eine weitere und ebenso große Herausforderung besteht im immensen Investitionsdruck, der auch in Dresden herrscht. Die Übernutzung von Wohngebäuden, der Verkauf von Wohnungen als Investition und die Verdrängung der Stadtbürger aus den einzelnen Stadtgebieten sind Tendenzen, die in der Summe einem Stadt-viertel sukzessive die Seele nehmen können. Die Veränderungen der vergangenen 20 Jahre etwa in der Dresdner Neustadt greifen zunehmend auf weitere Stadtteile über, was wiederum auch Aus-wirkungen auf die einzelnen Kulturdenkmale impliziert. Es ist zwar nicht die Aufgabe der Denkmalpflege, gegen die Gentrifizierung in den Stadtbezirken zu wirken, jedoch wird sie bei allem Druck darauf zu achten haben, die Eigenart und das Atmosphärische von Quartieren zu erhalten. Dass sich diese auch zukünftig ändern werden, ist systemimmanent, eine umsichtige und maßvolle Denk-malpflege aber vermag es, diese Entwicklungen gesellschaftlich zu

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thematisieren und die dafür notwendigen Wahrnehmungsfenster noch weiter zu öffnen. Als herausragende denkmalpflegerische Leistungen im Jahr 2017 ist vor allem die Fertigstellung und Eröffnung des Kulturpalastes zu sehen. Neben diesem Großprojekt wurden zahlreiche denkmalpflegerisch relevante Baustellen erfolgreich abgeschlossen, so zum Beispiel auf der Max-Sachs-Straße 1. Dieses um 1912 errichtete Objekt liegt im Denkmalschutzgebiet „Eigenheimsiedlung Dresden-Briesnitz“ und stellt in seiner Typologie neben den Doppel- und Reihenhäusern eine originäre Form des Einfamilienhauses dar. Das Gebäude unter-lag seit seiner Erbauung zahlreichen Veränderungen und wurde stark überformt. Die neuen Bauherren führten das Gebäude mit der erfolgten Sanierung in vorbildlicher Art und Weise auf sein ursprüngliches Erscheinungsbild zurück. Deswegen konnte es durch das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen nun in die Kulturdenkmalliste eingetragen werden. In erster Linie führte das Herausarbeiten gebäudeprägender Details, wie z. B. des Balkons auf dem Erker des Erdgeschosses zu dieser denkmalpflegerischen Entscheidung (Abb. 1).

Ein besonders erfreulicher Akt bundesweiter Anerkennung ist die Erhebung des Johannisfriedhofs als national bedeutendes Kultur-denkmal. Mit seiner Vielfalt an künstlerisch herausragenden Grabmalen, als Bestattungsort zahlreicher Persönlichkeiten aus Kultur, Kunst und Wirtschaft sowie als Gartendenkmal für eine ideale historistische Friedhofsanlage steht er ebenso als Beispiel für die sich weiterentwickelnde Bestattungskultur. Das zeigt sich im Be-sonderen an der regen Patenschaftstätigkeit, die entscheidend zum Erhalt der einzigartigen Grabmale beiträgt (Abb. 2). Eine stadtweit auffällige und ingenieurtechnisch sehr aufwendige Baustelle ist die Sanierung und Restaurierung der Augustusbrücke – dem Verbindungsarm von der Neustadt zur historischen Altstadt. Sie wurde 1907 bis 1910 von Wilhelm Kries errichtet und bedarf nach etwas mehr als 100 Jahren einer grundhaften Pflege. Bei der notwendig gewordenen Erneuerung des Brückenbogens über dem Terrassenufer wurden unter anderem auch bauarchäologisch relevante Fragmente der Vorgängerbrücken aus dem Mittelalter und der barocken Neugestaltung 1728 bis 1732 von Matthäus Daniel Pöppelmann freigelegt, die uns Zeugnis der Brückenbau-geschichte geben. Der Architekt Kreis stellte seinen Bau in Einklang

Abb. 1 Wohnhaus Max-Sachs-Straße 1, Aufnahme 2017 Abb. 3 Augustusbrücke, Aufnahme 2016

4—

1 Schumacher, Fritz: Streifzüge eines Architekten (1907), S. 37.2 Davos Deklaration zur Baukultur vom 21./22. Januar 20183 Hübner, Ulrich: Der Neubau der Augustusbrücke von 1910, in Dresdner Hefte 94 (2008), S. 35–43.

Abb. 2 Johannisfriedhof, Hauptallee, Aufnahme 2008

denkmalschutzrechtliche Genehmigungen 2017

Anzahl erteilter Genehmigungen 693

Anzahl der Stellungnahmen zu Bauanträgen 928

Steuerbescheinigungen 2017

Anzahl erteilte Steuerbescheinigungen 597

bescheinigte Summe 91 618 209,05 €

Denkmalförderung 2017

Anträge 53

Bewilligt 27

beantragte Fördermittel 2,7 Mio. €

bewilligte Mittel 497 390,56 €

mit dem Residenzschloss, der Hofkirche, der Oper, der Brühlschen Terrasse und dem Japanischen Palais. Für dieses Einfügen war die vollständige Verblendung des Stahlbetonbaus und die qualitätvolle Anpassung des Betons in den Bogenlaibungen für ihn Vorausset-zung, um seine symbolträchtige Brücke ergänzend in den soge-nannten „Canalettoblick“ einzubringen (Abb. 3).3

Denkmalschutz und DenkmalpflegeDenkmalschutz und Denkmalpflege

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Zahlen und Fakten zur Kulturförderung

Budget Geschäftsbereich Kultur 100 567 301 €

Geschäftsbereichsleitung 1 367 655 €

Amt für Kultur und Denkmalschutz 20 310 960 €

Sonstige Kunst- und Kulturpflege 1 782 198 €

Denkmalschutz und -pflege 1 851 299 €

Förderung

Kulturraumförderung/Hauptstadtkulturvertrag 8 144 900 €

Kommunale Kulturförderung 8 532 563 €

Einrichtungen des Amt für Kultur und Denkmalschutz 55 643 282 €

Dresdner Kreuzchor 2 515 821 €

Dresdner Musikfestspiele 2 541 702 €

Dresdner Philharmonie 18 398 226 €

Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste 4 059 896 €

Grafikwerkstatt 152 664 €

JugendKunstschule Dresden 1 109 990 €

Staatsoperette Dresden 17 406 331 €

Theaterhaus Rudi 353 164 €

tjg. theater junge generation 9 105 488 €

Museen der Stadt Dresden 8 145 375 €

Stadtarchiv 3 401 994 €

Städtische Bibliotheken Dresden 11 698 035 €

Zahlen und FaktenZahlen und Fakten

Zahlen undFakten

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Budget Geschäftsbereich Kultur und Tourismus

100 567 301 €

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Kommunale Kulturförderung 8 532 563 €

Institutionelle Förderung und Projektförderung gesamt nach Sparten 7 367 700 €

Soziokultur 1 081 900 €

Interkulturelle Arbeit 69 300 €

Regionalgeschichte 168 825 €

Kulturelle Bildung 845 000 €

Literatur 163 600 €

Musik 3 610 250 €

Darstellende Kunst 552 950 €

Film / Medien 461 150 €

Bildende Kunst 369 225 €

Dresdner Jahreszeiten 45 500 €

Mietsubventionierungen 530 300 €

Förderauftrag/Kooperationen Amt 332 600 €

interne Leistungsverrechnung 301 963 €

Institutionelle Förderung 6 887 550 €

Soziokultur 1 047 200 €

TheaterRuine St. Pauli e. V. (Salon Hechtstraße 32) 20 000 €

riesa efau. Kultur Forum Dresden e. V. 340 000 €

Förderverein Putjatinhaus e. V. 104 700 €

Johannstädter Kulturtreff e. V. 190 000 €

Büro für freie Kultur- und Jugendarbeit e. V. 25 000 €

Alte Feuerwache Loschwitz Kunst- und Kulturverein e. V. 95 000 €

Kreative Werkstatt Dresden e. V. 44 000 €

KULTUR AKTIV e. V. 37 000 €

Stadtteilhaus Dresden Äußere Neustadt e. V. 12 000 €

scheune e. V. 161 500 €

Frauen für Frauen e. V. 18 000 €

Interkulturelle Arbeit 61 800 €

Ausländerrat Dresden e. V. 40 800 €

Deutsch-Russisches Kulturinstitut e. V. 21 000 €

Regionalgeschichte 146 850 €

HATIKVA – Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e. V. 30 200 €

Erkenntnis durch Erinnerung e. V. 67 200 €

Dresdner Geschichtsverein e. V. 49 450 €

Kulturelle Bildung 845 000 €

Heimatverein Schönfelder Hochland e. V. 14 500 €

Kinder- und Jugendzentrum „KOLIBRI” e. V. 14 000 €

Theaterpädagogisches Zentrum Sachsen e. V. 6 500 €

Objektiv e. V. (Schulkino Dresden) 22 000 €

facette e. V. – Netzwerk kulturpädagogischer Jugendbildung 40 000 €

Volkshochschule Dresden e. V. 748 000 €

Literatur 132 000 €

Förderverein für das Erich Kästner Museum / Dresdner Literatur-büro e. V. – Abteilung Literaturbüro

97 000 €

Förderverein für das Erich Kästner Museum / Dresdner Literatur-büro e. V. – Abteilung Erich Kästner Museum

35 000 €

Musik 3 493 000 €

Singakademie Dresden e. V. 75 000 €

Dresdner Kammerchor e. V. 50 000 €

AUDITIVVOKAL DRESDEN / KunstAuditiv Dresden e. V. 25 000 €

„Dresdner Hofmusik” Gesellschaft zur Pflege Alter Musik e. V. 20 000 €

beatpol – dresden e. V. 102 000 €

Sächsisches Vocalensemble e. V. 40 000 €

Jazzclub TONNE e. V. 95 000 €

Künstlervereinigung blaueFABRIK e. V. 28 000 €

Heinrich-Schütz-Konservatorium Dresden e. V. 2 973 000 €

Jazztage Dresden gUG 25 000 €

Dresdner Sinfoniker e. V. 60 000 €

Zahlen und Fakten Zahlen und Fakten

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Darstellende Kunst 470 000 €

Verein zur Förderung der Tanzbühne Dresden e. V. 26 000 €

Kabarett-Theater “DIE HERKULESKEULE” GmbH 175 000 €

Theaterkahn - Dresdner Brettl - gGmbH 115 000 €

TheaterRuine St. Pauli e. V. (Kirchruine St. Pauli) 40 000 €

Jüdische Musik- und Theaterwoche Dresden e. V. 20 000 €

Freaks und Fremde e. V. 13 500 €

Dresdner Kabarett Breschke & Schuch gGmbH 15 000 €

DEREVO Tanztheater Dresden-St. Petersburg UG 20 000 €

Projektschmiede gGmbH (TanzNetzDresden) 22 500 €

Schaubude Dresden e. V. 23 000 €

Film / Medien 402 200 €

Medienkulturzentrum Dresden e. V. 134 800 €

Filminitiative Dresden e. V. 79 000 €

Deutsches Institut für Animationsfilm e. V. 55 300 €

Trans-Media-Akademie Hellerau e. V. 77 000 €

Fantasia Dresden e. V. 16 700 €

AG Kurzfilm e. V. 10 000 €

Filmverband Sachsen e. V. 11 400 €

Radio-Initiative Dresden e. V. 18 000 €

Bildende Kunst 289 500 €

Dresdner Sezession 89 e. V. 27 500 €

Künstlerbund Dresden e. V. 68 000 €

Kunsthaus Raskolnikow e. V. 28 000 €

geh8-Kunstraum+Ateliers e. V. 35 000 €

Ostrale Zentrum für zeitgenössische Kunst e. V. 82 000 €

Neuer Sächsischer Kunstverein e. V. 49 000 €

Mietsubventionierung 530 300 €

Kulturelle Bildung – Volkshochschule 322 500 €

Interkulturelle Arbeit – Institut français de Dresde 68 000 €

Film / Medien – Medienkulturhaus e. V. 4 800 €

Bautzner Straße 112 –116 132 300 €

Regionalgeschichte – Busmannkapelle 2 700 €

Projektförderung nach Sparten

Sparten beantragt bewilligt

Anzahl Euro Anzahl Euro

Bildende Kunst 55 193 225 37 79 725

Darstellende Kunst 51 223 732 32 82 950

Dresdner Jahreszeiten 16 59 530 16 45 500

Film / Medien 28 190 941 16 58 950

Interkulturelle Arbeit 8 26 761 6 7 500

Literatur 15 62 166 11 31 600

Musik 60 253 980 39 117 250

Soziokultur 17 192 164 11 34 700

Regionalgeschichte 16 45 488 13 21 975

Gesamt 266 1 247 987 181 480 150

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Zahlen und Fakten Zahlen und Fakten

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Beschlussvorlagen

Vorlage Betreff

V1529/17 Personalangelegenheit Europäisches Zentrum der Künste Hellerau

V1555/17 Berufung Stiftungsratsmitglieder der Stiftung Kunst & Musik für Dresden

V1574/17 Ausschreibung und Neubesetzung der Intendanz Staatsoperette Dresden

V1578/17 Fortführung der Kooperationsvereinbarung zwischen dem Freistaat Sachsen, dem Land Hessen, der Stadt Frankfurt am Main sowie der Landeshauptstadt Dresden und der Dresden Frankfurt Dance Company (Rechtsträger: Forsythe Company GmbH) bis zum 31.12.2021

V1632/17 Richtlinie der Landeshauptstadt Dresden zur Förderung von kulturellen Kleinprojekten (Kleinprojektefonds)

V1668/17 Umsetzung gemeinsamer Strukturen Staatsoperette Dresden und tjg. theater junge generation

V1681/17 Kaufverhandlungen „Schloss Übigau“

V1682/17 Kommunale Kulturförderung - Projektförderung zweites Halbjahr 2017

V1713/17 Zusammensetzung der Steuerungsgruppe „Kulturhauptstadt Europas 2025“

V1717/17 Budgetneutrale Veränderungen im Haushalt 2017 der Dresdner Musikfestspiele

Vorlage Betreff

V1770/17 Bewerbung Tanzkongress 2019

V1824/17 Bewerbung der Landeshauptstadt Dresden als Kulturhauptstadt Europas 2025 – Optimierung der Arbeitsstrukturen

V1830/17 Chorstatut Philharmonische Chöre Dresden

V1914/17 Eintrittspreise der Dresdner Musikfestspiele ab 2018

V1935/17 Budgetneutrale Veränderungen im Europäischen Zentrum der Künste Hellerau 2017

V1983/17 Kommunale Kulturförderung – Projektförderung 2018

V1985/17 Kommunale Kulturförderung – institutionelle Förderung 2018

V2000/17 Nachbesetzung des Kulturbeirates

V2019-01/17 Budgetneutrale Veränderungen im Haushalt 2017 der Dresdner Philharmonie

V2045/17 Kommunale Kulturförderung – Institutionelle Förderung 2016 Widerspruch

V2092/17 Mittelbereitstellung für die Kommunale Immobilien Dresden GmbH & Co. KG zur Wiederherstellung der Spielfähigkeit der Staatsoperette Dresden

V2119/17 Konzeptausschreibung Nachnutzung Pinguin-Café

V2142/17 Personalangelegenheit Staatsoperette Dresden

V2147/17 Förderung von Großveranstaltungen 2018

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Zahlen und Fakten Zahlen und Fakten

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Assistenz/SekretariatJosefine Rauhut Bürgerbeteiligung/Künstlerische Ressourcen

Valentina Marcenaro Netzwerke/Fundraising

Oksana KatvalyukÖffentlichkeitsarbeit

Sophia Kontos

Büro Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025Leitung: Stephan Hoffmann 41.01

Kulturförderung/Zuwendungscontrolling Elke Schubert/Andreas Kothe

Veranstaltungstechnik Kulturrathaus Uwe Lindner

Personalangelegenheiten Mona Jajschik

AmtsleiterManfred Wiemer

41.0

Kulturförderung/Grundsatzfragen Jana Seidel

EDV/TIV-KoordinationJörg Pawlaßeck

Controlling/Haushalt Cornelia Schöder, Jutta Schütze,

Ina Härtel

Abteilung Kulturmanagement/ControllingSven Strauch 41.1

Assistenz/Sekretariat Bianca Franke Galerien, internat. Künstler-, Ausstellungs-

austausch, GroßveranstaltungenMartin Chidiac

Darstellende Kunst/Literatur/Kommunikation Juliane Moschell

Erbepflege/Regionalgeschichte, Gedenkstätten Matthias Geisler

Bildende Kunst/Kunstförderung/Kunsthandwerk/Design/Kunst im öffentlichen Raum

Ramona Eichler

Musik und Tanz Dr. David Klein

Historisch-politische BildungDr. Johannes Schulz

Kulturelle BildungUlrike Cadot-Knorr

Abteilung Kultur und KommunikationAndreas Gutsche 41.2

AssistenzPetra Stukenborg/Nancy Müther

Denkmalschutzrecht Holger Lauterbach

Abteilung Denkmalschutz/DenkmalpflegeDr. Bernhard Sterra 41.3

Kulturdenkmalliste Volker Schmidt

Denkmalschutz/DenkmalpflegeKerstin Weißmann, Dirk Schumann, Linda Thümmler, Fred Naumburger,

Dr. Ulrich Hübner, Stefan Beate, Steffen Kirschner,Dagmar Gehrmann, Petra Eggert, Matthias Hübner

Bodendenkmalpflege Gerd Pfitzner

Denkmalförderung / Steuerangelegenheiten Ulrike Steinborn, Udo Schönbach,

Susanne Schönherr, Regina Hoppe,Kerstin Hesse, Andreas Wohlfarth, Rüdiger Sehn,

André Sarodnik

Staatsoperette Dresden 41.4

Dresdner Philharmonie 41.5

tjg. theater junge generation 41.6

Dresdner Kreuzchor 41.8

Europäisches Zentrum der Künste Hellerau 41.9

JugendKunstschule 41.10

Dresdner Musikfestspiele 41.11

Theaterhaus Rudi 41.12

Grafikwerkstatt Dresden 41.15

Organisation

sstruktur

Stand: November 2018

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Zahlen und Fakten Zahlen und Fakten

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Beratungsfolge zur Kommunalen Kulturförderung

Alle Anträge auf kommunale Kulturförderung werden gemäß der entsprechenden Förderrichtlinie in folgenden Gremien beraten:

■ Facharbeitsgruppen geben Förderempfehlungen zu den Anträgen

■ Amt für Kultur und Denkmalschutz erstellt Förderlisten auf Basis der Förderempfehlungen sowie der zur Verfügung stehenden Fördermittel

■ Kulturbeirat berät die Förderempfehlungen der Verwaltung und gibt ein Votum an den Kulturausschuss

■ Ausschuss für Kultur und Tourismus (Eigenbetrieb Heinrich-Schütz-Konservatorium) beschließt die Förderung

Facharbeitsgruppen

Bildende Kunst Dr. Holger Birkholz

Susanne Greinke

Sara Hoppe

Claudia Reichardt

Torsten Rommel

André Tempel

Darstellende Kunst Julia Amme

Kathrin Breschke

Katja Erfurth

Isolde Matkey

Matthias Spaniel

Film/Medien Thomas Dumke

André Eckardt

Dr. Karsten Fritz

Sylke Gottlebe

Katharina Groß

Heike Schwarzer

Katja Stintz

Literatur Kerstin Becker

Dr. Julia Meyer

Kunstkommision (Stellvertreter)

Prof. Barbara Wille (Henrik Mayer)

Torsten Birne (Prof. Olaf Lauströer)

Patricia Westerholz (Anke Binnewerg)

Svea Duwe (Anke Pfisterer)

Daniel J. Kunze (Markus J. Rosenthal)

Prof. Dr. Bettina Uppenkamp

Annekatrin Klepsch (Dr. Bernhard Sterra)

Manfred Wiemer (Martin Chidiac)

Stefan Szuggat (Andrea Steinhof)

Detlef Thiel (Ines Pochert)

Christa Müller † (Klaus Rentsch)

Ulrike Hinz (Kati Bischoffberger)

Jacqueline Muth (Anja Apel)

Ausschuss Kultur und Tourismus

Anja Apel

Christa Müller †

Christiane Filius-Jehne

Cornelia Eichner

Dana Frohwieser

Dietmar Haßler

Dr. Helfried Reuther

Franz-Josef Fischer

Gordon Engler

Gottfried Ecke

Jacqueline Muth

Klaus Rentsch

Norbert Engemaier

Ulrike Hinz

Wilm Heinrich

Kulturbeirat

Katja Erfurth

Sylke Gottlebe

Hüseyin Kücük

Prof. Dr. Wolfgang Lessing

Katja Margarethe Mieth

Anne Pallas

Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg

Claudia Reichardt

Winfried Ripp

Dr. Carola Rupprecht

Susann Steinert-Fanghänel

Miriam Tscholl

Dr. Gunda Ulbricht

Michael Wüstefeld

Facharbeitsgruppen

Literatur Helge Pfannenschmidt

Dr. Eva Sturm

Odile Vassas

Michael Wüstefeld

Elke Ziegler

Musik Jochen Aldinger

Barbara Damm

Milko Kersten

Torsten Tannenberg

Regionalgeschichte Manfred Beyer

Dieter Fischer

Kristin Gäbler

Dr. Justus H. Ulbricht

Soziokultur/Interkultur/

Feste

Frank Eckhardt

Katrin Göbel

Magnus Hecht

Melanie Hörenz-Pissang

Michael Krüger

Hüseyin Kücük

Anne Pallas

Facharbeitsgruppen

Kulturelle Bildung Anna Lubenska

Daniel Haupt

Daniela Hoferer

Christine Lippmann

Kristina Richter

Dr. Carola Rupprecht

Manfred Weiß

Stand: November 2018

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Zahlen und Fakten Zahlen und Fakten

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Institutionell geförderte Einrichtungen

Institutionell geförderte Einrichtungen vorgestellt

Das Medienkulturzentrum

Jazzclub Tonne

riesa efau

Das Medienkulturzentrum ist eine medienpädagogische Institution in Dresden. Der Verein realisiert seit 25 Jahren Medienprojekte mit Dresdnerinnen und Dresdnern, insbesondere mit Kindern und Jugendlichen. Darüber hinaus organisiert der Verein Fortbildungen für pädagogisch Tätige und Interessierte und beteiligt sich mit Angeboten an gesellschaftlichen Diskursen zum kritischen Umgang mit Medien. Der pädagogische Ansatz ist dabei immer sowohl handlungs- als auch beteiligungsorientiert.  Der Verein Medienkulturzentrum Dresden e.V. verzeichnete im Jahr 2017 rund 9 500 Besucherinnen und Besucher. Höhepunkte waren: die CrossMedia Tour Dresden, der Deutsche Multimediapreis mb21 – Kreativwettbewerb für alle bis 25 Jahre, Safer Internet Day, Gamescamp United, SAEK Radiocampus sowie das Medienfestival.

Im Folgenden wird ein kleine Auswahl der verschiedenen Kultursparten vorgestellt.

Die Spielstätte befindet sich im stimmungsvollen Gewölbekeller des historischen Kurländer Palais in Dresdens Altstadtzentrum. Mit sti-listisch vielfältigen Veranstaltungen wird darauf gezielt, besondere Akzente im kulturellen Leben der sächsischen Landeshauptstadt zu setzen, die weit über die Stadtgrenzen hinaus strahlen. Besondere Bedeutung hat die Nachwuchsförderung. Wagnisse, Experimente und Entdeckungen gehören fest zum Programm. Es geht um das Ausloten des künstlerisch Möglichen in der gesamten Bandbreite des Jazz – mannigfaltige künstlerische Grenzüberschreitungen zum Rock, zum Pop, zu digitalen Künsten, zur Klassik, zur Neuen Musik etc. inbegriffen.  2017 kamen 13 700 Besucher zu 130 Live-Veranstaltungen mit fast 800 Künstlern aus 25 Nationen – von studentischen Ensembles und Nachwuchskünstlern über lokale Musikgrößen bis hin zu nationalen und internationalen Stars aus Jazz, Soul, Funk, World Music und der Singer-Songwriterszene. Darunter waren solch große Namen wie Bugge Wesseltoft oder Eivind Aarset (beide Nor-wegen), die amerikanischen Jazz Passengers und Hazmat Modine, der Kanadier Colin Stetson, die tschechische Kafka Band und die multinationale Jazz Bigband Graz ebenso wie mehrfach preis-gekrönte deutsche Musiker wie Angelika Niescier, Julia Hülsmann, Pablo Held oder Wolfgang Haffner. Herausragende Brückenschläge von Jazz zu Elektronika bzw. Neo-Klassik waren die Konzerte von Sojus1, Komfortrauschen, dem Johannes Motschmann Trio und den Österreichern 5K HD. Für sein Konzertprogramm erhielt der Club 2017 zum bereits vierten Mal die Auszeichnung mit dem APPLAUS – dem Spielstätten- programmpreis der Bundesregierung für sein „kulturell heraus-ragendes Livemusik-Programm”. Er ist damit einer von lediglich vier Clubs unter jeweils bis zu 400 Bewerbern in Deutschland, die diese Auszeichnung bereits so oft erhielten, und war 2017 zugleich der einzige Dresdner Musikclub, der ausgezeichnet wurde.

riesa efau. Kultur Forum Dresden ist ein Ort für die schöpferische Auseinandersetzung mit Fragen der Interaktion von Kunst und Gesellschaft. Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren steht das Haus zum Lernen, aber auch für selbst initiierte

Aktivitäten in den Bereichen Kunst erfahren, Kunst erleben und Gesellschaft gestalten offen. Ein wichtiger Fokus liegt auf der Schaffung von themenbezogenen und intergenerativen Spannungs-bögen zwischen künstlerischen Aktivitäten, sozialem Engagement sowie kultureller und gesellschaftsbezogener Bildung. Durch riesa efau werden internationale wie auch lokale Projekte getragen und miteinander verknüpft. Das Jubiläum des Jahres 2017 war für riesa efau die 20. Internationale Dresdner Sommerakademie für bildende Kunst. Hier konnte nicht nur ein erfolgreiches und langjähriges Konzept gefeiert, sondern auch ein deutlicher Anstieg der Besucherzahlen gegenüber den Vorjahren realisiert werden. Die Wiederbelebung des Konzertkellers, die Projekte der Motorenhalle oder das gemeinsam mit anderen Institutionen getragene Stadt-teilfest bildeten weitere Höhepunkte des Programms. riesa efau verzeichnete 2017 bei inhaltlichen Angeboten und Vermietungen sowie Ausstellungen rund 43 600 Besucherinnen und Besucher.

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Erkenntnis durch ErinnerungGEH8 Kunstraum und AteliersFreaks und Fremde

Dresdner Bürgerinnen und Bürger besetzen am 5. Dezember 1989 die Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit und verhindern so die weitere Vernichtung von Akten durch die Stasi. Heute sind die ehemalige Haftanstalt und der dazu gehörige Ver-waltungsflügel eine Gedenkstätte. Sie wird vom Verein Erkenntnis durch Erinnerung e. V. getragen und bietet vielfältige Angebote zur historisch-politischen Bildung. Neben der institutionellen Förderung wird die Arbeit der Gedenkstätte auch mit der Entwicklung von Bildungsprojekten von der Landeshauptstadt Dresden unterstützt. Das Planspiel „Vorsicht friedlich!“ und die Stadtführung zur Friedlichen Revolution im Rahmen des „Dresdner Revolutionsweges“ werden künftig durch einen Audiowalk für die Gedenkstätte ergänzt, die im vergangenen Jahr 21 400 Besucherinnen und Besucher zu Gast hatte.

GEH8 Kunstraum und Ateliers e. V. ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung zeitgenössischer Kunst, der 2007 in einer ehema-ligen Wagenwerkstatt der Deutschen Bahn in Dresden-Pieschen entstanden ist. GEH8 bietet erschwingliche Ateliers und präsentiert Gegenwartskunst lokaler wie internationaler Künstler an einem Ort, wo sich künstlerische Produktion und Präsentation vereinen. Der Verein engagiert sich in Form von Workshops und Kursen für künstlerische Bildung für Kinder und Jugendliche. Im Rahmen regionaler wie grenzübergreifender Kooperationen werden zudem Künstler- und Kuratorenresidenzen angeboten. Im Jahr 2017 stellte die Ausstellung „Fiktionen sind nützlich“ einen Höhepunkt dar, die erstmals von einer externen Gastkuratorin erarbeitet wurde.

Freaks und Fremde e. V. ist das Dresdner Netzwerk für Inter- nationale Theaterprojekte. Rund um die Theatercompagnie Freaks und Fremde entstehen Kooperationen auf den verschiedensten Gebieten von Performance, Theater und Tanz, die in regionaler Zusammenarbeit entstehen und projektbezogene Verbindungen zu Festivals, Theaterschaffenden und Institutionen in der ganzen Welt knüpfen - wie in den Iran, nach Indien, Russland, Kolumbien, Australien, Österreich, in die Schweiz, nach Tschechien und Polen. Regionale Theaterfeste, internationale Produktionen, genreüber-greifende Aus- und Weiterbildung auf den verschiedenen Gebieten der Darstellenden Kunst – das sind die Säulen, die das Programm des Freaks und Fremde e. V. bilden. Höhepunkte 2017 waren:

Theaterfest der Generationen im Zentralwerk (mit Verleihung des Sächsischen Förderpreises für Kunst und Demografie), Start der Veranstaltungsreihe FREAKSTADT im Societaetstheater, Preis für die beste Theatermusik für „Loving The Alien“ beim Theaterfestival in Lomza(Polen), Neue Produktionen „DER BAU“ und „DRACULA“.10 242 Zuschauerinnen und Zuschauer besuchten die 104 Vorstel-lungen der Compagnie im Jahr 2017.

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Institutionell geförderte Einrichtungen Institutionell geförderte Einrichtungen

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Dresdner Stadtschreiber 2017. Eine nachgetragene Kolumne

Die Tätigkeit des Schriftstellers erschöpft sich nicht in der Arbeit am Schreibtisch. Leider, möchte ich ergänzen, denn es handelt sich bei der Vorstellung, dass es einem ermöglicht würde und überhaupt möglich wäre, nur am Schreibtisch zu sitzen und zu schreiben, nur zu schreiben und nichts sonst, um ein Ideal. Ein echtes Schriftsteller- Ideal, siehe Franz Kafka und Wolfgang Hilbig, um zwei Freunde des Schreibens in Abgeschiedenheit zu nennen. Die Realität sieht sowieso anders aus. Zum einen gibt es da die Notwendigkeit, Handelsreisender in eigener Sache zu sein. Schriftsteller, insbesondere diejenigen beiderlei Geschlechts, die Gedichte verfassen, sind viel unterwegs. Man trifft sie in der zweiten Klasse des ICE, auch im Transitbereich eines Flughafens. Dann fahren sie zu Lesungen, Messen und Vor- trägen, manchmal zu Preisverleihungen, wo sie eventuell selbst ge-ehrt werden oder die Preisrede auf andere halten. Oder sie fliegen zu Veranstaltungen, akademischen Verpflichtungen, zu Festivals, mitunter sehr weit weg. Zum anderen aber – um hier nicht nur von der beweglichen Berufsausübung zu reden, die zwar mit dem Schreiben zu tun hat, aber leider davon ablenkt und manchmal auch davon abhält – zieht es den Schriftsteller fort, weg und hinaus. Fort zum Beispiel von den Debatten darum, ob und inwiefern das grammatische Geschlecht des Schriftstellers mit seinem Geschlecht als Säugetier zu tun hat. Weg zum Beispiel von der Teilnahme an digitalen Mei-nungs-Blasen im World Wide Web, die sich sowieso selten als welt-weit, sondern meist als engmaschig und kleinkariert herausstellen.

von Uwe Kolbe

Hinaus zuletzt in die wirkliche Welt: An das Ufer der Elbe, die unterhalb des großzügigen 1-Raum-Apartments des Stadtschrei-bers von Dresden, welches ihm die Ostsächsische Sparkasse zur Verfügung stellt, in einem schönen Bogen vorüberzieht. Über den hinweg kann einer schauen und nachvollziehen, dass und wie der große Caspar David Friedrich Das Große Gehege, das mir hier als schlichtes, wohlbekanntes Ostragehege gegenüberliegt, erlebte und skizzierte, um im Atelier das berühmte Bild zu malen. Was für Bögen wiederum darin aufscheinen, irdische und himmlische! Hinaus also, ein paar Kiesel einzusammeln unterhalb des Brau-hauses, dessen Biergarten zu frequentieren mir Dresdner Freunde abrieten. Die Brandrede nachlesend, die hier wenige Monate zuvor gehalten wurde, verstand ich den Rat, wenn ich auch kein Freund von Boykotten bin. An Gelegenheiten, den Durst anderswo zu löschen, mangelt es hier jedenfalls nicht. Hinauszugehen, wahrlich hinaus, von Pieschen über Loschwitz nach Pillnitz, von der Friedrichstadt bis nach Blasewitz und Zschachwitz, heißt auch immer wieder hinein: in Kirchen und Museen, in Schlösser, Weinkeller und Buchhandlungen. Letzteres schließt nicht nur jene kleine, feine in der Neustadt ein, sondern auch eine noch stadtbekanntere, deren Engagement weit über das ausgesuchte Sortiment an Denkstoff hinausgeht und die damit regelmäßig Staub aufwirbelt. Courage ist das immerhin. In diesem Sinne hinauszugehen – von Dresden dazu verleitet –, heißt für den Schriftsteller unabhängig von seinem flektierbaren oder fleischlich-sinnlichen Geschlecht immer auch zu recherchieren.

Zu gehen, besser: zu wandern ist für unsren Stand Teil der Arbeit. Für mich der allerschönste. Man muss dazu nicht jedesmal die Tra-dition aufrufen: Von Petrarcas Besteigung des Mont Ventoux bis zu Hölderlins Versen An die Eichbäume, die anheben: „Aus den Gärten komm ich zu euch, ihr Söhne des Berges!“ und schließen: „Fesselte nur nicht mehr ans gesellige Leben das Herz mich, ...wie gern würd ich unter euch wohnen!“, von Goethes berühmter „Ruh“ bis zu Seumes Spaziergang usw. usf. Aber wenn einer heute durch Dresden geht, durch den Großen Garten wandert oder durch die Heide, durch Löbtaus Wohn-gebiete und kurzgeschorene Schrebergärten oder unterhalb des Mausoleums des Mäzenaten Karl August Lingner vorbei, über den Eliasfriedhof oder durch die Wachwitzer Weinberge – was wird er denken, was fliegt ihn an? Etwas wie ein Jubellied auf diese Schönheit, auf dieses große, beeindruckende Bild, das Geschichte und Gegenwart malen! Etwas wie ein Auftrag könnte ihn anwehen für einen Text, den zu schreiben er zu gerne verspricht, wenn er bis jetzt auch nur Bruchstücke liefern konnte. Dank will ich allemal sa-gen: den Stadtbehörden, die einen „Stadtschreiber“ ausrufen, der Sparkasse, die den jeweiligen Aufenthalt bislang finanziert, vor allem aber denjenigen, die mich hier aufgenommen haben: Ich danke euch, Freundinnen, Freunde!

Dresden, den 20. Juni 2018

Der Schriftsteller Uwe Kolbe wurde 1957 in Ostberlin geboren. Seit 2007 war er mehrfach als

„Poet in Residence“ in den USA. Für seine Arbeit wurde er u.a. mit dem Stipendium der Villa

Massimo, dem Preis der Literaturhäuser, dem Heinrich-Mann-Preis und dem Lyrikpreis Meran

ausgezeichnet. 2017 kam er als Stadtschreiber nach Dresden und blieb. Zuletzt erschienen: der

Roman „Die Lüge“ (2014), der Essay „Brecht. Rollenmodell eines Dichters“ (2016) sowie die

Gedichtbände „Lietzenlieder“ (2012), „Gegenreden“ (2015) und „Psalmen“ (2017).

NachwortNachwort

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Bildnachweis

U 1: Klaus GiggaU 2: o. l. Ulrich Genth, o. r. Marco Prill, u. l. Peter Stephan, u. r. © riesa efau e. V. S 3: o. l. Klaus Gigga, o. r. Matthias Creutzinger, m. r. Klaus Gigga, u. l. Stephan Floß, u. l. Inger SorensenS 4: pidelta.deS 8–10: Andreas TampeS 11: MarkenfotografieS 12: o. l. Markenfotografie, u. r. ©HerkuleskeuleS 13: Robert JentzschS. 14: Oliver KilligS 15: Roman RabeS 16: o., u. r. Michael Kretzschmar, u.l. Marco PrillS 18: Klaus GiggaS 20: Matthias Krügers 21: Stephan FloßS 22/23: Steffen SpitznerS 24: u. l. Kai-Uwe Schulte-Bunert, u. r. Stephan FloßS25: o. l. Marco Prill, o. r. Johannes FriedrichS 26: Stephan HoffmannS 28: Frank VerreykenS 30: u. l. Christoph Herbig, u. r. Richard KienitzS 31: Detlef UlbrichS 33: Johannes SchulzS 34/35: Steffen HaasS 36: Peter StephanS 37: Thomas HeynS 39: Moritz SchliebS 40: Ulrich GenthS 41: Ramona EichlerS 42: Klaus GiggaS 43: David BrandtS 44: Arthur SteinhauserS 45: Oliver KilligS 46: Armac GarbeS 48: u. l. Dagmar Gehrmann; u. r. Dr. Ulrich HübnerS 49: Dr. Ulrich HübnerS 51: Klaus GiggaS 62: Steffen HaasS 63: o. Steffen Wilde, u. Andreas SeeligerS 64: u. l. André Wirsig, u. m. pidelta.de S 65: u. r. Gedenkstätte Bautzner Straße DresdenS 69: Klaus GiggaS 70: o. l. Roman Rabe, o. r. Klaus Gigga, u. l. Marco Prill, u. r. Johannes SchulzU 3: o. l. Peter Stephan, o. r. Oliver Killig, u. l. Marco Prill, u. r. Klaus Gigga

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Herausgeberin:Landeshauptstadt Dresden

Amt für Kultur und DenkmalschutzTelefon (03 51) 4 88 89 21Telefax (03 51) 4 88 89 23E-Mail [email protected]

Amt für Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitTelefon (03 51) 4 88 23 90Telefax (03 51) 4 88 22 38E-Mail [email protected]

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Zentraler Behördenruf 115 – Wir lieben Fragen

Redaktion: Juliane Moschell

Illustration: mandymuenzner.com

Gestaltung: ahoibuero.de

November 2018

Elektronische Dokumente mit qualifizierter elektronischer Signatur können über ein Formular eingereicht werden. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, E-Mails an die Landeshauptstadt Dresden mit einem S/MIME-Zertifikat zu verschlüsseln oder mit DE-Mail sichere E-Mails zu senden. Weitere Informationenhierzu stehen unter www.dresden.de/kontakt. Dieses Informationsmaterial ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit der Landeshauptstadt Dresden. Es darf nicht zur Wahlwerbung benutzt werden. Parteien können es jedoch zur Unterrichtung ihrer Mitglieder verwenden.

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