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nach Saša Stanišić - staatstheater.karlsruhe.de · Aleksandar fest, der zur Zeit des Bosnien-krieges als 14-Jähriger aus Višegrad nach Deutschland geflohen ist. Es ist, als ob

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nach Saša Stanišić Eine inszenierte Rauminstallation

WIE DER SOLDAT DAS GRAMMOFON REPARIERT

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Jeder kennt das Gefühl: Man steht mitten in einem Haufen von Gegenständen und fragt sich, wie sich das alles in so kurzer Zeit ansammeln konnte. Doch wenn es ans Wegschmeißen geht, fällt es häufig schwer, sich von bestimmten Dingen zu trennen. Nicht weil sie nützlich oder wertvoll sind, sondern weil man etwas mit ihnen verbindet. Sie sind Teil der eigenen Identität und häufig ein Anker zu einer Heimat, die man als Ort schon längst hinter sich gelassen hat.

Aus genau diesem Grund spielen Gegen-stände in dem Roman von Saša Stanišić, einem aus Bosnien und Herzegowina stammenden deutschsprachigen Schrift-steller, eine zentrale Rolle. An ihnen macht sich die Erinnerung des Protagonisten Aleksandar fest, der zur Zeit des Bosnien-krieges als 14-Jähriger aus Višegrad nach Deutschland geflohen ist. Es ist, als ob die Grammofone, leeren Marmeladengläser

und anderen Gegenstände aus der Ver-gangenheit die Erinnerung an den Klang, den Geruch, das Gefühl, den Geschmack von Heimat konservieren, um diese dann in Aleksandars Geschichten wieder freizu-setzen. Inmitten der welterschütternden Umstände des Bürgerkriegs sind es gerade die kleinen Alltagsdinge, an denen er sich festhalten kann.

Die inszenierte Rauminstallation von Beata Anna Schmutz und Barbara Lenartz stellt genau diese Herzensdinge ins Zentrum. Gemeinsam mit sechs Menschen unterschiedlicher Herkunft und Heimaterfahrung erarbeiten sie ihre Adaption von Wie der Soldat das Grammofon repariert basierend auf dem Prinzip des Erinnerungsspeichers. Aus-gehend von konkreten Gegenständen und motivisch nach Orten geordnet greifen sie Szenen aus dem Roman auf und erzählen zudem eigene Geschichten.

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WENN MAN BEDENKT, DASS NICHTS AUF DER WELT KAPUTTER SEIN KANN ALS EINE KAPUTTE GLÜHBIRNE

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No. 13

No. 14

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. Die

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im

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ium

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Mut

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sig

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ebt i

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und

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pelt

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ford

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lehr

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sie

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deu

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ime,

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h nu

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chte

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, bei

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ter.

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t ist

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noc

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um a

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h ei

nige

r Zei

t in

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ckt e

s di

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iden

in d

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tadt

, m

itein

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r tre

ffen

sie

freu

ndlic

he L

eute

. W

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ut is

t, w

ird g

ute

Men

sche

n tr

effen

, de

nkt s

ie u

nd lä

chel

t dem

Sch

icks

al b

eim

Teet

rinke

n zu

, ist

froh

, das

s si

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e W

ahl

hat,

dass

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ei H

eim

aten

hat

, das

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isen

kan

n, d

ass

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lern

en d

arf,

dass

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e dü

rfen

. Als

sie

in e

iner

Buc

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dlun

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ch e

inem

Wör

terb

uch

such

t, er

laus

cht

sie

heim

atlic

he M

elod

ien,

renn

t auf

und

ab

und

ab

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auf,

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nach

ein

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lle. A

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auts

prec

hern

tönt

vol

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la

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rn g

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Fol

klor

e, H

eim

at

mis

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ich

mit

Heim

. Sie

sor

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bei

de

r Hei

mke

hr fü

r and

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eine

Fre

mde

zu

sein

, ein

Mäd

chen

, das

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zog

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Un-

beka

nnte

zu

scha

uen,

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Ang

st v

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ren

zu s

ein,

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isch

en z

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gel

iebt

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elte

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will

nie

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ein.

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Vate

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, und

ver

kün-

det,

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hrer

sei

woh

l zum

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n, e

r ver

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eit i

n se

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Ga

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ut, z

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eim

zu

sein

, in

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tsch

land

, in

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rbai

dsch

an. S

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mus

s sc

hwer

sch

luck

en, t

raue

rt s

chw

er,

als

die

Schw

este

rhäl

fte

sich

ver

liebt

, ve

rlobt

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mor

gen

scho

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rhei

rate

t. Di

e vo

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ksal

ver

bund

enen

Sch

wes

tern

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erde

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tsch

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get

renn

te W

ege

gehe

n, w

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ch n

icht

häu

fig s

ehen

, be

käm

pfen

den

Wun

sch,

bei

sam

men

zu

sein

. Die

Mut

ter w

ünsc

ht s

ich

die

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re

heim

, die

sch

ausp

iele

nde

Toch

ter i

m

ande

ren

Land

, die

das

Sch

icks

al u

mar

mt

und

verw

eilt.

No.

13EI

NER

SCH

WES

TER

VERL

OBU

NG

WU

RD K

ÜRZ

LICH

BEG

OSS

EN M

IT

SCH

WA

RZEM

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F

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S. J

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TRIN

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NU

N IN

DDEU

TSCH

EN

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DEN

SCH

WA

RZSÜ

SSEN

TE

E A

US

KLA

REM

KRI

STA

LL.

GESC

HW

UN

GEN

GLE

ICH

EIN

EM

PRA

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LEI

B, G

LEIC

H EI

NER

FR

UCH

T, G

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NER

BIR

NE

FÜLL

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JEM

AN

DES

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NE

HA

ND.

EI

N T

ELLE

RCH

EN D

RUN

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GE

KA

UFT

VO

R JA

HRE

N A

LS

AU

SSTE

UER

VO

N E

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MU

TTER

, IS

T H

EUT

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ESIT

Z EI

NER

TO

CHTE

R, S

PRIC

H W

EIT-

GE

REIS

TES

PORZ

ELLA

N.

No.

14M

IT S

TRIC

KEN

WU

RDE

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JE

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ND

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INEN

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GE

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R W

ILDB

AH

N

ENTD

ECK

TE. S

EITH

ER S

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UKE

LT

ES B

EI L

EICH

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WIN

DEN

IM

GA

RTEN

VO

R DI

CHT

BES

IED

ELTE

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SCHI

CKT

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NE

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EIM

ISCH

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RÜN

, ER

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HTE

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IE A

RBEI

T FÜ

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MA

ND

ES V

ATER

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M G

EMEI

N-

SAM

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SCH

EN T

RIFF

T EI

NE

FAM

ILIE

ZU

SAM

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.

No. 4

No. 15

No. 16

No. 5 Pr

istin

a, H

aus

ohne

Num

mer

. Er i

st Z

euge

, ei

n Pe

ndel

nder

, unr

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mis

ch s

chw

in-

gend

zw

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n se

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ie S

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istin

a be

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htet

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ie a

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chot

ter-

Be-

tons

traß

en w

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n. H

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e ei

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as, n

achd

em ih

m e

ine

zwei

te

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gebe

n, m

eist

ein

sam

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tet a

uf

ihre

n B

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se m

uss

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gen,

es

ist e

in H

aus

ganz

nah

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Ve

rwan

dten

, um

gebe

n vo

n Ta

nten

, On-

keln

, Cou

sine

n. M

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ifft s

ich

best

ändi

g un

tere

inan

der.

Er, d

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rsta

unte

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ge,

land

et a

uf e

inem

neu

en F

lugh

afen

, hat

te

er d

och

eine

n an

dren

, frü

here

n er

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tet,

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nter

geko

mm

en u

nd a

lt. D

ie M

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ihre

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gen

sie

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en. E

r und

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n Br

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blei

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Er

den

kt d

aran

, wie

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inst

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ge d

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ucht

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igun

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s hö

chst

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Ber

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st Z

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se

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it de

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r den

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gann

en. W

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n si

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ch n

icht

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z hi

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, sol

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iel e

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Ber

gsee

sei

n. E

r bez

eugt

das

gem

eins

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Sche

itern

, wed

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l noc

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ee h

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cht,

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berr

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ze N

acht

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ihm

den

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, ein

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n. E

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stre

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ie le

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inst

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d, d

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ie M

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ht, i

n ih

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ein

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uto,

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ch d

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utte

r war

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bei

N

acht

mit

dem

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o em

pfan

gen

wor

den,

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nter

der

Gre

nze.

Der

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e Ze

itzeu

ge

zeug

t vom

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hsen

, bez

eugt

das

Wac

h-se

n in

Pris

tina.

Wac

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erk

ennt

er,

Wac

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bra

ucht

Zei

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heim

in s

eine

m

Bad

en-B

aden

ver

such

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ich

an b

eide

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rach

en, s

pric

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isch

und

Deu

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. Di

e El

tern

bes

itzen

ein

Caf

é, d

och

die

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ten

Café

s si

nd in

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sag

t man

, man

tr

ifft s

ich

dort

und

die

Zei

t ver

geht

, alle

s dr

eht s

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um d

en K

affee

, möc

hte

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m

eine

n. M

anch

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ist s

chon

ein

Str

eit

entb

rann

t übe

r Kaff

ee u

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orru

ptio

n.

Er, e

in Z

euge

der

Zei

t, w

eiß

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in s

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r He

imat

pas

sier

t, pa

ssie

rte,

ges

chah

. An

den

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en, a

n de

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ugen

, an

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rt d

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Elte

rn k

ann

er d

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esch

icht

e, d

ie ih

rige

und

die

sein

ige

erle

sen.

Für

die

Elte

rn is

t es

nic

ht a

llzu

leic

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ewes

en, i

n De

utsc

h-la

nd e

in H

eim

zu

finde

n, d

en W

eg v

om

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mm

er z

ur W

ohnu

ng, z

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rbei

t un

d Sp

rach

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geh

en. F

ür d

as D

usch

en

mus

sten

sie

bez

ahle

n. A

ls Z

euge

der

Zei

t is

t es

sein

e A

ufga

be, s

ich

auf d

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egen

-w

art z

u ko

nzen

trie

ren,

ohn

e da

s Ge

we-

sene

gän

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h zu

ver

gess

en. W

as k

omm

t, sa

gt e

r, da

s w

isse

n di

e St

erne

.

No.

15

DEN

LA

NGE

N W

EG V

OM

KO

SOVO

N

ACH

DEU

TSCH

LAN

D ZU

RÜCK

GE-

LEG

T H

AB

EN S

IE IN

DER

TA

SCH

E EI

NER

MU

TTER

. SCH

ARF

E KE

RNE,

GE

KA

UFT

VO

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INER

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NTE

R JE

MA

ND

EN, D

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IEL

LIEB

ER

SALZ

MA

G. A

BER

TRO

TZD

EM

DA

NKE

. GEK

AU

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ÜR

JEM

AN

-D

EN, D

ER S

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N E

INE

KLEI

NE

KERB

E A

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EN V

ORD

EREN

SC

HN

EID

EZÄ

HN

EN H

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OM

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ALT

EN S

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ER K

ERN

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IE

SPIT

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WIS

CHEN

DIE

HN

E SE

TZEN

, LA

NG

SAM

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DRÜ

CKEN

, BI

S ES

KRA

CHT,

UN

D D

EN K

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ERA

USH

OLE

N, M

IT D

ER Z

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GE.

DIE

SCH

ALE

N A

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DEN

BO

DEN

.

No.

16JE

MA

ND

HAT

WIE

DER

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D W

IED

ER, W

ÄH

REN

D EI

NE

MU

TTER

D

EN H

AU

SHA

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ESO

RGTE

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NEM

BRU

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ELIN

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BEI

IHRE

N E

ROTI

SCH

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ÄN

ZEN

B

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AN

GESP

AN

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FLIM

MER

ND

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ILD

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SIE

IN K

ÜN

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CHER

KU

LISS

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SPRI

CHT

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CK T

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ND

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RAN

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BE

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JE

MA

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SICH

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. JEM

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EUTE

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SIE

DA

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WIE

SIE

KO

NN

TE.

No. 17

No. 18

No. 6 W

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aste

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Frag

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h, w

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, atm

et ti

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Han

dgel

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die

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WIE DER SOLDAT DAS GRAMMOFON REPARIERTnach Saša Stanišić Eine inszenierte Rauminstallation

Mit IBADETE KADRIJAJ, AYNUR MAMMADOVA, DRILONAZEMI,DAMIRHADŽIMEHMEDOVIĆ, HASANHALILOVIĆ,ALAAHUDAIFA, MAXIMILIAN ZSCHIESCHE

Regie BEATA ANNA SCHMUTZBühne & Kostüme BARBARA LENARTZVideo KAROLINA SERAFINMusik FRIEDRICH BYUSA BLAMBiografische Texte LEA LANGENFELDER Dramaturgie JUDITH HEESEProduktionsleitung & Theaterpädagogik JULIA WAIBELBühnenbildassistenz FENJA SCHWARZTRAUBERKostümassistenz TAMARA GOLDFELD-SCHIEFER

PREMIERE 20.11.16 STUDIOAufführungsdauer ca. 1 ½ Stunden, keine PauseAufführungsrechte: „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ von Saša Stanišić, © 2006 by Luchterhand Verlag München, in der Verlagsgruppe Random House

Programm Nr. 349STAATSTHEATER KARLSRUHE 2016/17WWW.STAATSTHEATER.KARLSRUHE.DE

Technische Direktion HARALD FASSLRINNER, RALF HASLINGER Technische Leitung MAIK FRÖHLICH Bühne/Licht/Ton TOBIAS BECKER, ERNST HOLLEMEYER, SEBASTIAN HUBER, MIKE KRAUSE-BERGMANN, STEPHAN MAURITZ, MAX MÖRMANN, PETER PEREGOVITS, URBAN SCHMELZLE Leiter der Beleuchtung STEFAN WOINKE Leiter der Tonabteilung STEFAN RAEBEL Leiter der Requisite WOLFGANG FEGER Werkstättenleiter GUIDO SCHNEITZ Malsaalvorstand GIUSEPPE VIVA Leiter der Theaterplastiker LADISLAUS ZABAN Schreinerei ROUVEN BITSCH Schlosserei MARIO WEIMAR Polster- und Dekoabteilung UTE WIENBERG Kostümdirektorin CHRISTINE HALLER Gewandmeister/in Herren PETRA ANNETTE SCHREIBER, ROBERT HARTER Gewandmeisterinnen Damen TATJANA GRAF, KARIN WÖRNER, ANNETTE GROPP Waffenmeister MICHAEL PAOLONE, HARALD HEUSINGER Schuhmacherei THOMAS MAHLER, NICOLE EYSSELE, VALENTIN KAUFMANN Kostümbearbeitung ANDREA MEINKÖHN Modisterei DIANA FERRARA, JEANETTE HARDY Chefmaskenbildner RAIMUND OSTERTAG Maske KATHLEEN HEHNE

IMPRESSUM Herausgeber BADISCHES STAATSTHEATER KARLSRUHE Generalintendant Peter Spuhler Kaufmännischer Direktor Johannes Graf-Hauber Verwaltungsdirektor Michael Obermeier Chefdramaturg Jan Linders Leiterin VOLKSTHEATER Beata Anna Schmutz Redaktion Judith Heese, Lea Langenfelder, Barbara Lenartz Fotografie Danica Schlosser Konzept Double Standards Berlin www.doublestandards.net Gestaltung Barbara Lenartz, Kristina Schwarz Druck medialogik GmbH