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S162 Seit der Einführung des Lasers in die Medizin wurden in der Weiterentwick- lung der Technik große Fortschritte er- zielt, so daß für seinen Gebrauch neue Anwendungsgebiete ermöglicht wur- den. In der ästhetischen Chirurgie wird er am häufigsten für die Beseitigung störender Nävi, Hämangiome, Telean- giektasien, zur Entfernung von Täto- wierungen sowie zur Epilation und Faltenbehandlung aktinisch geschä- digter Haut verwendet. Allerdings wird der Laser einerseits in den Medien oft zu unkritisch dargestellt, was bei den Patienten zu große Erwartungshaltun- gen hervorruft, andererseits wird er aber auch zunehmend bei nicht gesi- cherten oder falschen Indikationen ein- gesetzt. Wir wollen daher einen kurzen Überblick über die häufigsten laser- chirurgischen Verfahren in der ästheti- schen Chirurgie geben. Physikalische Grundlagen des Lasers Unter der selektiven Photothermolyse ist die gezielte Zerstörung oder Entfer- nung von umschriebenen Strukturen in der Haut, wie erweiterte Blutgefäße, Gefäßproliferationen oder Pigmentab- lagerungen, ohne wesentliche Schädi- gung der Umgebung oder der be- deckenden Dermis zu verstehen. Vor- aussetzungen hierfür sind eine selekti- ve Wellenlänge, die im Vergleich zur Umgebung eine sehr viel höhere Ab- sorption in der Zielstruktur hat, und sehr kurze Impulszeiten, die unter der thermischen Relaxationszeit der Zell- struktur liegen. Diese hängt von der Zellgröße ab. Die absorbierte Energie kann also aufgrund der kurzen Impuls- zeit von der Zielstruktur nicht an die Umgebung weitergeleitet werden und führt so zur selektiven Zerstörung der Zielstruktur. Unter Photoablation wird das schichtweise präzise Abtragen der Haut ohne wesentliche thermische Schädigung des darunterliegenden Ge- webes verstanden. Dies wird durch die von starkem Gewebswasser absorbier- te Wellenlänge (CO 2 : 10 600 nm, Er : YAG: 2940 nm) und ebenfalls kurze Pulszeiten erreicht. Gepulste Laser produzieren sehr kurze (etwa 10 –9 s), relativ wenig va- riable Lichtblitze mit hoher Leistung. Bei sog. „gütegeschalteten Lasern“ werden sehr hohe Energien aufgebaut, die durch extrem schnelle elektroma- gnetische und chemische Schalter (Q- switch) in Nanosekunden freigesetzt werden. Blitzlampengepumpte gepulste Farbstofflaser (flashlamp, pumped, pulsed, dye laser, FPDL) sind gepulste Laser, die grünes (510 nm) oder gelbes Licht (577 nm oder 585 nm) aussen- den. Neuerdings gibt es blitzlampen- gepumpte gepulste Farbstofflaser, bei denen verschiedene Wellenlängen vari- Mund Kiefer GesichtsChir (1999) 3 [Suppl 1] : S162–S167 © Springer-Verlag 1999 Laserchirurgische Verfahren in der ästhetischen Chirurgie Übersicht W. L. Mang, K. Sawatzki Abteilung für HNO und plastische Operationen (Prof. Dr. W. L. Mang), Kreiskrankenhaus Lindau Prof. Dr. Dr. W. L. Mang, Abteilung für HNO und plastische Operationen (Prof. Dr. Dr. W. L. Mang), Kreiskrankenhaus Lindau Bodensee, Friedrichshafenerstraße 82, D-88131 Lindau Zusammenfassung Seit der Einführung des Lasers in die Medizin wurden in der Weiter- entwicklung in der Technik große Fortschritte erzielt, so daß für sei- nen Gebrauch neue Anwendungs- gebiete möglich wurden. In der ästhetischen Chirurgie wird er am häufigsten für die Beseitigung störender Nävi, Hämangiome, Be- senreiser, Teleangiektasien, zur Entfernung von Tätowierungen so- wie zur Epilation und Faltenbe- handlung aktinisch geschädigter Haut verwendet. Um sowohl der hohen Erwartungshaltung der Pa- tienten als auch den Anforderun- gen als ästhetisch-plastischer Chir- urg gerecht zu werden, ist es wich- tig, bei der Vielzahl von angebote- nen Verfahren und Geräten die richtige Indikation zu stellen. Es ist festzustellen, daß für die Beseiti- gung vaskulärer und melanozytä- rer Veränderungen der Haut der blitzlampengepumpte, gepulste Farbstofflaser, den es neuerdings auch als Kombinationsgerät mit verschiedenen Wellenlängen gibt, der Laser der Wahl ist. Zur Fal- tenglättung ist der Ultragepulste- CO 2 -Laser dem Erbium-YAG-La- ser überlegen. Hierdurch können jedoch die Blepharoplastik oder das Facelift nicht ersetzt werden. Schlüsselwörter Ästhetische Chirurgie · Laserthera- pie · Selektive Photothermolyse · Photoablation ORIGINALIEN

Laserchirurgische Verfahren in der ästhetischen Chirurgie

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Seit der Einführung des Lasers in dieMedizin wurden in der Weiterentwick-lung der Technik große Fortschritte er-zielt, so daß für seinen Gebrauch neueAnwendungsgebiete ermöglicht wur-den.

In der ästhetischen Chirurgie wirder am häufigsten für die Beseitigungstörender Nävi, Hämangiome, Telean-giektasien, zur Entfernung von Täto-wierungen sowie zur Epilation undFaltenbehandlung aktinisch geschä-digter Haut verwendet. Allerdings wirdder Laser einerseits in den Medien oftzu unkritisch dargestellt, was bei denPatienten zu große Erwartungshaltun-gen hervorruft, andererseits wird eraber auch zunehmend bei nicht gesi-cherten oder falschen Indikationen ein-gesetzt.

Wir wollen daher einen kurzenÜberblick über die häufigsten laser-chirurgischen Verfahren in der ästheti-schen Chirurgie geben.

Physikalische Grundlagen des Lasers

Unter der selektiven Photothermolyseist die gezielte Zerstörung oder Entfer-nung von umschriebenen Strukturen inder Haut, wie erweiterte Blutgefäße,Gefäßproliferationen oder Pigmentab-lagerungen, ohne wesentliche Schädi-gung der Umgebung oder der be-

deckenden Dermis zu verstehen. Vor-aussetzungen hierfür sind eine selekti-ve Wellenlänge, die im Vergleich zurUmgebung eine sehr viel höhere Ab-sorption in der Zielstruktur hat, undsehr kurze Impulszeiten, die unter derthermischen Relaxationszeit der Zell-struktur liegen. Diese hängt von derZellgröße ab. Die absorbierte Energiekann also aufgrund der kurzen Impuls-zeit von der Zielstruktur nicht an dieUmgebung weitergeleitet werden undführt so zur selektiven Zerstörung derZielstruktur.

Unter Photoablation wird dasschichtweise präzise Abtragen derHaut ohne wesentliche thermischeSchädigung des darunterliegenden Ge-webes verstanden. Dies wird durch dievon starkem Gewebswasser absorbier-te Wellenlänge (CO2: 10600 nm, Er :YAG: 2940 nm) und ebenfalls kurzePulszeiten erreicht.

Gepulste Laser produzieren sehrkurze (etwa 10–9 s), relativ wenig va-riable Lichtblitze mit hoher Leistung.Bei sog. „gütegeschalteten Lasern“werden sehr hohe Energien aufgebaut,die durch extrem schnelle elektroma-gnetische und chemische Schalter (Q-switch) in Nanosekunden freigesetztwerden.

Blitzlampengepumpte gepulsteFarbstofflaser (flashlamp, pumped,pulsed, dye laser, FPDL) sind gepulsteLaser, die grünes (510 nm) oder gelbesLicht (577 nm oder 585 nm) aussen-den. Neuerdings gibt es blitzlampen-gepumpte gepulste Farbstofflaser, beidenen verschiedene Wellenlängen vari-

Mund Kiefer GesichtsChir (1999) 3 [Suppl 1] :S162–S167 © Springer-Verlag 1999

Laserchirurgische Verfahren in der ästhetischen ChirurgieÜbersicht

W. L. Mang, K. SawatzkiAbteilung für HNO und plastische Operationen (Prof. Dr. W. L. Mang), Kreiskrankenhaus Lindau

Prof. Dr. Dr. W. L. Mang, Abteilung für HNOund plastische Operationen (Prof. Dr. Dr. W. L.Mang), Kreiskrankenhaus Lindau Bodensee,Friedrichshafenerstraße 82, D-88131 Lindau

Zusammenfassung

Seit der Einführung des Lasers indie Medizin wurden in der Weiter-entwicklung in der Technik großeFortschritte erzielt, so daß für sei-nen Gebrauch neue Anwendungs-gebiete möglich wurden. In derästhetischen Chirurgie wird er amhäufigsten für die Beseitigungstörender Nävi, Hämangiome, Be-senreiser, Teleangiektasien, zurEntfernung von Tätowierungen so-wie zur Epilation und Faltenbe-handlung aktinisch geschädigterHaut verwendet. Um sowohl derhohen Erwartungshaltung der Pa-tienten als auch den Anforderun-gen als ästhetisch-plastischer Chir-urg gerecht zu werden, ist es wich-tig, bei der Vielzahl von angebote-nen Verfahren und Geräten dierichtige Indikation zu stellen. Es istfestzustellen, daß für die Beseiti-gung vaskulärer und melanozytä-rer Veränderungen der Haut derblitzlampengepumpte, gepulsteFarbstofflaser, den es neuerdingsauch als Kombinationsgerät mitverschiedenen Wellenlängen gibt,der Laser der Wahl ist. Zur Fal-tenglättung ist der Ultragepulste-CO2-Laser dem Erbium-YAG-La-ser überlegen. Hierdurch könnenjedoch die Blepharoplastik oderdas Facelift nicht ersetzt werden.

Schlüsselwörter

Ästhetische Chirurgie · Laserthera-pie · Selektive Photothermolyse ·Photoablation

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iert werden können. Die Impulszeit mit1,5 ms ist deutlich länger als bei denbisherigen Geräten. Diese Laser eig-nen sich deshalb zur Behandlung vontiefer liegenden Gefäßen wie Besen-reiser mit einem Kaliber bis zu 1 mm.

Auf dem Bedienerbildschirm kanndurch Berührung zwischen dem fre-quenzverdoppelten Laser und demYAG-Laser mit 532 nm für vaskuläreLäsionen und dem Q-switch-YAG-La-ser mit 164 nm, dem Q-switch-Alex-andrite-Laser mit 755 nm und dem

Q-switch frequenzverdoppelten Nd :YAG-Laser mit 532 nm (für pigmen-tierte Läsionen und Tattoos) umge-schaltet werden [4, 5].

Für welche Indikation ist welcherLaser der richtige?

Klinische Anwendungsbereiche

Tätowierungen

Zur Entfernung von Tätowierungsfarb-stoffen oder körpereigenem Melaninstehen mehrere gütegeschaltete odergepulste Laser zur Verfügung, wobeiaufgrund stark unterschiedlicher Ab-sorptionseigenschaften nicht jede Far-be mit jedem Laser entfernt werdenkann. Mit den verschiedenen gepulstenund gütegeschalteten Lasern ist esmöglich, unterschiedliche Farbstoffein der Haut relativ spezifisch zu treffenund weniger sichtbar oder unsichtbarzu machen. Derzeit kann jedoch nichtbeantwortet werden, ob hierbei einemechanische Zertrümmerung oderZerkleinerung, eine thermisch-chemi-sche Veränderung mit oder ohne Pha-gozytose der Farbstoffe oder eineKombination dieser Effekte vorliegt.Vor allem bei Amateurtuschetätowie-rungen sind diese Verfahren jedoch er-folgreich. Mit 3–5 Behandlungen in et-wa 4wöchigen Abständen lassen sichoft sehr gute Ergebnisse erzielen. Pro-fessionelle Tätowierungen mit höhererFarbstoffdichte erfordern oft häufigereBehandlungen. Vor allem wenn sievielfarbig sind, müssen unterschiedli-che Laser angewendet werden [4, 7].

Als Nebenwirkung können hier all-ergische Reaktionen und Farbumschlä-ge mit irreversibler Dunkelfärbung ins-besondere heller haut- oder ockerfar-bener Pigmente auftreten.

Unerwünschte Behaarung

Die effektive Epilation mittels Lasererfordert die Zerstörung einzelner Tei-le des lebenden Haarfollikels, die fürdie Produktion und die Regenerationeines Haarschafts verantwortlich sind.Verwendet wird ein 800-nm-Dioden-Laser (Rubin) mit ca. 30 J/cm2. Eskann dabei zu einer erheblichen Ver-kleinerung der Haarfollikel kommen,zu einer abnehmenden Pigmentierung(Melanin) von nachwachsendem Haar

und einer Degeneration von Haarfolli-keln mit anschließender Fibrosierung.

Mögliche Nebenwirkungen sindNarbenbildung und vorübergehendeHyper- oder Hypopigmentierung. Derideale Patient für die Laserepilation hatdunkles Haar und eine saubere Haut.Die Erfolge sind jedoch nicht dauer-haft [1, 6].

Gefäßanomalien und Pigmentierungsstörungen

Das größte Indikationsspektrum bietendie Farbstofflaser kombinierter Wel-lenlänge, sog. „blitzlampengepulsteFarbstofflaser“ (Tabelle 1). Die Indi-kationen sind vaskuläre Läsionen, wiez.B. Hämangiome, Couperose, Telean-giektasien, Naevus flammeus, Naevusalbanus, Besenreiser, Xanthelasmen,Poikilodermien sowie pigmentierteLäsionen wie Lentigines, Café-au-lait-Flecken, Naevus ota, Naevus Becker,seborrhoische Keratosen, des weiterenTattoos, Basalzellkarzinom, squamö-ses Sarkom und Morbus Bowen.

Der Farbstofflaser zielt selektiv aufOxahämoglobin, dessen Absorptions-maximum bei 577 nm liegt. Da bei die-ser Wellenlänge die gleichzeitige Ab-sorption von Melanin minimal ist,bleibt die angrenzende Epidermis weit-gehend unversehrt, und es wird gezieltnur das erkrankte Gefäß koaguliert. DieEnergieabgabe erfolgt gepulst, wodurchdie umliegenden Strukturen geschontwerden und das Risiko einer Pigment-verschiebung oder Narbenbildungdurch die Behandlung minimal ist [5].

Zur Therapie tiefliegender kavernö-ser Hämangiome ist der Nd :YAG-La-ser (1064 nm) besser geeignet, da er ei-ne höhere Eindringtiefe bietet. Einenwesentlichen Fortschritt brachten diegepulsten Farbstofflaser bei der Be-handlung von Naevi flammei, da mitdiesen Geräten das Prinzip der selekti-ven Photothermolyse verwirklichtwurde. Diese Laser eignen sich im Ge-gensatz zum Argonlaser (480–514 nm)deshalb auch zur Behandlung von hell-roten Feuermalen bei Kindern aller Al-tersstufen. Nebenwirkungen treten sel-ten auf. Zur Erzielung eines optimalenErgebnisses sind meist 5 oder mehrSitzungen notwendig. Zentrofazial imAusbreitungsgebiet des zweiten Trige-minusasts gelegene sowie sehr hellro-

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Mund Kiefer GesichtsChir (1999) 3 [Suppl 1] :S162–S167© Springer-Verlag 1999

Laser therapy in aestheticsurgery

W. L. Mang, K. Sawatzki

Summary

Since the introduction of lasertherapy was developed continu-ously. New indications are possi-ble in the aesthetic surgery. Thelaser is used for the treatment ofnaevi, hemangiomas, wide port-wine-stains, teleangiectasias,tatoos, epilations and skin resur-facing. To fulfill the expectationsof the patients and the remands ofa plastic aesthetic surgeon it is im-portant to find the correct indica-tion and choose the right laser. Vas-cular and pigmental disorders canbe successfully treated with theflash lamp pumped pulsed dyelaser. Laser containing differentwave lengths are available. For thetreatment of the aged skin the Ul-trapuls-CO2-Laser offers advan-tages in comparison with the Er-bium-YAG-Laser. However theselasers can not replace a facelift orblepharoplasty.

Key words

Lasertherapy · Selective photo-thermolysis · Photoablation · Aes-thetic surgery

safarbene und bläulich-livide Läsionensprechen jedoch schlechter auf die Be-handlung an. Ebenso sind die Ergeb-nisse bei der Behandlung von Naeviflammei an den Extremitäten meistenttäuschend. Der blitzlampengepulsteFarbstofflaser muß jedoch als Laserder ersten Wahl für flache, helle unddunkelrote Naevi flammei in jedemLebensalter angesehen werden. ImVergleich zum Argonlaser ist die Be-handlung weniger schmerzhaft und är-mer an Nebenwirkungen und durch diegroßen Fleckdurchmesser rascher undeffizienter.

Bei lividroten oder tuburös umge-wandelten Naevi flammei bei Erwach-senen bestehen aber noch gute Indika-tionen für den Argonlaser. Hämangio-me im Säuglingsalter sollten so frühund rasch wie möglich einer Therapiemit dem blitzlampengepumpten gepul-sten Farbstofflaser zugeführt werden.

Die Entstehung subkutaner prolife-rierender Angiomanteile kann jedochauch durch die Frühtherapie nicht si-cher verhindert werden. Dicke subku-tan gelegene Hämangiome könnenauch durch eine Nd : YAG-Laserkoa-gulation behandelt werden.

Für die Behandlung von Besenrei-sern stehen mit dem Farbstofflaser va-riabler Wellenlänge und längerer Im-pulszeiten neuerdings Laser zur Verfü-gung, mit welchen bei Besenreisern biszu einem Kaliber von 1 mm mit einerSitzung eine 50–60%ige Verbesserungerzielt werden kann [20].

Die erfolgreiche Behandlung vonXanthelasmen ist hypothetisch daraufzurückzuführen, daß durch die Laser-

behandlung die zuführenden Gefäßekoaguliert werden und es dadurch se-kundär zu einer Rückbildung der Xan-thelasmen kommt. Andererseits wer-den die Xanthelasmen auch durch denLaser fragmentiert und anschließendteilweise resorbiert [4].

Die Behandlungsergebnisse mela-nozytärer Naevi zeigen zwar, daß esklinisch zu einer Aufhellung kommt,histologische Untersuchungen belegenaber, daß nicht pigmentierte sowie tie-fer im Corium liegende melanozytäreZellen nicht entfernt werden können.Ausgehend von diesen Zellen ist mitRezidiven zu rechnen. Auch ist derzeitnoch unklar, ob subletal geschädigteZellen das Potential einer malignenTransformation besitzen [4].

Faltenreiche, aktinisch geschädigte Haut

Die Behandlung von faltenreicher ak-tinisch geschädigter Haut mit ablativenLasergeräten (CO2-gepulste Laser,CO2-Laser mit Scanner-Automatik, Er : YAG-Laser) sind für den ästheti-schen Chirurgen von besonderem In-teresse (Tabelle 2, 3). Für diese Ver-fahren ist es nötig, die aktinisch ge-schädigte Haut präzise abzutragen.Durch laserinduzierte Umbauvorgän-ge im Bereich des dermalen Bindege-webes kommt es zusätzlich zu einerStraffung und Glättung der Haut(Shrinking-Effekt) [8, 14, 17]. Der Er :YAG-Laser sendet gepulste infraroteStrahlung mit einer Wellenlänge von

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Tabelle 2Erbium:YAG-Laser

Wellenlänge Energie Energiedichte Maximale Indikationen[nm] [J] [J/m2] Leistung

[W]

2940 0,1–1,7 4–5 20 FaltenXanthelasmenRhinophymAkneVarizellenAlters- und SonnenfleckenNarbenbehandlungHaartransplantation,Epidermale NäviLentiginesNaevus spilusKeratosenAngiofibromeWarzenAdenoma sebaceum

Tabelle 1Blitzlampengepumpte, gepulste Farbstofflaser mit variablen Wellenlängen

System Wellenlänge Energiedichte Pulsdauer Indikationen[nm] [ms]

Versa Pulse – Vaskuläre Läsionen: Hämangiome, Couperose,

Alexandrite-Laser 755 1200 mJ/Puls 2–10 Teleangiektasien, Naevus albaneus, Naevus flammeus,

(blau/schwarz/braun/grün) Besenreiser, Xanthelasmen, Poikilodermie

Nd :YAG-Laser 1064 – Pigmentierte Läsionen: Lentigines, Café-au-lait-Flecken,

(blau/schwarz/braun/grün) Naevus ota, Naevus Becker, seborrhoische Keratose

Nd :YAG-Laser (rot/orange) 532 9–16 J/cm2 – Tattoos

Photoderm– Basalzellkarzinom

Option-VL 515–1200 3–90 J/cm2 2–25– Squamöses Sarkom

Option-PL 3–70 J/cm2 0,5–20– Morbus Bowen

2940 nm aus. Aufgrund der extremstarken Absorption dieser Strahlung imWasser eignet er sich zur Ablation vonGewebe, d. h. zur Abtragung ohne we-sentliche thermische Schädigung.Durch die fehlende Koagulationkommt es allerdings relativ rasch zuoberflächlichen kapillaren Blutungen[3, 10]. Beim supergepulsten CO2-La-ser (10600 nm) werden sehr kurze Im-pulse hoher Energiedichte mit Repeti-tionsraten zwischen 10 und 1000 Hzaneinandergereiht [10]. Obwohl dieSpitzenleistung mehrere 1000 W proImpuls beträgt, liegt die durchschnitt-

liche Ausgangsleistung zwischen 10und 20 W. Durch dieses Verfahren wirddie thermische Schädigung des an-grenzenden Gewebes ebenfalls ver-mindert, wobei der reduzierte Koagu-lationsraum allerdings wiederum zurverstärkten Blutung im Operationsge-biet führt. Es stehen auch CO2-Laser-Geräte zur Verfügung, die durch Ein-zelimpulse mit extrem kurzer Pulszeit(< 10–3 s) und hoher Ausgangsleistungund damit hoher Energiedichte proPuls (Tabelle 3) eine dem Er :YAG-La-ser vergleichbare Abtragung mit mini-maler thermischer Restnekrose ermög-

lichen, der sog. „ultragepulste Laser“(Abb.1) [2, 10, 14, 16]. Ein enger kon-trollierter Strahlendurchmesser be-grenzt hier die Energie genau auf dasgewünschte Areal. Die exakte Kontrol-le der Energie des Laserstrahls garan-tiert eine zuverlässige Einhaltung derEindringtiefe derselben, wie die histo-logischen Ergebnisse zeigen (Abb.2).Eine Alternative hierzu bieten rechner-gesteuerte Spiegelsysteme, die mitdem focussierten Strahl eines CO2-La-sers sehr schnell an ein definiertesHautareal heranführen, so daß es zu ei-ner vergleichbaren Abtragung mitebenfalls deutlicher Reduktion derthermischen destruktiven Effektekommt [4, 11]. Der Er : YAG-Laserbietet sicherlich eine elegante Alterna-tive zur konventionellen Dermabrasi-onsbehandlung. Er ermöglicht mittelseinfacher Behandlungstechnik eine ra-sche präzise Abtragung bei minimalerthermischer Schädigung.

Aufgrund seiner kleinen Wellenlän-ge führt der Er :YAG-Laser im Gegen-satz zum CO2-Laser zu einer feinerenDermablation. Aus der feineren Abtra-gung ergeben sich allerdings auchNachteile. Bei der Er :YAG-Laser-Be-handlung kommt es zu keiner Hämo-stase, außerdem sind mehr Behand-

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Tabelle 3Verschiedene CO2-Laser (Wellenlänge 10600 nm) im Überblick

Typ Energie Maximale Puls- Indikationen[mJ] Energiedichte dauer

[J/cm2]

Ultrapuls CPG 1–40500 62 < 1 ms FaltenglättungSharpian silk touch 5800 22 1 ms NarbenbehandlungSharpian XJ 150 400 58 4 ms Epidermale NäviParagon 360 5,1 6 ms Solare ElastoseTru-Puls 10–500 3,2 60 µs Aktinische Keratose

AkneSynringiomeAktinische Präkanzerosen

Abb.1a, b. Patientin vor(a) und 6 Wochen nach (b)Full-face-Behandlung mitdem Ultragepulsten-CO2-Laser

a b

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lungsdurchgänge erforderlich. Außer-dem kommt es bei der Anwendung die-ses Lasers nicht zur zusätzlichen hitze-bedingten Schrumpfung von Kolla-genfibrillen (Shrinking-Effekt), wel-che zu einer zusätzlichen Glättung derDermis führen soll [4, 11].

Es ist jedoch möglich, durch be-stimmte Einstellungen auch mit demUltragepulsten CO2-Laser eine relativfeine Dermablation zu erzielen. DerUltra+-CO2-Laser ist sicherlich geeig-

net, kleinere Falten (ca. 1 mm Tiefe) zuglätten, einer gealterten Haut ein jün-geres Erscheinungsbild zu geben, we-nig tiefe Narben zu regulieren. Hierfüreignen sich insbesondere der Bereichder Stirn und die Perioralregion. Hin-sichtlich kleiner Augenfältchen sindmit beiden Lasertypen gute Ergebnissezu erzielen. Die Laserbehandlung kannsicherlich nicht ein Lift oder eine Ble-pharoplastik ersetzen, wie an andererStelle bereits belegt [17–19], jedoch

kann der Laser das Resultat eines Facelifts bei verbleibenden kleinenFältchen und etwaigen kleinen Haut-unebenheiten hilfreich ergänzen. Beitiefen Runzeln (tiefer als 1 mm) ist dieDermabrasion auch bei ggf. später verbleibender wächsener weißlicherHautstruktur vorzuziehen [15]. DieAnwendung eines Lasers muß in je-dem Fall korrekt und sorgfältig ausge-führt werden, um das Risiko möglicherKomplikationen so gering wie möglichzu halten. Eine sorgfältige Vor- undNachbehandlung der Haut haben sicherfolgreich bewährt und sollten nichtunterlassen werden [7, 9, 12, 13].Komplikationen können insbesondereVerbrennung, Narbenbildung, Hyper-oder Hypopigmentierung oder eine In-fektion sein (Abb.3, 4) [4, 9, 13, 14, 16].

Durch die Fortentwicklung derTechnik hat sich also das Spektrum derIndikationen für die Anwendung vonLasergeräten in der ästhetischen Chir-urgie erheblich erweitert. Der Einsatzdes richtigen Lasergeräts ist hierbeivon entscheidender Bedeutung, um ei-nerseits der Erwartungshaltung des Pa-tienten entgegenzukommen und ande-rerseits dem Anspruch eines seriösenästhetischen Chirurgen gerecht zu wer-den. Suspekte Hautveränderungenmüssen in jedem Fall exzidiert und hi-stologisch aufgearbeitet werden. Umeinen großen Teil des vorgestellten

Abb.2a, b. Histologische Aufar-beitung vor (a) und nach (b) 3Durchgängen mit dem Ultrage-pulsten-CO2-Laser: 1. Durch-gang: 300 mJ, Dichte 5,60 W, 2.Durchgang: 250 mJ, Dichte 5,50 W, 3. Durchgang: 250 mJ,Dichte 4,50 W

a

b

Abb.3. Komplikationen durch Infektion

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Spektrums abzudecken, empfiehlt sichdie Einrichtung eines Laserzentrumsmit dem blitzlampengepumpten, ge-pulsten Farbstofflaser verschiedenerWellenlänge zur Beseitigung von Täto-wierungen, Pigmentierungsstörungenund Gefäßanomalien sowie auch demUltragepulsten-CO2-Laser für das Skin-Resurfacing.

Neuerdings ist es möglich, Gerätezu erhalten, die die Vorteile eines Er :YAG-Lasers mit denen des CO2-La-sers in einem Gerät kombinieren.

Die laserchirurgischen Verfahren inder ästhetischen Chirurgie haben in derÖffentlichkeit eine hohe Akzeptanz,erfüllen jedoch häufig nicht die hohenErwartungen. Wir sehen die Anwen-dung als Monotherapie kritisch, haltenjedoch die Laseranwendung in derästhetischen Gesichtschirurgie als ad-juvante Methode für sinnvoll. Die In-dikation muß streng gestellt, auf Kom-plikationen hingewiesen werden unddie Ausbildung des Chirurgen muß ge-währleistet sein, ansonsten kann es zufatalen Nebenwirkungen (Infektionen,

Hyper- oder Hypopigmentierung, Rö-tungen) bis hin zu Verbrennungen drit-ten Grades kommen.

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Abb.4. Komplikationen durch Verbrennung nach CO2-Laserung (8 Durchgänge)