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Kinder sind neugierig und haben viele Fragen. Manchmal – so sagen die Er- wachsenen – fragen sie einem sogar Lö- cher in den Bauch! Und weil Kinder so viel wissen wollen, gab es auch in diesem Jahr wieder eine Kinder-Uni am Campus Landau. Trotz teilweise tropischer Hitze ließen sich die Kinder nicht vom Lern- spaß in für sie ungewohnter Umgebung abhalten: Sieben Themen standen von Juni bis Juli auf dem Programm: Von Um- weltschutz und alten Schriften über drei- dimensionales Sehen und Spiegelungen bis Filmtricks und Rhetorik. Wie richtige Studierende erhielten auch die Kleinen einen Studierendenausweis, in den sie die besuchten Veranstaltungen eintragen und sich abstempeln lassen konnten. Die ganz treuen Besucher der Kinder-Uni- Veranstaltungen wurden traditionsgemäß wieder mit dem Landauer Kinder-Diplom geehrt. Und natürlich waren auch wieder die Landauer Kinderreporter mit Block, Stift, Mikrofon und Kamera am Ort des Geschehens, um als Zeitungsartikel, Ra- diobeitrag oder Filmreportage festzuhal- ten, was Spannendes passiert ist. Was in den einzelnen Vorlesungen und Semina- ren gezeigt und experimentiert wurde, das gibt es auf den folgenden Seiten zu lesen. Viel Spaß beim Lesen! Das KinDer-Uni-Team Landauer Kinder-Uni 2010

Newsletter Kinderuni

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Newsletter Kinderuni Universität Koblenz-Landau, Campus Landau, Sommersemester 2010

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Page 1: Newsletter Kinderuni

Kinder sind neugierig und haben viele

Fragen. Manchmal – so sagen die Er-

wachsenen – fragen sie einem sogar Lö-

cher in den Bauch! Und weil Kinder so

viel wissen wollen, gab es auch in diesem

Jahr wieder eine Kinder-Uni am Campus

Landau. Trotz teilweise tropischer Hitze

ließen sich die Kinder nicht vom Lern-

spaß in für sie ungewohnter Umgebung

abhalten: Sieben Themen standen von

Juni bis Juli auf dem Programm: Von Um-

weltschutz und alten Schriften über drei-

dimensionales Sehen und Spiegelungen

bis Filmtricks und Rhetorik. Wie richtige

Studierende erhielten auch die Kleinen

einen Studierendenausweis, in den sie

die besuchten Veranstaltungen eintragen

und sich abstempeln lassen konnten. Die

ganz treuen Besucher der Kinder-Uni-

Veranstaltungen wurden traditionsgemäß

wieder mit dem Landauer Kinder-Diplom

geehrt. Und natürlich waren auch wieder

die Landauer Kinderreporter mit Block,

Stift, Mikrofon und Kamera am Ort des

Geschehens, um als Zeitungsartikel, Ra-

diobeitrag oder Filmreportage festzuhal-

ten, was Spannendes passiert ist. Was in

den einzelnen Vorlesungen und Semina-

ren gezeigt und experimentiert wurde, das

gibt es auf den folgenden Seiten zu lesen.

Viel Spaß beim Lesen!Das KinDer-Uni-Team

Landauer Kinder-Uni 2

010

Page 2: Newsletter Kinderuni

Lektion 1:

Wald und Wasser

„Ist euch auch so warm wie uns?“. Mit

dieser Frage eröffnen Grundwasserökolo-

ge Dr. Hans Jürgen Hahn und Förster Sieg-

fried Weiter vom Forstamt Haardt die erste

Vorlesung der Landauer Kinder-Uni 2010.

Gemeinsam mit über 200 Kinder-Uni-Stu-

denten wünschen sie sich eine kühle Brise

wie im Wald. Da die Vorlesung aber in der

Universität stattfindet, muss mit Siegfried

Weiters mitgebrachtem „Ersatz-Wald“ –

viele Äste mit vielen Blättern – Vorlieb

genommen werden. Aber: „Was hat der

Wald überhaupt mit unserem Wasser zu

tun?“, stellt der Wissenschaftler Hans Jür-

gen Hahn den Titel der Veranstaltung in

Frage. Zahlreiche Kinderhände schnellen

in die Höhe. Die Kinder haben enormes

Vorwissen und zeigen großes Interesse am

Thema. Dozenten und Kinder halten ge-

meinsam fest, dass Bäume Wasser brau-

chen um zu überleben. Der Wald dagegen

ist gleichzeitig Lebensraum für Tiere und

weitere Pflanzen. Außerdem nehmen die

Bäume über ihre Wurzeln mit dem Wasser

auch lebensnotwendige Mineralien auf.

Und auch das Chlorophyll in den Blättern

benötigt Wasser.

„Könnte es denn aber auch sein, dass das

Wasser den Wald braucht?“, regt Biologe

Hahn die jungen Wissenschaftler weiter

zum Nachdenken an. Diese wissen, dass

der Wald das Wasser reinigt und es im

Boden speichert. Der Grundwasseröko-

loge zeigt sich sichtlich beeindruckt vom

Wissensstand der jungen Studenten. In

der Veranstaltung will er gemeinsam mit

Siegfried Weiter und den Kindern wissen-

schaftlich beweisen, ob ihre Thesen auch

wirklich stimmen. Drei Fragen wollen die

Dozenten im Verlauf der Vorlesung mit

den Kindern beantworten: Warum gibt es

im Wald so viel Wasser? Warum ist das

Wasser im Wald so sauber? Warum wirst

du im Wald erst nach dem Regen nass?

Wissenschaftlich Arbeiten bedeutet,

Aussagen durch einen Versuch zu testen

beziehungsweise zu überprüfen. Versuche

machen aber auch immer ein bisschen Ar-

beit. „Dafür brauchen wir Unterstützung“,

motiviert Hans Jürgen Hahn seine jungen

Wissenschaftler und freut sich über die

vielen Kinder, die mithelfen wollen. Da-

mit auch jeder etwas sehen kann, wird der

Versuch mit einer Kamera auf die Lein-

wand des Hörsaals übertragen.

Zuerst soll herausgefunden werden, wa-

rum es im Wald immer soviel Wasser gibt.

Für das Experiment haben Siegfried Wei-

ter und Hans Jürgen Hahn zwei längliche

Kisten vorbereitet. Eine mit Wald- und

eine mit Stadtboden. Beide Kisten haben

am unteren Ende ein Loch. Durch sie soll

Wasser durchlaufen und so getestet wer-

den, wo es schneller durchsickert. Die

jungen Wissenschaftler sind sich schon

im Vorfeld einig: Im Waldboden dauert es

länger, bis das Wasser am Ende ankommt.

Da an der Uni nicht nur gelehrt sondern

auch geforscht wird, muss die Annahme

der Kinder-Studenten natürlich mit einem

Experiment bewiesen werden. Jeweils ein

Liter Wasser wird in den Stadt- und in

den Waldboden geschüttet. Das Resultat

kommt wie erwartet: „Der Waldboden

hat das Wasser einfach weggesaugt“,

so eines der Kinder. Beim Stadtboden

floss es durch. Biologe Hahn erklärt den

Kinder-Uni-Studenten nebenbei, dass auf

diese Weise auch Hochwasser entstehen,

da der Stadtboden das Wasser nicht spei-

chern kann. Ganz anders ist es da beim

Waldboden, hier passen beim Experiment

insgesamt drei Liter Wasser rein, bis lang-

sam ganz wenig durch das Loch am unte-

ren Ende der Kiste in den Auffangbecher

tropft. Waldprofi Siegfried Weiter erklärt:

„Ein Quadratmeter Waldboden, also eine

Fläche von ein mal ein Meter, kann so viel

Wasser speichern wie in zwei randvolle

Badewannen passen.“ Dies war auch für

die jungen Wissenschaftler neu und völlig

erstaunlich.

Um herauszufinden, warum das Wasser

im Wald immer so sauber ist, wird in ei-

nem Eimer ein Waldboden nachgebaut.

Ganz unten befindet sich ein Loch, darü-

ber kommen Sand, Torf, Waldboden und

Moos. Darauf wird schmutziges Wasser,

von Dr. Hahn auch liebevoll „Dreckbrü-

he“ genannt, geschüttet. Dies soll unten

am Eimer wieder sauber heraus kommen?

Die Kinder sind skeptisch. Beim Durch-

laufen braucht das Wasser sehr lange. Wa-

rum ist nun allen klar. Natürlich speichert

der Waldboden einen Teil davon. Und sie-

he da, am Ende ist das Wasser, das heraus

sickert, tatsächlich ein wenig sauberer.

Allerdings möchte noch immer kein Kin-

der-Uni-Student davon trinken. Damit es

richtig sauber wird, hätte der Waldboden

mehr Schichten benötigt.

Um die letzte Frage zu klären, warum

man im Wald unter den Bäumen erst nass

Page 3: Newsletter Kinderuni

wird, nachdem der Regen aufgehört hat,

wird wieder ein Teil von Siegfried Weiters

„Wald“ benötigt, außerdem ein Plansch-

becken, zwei Leitern, ein Schirm, Wasser-

sprühflaschen und viele Helfer. Zunächst

sprühen die „Regenmacher“, also die auf

den Leitern stehenden Studenten, ohne

Wald das Wasser auf die im Planschbe-

cken stehenden Kinder, das Regenwasser

landet sofort auf dem Boden. Nun wird in

einem Korb ein Blätterdach simuliert, in

dem mehrere Schichten Äste und Blätter

übereinander gelegt werden. So ist es auch

bei einem echten Baum. Die Regentrop-

fen müssen von Blatt zu Blatt fließen. Und

das Experiment beweist: Auch die Blätter

speichern das Wasser. Unter dem Baum

wird man lange Zeit nicht nass. Spätes-

tens wenn ein Wind durch die Blätter geht,

wird der aufgefangene Regen aber durch-

gelassen. Dann wird man auch unter dem

Baum nass.

In der lebendigen und interessanten Vor-

lesung konnten die jungen Wissenschaft-

ler nun also allerhand beweisen: Der Wald

ist wie ein Schwamm. Er speichert das

Wasser lange und wirkt dabei wie ein Fil-

ter, es kommt sauberer wieder heraus.

KaTharina DaUsch

Kinderreporterin sophia habaTh besuchte die Vorlesung zum Thema „Wald und Wasser“. Die Vorlesung wurde gehalten von Dr. Hans Jürgen Hahn und Siegfried Weiter (Forstamt Haardt). Nach der Vorlesung stellte Sophia dem Förster Siegfried Weiter ein paar Fragen. Warum gibt es so viele Quellen in den

Wäldern? Das Wasser wird im Waldboden aufgesaugt wie ein Schwamm, und wenn der Schwamm voll ist, dann läuft das Wasser da heraus, wo der Boden wasserdurchlässig ist. Wenn dies der Fall ist, entsteht eine Quelle.

Wo gibt es mehr Quellen? In Laubwäldern oder in Nadelwäldern? Eigentlich in Laubwäldern. Bei uns gibt es

mehr Laubwälder, deshalb finden wir mehr Quellen in Laubwäldern.

Sind die Quellen durch die Rodung der Wälder von der Austrocknung bedroht? Wenn keine Wälder mehr da sind, kann der Waldboden kein Wasser mehr aufnehmen und speichern. Das hat zur Folge, dass das Wasser schnell in den nahe gelegensten Bach abfließt. Sprudelt das Wasser einer Quelle ewig?

Eher nicht, wenn es weniger regnet, kommt weniger Wasser in den Boden, und die Quel-len werden schwächer.

Welche Temperatur hat das Wasser einer Quelle?Ungefähr 8 bis 10 Grad.

Wie krank ist unser Wald? 30 Prozent sind gesund, alle anderen Bäume sind leicht bis schwer krank.

Kinderreporter

Page 4: Newsletter Kinderuni

Lektion 2:

Das Geheimnis der Schriftrollen

Um ganz, ganz alte Schriftstücke und wie man diese findet

und entziffert, ging es in der Vorlesung des evangelischen

Theologen Professor Dr. Michael Tilly. Denn damit wir uns

heute vorstellen können, wie die Menschen in der Antike

vor fast 2000 Jahren geschrieben und gelebt haben, müssen

erst einmal schriftliche Überreste gefunden werden. Weil

man die antiken Schriftstücke nicht einfach so auf der Stra-

ße oder im heimischen Garten findet, braucht es eine ganze

Menge Organisation, um sie aufzustöbern.

Professor Tilly nahm die Kinder mit auf eine Bilderreise

in die Bergwüste Israels im Nahen Osten. Zwei nebenein-

ander liegende Berge waren auf der Leinwand im Hörsaal

zu sehen, die ganz schön unterschiedlich aussahen: der eine

war grün und natürlich abfallend, der andere – und das war

das Besondere – hatte steile Wände und rundherum Mau-

erreste aus Stein. In diesem Berg befand sich früher einmal

eine Stadt. Professor Tilly zeigte einen Querschnitt des Ber-

ges; es sah aus, als würde man sich den Berg von innen be-

trachten. Daran konnten die Kinder genau erkennen, dass es

wie bei einem Hamburger auch in dem Berg verschiedene

Schichten gab – „allerdings nicht aus Salat und Frikadelle“,

wie der Wissenschaftler schmunzelnd erklärte, sondern aus

Gestein. Die Schichten entstanden im Laufe der Jahrhun-

derte durch Menschenhand. Denn Städte wurden in Krie-

gen, durch Brände oder Naturkatastrophen häufig zerstört,

aber auch immer wieder auf den Überresten aufgebaut. So

kam auf jede alte Schicht immer wieder eine neue Schicht,

ein Grabungshügel entstand.

Bei Grabungen haben Archäologen diese Schichten aus-

gebuddelt. Um nun herauszufinden, wie alt die Gegenstän-

de sind, die man aus den Tiefen des Bodens ausgräbt, gibt

es einige Hinweise, wie die Kinder lernten. Ganz früher gab

es noch keine Töpferscheiben, mit denen man kreisrunde

Gefäße herstellen konnte, man hatte nur die eigenen Hände

als Werkzeug. Dementsprechend sahen dann auch die Ge-

fäße aus: Je eckiger also die Verarbeitung der Öllämpchen,

desto älter sind sie. Je sorgfältiger die Verarbeitung, desto

jünger.

Vor 2000 Jahren hatten die Menschen keine Schreib-

blöcke zum Schreiben, so wie wir heute. Vielmehr nutz-

ten sie Tonscherben, denn sie waren billiger als Papyrus,

Pergament oder Leder. Der Nachteil solcher Tonscherben

ist, dass sie auseinanderbrechen können. Oftmals müssen

daher die Archäologen wie bei einem Puzzle herausfinden,

welche Stücke zusammengehören, um am Ende ein ganzes

Schriftstück zu erhalten.

Wie schwierig das ist, konnten die kleinen Studierenden

anhand von Beispielen selbst sehen. Neben der gleichen

Schriftart (ist die Schrift eher gezackt oder verschnörkelt?)

muss man nämlich auch darauf achten, wie die Wörter auf-

gebaut sind (fehlen zum Beispiel Selbstlaute?) oder ob sich

beispielsweise immer wieder die gleichen Fehler in der

Grammatik finden. Aber nicht nur die Schrift der kleinen

Puzzleteile muss einheitlich sein, damit es sich um ein iden-

tisches Schriftstück handelt, sondern auch der Schreibstil

und das Thema des Schriftstücks. Beachtet man all diese

Dinge, erkennt man, dass in verschiedenen Zeitaltern unter-

schiedlich geschrieben wurde. So kann man die Tonscher-

ben sogenannten Epochen zuordnen.

Zusammen mit Professor Tilly entzifferten die Kinder

mehrere Hinweise auf verschiedenen Schriftrollen, die sie

zu einem im Hörsaal verborgenen Schatz führten. Darin la-

gen viele mit alter Schrift verzierte Tonscherben, die sich

die Kinder als Andenken mit nach Hause nehmen durften.

Jennifer bacK

Page 5: Newsletter Kinderuni

Seit vielen tausend Jahren schon schreiben die Menschen Dinge auf. Die

Schriften und Buchstaben haben sich allerdings ganz stark verändert

und sind für viele Menschen heute nicht mehr zu entziffern. Dennoch

gibt es einige Menschen, die Spaß daran haben, alte Schriften zu ent-

schlüsseln. Zu denen gehört Professor Michael Tilly. Er ist Professor am

Institut für Evangelische Theologie an der Universität Koblenz-Landau.

Kinderreporter sebasTian WinD hat mit ihm über das Geheimnis der

Schriftrollen gesprochen.Gehören Sie zu den Geheimniskrämern oder zu den Detektiven?

Ich bin eher Detektiv und mag Sachen herausfinden.Haben Sie selbst schon mal eine Schriftrolle gefunden?

Oh, ja. In Israel 1983. Der Text stammte aus der byzantinischen Zeit

um 500 nach Christus.Warum finden Sie es spannend, eine Schriftrolle zu enträtseln?

Weil man dadurch versteht, wie die Menschen früher gelebt haben.

Heute benutzen wir ganz andere Schriften als damals.

Wie schaffen Sie es trotzdem, die alten Schriften zu lesen?

Ich habe ganz lange üben müssen.Wie sind Sie auf das Thema „Geheimnis der Schriftrolle“

gekommen? Weil es mich selbst interessiert und weil es mit den Büchern, die ich

für Erwachsene schreibe, sehr viel zu tun hat.Wie alt ist die älteste Schriftrolle der Welt? Mindestens 2600 Jahre.

Sind Sie selbst Forscher? Wenn ja, was war Ihr spannendstes

Geheimnis, das Sie gelüftet haben? Als ich eine alte Handschrift übersetzt habe, die noch nie jemand

vorher übersetzt hat.Vielen Dank Professor Tilly für das Interview.

Kinderreporter

Page 6: Newsletter Kinderuni

Lektion 3:

Die Tricks der Filmemacher

Warum wir bei Filmen lachen, weinen

oder uns gruseln erklärten in dieser Vor-

lesung Medienpsychologin Dr. Ines Vogel

und Diplom-Pädagogin Ina Biederbeck.

Wie in einer echten Vorlesung wurden

die Kinderstudenten gesiezt, das fanden

die Kinder ganz klasse. Damit die Schü-

ler nach jedem gezeigten Filmausschnitt

ausdrücken konnten, wie die Filmchen

auf sie gewirkt haben, wurden ihnen zwei

Kärtchen ausgeteilt: ein gelbes, das sie

hochhalten sollten, wenn ihnen der Film

oder die Filmfigur gefallen hat, und ein

schwarzes, das sie zeigen sollten, wenn

sie sich gegruselt haben oder der Filmheld

böse wirkte.

Filme erzeugen nämlich oft verschiede-

ne Gefühle, die auch Emotionen genannt

werden. Zum Beispiel können uns Filme

zum Grinsen, Lachen oder Weinen brin-

gen, oder gar zum Schwitzen, wenn wir

aufgeregt sind.

Ina Biederbeck stellte die verschiedenen

Filmgenres (das Wort kommt aus dem

Französischen und bedeutet so viel wie

„Filmarten“) vor. Da gibt es beispiels-

weise Zeichentrickfilme, Horrorfilme wie

„Die Geistervilla“, witzige Komödien,

traurige Dramen, ernstere Filme wie Tra-

gödien, Westernfilme wie „Lucky Luke“,

lehrreiche Dokumentarfilme über die Na-

tur oder andere Länder sowie spannende

Krimis und Thriller.

Und dann wurden die kleinen Studenten

auch schon in den ersten Trick eingeweiht,

den die Filmemacher benutzen, um bei

dem Zuschauer Gefühle auszulösen:

Trick 1: Filmmusik und Soundef-

fekte. Filmmusik wird dazu verwendet,

bestimmte Stimmungen zu verstärken.

Schon seit etwa 90 Jahren gibt es Filmmu-

sik, damals begleiteten Musiker Stummfil-

me live am Klavier, um die verschiedenen

Szenen ansprechender zu gestalten. Wie

unterschiedliche Musik die Wirkung ein-

und denselben Filmausschnittes beeinflus-

sen kann, verdeutlichten Ina Biederbeck

und Dr. Ines Vogel mit einem Ausschnitt

aus dem Film „Ice Age“. Die Originalfas-

sung bewerteten fast alle Kinder mit ih-

rer gelben Karte, weil sie den Ausschnitt

witzig fanden. Derselbe Ausschnitt wirkte

mit der Musik eines Horrorfilms im Hin-

tergrund gar nicht mehr so witzig und ei-

nige Kinder zeigten die schwarze Karte,

andere beide Karten.

Trick 2: Farben und Formen. Was

macht einen guten Helden und was ei-

nen Bösewicht aus? Ganz einfach: böse

Figuren sind meistens dunkel gekleidet,

haben einen finsteren Blick und enge, zu-

sammengekniffene Augen, einen großen

Mund, riesige Zähne und ein seltsames

Aussehen (wie zum Beispiel wirre Haare).

Gute Filmhelden erkennt man an den gro-

ßen, offenen Augen, einem freundlichen

Gesicht und der hellen Kleidung.

Trick 3: Die Stimme. Ob eine Filmfi-

gur böse oder lieb ist, kann man auch an

ihrer Stimme hören. Bösewichte haben

meist dunkle, tiefgrollende Stimmen und

fauchen oder zischeln, während witzige

Figuren eher eine piepsige, hohe Stimme

haben. Darth Vader, der Bösewicht aus

Star Wars, mit einer quakigen Stimme

fanden die kleinen Studenten bei Weitem

nicht so gruselig wie seine dunkle Stimme

im Original.

Trick 4: Schnittfrequenz. Einen

Schnitt nennt man den Übergang von ei-

nem Bild zum nächsten. Kinofilme laufen

über Filmstreifen ab, die mit einem Pro-

jektor an die Wand übertragen werden. In

einer Sekunde werden dabei 24 verschie-

dene Bilder gezeigt. Als Frequenz wird

die Häufigkeit bezeichnet, wie schnell die

Bilder wechseln. Eine Schnittfrequenz

bezeichnet also die Häufigkeit, wie oft

eine Bildeinstellung in einer bestimmten

Zeit wechselt. Anhand von zwei Bildaus-

schnitten wurde den Schülern gezeigt, wie

ein Filmausschnitt ohne Schnitt aussieht

und wie ein Filmausschnitt mit ganz vie-

len Schnitten aussieht. Nach dem zweiten

Ausschnitt fühlten die Schüler sich etwas

verwirrt und aufgeregt. Grund dafür ist die

Schnelligkeit, mit der die Bilder wech-

seln: wir sehen nicht genug, können nicht

alles schnell genug erfassen und bekom-

men deshalb Angst.

Zum Schluss wurde den Kindern für

weniger als eine Sekunde ein Bild auf der

Leinwand gezeigt. Dies war ein Test, wie

viel sie von dem Bild gesehen haben. Ei-

nige erkannten ein Boot auf dem Wasser,

niemand allerdings die zwei Möwen auf

dem Boot und die roten Bojen. Ein Be-

weis dafür, dass unser Gehirn bei kurzen

Bildabfolgen nicht in der Lage ist, die Bil-

der ganz zu erfassen.

Nach dieser Vorlesung werden die Kin-

der nun genauer auf die Tricks der Filme-

macher achten und vielleicht nicht mehr

so schnell darauf hereinfallen. Jennifer bacK

Page 7: Newsletter Kinderuni

Die Tricks der Filmemacher

Warum wir bei Filmen lache

n, weinen oder uns gruseln

Es gibt verschiedene Arten von Filmen:

bei manchen musst du lachen und findest

sie komisch, andere dagegen sind ernst

oder machen dich sogar ein bisschen trau-

rig. Bei dieser Vorlesung konnte man ler-

nen, wie die Regisseure und Produzenten

bestimmte Tricks und Techniken anwen-

den, damit der Film jemanden in eine be-

sondere Stimmung versetzt.

Bei der Vorlesung bekam jedes Kind

eine gelbe und eine schwarze Karte.

Wenn den Kindern die Filmabschnitte

und die Bilder gefielen, konnten sie ihre

Stimmung mit den Karten ausdrücken.

Gelb für fröhlich, Schwarz für traurig oder

gruselig. Viele Kinder wussten Bescheid

über verschiedene Filmgenres. Genre ist

französisch und bedeutet „Art“. Die Film-

musik spielt bei einem Film ebenfalls eine

wichtige Rolle.

Danach wurde der Film „Ice Age“ abge-

spielt. Welche Karte die Kinder hochhiel-

ten? Gelb natürlich (sehr lustiger Film).

Aber mit der Filmmusik konnte man

den lustigen Film „Ice Age“ in einen

„Horrorfilm“ verwandeln. Welche Karte

die Kinder hochhielten? Schwarz.

Zum Schluss wurden Bilder von

Helden und Bösewichten gezeigt wie zum

Beispiel Kim Possible, Spongebob, Mi-

cky Maus (gut), Dr. Facilier, Darth Vader,

Voldemord (böse) und mehr.

VinUsiya siVananThan

saKiThya siVananThan

UnD salomon Jeyarasa

Kinderreporter

Page 8: Newsletter Kinderuni

Lektion 4:

Warum hat der Mensch zwei Augen

?

„Warum ist es nützlich, zwei Augen zu

haben?“ – „Weil wir damit sehen kön-

nen“, vermuten die jungen Studenten.

„Das ist zwar richtig“, erklärt Profes-

sor Dr. Diethard Herles vom Institut für

Kunstwissenschaft und Bildende Kunst in

seinem Seminar, „aber ich stelle die Frage

genauer – das ist nämlich eine Aufgabe

von Professoren. Sie sind Forscher und

stellen sich dabei manchmal Fragen, über

die andere gar nicht nachdenken, weil sie

die Antwort für selbstverständlich hal-

ten.“ So eine wissenschaftliche Frage ist

es auch, warum der Mensch ausgerechnet

zwei Augen hat und nicht nur eines mitten

auf der Stirn wie ein Zyklop, eine Sagen-

gestalt aus der griechischen Antike. Um

die Antwort herauszufinden, wozu zwei

Augen denn nützlich sind, führt Professor

Herles mit den Kindern zuerst ein Experi-

ment durch: Sie halten sich das linke Auge

zu, den Arm sollen sie weit nach vorne

ausstrecken und den Daumen hochhalten.

Den Punkt an der Wand, auf dem sie den

Daumen sehen, müssen sie sich merken,

dann das rechte Auge schließen und da-

für das linke öffnen. Wundersamerweise

springt der Daumen dabei ein Stück nach

rechts. Jedes Auge sieht also die Welt et-

was anders. Aus dem Unterschied der bei-

den Seheindrücke gewinnt unser Gehirn

Informationen über die Entfernung der

Gegenstände im Raum. Dies gilt es, näher

zu erforschen.

Vor etwa 150 Jahren wurde der Fotoap-

parat erfunden. Schon bald gab es Kame-

ras für sogenannte stereoskopische Bilder,

die heute meist 3-D-Bilder genannt wer-

den. Sie haben zwei Linsen, die gleich-

zeitig zwei etwas voneinander versetzte

Bilder machen. Der Professor verrät den

jungen Zuhörern, dass man dreidimen-

sionale Fotos herstellen kann, ohne eine

Spezialkamera zu haben. Und das hat er

schon selbst ausprobiert, indem er dassel-

be Objekt zweimal fotografiert und dabei

sein Gewicht bei jeder Aufnahme auf ein

anderes Bein verlagert hat. Dadurch ver-

schiebt sich die Position der Kamera mini-

mal nach rechts oder nach links. Damit die

Kinder das Ergebnis auch sehen können,

projiziert er die Fotos mit zwei Projekto-

ren übereinander an eine Leinwand. Und

als alle ihre Spezial-Brillen aufsetzen,

schwebt der fotografierte Gegenstand im

Raum. Die Brillen bewirken, dass jedes

Auge nur das dafür vorgesehene Bild se-

hen kann. Warum das funktioniert, kann

selbst erprobt werden, indem zwei Brillen

mit vertauschten Gläsern übereinander ge-

legt werden. Im Experiment soll nun ein

Student, von den anderen gelenkt, nach

dem schwebenden Objekt greifen. Er wird

an eine Stelle etwa zwei Meter vor der

Leinwand dirigiert, da alle glauben, dass

der Gegenstand sich dort befindet.

In seinem Seminar verspricht Professor

Herles den eifrigen Lernenden, dass sie

selbst ein buntes, dreidimensionales Bild

herstellen werden.

Doch wie macht man das?

Zuerst braucht man Brillen, die mit den

speziellen Filtern beschichtet sind und

zwei Projektoren, vor deren Linsen sich

dieselben Filterfolien befinden. Das 3-D-

Bild soll dann an eine silbrige Leinwand

geworfen werden, die Licht so reflektiert,

wie es durch die Filter projiziert wurde.

Für ihr gemeinsames Bild malen nun

alle Studenten Unterwassertiere, die dann

auf ein Blatt Papier geklebt werden. Um

die Tiere einzeln hervorheben zu können,

fotografiert der Seminarleiter das Blatt ab

und speist das Bild in zwei Laptops ein.

Davon steht eines für das rechte und ei-

nes für das linke Auge. Beide Laptops

werfen das gleiche Bild über die zwei

Projektoren auf die Leinwand. Verschiebt

man in Photoshop – einem Bildbearbei-

tungsprogramm – nun einzelne Fische

auf nur einer der Projektionen, so gleiten

diese nach hinten oder schweben in den

Vordergrund. Schiebt man sie nach links,

treten sie nach vorne in den Raum, nach

rechts verschwinden sie im Hintergrund.

So haben die jungen Studenten selbst ein

Bild erstellt, das man mit Hilfe der Spezi-

albrillen farbig und dreidimensional, also

stereoskopisch sehen kann. simone WürTh

Page 9: Newsletter Kinderuni

Lektion 4:

Warum hat der Mensch zwei Augen

?

Warum hat der Mensch zwei Augen

?

„Warum hat der Mensch zwei Augen?“. Kinderreporter sebasTian Korz hat sich die Vorlesung von Professor Dr. Diethard Herles

angehört. Der Professor erklärte den Kindern, wie Bilder so gemacht werden können, dass sie dreidimensional aussehen.

Kinderreporter

Bei einem Experiment konnte man eigene Zeichnungen dreidi-

mensional sehen. Dazu benutzte Prof. Dr. Herles zwei Computer,

zwei Projektoren und eine 3-D-Brille. Er kopierte die Zeichnung

auf beide Computer, die jeweils mit einem Projektor verbunden

waren. Vor beide Projektoren stellte er je einen Polarisationsfilter,

die jeweils nur horizontal und vertikal gefiltertes Licht durchlie-

ßen. Danach projizierte er von beiden Computern aus das Bild

auf eine Leinwand. Er schob beide Bilder übereinander. Durch

eine Polarisationsbrille konnte man nun die eigenen Zeichnungen

dreidimensional sehen, nachdem Bildteile in einem der beiden

Rechner nach links oder rechts verschoben wurden. Alle Kinder

staunten, als sie ihre Zeichnungen auf diese Weise räumlich nun

nach hinten und vorne verstellen konnten.

Auf die Nachfrage des Kinderreporters, warum die Kinder in

dieses Seminar gegangen sind, antworteten die meisten: „Ich

wollte nur wissen, warum der Mensch zwei Augen hat.“ Die Fra-

ge nach dem besten Experiment wurde von den meisten Kindern

so beantwortet: „Am besten hat mir das Zeichnen gefallen“.

Auf die Nachfrage des Kinderreporters, ob es schon 3-D-Fern-

seher gibt, antwortete Professor Herles: „Ja, es gibt schon 3-D-

Fernseher, aber es gibt noch nicht so viele Sender, mit denen man

3-D sehen kann.“ Auf die Frage, aus was 3-D-Brillen hergestellt

sind, antwortete er: „Meistens aus Kunststoff, aber manche auch

aus Glas.“sebasTian Korz

Page 10: Newsletter Kinderuni

QUER spiegeln. Es entstehen neue Figuren und Wör-

ter und die Studenten lernen dabei ganz nebenbei die

verschiedenen Spiegelachsen kennen. Auch Fotos von

sich spiegelt der Professor. Und siehe da: Unser Gesicht

ist nicht symmetrisch, und so entstehen beim Spiegeln

der einzelnen Gesichtshälften jeweils zwei unterschied-

liche Gesichter.

Nachdem die Möglichkeiten eines Spiegels demons-

triert wurden, sind alle darauf gespannt, ob mit zwei

Spiegeln noch mehr möglich ist. Dafür stellt Jürgen

Roth zwei Spiegel parallel zueinander auf. Dazwi-

schen platziert er ein Spielzeug. Schaut man in einen

der Spiegel erkennt man: Das Spielzeug wird ganz oft

gespiegelt. Zur besseren Anschauung hat Jürgen Roth

dafür eine Computersimulation erstellt. Die jungen

Studenten sind erstaunt: So was haben sie noch nie

entdeckt, obwohl es ja gar nicht so schwer ist. Durch

das Verdrehen der Spiegel entstehen sogar Kurven im

Spiegelbild. Zwei Spiegel können auch auf einer Sei-

te beweglich miteinander verbunden werden. Auf die-

se Weise entsteht ein „Spiegelbuch“. Verkleinern des

Winkels zwischen den Spiegeln vergrößert die Anzahl

der Spiegelbilder eines Gegenstands. Dadurch können

sogar geometrische Figuren erzeugt werden, zum Bei-

spiel Sterne.

Jürgen Roth ist selbst ganz begeistert von den zahllo-

sen Möglichkeiten: „Es geht ganz viel mit diesen Spie-

geln. Man kann damit richtig zaubern.“ Und er zeigt

noch weitere spannende Experimente: Er stellt sein

Spiegelbild auf den Kopf und lässt die Reflexion eines

Laserpointers mit einem Tripelspiegel auf sich selbst

zurück werfen.

Damit auch die Kinder-Uni-Studenten selbst diese

Experimente durchführen können, werden Spiegelbü-

cher und Arbeitsblätter an sie ausgeteilt. Aufgeregt und

neugierig machen sie sich ans Experimentieren.

Zu guter Letzt kommt auch der ersehnte Zauberspie-

gel zum Einsatz. Prof. Dr. Roth erklärt seine Eigen-

schaften: „Man kann durch ihn durchschauen, aber er

kann trotzdem auch spiegeln, wenn Licht direkt auf ihn

fällt. Das heißt, ich sehe was hinter dem Spiegel ist und

gleichzeitig auch das Spiegelbild.“ Auch Zauberspiegel

werden ausgeteilt und die Kinder dürfen dieses Phäno-

men selbst erleben. KaTharina DaUsch

Page 11: Newsletter Kinderuni

Lektion 5:

Spiegelzauber – Z

auberspiegel

Die Nachwuchswissenschaftler sind gespannt, was

sie in der Vorlesung erwartet: In den Spiegel schauen

sie jeden Tag, aber bisher haben sich nur wenige von

ihnen Gedanken darüber gemacht, wie das überhaupt

funktioniert und von einem Zauberspiegel haben sie ja

noch nie gehört.

Prof. Dr. Jürgen Roth möchte seinen jungen Studen-

ten genau dies in seiner Vorlesung erklären. Dafür will

er gemeinsam mit den Kindern herausfinden, wie ein

Spiegel spiegelt, ob zwei Spiegel mehr als einer können

und was ein Zauberspiegel ist und kann.

Um die erste Frage zu klären, hat Professor Roth eine

Tasse mit Henkel mitgebracht. „Wenn die Tasse gespie-

gelt wird, in welche Richtung zeigt dann ihr Henkel?“,

regt der Professor die Kinder zum Nachdenken an. Hier

sind sich die kleinen Wissenschaftler noch nicht ganz

einig, in die gleiche Richtung wie bei der echten Tas-

se oder in die andere? Dies wird direkt erforscht, die

Tasse wird vor einen Spiegel gestellt und siehe da, der

Henkel zeigt in die gleiche Richtung wie auch beim

echten Gegenstand. „Trotzdem gibt es Erwachsene, die

behaupten, Spiegel vertauschen die Seiten. Warum?“,

fragt Jürgen Roth. Noch können sich die Kinder dies

nicht erklären. Aber Mathematik-Professor Roth hat

natürlich auch dafür ein Experiment vorbereitet. Ein

Teddybär, der in der rechten Pranke eine Fahne hält,

wird vor einen Spiegel gestellt. Aus der Perspektive des

Spiegelbild-Bärs heraus, hält dieser die Fahne nun in

der linken Hand. Jürgen Roth erklärt dies: „Neben dem

großen Rechts und Links im Raum, wie bei der Tasse,

gibt es auch ein kleines, persönliches Rechts und Links,

wie bei dem Teddybären. Hier werden die Seiten dann

tatsächlich vertauscht.“ Ein Spiegel kann aber auch

noch mehr. Der Professor hat eine Modelleisenbahn

mitgebracht, die auf Schienen im Kreis fährt. Die jun-

gen Studenten sollen die Bewegung mit ihrem Finger

in der Luft mit verfolgen. Beim Spiegelbild fällt auf:

Der Spiegel „vertauscht“ nicht nur Rechts und Links,

sondern auch Vorne und Hinten. „Mathematiker sagen:

Der Spiegel ändert den Umlaufsinn“, so Jürgen Roth.

Die Kinder-Wissenschaftler dürfen das Gelernte nun

gleich testen und sollen die Wörter OHO, AHA und

Der Zauberspiegeltrick: (Aus-)gedruckt kannst Du diese Seite vor einem

Spiegel lesen. Oder Du suchst in Deinem PDF-Programm am

Computer nach „Ansicht“ und dann die Funktion „Horizontal spiegeln“.

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„Um ein guter Redner zu werden,

braucht man Rhetorik!“, erklärt Franziska

Trischler, Dozentin der Vorlesung „Wie

werde ich ein guter Redner / eine gute

Rednerin?“. Was aber ist Rhetorik? Im

alten Rom gab es eine Demokratie, was

bedeutet, dass es keinen Herrscher gab,

der alle Entscheidungen alleine traf. Ideen

wurden im Senat – dem höchsten Rat in

Rom – besprochen. Das war die Zeit, in

der die Rhetorik besonders wichtig war.

Denn kluge Männer diskutierten mitein-

ander, um das Land zu leiten. Die politi-

schen Redner mussten gut argumentieren,

wenn sie ihr Publikum von ihren Ideen

überzeugen wollten. Frauen, Kinder und

Sklaven durften damals allerdings nicht

mitentscheiden.

Ein guter Redner oder eine gute Redne-

rin zu sein, bedeutet auch heute, gut be-

gründen zu können, um das Gegenüber

zu überzeugen. „Geh in die Schule, weil

du dort etwas lernen kannst“, ist eher zu

verstehen als „Du musst in die Schule!“.

Nennt man keine Gründe für eine Ansicht,

wird der Zuhörer nicht unbedingt so leicht

zu überzeugen sein. Heute braucht man

in vielen Berufen rhetorische Fähigkei-

ten. Ein Anwalt muss seinen Mandanten

gut verteidigen können. Politiker müssen

neue Gesetze vorstellen und den Bundes-

tag für sich gewinnen. Lehrer müssen gut

erklären können, aber auch Nachrichten-

sprecher brauchen Rhetorik. Sie müssen

wichtige und unwichtige Informationen

unterscheiden und sie schnell für ihre Zu-

hörer zusammenfassen können, was auch

zur Rhetorik gehört. „Im Alltag gebrau-

chen wir ständig Rhetorik, selbst wenn

wir meinen, gar nicht viel von Rhetorik

zu wissen“, erklärt Franziska Trischler.

Um rhetorische Fähigkeiten zu trainieren,

gibt es an vielen Universitäten sogenannte

Debattier-Clubs, in denen Teams gegen-

einander antreten und ein Thema disku-

tieren. Eine Jury bewertet dann, welche

Gruppe besser argumentiert hat. Es gibt

sogar deutschlandweit Meisterschaften,

bei denen die Hochschulteams gegenein-

ander debattieren.

Aber Argumente sind nicht alles. Ein

Redner braucht ebenso eine angenehme

Stimme, die richtige Atmung, eine deutli-

che Aussprache und er muss sehr gut zu-

hören können. Medien wie Tafel, Präsen-

tationsfolien oder Stichwortzettel sind bei

einer Rede hilfreich, weil sie dem Redner

oder den Zuhörern helfen, sich an das

Wichtigste zu erinnern.

Um das Zuhören zu trainieren, hat die

Dozentin eine Übung vorbereitet. Sie liest

eine Geschichte vor und hat einigen der

jungen Studenten Namen zugeteilt, bei

deren Nennung sie aufstehen sollen. Nur

wenn die Kinder gut aufpassen, hören sie,

wenn ihr Name genannt wird.

Um die anderen Fähigkeiten wie At-

mung und Aussprache zu trainieren, hat

Franziska Trischler Stationen vorbereitet.

Die Studierenden üben, mit den Lippen zu

flattern, was die Gesichtsmuskulatur ent-

spannt und die Stimme schult. Körper und

Arme zu bewegen und einen guten Stand

zu finden, trägt zur besseren Atmung und

Auflockerung des Körpers bei. Damit sich

die Stimmbänder entspannen, summen die

Kinder, und für einen längeren Atem aus

dem Bauch heraus pusten sie Wattebäll-

chen auf einem Tisch entlang.

Zum Abschluss und um das Gelernte

zu erproben, interviewen die Kinder ihre

Nachbarn, notieren sich Stichpunkte und

tragen die Ergebnisse im Plenum – also

in der ganzen Gruppe – vor. Die anderen

beurteilen, ob der Redner eine aufrechte

Körperhaltung hat, ob er deutlich, flüssig

und laut spricht und ob Blickkontakt zu

den Zuhörern hergestellt wird.simone WürTh

Lektion 6:

Wie werde ich ein guter R

edner/

eine gute Rednerin?

Page 13: Newsletter Kinderuni
Page 14: Newsletter Kinderuni

Lektion 7:

Umweltschutz gegen U

mweltschmutz

Die Kinder, die den Seminarraum be-

treten, sehen auf einer Leinwand zuerst

einige Bilder des Schreckens von ölver-

schmierten Vögeln, qualmenden Schorn-

steinen, kahlen Wäldern und verseuchten

Stränden. Hier sind sie richtig im Seminar

von Dr. Helge Batt und Sarah Offermanns.

„Umweltschutz gegen Umweltschmutz“

lautet es und hier sollen die jungen Stu-

dierenden lernen, wie man Umweltschutz

diskutiert und Lösungen findet.

Gemeinsam sammeln die Kinder Stich-

punkte zum Thema Umweltverschmut-

zung und es fallen Begriffe wie Ölpest,

giftige Abwässer, Chemiefabriken, Smog

und Luftverschmutzung. „In Amerika“,

erklärt ein Teilnehmer, „gibt es eine Ölka-

tastrophe seit die Ölbohrplattform Deep-

water Horizon untergegangen ist. Seit

Monaten strömt Öl aus dem Bohrloch

und schwemmt an die Strände. Viele Tiere

sterben und die Verantwortlichen finden

keine Lösung, um das Loch zu schlie-

ßen.“ Chemiefabriken verschmutzen die

Umwelt ebenso, da sie – besonders in är-

meren Ländern – viele Flüsse vergiften,

wenn sie ihre Abwässer ungefiltert dort

hineinleiten. Kohlekraftwerke blasen ihre

Abgase in die Luft und erzeugen Smog.

Als Smog bezeichnet man Schadstoffe in

der Luft, die eine schlechte Sicht – ähn-

lich wie Nebel – erzeugen und schädlich

für den Menschen sind.

„Heute sind wir Einwohner von Schaf-

stadt“, verkündet Sarah Offermanns. „Wir

haben ein großes Problem. Die Fabriken

in unserem Industriegebiet – also einem

Stadtteil, in dem viele Firmen ihren Sitz

haben – verschmutzen unsere Umwelt.

Da viele Touristen unsere Stadt besuchen,

müssen wir dafür sorgen, dass die Flüsse

und die Luft sauber bleiben, damit wei-

terhin Besucher kommen und wir gesund

bleiben.“

Daraufhin teilt die Seminarleiterin Teams

zu etwa fünf Studierenden ein. Jedes

davon repräsentiert eine Bevölkerungs-

gruppe in der Stadt, die eigene Interessen

vertreten. So gibt es den „Stadtrat“, der

die Aufgabe hat, zwischen den Gruppen

zu vermitteln und einen Kompromiss zu

suchen. Die „Schuhfabrik“ hat Schwierig-

keiten, genug Geld aufzubringen, um die

Firma zu modernisieren und umweltscho-

nende Maschinen einzusetzen. Dem „Amt

für Umweltschutz“ liegen schlechte Daten

über die Gewässerverschmutzung vor und

sie können deshalb Strafen über die Fabri-

ken verhängen. Eine weitere Gruppe, das

„Autowerk“ hat ebenfalls wenig Geld und

musste schon Mitarbeiter entlassen. Ihre

Aufgabe ist, drei Bedingungen zu nennen,

unter denen sie das Werk modernisieren

könnte. Das Team „Hotel/Restaurant“ hat

natürlich Angst, dass durch die Umwelt-

verschmutzung Touristen ausbleiben und

es soll drei Forderungen an die Industrie

stellen, um das zu verhindern. Um die

Umwelt zu schützen gibt es die „Bürger-

initiative“, die ebenfalls drei Forderungen

an die Industrie stellen soll.

Nun besprechen sich die Teams und ver-

suchen hinterher gemeinsam als Bürger

der Stadt eine Lösung zu finden. So gibt es

Vorschläge wie den Müll zu recyceln und

Wind- und Solarenergie zu nutzen statt

Kohlekraftwerke zu bauen. Wasserkraft

und Sprit sparende Autos sowie gute Klär-

anlagen werden gefordert. Schadstofffilter

und schadstoffarme Produkte schlägt das

Hotelteam vor. Der Stadtrat erwägt, ein

Naturschutzgebiet auszuweisen und Ba-

deseen und Strände für Urlauber zu schaf-

fen. Gemeinsam in der Runde mit Bürger-

meisterin Sarah Offermanns werden die

Vorschläge diskutiert und alle einigen sich

darauf, dass man einige der Forderungen

umsetzen kann.

Der Rat beschließt einstimmig, sich um

die Nutzung von Luft- und Wasserfiltern

zu bemühen. Winderlebnisparks sollen

angelegt werden und der Stadtrat wird die

Projekte fördern.

Am Schluss sind die Studierenden zu-

frieden, weil sie nun verstehen, wie Politik

funktioniert. Sie haben aber auch gesehen,

wie schwer es sein kann, verschiedene In-

teressen zu vereinen. simone WürTh

Page 15: Newsletter Kinderuni

Umweltschutz gegen UmweltschmutzDie Umwelt muss sauber sein. Darüber redet jeder. Doch was be-

deutet das genau? Kinderreporterin JacqUeline bUrKharT hat mit

Dr. Helge Batt gesprochen. Er ist Politikwissenschaftler an der

Universität Koblenz-Landau und erklärt, was jeder ohne großen

Aufwand für die Umwelt tun kann.Schützen Sie selber die Umwelt?Ja, indem ich viel Biolebensmittel kaufe.Wie schützt man am besten die Umwelt?

Indem man versucht, so wenig Müll wie möglich zu produzieren.Haben Sie Tipps für das Schützen der Umwelt?Fahrrad fahren und wenig mit dem Auto.Was bedroht unsere Umwelt?Müll und die Erderwärmung.

Kinderreporter

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