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Mit Quantencomputern ins nächste Jahrtausend? Eine Arbeit von Jens Weidemann

Mit Quantencomputern ins nächste Jahrtausend?Quantencomputer arbeiten auf den Grundlagen der Quantenphysik, deshalb ist nötig, klassische Denkweisen und Erfahrungen aus der Physik

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Mit Quantencomputern ins nächste Jahrtausend?

Eine Arbeit von Jens Weidemann

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Inhaltsverzeichnis

Einführung 3

Definition eines Quantencomputers 4

Aufbau und Messung eines Quantencomputers 6

Funktionen und Algorithmen für Quantencomputer 11

Die controlled NOT-Funktion 12

Die NOT-Funktion 13

Die Hadamard-Transformation 14

Die AND-Funktion 14

Der Funktionsaufruf 15

Der Faktorisierungsalgorithmus 18

Grover Search Algorithm 19

Vorteile und Anwendungen Quantencomputer 20

Realisierungsversuche und Probleme 22

Polarisierte Photonen 22

Ionenfallen 23

NMR 26

Forschungserfolge 29

Hintergrundinformationen 31

Parallele Universen 31

Heisenbergs Unschärferelation 32

Schrödingers Katze 32

Schlusswort 33

Quellenangaben 34

3

Einführung

In letzter Zeit erfährt man in Medienberichten immer wieder etwas über Quantencomputer.

Sie sollen schneller sein als alles Bestehende und unsere Computerwelt vollständig

revolutionieren.

Doch was steckt dahinter? Was ist das Besondere und Außergewöhnliche an der

Funktionsweise der Quantencomputer? Wie kann man die zu Grunde liegenden Mechanismen

verstehen?

Genau das versuche ich in dieser Arbeit zu klären. Ich habe dieses Thema gewählt, weil ich

selbst viel mit Computern zu tun und die aktuellen Forschungsergebnisse aus eigenem

Interesse verfolgt habe. Daher sind Quantencomputer für mich ein faszinierendes Gebiet. Ich

werde über den theoretischen Quantencomputer berichten, über bereits entwickelte

Algorithmen und über Realisierungsversuche und Probleme, die diese noch verhindern.

Woher kommt dieses Interesse an Quantencomputern?

In der heutigen Zeit stehen bei der Computerentwicklung die Miniaturisierung der Hardware,

ein geringerer Energieverbrauch, Mobilität und die Beschleunigung von Rechenoperationen

im Vordergrund. Würde der Miniaturisierungstrend weiter so fortgesetzt, würden wir bald in

Größenordnungen eines Atoms vorstoßen, was wohl kaum möglich ist. Auch wenn eine

konkrete Nutzanwendung für derartige Quantencomputer fehlt, so verbargen sich hinter

diesem faszinierenden Gebiet in den letzten Jahren für viele Physiker echte Überraschungen.

Bei verschiedenen Computerfirmen wie z.B. IBM, HP oder auch AT&T befassen sich seit

einigen Jahren eigene Forschungsgruppen mit den Möglichkeiten von Quantencomputern und

ihrer Realisierung.

Quantencomputer arbeiten auf den Grundlagen der Quantenphysik, deshalb ist nötig,

klassische Denkweisen und Erfahrungen aus der Physik in den Hintergrund zu stellen und

sich auf neue Auffassungen von Realität und Natur einzustellen die bei Quantenobjekten

anders sind als bei Gegenständen unseres Alltages.

4

Definition eines Quantencomputers

Doch bevor wir weiter in die Materie vordringen, muss man sich bestimmten

Gesetzmäßigkeiten bewusst sein. Klassische Systeme sind unvorhersehbar, weil sie abhängig

von ihren Startbedingungen sind. Quantenmechanische Systeme dagegen sind aus einem

anderen Grund unvorhersehbar. Da sie in mehreren Universen gleichzeitig existieren (siehe

Everetts Theorie der parallelen Welten) und darin sich unterschiedlich Verhalten erscheint es

in jedem Universum zufällig. Man muss den newton’schen Determinismus abstreifen, denn

nach Heisenbergs Unschärferelation ist es unmöglich gleichzeitig Geschwindigkeit und

Position eines Teilchens genau zu bestimmen und offenbarte uns damit, dass

mikrophysikalische Systeme alles andere als deterministisch sind (siehe

Hintergrundinformationen).

Ein klassischer Computer arbeitet mit Bits die in ihrem Binärsystem nur 2 unterschiedliche

Zustände 1 und 0 haben können, wobei wir 1 für JA (ein Strom fließt) und 0 für NEIN (kein

Strom fließt) übersetzen können. Ein Quantencomputer besteht aus Q-Bits, Qu-Bits oder

auch Quantenbits genannt. Auf den Aufbau möglicher Q-Bits werde ich später eingehen.

Zustände betrachtet man in der Quantenphysik mithilfe von Vektoren. Also wäre der Vektor

(0,1) auf der x-Achse mit NEIN und (1,0) auf der z-Achse mit JA zu übersetzen und wobei

diese Vektoren in der Ebene liegen. Der eingeschlossene Raum wird Hilbertraum genannt.

Quantencomputer haben also zwei Basiszustände, einen Anfangszustand (0,1) und einen

Zustand der das Ergebnis der Rechnung in sich trägt (1,0). Quantendynamische Vorgänge

werden durch Drehungen beschrieben, wodurch Überlagerungen und Mischzustände

entstehen. Das Ergebnis erhält man also durch Drehung von der x-Achse zur z-Achse und was

dazwischen passiert bzw. welche Überlagerungen entstehen, bleibt uns teilweise verborgen.

Zur Veranschaulichung kann man das mit Schrödingers Katze vergleichen.

5

Zur weiteren Definition eines Quantencomputers gehört die Fähigkeit der absoluten

Reversibilität. Auch klassische Computer können reversibel rechnen indem sie

Zwischenergebnisse speichern und abrufen können, was aber keine echte Lösung ist. Bei

einer quantenmechanischen Berechnung kann man jede Drehung rückgängig machen. Der

Sachverhalt der reversiblen Rechnung wird noch an der AND-Funktion deutlich.

Quantencomputer nutzen den Interferenz-Effekt. Da Q-Bits wie Wellen Wechselwirken

können manche sich verstärken und manche sich auslöschen. Q-Bits können aber nicht nur

Wechselwirken, sie können sich vereinigen zu Überlagerungen mit sehr vielen Variablen und

sich wieder trennen.

Quantenphänomene können nicht innerhalb eines Universums simuliert werden, sondern

benötigen hierfür die Interferenz einer Vielzahl paralleler Universen. Hierbei werden die

Computerberechnungen in unterschiedlichen parallelen Universen durchgeführt und die

Ergebnisse durch Interferenz übermittelt (siehe Everetts Theorie der parallelen Welten).

6

Aufbau und Messung von Quantencomputer

Wir haben nun schon gehört, dass Quantencomputer aus Q-Bits bestehen, die 2

Basiszustände und unendlich viele Mischzustände annehmen können. Sie besitzen den

Anfangszustand (0,1) und einen Zustand der das Ergebnis der Rechnung in sich trägt (1,0)

oder auch |0> und |1> als Ket-Vektoren, die die bevorzugte Darstellung der Zustände sein

wird. Die Überlagerungszustände, auch Superposition genannt (siehe Superpositionsprinzip),

kennzeichnet man mit der Formel:

a|0> + b|1>

Die Variablen a und b können alle positiven rationalen Zahlen annehmen solange a²+b²=1

gilt. Sie geben an ob sich der Vektor näher an der z-Achse oder näher an der x-Achse

befindet.

Ähnlich dem klassischen Computer müssen Q-Bits bestimmte Schaltungen durchlaufen, die

bestimmte Operationen durchführen. Damit ein klassischer Computer größere Mengen von

Informationen speichern und verarbeiten kann brauch er jede Menge Bits. Wenn er z.B. die

zahl 9 darstellen möchte so ergibt das Binärsystem die Ziffernfolge 1001. Er brauch also

genau 4 Bits, um sich die Zahl merken zu können, bei dem das erste Bit den Zustand 1, das

zweite Bit den Zustand 0, das dritte Bit den Zustand 0 und das vierte Bit den Zustand 1

besitzt.

Zum Vergleich betrachten wir einen Quantencomputer mit 2 Q-Bits. Man kann die Q-Bits

zunächst in einen Basiszustand halten, wobei das erste Q-Bit den Zustand 1, also |1>, und das

zweite Q-Bit erhält den Zustand 0, also |0>, erhält. Das Gesamtsystem beinhaltet folglich den

Zustand |ø> , den man als das Produkt der Teilzustände erhält:

|ø> = |1> |0>

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Man kann also einen Quantencomputer mit 4 Q-Bits bauen der aber mit einem Binärsystem

arbeitet, was schon realisiert wurde. So ein Quantencomputer würde natürlich nicht schneller

als ein klassischer Computer arbeiten, da er die Vorteile der Interferenz und Überlagerung

nicht nutzt.

Es müssen schlussfolgernd auch beliebige Überlagerungen bzw. Superpositionen

angenommen werden können. Der allgemeinste Zustand eines 2-Q-Bit-System lässt sich

durch folgende Summe schreiben:

|ø> = a |0>|0> + b |0>|1> + c |1>|0> + d |1>|1>

Es muss wieder a² + b² + c² + d² = 1 gelten, da die Variablen, zum Quadrat, die

Wahrscheinlichkeit beschreiben, mit der dieser Zustand bei einer Messung auftritt, und die

Summe dieser Wahrscheinlichkeiten in der Quantenphysik 1 ergeben muss.

Befindet sich nur ein Q-Bit in einer Superposition und das zweite in einem Basiszustand,

kann man das Gesamtsystem wieder in ein Produkt |ø> schreiben:

|0>|0> + |0>|1> = ( |0> + |1>) |0>

Die beiden Q-Bits bilden 2 unabhängige Teilsysteme.

Wenn man aber 2 Q-Bits in Superposition hat dann wird die Schranke zwischen den

Teilsystemen verschwinden und man hat einen Überlagerungszustand, in dem man nicht

erkennen kann, welche Zustände jedes einzelne Q-Bit besitzt. Sie verschmelzen zu einem

System und sie können nicht mehr unabhängig voneinander betrachtet werden. Eine

Produktbildung ist nicht möglich, deswegen nennt man den Zustand auch „verschränkter

Zustand".

ø> = |0>|0> + |1>|1>

8

Erst eine Messung veranlasst das System sich für einen Zustand zu entscheiden. Der

Indeterminismus der Quantenphysik verhindert eine Aussage, wie die Entscheidung ausfällt,

jedoch kann man Wahrscheinlichkeiten ausrechnen, welchen Zustand das System annimmt,

wenn man eine Zwischenmessung vornehmen würde.

In einem Q-Bit gilt: a|0> + b|1>. Die Variablen a und b geben uns Auskunft über die

Wahrscheinlichkeit mit der der Zustand 0 bzw. 1 auftreten wird. Diese Wahrscheinlichkeit

berechnet sich aus: a² bzw. b². Es ist zu beachten das der Zustand, den man durch die

Messung erhält, erst durch die Messung vom Q-Bit angenommen wurde. Die Superposition

wurde damit aufgehoben.

In der folgenden Tabelle erkennt man Zustände, die ein Messgerät für verschiedene Fälle in

den 2 Q-Bits wahrnimmt.

Bei dem ersten Zustand befinden sich beide Q-Bits im Basiszustand 0 weshalb die Messung

ebenfalls 0 ergibt.

Beim zweiten Zustand liegen wieder beide Q-Bits in einem Basiszustand, die Messung

bestätigt die Zustände.

Beim dritten Zustand befindet sich das erste Q-Bit wieder im Basiszustand 1 und das zweite

Q-Bit in einer Superposition, deren Messung ein zufälliges Ergebnis ausgibt, dessen

Wahrscheinlichkeiten berechnet werden können (siehe oben).

Der vierte Zustand ähnelt dem dritten, mit dem Unterschied, dass sich das erste Q-Bit diesmal

in der Superposition befindet und das zweite definitiv 0 ergibt.

Beim Letzten handelt es sich um einen verschränkten Zustand, indem sich beide Q-Bits in

Superposition befinden und voneinander abhängig sind.

Zustand Messung im Q-Bit 1 Messung im Q-Bit 2

|0>|0> 0 0

|1>|0> 1 0

|1>|0> − |1>|1> 1 0 oder 1

|0>|0> + |1>|0> 0 oder 1 0

|0>|0> + |1>|1> 0 oder 1 0 oder 1

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Um die Wahrscheinlichkeit in einem 2-Q-Bit-System zu berechnen, betrachtet man wieder

den allgemeinsten Fall:

|ø> = a |0>|0> + b |0>|1> + c |1>|0> + d |1>|1>

für den wieder a² + b² + c² + d² = 1 gelten muss, um den Wahrscheinlichkeitsgesetzten der

Quantenphysik gerecht zu werden. Folgende Fälle sind zu betrachten:

- steht im ersten Q-Bits jedes Summanden |0>, so ergibt die Messung ebenfalls 0 da sich

das erste Q-Bit im Basiszustand 0 befindet und z.B. das andere in Überlagerung.

Mögliche Zustände sind: |ø> = |0>|0>; |ø> = |0>|1>; |ø> = c (|0>|0> + |0>|1>), wobei

c die Normierungskonstante für quantenphysikalische Wahrscheinlichkeits-

berechnungen ist: c=1/�2. Das System behält den Zustand während der Messung bei.

- steht im ersten Q-Bit jedes Summanden |1>, so ergibt die Messung ebenfalls 1 da sich

das erste Q-Bit im Basiszustand 1 befindet und z.B. das andere in Überlagerung.

Mögliche Zustände sind: |ø> = |1>|1>; |ø> = |1>|0>; |ø> = c (|1>|0> + |1>|1>) mit

c=1/�2. Das System behält den Zustand während der Messung bei.

- besitzt das erste Q-Bit die Superposition |0>|1> (es steht im ersten Q-Bit eines

Summanden |0> und in einem zweiten |1>), so sind beide Messergebnisse möglich. Es

gilt:

- 0 wird mit der Wahrscheinlichkeit a²+b² gemessen. Nach der Messung befindet sich

das Gesamtsystem im Zustand |ø> = C(a|0>|0> + b|0>|1>) wobei C=1/(�(a²+b²)) gilt.

b|1>|1> wurde somit in b|0>|1> geändert, so dass keine Superposition beider Q-Bits

mehr vorliegt bzw. das erste Q-Bit liegt im Basiszustand 0 vor, weswegen das

Messergebnis 0 beträgt.

- 1 wird mit der Wahrscheinlichkeit c²+d² gemessen. Nach der Messung befindet sich

das Gesamtsys tem im Zustand |ø> = C(c|1>|0> + d|1>|1>) wobei C=1/(�(c²+d²)) gilt.

c|0>|0> wurde somit in c|1>|0> geändert, so dass keine Superposition beider Q-Bits

mehr vorliegt bzw. das erste Q-Bit liegt im Basiszustand 1 vor, weswegen das

Messergebnis 1 beträgt.

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Nach der Messung werden die Superpositionen zumindest für das erste Q-Bit aufgehoben

(und wenn man die Messprozedur beim zweiten Q-Bit ansetzt, alle Superpositionen) und es

gehen Daten unwiederbringlich verloren.

Wenn man nun im Fall ø> = |0>|0> + |1>|1> (also beide Q-Bits in Superposition) eine

gleichzeitige Messung vornimmt, d.h. die oben erwähnte Messung für beide Q-Bits

gleichzeitig anwendet, so erhält man entweder das Ergebnis 00 oder 11. Welcher Fall eintritt

ist unbestimmt, jedoch ergibt die Messung niemals 10 oder 01. Beide Q-Bit sind also nicht

völlig voneinander unabhängig, man sagt, dass sie korreliert sind.

Q-Bits enthalten mehr Informationen als klassische Bits. Der Zustand ø> = |0>|0> + |1>|1>

enthält folglich die Zahlenpaare 00 und 11. Auch wenn wir nach der Messung nur auf eines

dieser Zahlenpaare treffen so sind sie trotzdem gespeichert und können zur Berechnung

benutzt werden.

Diese Effekte nehmen mit wachsender Zahl von Q-Bits expotenziell zu und steigern so die

Leistung von Quantencomputer erheblich.

11

Funktionen und Algorithmen für Quantencomputer

Es gibt nur sehr wenige Algorithmen die für den Quantencomputer entwickelt worden, denn

sie sind größtenteils Gegenstand derzeitiger Forschung. Lov Grover gelang es einen

Suchalgorithmus zu entwickeln, der aus einer Datenbank einen bestimmten Namen

heraussuchte. Ich stelle aber auch viele theoretische Funktionen vor, die die Vorteile

Quantencomputer verdeutlichen und die den Unterschied zum klassischen Computer

verdeutlichen.

Die NOT-Funktion klassischer Computer

Jegliche Eingabe in einen klassischen Computer wird in Bits mit den Werten 0 oder 1

dargestellt. Mithilfe der NOT-Funktion kann man zwischen den Zuständen hin- und

herschalten, d.h. aus 1 wird 0 und aus 0 wird 1.

Eingang Ausgang

0 1

1 0

Die klassischen Bits 0 und 1 lassen sich in Q-Bits |0> = (0,1) und |1> = (1,0) gemäß der Ket-

Vektoren übersetzen. Doch bei Q-Bits gibt es, wie schon oben erwähnt, Überlagerungen, die

man mit folgender Schreibweise ausdrücken kann:

a|0> + b|1>

Mit a²+b²=1, da a² und b² die Wahrscheinlichkeit des Zustandes 1 oder 0 beschreiben

zusammen 1 ergeben müssen. Wäre a=b, dann hätten wir quasi einen Mittelzustand, den wir

mit JEIN übersetzen könnten, da es eine 50% Wahrscheinlichkeit für die beiden Zustände

gibt.

12

Die controlled NOT-Funktion:

In einem 2-Q-Bit-System hat das erste Q-Bit die Aufgabe, zu entscheiden ob eine Änderung

vorgenommen wird oder nicht. Ist der Zustand des ersten Q-Bits also |0>, so wird der Zustand

des zweiten Q-Bits nicht geändert. Ist er jedoch |1>, so werden die Zustände im zweiten Q-

Bit vertauscht. Da folglich das zweite Q-Bit vom Ersten abhängt, spricht man von

Wechselwirkung, ohne die kein Computer etwas berechnen könnte.

Das erste Q-Bit veranlasst die cNOT-Funktion (hier kurz cN = controlled NOT) den Zustand

des zweiten zu ändern und verändert den eigenen Zustand nicht.

Liegt eine Superposition vor, so werden diese Formeln linear kombiniert. Jeder Summand

verhält sich wie in den oben geschriebenen Formeln. So wird beispielsweise aus:

cN (|0>|0> +|1>|0>) = |0>|0> + |1>|1>

aus cN |1>|0> wird |1>|1> �

Eingang Ausgang

cN |0>|0> |0>|0>

cN |1>|0> |1>|1>

cN |0>|1> |0>|1>

cN |1>|1> |1>|0>

13

Die NOT-Funktion

Jedoch gibt es auch die NOT-Funktion N, die nur mit einem Q-Bit arbeitet und den Zustand

immer ändert: und.

N |0> = |1>

N |1> = |0>

Eine Superposition wird folgendermaßen geändert:

a|0> + b|1> = b|0> + a|1>

Es werden einfach die Wahrscheinlichkeiten vertauscht mit dem jeder Zustand auftreten kann,

oder anders erklärt wird wieder jeder Summand differenziert betrachtet: aus a|0> wird a|1>

und aus b|1> wird b|0>.

Die N-Funktion ändert bei dem Zustand |0> - |1> lediglich die Vorzeichen:

|0> - |1> = -(0,1) + (1,0)

da der Vektor -(0,1) + (1,0) der umgekehrte Vektor von (0,1) – (1,0) ist.

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Die Hadamard-Transformation

Die Hadamard-Transformation ist durch den Buchstaben H gekennzeichnet und durch

folgende Formeln definiert:

H |0> = c ( |0> + |1> )

H |1> = c ( |0> - |1> )

Wobei c wieder die Normierungskonstante c=1/�2 ist.

Die Hadamard-Transformation stellt aus den Basiszuständen Superpositionen her. Die

Bestandteile sind weiterhin enthalten und wird die Hadamard-Transformation zweimal

angewendet, so erhält man wieder den Ausgangszustand. Aus einer Superposition entsteht

also ein Basiszustand, wenn man die Formel einfach umdreht.

Die AND-Funktion

Für die AND-Funktion benötigt ein klassischer Rechner 2 Bits:

Eingang 1 Eingang 2 Ausgang

0 0 0

0 1 0

1 0 0

1 1 1

Die AND-Funktion ist nicht reversibel. Ein klassischer Computer kann aus den Zuständen 0

und 1 nicht schließen, um welche Eingaben es sich handelte. Die AND-Funktion birgt also ein

irreversibles Element.

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Quantencomputer können nur aber vollständig reversibel rechnen und kommen somit ohne

AND-Funktion aus. In einem 2-Q-Bit-System in Basiszuständen gibt es die möglichen

Zustände |0> und |0>, |0> und |1>, |1> und |0> und |1> und |1> in denen das UND schon

vorhanden ist. Somit ist die AND-Funktion schon in der Konzeption eines Quantencomputers

enthalten und man kann die Ausgangszustände erkennen.

Funktionsaufruf

Für den Aufruf einer Funktion betrachten wir wieder unser 2-Q-Bit-System mit dem man

einfache Funktionen berechnen kann. Sie haben die Form:

f: {0,1} à {0,1

Es gibt also vier mögliche Funktionen:

f (0) = 0, f (1) = 0 (konstant 0)

f (0) = 1, f (1) = 1 (konstant 1)

f (0) = 0, f (1) = 1 (Identität)

f (0) = 1, f (1) = 0 (Vertauschung)

Dafür definiert man die Operation U der Funktionen f:

U |m> |n> = |m> |n + f(m)>

|m> und |n> steht jeweils für ein Q-Bit und sie können die Werte |0> und |1> annehmen. Das

Pluszeichen veranlasst die „Addition modulo 2“ vom Funktionswert von |m> und dem

Zustand von |n>. Dafür gilt: 1+1=0; 1+0=1; und 0+0=0. Die Q-Bits Wechselwirken wieder,

sind korreliert.

16

In der folgenden Tabelle sehen wir die Auswirkung der Operation U auf die konstante

Funktion f{0,1}=1.

Eingang Ausgang

U |0>|0> |0>|1>

U |1>|0> |1>|1>

U |0>|1> |0>|0>

U |1>|1> |1>|0>

Der Zustand des ersten Q-Bits bleibt unverändert, während der Zustand des zweiten Q-Bits

immer mit 1 addiert wird (modulo 2).

Liegt eine Superposition vor, so werden die Formeln linear kombiniert, d.h. in diesem Fall

wird jeder Summand nach den oberen Formeln einzeln betrachtet.

U ( |0>|0> + |1>|0> ) = |0>|1> + |1>|1>

oder auch

U ( |0>|f(0)> + |1>|0> ) = |0>|1> + |1>|f(1)>

Es liegt also ein Zustand vor, indem alle Paare m, f(m) der Funktionen f: {0,1} à {0,1}

enthalten sind. Sofern wir aber keine Kopie des Systems haben (was aber durch Teleportation

realisierbar ist), ist uns eine Messung verboten, da wir sonst wieder Superpositionen zerstören

würden und Informationen verloren gingen.

Die Operation U lässt sich für jeder der vier Funktionen f: {0,1} à {0,1} realisieren, indem

man zusätzlich NOT-Funktionen mit in Reihe schaltet.

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Schlussfolgernd ist es möglich durch einen Aufruf einen Quantenzustand zu erzeugen, in dem

Informationen über alle Funktionswerte enthalten sind. Derartiges ist mit klassischen

Computern nicht möglich.

Durch verschieden Schaltpläne kann man mit den Funktionen arbeiten, z.B. die Konstanz der

Funktionen bestimmen (auch als Deutsch’s Problem bekannt) oder Funktionswerte modulo 2

addieren. Der revolutionäre Vorteil ist, dass Quantencomputer dafür nur einen Aufruf der

Funktion benötigen, weil sie alle nötigen Informationen in einer Superposition gleichzeitig

speichern können. Während ein klassischer Computer die gestellte Aufgabe für 2

Funktionswerte durchführen muss. Dies spart die Hälfte der notwendigen Funktionsaufrufe.

Das klingt zwar auf den ersten Blick nicht sonderlich großartig, führt aber mit komplexeren

Aufgaben zur einer Einsparung der Rechzeit, die ins Milliardenfache geht.

Wenn wir einen komplexen Quantencomputer mit wesentlich mehr Q-Bits haben, kann man

Funktionen mit sehr vielen Werten gleichzeitig auswerten. Man bezeichnet diese Fähigkeit als

den massiven Parallelismus von Quantencomputern. Das ist einer der wichtigen Fähigkeiten,

damit Quantencomputer in Sachen Geschwindigkeit unsere Computerwelt revolutionieren.

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Der Faktorisierungsalgorithmus

1994 entdeckte Peter Shor in den AT-T Bell Labs den ersten praktisch verwendbaren

Algorithmus, mit dem eine Zahl in ihre Primfaktoren zerlegen kann.

An der zu zerlegenden Zahl erkennt der Quantencomputer alle möglichen Werte und

errechnet daraus eine Superposition. Das Ergebnis kann nicht gemessen werden, da sonst die

Superposition verloren geht und das System sich, gemäß Schrödingers Katze, für einen

Zustand entscheidet, also nur einen zufälligen Wert zurückliefert. Jedoch kann man mithilfe

der „Diskreten Fourier-Transformation“ das richtige Ergebnis ermitteln.

Ein klassischer Computer muss alle Werte von 1 bis zur Wurzel der zu zerlegenden Zahl

ausprobieren. Gehen wir von einem Computer mit 10^10 Teilungen/Sekunde aus, so brauch

er länger als die geschätzte Dauer des Universums. Die Methode ist also praktisch nicht

anwendbar.

Von diesem Phänomen macht die Verschlüsselung durch den RSA-Algorithmus gebrauch. Er

geht davon aus, dass es klassisch unmöglich ist, größere Zahlen in ihre Primfaktoren zu

zerlegen. Ein Quantencomputer könnte dies aber und wäre damit eine große Gefahr für die

Datensicherheit.

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GSA (Grover Search Algorithm)

Geht man von einer Datenbank mit N Namen, in unserem Beispiel 1.000.000 Namen, aus, so

muss ein klassischer Computer alle nacheinander durcharbeiten, was zu einem Aufwand von

500.000 Schritten führt, also N/2 Schritte. Lov Grovers Suchalgorithmus braucht nur 1.000

Schritte, also �N.

Dies funktioniert durch die so genannte „Grover-Iteration“ im Quantenregister, die die

Wahrscheinlichkeit für das richtige Ergebnis erhöht und für die Falschen verringert. So stößt

man durch einfaches Auslesen schneller auf das richtige Ergebnis. Dieser Algorithmus konnte

schon erfolgreich in einen Quantencomputer implementiert werden.

Brauchte man für diesen Algorithmus noch den genauen Namen der gesuchten Person, so

kann Grovers neuester Algorithmus auch Personen durch ungenaue Angaben finden. Leider

waren dazu keine wissenschaftlichen Informationen zu finden, da er erst im Sommer 2000

vorgestellt wurde.

Hierzu ein Beispiel von Grover selbst:

"Vielleicht erinnern sie sich nur noch an den Vornamen John, aber nicht an den Nachnamen,

ausgenommen, dass er etwas wie Smith, Jones oder Miller war", so Grover. "Sie denken, die

Wahrscheinlichkeit, dass der Nachname Smith war, liegt bei etwa 50 Prozent, 30 Prozent,

dass es sich um Jones handelt und 20 Prozent, dass es Miller war. Zudem erinnern sie sich,

dass er in der Nähe des Lincoln Center in New York City lebt und von seinem Apartment auf

den Broadway sehen kann. Außerdem wissen sie zufällig, dass die letzten vier Ziffern die

gleichen waren wie die ihres Arztes."

Auch wenn dieses Beispiel konstruiert klinge, sei diese Art von Problemen in der Informatik

und Statistik alltäglich, so Grover, und mit seinem Algorithmus drastisch schneller zu lösen

als mit jedem heute konventionellen Computer.

20

Vorteile und Anwendungen der Quantencomputer

Quantencomputer können wesentlich schneller Daten verarbeiten als alle bisherigen

klassischen Computer, weil sie nicht, wie klassische Computer alles nacheinander Berechnen,

sondern Berechnungen parallel simulieren. Ein rein quantenmechanischer Prozess ist zeitlos,

in ihm gibt es weder Vergangenheit noch Zukunft.

Sie sind sehr wahrscheinlich in der Lage Bewusstsein zu erzeugen, die fähig wären hinter die

Gödelgrenze des Menschen zu schauen, d.h. der Quantencomputer kann Wahrheiten

erkennen, die wir nicht erkennen können, weil wir trotz Vorstellungskraft nicht in der Lage

sind aus der 3.Person auf uns und unsere Umwelt zu schauen. Quantencomputer würden uns

in Intelligenz um Längen schlagen. Sie wären fähig jede Gödelgrenze zu überschreiten, indem

sie ein Bewusstsein erzeugen, das dazu in der Lage ist.

Ein universeller Quantencomputer könnte alle Berechnungen durchführen, die jeder beliebige

Quantencomputer oder jede Turing-Maschine durchführen kann, und er könnte jede endliche

physikalisch mögliche virtuelle Realität konstruieren und wäre damit die Lösung aller „Hard

Problems“ und Problemen, die mit Turing-Maschinen gar nicht zu lösen sind. Auch könnten

mit Hilfe von Quantencomputer Tests zur Nichtlokalität und zu anderen Quanteneffekten

durchgeführt werden. Er wäre auch die Lösung für Berechnungen, die wir nicht anstellen,

weil sie länger dauern, als das für uns Menschen akzeptabel ist.

Eine weitere wichtige Anwendung Quantencomputer ist die Kryptografie. Da die

Berechnungen zur Ver- und Entschlüsselung nahe zu in Echtzeit durchgeführt werden,

könnten Quantencomputer eine entscheidende Rolle für Datensicherung in unserer

Wissensgesellschaft spielen (siehe Faktorisierungsalgorithmus).

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Quantencomputer würden einen echten Zufallsgenerator simulieren können. Selbst auf einem

klassischen Rechner werden Zahlen aus einem Zufallsgenerator letztendlich berechnet, sind

also keineswegs richtige Zufallszahlen. Für viele Anwendungen kann das durchaus zu

falschen Ergebnissen führen, wenn man nicht aufpasst. Die Quantentheorie liefert mit dem

Indeterminismus die passende Eigenschaft die es erlaubt echte Zufallszahlen zu erzeugen

(siehe Funktionen für Quantencomputer).

Mit dem Suchalgorithmus von Lov Grover wäre es in Zukunft möglich Suchaufgaben in

unendlich kleiner Zeit zu lösen, weil nicht wie bisher die gesamte Datenbank durchsucht und

mit dem gewünschten Objekt verglichen wird, sondern ein Quantencomputer wie ein Mensch

reagiert und das richtige Objekt erkennt und herausnimmt. (siehe Funktionen für

Quantencomputer).

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Realisierungsversuche und Probleme

Es gibt mehrere Methoden, um Quantencomputer bzw. Q-Bits zu realisieren. Grundsätzlich

braucht man Objekte, bei denen sich die lineare Grundstruktur der Quantentheorie einfügen

lässt und die zwei Basiszustände besitzen, die man entsprechend mit JA oder NEIN

übersetzen kann, sowie es möglich sein muss Superpositionen herzustellen. Die dargestellten

Q-Bits müssen fähig sein zu interferieren bzw. zu wechselwirken.

Dazu die drei wichtigsten Realisierungsversuche, die ich vorstellen werde:

- Polarisierte Photonen

- Ionenfallen

- Kernspinresonanz (NMR)

Es gibt auch neue Methoden der Realisierung, die allerdings noch nicht erfolgreich

demonstriert worden und Gegenstand aktueller Forschung sind:

- Quantenoptische Systeme

- Polymere

Polarisierte Photonen

Wenn wir den Spin von polarisierten Photonen messen können wir uns unseren Basiszustand

0 als horizontal polarisiert bzw. parallel zur Messrichtung polarisiert und den Zustand 1 als

vertikal polarisiert bzw. orthogonal zur Messrichtung polarisiert wieder finden. Man kann

sich dazu Licht vorstellen mit jeweils einem einzelnen Photon auf dem Weg. Man weiß

darüber hinaus aus Experimenten mit einem Polarisationsfilter, dass auch beliebige

Überlagerungen auftreten können. Aber auch aus polarisiertem Licht lassen sich

Überlagerungen leicht herstellen.

23

Ionenfallen

Bei diesem Konzept werden Q-Bits durch Energiezustände von Ionen repräsentiert, wobei

sich die Ionen aufgereiht in einer Ionenfalle befinden. Man nutzt das Prinzip, dass geladene

Teilchen in Magnetfeldern eingeschlossen werden können. Dazu baut man ein inhomogenes

elektromagnetisches Feld auf à Paulfalle. Die Paulfalle besteht aus einer Ringelektrode und

2 Kappenelektroden im Abstand von etwa 1mm. Das alles wird in einem Vakuum aufgebaut:

Das Ion bzw. die Ionen sind nun im Magnetfeld der Paulfalle eingeschlossen:

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Das Ion wird nun von einem Laser bis auf Tausendstel über dem absoluten Nullpunkt

abgekühlt. Es befindet sich nun also in praktischer Ruhelage. Man kann das Ion nun

wochenlang in der Fall isoliert speichern und Experimente daran verüben, da ungewünschte

Störungen, wie z.B. Atomstöße, nicht auftreten. Durch die Streuung des Lichtes kann man das

Ion sogar unter einem Mikroskop als leuchtenden Punkt beobachten. Hier Bilder von einem

bzw. mehreren gefangenen Ionen:

Für unsere Quantencomputer betrachtet man das Energieniveau eines Ions. Dazu wählt man

die zwei Basiszustände 0e (Grundzustand) und 1e (bei angeregtem Zustand), wobei e für den

Energiezustand des äußersten Elektrons steht.

25

Jedem Ion ist ein Laserstrahl zugeordnet, mit dessen Hilfe Operationen auf ein einzelnes

Teilchen durchgeführt werden können. Der durch die gegenseitige, magnetische Abstoßung

zwischen den Ionen entstandene Abstand genügt dabei, um jedes einzeln zu betrachten. Jedes

Ion kann nun, durch eine geeignete Wahl der Frequenz, in den energetischen Grundzustand

|0> bzw. 0e und in einen angeregten Zustand |1> bzw. 1e gebracht werden. Genauso können

Superpositionen erhalten bzw. hergestellt werden.

Um allerdings ein 2-Q-Bit-System umzusetzen, muss eine weitere Eigenschaft der Ionen

ausgenutzt werden. Die Ionen führen in der Ionenfalle ihre Bewegung entlang einer

bestimmten Achse immer gemeinsam aus, d.h. wenn eines der Ionen einen Impuls erhält,

würden sich die anderen Ionen ebenfalls mitbewegen.

Um nun eine controlled NOT-Funktion zu realisieren, wird das erste Ion einem Laserpuls

ausgesetzt. Nun besitzt das Ion aber abhängig von seinem Zustand verschiedene

Resonanzfrequenzen und wird nur in einem Fall das Photon absorbieren. Dadurch erhält es

einen Impuls, der zwar sehr gering ist, jedoch genügt, um das Ion und damit die ganze

Ionenkette in Bewegung zu versetzen. Befindet sich das Ion im anderem Basiszustand, so

wird der Laser keinen Einfluss verüben. Nun setzt man das zweite Ion ebenfalls einem

Laserstrahl aus, der es in den anderen Grundzustand versetzt. Die Frequenz des Laserstrahls

ist allerdings so gewählt, dass das Ion ihn nur absorbiert, wenn es sich bewegt. Da wir das

erste Ion in Bewegung und damit in den Zustand |1> gesetzt haben wird das zweite Ion den

Laserstrahl absorbieren und wir haben damit die gewünschte Zustandsänderung im zweiten

Ion erreicht.

Viele Experimente zu Quanteneffekten wie z.B. zur Teleportation wurden erfolgreich mithilfe

von Ionenfallen durchgeführt. Teleportation steht für das Übertragen von einem

Quantenzustand auf ein anderes System bzw. ein anderes Ion. So könnte man beim

Quantencomputer Kopien von Berechnungen anfertigen und Zwischenergebnisse messen.

Wir wissen ja bereits, dass Messungen die Rechnung bzw. die Superpositionen zerstören,

weswegen Kopien der Zustände äußerst nützlich wären.

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Es ist des Weiteren möglich die innere Schwingung eines Ions pro Sekunde zu bestimmen

und damit Uhren darzustellen, die um ein Vielfaches genauer wären wie Atomuhren und ihr

Anwendung in der Weltraum-Navigation, zur Berechnung des Kontinentaldrifts oder auch zur

Synchronisation für z.B. ISDN finden würden.

Das Problem der Ionenfallen stellt die ständige Kühlung der Ionen auf fast 0 Kelvin und die

zufällig auftretende Dekohärenz dar. Deshalb kann kein größerer Quantencomputer mit Hilfe

von Ionenfallen gebaut werden. Des Weiteren ist es noch nicht möglich die Laserbestrahlung

mit absoluter Präzision durchzuführen.

NMR

Die derzeit erfolgreichste Methode, Quantencomputer zu realisieren basiert auf nuklearer

magnetischer Resonanz (NMR). Sie steht für die Kernspinresonanz und ist bereits aus der

Medizin unter dem Begriff der Kernspintomografie bekannt.

Man wählt eine geeignete Flüssigkeit aus, deren Moleküle aus Atomen mit den gewünschten

Kernspins bestehen. Da Moleküle an sich nicht geändert werden können, stellt jedes Molekül

einen einzelnen Quantencomputer dar, der mit genau so vielen Q-Bits arbeitet, wie das

Molekül Atome besitzt.

Die Q-Bits entsprechen dabei dem Spin der Atomkerne des Moleküls in einem magnetischen

Feld. Jedes dieser Spins wirkt wie ein winziger Stabmagnet und kann entweder in die gleiche

oder in die entgegengesetzte Richtung in Bezug auf das magnetische Feld ausgerichtet sein.

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Ist der Spin des Atoms genauso wie das Feld ausgerichtet, so hat es einen niedrigeren

Energiezustand und repräsentiert daher Basiszustand |0>. Ist er entgegengesetzt den

magnetischen Feldlinien ausgerichtet, so befindet sich das Q-Bit im Zustand |1>. Es ist nun

möglich diese winzigen Energiezustände zu messen, um den Zustand zu ermitteln. Die

Kernspins werden nun mithilfe von gezielten Radiowellen beeinflusst bzw. manipuliert, dass

sie veranlasst zu rotieren.

Will man beispielsweise die Protonen eines Wasserstoffkerns in eine Superposition zu

bringen, setzt man den Spin einige Mikrosekunden lang Radiowellen aus, deren Richtung in

einem rechten Winkel zum Magnetfeld steht. Die Spins werden so um 90° gedreht und das

Teilchen befindet sich in einer ausgewogenen Superposition, bei der a=b gelten würde.

Verdoppelt man die Bestrahlungszeit, so dreht sich das Spin um weitere 90° und liegt damit

im jeweils anderen Basiszustand vor, was einer NOT-Funktion gleich käme.

Wenn man wieder die controlled NOT-Funktionen betrachtet, muss man sich das Phänomen

der Spin-Spin Kopplung zu nutzte machen. Je nach Ausrichtung des einen Spins wird das

andere unterschiedlich beeinflusst. Unser erstes Spin, das Kontroll-Spin, liegt in einem

unbekannten Basiszustand vor. Das zweite Spin liegt in unserem Beispiel im Basiszustand |0>

vor und wird nun per Radiowelle um 90° gedreht und erhält damit wieder eine ausgewogene

Superposition. Die Spin-Spin Kopplung bewirkt, dass das zweite Spin sich vertikal zu drehen

beginnt, wobei die Drehgeschwindigkeit von dem Zustand des Kontroll-Spins abhängt. Nach

der Drehung wird es wieder um 90° in einen Basiszustand gedreht. Hat es sich schnell

gedreht, so befand sich das Kontroll-Spin im Zustand |1> und das zweite Spin wurde in den

Zustand |1> geändert. Bewegte es sich allerdings langsam, so hat seinen Zustand |0>

beibehalten, denn das Kontroll-Spin ist im Zustand |0>.

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Damit sind die Bedingungen für eine cNOT-Funktion erfüllt.

Für das Auslesen misst man das Absorptionsverhalten der Moleküle, wodurch man

Rückschlüsse auf die Ausrichtung der Kernspins ziehen kann und damit das Ergebnis der

Rechnung erhält.

Quantencomputer, die auf dieser Methode basieren, haben drei Vorteile:

- sie arbeiten bei Normaltemperatur und brauchen damit keine komplizierte

Laserkühlung, wie das bei Ionenfallen der Fall ist

- es steht aus der Medizin bereits eine ausgereifte Technik zur Verfügung, die nur noch

weiterentwickelt werden muss

- es lassen sich Quantencomputer mit sehr vielen Q-Bits realisieren

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Forschungserfolge

Zu den Forschungserfolgen gehören natürlich auch die Algorithmen von Shor und Grover, die

ich allerdings schon erläutert habe.

Hier eine Tabelle, die den Fortschritt der Forschung zeigt:

Errungenschaft Benötigte Anzahl

an Q-Bits

Nötige

Operartionen Status

Quantenkryptographie 1 1 Verwirklicht

Quantenkryptographie

auf 2-Q-Bit-Basis 2 1 Demonstriert

Controlled NOT-Gate 2 1 Demonstriert

Kombination 2er Gatter 2 2 Demonstriert

Grovers Algorithmus 2 3 Demonstriert

Simulation von

Quantensystemen Einige wenige

Einige

wenige

Einfache Beispiele

demonstriert

Shors Algorithmus 16 aufwäts Hunderte ?

Faktorisierungs-Computer Hunderte Hunderte ??

Universeller Quantencomputer Tausende Tausende ???

Vor 2 Jahren ist es der Technischen Universität München gelungen einen Quantencomputer

mit 5 Q-Bits zu bauen. Die Wissenschaftler, unter anderem Prof. Dr. Steffen Glaser,

Extraordinarius für organische Chemie der TUM in Garching, und Raimund Marx, Doktorand

von Professor Dr. Christian Griesinger am Institut für organische Chemie der Universität

Frankfurt, nutzten die NMR-Spektroskopie und eine extra für diesen Zweck synthetisierte

chemische Verbindung mit 5 gekoppelten Kernspins.

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Um weitere Quantencomputer zu bauen und schließlich wirtschaftlich zu machen haben sich

Hewlett-Packard und das Massachusetts Institute of Technology (MIT) zusammengetan. Die

Zusammenarbeit soll mit 2,5Millionen US-Dollar über die nächsten viereinhalb Jahre

finanziert werden. Hierzu eine Stellungnahme von Phil Kuekes:

"Wie die Brüder Wright sind Ike und Neil Pioniere - zwei der wenigen Experimentatoren,

denen es bisher ge lungen ist, einen Quantencomputer zu betreiben", so Phil Kuekes,

Computer Architekt und Senior Wissenschaftler an den HP Labs. "Hinzu kommen Leute wie

Seth, Tim Spiller und Sandu Popescu von den HP Labs aus Bristol, die internationale

Reputation auf dem Gebiet der Quanten-Computer-Theorie in das Projekt einbringen." So

habe das Projekt das Potenzial, neue innovative Technologien, wie z.B. ein theoretisch

absolut sicheres Kommunikations-Netzwerk, zu bauen.

Es gibt also noch nicht viel zu berichten, was sich jedoch in den nächsten Jahren ändern wird,

wie das letzte Beispiel zeigt.

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Hintergrundinformationen

Bei so vielen Theorien auf denen Quantencomputer war es für mich nötig sehr viel in

verwandten Gebieten nachzuschlagen. Deshalb habe ich mich entschlossen diese

Hintergrundinformationen hier mit einzubringen, weil es hilft den Quantencomputer zu

verstehen und damit manche Zusammenhänge besser veranschaulicht werden können.

Parallele Universen

Im Jahre 1926 stellte der österreichische Physiker Erwin Schrödinger eine der grundlegenden

Theorien der Quantenphysik auf. Danach besitzt jedes Partikel eine eigene Wellenfunktion, in

der sämtliche Zustände festgelegt sind, in denen sich ein solches Partikel befinden kann.

Auf dieser Idee basiert die Theorie der parallelen Universen. Diese Theorie, 1957 erstmals

von Hugh Everett III vorgestellt, besagt, dass immer, wenn sich verschiedene Zustandsformen

eines Systems mit der Wellenfunktion beschreiben lassen, dann existieren sie alle

nebeneinander in Universen. Hierzu verzweigt sich das Universum immer weiter, so dass jede

Zustandsform in einem anderen Universum existiert. Danach gibt es inzwischen unendlich

viele parallele Universen, in denen Raum für sämtliche möglichen Zustände aller

existierenden Partikel ist. Einige dieser parallelen Universen würden dem unseren ähneln,

andere wären uns vollkommen fremd.

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Heisenbergs Unschärferelation

Werner Heisenberg versuchte die genaue Position und Geschwind igkeit eines Teilchens

genau zu messen, um zukünftige Positionen und Geschwindigkeiten zu berechnen. Dazu

bestrahlte er ein Teilchen mit Licht, welches vom Teilchen gestreut wurde und die Position,

abhängig von der Wellenlänge, nur undeutlich erkennbar machte. Also musste er die

Wellenlänge erheblich verringern, womit jedoch ein weiteres Problem auftrat. Das Licht hatte

nach der Formel W=h*f (also abhängig von der Frequenz) sehr viel Energie und beim

Auftreffen wurde das Teilchen weggeschleudert. Daraus entwickelte er seine

Unschärferelation:

Je genauer man die Position eines Teilchens zu messen versucht, desto ungenauer lässt sich

seine Geschwindigkeit messen und umgekehrt. Das Produkt der ungewissen Geschwindigkeit

mal seines ungewissen Ortes kann niemals den Wert des planckschen Wirkungsquantum

unterschreiten.

Schrödingers Katze

Ein Katze in einem abgeschlossen System kann tot oder lebendig sein. Da wir nicht wissen,

in welchem Zustand sich die Katze befindet, kann man gemäß der Quantentheorie aussagen,

dass sich diese in einem Überlagerungszustand befindet, bei dem sie sowohl tot als auch

lebendig ist. Dies gilt solange, bis man dem System beitritt und die Katze sich für einen

Zustand entscheidet. Diesen Entscheidungsvorgang nennt man Dekohärenz.

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Schlusswort

Das Thema war komplizierter als ich zunächst dachte und bedurfte Genaues studieren der

Informationen sowie Hintergrundwissen, dass ich mir größtenteils erst erarbeiten musste,

bevor ich mit der eigentlichen Arbeit anfangen konnte. Ich habe nur das in dieser Arbeit

niedergeschrieben, was ich auch selber zu 100% verstanden habe, auch wenn es ein bisschen

gedauert hat. Daher eignet sich dieser Arbeit zur Fortführung, da ich mitzunehmendem

Wissen im Bereich der Fachinformatik und Quantenphysik mehr Informationen verstehen und

einordnen kann und sich die Arbeit somit erweitern lässt.

Die Informationssuche beschränkte sich auf das Internet, da das Gebiet zu aktuell ist um nach

Veröffentlichungen in Büchern zu suchen. Jedoch für Hintergrundwissen gebrauchte ich auch

Lexika und sogar das Physik-Lehrbuch, um einen Einstieg in die Quantenphysik zu gewinnen,

die mir bis dahin unbekannt war.

Es war kein ausgesprochen anschauliches Thema, wodurch ich sehr viel so erklären musste,

wie ich es selbst verstanden habe. Man muss also genau lesen und den Beschreibungen

folgen, um nicht durcheinander zu kommen. Die Arbeit bedurfter deswegen auch eine genaue

und klare Sprache, um dem Thema folgen zu können, was mir wohl die größten Probleme

bereitet hatte.

Zum Thema ist klar geworden das der Quantencomputer unseren Heimcomputer vorerst nicht

ersetzen kann. Bis zur wirtschaftlichen Nutzung werden wohl noch mindestens weitere 20 bis

30 Jahre vergehen. Im Moment sieht es aus als müsste man für jeden Zweck einen eigenen

spezialisierten Quantencomputer bauen, da die Realisierung eines universellen

Quantencomputers derzeit nahezu unmöglich ist.

Das lässt sich allerdings alles nur sehr schwer einschätzen, wer hat denn schließlich vor 100

Jahren an den Computer oder Raumfahrt gedacht?

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Quellenangaben

- Bertelsmann Lexikon

- Microsoft Encarta 1999

- Stephen Hawking: Eine Kurze Geschichte der Zeit

Internet:

http://www.bnbt.de/mb/quantencomputer/text_frame.html

http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/2360/1.html

http://www.ap.univie.ac.at/users/fe/Quantencomputer/

http://www.rz.uni- frankfurt.de/~pospiech/q_comp.html

http://www.heise.de/newsticker/data/jr-05.07.00-000/

http://www.golem.de/0112/17521.html

http://www.wetterstation.kolleg-st-blasien.de/physik/unschaerferelation/

pdf-Veröffentlichungen:

- „Der Quantencomputer“

- „Die Paulfalle“

- „Paulfalle als Schulversuch“