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Ausgabe 2015 · www.sachsen-tourismus.de
Stadt- Schönheiten
Sachsen
VON ZWICKAU IN DIE SÜDSEEUnterwegs mit dem Expressionisten Max Pechstein
SO SCHMECKT DIE WELT IN RADEBEULKulinarisches Reisefieber in Altkötzschenbroda
LUFTIGES KAMENZAbheben und genießen in der Oberlausitz
Unterwegs
04 Annaberg-Buchholz
Traumwelten in ihren schönsten Formen
08 Görlitz
Wie Jerusalem einst an die Neiße kam
10 Bautzen
Von Wasserkunst und Spreegeflüster
16 Kamenz
Die Oberlausitz aus luftiger Perspektive
20 Freiberg
Ein verschwundener Kulturschatz
kehrt zurück
Menschen
24 Plauen
Ein Künstlerleben mit vielen Facetten
28 Zwickau
Fernweh und farbenfrohe Südseeträume
Genuss
32 Meißen
Ein Jahrtausend sächsischer Gerstensaft
34 Radebeul
Kötzschenbrodaer Weltreise
der Köstlichkeiten
Kultur
38 Pirna
Stadtkirchengeschichten
aus vielen Jahrhunderten
42 Grimma
Barocke Überraschung im Muldental
46 Zittau
Die Reiseabenteuer des Fastentuchs
50 Torgau
Wo aus der Reformation Politik wurde
54 Kulturhöhepunkte 2015/2016
56 dreizehn Stadtschönheiten Sachsen
58 Impressum
59 Kontakt
LEIPZIG
DRESDEN
Kamenz
Bautzen
Görlitz
ZittauPirna
Meißen
GrimmaRadebeul
Freiberg
ZwickauAnnaberg-Buchholz
Plauen
Torgau
CHEMNITZ
1
2
3
4
5
6
1 Vogtland
2 Erzgebirge
3 Elbsandsteingebirge
4 Oberlausitz
5 Sächsisches Elbland
6 Sächsisches Burgen- und Heideland
2
Liebe Leserinnen und Leser,
die dritte Ausgabe unseres Städtemagazins trägt zwar einen neuen Namen, aber
der Inhalt bleibt vertraut: interessante, spannende und überraschende Geschich
ten aus dreizehn Städten im Freistaat.
Lesen Sie, welche Rolle Schloss Hartenfels in Torgau für den Erfolg der Re
formation hatte und welche weltbewegenden Entwicklungen hier in Gang gesetzt
wurden. Erfahren Sie, wie der Zwickauer Expressionist Max Pechstein seinen künst
lerischen Weg fand und dafür bis in die Südsee reiste, oder wo man in Annaberg fan
tastische Traumwelten entdecken kann.
Oder Sie gehen mit diesem Heft gleich mehrfach auf die Reise: Eine davon
liegt schon 500 Jahre zurück und führte von Görlitz nach Jerusalem. Eine weitere
folgt heute dem Lockruf kulinarischer Köstlichkeiten von Radebeul bis über den
Atlantik, und von Kamenz reisen Sie nicht weit, aber dafür hoch – sehen Sie die
Oberlausitz aus der Vogelperspektive.
In Bautzen lernen Sie eine Tuchhändlerin aus vergangenen Zeiten kennen, in
Freiberg kommt ein musikalischer Schatz ans Licht und bei Grimma wartet eine ar
chitektonische Überraschung. Auf dem Meißner Burgberg werden Freunde kühlen
Biers klüger, in Pirna erzählt die Stadtkirche St. Marien aus ihrer reichen Geschichte,
Plauen feiert einen Künstler der besonderen Art und in Zittau findet ein dramati
sches Abenteuer ein gutes Ende.
Eine unterhaltsame Reise wünscht Ihnen die
Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen
SACHSEN IST ... WELT- BEWEGEND.
3
UNTERWEGS IN ANNABERG-BUCHHOLZ
Annaberg-Buchholzim Erzgebirge
4
UNTERWEGS IN ANNABERG-BUCHHOLZ
Der erste Gedanke: Die Bergwelt steht kopf ! Gebirgsgipfel
aus Kunststoff ragen von der Decke gen Fußboden, kaum
dass man die »Manufaktur der Träume« betritt. Und wie
in einem Bergwerksstollen ziehen Eindringlinge von au
ßen instinktiv den Kopf ein, wenn sie die fremde Umge
bung betreten. Wer sich hier im wahrsten Sinne des Wor
tes »klein macht«, erhält Zutritt in eine Welt, die auf den
ersten Blick nur für Kinder gemacht scheint. Tatsächlich
eröffnet sich beim Betrachten von abertausenden winzi
gen Holzfiguren ein faszinierender Bilderbogen über die
Kultur und Tradition der Menschen im Erzgebirge – bis in
unsere Zeit hinein.
Die »Manufaktur der Träume« in Annaberg-Buchholz ist ein wahres Schatzkästchen:Hier nehmen Wunsch und Wirklichkeit der Menschen im Erzgebirge Gestalt an – winzig und bezaubernd.
LEBENDIGE TRAUMWELTEN
Die »Geduldsflaschen« zählen zu den originellsten Ausstellungsstücken der »Manufaktur der Träume«5
AUS DEN STUBEN INS MUSEUMDas schönste Beispiel dafür sind die »Weihnachtsberge«,
die seit dem 18. Jahrhundert untrennbar mit der Erz
gebirgsweihnacht verbunden sind. Die meisten dieser
Miniaturlandschaften schnitzten die Bergleute selbst
und fügten über Jahre oder Jahrzehnte immer neue
Stücke hinzu, liebevoll ausgestaltet und dekoriert. In der
»Manufaktur der Träume« sind mehrere dieser Kunst
werke zu bewundern, jedes hat seinen ganz eigenen Stil und
erklärt ohne Worte die Faszination, die Erika PohlStröher
zu einer lebenslangen Sammelleidenschaft befeuerte.
Aufgewachsen im Vogtland, blieb die Schweizer Stifter in
ihrer sächsischen Heimat auch aus der Ferne immer ver
bunden. Das Vermögen ihrer Familie, die einst den Wella
Konzern gründete, erlaubte ihr den Aufbau einer Samm
lung erzgebirgischer Volkskunst, aus der sich die »Manu
faktur der Träume« mitten in Annaberg speist.
Weil das Leben nicht nur aus Weihnachten besteht und zu
mindest früher jeder Mann stets sein »Tscherpermesser«
in der Tasche hatte, reicht die Traumwelt der Ausstellung
weit über Weihnachtsberge und Pyramiden hinaus. Ein
großer Teil der Exponate stellt Szenen der Bergarbeit un
ter Tage dar, aber auch das Dorfleben mit all seinen Fes
ten und natürlich fantasievolle Spielsachen finden sich
in bunter Vielfalt in den Vitrinen. Viele Spielzeuge ha
ben mechanische Funktionen, weil Kinder es damals wie
heute lieben, Dinge in Bewegung zu setzen. Auch des
halb finden kleine Besucher der Ausstellung immer wie
der Knöpfe, Kurbeln oder Bildschirme in kindgerech
ter Höhe, deren Betätigung Licht ins Dunkel bringen
kann oder richtig Schwung in eine Sache. Und wenn mal
etwas nicht gleich funktioniert, so hört man, stecke wohl der
Museumskobold dahinter.
UNTERWEGS IN ANNABERG-BUCHHOLZ
Die Exponate lassen nicht nur Kinderaugen leuchten
6
MEISTERWERKE ZUM STAUNENNatürlich sind auch Erwachsene leichter zu begeistern, wenn
sich etwas bewegt. Die »Bergwerkstürme« oder »Kasten
bergwerke« zählen deshalb zu den beliebtesten Ausstel
lungsstücken. Meist als Arbeiten talentierter Freizeitbastler
entstanden, bilden die mechanischen Miniaturen kleinste De
tails im Bergwerksbetrieb nach und erstrecken sich oft über
mehrere Etagen. Die Teile der Maschinerie sind dabei meist
erkennbar selbstgefertigt und mit viel Erfindungsreichtum
umgesetzt: Zigarrenkistendeckel dienen als Antriebsräder,
Zimmermannsnägel als Achsen oder Wellen und Konserven
blech als Zahnräder. Damit man die vielen bemerkenswerten
Details nicht übersieht, erlauben Displays oft tiefere Einblicke
in die Funktionsweise. Neben diesen mechanischen Wunder
werken bringen manche der Schnitzarbeiten auch durch ihre
schiere Vielfältigkeit die Betrachter zum Staunen. Farben
prächtige Bergmannszüge tragen hunderte Figuren, Spielzeu
ge wie die Arche Noah sind mit rund 200 Tieren ausgestat
tet. Dazu werden handgeschnitzte Souvenirs und Spielsachen
präsentiert, die schon vor einem Jahrhundert ihren Weg bis
nach Amerika fanden und den Bergarbeiterfamilien ein Zu
brot verschafften, sorgfältig durch Verleger organisiert. Zwi
schen Puppenstuben, Reifentieren und mancher Kuriosität
wird – natürlich – immer wieder auch Weihnachten in der
»Manufaktur der Träume« gefeiert. Bergmänner und Engel
mit Kerzen in den Händen sind neben Nussknackern, Pyra
miden und »Raachermannl« natürlich die Klassiker, doch
auch hier ist die Vielfalt der Sammlung berauschend. Be
sonders am Ende des Rundgangs, wenn zu erhebender Mu
sik ein geschnitzter Engelschor vom Himmel herabsinkt ...
• www.manufakturdertraeume.de
UNTERWEGS IN ANNABERG-BUCHHOLZ
DIE TRADITION LEBTWas die Ausstellung im Nachbarhaus beginnt, führt
die Schnitzschule »Paul Schneider« im Kultur
zentrum »Erzhammer« am Marktplatz weiter.
Im hohen, lichten Dachgebälk begeistert Schullei
ter Ingolf Gleisl Lernende aller Altersgruppen für
die Tradition des Schnitzens. Er folgt damit dem
1975 verstorbenen Gründer und Namensgeber der
Schnitzschule, dessen Figuren bis heute wegen ih
rer ausdrucksstarken Gesichter bewundert werden.
»Unsere Angebote richten sich an Kinder oder
Schulklassen und auch an Erwachsene, vom Anfän
ger bis zum Könner«, erklärt Ingolf Gleisl. Ihm ist
es wichtig, dass die alte Tradition des Schnitzens im
Erzgebirge lebendig bleibt und natürlich auch Er
wachsenen und Kindern anderswo Freude bereitet.
»Für AnnabergBesucher mit längerer Anreise bie
ten wir deshalb auch SchnitzUrlaube an«, so Gleisl.
In einer Woche könne man durchaus die wichtigs
ten Grundlagen erlernen. Viele der SchnitzUrlau
ber kämen dann immer wieder zum Schnitzen nach
Annaberg, freut er sich.
UNTERWEGS IN GÖRLITZ
Zwischen Görlitz und Jerusalem liegen mehr als 2.700 Kilometer. Dennoch sind beide Städte seit einem halben Jahrtausend miteinander verbunden.
JERUSALEM AM NEISSE-UFER
Als Georg Emmerich aufbrach, stand ein einsames Wegekreuz
auf jenem Acker, der einmal zur wichtigsten Sehenswürdig
keit der Stadt werden sollte. Im Frühling des Jahres 1465 war
Emmerich mit über 40 Jahren kein junger Mann mehr und
der Anlass zu seiner großen Reise war daher kaum als »ju
gendliche Verfehlung« zu bezeichnen. Der Sohn des angese
henen Bürgermeisters von Görlitz hatte sich – unter histo
risch nicht geklärten Umständen – mit der Ratsherrentochter
Benigna Horschel eingelassen. Das gemeinsame Kind wurde
zum Problem, da eine Heirat aus politischen Gründen nicht
in Frage kam. Als letzte Option blieb Emmerich der ultimati
ve Bußgang: die Reise nach Jerusalem zum Grab Jesu Christi.
Die Mühen dieser Pilgerreise zum heiligen Ort würden ihn
zumindest in den Augen der Kirche rehabilitieren.
BUßFAHRT INS HEILIGE LANDSein Wohlstand ersparte Emmerich freilich eine jahrelange
»tour de force« durch den Balkan, Kleinasien, über den Li
banon und zurück. Stattdessen reiste er über gut ausgebau
te Handelswege nach Venedig, wo er sich gen Alexandria
einschiffte. So erreichte der reuige Sünder nach nur 14 Wo
chen Jerusalem, wo ihn der FranziskanerAbt Fransiscus von
Piazenza am 11. Juli 1465 zum »Ritter vom Heiligen Grab«
schlug. Als Mitglied dieses erlauchten Zirkels war Georg
Emmerich die Sündenvergebung durch Mutter Kirche gewiss.
Das kümmerte allerdings seine Widersacher aus dem Kreis
um die Familie Horschel wenig, die weiterhin Ränke schmie
deten und mit der sogenannten Pulververschwörung die Stadt
Görlitz und den Rat um Emmerich senior ins Verderben stür
zen wollten. Gleichwohl: Der üble Plan wurde aufgedeckt,
die Verschwörer wurden alle hingerichtet – seltsamerweise bis
auf den Ratsherren Horschel, dessen Tochter samt Kind spä
ter noch in Ehren unter die Haube kommen sollte. Offenbar
war man sich – Pilgerreise hin oder her – doch noch einig ge
worden. Für Georg Emmerich jedenfalls war der glimpfliche
Ausgang seiner Verfehlung nicht das Ende der Geschichte,
sondern der Beginn einer noch größeren. Görlitzin der Oberlausitz
8
UNTERWEGS IN GÖRLITZ
DER RATSHERR ALS BAUMEISTERJahre später hatte sich Georg Emmerich längst als Ratsherr
verdient gemacht. Als Bürgermeister trug er Verantwortung
für seine Stadt, was damals auch die Sorge um das Seelen
heil der Görlitzer einschloss. Eine Pilgerreise nach Jerusa
lem war für die allermeisten Menschen der Zeit undenk
bar und so entschied sich der Stadtrat für eine damals recht
populäre Lösung: den Nachbau der Grabeskirche im Hei
ligen Land. Vor den Toren von Görlitz sollte der Bau zum
Zentrum eines »KleinJerusalem« werden und ein Pilger
ort für die Menschen aus der Region. Woher die Baupläne
stammen, ist bis heute nicht geklärt. Von seiner Reise hat
te Emmerich sie wohl nicht mitgebracht, auch wenn die In
schrift in der Adamskapelle dies behauptet. Als sicher gilt,
dass der maurischromanische Bau die äußere Form der
Jerusalemer Grabeskirche im 15. Jahrhundert recht detail
getreu wiedergibt, wenngleich in verkleinerter Form. Die
Errichtung begann auf Beschluss des Görlitzer Rats im Jahr
1481. Zeitgleich entstanden andere Bauten des Ensembles:
der Salbstein mit der Skulptur »Die Beweinung Jesu« von
Hans Olmützer und die zweigeschossige Doppelkapelle zum
Heiligen Kreuz. Sie beherbergt im Untergeschoss die Adams
kapelle und darüber die Golgathakapelle. Auf den ersten
Blick betont schlicht gestaltet, entfaltet sich in den beiden
Andachtsräumen eine Fülle christlicher Symbolik. Besonders
auffällig : ein Riss in der Wand der Adamskapelle, der die welt
bewegende Wirkung von Christi Tod ins Blickfeld rücken soll.
EIN FROMMES LANDSCHAFTSKUNSTWERKDas Besondere am Görlitzer Heiligen Grab sind jedoch nicht
die Gebäude – in Deutschland gab es einst über ein Dutzend
derartiger Bauwerke. Außergewöhnlich ist die Anlage eines
Gartens um die Kapellen und dessen Einbindung in die Land
schaft. Denn Emmerichs ehrgeizige Planung folgte seinerzeit
dem Ziel, den neuen Wallfahrtsort in ähnliche räumliche Be
ziehungen wie in Jerusalem zu stellen. Blickte man dort vom
Hügel der Grabeskirche zur Stadt, lag der Tempel direkt in
der Sichtachse, ebenso das Richthaus von Pontius Pilatus. In
Görlitz nimmt die doppeltürmige Pfarrkirche St. Peter und
Paul den Platz des Tempels ein, in einer Linie mit dem Rat
haus. Die Anhöhen nördlich der Grabeskapelle stehen in die
ser Deutung für den Ölberg mit dem Garten Gethsemane, der
Wasserlauf im Tal dazwischen bekam den Namen des bibli
schen Baches Kidron zugewiesen.
Der Weg von St. Peter und Paul zum Heiligen Grab wurde in
spätere Jahren als »Kreuzweg« gegangen, wie die »Via Do
lorosa« in Jerusalem soll er in eintausend Schritten zum Ziel
führen. Der Brauch der Sündenvergebung durch Pilgerreisen
und Wallfahrten verschwand zwar auch in Görlitz bald nach
dem Einzug der Reformation, doch das Heilige Grab ist bis
heute eine wichtige Sehenswürdigkeit. Zur Osterzeit kommt
die Anlage bis heute jedes Jahr zu religiösen Ehren. Mehrere
Osterandachten der evangelischen Kirchen der Stadt finden
auf dem einstigen Acker statt und die katholischen Männer
beginnen hier am Karfreitag ihren Bußgang zu einer der vier
katholischen Kirchen von Görlitz.
• www.heiligesgrabgoerlitz.de
Die Grabeskapelle nach Jerusalemer Vorbild Eindrucksvoll schlicht gestaltet – die Golgathakapelle
9
UNTERWEGS IN BAUTZEN
SPREE-GESCHICHTEN
Die Geschichte der stolzen Burgstadt Bautzenist so eng mit der nahen Spree verwoben,
dass man von einer Beziehung auf Leben und Tod sprechen kann.Und die lässt sich bis heute auf spannende Weise erleben.
Bautzenin der Oberlausitz
10
UNTERWEGS IN BAUTZEN
Eine stolze Frau führt die Runde der Besucher über buckeli
ges Straßenpflaster. Am Brunnen vor dem Rathaus hat sie sich
als Tuchhändlerin Teda vorgestellt – und damit als Teil der
vornehmsten Gesellschaft Bautzens. Denn die Tuchhändler
waren es, die an der Kreuzung zweier Handelswege den Reich
tum in die Stadt brachten, deren Türme seit Jahrhunderten
weithin sichtbar über die Weite der Oberlausitz ragen. Fest
gegründet auf hartem Granitfels, ist Bautzen durchaus wehr
haft und doch verwundbar, wie Tedas Geschichten zeigen.
Viele drehen sich um den wunden Punkt der Stadt: das Was
ser. Denn zwar scheint die Spree im Tal nah und lieblich, doch
der Weg der Fluten hinauf auf den steinernen Sockel der Stadt
forderte die Bautzener über die Zeiten immer wieder aufs Äu
ßerste heraus. Brunnen ließen sich durch den harten Stein
nicht treiben. Erfindergeist war gefragt.
11
DER FEIND IN DEN STADTMAUERNTeda kennt sich aus in ihrer Stadt. Sie hat – im Gegen
satz zu den meisten Frauen ihrer Zeit – eine Schule be
sucht und die alten Chroniken studiert. Daher weiß sie,
dass nicht allein das Händlergeschick von Männern wie
ihrem Ehegatten für den Wohlstand der Stadt sorgte. Viel
mehr sei auch jenen Meistern zu danken, die Bautzen mit
modernsten Mitteln mit Wasser versorgten. Immer wie
der weist Teda beim Spaziergang auf steinerne Tröge hin,
die sich in der ganzen Stadt finden. Sie erzählt von der
»Wasserkunst«, die viele Dutzend dieser Tröge füllte. Ob
wohl sie damit ein Gebäude meint, betont sie das Wört
chen »Kunst« auf besondere Weise. Die kleine Reisege
sellschaft erfährt den Grund schon bald, als sie hinter dem
Nikolaitor den Friedhof erreicht.
12
Dann nämlich bietet sich ein wundervoller Ausblick auf
den Fluss, der Bautzen an drei Seiten umfließt. Diese Lage
und zwei gewaltige Stadtmauern machten die Stadt gleich
sam uneinnehmbar. Nur: Der größte Feind der Stadt lau
erte nicht vor diesen Mauern, sondern in den Küchen
herden und Öfen der Bewohner. Kein Kriegsangriff mit
Wurfmaschinen und Kanonen hat Bautzen je in die Knie
gezwungen, doch der Feuerteufel war in 1.013 Jahren
Stadtgeschichte ein stetiger Gast. Ganze 44 Stadtbrände
zählte die Tuchhändlerin Teda in den staubigen Folianten
der Archive. Wieder und wieder brannte die Stadt, und
immer schien das Wasser der Spree nah und war doch zu
fern, um die Stadt zu retten.
13
BAUTZEN
MÖNCH MIT VISIONENErst 1496 gelang die Wende. Der Breslauer Mönch Martin
Gregor hatte sich erboten, der Stadt gegen freie Kost und
Logis eine »Wasserkunst« zu errichten. Ein Jahr lang werkel
te er mit hölzernen Wasserrädern und kupfernen Röhren, bis
er die Herren der Stadt am Tag vor Allerheiligen zu seinem
Werk bat. Doch als er die gewaltige Apparatur in Gang setz
te, passierte … nichts. Der Legende nach wurde der Mönch
als Hochstapler festgesetzt, floh des Nachts aus der Haft
und fiel später erschöpft vor der Stadt in einen tiefen Schlaf.
Teda beschreibt lebhaft den Traum des Mönchs: Eine »dicke,
fette Kröte« sah er in den Röhren sitzen. Erschrocken wachte
er auf und eilte unter Lebensgefahr zurück nach Bautzen. Tat
sächlich fand er die Kröte, befreite die Rohre und von da an
floss das Wasser, wie es nie zuvor in Bautzen geflossen war. Die
Kraft der Spree pumpte es fortan 30 Meter in die Höhe, von
wo es in die ganze Stadt verteilt wurde. Im Jahr 1514 soll es be
reits 238 Wassertröge in der Bautzener Innenstadt gegeben ha
ben. Später wurde der hölzerne Bau Gregors durch den Stein
turm ersetzt, der nun seit 1558 die Stadtsilhouette prägt. Hier
endet der Spaziergang mit Tuchhändlerin Teda. Die wird wie
der zur Stadtführerin Franziska Henke und entlässt ihre Gäste
in eine neue Geschichte.
BEGEISTERNDE TECHNIKDie beginnt bei Tilo Rosjat und seiner Mutter, die 1991 ge
meinsam als Pächter die »Alte Wasserkunst« zu Bautzen über
nahmen. Damals war der Bau mit zehn Ebenen vor allem ein
beliebter Aussichtsturm, doch der gelernte Mechaniker Rosjat
wollte mehr. 1994 machte er sich daran, die Technik auf der
unteren Etage aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken. Sie
stammte zwar nicht mehr aus dem Spätmittelalter, sondern ver
mutlich aus dem frühen 20. Jahrhundert – schließlich wurde
noch bis 1965 mit einer Elektroturbine Wasser aus der Spree
emporgepumpt. Zwei Jahre arbeitete Tilo Rosjat mit mehreren
Mitstreitern und pünktlich zum 500. Jubiläum liefen die Ma
schinen wieder. Wasser wird indes nicht mehr gepumpt – die
Originalmechanik produziert heute ganz zeitgemäß Ökostrom.
Teile der ursprünglichen Pumptechnik sind im Museums
turm ebenfalls zu besichtigen. Wer sich bis auf die Aussichts
plattform wagt, lernt unterwegs auf etlichen Schautafeln jede
Menge zur Bautzener Stadtgeschichte. Und die sieht man dann
hoch oben über der Spree in einem ganz neuen Licht.
• www.altewasserkunstbautzen.de
• www.sagenhaftesbautzen.de
Gut versteckt: der Turm der WasserkunstTuchhändlerin Teda auf ihrem Weg durch die Stadt
14
Die aktuelle Technik in der »Alten Wasserkunst« stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert
15
UNTERWEGS IN KAMENZ
HIMMELÜBER KAMENZ
Kamenz blickt auf ein wechselhaftes Jahrhundert derFlugtradition zurück. Bis heute ist die Flugbegeisterung auf dem Flugplatz der Stadt ungebrochen. Warum?Nach einem Blick aus dem Flugzeug fenster stellt sich diese Frage nicht mehr.
Kamenzin der Oberlausitz
16
UNTERWEGS IN KAMENZ
Kamenz blickt auf ein wechselhaftes Jahrhundert derFlugtradition zurück. Bis heute ist die Flugbegeisterung auf dem Flugplatz der Stadt ungebrochen. Warum?Nach einem Blick aus dem Flugzeug fenster stellt sich diese Frage nicht mehr.
Halb Kamenz muss auf den Beinen gewesen sein an jenem
26. März des Jahres 1911. Alle schauten in den Himmel,
wo der kleine »Grade Eindecker« seine Runden über den
Kasernen der Garnison drehte. So manchem Beobachter
wird der Atem gestockt haben, als der Pilot Oswald Kahnt
zur Landung auf dem Exerzierplatz ansetzte. Die Begeiste
rung dieses Tages muss so groß gewesen sein, dass die
Kamenzer Chronisten ihn im Stadtarchiv später
als Beginn der Luftfahrttradition notierten.
Kurz darauf wurde ein Fliegerverein gegrün
det und die Kamenzer setzten sich für einen
Verkehrsflughafen ein. Wenn auch die Euphorie der Kamen
zer zwischenzeitlich aus verschiedenen Gründen gedämpft
wurde, erfüllte sich ihr Wunsch schließlich doch. 1916 gab
der sächsische König sein Placet für den Bau einer Militär
fliegerstation, die im Juli 1918 in Betrieb ging – und schon
im Mai des nächsten Jahres nach dem verlorenen Krieg und
den Bestimmungen des Versailler Vertrags aufgelöst wurde.
VOM KRIEGSCHAUPLATZ ZUM SPORTFLIEGERMEKKAMehr als ein Jahrzehnt lag das Gelände nach der Demon
tage aller flugtechnischen Einrichtungen im Dornröschen
schlaf. Die Funktionsgebäude wurden längst anderweitig
genutzt, als 1935 in das Gebäude der ehemaligen Flugzeug
werft ein Stützpunkt der ReichsSegelflugBauschule 3 ein
zog. Die Ära der Fliegerei fand ihren Fortgang. Dem Groß
machtstreben der Hitlerregierung erschien der Flugplatz
Kamenz strategisch so gut gelegen, dass er bis 1939 für die
Luftwaffe wieder hergerichtet wurde. Die Pilotenausbildung
des Reichs fand in der Folge hier eine Heimat, die Weser
Flugzeugbau GmbH ließ vor Ort das Sturzkampfflugzeug
Typ »Ju 87« herstellen und testen. Bis 1945 stationierte
die Luftwaffe in Kamenz verschiedene Ausbildungs und
Kampfverbände, bis der Flugplatz am 26. April 1945 von der
Roten Armee besetzt wurde, die nach Kriegsende Hangars
und Flughafengebäude sprengte.
Später fiel das Gelände an die kasernierte Volkspolizei der
DDR. Nun wurden hier Piloten auf russischen »Jakowlew«
Maschinen ausgebildet. Ab 1954 übernahm die Nationale
Volksarmee das Kommando, die den Flugplatz ebenfalls für die
Flugzeugführerausbildung nutzte und eine Flugzeugwerkstatt
einrichtete. Damit schuf die NVA – sicherlich nicht geplant –
beste Bedingungen für einen zivilen Neubeginn nach der po
litischen Wende in der DDR. Den gestaltet seit 1990 der Flie
gerclub Kamenz e. V. (FCK) aktiv mit, der seit Oktober 2004
den Flugplatz betreibt und zu den Betriebszeiten im Tower je
des Jahr mehr als 17.000 Flugbewegungen koordiniert.
17
UNTERWEGS IN KAMENZ
TRAUMRUNDEN ÜBER SACHSENPiloten aus der Region und ganz Deutschland sorgen für re
gen Flugbetrieb auf der 1.100 Meter langen Start und Lan
debahn: Motorflieger, Ultraleichtflugzeuge und Segelflieger
starten hier zur Flugausbildung oder einfach für luftige Rund
flüge über die Umgebung. Schon die Lessingstadt selbst ist ei
nen Blick aus der Luft wert: Der Marktplatz mit dem Rathaus
oder die mittelalterliche Klosterkirche St. Annen sind gut er
kennbar und die Parkanlagen am Hutberg entfalten aus der
CockpitPerspektive einen ganz besonderen Reiz. Rund um
die Stadt wird das Grün des Frühlings von Seen und Teichen
unterbrochen, und dann kommt am Horizont schon Dresden
in Sicht. Die barocke Silhouette ist auch aus der Luft atembe
raubend. Dem Flusslauf der Elbe folgend, prägen bald Sand
stein und Wald das Bild am Boden. Pirna schiebt sich unter
der »Cessna 172« hindurch und nach einer weiten Schlei
fe über die Festung Königstein und Rathen mit der Bastei
nimmt Pilot Bernd Ohlhoff wieder Kurs auf Kamenz. Nach
nur 45 Minuten Flugzeit hat der Passagier wieder festen Bo
den unter den Füßen und einige der schönsten Ecken Sach
sens gesehen. »Recht beliebt sind inzwischen auch Rundflü
ge über die neuen Seen in der Oberlausitz«, sagt Ohlhoff, in
dessen Flugcenter »Milan« man nicht nur Rundflüge buchen,
sondern auch eine Pilotenausbildung machen kann.
Vom Tower winkt Daniel Meißner herab. Er hat an diesem
sonnigen Tag viel zu tun, aber wenn sein Dienst vorbei ist,
wird er vielleicht selbst noch mal ins Cockpit steigen und ge
räuschlos im Segelflieger über die Landschaft gleiten. Auch
das geht in Kamenz, wo seit 2013 das Sächsische Landesleis
tungszentrum Segelflug seinen Sitz hat. Und wenn Meißner
dann von seinen schönsten Momenten über der Landschaft
und unter den Wolken erzählt, wird klar, dass der Traum
vom Fliegen in Kamenz seit 1911 lebendig geblieben ist.
Und vor allem: dass es kein Traum bleiben muss ...
• www.fckamenz.de
• www.flugcentermilan.de
Daniel Meißner im Cockpit Gemeinde Ralbitz-Rosenthal mit Wallfahrtskirche
Flug über die Kamenzer Altstadt
18
UNTERWEGS IN KAMENZ
Lausitzer Seenland
19
UNTERWEGS IN FREIBERG
WEBERSKLEINE OPER
Carl Maria von Weber wurde in der Dresdner Semperoper zum Star seiner Zeit.
Der Weg des Komponisten begann jedoch in Freiberg :
Seine erste Oper wurde in der »Kleinen Semperoper« uraufgeführt,
war dann zwei Jahrhunderte verschollen und kommt hier nun wieder auf die Bühne.
Freibergim Erzgebirge
20
UNTERWEGS IN FREIBERG
Langsam wurde es Franz Anton von Weber klar: Die Wunder
kindkarriere seines Sohns konnte er vergessen. Talentiert
war der Knabe ohne Frage, doch bald wurde er 14 Jahre
alt und war noch immer weit entfernt von der Popularität des
jungen Mozart, der die Fürstenhöfe in ganz Europa entzückte.
Seit Jahren war der einstige Lübecker Musikdirektor
von Weber nun schon landauf, landab mit dem kleinen Carl
Maria unterwegs. Ein Gastspiel hier, ein Engagement da.
Kurz gesagt: Es stand nicht zum Besten für Vater und Sohn.
Gemeinsam waren sie im Jahr 1800 nach Freiberg gereist,
um eine Geschäftsidee des Vaters umzusetzen, die sich aber
schnell als unpraktikabel erwies. So traf es sich gut, dass ein
alter Bekannter gerade am Ort mit seiner Theatergruppe
gastierte. Karl von Steinsberg präsentierte den Musikern das
Textbuch eines Singspiels und fragte an, ob der 13jährige
Carl Maria von Weber die Komposition besorgen könne.
Offenbar wurde man sich einig und der junge Komponist
machte sich mit Feuereifer an die Arbeit.
21
UNTERWEGS IN FREIBERG
ACHTUNGSERFOLG FÜR EINEN TEENAGERSo weit, sagt Dr. Christoph Nieder, sei die Geschichte zu
Webers erster Oper »Das Waldmädchen« geklärt. »Der Jun
ge schloss seine Arbeit in wenigen Wochen ab und die Vorstel
lung am 1. November wurde mit großen Worten angekündigt«,
erzählt der Musikdramaturg am Freiberger Theater, auf des
sen Wand heute ein Sgraffito an den Termin der denkwürdi
gen Uraufführung erinnert. Das Stück war ein passabler Er
folg und die örtliche Musikkritik würdigte den Komponisten
als hoffnungsvolles Talent: Man dürfe die Musik »als Blüten
betrachten, die erst in der Folge schönere und reifere Früchte
versprechen«. Gleichwohl war der Ertrag des Stücks geringer
als erhofft und Karl von Steinsberg zog weiter, die Noten des
»Waldmädchens« im Gepäck.
Danach verliert sich die Spur von Webers OpernErst
ling. »Wir wissen noch von einigen wenigen Vorstellungen
in Chemnitz, Prag und Wien«, sagt Dr. Christoph Nieder,
»doch die Noten des Stücks waren dann für fast 200 Jahre
verschollen.« So stellte es durchaus eine Sensation für die
Musikwelt dar, als um das Jahr 2000 aus St. Petersburg die
Wiederentdeckung der Partitur gemeldet wurde.
Eher zufällig waren die Blätter bei Forschungsarbeiten im
MariinskiTheater aufgetaucht. Dort hatte sie kein WeberFor
scher vermutet, obwohl bekannt war, dass Steinsberg mehrere
überaus erfolgreiche Jahre in der Hauptstadt des Zarenreichs
verlebt hatte. Dass er die WeberNoten behalten haben könn
te, war offenbar niemandem in den Sinn gekommen.
EIN MUSIK-EVENT FÜR FREIBERGDass dieses Jugendwerk des Carl Maria von Weber nach rund
200 Jahren erstmals wieder in Freiberg erklingt, ist – trotz der
offenkundigen Logik – einer Verkettung glücklicher Umstände
zuzuschreiben. »Bisher haben noch nicht einmal die wichtigs
ten WeberForscher einen Blick auf die Noten werfen dürfen«,
sagt Dr. Nieder nicht ohne Stolz. »Doch als eine Freiberger
Delegation in St. Petersburg über eine Kooperation anlässlich
des 250. Gründungsjubiläums der Bergakademie verhandelte,
kamen die Dinge in Bewegung.« Konkret darf die Musik der
Oper vier Mal konzertant aufgeführt werden: in Freiberg am
20. November sowie am 18. und 19. Dezember 2015. Hinzu
kommt eine Vorstellung am 5. Dezember im Theater Döbeln,
das mit Freiberg zum »Mittelsächsischen Theater« gehört.
WeberFans aus aller Welt werden sich dann die Klinke in
die Hand geben und dürfen sich zugleich ein Bild machen, ob
sich das Theater zu Recht als »Kleine Semperoper« rühmt.
• www.mittelsaechsischestheater.de
Das Stadttheater Freiberg blickt auf eine 225-jährige Geschichte zurück
und ist damit das älteste städtische Theater, das ununterbrochen bespielt
wurde. Selbst Bühne und Zuschauerraum sind trotz mancher Umbauten
und Modernisierungen noch an ihren historischen Plätzen
22
UNTERWEGS IN FREIBERG
23
MENSCHEN IN PLAUEN
EIN VATEREIN SOHN
Plauenim Vogtland
24
MENSCHEN IN PLAUEN
Trotz seines Künstlernamens e.o.plauen war der ZeichnerErich Ohser in seiner Heimatstadt lange kaum bekannt.
Dabei haben seine Bildergeschichten sogar in Asien viele Freunde.Mit den Ausstellungen im neuen Erich-Ohser-Haus in Plauen
ändert sich das nun auf sehenswerte Weise.
Der Sohn sitzt über einem Hausaufsatz. Er schwitzt und
müht sich, aber die Arbeit will nicht gelingen. Da er
barmt sich der Vater, nimmt den Stift und bringt den Auf
satz für den Jungen zu Ende. Der präsentiert die Hausar
beit am nächsten Tag in der Schule und sofort wird der
Lehrer stutzig. Er nimmt den Aufsatz und das Kind bei
der Hand, klingelt an der Wohnung der Familie und ...
legt den Vater gehörig übers Knie. Eine alltägliche, kleine Ge
schichte mit überraschender Pointe: ohne ein Wort in nur
sechs sparsam gezeichneten Bildchen erzählt. Das ist der Zau
ber der »Vater und Sohn«Geschichten aus der Feder von Er
ich Ohser, besser bekannt unter dem Pseudonym e.o.plauen.
Die erste von insgesamt rund 200 Bildgeschichten erschien
am 13. Dezember 1934 in der »Berliner Illustrierten Zei
tung« und wurde sofort zu einem Erfolg bei den Lesern.
EIN LANGER WEG ZURÜCK NACH PLAUENDass Vater und Sohn heute in Bronze auf der Plauener Nobel
straße herumtoben, ist dennoch nicht selbstverständlich.
Erst 2010 eröffnete hier, einen Steinwurf vom Rathaus ent
fernt, das ErichOhserHaus mit der »Galerie e.o.plauen«.
Über Jahrzehnte war der Name des Künstlers nur wenigen
Plauenern ein Begriff. Anders als im Westen Deutschlands
wurden die Bildgeschichten von »Vater und Sohn« in der
DDR nur äußerst spärlich verlegt. So wurde Ohsers Werk
vielerorts wesentlich populärer als in seiner Heimat. Selbst in
chinesischen Schulbüchern findet man die Bildergeschichten,
teils als Lernhilfe für den Deutschunterricht.
Doch nun bilden die wunderbar hergerichteten Räume
der Galerie einen perfekten Rahmen für den Blick auf den
Künstler Erich Ohser. Sein wechselhaftes Leben lässt sich an
hand zahlreicher Dokumente nachvollziehen: 1903 in ärm
lichen Verhältnissen geboren, zeigte der kleine Erich zwar
schon früh zeichnerisches Talent, absolvierte aber nach der
Schule eine Schlosserlehre. Erst ab 1920 konnte er sich an
der Staatlichen Akademie für Graphische Künste und Buch
gewerbe in Leipzig vom Abendstudenten zum Meisterschüler
hocharbeiten. 1922 wurde ihm dann sogar ein Stipendium zu
gesprochen. Vielleicht liegen in Ohsers schwierigem Weg zum
Erfolg die Gründe für den Facettenreichtum seines Werks.
Das nämlich reicht weit über »Vater und Sohn« hinaus – und
ist durchaus widersprüchlich.
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MENSCHEN IN PLAUEN
AUS DER NOT ZUM ERFOLGErste Zeichnungen für das Feuilleton der »Volkszeitung für
das Vogtland« waren der Grundstein für eine lebenslange
Freundschaft mit dem Redakteur Erich Knauf. Später freun
dete sich Ohser zudem mit Erich Kästner an, der für die
»Neue Leipziger Zeitung« arbeitete. Eine freizügige Illustra
tion zum frivolen KästnerGedicht »Abendlied des Kammer
virtuosen« kosten allerdings beide den Job. Ohser folgte
Kästner leicht verzögert nach Berlin, wo er 1927 seine Kom
militonin Marigard Bantzer heiratete. In den nächsten Jahren
reiste er, teils mit den Freunden Knauf oder Kästner, durch
Europa und machte sich mit Zeichnungen, Illustrationen und
treffsicheren Karikaturen einen Namen. Seine Arbeiten für
das Sozialdemokratische Blatt »Vorwärts« bescherten ihm
ab 1933 ein breites Publikum – und bald ein Berufsverbot
durch die Nationalsozialisten. Dass er schon im März 1934 –
wenn auch unter Pseudonym – wieder zeichnen durfte, wuss
te Ohser als Geschenk zu schätzen und hielt sich fortan von
politischen Themen fern. Die scheinbar harmlosen, aber oft
hintergründigen Geschichten aus dem Leben von »Vater und
Sohn« wurden zum Verkaufsschlager. Sie spiegeln auch vie
le Momente aus Ohsers inniger Beziehung zu seinem Sohn
Christian wider, der 1931 zur Welt gekommen war.
TRAGISCHES ENDE UND NEUER ANFANGIm Jahr 1940 fand die relativ ruhige Schaffensphase von Erich
Ohser ein Ende. Einmal mehr stellte der Zeichner seine Kunst
als scharfer Beobachter und Karikaturist in den Dienst einer
politischen Sache: Wohl auf Wunsch des Propaganda ministers
Joseph Goebbels zeichnete Ohser bis 1944 mehr als 800 Ka
rikaturen für die nationalsozialistische Wochenzeitung »Das
Reich«. Dass er neben diesem offiziellen Engagement eine kon
träre Privatmeinung pflegte und kundtat, sollte Erich Ohser
zum Verhängnis werden. Ende März wurden er und sein Freund
Knauf als »Wehrkraftzersetzer« denunziert und verhaftet. Oh
ser nahm sich daraufhin in der Haft das Leben, Erich Knauf
wurde wenig später verurteilt und hingerichtet.
Angesichts dieser Tragik scheint es tröstlich, dass heute
vor allem die liebenswerten und lebensfrohen Zeichnungen
des schnauzbärtigen Vaters mit seinem pfiffigen Sohn das An
denken an den Plauener Künstler Erich Ohser prägen. Und
dass es mit der »Galerie e.o.plauen« einen Ort gibt, wo des
sen schelmischer Blick auf das Leben bewahrt wird.
• www.e.o.plauen.de
Die lichte Architektur des Museums bildet den perfekten Rahmen
für das vielfältige Werk Erich Ohsers
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MENSCHEN IN PLAUEN
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AUF NACH PALAU!
Zwickauim Erzgebirgsvorland
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Der Maler Max Pechsteinzählt zu den wichtigsten Künstlern des Expressionismus.Seine Reisen führten ihn bis in die Südsee,doch sein Weg begann in Zwickau.
29
Die Suche nach neuen Welten war schon für den kleinen
Max ein Lebenselixier. Wann immer er konnte, stahl er sich
mit seinen Freunden aus dem Grau des Zwickauer In dus trie
reviers in die Natur. Wilde Indianerspiele prägten seine
Kindheit, einmal vergaß er über seinen Abenteuern die klei
ne Schwester, die er zu beaufsichtigen hatte, im Kinderwa
gen. Auch wenn sich Max Pechstein in seinen Erinnerungen
später als »Bauernkind« bezeichnete, war das Gegenteil der
Fall: In die Abenddämmerung des 19. Jahrhunderts hinein
geboren, wuchs der Knabe mit fünf Geschwistern in den
bescheidenen Verhältnissen einer Fabrikarbeiterfamilie auf.
Auch die Mutter arbeitete, sodass Max schon in jungen Jahren
oft die Verantwortung für kleinere Geschwisterkinder über
tragen wurde – mit sehr wechselhaftem Erfolg.
VISION IM DOMIm Erwachsenenalter sollte Max Pechstein ein gespaltenes
Verhältnis zu seiner Heimatstadt pflegen, doch im Rückblick
seiner 1960 erschienenen »Erinnerungen« zeigt sich deut
lich, wie ihn die Muldestadt prägte. Bei einer Stadtführung auf
Pechsteins Spuren werden viele Lebensstationen des Malers
auf faszinierende Weise lebendig, auch wenn die qualmenden
Schlote seiner Zeit heute Geschichte sind. Quer durch die Stadt
finden sich Bezüge zu Pechsteins Kindheit, Jugend und sei
nen ersten Erfolgen als Künstler. Die ehrwürdige Katha rinen
kirche, in der einst Thomas Müntzer predigte, wird zur
Aussicht aus dem Dachfenster der Atelierwohnung von Pech
steins Onkel. Ihn besuchte der Schuljunge gern und häufig –
»nach Malerei« habe es dort gerochen und die Wände voller
Bilder waren für ihn einen langen Marsch von der Bahnhofs
straße durch die halbe Stadt wert. Der Onkel war eigentlich
Drechslermeister, doch seine Leidenschaft galt der Malerei.
Vielleicht entfachte er die große Liebe zur Kunst in seinem
Neffen. Er schenkte ihm Malutensilien, organisierte Zeichen
unterricht und war ihm wohl ein treuer Begleiter auf seinen
Ausflügen in die Welt der Kunst.
Die ließ Max Pechstein nicht mehr los, schon im Al
ter von 12 oder 13 Jahren will er laut seinen Notizen den
Entschluss gefasst haben, einmal Maler zu werden – in der
Marien kirche zu Zwickau. Dort ist er getauft und konfir
miert worden, und ohne Frage ist kaum ein würdigerer Platz
für solch einen wichtigen Vorsatz denkbar. Dieser soll sogar
dazu geführt haben, dass der bisher mäßige und nicht be
sonders fleißige Schüler Pechstein bald zu den Besten seiner
Klasse in der Backsteinschule am Georgenplatz zählte. Die
Karriere musste nach dem Schulabschluss trotzdem noch
warten: Pechstein begann eine wohl recht freudlose Lehre
als Dekorationsmaler in einer großen Firma, einen Steinwurf
von der Mulde entfernt. Doch ohne Frage war die handwerk
liche Ausbildung ein solider Grundstock für sein späteres
Studium in Dresden. Und nicht zuletzt für dessen Finanzie
rung durch Malerarbeiten.
MENSCHEN IN ZWICKAU
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FREUNDSCHAFTSBANDE UND REISEFIEBERWährend seiner Zeit an der Dresdner Kunstakademie lernte
Pechstein erst Erich Heckel, später die Künstler Fritz Bleyl,
Ernst Ludwig Kirchner und Karl SchmittRottluf kennen,
die ihn bald in ihre neu gegründete Künstlergemeinschaft
»Die Brücke« aufnahmen. Gemeinsam stellten sie ab 1906
ihre Werke aus – farbenfroh, oft mit ungewohnt grobem
Pinselstrich. Die neuen Welten, die Pechstein hier fand,
waren künstlerischer Natur. Eine der ersten Wanderaus
stellungen der »Brücke« führte auch nach Zwickau und
wurde durchaus positiv aufgenommen. Eine Rückkehr in
seine Heimatstadt war für Pechstein freilich nicht mehr
denkbar. Er suchte nach Freiheit, die ihm bald auch in
Dresden nicht mehr genügte, reiste nach Italien, Paris
und später nach Berlin, wo er sich 1908 niederließ.
Sein Kontakt zu den »Brücke«Kollegen wurde damit lo
ser, mit Pechsteins wachsendem Erfolg kam es zur Entfrem
dung und 1912 zum Bruch. Ohnehin war er in Gedanken
schon in der Südsee – auf den Spuren von Paul Gauguin
und Emil Nolde. Das wilde »Bauernkind« sehnte sich
noch immer nach unverfälschter Natur – weit entfernt von
der Enge Dresdens, Berlins, Europas. Von Zwickau ganz
zu schweigen. Dennoch sollte er genau dort bald wieder
ankommen, wenn auch nicht freiwillig. Denn zwar finan
zierte ihm sein Berliner Kunsthändler den lang gehegten
Südseetraum, doch kurz nach Pechsteins Ankunft in Palau
im Sommer 1914 brach auf der anderen Seite des Globus
der Erste Weltkrieg aus. Der Maler musste in ein Inter
nierungslager, wurde ausgewiesen und schlug sich mittellos
über Nagasaki, Honolulu, San Francisco und New York bis
zurück in die Heimat durch. Lediglich ein paar Südseeskizzen
hatte er noch im Gepäck, und selbst die nutzten ihm wenig :
Er wurde eingezogen und rückte in die Zwickauer Kaser
ne ein, bevor es 1916 an die Westfront ging. Im Mai des
Folgejahrs wurde Pechstein vom aktiven Militärdienst frei
gestellt, sofort fuhr er nach Berlin. Endlich wieder malen!
Ein neuer Lebensabschnitt begann für den Künst
ler, und der Spaziergang auf seinen Zwickauer Spuren
ist am Ziel: dem jüngst eröffneten MaxPechsteinMu
seum in den Kunstsammlungen Zwickau. Dort lassen
sich seine Wege weiter verfolgen. Für den Besucher be
ginnt hier eine neue Reise. Ihren Anfang markieren wie
derum frühe kunsthandwerkliche Arbeiten. Später macht
sie deutlich, wie Max Pechstein sein SüdseeAben teuer
in farbensatten Werken verarbeitete, und schließlich ver
zaubert sie die Betrachter mit einem sichtlich reifen Al
terswerk. Ein bemerkenswertes Künstlerleben in Bildern.
• www.kunstsammlungenzwickau.de
MENSCHEN IN ZWICKAU
Das Werk Max Pechsteins wird
in Zwickau erstaunlich vielfältig
ausgeleuchtet.
Frühe Dekorationsarbeiten finden
ebenso Raum wie das Spätwerk
des Künstlers
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GENUSS IN MEISSEN
FLÜSSIGES GOLDIn Meißen wird in diesem Jahr
ein Jahrtausend des Biers gefeiert:in einer spannenden wie erhellenden Ausstellung auf dem Burgberg.
Bierliebhaber würden wohl von »Alkoholmissbrauch« spre
chen, doch im Jahr 1015 hatten die tapferen Meißner keine
Wahl: Der Polenfürst Mieszko II. hatte die Meißner Burg in
Brand gesetzt und man musste die Flammen löschen. Doch
Wasser war knapp auf dem Burgberg, und so griffen die Frauen
nach den hölzernen Bottichen voller Honigbier, um Schlim
meres zu verhindern. Der Brand sei dadurch gelöscht worden
und die Angreifer habe man bald darauf zurückgeschlagen,
notierte Bischof Thietmar von Merseburg damals. Heute gel
ten seine Aufzeichnungen als erster Beleg für den Biergenuss
in Sachsen – Grund genug für den Rückblick auf ein Jahrtau
send sächsischen Gerstensafts.
EIN THEMA, 250 ZEUGENDiese Rückschau wagt seit April die Ausstellung »PROST!
1.000 Jahre Bier in Sachsen.« auf der Albrechtsburg zu Mei
ßen, wo die sächsische BierZeitrechnung ihren Anfang nahm.
Sie nimmt die Besucher mit auf eine unterhaltsame wie inte
ressante Reise durch die Kulturgeschichte des Biers im Frei
staat, wo heute noch 57 Brauereien stehen. Zu denen zählt
auch die »Privatbrauerei Schwerter«, die seit 555 Jahren in
Meißen Bier produziert und sich älteste Privatbrauerei Sach
sens nennt.
Bis zum PilsGenuss unserer Tage war es ein langer Weg,
der in sieben prächtigen Burgräumen anhand von 250 Expo
naten lebendig wird. Er beginnt beim Honigbier des Mittel
alters, das im späten 11. Jahrhundert langsam einem Gebräu
mit Hopfen wich und noch wenig mit dem heutigen Getränk
gemein hatte. »Wir reden von einem obergärigen, trüben Bier
mit zwei bis drei Prozent Alkohol«, erklärt Museologe Falk
Dießner, der die Schau gemeinsam mit seinem Team konzi
piert hat. »Unser heutiges untergäriges Bier, bei dem die Brau
hefe auf den Boden des Gärbottichs sinkt, wurde erst populär,
als man beim Brauprozess die technischen Möglichkeiten zur
dauerhaften Kühlung hatte.«
Die Qualität des Biers war über viele Jahrhunderte eine
ziemlich unsichere Sache, denn die Brau und Schankrechte
waren etwa in Meißen an Grundstücke gebunden. Wer nah
am Markt wohnte, musste höhere Grundsteuern entrichten,
durfte aber zum Ausgleich eine größere Menge Bier brauen
und ausschenken. Per Losverfahren wurde geregelt, wer zu
welchen Zeiten brauen und sein »Schankzeichen« ins Fenster
hängen durfte.
Über Jahrhunderte galt: kein Bier ohne das Böttcherhandwerk
Meißenan der Elbe
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GENUSS IN MEISSEN
»Da wussten die Meißner, wann sie auf gutes Bier hoffen durf
ten«, sagt Falk Dießner und merkt an: »Dabei dürfen wir
aber nicht vergessen, dass Bier damals ein Grundnahrungs
mittel darstellte. Oft war es gesünder als das verfügbare ‚Trink
wasser’, da es beim Brauen lange gekocht wurde, was Keime
unschädlich machte.«
EIN TRANK MIT VIELEN FACETTENBeim weiteren Rundgang durch das originelle »Labyrinth«
aus gelben Bierkästen kommen ganz unterschiedliche As
pekte rund ums Bier ans Licht. Ein Böttcher berichtet im
Video von seiner Arbeit und erklärt die Werkzeuge des aus
sterbenden Handwerks. Der »Bierkrieg« zwischen Zittau
und Görlitz wird als Computerspiel thematisiert, und wer
sich mit dessen Geschichte auskennt, wählt besser klug, auf
welche Seite er sich stellt. Natürlich sind Trinkgefäße wie
ein germanisches Horn oder Prachthumpen zu bewundern,
Leihgaben aus ganz Deutschland beleuchten den Wandel
der Braukunst vom häuslichen Handwerk zur Industrie.
»Das Deutsche Museum in München hat uns unter ande
rem einen Prototypen der Kühlmaschine von Carl von Lin
de zur Verfügung gestellt«, sagt Museologe Dießner nicht
ohne Stolz. »Erst damit wurde die industrielle Produktion
von Bier in gleichbleibender Qualität möglich.«
Später führt der Rundgang vorbei an einer Galerie von Bier
bäuchen, die den ProKopfVerbrauch des Gerstensafts in
Deutschland illustriert. Überraschender Sieger: der sächsische
Bauch, mit 135 Litern durchschnittlichem Bierverbrauch pro
Jahr. Den Abschluss findet die Zeitreise zünftig in der Knei
pe mit Biergarten – wo sonst? Neben Kostproben wechseln
der sächsischer Biere dürfen die Besucher hier auch versuchen,
im – simulierten – Vollrausch ein Fahrradschloss zu öffnen.
DER GENUSS BLEIBT IN MEISSENWenn die Sonderausstellung am 1. November ihre Pforten
schließt, bleibt ein Zeugnis der Geschichte dennoch in der
Albrechtsburg erhalten. Im »Großen Saal« illustriert das
Wandgemälde »Erstürmung der Burg Meissen 1015« von An
ton Dietrich den dramatischen Löscheinsatz mit Meißner Bier
vor eintausend Jahren. Zum Durstlöschen sei den MeißenBe
suchern ein Spaziergang zum »Schwerter Schankhaus« am
Markt ans Herz gelegt. Nur einen Steinwurf vom historischen
Gründungsort am Meißner Tuchmachertor entfernt, werden
deftige Speisen und Bierspezialitäten frisch vom Fass serviert.
Im Ambiente des Kreuzgewölbes aus dem 17. Jahrhundert
fühlt man sich – ganz genussvoll – in eine andere Zeit versetzt.
• www.albrechtsburgmeissen.de
• www.privatbrauereischwerter.de
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GENUSS IN RADEBEUL
Der historische Stadtkern von Altkötzschenbrodamit seinen Restaurants, Kneipen und Weinstubenist eine Welt für sich – und ein perfektes Ziel für kulinarische Reisen mit ganz unterschiedlichen Routen.
KÖSTLICH … WIEKÖTZSCHENBRODA
Wenn die Tage länger werden und die Abende lau, blüht
ganz Altkötzschenbroda auf. Der Radebeuler Stadtteil hat
sich in den letzten Jahren aufs Feinste herausgeputzt und ist
zu einem Treffpunkt für Genussreisende geworden. Man
che zieht es nur in die Umgebung zu den edlen Weinen aus
dem Elbland, manche ans Mittelmeer zu Penne arrabiata
mit Barolo oder nach Spanien, wo köstliche Tapas zu Hau
se sind und dunkelroter Rioja. Kulinarische Fernreisende
finden ihr Reiseziel im »Sa Limba« vis à vis der Friedens
kirche. Einmal im Monat veranstaltet Restaurantchefin
Sabine Linack hier ihren »lateinamerikanischen Abend«
mit Köstlichkeiten von der anderen Seite des Atlantiks.
Sabine Linack im »Sa Limba« Radebeulan der Elbe
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Der historische Stadtkern von Altkötzschenbrodamit seinen Restaurants, Kneipen und Weinstubenist eine Welt für sich – und ein perfektes Ziel für kulinarische Reisen mit ganz unterschiedlichen Routen.
KÖSTLICH … WIEKÖTZSCHENBRODA
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GENIESSEN IN RADEBEUL
GAUMEN- UND OHRENFREUDENNeben den mediterranen Gerichten der »Sa Limba«Karte
kommen zu diesen besonderen Abenden Spezialitäten aus
Südamerika auf den Tisch. »Viele Gäste kommen extra
wegen unserer Muscheln«, sagt Sabine Linack nicht ohne
Stolz. Argentinische Steaks werden serviert, frischer Fisch
und Meeresfrüchte wie frittierte Gambas schmücken die
Teller und Schälchen wie kleine Kunstwerke – fast zu schade
zum Essen. Extra für den Anlass hat die Tochter des Hau
ses, die ihr Handwerk bei den besten Sommeliers der Ge
gend lernte, passende Weine ausgewählt, und Musik darf
natürlich auch nicht fehlen. Für den Sound sorgen traditio
nell Pato und Luis mit Gitarre und Gesang, leidenschaftlich,
rhytmisch, voller Sehnsucht nach Südamerika. Wenn sich
das Festmahl dem Ende zuneigt, kommt mit den Desserts
ein letzter Höhepunkt auf die Tafel, denn Sabine Linack ist
von Haus aus Konditorin. Das genießen die Gäste bei den
südländischen Nachspeisen oder – typisch deutsch – beim
nachmittäglichen Kaffee und Kuchen im »Sa Limba«. Und
schon ist man wieder in Altkötzschenbroda. Doch die Reise
ist noch nicht zu Ende ...
TORFIGES AROMAAuch die nächste Etappe kreuzt den Atlantik, wenn auch nur
über den Ärmelkanal. Wer die grüne Weite der britischen In
seln liebt und die Lebensart der Angelsachsen, der findet in der
»Schmiede« von Ralf Morgenstern und Peter Krampen sein
Lieblingsplätzchen – an der Bar eines urgemütlichen Pubs. Die
Dekoration der niedrigen Decke des Gastraums besteht aus hun
derten WhiskyFlaschen und Kartons, gleichsam ein Wink auf
die große Leidenschaft der beiden Gastgeber. Was vor zwei Jahr
zehnten bei einer Irlandreise seinen Anfang nahm, ist »längst
zu einer Obsession« geworden, wie Ralf Morgenstern sagt.
Mehr als 200 Sorten Whisky und Whiskey darf der Genießer
hier probieren. Die Verkostungen mit dem Chef im Kellerge
wölbe sind legendär und immer wieder lehrreich: Wie riecht
torfgeräucherte Gerste? Darf wirklich kein schottischer Whis
ky die Insel im Fass verlassen? Und wie kommt ein Pub in Rade
beul zu einer eigenen Abfüllung der BruichladdichDestillerie
auf der Insel Islay?
Vor allem die letzte Geschichte erzählt Ralf Morgen
stern gern: »Da wir seit Jahren enge Kontakte nach Schott
land pflegen, bekamen wir tatsächlich
die äußerst seltene Gelegenheit, ein
ganzes Fass zu kaufen«, erzählt er mit
leuchtenden Augen. »Weil schottischer
Whisky aber nur in der Flasche expor
tiert werden darf, haben wir unser Fass
in einer Scheune vor Ort eingelagert,
insgesamt 211 Flaschen abgefüllt und
mit unseren eigenen Etiketten verse
hen.« Trotz des hohen dreistelligen
Preises sind nur noch gut zwei Dutzend
Flaschen übrig.
Für ihr alljährliches WhiskyFesti
val haben die »Schmiede«Betreiber
eine weitere Spezialität in petto: »Wir
haben einen vorgereiften Whisky in ein
gebrauchtes DornfelderWeinfass eines
befreundeten Winzers aus Radebeul
abgefüllt«, schwärmt Ralf Morgen
stern. Er ist vom Ergebnis der Verede
lung begeistert und sicher, dass mancher
der 1.500 bis 1.800 Festival besucher auf
den Geschmack kommen wird.
Kein lateinamerikanischer Abend ohne Musik! • www.restaurantsalimba37.de
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GENIESSEN IN RADEBEUL
AUSFLUG INS DAMALSUnd noch eine Reise hält Altkötzschenbroda bereit – in die
Vergangenheit. Genauer gesagt: in jene Zeit, als die Jahres
zeiten noch elementare Bedeutung für die Menschen hatten.
Als die Saison den Speiseplan vorgab und die guten Gaben
der warmen Zeit für den Winter eingekocht wurden. »Die
sem Gedanken folgen wir seit 2013 in Altkötzschenbroda«,
sagt Ivonne Neubert, die hier ihre »Speisekammer« betreibt.
Die meisten Gerichte des kleinen, gemütlichen Lokals ste
hen säuberlich gestapelt und beschriftet in den Wandregalen.
»Tafelspitz« ist auf den Etiketten zu lesen, »Ochsenbäck
chen« oder auch »Lammcurry«. Alles werde frisch aus natür
lichen Zutaten gekocht, erzählt Ivonne Neubert – »und dann
wird es im Einweckglas konserviert und später auch serviert.«
Hinzu kommen regionale Beilagen, Gemüse der Saison und
»alles, worauf wir Lust haben«, so die Gastgeberin. Die Gäste
mögen das abwechslungsreiche Angebot aus traditioneller Kü
che und exotischen Gerichten und auch, dass man seine Porti
on Rinderroulade für den Sonntag einfach im Glas mitnehmen
und daheim genießen kann. Wie in der »guten alten Zeit« ...
Ivonne Neubert erzählt
Ralf Morgenstern bei der Whisky-Probe
• www.dresdnerspeisekammer.de
• www.schmiederadebeul.de37
KULTUR IN PIRNA
BÜRGERSTOLZIN SANDSTEINDie Pirnaer Stadtkirche St. Marien ist ein Fest für die Augenund eine Lehrstunde für Architekturfans.Zugleich steckt der prachtvolle Bau voller Geschichtenaus fünf Jahrhunderten – von spannend bis vergnüglich.
Pirnain der Sächsischen
Schweiz38
KULTUR IN PIRNA
Groß sollte die neue Kirche werden und repräsentativ
– das stand für die Pirnaer Bürger außer Frage. An der
Schwelle zum 16. Jahrhundert war die Stadt im Elbtal
so reich wie nie zuvor, und auch später nie wieder. Der
Handel an der Elbquerung hatte die Stadt erblühen las
sen, und natürlich das Geschäft mit dem Sandstein. Da
von bekamen die sächsischen Fürsten gar nicht genug,
die flussabwärts ihr Dresden zur Residenzstadt ausbau
en ließen. Die Pirnaer lieferten, was die Steinbrüche
der nahen Sächsischen Schweiz hergaben, und wie die
Stadtkasse der Dresdner durch die kurfürstliche Bauwut
stetig abnahm, füllte sich die in Pirna. Mit dem Selbst
bewusstsein wuchsen auch die Ambitionen für den Bau
einer neuen Kirche.
AN DER SCHWELLE DER ZEITENIm Jahr 1502 trat der renommierte Baumeister Peter
Ulrich in Pirna seinen Dienst an. Den Turm von 1479
nahm er als Fixpunkt seiner Planungen. Niemand ahnte
zu jener Zeit, dass es mehr als vier Jahrzehnte bis zur Fer
tigstellung der Kirche dauern würde. Das lag einerseits
daran, dass die Finanzierung mit dem Tempo der Bauar
beiter nicht Schritt halten konnte, was häufige Verzöge
rungen mit sich brachte. Die verschafften Peter Ulrich so
viel Zeit, dass er parallel zu seinen Aufgaben in Pirna zwei
weitere Baustellen übernehmen konnte: Neben einem
Kirchbau in Lommatzsch leitete Ulrich ab 1507 auch den
Neubau der berühmten Annenkirche zu Annaberg, bis zu
seinem Tod sechs Jahre später. Zu dem Zeitpunkt stand
in Pirna noch nicht einmal das komplette Kirchenschiff.
39
KULTUR IN PIRNA
Man muss den Pirnaer Bürgern allerdings zu Gute halten,
dass die äußeren Umstände für ihren Kirchbau nicht ide
al waren: Zum Ende des Mittelalters nahm die Macht der
Kirche ab. In Wittenberg machte sich ein Mönch namens
Martin Luther weitreichende Gedanken. Diese Gemenge
lage führte dazu, dass die stolze Stadtkirche St. Marien erst
im Jahr 1546 fertig wurde. Ihre Mauern waren noch von ka
tholischen Arbeitern errichtet worden. Die prachtvollen Ge
wölbe hingegen entstanden, als Pirna längst protestantisch
war. Auch aus dieser Spannung speisen sich etliche archi
tektonische Besonderheiten, die Besucher bis heute begeis
tern. Hinzu kommen Kuriositäten wie der »Hobelspan«,
eine völlig zweckfreie Gewölberippe im südlichen Kirchen
schiff. Gedreht wie eine Locke, hängt sie von der Decke und
dient wohl allein dazu, die Kunstfertigkeit der Steinmetze
zu demonstrieren. Mindestens 96 dieser Handwerker waren
an dem Bau beteiligt, denn so viele individuelle Steinmetz
zeichen fand man bei späteren Restaurierungsarbeiten.
EIN BEGEISTERTER DICHTERDie Reibungen der Reformation sollten die Geschicke des
Kirchbaus auch nach der Fertigstellung prägen. Die prunk
volle Gestaltung der Fenster und die farbenfrohe Ausmalung
folgen im Stil noch der katholischen Tradition, allerdings
mit deutlich protestantischen Motiven – eine wirklich au
ßergewöhnliche Kombination. Der ursprüngliche Marien
altar, der aus einer der Vorgängerkirchen stammte, war mit
Luthers Lehre freilich wenig kompatibel. Schon bald nach
der Kirchweihe verkauften die frischgebackenen Protestan
ten das wertvolle Stück ins katholische Aussig. Leider trafen
statt der vereinbarten Geldsumme nur ein paar Fässer Wein
in Pirna ein, deren Verkauf sich kaum auszahlte. Für einen
würdigen Altar stürzten sich die Pirnaer Bürger also einmal
mehr in Unkosten: 1.058 Reichstaler, 13 Groschen und 8½
Pfennige investierten sie in einen bemerkenswerten Sand
steinaltar aus den Werkstätten der Gebrüder Michael und
David Schwencke. 1614 wurde das Kunstwerk geweiht und
ist bis heute der Blickfang der Kirche.
Der Taufsteinsockel stellt 26 Kleinkinder in ihrem Tageslauf dar – Dichterfürst Goethe war begeistertBlick auf den Altar von 161440
KULTUR IN PIRNA
Davor und leicht zu übersehen steht der noch ältere Taufstein,
wohl aus dem späten 16. Jahrhundert. Außergewöhnlich ist
die Gestaltung seines steinernen Sockels. Den bevölkern 26
Figuren, die gemeinsam den Tagesablauf eines Kleinkinds dar
stellen – sie schlafen, essen, spielen und beten. Johann Wolf
gang von Goethe entdeckte das Kleinod 1813 auf der Durch
reise nach Teplitz und war so hingerissen davon, dass er seiner
Gattin eine ausführliche Beschreibung schickte.
ENTDECKUNGSREISE IM GEWÖLBEWer die Stadtkirche St. Marien heute besucht, erlebt den Bau
strahlend renoviert nach rund 20 Jahren fortwährender Sa
nierung, die 2014 ein Ende fand. Die heutige Ausstattung
der Kirche geht auf die letzte große Umgestaltung aus dem
Jahr 1802 zurück. Buntglasfenster und Wandgemälde wurden
damals entfernt, vielleicht als letzter Akt der Protestanten ge
gen die prunkvolle und »zu katholische« Gestaltung. Glück
licherweise ging auch den »Bilderstürmern« dieser Zeit das
Geld aus, sodass die Deckengestaltung entgegen der Planung
erhalten blieb und heute einen wunderbaren Kontrast zur
betont schlichten Wandgestaltung bildet. Ebenfalls eine ge
nauere Betrachtung wert: die vorreformatorische Kanzel von
1520, die neben fantastisch ausgearbeiteten Hauptfiguren ei
nige überaus originelle »Nebendarsteller« aufzuweisen hat.
Genaues Hinschauen lohnt sich auch beim Blick zur Decke:
Einige architektonische Ungereimtheiten wurden dort mehr
fach recht kreativ gelöst. Wer noch mehr entdecken möchte,
macht sich auf die Suche nach der »Wilden Frau«.
Kleiner Tipp: Ganz in der Nähe ist eine Kanonenkugel
aus dem Dreißigjährigen Krieg zu sehen. Allerdings
stammt dieser »Volltreffer« nicht von den schwedischen
Angreifern, sondern aus einer sächsischen Kanone. Großen
Schaden richtete sie nicht an, und heute beschert sie den
Besuchern eine weitere Geschichte, von denen sich noch
Dutzende in St. Marien finden.
• www.kirchepirna.de
Gewölbe mit KanonenkugelDer Taufsteinsockel stellt 26 Kleinkinder in ihrem Tageslauf dar – Dichterfürst Goethe war begeistert41
KULTUR IN GRIMMA
Als Baumeister des Sachsenfürsten August des Starkenwurde Matthäus Daniel Pöppelmann weltbekannt.Doch seine Sporen verdiente sich der Architekt unter anderemin Kössern bei Grimma.
PÖPPELMANNS SPIELWIESE
Grimmaan der Mulde
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KULTUR IN GRIMMA
Damit war nicht zu rechnen. Eine Radtour ab Grimma führt
kreuz und quer durch das liebliche Tal der Mulde. Nur ein
kleiner Abstecher und dann ... Barock! Welch ein Anblick!
Kaum etwas unterscheidet das Örtchen Kössern von den üb
rigen Dörfern in der Gegend, und so ist die Überraschung
perfekt. Mit frisch restaurierter Fassade steht das Jagdhaus aus
dem frühen 18. Jahrhundert an der Dorfstraße und wartet auf
Besucher. Oder besser gesagt: Bernd Wagner wartet auf Gäste,
denen er sein Schmuckstück präsentieren kann. Natürlich ist
es nicht wirklich »sein« Jagdhaus. Aber als Vorsitzender des
örtlichen Kulturvereins setzt er mit seinen Mitstreitern seit
Jahren viele Hebel in Bewegung, um diesem besonderen Bau
wieder zu altem Glanz zu verhelfen.
Barocksaal im Jagdhaus Kössern43
KULTUR IN PIRNA
EIN REFUGIUM FÜR DEN KURFÜRSTENAlso steigen die MuldentalRadler ab und lassen sich entfüh
ren in längst vergangene Zeiten. Schnell fallen Namen, die
aufhorchen lassen: Sachsenfürst August der Starke ist mit
von der Partie und auch sein Baumeister Pöppelmann. Beide
sind jedem DresdenTouristen ein Begriff – aber was haben
sie mit Kössern bei Grimma zu tun? Den Grundstein ihrer
Beziehung legte die legendäre Jagdleidenschaft des Dresdner
Hofs. Der Lust des Königs an der Tierhatz ist nicht nur das
bekanntere Jagdschloss Moritzburg bei Dresden zu verdan
ken, sondern auch das Jagdhaus zu Kössern. Damals war Wolf
Dietrich von Erdmannsdorff als Oberhofjägermeister hier für
die Hege und Pflege der Wildbestände zuständig. Dieses Amt
schloss auch den gelegentlichen Empfang der kurfürstlichen
Jagdgesellschaft ein, doch dafür fehlte der Raum. Das Erd
manssdorffsche Rittergut am Ort war für derlei Anlässe weder
groß noch repräsentativ genug.
Bernd Wagner erzählt diese Geschichten, als sei er selbst
dabei gewesen, und es braucht nicht viel Fantasie für die Vor
stellung, wie er seine Besucher gelegentlich kostümiert als
»Benno von Muldenknick« in die Vergangenheit mitnimmt.
UNTER BAROCKEM HIMMELAuch wenn die historischen Belege rar sind, gilt als sicher, dass
der Hofjäger den Landbaumeister Matthäus Daniel Pöppel
mann engagierte, um ein angemessenes Jagdhaus im Stil der
Zeit zu entwerfen. Schließlich kannte er den exquisiten Ge
schmack seines Herrn Friedrich August II. von Sachsen, auch
bekannt als August der Starke. Das weitläufige Vestibül des
Jagdhauses ist heute nur noch zu erahnen – zu viele Nachnutzer
der Vergangenheit brauchten kleinere Räume im Parterre. Das
große »Aaah!« ist ohnehin dem Barocksaal im Obergeschoss
vorbehalten. Edles Eichenparkett am Boden, hohe Fenster zum
Garten und erst die Decke! Farbenfroh umranden Stuck und
Trompel’œilMalerei ein barockes Deckengemälde mit Szenen
frei nach der antiken Mythologie.
An die Stelle der kurfürstlichen Jagdgesellschaften tre
ten heute Musiker, Dichter oder Schauspieler, die das Jagd
haus seit Jahrzehnten mit kulturellem Leben füllen. »Bis zu
90 Personen haben hier Platz«, erklärt Bernd Wagner. Auch
für private Veranstaltungen werde der Raum gern genutzt.
unten: Bernd Wagner und Siri Köppchen in ihrem Element Ein Hingucker: die Barockfassade des Pöppelmann-Baus
44
KULTUR IN PIRNA
VON DER MULDE AN DIE ELBE ... UND RETOURBeim Blick aus dem Fenster fällt der Blick auf eine ausgedehn
te Streuobstwiese voller Apfelbäume. »Vom einstigen Barock
garten gibt es leider keine Dokumente«, bedauert Wagner.
Zum Trost schenkt er frischen Apfelsaft aus eigener Produk
tion ein. Sehr lecker – und eine perfekte Erfrischung vor der
Weiterreise an der Mulde.
Für den Architekten Pöppelmann wirkte das Bauprojekt
zu Kössern übrigens als Karriereschub. Bald wurde er zum
Oberlandbaumeister befördert und nach Dresden berufen.
Dort begann er 1711 gemeinsam mit dem Bildhauer Baltha
sar Permoser die Arbeit an seinem Meisterstück: dem Zwin
ger. Daneben entwarf er das Japanische Palais und Schloss Pill
nitz. Nahe Torgau baute er das Hofgestüt von Graditz und
plante im Auftrag des Kurfürsten viele weitere Bauten – auch
wenn etliche Entwürfe nie umgesetzt wurden. Und auch ins
Mulden tal kehrte er nochmals als Baumeister zurück: Die
Grimmaer Brücke für die neue Eilpostlinie zwischen Leipzig
und Dresden stammt ebenfalls aus Pöppelmanns Zeichenfeder.
• www.jagdhauskoessern.de
Siri Köppchen zeigt alte Akten aus dem Jagdhaus-Fundus
45
KULTUR IN ZITTAU
Das Große Zittauer Fastentuchist heute die bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt.Doch bis dahin musste es eine abenteuerliche Irrfahrt
über drei Jahrhunderte überstehen.
DIE LANGEREISE DES
FASTENTUCHS
Mächtig ragte St. Johannis in den Himmel der Oberlausitz.
Doch an diesem Frühjahrstag des Jahres 1472 hatte kaum
jemand in Zittau einen Blick für den gewaltigen Bau. Alles
Volk strömte durch das Portal in das Kirchenschiff. Jeder
mann wollte einen Blick auf das großartige Kunstwerk
werfen, das nun zwischen den östlichen Vierungs pfeilern
hing. 8,20 Meter hoch und 6,80 Meter breit spannte sich
dort in prächtigen Farben das neue Fastentuch. 90 bib
lische Geschichten waren darauf zu sehen, und die Men
schen staunten über das Wunderwerk, gestiftet von ei
nem reichen Zittauer Händler. Ganze 200 Jahre sollte das
Kunstwerk nun jedes Jahr über die 40 Tage der Fastenzeit
den Altar verbergen, bis er zu Ostern wieder enthüllt wur
de – als Symbol für die erlösende Auferstehung Jesu Christi.
Zittauin der Oberlausitz
46
KULTUR IN ZITTAU
47
KULTUR IN ZITTAU
DAS ABENTEUER BEGINNT»... weil es vom Staube ziemlich verderbet und mürbe
worden«, befürchtete man, dass das Fastentuch »her
abreißen, und durch seinen Fall Schaden und Lermen
in der Kirche anrichten« könnte. Deshalb wurde es
1672 wohl zum letzten Mal aufgehängt. Die Schäden
stellten sich nach der Wiederentdeckung des Fasten
tuchs 1840 zwar als wesentlich geringer als befürchtet
heraus, aber diese Vorsichtsmaßnahme hatte das Fasten
tuch wohl zum ersten Mal vor der Zerstörung gerettet.
Denn wenn nicht der »Zahn der Zeit« die wertvolle
Textilie angegriffen hätte, wäre sie zusammen mit der
Johanniskirche dem verheerenden Zittauer Stadtbrand
von 1757 zum Opfer gefallen.
Stattdessen war das Fastentuch im feuersiche
ren Gewölbe der ehrwürdigen Ratsbibliothek un
tergebracht, die nach der Reformation im alten
Franziskaner kloster eingerichtet wurde. Mit vielen
anderen Schätzen wurde es dort bewacht vom Bib
liothekar Christian August Meyer, der zur Sicherheit
bei den kostbaren Büchern geblieben war, während
sein eigenes Haus in Flammen aufging.
Dennoch geriet das Tuch in den nächsten Jahr
zehnten in Vergessenheit. Erst 1840 stieß der Bib
liothekar Lange wieder auf die große Kiste mit dem
aufgerollten Fastentuch: eine wissenschaftliche Sen
sation. Der sächsische Altertumsverein in Dresden
unter der Leitung des späteren Königs Johann von
Sachsen wurde auf den Fund aufmerksam und stellte
das Fastentuch 1842 erstmals wieder aus. Bis 1876
blieb es in der Residenzstadt und kehrte dann zurück
nach Zittau. Dort fehlte jedoch der Raum für eine
Dauerausstellung. Das Große Fastentuch wurde bis
1933 nur gelegentlich gezeigt.
KRIEGSWIRREN UND EINE BADESTUBEDie Zeit der Ausstellungen endete mit den Kriegs
vorbereitungen Deutschlands. Das Fastentuch lager
te bis Anfang 1945 im Museumsdepot. Als jedoch
am 14. Februar die Kunde von der verheerenden
Dresdner Bombennacht Zittau erreichte, wurde man
im Museum nervös. Man beschloss, die wichtigsten
Stücke der Sammlungen in Sicherheit zu bringen,
fort aus der Stadt, einem möglichen Ziel der Bom
ber. Kurzerhand wurde ein Trupp Kriegsgefangener
mit dem Abtransport der Exponate betraut. Ihr Ziel:
48
die Klosterruine auf dem Oybin vor den Toren der Stadt. Dort waren
die wertvollen Stücke, darunter das Fastentuch, vorerst in Sicherheit.
Allerdings nur bis zum Mai. Dann nämlich besetzten Soldaten der Ro
ten Armee den Kurort Oybin und stießen rasch auf die Preziosen in der
Burgruine.
Der seltsame große Wandbehang kam ihnen offenbar gerade recht: In
vier Teile zerschnitten, nutzten die Sowjetsoldaten das Tuch zur Abdich
tung und Dekoration einer provisorischen Badestube nach russischer Tra
dition. Nach dem Abzug der Truppen entdeckte ein Oybiner Bürger die
Fetzen im Wald. Trotz ihres erbärmlichen Zustands fanden sie den Weg
zurück ins Zittauer Museum.
Dort allerdings blieb das Große Fastentuch wohl auch aus politischen
Gründen über die Jahrzehnte der DDR unangetastet, abgesehen von einer
ersten Reinigung und einem späteren unvollendeten Restaurierungsver
such. Erst die Wende brachte neue Hoffnung für das Fastentuch. 1990 kam
es bei der ersten Revision vollständig, aber in 17 Teilen zutage.
ALPENLÄNDISCHE AUFERSTEHUNGDer ersten öffentlichen Euphorie über die Wiederentdeckung des
Schatzes folgten freilich keine Taten. Zu sehr war man mit den großen
Fragen der Wiedervereinigung beschäftigt. Auch erste Spendeninitia
tiven in Zittau konnten nicht annähernd die nötigen Mittel für eine
Restaurierung aufbringen. Doch der Zittauer Museumsleiter und His
toriker Dr. Volker Dudeck ließ nicht locker, und auf einer Urlaubsreise
in Tirol war ihm das Glück hold. Ein Fachkollege gab ihm den Hinweis
auf die Schweizer AbeggStiftung, die sich schon seit Jahrzehnten der
Erforschung und Bewahrung alter Textilien von Weltrang widmete.
Schon die erste Anfrage elektrisierte die Schweizer Fachleute. Bald
lag die Zusage der kostenfreien Restaurierung vor, lediglich Transport
und Versicherung waren von den Zittauern zu finanzieren. Das war eine
realistische Aufgabe für Volker Dudeck und seine Mitstreiter. Am 11.
April 1994 traf das Große Fastentuch in Riggisberg bei Bern ein, wo es in
den kommenden Monaten fachgerecht restauriert wurde.
Bereits im Mai des Folgejahrs begann mit der ersten Ausstellung in
der Schweiz eine neue Ära des Großen Fastentuchs. Das Kleinod war wie
der für die Öffentlichkeit zugänglich und würde es auch bleiben. Denn in
Zittau wurde unterdessen ein würdiger Ort für seine Präsentation herge
richtet. Und was konnte besser geeignet sein als der letzte Ausstellungsort
vor dem Krieg? So wurde die einstige Kirche zum Heiligen Kreuz kurzer
hand zum Museum, dem perfekten Platz für die wichtigste Sehenswür
digkeit Zittaus – und zur Endstation einer schicksalhaften Reise.
Neben dem Großen beherbergt die Stadt übrigens auch das ebenso
einzigartige Kleine Zittauer Fastentuch. Ebenfalls in der Schweiz restau
riert, ist es im Kulturhistorischen Museum Franziskanerkloster zu be
wundern. Erst dessen Besichtigung macht den Besuch in der »Stadt der
Fastentücher« komplett.
• www.www.zittau.eu/fastentuecher
Dieser Beitrag basiert auf den Recherchen von Dr. Volker Dudeck, nachzulesen im Heft »Die Zittauer Fastentücher« (www.verlag-oettel.de - ISBN 978-3-938583-42-5). 49
KULTUR IN TORGAU
Torgauan der Elbe
50
KULTUR IN TORGAU
DIEMACHTSPIELE VON TORGAU
Auf der Landkarte der Reformation spielt Torgau
oft nur eine Nebenrolle – zu Unrecht.
Eine aufwendige Schau rückt die Elbestadt in ein
anderes Licht. Hier wurden nach 1517 viele
entscheidende Weichen gestellt.
Natürlich kennt man die Stätten der Re
formation. Wittenberg – der Thesen
anschlag an der Schlosskirche! Oder Ei
senach – wo Luther inkognito auf der
Wartburg das Neue Testament über
setzte! Aber Torgau? Die 1. Nationa
le Sonderausstellung »Luther und die
Fürsten« will dieses Fragezeichen zum
Ausrufezeichen machen. Mit einer Fül
le von Exponaten und Dokumenten
zeigt die Schau an drei Standorten, wie
Torgau zum politischen Zentrum der
Reformation wurde und deren Wirkung
immens beeinflusste. Vieles dreht sich
dabei um die sächsischen Kurfürsten,
die in Torgau residierten, angefangen
mit Friedrich III. Auch als Friedrich der
Weise bekannt, fällt vor allem sein Name
häufig in einem Atemzug mit dem des
Reformators Martin Luther.
Blick in die Ausstellung »Luther und die Fürsten«
Abendmahlkelch (ca. 2. Hälfte 13. Jahrhunderts)
51
KULTUR IN TORGAU
DAS ZENTRUM DER MACHTAuch wenn der Kurfürst seinen »Schützling« wohl nie per
sönlich empfangen hat, ist Luthers weltbewegender Erfolg
ohne ihn und seine Nachfolger auf Schloss Hartenfels nicht
denkbar. Friedrich III. gründete 1502 in Wittenberg die Uni
versität, an der Martin Luther später lehren sollte und die zum
geistigen Mittelpunkt seiner angestrebten Kirchenerneue
rung wurde. Als der Reformator durch das päpstliche Urteil
von 1518 zum Ketzer erklärte wurde, erkannte Friedrich III.
dies nicht an. Zwei Jahre später fiel Luther nach dem Worm
ser Reichstag unter den kaiserlichen Bann und der sächsische
Kurfürst ließ ihn unter dem Decknamen »Junker Jörg« auf
der Wartburg verstecken. Spätestens damit hatte er den Kon
flikt von der innerkirchlichen auf die politische Bühne beför
dert und sich gegen den Papst und seinen ebenfalls katholi
schen Kaiser gestellt. »Damit wurden Torgau und später
auch Schloss Hartenfels für viele Jahrzehnte zum politischen
Zentrum der protestantischen Bewegung«, erklärt Dirk
Syndram von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Als Kurator der groß angelegten Ausstellung will er »zeigen,
wie wichtig gerade die sächsischen Fürsten für den Erfolg
der Reformation waren«. In Torgau trafen sich die evangeli
schen Fürsten über Jahrzehnte und gründeten etwa 1526 den
Torgauer Bund als erstes protestantisches Verteidigungsbünd
nis. Luther erarbeitete hier gemeinsam mit Melanchthon,
Jonas und Bugenhagen die Torgauer Artikel, die in die
»Confessio Augustana« einflossen, mit welcher die Fürs
ten 1530 vor dem Augsburger Reichstag ihre Kirchenreform
rechtfertigten. Immer wieder war die Stadt Schauplatz histo
risch bedeutsamer Ereignisse. Die Vielfalt der Exponate von
Leihgebern aus Deutschland, Europa und den USA verdich
tet die Ausstellung zu einem faszinierenden Bilderbogen der
Reformation.
Prachtmitra des Erzbischofs Albrecht von Brandenburg (ca. 1514)Blick in die Ausstellung
52
KULTUR IN TORGAU
VON POLITIK UND ALLTAGSchloss Hartenfels ist prägend für den besonderen Eindruck
von »Luther und die Fürsten«: ein historischer Schauplatz,
der heute nicht weniger beeindruckt als nach seiner Fertigstel
lung im Jahr 1544. Damals hatte sich Martin Luther erneut
auf die beschwerliche Reise an die Elbe gemacht, um die neue
Schlosskapelle einzuweihen, den ersten protestantischen Kir
chenneubau überhaupt. Der greise Reformator selbst stieg als
Prediger auf die Kanzel, die sich symbolträchtig in der Mitte
des Kirchenschiffs befindet, um die zentrale Bedeutung von
Gottes Wort zu betonen.
Luthers Predigt ist im Ausstellungszeitraum in der Schloss
kapelle zu hören. Darüber hinaus führt der Rundgang an zwei
weitere Stationen außerhalb des Schlosses: die Superinten
dentur und die Kanzlei in Torgau erweitern das Themenspek
trum. »Hier wollen wir die Auswirkung der Reformation ab
seits der großen Politik darstellen«, erklärt Kurator Syndram.
Das neue Selbstbewusstsein der Fürsten habe sich nicht nur
in Fragen des Glaubens gezeigt. »In der Verwaltung, im tägli
chen Leben und in der Bildung hat diese Zeit viele Spuren hin
terlassen«, sagt der Kunsthistoriker. Auch Luthers Verdienste
um die deutsche Sprache werden aufgezeigt, hat er doch mit
seiner Bibelübersetzung einen Grundstein für das heutige
Hochdeutsch gelegt. Sein »Kleiner Katechismus« war über
Jahrhunderte das wichtigste und oft einzige Schulbuch. Auch
zum Sprachschatz der Deutschen hat der Reformator viel bei
getragen: Begriffe wie »Feuertaufe«, »Machtwort« oder
»Sündenbock« gelten als seine Schöpfungen. Redewendun
gen wie die »ungelegten Eier« oder der »Stein des Ansto
ßes« stammen von Luther, wie auch der Ausspruch: »Wer bei
den Wölfen sein will, muss mit ihnen heulen.« Manche Din
ge ändern sich eben nie.
• www.luther.skd.museum
Thronender Heiliger Benno von Meißen (1625, Augsburg)Blick in die Ausstellung
53
KULTURHÖHEPUNKTE IN SACHSEN
MEISSEN
19.–28. Juni 2015
Neue Burgfestspiele Meißen
4. Juli 2015
Lange Nacht der Kunst,
Kultur und Architektur
25.–27. September 2015
Meißner Weinfest
PLAUEN
12.–14. Juni 2015
56. Plauener Spitzenfest
10.–18. Juli 2015
Parktheater Plauen: »Faust«
– Oper von Charles Gounod
4.–20. Dezember 2015 und
8. Januar–14. Februar 2016
DaliAusstellung »Dali 2.0«
TORGAU
27. Juni–5. Juli 2015
33. Festwoche der Kirchenmusik
16.–26. Juli 2015
3. Internat. Sächs. Sängerakademie
auf Schloss Hartenfels
22.–24. April 2016
»Elbe Day«
PIRNA
1. August 2015
Pirnaer Hofnacht
20.–29. Mai 2016
Wagneriade
17.–19. Juni 2016
Pirnaer Stadtfest
RADEBEUL
19./20. September 2015
Schmalspurbahnfestival
auf der Lößnitzgrundbahn
2.–4. Oktober 2015
Historisches Weinfest
und Deutscher Winzerzug
6.–8. Mai 2016
25. KarlMayFesttage
ZITTAU
10.–12. Juli 2015
21. Stadtfest Zittau
4. Juli–6. September 2015
Sommertheater
auf der Waldbühne Jonsdorf
4. Mai 2016
»Spectaculum Citaviae«
ZWICKAU
4.–14. Juni 2015
»Robert & Clara –
das SchumannFest 2015«
13.–15. August 2015
»Sachsen Classic 2015«
Sommer 2016
Große Neueröffnung
des AugustHorchMuseums
WAS IST LOS IN SACHSEN?
»Elbe-Day« in Torgau
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KULTURHÖHEPUNKTE IN SACHSEN
GRIMMA
12.–14. Juni 2015
1. Landesmusikfest Sachsen
7./8. November 2015
Martinimarkt in der Klosterkirche
15. Mai 2016
15. Museumsfest
im Göschenhaus
BAUTZEN
25. Juni–2. August 2015
20. Bautzener Theatersommer –
»My Fair Lady«
9.–12. Juli 2015
11. Internationales Folklorefestival
Lausitz 2015
Mai 2016
1014. Bautzener Frühling
FREIBERG
20. Juni–12. September 2015
»Freiberger Sommernächte«
25.–28. Juni 2015
30. Freiberger Bergstadtfest
24. November–22. Dezember 2015
Freiberger Christmarkt
mit Bergparade
GÖRLITZ
16. Mai–18. Oktober 2015
Fotoausstellung »Görlitz –
Auferstehung eines Denkmals«
2.–4. Juli 2015
Internationales Straßentheaterfestival
»Via Thea«
13. September 2015
Tag des offenen Denkmals/
Handwerkermarkt
ANNABERG- BUCHHOLZ
21. Juni–23. August 2015
Annaberger Klosterfest
27. November–23. Dezember 2015
Annaberger Weihnachtsmarkt
27. Mai–5. Juni 2016
496. »Annaberger KÄT«
KAMENZ
21. Juni 2015
»Fête de la Musique«
21.–27. August 2015
Forstfest Kamenz
12./13. Dezember 2015
Märchenhaftes
AdventsSpectaculum
Freiberger Christmarkt
55
DREIZEHN STADTSCHÖNHEITEN SACHSEN
Genuss und Aktivität im Zentrum der Sächsischen Weinstraße
• Historische Weingüter und gemütliche Straußwirtschaften
• Dorfanger Altkötzschenbroda und KarlMayMuseum
• Dampfbetr. Schmalspurbahn und nostalgische Schaufelraddampfer
• Hervorragende Anbindung zur Landeshauptstadt Dresden
Die 1.000 Jahre alte Stadt hält viele Überraschungen bereit
• Glanzvolles Meissener Porzellan®
• Entspannte Radtouren und gemütliche Weinproben beim Winzer
• Romantische Bummel durch versteckte Gassen der Altstadt
• Albrechtsburg als ältestes dt. Schloss und Meißner Dom
Die Stadt der Renaissance und Reformation
• Berühmt: Schloss Hartenfels mit Großem Wendelstein
• Bedeutend: von Luther geweihte Schlosskirche, 1. ev. Kirchenbau
• Bezaubernd: historische RenaissanceAltstadt, tägl. Führungen
• Beachtlich: 16 Museen und Ausstellungen
Viele Türme. Gute Aussicht.
• Romantische Altstadt mit Alter Wasserkunst, Ortenburg und Dom
• Mehr als 1.000 Baudenkmale aus acht Jahrhunderten
• Lebendige Kultur, Kunst und Kneipenszene
• Einmalige Osterbräuche und Traditionen der Sorben
Ein städtebauliches Gesamtkunstwerk mit vielen Facetten
• Filmerprobte Kulisse durch 4.000 denkmalgeschützte Häuser
• Europäisches Flair in der deutschpolnischen Zwillingsstadt
• Sakrale Impressionen zwischen Sonnenorgel und Heiligem Grab
• Aktive Erholung am OderNeißeRadweg und am See
Die Stadt der Fastentücher im Dreiländereck
• Zeigt als einzige deutsche Stadt zwei mittelalterliche Textil
kunstwerke von 1472 und 1573 in einer dauerhaften Präsentation
• Bezaubert mit historischem Stadtkern inmitten des "Grünen Rings"
• Lockt mit Zittauer, Iser und Riesengebirge vor der Haustür
BAUTZEN
GÖRLITZZITTAU
RADEBEULMEISSEN
TORGAU
DREIZEHN STADTSCHÖNHEITEN AUF EINEN BLICK
56
DREIZEHN STADTSCHÖNHEITEN SACHSEN
Sandstein voller Leben
• Steinreich: historische Altstadt mit Sandsteinelementen,
• reich verzierten Bürgerhäusern, zeitgenössischer Sandsteinkunst
• Lebendig : Canalettos Marktplatzansicht original erlebbar
• Erleben: Baudenkmäler von Weltrang aus Pirnaer Sandstein
Gleich hinter Leipzig – die schönste Altstadt Mitteldeutschlands
• Historische Altstadt mit Pöppelmannbrücke und Mauerhäuschen
• Martin Luther, seine Frau Katharina von Bora und die Reformation
• Hängebrücke per Muldenschiff zu Schiff und Wassermühle
• Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald – zu Gast bei einem Genie
Weihnachtszauber in der Hauptstadt des Erzgebirges
• Sehen: Bergbautradition der Silberstraße in traumhafter Natur
• Machen: von Spitzenklöppeln über Schnitzkunst bis Stollenbacken
• Träumen: Erlebnismuseum "Manufaktur der Träume"
• Staunen: lebendige Marktpyramide, Bergmännische Krippe u.v.m.
Die Silberstadt Sachsens
• Hist. Altstadtkern mit Bürgerhäusern aus dem Spätmittelalter
• Terra Mineralia – eine der weltgrößten Mineralienausstellungen
• Dom St. Marien – SilbermannOrgeln und Goldene Pforte
• Erzgebirg. Weihnachtsglanz – Christmarkt und Bergbautradition
Die Lessingstadt weckt Emotionen:
• Von Geburtsort bis Museum: Gotthold Ephraim Lessing fasziniert
• Sakrale Schätze wie z.B. spätgotische Schnitzaltäre begeistern
• Viele botanische Kostbarkeiten in der "grünen" Stadt entzücken
• Verschiedene Veranstaltungen und Feste beleben die Sinne
PLAUEN – echt spitze, nicht nur bei Spitze
• Attraktion Bierelektrische: im rollenden Gasthaus durch die Stadt
• Umgarnt vom Charme und der Schönheit der Plauener Spitze
• E.o.plauen: Vater und Sohn – Bilder sagen mehr als 1.000 Worte
• Natur pur: aktiv zu Fuß oder per Rad durchs schöne Vogtland
Oldtimerträume und Klassik
• Horch, Audi, Wanderer, Trabant – spannende Automobilgeschichte
• Robert und Clara Schumann – Geburtshaus, Museum, Konzertsaal
• Reformationsgeschichte am Lutherweg und in den Priesterhäusern
• Jugendstil und Gründerzeit – Johannisbad und "Neue Welt"
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Die Sachsen hatten schon immer einen Sinn für Fort-
bewegung – und Fortschritt. Bereits 1904 gründete August
Horch in Zwickau seine erste Fabrik für „Motorwagen“.
Ab 1910 baute er in einem zweiten Werk Fahrzeuge
und gab ihnen den klangvollen Namen „Audi“. Heute
ist dort das August Horch Museum Zwickau – ein
eindrucksvolles Zeugnis für Sachsens goldenes Industrie-
zeitalter. Und nur eine von vielen Sehenswürdigkeiten
auf der Route der Industriekultur in Sachsen. Mehr
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