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Akuter Rückenschmerz: Flupirtin hilft mehr Patienten als Diclofenac Flupirtin erzielt – bei besserer Verträg- lichkeit – eine effektivere Analgesie als Diclofenac. So lautet das Ergebnis einer Post-hoc-Analyse der Daten von Rücken- schmerz-Patienten. Hintergrund der Analy- se war die Neubewertung des Wirkstoffs Flupirtin durch die Europäische Arzneimit- tel-Agentur (EMA), die den Nutzen des se- lektiven neuronalen Kaliumkanalöffners in der Akutschmerztherapie bestätigt hat. Gleichzeitig stellte die EMA fest, dass auf- grund fehlender Langzeitdaten die Anwen- dungsdauer auf zwei Wochen beschränkt werden sollte. Flupirtin wird über die Leber verstoffwechselt, wöchentliche Kontrollen der Leberwerte werden empfohlen. Flupirtin solle dann eingesetzt werden, wenn zum Beispiel NSAR und schwache Opioide aufgrund fehlender Wirkung oder möglicher Nebenwirkungsrisiken nicht in- diziert sind. Da keine klassischen Head-to- Head-Studien für Flupirtin und NSAR exis- tieren, haben die Autoren mithilfe einer Post-hoc-Subgruppenanalyse die Effektivi- tät der beiden Substanzen untersucht. Er- gebnis: Beide Analgetika sind signifikant wirksam. Doch die Zahl der Patienten, die von der Therapie profitierten, war bei Flu- pirtin signifikant höher. Bei vergleichbaren Ausgangswerten hatten nach einer zweiwö- chigen Therapie mit Flupirtin (Katadolon® S long) einmal täglich mehr als 50% der Pati- enten keine oder nur geringe Schmerzen, entsprechend einem Wert von ≤ 3 in der numerischen Rankingskala (NRS, Werte von 0–11). Mit einer Diclofenac-Therapie erreich- ten nur 29,4% der Patienten einen NRS-Wert von ≤ 3. Demzufolge profitierten signifikant mehr Patienten von der Flupirtin-Therapie [Überall MA et al. 2-Wochen-Wirksamkeit und -Verträglichkeit von Flupirtin MR und Diclofenac bei akuten Kreuz-/Rücken- schmerzen. MMW 2013; Ergänzungsband Nr. IV (155. Jg.):115–22]. Grundlage der Post-hoc-Analyse waren nicht interventionell gewonnene Daten von 349 Patienten mit akuten/subakuten Kreuz-/Rückenschmerzen. Neben der 24-Stunden-Schmerzintensität wurde der Rückgang der schmerzbedingten Ein- schränkungen bei Alltagsaktivitäten analy- siert. Auch hier sprachen die Daten für den selektiven neuronalen Kaliumkanalöffner. Für die Praxis relevant sind auch die starken Unterschiede bei den unerwünschten Er- eignissen, wo Flupirtin vor allem mit einer klar besseren gastrointestinalen Verträg- lichkeit hervorsticht. Dr. Michael Hubert Nach Informationen von Teva Methotrexat hat sich als Anchor Drug in der Rheuma-Basistherapie etabliert Für eine günstige Prognose von Patien- ten mit rheumatoider Arthritis (RA) ist der frühzeitige Therapiebeginn entscheidend. Basis der Behandlung ist bei den meisten Patienten Methotrexat (MTX). Auch unter der Gabe von Biologika sollte auf MTX mög- lichst nicht verzichtet werden. Je früher die Basistherapie begonnen werde, desto bes- ser sei die Prognose der Patienten, betonte Prof. Hendrik Schulze-Koops, Rheumatologe am Münchner Universitätsklinikum. Ziel der spezifischen Therapie ist es, eine möglichst rasche Remission (Disease Activi- ty Score DAS28 < 3,2) oder zumindest eine niedrige Krankheitsaktivität zu erreichen. MTX ist gemäß den aktuellen Therapieleit- linien der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie [Krüger K et al. Z Rheumatol 2012, 71: 592-703) und der European League Against Rheumatism [Smolen J et al. Ann Rheum Dis, epub 25 Oct 2013] das Basisthe- rapeutikum der ersten Wahl. Sprechen die Patienten auf die MTX-Start- dosis von 15 mg pro Woche in Kombination mit Prednisolon nicht innerhalb von vier bis sechs Wochen an, sollten die Dosierungen angepasst werden. Nächster Schritt ist eine Kombinationstherapie mit mehreren syn- thetischen krankheitsmodifizierenden Me- dikamenten (DMARDs). Ist auch unter die- sem Regime das Therapieziel nach drei bis spätestens sechs Monaten nicht erreicht, sollten Biologika eingesetzt werden. Auch hier ist in der Regel stets die Kombination mit MTX indiziert. Die Chance einer Remis- sion sei dann doppelt so hoch wie bei einer Monotherapie mit einem Biologikum, sagte Schulze-Koops. „MTX ist unser Anchor Drug“, betonte der Rheumatologe. Am Münchner Universitäts- klinikum wird versucht, die Patienten möglichst auf die subkutane Gabe einzu- stellen, weil die Bioverfügbarkeit höher sei als bei oraler Einnahme. Durch konsequente Titration der MTX-Dosis und Kombination mit anderen DMARDs sei bei 50–80% der RA-Patienten die Erkrankung gut zu kon- trollieren. Roland Fath, Hamburg Pressegespräch „Med@Media Rheumatologie“, München, 22. Januar 2014; Veranstalter: Hexal AG Eine frühe Basistherapie kann auch die radiologische Progression der rheumatoiden Arthritis stoppen. 62 ORTHOPÄDIE & RHEUMA 2014; 17 (2) Pharmaforum

Methotrexat hat sich als Anchor Drug in der Rheuma-Basistherapie etabliert

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Akuter Rückenschmerz: Flupirtin hilft mehr Patienten als Diclofenac

— Flupirtin erzielt – bei besserer Verträg-lichkeit – eine e� ektivere Analgesie als Diclofenac. So lautet das Ergebnis einer Post-hoc-Analyse der Daten von Rücken-schmerz-Patienten. Hintergrund der Analy-se war die Neubewertung des Wirksto� s Flupirtin durch die Europäische Arzneimit-tel-Agentur (EMA), die den Nutzen des se-lektiven neuronalen Kaliumkanalö� ners in der Akutschmerztherapie bestätigt hat. Gleichzeitig stellte die EMA fest, dass auf-grund fehlender Langzeitdaten die Anwen-dungsdauer auf zwei Wochen beschränkt werden sollte. Flupirtin wird über die Leber versto� wechselt, wöchentliche Kontrollen der Leberwerte werden empfohlen.Flupirtin solle dann eingesetzt werden, wenn zum Beispiel NSAR und schwache Opioide aufgrund fehlender Wirkung oder möglicher Nebenwirkungsrisiken nicht in-diziert sind. Da keine klassischen Head-to-

Head-Studien für Flupirtin und NSAR exis-tieren, haben die Autoren mithilfe einer Post-hoc-Subgruppenanalyse die E� ektivi-tät der beiden Substanzen untersucht. Er-gebnis: Beide Analgetika sind signi� kant wirksam. Doch die Zahl der Patienten, die von der Therapie pro� tierten, war bei Flu-pirtin signi� kant höher. Bei vergleichbaren Ausgangswerten hatten nach einer zweiwö-chigen Therapie mit Flupirtin (Katadolon® S long) einmal täglich mehr als 50% der Pati-enten keine oder nur geringe Schmerzen, entsprechend einem Wert von ≤ 3 in der numerischen Rankingskala (NRS, Werte von 0–11). Mit einer Diclofenac-Therapie erreich-ten nur 29,4% der Patienten einen NRS-Wert von ≤ 3. Demzufolge pro� tierten signi� kant mehr Patienten von der Flupirtin-Therapie [Überall MA et al. 2-Wochen-Wirksamkeit und -Verträglichkeit von Flupirtin MR und Diclofenac bei akuten Kreuz-/Rücken-

schmerzen. MMW 2013; Ergänzungsband Nr. IV (155. Jg.):115–22].Grundlage der Post-hoc-Analyse waren nicht interventionell gewonnene Daten von 349 Patienten mit akuten/subakuten Kreuz-/Rückenschmerzen. Neben der 24-Stunden-Schmerzintensität wurde der Rückgang der schmerzbedingten Ein-schränkungen bei Alltagsaktivitäten analy-siert. Auch hier sprachen die Daten für den selektiven neuronalen Kaliumkanalö� ner. Für die Praxis relevant sind auch die starken Unterschiede bei den unerwünschten Er-eignissen, wo Flupirtin vor allem mit einer klar besseren gastrointestinalen Verträg-lichkeit hervorsticht. Dr. Michael Hubert

Nach Informationen von Teva

Methotrexat hat sich als Anchor Drug in der Rheuma-Basistherapie etabliert

— Für eine günstige Prognose von Patien-ten mit rheumatoider Arthritis (RA) ist der frühzeitige Therapiebeginn entscheidend. Basis der Behandlung ist bei den meisten Patienten Methotrexat (MTX). Auch unter der Gabe von Biologika sollte auf MTX mög-lichst nicht verzichtet werden. Je früher die Basistherapie begonnen werde, desto bes-ser sei die Prognose der Patienten, betonte Prof. Hendrik Schulze-Koops, Rheumatologe am Münchner Universitätsklinikum. Ziel der spezi� schen Therapie ist es, eine möglichst rasche Remission (Disease Activi-ty Score DAS28 < 3,2) oder zumindest eine niedrige Krankheitsaktivität zu erreichen. MTX ist gemäß den aktuellen Therapieleit-linien der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie [Krüger K et al. Z Rheumatol 2012, 71: 592-703) und der European League Against Rheumatism [Smolen J et al. Ann Rheum Dis, epub 25 Oct 2013] das Basisthe-rapeutikum der ersten Wahl. Sprechen die Patienten auf die MTX-Start-dosis von 15 mg pro Woche in Kombination mit Prednisolon nicht innerhalb von vier bis sechs Wochen an, sollten die Dosierungen angepasst werden. Nächster Schritt ist eine

Kombinationstherapie mit mehreren syn-thetischen krankheitsmodi� zierenden Me-dikamenten (DMARDs). Ist auch unter die-sem Regime das Therapieziel nach drei bis spätestens sechs Monaten nicht erreicht, sollten Biologika eingesetzt werden. Auch hier ist in der Regel stets die Kombination mit MTX indiziert. Die Chance einer Remis-sion sei dann doppelt so hoch wie bei einer Monotherapie mit einem Biologikum, sagte Schulze-Koops.

„MTX ist unser Anchor Drug“, betonte der Rheumatologe. Am Münchner Universitäts-klinikum wird versucht, die Patienten möglichst auf die subkutane Gabe einzu-stellen, weil die Bioverfügbarkeit höher sei als bei oraler Einnahme. Durch konsequente Titration der MTX-Dosis und Kombination mit anderen DMARDs sei bei 50–80% der RA-Patienten die Erkrankung gut zu kon-trollieren. Roland Fath, Hamburg

Pressegespräch „Med@Media Rheumatologie“, München, 22. Januar 2014;Veranstalter: Hexal AG

Eine frühe Basistherapie kann auch die radiologische Progression der rheumatoiden Arthritis stoppen.

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