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Die Viehwirtschaft Botswanas Author(s): Hansgünter Schönwälder Source: Africa Spectrum, Vol. 1, No. 1, Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho (1966), pp. 38-42 Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40173356 . Accessed: 15/06/2014 04:04 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Africa Spectrum. http://www.jstor.org This content downloaded from 62.122.79.21 on Sun, 15 Jun 2014 04:04:11 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho || Die Viehwirtschaft Botswanas

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Die Viehwirtschaft BotswanasAuthor(s): Hansgünter SchönwälderSource: Africa Spectrum, Vol. 1, No. 1, Neue Staaten Afrikas: Botswana und Lesotho (1966),pp. 38-42Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/GermanyStable URL: http://www.jstor.org/stable/40173356 .

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oder neuer Weideflächen.1) Fast die Hälfte des von den Tswana außerhalb des Landes verdienten Geldes wandert in der Regel durch direkte Zahlungen oder auf anderem Wege in das bisherige Protektorat. „Almost every male Tswana sooner or later goes out to work, and the practise is now just as much part of the Tswana way of life as were initiation ceremonies and hunting in the olden days."2)

l) Vgl. Isaac Schapera, Migrant Labour and Tribal Life, London 1947, Seite 61. *) Sillery, a.a.O., Seite 209.

Martin Krämer

Die Viehwirtschaft Botswanas

Natürliche Voraussetzungen

Die naturgeographischen Gegebenheiten der drei Wirtschaftsräume Botswanas, die in dem voraufgegangenen Aufsatz bereits ausgegliedert wurden, deuten dar- auf hin, daß eine landwirtschaftliche Inwertsetzung nur mittels einer extensiven Viehzucht vor sich gehen kann. Dabei sind aber die unterschiedlichen Voraus- setzungen zu beachten. In der zentralen Region fallen jährlich nur zwischen 200 und 400 mm Niederschläge. Wegen der großen Hitze verdunsten sie sofort oder versickern in die mächtige Sanddecke. Die grundwasserführenden Schichten sind durch den dicken Sandmantel hindurch nur schwierig zu erreichen. Als natürliche Vegetation hat sich hier daher nur eine Dornbuschsteppe mit spärlicher Grasdecke entwickeln können. In der Nordregion mit dem Okawango-Delta erreichen die jährlichen Niederschläge bereits Werte von 500 mm. Außerhalb der Sümpfe des Deltas, die bisher für die Viehwirtschaft noch nicht genutzt werden können, trifft man auf ein offenes Waldland, das eine mittelmäßige Weide abgibt. Die günstigsten Bedingungen weist die östliche Region auf, wo die Sanddecke an Mächtigkeit verliert und Granite und Sedimentgesteine den Untergrund auf- bauen. Der Boden ist daher nährstoffreicher und kann bei mehr als 500 mm Niederschlägen im Jahr eine natürliche Vegetation hervorbringen (das Mopane- Veld), die sich sehr gut zur Viehweide eignet. Für eine extensive Rinderzucht, die sich nur auf die natürlichen Vorausetzungen gründet, ist in der zentralen und Teilen der nördlichen Region Botswanas eine Tragfähigkeit von 1 Rind/20 ha und in der östlichen Region von 1 Rind/8 ha errechnet worden.

Entwicklung des gegenwärtigen Viehbestandes

Seit langem wird auf diesen Grundlagen von der einheimischen Bevölkerung eine Viehzucht betrieben, die sich hauptsächlich auf die Rinderzucht gründet. Schon um 1895 wurden in Botswana etwa 1 Mill. Rinder gehalten. Die Rinder- pest, die Ende des vorigen Jahrhunderts das südliche Afrika heimsuchte, raffte jedoch fast 90% des Bestandes hinweg, so daß 1904 nur noch 139 000 Rinder gezählt wurden. 1930 konnte der Stand von 1895 wieder erreicht werden, große Trockenheiten führten aber anschließend zu einer Reduktion auf 660 000 Stück. In den vergangenen Jahren hat der Rinderbestand wieder so stark zugenommen, daß er gegenwärtig mehr als das Doppelte des Schaf- und Ziegenbestandes aus- macht.

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Viehbestand in Botswana (in 1000 Stück)

1947/48-1951/52 Viehart durchschnittlich 1960/61 1961/62 1962/63 1964

Rinder 1018 1319 1352 1350 1347 davon Kühe 504 681 992 703 703

Schafe 209 96 112 128 137 Ziegen 469 274 315 360 379 Pferde 5 8 8 9 9 Esel 21 27 25 28 29 Schweine 3 4 4 4 2 Geflügel 103 102 128 131 95

(Quelle: Die Zahlen bis 1963 wurden entnommen: FAO Production Yearbook, Bd. 18, 1964, Tab. 74 bis 82. Die Zahlen für 1964 stammen aus: Bechuanaland, Report for the Year 1964, H. M. S. O., London 1965).

Die Einwohner Botswanas genießen kaum Rinderfleisch, die Tiere werden hauptsächlich für den Export gezüchtet. Für den lokalen Fleischbedarf sind die Schaf- und Ziegenherden gedacht. Zur Wollproduktion werden sie kaum ver- wandt. Die Haltung dieser Tiere ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Verbreitung der „lamb sickness" stark beeinträchtigt worden. Als man jedoch erkannt hatte, daß diese Seuche auf einen Phosphatmangel des Bodens zurück- zuführen war, konnte man ihr begegnen und die Herden wieder vergrößern.

Formen der Viehzucht

9O°/o aller Rinder werden von Afrikanern gezüchtet. Wie bei allen Bantu- Völ- kern so werden die Rinder bei den Einwohnern Botswanas aus sozialem und öko- nomischem Interesse gehalten. Zwar gilt eine große Herde noch immer als ein Zeichen von Reichtum, da jedoch wegen der geringen wirtschaftlichen Betätigungs- möglichkeiten der Viehverkauf für viele Bewohner die einzige Quelle ist, Bargeld zu erlangen, legt man auch schon auf die Qualität der Bestände wert. Das durch- schnittliche Gewicht pro geschlachtetem Körper lag in Botswana 1961 für Rinder bei 220 kg, Schafe 19 kg und Ziegen 22 kg, das sind Werte, die im Vergleich zu anderen afrikanischen Viehzuchtgebieten hoch sind.

Die Tswana leben im Unterschied zu anderen Bantu in relativ großen städti- schen Siedlungen, die aber von den Viehweiden weit entfernt liegen. Die Rinder- herden werden von „cattle posts" aus geweidet, die an Wasserstellen und Bohr- löchern tief im Inneren der Stammesreservate liegen. Vorsteher eines solchen Postens ist meist ein Buschmann, der vom Eigentümer des Viehs, einem Bantu, angestellt ist. Die Hütejungen stellt aber die Familie des Besitzers. Die Vieh- farmer, die oft mehrere Herden besitzen, verbringen einen großen Teil des Jahres mit Inspektionsreisen, die sie von ihren Wohnungen in den Städten zu den Außen- posten unternehmen. Als Fortbewegungsmittel dient ihnen dabei ein von Ochsen gezogener Karren. In den vergangenen Jahren konnten aber die Pferdekrank- heiten mehr eingedämmt werden, so daß diese Tiere in verstärktem Maße als Zugvieh gehalten werden. Der Pferdebestand ist sehr gestiegen.

In Botswana werden hauptsächlich Süd-West-Afrika- und Bechuanalanä- Rinder (long hörn humpless cattle) gehalten, die aber mit südafrikanischem Afri- kander-Vieh und in geringerem Maße mit Herford-, Longhorn- und Devons- Rindern gekreuzt werden. Verschiedene Stämme haben ihre Herden durch

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Tranvaal- Vieh-Kreuzungen regeneriert. Die Viehzucht wird von den Afrikanern in verschiedenen Formen betrieben. Besitzer der Herden ist in der Regel das Familienoberhaupt, das für die Pflege und die Haltung des Viehs verantwortlich ist. Die Hirten können - wie bereits erwähnt wurde - von der eigenen Familie gestellt werden, der Besitzer kann aber auch einen Teil seiner Herden einem fremden Hirten übergeben. Diese Form der Viehhaltung wird m a f i s a genannt. Der Hirt kann dann über das Vieh als Zugtiere verfügen und die Milch verbrau- chen. Neugeborene Kälber sind aber Eigentum des Besitzers. Doch ist es fast zu einer ständigen Einrichtung geworden, daß der Besitzer dem Hirten die Kälber schenkt. Durch dieses m a f i s a - System können sich verschiedene Familien zusammenschließen, um sich gegen Verluste bei Seuchen und Trockenheiten abzu- sichern.

Eine weitere Zuchtform ist das k g a m e 1 o - System. Hierbei handelt es sich um die Herden des Häuptlings, die er unter seine Stammesmitglieder aufteilt. Das Vieh bleibt immer Eigentum des Häuptlings, er bekommt vom Hirten sogar regelmäßig Fleisch- und Milchlieferungen. Die während der Weidezeit geborenen Kälber gehen auch in den Besitz des Häuptlings über. Der Häuptling kann sein sein Eigentum jederzeit zurückfordern, und deshalb wird es als Ehre betrachtet, kgamelo- Rinder zu weiden. Dieses System schafft ein gewisses Abhängig- keitsverhältnis zwischen dem Häuptling und seinen Untergebenen.

Schließlich gibt es noch b o g a d i - Vieh. Hierbei handelt es sich um ein Hoch- zeitsgeschenk in Form von Rindern, das der Bräutigam der Familie seiner Frau macht, um den Verlust an Arbeitskraft auszugleichen, der durch das Ausscheiden der Frau entsteht. Obwohl die Missionen und Protektoratsverwaltungen gegen diese Form Stellung genommen haben, sind Rindergeschenke noch überall üblich.

Viehzucht durch Europäer

Während die Afrikaner ihre Rinder nur für die Fleischproduktion züchten, sind einige europäische Viehzüchter am Aufbau einer Milchwirtschaft beteiligt. Die europäischen Ranches liegen ebenfalls hauptsächlich in der Ostregion, nämlich im Tuli-Block, bei Lobatsi und Gaberones, aber auch bei Ghanzi. Die jährliche Milchproduktion konnte von 1952 9000 t auf 1960 19 000 t gesteigert werden. In Francistown wurde sogar eine Butterfabrik aufgebaut, deren jährlicher Pro- duktionswert bei etwa 80 000 £ liegt.

Ausweitung der Viehweiden

Die Viehzucht ist für die Wirtschaft Botswanas von entscheidender Bedeutung. Um ihre Stellung innerhalb des Wirtschaftslebens des Landes zu erläutern, genügt es aufzuzeigen, daß 1965 85,5 °/o des Exportwertes auf Produkte der Viehwirt- schaft entfielen. Damit kommt diesem Wirtschaftszweig für die weitere Entwick- lung des Landes eine Schlüsselstellung zu. Es gilt daher zu untersuchen, ob die Viehzucht in Botswana noch gesteigert werden kann.

Zwei Faktoren sind es, die jede Viehhaltung begrenzen: Weideflächen und Wasser. Bei Zugrundelegung der negativsten Tragfähigkeit von 20 ha/Rind sind die Stammesreservate mit rund 28 Mill. ha bei 90 °/o des Rinderbestandes (etwa 1,2 Mill.) fast ausgelastet. Da aber die natürlichen Weideflächen dort eine höhere

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Tragfähigkeit vermuten lassen, ist eine begrenzte Steigerung noch möglich. Große Weideflächen stehen aber in den „crown lands" zur Verfügung. Nach neuesten Berechnungen sollen in Botswana etwa 44 Mill. ha Weideland vorhanden sein, die bei den ungünstigsten Bedingungen insgesamt doch 2,2 Mill. Rinder ernähren könnten. Von den zur Verfügung stehenden Weideflächen ist also eine Vergröße- rung der Herden möglich. Wasser dagegen ist kaum vorhanden. Die Betrachtung der natürlichen Voraussetzungen hatte deutlich werden lassen, daß gerade in den „crown lands", die im Norden und in der Zentralregion liegen, Wasserstellen kaum existieren. Nach jeder Überweidung tritt aber durch die folgende Boden- erosion ein für die Wirtschaft des Landes irreparabler Schaden auf. Bei der geringen Zahl der Wasserstellen sind daher besonders die Weideflächen in deren Umgebung gefährdet. Schon gegenwärtig üben verschiedene Stämme eine scharfe Kontrolle aus. Die Bakgatla lassen nur 500 Rinder pro Wasserstelle zu. Auch ist man bestrebt, alte und ungesunde Tiere aus den Herden zu eliminieren. Weiterhin betreiben die Afrikaner auch eine gewisse Form von Weiderotation, die sich nach den Niederschlägen richtet. Während und kurz nach den Regenfällen kann das Vieh an den Pfannen und Tümpeln weiden, in der Trockenzeit dagegen wird es an die Bohrlöcher und Dämme in Flußbetten geführt, die das Grundwasser aufstauen. Auf diese Weise werden die Weideflächen jahreszeitlich unterschiedlich ausgenutzt und haben Zeit, sich zu regenerieren.

Die Regierung hat sich bemüht, die Viehzucht auszuweiten, indem sie mehr Wasserstellen bereitstellte. Von 1946 - 1960 wurden 600 Bohrlöcher angelegt. Hinzu kommen noch 615 private Brunnen, die in der gleichen Zeit entstanden. 70 Dämme wurden konstruiert, darunter der 2 Mill. cbm fassende Notwani- Damm. Weitere 225 Bohrlöcher wurden bis 1963 vollendet, und jährlich sollen 50 Brunnen hinzukommen. Das größte Bewässerungsprojekt stellt jedoch die Ableitung der Wassermassen des Okawango-Flusses dar. Weiterhin wird vor- geschlagen, daß sich die Züchter zu Genossenschaften zusammenschließen, die dann gemeinsam Bohrlöcher unterhalten und aufschließen können. Dazu müßten landwirtschaftliche Kredite verfügbar gemacht werden. Insofern bestehen also Möglichkeiten, die Wasserstellenzahl zu vergrößern, um damit die Viehzucht auszuweiten.

Seuchenbekämpfung

Weiterhin kann eine Steigerung ermöglicht werden, wenn man die Seuchen intensiver bekämpft, die alljährlich den Herdenbestand vermindert. In den ver- gangenen 7 Jahren ist sechsmal Maul- und Klauenseuche aufgetreten. Wegen der offenen Hüteweise der Afrikaner, deren Weideplätze nicht eingezäunt sind, läßt sich ein Krankheitsherd schwer eingrenzen, so daß in Krisenzeiten der Export des ganzen Landes gestoppt werden muß. Die Einfriedung der Weiden könnte sehr zur Eindämmung der Seuchengefahr beitragen. Tiermedizinische Beobach- tungen, die gegenwärtig zwar schon durchgeführt werden, könnten noch inten- siver gestaltet werden. Die Regierung gibt 10% ihres Jahresbudgets für das Veterinärwesen aus. Es soll versucht werden, alle Rinder jährlich einmal gegen die Hauptseuchen zu impfen.

Die Verbreitung der Tsetsefliege, die die Großviehhaltung sehr beeinträchtigt, ist in Botswana auf den Nordwesten begrenzt. Die Regierung unterhält in Ramatlhabama ein Spezialaboratorium.

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Außerdem werden die Züchter darin unterrichtet, daß man das Vieh durch Eintauchen in Chemikalien von Zecken befreien kann. Die Zecken mindern die Qualität der ausgeführten Häute und Felle, die 1955 5 °/o des gesamten Export- wertes ausmachten.

Reorganisation des Marktwesens

Eine wesentliche Verbesserung der Viehzucht kann durch eine Reorganisation des Marktwesens herbeigeführt werden. Gegenwärtig wird der größte Teil der Rinder nur über zwei Wege exportiert: Lebendvieh wird auf einem langen Vieh- trieb aus dem Norden nach Rhodesien, Zambia und Angola gebracht; das Schlacht- vieh aus dem Süden und Osten wird über den Schlachthof von Lobatsi ausgeführt. Es gelangt hauptsächlich in die Republik Südafrika und in die zentralafrikanischen Staaten, teilweise aber auch nach Großbritannien. Das Vieh muß also meist einen langen Weg zurücklegen, um einen Schlachthof im In- und Ausland zu erreichen. Dabei wird aber wegen der geringen Zahl von Wasserstellen auf dem Treck die Qualität der Rinder gemindert. Deshalb ist es teilweise schon zu lokalen Auk- tionen gekommen, wo europäische Zwischenhändler von den Afrikanern das Vieh aufkaufen, um es nach dem langen Treck auf Mastfarmen noch schlachtfertig zu füttern. Dabei geht dem Produzenten Verdienst verloren, und es wird erwogen, Genossenschaften zu gründen, die mit Krediten Mastfarmen in der Nähe der Schlachtplätze unterhalten können. Um das Monopol der Schlachthofgesellschaft von Lobatsi zu brechen, müßten an mehreren Orten Schlachthöfe aufgebaut werden. Obwohl zahlreiche afrikanische Farmer über große Herden verfügen, beträgt der durchschnittliche Besitz pro Züchter 11 Tiere. Solche kleinen Herden können aber eine geregelte Versorgung von Schlachthofkapazitäten nicht sicher- stellen. Auch hier könnte mit Genossenschaften Abhilfe geschaffen werden.

Gegenwärtig werden jährlich etwa 10 % des Rinderbestandes exportiert. Eine Steigerung auf 15 % ist nach Ansicht von Experten möglich. 1964 wurden 126 803 Tiere und 1965 162 304 Tiere exportiert, lebend oder geschlachtet. Doch handelt es sich 1965 um keine echte Progression. Vielmehr wurde diese Rekordquote nur deshalb erreicht, weil wegen extremer Dürren ein großer Teil des Viehs not- geschlachtet werden mußte.Trotzdem wird angenommen, daß 1965 noch 250 000 Rinder eingegangen sind. Für solche Notzeiten der Dürre könnten größere Schlachthofkapazitäten eine Hilfe bedeuten. Außerdem müßten aber die Ver- kehrswege zu den Schlachthöfen besser mit Tränken ausgestattet werden. Schließ- lich wäre zu erwägen, ob ein Teil des Fleischexports nicht per Flug gestaltet werden könnte. Australien würde hierfür als Vorbild dienen.

Trotz der dürftigen natürlichen Ausstattung Botswanas ist eine Steigerung der Viehzucht möglich. Von größter Bedeutung wird dabei sein, ob die Regierung ausreichende Wasserstellen zur Verfügung stellt und ob es den Verantwortlichen gelingen wird, eine straffe Kontrolle über Herden auszuüben, so daß die Über- weidung verhindert wird. Nur so kann eine erweiterte Viehzucht positiv zur Entwicklung der wirtschaftlichen Situation des Landes beitragen.

Hansgünter Schönwälder

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