Upload
others
View
0
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Redaktion: Markus Rediger (mr), Michael Wahl (mw), Jonas Ingold (ji) | [email protected] Das Dossier erscheint sechsmal pro Jahr | Online-Archiv unter www.lid.ch
Nr. 460 vom 4. Dezember 2013
ZUSAMMENFASSUNG.In der Landwirtschaft gibt es viele Formen von Zusammen-arbeit. Kaum eine ist so ein-fach zu realisieren, wie die Mitgliedschaft in einem Ma-schinenring – und kaum eine ist so erfolgversprechend.
Von Eveline Dudda, Agrarjournalistin, Dipl.Agr.Ing.
Bauer werden ist schon schwer – Bauer
bleiben ist’s noch mehr. Heute reicht es
nicht mehr aus, Wetterglück zu haben
und vom Pech im Stall verschont zu
bleiben. Ein Bauer muss auch auf offene
Märkte, sinkende Preise und die Agrar-
politik reagieren können. Im Alleingang
ist das schwierig, im Verbund mit ande-
ren wesentlich leichter. Genau hier setzt
der Maschinenring an: Der Ring hilft
nicht nur, die Kosten auf dem Betrieb
durch überbetriebliche Zusammenar-
beit zu senken, sondern auch die vor-
handene Arbeitskapazität besser auszu-
lasten. Mit temporären Arbeitseinsätzen
im Gewerbe lässt sich das Einkommen
aufbessern, und in vielen Ringen trägt
der Familien- und Betriebshelferdienst
auch noch dazu bei, dass die Lebens-
qualität erhöht, oder Notsituationen
bewältigt werden.
Dabei besitzt der Ring nichts.
Sämtliche Maschinen gehören seinen
Mitgliedern. Die im Ring zusammen-
geschlossenen Bäuerinnen und Bauern
verstehen sich als selbstständige Un-
ternehmerinnen und Unternehmer. Ihr
oberstes Prinzip ist die Hilfe zur Selbst-
hilfe. Im Ring gibt es keinen Zwang,
stattdessen macht der Ring frei. Er be-
freit die Bauern vom Druck „Wachsen
oder Weichen“ zu müssen. Er befreit
sie aus der Arbeits- und Schuldenfalle.
Und er macht frei von der Vorstellung,
notgedrungen mit einem Nachbarn
zusammenarbeiten zu müssen, mit
dem man das Heu nicht auf der glei-
chen Bühne hat. Das Angebot im Ring
ist freiwillig: Niemand muss – aber
jeder kann.
Bauern im Ring Die Maschinenring-Idee geht auf Erich
Geiersberger zurück. Der umtriebige
Agrarjournalist aus Bayern erkannte
das Potential der überbetrieblichen
Zusammenarbeit schon früh. Bereits
1958 ahnte er, dass, ausgelöst durch die
Gründung der europäischen Wirtschafts-
gemeinschaft, weitreichende Verän-
derungen auf die Bauern zukommen.
Geiersberger sah im Maschinenring
den Schlüssel zur „Dritten Bauernbe-
freiung“. Das war auch der Titel des
Buches, mit dem er die Maschinenring-
idee auf der ganzen Welt bekannt
gemacht hat.
Während Maschinenringe in Deutsch-
land und Österreich hoch im Kurs ste-
hen, führen sie in der Schweiz eher ein
Schattendasein. Einige Maschinenringe
sind zwar sehr erfolgreich, dennoch
tauchen sie in landwirtschaftlichen
Statistiken nicht auf, werden in den
Agrarberichten des Bundes nicht er-
wähnt und finden in Beratung und
Forschung vergleichsweise wenig Be-
achtung. Bundesmittel gibt es keine,
ihre Verbreitung und Professionalisie-
rung wird höchstens ideell unterstützt.
Zu Unrecht, wie dieses Dossier zeigt.
Mit geteilten Maschinen zu mehr Ökologie und Erfolg
Bei Maschinen lassen sich Synergien nutzen. Entgegen des Namens sind Maschinenringe aber nicht nur im Landmaschinen-Bereich tätig. (zvg)
MASchINENRING
LID Dossier Nr. 460 vom 4. Dezember 2013
3
Mit geteilten Maschinen zu mehr Ökologie und Erfolg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1. Die Maschinenring-Idee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.1 Maschine ist nur der Vorname... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
1.2 Gemeinsam stark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
1.2.1 Kooperationsformen in der Landwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
2. Maschinenring-Agrar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
2.1 Moderne Maschinen = gut für die Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
2.2 Weniger Motor-, aber mehr Arbeitskarren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
2.3 Betriebs- und Familienhilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
2.3.1 Energie tanken – dank Betriebshelfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
2.4 Im Dutzend billiger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
3. Maschinenring-Service . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
3.1 Im Ring der Mitbewerber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
4. Maschinenring-Personal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
4.1 Haushaltsservice . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
4.2 Optimale Arbeitsauslastung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
5. Die Schaltzentrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
5.1 Interview: „Über eine Rega-Mitgliedschaft diskutiert auch niemand“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
6. Unerschlosssenes Potential in der Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
6.1 Fehlende Professionalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
6.2 Knackpunkt Mensch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
6.2.1 Ueli Maurer‘s unerhörte Forderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
7. Die Welt der Maschinenringe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
7.1 Vorreiter Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
7.1.1 MR-Consult: Verbund-Beratung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
7.2 Profis in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
7.2.1 Weiterbildung für MR-Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
8. Literatur / Quellen / Links . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Inhalt
MASchINENRING
LID Dossier Nr. 460 vom 4. Dezember 2013
4
Maschinen statt Menschen. Als Ende der
fünfziger Jahre die Arbeitskräfte fehlten
oder zu teuer wurden, ersetzten die Bauern
sie durch Maschinen. Der Agrarjournalist
Dr. Erich Geiersberger erkannte bald, dass
die landwirtschaftlichen Betriebe den Wett-
lauf mit der technischen Entwicklung nicht
gewinnen können. Er wusste, dass ihnen
dazu die notwendigen finanziellen Mittel
fehlen. Mit dem Aufbau eines Maschinen-
rings wollte er eine moderne, internationa-
le und konkurrenzfähige Landwirtschaft er-
möglichen, die nicht dem Prinzip „Wachse
oder Weiche“ folgt. Geiersberger schrieb:
„Der Maschinenring [...] ist eine organi-
sierte Partnerschaft zur Verhinderung von
Investitionen. Er ist ein freiwilliger Zusam-
menschluss von Voll-, Zu- und Nebener-
werbslandwirten zur besseren Auslastung
der Privatmaschinen und der Arbeitskraft
jedes einzelnen Mitgliedes über eine
Telefonvermittlungszentrale.
Die Antriebskraft im MR ist ein haupt-
beruflich tätiger Manager (= Geschäfts-
führer), der am Erfolg der Arbeit (= ver-
mittelte Einsätze) durch Umsatzprovision
oder Leistungsprämie beteiligt sein muss!
Die Basis seines Wirkens bieten unabhän-
gige landwirtschaftliche Unternehmer, die
sich im MR einen wirtschaftlichen, sozia-
len oder humanen Vorteil verschaffen, da-
bei aber frei in ihren Entschlüssen bleiben
wollen.
[...] es gibt auch keine Arbeitsver-
pflichtung für das Mitglied, [...]. Die
Bezahlung der Dienstleistungen erfolgt
entsprechend den Arbeitsbelegen und Be-
rechnungen des Managers bargeldlos von
Konto zu Konto der Beteiligten.
Da es im MR keine Investitions-, Ver-
mögens-, Einkommens- und Leistungsver-
flechtungen gibt, kann jedes Mitglied je-
derzeit wieder austreten ohne Verluste zu
erleiden oder die Partnerschaft zu schädi-
gen oder zu gefährden.
‚Jeder kann – keiner muss‘ ist somit
der unumstössliche Grundsatz eines Ma-
schinenrings.“
Bereits 1958 gründete Geiersberger in
Deutschland die ersten Maschinenringe.
Er stellte gleichzeitig ein Ausbildungs-
konzept für den Geschäftsführer, den
„Agrarmanager“ zusammen. Bis das
Modell in der Schweiz ankam dauerte es
dreissig Jahre. Im Jahr 1989 wurden in der
Ost- und Zentralschweiz die ersten Maschi-
nenringe nach dem „Modell Geiersberger“
gegründet.
1.1 Maschine ist nur der Vorname...
Der Name täuscht: Bei Maschinenringen
dreht sich zwar vieles, aber längst nicht al-
les um Maschinen. Wichtiger als das Wort
„Maschine“ ist eigentlich das Wort „Ring“.
Denn Maschinenringe sind regional organi-
sierte Selbsthilfevereinigungen von Bauern
mit dem Ziel die Kosten zu senken, das Ein-
kommen zu verbessern und die Lebensqua-
lität zu steigern. Dabei ist manches anders,
als man im ersten Moment denkt:
• Der Maschinenring vermittelt nicht nur
Landwirtschaftsmaschinen – sondern
auch Aufträge im Kommunalbereich,
temporäre Arbeitseinsätze im Gewer-
be, Familien- und Betriebshelfer, Haus-
haltsservice, günstige Mobilfunk-Abos,
exklusive Konditionen beim Einkauf in
diversen Einkaufsgemeinschaften und
vieles mehr.
• Der Ring macht lediglich Preis-
empfehlungen. Er stellt deshalb
jährlich ein Verzeichnis mit Regie-
ansätzen zur Verfügung.
1. Die Maschinenring-Idee
Auch die Vermittlung von temporären Arbeitseinsätzen wird von Maschinenringen angeboten. (Jan van t‘ Zelfde/landwirtschaft.ch)
MASchINENRING
LID Dossier Nr. 460 vom 4. Dezember 2013
5
• Ein Maschinenring ist ein Verein – keine
Genossenschaft. Der Ring besitzt des-
halb in der Regel keine eigenen Maschi-
nen, sondern die gehören weiterhin den
Mitgliedern.
• Ein Ring ist eine private, unabhängige
Selbsthilfeorganisation – keine staatli-
che Institution. Mit dem Nachteil, dass
er seine Geschäftstätigkeit selbststän-
dig finanzieren muss.
• Die Mitglieder sind zwar zentral – doch
ohne Geschäftsstelle läuft wenig: Sie
ist Dreh- und Angelpunkt des ganzen
Systems.
• Der Ring engt nicht ein – sondern
er macht frei. Zum Beispiel frei vom
Zwang, mit einem Nachbarn kooperie-
ren zu müssen, wenn man nicht dieselbe
Wellenlänge hat. Denn die Auswahl an
Gleichgesinnten im Ring ist grösser.
• Im Ring gibt es kein Pflichtprogramm.
Jede und jeder kann frei entscheiden,
ob und falls ja, welche Dienstleistung
und welches Angebot er oder sie in
Anspruch nehmen will.
• Der Ring ist zwar vor allem für die
Mitglieder da – er erledigt aber manch-
mal auch andere Aufgaben. Im Kan-
ton Thurgau prüft er zum Beispiel im
Auftrag des Kantons die Dichtigkeit
der Güllekästen. Die Verwaltung hat
offenbar auch gemerkt, dass es mit
dem Ring „ringer“ geht.
Innerhalb des Rings gibt es eine Aufteilung
in die Bereiche MR-Agrar (landwirtschaft-
liche Tätigkeiten), MR-Service (Dienstleis-
tungen ausserhalb der Landwirtschaft) und
MR-Personal (Personalvereih ans Gewer-
be). In der Schweiz bieten nicht alle Ma-
schinenringe alle drei Bereiche an.
1.2 Gemeinsam stark
Die Bauern kennen viele Möglichkeiten
der Zusammenarbeit. Manche sind eta-
bliert, wie zum Beispiel die Bestossung
von Gemeinschaftsalpen. Andere werden
erst seit einigen Jahren umgesetzt, wie
zum Beispiel Betriebsgemeinschaften. Der
Maschinenring zeichnet sich dadurch aus,
dass er viel bietet, aber wenig verpflichtet.
Er bindet die Bauern nicht so eng aneinan-
der wie in einer Betriebsgemeinschaft. Und
er begrenzt sich nicht nur auf den Bereich
Landwirtschaft, sondern hält auch Mög-
lichkeiten im Gewerbe feil. Er bietet nicht
nur Betriebsleitern Chancen, sondern auch
jungen Nachwuchskräften. Zentral dabei:
Es gibt keinen Zwang, kein Mindestmass,
keine obligaten Tätigkeiten, kein Gemein-
werk. Die Bauern und Bäuerinnen sind frei
von Verpflichtungen.
1.2.1 Kooperationsformen in der Landwirtschaft
Die Möglichkeiten zusammenzuarbeiten sind vielfältig. Am einfachsten ist eine Mitglied-
schaft in einem Maschinenring, am aufwändigsten ist die Betriebsgemeinschaft. Die
Betriebsgemeinschaft wird von der landwirtschaftlichen Beratung und den Schulen am
meisten gefördert, während der Maschinenring gesamtschweizerisch gesehen relativ
wenig Unterstützung bekommt.
Überbetriebliche Arbeitsteilung z.B. Nachbarschaftshilfe, Gülleab- nahmevertrag, Aufzuchtvertrag, Anbau- und Bewirtschaftungsvertrag
Gemeinschaftliche Nutzung z.B. Maschinenmiete, Maschinenge-meinschaft, Maschinengenossenschaft, Maschinenring, Gemeinschaftsalp, ÖLN-Gemeinschaft
Teilzusammenschluss von Betrieben Betriebszweiggemeinschaft, Fruchtfolge-Gemeinschaft, Silogemeinschaft, Vermarktungs-Gemeinschaft
Vollzusammenschluss von Betrieben Betriebsgemeinschaft
Quelle: Ueli Straub, Agridea, 2011
MASchINENRING
LID Dossier Nr. 460 vom 4. Dezember 2013
6
2. Maschinenring-AgrarMaschinen machen frei. Sie befreien die
Bauern, Bäuerinnen und Bauernkinder von
vielen körperlichen Strapazen. Mit Hilfe
von Maschinen lassen sich grosse Flächen
effizienter bewirtschaften und damit die
Folgen des Strukturwandels verkraften.
Mit schlagkräftigen Maschinen kann man
Schönwetter-Fenster besser ausnutzen und
leichter den optimalen Erntezeitpunkt wäh-
len, was sich positiv auf die Produktqualität
auswirkt. Leistungsstarke Zugmaschinen
verringern die Anzahl Fahrten, Spezialma-
schinen helfen manche Arbeitsgänge ein-
sparen. Maschinen sind gut, sie sind aber
auch teuer. Zu teuer in Anbetracht dessen,
dass sie auf vielen kleinen bis mittelgros-
sen Betrieben kaum je richtig ausgelastet
sind. Und wenn jemand eine Maschine
kauft, um Arbeitszeit auf dem Hof zu spa-
ren, dann aber auswärts arbeiten muss, um
die Maschinen abzuzahlen, geht die Rech-
nung nicht mehr auf.
Technischer Fortschritt ohne Investitionen
Hier setzt der Maschinenring an: Er besitzt
zwar keine Maschinen, aber er vermittelt
sie. Dank dem überbetrieblichen Maschi-
neneinsatz werden die Maschinen besser
ausgelastet, es kommt mehr modernste
Technik zum Einsatz. Die Teilnahme am
technischen Fortschritt ist so möglich, ohne
dass unrentable Investitionen getätigt wer-
den. Das Spektrum der über den MR ver-
mittelten Maschinen ist in aller Regel gross,
es reicht vom Rucksackbläser über den
Pflanzlochbohrer bis zum Viehtranspor-
ter, Schneepflug oder Gülleseparator. Die
Geschäftsstelle des Maschinenrings stellt
das Angebot zusammen und übernimmt
die Abrechnung zwischen den beteiligten
Betrieben.
Nichts ist umsonst. Damit sind jetzt
weniger die Maschinenkosten gemeint,
denn die sind in der Regel im überbe-
trieblichen Einsatz tiefer, als wenn die
Maschinen einzelbetrieblich angeschafft
werden. Nein, der „Preis“ für den über-
betrieblichen Maschineneinsatz liegt
woanders: Wer Maschinenarbeiten aus-
lagert muss mehr organisieren. Ein Berg-
bauer, der keinen eigenen Ladewagen
mehr hat, kann nicht mehr einfach mit
dem Motormäher losziehen, wann er Lust
hat. Sondern er muss vorher das Handy
zücken und einen Ladewagen organisieren.
Oder er muss das Ausbringen der Gülle von
der Verfügbarkeit des Schleppschlauchs
abhängig machen. Oder die Maisernte mit
dem Silo-Ring koordinieren. Organisieren
ist das A und O der Maschinenring-
Mitglieder.
Manche mögen das als Einschränkung
der unternehmerischen Freiheit ansehen,
anderen erkennen dagegen den unterneh-
merischen Gewinn darin.
Und dieser Gewinn ist gross: Denn die
Bauern gewinnen auf diese Art oft Zeit für
Dinge, die nur schlecht auslagert werden
können. Zum Beispiel für die Tierbetreuung
oder die handarbeitsintensive Räumung
von Alpweiden. Oder für die Hofverarbei-
tung, die Direktvermarktung, den Aufbau
von Agrotourismus oder für Arbeit in einem
Neben- oder Zuerwerb. Wer mit überbe-
trieblichen Maschinen arbeitet kann mit-
unter eine Fremdarbeitskraft sparen und
trotzdem die betriebliche Spitzenbelastung
brechen. Sogar die Umwelt profitiert: Weil
die Maschinen in der Regel besser ausge-
lastet werden, braucht es weniger davon.
Dafür kommt öfter die neueste Technologie
zum Einsatz. Und die ist fast immer weni-
ger umweltbelastend.
Die Landwirtschaft ist für rund 20% des Dieselrusses in der Schweiz verantwortlich.
Ein Grossteil davon ist den vielen alten Traktoren zuzuschreiben. Denn jeder zweite in
der Schweiz zugelassene Traktor ist älter als 20 Jahre. Während die modernen Traktoren
mit Abgasreinigung und sparsamem Treibstoffverbrauch aufwarten, sind alte Traktoren
noch nicht mit diesen Technologien ausgerüstet. Die Zahlen, die die landwirtschaftliche
Forschungsanstalt Agroscope hierzu präsentiert fallen eindeutig zu Gunsten der Moder-
nisierung aus: Ein Traktor mit Baujahr 2000 produziert beispielsweise rund 56 Mal (!)
so viel Feinstaub wie derselbe Traktor mit Baujahr 2012.
Baujahr 2000 Baujahr 2012
Leistung Traktor: 70 kW, keine Abgasstufe
Traktor: 70 kW, Abgasstufe III B
Feinstaub-Emissionen (Pm) 1,26 g/kWh 0,0225 g/kWh
Quelle: Marco Landis, Agroscope ART, Feldkirchtagung Landtechnik, 2012
2.1 Moderne Maschinen = gut für die Umwelt
MASchINENRING
LID Dossier Nr. 460 vom 4. Dezember 2013
7
2.3 Betriebs- und Familienhilfe
Die Betriebs- und Familienhelferinnen sind
weder Engel noch Supermänner. Trotzdem
befreien sie manchen Bauern und manche
Bäuerinnen aus eine Notlage. Zum Beispiel
wenn Krankheit oder Unfall den Bauern
oder die Bäuerin trifft. Oder wenn ausser
ordentliche Ereignisse anstehen: Vom Stall-
umbau bis zum Kinder kriegen gibt es
zahlreiche Situationen in denen helfende
Hände auf dem Hof erwünscht sind. Aber
auch wenn eine Bauernfamilie ein paar
freie Tage braucht um Energie zu tanken,
ist dieser Dienst gefragt. Zwar sind nicht in
allen Kantonen die Betriebs- und Familien-
hilfsdienste im Maschinenring organisiert.
Doch dort wo sie es sind, ergeben sich
häufig Synergien mit anderen Einsatzberei-
chen des MR.
Der Einsatz der Betriebs- und Familien-
helfer dauert mal kürzer, mal länger. Je
nachdem ob es nur darum geht, eine kurz-
fristige Abwesenheit zu überbrücken oder
eine unfallbedingte Situation zu mildern.
Als Betriebshelfer arbeiten junge Men-
schen, die noch nicht standortgebunden
und deshalb flexibel sind. Der Maschinen-
ring ist eine Chance verschiedene Betriebe
kennen zu lernen. Nicht nur von aussen,
sondern von innen. Aber auch ältere Bau-
ern, die jung geblieben sind und z.B. den
eigenen Hof bereits der nächsten Genera-
tion übergeben haben. Sie lassen sich ver-
mitteln, wenn sie Lust haben, etwas Neues
kennen zu lernen, oder Laune haben, ihre
Lebenserfahrung an einem anderen Ort
einzubringen. Arbeit hat es eigentlich im-
mer, einzig im Winter gibt es da und dort
einmal eine Flaute.
Das grösste Problem beim Betriebs-
helferdienst und der Familienhilfe ist oft
die Finanzierung. Einerseits darf der Dienst
die Bauernfamilien nicht zu viel kosten,
weil sie ihn sonst nicht in Anspruch neh-
men. Andererseits darf der Maschinenring
den Mitarbeitern nicht zu wenig zahlen,
weil er sonst die gut ausgebildeten und für
den Einsatz geeigneten Leute auf Dauer
nicht halten kann.
2.2 Weniger Motor-, aber mehr Arbeitskarren Pro Jahr werden rund 4‘000 landwirtschaftliche Fahrzeuge neu zugelassen. An dieser Zahl hat sich seit 1990 kaum etwas geändert.
Dafür ist die Zusammensetzung heute anders als früher: Statt der kleinen landwirtschaftlichen Motorkarren werden vermehrt grosse
Arbeitskarren in Verkehr gesetzt. Darunter versteht man selbstfahrende Spezialfahrzeuge wie z. B. Mähdrescher, Spritzen, Zuckerrüben-
und andere Erntemaschinen, die auf der Strasse nur Werkzeuge und Betriebsstoffe, nicht aber Erntegüter transportieren dürfen. Die
Zahl der Traktoren ist ebenfalls gestiegen.
Quelle: BFS 2012
MASchINENRING
LID Dossier Nr. 460 vom 4. Dezember 2013
8
2.4 Im Dutzend billigerDie meisten Maschinenring-Mitglieder
profitieren auch noch von diversen Einkaufs-
vergünstigungen. Die Kraft der Masse lässt
sich vielfältig nutzen. Die Maschinenringe
haben mit ihr Einfluss auf die Preisgestal-
tung bei z.B. Mobilfunknetzbetreibern und
können ihren Mitgliedern deshalb Handya-
bos zu Vorzugskonditionen anbieten. Oder
Einkaufsvergünstigungen bei regionalen
Handwerker-Geschäften aushandeln. Oder
Mengenrabatte beim Bezug von Futter- und
Düngemitteln geltend machen. Wer rechnet
stellt oft fest: Bereits diese Möglichkeiten
machen den Mitgliedsbeitrag wett.
Das zahlt sich z.B. auch aus, wenn
ein Betrieb auf Photovoltaik setzt. Durch
gemeinsamen Einkauf von Material und
Eigenleistungen bei der Installation auf
dem Dach, lässt sich die Rendite einer sol-
chen Anlage massgeblich verbessern. Der
Maschinen- und Betriebshelferring Thurgau
hat z.B. viel Erfahrung in diesem Bereich. Er
hilft bei der Planung und Realisierung von
Anlagen, damit nicht nur das grüne Gewis-
sen beruhigt ist, sondern auch gewinnbrin-
gend Strom erzeugt wird.
Sieben Monate Winterfütterung, drei Monate Zeit, um das Futter zu konservieren,
1‘940 Meter über Meer: Die Crasta-Farm im Fextal (GR) liegt höher als manche Alp und
wird doch ganzjährig bewirtschaftet. Die Nähe zu den Berggipfeln bietet Thomas und
Katja Zellweger nicht nur eine tolle Aussicht, sondern auch enorme Arbeitsspitzen.
Und das gleich zweimal: Im Sommer beim Heuen und im Winter, wenn Schnee liegt.
Denn dann betätigt sich Thomas als Privat-Skilehrer. Seit er auch noch ganzjährig einen
Kompostservice anbietet, gibt es zwischen Arbeitsspitze und Arbeitsspitze eigentlich
keine flauen Zeiten mehr.
„Latzhosen runter und Skihosen rauf – das ist rein betriebswirtschaftlich super“,
sagt Thomas. Doch die Sache hat einen Haken: „Die eigenen Batterien leeren sich
dabei.“ Für Thomas und Katja steht deshalb fest, dass sie regelmässig Ferien machen
müssen, um nicht auszubrennen. Die Frage ist nur: Wer führt den Hof in dieser Zeit?
Die Antwort kam in Form eines Betriebshelfers. Er wurde vom Maschinenring vermittelt.
Quelle: Bauern im Ring, Broschüre Maschinenring Graubünden, 2013
2.3.1 Energie tanken – dank Betriebshelfer
Gemeinsamer Einkauf von Material und Eigenleistungen bei der Installation verbessern die Wirtschaftlichkeit bei Photovoltaik-Anlagen. (ji)
MASchINENRING
LID Dossier Nr. 460 vom 4. Dezember 2013
9
Maschinenringe machen am Hoftor nicht
Halt. Sie bieten auch kommunale Dienst-
leistungen an und übernehmen Aufträge
von Privatpersonen und Unternehmen.
Dazu gehört z.B. an vielen Orten der
Winterdienst, die Kompostierung von
Grünabfällen oder Arbeiten im Bereich
der Landschaftspflege. Manchmal – aber
längst nicht überall – konkurrenzieren sie
mit ihrem Angebot Lohnunternehmen oder
gewerbliche Dienstleistungsanbieter.
Wie umfangreich diese Service-
Leistungen sind, hängt mehrheitlich von
der Aktivität der Geschäftsstellen der
Maschinenringe ab. Denn sie sind die An-
sprechpartner, nehmen Anfragen entgegen,
arbeiten Offerten aus und koordinieren
Arbeitseinsätze. In erster Linie profitieren
die bäuerlichen Ringmitglieder davon.
Das ist gut so, denn dank der grossen Zahl
von Mitgliedern kommt in einem Maschi-
nenring ein beachtliches Know-how und
Technik zusammen.
3. Maschinenring-Service
Lohnunternehmer oder Maschinenring? Diese Frage stellt sich für Pio Marco Schnider
aus Surcuolm nicht: Er ist beides. Als Maschinenringler der ersten Stunde lässt er schon
seit Jahren über den Ring Rundballen wickeln und Kompostieren. Seine Rundballen-
presse bietet er dagegen als selbstständiger Lohnunternehmer an. Er macht deswegen
jedoch “kein Büro auf“, sondern rechnet über den Maschinenring ab. Während sich der
Maschinenring darum kümmert, dass das Geld aufs Konto kommt, kann sich Pio Marco
voll auf die technischen und organisatorischen Belange konzentrieren.
Dass Pio Marco über den Maschinenring abrechnet, hat mehrere Vorteile: Erstens
ist damit der Tarif klar, ein Feilschen um den Preis erübrigt sich. Und zweitens muss Pio
Marco weder Rechnungen schreiben, noch Mahnungen verschicken. Wer nicht über den
Maschinenring abrechnen will, weil er z.B. nicht Mitglied ist, muss ihm das Geld bar in
die Hand drücken. „Ich habe weder Zeit noch Nerven dem Geld nachzuspringen.“ Viel
lieber zahlt er dem Maschinenring einen kleinen Beitrag fürs Inkasso, weil er weiss, dass
das Geld so pünktlich auf seinem Konto landet.
Quelle: Bauern im Ring, Broschüre Maschinenring Graubünden, 2013
3.1 Im Ring der Mitbewerber
Viele Maschinenringe betreiben auch einen
Personalverleih. Das ist vor allem für Ge-
werbetreibende attraktiv: Denn so kommen
sie unkompliziert und zuverlässig zu einem
oder mehreren temporären Mitarbeitern.
So kann selbst eine kleinere Firma grosse
Aufträge speditiv erledigen – ohne Mitar-
beiter anstellen und später womöglich wie-
der entlassen zu müssen. Arbeitskräfte aus
der Landwirtschaft zeichnen sich dadurch
aus, dass sie arbeiten gewohnt sind. Sie
haben handwerkliches Geschick und orga-
nisieren sich meistens selbst; das zeichnet
sie gegenüber vielen anderen temporären
Arbeitskräften aus. Ein weiterer Pluspunkt
ist, dass sie dieselbe Sprache sprechen
und aus demselben Kulturkreis wie ihre
Auftraggeber kommen, was die Kommu-
nikation natürlich erleichtert. Oft findet
eine Zusammenarbeit zudem über mehre-
re Jahre hinweg statt. Das ermöglicht es
manchen Maschinenringmitgliedern sogar,
sich fachlich zu qualifizieren.
Der Arbeitsvertrag wird dabei zwischen
dem Maschinenring und dem Gewerbetrei-
benden abgeschlossen. Das hat den Vorteil,
dass das Gewerbe auch dann nicht leer
ausgeht, wenn ein Bauer einmal keine Zeit
hat. Denn dann bietet der Maschinenring
einen anderen Helfer auf. Ohnehin ist die
Rekrutierung von Arbeitskräften über den
Maschinenring für die Gewerbetreibenden
oft erfolgreicher als über ein Temporärbüro.
Und weil sich der Maschinenring auch um
AHV, Unfallversicherung, die Auszahlung
und alle anderen administrativen Arbeiten
kümmert, entlastet er die Gewerbetreiben-
den bei der Büroarbeit.
4. Maschinenring-Personal
MASchINENRING
LID Dossier Nr. 460 vom 4. Dezember 2013
10
Der Maschinenring wiederum hat dank
dem Personalverleih mehr Möglichkeiten,
um seine Betriebshelfer oder Familienhelfe-
rinnen mehr oder weniger über das ganze
Jahr hindurch mit Arbeit zu versorgen. Tut
er das nicht, dann sind die Betriebshelfer
womöglich in einer Firma angestellt, wenn
sie dringend benötigt werden.
4.1 haushaltsserviceAuch im Haushalt bietet der Maschinenring
kompetente Hilfe an. Der Haushaltservice
übernimmt zum Beispiel die Reinigung
und Wäschepflege, Garten- und Balko-
narbeiten. Oder er tritt als Einkaufshilfe
auf den Plan, kocht für Familienmitglieder
oder betreut Kinder und Betagte in ihrem
gewohnten Hause. Ob einmalig oder wie-
derkehrend ist Verhandlungssache.
Der Vorteil ist auch hier: Die über den Haus-
haltsservice vermittelten Bäuerinnen und
Landfrauen stammen aus der Region. Bei
wiederkehrenden Aufträgen steht oft die
gleiche Person im Einsatz. Die Auftragge-
ber und -geberinnen müssen sich nicht um
eine gesetzeskonforme Anstellung, eine
faire Entlöhnung und die korrekte Versiche-
rung kümmern, weil der Maschinenring die
ganze Personaladministration übernimmt.
Es genügt, den Arbeitsrapport zu visieren.
4.2 Optimale Arbeitsauslastung
Für viele Bauern und Bäuerinnen sind diese
Art Einsätze ideal: Sie können tageweise
zu – verglichen mit der Landwirtschaft –
guten Stundenlöhnen einem Nebenver-
dienst nachgehen, ohne sich für ein fixes
Arbeitspensum verpflichten zu müssen.
Damit lässt sich das Einkommen ergänzen
ohne dass der Hof darunter leidet. Das gilt
auch für jene Bauern und Bäuerinnen, die
z.B. einen Hof in Generationengemein-
schaft bewirtschaften. Sie können ihre Ar-
beitskraft besser auslasten und trotzdem
immer dann zuhause auf dem Hof sein,
wenn Not am Mann (oder der Frau) ist.
Junge, angehenden Bauern können die Zeit
bis zur Hofübernahme mit ausserbetriebli-
chen Einsätzen überbrücken und nebenbei
auch noch Erfahrungen im Gewerbe sam-
meln. Und Älpler und Älplerinnen können
in der Zeit bis zur nächsten Alpsaison eben-
falls einen Verdienst erzielen.
Das Herzstück eines jeden Maschinenrings
ist die Geschäftsstelle. Sie erbringt je nach
Grösse und Aufbau eines Maschinenring
u. a. folgende Dienstleistungen:
• Herausgabe eines Anbieterverzeichnis-
ses mit transparent dargestellten Ange-
boten an Maschinen und Preisen
• Papierlose und effiziente Abrechnung
der Einsätze dank Verrechnung im Last-
schriftverfahren
• elektronische Abrechnung, Bestellung,
Rapport, etc.
• Controlling der Auftragsausführung,
Nachbearbeitung von Aufträgen, etc.
• Vermittlung von Arbeitseinsätzen zwi-
schen Arbeitnehmer und Arbeitgeber
• Aushandeln von Rabattkonditionen für
den gemeinsamen Einkauf von Agrar-
gütern
• Organisation und Vermittlung von Not-
hilfe und Sozialeinsätzen (Betriebshelfer
und Haushaltshilfe)
• Beratung bei Neuanschaffungen bezüg-
lich Kostenanalysen, überbetriebliche
Einsatzmöglichkeiten, usw.
• Akquirierung von Aufträgen bei exter-
nen Auftraggebern, Koordination und
Offertenwesen
• Entwicklung neuer, innovativer Dienstleis-
tungen in landwirtschaftlichen Nischen
• Aufbau und Vertretung der Marke
„Maschinenring“
5. Die Schaltzentrale
Abgerechnet wird über die Geschäfts-stelle, die auch ein Anbieterverzeichnis führt. (ji)
MASchINENRING
LID Dossier Nr. 460 vom 4. Dezember 2013
11
5.1 „Über eine Rega-Mitgliedschaft diskutiert auch niemand“
Interview mit Claudio Müller,
Geschäftsführer des Maschinenrings
Graubünden
Herr Müller, sind Maschinenring-Mitglieder
erfolgreicher als andere Bauern?
Claudio Müller: Der Maschinenring ist
sicher nicht „das“ alleinige Heilmittel zum
Erfolg. Aber ganz grundsätzlich haben Ko-
operationen grosses Potential, in welcher
Form auch immer. Die Stärke vom Ring ist
sicher, dass er nicht so sehr verpflichtet wie
beispielsweise eine Betriebsgemeinschaft.
Funktioniert die Vermittlung von Maschi-
nen und Arbeitskräften wirklich immer?
Müller: Eine totale Garantie gibt es nicht.
Es stehen schliesslich Menschen dahinter.
Und die müssen bereit sein eine Dienstleis-
tung zu erbringen. Weil es bei uns keinen
Zwang gibt muss man sich absprechen,
muss planen und vorausschauen. Man
kann nicht einfach morgens aufstehen,
zum Himmel hochschauen und sich fragen:
Was mach ich heute. Es braucht schon eine
andere Organisation.
Der Maschinenring vermittelt nicht nur
Maschinen, sondern ist auch im Gewerbe
aktiv. Gibt es da keine Konkurrenz?
Müller: Überall wo es Geld zu verdienen
gibt, besteht eine gewisse Konkurrenz, das
lässt sich nicht vermeiden. Vor allem wenn
wir noch mehr in den Kommunalbereich
vorstossen wollen. Aber man kann von den
Bauern nicht immer verlangen, sie müssten
Unternehmer sein und sie dann wieder
ausbremsen. Fest steht allerdings, dass wir
mit gleich langen Spiessen kämpfen müs-
sen. Es darf nicht sein, dass ein Bauer im
Winterdienst mit der grünen Nummer un-
terwegs ist, während man vom Gwerbler
verlangt, dass er eine weisse Nummer hat.
Aber dass der Bauer den Treibstoff billiger
bekommt finden sie okay?
Müller: Der vergünstigte Treibstoff ist
limitiert und ohnehin bezogen auf die
Betriebsfläche. Es ist also keineswegs so,
dass der Bauer zuhause eine Tankstelle hat
und dann uneingeschränkt mit günstigem
Sprit herumfahren kann.
Der Ring betreibt einen Betriebshelfer-
dienst für Notfälle und Arbeitsentlastung.
Können sie diese Mitarbeiter konstant be-
schäftigen?
Müller: Das ist eine enorme Herausforde-
rung. Die saisonalen Schwankungen kennt
man zwar mit der Zeit, trotzdem ist es
schwierig die Balance zu halten zwischen
Angebot und Nachfrage. Also einerseits die
richtigen Arbeitskräfte zu haben und ande-
rerseits die Arbeitskräfte, die man hat, auch
so auszulasten, dass sie auf ihre Rechnung
kommen...
...und bleiben...
Müller: Das ist die Schwierigkeit bei un-
serem Modell. Wir haben ja keine Festan-
gestellten. Das wissen zwar alle, aber sie
sagen trotzdem ab und zu mal: „Also jetzt
hätte ich gerne wieder mehr Arbeit“ oder
auch mal „Jetzt kann ich gerade nicht“.
Vielleicht ist der Lohn nicht attraktiv genug
oder die Vermittlungsgebühr zu hoch?
Müller: Zurzeit zahlen wir 200 Franken
Bruttolohn am Tag für einen Betriebshelfer
und verrechnen dem Betrieb 230 Franken.
Nach Abzug aller Nebenkosten bleiben uns
noch rund siebzig Rappen pro Stunde für
die Vermittlung. Das ist ein Defizitgeschäft.
Aber wenn wir die Tarife erhöhen, dann
können sich viele Bauernbetriebe unseren
Dienst nicht mehr leisten. Und wenn wir
die Löhne senken, dann haben wir schnell
keine qualifizierten Arbeitskräfte mehr.
Deshalb müssen wir quersubventionieren.
Zum Beispiel mit den Mitgliedsbeiträgen?
Müller: Aktuell haben wir 840 Mitglieder.
Bei rund 2‘300 Bündner Bauernbetrieben
ist das aber noch viel zu wenig. Ich finde
es verrückt, dass über eine Rega-Mit-
gliedschaft eigentlich niemand diskutiert.
Da machen einfach alle mit, obwohl man
hofft, dass man das Angebot nie in An-
spruch nehmen muss. Dabei hat man bei
der Rega auch keine hundertprozentige
Garantie, dass gerade dann geflogen wird,
wenn man es braucht. Schliesslich kann
gerade das Wetter schlecht sei oder ein
anderer Notfall Vorrang haben. Aber wenn
es um den Ring geht, dann sind viele Land-
wirte offenbar skeptischer eingestellt.
Man könnte den Mitgliedsbeitrag als
„Solidaritätsbeitrag“ deklarieren.
Müller: Genau. Jemand sollte auch dann
Mitglied werden, wenn er denkt, er habe
ja Nachbauern, die ihm jederzeit helfen
können. Die neunzig Franken Jahresbeitrag
kann man über die Vorteile der Einkaufs-
gemeinschaft sowieso wieder herausholen.
Denn damit lassen sich bei Einkäufen zehn,
zwanzig oder mehr Prozent einsparen.
Aber warum sind dann nicht längst alle
Bauern Mitglied?
Müller: Das frage ich mich auch. In
Deutschland und Österreich hat der Ma-
schinenring ein viel höheres Gewicht als
bei uns. Vielleicht haben sich einige noch
nicht so richtig mit der Idee auseinander-
gesetzt.
MASchINENRING
LID Dossier Nr. 460 vom 4. Dezember 2013
12
Im Gegensatz zu Deutschland und
Österreich gibt es in der Schweiz kein sehr
dichtes Netz an Maschinenringen. In der
Ost- und Zentralschweiz konnten sich zwar
einige Ringe etablieren, doch in der west-
lichen Deutschschweiz, der Westschweiz
und dem Tessin spielen die Maschinen-
ringe eher eine kleine oder gar keine
Rolle. Somit haben nicht alle Schweizer
Landwirte Zugang zu dieser Selbsthilfe-
möglichkeit.
Die verschiedenen Maschinenringe in
der Schweiz haben zusammen rund 5'500
Mitglieder, das sind etwa 10% der direktzah-
lungsberechtigten Bauern. Im Jahr 2002
haben sich mehrere grössere Maschinen-
ringe zum Dachverband der schweizeri-
schen Maschinen- und Betriebshelferringe
zusammengeschlossen. Die Geschäftsstelle
ist derzeit beim Maschinenring des Zu-
ger Berggebiets angesiedelt. Geschäfts-
führer ist Fredy Abächerli. Im Jahr 2007
hat sogar Ueli Maurer für kurze Zeit den
Dachverband präsidiert. Nach seiner Wahl
in den Bundesrat (2008) gab er dieses
Amt ab und der damalige Nationalrat
Markus Zemp trat an seine Stelle.
Der Maschinenring Schweiz versteht
sich als Informationsdrehscheibe und Im-
pulsgeber. Er versucht ein schweizweites
Maschinenring-Netzwerk aufzubauen, was
angesichts des Schweizerischen Gärtchen-
denkens gar nicht so einfach ist, zumal
der Dachverband Maschinenring Schweiz
kaum finanzielle Ressourcen hat.
6.1 Fehlende Professionalisierung
Geld ist auch bei vielen kleineren Ma-
schinenringen ein Problem. Während die
grösseren Ringe alle drei strategischen
Geschäftsfelder erschlossen haben (MR-
Agrar, MR-Service, MR-Personal) bieten
viele kleinere Ringe nur das Geschäftsfeld
MR-Agrar an. Denn allein für die Gründung
einer GmbH, die für die Ausübung von
MR-Service und MR-Personal nötig ist,
ist ein Stammkapital von 20’000 Fr. nötig.
Und wer im Personalverleih tätig sein will,
muss meistens zuvor eine Kaution von
50’000 bis 100’000 Fr. beim Kanton hin-
terlegen. Die wenigstens Maschinenringe
sind gross und finanzkräftig genug, um
sich einen professionellen, vollamtlichen
Geschäftsführer zu leisten.
Auf Initiative des Maschinenrings
Schweiz beauftragte das Bundesamt für
Landwirtschaft die landwirtschaftliche Be-
ratung Agridea im Jahr 2010 damit, eine
„Projektssteuerungsgruppe Kooperation in
der Landwirtschaft“ (PSG) ins Leben zu
rufen. Diese PSG soll wichtige Akteure zu-
sammenführen – Forschung, Beratung und
Praktiker aus den Maschinenringen, Loh-
nunternehmer, Landtechniker, Betriebsge-
meinschaften usw. – die sich mit Koopera-
tionsformen beschäftigen. Die Leitung der
Gruppe liegt bei Ueli Straub von der Ag-
ridea. Die PSG tagt durchschnittlich zwei-
mal im Jahr. Grosse Projekte liegen derzeit
nicht drin.
6.2 Knackpunkt Mensch Im Vergleich zum Ausland sind überbe-
triebliche Kooperationen in der Schweizer
Landwirtschaft weniger verbreitet. Dabei
dürften vor allem „Softfaktoren“ eine Rolle
spielen: Die Eigenmechanisierung gehört
für viele Bauern zum Selbstverständnis.
Im Berggebiet ist aufgrund der kurzen
Vegetationsperiode der Spielraum kleiner,
wenn es um den Maschineneinsatz für
die Grasernte geht. Und je grösser die Be-
triebe werden, desto extremer werden die
Arbeitsspitzen im Sommer. Genau hier
könnte der Maschinenring helfen, zumal
6. Unerschlossenes Potential in der Schweiz
Rund zehn Prozent der Schweizer Landwirtschaftsbetriebe sind Mitglied eines Maschinenrings. (Dafrosa Kälin-Gwerder/landwirtschaft.ch)
MASchINENRING
LID Dossier Nr. 460 vom 4. Dezember 2013
13
er auch Lösungen zur Arbeitsauslastung
im Winter anbieten kann. Das setzt aber
voraus, dass die Möglichkeiten von Arbeits-
einsätzen im Gewerbe weiter verbreitet
werden, und das ist längst nicht überall
der Fall.
Da und dort ist zudem das Verhältnis
zwischen Maschinenringen und Lohnun-
ternehmern getrübt. Und weil manche
Maschinenringe gesamtschweizerisch tätig
sind, kommt es sogar vor, dass sich manche
Maschinenringe gegenseitig konkurrenzie-
ren. In den Landwirtschaftsschulen kommt
das Thema Kooperation auch nicht gut an.
Es wird von vielen jungen (und älteren)
Bauern mit dem Verlust der Selbststän-
digkeit gleichgesetzt und mit einer Ein-
schränkung der Handlungsfähigkeit. Dabei
hat der MR-Gründer Geiersberger genau
das Gegenteil im Sinn gehabt: Er wollte
den Bauern helfen sich zu befreien. In der
Schweiz ist das noch nicht gelungen.
Der heutige Bundesrat und ehemalige Präsident des Dachverbandes Maschinenringe
Schweiz forderte bereits vor vier Jahren: „Die Maschinenringe müssen noch profes-
sioneller werden. Eine straffe und kostengünstige Organisation, unkomplizierte und
direkte Wege sowie ein hohe Flexibilität sind Vorteile gegenüber Dritten und senken
die innerlandwirtschaftliche Hemmschwelle. Neben gut verankerten Maschinenringen
in den Regionen braucht es einen schlanken Dachverband, damit nicht überall in der
Schweiz das Rad neu erfunden werden muss.“ Dieses Ziel ist bis heute nicht in Sicht, es
hat grosse regionale Unterschiede und auf politischer Ebene fehlt die Unterstützung um
effizientere Strukturen zu etablieren.
Quelle: Businessplan Dachverband Maschinenringe Schweiz, 2009
6.2.1 Ueli Maurers ungehörte Forderung
Maschinenringe gibt es nicht nur in
der Schweiz, sondern auch in Deutsch-
land, Frankreich, England, Luxemburg,
Österreich, Ungarn, Mazedonien,
Norwegen, Schweden, Slowenien, Italien,
Finnland, Lettland und Japan. Selbst in
Afrika ist das Modell inzwischen bekannt:
Rund 30 Teilnehmer aus Südafrika, Ghana,
Namibia, Uganda, Niger, Tansania, Nami-
bia, Angola, Kenia und Äthiopien haben
sich letztes Jahr fünf Tage lang mit der
Maschinenring-Idee auseinandergesetzt.
Denn die funktioniert überall auf der Welt.
Auf europäischer Ebene gibt es den Eu-
ropäischen Maschinenring, die Association
of the European National MR-Federations
(EMR e.V.), welcher derzeit von Leonhard Ost
präsidiert wird. Ost ist zugleich Präsident des
Bundesverbands der deutschen Maschinen-
ringe. Die Ringe in den jeweiligen Ländern
sind unterschiedlich organisiert und haben
auch unterschiedliches Gewicht. Deutsch-
land und Österreich gehören ganz klar zu
den Spitzenreitern. Die Verbreitung wurde in
diesen Ländern mit staatlichen Mitteln un-
terstützt, so dass die Maschinenringe immer
professioneller werden. Österreich hält z.B.
ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungs-
angebot für die MR-Mitarbeiter bereit, und
Deutschland bietet mit „MR-Consult“ für
ganze Regionen Verbundberatung an. In der
Schweiz sucht man ein auch nur annähernd
vergleichbares Angebot vergebens.
7. Die Welt der Maschinenringe
Bayern nimmt bei den Maschinenringen eine Vorreiterrolle ein. (J. Mauerer/cc by-nc-nd 2.0)
MASchINENRING
LID Dossier Nr. 460 vom 4. Dezember 2013
14
7.1 Vorreiter DeutschlandDeutschland, speziell Bayern, hat wohl die
grösste Maschinenring-Dichte weltweit. Das
ist auch dem Gründer der Maschinenringe,
Erich Geiersberger, zu verdanken, der aus
Bayern stammt. Aktuell gibt es in Deutsch-
land 258 Maschinenringe mit rund 193‘000
Mitgliedern. Somit ist mehr als die Hälfte der
deutschen Bauern Mitglied in einem Maschi-
nenring, wobei die Dichte der Mitgliedschaf-
ten im Süden Deutschlands am stärksten
ist. Die Maschinenringe in Deutschland sind
grundsätzlich als Verein organisiert, in den
jeweiligen Bundesländern gibt es dann noch
Landesverbände und auf Bundesebene den
Bundesverband der Maschinenringe (BMR)
e.V. als Dachorganisation.
Im letzten Jahr erwirtschafteten die
deutschen Maschinenringe mit ihren Toch-
tergesellschaften einen Gesamtumsatz von
über einer Milliarde Euro, genau genom-
men waren es 1‘029‘704‘470 Euro. Eine
stolze Zahl. Neben der Betriebshilfe und
der Vermittlung von überbetrieblich einge-
setzter Landtechnik lagen die Schwerpunk-
te letztes Jahr vor allem in den Bereichen
Effizienzsteigerung und der Verwertung der
eigenen Arbeitszeit in- und ausserhalb der
Landwirtschaft.
Land Bauern Davon MR-Mitglieder Mitglieder in %
Deutschland 300'600 193'000 64.0%
England/Wales 198'000 5'000 2.5%
Finnland 54'000 1000 1.8%
Frankreich 500'000 1'300 0.3%
Mazedonien 162'000 470 0.3%
Norwegen 45'500 17'500 38.4%
Österreich 173'000 77'000 44.5%
Schweden 90'000 5'500 6.1%
Schweiz 55'000 5'500 10.0%
Slowenien 74'700 6'200 8.3%
Ungarn 169'500 1'700 1.0%
Bayern ist nicht nur die Keimzelle der Maschinenringe weltweit, die bayerischen
Maschinenringe sind den anderen auch oft einen Schritt voraus. Seit vier Jahren sind
zum Beispiel die 73 Maschinenringe in Bayern offiziell als Beratungspartner der Land-
wirtschaftsämter anerkannt. Die MR-Betriebsberater arbeiten überregional. Sie führen
z.B. Orientierungs- und Strategieseminare in kleinen Gruppen durch, in denen sie den
Bauern die Möglichkeiten unterschiedlicher Kooperationsformen näher bringen.
Johann Habermeyer, der Leiter Beratung des Kuratoriums der bayerischen Maschi-
nen- und Betriebshilfsringe, weiss genau wo das Problem liegt: „Viele Betriebe sehen
aufgrund historisch gewachsener Wertvorstellungen den selbständigen Landwirt mit
eigener Technik als Ziel ihrer betrieblichen Entwicklungsstrategie. Das führt häufig zu
unsozialen Arbeitsbedingungen und hohen Kosten bei zu geringen Betriebsgewinnen.“
Weil die Fläche knapp ist, betrachten viele bayerische Betriebe ihre Berufskollegen
als Konkurrenten, was die Zusammenarbeit zusätzlich erschwert. Damit die Bauern
in ihren Berufskollegen Partner sehen, werden in Seminaren zahlreiche Möglichkeiten
aufgezeigt, die die Grenzen des Einzelbetriebes sprengen.
Zahlen kommen dabei nicht zu kurz. Wenn Betriebe zusammenspannen und z.B.
für 300 bis 500 ha Land die Maschinen gemeinsam nutzen schlägt sich das im Porte-
monnaie nieder. Habermeyer sagt: „Kostenersparnis in einer Grössenordnung von 200
bis 300 Euro pro Hektar sind die Regel. Dazu kommt eingespartes Investitionskapital in
Höhe von 2‘000 bis 4‘000 Euro pro Hektar, welches dann für andere Betriebsentwick-
lungen, wie zum Beispiel Stallbau, Biogas, oder Diversifizierung zur Verfügung steht.“
Quelle: Maschinen- und Betriebshelferringe, methodische Herausforderungen zum Erreichen von Veränderungen
7.1.1 MR-consult: Verbund-Beratung
MASchINENRING
LID Dossier Nr. 460 vom 4. Dezember 2013
15
7.2 Profis in ÖsterreichIn Österreich traten 1961 die ersten re-
gionalen Maschinenringe als bäuerliche
Selbsthilfevereine auf den Plan. Die ge-
nossenschaftlich organisierten Einzelver-
bände sind über Landesverbände im Bun-
desverband „Maschinenring Österreich“
als Dachverband zusammengeschlossen,
welcher 1976 gegründet wurde. 2012
zählte der Maschinenring österreichweit
77‘000 Mitglieder. Und obwohl die Zahl
der Bauern in Österreich weiterhin sank
(aktuell hat es noch 170‘000), gelang es
dem Maschinenring, seine Mitgliederzahl
im letzten Jahr nochmals leicht zu steigern
(+ 0,17 Prozent).
Die grössten Umsätze (etwa 80 %) werden
nach wie vor über den Maschinenverleih
erzielt. Daneben werden auch Serviceleis-
tungen angeboten, wie die Grünlandpflege
oder Winterdienste. Vermehrt kommt auch
der Betrieb von Bio-Energieanlagen dazu.
2012 erwirtschafteten die österreichi-
schen Maschinenringe in den drei Haupt-
geschäftsfeldern MR-Agrar, MR-Service
und MR-Personal einen Rekordumsatz von
315 Millionen Euro. Ein Teil davon ist dem
schneereichen Winter zu verdanken. Er
trieb den Umsatz im Bereich Winterdienst
auf einen Spitzenwert von 63 Millionen
Euro.
Die Mitarbeiter der Maschinenringe Österreichs profitieren von einem umfangreichen,
staatlich unterstützten Aus- und Weiterbildungsangebot. Das Angebot reicht von
Basisschulungen (um den Aufbau und die Organisation des Maschinenrings zu ver-
stehen), über Verhandlungstechniken (speziell abgestimmt auf die Dienstleistungen
des Maschinenrings), Möglichkeiten der Mitgliederwerbung, Maschinenkosten-
kalkulationen, Sekretariatsführung und rechtlichen Fragen bis hin zu einer modular auf-
gebauten Ausbildung als „Agrarkundenbetreuer“ oder als Geschäftsführer MR.
Das Angebot wird rege benutzt: Letztes Jahr nahmen die rund 800 Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeiter der österreichischen Maschinenringe an rund 900 Kursen aus dem
Bildungsprogramm teil.
Quelle: Weiterbildungsprogramm MR Österreich 2013/14
7.2.1 Weiterbildung für MR-Mitarbeiter
Ein schneereicher Winter bescherte den österreichischen Maschinenringen 2012 Rekordumsätze. Grund dafür sind die angebotenen Winterdienste. (if)
MASchINENRING
LID Dossier Nr. 460 vom 4. Dezember 2013
16
8. Literatur / Quellen / LinksErich Geiersberger: Die dritte Bauernbefreiung durch den Maschinenring, Olzog-Verlag München, 1974
„Bauern mit Erfolg – Erfolg mit Bauern“ Businessplan Dachverband Maschinenring Schweiz, Rüti 20093
Maschinen- und Betriebshelferringe, methodische herausforderungen zum Erreichen von Veränderungen Habermeyer, IALB-Tagung, Besançon 2010
Agrartechnik Tage 2011: Überbetriebliche Zusammenarbeit Ueli Straub, Agridea, 2011
Bauern im Ring Broschüre des Maschinenrings Graubünden, Cazis, 2013
Weiterbildungsprogramm 2013/14 Maschinenring Österreich, Wien, 2013
Dachverband Maschinenringe Schweiz www.maschinenring.ch
Bundesverband der Maschinenringe Deutschland www.maschinenringe.de
Maschinenringe Österreich www.maschinenring.at
Europäische Maschinenringe: Association of the European National MR-Federations (EMR e.V.) www.emr.maschinenringe.com