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Neue Energiepolitik im Rahmen der europäischen und nationalen
Klimaschutzpolitik: Zielsetzungen, Instrumente, Akteure
Vortrag im Rahmen der Veranstaltung „Neue Energiepolitik – ökologische Wirtschaftspolitik
für Mecklenburg-Vorpommern“ der SPD-Landtagsfraktion
Prof. Dr. Uwe Leprich, IZES gGmbH
2 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
1. Energiepolitischen Zielsetzungen im Rahmen einer verantwortungsbewussten
Klimaschutzpolitik
3 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Das Klimaschutzziel als Leitziel
Die Erde wird wärmer
Quelle: www.hamburger-bildungsserver.de
EU-Ziel: Stabilisierung des weltweiten Temperaturanstiegs auf höchstens 2 °C über dem
vorindustriellen Niveau
4 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Weniger als ein Viertel der nachgewiesenen Vorkommen
fossiler Brennstoffe kann bis zum Jahr 2050 noch verbrannt werden, wenn die globale Erwärmung auf
zwei Grad Celsius begrenzt werden soll. Das geht aus einer Studie des
Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) hervor,
die in der April-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Nature“
(2009) erschienen ist.
5 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Bereits bei einer durchschnittlichen Temperatur-erhöhung von 2° Celsius wird
bis Ende des Jahrhunderts eine Halbierung der Ernte in Afrika
erwartet!
6 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
World Energy Outlook der IEA 2009
Quelle: IEA 2009
7 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
20-20-20-Ziel der EU bis 2020
Beschluss des Europäischen Rates im März 2007
8 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Nationale Teilziele
Minderung der Treibhausgasemissionen um 40% bis 2020 gegenüber 1990
Erhöhung des Anteils Erneuerbarer Energien an der Stromversorgung auf mindestens 30% bis 2020 (EEG §1,2)
Erhöhung der Stromerzeugung aus Kraft-Wärme-Kopplung auf 25% (KWK-G §1)
Erhöhung des Anteils Erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch für Wärme auf 14% bis zum Jahr 2020 (EEWärmeG §1,2)
Verdopplung der Energieproduktivität bis 2020 gegenüber 1990 (Nationale Nachhaltigkeitsstrategie)
9 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Netz-, Markt-, System-
integration
Dezentrale erneuerbare
Energien (Wind
Onshore, PV, ..)
Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen
(HKW, BHKW, Mikro-KWK)
Zentrale erneuerbare
Energien (Wind Offshore, evtl. Geothermie, ..)
Stromeffizienz / Ersatz von Stromwärme
Wärm
e
20-25% 25%
- 11%5-10%
Mese-berg
Teilziele Stromsystem 2020
10 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ] Quelle: Schafhausen 2007
Effizienzziele besonders ehrgeizig
11 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ] Quelle: BMU 2009
Leitszenario 2009 - Primärenergie
Effizienz: 42% weniger
Energieverbrauch gegenüber 2008
12 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ] Quelle: BMU 2009
Leitszenario 2009 - Strom
Erneuerbare: mehr als 80% Anteil an der Stromerzeugung in
2050
13 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
2. Energiepolitische Instrumentierung
14 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
a) Bisherige Instrumentierung
15 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Instrumentierung durch die EU (1)
RL zur Förderung der Nutzung von Energie aus Erneuerbaren Quellen
Amtsblatt 23. April 2009
zielorientiert; 18% Anteil EE am PEV Deutschlands in 2020
RL über die Förderung einer am Nutzwärme-bedarf orientierten Kraft-Wärme-Kopplung im Energiebinnenmarkt
Amtsblatt 21. Februar 2004
defensiv; nur qualitative Ziele
RL über Endenergie-effizienz und Energie-dienstleistungen
Amtsblatt 27. April 2006
defensiv; nur indikatives Ziel
RL über ein System für den Handel mit THG-Emissionszertifikaten
Amtsblatt 25. Oktober 2003; EU-Parlament nimmt am 17. Dezember 2008 überarbeitete RL für 3. Handelsperiode an
zielorientiert; klares Cap- and Trade-System
16 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Instrumentierung durch die EU (2)
RL zur Schaffung eines Rahmens für die Fest-legung von Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung energiebetrie-bener Produkte („Ökodesign“-RL)
Amtsblatt 6. Juli 2005 Durchführungsmaßnah-men in Form von RL für Produktgruppen sehr stringent
RL über die Gesamt-effizienz von Gebäuden
Amtsblatt 16. Dezember 2002; Neufassung am 17. November 2009 beschlossen
bislang eher schwache Vorschrift;
RL über die Angabe des Verbrauchs an Energie und anderen Ressourcen durch Haushaltsgeräte mittels einheitlicher Etiketten und Produktinformationen
Amtsblatt 13. Oktober 1992; EU-Parlament beschließt neue Eti-kettierung am 19. November 2009
halbherzige und verwirrende Etiket-tierung
17 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Nationale Instrumentierung (1)
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)
Bgbl. 25. Oktober 2008 Erneuerbare Energien Strom
Erneuerbare-Energien- Wärmegesetz (EEWärmeG)
Bgbl. 18. August 2008 Erneuerbare Energien Wärme
Gesetz zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung
Bgbl. 25. Oktober 2008 Kraft-Wärme-Kopplung
Energieeinsparver-ordnung (EnEV)
Bgbl. 24. Juli 2007 Energieeffizienz Gebäude und Heizungen
18 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Nationale Instrumentierung (2)
Energieeinsparver-ordnung (EnEV)
Bgbl. 24. Juli 2007 Energieeffizienz Gebäude und Heizungen
Gesetz zur Fortführung der ökologischen Steuerreform
Bgbl. 16. Dezember 1999
Direkte Preislenkung
Gesetz zur Umsetzung der RL 2003/87/EG über ein System für den Handel mit Treibhausgasemis-sionszertifikaten in der Gemeinschaft
Bgbl. 8. Juli 2004 Veränderung der relativen Preise
Hinzu kommen differenzierte Förderprogramme.
19 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ] Quelle: Enquete 2002
Elemente eines Policy Mix
20 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ] Quelle: Enquete 2002
Instrumente eines Policy Mix
Es gibt nicht das Königsinstrument, das einen breit gefächerten Policy Mix
ersetzen könnte
21 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
b) Weitere Instrumentierungsvorschläge
22 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Einbeziehung von Altbauten in das EEWärmeG
Umbau des Stromsystems: Flankierung der fluktuierenden Erzeugung als künftiger Hauptsäule des Systems
Weitere Instrumentierung EE
23 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ] Quelle: Hohmeyer Oktober 2009
Residuallast statt Grundlast
24 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Förderung einer kommunalen Wärmeplanung in den Kommunen und Landkreisen
Einführung einer KWK-Quote für Stromlieferanten
Ergänzung des Bundesimmissionsschutz-gesetzes:
Weitere Instrumentierung KWK
25 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
§ Z Bundesimmissionsschutzgesetz:
„Anlagen zur Erzeugung von elektrischer Energie auf der Basis von fossilen Brenn-stoffen sind nur dann genehmigungsfähig, wenn sie nachweislich einen durchschnittlichen Jahresnutzungsgrad von mehr als 60% erwarten lassen.“
Weitere Instrumentierung KWK
26 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
UK: Electricity and Gas Carbon Emissions Reduction Order (CERT): allen Strom- und Gaslieferanten mit einer Kundenanzahl von mehr als 50.000 wurde zur Auflage macht, durch Energieeffizienzaktivitäten im Zeitraum vom 1. April 2008 bis zum 31. März 2011 nachweislich 154 Millionen Tonnen CO2 einzusparen (Summe der Einsparung über die Lebensdauer der ergriffenen Maßnahmen)
Weitere Instrumentierung Effizienz: Bock als Gärtner?
27 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Idee der Produktverantwortung wird umgesetzt
Lieferanten werden dadurch zum Transmissionsriemen für nationale und regionale Klimaschutzgesetze und –programme im Massenkundenbereich
keine zusätzlichen staatlichen Mittel erforderlich
Wettbewerbsneutralität gesichert; pfiffige Lieferanten erlangen Wettbewerbsvorteile
(1) Energielieferanten, die Strom, Erdgas, Fernwärme, Heizöl, Flüssiggas oder Kohle an Endkunden verkaufen, sind verpflichtet, in jedem
Kalenderjahr für ihre Endkunden in den Endkundengruppen nach Anlage 1 Effizienzmaßnahmen und -programme durchzuführen. Die
Effizienzmaßnahmen und -programme sollen zu einer Minderung der Liefermengen bei diesen Endkunden um mindestens 1 Prozent führen.
Weitere Instrumentierung Effizienz
28 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
rasche Umsetzung der Öko-Design-Richtlinie in 30 Produktgruppen mit ehrgeizigen Standards
TOP-Runner-Programm zur Dynamisierung der Standards
Förderprogramm zur raschen Umstellung von Nachtspeicherheizungen zur Überwindung des Mieter-Vermieter-Dilemmas
Weitere Instrumentierung Stromeffizienz
29 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
c) Flankierende Wettbewerbspolitik
30 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Intensivierung des Erzeugerwettbewerbs
Koalitionsvereinbarung: Einführung eines neuen Entflechtungstatbestandes in das GWB
Monopolkommission: zeitlich befristetes Moratorium für die Erweiterung von Erzeugungskapazitäten durch die marktbeherrschenden Erzeuger
31 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Keine Perpetuierung von Marktmacht!
32 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Intensivierung des Erzeugerwettbewerbs
Koalitionsvereinbarung: Einführung eines neuen Entflechtungstatbestandes in das GWB
Monopolkommission: zeitlich befristetes Moratorium für die Erweiterung von Erzeugungskapazitäten durch die marktbeherrschenden Erzeuger
EU-Wettbewerbskommission: Zwangsverkauf von Kapazitäten als „Ablasshandel“ am Beispiel E.ON
EU-Wettbewerbskommission: eigentumsrechtliche Entflechtung der Übertragungsnetze
33 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
ist
als Herzstück des Stromsystems
als „Systemnetz“ zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit
als Pforte für den Markteintritt in die unterschiedlichen Teilmärkte
eine der wichtigsten Infrastrukturen der Industriegesellschaft und hat daher eine ganz besondere Qualität!
Das Stromübertragungsnetz …
34 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Die Europäische Kommission hat – in Ergänzung der theoretischen Argumentation - in einer sehr sorgfältigen und facettenreichen empirischen Analyse aufgezeigt, dass nach einer solchen Entflechtung die Investitionen in die Netze erheblich und anhaltend
angestiegen sind die Investitionen in grenzüberschreitende Verbindungs-
kapazitäten ebenfalls erheblich angestiegen sind die Endkundenpreise zwischen 1998 und 2006 weniger stark
gestiegen bzw. z.T. sogar gesunken sind gegenüber den Mitgliedstaaten ohne eigentumsrechtliche Entflechtung
die Marktanteile der größten Stromerzeuger im Schnitt geringer sind als in den Ländern mit lediglich rechtlicher Entflechtung (legal unbundling).
Der Vorschlag einer eigentumsrechtlichen Entflechtung ist insofern besonders gut fundiert und abgesichert.
… muss eigentumsrechtlich entflochten werden
35 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
3. Umsetzungsakteure einer neuen Energiepolitik
36 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Akteurshierarchie
Brüssel
Berlin
Schwerin
Rostock
O.NV
37 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Klimaschutz und Energiewende werden Chefsache
Jede Entscheidung im Land wird auch unter Klimagesichtspunkten beurteilt
Konkrete Teilziele werden beschlossen und ihre Erfüllung zeitnah überprüft
Gute Klimaschutz-Köpfe werden angelockt bzw. gehalten
Klimaschutz und Energiewende werden als Leitziele offensiv kommuniziert
Die Bundesländer
38 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
a) „Wir haben kein Geld“
Wir kümmern uns um Drittinvestoren
Einspar-Contracting bei öffentlichen Liegenschaften durch Dritte
Unterstützung aller potenziellen EEG-Investoren
Beratung der Kommunen beim Neuabschluss von Konzessionsverträgen
Wir holen verfügbare Bundesmittel ins Land
NKI …
KfW-Förderungen, MAP, …
Konkrete Aktivitäten der Länder
39 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Wir gestalten Rahmenbedingungen positiv
Haushaltsrecht – Ermöglichung von Contracting im öffentlichen Bereich
Planungsrecht – keine unnötigen Hürden für die Nutzung erneuerbarer Energien
Beschaffungsrecht – wir legen Wert auf Umwelt- und Klimaschutz
Baurecht – wir kontrollieren die Umsetzung der EnEV
Wie verabschieden ein Erneuerbares Wärmegesetz nach dem Vorbild Ba-Wü
…
Konkrete Aktivitäten der Länder
40 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
b) „Wir haben noch ein wenig Geld“
Wir richten eine Stabsstelle „Energiewende und Klimaschutz“ in der Staatskanzlei ein
Wir sanieren die öffentlichen Gebäude
Wir finanzieren eine landesweite Kommunikationskampagne
Wir fördern Bioenergiedörfer
Wir unterstützen beispielhafte dezentrale Energiemanagement-Projekte
…
Konkrete Aktivitäten der Länder
41 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Die Kommunen
treiben über ihre Stadtwerke die dezentrale Erzeugung voran
verwenden einen Teil der Konzessions-abgaben für Effizienzförderung beim Verbraucher
bringen ihre eigenen Gebäude in Ordnung
stellen Wärmenutzungspläne auf
realisieren Musterstadtteile
….
42 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Die Verbraucher …
… sollten nicht dauer-aufgeklärt werden und dadurch
den klimapolitischen Schwarzen Peter in die Schuhe
geschoben bekommen
43 [Leprich, 26. November 2009, Rostock ]
Institut für ZukunftsEnergieSysteme (IZES)
Altenkesselerstr. 17, Gebäude A1
66115 Saarbrücken
Tel. 0681 – 9762 840
Fax 0681 – 9762 850
email: [email protected]
Homepage www.izes.de
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !