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Z ugegeben. das hatte ich mir leichter und vor allem anders
vorgestellt. Als ich im November des vergangenen Jahres
in einem \Jcw Yorker Stadthaus in einem Loft-ähnlichen
Raum saß und erstmals der JJ Cremonese von Sonus Faber begeg
nete, war es Liebe auf den ersten Blick und auf den ersten Ton_ So
kam es, dass ich die vorgesehene Agenda sausen ließ, um noch
zwei weitere Stunden Musik genießen und erleben zu können.
»Die muss ins Heft. die muss ins Heft<<, schoss es mir anschlie
ßend perm anent durch den Kopf. Also leiteten wir alle notwendi
gen Schrit te ein, um der Tl Cremonese einen gebührenden Ernp·
fang zu bereiten. Okay, sie ist nicht gerade klein, aber auf das, was
kam, waren wir dann doch nicht vorbereitet, als vor unserem
Photostudio ein Lkwvorfuluund dessen Fahrer einen gewaltigen,
233 Kilogramm schweren Sperrholzschrank ablud. Im Photostu
dio waren wir logistisch in der Lage, dte für den Transport neben
e inander m ontierten Schallwandler entsp rechend den Vorgaben
zu behandeln (der Vertrieb hatte die verständ liche Bitte geaußert,
diesennagelneuen ~obel-Schallwandler aufkeinen Fall zu beschä
digen), aber die Vorstellung, diesen Lautsprecher Lulbeschadet zu
zweit in unseren Messraum zu schaffen, die konnten wir uns noch
an Ort und Stelle abschminken.
Als Sonus Faber 2004 die Stradivari vorstellte, fuh ren wir nach
Vicenza. DiesmaJ a I so New York, in die neue »World Of Mclntosll«
(vom1als Fine Sounds Group), zu der auch Sonus Faber gehört. Zu
einem exklusiven Date mitder ll Cremonese. Sie gehört als »klein
stes« Modell in d1e aus cler großen Aida und der mittleren lilium
bestebenden Serie, alle in der Preisregion gut att.5gestatteter Ober
klassefa hrzeuge. Allerdi ngs hat auch das Nesthäkchen bereits ein
drucksvoUe Maße bei entsprechendem Gewicht. Sie ist an der
Spitze des Gehäuserückens gut 1.45 Meter hoch und bringt 84
Kilogramm auf die Waage. Gehörten diese Werte zu einem \tlen
schen. wäre er vermutlich nicht besonders attraktiv. Die II Creme-
Report: Lautspreche' Sonus Faber II Cremonese
Wenn High-End-Audio und Luxus so überzeu
gend gemischt werden wie bei Sonus Fabers
II Cremonese, entsteht ein großer Lautsprecher.
LAUTSPRECHER
nese Jungegen ist eine Augenweide. egal aus wel·
eher Richtung man sie anschaut. LJngewöhnlic.h
bei der For mgebung ist zunächst das fünfseitige
Gehäuse. Es entsteht dadurch , dass der Korpus hin
ter der Schallwand dem ejner Raute entspricht. Die
Verarbeitung findet aufallerhöchstem ~1veau statt.
Dazu gehören makellose Holzoberflächen, identi
sche Spaltrnaße, bündige Montage der Chassis, Spi
kes, die sanft in lbren Gewinden laufen u nd als Krö
nung ein Sonus-Fabcr- 'Emblem im Herzen des
Mitteltöners. Derartigen Perfektionismll"> sind wir
von Sonus Faber gewohnt, und diese wertvolle
Tradition wird auch bei diesen Lautsprechern ein
drucksvoll fortgeführt. Doch ~ur-Schön-Sein reicht
bekan ntlich in der anspruchsvollen Audio-Welt
nicht aus. Deshalb hat Chefentwickler Paolo Tezzon
der I1 Cremonese reich lich gute Zutaten verpasst.
Technisch betrachtet ist sie eine Vierwege-Kon
struktion mit insgesamt sechs Chassis. von denen
bei frontaler Ansicht nur vier sichtbar sind. Um ew
möglichst natürliches Klanggeschehen zu erzeu
gen, selzl Tezzon bei seinen EntwicklLmgen un
gern auf künstliche Werkstoffe. Der Löwenanlell
des für die Konuschassis ci ngesetzten Materials be
steht folglich aus Papier, zur Versteifung 'ermischl
mit Kapok-trnd Kenaf-Pflanzenfasern. Fürein Sub
woofer-Chassis werden zwei dieser Membrane mittels eines syntalctischen SchaLliDS zu einen1 Sand
wich verklebt. Für dte Produktion bedeutet das
ungleich höberenAufwand in puncto Paarselektion.
Der geht soweit. dass bei bestimmten Treiber-Char
gen kleinere Allpassungen auf der Frequenzweiche
vorgenommen werden. High End istmanchmal von
Wahnsinn nur durch den Klang zu unterscheiden.
Die aus neunzig Prozent Kupfer und zelm Pro
zent Zinn - im Englischen heißt diese Legiemng
»gun metal« - gefertigten Körbe sind strömungs
technisch so gestaltet. dass sie musikalische Impulse
nicht bremsen. Für die Abstrablung tiefster Fre
quenzen verfügt die ll Cremonese auf der rückwär
tigen, nach hinten gerichteten Flanke über je ein
Paar 22-Zentimeter-Cbassis. die bereits bei 8o Hertz
Fifth Avenue 33
LA UTSPRECHER
Labor-Report
D a die II Cremonese berm besten Willen nicht in unseren Messraum zu
scharren war, haben wrr Paolo Tezzon um serne Messung gebeten (die Kurve ohne Raumernfluss rst nur bis 100 Hertz repräsenlallv). Tezzon hat ja bereits mehrfach bewiesen, dass er lineare Lautsprecher bauen kann, die Ii Cremonese 1st kerne Ausnahme. Zu erkennen srnd erne leichte Senke um drer Krlohem und ern trafrerehender Bass, auch rm Raum ohne Überhöhungen. Das lmpedanzmtnrmum der II Cremonese hegt bet3.5 Ohm bei 35 Hertz respektive I 0 Kilohertz. •
Frequenzgang
34
Pao/o Tezzon m1t seiner Schöpfung m New York (links), die II Cremonese in Nussbaum von der Seite und der DADKafottenhochröner (rechte Seire).
ihre Arbeit an clie beiden in der massiven Schallwand sitzenden t8-ZentimetcrBässe abgeben. Der \.1 itteltöner mit ebenfalls r8 Zentimetern Durchmesser arbeitet in einem eigenen Gehäuse und ist von der Schallwand entkoppelt monliert_ F.r verfügt zudem übeT einen starken Neodymmagnelen. Ab 2,5 Kilohertz übernimmt eine in teressante Hochtonkalotte die Übertragung. Tezzon hat sich für deren Entwicklung zum wiederholten Male mit intensiven Messungen beschäftigt. Als Ergebnis präsentierte e r. dass das Abstrahlverhalten herkömmlicher Kalotten aufAd1se »Schlecht«, aber außerhalb der Achse »gut<< ist. Exakt umgekehrte Resultate ermittelte er für Ringradiator-Hochtöner. Kann man die jeweils guten Eigenschaften beider Prmzipien verbinden? Tezzons Lösung hört nun auf den Namen DAD-Tweeter. sein Durchmesser betrcigt 28 Millimeter. die Kalotte ist im Zentrum bedämpft (Bild rechts). was Auslösebungen verhindern soll. Aud1 der DAD-Tv.·eetcr besitzt einen Neodymmotor. seine Rückseile hc!tteht aus einer gesd1lossenen Holzkonstruktion (das hat Sonus Faber eimt schon bei der Guarneri Homagc ähnlicl1 gemacht) . d ie sich ebenfalls klanglidt positiv auswirken soll.
Bei der Konstruktion des Gehäuses für einen hochwertigen Schallwandler gelten unter anderem die folgenden Regeln: Der Korpus muss steif und frei von störenden Resonanzen sein, und Dämpfungsmaterialien müssen an den richtigen Stellen in der richtigen Menge angebracht werden. Die hölzernen Wä nd(' der 11 Cremonese sind doppelt ausgeführtund zur Versteifung mit Aluminium versehen. Z'l'>ischen den Wänden ist ein dauerhaft elastisches Material eingebracht, das auch noch die letzte störende Schwingung in Wärme verwandeln soll.
Die drei kleinen Öffnungen auf der schmalen RückseiLe des Gehäuses ha·
ben mit klassischen Bassren exröhren nichts zu htn. Die rtaliener besitzen mittlerweile ein Patent für diese »Stealth Rencx .. getaufte Technik. die neben ihrem ästhetischen Reiz durch einen Iineareren Frequenzverlauf im Tieftonbereich und geringere Strömungsgeräusche bestechen soll.
Auch bei den höhenjustierbaren Spikes liegL der betriebene Aufwand weit über dem Gewohnten. Prinzipiell. sagt Paolo Tezzon. ist die Ableitung der 'vfj.
krovibrationen bei geeignetem Unter· grund eine gute Sache. Allerdings freu· en sich Platten-und CD-Spieler gar nicht über diese Form der externen Schwingungserrcgung. Bei der ll Cremonese besteht die Konstruktton nun aus einem Aluminium-Spike, der in einen exakl gefrästen Ring eintaucht. Resonanzen des Lautsprechers sollen an dieser Stelle durch die Zugabe von Kunststoffen kom· plett in Wärme verwandelt werden Ltnd nicht in den Boden gelangen. Die Zahl der vielen klangrelevanten Detaillösungen 1st bei diesem Schallwandler wirklich beeindruckend. Für den Anschluss der lautsprccherkabel, der auf der Bodenplatte rückseitig uud von oben erfolgl. steht ein robustes Bi-Wiring-Terminal zur VerfUgung (in New York lier clie II Crcmonese mit Auclio-ResearchElektronik).
Ein bequemes Sofa. rund drei Meter Hörabstand und dle Fernbedienung in der Hand, so beginnt dort die akustische Reise mit der ll Cremonese. Als
Robert Planl und Alison Krauss »Polly Comc Horne<< intonieren, blicke ich fra-
Sonus Faber II Cremonese
BxHxT Garantie
Preis Vertneb
Telefon
40 x 145 x 62.5 cm
5 Jahre 39.900 Euro
Audto Reference Alsterkrugchaussee 435
22335 Harnburg
040 - 533 20-359
gend um mich. Wo kommen bloß diese
abgrundtiefen lmpulse glei.ch zu Beginn
des Titels her? Es klingt, als sei hier rnin·
destens ein gewa ltiger, al lerdings voll
kommen kontrollierter Subwoofer im
Einsatz. Die Stimmen der beiden Inter
preten und die ßiUme werde11 so glaub
würdig abgebildet, dass sie live dargebo
ten wohl auch nicht großartig anders
wären. Dabei1st nicht nur jedes Instru· ment und jede Stimme für sieb glaub
haft, sondern es entsteht ein beeindru
ckendes Klanggemälde. das keinerlei
Störungen oder Schwächen zeigt.
Al Di Meola legt mlt »Greensleeves«
vom Album »Winter Nigbts« nach. Bei
diesem Titel irritiert mich zunächst,
dass die Musik frei von einem sonsl im
mer vorhandenen Pegeleindruck zu sein
scheint. Anstelle der üblichen Laut-Lei
se-Wahrnehmung, die natü rlich stets ge
geben ist, dominiert jetzt ausschließlich
die Musik. Denn die Tö-
einfach da. Sie erfüllen den Raum mit leben, wiegen hin und her w1d h inter
lassen einen tiefen, vor allem bleibenden
"Eindruck. Was die 11 Cremonese von an
deren Super-Lautsprechern unterschei
det, ist der Umstand, dass sie nicht durch
auch nur eine einzige spektakuläre Ei·
genschaflauf sieb aufmerksam machen.
Stattdessen faszinieren sie eher durch
die Fähigkeit, der Musik ihren inneren
Zusammenhalt zu lassen.
Das ändert sich nicht einmal genre
übergreifend: Selbst eine sch lampig pro
duzier te Heavy-Metal-Scheibe ist über
djesen Lautsprecher an hörbar. Die ll
Crernonese folgen klanglich dem, was
sicJJ die Musiker gewünscht haben. Ex
akt so wie die namensgebende Stradiva·
ri-Geige Cremonese aus dem Jahre 1715, die nach 300 Jaluen eine würdige Re
inkarnation in eLnem Schallwandler er
fährt. der Ausnahmestatus besitzt.
Fazit Son us Faber liefert
mit der ll Cremonese
ern eutein eindrucks
volles Lautsprecher-Statement ab. Hand
werkliche Verarbeitung, technische In
novation und Wiedergabequalität sind in einem wunderschönen Korpus auf ho
hem Niveau vereint. Die 1l Cremonese ist
ein wunderbares Beispiel dafür, dass
High-End-Audio und Luxus letztlich
doch in vollkommene Harmonie ge
bracht werden köTU1en. Olaf Stunn •
tubeLine
www. vi ncent-highend . de Sintron Vertr1ebs GmbH 76473 lffezheirn Tel: 0 72 29-18 29 50 [email protected]
Schweiz: Sinus Technologies WP.Ir.garten 8 CH-3257Ammenwli · Tel: 141 32389 17 19
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