2
3.2 Indikation Bei Patienten mit einem BMI ≥40 kg/m2 ohne Kontraindikationen ist bei Erschöpfung der konservativen Therapie nach umfassender Aufklärung eine bariatrische Operation indiziert. ⇑⇑ BMI über 40, Bluthochdruck, Insulinresistenz, Schlafapnoe. Bei Patienten mit einem BMI zwischen 35 und 40 kg/m2 und mit einer oder mehreren Adipositas-assoziierten Folge-/Begleiterkrankungen (z.B. Diabetes mellitus Typ 2, koronare Herzkrankheit, etc.) ist ebenfalls eine chirurgische Therapie indiziert, sofern die konservative Therapie erschöpft ist. ⇑⇑ Bei Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 2 kann bereits bei einem BMI zwischen 30 und 35 kg/m2 eine bariatrische Operation im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie erwogen werden. Die Binge-Eating-Störung, psychische Erkrankungen oder kindliche Missbrauchserfahrung stellen heute keine generelle Kontraindikation gegen bariatrische Maßnahmen mehr dar. Keine B.E.D falls doch therapie anschließend. Depressionen unter Kontrolle Die psychische Komorbidität ist bis auf wenige Krankheitsbilder, wie z.B. die Bulimia nervosa, i.d.R. kein geeigneter Parameter für die Indikationsstellung zur Operation [EL 2a] [Ashton2008]. Folgerichtig stellt die Evaluation des psychischen Zustandes keine Gate-keeper-Funktion dar, sondern soll die Behandlung relevanter psychischer Störungen einschließlich Essstörung zum Ziel haben sowie auf den postoperativen Verlauf vorbereiten. Das zentrale Ziel der

Microsoft Word-Dokument (neu).docx

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Microsoft Word-Dokument (neu).docx

3.2 IndikationBei Patienten mit einem BMI ≥40 kg/m2 ohne Kontraindikationen ist beiErschöpfung der konservativen Therapie nach umfassender Aufklärung einebariatrische Operation indiziert. ⇑⇑BMI über 40, Bluthochdruck, Insulinresistenz, Schlafapnoe.

Bei Patienten mit einem BMI zwischen 35 und 40 kg/m2 und mit einer odermehreren Adipositas-assoziierten Folge-/Begleiterkrankungen (z.B. Diabetesmellitus Typ 2, koronare Herzkrankheit, etc.) ist ebenfalls eine chirurgischeTherapie indiziert, sofern die konservative Therapie erschöpft ist. ⇑⇑Bei Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 2 kann bereits bei einem BMIzwischen 30 und 35 kg/m2 eine bariatrische Operation im Rahmen einerwissenschaftlichen Studie erwogen werden. ⇔

Die Binge-Eating-Störung, psychische Erkrankungen oder kindliche Missbrauchserfahrungstellen heute keine generelle Kontraindikation gegen bariatrische Maßnahmen mehr dar.

Keine B.E.D falls doch therapie anschließend. Depressionen unter Kontrolle

Die psychische Komorbidität ist bis auf wenige Krankheitsbilder, wie z.B. die Bulimia nervosa, i.d.R. kein geeigneter Parameter für die Indikationsstellung zur Operation [EL 2a] [Ashton2008]. Folgerichtig stellt die Evaluation des psychischen Zustandes keine Gate-keeper-Funktiondar, sondern soll die Behandlung relevanter psychischer Störungen einschließlich Essstörungzum Ziel haben sowie auf den postoperativen Verlauf vorbereiten. Das zentrale Ziel derpräoperativen Evaluation des psychischen Zustandes stellt demnach neben einer ausführlichenpsychischen und biografischen Anamnese die Abklärung der Motivation, des Wissens über den geplanten Eingriff sowie der Erwartungen an diesen (z.B. Problemlöser, “quick fix”) dar

Die Entscheidung für einen bariatrischen Eingriff gründet sich auf dem individuellen Risiko-Nutzen-Verhältnis, denn die kurzfristigen Risiken der operativen Therapie übersteigen deutlich die der konservativen Behandlung. Deshalb wurde in derVergangenheit insbesondere von den Kostenträgern gefordert, vor einer Entscheidung zurOperation intensive, ärztlich begleitete Gewichtsreduktionsversuche zu unternehmen. DiesesVorgehen ist bei hochgradiger Adipositas – zumindest für nicht strukturierte und nicht dauerhaft konzipierte Gewichtsreduktionsversuche

Page 2: Microsoft Word-Dokument (neu).docx

– aus klinisch-wissenschaftlicher Sicht nicht gerechtfertigt wegen der geringen Erfolgsaussichten. Zudem ist die Akzeptanz z. B. einer Bewegungstherapie aufgrund der Sekundärkomplikationen (hier Gonarthrose) häufigeingeschränkt, und gelegentlich ist wegen eines hohen Risikoprofils ein schneller Therapieerfolg das prioritäre Ziel.

Die Langzeit-Kosteneffizienz-Analysen ergeben einen klaren Vorteil der operativen Therapien bei krankhaft adipösen Patienten gegenüber Nicht- Behandlung