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BEST PRACTICE | SCHULMODELL | BUNDESLÄNDERNEWS | BEGABUNGSFOR- SCHUNG | IDENTIFIKATION HOCHBEGABTER KINDER | AUTONOMOUS LEARNER MODEL | RÜCKBLICK KONGRESS 2004 | TAGUNGEN | EXKURSIONEN | REZENSION Österreichisches Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung | Nr.9 Jan. 2005 news letter

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BEST PRACTICE | SCHULMODELL | BUNDESLÄNDERNEWS | BEGABUNGSFOR-SCHUNG | IDENTIFIKATION HOCHBEGABTER KINDER | AUTONOMOUS LEARNERMODEL | RÜCKBLICK KONGRESS 2004 | TAGUNGEN | EXKURSIONEN | REZENSION

Österreichisches Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung | Nr.9 Jan. 2005

newslet ter

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newsletter9. 01.2005. 2

Rubriken

3 Best Practice 014 Schulmodell 02

6 Schwerpunkt: Tagungen 03 16 Begabtenförderung 04

19 Begabungsforschung 0522 Berichte aus den Bundesländern 06

27 Vorschau 0728 Rezension 08

30 Literatur 0930 Info 10

Wir freuen uns, Ihnen im neuen Jahr wieder eine weitere Ausgabe unseres Newsletters präsentierenzu dürfen.Den Schwerpunkt bildet diesmal ein Rückblick auf drei Kongresse von internationaler Bedeutung zumThema Begabungs- und Begabtenförderung, die im Herbst 2004 stattgefunden haben. Den Anfang mach-te dabei die 9. ECHA-Konferenz in Pamplona, Spanien, zum Thema "Educational Technology for GiftedEducation", bei der neben 226 Teilnehmer/innen aus 35 Ländern auch 7 Vertreter/innen aus Österreichteilnahmen. Knapp einen Monat später, Anfang Oktober, organisierte die Sir-Karl-Popper Schule zum 10. TodesjahrKarl Poppers ein Symposion mit dem Titel "Wege zur Begabungsförderung". Neben philosophischenVorträgen und der Präsentation innovativer Begabungsförderungsmodelle bildeten zweifelsohne die wis-senschaftlichen und praktischen Erfahrungen von Joseph Renzulli und Sally Reis einen Hauptschwerpunktdieses Symposions.Einen wichtigen Beitrag zum Thema Begabungs- und Begabtenförderung im NaturwissenschaftlichenBereich stellte der 4. Internationale Kongress des özbf mit dem Titel "Die Forscher/innen von morgen"dar. Dabei informierten sich 368 Teilnehmer/innen aus 9 europäischen Ländern über Themen wieFörderung naturwissenschaftlicher Begabungen in der Grundschule, Möglichkeiten der Diagnostik,Gender Sensitivity sowie innovative Schul- und Unterrichtsmodelle. Ein Generalbericht von HaraldWagner zieht Resümee aus dieser Tagung.

Nach diesen rückblickenden Ausführungen möchten wir auch vorausschauend auf einige Veranstaltungenaufmerksam machen. Dazu gehört die nächste Weltkonferenz des World Council for Gifted andTalented Children in New Orleans sowie die 6. ECHA-Österreich Tagung in Graz.

Neben einer erfreulichen Vielzahl von spannenden Beiträgen finden Sie in dieser Nummer auch einensehr interessanten Beitrag von Ernst Hany, in dem er Möglichkeiten und Grenzen einer Selektion vonKindern in Spezialschulen aufzeigt. Er wirft dabei die mit der jüngsten PISA-Studie wieder sehr aktuellgewordene Frage auf, inwieweit es sinnvoll ist, Kinder allzu früh nach ihren Begabungen zu selektie-ren und in Spezialschulen zu unterrichten.

Einen Anstoß, "vor den Vorhang zu treten" sollte das Projekt "Best Practice" des özbf geben, bei demSchulen und andere Bildungsinstitutionen eingeladen werden, innovative und anregende Projekte, Kurse,sowie Schul- und Unterrichtsmodelle zur Begabungs- und Begabtenförderung zu präsentieren. Das özbfsammelt diese "Best-Practice" Modelle, stellt sie online und macht sie somit für alle Interessierten zu-gänglich und abrufbar.

Abschließend möchten wir uns wieder ganz herzlich bei all jenen bedanken, die uns mit ihren wertvol-len Beiträgen und Anregungen unterstützt haben!

Das Team des özbf wünscht Ihnen allen viel Glück und Erfolg im neuen Jahr 2005!

Mag. Dr. Waltraud RosnerGeschäftsführerin (özbf)

[email protected]

00 EDITORIAL

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"Best Practice" gilt als Bezeichnung für vorzeigbare Modelle "derPraxis", von denen man annimmt, dass sie anregend für weitere Unter-nehmungen ähnlicher Art wirken können. "Best Practice" im pädagogi-schen Verständnis betrifft anregende Modelle und Projekte von Schuleoder anderen Bildungsinstitutionen. Der hier angesprochene Bereich giltder Begabungsforschung und Begabtenförderung.

Österreich hat viele "vorzeigbare" Projekte und Modelle im Bereich derBegabungs- und Begabtenförderung aufzuweisen. Im Bericht des Euro-pean Council for High Ability (ECHA) wurde unser Land im Kreis der eu-ropäischen Referenten mit dem Sonnensymbol ausgezeichnet.

Der Austausch von praktischen Erfahrungen im Bereich Begabungs- undBegabtenförderung ist über unsere Grenzen hinaus von Bedeutung. Essollte nicht an einer Mentalität des "Nur-nicht-hervortreten-Wollens"scheitern. Wer immer nur "die anderen reden lassen" will, leistet sich(ob Grillparzer das so zum Ausdruck bringen wollte oder nicht) den un-gesunden Dienst der Selbstunterdrückung.

Eine Sammlung und Präsentation von Projekten, Kursen, Schul- undUnterrichtsmodellen zur Begabungs- und Begabtenförderung erscheintabsolut wünschenswert. Viele Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Direktor-innen und Direktoren fragen nach Beispielen aus der Praxis, die sie auf-greifen und als Anregungen nutzen möchten.

Das Österreichische Zentrum für Begabtenförderung und Begabungs-forschung - özbf - will dem Wunsch und Bedarf nach Erfahrungsaus-tausch Rechnung tragen und ruft auf seiner Homepage unter "BestPractice" dazu auf, entsprechende Modelle zu beschreiben und für eineösterreichische Dokumentation zur Verfügung zu stellen.

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01 Best Practice

Eingaben von Best Practice Beispielen können - nachVorankündigung durch das Bundesministerium für Bildung,Wissenschaft und Kultur - ab Sommersemester 2005 aufder Homepage des özbf getätigt werden.Sie sollen, nach Evaluierung durch die betreffende Schule,

durch das wissenschaftliche Betreuungsteam des özbf und durch dieBundesländer-Koordinatorinnen und -Koordinatoren für Interessierte ab-rufbar sein und für die Praxis zur Verfügung stehen.

1. Welche Modelle und Projekte sollen vorgestellt werden?

Gefragt sind Projekte und Modelle > einer begabungs- und begabtenfördernden Lernorganisation> eines kreativen, begabungsfördernden Unterrichts> einer kollegial geplanten und durchgeführten Unternehmung

zur Begabungs- und Begabtenförderung> einer innovativen Leistungsbeurteilung> einer begabungs- und begabtenfördernden Weiterbildung für Lehrer/-

innen und Erzieher/innen> einer innovativen Qualitätssicherung von begabungs- und begabten-

fördernden Maßnahmen> einer begabungsgerechten Maßnahme zur Identifizierung und Diff-

erenzierung

Es kann sein, dass es Modelle oder Projekte gibt, die nicht ausdrücklichals Unternehmungen zur Begabungs- und Begabtenförderung bezeich-net wurden (nicht als solche bezeichnet werden möchten), deren Inhaltund Orientierung jedoch dem Sinn der hier genannten Zielvorstellungenentspricht.Auch diese Projekte sollen - selbstverständlich mit Zustimmung derKolleginnen und Kollegen - in die Präsentation aufgenommen werden.

Als Grundnenner aller Unternehmungen zur Begabungs- und Begabten-förderung gelten unter anderem folgende Prinzipien: > individuelle Bezugnahme auf das Kind bzw. die/den Jugendliche/n> Förderung ihrer/seiner Person, ihrer/seiner Fähigkeiten und ihrer/sei-

ner Stärken> Betonung des Lernens als selbsttätiges, selbst reguliertes Handeln> Einbeziehung von nicht-akademischen Begabungen, von Motivation,

Kreativität und Produktivität

Grundlegende Begriffsverständnisse dazu: "Begabungsförderung" bezeichnet die Förderung (= das

Hervorbringen) der besonderen Fähigkeiten eines Menschen;Fähigkeiten können oft verborgen sein oder sogar verkannt werden.

"Begabtenförderung" bedeutet, die Person des Kindes bzw. des/derJugendlichen - z.B. sein/ihr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl- zu fördern.

"Begaben" bedeutet: mit Kindern/Jugendlichen so umzugehen, dasssie ihre Fähigkeiten selbst entdecken. Es gibt diese pädagogischeBegabung des Begabens und viele Lehrer/innen haben sie.

01 ”BEST PRACTICE”Bitte, vor den Vorhang treten

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2. Welche Kriterien sollen für die Beschreibung gelten?Entsprechende Hinweise werden auf der Homepage zu finden sein.

Grundsätzlich ist die Beschreibung eines Modells nur dann wertvoll,wenn die Unternehmung für andere "in Theorie und Praxis" nach-vollziehbar ist:> "In der Theorie" bedeutet, dass eine Aussage darüber erfolgt, warum,

in welcher Absicht und mit welcher Erwartung gerade diesesVorhaben gewählt bzw. dieser Sachverhalt aufgegriffen wurde.

> "In der Praxis" bedeutet, dass eine anschauliche und detaillierteDarstellung der Idee, der Planung und Vorbereitung und der Tätig-keiten im Lehr- und Lernfortgang gegeben wird, wobei nichts als "oh-nehin selbstverständlich" ungesagt bleiben sollte.

Die Modelle können gewissen Strukturkriterien(=Suchkriterien) zugeordnet werden:

(1) Best Practice in der Lernorganisation der Schule> als unterschiedliche Gruppierungen: z.B. äußere Differenzierung in

interessens- und/oder leistungsbezogene Gruppen> als Kooperationsformen von Bildungs- und Beratungseinrichtungen

und anderen unterstützenden Systemen> als Akzelerations-Möglichkeiten> als Enrichment-Angebote

(2) Best Practice in der Lernorganisation des Unterrichts> durch Individualisierung> durch Binnendifferenzierung> durch offenes Lernen> durch Lehrplan-Differenzierung> durch Enrichment> durch Angebote für autonomes Lernen

(3) Best Practice durch Operationalisierung der inhaltlichenAspekte

> durch differenzierte Zielsetzung in den Enrichment-Angeboten> durch gezielte Förderung unterschiedlicher Begabungen

(4) Best Practice in der Leistungsbeurteilung> durch Talente-Portfolios> durch Anrechnung von Leistungen im Rahmen von Akzeleration und

Enrichment> durch Begabungsprofile> durch Interessensprofile> durch Lernstilprofile> durch Denkstilprofile> durch Ausdruckstilprofile

(5) Best Practice in den Weiterbildungsmaßnahmen > für Lehrerinnen und Lehrer

(6) Best Practice in den Weiterbildungsmaßnahmen> für Eltern und Erzieher/innen

(7) Best Practice in der Qualitätssicherung> durch Koordination der begabungs- und begabtenfördernden Maß-

nahmen> durch projekt- und maßnahmenbegleitende Evaluation > durch Qualitätszirkel> durch Supervision

Die Leistungen österreichischer Lehrer/innen sind international aner-kannt. Das zeigen die Erfolge unserer Jugendlichen bei internationalenWettbewerben (bei den "Olympiaden" für Chemie, Physik, Mathematiketc.) ebenso wie die eingangs genannte Auszeichnung im Rahmen derEuropäischen Konferenz für Begabtenförderung.

Die vorgesehene Dokumentation "Best Practice" soll dem Ruf derBegabungs- und Begabtenförderung in Österreich gerecht werden. Siesoll mit der Darstellung von nachvollziehbaren Projekten und ModellenEltern, Lehrerinnen und Lehrern, Direktorinnen und DirektorenInformation und Anregung geben und in positiver Weise - nach einemWort von Erika Landau - den "Mut zur Begabung" wecken.

[email protected]@begabtenzentrum.at

Im Frühjahr 2002 begann im Gymnasium und WirtschaftskundlichenRealgymnasium "Maria Regina" ein intensiver Entwicklungsprozess.Tradition und Eigenart unserer Schule, Schulprofil und Leitbild sowievorhandene Personalressourcen und vorausgegangene Entwicklungs-schritte wiesen uns den Weg. Nachhaltige Schulentwicklung brauchtauch ideelle Orientierung, wenn sie über einen kurzlebigen Effekt hin-aus wirksam werden will.

Die ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung der uns anvertrautenKinder und Jugendlichen war und ist uns - wie jeder katholischen Schule- ein besonderes Anliegen. Das verlangt die Förderung aller Anlagen undFähigkeiten, ganz gleich in welcher Intensität und Ausprägung sie in derSchülerin/im Schüler grundgelegt sind, das meint die Behebung vonLern- und Leistungsdefiziten, aber auch die Optimierung des individuel-len und intellektuellen Potentials der Hochbegabten, und schließlich be-deutet es, die intellektuellen Fähigkeiten in den Kontext einer verant-wortungsbewussten Persönlichkeit zu stellen, die sich auch mitSinnfragen auseinandersetzt.

02 SCHULENTWICKLUNGDURCH BEGABTENFÖRDE-RUNG

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02 Schulmodel l

Schulversuch für die Oberstufe des wirtschaftskundlichenRealgymnasiums, der Geographie und Wirtschaftskunde sowie IKT zuechten Schwerpunktfächern ausweitet, die Schüler/innen zur Mitarbeitin einem Juniorunternehmen verpflichtet und Fragen der Wirtschafts-ethik in den Philosophie- und Religionsunterricht einbezieht.

Die Führung von koedukativen Klassen aufsteigend ab September2003 zusätzlich zu den Mädchenklassen und eine Generalsanierung desSchulgebäudes durch den Schulerhalter (Schwestern vom armen KindeJesus) komplettieren die Maßnahmen, die die Qualität des Schulstand-ortes sichern und verbessern.

Mag. Maria Kiener M.A. (Englisch, Deutsch)[email protected]

Direktorin des Gymnasiums "MARIA REGINA", 1190 Wien, Hofzeile 22

Master of Education Management (London)ECHA Diplom

Um Begabtenförderung auf professioneller Grundlage effizienter durch-führen zu können, besuchten sechs Kolleginnen bzw. Kollegen denECHA -Lehrgang 2002/03. Keine andere Wiener AHS verfügt über soviele Absolventinnen und Absolventen in ihrem Lehrkörper, was dasGelingen unseres Projekts zusammen mit einer begabungsfreundlichenLernkultur und Lernumwelt sicherstellt.

Unser ursprünglicher Plan, in jeder Schulstufe 2 Wochenstunden derBegabungsförderung zu widmen, wurde durch die Streichung vonUnterrichtsstunden auf Grund der Verordnung des bm:bwk vom Mai2003 durchkreuzt.

Seit den Projekten, die wir im Rahmen der Diplomarbeiten imSommersemester 2003 durchführten, erweitern wir ständig unserAngebot im Schwerpunkt Begabtenförderung:Derzeit bieten wir an:> Personalisierung des Lernprozesses/Unterrichtsprinzip der in-

neren Differenzierung: durch Variation von Methodik und Didaktik nach den individuellenSchülerbedürfnissen, durch die Berücksichtigung unterschiedlicherLernkanäle und Lernwege

> vielfältige offene Lernformen ( Stationenbetrieb, Freiarbeit, Team-work etc.)

> projektorientierten und fächerübergreifenden Unterricht in al-len Gegenständen und durch Sozialprojekte

> Vorbereitung auf und Teilnahme an Wettbewerben und OlympiadenWie z.B. Latein-, Chemie-, Schacholympiade, Sport- und Sprach- undMathematik-Wettbewerbe (Känguru der Mathematik)

> Vorbereitung auf den Erwerb externer Qualifikationen:CFCE (Cambridge First Certificate of English), DELF (Sprachdiplom fürFranzösisch), ECDL (Europäischer Computer-Führerschein), Unter-nehmerführerschein

> Semester- oder JahresarbeitBegabte Schüler/innen können an einem selbst gewählten fachspe-zifischen oder fächerübergreifenden Thema arbeiten und werden durcheinen Lehrer/innen betreut - ausgezeichnete Vorbereitung auf dieFachbereichsarbeit im Rahmen der Reifeprüfung

> Zusammenarbeit mit Universitäten, Expertinnen und Expertenund anderen Organisationen, Junior Academy, Symposien,Vorträge, Führungen, Teilnahme an Tagungen

> Universitätspraktikum> PLUSKURSE:

Arbeit in jahrgangs- bzw. klassenübergreifenden Kleingruppen für be-sonders Begabte/Interessierte, höheres Niveau und Lerntempo, zumTeil eigenverantwortlich in der neuen Bibliothek/dem Selbstlern-zentrum, am Nachmittag oder am (freien!) Samstag, Dauer variabelBisherige Themen:Zahlentheorie, e-learning, Der Himmel über uns, Mathematikund Kunst, Unruhige Welt, Geographie kreativ, Mentaltraining,Sologesang, Sozialarbeitskreis, Bibeltheater.

Um den neuen gesellschaftlichen, pädagogischen und wirtschaftlichenHerausforderungen zu begegnen, erarbeitete das Kollegium auch einen

Schülerinnen des Pluskurses “Der Himmel über uns” mit DI Mag. Doblhoff (ECHA Lehrerin)

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Auf der 9. ECHA-Konferenz in Pamplona konnte Präsident Prof. JavierTourón in der Katholischen Universität Navarra 226 Teilnehmer/innenaus 35 Ländern begrüßen, die insgesamt 175 Vorträge oder Präsenta-tionen mit Posters beisteuerten. Als erste Vortragende gab P. Wallacevon der Johns Hopkins University, USA, mit ihren Ausführungen zur Ein-beziehung von Computerprogrammen in den Fernunterricht unter demTitel "Virtual Learning Environments: Promises and Realities" die the-matische Richtung der Konferenz vor. Tatsächlich meldeten sich vieleRedner/innen mit interessanten Beiträgen zu diesem Bereich zu Wort.

Österreich war mit insgesamt 7 Personen vertreten: Dr. Thomas Köhler,bm:bwk, Dr. Waltraud Rosner, özbf Salzburg, Univ.-Prof. Dr. Jean-LucPatry, Univ. Salzburg, Mag. Wolfgang Hagleitner, Univ. Salzburg, Mag.Nicole Furlan, Univ. München, Mag. Inge Mautner, BG 6, Marchetti-gasse, Wien und Dr. Bernhard Seyr, LSR f NÖ.

Während Mag. Hagleitner in seiner Poster-Präsentation den SEMOKI-Klub in Salzburg thematisierte, berichtete Mag. Mautner in gekonnterManier über ihr exakt zum Motto der Konferenz passendes und preis-gekröntes Projekt mit dem Titel "Museum Online: UNESCO WorldHeritage". Die drei anderen Vorträge bewegten sich schon weg vomGrundthema; so sprach Dr. Seyr über den Einfluss von Sommerakade-mien auf die Entwicklung der geförderten Jugendlichen, während Mag.Furlan in einem mit Begeisterung aufgenommenen Referat über ihreUntersuchung österreichischer Sommerakademien informierte. Prof.Patrys ausgezeichneter Vortrag über "Values and Knowlegde Education"hatte das Konzept des mitteleuropäischen Sommercamps ARCHIMEDESzum Thema und bewegte sich damit bereits in die Richtung der näch-sten ECHA-Konferenz in Lahti, Finnland, vom 13. - 16. September2006: Values and Foundations in Gifted Education. Reflections on theEthics of Multiple Intelligences mit Chairman Prof. Kirsi Tirri.

Am 8.Oktober 2004 fand wieder der jährlicheWorkshop des özbf mit den Koordinatorinnen undKoordinatoren für Begabungs- und Begabten-förderung aus den Bundesländern statt. Bei dieserspannenden und produktiven Arbeitssitzung berich-teten die Teilnehmer/innen über die zahlreichenProjekte und Aktivitäten aus ihren Bundesländernund diskutierten über gemeinsame Anliegen.

Als gemeinsames österreichweites Anliegen wurde die Erstellung ei-ner Best-Practice Sammlung konkretisiert, bei der "vorzeigbare" Projekteund Modelle im Bereich der Begabungs- und Begabtenförderung anSchulen dargestellt und transparent gemacht werden sollen. NähereInformationen zu diesem Projekt finden Sie auf S. 3 in dieser Ausgabe.

Im Zusammenhang mit strukturellen Rahmenbedingungen, wurde beiden Kolleginnen und Kollegen aus den Bundesländern erneut die Forder-ung laut, die auf unterschiedliche Art und Weise bestehenden Bundes-länder-Koordinationsstellen aufzuwerten und in eigene, institutionali-sierte Bundesländer-"Zentren" mit entsprechenden Ressourcenumzuwandeln.

Darüber hinaus wurde eine vom özbf in Auftrag gegebene Studie zumThema Österreichische Sommerakademien und ihre Bedeutung aus derSicht der Jugendlichen vorgestellt.

Rechtzeitig zum Auftakt des Pluskurses ELCAD wurde weiters der ak-tuellste Entwicklungsstand dieses Pilotprojektes präsentiert. Vertreter/-innen des Projektteams Archimedes dagegen berichteten rückblickendüber Erfahrungen aus dem 1.Mitteleuropäischen Jugendcampus für hochBegabte im August 2004.

Die angeführten Punkte stellen nur einen Auszug aus einer Reihe vonThemenschwerpunkten, die beim Workshop bearbeitet wurden, dar.Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen für die engagierte Teilnahmeund die anregenden Diskussionen.

Mag. Dr. Waltraud [email protected]

03 BUNDESLÄNDER-WORKSHOP DES ÖZBF

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03 9. ECHA-KONFERENZEducational Technology forGifted EducationPamplona, 10.-13. Sept. 2004

Bundesländerworkshop

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03 Schwerpunkt: Tagungen

Neben den aufschlussreichen Referaten gab es zwischendurch ausrei-chend Gelegenheit, mit Teilnehmern und Teilnehmerinnen ins Gesprächzu kommen und auf diese Weise viele nützliche Informationen mitzu-nehmen.

Bei der ECHA-Generalversammlung wurde bekannt gegeben, dassUniv.-Prof. Dr. Franz Mönks, Universität Nijmegen, wieder zum Präsi-denten von ECHA gewählt wurde. Unterstützung wird er unter anderemvon zwei Österreicherinnen erhalten: Mag. Sieglinde Weyringer,Salzburg, wurde in den Vorstand gewählt, und Mag. Inge Mautner wirdim Team der ECHA-News mitarbeiten und viel über die Entwicklung inÖsterreich berichten können.

Insgesamt kann die 9. ECHA-Konferenz als sehr gelungen bezeichnetwerden, war sie doch sehr informativ, darüber hinaus geprägt von vie-len interessanten Begegnungen und motivierend für die weitere Arbeitauf dem Gebiet der Begabtenförderung.

Dr. Bernhard [email protected]

Der 4. internationale Begabtenkongress mit dem Titel " Die Forscher/in-nen von morgen" hat enormes Interesse ausgelöst. Ziel der Tagung wares, möglichst viele Ideen und Modelle zu präsentieren, die besseren ma-thematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht und eine geziel-te Förderung der Talente in diesen Fachbereichen versprechen. Europadürfe diesen wichtigen Bereich, der oft als anstrengend und schwieriggilt, nicht länger den asiatischen und amerikanischen Nachwuchs-forschern überlassen. Die Tagung war mit 368 Teilnehmerinnen und Teil-nehmern restlos ausgebucht. Schon 6 Wochen vor Beginn musste eineWarteliste für 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingerichtet werden.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus insgesamt 9 europä-ischen Staaten (dabei 125 aus Deutschland). Aus Österreich waren alleBundesländer vertreten. Alleine aus Wien und Oberösterreich waren es90 Teilnehmer. Dabei handelte es sich zum überwiegenden Teil umLehrer/innen, Schulleiter/innen, Verwaltungsbeamte aus mittleren undhöheren Ebenen bis hin zu zwei Ministerinnen (Frau Elisabeth GEHRERaus Österreich und Frau Karin WOLFF aus Hessen) und dem Staats-sekretär für Forschung (Eduard MAINONI). Eine große Anzahl vonSchulpsychologinnen und Schulpsychologen beschäftigte sich in einemeigenen Kurs mit dem Bereich der Diagnostik. Von der Anzahl der Teil-

nehmer/innen war es die größte einschlägige Konferenz im deutschspra-chigen Raum. Die Vorbereitung der Tagung begann im März 2003 miteiner kleinen Gruppe. Im Endausbau war ein Team von 14 Personen fürPlanung und Inhalt verantwortlich.

Das Programm befasste sich mit der Grundschule ebenso wie mitMöglichkeiten der Diagnostik, mit Innovationen, "Gender Sensitivity" undden Ergebnissen von Schulmodellen bzw. Modellschulen. Univ. Prof.Albrecht Beutelspacher von der Universität Gießen referierte zumThema "Faszination Mathematik". Aiga Stapf vom Psychologischen

Institut der Universität Tübingen erläuterte, wieman naturwissenschaftliche Talente früh erken-nen und fördern kann. Josef Penninger vom In-stitut für molekulare Biotechnologie der Akade-mie der Wissenschaften in Wien hielt einenVortrag über Innovation und Spitzenforschung.Ziel war es Pädagoginnen und Pädagogen Mutund Hilfe zu geben vermeintlich schwierigeFächer so zu unterrichten, dass möglichst wenigTalente verloren gehen.

Nahezu unglaublich war die Konsequenz, mit dieVortragenden und Teilnehmer/innen bei dieser Tagung zu Werke gin-gen. Alle sechzig geplanten Vorträge wurden wie vorgesehen zeitge-recht durchgeführt und waren gut besucht. Schon im Vorfeld war es be-eindruckend, dass kein Vortrag aus Krankheitsgründen bzw. einerVerhinderung storniert werden musste. So war es dann auch eine lo-gische Konsequenz, dass der Gesellschaftsabend im Urbankeller (mit ei-nem gelungenen Auftritt des Kabarettisten "Piano Paul" und seinemProgramm "Pisa, Bach, Pythagoras") eine heitere und gelungeneVeranstaltung wurde.

Die Inhalte der Tagung werden in einem Konferenzbericht öffentlich do-kumentiert. Dieser Band wird alle Kurzfassungen der Vorträge, die Zu-sammenfassung durch die Pfadleiter/innen und den Generalberichter-statter, sowie alle schriftlich übermittelten Vorträge und Präsentationenaufweisen. Die Teilnehmer/innen des Kongresses werden auf diesePublikation hingewiesen.

Bestellungen bitte unter [email protected] an dasözbf.

Mag. Gerhard [email protected]

03 “DIE FORSCHER/INNENVON MORGEN”Ein Überblick des 4. internationa-len Begabtenkongresses inSalzburg

Kongress 2004

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nahme von Lehrkräften an den Kursen zum Spezialisten für Begabten-förderung, die mit dem Diplom des European Council for High Ability(ECHA) abschließen. Dadurch wurde die Sensibilisierung und Befähigungvon vielen hundert Lehrkräften erreicht - auch zum Wohle und zumNutzen aller Schüler/innen.

Wie und wann kann man nun Talente erkennen und wie kann man siebestmöglich fördern? Darauf hat es ein beeindruckendes Spektrum anAntworten gegeben, das zeigt, mit welcher Vielfalt und mit wie vielKreativität die Lehrkräfte den Begabungen ihrer Schülerinnen undSchüler zur Entwicklung verhelfen.

Man ist sich einig, dass das Erkennen, die Anregung und Förderung sofrüh wie möglich einsetzen muss - schon im Vorschulbereich. Hier ist- zumindest in Deutschland - eine durchgreifende Aufwertung derAusbildung, der Bezahlung und des Ansehens von Erzieherinnen undErziehern von Nöten, damit sie diesen neuen Aufgaben gerecht werdenkönnen.

Man ist sich einig, dass die Begabtenförderung nur dann erfolgreich seinkann, wenn sie konsequent und kontinuierlich erfolgt -man braucht eben einen langen Atem, um aus einemwissbegierigen Fünfjährigen einen 25-jährigenWissenschaftler zu machen. Und man ist sich einig,dass die Eigenarten der Talententwicklung die permanen-te Bereitschaft und Aufmerksamkeit zur Erkennung vonbesonderer Motivation und Befähigung erfordern.Begabungsdiagnostik darf keine punktuelle Angelegen-heit sein, mit der ein für alle Mal ein Urteil gefällt wird.Lehrkräfte können dies z.B. durch immer wieder einge-streute Herausforderungen im Wege der Förderdiagnostik

oder durch die Anlage von Portfolios erreichen. In vielen Fällen aber istdie Zusammenarbeit mit Schulpsychologinnen und Schulpsychologenund die Anwendung von Tests unverzichtbar.

Von nicht geringer Bedeutung ist auch das "Schulklima" hinsichtlichBegabung und Leistung, deren Förderung und Anerkennung, das imWesentlichen von der Leitung und dem Kollegium geprägt wird. Werdenhervorragende Leistungen innerhalb und außerhalb der Schule wieselbstverständlich erwartet, begrüßt und anerkannt, dann haben sie eineVerstärkerfunktion und dienen auch als Vorbilder für Mitschüler/innen.Werden sie dagegen achselzuckend zur Kenntnis genommen, ignoriertoder gar beargwöhnt, bewirken sie das Gegenteil und fördernKonkurrenzdenken, Neid- und "Streber"-Reaktionen bei den Mitschüler-innen und Mitschülern.

Letztlich - und das zeigen insbesondere die Schilderungen von ProfessorPenninger - spielen auch Zufälle bei der Talententwicklung eine Rolle:zum richtigen Zeitpunkt dem richtigen Menschen zu begegnen, der denrichtigen Weg weist, z.B. eine begeisternde Lehrkraft, die Impulse gibt.

Ein wesentlicher und grundsätzlicher Aspekt, der auch das Erfolgsrezeptder skandinavischen Pädagogik zu sein scheint und der in zahlreichen

" Keine Gesellschaft kann es sich leisten, Hochbegabte verkümmern zulassen."

" Die Begabungsförderung steht ideologisch ausser Streit. JugendlicheBegabungen sollten so früh wie möglich gefördert werden, spielerischschon im Kindergarten."

"In der Zukunft sollte die Schulpsychologie noch intensiver in dieHochbegabtenförderung eingebunden werden."

"Jeder muss ein Recht darauf haben, bis an die Grenzen gefordert undgefördert zu werden. Das gilt für die Starken und Schwachen, die bei-de lernen müssen, Grenzen hinauszuschieben."

Diesem Thema wurde in eineinhalb Tagen in 60 Beiträgen in sieben pa-rallelen Pfaden nachgegangen. Diese Zusammenschau beruht imWesentlichen auf den Abstracts und den Ausarbeitungen der Pfadleiter.Im Folgenden greife ich einzelne Aspekte auf, die mir von besondererBedeutung sind und die zentrale Themen der Tagung waren.

"Keiner darf zurückbleiben" ist das Motto der finnischen Pädagogik undin ganz ähnlicher Formulierung: "Keiner darf verloren gehen" das Mottodes Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands, das unter anderem mitseinen Christophorusschulen auch hoch Begabte fördert. Das Motto be-zieht sich eben nicht nur auf Minder begabte, Behinderte, sozialSchwache und Angehörige von Minoritäten, sondern auch auf hochBegabte, die ein gleiches Recht auf volle Entfaltung ihrer Fähigkeiten ha-ben, dafür aber spezieller Förderung bedürfen. "Hochbegabtenförderungkann und muss auf Dauer selbstverständlicher Bestandteil des unter-richtlichen Handelns in allen Schulen werden", sagte die hessischeKultusministerin Karin Wolff - und dem ist uneingeschränkt zuzustimmen.

Voraussetzung dafür ist die Einbeziehung aller diesbezüglichen Aspektein die Lehrerbildung, sowohl in die Ausbildung als auch in die Fort-bildung. In Österreich hat es in dieser Hinsicht schon erhebliche Fort-schritte gegeben durch die konsequente staatliche Förderung der Teil-

Schäffer Burgstaller Gehrer Wolff

03 DIE FORSCHER/INNENVON MORGEN SUCHEN -FINDEN - FÖRDERNGeneralbericht

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03 Schwerpunkt: Tagungen

Beiträgen behandelt wurde, ist die frühzeitige und konsequente Er-ziehung zum autonomen Lerner, also die Vermittlung, dass die Schüler/-innen für ihre Lernsteuerung und ihre Lernergebnisse selbst verantwort-lich sind und dass sie durch geeignete Strategien zur Organisation ihrerArbeit und zur Selbstkontrolle ihrer Lernfortschritte geführt werden.

In engem Zusammenhang damit stehen die selbstbezogenen Kogni-tionen und die Attribuierung von Erfolg und Misserfolg - insbesonderebei Mädchen in den angeblich weniger "weiblichen" Fächern. Hier giltes, auch bei vielen Lehrkräften Stereotypen und Vorurteile bewusst zumachen und abzubauen.

Bemerkenswert finde ich auch die Ansätze, die Begabtenförderung mitMoral- und Werteerziehung verbinden, denn es ist unerlässlich, den(hoch-)Begabten die Verpflichtung zu vermitteln, ihre Talente auch inden Dienst der Gemeinschaft zu stellen, Verantwortung zu übernehmenund die Konsequenzen ihres Tuns zu bedenken.

Die ganze Vielfalt schulischer und außerschulischer Fördermöglichkeitenlässt sich in drei Formen gliedern, die häufig miteinander verbundensind:> Zum einen die Gruppierung, also äußere Differenzierung nach

Leistungsfähigkeit, Separierung in pull-out-Programmen, Arbeitsge-meinschaften, Sommerkursen, spezielle Klassen oder Schulen. Fürwen die Homogenisierung der Lernergruppen von Vorteil ist, wird im-mer wieder kontrovers diskutiert. Meines Erachtens gilt, dass guterUnterricht in homogenen wie in heterogenen Gruppen gemacht wer-den kann - schlechter allerdings auch.

> Die zweite Form ist das Enrichment, also die verbreiterte und vertief-te Behandlung von Unterrichtsgegenständen und die Hinzunahme vonzusätzlichen Bereichen. Dieser Ansatz ist am weitesten verbreitet undwird vielfach praktiziert.

> Schließlich die Akzeleration, also das beschleunigte Durchlaufen vonLernabschnitten (z.B. durch individualisiertes Lernen, beschleunigteund geraffte Stoffvermittlung) oder von Schulstufen (D-Zug-Klassen,Überspringen), die Teilnahme am Unterricht in einzelnen Fächern inhöheren Klassen, früh- bzw. rechtzeitiges Einschulen, der vorzeitigeBesuch von Lehrveranstaltungen an Universitäten u.Ä.

Zur Unterrichtsmethodik wurden vielfältige Anregungen vermittelt,von denen ich hier exemplarisch nennen möchte:> kreative Aufbereitung von Schulbuchaufgaben> Einbeziehung aller Sinne> Methode des sokratischen Gesprächs> Anwendung kreativer Techniken wie Brainstorming, Mind mapping,

Concept mapping> Einbeziehung der neuen Medien> fächerverbindender und fächerübergreifender Unterricht> praktische Übungen wie Experimentieren, Meinungsumfragen, Exkur-

sion, Podiumsdiskussionen> Projektarbeit> klassenübergreifender Unterricht.

Die Frage, ob man Kreativität bei Schülerinnen und Schülern tatsächlich för-dern kann, wird kontrovers diskutiert. Unstrittig ist allerdings, dass schonviel gewonnen wäre, wenn Lehrkräfte die Kreativität der Schülerinnen undSchüler nicht aktiv behindern und "Kreativitätskiller" vermeiden.

Schule kann nicht alles leisten und jedem Spezialinteresse adäquat begeg-nen, daher ist sie auf die Suche nach Kooperationspartnern angewiesen.Auch dafür gab es zahlreiche interessante Beispiele:> Kontakte zu Universitäten, Forschungseinrichtungen, Unternehmen (z.B. für

Praktika oder Jahresarbeiten)> Vorträge von Experten, die in die Schule eingeladen werden> Exkursionen> Mentorinnen und Mentoren für einzelne Schüler/innen> Einbeziehung von Wettbewerben in den Unterricht> Vermittlung in Schülerakademien.

Zum letzten Punkt sei angemerkt, dass in Deutschland alle 4.000 Schulen,die zum Abitur führen, jährlich angeschrieben werden und um die Nomi-nierung eines Schülers oder einer Schülerin zur Deutschen SchülerAkademie(akademische Sommerprogramme für hoch begabte 16-18-Jährige) gebetenwerden. Es geht nicht mehr als ein Drittel der Schulen darauf ein. Alle an-deren verschenken diese Chance, ihren Schülerinnen und Schülern ein her-ausragendes Förderangebot zu vermitteln.

Ein Thema, das gleichfalls von hoher Bedeutung ist, das aber nur selten ange-sprochen wird, betrifft die Evaluierung von Fördermaßnahmen, also die Über-prüfung und Bewertung von deren Wirksamkeit. Der dafür erforderlicheAufwand überschreitet meist die Möglichkeiten und methodischen Kompe-tenzen der Betreuer. Gleichwohl hat es hierzu aber auch Anregungen gegeben.

Tagungen wie diese dienen nicht nur dem Lernen und dem Erfahrungs-austausch, sondern auch der Ermutigung und Bekräftigung. Jenen vonIhnen, die schon erfahrene Begabtenförderer sind, wünsche ich auch weiter-hin viel Erfolg. Und jenen, für die dieser Bereich noch Neuland ist, empfeh-le ich das Motto einer Referentin: "Probieren Sie es doch einfach einmalaus!"

Dr. Harald [email protected]

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newsletter9. 01.2005. 10

Das 10. Todesjahr Karl Poppers war für die Sir-Karl-Popper-SchuleAnlass, gemeinsam mit führenden Philosophen österreichischer Uni-versitäten eine Rückbesinnung auf das Vermächtnis dieses großenÖsterreichers anzustellen und einen Reflexionsprozess hinsichtlichder Umsetzung seiner Theorien in der Philosophie der Begabungsförde-rung, wie sie an der nach ihm benannte Schule praktiziert wird, in Gangzu setzen. Wer Joseph Renzulli in seiner Forderung nach einer Mitein-beziehung des Herzens in die Definition von Begabung ("the inclusionof the human heart in the definition of giftedness", Kongress inMünster, 2003) und der Sir-Karl-Popper-Schule in ihrem Dogma von derobersten Priorität der Humankompetenz in allen begabungsförderndenInitiativen zustimmt, wird wohl auch einen gesicherten philosophischenUnterbau und eine tiefer gehende Besinnung auf die philosophisch-ethi-schen Wurzeln der Begabungsförderung als unerlässlich ansehen müs-sen.Nach der Begrüßung der in- und ausländischen Gäste durch denDirektor der Sir-Karl-Popper-Schule in seiner Eigenschaft als "Hausherr"und Veranstaltungsleiter und der feierlichen Eröffnung durch diePräsidentin des Stadtschulrats für Wien, Dr. Susanne Brandsteidl, dieebenfalls auf das Wirken und die Bedeutung Karl Poppers Bezug nahm,wurde der restliche erste Halbtag des Symposions durch zwei einschlä-gige Vorträge (Univ.-Prof. Dr. Erhard Oeser, Universität Wien: "Auf derSuche nach einer besseren Welt: Leben und Werk von Karl Popper" undUniv.-Prof. Dr. Gerhard Zecha, Universität Salzburg: "Lernen aus Fehlern:pädagogische und ethische Folgerungen") sowie ein abschließendesPodium (geleitet von Dr. Renate Wustinger) mit Publikumsdiskussionausgefüllt. Am Abend des 2. Tages wurde der philosophische Ansatz ab-gerundet durch einen Vortrag von Univ. Prof. Dr. Jean-Luc Patry, unter-stützt durch eine Präsentation von Mag. Nicole Furlan (beide von derUniversität Salzburg) zum Thema "Poppers Theorien und die Arbeit mithoch Begabten".Neben dem historisch (10. Todesjahr) und inhaltlich (Notwendigkeit ei-nes philosophisch-ethischen Fundamentums) bedingten Bezug aufPopper gab es aber für die Sir-Karl-Popper-Schule einen weiterenGrund, zu einem gesamtösterreichischen und internationalen Gedanken-austausch einzuladen: Nach dem dritten erfolgreichen Durchlauf einesJahrgangs hoch Begabter durch die gesamte Oberstufe bis hin zum bril-lanten Maturaabschluss im Juni 2004 schien es an der Zeit, eineZwischenbilanz zu ziehen und die Ergebnisse der bisher geleistetenArbeit der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Gleichzeitig bot sichauch die Gelegenheit, den Status quo der Begabungsforschung zu er-heben, bestehende Kontakte zu vertiefen und gängige Theorien undTrends einem kritischen Vergleich zu unterziehen. Die Hoffnung, dass von einer derartigen durch wissenschaftlich-kriti-schen Input führender Experten gestützten Ideenbörse wesentlicheImpulse für das österreichische Schulwesen ausgehen würden, konn-

te prinzipiell erfüllt werden. An umsetzba-ren Anregungen mangelte es wahrlichnicht (der Leiter des Sächsischen Landes-gymnasiums St. Afra in Meißen, das mitder Sir-Karl-Popper-Schule in einer engenPartnerschaft in der Weiterentwicklungeiner begabungsfördernden Pädagigik

verbunden ist, Dr. Werner Esser, brachte es in seiner schriftlichenRückmeldung auf die plakative Formulierung "eine Perlenkette - mit einpaar Plastikperlen"); es wird jetzt an den 168 Teilnehmerinnen undTeilnehmern (aus fast allen Bundesländern Österreichs, ausDeutschland, den Niederlanden, der Slowakei und den USA) liegen, alsMultiplikatoren in ihren jeweiligen Bereichen für die Verbreitung die-ses Ideenpotentials zu sorgen. Die Sir-Karl-Popper-Schule wird sich jedenfalls auch in Zukunft nicht da-mit begnügen, ausgetretene Pfade zu beschreiten, sprich, routinemä-ßig erfolgreiche Arbeit mit hoch Begabten zu leisten, sondern wird imengen Zusammenwirken mit dem schon zitierten St. Afra Gymnasiumund dem Deutschhaus Gymnasium, Würzburg, mit dem sie eine bereitsdreijährige gemeinsame Schulentwicklungsinitiative verbindet, immerneue "Wege zur Begabungsförderung" suchen, kritisch selektieren, wei-ter entwickeln und propagieren. In direkter Fortsetzung der auf demSymposion geleisteten Vorarbeit wird sich eine gemeinsame Arbeits-tagung im kommenden Jahr, in die weitere Schulen aus anderen euro-päischen Ländern, die in ähnlicher Weise unterwegs sind, zumMitgestalten eingebunden werden sollen, mit der dreigegliedertenThematik der Rolle der Person, der Leistung und schulischer Strukturenin der Begabungsförderung auseinandersetzen. Nach dem ersten Halbtag des Symposions (Montag Nachmittag), derdem philosophischen Unterbau gewidmet war, wurde der Themen-wechsel, den der 2. Tag brachte, auch nach außen hin durch eine lau-nige Ansprache von Dr. Bernhard Görg eingeleitet. In aller Kürze schil-derte er die Entstehungsgeschichte der Sir-Karl-Popper-Schule,angefangen von seiner ursprünglichen Idee, "begabte Schüler mit be-gabten Lehrern zusammen zu bringen", über die positive Reaktion KarlPoppers, dem er noch im Jahr 1993 in London diese Idee vortrug, bishin zur eigentlichen Gründung der Schule im Herbst 1998.Den gesamte Rest des Tages bestritten mit einer physischenGewaltleistung Joseph Renzulli und seine Gattin Sally Reis (beide vonder University of Connecticut) im Alleingang, indem sie ein Panoramaihrer eigenen praktischen Erfahrungen und der Entwicklungen desletzten Jahrzehnts boten - eine wahre Fundgrube an Anregungen für dasösterreichische Schulwesen von der Grundschule bis zur höherenSchule.Der etwas lockerere Zeitplan des 3. Tages (Mittwoch) bot den verblie-benen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zwischen den einzelnen Vor-trägen noch ausreichend Gelegenheit zur Diskussion, zur Kontaktnahmemit Schülerinnen und Schülern der Sir-Karl-Popper-Schule und Elternhoch begabter Schüler und zum nationalen und internationalenIdeenaustausch. Die Vorträge befassten sich mit den Themen"Selbstbestimmung der Motivation" (Dr. Almuth Wendt, Franziska-nisches Bildungswerk), "Hoch begabte Schülerinnen und Schüler - an-ders als die anderen?" (Dr. Sabine Rohrmann, Bildungsberatung und

03 “WEGE ZUR BEGABUNGS-FÖRDERUNG”Bericht vom Symposion in der Sir-Karl-Popper-Schule in Wien (4. - 6. Okt. 2004)

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03 Schwerpunkt: Tagungen

Begabungsförderung), "Das Begabungsförderungsmodell am StedelijkGymnasium Nijmegen" (Dr. Miriam Groensmit, Stedelijk GymnasiumNijmegen), "Integrative Begabungsförderung in der Sekundarstufe I" (Dr.Günter Schmid, Sir-Karl-Popper-Schule) und "In alle Himmelsrichtungenoder an einem Strang - Workshop zum Thema Zusammenarbeit Eltern- Lehrer - Schüler" (Dr. Almuth Wendt).Die im Folgenden wiedergegebenen Abstracts mögen all jenen, die ander Teilnahme verhindert waren, einen kleinen Eindruck von den ver-mittelten Inhalten liefern.

Univ.-Prof. Dr. Erhard Oeser (Universität Wien):Auf der Suche nach einer besseren Welt. Leben und Werk von

Karl Popper (1902 - 1994)Poppers wissenschaftliches Lebenswerk lässt sich am besten mit sei-nen eigenen Worten charakterisieren, die er vor mehr als 20 Jahren alsTitel eines Vortrages in Alpbach gewählt hat. Denn "Die Suche nach ei-ner besseren Welt" war sein Lebensziel: Sowohl die Welt der wissen-schaftlichen Erkenntnis, die er durch seine kritische Methodologie zuverbessern suchte, als auch die soziale Welt der menschlichenGesellschaft, die er allein in der offenen Gesellschaft der westlichenDemokratien realisiert sah.In diesem Vortrag wird gezeigt, auf welch konsequente Weise Popperin seinem eigenen Leben den von ihm selbst aufgestellten Grundsätzender kritischen Überprüfung und der persönlichen Freiheit gefolgt ist.

Univ.-Prof. Dr. Gerhard Zecha (Universität Salzburg):Lernen aus Fehlern: pädagogische und ethische Folgerungen

Von Natur aus strebt der Mensch nach sicherem Wissen, das er zumÜberleben braucht; von Natur aus macht aber jeder Mensch auch Fehler.Daraus ergibt sich die Frage: Wie kann man am besten Fehler überwin-den, um das Überleben optimal zu gestalten? In diesem Vortrag wer-den zwei verschiedene Antworten einander gegenüber gestellt: Die tra-ditionelle (klassische) Antwort: Der Philosoph oder Wissenschaftlerbemüht sich um absolut sicheres Wissen. Wenn er dieses hat, dann sindkeine Fehler mehr möglich. Daher soll sich jeder von uns bemühen, einExperte oder eine Wissensautorität zu werden, um Fehler zu reduzie-ren. Hat jemand den Status einer Wissensautorität erreicht, dann be-folgt er ganz bestimmte ethische Prinzipien, in der Folge auch didakti-sche Richtlinien, wenn er in der Lehre tätig ist. - Die kritisch-rationaleAntwort (von Karl Popper) lautet hingegen: Es gibt kein absolut siche-res Wissen, denn jeder Mensch macht immer wieder Fehler. Auch ausdieser Einsicht folgen einige ethische und pädagogische Richtlinien, dievor allem zur intellektuellen Bescheidenheit, aber auch zur Vorsicht undzur dauernden Fehlersuche aufrufen.

Univ.-Prof. Dr. Jean-Luc Patry (Universität Salzburg):Poppers Theorien und die Arbeit mit hoch Begabten

"Alles Leben ist Problemlösen" ist der Titel eines der letzten Bücher vonKarl R. Popper. Das gilt insbesondere auch für das Lernen. Dem trägtder konstruktivistische didaktische Ansatz Rechnung. In besonderemMaße gilt dies für das Programm "Kombination von Moral- und Wert-erziehung und Wissenserwerb" (Values and Knowledge EducationVaKE): Ausgegangen wird von einem moralischen Dilemma ("Problem"

in der Terminologie von Popper). Um die verschiedenen anstehendenWerte diskutieren zu können, bedarf es Informationen, von denen ei-nige sich als gültig, andere als unnütz erweisen - letztere werden (ineinem Schritt, den wir "Viabilitäts-Check" genannt haben) eliminiert. Eszeigt sich, dass begabte Schülerinnen und Schüler mit dieser Art derProblemlösung im Lernen besonders gut umgehen können. Im Vortragwerden die theoretischen Grundlagen des Ansatzes sowie Erfahrungenim Rahmen einer Sommerakademie für Begabte aus Mitteleuropa imSommer 2004 dargestellt. Damit wird eine Brücke zwischen der Theorie(einerseits Poppers Ansätze, andererseits Prinzipien der Begabten-förderung) und der Praxis (Realisation der Begabtenförderung) geleistet.

Univ.-Prof. Dr. Joseph Renzulli, Univ.-Prof. Dr. Sally Reis (University of Connecticut):

"What Makes Giftedness and How Do We Develop It in Young People?"

"The Underachievement of Gifted and Talented Students"Underachievement of gifted students is one of the most frustrating is-sues that teachers encounter. What causes underachievement? How canparents and teachers help develop talents in students who underachie-ve in school but not in creative outlets outside of school? What inter-ventions work for what types of underachievement? How can we mo-tivate gifted students to achieve? These and other questions will beexplored in this keynote.

"Meeting the Special Needs of Gifted Females"What kinds of decisions do talented females make? At which stages du-ring one's lifetime are these decisions made? How can parents and tea-chers help develop gifts and eliminate obstacles in young girls? Theseand other questions, as well as possible solutions, will be explored inthis session.

"The Schoolwide Enrichment Model"This session will provide an overview of The Schoolwide EnrichmentModel, and specific strategies for implementing the model in a varie-ty of schools with students of different ages and demographic bak-kgrounds. The model, which is based on more than 20 years of researchand development, is a comprehensive system for infusing "high-end le-arning" into total school improvement efforts while simultaneously chal-lenging high achieving students. Specific strategies include the deve-lopment of Total Talent Portfolios, Curriculum Modification Techniques,and Enrichment Teaching and Learning.

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Univ.-Prof. Dr. Sally Reis, Univ.-Prof. Dr. Joseph Renzulli

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"Why Gifted Programs Based on the Schoolwide Enrichment ModelMake a Difference in the Lives of Students"Several recent studies provide compelling evidence about the differen-ce that gifted programs make in the lives of children and youth. This key-note presents exciting evidence that gifted programs can profoundly in-fluence the lives of our students and suggests ways to help studentsdevelop their gifts and talents by focusing on their strengths and inter-ests.

"Organizing and Developing a Schoolwide Enrichment Program"> High Standards and advanced levels of academic challenge for all stu-

dents to help compensate for "dumbed down" curricular materials thatover-emphasize drill and practice

> A flexible approach to curriculum modification to accommodate in-dividual needs within outcome and mastery based models

> Replacement of the traditional remedial method for low achieving stu-dents with an enrichment approach that has been used successfullyfor years with higher achieving students

> Development of motivation, creativity, thinking skills, and coopera-tiveness by taking student interests and learning styles into conside-ration

> A hands-on approach to enrichment that focuses on the use ratherthan assimilation of information and the student's role as a first-handinquirer

> A guarantee of faculty ownership and involvement through a compre-hensive planning process that includes teachers, administrators, andspecialists

Dr. Almuth Wendt:Selbstbestimmung der Motivation

In der Selbstbestimmungstheorie der Motivation stellen Deci und Ryan(1993, 2000) heraus, dass alle Menschen nach Entwicklung streben.Gleichzeitig räumen sie Umgebungsfaktoren großen Einfluss ein, siekönnen die menschliche Entwicklung anstoßen und unterstützen, aberauch behindern und lahm legen. Neben physiologischen Bedürfnissen und Emotionen sorgen vor allemdie drei psychologische Basisbedürfnisse: Kompetenz, Autonomie undBeziehung für die notwendige motivationale Energie. Beinahe 30 Jahreintensiver empirischer Forschung unterstreichen, dass sowohl Schüler-innen und Schüler als auch Lehrerinnen und Lehrer am effektivsten ler-nen und arbeiten, wenn diese Bedürfnisse zufrieden gestellt sind. Dabeigilt es, das rechte Gleichgewicht zu finden. Kompetenz lässt sich sehrgut mit informativem Feedback unterstützen. Autonomie hängt sehr starkan der persönlichen Relevanz, die der Einzelne in anstehenden Aufgabenerkennt. Beziehung erfordert immer wieder die Abstimmung aufeinan-der. Aus den vielfältigen Forschungsergebnissen heraus werden prak-tische Konsequenzen für einen begabungsfördernden Unterricht aufge-zeigt.Die praktische Umsetzung dieser theoretischen Erkenntnisse erleichtertdas Video-School-Training®. Es konzentriert sich auf gelungeneKontakte zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern, aberauch der Schülerinnen und Schüler untereinander. Die Grundlage bil-den Videoaufnahmen aus dem Unterricht. Sie werden analysiert und füreine Rückschau mit der Lehrkraft und/oder der Klasse vorbereitet. Die

Arbeit mit den positiven Bildern führt zum Lernen am eigenen Erfolg,ist somit informatives Feedback zur eigenen Kompetenz und zu denKompetenzen der Schüler/innen. Erste empirische Ergebnisse ausHolland (van Empel & van den Veen, 2001) zeigen, dass nach einemVideo-School-Training die positive Aufmerksamkeit der Lehrkräfte fürdie Schüler/innen zunimmt und es ihnen besser gelingt, sich auf dieZiele und Bedürfnisse ihrer Schüler/innen abzustimmen.

Dr. Sabine Rohrmann:Hoch Begabte Schülerinnen und Schüler

- Anders als die anderen?Die aktuelle Diskussion um Hochbegabung bewegt sich zwischen zweiExtremen: Hoch Begabte sind vom Schicksal begünstigte Personen, diegut angepasst und erfolgreich sind - Hoch Begabte sind besonders pro-blembeladene, schwierige und beeinträchtigte Personen, die besonde-re Unterstützung benötigen.Sind hoch begabte Kinder und Jugendliche wirklich so anders als an-dere, und brauchen sie eine besondere Pädagogik? Ausgehend von mo-dernen Konzeptionen von Hochbegabung sollen zunächst verschiedenepsychische Auffälligkeiten und Schwierigkeiten angesprochen und di-skutiert werden. Mit einer Erörterung möglicher Ursachen dieserSchwierigkeiten sollen auch die Probleme betrachtet werden, die erstaus der Etikettierung als "hoch begabt" entstehen können. Vor diesemHintergrund werden Konsequenzen für die Begabtenförderung entwik-kelt.

Dr. Miriam Groensmit (Stedelijk Gymnasium Nijmegen):Das Begabungsförderungsmodell

am Stedelijk Gymnasium NijmegenDas Stedelijk Gymnasium Nijmegen umfasst sechs Lehrjahre mitSchülerinnen und Schülern von 12 - 18 Jahren. Hoch begabte Schüler/-innen dürfen die Klasse während des Unterrichts verlassen, um ein ei-genes Thema zu untersuchen. Sie präsentieren sich in einem Jahrmarktam Ende des Schuljahres.Ab 15 Jahren dürfen sie an der Universität reguläre Vorlesungen besu-chen und mit den Studenten gemeinsam Prüfungen ablegen.Für Versager / Underachiever haben wir zwei Programme, teils noch inEntwicklung.

Dr. Günter Schmid:Integrative Begabungsförderung in der Sekundarstufe I -

Erkenntnisse aus der Sir-Karl-Popper-SchuleBegabungsförderung in homogenen Gruppen einerseits und heteroge-ne Begabungsförderung durch individuelle Berücksichtigung partiellerbesonderer Begabungen andererseits schließen einander nicht aus, son-dern ergänzen einander. Die geschützte Umgebung des "Versuchslabors"(homogene Begabungsförderung) verfolgt den Zweck der systematischenEntwicklung einer spezifischen Begabten-Didaktik; sie macht mehr Sinnin der Oberstufe (Sekundarstufe II), in einem Lebensalter der Lernenden,in dem die zunächst noch verschwommene Begabungslage der prä pu-bertären und pubertären Jugendlichen bereits stabilisiert ist. Daher beschränkt sich die Sir-Karl-Popper-Schule, die sich als ein der-artiges Entwicklungslabor versteht, bewusst auf die Oberstufe, während

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03 Schwerpunkt: Tagungen

sich das Wiedner Gymnasium, in das die Sir-Karl-Popper-Schule alsOberstufen-Sonderform eingegliedert ist, als "Regelschule" - insbeson-dere an der Unterstufe - der integrativen Begabungsförderung widmet. Beiden Varianten gemeinsam ist die Tatsache, dass sie nicht primär aufder systemisch-strukturellen Ebene stattfinden, sondern eine pädago-gische Haltung darstellen. Es geht dabei um einen Paradigmenwechselvom Fokus auf das Lehren zum Fokus auf das Lernen und erfordert vorallem einen neuen Lehrertypus. Wie sich diese Erkenntnisse aus sechsjähriger Entwicklungsarbeit in derSir-Karl-Popper-Schule auf die Unterstufe anwenden lassen, wird ankonkreten Beispielen aus dem Angebot des Wiedner Gymnasiums illu-striert.

Dr. Almuth Wendt:In alle Himmelsrichtungen oder an einem Strang?

An der Begabtenförderung sind unterschiedliche Personen abwechselndund miteinander beteiligt. Auch in Abwesenheit nehmen Einzelnedurchaus Einfluss auf die Situation. Die Kooperation zwischen Eltern,Schule und hoch begabten Kindern, Jugendlichen fordert alle Beteiligtengleichermaßen heraus. In diesem Workshop wird die Dynamik derKooperation aufgezeigt, bevor die tieferen Schichten der Kooperationbeispielhaft betrachtet werden. Abschließend werdenHandlungsmodelle vorgestellt, die bereits erprobt wurden, um sie ge-meinsam zu diskutieren und weiterzuentwickeln.

Dr. Günter [email protected]

Am Tage der Ankunft wurden alle im ICBF, dem Internationalen Centrumfür Begabungsforschung in Münster von Dr. Christian Fischer, herzlichbegrüßt. Er stellte das Zentrum und dessen Aktivitäten und Betätigungs-felder vor:> Begabungsforschung:

Erforschung der Denkstrukturen und Lernstrategien und derEntwicklungs- und Lernbedingungen in Familie, Schule und Peer-Group, die Evaluation von Projekten und Programmen zur Begabten-förderung

> Begabtenförderung:umfassende Förderdiagnostik, auch von Kindern mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten und mit Lernschwierigkeiten

> Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern

Vorträge von Frau Liebert-Koob, einer Psychologin, und von DorothéeBrauner und Dr. Margarethe Helfen, den Koordinatorinnen der Begabten-förderung der Bezirksregierungen Münster und Arnsberg, über Konzepteund Erfahrungen von Schulaufsicht im Bereich besonderer Begabungenund der Zusammenarbeit im Netzwerk. Multiplikatoren, Arbeitskreise,Partner, andere Institutionen und Kooperationsverbünde folgten darauf.Die Zusammenarbeit mit den Schulen umfasst das Beratungskonzeptrunder Tisch zur Schulentwicklung, die Umsetzung von Förderempfehl-ungen zur Unterrichtsentwicklung, die Einbindung von Fortbildungen unddie schulprogrammatische Entwicklung von Schulen (grundlegendeKonzepte und sonderpädagogische Begabtenmodelle).An den nächsten beiden Tagen standen wahlweise insgesamt sechsSchulbesuche in einer Grundschule und in fünf Gymnasien auf dem

Programm.In der Ludgerusschule, einer integrati-ven Ganztagsschule, die am Schul-versuch "selbständige Schule" teil-nimmt, wurde den Volksschullehrer-innen und Volksschullehrern Möglich-keiten zu Hospitationen geboten. "Ex-pertenvorträge" von Kindern aus demdritten und vierten Schuljahr (Forder-

Förderprojekt für Kinder mit besonderen Begabungen) und Vorträge derSchulleiterin Gabriele Langkamp und der zuständigen Lehrerin fürBegabtenförderung Monika Kaiser-Haas zum Thema "Individuelle Lern-möglichkeiten: Vom freien Schreiben zur Expertenarbeit" waren imAnschluss an der Reihe.Die Fachleute für Begabtenförderung an den weiterführenden Schulen(am Schillergymnasium Schulleiter Hartmut Höfermann und MechthildMüller, am Annette-von-Droste-Hülshoff Gymnasium SchulleiterDr.Arnold Hermans, Helga Möllenbrink, Beate Dreseler und AnnegretIllner, am Wilhelm-Hittorf Gymnasium Schulleiter Manfred Lötgeringund Monika Konrad, am Geschwister- Scholl-Gymnasium SchulleiterHeinz Beumer und Sabine Badde und an der Marienschule Schulleiter

Die vorgesehene Exkursion für die derzeit in Ausbildung stehendenECHA-Lehrer/innen Niederösterreichs führte vom 26. bis 30. September2004 erstmals ins norddeutsche Münster (Nordrhein-Westfalen).24 Lehrer/innen aus Pflichtschulen, AHS und BHS nahmen unter derLeitung von Fachinspektor HR Dr. Bernhard Seyr, dem Koordinator derBegabtenförderung im LSR, und Frau VL Petra Summer, seinerAssistentin, daran teil.Das äußerst dicht gedrängte Programm, zusammengestellt mithilfe vonFrau Dorothee Brauner von der Bezirksregierung Münster, gewährlei-stete einen umfangreichen und sehr interessanten Einblick in die dif-ferenzierten Formen der Begabtenförderung in Münster.

03 ECHA - NIEDERÖSTERREICHEXKURSION NACH MÜNSTER

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sen die Festredner/innen, unter ihnen der Amtsführende Präsident desLandesschulrates für Salzburg, Prof. Mag. Herbert Gimpl, und Dr.Thomas Köhler aus dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaftund Kultur sowie Landeshauptfrau Mag. Gabi Burgstaller, die dieEröffnungsrede hielt, auf den besonderen Stellenwert der Begabten-förderung und Begabungsforschung hin.

"Begabung - nützlich, unerheblich oder schädlich für Erfolg im Leben?"lautete der Titel des Vortrags von Herrn Univ.-Prof. Dr. ChristophPerleth von der Universität Rostock. Er überzeugte das Publikum, dassbei aller herausragender Leistung eine gehörige Portion Übung dabeisein muss.

Der Festakt wurde vom Vokalensemble BORGBad Hofgastein und von STOMP Bad Hof-gastein musikalisch umrahmt. AuchLiteraturliebhaber/innen kamen auf ihreRechnung: die Schülerinnen Stefana Ilic, 17Jahre alt, und Stefanie-Evita Wehlend, 9Jahre alt, begeisterten das Publikum mitLesungen aus ihren selbst verfasstenGedichtsammlungen. Schülerinnen der HBLAAnnahof Salzburg rundeten den Festakt miteinem hervorragend gestalteten Buffet ab.

Im Anschluss an die feierliche Eröffnung konnten sich die Besucher/in-nen in zahlreichen Vorträgen, Vorführungen, Ausstellungen und Info-Points ein umfassendes Bild von den vielfältigen Aktivitäten zurBegabtenförderung und Begabungsforschung machen.

In Impulsreferaten mit anschließender Diskussionsmöglichkeit be-schäftigte sich Univ.-Prof. Dr. Christoph Perleth mit den Thema"Diagnostik von Intelligenz und Begabung" und mit den Fragen "Wie för-dere ich die intellektuelle Begabung meines Kindes?" sowie "Kann manKreativität fördern?"

Ein RückblickAm 7. Oktober 2004 fand der Tag der offenen Tür des ÖsterreichischenZentrums für Begabtenförderung und Begabungsforschung (özbf) statt.Das özbf-Team, Vertreter/innen aus den Bundesländern, Lehrer/innenund Schüler/innen boten allen Interessierten die Gelegenheit, sich ei-nen aktuellen Überblick und einen praxisnahen Einblick in verschieden-ste Modelle der Begabtenförderung in Österreich zu verschaffen.

Am Beginn des Tages der offenen Tür stand eine feierliche Eröffnung.Zahlreiche Festgäste, Vertreter/innen der Schulaufsicht und Schulleiter/-innen waren der Einladung gefolgt. In Grußworten und Ansprachen wie-

03 TAG DER OFFENEN TÜRÖsterreichisches Zentrum für Begabten-förderung und BegabungsforschungBegabtenförderung zum Anfassen

Rudolf Deneke und Uschi Westphal) stellten ihre Drehtürmodelle undFörderkonzepte in Theorie und Praxis vor, wie beispielsweiseSchnupperspringen, Akzeleration, Mathewerkstatt, 13 plus-Programm,Junior-Uni, Kooperationsvertrag-Fachhochschule u.a.Ausreichend Zeit wurde den Gesprächen mit betroffenen Schülerinnenund Schülern und dem Erfahrungsaustausch mit den einzelnen Lehrerneingeräumt.Am letzten Nachmittag rundeten Vorträge über "Kreativität - ein inte-gratives Konzept in der Begabtenförderung" und Reflexionen /Austausch unter dem Stichwort "Underachiever" das interessanteProgramm ab.Ein herzliches Danke an alle beteiligten deutschen Kollegen undKolleginnen für das besondere Engagement und die vorbildlicheKooperation sei hier eingefügt.Alle Teilnehmer/innen waren vom Dargebotenen und Gesehenen sehrbeeindruckt und konnten viele neue Anregungen, Impulse und Ideen fürihre Arbeit mit nach Hause nehmen.Einzige Wermutstropfen waren die lange und anstrengende Bahnfahrtsowie der zeitlich sehr eng begrenzte Rahmen, der kaum Zeit für ein kul-turelles Zusatzprogramm (z.B. eine ausführliche Stadtbesichtigung) bot.Die Einladung zu möglichen Gegenbesuchen in SchulenNiederösterreichs und Wiens wurde ausgesprochen, auch zur Teilnahmedeutscher Schüler/innen an den Kursen der Sommerakademien für(hoch) begabte Kinder und Jugendliche in Niederösterreich im Jahre2005.Damit sollen die bestehenden und neu geknüpften Kontakte undBeziehungen für eine fruchtbare Zusammenarbeit auf dem Gebiet derBegabtenförderung weiter gepflegt werden.

Petra Summerüber: [email protected]

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Tag der offenen Tür

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04 Schwerpunkt: Tagungen

Schüler/innen zeigten gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern,was sie in ihren Kursen und Programmen zur Begabtenförderung undBegabungsförderung erarbeitet hatten. Die Palette an Schulformen wargroß. AHS-Schüler/innen aus dem vom PI-Salzburg organisierten Plus-Kurs Physik zeigten Versuche aus dem IYPT (International YoungPhysicists Tournament), Schüler/innen der Landesberufsschule 4 fürElektro- und EDV-Technik aus dem Plus-Kurs Cisco CCNA Certificat in-formierten über den aktuellen Stand der Netzwerktechnik und fürKinder von 6 - 14 Jahren bot der SEMOKI-Klub ein ganz spezielles"hands-on" Angebot: "Mikroskopieren. Welche Komposttierchen wim-meln unterm Mikroskop?" - um nur einige wenige Punkte aus dem reich-haltigen Programm zu nennen. Das Spektrum der teilnehmenden Plus-Kurse, die allesamt vom PI-Salzburg organisiert werden, reichte vonSprachen (wie Russisch und Spanisch) über eine Foto- und Holo-grammausstellung bis hin zum Kurzfilm. (Nähere Informationen unter:www.begabtenzentrum.at)

Vertreter/innen aus den Bundesländern Oberösterreich, Steiermarksowie Wien präsentierten und berieten über die Aktivitäten in ihrenBundesländern und standen für Auskünfte und Fragen persönlich zurVerfügung. Neben den Bundesländerkoordinatorinnen und -koordinato-ren waren ebenfalls vertreten: der Verein Stiftung Talente ausOberösterreich, das Steirisches Zentrum für Begabten- und Begabungs-förderung und das Kompetenzzentrum für Begabungsförderung imStadtschulrat für Wien.

Am özbf Info-Point konnten sich die Besucher/innen Informationen auserster Hand zu folgenden Punkten holen:> Beratung: Kinder, Jugendliche, Eltern, Lehrer/innen> Begabungsdiagnostik> Pilotprojekte und Förderprogramme> Internationale Kongresse> Fortbildung> Schulentwicklungsprojekte

Das özbf Team stand zur Beantwortung der Fragen der Besucher/innenpersönlich zur Verfügung. Der wissenschaftliche Beirat hatte darüberhinaus in Zusammenarbeit mit der Dombuchhandlung (www.dombuch-handlung.com) einen Büchertisch zum Thema Begabtenförderung undBegabungsforschung zusammengestellt.

Mag. Dr. Waltraud Rosner, Geschäftsführerin des özbf, unterstrich inihrer Begrüßungsrede das Recht jedes Schülers/jeder Schülerin, ent-sprechend seinen/ihren Begabungen und Talenten gefördert zu werden.Das am Tag der offenen Tür präsentierte breit gefächerte Angebot derösterreichweiten Aktivitäten zur Begabtenförderung und Begabungs-förderung bot allen Interessierten, betroffenen Schülerinnen undSchülern, Eltern, Lehrerinnen und Lehrern hierzu eine Vielzahl vonInformationen, Hilfestellungen und Impulsen.

Mag. Dr. Christian [email protected]

Stomp / BORG Bad Hofgastein und zahlreiche Zuschauer/innen

Reges Interesse am ELCAD - Stand

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Das gegliederte Bildungssystem, an dem verschiedene europäischeStaaten trotz der scharfen Reformdiskussion in den 70-er Jahren desletzten Jahrhunderts festhalten, ist seit den Ergebnissen der PISA-Studien und ihrer - oft unzulässigen - Interpretation erneut unterBeschuss geraten. Eine frühe Aufteilung der Schüler/innen in akade-misch anspruchsvollere und anspruchsärmere Schulformen würde vorallem Unterschiede der Bildungssozialisation, nicht der eigentlich be-deutsamen Fähigkeiten und Eignungen berücksichtigen und so dieChancengleichheit für die Bildungslaufbahn erheblich verletzen (Arbeits-gruppe Internationale Vergleichsstudie, 2003). Auch wenn besonneneForscherinnen und Forscher warnen, die rein deskriptiven Ergebnisse derinternationalen Vergleichsstudien kausal zu interpretieren (z. B. Baumert& Artelt, 2003), und darauf hinweisen, dass die Folgen von Veränder-ungen der bestehenden Schulsysteme unkalkulierbar seien, empfehlenverschiedene Gremien und Institutionen die längere gemeinsameUnterrichtung von Schülerinnen und Schülern, möglichst bis zur 6. oder8. Jahrgangsstufe.

Vor diesem Hintergrund haben es Spezialschulen besonders schwer,wenn sie dafür plädieren, Kinder bereits nach der vierten Jahrgangs-stufe in eine Schulform mit hohen Ansprüchen einzuschulen. In Deutsch-land muss man dabei berücksichtigen, dass sich das Gymnasium in denletzten Jahrzehnten immer größeren Schüleranteilen geöffnet und sei-nen Charakter als Eliteschule vollständig verloren hat. Deshalb sind hierdie Forderungen, den besonders begabten Schülerinnen und Schülerneine anspruchsvollere Lernumgebung als das reguläre Gymnasium an-zubieten, durchaus nachvollziehbar. Dennoch bleibt die Frage, mitwelcher Treffsicherheit es überhaupt möglich ist, außergewöhnlicheBegabungen bereits im Alter von zehn Jahren zu erkennen, und die zwei-te Frage, wie stabil denn solche Begabungsbesonderheiten über dieJahre sind. Nur wenn Begabungsunterschiede stabil und zuverlässig zuerkennen sind, kann man es rechtfertigen, Kinder früh zu selegieren undseparat von anderen Schülerinnen und Schülern zu fördern.

Zwei Ansätze der HochbegabtenförderungBedenken muss man dabei, dass die Begabtenförderung von zwei völ-lig unterschiedlichen Begabungs- und Förderkonzepten ausgeht. Die eineSeite sieht Begabung als genetisch verankert, als stabil ausgeprägt undals Grundlage jeder Lern- und Leistungsentwicklung; die andere Seitesieht die Lernfähigkeit eines Kindes als dynamisches Potential, das si-tuativ angeregt werden muss, sich nur unter günstigen Umständen aufeinen schulischen Lerngegenstand richtet und dann offen fürAnregungen und Fördermaßnahmen ist. Beispiel für die erste Richtungist das Konzept der Talentsuche von Julian Stanley: Auf die Diagnose-folgt die (langfristige) Förderphase (Stanley & Benbow, 1986). AlsBeispiel für die zweite Richtung mag das Enrichment Triad-Modell von

Joseph Renzulli dienen: Erst wenn ein Kinddurch allgemeine Anregungen kreativesInteresse an einer Frage oder einem Thema ent-wickelt hat, ist es reif für entsprechende (eherkurzfristige) Förderangebote (Renzulli, 1976).Franz Weinert würde diese beiden Ansätze alseinseitig ansehen, da sich für ihn Begabungs-

faktoren und Unterrichtseinflüsse in ihrer Wirkung gegenseitig bedin-gen und ergänzen (Weinert, 2001). Dass sich dennoch diese ganzunterschiedlichen Konzepte halten können und auch laufend Erfolge ver-buchen können, hängt vielleicht damit zusammen, dass Menschen inunterschiedlicher Weise dazu neigen, Persönlichkeit und Begabung alseher stabil und unveränderlich oder als variabel und beeinflussbar an-zusehen. Carol Dweck, von der diese Beobachtung stammt, vermutet,damit die persönlichkeitspsychologische Basis für eher konservative undeher liberale Einstellungen gefunden zu haben (Levy & Dweck, 1988).Insofern ließe sich die Kontroverse zwischen den verschiedenenRichtungen der Begabtenförderung nie völlig auflösen, da sie nicht vonrationalen Argumenten, sondern von sehr subjektiven Überzeugungengeleitet sind. Dementsprechend sieht auch Joyce VanTassel-Baska, eineerfahrene Expertin der Begabtenförderung, die Probleme der Identi-fikation hoch begabter Schülerinnen und Schüler als letztlich unlösbaran. Ihr Vorschlag, den Versuch einer absoluten Definition von"Hochbegabung" aufzugeben und Kinder nur ad hoc auf ihren besonde-ren Interessengebieten zu fördern, wird aber alle jene nicht befriedigen,die mit Anders Ericsson der Meinung sind, dass eine kontinuierliche,langjährige Förderung nötig ist, um einen jungen Menschen anSpitzenleistungen heranzuführen (Ericsson & Charness, 1994). Akzeptiertman die Position von Wolfgang Schneider, dass neben systematischerFörderung eben auch ein gewisses Begabungsreservoir verfügbar seinmuss (Schneider, 1992), kommen wir um die Aufgabe der frühenIdentifikation besonders begabter Schülerinnen und Schüler nicht he-rum (vgl. auch Hany, 2002).

Eine empirische StudieWas aber leisten unsere Messinstrumente bei der frühen Identifikationhoch begabter Kinder? Der Autor hat hierzu in den letzten Jahren spe-zifische Erfahrungen sammeln können. Er war vom Thüringer Kultus-ministerium gebeten worden, das Aufnahmeverfahren für das neu ge-gründete Sprachengymnasium in Schnepfenthal (Thüringen) zu entwickelnund zu validieren. Somit hatte er Gelegenheit, bei bislang dreiJahrgängen die Bewerberinnen und Bewerber mit Testverfahren zuuntersuchen, die geeigneten auszuwählen und bei den ausgewähltenspäter zu überprüfen, ob sie sich denn in der Spezialschule bewährt hat-ten. Dazu muss man wissen, dass sich das Sprachengymnasium einersprachlich umfassenden und anspruchsvollen Ausbildung verpflichtethat. Die Schülerinnen und Schüler lernen mindestens vier Fremd-sprachen, darunter als zweite (bereits ab der sechsten Klassenstufe)eine außereuropäische, nämlich Chinesisch oder Japanisch. In der fünf-ten Klasse war zunächst nur Englisch vorgesehen, aber wegen der aus-geprägten Lernfähigkeit der Schüler/innen wurde bereits eine Einführ-ung in das Spanische vorgenommen. In den späteren Jahren kommenje nach Wahl die Sprachen Französisch, Spanisch, Russisch oder

04 WER EIGNET SICH FÜR EINE SPEZIALSCHULE?Möglichkeiten und Grenzen von Selektionsentscheidungen

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04 Begabtenförderung

Italienisch dazu; Latein wird als Zusatzkurs angeboten.Ganz offensichtlich ist es nicht möglich, bei Kindern der Grundschuleim Rahmen des Aufnahmetests Grundfertigkeiten verschiedenerFremdsprachen zu prüfen, da sie zuvor allenfalls etwas Englisch- oderRussischunterricht hatten. Die Aufgabe wurde ferner dadurch er-schwert, dass es keine abgegrenzte Fremdsprachenfähigkeit gibt, son-dern das Beherrschen fremder Sprachen strukturelles Denken, umfas-sende Gedächtnisleistungen und kommunikative Kompetenzen verlangt.Der Autor setzte deshalb beim ersten Schülerjahrgang eine umfangrei-che Testbatterie aus Fähigkeits- und (basalen wie komplexen)Leistungstests ein, die in Zusammenarbeit mit Grundschullehrkräftenentwickelt wurde. Neben verschiedenen Intelligenzdimensionen wur-den Grundfertigkeiten (Rechtschreibung, Grammatik, Satzverständnis)und komplexere Fertigkeiten (Sätze konstruieren, Aufsatz schreiben,Sachtext anfertigen) abgeprüft (zu den Details s. Hany, 2004). DieErgebnisse zu den einzelnen Textverfahren wurden zunächst jeweils aufeine einheitliche Skala gebracht und dann zu einem Gesamtwert addiert.Auf der Grundlage des Gesamtwertes, einer weiteren Inspektion derEinzelwerte sowie einer Falldiskussion im Auswahlkomitee unterVorsitz des Schulleiters wurde dann entschieden, welche Schülerinnenund Schüler in die Spezialschule aufgenommen und welche abgewie-sen wurden. Da im ersten Durchlauf die Anzahl der Bewerber noch ge-ring und die Schule daran interessiert war, aus den aufgenommenenSchülerinnen und Schülern drei Klassen zu bilden, wurden mehr Schüler/-innen aufgenommen als nach ihren Leistungen zu rechtfertigen war.Dies gab jedoch dem Autor die Möglichkeit, eineinhalb Jahre nachEintritt in die Schule zu prüfen, welche der Schülerinnen und Schülersich in der Schule bewährt hatten und welche Zusammenhänge sich zuden Testdaten vor Aufnahme in die Schule ergaben.

Ergebnisse für Optimisten wie für PessimistenDie Ergebnisse der Studie möchte ich mit drei Schaubildern erläutern.In allen Schaubildern sind die einzelnen Schülerinnen und Schüler alsPunkte dargestellt. Auf der horizontalen Achse ist jeweils ein Wert ausdem Aufnahmeverfahren (Mitte 4. Klasse), auf der vertikalen Achse einWert aus der Bewährungsuntersuchung (fast zwei Jahre später) einge-tragen. Wenn die Rangreihe der Kinder im Bewährungstest dieRangreihe der Kinder im Aufnahmetest genau widerspiegeln würde,müssten sich alle Punkte auf einer ansteigenden Geraden befinden. Indiesem Fall wäre es auch besonders gerechtfertigt, Kinder mit schwa-chen Leistungen im Aufnahmetest vom Besuch der Spezialschule abzu-halten: sie würden dann ja offensichtlich auch relativ schwacheLeistungen (im Bewährungstest) erzielen.

Wir sehen, dass die Punkte im ersten Schaubild eine breite "Wolke" er-geben. Der Zusammenhang zwischen der verbalen Intelligenz, wie sieim Aufnahmeverfahren gemessen wurde, und der Zensur im FachDeutsch Anfang der 6. Klasse ist nur schwach ausgeprägt. Es ist kei-nesfalls so, dass diejenigen Schülerinnen und Schüler, die schwacheIntelligenzleistungen hatten, später schwache Schulleistungen zei-gen. Insofern ist die verwendete Intelligenzskala nicht dazu angetan,geeignete von ungeeigneten Schülern zu trennen. Das ist das Ergebnisfür die Pessimisten.

Im zweiten Schaubild sind die meisten im Aufnahmeverfahren verwen-deten Aufgaben punktemäßig aufaddiert. Wir sehen hier schon einedeutliche lineare Beziehung zur Deutschzensur. Wer im Aufnahme-verfahren eher wenige Punkte erzielt hatte, hat auch später eher eineschwache Deutschleistung vorzuweisen. Es erscheint plausibel anzu-nehmen, dass diejenigen Schülerinnen und Schüler, die wegen ihrer be-sonders schwachen Leistungen im Aufnahmeverfahren nicht dieZulassung erhielten, später auch sehr schwache Deutschleistungen er-zielt hätten, wenn sie aufgenommen worden wären. Das ist also dasErgebnis für die Optimisten.

Ein drittes Schaubild soll noch zeigen, wie das Ergebnis aussieht, wennman nicht nur die Leistungen im Aufnahmeverfahren, sondern auch dieLeistungsindikatoren im Bewährungsverfahren zusammenfasst.Verglichen werden hier also zwei besonders umfassende Indikatoren fürBegabung und Leistung. Offensichtlich ist es auch hier so, dassPersonen mit schwachen Leistungen im Aufnahmeverfahren späteschwache Leistungen zeigen, und dass sehr gute Leistungen vor Eintrittin die Spezialschule auch sehr gute Leistungen nach dem Eintritt nahelegen. Insofern kann man die Durchführung des Aufnahmeverfahrensund die Verwendung der eingesetzten Begabungsmaße rechtfertigen.

(Schwacher) Zusammenhang zwischen der Punktzahl in einem verbalen Intelli-genztest im Aufnahmeverfahren (4. Klasse) und der Deutsch-Note im Bewäh-rungstest (6. Klasse) für drei Klassen einer Spezialschule

(Enger) Zusammenhang zwischen der Gesamtpunktzahl im Aufnahmeverfahren(4. Klasse) und der Deutsch-Note im Bewährungstest (6. Klasse)

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SchlussfolgerungenDennoch bleibt der Eindruck, dass sich im Alter von zehn Jahren nichtsicher vorhersagen lässt, wie die Leistungsentwicklung am Spezial-gymnasium aussehen wird. Vor allem Schaubild 3 zeigt, dass es offen-sichtlich einzelne Kinder gibt, die trotz mittelmäßiger Leistungen imAufnahmeverfahren später nur schwache Leistungen erbringen.Vielleicht entspricht das hohe Lerntempo, die vielen fremden Sprachenund das enge Zusammenleben mit den Mitschülerinnen und Mitschülernim Internat nicht den Interessen und Bedürfnissen jener Kinder. VieleFaktoren sind denkbar, welche die Begabungs- und Leistungsentwick-lung von Kindern beeinflussen und damit jede exakte Prognose verhin-dern. Vor diesem Hintergrund muss man sich sehr gut überlegen, ab wel-chem Alter und mit welcher Endgültigkeit man Kinder früh als besondersbegabt identifiziert und in eine eigene Förderinstitution steckt. Offenereund flexiblere Formen der Begabtenförderung entsprechen vielleichtbesser der Entwicklungsdynamik junger Menschen. Damit muss manaber auch anerkennen, dass eine frühe Selektion von Kindern in regu-läre Schultypen (in Deutschland: Hauptschule, Realschule, Gymnasium)immer wieder zu Fehlgriffen führen muss, weil es auch hier keine hun-dertprozentigen Identifikations- und Selektionsverfahren gibt. Hierwie dort ist deshalb die Durchlässigkeit des Schulsystems ein besonderswichtiges Ziel jeder Schulentwicklung, der es um die optimale Förderungunserer Kinder und Jugendlichen geht. Verfehlt wäre es jedoch, in derBegabtenförderung ausschließlich auf anreichernde Maßnahmen oderFormen der inneren Differenzierung zu bauen. Die individuellen Lern-und Leistungsunterschiede zwischen Kindern sind so groß, dass ab ei-ner gewissen Diversität alle Lehrkräfte damit überfordert wären, alleindurch binnendifferenzierende Maßnahmen optimal zu fördern. Formenexterner Differenzierung müssen deshalb nach wie vor erprobt und ein-gesetzt werden, auch wenn man hier besonders behutsam vorgehenmuss.

Literatur> Arbeitsgruppe Internationale Vergleichsstudie (2003). Vertiefender

Vergleich der Schulsysteme ausgewählter PISA-Teilnehmerstaaten.Bonn: BMBF.

> Baumert, J. & Artelt, C. (2003). Bildungsgang und Schulstruktur.Pädagogische Forschung, 4/2003, 188-192.

> Cronbach, L. J. & Gleser, G. (1965). Psychological tests and person-nel decisions (2nd ed.). Urbana: University of Illinois Press.

> Ericsson, K. A. & Charness, N. (1994). Expert performance: Its struc-ture and acquisition. American Psychologist, 49, 725-747.

> Feldhusen, J. F. & Baska, L. K. (1989). Identification and assessmentof the gifted. In J. Feldhusen, J. V. Tassel-Baska & K. Seeley (Eds.),Excellence in educating the gifted (pp. 85-102). Denver, CO: Love.

> Hany, E. A. (2002). Entwicklung und Förderung hochbegabter Schüleraus psychologischer Sicht. In W. Bergsdorf, J. Court, M. Eckert & H.Hoffmeister (Hrsg.), Herausforderungen der Bildungsgesellschaft (S.203-228). Weimar: RhinoVerlag.

> Hany, E. A. (2004). Prognostische Validität von Aufnahmeverfahren inSpezialschulen. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 51, inDruck.Levy, S. & Dweck, C.S. (1998). Trait-focused and process-focused so-cial judgment. Social Cognition, 16, 151-172.

> Renzulli, J. S. (1976). The enrichment triad model: A guide for deve-loping defensible programs for the gifted an talented. Gifted ChildQuarterly, 20, 303-326.

> Schneider, W. (1992). Erwerb von Expertise: Zur Relevanz kognitiverund nichtkognitiver Voraussetzungen. In E. A. Hany & H. Nickel(Hrsg.), Begabung und Hochbegabung (S. 105-123). Bern: Huber.

> Stanley, J. C. & Benbow, C. P. (1986). Youths who reason exceptio-nally well mathematically. In R. J. Sternberg & J. E. Davidson (Eds.),Conceptions of giftedness (pp. 361-387). Cambridge: CambridgeUniversity Press.

> VanTassel-Baska, J. (2000). The On-going Dilemma of EffectiveIdentification Practices in Gifted Education. Online verfügbar:http://cfge.wm.edu/documents/On-GoingDilemma.pdf (Aufruf: 21.11. 2004).

> Weinert, F. E. (2001). Schulleistungen - Leistungen der Schule oderder Schüler? In F. E. Weinert (Hrsg.), Leistungsmessungen in Schulen(S. 73-86). Weinheim: Beltz Verlag.

Univ.-Prof. Dr. Ernst [email protected]

Zusammenhang zwischen der Gesamtpunktzahl im Aufnahmeverfahren (4.Klasse) und der Gesamtleistung im Bewährungstest (6. Klasse); Noten undEinschätzungen der Lehrer/innen in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathe-matik wurden zu einem Gesamtwert addiert

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05 Begabungsforschung

In dem Beitrag war etwas plakativ formuliert die Rede davon, dass derIQ als Maß für die gesamte geistige Leistungsfähigkeit einer Person wis-senschaftlich tot sei. Damit sollte nicht die Ansicht vertreten werden,dass der Benutzung von Intelligenztests in der Beratung von hoch be-gabten Kindern und Jugendlichen keine Bedeutung mehr zukäme oderdass solche Tests sogar vermieden werden sollten. Nach wie vor gilt,dass Intelligenztests die besten Prädikatoren für späteren schulischenund auch - wenngleich gegenüber akademischen Leistungen in etwaseingeschränktem Maße - beruflichen Erfolg darstellen. Allerdings be-müht man sich in der aktuellen Intelligenzforschung bzw. der Denk- undGedächtnisforschung darum, genauer die Merkmale und Prozesse zuidentifizieren, die geistigen Leistungen und damit auch der Leistung inIntelligenztests zugrunde liegen. Solche Überlegungen konzentrierensich beispielsweise auf die genaue Funktionsweise des Arbeits-gedächtnisses oder die Rolle der Informationsverarbeitungsge-schwindigkeit, also auf die Geschwindigkeit, mit der das Gehirn arbei-tet. Damit versucht man eine feinere Analyse von intelligentenLeistungen. Allerdings korrelieren diese Merkmale (Informationsver-arbeitungsgeschwindigkeit, Maße des Arbeitsgedächtnisses usw.)deutlich mit Maßen der (allgemeinen) Intelligenz. Da weiter bisher kaumpraktikable diagnostische Methoden zur Erfassung etwa von Aspektendes Gedächtnisses verfügbar sind, macht es deswegen durchaus nichtnur Sinn, auf "klassische" Intelligenztests im Rahmen der Hochbegabten-diagnostik zurückzugreifen, sondern es besteht geradezu dieNotwendigkeit dazu. So wird auch in der begabungspsychologischenBeratungsstelle des Rostocker Odysseus-Projekts regelmäßig aufIntelligenztests wie die K-ABC, das AID oder den KFT 4-12+ R zurückge-griffen, wobei auch der Gesamtwert berechnet und in die Begutachtungeinbezogen wird. Daneben wird regelmäßig ein Test aus der Serie derMatrizentests von Raven verwendet, um über ein einheitliches Maß fürdie allgemeine (fluide) Intelligenz zu verfügen. In einer der nächstenözbf-Newsletter wird etwas ausführlicher über aktuelle Trends derIntelligenzforschung berichtet.

Univ. Prof. Dr. Christoph [email protected]

Dieses Stufenmodell in Kürze darzustellen ist gewagt, birgt es doch dieGefahr, der Komplexität des ALM nicht gerecht zu werden. Grundsätzlichsei jedoch folgendes klar gestellt:Während sich durch ALM für Lehrende ein Weg anbietet, der größtmög-liche Differenzierung zulässt/braucht, beschreitet der/die Lernende ei-nen hoch individualisierten Weg des Lernens, der immer wieder auchdie Dimension der Eigenverantwortlichkeit und der Verantwortunggegenüber der Gemeinschaft thematisiert.Ausgehend von einer Orientierungsphase, in der das Lernumfeld klarwerden soll (Was ist Begabung, Talent, Intelligenz, Kreativität? Wohinwill ich mich entwickeln? Welche Möglichkeiten bietet das Schulpro-gramm? Wer hat welche Verantwortlichkeiten?), widmet sich der/dieLernende in einer 2. Phase der Individuellen Entwicklung (sowohl aufder inter/intrapersonalen Ebene wie z.B. auch auf der Ebene der Lern-techniken, Organisationsstrategien und Produktionsmöglichkeiten).

Die 3. Phase erst, als Enrichment bezeichnet, dient dem Erwerb und derErweiterung des Wissens auf möglichst breiter Basis. Die 4. Phase, dieder "Seminars", betont den Aspekt des kreativen und kritischen Denkenszugleich mit der Aneignung von Problemlösungsstrategien undTechniken der Entscheidungsfindung.All dies geschieht jedoch immer auf der Basis von Aktivitäten, wodurchsowohl kognitive als auch emotionale und soziale Entwicklung ermög-licht werden kann.Erst dann wird die letzte Phase zu erreichen sein, in der der/dieLernende von einer Leidenschaft (passion) gegenüber dem Lernen ge-tragen wird, aus der heraus er/sie seine/ihre "responisibility for his/herown learning, in and out of school setting" erkennt.

Ohne eine anfängliche Förderung und Stützung des Selbstbewusstseinsund des Selbst-Konzeptes der Lernenden ist für G. Betts keine tragfä-hige Basis zu erlangen, die auch ein steigendes Ausmaß anUnabhängigkeit in diesem Lernprozess gewährleistet - bis hin zum ebenlebenslangen Lernen aus "passion"!

Literaturempfehlung: Autonomous Learner Model: Optimizing AbilityCompanion CD-ROM of Teacher Support Materials ALPS PublishingGreeley.

OSTR Prof. Mag. Ulrike [email protected]

05 NACHTRAG ZUM BEITRAG“GRUNDLAGEN DER PSYCHOLO-GISCHEN DIAGNOSTIK FÜRNICHTPSYCHOLOGEN

05 DAS AUTONOMOUSLEARNER MODEL (ALM)nach G. Betts

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Immer wieder war "Synthesis Time" eingeplant,die dazu vorgesehen war, Erfahrungen auszutau-schen, Förderprogramme zu vergleichen, interes-sante Projekte kennen zu lernen - und nichtzuletzt eventuell vorhandene Vorurteile abzubau-

en. Natürlich sorgte man auch mit einem Augenzwinkern und einerden Amerikanern oft eigenen Selbstironie dafür, dass die Besucheraus den foreign countries mit amerikanischen Klischees bedient wur-den: singenden Cowboys und Mülltonnen durchstöbernden Braun-bären, hoch emotionalem Patriotismus und extra-hygienisch verpak-ktem Lunchpaket.Wahrscheinlich haben aber in erster Linie die Leute um G. Betts dazubeigetragen, dass die Konferenz-Atmosphäre sich so sehr von dereiner europäischen unterschieden hat: keine Profilierungssüchte,keine Selbstdarstellungen, keine Wissenshierarchien - statt desseneine "typische" multicultural big familiy!Resumee: Es gibt noch vieles, was wir voneinander lernen können!

Literaturempfehlung: George Betts u. Jolene Kercher: AutonomousLearner Model. Optimizing Ability, facilitating self-directed and life-long learning skills. ALPS Publishing

OSTR Mag. Ulrike [email protected]

05 STUDYING AUTONOMY IN THE USA: EIN REISBERICHT

Konferenzen und Symposien zum Thema Hochbegabung und dieFörderung derselben gibt es mittlerweile viele, in Europa mehr als innicht-europäischen Staaten. Sich mit Hochbegabung zu beschäftigenhat Konjunktur. Umso mehr ist es schwierig geworden, Veranstal-tungen zu finden, die sich einerseits wissenschaftlich auf dem neue-sten Stand, andererseits praktisch anspruchsvoll dieser Thematikzuwenden. Münster war so eine Veranstaltung. Und dort habe ichauch Prof. George Betts aus Colorado getroffen, der in sehr überzeu-gender Weise sein Programm des Autonomen Lernens vorstellte.Dazu wollte ich unbedingt mehr wissen.Also entschloss ich mich, an der 18. Internationalen Konferenz des"Autonomous Learner Models" in Estes Park, Col. teilzunehmen, ins-besondere da diese Konferenz unter dem Motto: Hochbegabung undAutonomes Lernen stand.Ich weiß nicht, welcher atmosphärische Eindruck bei mir nachhaltigersein wird: die klare Luft der Rocky Mountains (morning hike um 5.30im Rocky Mountains National Park!) oder die ansteckende Fröhlich-keit unter den an die 100 Lehrenden aus USA, Australien, Hongkong,Saudi-Arabien sowie 4 Vertretern aus Europa (3 ausDeutschland, 1 aus Österreich) die sich vom 22. bis 27.Juni 2004 in Estes Park, einem YMCA-Campus in denRocky Mountains, zu einer Intensivwoche in SachenBegabtenförderung einfanden. Beides hat jedenfalls die-sen Studienaufenthalt geprägt.Ich war gespannt, was uns Amerika, das ja nicht geradeim Ruf eines hoch entwickelten Schulsystems steht, zubieten hätte. Meine anfängliche Skepsis wich jedoch baldgroßem Erstaunen: Das Programm war vielseitig, sehrdicht und wartete mit äußerst kompetenten Referentinnen undReferenten auf.Nicht nur wurde uns das an sich beeindruckende Modell von G. Bettsvorgestellt (ein Stufenmodell von Orientierung über individuelle Ent-wicklung und Enrichment zu Projekten und vertiefenden Studien), son-dern auch "Randthemen" zur Hochbegabung fanden ausreichend Platz:> eine Analyse von psychosozialen Faktoren, die in der Begabungs-

förderung eine Rolle spielen,> Strategien zur Überwindung von Stimmungsschwankungen bei pu-

bertierenden hoch Begabten (sowohl von Seiten der Jugendlichenim Sinne von autonomem Handeln als auch von Seiten derLehrer/innen)

> Kennzeichen von widerstandsfähigen jugendlichen hoch Begabten> Mythen und Tatsachen über Hochbegabung (weltweit)> Motivation für Underachiever> Visuelles Denken> Gedanken-fördernde Klassenzimmer> Autonomie im Schreibprozess> Mathematische Strategienund vieles, vieles mehr.

Vom 21. bis 26. Juni 2004 fand die erste ÖKI-Akademie im Bundes-Blindenerziehungsinstitut (BBI) in Wien 2, Wittelsbachstraße 5 statt.Diese besuchten 25 Kinder aus den 3. und 4. Klassen der VS 8,Pfeilgasse 42b und des BBIs. Die Organisation und Kosten übernahmder Verein begabt.ok (gefördert vom bm:bwk), tatkräftig unterstütztvon Eltern, Lehrerinnen und Lehrern beider Schulen. Jause undWaschbären-T-Shirts spendete der Lions Club. Als Fachleute konntendie Kinderbuchautorin Christine Rettl und der KinderbuchillustratorWinfried Opgenoorth gewonnen werden.

Was heißt ÖKI?Ö steht für "ÖSTERREICHISCHE".An der 1. ÖKI-Akademie nahmen aus organisatorischen Gründen aus-schließlich Wiener Kinder teil. Die große Begeisterung der Kinder unddie hohe Qualität der Arbeiten lässt uns hoffen, weitere ÖKI-Aka-demien auch in den Bundesländern, vielleicht sogar bundesländer-übergreifend stattfinden zu lassen. K steht für "KREATIV".Die Kreativität soll als wesentlicher Bestandteil von Begabung besondersgefördert werden und den Hauptinhalt der ÖKI-Akademien bilden.

06 DIE 1. ÖKI-AKADEMIEEin Projektbericht des Vereins begabt.ok

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06 Bundesländernews

Wir erleben eine andere Welt

I steht für "INTEGRATIV".Die ÖKI-Akademie soll Kindern mit körperlichen Behinderungen eben-so wie Kindern aus verschiedensten Herkunftsländern offen stehen.Das Zusammenführen der Kinder durch gemeinsame Aktivitäten istein Schwerpunkt.

Inhalte und ZieleDie Arbeit an unserem Projekt, Geschichten zu schreiben und sie gra-fisch zu gestalten, bildete die Grundlage der täglichen Arbeitszeit.Unter der fachmännischen Aufsicht und Leitung von Christine Rettlund Winfried Opgenoorth schrieben und illustrierten die Kinder sehrengagiert und motiviert Geschichten zu unserem Thema: demWaschbären.Gemeinsame Aktivitäten, um aus den 25 Kindern, die aus 8 verschie-denen Klassen und 2 verschiedenen Schulen kamen, eine Gemein-schaft zu bilden, durften auch nicht fehlen. So lernten die Sehendenvon den blinden Kindern, wie man in Braille liest, und staunten überderen Fähigkeit mit zehn Fingern auf der Computertastatur zu schrei-ben; alle sangen, tanzten und schwammen gemeinsam. Ein Sinnes-und Geschicklichkeitsparcours forderte besonders die sehendenKinder heraus, da sie Augenbinden trugen.

Das BuchAm letzten Tag der gemeinsamen Woche präsentierten die stolzenJungautorinnen und -autoren ihre Werke. Gespannt hörten sie einanderzu und spendeten neidlosen Beifall für alle Geschichten. Spätestens andiesem Tag war allen klar: Diese Geschichten sollten und mussten ver-öffentlicht werden. Mit finanzkräftiger Hilfe des Lions Clubs erklärtesich der Verlag "Echomedia" bereit das Buch mit dem Titel

"WASCHBÄRENSTARKE GESCHICHTEN"drucken zu lassen. Die Klassenlehrerin der Kinder aus dem BBI, Mag.Eva Hannemann, veranlasst den Druck auch in Braille. Die Geschich-ten, gelesen von der ORF-Moderatorin Dr. Christa Kummer, werdenauch als Hörbuch erscheinen. Mit einem Waschbärenlied stellen dieKinder ihre Musikalität unter Beweis. Der Text stammt von der Autor-in dieses Artikels, einer Lehrerin der VS Pfeilgasse. Waschbärenlauterunden die CD ab.

Die PräsentationUnsere jungen Künstler/innen werden in Kürze ihr Buch "Echt wasch-bärenstarke Geschichten" druckfrisch in Händen halten. Darin sindphantasievolle, spannende, berührende und interessante Geschichtenrund um den Waschbären zu finden. Ein Steckbrief und kleineGedichte, verfasst von dem Vereinsmitglied Dr. Irma Nowak-Bartel,liefern sachliche Informationen. Somit bietet das Buch anregenden Lesestoff für Kinder, gepaart mitder Wissensvermittlung über ein Tier, das durch sein entzückendesAussehen Kinder sehr anspricht. Das Interesse am Lesen wird ge-weckt und den Kindern wird Mut zum Verfassen eigener Geschichtengemacht. Den Jungautorinnen und -autoren, die viel Energie, Ideen undKreativität in das Buch investiert haben, sei vergönnt, dass ihr Werkin großem Rahmen präsentiert wird. Die Vorbereitungen dazu sind imGange. Den Präsentationsbericht liefern wir in einer der nächstenAusgaben.

VisionenDie Arbeit der Kinder während der Woche der 1. ÖKI-Akademie hatuns auf vielfältige weiterführende Ideen gebracht. Die Auseinander-setzung mit dem Thema Waschbär warf die Frage auf, warum inSchönbrunn, dem ältesten europäischen Tiergarten, seit einigenJahren kein Waschbärengehege sei. Vielleicht gibt unser Buch denAnstoß, wieder eines zu eröffnen. Auch an die Beschriftung in Brailleist hierbei gedacht.

Eine Fortführung der Arbeit in Form der 2. ÖKI-Akademie ist bereits inPlanung. Hoffen wir, dass es eine genau so erfolgreiche Woche wird.Die 1. ÖKI-Akademie sollte die Förderung der individuellen Fähig-keiten sinnesbehinderter Kinder intensivieren. In weiterer Folge heißtdas - weg von der Reduktion der Persönlichkeit auf die Behinderungund hin zu einer echten Chancengleichheit benachteiligter hochBegabter in der Gesellschaft!

Ilse [email protected]

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> WER HAT ANGST VOR ROTBLAUGELB?Mag. art. Thomas Strobl, Prof. Mag. art.Christian Ensthaler

Am Mittwoch Nachmittag wurde ein Aus-flug in den Tierpark Stadt Haag organisiert, an dem alle Kinder teil-nahmen. Ein weiterer Höhepunkt war am Donnerstag der Besuch imStift St. Florian mit Führung und anschließendem Orgelkonzert, zudem auch die Sponsoren und die Freunde des Vereins "StiftungTalente" eingeladen waren.Zum Abschluss der Sommerakademie konnten die Eltern im Rahmenvon Workshops die Kurse ihrer Kinder besuchen und erhielten soeinen Eindruck von der Arbeit der Woche. Ab 15.45 Uhr fand die offi-zielle Abschlussfeier statt. Mit einem gemeinsamen Lied wurden dieEltern wieder begrüßt. Eine Diashow zeigte den Eltern und denGästen einen repräsentativen Querschnitt über den Verlauf derWoche.In vielen verbalen Rückmeldungen wurde von den Referentinnen undReferenten die gute Stimmung in dieser Woche angesprochen. Diese gute Stimmung wird als positiv beeinflussend für die Arbeit mitden Kindern gesehen. Ein Danke an alle Referentinnen und Referent-en, denn ihr Einsatz von hohem Engagement. Die Freizeitbetreuungwurde von einem Team, bestehend aus Pädagogen und Psychologie-studentinnen, gewissenhaft geplant und durchgeführt. Die Kindermachte es sehr viel Spaß. Sie hatten neben der herausforderndenKursarbeit Zeit um neue Freundschaften zu schließen und zu pflegen.

In Summe kann gesagt werden, dass die Organisation und der Ablaufder Sommerakademie 2004 der Grundstufe II bei Teilnehmerinnen undTeilnehmern, Eltern und Referentinnen und Referenten positive Würdi-gung fand. Die Ergebnisse bestätigen die geleistete Arbeit aller Be-teiligten. Sie bestätigen auch, dass besonders begabte Kinder für eine interes-sante Arbeit zusätzliche Belastungen gerne in Kauf nehmen undbereit sind, intensiv und ausdauernd an den Themen zu arbeiten -auch in den Ferien.

Dr. Christa Wü[email protected]

06 BERICHT ÜBER DIE SOMMER-AKDEMIEN IN ÖBERÖSTERREICH

2004 fanden in Oberösterreich drei Sommerakademien statt. Zumachten Mal die Sommerakademie der 15-18Jährigen, zum 5. Mal dieSommerakademie der Schüler/innen der Grundstufe II und zum zwei-ten Mal die Sommerakademie der 11-14Jährigen. Veranstalter warder Verein Stiftung Talente in Zusammenarbeit mit dem Landesschul-rat für OÖ und dem Pädagogischen Institut des Bundes in OÖ.

12.-16.07.2004, St. Florian, HLBLAOrganisationsteam: Eva Gattringer und Bernhard Bögl

Die Teilnehmer/innen wählten bereits mit der Anmeldung einenHauptkurs. Aus organisatorischen Gründen konnte nicht jede Erstwahlberücksichtigt werden. Die Kinder hatten aber die Möglichkeit, ihrenErstwahlkurs im Rahmen der Nachmittagskurse kennen zu lernen undan den Themen zu arbeiten. Kursthemen: > EINE TAGESZEITUNG ENTSTEHT

Prof. Dr. Josef Schütz, Kurt Daucher> LUST AUF NATUR

OSTR. Prof. Alois Huber, Mag. Sandra Mayrhofer> BLITZESCHLEUDERN -Erste Erfahrungen im Umgang mit Elektrizität

HL Axel Kalchgruber, Prof. Johannes Leeb> ZAUBERTRICKS UND ANDERE FASZINIERENDE PHÄNOMENE

MMag. Dr. Thomas Zwicker, VL Kathrin Steiner > ERFINDERWERKSTATT

Prof. Mag. Engelbert Stütz, Prof. Mag. Katrin Proprenter > MIT DER FANTASIE SPIELEN

HOL Erika Racher, Andreas Kurz, Ines Alessandrini > MUSIKBilderMUSIK

Prof. Richard Architektonidis, Prof. M. Ed. Edeltraud Horner

5. oberösterreichische Sommer-akademie für Schülerinnen undSchüler der Grundstufe II

Gemeinsam sind wir stark

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06 Berichte aus den Bundesländern

05.-10.09.2004, St. Florian, HLBLAOrganisationsteam: Dr. Ulrike Moser, Dr. Thomas Zwicker

Kursthemen: > Kreativität und Gestaltung

Mag. Friederike Neuburger, HOL Gerhard Wöss> Reisen ist lustig - Ist Reisen lustig?

Mag. Fritz Hubmer, Mag. Alfred Meindlhumer> Exerimentelles Beobachten von Pflanze, Tier und Mensch

Mag. Gabriela Philipp, Mag. Engelbert Pernkopf> Forschen - Probieren - Experimentieren

Mag. Engelbert Stütz, Mag. Karl Bernauer> "Kreativität" oder die "Möglichkeiten der Technik": Wie entsteht

eine Musik-CD?Mag. Johann Baumgartner, Mag. Carina Ratzenböck

> STORIES - explore the realm of story-telling and create your ownMag. Gertrude Hauer, Helen MacFarlane

> Eine Reise durch die RaumzeitMag. Wolfgang Rößler, Mag. Paul Pimann

Eine Reise durch die Raumzeit - Ausführliche Beschreibungeines Kurses als Beispiel für die Veranstaltung:

Insgesamt 12 Schülerinnen und Schüler haben sich auf eine Reisedurch die Raumzeit begeben. Ihnen begegneten dabei die GedankenEinsteins und seine Lebensgeschichte, anspruchsvolle mathemati-sche Aufgaben und logische Rätsel, Paradoxien und merkwürdigeZahlen; das Unendliche und Versuche - zumindest in Gedanken - mitHilfe von Wurmlöchern durch die Zeit zu reisen. Die Arbeitsmittelwaren vor allem Papier und Bleistift, die Methode nachdenken unddiskutieren.Enrico Fermi war ein ungewöhnlich vielseitiger Physiker und einaußergewöhnlicher Lehrer. Fermi hatte einen unverwechselbaren Stil,an scheinbar unlösbare Aufgaben heranzugehen. Und er stellte sei-nen Studenten ganz eigene Fragen, die man heute gern als Fermi-Fragen bezeichnet. Zumeist weiß man im ersten Augenblick nochnicht einmal, in welcher Richtung man nach einer Antwort suchenkönnte. Das Ziel aber ist von Anfang an klar: Es geht darum, eine Idee,eine Vorstellung von etwas zu gewinnen, es geht vor allem darum,einen individuellen Weg einschlagen zu lernen und eine eigene Lös-ung zu finden. In Mathematik, Physik, Technik und Wirtschaft stellensich im Grunde nie die Aufgaben so, dass in ihrer Formulierung schonWeg und Lösung enthalten wären. Deshalb sind Fermi-Fragen dem"wirklichen Leben" so nahe und deshalb war es Fermi solch ein An-liegen, seine Studenten zu dieser Art des Denkens zu ermutigen. Wirsuchten im Kurs Antworten auf unsere Fermi-Fragen. So überlegtenwir beispielsweise, wie schwer wohl ein mit Tinte geschriebenesWort sei, wie viele Rechtschreibfehler eine Deutschlehrerin im Laufevon zehn Jahren korrigiert oder wie groß ein Gebäude sein müsste, umso viele Reiskörner zu fassen wie es Sterne in unserer Galaxie gibt.

Ein grundlegender Wesenszug des Kurses war Eigenständigkeit. DieTeilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten ein etwa 60 Seiten umfas-sendes Skriptum, das sie in kleinen Gruppen bearbeiteten und disku-tierten. Papier und Bleistift, das eigene Nachdenken und Grübeln,Diskussion und Austausch untereinander waren die Methode. Beharr-lichkeit und Ausdauer, Kreativität und Einfallsreichtum das Werkzeug. Die Unterlagen enthielten aber nicht nur die Aufgaben, sondern auchzahlreiche Notizen zu Leben und Werk jener Personen, die dieseGeschichte der Gedanken so prägten. So fanden sich die Spuren vie-ler großer Mathematiker und Physiker, allen voran Albert Einstein,inmitten der unterschiedlichsten Aufgaben.Unser Weg durch die Geschichte führte uns zu den Anfängen desmathematischen Beweises, zu Thales, Pythagoras und Euklid. Be-weise, die sie erstmals gefunden hatten, wurden zu einer Heraus-forderung, sie selbst zu entdecken, Gedanken, die sie zum ersten Malin der Geschichte des Abendlandes diskutierten, wurden zu einemThema des eigenen Nachdenkens. Paradoxa, logische Rätsel, die Endlichkeit der Welt bei Archimedes,die Unendlichkeit der Primzahlen bei Euklid, Fragen nach dem Wesender Lichtes und der Natur der Atome waren weitere Stationen auf die-ser Reise. Georg Cantors Beweise und die Frage nach Größe undGeschichte des Universums und nach den Eigenheiten der Raumzeitwaren ebenso ein Thema wie die Anfänge der Graphentheorie unddas expandierende Weltall. Die Überlegungen des WunderkindesBlaise Pascal und die merkwürdigen Eigenschaften des nach ihm be-nannten Dreiecks waren der Schlüssel um Aufgaben aus Wahrschein-lichkeitsrechung und Kombinatorik zu lösen. Daneben begegneten unsnoch Galilei, Fermat oder Gauß - oder beispielsweise der Physiker KipThorne, der sich fragte, ob jene merkwürdigen Gebilde, dieSchwarzen Löcher, zumindest dem Gedanken nach eine Zeitreise zu-ließen.Schließlich beobachteten wir mit einem Teleskop die Sonne und amspäten Abend den Sternenhimmel und beschäftigten uns mit der ver-

2. Sommerakademie für hochbegabte Jugendliche (11-14Jahre)

Gäste aus den österreichischen Schulen in Prag und Budapest

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zerrenden Geometrie eines Zylinderspiegels, mit Tangram und den sogenannten Soma-Würfeln.Der Physik-Nobelpreisträger Richard Feynman sagte einmal überseine Beschäftigung mit Mathematik in seiner Jugend: "Ich wollte dieFormel finden. Es war mir egal, dass sie bereits von den Griechenoder den Babyloniern hergeleitet worden war; das interessierte michüberhaupt nicht. Es war mein Problem, und ich wollte meinen Spaßdaran haben." Und genau so war es: Die Aufgaben aus der Welt derMathematik und der Relativitätstheorie, die Gedanken der großenMathematiker und Physiker, die Fragen rund um Endlichkeit undUnendlichkeit des Universums, die Möglichkeit von Zeitreisen wurdenzu den eigenen Problemen der Schülerinnen und Schüler. Sie hattensich in beeindruckender Weise den Herausfordungen und Aufgabengestellt, sie wollten diese Probleme lösen - und sie hatten unverkenn-bar ihre Freude daran.

Dr. Christa Wü[email protected]

Unter ganz besonderem Vorzeichen fand heuer die nunmehr 8.Sommerakademie für besonders begabte Schülerinnen und Schülerder Oberstufe der AHS und der BHS in Bad Leonfelden statt:Von den insgesamt 71 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bereicherten26 junge Menschen aus den Nachbarländern die 10-tägige Akademieunter der Leitung von Mag. Ulrike Kempter und Mag. Karin Steppan.Zwar gab es schon bisher ein recht effektives Austauschprogrammzwischen der Deutschen Schülerakademie und der OÖ Sommer-akademie für Begabte, erstmalig aber konnten auch Jugendliche ausneuen EU-Nachbarländern daran teilnehmen. So fanden sich schließ-lich auf Initiative des Vereins "Stiftung Talente" ein männlicher undeine weibliche Teilnehmerin aus der Österreichischen Schule in Pragsowie gleich vier Teilnehmer aus der Österreichischen Schule inBudapest bei den Kursen ein. Mit ihren ausgezeichneten Deutsch-Kenntnissen war es ihnen ein Leichtes, sich an den Kursen zu beteili-gen und neue Aspekte in die Diskussion mit einzubringen. EinMädchen aus Tschechien und eines aus Deutschland konnten sogarschon eine Woche früher anreisen und bei österreichischenTeilnehmerinnen eine Woche als Gäste verbringen - eine schöneErfahrung für beide Seiten!Und dann war auch die Teilnahme an der Sommerakademie als 1.Preis eines Wettbewerbes ausgeschrieben. Die drei glücklichenGewinner - allesamt aus der HTL Braunau - machten die gelungeneMischung der Teilnehmer/innen komplett.

Dieses internationale Flair der Offenheit und Begegnung steuertedann am Freitag, den 9.7.2004, auf einen Höhepunkt in Form einer

Enquete zu: Ganz im Sinne der EU-Erweiterung sprach eine bekannteJournalistin zum Thema: "Warum sich das Projekt EU trotzdem lohnt".Keine Geringere als die Gastreferentin Barbara Koudenhove-Kalergi,vielen aus Gastkommentaren im Fernsehen vertraut, gab in einem fes-selnden Referat Einblicke in historische Zusammenhänge sowie eige-ne Erfahrungen zum Besten und animierte so die jungen Menschen zueiner angeregten Diskussion auf hohem Niveau. Ein anschließendesinternationales Buffet mit Musikern aus Tschechien sorgte für einenentspannten Ausklang.

"Hochgeistiges unter der Sommersonne" nannte ein Teilnehmer dieseSommerakademie. Aber auch das Freizeitprogramm fand viel Anklang:Sportliche Aktivitäten hatten da ebenso Platz wie eine Dichterlesung,Stegreiftheater, strategische Spiele, body percussion, Filme, physika-lische Versuche oder Musik-Sessions. Und über allem stand immerwieder die Begegnung mit Gleichgesinnten, der lockere Umgang mitder eigenen und der Begabung des/der anderen. Das hohe Maß an Eigenständigkeit in der Arbeit, die Einblicke in realeArbeitssituationen an wissenschaftlichen oder wirtschaftlichenEinrichtungen, kreative, oft ungewöhnliche Lösungsansätze und einnahezu unstillbarer Wissensdurst bei den Teilnehmern/innen ver-mittelte ihnen den Eindruck von: Schule - aber einmal anders. Alleinedie Kombination von einem ECHA-Lehrer und einem Experten aus derjeweiligen Branche als Kursleiter in Form von team-teaching war fürdie meisten Teilnehmer/innen eine bereichernde Erfahrung.

Wen wundert es also, dass viele Schüler/innen dieses "Event" alseine Plattform der geistigen, sozialen und vor allem europäischenVerständigung und Freundschaft verstanden haben, das sie noch ein-mal erleben möchten?

OSTR Prof. Mag. Ulrike [email protected]

Sommerakademie in Bad Leon-felden goes international

Barbara Koudenhove-Kalergi

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06 Berichte aus den Bundesländern

cherchen für meine Fachbereichsarbeit zum Thema "Satellitenunter-stützte Fernerkundung" einbauen. Ich bin sehr froh, dass ich beim Internetsurfen auf diese Lehrveran-staltung gestoßen bin und diese drei abwechslungsreichen und inter-essanten Tage miterleben durfte.

Karin Wallner, Hengsberg, [email protected]

Für weitere Anfragen über begabungsfördernde Veranstaltungen inder Steiermark steht Ihnen gerne zur Verfügung:Mag. Dr. Helene Ruckere-mail: [email protected] und [email protected]

AllgemeinesAuch heuer veranstaltete der "Verein zur Förderung begabter undhoch begabter Schülerinnen und Schüler in Niederösterreich" wiedergemeinsam mit dem LSR für NÖ in Kooperation mit dem Pädago-gischen Institut des Bundes für NÖ unter der Leitung von Fachin-spektor HR Dr. Bernhard Seyr die Sommerakademien für hoch begab-te Schülerinnen und Schüler am Semmering.Die Veranstaltungen verfolgten das Ziel, mit Unterstützung von quali-fizierten Lehrkräften und Fachleuten aus der Praxis neue Wissens-bereiche zu entdecken und zu bearbeiten. Darüber hinaus sollte

06 “GRAZ IN SPACE - AKTUELLEWELTRAUMFORSCHUNGSommeruniversität 2004 in Graz

Als Schülerin des BG und BRG Leibnitz in der Steiermark empfand iches als besondere Herausforderung, vom 6. bis 8. September 2004 dieLehrveranstaltungen der Sommeruniversität "GRAZ IN SPACE -Aktuelle Weltraumforschung" an der Karl- Franzens-Universität inGraz besuchen zu dürfen.Im Rahmen dieser drei Tage wurden Themen wie Space Weather,Klima- und Umweltforschung, Raumfahrt, satellitengestützte Navi-gation und Kommunikation sowie aus aktuellen Gründen vor allem dieMarsforschung behandelt.Schon am Montag Früh wurden alle Teilnehmer/innen sehr herzlichvon Professoren der Karl-Franzens-Universität Graz, der TechnischenUniversität Graz, des Instituts für Weltraumforschung der Österreichi-schen Akademie der Wissenschaften in Graz und des JoanneumResearch begrüßt.Darauf folgten sofort die ersten Vorträge, die sehr interessant waren,da die Vortragenden die Inhalte so aufbereitet hatten, dass sie auchfür mich als Schülerin nachvollziehbar waren. Diesen Aspekt, dassBildung und Wissen nicht nur für Studierende der Universität zugäng-lich sind, möchte ich besonders hervorheben, denn ich finde es sehrpositiv, dass auch Schüler/innen und andere Interessierte dieMöglichkeit haben, sich über ein so spezielles Fachgebiet wie dieWeltraumforschung zu informieren.Die Vielfalt an verschiedenen Rednern wurde meiner Meinung nachvon den Zuhörern sehr positiv aufgenommen, was vermutlich vorallem daran lag, dass man die Begeisterung jedes einzelnen Vortra-genden für sein Fachgebiet deutlich spüren konnte, was sich natürlichwieder auf die Qualität der Beiträge auswirkte. Außerdemwaren alle besonders bemüht, die Hörerschaft aktiv in dieVorträge einzubinden und auftretende Fragen ausführlichzu beantworten.Weiters ist noch das ausgezeichnete Abendprogramm her-vorzuheben. Alle Teilnehmer/innen wurden zur Eröffnungder Weltraumausstellung "Graz zwischen Himmel undErde" an der Technischen Universität eingeladen, wo Dr.Rudolf Schmidt, Leiter der Mars Express Mission, einenVortrag über sein Projekt hielt und einige neueForschungsergebnisse bekannt gab. Außerdem warenauch die Modelle der verschiedenen Satelliten und Sonden bemer-kenswert, da man durch die Maßstabangaben erstmals eineVorstellung von den tatsächlichen Größendimensionen bekam.Am zweiten Abend erhielten die Teilnehmer/innen bei einem gemein-samen Buffet die wunderbare Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfenund die Vortragenden in äußerst interessante Diskussionen über dieverschiedensten Themen zu verwickeln.Abschließend möchte ich sagen, dass mir ein durchwegs positiverEindruck von dieser Veranstaltung geblieben ist. Meine neu gewon-nenen Erkenntnisse und Kontakte konnte ich bereits bei meinen Re-

06 SOMMERAKADEMIE FÜRHOCH BEGABTE IN NIEDER-ÖSTERREICH 2004Eine erste Zwischenbilanz

Karin Wallner

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besonders begabten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gege-ben werden, sich einerseits selbst besser kennen zu lernen und eige-ne Interessen, Neigungen und Tätigkeiten genauer zu erforschen,andererseits in intensiver Zusammenarbeit mit anderen Gleichge-sinnten soziale Erfahrungen in einem offenen und toleranten Klima zumachen und in homogenen Gruppen Teamarbeit zu erleben.Bei der Auswahl der Kursthemen und der Inhalte wurde darauf geach-tet, besondere inhaltliche und methodische Schwerpunkte zu setzen,vernetztes und kreatives Denken zu fördern und im Unterricht Selb-ständigkeit, fachliches Niveau, kooperative Arbeitsformen und Ein-übung in wissenschaftliche Standards zu ermöglichen.

Teilnehmerzahlen:Insgesamt wurden 2004 in den 3 Sommerakademien am Semmering245 hoch begabte Schüler/innen gefördert, seit der 1. Sommerakade-mie 1999 waren es bereits über 1000.

Finanzierung:Um möglichst vielen Schülerinnen und Schülern die Teilnahme zuermöglichen, wurde der Schülerbeitrag etwas niedriger angesetzt unddeckte bei weitem nicht alle Kosten für Unterbringung und Ver-pflegung der Studierenden und Lehrenden, den Unterricht sowie dieerforderliche Unterrichtsmittel. Der Restbetrag wird durch Sponsorenaufgebracht. Die Sommerakademien wurden unterstützt durch:10 Rotary Clubs in NÖ, Rotary Distrikt 1910, das BMBWK, die NÖLandesregierung, das Österreichische Zentrum für Begabtenförderungund Begabungsforschung, die ERSTE Bank.

Die einzelnen Sommerakademien im Detail:

5. Sommerakademie für Volksschulen (9. - 13. Juni 2004), 82Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klasse aus insgesamt 68Volksschulen besuchten die 6 Kurse, die unter dem Motto " Wunderentdecken - erleben - erforschen" angeboten wurden.Im Deutschkurs zum Thema "Sprachforscher" wurden grenzüber-schreitende Sprachforschungen angestellt, um anhand von Hörbei-spielen, Texten, Liedern und Spielen den Geheimnissen der vielenSprachen auf die Spur zu kommen. Schauspielerisch Begabte er-weiterten beim Seminar "Theater-Reisen" ihre kreativen Fähigkeitenund deren Umsetzung in der Gruppe und präsentierten unter der An-leitung des Schauspielers und Regisseurs Thomas Declaude "ihr"Stück vom Flohzirkus.Naturwissenschaftlich Interessierte kamen beim Biologiekurs "Wald -Natur entdecken - erleben - erforschen", beim Astronomiekurs "Eine

Reise ins Weltall" und beim Kurs AchtungSpannung! Mit Elektrizität lassen wir es blinkenund krachen! auf ihre Rechnung.Beim Mathematikkurs mit dem Titel "Eine span-nende Matheparty" erzählten berühmte Mathe-matiker aus ihrem Leben und über ihre mathema-tischen Entdeckungen und Erfindungen.

4. Sommerakademie für HS und AHS-Unterstufe (22. - 27. Juni 2004), 5 Kurse mit 74Teilnehmerinnen und Teilnehmern (3. - 4. Klasse)aus12 Hauptschulen und 35 AHS. 6 Stunden täglich in Vormittags- und Nach-mittagseinheiten wurden die Themenschwer-punkte Biologie: Faszination Lebensräume - nahund fern, Mathematik - Physik - Informatik: Digi-tale Elektronik - Bits und Bytes, Deutsch:Göttinnen, Heldinnen, Denkerinnen - Die weibli-che Seite der griechischen Antike und Englisch:"The Phantastic Travel Agency" bearbeitet.Die Angebote am Nachmittag und Abend umfas-sten neben sportlichen Aktivitäten auch eineEinführung in den Umgang mit dem Internet, che-mische Experimente, etc.

6. Internationale Sommerakademie für AHSund BHS (1. - 9. Juli 2004), 90 Schüler/innen

aus 39 österreichischen (28 AHS, 11 BHS) und 16 ausländischenSchulen (aus Kroatien, Slowenien, Ungarn, Tschechien, der Slowakeiund Bulgarien ).Die Arbeit in allen acht angebotenen Kursen vollzog sich auf einemsehr hohen fachlichen und intellektuellen Niveau.Die Kursthemen im Überblick:> Biologie/Verhaltensbiologie: Verhalten erforschen bei Mensch und

Tier> Biologie / Chemie: Der gläserne Mensch: Die Wissenschaft erklärt

Gesundheit und Krankheit

Elektronik Kurs

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06 Berichte aus den Bundesländern

> Mathematik / Physik: Physik der kleinsten und größtenDimensionen

> Physik im Cyberspace: Digitalisierung von Experimentenund Visualisierung physikalischer Vorgänge

> Politische Bildung: Europa nach der Erweiterung> Englisch: Love through Literature: "Love alters not with

his brief hours or weeks, But bears it out even to theedge of doom." W. Shakespeare - Sonnet 116

> Philosophie und Ethik: Überzeugen. Überreden, bekehren, zwingen- rationale Argumentationstechniken wirkungsvoll einsetzen undgemeine Tricks gekonnt abwehren (Rhetoriktraining)Psychologie: Entwicklungspsychologie. Erzieher und Erzogene

Zusammenfassung:Die Ziele der Sommerakademien konnten, wie aus der Auswertungder Fragebögen hervorgeht, in hohem Ausmaß erreicht werden, unddie Erwartungen der Teilnehmer/innen wurden übertroffen.Besonders groß war das Interesse an der Sommerakademie für dieVolksschüler. Da sich über 160 Kinder angemeldet hatten, konnteviele aus Platzgründen nicht aufgenommen werden. Auffällig war,dass in diesem Jahr der Prozentsatz jener Schüler/innen, die in schul-psychologischen Tests als hoch begabt eingestuft worden waren,besonders hoch war. Aus dem Erfolg der Sommerakademien geht hervor, dass dieses Zu-satzangebot zur Förderung hoch begabter Schülerinnen und Schülersehr gut angenommen wird und eine Lücke im Bildungsangebot füllt.

Im Schuljahr 2004/05 ist die Durchführung folgender Sommeraka-demien für hoch begabte Schüler/innen geplant:

> 6. Sommerakademie für Schüler/innen der 3.-4. Kl. Volksschule, Semmering, 17. bis 21. Juni 2005

> 5. Sommerakademie für AHS Unterstufe und HS (3.-4. Kl.), Semmering, 23. bis 28. Juni 2005

> 7. Internationale Sommerakademie für AHS Oberstufe und BHS, Semmering, 30. Juni bis 8. Juli 2005

Informationen:Dr.Bernhard SeyrLSR f NÖ, Rennbahnstraße 29, A-3109 St. Pölten, 02742/280-4580, 0676/4298757E-mail: [email protected]

VL Petra SummerAssistentin bei der Koordination der Begabtenförderung im LSR0676/4208168

Homepage des LSR f. NÖ: www.lsr-noe.gv.at weiter - Aktuelles -Begabtenförderung

Warum Begabungs- und Begabtenförderung? Für mich ist Begabten-förderung ein grundlegend menschliches Anliegen. Jedem Menschensollte das Recht zuteil werden, so wie er ist, von seiner Umwelt alswertvoll akzeptiert zu werden. Hoch begabten Kindern und Jugend-lichen wird dieses Recht in einer normierenden Gesellschaft oft ver-wehrt. Wenn ein enthusiastisches Kind als lästig bezeichnet wird, einkluges Kind als altklug, und ein wortgewandtes als Schwätzer, sowird der Selbstwert dieser jungen Menschen zutiefst verletzt. Jedem Menschen sollte das Recht zuteil werden, sein eigenes Lebenals sinnvoll erleben zu dürfen. Wie aber sollte ein hoch begabtesKind, das sich bereits vor Schuleintritt Lesen und Rechnen beige-bracht hat, seinen schulischen Alltag als sinnvoll erleben, wenn esstundenlang Bekanntes wiederholen muss? Wenn ihm das, was es sobrennend ersehnt und wie die Luft zum Leben braucht, laut Lehrplanvorenthalten wird: sich in den abenteuerlichen Welten der Bücher zuverlieren, entdeckend die Faszination der Zahlen zu erproben, mitNeugierde die Wunder der Welt zu erforschen? Eine Gesellschaft, dieihre begabten jungen Menschen nicht wertschätzt und fördert, ver-weigert einer Gruppe ihrer Mitglieder wesentliche Rechte.Die Notwendigkeit einer Begabungs- und Begabtenförderung lässt

sich aber auch aus einer simplen wirtschaftlichen Überlegung ablei-ten. Die heutigen Begabungspotentiale sind die zukünftigen Forscher,Helfer, Philosophen, Künstler. Welche Qualitäten erwarten wir vondiesen einflussreichen Personen? Wenn hoch begabte Kinder undJugendliche in ihrem Bildungsweg Geringschätzung erfahren, werdensie im besten Fall angepasste Hochleister - oder frustrierteLeistungsverweigerer, im schlimmsten Fall gesellschaftsverachtendeGenies. Keine Gesellschaft kann es sich leisten, ihre Begabten nichtwohlwollend zu fördern.Begabungs- und Begabtenförderung heißt für mich jedoch nichtElitebildung. Wozu sollte künstlich eine Polarisierung geschaffenwerden? Wer bestimmt die Grenze zwischen Mittelmaß und Elite?Wer traut sich zu, alle Begabungen bereits vor ihrer Blüte zu erken-nen? Begabungs- und Begabtenförderung sollte alle angehen undallen zum Wohle gereichen. Begabungen schlummern in jedem Kind.Wenn wir das Glück haben, Eltern, Lehrer/innen oder Mentorinnenund Mentoren zu begegnen, denen unsere Begabungen am Herzen lie-gen, werden wir zu Be-Gabten und zu Höchstleistungen angespornt. Nehmen wir uns ein Vorbild am Sport. Spitzensport und Breitensportschließen einander nicht aus; sie befruchten einander gegenseitig.Die Förderung des Breitensports lässt Talente früh entdecken; dieSportler der Nation inspirieren den Breitensport. Und die Massen fie-bern vor dem Fernseher, ob ihr Genie heute wieder gewinnt. Das istBegabungs- und Begabtenförderung im besten Stil. Eine meiner Aufgaben am özbf ist es, neben Beratung und Projekt-betreuung, in Teamarbeit begabungs- und begabtenfördernde päda-

06 EIN NEUES TEAMMIT-GLIED STELLT SICH VORProf. Mag. Dr. Walburga MariaWeilguny

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gogische Modelle zu entwickeln, die unter dem kritisch-prüfenden Auge unseres wissenschaftlichen Beirats inder Schulpraxis erprobt werden können. Begabungs- undBegabtenförderung sollte an unseren Schulen eineSelbstverständlichkeit werden. Da die Realisierung vonSchul- und Unterrichtsmodellen nur in gemeinsamerArbeit vieler engagierter Pioniere möglich ist, freue ich michbesonders über die zahlreichen Angebote der Zusammenarbeit unddas Interesse, das Schulleiter/innen, Lehrer/innen, Eltern,Vereinsgründer/innen, aber auch Politiker/innen an der Zukunft derBegabungs- und Begabtenförderung zeigen.Zu meiner Person: Ich komme aus Rohrbach im Mühlviertel, unterrich-tete am BG/BRG Rohrbach Englisch, Philosophie, Psychologie undPädagogik und leitete ein psychosoziales Netzwerk an dieser Schule.Erfahrungen an anderen Schulen sammelte ich durch temporäreUnterrichtstätigkeiten an VHS, BFI, HBLA und Krankenpflegeschule.Nach meinem Doktoratsstudium aus Psychologie und Pädagogik ander Universität Wien und einer Ausbildung in Logotherapie undExistenzanalyse absolvierte ich die Ausbildung zum Specialist inGifted Education bei Prof. Mönks und hielt regelmäßig Kurse für hochbegabte und hoch motivierte Kinder und Jugendliche.

[email protected]

Liebe Leserinnen und Leser des newsletter,

ich möchte Sie ganz herzlich zu einer ganz besonderen Konferenz überhoch begabte und talentierte Kinder und Jugendliche einladen, wiesie, bezogen auf Ort und Programm, wohl ziemlich einmalig sein wird:die nächste Weltkonferenz des World Council for Gifted and TalentedChildren, die vom 3. bis 7. August 2005 in New Orleans, USA, statt-finden wird. Die Stadt mit ihrem ganz besonderen Flair ist sicherallein schon eine Reise wert. Zusammen mit der Konferenz, auf derSie interessante Menschen aus über 40 Ländern treffen können, wirddie Konferenzreise zu einem einmaligen Erlebnis werden. TauschenSie Ihre Erfahrungen aus und lernen Sie Neues aus der Förderung undErforschung hoch begabter Menschen kennen. Das Programm siehtneben interessanten "pre-conference sessions" hochkarätige "Key-noter", wie Professor Robert Sternberg, und weit über hundert Vor-träge und Diskussionsrunden zu den verschiedensten Themen-bereichen vor, aus denen Sie sich Ihre "Perlen" aussuchen können.Weitere Informationen finden sich auf der Website des WorldCouncil: www.WorldGifted.org

Ich würde mich sehr freuen, Sie im nächsten Jahr persönlich in NewOrleans begrüßen zu können,Ihr Prof. Dr. Klaus K. UrbanPresidentWorld Council for Gifted and Talented [email protected]

GIFTED CHILD 200516. Bienniel World Conference

New OrleansAugust 3 - 7, 2005

Hyatt Regency New Orleansat the Lousiana Superdome

Celebrating Les Enfants Surdoués du MondeIn Oberösterreich ist ab sofort wieder Dr. Christa Wührer als Bundes-länder-Koordinatorin für Begabtenförderung tätig. Das özbf gratuliertFrau Dr. Wührer nachträglich herzlichst zum Nachwuchs!

07KURZ GEMELDET

07WORLD COUNCIL FORGIFTED AND TALENTEDCHILDREN

Vorschau 07

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08 Rezension

Christine Böckelmann und Regula Hug (2004). MosaikHochbegabungsförderung. Konzepte und Erfahrungen aus demSchulfeld. Zürich: Verlag Pestalozzianum. 128 Seiten. ISBN 3-03755-023-6. 19,00 Euro.

Das Buch stellt einen Bericht über das Zürcher Universikum, eineEinrichtung, in der hoch begabte Schüler/innen der Primarstufe Wahl-kurse belegen können. Das Universikum wurde 1998 als Förder-maßnahme der Stadt für hoch begabte Volksschüler (Primarstufe) aufeine Initiative des Stadtrats hin eingerichtet. Nachdem dasUniversikum während dieser ersten 6 Jahre als Modellprojekt finan-ziert wurde, werden die Wahlkurse des Universikums seit diesemSchuljahr nunmehr "definitiv" eingeführt, wie man hoch erfreut imVorwort von Stadträtin Monika Weber, der Vorsteherin des Schul- undSportdepartements der Stadt Zürich, lesen kann. ChristineBöckelmann von der PH Zürich umreißt, ebenfalls in der Einleitung,die pädagogische Konzeption der Begabungs-, Begabten undHochbegabtenförderung in Zürich: Begabungsförderung soll dabei alsintegrative Förderung im normalen Unterricht erfolgen, während gutund hoch begabte Schülerinnen und Schüler mit zusätzlichenAngeboten, also Enrichment (vor allem als Pull-out-Maßnahme), aberauch Verdichtung des Lernstoffs gefördert werden.

Das Konzept des Universikums zusammen mit Hinweisen zurIdentifikation hoch begabter Schülerinnen und Schüler (Checkliste)sowie zu spezifischen Bestimmungen zu Akzelerationsmaßnahmen(Überspringen) wird auf den letzten 20 Seiten des Buches vorgestellt.Dabei waren für den Rezensenten jedoch nur die gut 3 Seiten derProjektleiterin Regina Hug über die pädagogische Konzeption sowiedie angebotenen Wahlkurse interessant. Der Beitrag von UteAmmann-Biesterfeld über die Psychologie hoch Begabter fällt hinge-gen enttäuschend aus. Die Verfasserin rekurriert fast ausschließlichauf die Persönlichkeitsdimension Intro- vs. Extraversion und charakte-risiert hoch Begabte damit, das sie meist dem Typ des "innigenKindes" ("Denkerin" und "Denker im stillen Kämmerlein") oder desexpansiven Kindes ("Draufgängerin" und "Draufgänger mit hochgradi-gem Untersuchungs- und Aktionsdrang) angehören. Auch möglicheProbleme hoch Begabter werden entlang dieser Dimension interpre-tiert (das "gefangene Kind" vs. das "appellative Kind"). Dabei er-staunt, dass die Verfasserin nur vage Angaben zu den Quellen ihrerErkenntnis macht; da keine Literatur zitiert, noch auf Daten verwiesenwird, wurden die Aussagen vermutlich in der psychoanalytischenPraxis von Frau Ammann-Biesterfeld gewonnen. Auch die Linkslisteist fast schon entbehrlich, fehlen doch nicht nur die Adresse des özbf,sondern etwa auch das Portal der Karg-Stiftung zur Hochbegabung.Das Glossar ist ebenfalls lückenhaft, beispielsweise wird der dochweit verbreitete Begriff des "Drehtürmodells" nie erwähnt.

Der interessanteste Teil des Buches, der mit gut70 Seiten auch den Hauptteil ausmacht, findetsich in der Mitte. Dort werden in 12 Kapiteln("Mosaiksteinen") Methoden und Unterrichts-beispiele von Praktikern beschrieben, die im

Universikum bzw. in der Hochbegabtenförderung aktiv sind. Als Bei-spiele seien angeführt: Lernzieldifferenzierter Unterricht, Wochen-planunterricht, Lernatelier, Früheinschulung, Überspringen oder einKurs zur Formen- und Farbenlehre. Dabei sind die Beiträge nochmalsuntergliedert in Begabungsförderung im Unterricht, begabungsförder-liche Aktivitäten im Schulhausteam (d.h. auf Schulebene, gemeintsind etwa Team-Teaching oder Lernateliers) sowie Maßnahmen derEinzelförderung. Die einzelnen Texte sind leicht verständlich alsErfahrungsberichte geschrieben, lassen sich bequem in einer Viertel-stunde lesen und eignen sich gut für die Hand von (Primarstufen-)Lehrkräften und Erzieherinnen und Erziehern. Insbesondere vermögensie aufzuzeigen, wie die angesprochenen pädagogisch-didaktischenMaßnahmen in die Praxis umsetzbar sind und auch funktionieren.

Kritisch ist allerdings anzumerken, dass bisweilen der Bezug zur über-geordneten Thematik, der Förderung hoch Begabter verloren geht.Dies liegt möglicherweise auch daran, dass die einzelnen Beiträgenoch gewonnen hätten, wenn die Autorinnen (Hochbegabten-förderung scheint im Kanton Zürich reine Frauensache zu sein) ihrePraxis stärker reflektiert hätten. Es fehlen Überlegungen dazu, warumdie einzelnen Maßnahmen gerade für hoch Begabte besonders frucht-bar sein sollen. Bei vielen Beispielen hat man den Eindruck, dass ein-fach Merkmale guten Unterrichtens geschildert werden.

08 REZENSIONMosaik Hochbegabungsförderung

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Burgenlandwww.bildungsserver.com

Kärntenwww.pi-klu.ac.at/ahs/talent.html

Niederösterreichwww.lsr-noe.gv.at

Oberösterreichwww.stiftungtalente.atwww.lsr-ooe.gv.at/schulpsychologie/main/wir/referate/begabt.htmwww.pa-linz.ac.at/institut/hochbegabt/index.htm

Salzburghttp://land.salzburg.at/landesschulrat/service/indexser.htmwww.pi.salzburg.at/ahs/pluskurse/index-pluskurse.htm

Steiermarkwww.lsr-stmk.gv.at/spbb/begabtenfoerderung.htm

Tirolwww.tirolertalente.tsn.atwww.hochbegabung.tsn.atwww.pi-tirol.at

[email protected] (Servicestelle für Begabtenförderungam Pädagogischen Institut des Bundes)

[email protected] (kompetenzzentrum für begabungsförde-rung, Stadtschulrat für Wien)

Insgesamt vermittelt das Buch den Leserinnen und Lesern guteAnregungen für die Planung eigener Initiativen bzw. Kurse zurFörderung hoch begabter Schüler/innen, andererseits wirkt es dochsehr praktizistisch. Dies spiegelt sich nicht nur in der Literaturlistewieder, die mit 23 zitierten Titeln recht mager ausfällt, wobei zudemüberwiegend interne Schweizer Praxisberichte aufgeführt werden,sondern auch in manchen Stellen des Buches. So erstaunt durchaus,dass als Erkenntnisfortschritt des Projekts angeführtwird, dass die Stadt Zürich "im Gespräch mit Lehr-personen und Fachpersonen …[heraus fand], … dass beigleich guten Schulleistungen Knaben eher als begabt undMädchen als fleißig eingeschätzt werden. Oder andersgesagt: Knaben überschätzen sich bezüglich ihrerLeistung, Mädchen hingegen unterschätzen sich" (S. 15).Diese Erkenntnis hätte man rascher auch durch einen ein-fachen Blick in die (entwicklungs- bzw. pädagogisch-psychologische) Literatur gewinnen können. Für wen eignet sich das Buch also? Wer sich über Hochbegabung all-gemein einführend informieren möchte, der sollte lieber zu einemandern Buch greifen. Das Buch ist auch nicht für diejenigen geschrie-ben, die Wert darauf legen, neuere Erkenntnisse und aktuelle Trendsder Hochbegabungsforschung und -förderung nachlesen zu können.Wer sich aber praxisnah und leicht verständlich von Ansätzen undIdeen der Begabtenförderung anregen lassen möchte, dem sei dasBuch empfohlen.

Univ. Prof. Dr. Christoph Perleth, [email protected]

> Urban, K. K. (2004). Hochbegabungen - Aufgaben und Chancen fürErziehung, Schule und Gesellschaft. Münster: Lit-Verlag. [ca. 334Seiten; ISBN 3-8258-8246-2]

> Urban, K. K. (2004). Kreativität - Herausforderung für Schule, Wis-senschaft und Gesellschaft. Münster: Lit-Verlag. [ca. 200 Seiten;ISBN 3-8258-8244-6]

Literatur / Leser/ innenecho / Info 09/10/11

09 NEUERSCHEINUNGEN

10 URLS ZUM THEMA BEGABTENFÖRDERUNG UNDBEGABUNSFORSCHUNG

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Der Verein ECHA-Österreich, die Karl-Franzens-Universität Graz, die Technische Universität Graz, der Landesschulrat für Steiermark unddas Pädagogische Institut des Bundes in Steiermark führen vom 14. - 15. April 2005 die 6. ECHA-Österreich Tagung durch.

Wir laden herzlich ein zur 6. ECHA-Österreich Tagung in GRAZ des European Council for High Ability - Austria

zum Thema:Begabtenförderung und Begabungsforschung aus neurowissenschaftlicher Perspektive

- Gehirnforschung und Neurodidaktik als Impulse für Bildung

Hauptvorträge:Begabung möglichst früh erkennen und fördern? Hochbegabtenerkennung und -förderung aus der Sicht der Psychologie und Neurowissenschaften.Univ.-Prof. Dr. Aljoscha Neubauer, Universität Graz, Institut für Differentielle Psychologie

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans hinterher. Psychologische und neurowissenschaftliche Aspekte des Wissenserwerbs bei Kindern undJugendlichen. Univ.-Prof. Dr. Elsbeth Stern, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin

Datum: 15. April 2005, 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr | Ort: Karl-Franzens-Universität Graz, Meerscheinschloss, Mozartgasse 3, 8010 Graz

und zum HospitationstagDatum: 14. April 2005, 9:00 bis 13:00 Uhr | Ort: Schulen in der Steiermark

Unsere Zielgruppe sind Absolventinnen und Absolventen der ECHA-Lehrgänge und Akademielehrgänge für Begabten- und Begabungsförderung und inter-essierte Lehrer/innen aller Schularten sowie Bildungsverantwortliche aus ganz Österreich.

Anmeldungen erbeten an das Zentrum für Weiterbildung der Karl-Franzens-Universität GrazUniversitätsplatz 3, 8010 Graz, Tel.: ++43 (0)316-380 1105, [email protected], http://echa05.uni-graz.at

und an die zuständigen Abteilungen der Pädagogischen Institute bzw. der Landesschulräte der einzelnen Bundesländer und an den Stadtschulrat für Wien.

| || 6. ECHA-ÖSTERREICH TAGUNG IN GRAZ

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An dasÖsterreichische Zentrum für Begabten-förderung und BegabungsforschungMakartkai 35020 Salzburg

Österreichisches Zentrum für Begabtenförderung und BegabungsforschungMakartkai 3 . A-5020 Salzburg

[email protected]

tel: +43 662/ 43 95 81fax: +43 662/ 43 95 81 - 555

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Redaktion: Mag. Gerhard Pusch Mag. Werner Gübitz

Druck: Salzburger Druckerei

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