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Kurzserie „Meine Bibelstelle“ Juli/August 2020 Ing. Mag. Josef Hiebaum Marlene Ratzinger Ilse-Maria Müllner-Zrzavy Manuela Kopper Hildegard Strondl Mag a Karin Hintersteiner Mag a Astrid Karl Eva-Maria Miemelauer Dipl.-PAss. Michaela Böldl

„Meine Bibelstelle“

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Page 1: „Meine Bibelstelle“

Kurzserie

„Meine Bibelstelle“Juli/August 2020

Ing. Mag. Josef Hiebaum

Marlene Ratzinger

Ilse-Maria Müllner-Zrzavy

Manuela Kopper

Hildegard Strondl

Maga Karin Hintersteiner

Maga Astrid Karl

Eva-Maria Miemelauer

Dipl.-PAss. Michaela Böldl

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Meine Bibelstelle

Wenn das Herzgetröstet wird

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber meine Bio-grafie ist keine schöne Erfolgsgeschichte. Da gab esHindernisse, Unfälle, Leid und auch Tode vonFreunden. Ich hatte nicht das Gefühl, dass übermein Leben jemand seine Hand hält. Ich glaubtezwar, dass es Gott gibt, aber ich lebte, als wäre ernur Zuschauer. Ich hatte keinen Zugang, keine Ah-nung wie er Teil meines Lebens werden könnte.

In dieser Zeit begann ich die Bibel zu lesen. Ein-fach nur lesen. Ich startete ganz vorne, übersprangdas Buch Numeri (zu viele Zahlen und Vorschriften)und schließlich erreichte ich den Propheten Jesaja.Ich las mit geteilter Begeisterung. Da kam ich zu je-ner Stelle, die ich Ihnen auch zitieren möchte:„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst,ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir!Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir,wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort.Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht ver-sengt, keine Flamme wird dich verbrennen. Dennich, der HERR, bin dein Gott, ich, der Heilige Israels,bin dein Retter …“ (Jes 43,1-3)

Egal wie es dir geht, wo du auch stehst, Gott ist da

Diese Zeilen berührten mein Herz. Auch jetzt wo ichsie einfüge. Sie waren Trost, sie waren wie ein Ver-band, den man um eine Wunde legt, um diese zuschützen.

Bei mir legten sich diese Worte um mein verwun-detes Herz. Die Wunde der Enttäuschung, der Ein-samkeit und der Überforderung. Gott ist bei mir. Ichbin ihm wichtig.

Aus diesen Worten kann ich bis heute Kraftschöpfen.

Die Aufgabe von Propheten und der Kirche ist es,sich nicht über andere zu stellen, sondern mit ih-nen zu gehen, sie im Guten zu ermutigen und wennnötig auch auf die Grenzen ihres Handelns hinzu-weisen. Doch die Hauptaufgabe ist der Trost und derZuspruch: „Egal wie es dir geht, wo du auch stehst,Gott ist da.“

Ing. Mag. Josef Hiebaum,Religionslehrer in Amstetten,Logotherapeut und Vortragen-

der für das KBW St. Pölten

Foto: zVg

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Meine Bibelstelle

Er tut mir einfach gut!„Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen!“ Psalm 23,1

Das Vertrauen, das diese Stelle ausdrückt, die Ge wiss -heit, dass jemand auch mich aus verzwickten Lagenrettet, dass mich jemand sucht und mich leitet, denSchutz, den der Hirte bietet, das alles be rührt undberührte mich und gibt mir zutiefst Frieden. Genaudas habe ich oft in meinem Leben gespürt.

In der Jugendzeit war ich immer wieder auf der Su-che, wo mein Leben hingehen soll. Viele Zweifel, vielUnsicherheit, viele Träume waren in mir. Bei einemJugendseminar war genau dieser Psalm unser Tages-thema – er hat mich nie mehr ganz losgelassen.

Träume haben sich verwirklichen lassen: Ich binReligionslehrerin geworden! Und wieder ist mirdieser Psalm untergekommen: bei der Erstkommu -nionvorbereitung, bei Familiengottesdiens ten …Oft durfte ich die Kinder damit vertraut machen,dass Jesus uns Schutz und Halt gibt, er sucht uns.

Ich habe mit den Kindern hunderte Schafe ge -bas telt und Hirten! Dabei gab es auch lustige Erfah-rungen, wenn z. B. Kinder gemeint haben: „Ja mussich unbedingt ein Schaf sein?“

„Auf wen kann ich mich verlassen?“

Oder auch bei den großen Schülern in der Fach-schule! Wenn wir im 3. Jahr uns auf den Abschluss -gottesdienst vorbereitet haben, kam oft derWunsch nach Sicherheit, Vertrauen auf. Und wie-der die Frage: Auf wen kann ich mich verlassen?Wer führt mich auch in Krisenzeiten? Da war derPsalm 23 oft eine Wohltat und genauso die VerseJoh 10,11-15: „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirtgibt sein Leben hin für die Schafe …“

Jetzt, wo ich doch schon älter bin, trifft michdieser Psalm erst recht persönlich: Wohin gehe ich,wer geht mit mir, nimmt mich an der Hand, werführt mich zum Ruheplatz?

In meinem Zimmer habe ich eine Fresko-Nach-bildung aus der Calixtus-Katakombe in Rom: „Dergute Hirt“ (3. Jhdt.), eine Ergänzung zum Kreuz.

Ich wünsche mir, dass ich wie ein Schaf unterSchafen sein kann und vielleicht manchmal auchwie ein Leitschaf sein durfte.

Marlene Ratzinger,Religionslehrerin i. R.,

Lilienfeld

Foto: zVg

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Meine Bibelstelle

Evangelium – meine frohmachende BotschaftAlles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter demHimmel gibt es eine bestimmte Zeit: eine Zeit zum Ge-bären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzenund eine Zeit zum Ausreißen der Pflanzen, eine Zeitzum Töten und eine Zeit zum Heilen, eine Zeit zumNieder reißen und eine Zeit zum Bauen, eine Zeit zumWeinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz. (Kohelet 3,1-4)

Schlag nach in dem Buch, denn nichts anderesheißt Bibel übersetzt. Und es ist auch gar nicht so,dass man dieses Buch erst nach abgeschlossenemTheologiestudium, nach dem Studium des WortesGottes, verstehen kann. Den meisten von uns wür-de dafür Interesse und Zeit fehlen. Und dennochhat alles seine Zeit, die Zeit des Lesens und Lernensund die Zeit des Ganz-bei-sich-Seins, die Zeit derNähe und die Zeit der Distanz, die Zeit des Erfolgsund die Zeit der Niederlage, die Zeit des Tragens unddie Zeit des Ertragens.

Die Bibel wurde vonMenschen fürMenschen ge-schrieben und ist voll von menschlichen Situatio-nen, Erfahrungen, Irrungen und deren Entwirrun-gen. Ich weiß kein anderes Buch, das man einfachzur Hand nehmen, aufschlagen und Sinnvolles da-rin lesen kann.

Wer kennt das nicht: schlaflose Nächte, Albträu-me, Sorgen? Fragen haben ihre Zeit, Kummer undUnsicherheit, aber auch Gewissheit, Frieden und Si-cherheit haben ihre Zeit. Ob wir es wollen odernicht, haben auch Krankheit, Unfall und Tod ihreZeit, aber auch Heilung, Glück und Geburt (vgl. Ko-helet 3,1-15).

Immer wieder erlebe ich es: So hart mich das Le-ben manchmal trifft, mich durchschüttelt und zuBoden wirft, so viel Kraft habe ich wieder aufzuste-hen – nämlich dann, wenn ich die Zeit des Unver-stands und Haderns hinter mir und mich auf dieZeit danach einlasse.

Bis dahin schlage ich immer wieder in der Bibelnach und lese darin mein Evangelium, meine frohmachende Botschaft.

Ilse-Maria Müllner-Zrzavy,Heinrichs bei Weitra,

war u. a. Entwicklungshelferin, Religionslehrerin, Mitarbeiterinin der Ehevorbereitung und istin der Krisenintervention beim

Roten Kreuz tätig.

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Meine Bibelstelle

Letzte Worte …Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Endeder Welt. (Mt 28,20)

Über „letzte Worte“ wurden ganze Bücher geschrie-ben. Was soll man den Helden am Ende eines Filmessagen lassen, nachdem er unter Einsatz seines Le-bens alle gerettet hat? Es muss etwas sein, das allenin Erinnerung bleibt. Es muss ein Satz sein, der dieBotschaft zusammenfasst, die der Film seit einein-halb Stunden aufbereitet.

Der Evangelist Matthäus beendet seinen Berichtvom Leben und Wirken Jesu mit einem Satz, der fürmich einen der wichtigsten Inhalte des christlichenGlaubens darstellt: Wir sind nie allein. In jederschwierigen Situation, in jedem Moment, in dem wirnicht wissen, wie es weitergehen soll – aber auch beiden schönsten Erlebnissen unseres Lebens – ist er beiuns. Jesus versprach es seinen Jüngern und damitauch uns: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage biszum Ende der Welt.“ (Mt 28,20)

Ein Bibelwort bewegend wie ein Filmschluss

Auf diese Stelle gestoßen bin ich tatsächlich auchdurch einen Film und zwar schon als Kind. Die Ver-filmung „Die Bibel – Jesus“ endet mit genau diesemZitat aus dem Matthäus-Evangelium. Hoffnungsvol-le Musik setzt ein, Jesus dreht sich um, verschwindetin strahlend hellem Licht, um bereits im nächstenMoment eine Straße entlang zu gehen und einerGruppe lachender Kinder in der Kleidung des 20.Jahrhunderts entgegen zu laufen. Diese Szene hatmich viele Jahre in der Entwicklung meiner Gottes-beziehung intensiv begleitet.

Auch im Unterricht arbeite ich gerne mit Filmen.Erst im vergangenen Schuljahr stellte ich mit einerKlasse eine gemeinsame Begeisterung für die Sci-ence-Fiction Serie „Stranger Things“ fest. Also be-schloss ich, eine Unterrichtsstunde zu dieser Seriezusammenzustellen. Und schon haben wir das Le-ben Jesu anhand der Parallelen zu den Erlebnissender Hauptfigur erarbeitet. Und neben vielen anderenchristologischen Bezügen durften auch hier die letz-ten Worte Jesu an seine Jünger an handlungsent-scheidender Stelle nicht fehlen: „Ich werde bei dirsein, ich bin die ganze Zeit bei dir.“ Was sollen wiruns im Leben mehr wünschen?

Manuela Kopper,Neukirchen an der Wild,

Religionslehrerin am BG/BRG Horn

Foto: zVg

Page 6: „Meine Bibelstelle“

Meine Bibelstelle

Kommt alle zu mirKommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid,ich werde euch aufrichten. (Mt 11,28)

Ich weiß gar nicht, wann es das erste Mal war, dassmich diese Bibelstelle angesprochen hat, dass ichangerührt wurde von dieser Einladung, zu ihm zukommen.

Durch meine Arbeit als Krankenschwester war ichkonfrontiert mit viel Leid und den Ängsten krankerMenschen, und ich bin immer wieder zu ihm gegan-gen, es zog mich hin zu ihm, beladen mit Sorgen undNöten – auch mit den meinen.

Und immer wieder durfte ich erfahren: Im Kom-men zu ihm, im Verweilen in seiner Nähe, im Betenund Bitten voll Vertrauen, ist mir leichter gewordenums Herz, bin ich ruhiger geworden und die Belas -tung war nicht mehr so schwer. Es wurde mir be -wusst: Er trägt mit mir diese Lasten, ja, er nimmt sievon mir, etwas wendet, wandelt sich.

Und jedes Mal, wenn bei der Messe im Evangeli-um diese Stelle kam, horchte ich auf und musste zu-geben: Ja, es stimmt, was er da sagt, ich erlebe es im-mer wieder, diese Ruhe bei ihm, diese Gewissheit sei-ner Hilfe!

Vor 20 Jahren habe ich meine erste Christus-Ikonegemalt, „geschrieben“ heißt es richtig. Bei diesemMalkurs fragte ich, was da im Evangelienbuch steht.Es war cyrillisch geschrieben und man übersetzte mirzu meiner großen Freude: „KOMMT ALLE ZU MIR –die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragenhabt, ich werde euch erquicken.“ – Ich wollte dieseWorte deutsch schreiben, und suchte statt „erquik-ken“ einen anderen Ausdruck. Der Pater, der uns be-treute, übersetzte mir aus dem Urtext: „Ich werdeeuch aufrichten, ich werde euch aufleben lassen!“Das hat mich wieder neu angesprochen. So schriebich in das Evangelienbuch, das Christus in seinerHand hält und es uns zeigt:

KOMMT ALLE ZU MIR, DIE IHR MÜHSELIG UND BELADEN SEID, ICH WERDE EUCH AUFRICHTEN.

Denn ich habe es erlebt und erlebe es immer wie-der, dieses Aufgerichtet-Werden, dieses Auflebenbeim Kommen zu ihm!

Hildegard Strondl, Waidhofen an der Ybbs,

Krankenschwester in Pension

Foto: zVg

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Meine Bibelstelle

Solidarisch lebenSo kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war,und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um vorzulesen, reichte man ihm dieBuchrolle des Propheten Jesaja. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht:Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. (Lukas 4,16-19)

Biblische Texte wie dieser – oder wie Psalm 85 ‚Ge-rechtigkeit und Friede küssen sich‘ – waren es, diemich zum Theologiestudium geführt und meine Spi-ritualität geprägt haben. Damals war der ‚KonziliareProzess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung derSchöpfung‘ auf dem Höhepunkt. Begeistert hat michder Einsatz der Kirche in der Entwicklungszusammen-arbeit, die katholische Soziallehre und die Befreiungs-theologie; in der Friedensbewegung Pax Christi habeich dann auch international erlebt, welche Kraft dasEvangelium entwickelt, wenn Menschen Ernst damitmachen. Immer standen die Fragen im Raum: Wiekann die biblische Botschaft als frohe Botschaft fürdie Armen wirksam werden? Wie kann uns die Bibelhelfen in unserer ‚Sorge für das gemeinsame Haus‘(Laudato Si, Papst Franziskus), die Erde?

Wenn Jesus bei seinem ersten Auftreten geradediesen Text aus dem Buch Jesaja zitiert, so lese ichihn als Zusammenfassung seiner Sendung. Und ichlese ihn als Auftrag an mich, mich für die Rechte derMenschen und ein solidarisches Miteinander einzu-setzen, über alle Grenzen hinweg.

Mag.a Karin HintersteinerTheologin,

Referentin für Bibelpastoral, Geschäftsführerin der Fastenaktion

Foto: zVg

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Meine Bibelstelle

Mit Bauchgefühl und KopfMeine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.(Lukas 1,46-47)

Im Musical von Birgit Minichmayr: „Sternstunde inBetlehem“, beobachten die Sterne im Himmel ge-spannt, wie Maria auf die Botschaft des Engels Gab -riel reagiert. Als Maria antwortet: „Mir geschehe, wiedu gesagt“, brechen sie in ein mitreißendes Freuden-lied aus: „Sie hat ja gesagt!“

Dieses Ja-Sagen Marias mündet ins Magnificat,den wunderbaren und kämpferischen Lobpreis Got -tes. Maria trifft eine Entscheidung für Gott. Sie sagtja, obwohl sie sicher in dem Moment nicht weiß,was alles auf sie zukommen wird. Sie sagt ja, weil siesich wahrgenommen fühlt von Gott (denn auf dieNiedrigkeit seiner Magd hat er geschaut) und trittdamit in Kommunikation mit Gott.

Sie will ihr Leben mit Gott leben – das ist eineganz bewusste Entscheidung. Ihr Staunen, das sie inder Seele spürt und mit der sie Gott emotionalpreist, wird zu einem Jubeln ihres Geistes. Sie erlebtGott ganz bewusst als ihren Retter und spricht dasVertrauen aus, dass Gott nur Gutes – eine Heilsge-schichte für uns alle und unser Leben – möchte, ander wir mitwirken können.

Ich versuche immer wieder einzustimmen in die-ses begeisterte Ja des Geistes und der Seele. Wenn esmir gut geht, ist das leichter als in schwierigen Zei-ten. Ich merke, dass mich dieses Ja zu Gott fordert:Wenn ich ja zu Gott sage, muss ich mir genau an-schauen, wie er sich ein Zusammenleben der Men-schen vorstellt und meine Entscheidungen und Re-aktionen hinterfragen und oft auch verändern. Ichmuss auch auf mein Leben schauen und ehrlich be-urteilen, wie ich meine Begabungen lebe und inmeinem Alltag einbringe. Ich muss bereit sein hin-zuhören und mich von Gott verändern zu lassen.Oft hätte ich andere Lösungen parat.

Das Ja zu Gott gibt mir aber auch großen Lebens-willen und Freiheit. Indem ich weiß, dass ich in Got-tes Hand gehalten bin, habe ich Mut zu wachsen,Offenheit für Neues, Freude an der Begegnung, Be-reitschaft mich einzusetzen und ein warmes Lachenin der Seele – denn mein Geist jubelt über Gott, mei-nen Retter.

Maga Astrid Karl,Pfarre Altenmarkt im Yspertal,

Religionslehrerin an der HLUW Yspertal

Foto: zVg

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Meine Bibelstelle

Ich bin das Brot des LebensJesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern; und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.Johannes 6,35

Dieses Bibelzitat aus der Speisung der Fünftausendist für mich wahrscheinlich das Evangelium, an dasich mich aus meiner Kindheit am meisten erinnernkann, denn es kam mir damals noch mehr als Magieoder Zauberei vor. Erst mit den Jahren und demKennen lernen der Bibeltexte wurde mir bewusst,welche Wunder Jesus vollbracht hat. Die Brotver-mehrung wird ja in allen vier Evangelien erwähnt.

Brotvermehrung ist keine unglaubliche Wunder er -zählung, sondern ein Lebensauftrag für eine mensch-liche Gesellschaft, die Sehnsucht nach einer gemein-samen Zukunft hat. Jeder von uns darf mitarbeiten.

In diesem Evangelium sehen wir, wie wichtig dieGemeinschaft mit Jesus ist und wieviel Frieden,Glück und Geborgenheit wir daraus schöpfen kön-nen. Er gibt uns das Gefühl, als Mensch angenom-men und angekommen zu sein.

Den Glauben teilen und weitergeben

„Gebt ihr ihnen zu essen“ (Lukas 9,13). Darunterverstehe ich auch den Auftrag, unseren Glauben zuteilen und an die nächste Generation weiterzuge-ben. Wir brauchen einander in der Welt von heute,um als Chris ten bestehen zu können und den Gene-rationen nach uns einen Glauben zu hinterlassen,mit dem auch diese ihr Leben meistern und ihreWelt zum Guten prägen können.

Wie wird diese Zukunft für uns aussehen? Wiehätte die Speisung der Fünftausend wohl zur heuti-gen Corona-Zeit ausgesehen? Die Menschen auf Ab-stand, die Gesichter hinter Masken versteckt, keinHändeschütteln. Wäre diese Gemeinschaft im Glau-ben dann genau so spürbar? Füreinander beten undmiteinander teilen, Gott ernst nehmen und für mei-nen Nächsten da sein, das schafft Zukunft, auch indieser herausfordernden Zeit.

Daher nehmen wir das Erleben dieser Gemein-schaft als ein Geschenk an.

Eva-Maria Miemelauer,Pfarre Langenhart,

Sekretärin im Pfarr verband Enns-Donau-Winkel

Foto: zVg

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Meine Bibelstelle

Du gefällst mir!Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn,an dem ich Gefallen gefunden habe.Matthäus 3,17

Wenn ich Jugendliche auf das Sakrament der Fir-mung vorbereite, dann spreche ich in den erstenStunden mit ihnen von der Taufe, dem Start unseresChristseins. Der Evangelist Matthäus bringt unsseine Sicht der Taufe Jesu: „Der Himmel hat sich ge-öffnet und er (Jesus) sah den Geist Gottes wie eineTaube auf sich herabkommen.“ Und dann bekommter diese wunderbare Zusage: „Das ist mein geliebterSohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“

Ich versuche mit den Jugendlichen diesem Satznachzuspüren und auch bei einer Israelreise durfteich mir an der Jordan-Taufstelle diese Zusage gebenlassen. Denn Gott spricht ja auch zu uns: „Du bistmeine geliebte Tochter, mein geliebter Sohn, an der,an dem ich Gefallen gefunden habe.“

Ich bin von Gott ganz angenommen

Gott nimmt mich an als ganzer Mensch. Er nimmtmich an so wie ich bin, mit meinen Fähigkeiten, Ta-lenten, Begabungen, aber auch meiner Begrenztheitund Sünde. Und er freut sich an mir, seinem Geschöpf!

Die Firmkandidaten nenne ich einzeln beim Vor-namen und mache ihnen dann ein Kreuzzeichenmit Weihwasser auf die Stirn oder Hand. Dabei spre-che ich diesen Satz. Immer wieder darf ich erleben,wie besonders dieser Moment für uns alle ist.

Taufe – eine „Quellenerfahrung“

Diese Stelle aus dem Matthäusevangelium ist fürmich ganz wichtig geworden, weil sie mich an mei-nen Ursprung erinnert. Die Taufe ist für mich eineQuellenerfahrung, mit der alles beginnt und begon-nen hat. Sie ist immer verbunden mit Umkehr undbei jeder Tauferneuerung wende ich mich ganz be-wusst wieder Jesus zu.

Das Weihwasserbecken zuhause erinnert uns ei-gentlich auch daran und lädt uns ein, uns gegensei-tig zu segnen. Ein einfaches Ritual, das mich aberimmer wieder rückbinden lässt an meinem Schöp-fer, meinen Ursprung, ohne den ich nichts wäre.

Michaela BöldlDipl.Pastoralassistentin

in der Stadtpfarre Herz Jesu in Amstetten

Foto: W

olfgang Zarl