2
Literatur 1. Gilchrest B (1999) Anti-sun- shine vitamin A. Nature Med 5:376-377 2. Wang Z, Boudjeal M, Kang S, Voorhes JJ, Fisher G (1999) Ultraviolet irradiation of hu- man skin causes functional Vitamin A deficiency, preven- table by all-trans retinoic acid pretreatement. Nature Med 5:418-422 3. Saez E et al. (1995) c-fos is required for malignant pro- gression of skin tumors. Cell 82:721--732. 4. Fisher GJ et al. (1996) Molecu- lar basis of sun-induced pre- mature skin ageing and reti- noid antagonism. Nature 379:35-39. 5. Fisher GJ et al. (1998) Retinoic acid inhibits induction of c-jun protein by ultraviolet radiation that occurs subse- quent to activation of mito- gen-activated protein kinase pathways in human skin in vivo. J Clin Invest 101:1432- 1440 Neuere Arbeiten von Wang et al. haben wesentlich zum Verständnis der Mecha- nismen beigetragen, durch die diese Vitamin A-Wir- kung vermittelt wird [2]. In diesen Arbeiten konnte erst- mals gezeigt werden, daß es durch eine UVB-Bestrah- lung menschlicher Haut mit relativ niedrigen, suberythe- matösen Dosen möglich ist, eine funktionelle Vitamin A- Defizienz hervorzurufen. Diese beruht auf der Fähig- keit der UVB-Bestrahlung, die Expression der zwei Hauptretinoidrezeptoren in der Haut sowohl auf der Ebene der Boten-RNS als auch auf der Proteinebene herabzuregulieren. Die verminderte Reti- noidrezeptorexpression ist von funktioneller Bedeu- werden kann, eröffnet nun- mehr eine Erklärung für die antikarzinogene Wirkung von Retinoiden. Zudem ist dieser Trans- kriptionsfaktor mitentschei- dend an der Regulation von Matrixmetalloproteinasen (Kollagenasen) beteiligt, de- ren UV-induzierte Aktivie- rung einen der Mechanis- men darstellt, die zur Lichtalterung (Photoaging) der menschlichen Haut bei- tragen. Frühere Arbeiten dieser Forscher zeigen, daß eine regelmäßige Reti- noidtherapie in lichtgealter- ter Haut den verminderten Kollagengehalt wieder an- gleicht und eine gesteigerte Degradierung der Kollagen- fasern verhindert [4, 5]. Als Nettoeffekt ergibt sich eine Verringerung der Faltenbil- dung, die nun wiederum er- klärbar wird durch den von Wang et al. beschriebenen Mechanismus. Diese Arbeiten bieten somit die Rationale für eine Anwendung von all-trans- Retinsäure zur Prophylaxe von Hautkrebs und Lichtal- terung. tung, denn sie verhindert die Induktion von Genen, deren Expression durch die- se Rezeptormoleküle ver- mittelt wird. Dieser zuvor unbekannte UVB-Effekt ist relativ spezifisch, da die durch Vitamin D und den Vitamin D-Rezeptor in der humanen Haut vermittelte Genexpression durch UVB- Bestrahlung nicht beein- trächtigt wird. Ein Verlust der Retinoid- rezeptorexpression wird ty- pischerweise bei der neopla- stischen Transformation von Zellen beobachtet. Als Kon- sequenz einer veminderten Retinoidrezeptoraktivität kommt es zur Aktivierung von Transkriptionsfaktoren wie z. B. dem Aktivator-Pro- tein-1 (AP-1), von dem ange- nommen wird, daß es für die Karzinogenese von Bedeu- tung ist [3]. Die von Wang et al. gemachte Beobachtung, daß die UVB-induzierte Her- abregulation der Retinoidre- zeptorexpression durch topi- sche Applikation von all- trans-Retinsäure verhindert Neue Erkenntnisse zum Wirkmechanismus von topisch appliziertem Vitamin A (all-trans-Retinsäure) Hautarzt 1999 · 50: 618 – 619 © Springer-Verlag 1999 Redaktion: D.Petzoldt, Heidelberg J. Krutmann, Düsseldorf Gehört - Gelesen - Nachgefragt all-trans-Retinsäure kann die Herabregula- tion der Retinoid- rezeptorexpression verhindern Retinoidtherapie erhöht den Kollagen- gehalt in lichtgealter- ter Haut Eine Vielzahl von Untersuchungen hat in den letzten Jahren gezeigt, daß die topische Anwendung von all-trans-Retin- säure, der biologisch aktiven Form des Vitamins A, die Haut gegenüber zwei der wichtigsten durch Sonnenlicht hervor- gerufenen Schäden, nämlich der Lichtalterung und der Photokarzinogenese, zu schützen vermag [1]. Der Hautarzt 899 618

Neue Erkenntnisse zum Wirkmechanismus von topisch appliziertem Vitamin A (all-trans-Retinsäure)

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✒ Literatur

1. Gilchrest B (1999) Anti-sun-shine vitamin A. Nature Med

5:376-377

2. Wang Z, Boudjeal M, Kang S,

Voorhes JJ, Fisher G (1999)

Ultraviolet irradiation of hu-man skin causes functionalVitamin A deficiency, preven-table by all-trans retinoicacid pretreatement. Nature

Med 5:418-422

3. Saez E et al. (1995) c-fos isrequired for malignant pro-gression of skin tumors.Cell 82:721--732.

4. Fisher GJ et al. (1996) Molecu-lar basis of sun-induced pre-mature skin ageing and reti-noid antagonism. Nature

379:35-39.

5. Fisher GJ et al. (1998) Retinoicacid inhibits induction of c-jun protein by ultravioletradiation that occurs subse-quent to activation of mito-gen-activated protein kinasepathways in human skin invivo. J Clin Invest 101:1432-

1440

Neuere Arbeiten vonWang et al. haben wesentlichzum Verständnis der Mecha-nismen beigetragen, durchdie diese Vitamin A-Wir-kung vermittelt wird [2]. Indiesen Arbeiten konnte erst-mals gezeigt werden, daß esdurch eine UVB-Bestrah-lung menschlicher Haut mitrelativ niedrigen, suberythe-matösen Dosen möglich ist,eine funktionelle Vitamin A-Defizienz hervorzurufen.Diese beruht auf der Fähig-

keit der UVB-Bestrahlung,die Expression der zweiHauptretinoidrezeptoren inder Haut sowohl auf derEbene der Boten-RNS alsauch auf der Proteinebeneherabzuregulieren.

Die verminderte Reti-noidrezeptorexpression istvon funktioneller Bedeu-

werden kann, eröffnet nun-mehr eine Erklärung für dieantikarzinogene Wirkungvon Retinoiden.

Zudem ist dieser Trans-kriptionsfaktor mitentschei-dend an der Regulation vonMatrixmetalloproteinasen(Kollagenasen) beteiligt, de-ren UV-induzierte Aktivie-rung einen der Mechanis-men darstellt, die zur

Lichtalterung (Photoaging)der menschlichen Haut bei-tragen. Frühere Arbeitendieser Forscher zeigen, daßeine regelmäßige Reti-noidtherapie in lichtgealter-ter Haut den vermindertenKollagengehalt wieder an-gleicht und eine gesteigerteDegradierung der Kollagen-fasern verhindert [4, 5]. AlsNettoeffekt ergibt sich eineVerringerung der Faltenbil-dung, die nun wiederum er-klärbar wird durch den vonWang et al. beschriebenenMechanismus.

Diese Arbeiten bietensomit die Rationale für eineAnwendung von all-trans-Retinsäure zur Prophylaxevon Hautkrebs und Lichtal-terung.

tung, denn sie verhindertdie Induktion von Genen,deren Expression durch die-se Rezeptormoleküle ver-mittelt wird. Dieser zuvorunbekannte UVB-Effekt istrelativ spezifisch, da diedurch Vitamin D und denVitamin D-Rezeptor in derhumanen Haut vermittelteGenexpression durch UVB-Bestrahlung nicht beein-trächtigt wird.

Ein Verlust der Retinoid-rezeptorexpression wird ty-pischerweise bei der neopla-stischen Transformation vonZellen beobachtet. Als Kon-sequenz einer vemindertenRetinoidrezeptoraktivitätkommt es zur Aktivierungvon Transkriptionsfaktorenwie z. B. dem Aktivator-Pro-tein-1 (AP-1), von dem ange-nommen wird, daß es für dieKarzinogenese von Bedeu-tung ist [3]. Die von Wang etal. gemachte Beobachtung,daß die UVB-induzierte Her-abregulation der Retinoidre-zeptorexpression durch topi-sche Applikation von all-trans-Retinsäure verhindert

Neue Erkenntnisse zum Wirkmechanismus vontopisch appliziertem Vitamin A (all-trans-Retinsäure)

Hautarzt1999 · 50: 618 – 619 © Springer-Verlag 1999

Redaktion:D.Petzoldt, Heidelberg

J. Krutmann, Düsseldorf

Gehört - Gelesen - Nachgefragt

all-trans-Retinsäurekann die Herabregula-

tion der Retinoid-rezeptorexpression

verhindern

Retinoidtherapieerhöht den Kollagen-gehalt in lichtgealter-

ter Haut

Eine Vielzahl von Untersuchungen hat in den letzten Jahrengezeigt, daß die topische Anwendung von all-trans-Retin-säure, der biologisch aktiven Form des Vitamins A, die Hautgegenüber zwei der wichtigsten durch Sonnenlicht hervor-gerufenen Schäden, nämlich der Lichtalterung und derPhotokarzinogenese, zu schützen vermag [1].

Der Hautarzt 8•99618

Der Hautarzt 8•99 619

Eine 44jährige Frau mitsehr starkem Pruritus beiprimärer biliärer Zirrhosesprach gut auf eine Therapiemit Codein an.Vierstündlichwurden 20mg verabfolgt.Nach zwei Wochen hatte sichdie Intensität des Pruritusvon 10/10 (höchste Stufe) auf0 bis 1/10 (0=kein Juckreiz)verringert.

Behandlungsversuchemit Ondansetron (Zofran),Ursodeoxicholsäure (Urso-falk, Cholacid), Phenobarbi-tal (Luminal, Lepinal) undRifampicin waren erfolglosgeblieben. Nach Paroxetin(Seroxal, Tagonis) und Nal-trexon (Nemexin) war es zuSchüttelfrost, Erbrechen undKopfschmerzen gekommen.

Die erhöhten Plasma-spiegel endogener Opioidespielen eine wichtige Rolle

Anno 1795

Gift unter den Rosen der Lust„Aber ganz abscheulich ist´s auf dem Wege der LiebeSchlangen zu fürchten und Gift unter den Rosen der Lust,Wenn im schönsten Moment der sich gebenden FreudeDeinem sinkenden Haupt lispelnde Sorge sich naht.

Literatur: Goethe JW von (1795) Römische Elegien. Zit. nach:Schönfeld W (1954) Kurze Geschichte der Dermatologie undVenerologie und ihre kulturgeschichtliche Spiegelung.Theodor Oppermann Verlag, Hannover-Kirchrode, S 113

in der Pathogenese des Pru-ritus bei primärer biliärerZirrhose. Sie führen zu einererhöhten zentralen opioid-ergen Neuromodulation.Morphin und Codein sinddiesbezügliche kompetitiveInhibitoren, was ihre Wir-kung erklärt. Bupremorphin(Tengesic), ein partiellerµ-Antagonist, hat sich bei 2von 5 Patienten mit Pruritusebenfalls bewährt.

Es ist zu beachten, daßCodein häufig zu Obstipa-tionen führt und daß offen-bar die zunächst sehr guteWirkung auf den Pruritusnicht lange anhält.

✒ Literatur

Zylicz Z, Krajnik M (1999)

Codeine for pruritus in primarybilliary cirrhosis. Lancet 353:813

Klinische und molekular-biologische Untersuchungender letzten 20 Jahre habengezeigt, daß die Neurofibro-matose Typ 1 (Nf 1) und Typ2 (Nf 2) als zwei voneinan-der verschiedene genetischeEntitäten aufgefaßt werdenmüssen. Sie sind durch Mu-tationen in den Genen derChromosomen 17 bzw. 22bedingt. Die Klinik beiderErkrankungen ist unter-schiedlich. Bei den Tumorender peripheren Nerven han-delt es sich im Falle von Nf 1stets um Neurofibrome. Bei

Nf 2 dagegen dominiert dasVorkommen von Schwanno-men. Bei mindestens derHälfte der Fälle der Nf 1-Pati-enten bleiben die Krank-heitserscheinungen auf dieHaut beschränkt. Eine Über-sicht über die wichtigstenUnterschiede gibt die unten-stehende Tabelle.

✒ Literatur

Huson SM (1999) What level of care for the neurofibromatoses?Lancet 353:1114-1116

Codein gegen Pruritus bei primärer biliärer Zirrhose

Morbus Recklinghausen - zwei verschiedene Erkrankungenmit unterschiedlicher Klinik und Prognose

Nf 1 Nf 2

Prävalenz 1/5000 1/210000

>6 Café au lait-Flecken 100 % der Kinder 1 %von 2 Jahren

Kutane Neurofibrome >95 % der Erwachsenen 27 % der Erwachsenen,vor allem Schwannome

Tumoren des Plexiforme Neurofibrome Bilaterale Akustikus-Nervensystems 30 % Neurinome bei >90 %

der ErwachsenenMeningiome 45 %

Ophthalmologische Lisch-Knötchen der Iris Katarakte bei 81 %Erscheinungen bei >90 % der

Erwachsenen

Genlocus Chromosom 17q 11•2 Chromosom 22q 12•1Genprodukt Neurofibromin Merlin