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Johanna Radenbach Lexikon Soziale Betreuung Fachbegriffe der Altenhilfe von A–Z

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Johanna Radenbach

LexikonSoziale BetreuungFachbegriffe der Altenhilfe von A–Z

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Johanna Radenbach ist Ergotherapeutin mit Bachelorabschluss.Sie arbeitet seit 2004 in Altenheimen. Außerdem ist sie als Dozentin und Redakteurinim Bereich Therapie und Betreuung von alten Menschen tätig.

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»Wie jede Blüte welkt undjede Jugend dem Alter weicht,blüht jede Lebensstufe.«

HERMANN HESSE

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Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internetüber http://dnb.ddb.de abrufbar.

ISBN 978-3-89993-301-7 (Print)ISBN 978-3-8426-8409-6 (PDF)

© 2013 Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hans-Böckler-Allee 7,© 30173 Hannover

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalbder gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.Alle Angaben erfolgen ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie des Autoren und des Ver-lages. Für Änderungen und Fehler, die trotz der sorgfältigen Überprüfung aller Angaben nichtvöllig auszuschließen sind, kann keinerlei Verantwortung oder Haftung übernommen werden.Die im Folgenden verwendeten Personen- und Berufsbezeichnungen stehen immer gleichwer-tig für beide Geschlechter, auch wenn sie nur in einer Form benannt sind.Ein Markenzeichen kann warenrechtlich geschützt sein, ohne dass dieses besonders gekenn-zeichnet wurde.

Reihengestaltung: Groothuis, Lohfert, Consorten | glcons.deTitelbild: Imo – iStockphotoSatz: Dörlemann Satz, LemfördeDruck: Beltz Bad Langensalza GmbH, Bad Langensalza

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Einleitung 5

Einleitung

Warum ein Betreuungslexikon?Das Betreuungslexikon schließt eine Lückein der Literatur für die soziale Betreuungalter Menschen. Nun können endlich auchdiese Mitarbeiter auf ein eigenes, speziell fürsie entwickeltes Lexikon zurückgreifen – stattweiter mühselig in einer Vielzahl anderer Le-xika mehr schlecht als recht Wissen zusam-mensuchen zu müssen, das am Ende dochnicht auf ihre Arbeitswelt zugeschnitten oderunmittelbar anwendbar ist. Deshalb ist nebenden zahlreichen Lexika über Pflege und Me-dizin ein Lexikon für Mitarbeiter der sozialenBetreuung hoch betagter Menschen dringendnötig.

Die Betreuung, Förderung und nichtmedika-mentöse Therapie von Senioren begründetein eigenständiges Gebiet. Daraus erwächsteine Fachsprache, wie das Betreuungslexikoneindrucksvoll zeigt. Man muss nun nichtmehr viele Quellen recherchieren und Bü-cher wälzen, sondern findet alle Antwortenin einem Buch. Das Lexikon soll alle Perso-nen, die sich in verschiedenen Einrichtungenund Arbeitsfeldern um alte Menschen küm-mern, kompetent begleiten. Egal ob Alten-pfleger, Betreuungsassistenten nach § 87bSGB XI, Ergotherapeuten oder Angehörigealter Menschen. Ihnen allen hilft das Buchbeim Verstehen von Fachbegriffen und liefertneue Ideen zur Betreuung. Es gehört in dieBücherregale in Heimen, Krankenhäusern,Tageskliniken, Praxen oder auch im Zuhauseder hilfsbedürftigen Person.

Welche Inhalte findet man im Lexikon?Im Lexikon stehen alle wichtigen Begriffe, diemit der Betreuung und nichtmedikamentö-sen Therapie von Senioren zu tun haben. Als

Betreuungskräfte oder Therapeuten alterMenschen sind wir Experten für Betreuungs-konzepte und -angebote, Beschäftigungsma-terialien, Umgang mit den Menschen, he-rausforderndes Verhalten, Kenntnisse überAlterserkrankungen, Hilfsmittel und vielesmehr. Deshalb finden Nutzer insgesamt875 Begriffe zu allen wichtigen Themen al-phabetisch sortiert, vom »3Dinge-Spiel« bis»Zweig dekorieren«.

Struktur der Lexikoneinträgex Lemma: Jeder Lexikoneintrag beginnt mit

dem gesuchten Stichwort bzw. Lexikonbe-griff, auch »Lemma« genannt.

x Grammatik: Hinter jedem Lexikonbegriffsteht das grammatikalische Geschlechtbzw. der Artikel, also m (maskulin) =»Der«, f (feminin) = »Die« und n (neu-trum) = »Das«. Dadurch wissen Nutzer beiunbekannten Begriffen wie z.B. »Valida-tion« sofort die grammatikalisch korrekteAussprache.

x Abkürzung: Da einige Begriffe häufig ab-gekürzt werden, wie z.B. »Aktivitäten destäglichen Lebens« mit »ADL« oder »Reali-tätsorientierungstraining« mit »ROT«, istbei diversen Begriffen die Abkürzung imLexikoneintrag mit aufgeführt. »Abkür-zung« wird im Lexikon mit »Abk.« abge-kürzt.

x Etymologie: Bei manchen Lexikoneinträ-gen ist die Etymologie angegeben, da dieErklärung zur Entstehung des Begriffs in-teressant ist. Etymologie bedeutet »Wort-herkunft«. Etymologie ist im Lexikon mit»Etym.« abgekürzt.

x Synonym: Der Begriff »Synonym« be-zeichnet die lexikalische und thematischeÄhnlichkeit oder Gleichheit zweier Wör-

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Einleitung6

ter oder Wortgruppen wie bspw. »Fa-sching« und »Karneval«. Synonyme wur-den im Lexikon mit aufgenommen undmit »Syn.« abgekürzt.

x Kontext: Zu fast jedem Lexikonbegriffwurden bis zu fünf Kontextbegriffe ge-nannt. Am Beispiel »Zeitungsrunde« sinddas die Kontexte Literatur und Biografie-arbeit. Der Kontext ordnet die Lexikon-begriffe in eine Sparte ein und soll einschnelles Verständnis für den Begriff er-leichtern.

x Ziele: Betreuungs- oder Therapieangebotesollen Mitarbeiter nie ausschließlich zumZeitvertreib von alten Menschen durch-führen, sondern immer zielgerichtet, umspezielle Fähigkeiten zu fördern. Deshalbsind hinter jedem Angebot Ziele hinsicht-lich der Betreuungssituation vermerkt. Bei»10-Minuten-Aktivierung« sind das z.B.Erinnerungen hervorrufen, Berühren, Se-hen, Kommunikation und Gedächtnisleis-tungen aktivieren.

x Jeder Lexikoneintrag schließt mit einer Er-klärung des Lexikonbegriffs ab.

x In der Erklärung befinden sich Verweisezu anderen Begriffen. Die entsprechendenVerweise erscheinen in blauer Schrift.

Fehlt etwas?Die soziale Betreuung alter Menschen ent-wickelt sich schnell weiter. Begriffe diffe-renzieren und entwickeln sich, neue kom-men hinzu. Schreiben Sie an [email protected], wenn Sie Begriffe finden, die nochnicht im Betreuungslexikon erklärt sind, da-mit die Autorin sie für künftige Auflagen be-rücksichtigen kann.

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Beispiel-Stichwort 7

Beispiel-Stichwort

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10-Minuten-Aktivierung 9

3-Dinge-SpielKontext: themenorientierte Gruppenstunde,raten

Ziele: Gedächtnisleistungen aktivieren, Kom-munikation

Dieses Spiel können Sie bei themenorientier-ten Gruppenstunden (vgl. Gruppenstunde,themenorientierte) oder als eine kurze Ge-dächtnisaktivierung für zwischendurch an-bieten. Die Senioren ziehen Pappkarten, diemit Oberbegriffen zu einem Thema beschrif-tet sind, und nennen drei passende Unterbe-griffe. Beispiele für Oberbegriffe zum ThemaTier: 3 Fische, 3 Vögel, 3 Insekten, 3 Haus-tiere, 3 Hunderassen, 3 wilde Tiere, 3 Tieremit Fell, 3 Bauernhoftiere, 3 Zootiere, 3 Repti-lien, 3 Säugetiere, 3 Tiere mit Stacheln. WennSie Anschauungsmaterial (vgl. Anschauen)zeigen, wie z.B. Tierattrappen, wird die tak-tile und visuelle Wahrnehmung (vgl. Wahr-nehmung, taktile, Wahrnehmung, visuelle)gefördert. Einfache Variante: Die Teilnehmerdürfen eine unbeschränkte Zahl an Tie-ren nennen. Schwierigere Variante: Erheblichschwieriger wird das Spiel, wenn die Teilneh-mer Unterbegriffe suchen, die mit einem be-stimmten Buchstaben beginnen sollen. Fan-gen Sie dabei am besten mit dem Buchstaben»A« an und gehen Sie das Alphabet der Reihenach durch. Sie steigern den Schwierigkeits-grad des Spiels ebenfalls, indem die PersonenObjekte mit bestimmten Eigenschaften su-chen sollen. Einige Beispiele: Dinge, die ab-färben, Dinge, die gut riechen, Dinge, die sichweich anfühlen, Dinge, die kleben, Dinge, diespitz sind, Dinge, die kalt sind, Dinge, die rotsind, Dinge, die süß schmecken, Dinge, dieklappern, Dinge, die sich schnell bewegen,Dinge, die sich rau anfühlen, Dinge mitschwerem Gewicht. Diese Gedächtnisübung

n sollten Sie nur mit Personen durchführen, diedazu noch gut in der Lage sind, ansonstenfrustriert sie die Menschen schnell. Da Perso-nen mit Demenz noch lange lesen (vgl.Lesen) können, ist das Arbeiten mit beschrif-teten Pappkarten bei dieser Klientel sinn-voll. (Vgl. ABC-Spiel, Stichworträtsel, Wort-sammlung, Wortkette, Außenseiter finden,Anagramm)

10-Minuten-AktivierungKontext: 10-Minuten-Aktivierung, Methode

Ziele: Erinnerungen hervorrufen, berühren,sehen, Kommunikation, Gedächtnisleistungenaktivieren

1996 von Ute Schmidt-Hackenberg (Werk-lehrerin und Maltherapeutin) beschrieben.Die Dauer einer Gruppen- oder Einzelaktivi-tät ist auf 10 Minuten begrenzt. Der Betreuerbzw. Ergotherapeut (vgl. Ergotherapie) oderdie Pflegekraft bietet dem Demenzkranken(vgl. Demenz) Gegenstände zu einem be-stimmten Thema an, die in Kartons gesam-melt wurden. Anhand dieser Gegenständesoll sich ein kurzes Gespräch entwickeln.Die 10-Minuten-Aktivierung kann dementeMenschen immer wieder für kurze Momentein den Alltag integrieren. Diese Aktivie-rungsmethode ist besonders für Menschenmit einer verkürzten Aufmerksamkeits-spanne ideal und für Betreuungskräfte mitgeringen zeitlichen Ressourcen. MöglicheThemen für Aktivierungskisten: Werkzeuge,Kleidung, Nähen, Büroarbeit, Küche, Gar-tenarbeit, Taschentuch, Handtasche, Hut,Krawatte, Kittelschürze, Gürtel, Handwerks-gerät. Ihrer Fantasie sind bei der Themen-wahl keine Grenzen gesetzt. Beschriften Siedie Kartons mit dem entsprechenden Thema,

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4711 Echt Kölnisch Wasser10

damit der passende Karton schnell griffbereitist. Zur Beschaffung von Materialien könnenSie Angehörige (vgl. Angehöriger) um Hilfebitten. Oft erhalten Sie auch auf einem Floh-markt alte und kostengünstige Materialien.Lassen Sie die älteren Menschen die Gegen-stände ausprobieren und stellen Sie ihnenbiografiebezogene Fragen zu den Gegenstän-den. Greifen Sie alle Aussagen auf und kor-

rigieren Sie die Erkrankten keinesfalls. Bes-tenfalls gehen Sie bei der Aktivierung aufregionale Besonderheiten und Gebräucheein. (Vgl. Biografiekiste)

4711 Echt Kölnisch WasserVgl. Kölnisch Wasser

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Abkühlung 11

AbbindebatikKontext: kreatives Gestalten, für rüstige Se-nioren

Ziele: kreativ sein, sehen

Bei dieser Methode werden, wie bei derWachsbatik, bestimmte Stellen nicht mit ein-gefärbt. Anstatt die Stellen mit Wachs ab-zudecken, bindet man hier die Stellen mitSchnüren ab oder knotet den Stoff. Den Stoffdazu an verschiedenen Stellen mit kräftigenSchnüren abbinden oder in sich verknoten.Anschließend das Stoffteil mit der gewünsch-ten Farbe färben. Nach dem Färben den Stoffso lange im kalten Wasser spülen, bis dasWasser klar ist. Wenn eine zweite Farbe ge-wünscht wird, nochmals an anderen Stellenknoten und abbinden und einen weiterenFärbegang wiederholen. Bei der Zweifarben-methode zuerst mit einer helleren, im zwei-ten Gang mit einer dunkleren Farbe färben.Den Stoff trocknen lassen, aufbinden, -kno-ten und bügeln. (Vgl. Batik, Tropfbatik, Pa-pierzufallstechnik, Malen)

ABC-SpielKontext: themenorientierte Gruppenstunde,raten

Ziele: Gedächtnisleistungen aktivieren, Kom-munikation

Dieses Spiel können Sie bei themenorientier-ten Gruppenstunden (vgl. Gruppenstunde,themenorientierte) oder als eine kurze Ge-dächtnisaktivierung für zwischendurch an-bieten. Die Senioren ziehen Buchstabenund nennen einen Begriff zum ausgewähltenThema, der mit dem gezogenen Buchstabenbeginnt. Lösungsvorschläge für Beruf: A =

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Automechaniker, B = Bäcker, C = Chirurg,D = Dachdecker. Einfache Variante: Berufesammeln, die nicht mit bestimmten Buchsta-ben beginnen. Beim Thema Tier ziehen dieTeilnehmer Buchstaben und nennen Tiere,die mit dem gezogenen Buchstaben begin-nen. Lösungsvorschläge: A = Affe, B = Biber,C = Chinchilla, D = Dachs. Die Buchstabenkönnen Sie auf Pappe zeichnen, ausschnei-den und in ein Säckchen füllen. Buchstabenaus harter Pappe eignen sich besser als Buch-staben aus Moosgummi oder Papier, da Se-nioren die Pappe besser in der Hand spüren.Diese Gedächtnisübung sollten Sie nur mitPersonen durchführen, die dazu noch gutin der Lage sind, ansonsten frustriert siedie Menschen schnell. Die Übung ist aller-dings einfacher als das ähnliche Spiel »Stadt,Land, Fluss«. (Vgl. Wortsammlung, Gegen-satz raten, Redewendung ergänzen, Sprich-wort ergänzen, Stichworträtsel, Wortkette,Oberbegriff erraten, Anagramm, Außensei-ter finden, Akrostichon)

AbkühlungKontext: Jahreszeit, Wahrnehmung, Material,Kinderspiel

Im Sommer durch ein Planschbecken, Essenvon Eis oder gekühlter Melone möglich; ineiner Sprühflasche (z.B. leerer Deozerstäu-ber) Wasser auf die Arme und Beine sprühen,evtl. mit Kölnisch Wasser als Beigabe.

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Abwaschen und abtrocknen12

Abwaschen undabtrocknenKontext: Aktivitäten des täglichen Lebens

Ziele: Produktiv sein

Abwaschen und abtrocknen sind bekannteTätigkeiten und verschaffen hochbetagtenMenschen das Gefühl, etwas Sinnvolles zutun. Besonders Frauen fühlen sich in ihrerRolle (vgl. Rollenidentität) als Hausfrau an-gesprochen, weil sie gebraucht werden. Vielealte Menschen befriedigt es, mit Geschirr imWasser zu hantieren: Es ist warm und klap-pert. Benutzen Sie nie wertvolles Geschirr, esgeht bei motorischen Einschränkungen leichtzu Bruch. Wenn das Stehen am Spülbeckennicht mehr möglich ist, wird das Geschirr imSitzen abgewaschen und abgetrocknet. Stel-len Sie dazu eine Schüssel mit warmem Was-ser vor die Person, sie gibt nach AufforderungSpülmittel hinein und Sie legen das Geschirrin die Schüssel. Anschließend erhält diePerson eine Spülbürste und beginnt mit derArbeit. Geben Sie den Senioren keinenSchwamm zum Abwaschen. Früher wurdenimmer Spülbürsten benutzt und damit ist derUmgang vertrauter. Am besten waschen Sieparallel ab, die zu betreuende Person erhältnur ein paar einzelne Teller oder Tassen. Är-gern Sie sich nicht, wenn die Person langsamabwäscht oder Essensreste übersieht. Es geht

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bei der Betätigung mehr um das Mitmachenals um das Endergebnis. Sie können späterdie Korrekturen vornehmen. (Vgl. Essen undTrinken, Tisch decken)

AEDL

Syn.: Aktivitäten und existenzielle Erfahrun-gen des Lebens

Kontext: Modell, Aktivitäten des täglichen Le-bens, Pflege

Pflege ist eine professionelle Leistung, diesich – so will es auch das Pflegeversicherungs-gesetz – an anerkannten Modellen orientiert.In Deutschland ist das konzeptionelle Systemder fördernden Prozesspflege nach MonikaKrohwinkel bekannt und verbreitet. Kroh-winkel entwickelte das Modell »Aktivitätenund existenzielle Erfahrungen des Lebens«(AEDL). Sie stellte 13 AEDL auf: kommuni-zieren können, sich bewegen können, vitaleFunktionen des Lebens aufrechterhalten kön-nen, sich pflegen können, essen und trinkenkönnen, ausscheiden können, sich kleidenkönnen, ruhen bzw. schlafen und entspannenkönnen, sich beschäftigen bzw. lernen odersich entwickeln können, die eigene Sexuali-tät leben können, für eine sichere bzw. för-dernde Umgebung sorgen können, sozialeKontakte und Beziehungen sichern und ge-stalten können, mit existenziellen Erfahrun-gen des Lebens umgehen können. Aufgabenund Verantwortungsbereiche der Pflegekraft:Pflegeplanung, direkte Pflege, Pflegedoku-mentation, pflegerische Arbeitsorganisation,Mitwirkung bei Diagnostik und Therapie,Kooperation- und Koordinationsleistungen.Das Modell propagiert die einfühlende, Be-dürfnis erkundende und berücksichtigendePflege. Entsprechend der Konzeption geht die

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Affolter, Führen nach 13

Pflegekraft mit einem primär pflegerischenInteresse auf die pflegebedürftige Person zuund richtet ihre Aufmerksamkeit auf Fähig-keiten, Bedürfnisse und Probleme im Zusam-menhang mit den Aktivitäten, Beziehungenund existenziellen Erfahrungen des Lebens.Krohwinkel definiert Pflege als förderndenBeziehungs-, Problemlösungs- und Entwick-lungsprozess, der immer im Zusammenhangmit Einflussfaktoren wie Umgebung und Le-bensverhältnissen, Gesundheits- und Krank-heitsprozessen, Diagnostik und Therapiegesehen werden muss. Die wesentlich pflege-rische Zielsetzung besteht nach Krohwinkeldarin, pflegebedürftige Personen und ihreBezugspersonen in ihren Fähigkeiten zur Ge-staltung von Unabhängigkeit, Wohlbefindenund Lebensqualität in den AEDL förderndzu unterstützen, um diese zu erhalten oderwiederzuerlangen. Die primär pflegerischenHandlungen bestehen darin, mit der pflege-bedürftigen Person fördernd zu kommuni-zieren, sie hinsichtlich der relevanten AEDLzu unterstützen, anzuleiten, zu beraten undzu fördern. Pflege wird somit als eine Mög-lichkeit zur Förderung des gesamten Men-schen gesehen. Auf Basis des ermitteltenBefundes beginnt die Planung des Unterstüt-zungsbedarfs. Je deutlicher die Informations-sammlung die erkennbaren Problemfelder inden AEDL beschreibt, umso differenzierterkönnen die Ressourcen (vgl. Ressource) derPerson genutzt werden, um die wichtige For-derung im Rahmen des Pflegeprozesses (vgl.Pflegeprozess), Lebensqualität zu fördern,umzusetzen. In der Planungsphase wird ent-schieden, welche Angebote gemacht werdenmüssen, um auf Schwierigkeiten in denAEDL einzugehen. Die Intervention hat sichimmer am Menschen zu orientieren und be-rücksichtigt seine Biografie. Die Ergebnisseder Pflegeleistungen werden in Verbindung

zu den Zielsetzungen regelmäßig in festgeleg-ten Zeitabständen überprüft (Evaluation).

Affolter, Führen nachSyn.: St. Galler Modell

Kontext: Methode, Aktivitäten des täglichenLebens, Neurologie, Geriatrie

Konzept, das in der Geriatrie besonders beiPersonen mit Demenz eingesetzt wird. Aufder Entwicklungspsychologie nach Piagetberuhendes Wahrnehmungskonzept der Lo-gopädin (vgl. Logopädie) und PsychologinFelicitas Affolter. Nach Affolter ist Wahrneh-mung eine Interaktion mit der Umwelt. DieUmwelt wirkt auf den Menschen, der sichselbst jedoch in seiner Körperlichkeit nur inInteraktion mit der Umwelt wahrnehmenkann. Umwelt und Alltag sind immer wiedermit neuen Problemen für den Patienten ver-bunden, die gelöst werden sollen. Dabei spieltdas taktil-kinästhetische und propriozeptiveSystem eine große Rolle (vgl. Wahrnehmung,taktile, Wahrnehmung, propriozeptive). Inder Therapie nach Affolter werden Alltags-probleme mit Unterstützung (Führen) be-wältigt. Das Führen von Alltagsbewegungen,z.B., beim Essen und Trinken durch den The-rapeuten sind Grundsätze der Therapie nachAffolter. Durch die Körperführung des The-rapeuten interagiert der Patient mit der Um-welt, unabhängig von seinen motorischenund/oder geistigen Fähigkeiten (vgl. Moto-rik). Das Führen soll rhythmisch (vgl. Rhyth-mus) und harmonisch verlaufen. Sobald derPatient die Aktion aktiv übernimmt, wird daspassive Führen zurückgenommen. (Vgl. Ak-tivitäten des täglichen Lebens, Bobath-Kon-zept)

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Aggressivität14

AggressivitätKontext: Psychologie

Aggressivität ist eine verbale oder körperlichausgeführte Handlung mit der Absicht, et-was oder jemanden zu verletzen oder zuzerstören, die in der Gesellschaft nicht ak-zeptiert ist. Es gibt verbale und körperlicheAggressivität. Diese kann gegen Gegen-stände, gegen andere Personen oder gegensich selbst gerichtet sein. Beispiele für aggres-sives Verhalten: schlagen, kneifen, unsanftanfassen, beschimpfen, bloßstellen. Aggressi-ves Verhalten kann gewertet werden als Ver-such, die Eigenständigkeit und Privatsphärezu verteidigen. Aggressionen entstehen oft,um den Frust loszuwerden, da sich die Per-son in der Ausführung von Handlungen ge-stört fühlt. Ein weiteres Motiv für aggressivesVerhalten ist, ein Ziel zu erreichen. Aggressi-vität kann vorgebeugt werden, indem diePrivatsphäre und Eigenständigkeit der altenMenschen gewahrt wird, Frustration vermie-den wird und Betreuer ein Klima schaffen, indem ein Mensch nicht mit Aggressionenseine Ziele erreicht. Aggressivität darf nichttabuisiert werden. Beim Umgang mit aggres-sivem Verhalten sind eine professionelleGrundhaltung und eine professionelle Do-kumentation (vgl. Dokumentieren) und Re-flexion im Team besonders wichtig. Vorbeu-gung von Aggression bei alten Menschen:Der alte Mensch soll sich akzeptiert fühlen,einen guten Umgangston im Team über-nehmen die Bewohner mit einer hohenWahrscheinlichkeit, Rückzugsmöglichkeitenschaffen, Lärm verhindern, Reizüberflutungverhindern, aggressive Bewohner sollen nichtmehr Aufmerksamkeit erhalten als höfliche,Frühwarnzeichen erkennen, um eine Eskala-tion frühzeitig zu verhindern, verwirrtenMenschen Orientierungshilfen (vgl. Orien-

f tierungshilfe) geben. (Vgl. Verhaltensauffäl-ligkeit)

AgitationSyn.: Akathisie, Unruhe, Sitzunruhe

Kontext: Krankheitssymptom

Im medizinischen Wortgebrauch bedeutetAgitation so viel wie Ruhelosigkeit, Erre-gung und Überaktivität, also insgesamt einedeutliche Unruhe. Im Zusammenhang mitherausforderndem Verhalten (vgl. Verhal-tensauffälligkeit) lassen sich trotz unter-schiedlicher Definitionen und Einteilungengrundsätzliche Merkmale benennen: DasVerhalten hat sehr intensiven Charakter, ist inder Situation unangemessen, wiederholt sichhäufig und ist nicht zielgerichtet.

AgnosieEtym.: griechisch; a »nicht«, gnosis »Erkennt-

nis«

Kontext: Krankheitssymptom, Neurologie

Unfähigkeit, Objekte zu erkennen, obwohldie Sinne (vgl. Sinn) intakt sind. Es handeltsich um eine neuropsychologische Störung,die oft bei einer Demenz auftritt. Eine Agno-sie behindert den Patienten häufig beim Aus-führen von Aktivitäten des täglichen Lebens,da er Alltagsgegenstände, wie z.B. einen Löf-fel, nicht erkennt. (Vgl. Apraxie, Wahrneh-mung, visuelle)

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Aktives Zuhören 15

AkathisieSyn.: Unruhe

Kontext: Krankheitssymptom, Bewegungsan-gebot

Allgemeine motorische Unruhe (vgl. Moto-rik). Die erkrankten Personen können nichtstill sitzen, laufen z.B. viel umher, verän-dern ständig die Sitzhaltung oder wischenund nesteln (vgl. Nesteln) an Objekten. Aka-thisie kann bei neurologischen Erkrankun-gen auftreten, insbesondere bei Demenz, zuBeginn der Parkinsonkrankheit, oder auchdurch Medikamente, z.B. Neuroleptika. Be-treuer und Therapeuten (vgl. Therapie) soll-ten den Erkrankten Bewegungsaktivitätenanbieten. Gespräche (vgl. Gespräch), z.B. zurBiografiearbeit, oder Rateübungen sind wäh-rend eines Spaziergangs (vgl. Spaziergang)besonders gewinnbringend, da nebenher dergroße Bewegungsdrang befriedigt wird. Da-mit die Erkrankten nicht ständig alle mög-lichen Gegenstände berühren, u.U. beschä-digen und sich dabei selbst verletzen, kanneine Nesteldecke ein befriedigendes Mediumfür die Personen sein. Ein Gemeinschaftsbildkann auch im Stehen gemalt werden. (Vgl.Hinlauftendenz)

AkrostichonEtym.: griechisch; ákros »Spitze« und stíchos

»Vers«, »Zeile«

Kontext: themenorientierte Gruppenstunde,raten

Ziele: Gedächtnisleistungen aktivieren, Kom-munikation

f

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Dieses Rate- und Assoziationsspiel ist fürGruppen mit einem guten kognitiven Leis-tungsvermögen geeignet. Der Gruppenleitergibt einen Begriff vor, der einen Signalcha-rakter hat und zu dem die Teilnehmer einenBezug haben, z.B. Ostern, Weihnachten, Be-ruf, Frühling etc. Die Buchstaben werden vonoben nach unten (senkrecht) auf ein Blatt Pa-pier geschrieben, am besten auf einen Flip-chart, damit alle Personen den Begriff jeder-zeit und deutlich vor Augen haben. Zu jedemAnfangsbuchstaben wird ein Ausdruck oderein Satz gesucht, der mit dem Ausgangsbe-griff in Zusammenhang steht. Dieses Wortbzw. diesen Satz schreibt der Gruppenleiterwaagerecht neben den ersten Buchstaben desAusgangsbegriffs. Beispiel: Ausgangsbegriff:Frühling. Dazu passende Wörter/Sätze: »Fin-ken zwitschern«, »Ringsum blühen Blumen«,»Überhaupt keine Kälte mehr«, »Hasen hop-peln übers Feld«, »Lachende Kinder amFluss«, »Igel wachen von ihrem Winterschlafauf«, »Nektarsuche bei den Insekten«, »Ge-nieße den Frühling«. Das Akrostichon mitden Buchstaben des eigenen Namens eignetsich auch als Kennenlernübung. (Vgl. Wort-sammlung, Gegensatz raten, Redewendungergänzen, Sprichwort ergänzen, Stichwort-rätsel, Wortkette, Oberbegriff erraten, Ana-gramm, Außenseiter finden, Kreuzworträt-sel, Brainstorming)

Aktives ZuhörenKontext: Validation, allgemeine Aktivierung,Biografiearbeit, Psychologie, Kommunikation,Verhalten

Alte Menschen brauchen Personen, die ihnenaktiv zuhören. (Vgl. Zuhören)

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A

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Aktivierung16

AktivierungEtym.: lateinisch; aktives »tätig, wirksam«

Kontext: allgemeine Aktivierung

Eine Person in eine Tätigkeit bringen. In derAltenhilfe nimmt der Begriff »Aktivierung«zu, der Ausdruck Beschäftigung nimmt ab.Aktivierung von jungen Alten: Bei agilen al-ten Menschen sind Gruppenaktivitäten (vgl.Gruppenstunde, themenorientierte) bei-spielsweise zu jahreszeitlichen Themen (vgl.Jahreszeit) gut geeignet. Bei einer leichtenDemenz versucht der Betreuer, die Orientie-rung zur Person, Situation, Zeit und zum Ortzu stützen. Des Weiteren stabilisiert er dasLangzeitgedächtnis durch Biografiearbeit.Die Stabilisierung des Kurzzeitgedächtnissesist nur bei geistig gesunden Menschen ange-bracht, da das Kurzzeitgedächtnis schnellan Leistung verliert (vgl. Gedächtnis). DieKommunikation regt der Betreuer durch Ge-sprächsangebote an. Sinnvoll sind auch Ak-tivitäten aus dem Alltag. Tätigkeiten, die deralte Mensch vorschlägt, können vom Be-treuer aufgegriffen und unterstützt werden.Kochen, Backen oder Wäsche waschen, auf-hängen und zusammenlegen sind möglich.Des Weiteren sollte der Betreuer Hobbys (vgl.Hobby) unterstützen, damit der hochbetagteMensch seinen Interessen weiter nachgehenkann. Viele Personen greifen nach dem Ein-zug ins Altenheim alte Hobbys (vgl. Hobby)wieder auf, um aktiv zu bleiben. Malen, Gar-tenarbeit oder die Pflege von einem Tier sindhier denkbar. Dabei sollte der Betreuer diePerson so viel wie möglich selbst tun las-sen. Er muss aber gleichzeitig aufpassen, denMenschen nicht zu überfordern. Da bei man-chen Personen die kognitiven Einschränkun-gen häufig nicht gleich ersichtlich sind,besteht eine zunehmende Gefahr der Über-

f forderung. Aktivierung von Demenzkran-ken: Vor dem Betätigungsangebot solltensich Betreuende unbedingt über die Biografiedes Betroffenen informieren, um Aktivitätenauszuwählen, die die Personen interessierenund bei der Ausführung der Aktivität besten-falls Erinnerungen (vgl. Erinnerung) wecken.Dadurch können noch gespeicherte Denk-und Bewegungsprozesse abgerufen werden.Eine Hausfrau hat beispielsweise mit einergroßen Wahrscheinlichkeit Freude am Zu-sammenlegen von Kleidung, während einBüroangestellter vermutlich kein Interesse andieser Tätigkeit hegt. Er durchlöchert statt-dessen gern Papierblätter mit einem Locheroder heftet sie mit Büroklammern zusammen(vgl. Büroarbeit). Dabei wird vor allem dieKonzentration und Aufmerksamkeit geför-dert. Tätigkeiten mit mehreren Arbeitsschrit-ten – egal ob biografieorientiert oder nicht –werden für sehr alte Menschen jedoch immerschwieriger, da die Planung aufeinanderfol-gender Handlungen nicht mehr möglich ist.Labile Menschen dürfen in keiner Weise aufFehler hingewiesen werden. Das beeinträch-tigt ihr Selbstvertrauen (vgl. Selbstbewusst-sein). Bei der Aktivierung von Demenzkran-ken spielt keine Rolle, ob Außenstehende dieTätigkeit als sinnvoll beurteilen. Es geht auchnicht um »falsch« und »richtig«, sondern umdie Befriedigung und Förderung durch diegerade ausgeführte Tätigkeit. Des Weiterennehmen Rituale (vgl. Ritual) einen großenStellenwert ein. Unter Ritualen sind in die-sem Zusammenhang sich ständig wiederho-lende Aktivitäten zu verstehen, die Lebensbe-reiche strukturieren, Orientierung sowie densozialen Zusammenhalt und die Kommuni-kation stärken. So ist das Begrüßen und Ver-abschieden per Handschlag ein schönes Ri-tual, was auch bei weit fortgeschrittenerDemenz häufig noch abrufbar ist. Ein Ab-

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Aktivierungsgruppe 17

schlusslied (vgl. Lied) am Ende einer Grup-penstunde kann als Ritual Sicherheit schaf-fen. Durch Sprichwörter, Lieder und Reime(vgl. Sprichwort, Lied, Reim) regt der Be-treuer die Sprache der Person an, die immerstärker in Mitleidenschaft gezogen wird. Be-wegungsaktivitäten, wie z.B. Ball- oder Luft-ballonspiele (vgl. Ball, Luftballon), förderndie Körpereigenwahrnehmung und bauenkörperliche Unruhe ab. Aktivierung beischwerer Demenz: Da sich Personen mit De-menz im fortgeschrittenen Stadium nichtmehr zu ihrer Biografie äußern können,muss sich der Betreuer bei Angehörigen oderFreunden informieren. Je weiter die Demenzfortschreitet, desto stärker stößt die Biogra-fiearbeit an ihre Grenzen. Der Erkrankte ver-liert sein Langzeitgedächtnis. Die Mitmen-schen müssen andere Wege finden, um sichZugang zum Demenzkranken zu verschaffen,damit er nicht in die Isolation gerät. Hierfürist die Sinnesstimulation gut geeignet. Ange-bote dieser Art können sprachunabhängigsein und führen dann mit einer geringe-ren Wahrscheinlichkeit zur Überforderung.Maßnahmen zur Sinnesstimulation sind bei-spielsweise das Befühlen von Alltagsgegen-ständen oder ein Schunkeln zur Lieblings-musik. Ziele (vgl. Ziel) sind die Förderungder Körpereigenwahrnehmung, das Abbauenvon Unruhe und Angst sowie die Minderungdes Tonus. Bei einer schweren Demenz mussoder kann die betroffene Person nicht augen-scheinlich aktiv sein, um ein Wohlgefühl zuerfahren. Auch wenn Schwerstbetroffenenicht tätig sind, genießen sie eventuell eineTätigkeit einer anderen Person an ihnen. Siemögen z.B. das Streichen über die Arme miteinem Waschlappen oder einer weichenBürste. Wenn die kognitiven Fähigkeiten derDemenzkranken fast erloschen sind, bleibtihnen bis zum Ende die Kompetenz, über

Empfindungen und auf Außenreize zu rea-gieren. Der Betreuer merkt etwa durch eineentspannte Mimik oder eine ruhige Atmung(vgl. Atemunterstützung), ob die Maßnahmegefällt. Kann die erkrankte Person nicht mehrselbst essen, ist aber in einem Arm beweglich,führt der Betreuer die Hand, welche das Be-steck hält, anstatt das Essen (vgl. Essen undTrinken) anzureichen. So werden in dieserAlltagstätigkeit mehr Informationen überden eigenen Körper wahrgenommen.

AktivierungsgruppeKontext: allgemeine Aktivierung

Eine Gruppe von Senioren, die allgemein ak-tiviert werden, z.B. durch eine themenorien-tierte Gruppenstunde (vgl. Gruppenstunde,themenorientierte).

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Aktivität18

AktivitätEtym.: lateinisch; aktives »tätig«, »wirksam«

Syn.: Tätigkeit, Aktion

Kontext: allgemeine Aktivierung

Betreuer, Ehrenamtliche (vgl. Ehrenamtli-cher), Alltagsbegleiter (vgl. Alltagsbegleiternach § 87b SGB XI), Angehörige (vgl. Ange-höriger), Pflegekräfte (vgl. Pflegekraft), Ergo-therapeuten (vgl. Ergotherapie) oder Physio-therapeuten (vgl. Physiotherapie) u.a. bietenalten Menschen Aktivitäten mit unterschied-lichen Zielen (vgl. Ziel) an: um sie z.B. zu er-freuen, zu beruhigen oder zu fördern. (Vgl.Beschäftigung, Ermutigen)

Aktivitäten des täglichenLebensAbk.: ADL, ATL

Kontext: Aktivitäten des täglichen Lebens

Basale Tätigkeit, die notwendig ist, um seinepersönliche Gesundheit und sein Wohlbefin-den aufrechtzuerhalten. Aktivitäten des täg-lichen Lebens können sinnvoll als Aktivie-rungsangebot eingesetzt werden, da sie dieälteren Menschen als wichtig erachten, ihreSelbstständigkeit dadurch gefördert wird undsich diese Aktivitäten im Langzeitgedächtnis(vgl. Gedächtnis) abgespeichert haben unddie Senioren sie deshalb noch sehr lange Zeitausführen können. Im Lexikon ist das Aus-führen einiger Aktivitäten des täglichenLebens beschrieben: Kochen, Putzen, Tischdecken, Nahrungsaufnahme. Tätigkeitenkönnen zur Unterstützung vom Therapeutenbzw. Betreuer geführt werden (vgl. Affolter,Führen nach.)

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Aktivitäten und existenzielleErfahrungen des Lebens

Vgl. AEDL

AkzeptanzSyn.: unbedingte Wertschätzung

Kontext: Verhalten, Psychologie, Kommunika-tion

Etwas oder jemanden annehmen, wie es/erist. Die Betreuungskraft oder der Therapeutkann an seiner unbedingten Wertschätzungermessen, wie weit er imstande ist, dem äl-teren Menschen empathisch zu folgen. Ak-zeptanz ist ebenso wie die inneren Haltun-gen Empathie (Einfühlungsvermögen) undKongruenz (Echtheit) eine förderliche Ge-sprächshaltung, die der Betreuungskraft oderdem Therapeuten hilft, einen guten Kon-takt zum alten Menschen aufzubauen. DieGrundhaltung der Akzeptanz gibt dem Ge-sprächspartner das Gefühl, gewürdigt undwertgeschätzt zu sein. Dies fördert die Selbst-akzeptanz und führt zu positiver Selbsterfah-rung. Der Begriff wurde von Carl RansomRogers, Begründer der klientenzentriertenGesprächsführung, geprägt.

Alltagsbegleiter nach § 87bSGB XISyn.: Betreuungsassistent, Alltagsbetreuer, zu-sätzliche Betreuungskraft, Präsenzkraft

Kontext: institutionelle Konzepte, Einrichtung

Ein Alltagsbegleiter nach § 87b SGB XI be-treut und aktiviert Menschen mit Demenz.Eine Qualifizierung zum Alltagsbegleiter

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Alltagsgeräusche hören und erkennen 19

dauert vier bis acht Monate und umfassttheoretische wie auch praktische Lehreinhei-ten. Die Ausbildung wird von privaten undkirchlichen Trägern, oft in Zusammenarbeitmit der Arbeitsagentur oder dem MDK,durchgeführt. Unterrichtsinhalte sind u.a.Betreuung, Pflege, Hauswirtschaft, Rechtund Hygiene. Zur Qualifikation und zu denAufgaben von zusätzlichen Betreuungskräf-ten in Pflegeheimen hat der GKV-Spitzenver-band der Pflegekassen nach § 87b Abs. 3 SGBXI Richtlinien erlassen. Diese Richtlinien re-geln die Aufgaben und Qualifikationen derAlltagsbegleiter. Laut dieser Richtlinien sol-len Alltagsbegleiter in enger Kooperationund fachlicher Absprache mit den Pflege-teams die Betreuungs- und Lebensqualitätvon Heimbewohnern verbessern, die dauer-haft in ihrer Alltagskompetenz eingeschränktsind und deshalb einen hohen allgemeinenBeaufsichtigungs- und Betreuungsbedarfhaben. Den Erkrankten soll durch mehrZuwendung, zusätzliche Betreuung und Ak-tivierung eine höhere Wertschätzung entge-gengebracht werden, mehr Austausch mitanderen Menschen und mehr Teilhabe amLeben in der Gemeinschaft ermöglicht wer-den. Folgende Aufgaben werden in denRichtlinien aufgeführt: z. B. Malen und Bas-teln, Gesellschaftsspiele (vgl. Gesellschafts-spiel), Ausflüge (vgl. Ausflug), Spaziergänge(vgl. Spaziergang), Kochen und Backen, Mu-sik hören und Singen, Vorlesen und leichteGartenarbeit. Personen, die diesen Lehrganganstreben, sollen laut der Richtlinien überspezielle Fähigkeiten verfügen: Z.B. eine po-sitive Haltung gegenüber Kranken haben, so-ziale Kompetenz und kommunikative Fähig-keiten besitzen, Gelassenheit im Umgang mitverhaltensbedingten Besonderheiten infolgevon demenziellen Krankheiten an den Tag le-gen und teamfähig wie auch zuverlässig sein.

Der Beruf existiert seit der deutschen Pflege-reform des Jahres 2008. Durch die Schaffungvon Alltagsbegleitern versprach sich die da-malige Gesundheitsministerin Ulla Schmidteine Linderung des zunehmenden Personal-mangels in der Altenpflege und eine Ver-besserung der Betreuung stationär Pflegebe-dürftiger durch zusätzliche Kräfte. Kritikerhingegen befürchteten Probleme durch einezu geringe Qualifikation, niedrige Bezahlungund dass Alltagsbegleiter Ergotherapeuten(vgl. Ergotherapie) den Arbeitsplatz streitigmachen. (Vgl. Altenpfleger, Altentherapeut)

Alltagsgeräusche hören underkennenKontext: Wahrnehmung, Biografiearbeit, ra-ten, Material

Ziele: hören, Kommunikation, Erinnerungenhervorrufen, Gedächtnisleistungen aktivieren

Durch diese Aktivität wird die auditiveWahrnehmung (vgl. Wahrnehmung, audi-tive) auf eine einfache und kostengünstigeWeise gefördert. Erzeugen Sie in einem gro-ßen Behältnis, das mit einem Tuch als Sicht-schutz bedeckt ist, typische Geräusche (vgl.Geräusch) mit bekannten Alltagsgegenstän-den. Die Teilnehmer versuchen die Ge-räuschquelle zu erraten. Ideen für Geräusche:Zeitungspapier zusammenknüllen, Weckerklingeln lassen, eine Fahrradklingel betäti-gen, mit einem Schlüsselbund klappern, einePlastiktüte zusammenknüllen, getrockneteErbsen in eine Schüssel schütten, mit einerGabel gegen ein Glas schlagen. Personen miteiner fortgeschrittenen Demenz haben wahr-scheinlich wegen Wortfindungsstörungen(vgl. Wortfindungsstörung) Schwierigkeiten,die Geräuschquelle zu nennen. Sie erkennen

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Alltagskompetenz20

zwar das Geräusch, ihnen fällt aber der pas-sende Begriff nicht ein. Vielleicht fühlen siesich auch durch die bloße auditive Stimula-tion nicht genug angesprochen. Legen Siedann die Alltagsgegenstände auf den Tischund versuchen Sie gemeinsam mit den Teil-nehmern, möglichst viel Lärm zu erzeugen.(Vgl. Geräuschebrett, Hörkim)

AlltagskompetenzKontext: Aktivitäten des täglichen Lebens

Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse, dieder Mensch benötigt, um seine individuelleLebenssituation und seinen Alltag zu bewäl-tigen. Pflegebedürftige alte Menschen sindin ihren Alltagskompetenzen mehr oderweniger eingeschränkt. Ziel in der Altenhilfeist immer, die Alltagskompetenzen zu stär-ken, um eine größtmögliche Selbstständig-keit zu erhalten. Die Alltagskompetenz be-steht aus verschiedenen Teilkompetenzen:sensomotorische Kompetenz (vgl. Motorik,Wahrnehmung), kognitive Kompetenz (vgl.Kognition), Orientierungskompetenz (vgl.Orientierung) und psychische Kompetenz.Mit Ergotherapie können Alltagskompeten-zen gestärkt, erweitert und verändert werden.Das Wiedererlernen von verloren gegange-nen Alltagskompetenzen ist nur bei einer De-

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menz im Anfangsstadium möglich. (Vgl. Ak-tivitäten des täglichen Lebens)

Alltagsmaterial alsGymnastikgerätKontext: Alltagsmaterialien als Gymnastikge-räte, Bewegungsangebot, Material

Ziele: sich bewegen

Alltagsmaterialien sind älteren Menschenzwar vertraut, allerdings nicht als zweckent-fremdete Gymnastikgeräte. Die Personensind meistens erstaunt, wenn Sie vorschlagen,aus einem Zeitungspapier und Klebeband ei-nen Ball zu wickeln und ihn auszuprobieren.Nach kurzer Eingewöhnungszeit machen siedann aber erfahrungsgemäß gerne mit undsind überrascht, was man mit den günstigenund leicht zu beschaffenden Alltagsmateria-lien alles machen kann. Menschen mit einerfortgeschrittenen Demenz haben in der Regelkeine Hemmungen, die Alltagsmaterialien inungewöhnlichen Kontexten zu nutzen. DieFähigkeit, den eigentlichen Zweck des Gegen-standes zu erkennen, ist oft verloren gegan-gen (vgl. Agnosie). Die Personen hantierendann meistens zur Erkundung der Gegen-stände unaufgefordert mit diesen. Das Zer-pflücken von einem Wattebausch in kleineFlöckchen erscheint Außenstehenden, diekeine Kenntnisse hinsichtlich Betreuung oderTherapie von hochbetagten und dementen(vgl. Demenz) Menschen haben, häufig alssinnloser Zeitvertreib. Erklären Sie den Per-sonen, dass hinter jeder Aktivität, die die Per-son ausführt, ein sinnvolles Ziel steckt unddie Aktivität unbedingt unterstützt werdensollte, solange sie keine Gefahr für die Persondarstellt. Das Zerpflücken von einem Watte-bausch dient vermutlich dem Einholen von

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Altenpfleger 21

Spürinformationen und ist eine wunderbareÜbung zur Förderung der Feinmotorik. (Vgl.Zeitungspapier, Wollknäuel, Blechdose, Wat-tebausch, Wäscheklammer)

AltenheimKontext: Einrichtung, Pflege

Vollstationäre Altenpflegeeinrichtung, in derchronisch kranke Menschen gepflegt und be-treut werden.

AltenhilfeKontext: Einrichtung, Pflege

Maßnahmen und Initiativen zur Förderungund Unterstützung alter Menschen. (Vgl. Al-tenpflegeeinrichtung)

AltenpflegeKontext: Pflege

Pflege und Betreuung von alten Menschen.(Vgl. Altenpflegeeinrichtung)

AltenpflegeeinrichtungKontext: Einrichtung, Pflege

Einrichtungen, in denen alte, pflegebedürf-tige Menschen wohnen und leben. Institutio-nen mit unterschiedlichen Schwerpunkten:Altenwohnstift bzw. Seniorenresidenz: deneigenen Haushalt so lange führen, bis der Be-wohner auf die vollstationäre Pflegeabteilungdes Hauses umzieht; Altenpflegeheim: voll-stationäre Pflege und Betreuung von chro-nisch kranken Menschen; Kurzzeitpflege(Pflegehotel, Urlaubspflege): Pflege und Be-

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treuung bis zu vier Wochen wie in einervollstationären Einrichtung; teilstationäreEinrichtungen (Tages- oder Nachtpflege):Unterstützung der Pflege zu Hause und Er-möglichung des Verbleibs in der eigenenWohnung. (Vgl. Einzug ins Altenheim,Mehr-Generationen-Wohnen, Demenz-WG,Wohnen, betreutes, Wohnen zu Hause, be-treutes, Wohngemeinschaft, Wohnen, barrie-refrei, Ambulanter Pflegedienst)

AltenpflegerKontext: institutionelle Konzepte, Einrich-tung, Pflege

Altenpfleger betreuen und pflegen alte Men-schen. Zu ihren Tätigkeiten gehören die Un-terstützung bei allen Aktivitäten des täg-lichen Lebens (vgl. Aktivitäten des täglichen

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Altentherapeut22

Lebens) und die Übernahme von medizi-nisch-pflegenden Maßnahmen. Altenpflegeist auch ein sozialer Beruf: Altenpfleger über-nehmen in vielen Einrichtungen die SozialeBetreuung, dieser Lernbereich ist ein Be-standteil der regulären Altenpflegeausbil-dung. Weiterbildungen im Bereich »Beschäf-tigung« befähigen diese Berufsgruppe fürspezielle Aufgaben, z.B. zum Leiten einerSeniorengymnastikgruppe oder Validations-anwender (vgl. Validation). Für die Praxis derAltenpflege ist es von Vorteil, wenn Alten-pfleger Interesse an der Gruppenaktivierungvon älteren Menschen haben, da auf dieBeschäftigung von älteren Menschen zunehmend Wert gelegt wird, vom MDK, derEinrichtungsleitung, Angehörigen (vgl. An-gehöriger) und den älteren Menschen selbst.Allerdings dürfen sich Altenpfleger, sobaldsie aktivieren bzw. beschäftigen, nicht alsTherapeuten bezeichnen. Therapeuten sindweiterhin z.B. nur Ergotherapeuten (vgl. Er-gotherapie), Physiotherapeuten (vgl. Physio-therapie) und Logopäden (vgl. Logopädie).Altenpfleger/in ist eine bundesweit einheit-lich geregelte Ausbildung, deren schulischerTeil an Berufsfachschulen für Altenpflegeund deren praktischer Teil in Altenpflegeein-richtungen durchgeführt wird. Die Ausbil-dung dauert in Vollzeit drei Jahre und in Teil-zeit bis zu fünf Jahre. Modellversuche, indenen durch ein Aufbaumodul ein weitererAbschluss erworben werden kann, sehen eineAusbildungsdauer von insgesamt dreieinhalbJahren vor. Darüber hinaus gibt es die Mög-lichkeit, eine Berufsfachschulausbildung alsAltenpfleger/in mit einem Hochschulstu-dium zu kombinieren. (Vgl. Altentherapeut,Sozialpädagoge, Heimleitung, Wohnbe-reichsleitung, Pflegedienstleitung, Nachtwa-che, Bezugspflegesystem)

AltentherapeutKontext: institutionelle Konzepte

Altentherapeuten sind zuständig für die Or-ganisation und Durchführung sozialer undtherapeutischer Dienste in der Altenpflege.Sie arbeiten hauptsächlich im Altenheim, inEinrichtungen für die Kurzzeitpflege, in Al-ten- und Pflegediensten (vgl. AmbulanterPflegedienst) oder in Hospizen (vgl. Hospiz).Weitere Beschäftigungsfelder finden sich ingerontopsychiatrischen bzw. geriatrischenKliniken und den betreffenden Abteilungenvon Krankenhäusern. Darüber hinaus sindsie in Pflegeberatungen von Seniorenorgani-sationen oder bei der Diakonie (alle Aspektedes Dienstes am Menschen im kirchlichenRahmen) tätig. Es handelt sich um eine schu-lische Weiterbildung, die landesrechtlichgeregelt an staatlich anerkannten Weiterbil-dungseinrichtungen oder durch interne Vor-schriften der Lehrgangsträger geregelt imGesundheits- und Sozialwesen durchgeführtwird. Die Lehrgänge dauern einschließlichder Praktika bis zu eineinhalb Jahre und wer-den in Voll- und Teilzeit angeboten. (Vgl.Altenpfleger, Sozialpädagoge, Heimleitung,Wohnbereichsleitung, Pflegedienstleitung,Alltagsbegleiter nach § 87b SGB XI, Ergothe-rapie, Physiotherapie, Logopädie)

AlterserkrankungVgl. Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzinsuffi-zienz, Demenz, Alzheimerkrankheit, Blut-hochdruck, Parkinsonkrankheit, ApallischesSyndrom, Gelber Fleck, Grüner Star, GrauerStar, Diabetes mellitus, Depression, Korsa-kowsyndrom

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Alzheimerkrankheit 23

AlterungsprozessKontext: Soziologie, Krankheitssymptom

Mit der Geburt beginnender, unumkehrba-rer, genetisch und in Wechselbeziehung mitden Umwelt- und Lebensbedingungen ge-prägter Prozess, der alle Körperstrukturenund -funktionen betrifft und mit dem Toddes Organismus endet. Zunächst ist dieserProzess durch eine Leistungszunahme ge-kennzeichnet. Nach einem Leistungsgipfelum das 20.–30. Lebensjahr entwickeln sichaltersbedingte negative Veränderungen zu-nächst sehr langsam; besonders nach dem50.–60. Lebensjahr treten sie deutlich sicht-bar auf. Umweltfaktoren (besonders der phy-sische Aktivitätsgrad und die Ernährung) be-einflussen das sensomotorische System: Inder Haut nehmen die Anzahl und Funktionder Rezeptoren ab, sodass Reize nicht mehrgut verarbeitet und weitergeleitet werdenkönnen. Die Reduzierung der Anzahl dermotorischen Nervenzellen setzt die Feinmo-torik herab. Von den Sensoren im Muskelfällt die Anzahl und die Sensibilität verrin-gert sich. Dadurch vermindert sich die Qua-lität der Propriozeption (vgl. Wahrnehmung,propriozeptive). Degenerative Veränderun-gen vermindern die Bindegewebsstrukturendes Bewegungssystems (Gelenkkapseln, Bän-der), des Muskelgewebes und die Anzahl derenthaltenen Sensoren. Ergebnis: Das Set derpropriozeptiven Informationen wird qualita-tiv reduziert und verändert. Die informatori-sche Grundlage für Wahrnehmungsprozesse(vgl. Wahrnehmung) und die Bewegungsre-gulation sind betroffen. Das vestibuläre Sys-tem (vgl. Wahrnehmung, vestibuläre) verliertz.B. an Wichtigkeit; es gibt informatorischeKompetenz an das visuelle System (vgl.Wahrnehmung, visuelle) ab. Der Alterungs-prozess macht auch vor dem Gehirn nicht

m halt: Die Hirnrinde wird dünner, die Zahl derLeitungsbahnen im Gehirn nimmt ab. DieSynapsen, also die Kommunikationsmög-lichkeiten zwischen den Nervenzellen, ver-ringern sich. Diese körperlichen Verände-rungen wirken sich auch auf die geistigeLeistungsfähigkeit aus. Es kommt beispiels-weise zu Einschränkungen in der Aufmerk-samkeit und Konzentration, Neues wird we-niger schnell verarbeitet und das Gedächtnislässt nach. An den speziellen Menschen ange-passte Aktivitäten und Ergotherapie könnenden Alterungsprozess verzögern, allerdingsnicht aufhalten.

AlzheimerkrankheitKontext: Krankheit

Alzheimer ist die häufigste Form der De-menz. Bei der Alzheimerkrankheit entwi-ckeln sich innerhalb weniger Jahre schwereEinbußen der geistigen Leistungsfähigkeitund Persönlichkeitsveränderungen. Für dieAlzheimerdemenz sind ein Schwund derHirnzellen und abnorme Eiweißablagerun-gen in Hirnzellen und ihrer Umgebung ty-pisch. Die genaue Ursache von Alzheimer istbislang unklar. Erbliche Faktoren spielen einegeringe Rolle. Die Symptome sind zunächstunauffällig und nehmen langsam, aber stetigzu. Das Gedächtnis lässt nach, der Betroffenekann sich nichts mehr merken (vgl. Merken)und stellt z.B. häufig die gleichen Fragen. DerAntrieb, aus eigener Initiative etwas zu unter-nehmen, ein Bedürfnis oder eine Meinung zuäußern, geht mit der Zeit verloren. Auffälligist auch das beeinträchtige Gefühlsleben derBetroffenen: Solange noch die Persönlichkeitdes Betroffenen erkennbar ist, treten frü-here Charaktereigenschaften deutlicher her-vor, besonders die negativen. Manche Patien-

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Ambulanter Pflegedienst24

ten werden herrschsüchtig, andere mürrischoder depressiv (vgl. Depression). Das Denk-vermögen verschlechtert sich rapide. Im letz-ten Krankheitsstadium weiß der Erkranktenicht mehr, wer er ist, wo er ist und in welcherZeit er lebt (vgl. Orientierungsstörung). Ererkennt selbst seine Familienmitglieder (vgl.Angehöriger) nicht mehr. Sprachstörungen(vgl. Aphasie) wie z.B. eine Wortfindungsstö-rung treten auf. Nach und nach sprechen diePatienten immer weniger und unverständ-licher. Zuletzt können sie nur noch einzelneSilben monoton wiederholen oder sprechengar nicht mehr (vgl. Kommunikation). DieKranken sind häufig unruhig, nesteln (vgl.Nesteln) und zupfen (vgl. Zupfen) z.B. an ih-rer Kleidung oder zeigen andere Stereotypien(vgl. Stereotypie). Die Krankheit schreitetunaufhaltsam fort, die Personen werden pfle-gebedürftig und bettlägerig (vgl. Bettläge-rige). Durch eine medikamentöse Therapie,mit Neuroleptika, und Aktivierungsangebotekann die Krankheit zwar noch nicht gestoppt,allerdings in ihrem Fortschritt gehindert wer-den. Der zwischenmenschliche Kontakt istein wesentliches Element der Aktivierung,auch Bewegungsangebote (vgl. Bewegungs-angebot) und Biografiearbeit. Die krankePerson darf dabei nicht überfordert werden,um keine Frustrationserlebnisse herbeizu-führen, und die Aktivierung muss ressour-cenorientiert (vgl. Ressource) ablaufen. ZurBewältigung des Alltags können Orientie-rungshilfen (vgl. Orientierungshilfe) einegroße Unterstützung bieten. Eine bestmögli-che Therapie von alzheimerkranken Men-schen ist eine große Herausforderung für dieMedizin und Wissenschaft und auf einem er-folgreichen Weg. Wegen der zunehmendenLebenserwartung der Menschen nimmt dieAlzheimertherapie ein immer größeres Spek-trum der Forschung ein.

Ambulanter PflegedienstKontext: Einrichtung, Pflege

Alle Dienste, die Pflegebedürftige in ihrerhäuslichen Umgebung unterstützen. Dazuwerden in der Regel folgende Leistungenangeboten: Beratungsleistungen, Pflegeleis-tungen (Grund- und Behandlungspflege),hauswirtschaftliche Hilfen, Mahlzeitendienste(vgl. Essen auf Rädern) und Fahrdienste. Fürdie finanzielle Absicherung der ambulantenPflege stehen drei gesetzliche Finanzierungs-quellen zur Verfügung: die gesetzliche Kran-kenversicherung, die gesetzliche Pflegeversi-cherung (bei Pflegestufe 1, 2 und 3) und dasBundessozialhilfegesetz. Neben diesen Leis-tungen bieten Pflegedienste oder mobile so-ziale Hilfsdienste geragogische Angebote(vgl. Geriatrie) im kleinen Rahmen an, z.B.Kaffeenachmittage, Ausflüge (vgl. Ausflug),Feiern (vgl. Feier) und andere gesellige Ver-anstaltungen. Allerdings sind diese Angeboteeher die Ausnahme und eine besondereEigenleistung des Dienstes. Im ambulantenBereich bieten Ergotherapeuten (vgl. Ergo-therapie) über ärztliche Versorgung ergothe-rapeutische und geragogische Leistungen an,z.B. zum Erhalt kognitiver Fähigkeiten der al-ten Menschen. (Vgl. Altenheim, Einzug insAltenheim, Mehr-Generationen-Wohnen,Demenz-WG, Wohnen, betreutes, Wohnenzu Hause, betreutes, Wohngemeinschaft,

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Andacht 25

Wohnen, barrierefrei, Ambulanter Pflege-dienst)

Amt für sozialeAngelegenheitenSyn.: Amt für soziale Dienste, Versorgungsamt

Kontext: Betreuungsrecht

Von den Ländern oder Kommunen getrageneÄmter, welche Aufgaben im Rahmen desSchwerbehindertenrechts (vgl. Behinderung)oder der sogenannten Kriegsopferversor-gung, Wehrdienstbeschädigung und Opfer-entschädigung haben. (Vgl. Pflegeversiche-rung)

AnagrammEtym.: griechisch; anagraphein »Umschrei-

ben«

Kontext: themenorientierte Gruppenstunde,raten

Ziele: Gedächtnisleistungen aktivieren, Kom-munikation

Ein Wort, das durch Umstellung (Permuta-tion) der einzelnen Buchstaben oder Silbenaus einem anderen Wort gebildet wurde (vgl.Buchstabenspiel). Den Vorgang der Buchsta-benumstellung nennt man »Anagrammie-ren«. Ältere Menschen haben oft Spaß amAnagrammieren, es stellt eine gute Gedächt-nisübung für sie dar. Schreiben Sie ein lan-ges Wort mit großen Druckbuchstaben aufein Papier oder Flipchart, z.B. »Waschma-schine«. Welche Wörter kann man aus denvorhandenen Buchstaben bilden? Lösungs-beispiele: Masche, Asche, Mascha, Name, ein,Wein, was. Einfache Variante: Die Buchstaben

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ausschneiden und damit neue Wörter bilden.(Vgl. Wortsammlung, ABC-Spiel, Wortkette,Gegensatz raten, Redewendung ergänzen,Sprichwort ergänzen, Stichworträtsel, Ober-begriff erraten, Akrostichon, Teekessel)

AnamneseKontext: Diagnostik, Biografiearbeit, Krank-heit

Vorgeschichte der Erkrankung. Therapeutenund Betreuer gewinnen anamnestische Datenaus der Krankenakte und insbesondere ausdem Gespräch mit dem Bewohner bzw. Pa-tienten (Eigenanamnese) oder eines Angehö-rigen (vgl. Angehöriger) bzw. nahestehendenMenschen (Fremdanamnese). Die ergothera-peutische Intervention (vgl. Ergotherapie)beginnt meistens mit der Anamnese, da siewichtige Informationen für die Therapie lie-fert. Bestandteile: Personalien, Hauptpro-blem des Patienten, eingeschränkte Alltags-aktivitäten bzw. Ressourcen (vgl. Ressource),Sozialanamnese. Die Eigenanamnese erfor-dert gute kommunikative Fähigkeiten (vgl.Kommunikationsproblem); mit ihr beginntder Lernprozess des Patienten. (Vgl. Diag-nostik)

AndachtKontext: Religion

Ziele: Gemeinschaft erleben, Geborgenheitempfinden, Erinnerungen hervorrufen

Andachten sind kürzer als ein Gottesdienst.Das kommt der kurzen Aufmerksamkeits-spanne eines alten Menschen – insbesondereeines Demenzerkrankten (vgl. Demenz) –entgegen. Mehrere kleine Angebote, wie z.B.

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Anerkennung26

Vorlesen eines Psalms, Singen von einem Kir-chenlied und Sprechen eines Gebets (vgl. Be-ten), regt die Aufmerksamkeit eines hochbe-tagten Menschen an. Der Pastor sollte beiAndachten und Gottesdiensten unbedingtseine Amtskleidung tragen. Die Personen er-innern sich mit einer großen Wahrschein-lichkeit an die Kleidung und identifizierendadurch die Funktion des Pastors. (Vgl. Kir-che, Gottesdienst)

AnerkennungKontext: allgemeine Aktivierung, Biografie-arbeit, Psychologie

Es ist besonders für alte Menschen wichtig,mit ihrer ganz persönlichen Art anerkannt zuwerden. Weil alte Menschen im Laufe der Zeitoft die Fähigkeit verlieren, mit anderen Per-sonen effektiv zusammenzuarbeiten undaktiv an gesellschaftlichen Ereignissen teilzu-nehmen, erfahren sie nur noch selten Bestäti-gung. Deshalb sind sie für Lob durch Men-schen in ihrer unmittelbaren Umgebungbesonders dankbar. Das ist nicht aufwendig:Wenn die Person den eigenen Namen (vgl.Name) hört und eine Hand auf der Schulterspürt (vgl. Berührung), wird sich ihre Stim-mung sofort aufhellen. Wenn Worte nichtmehr verstanden werden, kann ein Lächeln(vgl. Lachen) die anerkennende Botschaftvermitteln. Oft wird der alte Mensch das Lä-cheln erwidern. Dies ist ein Geschenk, das SieBeteiligten in Zeiten sehr eingeschränkterMöglichkeiten machen können. Orientie-ren Sie sich an der Biografie der Person undäußern Sie sich anerkennend über ihre Le-bensleistung. Loben (vgl. Lob) Sie z.B. dieArbeit als Friseurmeister oder das Aufziehenvon fünf Kindern. (Vgl. Bedürfnis, Beloh-nung, Erfolgserlebnis, Motivation, Ermuti-

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gen, Umarmen, Kommunikation, Meinungerfragen, Anrede)

AngehörigenarbeitKontext: institutionelle Konzepte

Information, Unterstützung, Motivation, Be-ratung und Begleitung von Angehörigen (vgl.Angehöriger) und Verwandten mit dem Zieleiner guten Kooperation, die alle Beteilig-ten zufriedenstellt. Angehörigenarbeit ist einwichtiger Bestandteil der Betreuung in derAltenhilfe. Angehörige erleben sich gegen-über Einrichtungen der Altenhilfe oft ausge-liefert. Sie fühlen sich häufig unsicher, fremdund sind mit Schuld und Überforderungkonfrontiert. Schuld, da sie das alte Familien-mitglied nicht selbst pflegen und überfordert,da sie den scheinbar hohen Erwartungen derpflegebedürftigen Person und des Personalsder Einrichtung gerecht werden möchten. Beieiner professionellen Einbeziehung der An-gehörigen in die Arbeit können Angehörigeeine echte Entlastung und Bereicherung sein.Sie sind z.B. wichtige Ressourcen (vgl. Res-source) für die Informationssammlung unddie Biografiearbeit. Sie geben Auskunft überGewohnheiten, Vorlieben, Interessen und Fä-higkeiten ihrer alten Familienmitglieder.Wenn Angehörige in die Arbeit der Einrich-tung einbezogen werden, kommen sie in derRegel gern und erleben einen Ort, an dem siesich Zeit für den alten Menschen und seineErinnerungen (vgl. Erinnerung) nehmenkönnen. In der Zusammenarbeit sollte einGleichgewicht zwischen Geben und Nehmenbestehen, sodass Angehörige durch Erwar-tungen und Wünsche von Mitarbeitern nichtzusätzlich belastet und überfordert sind. Esgibt viele Aktivitäten, die gemeinsam mit denAngehörigen durchgeführt werden können,

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Angehöriger 27

zum Beispiel gemeinsame Planungen vonFesten (vgl. Fest) und Begleitung bei Ausflü-gen (vgl. Ausflug); Angehörigennachmittag,Angehörigenfrühstück, Angehörigenbrunch,Kaffeenachmittag; Begleitung von Veranstal-tungen wie Gottesdienste (vgl. Gottesdienst)oder Filmvorführungen (vgl. Kino); Musik-und Singnachmittage (vgl. Singen), bei de-nen ein Angehöriger auf einem Musikinstru-ment vorspielt; Diavorträge (vgl. Diavortrag)durch Angehörige; ein Erinnerungsalbumvon Angehörigen anlegen lassen; gemein-same Kreativnachmittage (vgl. Kreatives Ge-stalten), z.B. Vorbereitungen für einen Weih-nachtsbasar (vgl. Weihnachten).

AngehörigenbeiratKontext: institutionelle Konzepte, Einrich-tung, Betreuungsrecht

Interessenvertretung von Angehörigen ge-genüber der Heimleitung und dem Heimträ-ger im Altenheim. Hauptziel des Angehöri-genbeirats ist es, gemeinsam mit der Leitungder Einrichtung, die Lebens- und Pflegesitua-tion der Bewohner zu verbessern. HäufigeAufgaben des Angehörigenbeirats: Anregun-gen und Wünsche seitens der Angehörigenentgegennehmen, Beschwerdemanagement,Ansprechpartner für neue oder Rat suchendeAngehörige und die Öffentlichkeitsarbeit derEinrichtung in Absprache mit der Geschäfts-führung unterstützen. Ein Angehörigenbei-rat wird in der Regel gewählt, es finden mehr-mals im Jahr Sitzungen statt, die Größe desBeirats kann je nach Größe der Einrichtungstark variieren. (Vgl. Heimbeirat)

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AngehörigennachmittagKontext: generationenübergreifende Arbeit

Ziele: Gemeinschaft erleben, Kommunikation

Laden Sie die Angehörigen (vgl. Angehöri-ger) der Bewohner regelmäßig zu Treffen ein.Veranstalten Sie ein gemütliches Kaffeetrin-ken, stellen Sie gemeinsam kreative Arbeiten(vgl. Kreatives Gestalten) her oder unterneh-men Sie einen Ausflug. Nicht nur Bewohnerprofitieren von einem Angehörigennachmit-tag, da sie Kontakte schließen und aufrecht-erhalten können. Angehörige haben bei sol-chen Treffen die Möglichkeit, sich über dieSituation auszutauschen, ein Familienmit-glied im Altenheim zu haben. (Vgl. Arbeit,generationen- übergreifende, Angehörigen-arbeit)

AngehörigerKontext: institutionelle Konzepte

Mit Angehöriger ist eine verwandte Person(z.B. Frau, Schwester, Bruder, Neffe etc.) voneinem Bewohner eines Altenheims gemeint.Angehörige können Ihnen meistens sehr ge-naue Auskunft über Bedürfnisse (vgl. Be-dürfnis) und Interessen (vgl. Interesse) desBewohners geben. Diese Informationen soll-

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Angst28

ten Sie in die Betreuung oder Therapie miteinfließen lassen, dadurch stimmen Sie IhreAngebote besser auf den Bewohner ab. Ange-hörige können auch eine hilfreiche Unter-stützung bei Gruppenveranstaltungen sein.Fragen Sie einen engagierten Angehörigen,ob er Ihnen z.B. bei der Ausrichtung von ei-nem Fest oder einem Literaturkreis hilft.Vielleicht spielt der Angehörige ein Musikin-strument und begleitet die Bewohner beimSingen. Unter Umständen benötigen Ange-hörige Ihre Unterstützung als Gesprächspart-ner und möchten mit Ihnen über das Befin-den oder Verhalten des Familienmitgliedssprechen. Bemühen Sie sich auf jeden Fall umein vertrauensvolles Verhältnis zu Angehöri-gen. Alle Parteien profitieren davon. (Vgl.Angehörigenarbeit, Ehrenamtlicher)

AngstKontext: Psychologie, Krankheitssymptom

Ein elementares Bedürfnis alter Menschen istes, sich in ihrem persönlichen Lebensbereichsicher und angstfrei zu fühlen. Es gibt un-zählige Möglichkeiten, wovor alte MenschenAngst haben können: zum Beispiel vor demTod, vor Krankheiten, vor Deprivation, vordem Mitbewohner oder der Nacht. Die Angstkann begründet sein oder unbegründet,wenn die Person z.B. unter einer Angststö-rung leidet. Beruhigen Sie den Menschen imakuten Angstzustand. Fragen Sie Angehörige(vgl. Angehöriger), ob die Person schon frü-her Angst hatte und wie sie damit umgegan-gen sind. Wenn die Angst anhält oder stärkerwird und der Betroffene sehr darunter leidet,muss ärztlicher Rat eingeholt werden. (Vgl.Einsamkeit, Aggressivität)

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AnkleidenVgl. Anziehen

AnredeKontext: allgemeine Aktivierung, Rahmenbe-dingungen, Verhalten

Ein wichtiger Aspekt bei der Kommunika-tion ist das Verwenden von »Sie« und »Du« inder Ansprache von alten Menschen in Ein-richtungen, insbesondere Personen mit De-menz. Eine allgemeine Regelung hochbetagteMenschen zu duzen, auch wenn man oft ei-nen persönlichen Kontakt zu ihnen hat, istnach der Meinung vieler Experten in der Al-tenhilfe nicht angebracht. Demenzerkranktehaben, auch wenn sie ihrem Verhalten nachKindern ähnlicher werden, im Gegenzug zuKindern schon vielfältige Erfahrungen ge-sammelt und sich in ihrem Leben bewährt.Sie verdienen es, mit Respekt behandelt zuwerden. Auch wir lassen uns nicht von an-deren Personen einfach duzen. Bietet derMensch mit Demenz einer Person das »Du«ausdrücklich an, so gilt diese Erlaubnis auchnur für diese eine Person. Wenn eine de-menzkranke Person nicht mehr verbal kom-munizieren kann und ein Angehöriger denMitarbeitern einer Einrichtung mitteilt, dassdie Person immer sehr gern geduzt wurde, oftschnell auf einem »Du« bestand und gernvon den Mitarbeitern geduzt werden darf, istes in Ordnung, wenn der Erkrankte von denMitarbeitern geduzt wird. Zum Teil entstehtder Eindruck, dass ein Betroffener auf seinenVornamen (vgl. Vornamen) und das Duzenbesser oder schneller reagiert. Doch auch indiesem Zusammenhang gilt, dass die Personmit Demenz eine erwachsene Person ist undauf dieser Ebene angesprochen werden soll.

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Anziehen 29

Ein »Du« sollte nur bei ausdrücklicher Er-laubnis der Person (wenn Sie noch verbalkommunizieren kann) oder eines sehr nahenAngehörigen ausgesprochen werden dürfen.Fällt der Betreuende in die Duform, dannverändert sich die Kommunikation, der Kon-takt wird persönlicher, was sich positiv odernegativ auf die Betreuung auswirken kann.(Vgl. Anerkennung, Meinung erfragen)

AnschauenSyn.: ansehen

Kontext: Wahrnehmung, allgemeine Aktivie-rung

Ziele: sehen, Erinnerungen hervorrufen

Ältere Menschen – insbesondere Personenmit Demenz – schauen sich gern Fotos (vgl.Foto), große Bilder auf Kalenderblättern (vgl.Kalenderblatt), Postkarten (vgl. Postkarte)und alte Gegenstände, z.B. aus ihrer Kindheit(vgl. Brummkreisel, Seifenblase, Kaffee-mühle) an. Solange die Personen keine Seh-schwäche (vgl. Sehstörung) haben, ist die vi-suelle Wahrnehmung (vgl. Wahrnehmung,visuelle) meistens noch gut ausgeprägt. DasAnschauen von Materialien können Sie sehrgut als Aktivierung in der Altenhilfe einset-zen und dadurch introvertierte Menschenaus der Reserve locken. (Vgl. Fenster)

AnsichtskarteVgl. Postkarte

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AntriebKontext: Psychologie, Verhalten, Fähigkeit,allgemeine Aktivierung

Motivation, Tätigkeiten zu beginnen. Bei vie-len alten Menschen ist der Antrieb herabge-setzt. Der Grund kann eine Erkrankung sein,wie z.B. Demenz oder Depression. Mitmen-schen dürfen hochbetagte Personen auf kei-nen Fall zum Aktivsein (vgl. Aktivität) zwin-gen, da der Willen der Person akzeptiertwerden muss. (Vgl. Konzentration, Aufmerk-samkeit, Ausdauer)

AnziehenKontext: Aktivitäten des täglichen Lebens,Pflege

Ziele: produktiv sein, Pflege

Versuchen Sie bei jedem Kleiderwechsel he-rauszufinden, was die Person gerne tragenmöchte. Gestatten Sie ihr, sich nach eigenemGeschmack zu kleiden, auch wenn die Klei-dung nicht der aktuellen Mode, ihrem Ge-schmack und dem, was üblich ist, entspricht.Machen Sie einer wortlosen Person Kleider-vorschläge, die sie dann durch Mimik und ge-gebenenfalls Gestik annehmen oder ableh-nen kann. In jedem Fall sollte die Kleidungder Temperatur angepasst sein und sich be-

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Apallisches Syndrom30

quem anfühlen. Eventuell müssen Sie derPerson die einzelnen Kleiderstücke reichenund ihr sagen, wie sie anzuziehen sind. Viel-leicht kann sich der Mensch kaum noch be-wegen, sodass Sie beim Ankleiden helfenmüssen oder es vollständig übernehmen.Wenn die Tätigkeit mit aufmunternden Wor-ten einhergeht, wird das Anziehen angeneh-mer vonstattengehen. Komplimente (vgl.Kompliment) sind dann sehr wohltuend:»Der blaue Pullover steht Ihnen besondersgut, Frau M.«

Apallisches SyndromVgl. Wachkoma

AphasieEtym.: griechisch; aphasia »Sprachlosigkeit«

Kontext: Krankheitssymptom, Neurologie

Durch eine Hirnschädigung (vgl. Schlagan-fall, Demenz) verursachter Sprachverlustbzw. Sprachstörung nach Abschluss desSpracherwerbs. Broca Aphasie: Spontanspra-che und Nachsprechen sind gestört. DasSprachverständnis bleibt weitgehend erhal-ten. Wernicke Aphasie: Die Sprachproduk-tion kann flüssig sein. Das Sprachverständ-nis für einfache Inhalte ist beeinträchtigt.Amnestische Aphasie: Das Sprachverständ-nis ist nicht gestört. Der Betroffene hat starkeWortfindungsstörungen (vgl. Wortfindungs-störung), verwendet Füllwörter, Oberbegriffeund beschreibt anstelle des gesuchten Wortesdessen Sinn. Globale Aphasie: Das Sprach-verständnis und das Sprechen sind gestört.(Vgl. Kommunikation, Kommunikations-problem, Agnosie, Apraxie)

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ApoplexVgl. Schlaganfall

ApraxieEtym.: griechisch; apraxia »Untätigkeit«

Kontext: Krankheitssymptom, Neurologie

Patienten können die Bewegung für eine All-tagshandlung, z.B. Zähneputzen, nicht sinn-voll und zweckmäßig steuern. Eine Apraxiekann durch Hirnerkrankungen, z.B. eine De-menz oder einen Schlaganfall, entstehen.(Vgl. Agnosie, Aphasie)

AquarellierenEtym.: lateinisch; aqua »Wasser«

Kontext: kreatives Gestalten, Material

Ziele: kreativ sein, sehen, Förderung der Fein-motorik

Ein Aquarell ist ein mit wasserlöslichen, nichtdeckenden Farben angefertigtes Bild. Eshandelt sich um eine ausdrucksstarke Mal-technik, die sich besonders für geübte Mal-gruppen und Hobbymaler eignet. Benötigtwerden Aquarellfarben in Näpfchen odereinem Kasten, Aquarellpinsel verschiedenerGrößen, Aquarellpapier (gibt es in Blöcken),

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Aromaöl 31

Wasserbehälter, Mischpaletten oder Misch-töpfchen und evtl. eine Staffelei. Geschickte,kognitiv leistungsfähige Personen könnenmit der Technik besonders schön stim-mungsvolle Landschaften aufs Papier brin-gen. Für ungeübte, desorientierte Menscheneignet sich die Nass-in-Nass-Technik. (Vgl.Malen, Batik, Malvorlage, Fensterbild, Reiß-bild, Knüllbild, Gemeinschaftsbild, Papier-collage, Seidenmalerei, Stempeln, Feuerwerk,Papier falten)

Arbeit, generationen-übergreifendeKontext: generationenübergreifende Arbeit

Ziele: Gemeinschaft erleben, Erinnerungenhervorrufen

Unter generationsübergreifender Arbeit ver-steht man das Zusammentreffen und ge-meinsame Betätigen mit absteigenden Gene-rationen, besonders mit Kindern (vgl. Kind).Alte Menschen, die in einem Altenheim le-ben, vermissen häufig den regelmäßigenKontakt zu Kindern. Die Kontakte sind ein-geschränkt oder bestehen gar nicht, weil vielealte Menschen keine Enkel haben oder diesesie nur selten besuchen. Die Planung eines in-tegrativen Projektes setzt gute Kenntnisseüber Generationen voraus. Es gibt mehrereMöglichkeiten, generationsübergreifend zuarbeiten. (Vgl. Kindergarten, Schülerprojekt,Angehörigennachmittag)

Arbeits- undBeschäftigungstherapieKontext: Therapie

Veralteter Ausdruck. Heute Ergotherapie.

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AromaVgl. Duft

AromalampeSyn.: Duftlampe

Kontext: snoezelen, Material

Ziele: riechen, entspannen

Gefäß mit zwei Mulden: für das Teelicht undfür das Aromaöl. Das mit Wasser vermischteAromaöl verdunstet über der Flamme undverbreitet einen Duft im Raum. Geben Sieca. fünf Tropfen Aromaöl ins Wasser, da dasAromaöl sehr konzentriert ist. Aromalam-pen in der Altenhilfe nur unter permanenterAufsicht von Betreuern benutzen. ErhöhteBrandgefahr besteht, denn der ältere Menschvergisst u.U. das Licht oder stößt die Aroma-lampe um. Viel besser sind Duftverteiler ge-eignet.

AromaölSyn.: Duftöl

Kontext: basale Stimulation, snoezelen, Bett-lägerige aktivieren, Wahrnehmung, Material

Ziele: entspannen, riechen

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Aromatherapie32

Duftendes Öl, das Betreuer (vgl.Betreuungs-kraft) älteren Menschen zum Riechen (Vgl.Wahrnehmung, olfaktorische) anbieten kön-nen. Möglichkeiten zur Intervention: Das Ölin eine Aromalampe geben, die Person direktam Ölfläschchen riechen lassen, einige Öl-tropfen auf einen Wattebausch geben und andiesem riechen lassen. Vorsicht bei der An-wendung an Personen, die nicht mehr spre-chen können: Erkundigen Sie sich bei Ange-hörigen nach Düften, die der zu betreuendeMensch mag. Es ist sehr unangenehm, aneinem Aromaöl riechen zu müssen, dessenDuft man als unangenehm empfindet. Ach-ten Sie während der Anwendung auf eineentspannte Mimik der betagten Person. Ver-wenden Sie nur Aromaöl mit 100 % Natur-reinheit ohne künstliche oder synthetischeZusatzstoffe und Konservierungsstoffe. DenKontakt mit den Augen und Schleimhäutenvermeiden. (Vgl. Aromatherapie, Öl, ätheri-sches, Aromalampe, Duft, Duftverteiler,Wahrnehmung, olfaktorische)

AromatherapieKontext: Therapie, basale Stimulation, snoeze-len, Bettlägerige aktivieren, Wahrnehmung

Ziele: riechen, entspannen, Erinnerungen her-vorrufen

Anwendung ätherischer Öle (vgl. Öl, ätheri-sches), um die Gesundheit zu erhalten undKörper, Geist und Seele auf eine positive Artzu beeinflussen. Aromatherapie kommt auchin der Geriatrie zum Einsatz. (Vgl. Aroma,Aromalampe, Aromaöl, Duft, Duftverteiler,Wahrnehmung, olfaktorische)

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AtemunterstützungKontext: Wahrnehmung, Bewegungsangebot

Ziele: entspannen

Atemübungen sind therapeutische Maßnah-men und sollten nur von geschulten Fach-kräften wie z.B. Physiotherapeuten (vgl.Physiotherapie) oder Entspannungsthera-peuten durchgeführt werden. Allerdings gibtes Möglichkeiten, wie Laien die Atmung vonälteren Menschen regulieren können, damitdie Personen bei Aufregung ruhiger werden,ihre Körpereigenwahrnehmung verbessernund sich allgemein wohler fühlen. So kommtin der Validation oft die Technik des Spie-gelns (vgl. Spiegeln) zum Einsatz: Die Atem-frequenz wird übernommen. Das soll eineVerbundenheit mit dem demenzkranken(vgl. Demenz) Menschen schaffen, eine Mög-lichkeit der nonverbalen Kommunikation.Bei Bewegungsangeboten (vgl. Bewegungs-angebot) sollten Betreuungskräfte immer dieAtmung der Teilnehmer beobachten und aufeine gleichmäßige, ruhige Atmung achten.Besonders Dehn und Kraftübungen ber-gen die Gefahr, die Luft anzuhalten. Daserhöht den Blutdruck und führt u.U. zuKreislaufproblemen. Bei zu großer Anstren-gung, Stress und Angst wird die Atmung hin-gegen schneller. Die Teilnehmer können zumgleichmäßigen Weiteratmen angeregt wer-den, indem sie während der Übungen spre-chen, z.B. zählen oder die Tätigkeit, die siegerade ausführen, benennen (Bsp.: »Armeweit nach oben strecken«). Denn wer spricht,atmet automatisch weiter. Das Gleiche giltfürs Singen: Personen, die Singen, atmenmeistens ruhig. Deshalb ist es sinnvoll, un-ruhigen Menschen ein langsames Lied zurEntspannung anzubieten. Menschen mitDemenz sind eher in der Lage, ein Lied zu

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Ausdauer 33

singen, anstatt die Aufforderung umzuset-zen, langsam auszuatmen, sodass die Ausat-mungsphase länger als die Einatmungsphasedauert. Kognitiv leistungsfähigen Personenkann man die Aufgabe geben, beide Händeauf den Bauch zu legen, tief einzuatmen undder Bauchdecke zu erlauben, sich mächtigauszudehnen (Bauchatmung). Eine weitereMöglichkeit zur Entspannung ist das tiefeEinatmen und das Ausatmen mit einem hör-baren Seufzer.

AtmosphäreSyn.: Stimmung

Kontext: Umweltfaktoren

Subjektive Stimmung, die sozial oder von deräußeren Umgebung vermittelt wird. Wäh-rend der Betreuung und Therapie von älterenMenschen ist eine für sie angenehme Atmo-sphäre sehr wichtig, damit sie sich wohlfüh-len und ihr noch vorhandenes Potenzial vollentfalten können. (Vgl. Lachen)

AtmungKontext: Wahrnehmung, Krankheitssymptom

Innere Atmung: Transport von Sauerstoff ausdem arteriellen Blut zur Zelle und die Abgabevon Kohlendioxid von der Zelle an das Blut.Äußere Atmung: Luft wird über den Mundangefeuchtet in die Luftröhre (Trachea) unddie Lungen gepumpt und aus den Lungenzu den Alveolen (Lungenbläschen). Ein- undAusatmung sind rhythmisch verbunden. Be-obachtung der Atmung: Wie und wo (Bauch-atmung, Brustatmung) atmet die Person?Verändert sich die Atmung in verschiedenenKörperhaltungen? Je kontrollierter und fla-

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cher die Atmung ist, desto stärker deutet sieaus physiologischer Sicht auf eine Atem-krankheit (z.B. Pneumonie, Asthma bron-chiale) hin, aus psychologischer Sicht aufeine seit längerer Zeit bestehende Blockadeund Veränderung von Gefühlen (z.B. Angst).(Vgl. Atemunterstützung, Tracheostoma)

Auditive WahrnehmungVgl. Wahrnehmung, auditive

AufmerksamkeitKontext: Psychologie, Fähigkeit, Verhalten

Zuweisung des Bewusststeins auf Inhalte, z.B.auf Handlungen, Bewegungen oder Wahr-nehmung. Bei vielen alten Menschen ist dieAufmerksamkeit stark herabgesetzt, sie lei-den unter einer Aufmerksamkeitsstörung.Eine Aufmerksamkeitszuwendung gelingtdann nicht ausreichend oder nur kurz. Fürdiese Menschen ist die 10-Minuten-Aktivie-rung eine passende Aktivierungsmethode.(Vgl. Konzentration, Ausdauer, Kognition,Pause, Antrieb)

Auge-Hand-KoordinationVgl. Hand-Auge-Koordination

AusdauerKontext: Psychologie, Verhalten, Fähigkeit,allgemeine Aktivierung

Die Fähigkeit, eine kognitive oder motori-sche Belastung (vgl. Kognition, Motorik)möglichst lange aufrechterhalten zu können,

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