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Nanomedizin-Modul Begleitinformation Gesamtversion August 2015 Martin Vonlanthen Bildungsplattform zur Mikro- und Nanotechnologie für Berufsfach- und Mittelschulen sowie Höhere Fachschulen

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Nanomedizin-Modul

Begleitinformation

Gesamtversion

August 2015

Martin Vonlanthen

Bildungsplattform zur Mikro- und Nanotechnologie für

Berufsfach- und Mittelschulen sowie Höhere Fachschulen

SNC Grundlagen-Modul

© Swiss Nano-Cube/September 2014 www.swissnanocube.ch Kontakt

Kontakt:

Die Innovationsgesellschaft St. Gallen

Lerchenfeldstrasse 5, 9014 St. Gallen

Tel. +41 (0) 71 278 02 04

Mail: [email protected]

www.swissnanocube.ch

Version August 2015

Dieses Modul wurde von Martin Vonlanthen im Rahmen des Projektes Swiss Nano-Cube

realisiert.

Bild Titelseite: Hämoglobin (Bildquelle: .

SNC Nanomedizin-Modul

© Swiss Nano-Cube/September 2014 www.swissnanocube.ch Inhaltsübersicht

Inhalt

1. Einführung in die Nanomedizin .............................................................................................. 1

2. Nanomedizin: Anwendungen ................................................................................................. 4

3. Nanoanalytik ........................................................................................................................ 10

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1. Einführung in die Nanomedizin

Folien 2 und 3: Die Dimension des Nanometers

(Foliennummern passend zum Foliensatz „Gesamtversion“)

Lebensprozesse laufen in der Nanodimesion ab. Folgende Beispiele von biologischen

"Nanomaschinen" sollen dies verdeutlichen:

Ribosomen:

Ribosomen sind ca. 30 nm grosse Zellorganellen die für die Synthese von Eiweissen zuständig

sind. Zusammengesetzt aus zwei Untereinheiten bestehen zu einem grossen Teil aus rRNA

(ribosomaler RNA). Sie übersetzten den genetischen Code (mRNA) mit grosser

Geschwindigkeit und Präzision in die Sprache der Eiweisse (Aminosäuren), diesen Prozess

nannt man auch mRNA Translation.

Die folgende Animation zeigt die Arbeit des Ribosoms (blau) mit mRNA (gelb) tRNA (grün) und

Aminosäuren (rot):

http://www.youtube.com/watch?v=TfYf_rPWUdY&feature=player_embedded

Kinesin:

Kinesin ist ein sogenanntes Motorprotein, d.h. ein Protein, zuständig für Bewegungsvorgänge in

der Zelle.

Die folgende Animation zeigt ein Kinesinmolekül mit zwei "Schuhen" das auf einem

Aktinmolekül (grüne und violette Untereinheiten) "wandert". Dadurch kommt z.B. eine

Muskelkontraktion zustande. Bei jedem "Schritt" wird ein ATP Molekül entladen.

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=4TGDPotbJV4

ATPase:

ATPasen (Kurzform von Adenosintriphosphatasen) sind Enzyme, die ATP in ADP und

Phosphat aufspalten können. Bei dieser Hydrolyse wird Energie frei, die vom Enzym genutzt

werden kann, um eine andere Reaktion zu treiben. Verschiedene ATPasen fördern so den

Transport von Ionen, Bewegung von Muskelfasern oder verschiedene Reaktionen des

Energiestoffwechsels. ATPasen kommen in allen Lebewesen vor. Manche ATPasen sind

Membranproteine.

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=W3KxU63gcF4

Die ersten zwei Folien sollen verdeutlichen, in welchen Grössenskalen sich die Nanomedizin

bewegt. Dazu zeigt Folie 2 diverse Strukturen, die sich in nano- oder mikroskaligen

Dimensionen bewegen (E. coli Bakterien, HI Virus, Kohlenstoffatom, Hämoglobin, Ribosom,

Glukosemolekül, Mücke, menschliches Haar, T-Lymphozyt).

Zu Folie 3 gehört das Arbeitsblatt „Die Nanodimension – eine Zuordnungsübung“. Zur

Vereinfachung der Aufgabe kann den Lernenden geraten werden, zuerst die Strukturen der

Grösse nach zu ordnen und dann erst die Zahlenwerte zuzuordnen. Als Zusatzaufgabe können

die Nanometerangaben in Mikro- oder Millimeter umgerechnet werden.

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Nachdem die Lernenden die passenden Grössen zugeordnet haben, kann ihre Lösung mit Hilfe

von Folie 3 überprüft werden.

Lösung:

E. coli Bakterien ~500 nm, HI Virus ~120 nm, Kohlenstoffatom ~0.1 nm, Hämoglobin ~6 nm,

Ribosom ~30 nm, Glukosemolekül ~1.5 nm, Mücke ~10‘000‘000 nm = 10 mm, menschliches

Haar 50‘000 nm = 50 µm, T-Lymphozyt 8000 nm = 8 µm.

Als Einstieg ins Thema Nanodimesionen empfiehlt sich auch die Webseite www.nanoreisen.de.

Die Reiseroute „Ego-Trip“ führt sehr anschaulich in die für die Nanomedizin relevanten

Grössenordnungen ein.

Folie 4: Blick in die Nanowelt

Folie 4 zeigt, welche Instrumente eingesetzt werden können, um die oben erwähnten Strukturen

„sichtbar“ zu machen. So sind zum Beispiel Bakterien erst unter dem Lichtmikroskop und

kleinere Viren sogar nur mit Hilfe eines Elektronen- oder Rastersondenmikroskops zu erkennen.

Die beste Auflösung kann ein Rastersondenmikroskop bieten, mit welchem sogar – unter

bestimmten Voraussetzungen – einzelne Atome dargestellt werden können.

Zu den Rastersondenmikroskopen gehören z.B. die

Rastertunnelmikroskope (engl. scanning tunneling microscope STM) oder die

Rasterkraftmikroskope (engl. atomic force microsope AFM).

Bei beiden Mikroskopen wird „die zu untersuchende Probenoberfläche mittels einer Sonde in

einem Rasterprozess Punkt für Punkt abgetastet. Die sich für jeden einzelnen Punkt

ergebenden Messwerte werden dann zu einem digitalen Bild zusammengesetzt“ (Quelle:

http://de.wikipedia.org/wiki/Rastersondenmikroskopie). Während beim STM zwischen Probe

und Sondenspitze eine Spannung angelegt und der resultierende „Tunnelstrom“ gemessen

wird, wird beim AFM im direkten Kontakt oder im Schwingungsmodus gemessen, wobei die

Auslenkung der Sondenspitze in ein Topographiebild umgerechnet wird. Beim AFM ist die

Auflösung geringer als beim STM, dafür können auch nichtleitende Probenoberflächen

gemessen werden.

AFM-Aufnahmen von biologischen Strukturen: Links: Rote Blutzellen (Erythrocyten), rechts

Tasthaar einer Katze (Vibrisse). Bilder: M. Vonlanthen; NANO-4-SCHOOLS

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Folie 5: Das Rasterkraftmikroskop (AFM)

Folie 5 zeigt schematisch den Aufbau eines Rasterkraftmikroskops (AFM). Das Prinzip eines

Rasterkraftmikroskops ist denkbar einfach. Ein Federbalken mit einer atomfeinen Spitze an

einem Ende (Cantilever) liegt auf der Probe wie die Nadel eines Schallplattenspielers auf einer

Schall-platte. Dieser Federbalken rastert nun mit seiner Spitze über die Oberfläche einer Probe

(in x- und y-Achsenrichtung). Ein Laserstrahl registriert die Bewegung des Federbalkens (z-

Achse) und überträgt diese auf eine Photodiode. So entsteht Linie für Linie das entsprechende

Höhenprofil der Probe.

Der Federbalken mit seiner Spitze wird mittels Photolithographie aus einem Siliziumträger

herausgearbeitet. Je feiner die Spitze, desto besser die Auflösung des Bildes. Die Federbalken

werden bei gängigen AFM-Mikroskopen von Hand mit Hilfe einer Pinzette ausgewechselt. Dies

erfordert Geschick und Übung.

Folie 6: Topographie: eine Frage der Grössenordnung

Folie 6 zeigt die Resultate von AFM- und STM-Messungen einer sandgestrahlten Oberfläche

respektive einer Kupferoberfläche. Die Oberflächentopographien lassen sich mit Hilfe des

Computers dreidimensional darstellen. Obwohl die abgebildeten Flächen nur ein Bruchteil eines

Quadratmillimeters resp. wenige Quadratnanometer gross sind, erinnern sie an

Berglandschaften, deren Topographie auf Landkarten mit Hilfe von Höhenlinien dargestellt

werden (als Beispiel findet sich auf der Folie ein Kartenausschnitt aus der Jungfrau-Region).

Folie 7: Was ist Nanomedizin?

„Nanomedizin beschreibt den Einsatz von Nanotechnologien für die Diagnose, das Monitoring

und die Behandlung von Krankheiten.

Mit dem Wissen um die Funktionen der Gene und Proteine innerhalb der Zellen wird es

zunehmend möglich, Krankheiten auf der molekularen Ebene aufzuklären.“ (Quelle: Hessen-

Nanotech Broschüre „Nanomedizin“, Band 2). Die Ansätze der Nanomedizin beruhen

dementsprechend auf dem gezielten Aufspüren von Proteinen oder Nukleinsäuren, zur

Diagnose von Krankheiten, und dem Beeinflussen von molekularen Prozessen, um Krankheiten

zu behandeln.

Beispiele dafür sind: Gentherapie, Proteintherapeutika, Verwendung von Antikörpern zur

gezielten Medikamentenabgabe in kranken Geweben.

„Die Nanotechnologie ist darum wichtig, weil ihre Werkzeuge erlauben, Proteine und DNA

nachzuweisen und die Wechselwirkungen zwischen den Molekülen sichtbar zu machen.“

(Quelle: Hessen-Nanotech Broschüre „Nanomedizin“, Band 2) Zu diesen Werkzeugen gehören

z.B. die oben kurz vorgestellten Rasterkraftmikroskope.

Zudem können mit Hilfe der Nanotechnologie Materialien auf der Nanoskala für medizinische

Anwendungen massgeschneidert werden. Das ist besonders wichtig, weil sich in diesem

Grössenbereich auch die fundamentalen molekularen Prozesse im Körper abspielen.

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Folie 8:

Nanomedizin lässt sich in fünf Hauptanwendungsfelder gliedern:

Wirkstofftransport

Neue Therapien und Wirkstoffe

In-vivo-Diagnostik

In-vitro-Diagnostik

Medizinische Implantate

Zu den einzelnen Anwendungsfeldern findet man in der Hessen-Nanotech Broschüre zum

Thema Nanomedizin auf den Seiten 12 bis 16 sehr informative Texte, die einen schnellen und

guten ersten Überblick bieten.

Betrachtet man die Anzahl der Unternehmen, die in der Nanomedizin tätig sind, entfällt mehr als

die Hälfte auf das Gebiet der Entwicklung von Wirkstofftransportsystemen. Schon deutlich

weniger Unternehmen entwickeln Implantate, die nanotechnologische Prozesse oder

Materialien beinhalten, oder Produkte für die In-vitro-Diagnostik herstellen. Nur 3% entfallen auf

den Bereich, der ganz neue Therapiekonzepte oder Therapiewirkstoffe entwickelt. (Quelle: VDI

Technologiezentrum GmbH)

Beispiele für Produkte, die sich auf dem Markt befinden, sind medizinische Schnelltests mit

Goldnanopartikeln (Schwangerschaftstest), Medikamente mit nanoskaligen Wirkstofftrans-

portsystemen, um die Nebenwirkungen zu verringern (AmBisome für die Behandlung von

Pilzinfektionen, Caelyx gegen Tumore) oder Implantate für Zahnfüllungen oder Knochenersatz.

Linksammlung zum Thema Nanomedizin:

SF Sendung puls vom 15.10.2007 zum Thema "Kleinstroboter im Dienst der

Gesundheit"

Broschüre von Hessen Nanotech zum Thema Nanomedizin

Studie der Friedrich Ebert Stiftung "Nanomedizin - Chancen und Risiken"

Heft "Gen Dialog" von gensuisse vom Juni 2010 zum Thema Nanomedizin

In den Modul-Teilen „Nanomedizin Anwendungen“ und „Nanomedizin Diagnostik“ werden einige

ausgewählte Beispiele genauer vorgestellt:

Eine allgemeine Einführung ins Thema Nanotechnologie bietet das Grundlagen-Modul des

Swiss Nano-Cube Projekts. Es kann in der NanoTeachBox heruntergeladen werden:

http://www.swissnanocube.ch/nanoteachbox/module/

2. Nanomedizin: Anwendungen

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Folie 10: Nanoroboter

Nanoroboter

Schon bald werden in unserem Körper Nanoroboter kreisen und Krankheitserreger aufspüren,

simultan all unsere Körperfunktionen messen und Unregelmässigkeiten direkt ans

Telemedizinzentrum melden, Krebszellen bereits im Entstehungsstadium zerstören und

verengte Blutkapillaren erweitern.

Die hier beschriebene Vision wird wohl nicht so schnell Realität werden. Nanotechnologische

Innovationen verändern aber auch die Medizin und insbesondere die medizinische Diagnostik.

Folie 11: Anwendungen der Nanotechnologie in der Medizin

Die Grafik gibt einen Überblick über den Entwicklungsstand einzelner medizinischer

Anwendungen in der Nanotechnologie.

Filmbeiträge:

1) SF, Puls, 15. Oktober 2007, Nanoroboter im Dienste der Medizin:

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"Im Auge gibt es bereits erste Versuche: Miniroboter, die Medikamente präzise an die

richtige Stelle bringen können. Und auch in anderen Organen lassen sogenannte Nano-

Partikel eine gezielte Freisetzung von Wirkstoffen zu. Noch stecken die Technologien in

den Kinderschuhen, aber in den Labors - und mittlerweile auch ganz praktisch in den

Kliniken - wird fieberhaft geforscht."

2) Der Filmbeitrag aus der EMPA-Reihe "NanoWelten" gibt einen guten Einblick in das

Thema Nanomedizin.

http://www.youtube.com/watch?v=QZYK0iCE4zE&feature=player_embedded

Folie 12: Biokompatible Implantate

Konventionelle orthopädische Implantate weisen häufig das Problem einer begrenzten

Haltbarkeit auf. Vielfach wird eine Erneuerung nach 10–15 Jahren notwendig. Während bei

älteren Patienten ab dem 65. Lebensjahr die Lockerungsraten mit zunehmender Zeit nur

langsam ansteigen, liegt die Notwendigkeit, die Implantate schon innerhalb der ersten 10 Jahre

zu ersetzen, bei jüngeren Patienten bei bis zu 30%. Nano-strukturierte

Oberflächenbeschichtungen können z. B. aus Diamant-Kohlenstoff Verbindungen, Hydroxy-

apatit oder nanoporösen Schichten bestehen. Verschiedene wissenschaftliche Studien zu den

Nano-Beschichtungen weisen eine hohe Haftung an den Titanlegierungen des Implantats nach,

zeigen verbesserte Härte und Stabilitätseigenschaften und belegen eine gute Haftung an

Geweben und Knochen, ohne dass sich Zwischengewebe bildet.

Schätzungen gehen davon aus, dass jährlich in Deutschland zwischen 120‘000 (Apotheken

Umschau 2003) und 200‘000 Patienten (Universität Heidelberg 2005) künstliche Hüftgelenke

implantiert bekommen. Für die USA wurden für Hüft- und Knieimplantate für 1994 insgesamt

450‘000 Operationen gemeldet. Die Autoren rechneten 2002 noch mit jährlichen Zuwachs-raten

von 10 % für die Vereinigten Staaten. Schmerzen und Entzündungen durch langjährigen

Verschleiss schränkten vorher die Bewegungsfähigkeit der Patienten stark ein. Die Implantate

sollen ein schmerzfreies Leben und z. T. sogar leichte Ausdauersportarten ermöglichen, die

insbesondere bei älteren Patienten wichtig sind, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.

Problematisch ist allerdings die eingeschränkte Lebensdauer der Implantate durch Abriebe,

Lockerungen und Entzündungsprozesse bei Belastung. Die Universität Heidelberg hat hierzu

einen Hüftsimulator entwickelt, der den Dauereinsatz prüft, Abriebe analysiert sowie deren

Effekte erforscht. Die oben beschriebenen nano-strukturierten Beschichtungen auf Implantaten

setzen genau bei den Problemstellungen der vorzeitigen Lockerung und bei den Abrieben an

und versprechen eine Verbesserung der Haltbarkeit auf bis zu 40 Jahre. Für die betroffenen

Patienten würde dies eine starke Entlastung bedeuten, denn im Vergleich zu der ein- bis

zweistündigen Operation beim Erstimplantat dauert der Eingriff bei der Reversion eher 4–5

Stunden.

Weitere Knochensubstanz muss genutzt werden, um die Implantate zu verankern. Da

insgesamt eine Tendenz besteht, Implantate bei immer jüngeren Patienten einzusetzen und die

Zahl der Ersatzimplantate stetig zunimmt, würde es einen grossen Nutzen für die Betroffenen

und eine Entlastung des Gesundheitssystem bedeuten, wenn die Haltbarkeit verdoppelt werden

könnte. Kritisch ist hierzu anzumerken, dass einige Beschichtungstechnologien zunächst einmal

eine massive Kostensteigerung bedeuten würden wie z. B. beim Einsatz von nanostrukturierten

Diamant-Beschichtungen. Die Breite der derzeit in der Forschung erprobten Nanomaterialien

lässt aber hoffen, dass auch kostengünstigere Alternativen ähnlich gute Ergebnisse zeigen.

Quelle: Grobe et al. (2008) Nanomedizin – Chancen und Risiken S. 24 ff.

Links zu biokompatiblen Implantaten:

http://de.wikipedia.org/wiki/Biokompatibilit%C3%A4t

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http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/276873.html

Folie 13: Nanokrebstherapie

Ein wichtiges Einsatzgebiet von Nanomaterialien sind Hyperthermieverfahren, die derzeit

erfolgreich in der Krebsbekämpfung erprobt werden. Hyperthermie- und

Thermoablationsverfahren basieren auf dem Prinzip, dass lebendes Gewebe, welches erhitzt

wird, seine normalen zellulären Aktivitäten verändert. Ab Temperaturen von 42° C wird dabei

ein zellschädigender (zytotoxischer) Effekt beobachtet, der mit höheren Temperaturen schnell

ansteigt. Da Tumorgewebe empfindlicher auf erhöhte Temperaturen reagiert als gesundes

Gewebe, setzt die Krebsforschung hier an. Problematisch ist, dass auch gesundes Gewebe

durch eine Erwärmung in Mitleidenschaft gezogen werden kann, wenn sich die Behandlung

nicht auf das Tumorgewebe begrenzen lässt. Durch den Einsatz von Nanomaterialien kann die

Erhitzung des Gewebes lokal begrenzt werden. Dazu werden wenige Nanometer grosse

Metalloxide in das Tumorgewebe eingebracht. International arbeiten verschiedene

Forschergruppen derzeit mit Eisenoxid, Kupfer, Magnetit und Goldpartikeln, die mit einer

Nanoschutzhülle (Coating) umgeben werden. Das Coating wird so aufgebaut, dass sich die

Metalloxide entweder an die Zellwände des Tumors anlagern oder dass sie von den

Tumorzellen als vermeintliche „Nahrung“ aufgenommen werden. Auch hier sorgt die

Nanotechnologie für eine Art Maskierung der eigentlich zu transportierenden, magnetischen

Substanz. Durch das Anlegen elektromagnetischer Wechselfelder erzeugen die Metallpartikel

Wärme, die die Tumorzellen angreift oder zerstört. Beim Hyperthermieverfahren werden die

Tumorzellen auf 44°–46°C erhitzt, was die Zellen schwächt, am weiteren Wachstum hindert und

sie sensibler für Chemotherapien

oder Bestrahlungen machen. Das Hyperthermieverfahren wurde in Berlin am Bundes-

wehrkrankenhaus und der Charité mit Eisenoxidpartikeln bei schwer- oder inoperablen

Hirntumoren erfolgreich angewendet. Die Forscher arbeiten mit einer minimalinvasiven

Methode und injizieren die in einem Fluid enthaltenen Eisenoxidpartikel direkt in den Tumor.

Jetzige Forschungen richten sich auf Prostatakrebs, Speiseröhrenkrebs, Brustkrebs,

Bauchspeicheldrüsen- und verschiedene Unterleibskrebsarten. Die Studien zu Gehirntumoren

und zu den Prostatakarzinomen sind bereits in der zweiten Phase der klinischen Tests. Sie

belegen durchweg eine gute Verträglichkeit sowohl der Verfahren als auch der verwendeten

Nano-Eisenoxidpartikel. Eine Produktzulassung wurde für Anfang 2010 erwartet.

Forschungen zu Eisenoxidpartikeln an der Universität von Kalifornien arbeiten ebenfalls mit

einer speziellen Umhüllung (Micelltechnologie), welche die gezielte Anbindung von Antikörpern

an die Umhüllung der Nanopartikel ermöglicht. Das Ziel ist dabei, dass durch die

Nanorezeptoren an der Oberfläche die Krebszellen selbstständig gefunden werden (Targeted

Drug Delivery) und die Wirkstoffe intravenös verabreicht werden können.

Quelle: Grobe et al. (2008) Nanomedizin – Chancen und Risiken S. 10 ff.

Links zu Nanokrebstherapien:

PEGASYS: http://www.pegasys.com/ (Englisch)

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Folie 14: Nanoskalige Kontrastmittel

Der Einsatz von Nanomaterialien bei den bildgebenden Verfahren verschafft Physikern und

Medizinern faszinierende Einblicke in das Innenleben der Zellen. Das Göttinger Max-Planck-

Institut für biophysikalische Chemie entwickelte 10-Nanometer kleine Quantenpunkte (Dots), die

1000-fach heller leuchten als herkömmliche Kontrastmittel und von Nano-Transportsystemen

gezielt in Zellen eingeschleust werden können. Die Quantenpunkte werden mit einem

Antikörper oder einem anderen zielfindenden Molekül verknüpft. In die Blutbahn injiziert,

reagieren diese mit Zielstrukturen auf der Oberfläche von kranken Zellen nach dem Schlüssel-

Schloss-Prinzip und reichern das Kontrastmittel (die Quantenpunkte) im kranken Gewebe an.

Die Forscher versprechen sich einen Durchbruch in der Krebsdiagnostik, indem Zellaktivitäten

in Echtzeit sichtbar gemacht werden können. Andere Verfahren setzen auf Kohlenstoff-

Nanoröhrchen oder Fullerene, die mit sehr viel weniger Kontrastmittel auskommen, um die

herkömmliche Bildqualität zu erreichen. Panos Fatouros et al. von der Universität Virginia

beschreiben eine 40-fache Effizienzsteigerung des Kontrastmittels für Kernspintomographen.

Die eingebetteten Quantenpunkte lagern sich zielgerichtet an die erkrankten Zellen an und

erzeugen ein hochauflösendes, dreidimensionales Bild, das eine präzisere Diagnose erlaubt.

Die Grundlagenforschung zu den bildgebenden Verfahren (Nano Imaging) leistet einen

wichtigen Beitrag zum grundsätzlichen Verständnis von Prozessen in Zellen und ihren

verschiedenen Interaktionen. Krankheitsbilder sollen so besser verstanden und neue Zugänge

zu Behandlungen gefunden werden.

Molekulare Kontrastmittel auf Basis von Nanotechnologie befinden sich noch nicht auf dem

Markt. Jedoch gibt es bereits Kontrastmittel, die aus Eisenoxid-Nanopartikeln bestehen, die

einen besonders starken Kontrast erzeugen, und sich selektiv in der Leber anreichern. Ein

solches Kontrastmittel wurde von Schering entwickelt und ist unter dem Namen Resovist® auf

dem Markt eingeführt worden.

Quelle: Grobe et al. (2008) Nanomedizin – Chancen und Risiken S. 40 ff.

Link zu Kontrastmitteln:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kontrastmittel

Link zu Quantenpunkten:

http://de.wikipedia.org/wiki/Quantenpunkt

http://www.azonano.com/news.aspx?newsID=18379&lang=de

Nanoskaliges Eisen-Nanopartikel als Kontrastmittel (Resovist):

http://www.newscenter.philips.com/pwc_nc/main/shared/assets/ch/Downloadablefile/Hintergrun

dinformation_MPI_Technology.pdf

Folie 15: Wirkstofftransport – Liposomen

Der Wunsch, einen Wirkstoff gezielt zum kranken Gewebe zu transportieren, ist so alt, wie die

Herstellung moderner Medikamente und rührt daher, dass viele Wirkstoffe starke

Nebenwirkungen haben. Solche Nebenwirkungen werden häufig durch eine unspezifische

Verteilung der Wirkstoffe im Körper verursacht. Ziel der Pharmaforschung ist es daher,

Transportsysteme zu entwickeln, die es ermöglichen, einen Wirkstoff gezielt zum kranken

Gewebe zu transportieren. In den 60er Jahren war mit den Liposomen, ein System gefunden,

das hier eine erfolgversprechende Lösung bot. Liposomen sind mikroskopisch kleine Bläschen

aus einer Doppelschicht Phospholipiden, die intravenös verabreicht werden. Da Blutgefässe in

Tumoren eine grössere Durchlässigkeit für die nanoskaligen Liposomen haben als gesundes

Gewebe, reichern sich liposomal formulierte Wirkstoffe in Tumoren an. Jedoch bedurfte es zwei

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Jahrzehnte an Forschungsarbeit, bis die ersten Produkte auf den Markt kamen. Anfängliche

Schwierigkeiten bestanden darin, dass Liposomen vom Immunsystem erkannt und aus der

Blutbahn entfernt werden. Erst nachdem es gelungen war, spezielle Moleküle an die Liposomen

zu heften und sie so für das Immunsystem unsichtbar zu machen, waren die Voraussetzungen

für ihren medizinischen Einsatz geschaffen. Derzeit sind verschiedene liposomale Medikamente

für die Behandlung von Krebs, Pilzinfektionen und Augenerkrankungen auf dem Markt.

Neben den Liposomen gibt es eine Vielzahl weiterer nanoskaliger Transportsysteme, wie

Micellen, Polymer-Nanopartikel, Polymer-Wirkstoff-Konjugate oder anorganische Nanopartikel,

die im Prinzip dasselbe Ziel verfolgen: Wirkstoffe gezielt im kranken Gewebe anzureichern.

Transportsysteme sind auch von grosser Bedeutung für Proteintherapeutika, deren Wirksamkeit

oftmals eingeschränkt ist, da sie eine geringere Verweildauer im Blut aufweisen, chemisch labil

sind und Immunreaktionen auslösen können. Mit nanoskaligen Transportsystemen wird daher

versucht, die Applikationseigenschaften von Proteintherapeutika zu verbessern. So kann durch

Anheften von Polymerketten an Proteine nicht nur ihre Halbwertszeit im Blut erhöht werden,

sondern auch insgesamt ihre Wirksamkeit. Zwei Polymer-Protein-Konjugate mit Umsätzen

jenseits der Milliardengrenze sind PEGASYS (pegyliertes Interferon alpha-2a) zur Behandlung

von Hepatitis C und Neulasta (pegyliertes hGCSF) zur Behandlung von Neutropenie, einer

Blutkrankheit, die zu Immunschwäche führt.

Von Seiten der Pharmaindustrie ist das Interesse bislang zurückhaltend gewesen, da viele

Pharmaunternehmen den Zeitpunkt noch als zu früh erachten, um mit grossem finanziellen

Einsatz in diese neue Technologie einzusteigen. Jedoch ist das Interesse der Industrie in den

letzten Jahren langsam gestiegen, was sich vor allem an der zunehmenden Anzahl an

Produkten ablesen lässt, die ein fortgeschrittenes Entwicklungsstadium erreicht haben: Derzeit

befinden sich immerhin mehr als 100 nanoskalige Wirkstofftransportsysteme in der klinischen

Phase der Entwicklung.

Quelle: www.hessen-nanotech.de „Nanomedizin“; Schriftenreihe Band 2

Links zu Liposomen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Liposom

http://de.wikipedia.org/wiki/PEGylierung

Folie 16: Nanofiltration

Im Körper übernehmen die Nieren eine Funktion, die sich ebenfalls als Filtration bezeichnen

lässt. Sie erledigen die Blutwäsche. Dabei werden belastende Stoffe aus dem Blut entfernt und

durch den Urin aus dem Körper abgesondert. Bei einigen Nierenerkrankungen sind Patienten

auf die Blutwäsche durch Dialysemaschinen angewiesen. Diese Verfahren sind mit sehr starken

Einschränkungen für das Leben der Patienten verbunden und das Infektionsrisiko ist hoch.

Bislang war es zum Beispiel nicht möglich, Viren bei der Blutwäsche zu separieren und zu

filtrieren. Eine sichere Filtration von Viren bei der Dialyse scheiterte daran, dass die Porenweite

der eingesetzten Filter (Mikrofiltration) grösser waren als die Viren selbst. Abhilfe und

Steigerung der Effizienz der Dialyseverfahren leistet die Nanofiltration. Durch den Einsatz von

50 nm dicken nanoporösen Membranen ist es möglich, virensichere Filter zur Verfügung zu

stellen. Die erste Lage besteht aus 15 nm kleinen, zylindrischen Poren. Diese agieren als

Virenblocker. Die zweite Lage ist ca. 150 nm dick und eine konventionelle

Mikrofiltrationsmembran. Für die Patienten soll sich die Effizienzsteigerung in weniger

Blutwäsche-Terminen mit Krankenhausaufenthalten und in einer geringeren Anfälligkeit für

Virus-Erkrankungen äussern. Die Lebensqualität würde sich deutlich steigern. Nano-

Membranen finden weiteren Einsatz in den Dialysemaschinen und können dort spezifische

Moleküle oder Proteine je nach elektrischer Ladung unterscheiden. Geeignet hierfür sind

ultradünne Silicium-Membranen. Die äusserst feinen Poren der Membranen (zwischen 5 nm

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und 25 nm klein) lassen sich genau kontrollieren und dienen der gezielten Selektion bestimmter

Proteine.

Die Kombination von nanoporösen Materialien und Mikrofiltrationsmembranen führt zu einer

Verbesserung der Viren-Filter, die auch in anderen Bereichen als der Dialyse eingesetzt werden

können. Die kombinierten Membranen werden in ihrer mechanischen Festigkeit und Stärke

verbessert und sind resistent gegen organische Flüssigkeiten. Diese Eigenschaften der

Membranen ermöglichen ihren Einsatz auch unter schwierigen Verhältnissen, zum Beispiel bei

hohen Temperaturen oder in basischen und sauren Lösungen.

Quelle: Grobe et al. (2008) Nanomedizin – Chancen und Risiken S. 40 ff.

Links Nanofiltration (Blutdialyse):

http://www.heise.de/tr/artikel/Dialyse-unplugged-278965.html

3. Nanoanalytik

Folie 18: Übersicht Nanoanalytik

Natürlich machen technologische Entwicklungen (insbesondere Gen-, Biotechnologie und

Mikrosystemtechnik) auch vor der Labordiagnostik nicht halt. So ist es heute zum Beispiel dank

der PCR-Methode (Polymerasekettenreaktion) möglich, eine Gensequenz in kurzer Zeit zu

vervielfältigen und damit Gene zu untersuchen. Dank Mikrofluidik können kleinste

Flüssigkeitsmengen (Picoliter) auf Mikrochips bewegt werden. Kombinationen dieser

Technologien führen zu neuartigen Systemen, die schnelle, einfache und kostengünstige

Analysen ermöglichen (z. B. Lab-on-a-chip-Systeme). Dazu braucht es nicht mehr spezialisierte

Labors, sondern die Analysen werden direkt vor Ort (z. B. in der Arztpraxis oder am Unfallort)

durchgeführt.

Einfache Analysen können heute auch selber zuhause durchgeführt werden. Solche

Selbstdiagnostika kauft man im Warenhaus oder in Apotheken. Beispiel:

Schwangerschaftstests.

"Mit dem Heimtest GlutenCHECK können Sie schnell und zuverlässig von zuhause aus testen,

ob Sie unter der Getreideunverträglichkeit Zöliakie / Sprue leiden."

So wird dieses Selbstdiagnostika der Firma NanoRepro im Internet beworben.

Selbstdiagnostika sind medizinische Tests, die Sie unabhängig von einer Fachperson in eigener

Verantwortung zuhause durchführen können. Selbstdiagnostika können direkt in

Warenhäusern, Drogerien, Apotheken gekauft oder im Internet bestellt werden.

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Solche Tests werden heute bereits zur Bestimmung einer Schwangerschaft, zur Messung des

Cholesterinwertes oder zum Nachweis von Darmkrebs angeboten.

Link zur Firma NanoRepro.

Folie 19: Selbstdiagnostika

So funktionieren Selbstdiagnostika (am Beispiel Schwangerschaftstest):

Auf dem Teststreifen befinden sich zwei verschiedene Sorten Antikörper - ein beweglicher an

der Testspitze und einer, der im Testfenster auf einer Linie fixiert ist. Beide können an ein

Hormon andocken, das im Urin von Schwangeren vorhanden ist. An den beweglichen

Antikörpern haften zusätzlich rote Gold-Nanopartikel. Diese markierten Antikörper werden mit

dem Urin in Richtung des Testfensters aufgesogen, docken da an den fixierten Antikörpern an

und können nicht weiterwandern. Im Falle einer Schwangerschaft entsteht so im Testfenster

eine deutliche rote Linie aus unzähligen, kleinsten Nanopartikeln.

Folie 20: Lab-on-chip-Systeme ("Westentaschenlabor")

"Das medizinische Labor der Zukunft hat keine Fenster

oder Türen, und niemand geht ein oder aus. Das ist

auch gar nicht möglich, denn es ist so klein, dass es in

jede Hosentasche passen würde. Auf der Fläche einer

Scheckkarte leistet es, wofür bisherige Labors mehrere

hundert Quadratmeter beanspruchen. Forscher von

Bayer Technology Services entwickeln solche

Analyseanlagen im Miniformat, die auch als Lab-on-a-

chip (Deutsch: Labor auf einem Chip) bezeichnet

werden. Dies sind Werkzeuge, die eine neue, stärker

individualisierte Therapie erlauben sollen. Schon bald können typische Untersuchungen von

zentralen Grosslabors direkt in die Arztpraxis verlagert werden.

Im Gegensatz zu den Grossgeräten eines heutigen Diagnoselabors bieten die Mini-

Analysegeräte zwei entscheidende Vorteile: Sie sind wesentlich billiger und so für die Praxis

eines Hausarztes erschwinglich. Ausserdem wird ihre Anwendung so einfach sein, dass speziell

geschultes Personal überflüssig wird."

Das Konzept eines solchen Lab-on-a-chip-Tests ist einfach: Eine Blutprobe wird durch

nanoskalige Pumpsysteme auf die Oberfläche des Chips geleitet. Dieser Biochip enthält unter

anderem unzählige Marker (z. B. Antikörper gegen Proteine von Krankheitserregern oder

Krebsmarker). Befinden sich im Blut entsprechende Proteine (z. B. von Krankheitserregern oder

Krebszellen), die spezifisch sind und an den passenden Marker binden, findet eine Farbreaktion

statt, die dann ausgewertet werden kann.

Ein Lab-on-a-chip-Test kann im schnellsten Fall in 15 Minuten zu einem Ergebnis führen.

Neben der medizinischen Diagnostik wird die Lab-on-a-chip-Technologie künftig auch in

anderen Anwendungen wie der Medikamentenentwicklung oder der Nahrungsmittelindustrie

eine grosse Rolle spielen.

Quellen: Siemens und Bayer Technology Services

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Eine konkrete Anwendung (noch im Entwicklungsstadium): EyeSense Chip-Sensor zum

Messen des Blutzuckergehaltes.

Links zum Thema Lab-on-a-chip:

http://de.wikipedia.org/wiki/Westentaschenlabor

http://de.wikipedia.org/wiki/Biochip

http://de.wikipedia.org/wiki/Theranostik

Folie 21: Aufbau Biochip

Biochips bilden die Grundlage für miniaturisierte Analysen. Sie bestehen aus folgenden

unterschiedlichen Bestandteilen:

Probenzugang

Probenaufbereitung

Messeinheit

Detektionseinheit

Alle diese Bestandteile befinden sich auf einem miniaturisierten Chip, nicht grösser als ein

Daumennagel.

Biochips sind z. B. in Lab-on-a-chip-Systemen enthalten.

Funktionsprinzip eines Biochips

Links zum Thema Biochip:

http://de.wikipedia.org/wiki/Biochip

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Folie 22: Biosensor – Funktionsprinzip Quicklab

Wenn sich in der Probe die gesuchte DNS-Sequenz befindet, bindet diese an das

Fängermolekül auf der Goldelektrode. An die mit Biotin (B) markierte DNS dockt das Enzym

alkalische Phosphatase (Str/E) an, das aus dem Substrat S ein Molekül P freisetzt. P gibt an

der positiven Elektrode zwei Elektronen ab. Danach wandert es zur negativen Elektrode, nimmt

wieder zwei Elektronen auf und pendelt zurück zur positiven Elektrode. Wegen dieser

Wanderung von P fließt ein elektrischer Strom zwischen den Elektroden – dies ist der

eigentliche Nachweis dafür, dass eine passende DNS-Sequenz gefunden wurde. Andernfalls

kommt es nicht zur Paarung der DNS mit dem Fängermolekül, es wird kein Substrat umgesetzt

und daher auch kein Strom gemessen.

(Quelle: Siemens, Pictures of the Future – Die Zeitschrift für Forschung und Innovation, Herbst

2004)

Mehr Informationen im Artikel „Das Labor in der Westentasche“ in der Siemens Zeitschrift

„Pictures of the Future“ vom Herbst 2004. Download unter:

http://www.siemens.com/innovation/pool/de/Publikationen/Zeitschriften_pof/PoF_Herbst_2004/

PoF104art15_1217962.pdf

Folie 23: Biosensor auf der Basis der Cantilevertechnik

Nanomechanische Cantilever (Federbalken) sind Silizium-Plättchen mit einer typischen Länge

von einigen hundert Mikrometern und einer Breite von 100 Mikrometer oder weniger

Mit einer Dicke von nur 1-10 Mikrometer ist bereits eine winzige Kraft in der Lage, den

Cantilever zu biegen.

Durch die Beschichtung der Oberfläche mit einer chemischen Schicht, die selektiv eine

bestimmte Substanz adsorbiert oder bindet, kann ein Cantilever in einen hochempfindlichen

chemischen oder biochemischen Sensoren umgewandelt werden.

Wenn der Cantilever in Kontakt mit der Zielsubstanz kommt, reagiert er mit einer mechanischen

Antwort: Der Cantilever krümmt sich durch Oberflächenspannungen und ändert seine

Resonanzfrequenz durch die zusätzlich angelagerte Masse.

Multipliziert man die Anzahl der Ausleger und kombiniert sie zu einer Matrix (Microarray),

ermöglicht dies simultane Messungen von unterschiedlichen Substanzen.

Durch die individuelle Beschichtung jedes Auslegers auf einem Array können gleichzeitig

mehrere Stoffe in einem Gemisch gemessen werden.

(Quelle: Concentris)

Die Biegung des Cantilever wird durch die Auslenkung eines Laserstrahls direkt gemessen.

Link:

http://www.concentris.ch/

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Folie 24: Microarrays – Gen-Chips

Persönliche Gentests erlauben es, Abschnitte des Genoms einfach und schnell auf Variationen

hin zu untersuchen, die mit bestimmten Merkmalen zum Beispiel für chronisch degenerative

Erkrankungen, Präsdispositionen für bestimmte Verhaltensweisen, Medikamentenunverträg-

lichkeiten, usw. in Verbindung gebracht werden.

Basis für solche Gentests bilden Microarrays, molekularbiologische Untersuchungssysteme, die

die parallele Untersuchung von mehreren tausend Einzelnachweisen in geringen Mengen

biologischen Probenmaterials erlauben.

Auf dem Landesbildungsserver Baden-Württemberg gibt es eine Internetseite, welche die

Herstellung und Anwendung von DNA-Chips erklärt.

Link: www.schule-bw.de/unterricht/faecher/biologie/material/zelle/dna1/start.html

Weiterführende Informationen zu DNS-Chips:

Folien 25 und 26: Auswertung Microarrays

Auf dem oben erwähnten Bildungsserver befindet sich auch die Vorlage zum Arbeitsblatt 1

„DNA-Chips zur Untersuchung der Genexpression“, auf das sich die Folien 25 und 26 beziehen.

Link: www.schule-bw.de/unterricht/faecher/biologie/material/zelle/dna1/index.html

Das Arbeitsblatt erklärt an einem Beispiel, wie die Unterschiede in der Genexpression von

Tumor- und Normalgewebe gemessen werden können. Es kann zur Vertiefung und

Überprüfung, ob das Funktionsprinzip von DNA-Chips verstanden wurde, eingesetzt werden.

Die fehlenden Angaben, die von den Lernenden ergänzt werden sollen, finden sich auf Folie 26.

Folie 27: Auswirkungen der Miniaturisierung

Folie 27 fasst in sieben Punkten die Vorteile der Nano-Analytik zusammen.

Folie 28: Personalized Genomics – Sinn und Unsinn

Die schnellen Fortschritte in der Nano-Diagnostik ziehen ethische und soziale Fragen zum

Umgang mit den Informationen nach sich. Zum einen stellt sich die Frage, ob ein Recht des

Menschen auf Nichtwissen besteht. Dabei ist relevant, wie viel Wissen über den eigenen

Gesundheitszustand ein Mensch besitzen möchte. Die andere wesentliche Fragestellung ergibt

sich aus der Notwendigkeit, persönliche Daten vor missbräuchlicher Nutzung zu schützen.

Recht auf Nichtwissen

Hat der Mensch ein Recht auf Nicht-Wissen, um unbeschwerter leben zu können? Diese

generelle medizinische Frage erfährt durch den Einsatz der Nanotechnologie eine weitere

Verschärfung. Die Antworten hierauf sind sowohl von der persönlichen Einstellung als auch

vom Kulturkreis abhängig. Die Vorteile der frühen Diagnose einer Krankheitsdisposition, also

noch vor dem möglichen Ausbruch einer Krankheit, müssen gegen die Nachteile möglicher

psychischer Belastungen aufgewogen werden.

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Für die Detektion von Krankheitserregern durch Schnelltests könnte kritisch angeführt werden,

dass eine sehr frühe Behandlung der Bakterien oder Viren ausschliesst, dass der Körper selbst

geeignete Abwehrmechanismen entwickeln kann. Welche langfristigen Auswirkungen dies

haben könnte, ist bisher kaum thematisiert worden.

Datenschutzprobleme und Diskriminierungsprävention

Die schnellen und exakten Diagnosemethoden auf den Lab-on-a-Chip-Systemen sind

verbunden mit einer erleichterten Erfassung medizinischer Daten. Bisher waren diese Daten auf

die Labore und die behandelnden Ärzte beschränkt. Das könnte sich ändern, wenn dezentrale

Diagnoseeinheiten für die Anwendung zu Hause oder am Arbeitsplatz Einzug halten. Die

Diskussion um die Reglementierung eines Zugangs zur Technik und der zulässigen

Einsatzgebiete hat gerade erst eingesetzt.

Einerseits ist ein einfacher Zugang zu Schnelltests wünschenswert, wenn beispielsweise bei

einem Umfall Hilfe geleistet werden muss. Andererseits ist der Schutz vor dem Zugriff auf die

Daten durch Unberechtigte erforderlich, um einen Missbrauch der sensiblen medizinischen

Daten zu verhindern. Neben der Diskriminierung aufgrund von Krankheiten sind auch

wirtschaftliche Benachteiligungen und soziale Ausgrenzungen zum Beispiel bei HIV-Infektion,

Alkoholismus oder Drogenkonsum denkbar. Doch auch weniger kritische Gesundheitsfaktoren

haben das Potential eine Diskriminierung zu begünstigen, etwa wenn ein Arbeitgeber um

kritische Krankheitsdispositionen von Mitarbeitern informiert ist.

Quelle: Grobe, A. et al.; Nanomedizin - Chancen und Risiken; Friedrich Ebert Stiftung.

Arbeitsauftrag an die Lernenden:

1) Lektüre des Artikels "Alles über mich“ aus dem Tagesanzeiger Magazin (Nr. 12, 2008)

In diesem Artikel schildert der Autor, was er beim Selbstversuch mit einem Gentest der

Firma 23andMe alles erlebt hat. (Artikel-Download in der NanoTeachBox)

2) Arbeitsblatt 2 „Personalized Genomics – Sinn oder Unsinn?“ in Zweiergruppen

bearbeiten.

Links zum Thema persönliche Gentests:

Firma 23andMe: https://www.23andme.com/

http://www.heise.de/tr/artikel/An-der-Grenze-zur-Scharlatanerie-1044886.html

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32664/1.html