Upload
others
View
0
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
1
Makro 1 Extravorlesung Die Krise im Euroraum
Prof. Dr. Gerhard Illing Seminar für Makroökonomie, LMU
http://www.sfm.vwl.uni-muenchen.de/index.html
© Prof. Dr. Gerhard Illing
Literatur: Gerhard Illing, Sebastian Jauch und Michael Zabel, Die Diskussion um den Euro. Endogene Risiken und multiple Gleichgewichte, Leviathan, Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Heft 2, 2012, link Options for the Euro Area Workshop "The Financial Crises of the 21st Century" der Österreichischen Forschungsgemeinschaft in Wien 18. Oktober 2012, link
2
1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936
0
5
10
15
20
25
30
35
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Deutschland- 1929 USA - 1929 Deutschland USA Euroraum (17 Länder) Griechenland Spanien
; Quelle: OECD, US Department of Commerce und Mitchell (1992)
Vergleich: Depression und Eurokrise
Arbeitslosenquoten
3
100
110
120
130
140
150
160
01.02.2000 01.02.2002 01.02.2004 01.02.2006 01.02.2008 01.02.2010 01.02.2012
Reales BIP (2000Q1=100)
Deutschland Spanien Griechenland Portugal Irland Euroraum USA
Kernproblem: Divergenzen im Euroraum
Quelle: OECD Economic Outlook June 2013
4
70
75
80
85
90
95
100
105
110
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Deutschland Spanien Griechenland Euroraum USA Irland Italien
Kernproblem: Divergenzen im Euroraum
Quelle: OECD Economic Outlook June 2013
5
Heftige Kontroversen über Geldpolitik der EZB Gefahr deflationärer Spirale ↔ Gefahr von Inflation
Weltweit außergewöhnlich niedrige Zinsen Unkonventionelle Maßnahmen der Geldpolitik
EZB OMT Programm: Potentiell unbegrenzter Ankauf der Staatsanleihen von Euro-Ländern, die sich zu Strukturreformen verpflichtet haben Verstößt Anleiheprogramm der EZB gegen das Verbot monetärer Staatsfinanzierung?
6
Mythen: Eurokrise eine Folge zu hoher Staatsverschuldung
Striktes Befolgen der Maastricht Kriterien hätte Eurokrise verhindert
Aktuelle EZB Politik ist eine verdeckte Staatsfinanzierung
Massive Ausweitung der Geldbasis als ernste Gefahr für die Preisstabilität (~ Anwerfen der Notenpresse)
Niedrige Zinsen ~ Enteignung der Sparer
Preisstabilität als einziges Ziel der Geldpolitik
7
Griechenland
Italien
Deutschland
OECD Durchschnitt
Spanien
Irland 00
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013
Schuldenquote (Brutto) als Anteil am BIP
Griechenland
Staatsverschuldung nicht Kern des Problems
Irland/ Spanien: Musterknaben bei Einhaltung der Maastricht Kriterien!
Quelle: OECD Economic Outlook June 2013
10
Was lief schief? Integration der Kapitalströme
Quelle: OECD Economic Outlook November 2013
Euroraum(15)
Deutschland
Italien
Spanien
Niederlande
Griechenland
Portugal
-15
-10
-5
0
5
10
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Leistungsbilanzüberschuss, 1993 - 2014
Euroraum(15) Deutschland Italien Spanien Niederlande Griechenland Portugal
11
Fakten: Spanien und Irland: Musterknaben bei Einhaltung der
Maastricht Kriterien
Eurokrise ist Folge eines starken Anstiegs der Verschuldung im privaten Sektor (abgesehen von Griechenland) Massive Leistungsbilanzdefizite/ -überschüsse im Euroraum
Leistungsbilanzdefizite → Sudden Stop → Teufelsspirale zwischen Staatschuld und Verschuldung des Bankensektors
Kernproblem im Euroraum: Verschärfung der Pro-Zyklizität Geldpolitik fällt als endogener Stabilisator aus Alternative Stabilisatoren notwendig Einheitliche Geldpolitik erfordert fiskalischen Gegenpart Maastricht Design als Fehlkonstruktion
12
Konsequenz: Änderungen im institutionellen Design nötig Beispiel USA: Vielzahl automatischer Stabilisatoren bei
asymmetrischen Schocks
Steuersystem kompensiert ca. 30% der Einnahmenausfälle in den Bundesstaaten
Zentralbank als Lender of last resort: Aufkauf von Anleihen des Zentralstaats als sichere Anleihen Kauf riskanter Anleihen zur Korrektur von Marktverzerrungen Legitimation, implizite Risiken zu übernehmen
Anleihen einzelner Bundesstaaten für Geldpolitik irrelevant
Nationaler Finanzsektor als Schockabsorber: Absicherung von Einlagen durch FDIC Zentrale Abwicklung mit Durchgriffsrechten
13
Greek Americans
America’s fiscal union Greek Americans
Which American states enjoy the biggest fiscal transfers? Jul 30th 2011 |
Economist From the print edition
14
Konsequenz: Änderungen im institutionellen Design nötig Automatische Stabilisatoren im Euroraum?
Transfer gewisser Finanzhoheit an demokratisch legitimierte Zentralregierung
EZB als Lender of Last Resort kann unkontrovers funktionieren nur mit Anleihen des Zentralstaats als sicheren Anleihen Ermöglicht klare Trennung zwischen Geld- und Fiskalpolitik Vermeidet diskretionäre Entscheidung über Risikogewichtung, wenn Anleihen einzelner Eurostaaten als Sicherheit akzeptiert werden
Europäische Bankenunion als Schockabsorber: erfordert zentrale Absicherung der Einlagen Zentrale Abwicklung mit Durchgriffsrechten und der Legitimation, implizite Risiken zu übernehmen
Alternative: Starke Ausweitung des Spielraums für antizyklische Fiskalpolitik
15
Folgerung Es gibt nur zwei reale Optionen: Verstärkte Integration (Politische Union) Transfer von Finanzhoheit an demokratisch legitimierte Zentralregierung mit der Macht, Sanktionen durchzusetzen und Transfers zu regeln
Auseinanderbrechen des Euro / Europas Zuflucht zu nationalen Partikularinteressen
Illusionäre Optionen: A) Zurück zur Struktur vor der Krise (Regelbindung – Maastricht 2.0)
Minimale fiskalische Koordination ohne Souveranitätsverzicht gescheitert Striktere Einhaltung der Maastricht-Regeln hätte Krise nicht verhindert
B) „Durchwursteln“ Ausweitung der EZB Interventionen nur als Überbrückung sinnvoll, um Zeit für politische Reformen zu nutzen In Zukunft Gefahr noch schärferer Krisen ohne Reform der Governance
16
Kernthesen
Der Euro ist ein politisches Projekt
Kein Ökonomisches, sondern ein politisches Problem
Angemessene Institutionen für eine Währungsunion? Glaubwürdiges Design (Spielregeln) zur Governance im Euroraum?
Designfehler: Währungsunion erfordert politische Union: → Europäische Bankenaufsicht; europäische Fiskalpolitik! → Demokratisch legitimierte Zentralregierung → Eurokrise als Chance zur Neugestaltung der Einheit Europas → Aufgabe nationaler Souveränität
Problem: Politischer Wille zur politischen Union schwindet
17
Der Euro: Ein politisches Projekt!
Otmar Issing: vor 1998 Skepsis gegenüber dem Euro
„Die Europäische Währungsunion ist ohne historisches Beispiel. Der Normalfall lautet: ein Land, eine Währung.“
„Meine Präferenz war immer: politische Union und parallel dazu die Währungsunion als logische Ergänzung. Jetzt läuft das einheitliche Geld voraus. Ich bin sicher, dass die Währungsunion in vielerlei Hinsicht die Defizite im Bereich der politischen Integration deutlich aufdecken wird. Die Politik muss darauf reagieren.“
Spiegel Interview 21.09.1998
18
Fehler im Design des Euroraums Illusion: Vertrauen auf minimale fiskalische Koordination durch Vertrag
von Maastricht, Stabilitäts- und Wachstumspakt etc.
Design-Fehler im Euroraum: Fehlen eines zentralen fiskalischen Gegenparts, der implizite fiskalische Risiken übernimmt (Quantitative Easing, Lender of last resort)
Naïve Sicht: Wenn keine feste Regeln für die Aufteilung fiskalischer Risiken definiert werden, entstehen solche Risiken erst gar nicht
CFS Conference in Frankfurt Juni 1999 Systemic Risk and Lender of Last Resort Facilities Garry Schinasi (IMF): National central banks as lender of last resort
cannot work if pan-European banks are in trouble Padoa Schioppa (ECB): This will only be an issue for the future,
since financial markets in Europe are up to now are still not highly integrated.
Charles Goodhart : He who pays the piper calls the tune Letztlich muss der Steuerzahler die Risiken tragen
19
Fehler im Design des Euroraums
Christopher Sims, Press Conference, October 2011, Princeton
"The euro was founded with a central bank but no unified fiscal authority. That raised questions about what would happen when the need for fiscal and monetary co-ordination arose."
If you want the euro to survive, the eurozone nations "will have to work out a way to share fiscal burdens and connect fiscal authorities to the ECB“
The exclusion of weak countries is not the solution to the euro. The notion "that things will get settled in the euro only if some weak countries leave is unrealistic."
Democratic Principle “No taxation without representation” Example: Bank of England Charles Bean, Quantitative Easing: An Interim Report’ 2011 In January this year, the Chancellor authorised the Bank to create a new fund for the purpose of buying assets from the private sector. Any profits on the Asset Purchase Facility are passed to Her Majesty’s Treasury, while any losses are also indemnified by the Exchequer.
Naïve view: without rules for sharing fiscal risks, no need to share risks
He who pays the piper calls the tune
20
Was lief schief? Völlig konträre Interpretationen der Leistungsbilanzdefizite:
A) Sorglose Kreditvergabe an Peripheriestaaten im Vertrauen darauf, dass No-Bailout Klausel im Krisenfall nicht greifen wird Diagnose: Exzessive Staatsverschuldung als Hauptproblem. Drastische Sanktionen nötig; Rettungsaktionen verfehlt; ermuntern zu Moral Hazard
B) Massive Kapitalflüsse in die Peripherieländer im Vertrauen auf Konvergenz dank stabiler europäischer Institutionen (genau wie beim „Aufbau Osteuropa“) Diagnose: unregulierte Kapitalströme verleiten zu ineffizienten „Blasen“ Kurzsichtigkeit der Kapitalmärkte ~ Marktversagen Hohe Fragilität der Finanzmärkte führt zu multiplen Gleichgewichten
→ Reform der Governance Struktur in Europa nötig Wie lässt sich zwischen diesen Interpretationen unterscheiden? Großteil der Kapitalströme floss in den Privatsektor
Angela Merkel, Straßburg 24.11.2011 "The countries who don't keep to the stability pact have to be punished – those who contravene it need to be penalised.
22
Was lief schief? Massive Kapitalflüsse in die Peripherieländer im Vertrauen auf
Konvergenz dank stabiler europäischer Institutionen (ähnlich wie beim „Aufbau Osteuropa“) Unregulierte Kapitalströme verleiten zu ineffizienten „Blasen“ Kurzsichtigkeit der Kapitalmärkte ~ Marktversagen Hohe Fragilität der Finanzmärkte führt zu multiplen Gleichgewichten
Historisch: Starker Kapitalzufluss nach Finanzmarktliberalisierung; Dann plötzliche Umkehr der Kapitalströme (Sudden Stops) Kurzfristige Sicht der Anleger → Blasenbildung; Verzerrungen
Multiple, sich selbst erfüllende Gleichgewichte Re-Nationalisierung der Kapitalmärkte verschärft Krise: Negative Spirale zwischen Staatsschulden und Bankschulden
23
C Cost of defaulting on debt
Benefit of defaulting with high interest rates
●
●
B: Debt level
X
Y
B B2 B1
For debt level B (B1<B<B2) both X and Y are self-fullfiling equilibria
Benefit of defaulting with low interest rates
Sovereign Debt Default (De Grauwe)
24
Panik im Euroraum nach der Lehman Pleite Typischer Verlauf von Finanzkrisen:
Panik im Banken-/Schattenbankensektor Flucht in sichere Anlagen; Gefahr von Ansteckungseffekten
Quelle: EZB
26
Bankeinlagen: Flucht aus der Peripherie
Quelle : IMF Global Financial Stability Report October 2012
28
Panik im Euroraum
Verflechtung der Kapitalmärkte & freier Kapitalverkehr
→ „Rauswurf“ aus dem Euro als explosive Option!
Drohung: Flucht der Anleger aus dem Bankensektor
Zusammenbruch des Finanzsystems
Gefahr von Ansteckungseffekten
→ Panik im Banken-/Schattenbankensektor
→ Chaos und Instabilität im gesamten Euroraum
29
Teufelskreis: Staats- und Bankenschulden
Explosive Mischung von Verschuldung im Finanzsektor und Staatsschuld :
Banken halten “nationale” Staatsanleihen als “risikofreie ” Assets
Zweifel an der Solvenz des Staates →
Banken müssen neues Kapital beschaffen; Deleveraging Prozess → Kreditklemme
Zweifel über Solvenz des Bankensektors → Kapitalflucht Zwang zur Rekapitalisierung des Bankensektors →
Schwächt Solvenz des Staates
30
Teufelskreis: Staats- und Bankenschulden Explosive Mischung von Verschuldung im Finanzsektor und
Staatsschuld
32 Quelle: BIS, Consolidated Banking Statistics
Foreign claims of northern euro zone banks on periphery countries (% of total foreign claims)
Reversion of strong „integration“ of capital markets in the Euro area
33
Target Salden: Kapitalflucht aus der Peripherie
Aug 2012 750
Germany
Italy -290
Spain - 430
http://www.eurocrisismonitor.com/
34
0
1
2
3
4
5
6
7
8
2003 2005 2007 2009 2011 2013
EURIBOR Deutschland Frankreich Spanien Italien
Divergenz der Kreditzinsen im Euroraum
36
Stützungsmaßnahmen der EZB
Reaktion auf Gefahr des Auseinanderbrechens des Euroraums Störung des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik Ankündigung von Mario Draghi 26. Juli 2012: Within our mandate, the ECB is ready to do whatever it takes to preserve
the euro. And believe me, it will be enough. 6. September 2012: OMT (Outright Monetary Transactions)
- Sinkende Spreads für Anleihen der Peripherie-Staaten
- Sozialisierung der Verluste? Zinsen der Kernstaaten müssten entsprechend ansteigen Ein solcher Anstieg war aber nicht zu beobachten: Kares Indiz für das Vorliegen multipler Gleichgewichte: Sich selbst erfüllende Erwartungen
37
Renditen zehnjähriger Staatsanleihen
Mario Draghi Rede
0
1
2
3
4
5
6
7
8
02.01.2012 02.04.2012 02.07.2012 02.10.2012 02.01.2013 02.04.2013 02.07.2013 02.10.2013
10 year government bond yields Source: Thomson Reuters
Italy UK Germany Spain US
38
Fallstudie: Gewinne /Verluste am 26.7. 2012
Schuldenstand (Mrd. €)
Zinsänderung vom 25. auf 27.7.2013
"Zinsvor- bzw. -nachteil" (in Mrd. Euro)
Germany 2161 0.0011 -2,4
Spain 862 -0.0066 5,3
Italy 1964 -0.0051 10
Ireland 185 -0.00068 0,1
Greece 327 -0.014 4,4
Portugal 190 -0.0012 0,2
Frankeich, B, NL, A, FL 2980 0.001 -2,9
Gesamt: 14,5
Überschlagsrechnung: Abwägung des Zinsvorteils für Peripherie-Staaten durch Draghi Rede mit den Kosten in Kerneuropa durch Zinsanstieg
39
Legitimation der Stützungsmaßnahmen der EZB
Fehler im Design: Fehlen eines zentralen fiskalischen Gegenparts, der implizite fiskalische Risiken der Geldpolitik übernimmt
EZB handelt als Substitut für fehlende zentrale Fiskalbehörde an der Grenze zwischen Liquiditätshilfen und Fiskalpolitik Robustes Design bricht Teufelskreis zwischen Staats- und Bankschulden:
Sichere Assets eines europäischen Zentralstaates mit Fiskalunion Finanzmarktregulierung und Bankenunion (robustes Bankensystem)
Stützung zur Anpassung abhängig von Reformschritten Kontrolle ist nicht Aufgabe der Zentralbank, sondern demokratisch gewählter Regierung
Strikt begrenzte Rettungsaktionen können kontraproduktiv wirken
Optionen: Entweder Regime Shift zur Schaffung von Vertrauen oder
Auseinanderbrechen des Euroraums Ansetzen bei den Ursachen: Fehlendes Vertrauen in polit. Governance!
Moral Hazard auch auf Seiten der Kernländer – Perpetuieren instabiler Strukturen!
40
Stützungsmaßnahmen der EZB
Bereitstellung von Liquidität nur eine kurzfristige Stützungsmaßnahme Ohne Lösung der zugrunde liegenden Probleme nicht dauerhaft wirksam
Bereitstellung von Liquidität bislang wenig wirksam zur Sicherung der Kreditvergabe im privaten Sektor in den Peripheriestaaten Anhaltendes Misstrauen zwischen den Banken ~ Versagen des Interbankmarkts Starker Kontrast: Ausdehnung der Geldbasis (M0); Stagnation von Geldmenge (M1, M2, M3) und Kreditvergabe in den Peripheriestaaten
41
Rückgang der Kreditvergabe
80
100
120
140
160
180
200
220
240
01.2007 07.2007 01.2008 07.2008 01.2009 07.2009 01.2010 07.2010 01.2011 07.2011 01.2012 07.2012 01.2013 07.2013
Monetäre Entwicklung im Euroraum, alle Indizes 2007=100
Geldbasis M1 M2 M3 Kredite an Nicht-Finanzunternehmen CPI Deutschland
42
Griechenland/ Spanien: Rückgang der Geldmenge
-20%
-15%
-10%
-05%
00%
05%
10%
15%
20%
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
National contributions to M3, annual growth rates
Greece Spain Germany Euro area
Quelle: Nationale Zentralbanken
43
Schwaches Wachstum der Geldmenge im Euroraum
-2
0
2
4
6
8
10
12
14
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
M2 (%YOY) Euro area M3 (%YOY) Euro area Referenzwert
44
Kreditklemme in Peripheriestaaten
-20
-10
0
10
20
30
40
Jan. 04 Jul. 04 Jan. 05 Jul. 05 Jan. 06 Jul. 06 Jan. 07 Jul. 07 Jan. 08 Jul. 08 Jan. 09 Jul. 09 Jan. 10 Jul. 10 Jan. 11 Jul. 11 Jan. 12 Jul. 12 Jan. 13 Jul. 13
Loans to non-financials; MFIs excluding ESCB (Source: ECB)
Germany Spain Greece Euro area
Quelle: EZB
45
Euroraum am Scheideweg Risiko des Auseinanderbrechens des Euroraums –
Gefahr des Zusammenbruchs der Peripherie-Staaten
Verfügbare Optionen:
Strukturreformen (Angebotsseite, langfristige Wachstumsstrategie) Erfordert Zeit und Geduld: Austerität auf kurze Sicht kontraproduktiv
Maßnahmen zur Krisenbekämpfung
Kurzfristige Anpassungsstrategien:
A) Deflation in Peripheriestaaten – Interne Abwertung; verlorene Dekaden
B) Höhere Inflation in den Kernstaaten
C) Transfer von Fiskalressourcen zur Abfederung der Anpassung
D) Stützung durch Geldpolitik zur Abfederung der Anpassung
46
Euroraum am Scheideweg Risiko des Auseinanderbrechens des Euroraums – Gefahr des Zusammenbruchs der Peripherie-Staaten
Abfederung des Anpassungsprozesses im Eigeninteresse der Kernländer
Stützung ist kein Null-Summenspiel: Implikationen im allgemeinen Gleichgewicht: Deutschland ist keine
kleine offene Volkswirtschaft, die sich abschotten kann Zusammenbruch der Peripherie entwertet Kapital der Kernländer Wachstumspotential in der Peripherie
nach Anpassung der institutionellen Rahmenbedingungen
Chance: Festlegen geeigneter neuer Spielregeln
47
Asymmetrischer Anpassungsprozess
80
85
90
95
100
105
110
01.01.2010 01.01.2011 01.01.2012 01.01.2013 01.01.2014
Lohnstückkosten (2010 = 100) in Relation zu 35 anderen Ländern
Quelle: DG ECFIN AMECO
Griechenland Spanien Irland Portugal Deutschland Italien
48
.00
.500
1.00
1.500
2.00
2.500
3.00
3.500
4.00
Germany Greece Spain United Kingdom
CPI inflation rates
2001 to 2007 2008 to 2013 2008 to 2013 tax adjusted
Asymmetrischer Anpassungsprozess
50
Gefahr für die Preisstabilität? Regime monetärer Dominanz
Zentralbank gewährleistet Preisstabilität Fiskalbehörde sorgt durch Anpassung von Steuereinnahmen und Staatsausgaben für ausreichend hohe Primärüberschüsse.
Regime fiskalischer Dominanz Bewusster Anstieg des Preisniveaus zur Senkung der realen Belastung aus Nominalverschuldung
Entscheidend: Glaubwürdigkeit der Institutionen Gratwanderung zwischen Deflation und Inflation Historisch: Nach Perioden hohen Schuldenüberhangs für lange Zeit kein Anstieg der Inflation (Schularick/Taylor 2012)
Gefahr in der Liquiditätsfalle: Deflationsspirale; Stagnation Paradox: Erwartung einer Umkehr der Ausweitung der Geldbasis verhindert Erholung und birgt Gefahr säkularer Stagnation
51
Milton Friedman: The case of Japan Keynote address to the Bank of Canada 2000
David Laidler: Many commentators are claiming that, in Japan, with short interest rates essentially at zero, monetary policy is as expansionary as it can get, but has had no stimulative effect on the economy. Do you have a view on this issue?
Milton Friedman: Yes, indeed. As far as Japan is concerned, the situation is very clear. And it’s a good example. …
Monetary growth has been too low. Now, the Bank of Japan’s argument is, “Oh well, we’ve got the interest rate down to zero; what more can we do?”
It’s very simple. They can buy long-term government securities, and they can keep buying them and providing high-powered money until the high powered money starts getting the economy in an expansion. What Japan needs is a more expansive domestic monetary policy.
52
Die Liquiditätsfalle: Erfahrungen in Japan
-
100
200
300
400
500
600
700
1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013
Geldbasis Geldmenge M2 CPI BIP
Index; Q1 1980 =100
53
Weltweit: Unkonventionelle Geldpolitik
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
ECB Fed BoE SNB
54
Vermögenswerte der US FED
0
500000
1000000
1500000
2000000
2500000
3000000
3500000
4000000
03.01.2007 03.12.2008 03.11.2010 03.10.2012
Traditionelle kurzfristige Staatsanleihen Käufe langfristiger Staatsanleihen Kredite an Finanzinstitutionen
Sicherung kurzfristiger Liquidität Staatlich garantierte Immobilienanleihen
Immobilienanleihen
Langfristige Staatsanleihen
Kurzfristige Staatsanleihen
„Toxische“ Anleihen
55
Quantitative Lockerung der EZB?
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
2013-062011-062009-062007-062005-062003-052001-051999-05
Hauptrefinanzierungsgeschäfte Langfristige Refinanzierungsgeschäfte Andere Liquiditätsgeschäfte
57
Qualitative Lockerung der EZB
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Bei der EZB hinterlegte Sicherheiten
Anleihen des Zentralstaats Anleihen regionaler Gebietskörperschaften Ungedeckte Bankschuldverschreibungen
Gedeckte Bankschuldverschreibungen Unternehmensanleihen Asset-backed Securities
Sonstige marktfähige Sicherheiten Nicht marktfähig*
Wert der Sicherheit In Mrd. € nach Bewertung und Bewertungsabschlägen , Durchschnitt der Monatsendwerte
58
Maßnahmen zur Krisenbekämpfung
Mittelfristig:
Starke europäische Zentralregierung mit Steuergewalt
Europäisches „Finanzministerium“ zur Durchsetzung von Regeln und Sanktionierung von Verstößen; Erfordert Revision des Lissabon Vertrags
Finanzmarktintegration Bankenunion Europäische Einlagensicherung
59
Maßnahmen zur Krisenbekämpfung II Kurzfristig: Stützung durch Geldpolitik
Richtige Anreize setzen: Dynamisch konsistente Mechanismen
Unterstützung abhängig von strukturellen Reformen A) Steuersystem, Arbeitsmarkt, Rentenreform, Staatssektor... B) Stärkung europäischer Integration
Schaffung automatischer Stabilisatoren durch: Bankenunion, Fiskalunion; Europäische Arbeitslosenversicherung
Akzeptanz institutioneller Veränderungen
Zwischenschritte: Bankenunion; EZB akzeptiert als Sicherheit nur „synthetische“ Euroanleihen
60
Zusammenfassung Es gibt nur zwei reale Optionen: Verstärkte Integration (Politische Union) Transfer von Finanzhoheit an demokratisch legitimierte Zentralregierung mit der Macht, Sanktionen durchzusetzen und Transfers zu regeln
Auseinanderbrechen des Euro / Europas Zuflucht zu nationalen Partikularinteressen
Illusionäre Optionen: A) Zurück zur Struktur vor der Krise (Regelbindung – Maastricht 2.0) Minimale fiskalische Koordination ohne Souveranitätsverzicht gescheitert Striktere Einhaltung der Maastricht-Regeln hätte Krise nicht verhindert B) „Durchwursteln“ Ausweitung der EZB Interventionen nur als Überbrückung sinnvoll, um Zeit für politische Reformen zu nutzen In Zukunft noch schärfere Krisen ohne Reform der Governance Moral Hazard auf Seiten der Kernländer: Aufbau robuster Strukturen!
61
Literatur Options for the Euro Area Workshop "The
Financial Crises of the 21st Century" der Österreichischen Forschungsgemeinschaft in Wien 18. Oktober 2012
Gerhard Illing, Sebastian Jauch und Michael Zabel, Die Diskussion um den Euro. Endogene Risiken und multiple Gleichgewichte, Leviathan, Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Heft 2, 2012, vgl. homepage
62
Exkurs: Sparer und negativer Realzins Larry Summers zum negativen Realzins auf der Jahreskonferenz
des IWF Link (ca. ab Minute 52)
Top Economists Debate: The ECB's Controversial Euro Crisis Strategy, Der Spiegel, 18. 11. 2013 Link
Ökonomen-Debatte Ist Sparen eine Sünde? FAZ 2.12.2013 Link
Kommentar: Dummes deutsches Geld FAZ 2.12.2013 Link