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LTUR 350. GEBURTSTAG DreiKaiser lauschten dem Bauernsohn Zu seinem 350. Geburtstag erlebt dyr steirische Komponist Johann Joseph Fux eine längst überfällige Renais- sance. Er zählt zu den bedeutendsten europäischen Meistern des Barock. ERNST NAREDI-RAINER . S ein Geburtsdatum ist unbe- kannt. Dass er 1660 in Hir- tenfeld bei St. Marein am Pi- ekelbach in der heutigen Ge- meinde Langegg als Bauernsohn lur Welt kam, gilt aber mittler- weile als gesichert. Die Musik- welt feiert daher heuer den 350. Geburtstag des steirischen Ba- rockkomponisten Johann Joseph Fux, der als Wiener Hofkapell- meister eines der wichtigsten musikalischen Ämter seiner Zeit Dekleidete. Sein Einfluss auf das Musikleben, vor allem auf den Musikunterricht, hält bis heute an: Sein "Gradus ad Parnassum", 725 erstmals veröffentlicht, hat als Kontrapunktlehrbuch bis ileute nichts von seiner Gültig- verloren. . Im heutigen Repertoire jedoch man Fux zu selten begeg- ilen. Ein Missstand, dem die Akti- ritäten zu seinem 350. Geburtstag Abhilfe schaffen sollten. Wurde auch die Grazer Oper fl ach dem Umbau 1985 mit "Ange- .ca vincitrice di Alcina" von Fux iedereröffnet, so musste man i och bis zum Jubiläumsjahr war- ·en, um dem Opernkomponisten 'ux, der nicht weniger als 21 Büh- flenwerke hat, wie- Johann Joseph Fux, geboren 1660 in Hirtenfeld bei St Marein. 1695: Organist des Wi ener Schottenk l oste rs. 1696: Heirat mit Juliane Schnit- zenbaum . 1698: Hofkomponist in Wien. 1711: Vizehofkapellmeister. 1715: Hofkapellmeister in Wien. 13.2.1741: Tod in Wien. der begegnen zu können: Die Grazer Musikuniversität zeigt "Dafne in Lauro", bei der "styriar- te" leitet Jordi Savall eine Produk- tion von "Orfeo ed Euridice"_ Höchstes Ansehen Der oststeirische Bauernsohn hatte es nicht nur als Komponist zu höchstem Ansehen gebracht, er trug auch die Verantwortung für die größte Hofkapelle Euro- pas. Für diese organisatorische Herausforderung war er gerüstet. Er studierte ab 1680 an der Grazer Universität und wurde 1683 als .} lo' : :tIr' « . .... 't l *: ... ... -. , .: ... . . .. . Die Büste von Johann Joseph Fux in der "Steirischen Ehrengalerie" der Grazer Student der Rechte an der Jesui- tenuniversität Ingolstadt imma- trikuliert, wo er dann auch als Or- ganist tätig war. Danach verliert sich seine Spur, bis er 1696 in Wien die Beamtentochter Juliane Schnitzenbaum heiratet. Der Organist des Wiener Schottenklosters macht rasch Karriere. Gegen den Widerstand der italienischen Fraktion er- nennt ihn Kaiser Leopold 1. zum Hofkomponisten. Als sol- cher diente er auch Joseph 1. 1711 wird er Vizehofkapellmeister . und 1715 kürt ihn Kaiser Karl VI. zum Hofkapellmeister. Als erster Österreicher nahm er 36 Jahre lang ' die höchste und einfluss- reichste Position ein, die es da- mals für einen Musiker gab. Gicht Fux litt ab 1713 an Podagra, wes- halb Kaiser Karl VI. den Gicht- kranken 1723 in einer Sänfte zur Krönung nach Prag tragen ließ. War Fux auch ein Meister des Kontrapunkts und der Polyfonie, so verdankt er seine Bedeutung als wichtigster österreichischer Barockkomponist doch auch sei-

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  • LTUR 350. GEBURTSTAG

    DreiKaiser lauschten dem Bauernsohn Zu seinem 350. Geburtstag erlebt dyr steirische Komponist Johann Joseph Fux eine längst überfällige Renais-sance. Er zählt zu den bedeutendsten europäischen Meistern des Barock.

    ERNST NAREDI-RAINER .

    Sein Geburtsdatum ist unbe-kannt. Dass er 1660 in Hir-tenfeld bei St. Marein am Pi-ekelbach in der heutigen Ge-meinde Langegg als Bauernsohn lur Welt kam, gilt aber mittler-weile als gesichert. Die Musik-welt feiert daher heuer den 350. Geburtstag des steirischen Ba-rockkomponisten Johann Joseph Fux, der als Wiener Hofkapell-meister eines der wichtigsten musikalischen Ämter seiner Zeit Dekleidete. Sein Einfluss auf das Musikleben, vor allem auf den Musikunterricht, hält bis heute an: Sein "Gradus ad Parnassum", 725 erstmals veröffentlicht, hat als Kontrapunktlehrbuch bis ileute nichts von seiner Gültig-~eit verloren . .

    Im heutigen Repertoire jedoch ~ann man Fux zu selten begeg-ilen. Ein Missstand, dem die Akti-ritäten zu seinem 350. Geburtstag ~ndlich Abhilfe schaffen sollten. Wurde auch die Grazer Oper flach dem Umbau 1985 mit "Ange-. ca vincitrice di Alcina" von Fux iedereröffnet, so musste man

    i och bis zum Jubiläumsjahr war-·en, um dem Opernkomponisten ' ux, der nicht weniger als 21 Büh-flenwerke ~eschrieben hat, wie-

    Johann Joseph Fux, geboren 1660 in Hirtenfeld bei St Marein. 1695: Organist des Wiener Schottenklosters. 1696: Heirat mit Juliane Schnit-zenbaum. 1698: Hofkomponist in Wien. 1711: Vizehofkapellmeister. 1715: Hofkapellmeister in Wien. 13.2.1741: Tod in Wien.

    der begegnen zu können: Die Grazer Musikuniversität zeigt "Dafne in Lauro", bei der "styriar-te" leitet Jordi Savall eine Produk-tion von "Orfeo ed Euridice"_

    Höchstes Ansehen Der oststeirische Bauernsohn hatte es nicht nur als Komponist zu höchstem Ansehen gebracht, er trug auch die Verantwortung für die größte Hofkapelle Euro-pas. Für diese organisatorische Herausforderung war er gerüstet. Er studierte ab 1680 an der Grazer Universität und wurde 1683 als

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    Die Büste von Johann Joseph Fux in der "Steirischen Ehrengalerie" der Grazer

    Student der Rechte an der Jesui-tenuniversität Ingolstadt imma-trikuliert, wo er dann auch als Or-ganist tätig war. Danach verliert sich seine Spur, bis er 1696 in Wien die Beamtentochter Juliane Schnitzenbaum heiratet.

    Der Organist des Wiener Schottenklosters macht rasch Karriere. Gegen den Widerstand der italienischen Fraktion er-nennt ihn Kaiser Leopold 1. 1~98 zum Hofkomponisten. Als sol-cher diente er auch Joseph 1. 1711 wird er Vizehofkapellmeister

    . und 1715 kürt ihn Kaiser Karl VI.

    zum Hofkapellmeister. Als erster Österreicher nahm er 36 Jahre lang ' die höchste und einfluss-reichste Position ein, die es da-mals für einen Musiker gab.

    Gicht Fux litt ab 1713 an Podagra, wes-halb Kaiser Karl VI. den Gicht-kranken 1723 in einer Sänfte zur Krönung nach Prag tragen ließ.

    War Fux auch ein Meister des Kontrapunkts und der Polyfonie, so verdankt er seine Bedeutung als wichtigster österreichischer Barockkomponist doch auch sei-

    hoferHervorheben

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  • Burg

    CD-TIPPS

    Temperamentvoll. Der 1701 gedruckten Sammlung "Concentus musico in-strumentalis", aus der er den Namen für sein Ensemble ableitete, gab Ni-kolaus Harnoncourt in seiner 1970 veröffentlichten, aber derzeit nicht erhältlichen Einspielung fesselnde Klanggestalt. In seine Fußstapfen trat Lorenz Duftschmid. Seine Auf-nahme zeichnet sich durch zupackende Vitalität, Nuancen- und Kontrastreichturn aus. J. J. Fux: Concentus musico instrumentalis. Arcana.

    Meditativ. Sechs Oratorien hat Fux für die Karwochen-Andachten in der Wiener Hofburgkapelle kompo-niert. 1716 entstand "Il Fonte della Salute" ("Die Quelle des Heils"). Martin Haselböck unterstreicht mit seiner Wiener Akademie die meditativen Elemente. Seine Aufnahme zeichnet sich vor allem durch das hohe vokale Niveau der Solisten Henning Voss, Jo-hannes Chum, Wolfgang Bank! aus.

    Fux: ,,11 Fonte della Salute". cpo, 2 CDs.

    KONZERTE & AUFFÜHRUNGEN

    Heuer erklingen zwei Opern 9. April, 19 Uhr, Pfarrkirche Nestel-bach: "Johann Joseph Fux - im Kon-zert der Nationen" unter Lorenz Duftschmid. 29. und 31. Mai, 2., 4. und 6. Juni, 19 Uhr, Mumuth, Graz: Oper "Dafne in Lau-ro". Regie: Barbara Beyer, Dirigent: In Nestelbach: Frank Cramer. Lorenz Duft-13. Juni, 19 Uhr, Stift'Rein: "Te Deum" schmid BINDER und "Kaiserrequiem" unter Franz M.Herzog. 9. Juli, 18 Uhr, Grazer Altstadt: Ein Fest für Fux. 22. und 24. Juli, 20 Uhr, List-Halle, Graz: Oper "Orfeo

    KK ed Euridice" unter Jordi Savall.

    ner farbigen, oft kühnen Harmo-nik, seiner melodischen Verwur-zelung und seiner Kenntnis der italienischen und französischen Musik, die er zur persönlichen Synthese verschmolz, womit er zum Wegbereiter der Wiener Klassik wurde.

    doch, über 500 Kompositionen für alle Gattungen der Barockmu-sik zu edieren.

    Dass diese Werke langweilig seien, behauptet ein gerne kol-portiertes Vorurteil. Wenn Inter-preten vom Rang eines Nikolaus Harnoncourt und seines Concen-tus musicus oder des Freiburger Barockorchesters unter Gottfried von der Goltz am We~ sind, fällt der Gegenbeweis glänzend aus. Wohl aber trifft auf Fux zu, was auch für Joseph Haydn gilt: Mit-telmäßige . Wiedergaben lassen die Genialität kaum erkennen . .

    Um sein künstlerisches Erbe bemüht sich die 1955 in Graz ge-gründete Internationale Johann-Joseph-Fux-Gesellschaft. Eben-falls in Graz erschein.t seit 1959 bei der ADEVA die Fux-Gesamt-ausgabe, deren Vollendung noch lange nicht abzusehen ist, gilt es

    KOMMENTAR

    FRIDO HÜTTER

    Salzburger Osternest .

    Genießen Sie die folgende Zahlenreih 15.543- /37.227 / 57.226 / 76.789 / 124.8 Nein, sie ist kein Algorithmus, obgleich s daraus durchaus ein Programm ableiten ließe. Ein Index der Gier und der vernac lässigten Aufsicht zum Beispiel.

    Die Zahlen stammen aus jenem Kontre bericht, den Audit Service Austria über Geldflüsse bei den Salzburger Osterfest-spielen gefertigt hat und der vergangene Woche via "Standard" publik geworden ] Und sie bezeichnen jene Summen, die sil der entlassene Geschäftsführer sukzessi als Überzahlung seines mit 117.000 Euro gedeckelten Jahresgehalts genehmigt hat. heißt Michael Dewitte und für ihn gilt di Unschuldsvermutung.

    Es ist eine chronologische Reihe und s spricht für sich. Waren es zu Beginn vergleichsweise moderate 15 Tausender, ' hatte sich wenige Jahre später die Summ schon verachtfacht und betrug mehr als Dewittes ohnedies garantierter Jahreslob von 117.000 Euro. - Für die Geschäftsführu eines einwöchigen(!) Festivals an sich sch ein fürstliches Gehalt. Zudem explodiert Reisekosten und Repräsentationsspesen. Letztere von anfangs 2000 auf zuletzt 101.000 Euro per anno.

    Dass Dewitte laut Audit-Bericht dem Technikdirektor der Sommerspiele, Klaus Kretschmer, für ihn gilt die Unschuldsvermutung, in den letzten zeh] Jahren in Summe 2,3 Millionen Euro übel wiesen hat, macht das Bild nicht hübsch( Zumal viele in Rechnung gestellte Leis-tungen überzahlt gewesen sein sollen.

    Dass zwei Männer, für die die Unschu vermutung gilt, tüchtig abgezockt haben, die eine Sache. Dass dies aber über mehr zehn Jahre unentdeckt blieb, ist ein drall; scher Beweis dafür, wie nutzlos die Besel zung der Aufsichtsgremien mit Politiken ist. Dieses System gibt es ja nicht nur in Sc burg, es ist ein österreichisches Übel. In c Sonne von Kunst und Kultur zu baden, is angenehm. Den Kontrollpflichten nachzl kommen, eher weniger.

    Eigentlich sollte das nun ausgehobene Salzburger Osternest dafür reichen, diese offenbar ineffizienten Strukturen allerort radikal zu verändern. Sonst werden scho demnächst wieder goldene Eier gestohle

    Sie erreichen den Autor unter [email protected]