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LINK 1 2013 News ohne Sprachgrenzen
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Magazin der SRG DeutschschweizAusgabe 1/2013
News ohne SprachgrenzenSeite 6
SRG Ostschweiz 9Kommentar zu den «Neuen Online-Regeln für die SRG»
Social Media 4Meet & Greet mit Barbara Terpoorten und Dave Tucker
SRG Zentralschweiz 18Beliebte Praktikantenaus-bildung beim Regionaljournal
Bild: RTS/Alexandre Chatton, SRF (Screenshot,Montage)
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Editorial
Hürdenlauf über Sprachgrenzen
Der Publikumsrat der SRG Deutschschweiz thematisiert die Berichterstattung über die anderen Sprachregionen schon lange. Für die SRG-Medien ist sie an sich auch keine neue Aufgabe, denn sie ist in ihrer Konzession verankert. Alt CVP-Ständerat Theo Maissen brachte das Thema auf die nationale, politische Agenda, als er 2010 in einer Motion forderte, dass die SRG mehr für den Austausch zwischen den Schweizer Sprachregionen unternehmen solle.
In der Zwischenzeit haben sich die SRG-Medien um diesen Austausch bemüht. Allerdings nicht genug, wie aus einer Studie hervorgeht, die der Bundesrat 2010 in Auftrag gab und Ende 2012 publizierte. Die SRG bekommt jetzt zwei Jahre Zeit, sich zu verbessern, so der Bundesrat. Nachholbedarf sieht er vor allem im Newsbereich. Die Crux an der Sache: Im Programmalltag werden Newsthemen nach ihrer Relevanz ausgewählt. Das, was auf der anderen Seite der Sprachgrenze läuft, mag aber nicht immer die gängigen Kriterien bezüglich Relevanz erfüllen. Wie geht das Unternehmen mit der Ermahnung des Bundesrats um und mit welchen Ideen geht es auf die Zielgerade? Lesen Sie den Bericht auf Seite 6–8.Pernille Budtz.
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3 In Kürze
4 Social Media/Wettbewerb Jungtalente lernen von Barbara
Terpoorten und Dave Tucker
Wettbewerb: 20 Jahre LINK!
6 SRG SSR Der Bundesrat fordert mehr Berichterstattung über die Sprachregionen
9 SRG Ostschweiz Online-Debatte: Kommentar von
Erich Niederer über die neuen Regeln 10 SRG SSR Die TV-Nutzung wird
neu gemessen
12 SRF Umbau der Chefredaktion Radio: Drehscheibe News-Bar
13 SRG Zürich Schaffhausen Vortrag von Barbara Lüthi: «China – zwischen Aufbruch und Zensurbehörde» 14 Publikumsrat Unterhaltsames «Top Secret» Nachmittag auf Radio SRF 1 Quiz-Sendungen auf Radio SRF 3
16 Ombudsstelle Jahresbericht 2012: Die Ombudsstelle als publizistischer Linienrichter
18 SRG Zentralschweiz Interview mit dem Regi-Praktikanten
Philippe Weizenegger
19 SRG Bern Freiburg Wallis Abschied von Toni Koller
19 Regional Kreuz und quer
20 Regional Programmkommissionen: «Wir sind nicht einfach ein Fanclub»
22 SRG Region Basel Über das prämierte Feature «Jähzorn – die unterschätzte Volksplage» von Katharina Kilchenmann
23 Carte blanche Jasmina Causevic: Medien-Zukunft eines Digital Natives
24 Agenda
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in kürZE
Mitgliederanlass in Solothurn lüftet «Geheimnis Drehbuch»
Drehbuchautorin Eva Vitija (r.) und Lilian Räber, SRF-Redaktionsleiterin Fernsehfilm.
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Wie Studierende für zukünftige Medienarbeit fit gemacht werden und Medienmanager zur heutigen Qualität in den Medien stehen, zeigte Mitte Januar 2013 das Mediensymposium an der HTW Chur, das von der SRG Ostschweiz, der SRG SSR Svizra Rumantscha und dem Institut für Medien und Kommunikation IMK der HTW Chur organisiert wurde. Studiengangleiter Prof. Ruedi MüllerBeyeler gewährte gemeinsam mit Studierenden einen Einblick in den Studiengang und Forschungsfokus Multimedia Production. In der anschliessenden Gesprächsrunde, moderiert von Livia Baettig (Redaktorin bei «SRF bi de Lüt»), diskutierten Roger de Weck (Generaldirektor SRG SSR), Heiner Butz (Stab Chefredaktion ZDF und Dozent HTW Chur) sowie David Sieber (Chefredaktor «Südostschweiz») zum Thema «Qualität heute – zwischen Hochglanz und YouTube». Der Anlass mitsamt Podiumsdiskussion und Videobeiträgen der Studierenenden kann unter www.srgostschweiz.ch in voller Länge angeschaut werden.
Heiner Butz (links) und David Sieber.
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Anlässlich der 48. Solothurner Filmtage lud die SRG Deutschschweiz zur Premiere des SRF Schweizer Films «Das alte Haus» von Regisseur Markus Welter ein. Im Rahmen der Filmvorführung wurden zudem die Schweizer Fernsehfilmpreise 2013 verliehen. Beim vorgängigen Podium zum Thema «Geheimnis Drehbuch» gewährten Reinhard Manz (Dokumentarfilmer, Dozent für Videogestal
Mediensymposium an der HTW Chur
Die fünf Publikumsräte der SRG SSR (SRG.D, RTSR, CORSI, SRG.R und Swissinfo) haben nach der ersten gemeinsamen Beobachtung der Wahlsendungen im Jahr 2011 nun die Konsumentensendungen von RSI, RTS und SRF beobachtet. Insgesamt bescheinigen die Publikumsräte den Sendungen ein sehr gutes Niveau mit hoher Qualität und guter Resonanz. Sie bieten dem Publikum wichtige Informationen und wertvolle Dienstleistungen – auch im Internet. Bemängelt wurde von einigen Publikumsratsmitgliedern, dass der Austausch über die Sprachgrenzen hinweg
SRG-Publikumsräte beobachten gemeinsam
tung und Produzent), Lilian Räber (Redaktionsleiterin Fernsehfilm bei SRF) sowie Drehbuchautorin Eva Vitija unter der Leitung von Niggi Ullrich, Vizepräsident der SRG Deutschschweiz, einen Einblick in ihre Tätigkeit. Unter anderem wurde erläutert, nach welchen Kriterien entschieden wird, ob und wie ein Drehbuch realisiert wird, wie die einzelnen Arbeitsschritte beim Verfassen eines Drehbuchs aussehen und was mit dem Drehbuch am Set passiert. Beim abschlies senden Apéro riche stellten sich zudem die fast vollzählige Schauspielercrew von «Das alte Haus» sowie Regisseur Markus Welter, Produzent Markus Fischer und Seraina Rohrer, Direktorin der Solothurner Film tage, den Fragen der geladenen Mitglieder.
nicht überall institutionalisiert sei. Einzig die RTSSendung «A bon entendeur» und die SRFSendung «Kassensturz» arbeiten bereits sporadisch zusammen und können Themen und Tests gemeinsam nutzen. Ein Vergleich der Sendungen sei zudem aufgrund der unterschiedlichen Redaktionsgrössen und der kulturell unterschiedlichen Ansprüchen des Publikums schwierig anzustellen. Insgesamt erbringe die SRG mit den Konsumentensendungen aber einen Service public par excellence, so das Fazit. Der ausführliche Bericht ist unter www.publikumsrat.ch einsehbar.
SC2013012802 (swissclimate.ch)
Ausgabe 1/2013 (Februar 2013), erscheint sechs Mal jährlichVerantwortlich: SRG Deutschschweiz, Kurt Nüssli (kn), Pernille Budtz (pb) Redaktion: Pernille Budtz (pb), Jasmin Rippstein (jr)Erweiterte Redaktion: Isabelle Bechtel, Ursula Brechbühl, Cathérine Engel, Monika Gessler, Daniela Palla, Therese Rauch
Mitarbeitende dieser Ausgabe: Achille Casanova, Jasmina Causevic, Cornelia Diethelm, Markus Knöpfli, Denise Looser Barbera, Brigitte Maurer, Florian Michel, Erich Niederer, Oliver Schaffner, Ueli Scheidegger, Regula WengerKontakt: SRG Deutschschweiz, Fernsehstrasse 1– 4, 8052 Zürich, Tel. 044 305 67 03, [email protected], www.srgd.ch
Gestaltung/Produktion: Medianovis AG, Kilchberg/ZHDruckvorstufe: Küenzi & Partner, Langnau/ZHKorrektorat: Ingrid Essig, WinterthurDruck: galledia ag, BerneckAuflage: 15 687 Expl. (WEMFbeglaubigt)
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Ein ausführlicher Bericht und Fotos vom Anlass sind abrufbar unter: www.srgd.ch
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SoCial MEdia
Von den Profis lernenAuf ihrer Facebookseite rief die SRG Deutschschweiz angehende Drehbuchautorinnen und Jungschauspieler auf, Drehbuchskizzen oder selbstproduzierte Krimiszenen einzureichen. Zu gewinnen gab es je ein Meet & Greet mit Drehbuchautor Dave Tucker (u. a. «Sonjas Rückkehr», «Der Bestatter») und der Schweizer Schauspielerin Barbara Terpoorten-Maurer (u. a. «Nebelgrind», «Der Bestatter»).
«Schreiben ist eine einsame Sache», macht Drehbuchautor Dave Tucker der Gewinnerin des Meet & Greet, Literaturstudentin Martina Kunz, gleich zu Beginn klar. Zwar gebe es beim Drehbuchschreiben regelmässigen Austausch mit den Regisseuren und Produzenten. Den Hauptteil der Schreibarbeit – bei der SRFKrimiserie «Der Bestatter» immerhin rund vier Wochen pro Folge – hat der Autor aber jeweils alleine zu bewältigen. Vor Schreibblockaden ist dabei auch ein Profi wie Dave Tucker nicht gefeit. Manchmal kämen ihm die guten Ideen zwar in unerwarteten Augenblicken, wie beispielsweise in der Badewanne, beim Spiegeleier braten oder im Halbschlaf. Meistens sei Schreiben aber auch für ihn reine Fleissarbeit, verrät Tucker. Da gelte auch für ihn: «hinsetzen und schreiben».
Filmemacher mit Leib und Seele
Wie aber wird man überhaupt Drehbuchautor? «Mit der Lust am Erzählen, der Liebe zum Film und viel Durchhaltever
Meet & Greet für junge talente
mögen», meint Tucker. Der Königsweg sei aber sicherlich die Filmhochschule. Denn: «Wir sind keine Schriftsteller, sondern Filmemacher.» Es seien deshalb auch die Schauspielerinnen und Schauspieler, welche die Figuren erst richtig zum Leben erwecken. Dies zu erleben, sei der magische Moment schlechthin und Lohn für einsame Schreibstunden. Ausserdem erweist sich Tucker als wandelndes Filmlexikon. Zu jedem Stichwort, zu jeder Idee und zu jedem Bild fällt ihm sogleich ein passender Filmtitel ein. Martina Kunz notiert fleis sig – die nächsten paar Abende wird sie wohl damit verbringen, sich alle diese Filme anzuschauen und so Ideen und Inspiration für ihr eigenes Drehbuch zu finden.
Die Drehbuchskizze der Gewinnerin hat sich Dave Tucker im Vorfeld des Treffens sehr genau angeschaut. Seine Notizen und Anregungen füllen die folgenden zwei Stunden des Gesprächs. Ausserdem verrät er ihr die goldene Regel des Drehbuchschreibens: «Kenne deine Figuren in und auswendig, nur dann kannst du sie führen.»
Doch beim blossen Verraten von Tipps und Tricks bleibt es nicht. Dave Tucker nennt Martina Kunz zum Schluss des Gesprächs sogar die Koordinaten einer Schweizer Produktionsfirma, bei der sie das fertige Drehbuch einreichen soll.
Traumberuf Schauspieler
Jungschauspieler Dalibor Bajunovic hat die SRG Deutschschweiz mit seinem Kurzfilm «Barfuss» überzeugt. Gemeinsam mit Kollegin Dagmar Caminada, die ebenfalls beim Filmprojekt mitgewirkt hat, hat er sich das Meet & Greet mit Schauspielerin Barbara TerpoortenMaurer ergattert. Die 38jährige Walliserin, die in der SRFKrimiserie «Der Bestatter» neben Hauptprotagonist Mike Müller als taffe Kommissarin zu sehen ist, erwartet die beiden ganz lässig in Jeans, Boots, Lederjacke und mit Motorradhelm unter dem Arm zum Gespräch. Auf Karteikarten hat Terpoorten ihr Feedback zu Bajunovics Kurzfilm notiert. Die Filmidee habe ihr sehr gut gefallen. Entwicklungspotenzial sieht sie aber noch
Junge Talente holen sich Tipps von zwei Experten (v. l. n. r.): Jungschauspieler Dalibor Bajunovic und Kollegin Dagmar Caminada mit Schauspielerin Barbara Terpoorten-Maurer, Literaturstudentin Martina Kunz mit Drehbuchautor Dave Tucker.
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Frage: 1992 lancierte SR DRS eine neue Wirtschaftssendung. Ein Jahr später, 1993, untersuchte der Publikumsrat diese auf Herz und Nieren in einer seiner Beobach-tungen. Wie hiess diese Sendung? Die Ant-wort finden Sie im LINK- Archiv 1993!
Talon bis 25.2.2013 einsenden an: SRG Deutschschweiz, Redaktion LINK, Fernsehstrasse 1– 4, 8052 Zürich
Wie hiess die Wirtschaftssendung, die 1993 vom Publikumsrat beobachtet wurde?
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20 Jahre LINK!Karten für «Happy Day» vom 30. März 2013 zu gewinnen
Im Januar 1993 erschien LINK zum ersten Mal, anfangs unter der Herausgeberschaft des Publikumsrats. 2013 nehmen wir Sie mit auf eine Zeitreise: Suchen Sie die Wettbewerbsantworten im elektronischen Archiv auf der Website der SRG Deutschschweiz unter: www.srgd.ch > Medienportal > Magazin LINK > Archiv 1993–2010
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Stimmen zur Astrologie-Diskussion
Mit einer Petition wollen Freidenker Astrologie-Sendungen aus dem Pro-gramm von Radio SRF kippen. Astrologie sei Quacksalberei und dürfe nicht mit Gebührengeldern finanziert werden. SRF-Sprecher Marco Meroni entgegnet, dass auch Unterhaltung zum Programm-auftrag gehöre und die Horoskope sehr beliebt seien. Hier einige Kommentare aus dem Mitgliederforum:
Auch Minderheiten – wie z. B. Leute, die sich über Horoskope freuen – sollen im SRFProgramm berücksichtigt werden. Sonst müssten beispielsweise auch alle religiösen Programme hinterfragt werden, da ein Grossteil der Hörerschaft ja kaum mehr am religiösen Leben teilnimmt.
Peter Reber, Liestal
Wer Freude an Horoskopen hat, soll diese auch am Radio haben, und wer gegen Horoskope ist, muss ja nicht zuhören.
Max Burkhard, Meilen
Horoskope in Zeitungen kann ich einfach übersehen. Am Radio haben sie hingegen einen zu hohen Stellenwert.
Peter JeanRichard, Aarau
Für mich ist nicht sakrosankt, was am Radio über Astrologie erzählt wird. Oft werden ja nur Tendenzen angesprochen, aus denen jeder Einzelne entnehmen kann, was er will. Ich bin deshalb der Meinung: Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.
Rita Obrecht, Uetliburg
im Ausdruck während den Nahaufnahmen. Sie gibt Dalibor Bajunovic deshalb Tipps zu Mimik und Sprachtechnik weiter und zeigt ihm einige Übungen sogar direkt an Ort und Stelle.
Mit Freude und Herzblut dabei
Eine Frage brennt Dalibor Bajunovic besonders auf der Zunge: «Ist es in der Schweiz überhaupt realistisch, Schauspielerin oder Schauspieler zu werden?» Eine
berechtigte Frage, meint Terpoorten. «Im Endeffekt wird nicht mehr so viel gedreht wie früher.» Tatsächlich verdiene man auch wenig und habe manchmal Phasen, in denen überhaupt nichts anstehe, lässt sie die beiden an ihren eigenen Erfahrungen teilhaben. Das seien selbstverständlich keine einfachen Voraussetzungen. Schlussendlich müsse einem der Job aber einfach Freude bereiten und es müsse viel Herzblut dahinter stecken – dies sei das Wichtigste.
Durchhaltewillen und Mut gefragt
Vom Gespräch mit den beiden Profis konnten Martina Kunz und Dalibor Bajunovic viele wertvolle Tipps und Tricks mitnehmen. Den beiden ist aber auch klar geworden: Bevor das eigene Drehbuch verfilmt wird oder die erste Hauptrolle ergattert ist, braucht es noch viele einsame Schreibstunden, viel Durchhaltevermögen, viel Mut – und nicht zuletzt eine grosse Portion Glück.
Jasmin Rippstein/Olivia Guler
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Der Bundesrat verordnet der SRG, in Informationssendungen vermehrt über die anderen Sprachregionen zu berichten. Denn er ortet Defizite bei der tagesaktuellen Berichterstattung in der deutschen und französischen Schweiz. So einfach das klingt – die Sache ist komplex.
Spagat zwischen Pflicht und Pflicht
SrG-Berichterstattung über andere Sprachregionen
Vorbildliche Berichterstattung über die Sprachgrenzen hinweg: die eidgenössischen Wahlen 2011. Der Bundesrat will mehr davon im SRG-Tagesgeschäft.
Den Stein ins Rollen brachte alt CVPStänderat Theo Maissen 2010 mit einer Motion. Daraufhin beauftragte das Parlament den Bundesrat, dafür zu sorgen, dass die SRG den interkulturellen Austausch und die Verständigung zwischen den Sprachregionen stärker fördert. Zudem hatte die Regierung bis Ende 2012 über die Fortschritte der SRG zu informieren. In diesem Bericht anerkennt sie die bisherigen Leistungen der SRG beim sprachregionalen Austausch zwar, sieht dennoch Handlungsbedarf im Bereich der Information. Belegt ist dieser durch eine medien wissenschaftliche Analyse der Universität Freiburg und der Publicom AG.
Zwei Jahre hat die SRG nun Zeit, der Forderung nachzukommen. Kann der Bundesrat bis Ende 2014 keine Verbes
serungen ausmachen, wird er weitere Massnahmen prüfen. Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) ist jedoch überzeugt, dass künftige Forschungsergebnisse positiver ausfallen dürften. Falls wider Erwarten dennoch eine Regulierung vorgeschlagen werden müsste, ist laut Bakom eine präzisere Verpflichtung in der SRGKonzession hinsichtlich des sprachregionalen Austauschs vorstellbar. Eine solche Massnahme werde aber momentan nicht an gestrebt.
Kein neues Thema
Der sprachregionale Stein rollt bei der SRG längst. In den letzten Jahren hat sie in dieser Hinsicht eine Vielzahl von organisatorischen, programmlichen und produk
tionstechnischen Massnahmen getroffen, hör und sichtbar für das Publikum in diversen Informations, Kultur, Unterhaltungs und Sportsendungen. Am meisten Massnahmen wurden gemäss SRG im Bereich der Information realisiert.
Zum wachsenden überregionalen Bewusstsein beigetragen hat nicht zuletzt auch die Trägerschaft der SRG. Der Publikumsrat der SRG.D wünscht nicht erst seit der Motion Maissen, dass die anderen Sprachregionen in den Informationssendungen stärker berücksichtigt werden. Und er ist diesbezüglich regelmässig aktiv. Kürzlich untersuchte er, inwiefern Radio SRF 1 die Brückenfunktion zu den andern Sprachregionen wahrnimmt. Die Funktion werde inhaltlich gut erfüllt, kam das Gre
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mium zum Schluss. Verbesserungspotenzial sah es bei der Sprachwahl. Arthur Oehler, Regional und Publikumsrat: «Der Publikumsrat forderte, dass alle Informations und Servicesendungen von Radio und Fernsehen in Hochsprache erscheinen müssen.» Vor allem die TVSendung «Meteo» solle zur Hochsprache zurückkehren, verlangte der Rat wiederholt.
Auch die Publikumsratspräsidenten sind seit Jahren schweizweit vernetzt. Bereits 2008 wurden die NachrichtenFlaggschiffe der drei Sprachregionen zeitgleich beobachtet, um kulturelle Charakteristika herauszuarbeiten. 2013 werden die Räte verschiedene «Tagesschau»Hauptausgaben aller Regionen inhaltlich beobachten und vergleichen.
Grosse Neugier auf die anderen
Zurück zur verordneten Informationspflicht: Die SRG bemerkt, dass die medienwissenschaftliche Analyse das SRGInformationsangebot nur während kurzer Zeit gemessen habe; Spezialsendungen seien nicht erfasst worden. Immer stärker leiste auch das OnlineAngebot einen Beitrag zum Zusammenhalt der Schweiz, den die Studien nicht berücksichtigt hätten.
Nichtsdestotrotz verspricht die SRG, die Berichterstattung über die anderen Sprachregionen auszubauen. Im Rahmen der neuen Unternehmensstrategie entsteht
«Meteo» solle «zurück zur Hochsprache»: Der Publikumsrat weist auf die Brückenfunktion von SRF zwischen den Sprachregionen hin. Im Bild «Meteo»-Moderatorin Sandra Boner.
derzeit ein Konzept zur Förderung des sprachregionalen Austauschs. In einer internen Information forderte sie zudem alle Programmschaffenden auf, «dieses Ziel tatkräftig zu unterstützen». Denn auch die SRG gab eine Studie in Auftrag. Sie erfragte das Interesse von Frau und Herr Schweizer an den jeweils anderen Sprachregionen. Das Resultat: Für vier von fünf Personen ist es wichtig, etwas über die anderen zu erfahren.
In der Zwickmühle
«In ihren Programmen fördert sie das Verständnis, den Zusammenhalt und den Austausch unter den Landesteilen, Sprachgemeinschaften, Kulturen, Religionen und den gesellschaftlichen Gruppierungen» steht in Art. 2 der SRGKonzession. Den Verantwortlichen stelle sich immerzu die Frage, wie sie darauf hinwirken können, ohne die Regeln der journalistischen Professionalität zu verletzen, schreibt die SRG. Sie sieht einen gewissen Zielkonflikt darin, sprachregionale Integrationsleistungen zu erbringen und gleichzeitig den Kriterien Aktualität, Relevanz und journalistischer Professionalität zu genügen, wie sie in Art. 3 der Konzession festgeschrieben sind.
Alltagstaugliche Lösungen
In der Tat: Was in hehrer Absicht auf Papier festgehalten wird, erweist sich im hektischen Redaktionsalltag gern als Utopie.
Letztes Jahr führte die SRG einen inter-nen interregionalen Wettbewerb durch. Gesucht wurden innovative Ideen und Ansätze für Primetime-Sendungen, die über die Sprachregionen hinausblicken und den nationalen Zusammenhalt för-dern. Das Interesse war gross: 75 Projekte wurden eingereicht: 55 TV-, 14 Radio- und 6 TV-Radio-Projekte.
Die Sieger:•TV:Doku-FiktionausdemBereich
«Programmentwicklung SRF Spezial», die landesweit eine lebhafte Debatte über die Zukunft der Schweiz und die nationale Identität auslösen soll.
•Radio:FamilientauschüberdieSprach-regionen hinweg, aus der Ideenküche von Radio SRF 1.
Ehrenmeldungen erhielten:•TV:EinRTS-ProjektausdemBereich
Information, das u.a. die unterschiedli-chen Wahrnehmungen in den Regionen thematisieren und einen Beitrag zum kollektiven Gedächtnis der Schweiz leisten will.
•Radio:DasinterregionaleTeamvon«Die Anderen Les autres. Gli altri. Ils auters.», das seit drei Jahren darüber berichtet, was die Gemüter der Deutsch-schweizer, Romands, Tessinerinnen und Rätoromanen bewegt, und das sprachre-gionale Fenster weiterführen wird.
Die obgenannten Programmvorhaben werden umgesetzt und in ein- bis einein-halb Jahren zu hören und zu sehen sein. Auch andere eingereichte Ideen haben Chancen, realisiert zu werden.
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Neue Ideen für die Primetime
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Signet «Die Anderen. Les autres. Gli altri. Ils auters.»
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SrF
«In diretta»: 2012 meldete sich der Tessin-Korrespondent in über 150 Beiträgen auf Radio SRF zu Wort. Illustration aus der Spezialwoche über die italienischsprachige Schweiz, «Buongiorno Svizzera», auf DRS 3 (April 2012).
Im Informationsbereich ist oft mehr Pflichtstoff als Sendezeit vorhanden, wie Lis Borner, Chefredaktorin Radio SRF, ausführt. Häufig würden Themen aus den anderen Sprachregionen von grossen nationalen oder internationalen Aktualitäten verdrängt. Trotzdem finden die anderen Landesteile in den Informationssendungen auch ihren Platz. Der TessinKorrespondent zum Beispiel meldete sich 2012 in über 150 Beiträgen zu Wort. Radio SRF ist zudem fest entschlossen, den Anteil Beiträge über die anderen Landesteile weiter zu steigern. Momentan wird gerade der Ausbau des Informationsangebots am Vorabend auf Radio SRF 1 und SRF 3 geplant. Die Berichterstattung über die anderen Sprachregionen wird dort fixer Bestandteil sein.
Laut SRFChefredaktor Fernsehen, Diego Yanez, existiert eine
ganze Reihe von Ansätzen, wie der erwähnte Zielkonflikt gelöst werden kann. So wurden zum
Beispiel die Korrespondentinnen in Chur, Lugano und Genf noch
enger an und eingebunden. Dadurch nahm der Austausch von Beiträgen zu. Auch die Planung der Themen aus den anderen Sprachregionen wurde optimiert. Nebst Specials und Serien ist am 21. März 2013 gar ein Teamtausch geplant: Die Genfer Kollegen werden die «Tagesschau» produzieren und moderieren, das SRFTeam das «Téléjournal».
Kein Schema F
Die Berücksichtigung der anderen Sprachregionen wird also in den Informationsabteilungen immer bewusster diskutiert. Patentlösungen für den interkulturellen Austausch gibt es laut SRG aber nicht. In ihrer Stellungnahme zur Motion Maissen schreibt sie: «Die Schwächen der SRG, an deren Behebung oder Linderung sie zielstrebig arbeitet, spiegeln Schweizer Schwächen. Die Medien sind ein Spiegel, aber sie dürfen nicht nachlassen im Bemühen, auch das zu spiegeln, was andere kaum spiegeln.»
Stellt sich die Frage: Was ist relevant genug, um gespiegelt zu werden? Relevanz sei differenziert zu betrachten und je nach
Sendung anzupassen, meint Diego Yanez. Und Lis Borner: «Relevant ist – besonders im Informationsbereich – was Newsgehalt aufweist, was politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich bedeutend ist, was gravierende Folgen oder Signalwirkung hat, was räumlich oder kulturell nahe liegt, was exemplarischen Charakter hat …».
Relevanz ist also ein höchst dehnbarer Begriff und deshalb immer eine Frage der Optik. Und so sind es letztendlich die «Infoarbeiter», die tagtäglich den hohen Informationsanspruch an die SRG zu erfüllen haben. Intern das Bewusstsein für die anderen zu schärfen, ist ein Prozess, wie Diego Yanez feststellt: «Jedes Projekt, jeder Austausch ist Öl im Getriebe. Der Appetit kommt auch hier oft mit dem Essen.»
Brigitte Maurer
Diskutieren Sie mit!Wie wichtig ist es, dass die öffentlichen Medien über die anderen Sprachregionen in den Newssendungen berichten? Wie interessiert sind Sie persönlich?Sagen Sie es uns im Mitgliederforum unter www.mitglied.ch > Mitgliederforum > Medienpolitik (Login erforderlich), oder unter www.facebook.com/srgdeutschschweizIhre Meinung interessiert uns!
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Grosser Team-Austausch: Am 21. März 2013 werden Sprachbarrieren fallen.
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Attraktiv und mediumsgerecht
kommentar zu den «neuen online-regeln für die SrG»
Der Ausbau des publizistischen Angebots im Internet macht eine Änderung der SRGKonzession notwendig. In welchem Rahmen sich dieser Ausbau gemäss Bundesrat bewegen darf, hat das Bundesamt für Kommunikation Mitte Dezember in den «Neuen OnlineRegeln für die SRG» bekannt gemacht und diese bis Ende Januar in die Vernehmlassung geschickt.
Worum geht es?
Mit den vorgesehenen Neuerungen soll die SRG mehr publizistische Möglichkeiten im Internet erhalten. So darf die SRG nebst einem Audio und audiovisuellen Angebot online auch Texte publizieren, die keinen Bezug zu einem Radio oder Fernsehbeitrag haben. Zwei Drittel aller Texte müssen allerdings mit Beiträgen verknüpft sein und dürfen höchstens dreissig Minuten vor deren Ausstrahlung veröffentlicht werden; ein Drittel – aus den Bereichen News, Sport und Lokales/Regionales – darf «ungebunden» sein, 1000 Zeichen aber nicht überschreiten. Schliesslich soll die SRG nach diesen neuen Regeln «politische und wirtschaftliche Ereignisse originär über das Internet verbreiten» dürfen, also beispielsweise eine Pressekonferenz des Bundesrats live über das Internet übertragen (Livestreaming).
Festhalten am Kerngeschäft
Als Präsident einer Mitgliedgesellschaft steht man der SRG in kritischem Wohl
Die NZZ am Sonntag unterstellt der SRG «eklatante Wettbewerbsverzerrung» und spricht von einer «Expansionsstrategie der SRG». Dabei war es der Bundesrat, der der SRG Werbung auf Internetpor-talen verboten und ihr jetzt erlaubt hat, das publizistische Angebot im Internet auszubauen. Dieser Ausbau ist noch verbesserungsfähig, meint Erich Niederer, Präsident SRG Ostschweiz.
Kontrolle suggeriert, einem rasch sich wandelnden und kaum zu regulierenden Medium wie dem Internet aber vollkommen diametral widerspricht.
Schliesslich halte ich die Reduktion der Ausstrahlung von LiveEvents über das Internet auf «politische und wirtschaftliche Ereignisse» für eine realitäts und mediumsfremde Restriktion. Das Livestreaming müsste angesichts der sündhaft teuren Rechte für Sportübertragungen auch für sportliche Ereignisse ermöglicht werden. Dann könnte die SRG auch parallel stattfindende Sportereignisse (wie die Olympischen Sommerspiele) und Veranstaltungen von Randsportarten zum Nutzen des Internetkonsumenten übertragen. Und schliesslich sollten auch kulturelle Veranstaltungen live im Internet ausgestrahlt werden dürfen, die normalerweise kein grosses Publikum ansprechen, über Internet aber eine interessierte Minderheit – einfach und kostengünstig – erreichen, und zwar auch hier zum Nutzen der immer zahlreicher werdenden Internetuser (und schliesslich auch Gebührenzahlende) sowie zur Stärkung des Service public.
Wenn die «Neuen OnlineRegeln für die SRG» noch entsprechende Verbesserungen erfahren, wird der an vielfältiger Information in moderner Form interessierte Konsument ein attraktives Angebot bekommen.
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wollen gegenüber – und ist somit in der Aussenwirkung Partei. Nun bin ich aber auch interessierter Medienkonsument und stelle als solcher fest:
Die vom Bundesrat vorgesehenen zusätzlichen Möglichkeiten gestatten es der SRG, sich einem rasant ändernden Medienumfeld anzupassen und auf neue, mobile Nutzungsformen zu antworten. Der bisherige Empfang eines Radiosignals im Radioapparat und eines Fernsehsignals im Fernsehapparat wird immer mehr durch neue Verbreitungen und Empfangsmöglichkeiten ersetzt. Darauf nehmen die neuen Regeln Rücksicht. Trotzdem soll die Produktion von Audio und audiovisuellen Inhalten das Kerngeschäft der SRG bleiben; Texte sind Erläuterungen und Ergänzungen.
Die Limitierung der Textlängen auf 1000 Zeichen halte ich für nachvollziehbar. Damit können auch wichtige und komplexe Inhalte verarbeitet und auf einem Bildschirm bequem gelesen werden. Ich will von der SRG keine Internetzeitung – die Darstellung umfangreicher Hintergründe, Einordnungen und Beurteilungen erwarte ich in der papierenen Tages oder Wochenzeitung oder als abrufbaren Radio und Fernsehbeitrag von der SRG im Internet.
Die Fixierung auf just 1000 Zeichen ist allerdings auch Ausfluss einer BuchhalterNötzliMentalität, die Aufsicht und
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SRG SSR
Seit bei uns das Fernsehen auf PC und mobilen Geräten Einzug gehalten hat und TV und Internet immer stärker zusammen-wachsen, ist klar, dass die TV-Nutzung al-lein mittels festinstallierter Telecontrol-Box an den TV-Geräten in knapp 2000 Haushal-ten nur noch unvollständig erhoben wer-den kann. Umso lauter forderten die TV-Anbieter – allen voran die SRG SSR – von der Forschungsstiftung Mediapulse ein neues Messpanel. Die SRG begründete ihre sinkenden Reichweiten damit, dass ihre Programme zunehmend über PC
und auch zeitversetzt genutzt würden, was das bisherige Messsystem nicht abbilden konnte.
Nach intensiver Evaluation hat sich Media-pulse Ende 2011 für ein Messpanel der eng-lischen Firma Kantar Media entschieden. Dieses wurde im letzten Jahr aufgebaut und startete am 1. Januar 2013. Das Kantar-Panel, das mit einem Messumfang von 1870 Haushalten praktisch gleich gross ist wie je-nes von Telecontrol, weist zwei wesentliche Neuerungen auf: Neu werden in den Panel-
haushalten nicht nur alle TV-Geräte, son-dern auch alle PCs und Laptops unter Mes-sung genommen. Somit fliesst auch die TV-Nutzung über diese Geräte in die neuen Daten ein. Zweitens werden die Panelhaus-halte jetzt anders rekrutiert: Bisher wurden sie im Telefonbuch gesucht, wo aber rund 18 Prozent der Haushalte gar nicht mehr eingetragen sind. «Neu bildet deshalb das umfassende Adressverzeichnis der Post die Basis für eine erste briefliche Anfrage», sagt Mediapulse-CEO Manuel Dähler. Deshalb ist schon jetzt klar: «Mit dem neuen Panel
Unser Fernsehkonsum wird neu gemessen
TV-Forschung
Nach 27 Jahren elektronischer TV-Messung mit Telecontrol wechselte die Forschungsstiftung Mediapulse per 1. Januar 2013 das Messsystem. Dieses erfasst jetzt auch den TV-Konsum ab Computer sowie die zeitversetzte Nutzung. Neue Zahlen werden deshalb mit früheren Werten nicht vergleichbar sein.
Ein immer grösserer Teil des Fernsehpublikums schaut TV am Computer. Was geschaut wird und wie lange, wird neu seit Januar 2013 gemessen.
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kommt es zu einem Datenbruch. Es wäre falsch, die bisherigen mit den neuen Daten zu vergleichen», sagt er.
Aufnehmen, komprimieren, vergleichen
Ob am TV-Gerät oder auf dem PC – das Kantar-Panel setzt auf das so genannte Audiomatching, eine Methode, die auch bei der Radioforschung von Mediapulse zur Anwendung kommt. Und so funktio-nierts: Das Messgerät namens 5000 Series PeopleMeter, das am Fernseher des Panel-haushalts fix installiert wird, «hört» sozusa-gen, was auf dem Bildschirm läuft. Die Sig-nale werden komprimiert, gespeichert und an die Kantar-Zentrale in Gümligen (BE) geschickt. Dort steht eine Serveranlage, die derzeit rund 400 in der Schweiz emp-fangbare TV-Sender rund um die Uhr auf-nimmt, deren Signale ebenfalls kompri-miert und in einer Datenbank speichert. Sobald nun die Daten aus den Haushalten eintreffen, werden diese mit den Senderda-ten in der Datenbank verglichen – ähnlich wie Fingerabdrücke bei der Polizei. Stim-men zwei Datenreihen zeitlich überein, kann dies dem entsprechenden Sender als Live-Nutzung zugeordnet werden. Stimmen die Daten zeitlich versetzt überein, erkennt das System dies als zeitversetzte Nutzung – sofern zwischen Ausstrahlung und Nutzung nicht mehr als eine Woche liegt.
Ähnlich funktioniert die Messung auf den PCs und Laptops: Statt eines Messgeräts wird dort aber eine Messsoftware installiert. Auch hier wird alles «Hörbare» komprimiert und über WLAN an die Zentrale gesandt. Natür-lich könnten so auch Skype-Telefonate oder private Videos «mitgehört» werden. Da diese Töne aber komprimiert werden und dafür in der Zentrale keine Referenzdaten vorhan-den sind, ist keine Zuordnung möglich und sie fallen unter den Tisch.
Was das neue System misst – und was nicht
Erhoben wird künftig die Nutzung von analogem und digitalem TV, ebenso von
HDTV. Ob der Empfang über Hausantenne, Kabel, Satellit, Modem oder Set-Top-Box er-folgt, spielt keine Rolle, ebenso wenig, ob ein Röhrenfernseher oder internetfähiges TV-Gerät (Smart-TV oder Hybrid-TV) be-nutzt wird. Das System misst übrigens auch, wenn jemand mit Kopfhörern fern-sieht, ebenso das Streamen auf Smart-TV, PC oder Laptop – bei Letzterem übrigens auch unterwegs. Und bei der zeitversetz-ten Nutzung erkennt es, ob es sich dabei um aufgezeichnete TV-Sendungen (ab Podcast, Videokassette, DVD oder Festplat-tenrekorder) handelt, um zeitversetztes Streamen oder um Nachholangebote von Kabel- und Telekomfirmen.
Für all das gibt es aber zwei Bedingungen, sagt Dähler: «Gemessen werden nur Broadcastprogramme, die in der Schweiz empfangbar sind. Auf reine Webprogramme wird vorerst verzichtet.» Der zweite Punkt: Bei der zeitversetzten Nutzung muss eine Sendung spätestens sieben Tage nach der Ausstrahlung geschaut werden, um noch zugeordnet werden zu können.
Das Kantar-System hat noch weitere Gren-zen: Es kann zwar mobiles Fernsehen auf Laptops, nicht aber auf Tablets oder Smart-phones messen. Dafür sucht man noch nach einer Lösung. Insofern sind auch die neuen TV-Nutzungszahlen noch bei weitem nicht vollständig.
Mehr Zuschauer für alle
Was bewirken nun all diese Neuerungen? Noch liegen keine neuen Zahlen vor, weil beim neuen System «in den ersten Januar-tagen vereinzelt technische Schwierigkei-ten aufgetreten sind», wie Mediapulse mit-teilte. Deshalb wolle man die Daten vor der ersten Publikation noch einmal eingehend auf alle Unstimmigkeiten überprüfen.
Eines ist dennoch absehbar: Aufgrund des neuen Systems werden alle erhobenen TV-Sender und Sendungen tendenziell höhe-re Zuschauerzahlen ausweisen als bisher, weil ja mehr Nutzer und Nutzungsmög-lichkeiten erfasst werden. Zudem wird es
Welche TV-Programme werden gemessen?Nur in der Schweiz empfangbare Broadcast-programme (derzeit ca. 400); keine reinen Webprogramme.
Welche TV-Nutzung wird gemessen?Lineare und zeitversetzte Nutzung auf analo-gen und digitalen Fernsehgeräten, die Nutzung auf Peripheriegeräten (DVD, Video, Festplatten-rekorder, Spielkonsolen) sowie das Streamen auf Smart-TV, PC/Laptop (auch unterwegs).
Welche TV-Nutzung wird nicht gemessen?Mobile Nutzung auf Tablets und Smartphones.
Wie funktioniert die neue Messmethode?Die Nutzung am Fernseher wird vom Messge-rät, jene auf PC/Laptop von einer Software an die Zentrale übermittelt. Die Daten werden dort mit den 400 aufgenommenen Program-men verglichen. Stimmen zwei Datenreihen zeitlich exakt überein, wird dies dem entspre-chenden Sender als Live-Nutzung zugeordnet. Stimmen die Daten zeitlich versetzt überein, erkennt das System dies als zeitversetzte Nutzung.
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zu Marktanteilsverschiebungen kommen, da sich der Zusatzkonsum kaum gleichmäs sig auf die Sender verteilt. Wie stark sich die Neuerungen auswirken, ist allerdings offen, ebenso, ob die Sender der SRG ge-genüber den Privaten mehr oder weniger profitieren.
Markus Knöpfli
Das Wichtigste in Kürze
Das Messgerät 5000 Series PeopleMeter.
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SRF
Mit der News-Bar immer am Puls des Weltgeschehens
Wandel in der Chefredaktion Radio
Die engagierte Projektleiterin Barbara Widmer (links) «eröffnet» die News-Bar, hinter der ein grosses Team steht.
Das Informationsverhalten und der Medien-konsum verändern sich seit Jahren laufend und die klassische Mediennutzung erodiert weiter. Wer sich heute über das aktuelle Geschehen informieren will, wartet nicht mehr bis zu den Radio-Primetimes, son-dern zapft zu jeder Tages- und Nachtzeit aktuelle Kanäle an (Online-Dienste, Social Media, Teletext, SRF 4 News usw.). Für die News-Macherinnen und -Macher von Radio SRF ist dieses Umfeld mit fast unendlich vielen Informationsangeboten eine grosse Herausforderung. Um die Planungs- und Produktionsprozesse weiter zu entwickeln, hat die Radio-Chefredaktion deshalb im vergangenen Jahr ein Reorganisations- Projekt gestartet. Projektleiterin Barbara Widmer: «Wir haben festgestellt, dass wir all die Anforderungen für neue Programmpro-jekte oder neue Informationsangebote wie die neue SRF-Plattform srf.ch und andere neue Vektoren mit der bisherigen Organisa-tion nicht mehr erfüllen können.» Mit dem
Der Medienkonsum des Radiopublikums hat sich stark verändert. Die News werden heute laufend auf verschiedenen Kanälen konsumiert. Das verändert die Arbeit der News-Leute bei Radio SRF. Seit Mitte Dezember läuft das News-Geschäft über eine zentrale Drehscheibe, die News-Bar.
Projekt info² sollen deshalb die bisherigen Planungs- und Organisationsstrukturen an die neuen Bedürfnisse angepasst werden.
News-Bar im Mittelpunkt
Um neue Strukturen, Prozesse und Abläufe zu etablieren, mussten alte Gewohnheiten und Muster fallen gelassen werden. Damit dieser Übergang gelingt, wurde der gesam-te Veränderungsprozess unter Einbezug aller Betroffenen durchgeführt. Schritt für Schritt wurde die neue Organisation mit den Leuten, die im Informationszentrum (IZ) von Radio SRF in Bern arbeiten, be-sprochen. Seit Mitte Dezember werden die neuen Strukturen umgesetzt und im Alltag getestet. Im Mittelpunkt der neuen Pla-nungs- und Koordinationsprozesse steht die News-Bar im IZ. Sie ist die Informations- und Koordinationsdrehscheibe für alle Informationssendungen. Geleitet wird die News-Bar von einem News-Manager, dem
Chef vom Dienst. Er leitet die Diskussionen, vermittelt und führt Entscheide herbei, was wo und wie und wann gesendet wird. In Streitfällen hat die Chefredaktion das letzte Wort im schnell getakteten Tagesgeschäft.
Zwei Geschwindigkeiten: G1 und G2
Daneben wird die Informationsabteilung aber weiterhin auch hintergründige und analytische Beiträge produzieren. Chefre-daktorin Lis Borner will diesen Bereich stärken und ausbauen. Damit das schnelle Tagesgeschäft nicht alle Ressourcen auf-frisst, wird ein Teil der Redaktorinnen und Redaktoren in der Informationsabteilung für die Arbeit an längerfristigen Themen und Recherchen disponiert. In der Aus-land-, Inland- und Wirtschaftsredaktion gibt es also jeweils Leute, die tagesaktuelle, so-genannte G1-Geschichten liefern, während andere an hintergründigen G2-Beiträgen arbeiten, die über den Tag hinausgreifen. Die G2-Leute sorgen dafür, dass eigene Ge-schichten entstehen, für die Hintergrund-material zusammengestellt und recher-chiert wird. Die grössten Herausforder-ungen bei der Realisierung des Reorganisa-tionsprojekts waren für Barbara Widmer die räumlichen Vorgaben und die neuen Rollen und Abläufe, an die sich fast alle News-Leute gewöhnen müssen. «Der Start ist erstaunlich gut gelungen», stellt Barbara Widmer fest, «die Leute sind mit den Neue-rungen relativ locker umgegangen». Jetzt werden die neuen Prozesse drei Monate lang getestet. Dann sollen allenfalls Anpas-sungen erfolgen.
Ueli Scheidegger
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SRG züRICh SChAFFhAuSen
China – zwischen Aufbruch und Zensurbehörde
Vortrag von SRF-Korrespondentin Barbara Lüthi
Nach einem Sprachstudium in Sydney, einer Talkshow bei Star TV und der Tätigkeit als Video-Journalistin für TV3 kam Barbara Lüthi 2006 zu SRF. Sie lebt in Peking und Hongkong.
«Werden Sie mit ihren beiden Töchtern in China bleiben?», wollte ein besorgter Zu-hörer nach dem Referat wissen. «Ich weiss nicht, ob ich dies meinen Kindern antun soll», gesteht die 39-jährige Journalistin und zweifache Mutter. Barbara Lüthi spricht vom gravierenden Smog in Peking, der vor wenigen Wochen das 38-fache des EU-Grenzwertes erreicht hatte. Da falle das Atmen schwer und der Kreislauf stehe selbst bei Kindern kurz vor dem Kollaps.
Wachstum um jeden Preis
Umweltschäden sind der Preis für die explodierende Entwicklung Chinas. Doch nicht nur dies, auch die Politik und das Sozialgefüge geraten unter Druck. China zählt 1 Mio. Millionäre und über 60000 Multimillionäre. Im Gegensatz dazu verdie-nen 500 Mio. Bauern gerade mal 400 Fran-ken pro Monat. Zu den Grossverdienern gehören oft Funktionäre, die vielfach durch Korruption zu Vermögen gekom-men sind. Es wächst zwar eine Mittel-schicht, doch steigen die Lebenshaltungs-kosten in den Städten schneller als die Löhne. Noch lehnen sich wenige dagegen auf, denn viele hoffen, vielleicht selber vom Boom profitieren zu können. In der Schule wird auf Fügung getrimmt und der Zensurbehörde scheint nichts zu entgehen.
Die Behörden zensurieren Web-Inhalte oder blockieren ganze Sites. Und auf Journalisten werfen sie ein besonders wachsames Auge. Das bekommt auch Barbara Lüthi immer wieder zu spüren. Schon Stunden verbrachte sie auf Polizei-stationen, wurde befragt, Material wurde
Barbara Lüthi berichtet seit 2006 für Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) aus China. Dabei geht sie oft bis hart an die Grenzen dessen, was im «Reich der Mitte» toleriert wird. An der gemeinsamen Veranstaltung der Schaffhauser Vortragsgemeinschaft und der SRG Zürich Schaffhausen zog sie über 350 Zuhörer einen Abend lang in ihren Bann.
beschlagnahmt oder man drohte gar mit Repressalien. Auch schon standen Beamte vor dem Hotelzimmer, klopften an und begleiteten die zu neugierige Reporterin freundlich, aber bestimmt zurück nach Peking. Lüthi und ihr Team wechseln des-halb vor brenzligen Reisen die SIM-Karten der Handys, um nicht so leicht geortet werden zu können. In besonders heikle Regionen reiste sie auch schon unter Decken, auf der Rückbank des Autos liegend. Dafür, dass sie oft bis hart an die Grenzen dessen geht, was im «Reich der Mitte» gerade noch toleriert wird, wurde sie auch schon mehrfach ausgezeichnet. Etwa vom CNN, der Barbara Lüthi 2008 zur Journalistin des Jahres erkürte.
«Die Chinesen ticken anders»
Das Miterleben des zur Weltmacht aufstre-benden Landes sei für sie eine Entschädi-gung für viele Widrigkeiten. Ihr Rat: Wer als Schweizer Unternehmer vom chinesi-
schen Aufschwung profitieren möchte, tut gut daran, sich mit der Mentalität der Chinesen auseinanderzusetzen. So zählt ein Handschlag mehr als Verträge und wer einen anderen täuscht, verschafft sich Res-pekt. Zudem brauchen die meisten Vorha-ben mehr Zeit und Geld als ursprünglich gedacht. Wer damit umgehen kann, hat durchaus gute Chancen in China.
Oliver Schaffner
Gelungene Partnerschaft Zum zweiten Mal übernahm die SRG Zürich Schaffhausen das Patronat für einen der Vorträge aus der Reihe der Schaffhauser Vortragsgemeinschaft und engagierte auch gleich die Referentin. Die Schaffhauser Vortragsgemeinschaft besteht seit 1970 und organisiert hochkarätige Referentinnen und Referenten zu interessanten Themen unserer Zeit.
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PuBLIKuMSRAT
«Top Secret», die Nachfolgesendung von «Traders», kommt beim Publikumsrat ins-gesamt gut an. Schweizer Radio und Fern-sehen (SRF) sei es gelungen, eine neue Quizvariante in sein Programm aufzuneh-men. Anders als in den meisten Quiz-shows sind bei «Top Secret» alle vorge-schlagenen Antworten mehr oder weniger richtig. Die Aufgabe besteht darin, die beste der Antworten zu bestimmen.
Bei den Quizfragen sind sich die Ratsmit-glieder nicht ganz einig. Die meisten finden sie vielfältig und häufig originell. Sie regten zum Mitraten an. Teilweise seien die Fragen allerdings sehr speziell und weit weg vom «normalen» Allgemeinwissen. Andere stören sich daran, dass oft keine Wissensfragen, sondern Schätzfragen kommen, bei denen der Glücksfaktor eine grosse Rolle spiele. Eine Mehrheit im Rat begrüsst, dass etliche Fragen einen Schweizer Bezug aufweisen.
Einige Ratsmitglieder finden die Spiel-anlage kompliziert, Moderator Roman Kilchsperger müsse immer wieder Erläute-rungen machen. Gemäss Redaktionsleite-rin Sibylle Marti müsse man die Sendung mehrmals schauen. Wichtig sei, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer das Interesse nicht verlieren.
Publikumsrat Roberto Colonnello fragt sich, was geheim an «Top Secret» sei, da Roman Kilchsperger laufend erkläre, was in den Couverts sei. Sibylle Marti entgeg-net, dass es bis zum Schluss ein Geheim-nis bleibe, wie viel die Kandidatin bzw. der Kandidat gewinne.
Kandidatenwahl entscheidend
An der Kandidatenauswahl gefällt dem Publikumsrat der Mix zwischen Frauen und Männern und unterschiedlichen
Altersgruppen. Eine sorgfältige Kandida-tenauswahl sei entscheidend,denn wenn ein Kandidat bzw. eine Kandidatin zu wenig wisse oder zu introvertiert sei, könne die Sendung langatmig wirken.
Moderator Roman Kilchsperger wird von einer Ratsmehrheit als ausgezeichnete Wahl für «Top Secret» angesehen. Sein lockerer Moderationsstil sowie seine spontane und sympathische Art sorgten für eine gute Stimmung.
Denise Looser Barbera
Unterhaltend und originell
«Top Secret» auf SRF 1
Mit «Top Secret» zeigt Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) gemäss Publikumsrat eine neue Quiz-Variante. Die Fragen seien oft originell und Roman Kilchsperger überzeuge mit seinem sympathischen und lockeren Moderationsstil. Die Beschränkung auf einen Kandidaten bzw. eine Kandidatin berge hingegen die Gefahr der Monotonie.
Zwar kein Geheimagent, dafür ein Topmoderator: Roman Kilchsperger kommt beim Publikumsrat gut an.
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Der Publikumsrat setzt sich aus 26 Mitglie-dern zusammen. Durch Feststellun gen und An re gun gen begleitet er im Austausch mit den Verantwortlichen die Programmarbei-ten von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) (vgl. auch www.publikumsrat.ch).
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Der Publikumsrat findet den Nachmittag auf Radio SRF 1 vielfältig und leicht verdaulich. Mehrere Ratsmitglieder wünschen sich wieder mehr Reportagen und Features.
Seit Mitte 2012 hat Radio SRF 1 sein Pro-gramm laufend überarbeitet. Auch das Nachmittagsprogramm zwischen 14 und 16 Uhr hat einige Änderungen erfahren, neue Rubriken und auch eine stärkere Hörerbeteiligung erhalten.
Aktuelle Beiträge sind beliebt
Der Publikumsrat beurteilt den Nachmit-tag auf Radio SRF 1 als vielfältig und un-aufgeregt. Zuspruch finden Sendungen wie das Hörspiel am Montag oder die «Visite» am Freitag. Die «Hörbühne» möch-ten viele Ratsmitglieder ebenfalls nicht missen. «Vergissi nümm» bietet nach An-sicht einer Ratsmehrheit immer wieder Überraschungen. Für andere hingegen werde darin zu wenig über die Musik gesprochen. Anklang findet wiederum «Herzblut», die zweite regelmässige Rub-rik. Geschätzt werden zudem kurze, aktuel-le Beiträge, wie beispielsweise über das geplante Verbot von Plastiksäckchen oder Beiträge zu kulturellen Veranstaltungen. Insgesamt empfindet eine Ratsmehrheit jedoch den Nachmittag als «Baustelle», an
der gearbeitet werden sollte. So betrach-ten einige Ratsmitglieder den Nachmittag als beliebig und inhaltlich dünn. Stell-vertretend für sie meint Publikumsrätin Cornelia Diethelm: «Ich vermisse journa-listisch durchgestaltete Beiträge oder die früher monothematischen Sendungen.» Die zahlreichen Telefonstimmen von Radiohörerinnen und -hörern vermögen den Publikumsrat qualitativ und inhaltlich nicht zu überzeugen. Radio SRF 1 bewege sich am Nachmittag weg vom Zuhörer-radio hin zum Begleitmedium. Robert Ruckstuhl, Bereichsleiter Radio SRF, bejaht dies. Er gibt zu bedenken, dass der Sender zwischen 14 und 16 Uhr Hörerinnen und Hörer verloren habe, weil das alte Pro-gramm den heutigen Hörgewohnheiten nicht mehr entsprochen habe. Zu dieser Tageszeit müsse auch jemand, der in einem Büro arbeite, Radio SRF 1 hören können. Dafür seien halbstündige Litera-tursendungen nicht geeignet.
Breites Musikangebot
Einigen Ratsmitgliedern ist das Musikan-gebot des Nachmittags zu breit. Zu ihnen gehört Mark Balsiger: «Der häufige Wech-sel an Musikstilen erweckt bei mir den Eindruck von Beliebigkeit.» Zudem ver-leihe dies dem Sendefluss eine gewisse Holprigkeit. Als locker und freundlich wird die Mode-ration gelobt. Sie sei gut vorbereitet und nah an den Zuhörerinnen und Zuhörern. Gefallen findet auch ihre unaufgeregte Art, die eine grosse Qualität des Senders ausmache.
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Quizsendungen auf Radio SRF 3 punkten beim Publikumsrat mit ihrer Kürze und abgeschlossenen Form. Nicht zuletzt lockerten sie das Programm auf. Die kurzen Quiz seien identitätsstiftend und zu Recht in den Primetimes platziert. Der faire Umgang der Moderation mit den Kandidatinnen und Kandidaten gefällt dem Publikumsrat. Für die meisten Rats-mitglieder steht das Mitraten der Hörer-schaft im Zentrum und nicht der Kandidat oder die Kandidatin am Telefon. Deshalb
sollten die Gespräche mit den Kandidaten nicht weiter ausgedehnt werden. Der In-formationswert einzelner Spiele könnte in den Augen des Publikumsrats noch gesteigert werden. Beim Hitparadenspiel «5 vo 10» etwa vermisst eine Ratsmehr-heit einen gewissen Lerneffekt. Auch der sonst beim Publikumsrat beliebte «Bäsefrässer» dürfte lehrreicher sein. Geteilt sind die Meinungen zum Team-quiz «SRF 3 macht es Büro uf». Während die einen das Teamelement als Abwechs-lung schätzen, funktionieren für die ande-ren Teamspiele im Radio nur beschränkt, da nur eine Sprecherin bzw. ein Sprecher des Teams im Vordergrund stehe. Die Krönung aller Quizspiele auf Radio SRF 3 ist für den Publikumsrat «ABC SRF 3». Das sei ein einfaches, aber überaus cleveres und herausforderndes Spiel, das kein Ratsmitglied missen möchte.
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Eine willkommene Abwechslung: Quizsendungen auf Radio SRF 3.
Zenit noch nicht erreicht
Der nachmittag auf Radio SRF 1 Farbtupfer im Programm
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Eine Rubrik, die gefällt: «Herzblut» zeigt die Leidenschaften der Leute.
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OMBuDSSTeLLe
Die Ombudsstelle als publizistischer Linienrichter
Jahresbericht 2012 und zwischenbilanz
Auch in dieser Hinsicht eine grosse Konti-nuität. Dasselbe gilt bezüglich der Motive der Beanstandungen. Fast die Hälfte der Reklamationen von 2012 (49 Prozent) monieren, eine Sendung sei unsachgerecht oder politisch tendenziös. Diese Prozentzahl ist nicht weit vom Durchschnitt der letzten acht Jahren entfernt: 45 Prozent.
«Wie die Linienrichter dürfen die Ombudsstellen die rote Karte nicht selber zeigen, denn sie haben keine Entscheidungen zu treffen. (…) Sie dürfen aber signalisieren, ob die Linie, die der Journalismus zu beachten hat, überschritten wurde.»
An zweiter Stelle der Reklamationen sind Sendungen, die als diffamierend für eine Person, eine Vereinigung oder eine Firma angesehen wurden. 23 Prozent der Bean-standungen im Berichtsjahr waren so motiviert, was genau dem Durchschnitt der letzten acht Jahren entspricht.
Lediglich 1 Prozent der Reklamationen monieren eine Verletzung religiöser Gefühle (Durchschnitt 8 Prozent), 2 Pro-zent Gewaltdarstellungen (Durchschnitt 2,5 Prozent) und 20 Prozent bezogen sich auf allgemeine Einwände oder technische Probleme (etwas mehr als der Durchschnitt der letzten acht Jahren von 15 Prozent).
Auf 45 Eingaben (Vorjahr 50) war es recht-lich nicht möglich, formell einzutreten. 26 solche Reklamationen wurden aber an
Dies umso mehr, als die Ombudsstelle stets bemüht sein muss, das Publikum vor Mani-pulationen zu schützen und gleichzeitig die Medienfreiheit zu achten: oft eine wahre Gratwanderung.
Schwer erklärbare Kontinuität
Während der bisherigen acht Jahren als Ombudsmann konnte ich feststellen, dass sowohl die Anzahl der Beanstandungen wie auch die Motive der Reklamationen sowie die entsprechenden Beurteilungen keine grossen Schwankungen aufweisen. Diese Kontinuität ist schwer erklärbar, ändern sich doch von Jahr zu Jahr sowohl die Programme von Radio und Fernsehen wie auch der politische und gesellschaftliche Diskurs.
Noch weniger erklärbar ist diese Sachlage, wenn man bedenkt, dass die Beanspru-chung der Ombudsstelle viel leichter gewor-den ist. Selbstverständlich muss eine Bean-standung immer noch schriftlich eingereicht und kurz motiviert werden. Doch dank Inter-net werden immer mehr Beanstandungen per E-Mail eingereicht: Letztes Jahr wurden nicht weniger als 74 Prozent aller Beanstan-dungen elektronisch zugestellt.
Geringe durchschnittliche Abweichungen
Die Ombudsstelle hatte im Berichtsjahr insgesamt 150 Beanstandungen zu behan-deln. Auch wenn gegenüber dem Vorjahr (171 Eingaben) eine leichte Abnahme zu verzeichnen ist, bewegt sich die Anzahl der Reklamationen um den Durchschnitt der letzten acht Jahre (151 Reklamationen).
Der Begriff «publizistischer Linienrichter» scheint mir zutreffend zu sein. Er stammt aber nicht von mir, sondern von Max Frisch. In einer Widmung an den langjährigen Prä-sidenten der Unabhängigen Beschwerde-instanz (UBI), Oskar Reck, schrieb der Schriftsteller, er sei ihm «dankbar für seine Wachsamkeit als Linienrichter».
Diese Episode wird vom heutigen UBI-Präsi-denten Roger Blum in seiner wissenschaftli-chen Schrift über die «Chancen und Gefah-ren der Medienkontrolle» kommentiert. Wie die Linienrichter dürfen die Ombudsstellen die rote Karte nicht selber zeigen, denn sie haben keine Entscheidungen zu treffen. Ge-stützt auf ethische oder rechtliche Normen dürfen sie aber signalisieren, ob die Linie, die der Journalismus zu beachten hat, über-schritten wurde.
Bei ihren Beurteilungen, ob diese Linie überschritten wurde, hat sich die Ombuds-stelle nach dem Gesetz sowie der Praxis von UBI und Bundesgericht zu richten. Doch dank ihrer Vermittlerrolle verfügt sie über einen grösseren Spielraum, was ihre Aufgabe besonders interessant macht.
Kontinuität kennzeichnete – trotz leicht sinkender Anzahl der Beanstandungen – die Tätigkeit der Ombudsstelle 2012. Ombudsmann Achille Casanova blickt auf das vergangene Jahr zurück und zieht eine Zwischenbilanz über seine Arbeit als «publizistischer Linienrichter».
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die zuständigen Stellen weitergeleitet, mit der Bitte, eine direkte Antwort zu erteilen, was stets umgehend erfolgte. Auch in die-ser Hinsicht hat die Ombudsstelle ihre Vermittlerrolle wahrgenommen.
«Kassensturz» mit den meisten Reklamationen
Von den 113 materiell behandelten Fällen betrafen 12 (Vorjahr 14) das Radio, 96 (Vorjahr 101) das Fernsehen und 4 beide Medien. Zwei Beanstandungen betrafen die Verweigerung des Zugangs zum Pro-gramm vom Schweizer Radio und Fernse-hen (SRF). Es ging dabei um einen Tele-spot des Vereins gegen Tierfabriken sowie um die Sendung «Mitenand». Lediglich vier Reklamationen betrafen das Online-Angebot von SRF, welches bei der SRG SSR auf freiwilliger Basis ebenfalls bei der Ombudsstelle beanstandet werden kann.Es überrascht nicht, wenn auch im Be-richtsjahr vor allem Informationssendun-gen beanstandet wurden. Beim Radio ging es in fünf Fällen um die Nachrichten und in zwei um die Sendung «Treffpunkt». Spit-zenreiter bei den beanstandeten Fernseh-sendungen war letztes Jahr «Kassensturz» mit 19 Reklamationen, gefolgt von «Tages-schau» (14) und «10vor10» (11). Aber auch diese Zahlen müssen richtig interpretiert werden, betrafen doch sieben Beanstan-dungen die gleiche «Kassensturz»-Sendung vom 9. Mai 2012 über die Managed-Care-Vorlage und fünf die «Kassensturz»-Serie über paranormale Fähigkeiten (siehe Randspalte).
27 Prozent der Eingaben wurden als «berechtigt oder teilweise berechtigt» beurteilt, was einer leichten Zunahme entspricht. Diese Prozentzahl liegt aber weiterhin nur wenig über dem Durch-schnitt der letzten Jahre (24,5 Prozent). Es wäre deshalb voreilig, daraus irgend-welche Schlussfolgerungen zur Qualität des Gesamtprogramms der SRG zu ziehen. Dies umso mehr, als sieben der als «be-rechtigt» beurteilten Beanstandungen die gleiche «Kassensturz»-Sendung (über die Managed-Care-Vorlage) betrafen.
«Die Reklamationen waren öfters Anlass für redaktions-interne Kritikbesprechungen, was als Beitrag zur Verbesse-rung der Qualität des Journalis-mus angesehen werden kann.»
Auch bei abgewiesenen Beanstandungen wurden nicht selten journalistische Fehlleis-tungen moniert, die aber nicht relevant ge-nug waren, um einen Verstoss gegen die Pro-grammbestimmungen zu motivieren. Diese Reklamationen waren öfters Anlass für re-daktionsinterne Kritikbesprechungen, was als Beitrag zur Verbesserung der Qualität des Journalismus angesehen werden kann.
Weiterzug an die Unabhängige Beschwerdeinstanz UBI
Lediglich 10 Beanstandungen (Vorjahr 13) wurden an die Unabhängige Beschwerde-instanz UBI weitergeleitet. Es fällt dabei auf, dass vier davon Beanstandungen betrafen, welche die Ombudsstelle als «berechtigt» beurteilt hatte. Insgesamt kann man aber sagen, dass das vom Gesetz gewollte zweistufige Verfahren zur Entlastung der UBI sich auch im Jahr 2012 bewährt hat.
Achille Casanova
Jahresbericht 2012
Der ganze Jahresbericht der Ombuds-stelle der SRG Deutschschweiz:www.srgd.ch > Ombudsstelle > JahresberichteKontakt: Ombudsstelle SRG.D, Kramgasse 16, 3011 BernE-Mail: [email protected]
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Achille Casanova, Ombudsmann SRG.D.
Mehrere Zuschauer bemängelten den «Kassensturz»-Beitrag und die Moderation zur Managed-Care-Vorlage. Kritisiert wurde, dass es im Beitrag um eine Abstimmungs-vorlage ging und nicht – wie sonst im «Kassensturz» üblich – um das Aufdecken von Ungereimtheiten oder Missständen. So habe eine Szene suggerier t, dass mit der Gesetzesvorlage Missstände beseitigt werden sollten. Der Ombudsmann erachtete den Beitrag als unausgewogen.
Einseitiger «Kassensturz» zu Managed-Care-Vorlage
Die sechsteilige «Kassensturz»-Testreihe über «Paranormale Fähigkeiten» führte zu fünf Beschwerden. Diese warfen der Redaktion unter anderem «Irreführung des Publikums», «Manipulation» und «Diskreditierung» vor. Der Ombudsmann erachtete vier Beanstandungen als unge-rechtfertigt. Einzig die Kritik am Beitrag zum Thema «Elektrosmog-Vernichter» beurteilte er als berechtigt. Die Einwände und Schluss-folgerungen der Testperson, wonach der Test ungültig sei, wurden nie erwähnt. Das Publikum habe sich deshalb nur ungenügend eine eigene Meinung bilden können.
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Überwiegend sachgerechte «Kassensturz»-Testreihe
Sämtliche Schlussberichte der Ombudsstelle der SRG Deutschschweiz finden Sie unter: www.ombudsstellesrgd.ch > Beanstandungen
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LINK: Wie sind Sie zum Praktikanten-Job beim Regionaljournal gekommen?Philippe Weizenegger: Radio hat mich von Kindsbeinen an interessiert. Seit ich «Globi, der Sportreporter» gehört habe, war das immer ein Wunschtraum. Ich war nach dem Gymnasium drei Jahre beim nicht-kommerziellen Luzerner Radio 3FACH dabei und wollte dann mal einen Schritt weiter. Deshalb habe ich direkt beim Regi angeklopft – und ich hatte Glück.
Wie gross ist der Schritt von 3FACH zum Regionaljournal wirklich?Völlig anders bei SRF sind die Strukturen, alles macht einen extrem professionellen Eindruck, es ist ein anderes Arbeiten. Was das rein Handwerkliche betrifft, sind die Unterschiede aber nicht so riesig. Ein guter Radiobeitrag bleibt ein guter Radiobeitrag, egal auf welchem Sender. Deshalb kann ich allen Jugendlichen, die wie ich mit
Praktisch vom ersten Tag an auf Sendung
einstieg in die SRF-Radiowelt
Radio liebäugeln, den Weg über die Nicht-kommerziellen (www.unikomradios.ch) nur empfehlen. Man lernt auch dort so einiges.
Und beim Regionaljournal?Natürlich erst recht. Ich werde nicht von einer Person speziell betreut, aber das ganze Team nimmt Anteil. Zudem habe ich einmal monatlich Sprechausbildung. Das ist hilfreich. Ich schätze es, dass ich prak-tisch vom ersten Tag an als Reporter Beiträ-ge fürs Regionaljournal machen konnte – sicher auch, weil ich schon über gewisse Erfahrungen verfüge.
Das Praktikum dauert nur drei Monate, und eine Garantie, dass es danach weiter geht, gibt es nicht. Ja, aber es kann dennoch etwas bringen, wenn man einmal einen Zeh oder einen Fuss drin hat …
… und bereits eine gute Visitenkarte hinterlegen konnte …Das sagen Sie. Ich hoffe, andere sehen das auch so. Immerhin kann ich nach dem Prak-
Nach längerem Unterbruch hat das Regionaljournal der SRG Zentralschweiz wieder einen Praktikanten. Der 22-jährige Stadtluzerner Philippe Weizenegger absolviert bis Ende Februar die dreimonatige Ausbildung. LINK sprach mit ihm über Voraussetzungen, Erfahrungen und Zukunftspläne.
tikum weiterhin für den Regionaljournal-Sport tätig sein, und vielleicht ergibt sich ja mit der Zeit mehr – schön wärs.
Aber vertrauen darauf können Sie nicht einfach so.Nein, nein, ich beginne jetzt erst einmal ein Philosophiestudium an der Uni Luzern, nicht zuletzt deshalb, weil ein höherer Abschluss bei den SRF-Medien gefragt ist. Einen konkreten Plan habe ich nicht, aber ich wäre aus heutiger Sicht für vieles offen, von Radio SRF Virus über Kultur bis zum Sport, das entspricht auch meinen persönli-chen Neigungen.
Wenn Junge es Ihnen gleich tun möch-ten: Welches sind gute Voraussetzungen fürs Radio?Ohne mich selbst loben zu wollen: Von V orteil sind sicher eine gute Stimme, die Fähigkeit, Geschichten erzählen zu können, sowie eine vermutlich angeborene Veranla-gung zum «Schnorri». Zumindest an Letzte-rem fehlt es mir nicht …
Interview: Florian Michel
Wachsendes Interesse an Praktika
Neben den Regionalredaktionen bieten auch die anderen Abteilungen von Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) dreimonatige Praktika an. Die Praktika dienen dazu, Talente zu entdecken und ihnen erste Erfahrungen bei den Medien zu ermöglichen. Die eigentliche Grundausbildung sind die zweijährigen Stages (Mindestalter 24).
«Das Interesse an Praktika hat in letzter Zeit stark zugenommen», sagt Stefan Eiholzer, Leiter Regionalredaktion Zent-ralschweiz. Und das Interesse ist gegensei-tig: Bereits Ende März wird in Luzern eine neue Praktikantin ihre Sporen abverdienen. Mehr zu Praktika und Stages: www.srf.ch > Über uns > Jobs und Ausbildung
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Selbsternannter «Schnorri» beim Regi: Philippe Weizenegger, Praktikant während drei Monaten.
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Radio SRF Musikwel-le erhält kompeten-te weibliche Unter-stützung aus der Ostschweiz: Mit Karin Kobler und Franziska Haller ergänzen seit An-fang Jahr zwei Mu-sikliebhaberinnen
und erfahrene Moderatorinnen das Team von Radio SRF Musikwelle.
Der von der SRG Zürich Schaffhausen mitfinanzierte Schweizer Film «Generation Teleboy» wurde im Rahmen der diesjäh-rigen Solothurner Filmtage zweimal
gezeigt und für den Publikumspreis «Prix du Public» nominiert.
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Bähram Alagheband ergänzt neu das Team des Regionaljournals Aargau Solothurn. Der 33-Jährige ver-diente seine Sporen zuerst bei Print und auch Radio/TV ab und arbeitet seit diesem Jahr im
Vollzeitpensum bei Schweizer Radio und Fernsehen (SRF).
Ebenfalls seit Januar 2013 berichtet die langjährige Regi- Redaktorin Brigitte Mader in den nationalen Sende-gefässen über das Neuste aus der Region Bern. Sie freut sich, denn «der
Kanton Bern hat viele aussergewöhnliche und originelle Geschichten zu bieten».
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SRG BeRn FReiBuRG walliS
Toni Koller sagt Adieu
abschied
«Der Lokaljournalismus ist eine der vielfäl-tigsten und abwechslungsreichsten Tätig-keiten, die man sich vorstellen kann», ent-gegnet Toni Koller auf die Frage, ob er in all den Jahren nie an die engen räumli-chen Grenzen gestossen sei. «In keiner anderen Redaktion ist man zugleich Pro-duzent, Moderator und Reporter.» Am meisten fasziniert Toni Koller der konkrete Bezug zum eigenen Lebensraum und der direkte Kontakt mit den einzelnen Akteu-ren. Anders als zum Beispiel die Ausland-journalisten berichte ein Regionalredak-tor nämlich nicht nur für, sondern auch über die Region. «Wenn ich mich dafür einsetze, ein Thema aus unserer Region in den nationalen Sendegefässen zu platzie-ren, dann handelt es sich dabei auch um eine Art radiophones Standortmarketing», fügt er nicht ohne Stolz hinzu.
Weshalb beschliesst einer, der seinen Be-ruf so leidenschaftlich beschreibt, mit 60 Jahren frühzeitig in Pension zu gehen? «Irgendwie hatte ich in letzter Zeit immer häufiger das Gefühl, alles schon einmal gesehen, gehört und gemacht zu haben.» Er freue sich darauf, die Zwänge der Ma-schinerie abzustreifen und seiner Kreativi-tät freien Raum zu lassen. Denn die Hektik und Schnelllebigkeit des Tagesjournalis-mus deckt sich im Grunde genommen nicht mit Kollers Wesensart: «Eigentlich bin ich ein langsamer und ziemlich fauler Mensch. Und von besonderem Karriere-Ehrgeiz war ich auch nie getrieben.» Nur dank seinem Beruf habe er es schliesslich doch noch zur kleinen Lokalprominenz gebracht, fügt er schmunzelnd hinzu.
Trotz Zeitdruck und Hektik: Toni Koller würde diesen Beruf auch heute wieder ergreifen. Im gegenwärtigen Radio- und Fernsehjournalismus gilt es zwar stets, neben dem herkömmlichen Medium auch das Internet mit eigenen Texten, Bildern und Videos zu beliefern. Das ist trotz schnellen Computern ein beträchtlicher Zusatzaufwand. Doch die Zeiten, als er mit dem schweren Tonbandgerät zum Interview termin eilte, um danach in müh seliger Arbeit den Beitrag von Hand zusammen zuschneiden, wünscht er sich nicht zurück. Letztlich aber gehe es beim Radio stets darum, den verschiedensten Menschen eine Stimme zu verleihen. Dafür brauche es Offenheit, Vertrauen und Einfühlsamkeit – Eigenschaften, die Toni Koller in jedem seiner Beiträge hörbar gemacht hat.
Ursula Brechbühl
Rund 30 Jahre seines Arbeitslebens verbrachte Toni Koller in der Regionalredaktion Bern Freiburg Wallis. Als Berner Regionalkorrespondent wurde er mit seiner warmen Stimme und dem charakteristischen Oberländer Dialekt in der ganzen Schweiz bekannt.
Toni Koller hat sich Ende 2012 vom Mikrofon verabschiedet.
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Karin Kobler (links), Franziska Haller.
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Brigitte Mader.
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Bähram Alagheband.
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«Teleboy» mit Kurt Felix.
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ReGiOnal
«Unser Regi» nennen viele Menschen die SRF-Radiosendungen aus ihrer Wohn-region. Die Bezeichnung zeigt die Verbun-denheit zwischen den Hörerinnen und Hörern der Regionaljournale und den Programmschaffenden. Arthur Oehler ist Präsident der Programmkommission der SRG Ostschweiz, einer von sechs Pro-grammkommissionen der SRG Deutsch-schweiz, die sich mit Inputs und Kritik ins Programm einbringen (siehe Kasten). Er betont: «Wir sind nicht einfach ein Fanclub.»
Der Leiter Regionalredaktion Ostschweiz Thomas Weingart sagt über die Programm-
kommission: «Wir profitieren von den Feedbacks. Auch von denen, die einzelne Mitglieder machen.» Seit drei Jahren beobachten Mitglieder der PK der SRG Ostschweiz einmal pro Monat die Abend-ausgabe des Regionaljournals und liefern der Redaktion noch am selben Abend einen schriftlichen Bericht ab. Dieser fliesst am anderen Morgen ins Redaktions-Feedback ein. Thomas Weingart nimmt auch gern an den PK-Sitzungen teil, kriti-siert aber: «Die Zusammensetzung ist nicht ideal. Es fehlt an Frauen und an jun-gen Mitgliedern. Vor allem der Blickwinkel junger Hörerinnen und Hörer wäre für uns interessant.»
Die PK der SRG Aargau Solothurn nimmt das Aargauer Regi unter die Lupe: PK-Mitglieder Susanne Hasler und Peter Riner im Gespräch mit Regi-Leiter Andreas Capaul (Mitte).
Die sechs Programmkommissionen der Deutschschweizer Mitgliedgesellschaften beobachten SRF-Programme, und dabei vor allem das Regionaljournal. Am Beispiel der PK Ostschweiz und der PK Aargau Solothurn – mit Stimmen aus den vier anderen PKs – zeigt LINK, was deren Aufgabe interessant und besonders macht.
«Wir sind nicht einfach ein Fanclub»
Gute Diskussionen, grosse Offenheit
Die Mitglieder in den sechs Programm-kommissionen sind im Durchschnitt tat-sächlich nicht mehr die Jüngsten. Damit repräsentieren sie aber recht gut das ten-denziell auch eher ältere Publikum von SRF 1. Arthur Oehler zum Beispiel präsi-diert die Ostschweizer PK seit 16 Jahren. Und er ist nach wie vor gern dabei. Als Höhepunkte der Arbeit bezeichnet er «die häufig guten Diskussionen und die grosse Offenheit, mit der die Radioleute und die Fernsehkorrespondentinnen und -korres-pondenten Kritik zu ihren Beiträgen an-nehmen.» Freude machen ihm jeweils auch die Auswahl und die Übergabe des Radio- und Fernsehpreises der SRG Ost-schweiz.
Einen Preis vergeben kann Susanne Hasler zwar nicht. Sie ist aber seit zwölf Jahren Mitglied und seit 2007 Präsidentin der Programmkommission der SRG Aargau Solothurn und schätzt «den anregenden Austausch mit dem Regi-Leiter und den anderen Programmschaffenden». Als besonders spannend empfindet sie es, «hinter die Kulissen von Radio und Fernsehen zu sehen und zu erfahren, wie Informationen entstehen».
Laiengremium mit viel Wissen
Andreas Capaul, Leiter Regionalredaktion Aargau Solothurn, sagt: «Es ist gut, gibt es die Programmkommission. Aber Durch-schnittshörerinnen und -hörer sind die Mitglieder nicht. Sie eignen sich im Laufe der Zeit viel Wissen über unsere Arbeit an.» Trotzdem zeige die Programmkom-mission noch immer eine Aussensicht und
Programmkommissionen der SRG deutschschweiz
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sei ein Laiengremium. «Häufig sieht es je-des der zehn Mitglieder etwas anders – und dann sehe ich es als Profi auch noch einmal anders», schmunzelt der Journalist.
Anders wird es dieses Jahr vielleicht auch der Regionalfernsehsender Tele M1 sehen. Tele M1 erhält Gebührengelder, hat deshalb einen Konzessionsauftrag und erklärt sich bereit, von der Programmkommission Aargau Solothurn ein Feedback zu seinen regio nalen Informationssendungen entge-genzunehmen. Susanne Hasler: «Wir wer-den zwei Wochen lang beobachten, wie Tele M1 die Leitlinien erfüllt und anschlies-send unseren Eindruck mit den Verantwort-lichen besprechen. Ich freue mich auf diese spannende Spezialaufgabe.»
Einzelbeobachtung und Live-Beobachtung
Die Programmkommission Aargau Solo-thurn beobachtet für einmal Tele M1. Die PK Ostschweiz macht Einzelberichte zu den Abendausgaben des Regionaljour-nals. So hat jede PK ihre Eigenheiten, wie sie den Beobachtungsauftrag versteht und umsetzt. Zum Beispiel die Zentralschweiz: Auch sie hat kürzlich Einzelbeobachtun-gen eingeführt. Eine andere Eigenheit läuft aber schon seit 2005: Die Live-Beob-achtung des Regionaljournals. PK-Präsi-dent Konrad Schuler: «Wir treffen uns je-weils um 17.30 Uhr, hören das Regi live an und diskutieren kurz nach der Sendung mit den Radioleuten – das hat sich sehr bewährt.» Zürich Schaffhausen macht seit diesem Jahr etwas Ähnliches und nennt es «Live-Pause». Die PK-Mitglieder hören sich die Sendung kurz nach der Live-Aus-strahlung an, stoppen nach jedem Beitrag und diskutieren mit den Programmschaf-fenden ihre spontanen Eindrücke.
Zürich Schaffhausen hatte zudem jahre-lang eine andere Besonderheit: Ihre PK beobachtete auch national ausgestrahlte Sendungen. Das macht sie jetzt unter dem neuen Präsidenten Riccardo Pozzi nicht mehr: «Wir schauen zwar jedes Sendege-fäss an, aber nur noch, wenn die Sendung
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einen regionalen Fokus hat – so grenzen wir uns vom Publikumsrat sauber ab.» Anders in der Region Basel: «Wir wollen», so erklärt PK-Präsident Markus Bodmer, «wenn SRF Kultur nach Basel zieht, auch nationale Kultursendungen beobachten.»
Austausch im Plenum
Die grösste Programmkommission mit 19 Mitgliedern ist diejenige der SRG Bern Freiburg Wallis. «Das hat historische Gründe. Bei uns sind alle Regionen vertreten», erklärt Präsident Ueli Scheidegger. In seiner PK arbeite man vor allem im Plenum, das sei kürzlich wieder deutlich so gewünscht wor-den. Was aber bedeutet, «dass manche Mit-glieder sehr präsent sind, andere eher still». Es scheint in den Programmkommissionen zuzugehen wie im normalen Leben.
Cornelia Diethelm
Der Publikumsrat der SRG Deutsch-schweiz beobachtet Radio- und Fern-sehsendungen für den ganzen Sprach-raum. Die rätoromanische Schweiz hat einen eigenen Publikumsrat. Eine Be-sonderheit des rätoromanischen Publi-kumsrats ist gemäss Präsident Michael Spescha die ausgeprägte Feedback-Kul-tur. Die Programmschaffenden berich-ten jeweils an der Folgesitzung nach ei-ner Beobachtung, wie sie Anregungen aufgenommen und umgesetzt haben.
Die sechs Programmkommissionen der Trägerschaft SRG Deutschschweiz be-schränken die Beobachtungen in der Re-gel auf ihre jeweilige Region. Die Mitglie-der der Programmkommissionen werden vom Vorstand oder an der Generalver-sammlung der jeweiligen Mitgliedgesell-schaft als Vertreterinnen und Vertreter der Bevölkerung formal gewählt.
Mitglied werden bei der Trägerschaft der SRG kann man hier: www.srgd.ch/mitgliedschaft
PK-Mitglieder Aargau Solothurn (v. l. n. r.): Hansjörg Tschofen, Bernadette Hausmann und Marc Stalder.
Beatrice Gmünder und Thomas Weingart (Regi Ost-schweiz) bei der morgendlichen Feedback-Sitzung.
Analytische Arbeit der PK Aargau Solothurn: Timur Acemoglu, Stefania Stefanelli, Markus Nigg (v. l. n. r.)
Arthur Oehler (Mitte) präsidiert die Ostschweizer PK seit 16 Jahren.
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Publikumsrat und Programmkommissionen
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SRG ReGiOn BaSel
«Opfer und Täterin zugleich»: Katharina Kilchenmann.
Stiftung Radio Basel prämiert Feature von Radio SRF 2 kultur
Den Jähzorn zum Thema gemacht
Da ist der Trämlichauffeur, der auch Zen-Buddhist ist, da sind der Stadtammann und die «Heldin des Alltags». Als feinfühli-ge Gastgeberin der Sonntagmorgen-Sen-dung «Persönlich» auf SRF 1 ermöglicht Katharina Kilchenmann einmal im Monat den Hörern, in aussergewöhnliche Lebens-welten einzutauchen. Mit ihrer angeneh-men, tragenden Stimme präsentierte die Berner Journalistin und Moderatorin jahrelang kultivierte Jazzmusik in der Radiosendung «Apéro» auf DRS 2.
Jähzorn brachte kaum jemand mit der versierten Journalistin in Verbindung, bis im letzten Jahr ihr Radiofeature «Jähzorn – die unterschätzte Volksplage» ausge-strahlt wurde. Darin tönt die 52-Jährige an, wie sie als Kind unter den Tobsuchtanfäl-len ihres Vaters litt und in der Folge selbst zu Zornesausbrüchen neigte. «Eine journa-listische Arbeit in der Form eines Features erfordert per se einen etwas persönlich-eren Zugang als andere Sendungen», sagt Kilchenmann. Im Vordergrund des
Für ihr sehr persönliches Feature «Jähzorn – die unterschätzte Volksplage» durfte Katharina Kilchenmann den dritten Preis des «featurepreis ’12» entgegennehmen.
verband. Aldo Gardini, der die hohe Kunst des Radiomachens lehrt, benutzt dieses frühe Kilchenmann-Feature noch heute zu Ausbildungszwecken.
Das Radio ist Kilchenmanns bevorzugtes Medium, weil «man sich übers Hören ent-spannen und sich auf einen Inhalt einlas-sen kann». Schon lange habe sie das Hö-ren als spezielle Qualität entdeckt – und sogar schon ein Feature über die mensch-liche Stimme gestaltet. Und nun also der Preis für ein Feature über die unkontrol-lierte, jähzornige Stimme.
Umgang mit Wut ist lernbar
Doch muss man sich zwanghaft immer wie-der in diese Stimmlage versteigen? Sind Be-troffene dem Jähzorn tatsächlich ein Leben lang ausgeliefert? Nein, sagt der Fachmann im Feature. Wer wirklich will, kann lernen, seine Verhaltensweise zu korrigieren. Es brauche allerdings einen echten Entscheid, den schmerzhaften Kreislauf zu durchbre-chen, meint Kilchenmann. «Und den muss jeder selber fällen.»
Regula Wenger
Features stehen jedoch drei Betroffene und deren Leidensgeschichte.
Jeder Vierte ist jähzornig
Als sich Kilchenmann mit dem Thema journalistisch auseinandersetzte, stellte sie fest, «dass es bisher nur wenig wahrge-nommen wurde. Es hat jedoch eine hohe gesellschaftliche Relevanz.» Im Feature bezeichnet Psychotherapeut Theodor Itten, der zum Thema ein Buch geschrieben hat, den Jähzorn sogar als veritable Volksplage. Jeder vierte Schweizer lasse sich zu sol-chen Ausbrüchen hinreissen. Die Frauen leben ihren Jähzorn eher in den eigenen vier Wänden aus, die Männer auch am Arbeitsplatz und im Strassen verkehr.
Kilchenmanns Mut, das mit Scham und Schrecken behaftete Tabuthema auf ganz persönliche Art und Weise aufzugreifen, wurde nun belohnt. Die Stiftung Radio Basel zeichnete ihren Beitrag mit dem «featurepreis ’12» aus. «Die Autorin outet sich selbst als Opfer und Täterin zugleich. Dieser Ansatz macht wohl auch die gros se Nähe zu den Befragten möglich», begründet die Jury unter anderem die Preisvergabe an die Bernerin.
Von Mensch zu Mensch
Angesprochen auf die persönlichen Gespräche in ihren Sendungen, meint Kilchenmann: «Ich kann nicht selber ab-stinent sein und dann erwarten, dass die anderen sich öffnen.» In erster Linie inter-essiert sie sich ja auch als Mensch – nicht nur als Journalistin – für andere Men-schen und ihre Geschichten. Bereits vor über 15 Jahren hatte sie ein Feature über einen Pfarrer gestaltet, bei dem sie einen äusseren Anlass mit etwas Persönlichem
Geschichten mit Tönen erzählen Features, die «Dokumentarfilme» des Radios, sind für Radiomacher die Königs-disziplin überhaupt. Bereits zum sechsten Mal wurde der «featurepreis» der Stiftung Radio Basel, der einzige internationale Preis für deutschsprachiges Radiofeature-schaffen, vergeben. Damit soll die vom Spardruck bedrohte Radioform gestärkt werden.
«Jähzorn – die unterschätzte Volksplage» kann hier nachgehört werden: www.srgd.ch > Magazin LINK > Aktuelle Ausgabe
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caRte Blanche
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Medien-Zukunft eines Digital NativesIm letzten LINK fragte Peter Moor-Trevisan auf dieser Seite, wo-
hin es in Zukunft mit den Medien gehen würde. Nun, für mich ist
diese Frage einfach zu beantworten. Oder zumindest weiss ich,
wie meine ideale Medien-Zukunft aussieht.
Ich bin ein sogenannter Digital Native: Meine erste Erfahrungen
mit dem Computer machte ich bereits im Vorschulalter in den
frühen 1980er-Jahren. ‹Schuld› daran ist mein Vater, der als Inge-
nieur allerlei neue Geräte nach Hause brachte und uns Kinder
dazu ermutigte, mit den Möglichkeiten, die sich uns damit eröf f-
neten, zu experimentieren. Von diesem offenen Umgang mit
neuen Technologien profitiere ich noch heute, denn es erlaubt
mir ein unverkrampftes, aber dennoch kritisches Herangehen
an die neusten Entwicklungen.
Ich finde es faszinierend, wie selbstverständlich heute schon die
Kleinsten mit digitalen Geräten umgehen. Die Angst davor, dass
unsere Kinder dadurch abstumpfen oder unsozial werden, halte
ich für unbegründet. Schliesslich spielen Kinder immer noch
am liebsten mit anderen Kindern und ihre Augen leuchten
heute mit gleicher Begeisterung wie vor 50 Jahren,
wenn sie einen Lego-Baukasten sehen.
Auch die heutige Jugend kommuniziert und liest
(wenn auch ‹nur› Gratiszeitungen, aber sie liest!)
wie keine Generation zuvor.
Lediglich der Kommunikations- und Informa-
tionsweg hat sich verändert: Er erfolgt übers
Web, über Social Media, Messaging-Dienste
usw. Gleichzeitig ist das Internet zu einer
fast unerschöpflichen Informationsquelle
geworden. Es ermöglicht allen das orts-
und zeitunabhängige Abrufen von Wis-
sen. Das ist eine grossartige Entwicklung!
Trotz aller Begeisterung: Ich bin nicht jederzeit auf allen digitalen
Kanälen, die es heute gibt, anzutreffen. Im Gegenteil, ich habe
mich für diejenigen entschieden, die meinen Bedürfnissen am
besten entsprechen. Und genau darin sehe ich die Zukunft der
Medien: Jeder kann sich seine Medieninhalte nach seinen per-
sönlichen Vorlieben zusammenstellen.
Konkret heisst das für mich: Ich möchte mediale Inhalte abrufen
können, unabhängig vom Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung. Ich
möchte auf News und spannende Dokumentationen jederzeit
Zugriff haben. Ich möchte die neusten Filme und Serien in
Originalton mit Untertiteln beziehen können, ohne dass ich Jahre
warten muss, bis sie synchronisiert auf unseren Bildschirmen
oder als beschränktes digitales Angebot eines Telekommunikations-
anbieters auftauchen.
Wenn meine Vision der Medien-Zukunft real würde, was bedeu-
tet das für die SRG und die Schweizer Medienlandschaft? Wäre
es das Ende von Radio und Fernsehen, wie wir es kennen?
Könnte die SRG solchen Bedürfnissen der Medienkonsumentin-
nen und -konsumenten überhaupt entgegenkommen?
Das bleiben auch für mich offene Fragen. Die Zukunft wird
es zeigen. Und trotz der immer schnelleren technologi-
schen Entwicklungen, manchmal geht es mir trotzdem
damit viel zu langsam vorwärts. Ich hätte nichts dage-
gen, wenn schon morgen eine Plattform geschaffen
würde, die meinen medialen Bedürfnissen
gänzlich entspricht.
Jasmina Causevic, Publikumsrätin und Projektleiterin für Web-Kommunikation an der Fachhochschule Nordwest-schweiz FHNW.
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Kommentare zur Carte blanche: [email protected]
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AgendA
Radio SRF 1-Sendung «Persönlich» live aus Tafers FR und Bern
Sonntag, 10. Februar 2013, 10 Uhr, im Gasthof St. Martin in Tafers, und Sonntag, 17. Februar 2013, 10 Uhr, im Foyer Stadt-theater in Bern. Der Anlass ist öffentlich, der Eintritt frei.
Führung durch das Medienzentrum Bundeshaus in Bern
Dienstag, 26. März 2013, 17.30 bis 19.30 Uhr. Anmeldungen bis 18. März 2013 an [email protected] oder 031 388 94 72 (Teilnahme wird bestätigt).
«Stammtisch» zur Unternehmens-strategie der SRG SSR
Mittwoch, 6. März 2013, 18 bis 19.30 Uhr, in der Schlüsselzunft in Basel. Eine Anmel-dung ist nicht erforderlich.
Vorankündigung: GV 2013 der SRG Region Basel
Dienstag, 23. April 2013, 18.30 Uhr, im ZicZac in Allschwil BL. Mitglieder der SRG Region Basel erhalten eine persönliche Einladung.
Neumitglieder-Apéro im Regional-studio St. Gallen
Dienstag, 26. Februar 2013, 17 Uhr. Anmel-dung (auch für bestehende Mit glieder) bis 24. Februar 2013 an [email protected] oder 071 243 22 14.
Führung durch das Bundeshaus und das Medienzentrum in Bern
Mittwoch, 10. April 2013, 10 bis 17 Uhr. Anmeldung bis 24. Februar 2013 an [email protected] oder 071 243 22 14 (Teilnehmerzahl beschränkt).
Vorankündigung: Mitgliederver-sammlung der SRG Ostschweiz
Samstag, 11. Mai 2013, 9.30 Uhr, in Schwanden GL. Mitglieder der SRG Ostschweiz erhalten eine persönliche Einladung.
Radio SRF 1-Sendung «Persönlich» live aus Dornach SOSonntag, 3. Februar 2013, 10 Uhr, im Kloster Dornach. Der Anlass ist öffentlich, der Eintritt frei.
SRG Luzern: Besuch der Sendung «Giacobbo/Müller»
Sonntag, 10. Februar, und Sonntag, 28. April 2013, 18.45 Uhr, im Kaufleuten in Zürich. Anmeldung (für Mitglieder der SRG Luzern) an [email protected] oder 041 360 85 72 (ab 16 Jahren, Teilnehmerzahl beschränkt).
Radio SRF 1-Sendung «Persönlich» live aus Stansstad und Luzern
Sonntag, 24. Februar 2013, 10 Uhr, in der Sust in Stansstad, und Sonntag, 3. März 2013, 10 Uhr, im Hotel Seeburg in Luzern. Der Anlass ist öffentlich, der Eintritt frei.
«Zoogä-n-am Boogä» live aus ZugFreitag, 8. März 2013, 20 Uhr, im Restau-rant Brandenberg in Zug. Der Anlass ist öffentlich, der Eintritt frei.
SRG Luzern: Besuch der Sendung «Aeschbacher»
Freitag, 22. März, und Freitag, 3. Mai 2013, 19 Uhr, in der Labor-Bar in Zürich. Anmel-dung für Mitglieder der SRG Luzern an [email protected] oder 041 360 85 72 (ab 16 Jahren, Teilnehmerzahl beschränkt).
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Radio SRF 1-Sendung «Persönlich» live aus Zürich
Sonntag, 10. März 2013, 10 Uhr, im Theater am Hechtplatz in Zürich. Der Anlass ist öffentlich, der Eintritt frei.
iPad-Kurs «Digitale SRF-Welt erleben»Der Kurs richtet sich an iPad-Besitzer und wird dreimal durchgeführt: Montag, 11. März 2013, 18 Uhr, sowie Donnerstag, 21. März 2013, 14.30 und 18 Uhr, in der PH Zürich. Anmeldung an [email protected] oder 044 366 15 44. Kosten: 30.–
Sektionsversammlungen Sektion 3: Mittwoch, 17. April 2013, in Dübendorf. Sektion 2: Freitag, 19. April 2013, in Uitikon-Waldegg. Die Versamm-lungsdaten der Sektionen 1 und 4 werden noch bekannt gegeben. Mitglieder der SRG ZH SH erhalten von ihren Sektionen eine persönliche Einladung.
Einen Überblick über alle Veranstaltungen der SRG.D und weitere Informationen fin-den Sie unter: www.srgd.ch/agenda
Fernsehstudio-Führung und Besuch der Sendung «Die Millionen-Falle»
Samstag, 20. April 2013, 12.15 Uhr, im Fernsehstudio Zürich. Anmeldungen bis 9. April 2013 an [email protected] oder 031 388 94 72 (Teilnahme wird bestätigt).
Generalversammlung der SRG Bern Freiburg Wallis
Samstag, 4. Mai 2013, 10.30 Uhr, im Rathaus in Bern. Mitglieder der SRG BE FR VS erhal-ten eine persönliche Einladung.
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