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aktuell Obwohl das Problem bekannt ist, wird weiterhin zu wenig dafür getan, Mangel- ernährung im Alter zu vermeiden. Vor al- lem im Spital stehen meist Akuterkran- kungen im Vordergrund. „Jeder Tag ohne Essen bedeutet einen Verlust von 300 bis 500 Gramm Muskelgewebe, das ent- spricht ein bis drei Prozent der Muskel- masse eines älteren Menschen“, stellte Univ.-Prof. Dr. Michael Hiesmayr, Vorsit- zender der Arbeitsgemeinschaft für Kli- nische Ernährung, Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin, AKH/ MedUni Wien bei einer Fortbildungsver- anstaltung in der Gesellschaft der Ärzte in Wien Ende April fest. Um das 60. Lebensjahr beginnt eine Ab- nahme der Körpermasse, wobei häufig durch reduzierte körperliche Aktivität vorrangig Körpereiweiß verloren geht. Diesen Verlust kann man nur durch eine systematische und konsequente Kombi- nation von Ernährung und körperlicher Aktivität wieder ausgleichen. Ein Verlust an Muskelmasse ist also zu- nächst nicht offensichtlich. Die Frage der Mangelernährung älterer Menschen stellt sich, so Hiesmayr, in drei Bereichen: Im Krankenhaus als Krankheits-assozi- ierte Ernährungsmängel; im Pflegeheim und in der Heimpflege als Ernährung von Menschen, die sich ganz oder teilweise nicht mehr auto- nom ernähren können; bei selbstständig zuhause lebenden äl- teren Menschen. In allen Bereichen stellt mangelhafte Ernährung ein Risiko für Verlust von Mobilität und Autonomie, Zunahme der Pflegebedürftigkeit, erhöhtes Sturz- und Bruchrisiko, ungünstigen Krankheitsver- lauf und erhöhte Sterblichkeit dar. Das weltweite nutritionDay Projekt, in dem derzeit Daten von 98.000 hospitalisierten Patienten und 23.000 Pflegeheim-Bewoh- nern aus 49 Ländern und 4.097 Stationen zur Analyse vorliegen, zeigt das Ausmaß des Problems. 47 % der älteren Krankenhaus-Patien- ten haben vor der Aufnahme Gewicht verloren, nur 44 Prozent haben in der letzten Woche normal gegessen. Dieser Prozentsatz nimmt im Kranken- haus weiter ab: nur 39 Prozent essen im Krankenhaus ihr ganzes Essen, 33 Prozent nur die Hälfte, zehn Prozent essen nichts. Auf chirurgischen Stationen müssen bis zu 26 Prozent der Patienten aus unter- schiedlichen Gründen nüchtern bleiben. Deutlich weniger als die Hälfte der Patienten, die im Krankenhaus nichts essen, bekommen dort eine Ernäh- rungsintervention (13 % enterale Sondennahrung, 10 % parenteral als Nahrung per Infusion, 3 % eine Kombi- nation, bis 20 % Trinknahrung). Das Risiko, im Krankenhaus innerhalb eines Monats zu sterben, steigt bei je- nen, die ein Viertel oder weniger essen, um das Fünffache an. Ungenügende Nahrungsaufnahme führt in allen Altersgruppen zu einer Behinde- rung und Verzögerung des Heilungspro- zesses. Die ältesten Patienten sind davon besonders betroffen: Lediglich 58 Prozent des ältesten Patien- ten-Viertels im Krankenhaus sind nach einem Monat wieder zu Hause, fast zehn Prozent müssen in Langzeitpflege. Von jenen, die alles essen, sind nach ei- nem Monat 65 Prozent wieder zu Hause; von jenen, die ein Viertel essen, nur 52 Prozent. Zum Vergleich: Bei den Jüngsten sind es 80 und 78 Prozent. Höheres Problembewusstsein in Pflegeheimen Das Bewusstsein für die Problematik der Mangelernährung ist in Pflegeheimen offensichtlich deutlich höher als in Spi- tälern, stellte Hiesmayr fest: „Etwa zwei Drittel aller Bewohner essen ihre Mahlzeit zur Gänze auf, allerdings häufig mit zehn bis 20 Minuten Hilfe pro Mahlzeit.“ In Schweden konnte durch Umsetzung eines systematischen Konzepts mit Screening und Monitoring der Nahrungsaufnahme sowie konsequenter Schulung aller Mitar- beiter die typische Verschlechterung des Ernährungszustandes fast vollständig hint- angehalten werden. Gleichzeitig verringer- ten sich die Kosten in dem betroffenen Be- zirk um 300.000 Euro. Die Kosten beziehen sich unter anderem auf künstliche Ernäh- rung und umfassen noch nicht die reale Mangelernährung im Alter Ziel der Prävention: Mobilität zu erhalten, Pflegebedürftigkeit verzögern iMPressuM Herausgeber und Verleger: Springer-Verlag GmbH, Professional Media, Sachsenplatz 4–6, P. O.Box 89, 1201 Wien, Austria, Tel.: 01/ 330 24 15, Fax: 01/330 24 26-260 Internet: www.springer.at, www.SpringerMedizin.at Geschäftsführung: Katharina Oppitz, Peter Hendriks, Harm van Maanen Leitung: Mag. Margarete Zupan redaktion: Verantwortlicher Redakteur: Verena Kienast redaktionssekretariat: Susanna Hinterberger Produktion: Mag. (FH) Dorothea Wolinski Anzeigen: Gabriele Popernitsch; Es gilt die Anzeigenpreisliste 2012 erscheinungsweise: 10× jährlich Abonnement: Michaela Bolli; Bezugspreis pro Jahr: für Institutionen EUR 98,– zuzüglich MwSt. und Versandkosten Bezugsbedingungen: Das Abonnement für Einzelbezieher gilt mit Bezug des ersten Heftes jeweils für ein Jahr mit der in der Preisliste für einen vollen Jahrgang angegebenen Anzahl von Ausgaben. Abbestellungen innerhalb dieser Laufzeit können nicht entgegengenommen werden. Das Abonnement der Zeitschrift verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, wenn nicht bis 2 Monate vor Ablauf des Abonnements beim Verlag eine schriftliche Kündigung eingegangen ist. Verlagsort: Wien Herstellungsort: Linz erscheinungsort: Wien Verlagspostamt: 1210 Wien P. b. b. Inhalte der „ProCare“ sind ab Oktober 2010 auch über die Zeitungsdatenbank der APA (http://www.defacto.at) abrufbar. ISSN Print: 0949-7323, ISSN Electronic: 1613-7574, Band 17, Heft 03/2012 Layout: KM-Satz Design: Wojtek Grzymala Druck: Friedrich Vereinigte Druckereien- und Verlags GmbH & Co KG, Linz, Austria Wissenschaftlicher Beirat: FH-Prof. Dr. Holger Penz, Feldkirchen; Univ.-Prof. Dr. Christa Lohrmann, Graz; Univ-Prof. Dr. Christa Them, Hall i. T.; V. Prof. Hanna Mayer, Wien; Dr. Roswitha Engel, Wien, Univ.-Prof. Dr. Jürgen Osterbrink, Salzburg; Dr. Elisabeth Rappold, Wien; Mag. Marianne Kriegl, Krems; Dr. Gerhard Müller, Wien; Maria Jesse, Wien; Mag. Paul Resetarics, Wien; Brigitte Scharb, Wien; Charlotte Staudinger, Wien. Alle namentlich gekennzeichneten Beiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Diese Beiträge fallen somit in den persönlichen Verantwortungsbereich des Verfassers. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unaufgefordert eingesandte Manuskripte. Mit „Sonderbericht“ oder „Advertorial“ gekennzeichnete Seiten sind entgeltliche Einschaltungen nach §26 Mediengesetz. Allgemeiner Teil/Rechtliche Hinweise für Autoren Die Autorin/der Autor erklärt, dass ihr/sein Manuskript in dieser Form bislang nicht anderweitig veröffentlicht oder zur Veröffentlichung eingereicht wurde. Die Autorin/der Autor überträgt mit der Übergabe des fertigen Manuskripts und der Veröffentlichung in der Fachzeitschrift die notwendigen Nutzungsrechte zur Vervielfältigung und Verbreitung an den Verlag, insbesondere das Recht der Nutzung zu gewerblichen Zwecken durch Druck, Nachdruck, Verbreitung in elektronischer Form oder andere Verfahren und Medien durch Springer Science + Business Media. Beiträge, die in PROCARE erscheinen, können auch in der Springer-Zeitschrift Heilberufe veröffentlicht werden. Die Autorin/ der Autor holt, falls notwendig, die Nutzungsrechte an Texten und Bildern Dritter vor Übergabe des fertigen Manuskripts ein, eventuelle Ansprüche Dritter sind somit geklärt. Hinweise zur Verwertung: Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, auch auszugsweise, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mik- roverfilmungen und die Verarbeitung in elektronischen Systemen. Produkthaftung: Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in dieser Zeitschrift berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen sind anhand anderer Literaturstellen oder der Packungsbeilage auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Der Verlag übernimmt hierfür keine Gewähr. eigentümer und Copyright-inhaber: © 2012 Springer-Verlag/Wien. Springer ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. 04/2012 pro care 42 © Springer-Verlag

Mangelernährung im Alter – Gesundheitskompetenz und Diabetes

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Page 1: Mangelernährung im Alter – Gesundheitskompetenz und Diabetes

aktuell

Obwohl das Problem bekannt ist, wird weiterhin zu wenig dafür getan, Mangel­ernährung im Alter zu vermeiden. Vor al­lem im Spital stehen meist Akuterkran­kungen im Vordergrund. „Jeder Tag ohne Essen bedeutet einen Verlust von 300 bis 500 Gramm Muskelgewebe, das ent­spricht ein bis drei Prozent der Muskel­masse eines älteren Menschen“, stellte Univ.­Prof. Dr. Michael Hiesmayr, Vorsit­zender der Arbeitsgemeinschaft für Kli­nische Ernährung, Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivme dizin, AKH/MedUni Wien bei einer Fortbildungsver­anstaltung in der Gesellschaft der Ärzte in Wien Ende April fest.

Um das 60. Lebensjahr beginnt eine Ab-nahme der Körpermasse, wobei häufig durch reduzierte körperliche Aktivität vorrangig Körpereiweiß verloren geht. Diesen Verlust kann man nur durch eine systematische und konsequente Kombi-nation von Ernährung und körperlicher Aktivität wieder ausgleichen.

Ein Verlust an Muskelmasse ist also zu-nächst nicht offensichtlich.

Die Frage der Mangelernährung älterer Menschen stellt sich, so Hiesmayr, in drei Bereichen:■■ Im Krankenhaus als Krankheits-assozi-

ierte Ernährungsmängel;■■ im Pflegeheim und in der Heimpflege

als Ernährung von Menschen, die sich ganz oder teilweise nicht mehr auto-nom ernähren können;

■■ bei selbstständig zuhause lebenden äl-teren Menschen.

In allen Bereichen stellt mangelhafte Ernährung ein Risiko für Verlust von Mobilität und Autonomie, Zunahme der Pflegebedürftigkeit, erhöhtes Sturz- und Bruchrisiko, ungünstigen Krankheitsver-lauf und erhöhte Sterblichkeit dar. Das weltweite nutritionDay Projekt, in dem derzeit Daten von 98.000 hospitalisierten Patienten und 23.000 Pflegeheim-Bewoh-nern aus 49 Ländern und 4.097 Stationen zur Analyse vorliegen, zeigt das Ausmaß des Problems. ■■ 47 % der älteren Krankenhaus-Patien-

ten haben vor der Aufnahme Gewicht verloren, nur 44 Prozent haben in der letzten Woche normal gegessen.

■■ Dieser Prozentsatz nimmt im Kranken-haus weiter ab: nur 39 Prozent essen im Krankenhaus ihr ganzes Essen, 33 Prozent nur die Hälfte, zehn Prozent essen nichts. Auf chirurgischen Stationen müssen bis zu 26 Prozent der Patienten aus unter-schiedlichen Gründen nüchtern bleiben.

■■ Deutlich weniger als die Hälfte der Patienten, die im Krankenhaus nichts essen, bekommen dort eine Ernäh-rungsintervention (13  % enterale Sondennahrung, 10  % parenteral als Nahrung per Infusion, 3 % eine Kombi-nation, bis 20 % Trinknahrung).

■■ Das Risiko, im Krankenhaus innerhalb eines Monats zu sterben, steigt bei je-nen, die ein Viertel oder weniger essen, um das Fünffache an.

Ungenügende Nahrungsaufnahme führt in allen Altersgruppen zu einer Behinde-rung und Verzögerung des Heilungspro-zesses. Die ältesten Patienten sind davon besonders betroffen: ■■ Lediglich 58 Prozent des ältesten Patien-

ten-Viertels im Krankenhaus sind nach einem Monat wieder zu Hause, fast zehn Prozent müssen in Langzeitpflege.

■■ Von jenen, die alles essen, sind nach ei-nem Monat 65 Prozent wieder zu Hause; von jenen, die ein Viertel essen, nur 52 Prozent. Zum Vergleich: Bei den Jüngsten sind es 80 und 78 Prozent.

Höheres Problembewusstsein in Pflegeheimen

Das Bewusstsein für die Problematik der Mangelernährung ist in Pflegeheimen offensichtlich deutlich höher als in Spi-tälern, stellte Hiesmayr fest: „Etwa zwei Drittel aller Bewohner essen ihre Mahlzeit zur Gänze auf, allerdings häufig mit zehn bis 20 Minuten Hilfe pro Mahlzeit.“ In Schweden konnte durch Umsetzung eines systematischen Konzepts mit Screening und Monitoring der Nahrungsaufnahme sowie konsequenter Schulung aller Mitar-beiter die typische Verschlechterung des Ernährungszustandes fast vollständig hint-angehalten werden. Gleichzeitig verringer-ten sich die Kosten in dem betroffenen Be-zirk um 300.000 Euro. Die Kosten beziehen sich unter anderem auf künstliche Ernäh-rung und umfassen noch nicht die reale

Mangelernährung im AlterZiel der Prävention: Mobilität zu erhalten, Pflegebedürftigkeit verzögern

iMPressuM

Herausgeber und Verleger: Springer-Verlag GmbH, Professional Media, Sachsenplatz 4–6, P. O.Box 89, 1201 Wien, Austria, Tel.: 01/ 330 24 15, Fax: 01/330 24 26-260 Internet: www.springer.at,www.SpringerMedizin.at Geschäftsführung: Katharina Oppitz, Peter Hendriks, Harm van Maanen Leitung: Mag. Margarete Zupan redaktion: Verantwortlicher Redakteur: Verena Kienast redaktionssekretariat: Susanna Hinterberger Produktion: Mag. (FH) Dorothea Wolinski Anzeigen: Gabriele Popernitsch; Es gilt die Anzeigenpreisliste 2012 erscheinungsweise: 10× jährlich Abonnement: Michaela Bolli; Bezugspreis pro Jahr: für Institutionen EUR 98,– zuzüglich MwSt. und Versandkosten Bezugsbedingungen: Das Abonnement für Einzelbezieher gilt mit Bezug des ersten Heftes jeweils für ein Jahr mit der in der Preisliste für einen vollen Jahrgang angegebenen Anzahl von Ausgaben. Abbestellungen innerhalb dieser Laufzeit können nicht entgegengenommen werden. Das Abonnement der Zeitschrift verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, wenn nicht bis 2 Monate vor Ablauf des Abonnements beim Verlag eine schriftliche Kündigung eingegangen ist. Verlagsort: Wien Herstellungsort: Linz erscheinungsort: Wien Verlagspostamt: 1210 Wien P. b. b. Inhalte der „ProCare“ sind ab Oktober 2010 auch über die Zeitungsdatenbank der APA (http://www.defacto.at) abrufbar. ISSN Print: 0949-7323, ISSN Electronic: 1613-7574, Band 17, Heft 03/2012 Layout: KM-Satz Design: Wojtek Grzymala Druck: Friedrich Vereinigte Druckereien- und Verlags GmbH & Co KG, Linz, Austria Wissenschaftlicher Beirat: FH-Prof. Dr. Holger Penz, Feldkirchen; Univ.-Prof. Dr. Christa Lohrmann, Graz; Univ-Prof. Dr. Christa Them, Hall i. T.; V. Prof. Hanna Mayer, Wien; Dr. Roswitha Engel, Wien, Univ.-Prof. Dr. Jürgen Osterbrink, Salzburg; Dr. Elisabeth Rappold, Wien; Mag. Marianne Kriegl, Krems; Dr. Gerhard Müller, Wien; Maria Jesse, Wien; Mag. Paul Resetarics, Wien; Brigitte Scharb, Wien; Charlotte Staudinger, Wien. Alle namentlich gekennzeichneten Beiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Diese Beiträge fallen somit in den persönlichen Verantwortungsbereich des Verfassers. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unaufgefordert eingesandte Manuskripte. Mit „Sonderbericht“ oder „Advertorial“ gekennzeichnete Seiten sind entgeltliche Einschaltungen nach §26 Mediengesetz. Allgemeiner Teil/Rechtliche Hinweise für Autoren Die Autorin/der Autor erklärt, dass ihr/sein Manuskript in dieser Form bislang nicht anderweitig veröffentlicht oder zur Veröffentlichung eingereicht wurde. Die Autorin/der Autor überträgt mit der Übergabe des fertigen Manuskripts und der Veröffentlichung in der Fachzeitschrift die notwendigen Nutzungsrechte zur Vervielfältigung und Verbreitung an den Verlag, insbesondere das Recht der Nutzung zu gewerblichen Zwecken durch Druck, Nachdruck, Verbreitung in elektronischer Form oder andere Verfahren und Medien durch Springer Science + Business Media. Beiträge, die in PROCARE erscheinen, können auch in der Springer-Zeitschrift Heilberufe veröffentlicht werden. Die Autorin/der Autor holt, falls notwendig, die Nutzungsrechte an Texten und Bildern Dritter vor Übergabe des fertigen Manuskripts ein, eventuelle Ansprüche Dritter sind somit geklärt. Hinweise zur Verwertung: Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, auch auszugsweise, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlages. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mik-roverfilmungen und die Verarbeitung in elektronischen Systemen. Produkthaftung: Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in dieser Zeitschrift berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen sind anhand anderer Literaturstellen oder der Packungsbeilage auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Der Verlag übernimmt hierfür keine Gewähr. eigentümer und Copyright-inhaber: © 2012 Springer-Verlag/Wien. Springer ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media.

04/2012 pro care42 © Springer-Verlag

Page 2: Mangelernährung im Alter – Gesundheitskompetenz und Diabetes

aktuell

Ein alarmierendes, wenn auch wenig überraschendes Bild geben die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse einer reprä­sentativen face­to­face Befragung von 1.000 Österreichern zum Thema eigene Gesundheit und im Speziellen Diabetes. Sanofi nahm den diesjährigen Weltge­sundheitstag am 7. April zum Anlass für diese Bevölkerungsumfrage in den neun Bundesländern Österreichs.

Obwohl über 91 Prozent der Befragten da-von überzeugt sind, dass die persönliche Vorsorge und Eigenverantwortung in Ge-sundheitsfragen außerordentlich wichtig ist, gaben zwei Drittel der Interviewten an, den eigenen Gesundheitszustand und die entsprechenden konkreten Laborwerte nicht oder nur unzureichend zu kennen. Bei den ca. 30 Prozent der Probanden, die ihre Laborwerte zu kennen glaubten, wurde intensiver hinsichtlich Blutdruck, Cholesterin, Blutzucker und Langzeitzu-cker nachgefragt. Eine sichere und kon-

krete Angabe konnte davon wiederum nur ein Drittel machen.

Erste Anlaufstelle für Informationen zum Thema Diabetes ist laut Umfrage der Hausarzt, gefolgt vom Internet und an drit-ter Stelle dem Internisten. 45 Prozent der Befragten gaben an, dass die letzte Blutzu-ckermessung länger als ein Jahr zurückliegt. Elf Prozent glaubten, den Begriff HbA1c er-klären zu können, tatsächlich gelang es nur der Hälfte. Die Frage, ob sie spontan erklä-ren könnten, welche körperlichen Spät-schäden Diabetes auf lange Sicht zusätzlich verursachen kann, beantworteten 44 Pro-zent mit Ja – 82 Prozent dieser Probanden hielten einer tiefergehenden Befragung diesbezüglich auch tatsächlich stand.

Vorsorgeuntersuchungen, ein gesunder Lebensstil und eine angemessene Ernäh-rung schützen am ehesten vor Diabeteser-krankungen, meinen die Befragten. Von die-ser Einschätzung zum realen Verhalten liegt jedoch noch ein weiter Weg. „Es reicht nicht aus, Begriffe schon einmal gehört zu haben“,

meint Dr. Roman Gamerith, Geschäftsführer Sanofi Österreich, „es müssen zuerst ein konkretes Sachwissen geschaffen und nach-vollziehbare und praktikable Verhaltensal-ternativen aufgezeigt werden sowie mögli-che Konsequenzen bei Nicht einhaltung.“ Die Umfrage belegt einen erhöhten Bedarf an Information, um das Verhalten der Men-schen nachhaltig positiv zu beeinflussen und eine Lebensstilveränderung herbeizuführen. Dieser Meinung sind auch 60 Prozent der Befragten, die sich mehr Informationen und gut verständliche Beiträge in den Massen-medien zum Thema Diabetes wünschen.

Bereits 2009 unterstützte Sanofi eine Bevölkerungsumfrage der DIÖ (Diabetes-initiative Österreich). Diese zeigte erst-mals, wie viele Menschen in Österreich tatsächlich von Diabetes betroffen sind. Etwa 600.000 Personen leiden an Diabe-tes, 420.000 davon sind bereits diagnos t-iziert. Nähere Informationen dazu finden Sie unter www.diabetesinitiative.at. nQuelle: Presseinformation Sanofi-aventis

Gesundheitskompetenz und DiabetesWissen und Tun der Österreicher klaffen auseinander

Aufnahmeverzögerung in Pfle geheime. Das Ziel der Politik ist hier, die Aufnahme ins Pflegeheim nur schwer Pflegeabhängi-gen vorzubehalten. Großer Handlungsbe-darf besteht laut Hiesmayr auch in der Be-treuung zu Hause, wo die Reduzierung der Nahrungsaufnahme vielfach als natürlich und altersbedingt angesehen wird.

systematisches Vorgehen gegen die Mangelernährung

Folgende Forderungen sollen die Situa-tion verbessern:■■ Strukturierte Erfassung des Ernährungs-

zustandes bei der Aufnahme in ein Spital oder ein Pflegeheim – das ist mit Antwor-ten auf drei Fragen möglich (Gewicht, Gewichtsverlust, rezente Nahrungsauf-nahme in einfachen Kategorien);

■■ Regelmäßige Erfassung des Körperge-wichts während des Aufenthalts;

■■ Monitoring der täglichen Nahrungs-aufnahme;

■■ Nüchternheitsphasen konsequent hin-terfragen bzw. unterlassen;

■■ Systematisches Entlassungsmanage-ment als Voraussetzung für die Weiter-betreuung zu Hause;

■■ Ernährungstraining für alle an der Er-nährung Beteiligten aus den verschie-densten Berufsgruppen;

■■ Regelmäßige Teilnahme an Benchmar-king Programmen (z. B. nutritionDay);

■■ Ernährungstraining für pflegende An-gehörige von zu Hause lebenden alten Menschen.

ernährungsintervention als zentraler Faktor der rehabilitation

Eine Ernährungsintervention ist präventiv und therapeutisch ein entscheidender Faktor. Bei Patienten mit erhaltener Schluckfunktion sollte der Beginn der Er-nährungstherapie mit Anreicherung des gewohnten Essens und Trinkens nach Möglichkeit beginnen: Hier kann sich der Zusatz von Vitaminen, Mineralien, Prote-inen, essentiellen Aminosäuren wie Leu-cin, etc. bewähren. Zusätzlich sind spezi-elle Puddings und Trinknahrung eine risikoarme Möglichkeit.

Ansprechendes und vertrautes Ambi-ente während des Essens sind ebenso wirksame Maßnahmen wie ausreichend Zeit und Ruhe beim Essen, das Herausfin-den der „Lieblingsspeise“ von Patienten,

„Fingerfood“ oder „Essen im Gehen“. Weil das Durstgefühl in vielen Fällen verloren geht, sollte die Motivation zum Trinken über das Geschmackserlebnis gegeben werden: mit Fruchtsäften, Früchtetees, Obst mit hohem Wassergehalt; und mit Speisen mit einem hohen Flüssigkeitsan-teil, etwa Suppen und Kompotte.

Reichen solche Maßnahmen zur De-ckung des Nährstoff- und Flüssigkeitsbe-darfs nicht aus, oder sind sie krankheits-bedingt nicht möglich, ist die enterale Ernährung über die Sonde angesagt. Zu-vor sollten jedoch alle nichtinvasiven Möglichkeiten ausgeschöpft werden.

Fokus auf Prophylaxe legen

„In Zukunft ist ein besonderes Augenmerk auf die Prophylaxe zu legen“, fordert Hies-mayr: „Allen Menschen sollte klar sein, dass eine Verschlechterung des Ernäh-rungszustandes im Alter nicht günstig ist. Daher muss der niedergelassene Bereich und die Pflegehilfe zu Hause in alle Inter-ventionen eingebunden sein.“ n

Quelle: Presseaussendung anlässlich einer Veran-staltung in der Gesellschaft der Ärzte, Wien, 24. 4. 12, Kontakt: [email protected]

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