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FRAUNHOFER-INSTITUT FÜR SILICATFORSCHUNG ISC NEUARTIGES SCHONENDES VERKAPSELUNGSVERFAHREN Motivation Verkapselung ist ein Prinzip, partikuläre Feststoffe, Flüssigkeiten oder Gase mit einer Hülle zu umgeben. Diese Technik dient beispielsweise dazu, Flüssigkeiten in Pulver zu verwandeln, flüchtige Inhaltsstoffe zu stabilisieren, reaktive Inhaltsstoffe zu trennen oder empfindliche Materialien vor Umgebungseinflüssen zu schützen. Die Ummantelung von Inhaltsstoffen hat in den Bereichen Pharmazie, Medizin, Kosmetik, Ernährung, Textil, Chemie, Landwirtschaft und Umwelt bereits jetzt große Bedeutung. Die bekannten Verkap- selungsverfahren sind in der Regel jedoch kompliziert und nur inhaltsstoffspezifisch nutzbar. Ein neues Verfahren soll mit flexi- bel an Inhalt und Anwendung angepassten Eigenschaften das Einsatzpotenzial weiter erhöhen. Lösungsansatz Das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung entwickelt ein breit einsetzbares Verfahren zur Verkapselung. Vorteile sind die große Variabilität der Inhaltsstoffe, die hohe Kap- selungseffizienz und die besonders scho- nende und saubere Form der Kapselung ohne Temperaturtönung, Lösungsmittel- eintrag, Verunreinigung oder Schädigung durch Fremdsubstanzen. Dabei sind die Kapseldurchmesser im Bereich von ca. 0,5 bis 5 mm gezielt einstellbar bei ebenfalls variierbaren Wandstärken von ca. 0,05 bis 1 mm. Grundlegende Kapselformierungs- mechanismen und UV-Härtungsverfahren wurden bereits erarbeitet. Durch die Integration eines schwingungsbasierten Tröpfchengenerators erfolgt die Weiter- entwicklung zu einem hocheffizienten und wirtschaftlichen Kapselungsverfahren. 1-2 UV-gehärtete Kapseln mit Hybridpolymer-Schale: Wässrige Farbstofflösung (links, Mitte), 3 Klebstoff (rechts). Der Durchmesser der Kapseln beträgt ca. 4 mm. Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC Neunerplatz 2 97082 Würzburg Kompetenzbereich Werkstoffchemie - Partikeltechnologie und Grenzflächen Thomas Ballweg Telefon +49 931 4100-512 [email protected] Dr. Sofia Dembski Telefon +49 931 4100-516 sofi[email protected] www.isc.fraunhofer.de 1 2 3

Neuartiges schoNeNdes VerkapseluNgsVerfahreN · 1 2 Verfahrensbeschreibung Die neue Verkapselungstechnik nutzt die Kombination einer speziellen Koextrusions-technik mit vielseitig

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Page 1: Neuartiges schoNeNdes VerkapseluNgsVerfahreN · 1 2 Verfahrensbeschreibung Die neue Verkapselungstechnik nutzt die Kombination einer speziellen Koextrusions-technik mit vielseitig

F R A U N H O F E R - I N S T I T U T F Ü R S I l I c AT F O R S c H U N g I S c

21

Neuartiges schoNeNdes VerkapseluNgsVerfahreN

Motivation

Verkapselung ist ein Prinzip, partikuläre

Feststoffe, Flüssigkeiten oder Gase mit einer

Hülle zu umgeben. Diese Technik dient

beispielsweise dazu, Flüssigkeiten in Pulver

zu verwandeln, flüchtige Inhaltsstoffe

zu stabilisieren, reaktive Inhaltsstoffe zu

trennen oder empfindliche Materialien vor

Umgebungseinflüssen zu schützen.

Die Ummantelung von Inhaltsstoffen hat

in den Bereichen Pharmazie, Medizin,

Kosmetik, Ernährung, Textil, Chemie,

Landwirtschaft und Umwelt bereits jetzt

große Bedeutung. Die bekannten Verkap-

selungsverfahren sind in der Regel jedoch

kompliziert und nur inhaltsstoffspezifisch

nutzbar. Ein neues Verfahren soll mit flexi-

bel an Inhalt und Anwendung angepassten

Eigenschaften das Einsatzpotenzial weiter

erhöhen.

lösungsansatz

Das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung

entwickelt ein breit einsetzbares Verfahren

zur Verkapselung. Vorteile sind die große

Variabilität der Inhaltsstoffe, die hohe Kap-

selungseffizienz und die besonders scho-

nende und saubere Form der Kapselung

ohne Temperaturtönung, Lösungsmittel-

eintrag, Verunreinigung oder Schädigung

durch Fremdsubstanzen. Dabei sind die

Kapseldurchmesser im Bereich von ca. 0,5

bis 5 mm gezielt einstellbar bei ebenfalls

variierbaren Wandstärken von ca. 0,05 bis

1 mm. Grundlegende Kapselformierungs-

mechanismen und UV-Härtungsverfahren

wurden bereits erarbeitet. Durch die

Integration eines schwingungsbasierten

Tröpfchengenerators erfolgt die Weiter-

entwicklung zu einem hocheffizienten und

wirtschaftlichen Kapselungsverfahren.

1-2 UV-gehärtete Kapse ln

mit Hybr idpolymer-Scha le :

Wässr ige Farbstoff lösung

( l inks , Mit te ) ,

3 Klebstoff ( rechts ) . Der

Durchmesser der Kapse ln

beträgt ca . 4 mm.

Fraunhofer-Institut für

Silicatforschung ISc

Neunerplatz 2

97082 Würzburg

Kompetenzbereich Werkstoffchemie -

Partikeltechnologie und Grenzflächen

Thomas Ballweg

Telefon +49 931 4100-512

[email protected]

Dr. Sofia Dembski

Telefon +49 931 4100-516

[email protected]

www.isc.fraunhofer.de

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Page 2: Neuartiges schoNeNdes VerkapseluNgsVerfahreN · 1 2 Verfahrensbeschreibung Die neue Verkapselungstechnik nutzt die Kombination einer speziellen Koextrusions-technik mit vielseitig

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Verfahrensbeschreibung

Die neue Verkapselungstechnik nutzt die

Kombination einer speziellen Koextrusions-

technik mit vielseitig einsetzbaren hybrid-

polymeren Werkstoffen für die Kapselwand

sowie einem UV-basierten Härtungsverfah-

ren. Die extrudierten Tropfen bestehen aus

einer definierten Menge des Inhaltsstoffes,

umgeben von einer Hybridpolymerhülle

mit ebenfalls vordefinierter Wandstärke.

Zusätzlich wurde das Prinzip des schwin-

gungsinduzierten laminaren Strahlzerfalls,

auch Brace-Verfahren genannt, eingeführt.

Damit lassen sich auch größere Mengen

wirtschaftlich herstellen.

Dem aus der Koextrusions-Düse austreten-

den Materialstrom, bestehend aus Kern-

und Schalenmaterial, wird eine Vibration

überlagert, die zu äquidistanten Einschnü-

rungen mit anschließender Kapselbildung

führt. So lassen sich beliebige Inhaltsstoffe

in flüssiger oder pastöser Form, wässrig

oder ölig, gelöst oder als Suspension, direkt

in Tropfen des Kapselungsmaterials injizie-

ren. Die Kapselwand wird innerhalb von

Sekundenbruchteilen durch einen geeignet

modifizierten UV-Strahler ausgehärtet.

Durch Wahl der Düsengeometrie kann die

Kapselgröße und Wandstärke über einen

weiten Bereich gezielt eingestellt werden.

1 S chemat i sche

Dars te l lung des

Hers te l lungs -

pr inz ips ( l inks )

2 Fotograf i s che

Aufnahme des

laminaren St rah l -

zer fa l l s (B i lder

Mit te )

3 Kapse lmenge

nach e iner Minute

Produkt ionsze i t

( rechts )

1 2 3

Rund drei Liter Material können pro Düse

und Stunde beispielsweise zu gleichförmi-

gen Kapseln mit einem Durchmesser von

1,8 mm verarbeitet werden.

Anwendungsbeispiele

Derzeit wird das Verfahren zur Verkapselung

von Bauchemikalien und Phase Change

Materials (PCMs) auf Basis von Paraffinen,

Salzhydraten und Zuckeralkohol-Schmelzen

weiterentwickelt.

Eigenschaften

Kapselgeometrie

Durchmesser: 0,5 - 5 mm

Wandstärke: 0,05 - 1 mm

Materialien

Schalenmaterial: Hybridpolymere, Photopolymere (Acrylate, Methacrylate)

Inhaltsstoffe: flüssig/pastös, wässrig, ölig

Kapselungseffizienz pro Düse

2 mm-Kapseln: ca. 60 ml/min entspr. 15.000 Kapseln/min

1 mm-Kapseln: ca. 15 ml/min entspr. 30.000 Kapseln/min