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Orthodoxe Kirchengemeinden Balingen und Albstadt ÖKUMENISCHES PATRIARCHAT VON KONSTANTINOPEL ERZBISTUM DER ORTHODOXEN GEMEINDEN RUSSISCHER TRADITION IN WESTEUROPA GEMEINDEBLATT JANUAR 2019 Kapelle zum Hl. Martin von Tours in Balingen, (Siechenkapelle), Tübinger Str. 48, 72336 Balingen www.orthodoxe-kirche-balingen.de Tel. 07432 941 521 Fax 07432 941 522 info@orthodoxe-kirche-balingen.de Kapelle zum Hl. Sergius von Radonesch in Albstadt, Schloßstr. 42, 72461 Albstadt www.orthodoxe-kirche-albstadt.de info@orthodoxe-kirche-albstadt.de

ÖKUMENISCHES PATRIARCHAT VON KONSTANTINOPEL …...kann, so sagt uns der heilige Athanasius von Alexandrien. Dieser Satz ist gleichzeitig erhebend und beängstigend. Denn tatsächlich

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Page 1: ÖKUMENISCHES PATRIARCHAT VON KONSTANTINOPEL …...kann, so sagt uns der heilige Athanasius von Alexandrien. Dieser Satz ist gleichzeitig erhebend und beängstigend. Denn tatsächlich

Orthodoxe Kirchengemeinden

Balingen und Albstadt

ÖKUMENISCHES PATRIARCHAT VON KONSTANTINOPEL ERZBISTUM DER ORTHODOXEN GEMEINDEN RUSSISCHER TRADITION

IN WESTEUROPA

GEMEINDEBLATT JANUAR 2019

Kapelle zum Hl. Martin von Tours in Balingen, (Siechenkapelle), Tübinger Str. 48, 72336 Balingen

www.orthodoxe-kirche-balingen.de

Tel. 07432 941 521 Fax 07432 941 522 [email protected]

Kapelle zum Hl. Sergius von Radonesch in Albstadt, Schloßstr. 42, 72461 Albstadt www.orthodoxe-kirche-albstadt.de

[email protected]

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!!! Aktuelles !!! Termine !!! _________________________________________

13.01.2019 Vortrag zum Thema: Das Mysterion der Wasserweihe

20.01.2019 Katechese für die Kinder

03.02.2019 Katechese für die Kinder

10.02.2019 Gemeindeversammlung Balingen und Albstadt

Herausgegeben von den Orthodoxen Kirchengemeinden Balingen und Albstadt.

Unsere Bankverbindungen:

Orthodoxe Kirchengemeinde Balingen Sparkasse Zollernalb IBAN: DE35 6535 1260 0134 0425 56 BIC: SOLADES1BAL Orthodoxe Kirchengemeinde Albstadt Sparkasse Zollernalb IBAN: DE71 6535 1260 0025 0870 46 BIC: SOLADES1BAL

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Regionalteam Baden-Württemberg

Jahresprogramm 2019 Wochenendseminar für junge Erwachsene

Das nächste Wochenendseminar für junge Erwachsene findet

vom 3. – 5. Mai 2019

im Haus Schönbühl in Irndorf statt.

OJB - Sommerlager

Das achte OJB-Sommerlager in Baden-Württemberg findet vom 8. bis 18. August 2019 wieder in der Jugendbegegnungsstätte Uchtstr. 28 in 78598 Königsheim statt. Eingeladen sind Kinder von 7 - 15

Jahren.

OJB-Jugendtag in Stuttgart

Am 21.09.2019 wird der vierte Jugend-tag in Stuttgart stattfinden.

Der Jugendtag wird wieder in der rumä-nischen Kirchengemeinde Christi Ge-burt, Stammheimerstr. 104 in 70439 Stuttgart-Zuffenhausen stattfinden.

Für Fragen stehen wir Euch unter 07432/941521 oder [email protected] gerne zur Verfügung.

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Weihnachtsbotschaft 2018

seiner Eminenz des Erzbischofs JOHANNES von Chariopolis

Wir begehen jetzt die Tage der Vorbereitung, in denen wir die Fei-er der Fleischwerdung des Mensch gewordenen Gottes erwarten. Als Menschen, die wir sind, können wir uns da der Tragweite dieses Ereignis-ses bewußt sein?

Die Geschichte zeigt uns die traurige Realität eines gefallenen Menschen auf, der durch seinen Hochmut seine Stellung in der Schöpfungsordnung verloren hat, indem er zur Gänze seine wirkliche Bestimmung verkennt, die darin besteht, dem Bild zu entsprechen, nach dem er erschaffen wur-de, und indem er sich gegen Den auflehnt, der ihm aus Liebe den Leben-satem eingehaucht hat. Das Aufbegehren des Menschen hat die Harmonie des Universums umgeworfen, aus der Ordnung wurde Unordnung, aus dem Licht der Schöpfung wurde Finsternis und Ignoranz. Trunken von sich selbst, lehnt dieser Mensch den Schöpfergeist ab und beleidigt ihn, wo er doch dazu geschaffen wurde, aus Ihm und in Ihm zu leben.

Die Zeugen dieses Geistes werden systematisch ermordet, die Propheten Gottes verjagt und verfolgt. Den letzten Versuch eines Dialogs mit diesem verirrten Menschen – Gott wird ihn in Angriff nehmen, indem

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er sich ihm gleich macht: « und ist Mensch geworden », so singen wir im Glaubensbekenntnis.

Und damit befinden wir uns im Herzen des christlichen Mysteri-ums. Gott verurteilt seine Schöpfung und seine Geschöpfe nicht, Gott vernichtet sie nicht – nein, er kommt, demütig und entblößt von allem, er nimmt Menschengestalt an, seine Schwachheit, seine Krankheit, er er-niedrigt sich, um ihm näher zu sein, und nimmt ihn bei der Hand und zeigt ihm den Weg, den er nicht sehen wollte.

Der Mensch hatte sich von Gott entfernt und Gott gleicht sich ihm in seiner unendlichen Liebe an in der Nacht von Bethlehem.

Versuchen wir doch einmal, in unseren Herzen die Zeichenhaf-tigkeit dieses Gottesgeschenks zu ergründen: mit dem Verstand werden wir es nicht erreichen, denn diese Demut Gottes übersteigt uns, die wir so sehr vom Hochmut des menschlichen Wesens beseelt sind.

Gott wurde Mensch, damit der Mensch zum Gotteskind werden kann, so sagt uns der heilige Athanasius von Alexandrien. Dieser Satz ist gleichzeitig erhebend und beängstigend.

Denn tatsächlich hat der Mensch seine wahre Beschaffenheit nicht ver-standen, er hat nicht begriffen, was das wirkliche Ziel seiner Erschaffung ist; Gott musste erst Fleisch annehmen, sich bis zum ihm niederbeugen, um ihm seine wirkliche Realität zu zeigen, um ihm zu helfen, seine Ähn-lichkeit wiederzufinden, wo er doch das Abbild des Antlitzes des Schöpfers ist. Unser ganzes christliches Leben läßt sich in dieser Suche zusammen-fassen und die Geburt Christi ruft es uns in Erinnerung. Gott wurde Mensch, um uns besser dienen zu können, um der Freund zu sein, der uns entgegenkommt, nicht der Herr, der verurteilt. Weihnachten ist wahrhaf-tig das Fest des Menschen, des menschlichen Wesens, das in Christus sei-nen wirklichen Lebenssinn wiederfindet, das wieder zum Geschöpf nach Seinem Bild wird, Ihm ähnlich.

Brüder und Schwestern, überlassen wir also die heidnischen Feste denen, für die der Mensch zum Götzenbild geworden ist. Wenden wir unser Herz der Felsgrotte zu, die Gott einen Unterschlupf gewährt hat, betrachten wir dieses Neugeborene mit aller Aufmerksamkeit eines Her-

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zens, das bereit ist, das tiefte Geheimnis des Glaubens zu empfangen. Gott ruht in dieser demütigen Krippe und er ruft einen jeden von uns an, Ihn in unserem tiefsten Inneren zu beherbergen. Die Menschen haben Ihm einen Platz in der Herberge versagt; wir hingegen, wir öffnen Ihm weit die Türen der Krippe unseres Herzens, damit er dort Wohnung neh-me. Erkennen wir Ihn als Gottmenschen; dann wird er aus uns einen Men-schen machen, der ein Gotteskind ist.

Lassen wir uns alle zusammen in diesen Tagen, in denen wir das Gedächtnis der Erscheinung des Heils der Menschheit in der Welt bege-hen, durch den Stern zu dem Ort leiten, an dem sich die geheimnisvolle Vereinigung des Göttlichen und Menschlichen vollzieht. Lassen wir uns durchdringen von diesem Geheimnis, weisen wir die Sorgen einer Welt von uns, die Gott aus ihrem Leben verjagt hat, und konzentrieren wir uns auf das Wesentliche.

Bereiten wir uns vor, Ihn zu empfangen durch das Fasten, seien wir wachsam im Gebet, und wenn er an die Tür unseres Herzens klopfen wird, dann werden wir bereit sein, Ihn zu empfangen, denn es wird Platz sein für sie – ja, im … …

Allen ein geheiligtes und heiliges Fest der Geburt unseres Herrn Jesus Christus.

Paris, am 25. Dezember 2018 / 7. Januar 2019

† JOHANNES von Chariopolis,

Erzbischof der orthodoxen Gemeinden

russischer Tradition in Westeuropa

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Der Sonntag vor der Taufe Christi Mit dem Sonntag vor Theophanie nähert sich die liturgische Zeit von Beth-lehem und Nazareth nun dem Ende. Nach einem verborgenen Leben von dreißig Jahren, die geheiligt waren durch Gehorsam und Seiner Hände Ar-beit, wird unser Herr und Erlöser Jesus Christus nun bald vor aller Welt als der eingeborene Sohn Gottes offenbart werden.

So wie wir während der Gottesdienste des Weihnachtsfestes geistlich zur Krippe in Bethlehem geleitet worden sind, so werden wir nun, wiederum durch die heiligen Engel geleitet, zum Jordanfluss gehen, wo der Vater uns den Sohn kundtun wird. „Ihr Engelmächte zieht voraus, von Bethlehem

zum Flusse des Jordans“, so singt die Kirche in der Utrenija (Morgengot-tesdienst) am Sonntag vor Theophanie. Nicht nur freut sich die Kirche mit den heiligen Engeln, die bei der Taufe Christi dabei sein werden, wie sie es auch bei Seiner Geburt dem Fleische nach waren, sondern sie lädt auch die Christgläubigen ein, geistlich mit ihrem Heiland zum Jordanfluss zu ziehen und erklärt ihnen, was sie dort erwartet.

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Deshalb singt sie am Sonntag in der Vesper, mit der die Vorfeier des Fes-tes der Theophanie beginnt: „Vorfestliche Gesänge wollen wir fromm

erklingen lassen zur verehrungswürdigen Taufe unseres Gottes; denn

Er will als Mensch, im Fleische, sich begeben zu Seinem Vorläufer und

erbitten die heilbringende Taufe, zur Neuschöpfung aller, die im

Glauben erleuchtet und teilhaftig werden des Geistes.“ Und weiter: „Wiederum wird mein Jesus gereinigt im Jordan, doch vielmehr

wäscht Er ab unsere Sünden“. Diese Zitate aus den Hymnen der ortho-doxen Kirche geben kurz und genau den zweifachen Zweck der Gnade wieder, die die göttliche Theophanie, die Erscheinung, oder noch besser erklärt: die Gottesoffenbarung des Herrn, für uns gläubige Menschen bringt. Einerseits ist es die Gnade der Reinigung und der Vergebung unse-rer Sünden (im Empfang des Mysterions der heiligen Taufe), andererseits ist es die Gnade der Erleuchtung durch den Heiligen Geist ( im Empfang des Mysterions der der heiligen Myronsalbung). Und so ziehen auch wir betend und im Geiste während der Festgottesdienste beim Fest der göttli-chen Theophanie zum Jordan und erbitten demütig diese zweifache Gnade.

Aber wir würden den Geist der heiligen Orthodoxie nicht treu und unver-fälscht bewahren, wenn wir die geistliche Bedeutung des Festes der

Göttlichen Theophanie einschränken würden auf diese beiden Gnadenga-ben der Sündenvergebung und der Erleuchtung durch die Gabe des Heili-gen Geistes. Vielmehr tritt als drittes hinzu das Offenbarwerden der Gött-lichkeit Christi, des eingeboren Sohnes Gottes, der zu unserem Heile in Jesus Mensch geworden ist aus der allheiligen Gottesgebärerin und Immer-jungfrau Maria. Diese besondere Gnade der reinen Gottesoffenbarung mündet ein in die gottesdienstliche Verherrlichung Christi durch Seine Kirche.

Wenn wir dem Mysterium der Offenbarung der Allheiligen Dreieinheit bei der heiligen Taufe unseres Herrn und Erlösers im Jordan begegnen, sollte deshalb auch dankbarer Lobpreis den Vorrang haben vor unserem Bittge-bet, denn durch Christi Kommen zum Jordan und seine Taufe wurden die Wasser und durch Sie der gesamte Kosmos geheiligt.

Das Evangelium dieses Sonntags (Markus 1:1-8) führt uns die zur Buße und Umkehr mahnende Person des heiligen Johannes des Täufers vor Au-gen. Er ist es, der dem HERRN den Weg bereitet, indem er als ein Rufer in der Wüste einen jeden Menschen (nicht nur die Menschen zu Lebzeiten

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Christi) zu Umkehr und Buße aufruft. Der heilige Johannes, der als der Letzte und Größte der alttestamentlichen Propheten das Kommens des Christus, des Erlösers der ganzen Welt vorherverkündete, predigt nun am Jordanfluss dem israelitischen Gottesvolk die Taufe der Buße und Umkehr. Der heilige Vorläufer Johannes war in rauhes Kamelhaarkleid gekleidet und ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Sein Leben und seine Erscheinung will uns als ein lebendiges Symbol der Umkehr und Buße auf den kommenden HERRN und ERLÖSER hinzuweisen und uns Sein Kommen verkünden. Der heilige Johannes ist ein von ganzem Herzen Demütiger, denn er sagt, dass ein Anderer nach ihm kommen wird, dessen er nicht würdig ist, die Schuhriemen zu lösen und Der nicht mit Wasser, sondern mit dem Heiligen Geist taufen wird.

Auch für jeden Christen ist während seines Lebens immer von neuen Buße und Umkehr notwendig. Nicht, weil es beim christlichen Glauben und dem Leben im Rhythmus der Kirche um Freudlosigkeit und Verdammung schwacher Menschen ginge, sondern weil Buße und Umkehr gerade jene immer wieder notwendige Neuausrichtung der Kompassnadel unserer Her-zen auf Christus und Seine errettenden Liebe ist. Immer wenn wir das Mysterion der Buße, die heilige Beichte empfangen, geht es also nicht um unsere Verurteilung oder gar Verdammung, sondern um die Heilung unse-rer Seelen durch die errettende Liebe Christi, die wir dann durch die Ab-kehr von den Wegen der Sünde in unseren Herzen annehmen können.

Zusammengestellt von Diakon Thomas Zmija v. Gojan unter Verwendung von: A Monk of

the Eastern Church, The Year of Grace of the Lord, A Spiritual and Liturgical Commentary

on the Calender of the Orthodox Church

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Zum Fest der Theophanie

Diakon Thomas Zmija v. Gojan

Einer der größten Festtage in der orthodoxen Kirche ist die liturgische Fei-er des Gedächtnisses an die Taufe unseres Herrn und Erlösers Jesus Chris-tus durch den heiligen Propheten und Vorläufer Johannes im Jordan. Die-ses Fest wird Theophanie, Gottesoffenbarung genannt, da sich während der Taufe des Herrn im Jordan die Allheilige Dreieinheit, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbarten.

So singen wir in ersten Festlied, dem Troparion: Als Du, Herr, im Jordan

wurdest getauft, * wurde offenbart die Anbetung der Dreieinheit. *

Denn die Stimme des Erzeugers legte Zeugnis für Dich ab, * indem sie

Dich nannte den geliebten Sohn; * Und der Geist in Gestalt einer Tau-

be, * bekräftigte, die Gewissheit dieses Wortes, * der Du erschien bist,

Christus, unser Gott, * und erleuchtest die Welt, * Ehre sei Dir.

Die orthodoxe Kirche feiert diesen Tag schon seit dem 3. Jahrhundert, und zählt ihn zu den zwölf Hochfesten, also zu jenen Feiertagen im Jahreskreis,

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die die Fülle des Evangeliums, des in unserem Herrn und Erlösers und Gottes Jesus Christus gekommenen und angebrochenen Heiles. Deshalb wurde bis zum Ende des 4. Jahrhunderts auch das Geburtsfest Jesu Christi am 6. Januar mit der Theophanie zusammen gefeiert, da die Kirche die Menschwerdung und das Offenbarwerden Gottes in einem engen, untrenn-baren Zusammenhang betrachtet.

Was sich damals an den Ufern des Jordan bei der Taufe Jesu ereignete, wird uns vom heiligen Apostel und Evangelisten Matthäus (3: 13-17) be-richtet und diese Evangeliumsabschnitt wird deshalb auch in der Feier der Göttlichen Liturgie verkündet. Aber das Geschehnis wird uns auch von den anderen heiligen Evangelisten Markus (1: 9-11) und Lukas (3: 21-22) be-richtet. Jedoch nur im Evangelium des heiligen Apostels und Evangelisten Johannes ist das Zeugnis des Täufers über den Herrn festhalten (Johannes 1: 29-34).

Nach einem Leben im Verborgenen wird der Herr im Alter von etwa 30 Jahren getauft (Lukas 3: 23). In diesem Alter erlangte man im antiken Ju-däa die Volljährigkeit, das heißt, von diesem Zeitpunkt an war unser Herr Jesus Christus für sein Handeln eigenverantwortlich. So hat sich unser Herr Jesus Christus auch hier an die gesetzmäßige Ordnung des Alten Tes-tamentes gehalten.

Der heilige Prophet und Vorläufer Johannes predigte zum Anbruch der Heilszeit die Worte der Buße und Umkehr: „Tut Buße, denn das Reich

der Himmel ist nahe herbei gekommen!“ (Matthäus 3: 2).

Jesus kam zur Taufe aus Galilaa in die Wüste Judäa (Matthäus 3:1), aus dem Norden des Heiligen Landes in den Süden, wo Johannes dem jüdi-schen Volk predigte. Am Ufer des Jordan hat ihn dann Johannes durch eine Gotteserleuchtung erkannt und versucht ihn mit den Worten vom Empfang der Bußtaufe abzuhalten: „Ich müsste von dir getauft werden, und du

kommst zu mir.“ (Matthäus 3: 14). Der Herr antwortete: „Lass es nur zu!

Denn nur so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen“ (Matthäus 3: 15). Christus, der menschgewordene Sohn Gottes, das fleischgewordene Wort Gottes (griechisch: Logos), der Sündlose erfüllt das Gesetz Gottes, die Thorah, in allen Einzelheiten. Er das Wort Gottes, erfüllt vollkommen das Wort des himmlischen Vaters. Er, der wahre Gott und wahre Mensch, vollbringt, was für uns, die in und unter die Sünden gefallenen Menschen unmöglich ist. Und so willigt Johannes ein, den Herrn zu taufen. Nachdem

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unser Herr Jesus Christus aus dem Wasser des Jordans gestiegen war, fin-det das eigentlich Offenbarungswunder, die Theophanie als Offenbarung Gottes in der Allheiligen Dreieinheit statt. Die Himmel waren geöffnet und Johannes sah den Heiligen Geist in Gestalt wie eine Taube auf Jesus Chris-tus herabkommen. Dabei erscholl eine Stimme aus den Himmeln und sprach: „Dies ist mein geliebter Sohn an dem ich Gefallen gefunden

habe.“ (Matthäus 3: 16–17; Markus 1:10–11; Lukas 3: 21–22; Johannes 1: 31–34). Das ist die Offenbarung der drei Personen der Allheiligen Dreiein-heit, die die Vorherverkündigung der Vision des heiligen Propheten Jesaja im Tempel erfüllt. Nun ist der Eingeborene Sohn des Vaters, zu unserem Heil Mensch geworden aus der allheiligen Immerjungfrau Maria aller Welt, ja dem gesamten Kosmos bekannt. Der heilige Prophet und Vorläu-fer Johannes war durch seine geistliche Autorität im ganzen damaligen Volke Israel bekannt. Sein Zeugnis hatte Gewicht bei den gläubigen Juden. So bezeugt er für all jene, die Ihn (Christus) aufnahmen1, dass Derjenige, der zur Taufe an den Jordan gekommen war, der SOHN GOTTES (Johan-nes 1: 34), dass Er der Christus, der erwartete Messias war. Aber nicht al-lein die prophetische Stimme des Johannes legt vom Kommen des Gottess-sohnes Zeugnis ab, denn zu dem Zeugnis des letzten der alttestamentlichen Propheten, kommt nun vom Himmel das Selbstzeugnis, die Stimme Gottes des Vaters, dass dieser Jesus SEIN GELIEBTER SOHN ist. Ohne jede Sünde, selbst vollkommen in der Heiligkeit. ER, der die Taufe durch Jo-hannes nicht braucht, aber trotzdem kommt um das gesamte Gesetz zu er-füllen, um gehorsam zu sein bis zum Tode am Kreuz und in dieser sündlo-sen Teilnahme an unserer gefallen Menschlichen Natur, die Erlösungsliebe Gottes zu zeigen und den ganzen Menschen, der gesündigt hat, dadurch zu erlösen.

Wenn wir über die Taufe unseres HERRN sprechen, ist zugleich wichtig zu wissen, dass ein Unterschied zwischen der Taufe des Johannes und der Taufe der Kirche besteht. Die christliche Taufe ist eine Frucht des Wirkens des Heiligen Geistes in der Kirche. Sie nimmt ihren Ausgang vom Kom-

1 Allen aber, die IHN aufnahmen, gab er die Vollmacht Kinder Got-tes zu werden, als denen, die an SEINEN NAMEN glauben, die nicht aus dem Blute und nicht aus dem Wollen des Fleisches, sondern AUS GOTT GEBOREN sind (vgl.: Johannes 1:12-13).

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men des Heiligen Geistes an Pfingsten, als der Heilige Geist auf die heili-gen Apostel herabkam und etwa dreitausend Menschen getauft wurden. Die christliche Taufe verbindet den Täufling auf pneumatische Weise mit dem gesamten Heilswerk Christi, das in Seinem Kreuzesleiden, Seinem Tod, Seiner dreitägigen Grabesruhe und Seinem damit verbundenen Hin-abstieg in das Reich des Todes und Seiner glorreichen Auferstehung mün-det. Die Taufe der Kirche verbindet uns also nicht nur mit Buße und Um-kehr, wie es die Taufe des Johannes tat, sondern sie überkleidet uns zu-gleich mit den siegreichen und auferstandenen Herrn Jesus Christus.

In der Feier der Göttlichen Liturgie singen wir deshalb anstelle des dreima-ligen „Heiliger Gott, Heiliger Starker, Heiliger Unsterblicher, erbarme Dich unser“ das „Alle, die ihr auf Christus seid getauft, ihr habt Chris-

tus angezogen – Halleluja“

Die Unterscheidung zwischen diesen beiden Taufen wurde auch von Jo-hannes dem Täufer durch seine Worte: „Ich taufe euch mit Wasser zur

Buße, Der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht

wert, Ihm die Schuhe zu tragen; Der wird euch mit dem Heiligen Geist

und mit Feuer taufen“ (Matthäus 3: 11). Nach Seiner glorreichen Aufer-stehung sagte unser Herr Jesus Christus zu den heiligen Aposteln: „Johan-

nes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen

mit dem Heiligen Geist getauft“ und dann ordnete Er auch an, im Namen der Allheiligen Dreieinheit zu taufen: „Darum geht zu allen Völkern,

und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen

des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles

zu befolgen, was ich euch geboten habe“ (Matthäus 28: 19).

Die Taufe der heiligen Kirche ist also eine Taufe zur Vergebung der Sün-den. Zugleich aber heiligt sie den Gläubigen, sie schenkt ihm das pneuma-tische Potential zur Vergöttlichung, sie bringt den Christen auf den Weg der Vereinigung mit Christus, zur Kommunion eines Lebens im Wirkungs-bereich der Liebe Gottes. Sie ist die sakramentale Vereinigung mit Chris-tus, unserem Herrn, Der der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.

So ist die christliche Taufe ein Sakrament, durch das der Neugetaufte zu einem neuen Leben in Christus aufgerufen wird.

Am Festtag der Theophanie wird in der orthodoxen Kirche von den Pries-tern der Gottesdienst der Großen Wasserweihe gefeiert. Mit diesem Got-tesdienst durchleben die orthodoxen Gläubigen liturgisch noch einmal die

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Taufe unseres HERRN. Christus, unser HERR und GOTT, ist in das Was-ser des Jordan getreten. Dadurch wurde das Element des Wassers und mit ihm der gesamte geschaffene Kosmos geheiligt. Überall in der orthodoxen Welt wird diese Heilstat Jesu Christi an diesem Tag in der Feier des Mys-terions der großen Wasserweihe2 sakramental gegenwärtig.

Durch das Gebet des heiligen Sophronios, des Patriarchen von Jerusalem im 7. Jahrhundert bitten wir Gott: „Mache dieses Wasser zum Quell der

Unvergänglichkeit, zur Gabe der Heiligung, zur Vergebung der Sün-

den und zur Heilung der Krankheiten, zum Verderben der Dämonen

und mache es unerreichbar für die feindlichen Mächte, erfülle es mit

der Kraft der Engel. So mögen alle, die davon schöpfen und daran

teilhaben es besitzen zur Reinigung der Seelen und Leiber, zur Hei-

lung der Leiden, zur Weihe der Häuser und möge es einem jeden nut-

zen.“

Wir sollten also an diesem Tag die Gelegenheit nicht versäumen, unsere Priester zu bitten, uns mit diesem geheiligten Wasser und dem damit ver-bundenen göttlichen Segen zu segnen und durch das Trinken von diesem geheiligten Wasser uns die göttlicher Gnade und Kraft schenken zu lassen, damit auch die Taten unseres Lebens geheiligt werden können.

2 Die Große Wasserweihe gehört zu den Heilshandlungen der Kirche, die wir „Mysterien“ oder „Sakramente“ nennen. In der orthodoxen Kirche unterscheiden wir das kirchliche Heilshandeln Christi nicht in „Sakramen-te“ und „Sakramentalien“. Auch begrenzen wir das Heilshandeln Gottes nicht auf die sieben, auch den römisch-katholischen Christen bekannten Sakramente. So gehören alle sieben Sakramente, die auch unsere katholi-schen Mitchristen als solche kennen, zu den orthodoxen Mysterien: Taufe, Myronsalbung (katholisch = „Firmung“), Eucharistie, Beichte, Eheschlie-ßung, Handauflegung (= „Chirotonia“; katholisch = „Priesterweihe“), Sak-rament des Heiligen Öls (katholisch = „Krankensalbung“). Darüber hinaus werden aber die Große Wasserweihe, genauso wie die Mönchsweihe, die Weihe einer Kirche und die Weihe der heiligen Ikonen zu den Mysterien, also zum Heilshandeln Christi am Menschen vermittels Seiner Heiligen Orthodoxen Kirche gerechnet.

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16. orthodoxer Kongress in Westeuropa

« Und ihr werdet meine Zeugen sein » (Apg 1,8) Vom 1. bis 4. November 2018 fand unter der Schirmherrschaft der ortho-doxen Bischofskonferenz von Frankreich der 16. orthodoxe Kongress statt, der von der Orthodoxen Fraternität in Westeuropa organisiert worden war. Durch ihre Anwesenheit beehrten den Kongress Erzbischof Johannes (Erzbistum der Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa – ökumeni-sches Patriarchat von Konstantinopel), Bischof Nestor (Diözese von Kors-sun – Moskauer Patriarchat), Metropolit Joseph (rumänische Metropolie in West- und Südeuropa – Patriarchat von Rumänien) und sein Auxiliarbi-schof, Bischof Marc von Neamt.

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Dem Kongress wurden gleichermaßen Grußbotschaften übermittelt vom ökumenischen Patriarchen Bartholomäus und von Metropolit Athenago-ras von Belgien. Ort der Austragung des Kongress war Sainte-Tulle (Alpes-de-Haute-Provence – Frankreich); mehr als 400 Teilnehmer nahmen daran teil, wobei der größte Teil aus Frankreich kam, aber auch andere Länder Europas waren vertreten. Dieses Ereignis konnte zeigen, dass das Verlan-gen ungebrochen bleibt, das Geheimnis der Kirche in Gemeinschaft zu leben, allen Trennungen zum Trotz, die die Orthodoxen im Westen erfah-ren.

Zur Eröffnung stellte der Generalsekretär der Fraternität, Daniel Lossky, das Programm vor und erläuterte die theologische Tragweite des Chris-tuswortes, das als Leitthema dienen sollte: « Und ihr werdet meine Zeu-gen sein » (Ac 1,8).

Die darauf folgende Vollversammlung wurde durch die Hauptrednerin, Inga Leonova, eine amerikanische orthodoxe Laienchristin und Architek-turprofessorin in Boston, sowie Direktorin der Zeitschrift The Wheel, ani-miert. In ihrem englischsprachigen Vortrag, der simultan ins Französische

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übersetzt wurde, betonte Inga Leonova die Tatsache, dass der christliche Glaube vor allem der Glaube an die Person Christi und die Begegnung mit ihm umfasst. Nur zu oft hat die Kirchengeschichte das Christentum auf Werte einer Morallehre zurückgestuft, manches Mal in einer Ausschließ-lichkeit, und damit Jesus Christus vernachlässigt und seinen offenen Blick auf das gesamte Menschengeschlecht. Als Antwort auf den Vortrag von Inga Leonova stellte P. Spyridon Tsimouris, ein Priester der Diözese von Piräus (Region von Athen, Griechenland) das Leben seiner Gemeinde vor, die sich den Herausforderungen der Migration stellen muss, welche sich besonders stark bemerkbar machen in der Region, in der er lebt: Die Flut der Flüchtlinge, die in Piräus und in Athen stranden, stellt die Kirche sich selbst gegenüber, sie steht vor dem ganzen Menschen, in dessen Antlitz sich der ganze Christus darbietet in der brüderlichen Liebe. Die Sitzung wurde beschlossen von einem vielschichtigen Austausch mit Moderation.

Die Göttliche Liturgie, gefeiert zur Eröffnung am Freitagmorgen von Met-ropolit Joseph, hat in Erinnerung gerufen, wie sehr die Einheit der Kirche vor allem im von allen zusammen gefeierten eucharistischen Mysterium verwurzelt ist. Der Hauptredner der vormittäglichen Vollversammlung war Konstantin Sigov, ein orthodoxer Laie, Philosoph und Theologe, sowie Forschungsdirektor an der Universität Mohyla in Kiew. Er engagiert sich bei der Assoziation « Die Kinder der Hoffnung », die sich seit dem Jahr 2014 für die Kriegswaisen des Donbass-Kriegs einsetzt. Konstantin Sigov hat dargelegt, dass für den Christen die soziale Arbeit nicht ein einfacher humanitärer Einsatz ist, sondern sich auf das Zugehen auf den Nächsten und auf Christus gründet. Vor allem hat er unterstrichen, wie eine solche Begegnung, die den Hass und die Gleichgültigkeit gegenüber dem Mit-menschen überwindet, zu einer Hoffnung herausfordert, die das mensch-liche Maß bei weitem übersteigt. Diese Überlegungen wurden fortgesetzt aus einer anderen Perspektive durch Vater Kaleeg Hainsworth, einem or-thodoxen Priester aus der Gegend von Vancouver in Kanada. Nach der Beendigung einer Missionsarbeit im Herzen der nordamerikanischen Ge-sellschaft, engagiert sich Vt. Kaleeg für den Umweltschutz. Im Verlauf sei-ner Ausführungen, die begleitet wurden von hinreißenden Filmaufnah-men, die er gerade über die Haltung orthodoxer Gemeinden zu den dra-matischen Konsequenzen der Klimaerwärmung erstellt, hat Vt. Kaleeg vor

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allem die Dringlichkeit in Erinnerung gerufen, nicht in eine Unbeteiligtheit angesichts der menschlichen Opfer zu verfallen, die die ökologischen Probleme schon hervorgebracht haben und noch hervorbringen werden. Im Gegenzug hat er in seinem Beitrag daran erinnert, dass man angesichts der Herabwürdigung der Schöpfung nicht unbeteiligt bleiben kann, da sie die Schönheit Gottes widerspiegelt. Am Freitagnachmittag fanden gleich-zeitig zwei Diskussionsrunden statt. Die eine hatte zum Thema das Zeug-nis Christi durch die Liturgie, die andere die aktuellen Herausforderungen der Bioethik. Bei der ersten Diskussionsrunde, moderiert durch André Lossky (Diakon und Professor am Institut de théologie orthodoxe Saint-Serge in Paris) konnten die drei Redner ihre je eigenen Standpunkte dar-legen, bevor sie miteinander ins Gespräch kamen und dann im Anschluss im Plenum diskutiert wurde.Vater Stephen Maxfield, Gemeindepriester einer Pfarrei in Shrewsbury (Midland, Großbritannien), stellte besonders die Wichtigkeit der Schönheit bei der Gottesdienstfeier in den Vorder-grund – in allen Formen, denn ihr Ablauf spiegelt die Pracht der unaufhör-lichen himmlischen Liturgie wider, wie auch die Worte der Gesandten von Großfürst Vladimir zeigen. Im Anschluss rief Alexis Obolensky, ein plasti-scher Künstler und Gemeindeältester einer Pfarrei in Nizza, zuerst die Verbindung zwischen den Evangeliumstexten in Erinnerung, die von den Taten des Erlösers handeln, und von ihren Darstellungen in den Bildern, bevor er eine Audiovisualisation zu ikonographischen Flachreliefs vorstell-te. Schließlich betonte Vater Jean Gueit, Gemeindepriester in Marseille, in seinem Vortrag die Rolle eines jeden Dienstes innerhalb der liturgischen Versammlung, auf dass die Feier nicht reduziert werde auf das Tun einzig des Vorstehers oder Priesters. Die Diskussionen fokussierten sich auf das Zusammenspiel zwischen den Diensten der Gemeinde, vor allem den des Diakons, dessen Rolle nicht einfach ästhetische Ausschmückung ist, son-dern die gemeinschaftliche Dimension jeder Liturgie unterstreicht als Sichtbarmachung der Gemeinde, die den Leib Christi bildet. Die zweite Diskussionsrunde wurde eingeleitet und moderiert von Vater Christophe D'Aloisio (Mitglied des Büros der Fraternität und Professor am Orthodo-xen Institut Saint-Jean-le-Théologien in Brüssel). Er erinnerte daran, dass eine Diskussion zum gleichen Thema im vorherigen orthodoxen Kongress in Bordeaux 2015 stattfinden konnte. Seitdem bleiben die Diskussionen bezüglich der Bioethik weiterhin zentral für alle. Allem voran nahm sich

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Bertrand Vergely (Professor am Institut de théologie orthodoxe Saint-Serge in Paris) die Zeit, die Disziplin der theologischen Ethik an sich zu definieren, dann auch ihre besondere Abstufung als Bioethik. Im An-schluss fasste Julia Vidovic (Professorin am Institut de théologie orthodo-xe Saint-Serge in Paris) die Foren der Bioethik zusammen, die in den letz-ten Monaten in ganz Frankreich stattgefunden haben, und legte dar, wel-che Position von der orthodoxen Kirche vertreten wurde. Anschließend folgten Erläuterungen von zwei Medizinern, André Krajévitch (Anästhe-sist) und Denys Clément (Gynäkologe und zugleich Mitglied des Büros der Fraternität). Die Diskussionsrunde führte zu einem bereichernden Aus-tausch der zahlreichen Teilnehmer, die sehr durch die Diskussionen her-ausgefordert wurden, da diese Debatten ganz aktuell in allen westlichen Gesellschaften geführt werden. Im Anschluss wurden zwei Ehrungen aus-gesprochen, die erste in Form eines Dokumentarfilms, den Metropolit Athenagoras extra für den Kongress erstellen konnte im Gedenken an Vater Ignace Peckstadt (1926-2016), der seit 1970 aktiv das Leben der Fraternität mitgestaltet hatte. Dann ehrte eine Gruppe von Gläubigen Vater Claude Hiffler (1934-2010), der sich sehr um eine Zusammenfüh-rung der Gläubigen im Südosten bemüht hat, noch bevor er 2007 Priester der Gemeinde in Avignon wurde. Am Freitagabend fand zudem ein Infor-mations- und Meinungsaustausch statt zur kirchlichen Situation in der Ukraine und ihre Folgen für die orthodoxe Welt.

Die Vollversammlung am Samstagmorgen als ökumenische Diskussions-runde war dem Thema gewidmet: Wie Christus bezeugen jenseits aller Trennungen der Christen? Teilnehmer aus verschiedenen Konfessionen, alle engagiert in Initiativen des ökumenischen Dialogs, diskutierten hier: Pastorin Agnès Von Kirchbach, Lehrbeauftragte am Institut Supérieur d’Études OEcuméniques, P. Pierre Lathuilière der katholischen Diözese von Lyon, Frère Richard von der ökumenischen Kommunität von Taizé, Noël

Ruffieux, orthodoxer Laie und Mitautor des Buches Pour que plus rien ne

nous sépare. Trois voix pour l’unité. [Auf dass uns nichts mehr trenne. Drei

Stimmen für die Einheit.] Unter der Leitung des Moderators Michel Stavrou, Professor für Dogmatik an Saint-Serge, und Olga Laham, Schrift-stellerin, konnten die Teilnehmer über die Möglichkeit sprechen, Zeugnis

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für den gemeinsamen Glauben zu geben und Wege zu finden, gemeinsa-me Aktionen zu veranstalten, um zusammen Antwort zu geben auf das, was die heutige Welt nötig hat. Die unterschiedlichen Annäherungen konnten zum Ausdruck bringen, dass der Mittelpunkt für alle das Zeugnis bleibt durch eine in der Verbundenheit mit Christus geeinte Gemeinschaft und die Notwendigkeit, mit entschlossener Offenheit mitzuwirken an der Wiederherstellung einer solchen Verbundenheit. Diese Kraft für eine Öff-nung wird nur dann da sein, wenn sich der Mensch zu Christus bekehrt, was das Aufgeben gewisser konfessioneller, ganz menschlicher Befugnisse nach sich zieht, die unsere Bindung an Gott und an den Nächsten – und folglich unser christliches Zeugnis in der Welt – behindern.

Am Freitag- und Samstagnachmittag fanden einige Arbeitsgruppen statt, bei denen man tiefer in Kleingruppen über verschiedene Themen spre-chen konnte.

Am Samstagnachmittag fasste Vt. Jean Gueit die Gedanken zusammen, die den Kongress begleitet hatten. Während dieser Abschlusssitzung hat Vt. Jean nochmals die Wichtigkeit der Zeugenschaft im Hier und Jetzt be-tont, und zwar in einer Welt, die sich ständig verändert, aber er wies auch auf die Wichtigkeit der liturgischen Vertiefung hin. Diese Veranstaltung wurde gekrönt durch die gemeinsame Feier der Auferstehung Christi mit der Vigil am Samstagabend und der Liturgie am Sonntag.

Die Tage des Gedankenaustauschs boten den Teilnehmern auch die Gele-genheit, eine kurze Botschaft an die Ersthierarchen der orthodoxen Kir-chen auszuarbeiten, um sie davon in Kenntnis zu setzen, welche schmerz-hafte Situation entsteht, wenn nicht alle gemeinsam an der eucharisti-schen Kommunion teilnehmen können. Gleichermaßen wurde ihnen auf-getragen, alles dafür zu tun, die Aufhebung der Kommuniongemeinschaft wieder rückgängig zu machen, die vor allem in Westeuropa Gemeinden und Familien zerreißt. Diese vier Tage konnten sowohl durch Wort als auch durch Taten in Erinnerung rufen, dass das Zeugnis des Evangeliums sich nur in einer Gemeinschaft, versammelt im Namen Jesus Christi, fest verwurzeln kann. Sie ist es, die den privilegierten Raum bietet, in dem der lebenschaffende Odem des Heiligen Geistes normale Frauen und Männer umgestalten kann zu authentischen Zeugen des Herrn in der Welt.

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Ein Text, zusammengestellt und vervollständigt durch Daniel Lossky.

Link zu den Fotos: https://www.flickr.com/photos/139147157@N02/45003605114/in/album-72157675278673118/

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Gottesdienste

Januar 2019

Samstag, 5. Januar 2019 19.00 Uhr Vigil Ort: Hl. Martin von Tours, (Siechenkapelle), Balingen

Sonntag, 6. Januar 2019 Hochfest der Hl. Theophanie, Taufe des Herrn 10.00 Uhr Göttliche Liturgie des Hl. Basilios des Großen, Große Wasserweihe an der Eyach Ort: Hl. Martin von Tours, (Siechenkapelle), Balingen

Samstag, 12. Januar 2019 19.00 Uhr Abendgottesdienst, anschl. Beichtgelegenheit Ort: Hl. Martin von Tours, (Siechenkapelle), Balingen

Sonntag, 13. Januar 2019 33. Sonntag nach Pfingsten 10.00 Uhr Göttliche Liturgie im Anschluss Vortrag zum Thema: Das Mysterion der Wasserweihe Ort: Hl. Martin von Tours, (Siechenkapelle), Balingen

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Gottesdienste

Januar 2019

Samstag, 19. Januar 2019 19.00 Uhr Abendgottesdienst, anschl. Beichtgelegenheit Ort: Hl. Sergius von Radonesch Albstadt

Sonntag, 20. Januar 2019 34. Sonntag nach Pfingsten 10.00 Uhr Göttliche Liturgie im Anschluss Katechese für die Kinder Ort: Hl. Sergius von Radonesch Albstadt

Samstag, 26. Januar 2019 19.00 Uhr Abendgottesdienst, anschl. Beichtgelegenheit Ort: Hl. Martin von Tours, (Siechenkapelle), Balingen

Sonntag, 27. Januar 2019 35. Sonntag nach Pfingsten 10.00 Uhr Göttliche Liturgie Ort: Hl. Martin von Tours, (Siechenkapelle), Balingen

Änderungen sind möglich