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Ausgabe 16 (Juli 2010) www.noir-online.de Lifestyle Schärfegrad: Wie viel Chili ver- trägt ein Dinner? Sport Umkämpft: Sport auf dem Studenplan Querbeet Grasgrün: Plastikgras im Wohnzimmer Sprung ins Abenteuer

NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

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NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

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Page 1: NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

Ausgabe 16 (Juli 2010)www.noir-online.de

Lifestyle

Schärfegrad:Wie viel Chili ver-trägt ein Dinner?

Sport

Umkämpft: Sport auf dem Studenplan

Querbeet

Grasgrün:Plastikgras im Wohnzimmer

Sprung ins Abenteuer

Page 2: NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

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Page 3: NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

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Fotos: gregepperson / photocase.com (groß); Nicco / photocase.com (o.re.)

~ Editorial ~

NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010) 1

002 Lifestyle. Scharfe Party

003 Wissen. Duft der Liebe

004 Thema. Der große Kick007 Thema. Schatzsucher007 Thema. Abenteuer wagen

008 Interview. Toto statt Tatort

010 Reportage. Trampen

012 Kultur. Justus, meine Liebe013 Kultur. Geräusche im All013 Kultur. Ein Schwabe im Norden

014 Interview. Beklemmung

016 Reise. Stadt über den Wolken

017 Politik. Frieden im Pulverfass

018 Sport. Angstschweiß

019 Intern. Kalorienbombe

020 Querbeet. Ohrwurmpanik020 Querbeet. Innere Ruhe020 Querbeet. Grasteppich

001 Editorial019 Impressum

Auf der Suche nach deinem Schatz?Tipps zum Finden auf Seite 7

Inhalt – NOIR 16

ABENTEUERLICH

Wo chiemte mer hi, wenn alli seite ‚wo chiemte mer hi‘ und niemer giengti fur einisch z‘luege, wohi dass me

chiem, we me gieng?« Ein Anfang wie ein Abenteuer: wild, verworren unverständlich. Wer hätte gedacht, dass NOIR einmal auf schwitzerdütsch beginnen würde? Und noch mit dem Zitat eines Pfarrers – ausgerechnet im Abenteuer-Heft. Die deutsche Version des Satzes ist weitläufig bekannt: „Wo kämen wir hin, wenn jeder sagen würde ‚wo kämen wir hin’ und keiner ginge, um zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge?“ Der Urheber ist der schweizer Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti. Nächstes Jahr wird er 90 Jahre alt. Ein weiser Mann mit klugen Ansichten. Doch welche Botschaft will er uns vermitteln? Vielleicht möchte er sagen: Es lohnt, sich auf den Weg zu machen. Auf den Weg zu neu-en Abenteuern. Zu Abenteuern im Alltag, in der Natur, im Sport, in der Liebe; zu den Abenteuern des Lebens. Wer ein Abenteuer erlebt, der wächst daran. Und darum geht es in dieser NOIR-Ausgabe. Dieses Heft ist voll von aufregenden Themen. Was genau ihr hier lesen könnt? Das verraten wir natürlich nicht. Wo kämen wir denn hin, wenn wir alles verraten würden, was ihr lesen könnt, und schließlich blät-terte keiner weiter, um zu schauen, was man lesen würde, wenn man blätterte. Wo bliebet do es Abentuir?

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2 NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010) Foto: bad2boo / photocase.com

L i festy le ~~~~~~~~~~~~ WiWiWiWiWiWiWiWiWiWiWiWiW ssessessessessessessessesseseseeessesseessesesseessesessennnnnnnnnnnnnnnnnnnnnn ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ TiTiTiTiTiTiTiiTiTiTiTTiTiTiTiTiTiTiTiTiTiTi te lte lte lte lte lte lte lte lte ltete lte lte lte lte lete ltettetetee thethethethethethethethethetheththththethethhthethhthehehehehehehethemamamamamamamamamamamamaamamamamamam ~~~~~~~~~ ReReReReeeeeeeReeeeReReeeReReReeporporporporporporporporpororpopoporpoporporporporporporporpoop tagtagagtagagtagagtaggggtaggggeeeeeee ~~~~~~~~~~ KuKKuKuKuKuKuKuKuKuKuKuKuKuKuKuKuKuKuKuKuKKKKKK ltull tul tul tul tul tul tul tul tul tul tul tul tul rrrrrrrrrrrrrrr ~ Pol i ttttttttt ikiikikikkkkkkkkkkikikiiiii ~~~~~~~~~~~~~ RRRReReReReReReeReReReRReeeeeeeReeeeisisisisisesssssiseiseseseseiseisesiseisiseisisise ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sport ~ NOIR Intern ~ Querbeet

Die Spielregeln für das Essen: Es wird nur Wasser getrunken, und wer ei-

nen Gang nicht schafft, darf den nächsten nicht probieren und muss aussteigen. Je-der Gang ist eine Etappe auf der Schärfe-Skala.

Für die fünf Gänge wurde insgesamt eine ganze Flasche Tabasco verkocht. Die rote Pfeffersauce hat 2 500 Scoville, das heißt, um einen Tropfen zu neutralisieren, braucht man 2 500 Topfen Wasser. Der Wert ist abhängig vom Anteil des Capsai-cins, das die Schmerz-Rezeptoren der Schleimhäute reizt und somit die Schärfe-empfindung auslöst.

Den Auftakt macht ein grüner Salat, dazu gibt es Radischen und mit Chilipaste gefüllte Oliven, abgeschmeckt mit einem scharfen Dressing. Die Runde kostet zu-nächst vorsichtig und skeptisch von den Tellern. „Ja, da schmeckt man schon etwas Schärfe heraus“, stellt Thomas fest.

Es folgt eine Minipizza mit Tomaten-sauce Arrabiata, überbacken mit Champi-gnons und Schinken. Leider ist der Hefe-teig drei Zentimeter hoch gewachsen, was die Schärfe der Tomatensauce fast neu-tralisiert. Dabei sollte es doch mit jedem Gang schärfer werden. Doch jetzt macht sich Erleichterung breit; Jessica, die nicht viel Schärfe verträgt, kann endlich richtig zuschlagen.

Das ist auch gut so, denn die nun fol-genden Penne Arrabiata haben es in sich. Beim schärfsten aller Gänge passt Jessica als Erste. Fast eine halbe Flasche Tabasco ist in dem halben Liter Pasta-Sauce enthal-ten. Schweißperlen machen sich in den Gesichtern breit. Sonja hält sich zurück: „Ich bin vorsichtig. Wer weiß, welches Lüftchen heute Abend durch mich bläst.“ Thilo sorgt sich um seinen Magen, weil er leicht Sodbrennen bekommt. „Wenn der Geschmack der Magensäure soweit hoch steigt, dass es am Zäpfle kitzelt, höre ich lieber auf.“

Scharfe Gerichte scheinen nicht nur geschmacklich zu reizen; sie regen auch den Körper an. Der Verzehr von scharf gewürzten Speisen wirkt durchblutungs- und verdauungsfördernd, aber auch ent-zündungshemmend und sinnlich. Mexi-kanisches und thailändisches Essen, aber auch die deutsche Currywurst in verschie-denen Schärfestufen werden immer be-liebter.

Der Pommesbuden-Klassiker wird zum vierten Gang serviert: Currywurst mit ex-tra scharfem Ketchup. Doch leider ist die Sauce nicht scharf genug für die Menge der Wurst; die zwei Esslöffel Tabasco auf fünf Currywürste sorgen lediglich für ein leichtes Kitzeln am Gaumen. Kaum ver-wunderlich: Jeder schafft seine Portion.

Wer dachte, dass scharfe Desserts nicht schmecken, der hat noch nie Mousse au Chocolat mit Chilli probiert! Der Ge-schmack der dunklen Schokolade wurde durch eine Viertelflasche Tabasco ver-feinert. Cremig-schokoladig am Anfang und feurig im Abgang – die ungewöhn-liche Geschmackskombination kommt sehr gut an.

Fazit: Jeder kann bei einer scharfen Dinner-Party mitschlemmen, weil zumin-dest die ersten Gänge für den Magen noch bekömmlich sind. Wer sich voll die Kante geben will, macht einfach weiter. Vorsicht ist geboten bei Pasta und Gemüse, weil sich die Schärfe hier langsamer entfaltet und meist erst Minuten später in der Keh-le brennt. Wasser verschlimmert dieses Gefühl. Ideal zum Löschen sind Milch-produkte, da das Fett die Schärfe neutra-lisiert.

Das Essen war zwar teilweise sehr scharf, aber auch gut abgeschmeckt, so dass der Geschmack der Zutaten nicht völlig über-deckt wurde. Den fünf Mädels und drei Jungs am Tisch hat́ s geschmeckt, und außer leichtem Bauchweh hat keiner Schä-den davon getragen. Ob die Bauchschmer-zen von einer Überdosis Tabasco kamen oder ob sich hier jemand bei fünf Gängen den Bauch ein bisschen zu voll geschlagen hat, bleibt offen.

2 500 SCOVILLE

Acht Freunde, fünf Gänge und eine Flasche Tabasco: Dinner-Partys mit scharfem Essen sind im Trend.

NOIR-Autorin Katharina Tomaszewski lud in ihre WG ein. Halten alle Gäste bis zum letzten Gang durch?

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NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010) 3

L i festy le ~ Wissen ~ Tite l thema ~ Reportage ~ Kultur ~ Pol i t ik ~ Reise ~ Sport ~ NOIR Intern ~ Querbeet

Foto: „Tobias Mittmann“ / jugendfotos.de

Wissenschaft kann spannend und alltagstauglich sein. Das beweist

der Evolutionsbiologe Professor Claus We-dekind. Er wollte Mitte der 1990er Jahre herausfinden, ob und warum unser Kör-pergeruch, fernab von Liebe und Roman-tik, Einfluss auf unsere Partnerwahl hat.

Hierfür ließ er 49 Frauen an T-Shirts riechen, die von 44 Männern getragenen wurden. Die Männer trugen die T-Shirts jeweils zwei Nächte lang und durften während dieser Zeit weder rauchen noch Knoblauch essen oder sonstige Duftstoffe an sich heran lassen. Dadurch sollte das Versuchsergebnis nicht verfälscht werden.

Um herauszufinden, warum die Pro-bandinnen manche Shirts als anziehend empfanden und andere für sie einfach nur stanken, wurden ihre sogenannten MHC-Gene untersucht. „Im Geruch stecken In-formationen über diese MHC-Gene“, so

Professor Claus Wedekind. „Diese Gene spielen einerseits eine wichtige Rolle im Immunsystem und sind andererseits sehr unterschiedlich. Die Gerüche, die MHC-Gene anzeigen, beeinflussen die Partner-wahl soweit, dass genetisch allzu ähnliche Partner vermieden werden. Es ist, als ob man sich eine bunte Mischung von MHC-Genen für die gemeinsamen Nachkom-men aussucht.“

Somit soll also zum einen Inzucht ver-mieden werden, und zum anderen das Kind einmal ein starkes Immunsystem aus unterschiedlichen Genen haben, um sich vor Krankheitserregern zu schützen. Ei-nen Haken hat dieses Ergebnis allerdings: Frauen, die die Antibabypille nehmen, können genau die Männer gut riechen, die ihnen genetisch ähnlich sind. Profes-sor Claus Wedekind sagt: „Die Pille simu-liert eine Schwangerschaft. Das bedeutet

für die Frau, dass sie sich in der Nähe von Menschen am wohlsten fühlt, die ihrer eigenen Familie ähnlich sind. Die Familie ist es nämlich, die eine Frau während der Schwangerschaft unterstützt.“

Wie alt dieses Verhalten schon in uns verankert ist, kann nicht genau nachge-wiesen werden. Professor Wedekind er-klärt: „MHC Gene beeinflussen auch die Partnerwahl von anderen Tieren, zum Bei-spiel von einigen Fischen. Es ist deshalb anzunehmen, dass die MHC-abhängige Partnerwahl ein sehr altes Phänomen ist.“

Wer jetzt die Befürchtung hat, dass sie ihrenv Partner nicht mehr riechen kann, wenn sie die Pille absetzt, der kann sich entspannt zurück lehnen; vertraute Gerü-che erinnern uns an bestimmte Menschen oder Situationen, und dieses Gefühl ist weitaus stärker als jeder unangenehme Duft. Ann-Kat r in Wie land

In Frankreich das süße Leben genießen? Das ist schwierig während der Schulzeit, findet NOIR-Autor Joel Ibrahim, der als Austausch-schüler in Frankreich zur Schule ging.

Ein lautes „Piiieeeep“ bestätigt vor dem Mit-tagessen, dass ich immer noch in der Schule verweile. Jeder Schüler muss seine persönliche ID-Karte durch einen Schlitz ziehen, um seine Anwesenheit zu bestätigen. Kontrollwahn?

Nicht nur hier. Das Schulgelände ist von drei Meter hohen Mauern umgeben, und an jeder Ecke lauern Kameras. In den Pausen tigern Aufseher über den Schulhof, die nach dem Rechten sehen und die Schüler ungedul-dig auffordern, in die Klassenzimmer zu gehen, sobald eine Klingel das Ende der Pause einge-läutet hat.

Wenn nach dem Mittagessen der Unterricht weitergeht, ist oft erst der halbe Schultag ge-schafft: Vor allem in der Oberstufe ist Unter-richt bis 18 Uhr keine Seltenheit. Außerdem muss man rund zwei Stunden für Hausaufga-ben einplanen.

Auch die Unterrichtsgestaltung ist anders als in Deutschland. Während in deutschen Klassenzimmer immer mehr schülerzentrierte und abwechslungsreiche Lehr- und Lernme-thoden in Mode kommen, ist der Unterricht in Frankreich vor allem eines: frontal. Allge-meines Bild in fast allen Fächern: Die Lehrerin oder der Lehrer schreibt ab und zu etwas an die Tafel und führt Monologe. Die Schüler hören diszipliniert zu, schreiben mit und stellen Fra-gen, wenn sie dazu aufgefordert werden.

Ist die Liebe doch nur Chemie? Die Wissenschaft über den Geruch im Kleidungsstoff

Schultage bis 18 Uhr undhauptsächlich Frontalunterricht

NOIR-Autor Joel Ibrahim hat drei Monate eine Schule in Frankreich besucht und hautnah miterlebt, wie sich das fran-zösische Schulsystem vom deutschen

unterscheidet. Lest seinen ausführlichen Bericht auf NOIR Online und diskutiert

mit anderen Lesern, welche Erfahrungen ihr an Schulen im Ausland gemacht habt

www.noir-online.de

iSchule in Frankreich

»ICH KANN DICH GUT RIECHEN!«

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4 NOIR Nr . 16 ( Juni 2010) Foto: mathias the dread / photocase.com

L i festy le ~ Wissen ~ Ti te l thema ~ Reportage ~ Kultur ~ Pol i t ik ~ Reise ~ Sport ~ NOIR Intern ~ Querbeet

AUF DER SUCHE NACH DEM GROSSEN KICK

Manchen reicht der alltägliche Wahnsinn, andere entfliehen dem Alltag

für das große Abenteuer: Zwischen Bungee-Springen und Weltreisen winkt ihnen

das wahre Lebensglück. Nicht selten riskieren sie dabei ihr Leben

J an atmet tief durch. 50 Meter Richtung Erde. Vermeidet einen letzten Blick

nach unten. Und springt. Das Gummiseil hält ihn sicher, er taucht kurz in das kalte Wasser ein. Es war sein erster Sprung. Wieder an Land ist nur Platz für Eupho-rie. „Wie fühlt sich das an?“, fragen seine Freunde, die ihm den Bungee-Sprung zum 18. Geburtstag geschenkt haben. Jans Puls rast noch immer, aber sein Stolz ist nicht zu übersehen; ein breites Grinsen zieht sich über sein Gesicht. Er hat sich getraut, seine Angst zu überwinden. Jan hat sein Abenteuer gewagt – und bestanden. Am Absprung ist schon der nächste Bungee-Springer zu sehen. Nur als kleiner Punkt oben auf dem Berg. Wie Jan wollen heute viele ihr Abenteuer erleben. Unser Alltag

ist normalerweise streng durchgeplant: aufstehen, arbeiten, um zwölf Uhr gibt es Mittagessen, danach geht es weiter, bis wir abends vor der Glotze oder dem Compu-ter landen und schließlich ins Bett fallen. Am Wochenende erledigen wir dann alle Aufgaben, die sich während der Woche an-gestaut haben, feiern, schlafen, gehen un-seren vernachlässigten Hobbys nach, und schon wieder ist es Montag. Alles fängt von vorne an, und dabei kommt uns alles so bekannt vor.

„Wir verbringen heute die meiste Zeit unseres Lebens in einem sicheren Um-feld, geschützt gegen Katastrophen jeg-licher Art“, stellt Hanna Pauls fest. „Es fehlen oft Herausforderungen und Selbst-erfahrungen, die uns weiter bringen, uns

intensive Emotionen oder Gefühle erleben lassen und uns so zu mehr Individualität verhelfen“, erklärt die 23-jährige Psycho-logie-Studentin. Dazu kommen Abenteu-erromane und Actionfilme. James Bond, Robinson Crusoe oder Jack Sparrow, alle machen sie Lust auf mehr: Lust, dem All-tagstrott und der chronischen Langeweile zu entkommen und selbst Abenteuer zu erleben. So fangen viele an, den Nerven-kitzel zu suchen.

Das haben längst auch Tourismus-An-bieter und Unternehmer erkannt. Ver-schiedene Reise- und Ausflugsanbieter wie beispielsweise Jochen Schweizer und sein Erlebnisteam bieten dem Abenteu-erlustigen ein breites Angebot: Rafting, Bungjee-Jumping, Heißluftballon-Fliegen,

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NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010) 5

L i festy le ~ Wissen ~ Ti te l thema ~ Reportage ~ Kultur ~ Pol i t ik ~ Reise ~ Sport ~ NOIR Intern ~ Querbeet

Kitesurfen oder Eisbaden. Zu langweilig und ausgelutscht? Wer etwas Neues aus-probieren möchte, ist beim Aqua-Skipping richtig: Mit dem etwas merkwürdig aus-sehenden Sportgerät kann man wie ein Wasserläufer über das Wasser gleiten. Wem das schon zu viel Sport ist, der kann wahlweise für einen Tag Reptilien pflegen oder Pop-star spielen. Sogar der makaber anmu-tende Spaß, einen Tag lang Panzer zu fahren, kann gebucht werden. Abenteuer ist in und die Auswahl riesig. Als „ultima-tiver Adrenalin-Kick“ werden die „Aben-teuer-Erlebnisse“ angepriesen.

Adrenalin ist ein Hormon, das als Über-trägerstoff im vegetativen Nervensystem von unserem Körper eingesetzt wird. Hergestellt wird es in bestimmten Zellen des Nervensystems und im Mark der Ne-benniere. Adrenalin wird in den Nerven verschiedener Organe gespeichert und bei bestimmten Reizen freigesetzt.

Da es ein Stresshormon ist, wird es vor allem bei körperlicher und seelischer Bela-stung ausgeschüttet und führt dazu, dass das Herz schneller und kräftiger schlägt. Die Durchblutung der Muskulatur nimmt zu, die Atemwege erweitern sich, der Blut-druck steigt. Kurz gesagt: Mit viel Adrena-lin im Blut fühlen wir uns aufgekratzter, wacher. Für unsere Urahnen war das eine natürliche Vorbereitung des Körpers auf Kampf oder Flucht. Deshalb wird mit der Freisetzung des Hormons auch zeitgleich die Darmtätigkeit verlangsamt – denn wer kann schon ruhig auf die Toilette gehen, während er auf der Flucht ist?

Wir, als Einwohner eines Industrielandes im 21. Jahrhundert, sind weder häufig auf der Flucht, noch wird unser Zuhause re-gelmäßig Schauplatz von Schlachten. Des-halb müssen wir uns anders helfen.

Nina war nie auf der Flucht, aber sie wollte den Alltag einige Zeit hinter sich lassen, neues erleben. Wie einst Christoph Kolumbus wollte Nina heute die große weite Welt erkunden. Er wollte ursprüng-lich nach Indien – Nina eigentlich studie-ren. Sie wusste nicht was, und er wusste nicht wie. Kolumbus landete 1492 mit dem Schiff in Amerika, Nina nach ihrem Abitur 2009 ohne Pläne als Backpacker in Neuseeland. Schwimmen mit wilden Del-finen, wandern in den Bergen und durch Vulkangestein, ständig neue Reisepartner

und vor allem eines: Freiheit. Endlich ein Abenteuer, endlich etwas erleben. Es sollte eine Belohnung werden für das harte Ler-nen vor dem Abitur und den jahrelangen Schulstress. Sie wollte nicht mehr planen, sich wenigstens eine Zeit lang nicht mehr

an Altvertrautes binden.

Ninas Freund Mark sah das an-ders. Ihm machte ihre Abenteuerlust eher Angst. Mark ist ein ruhiger Typ, einer, der keine

Abenteuer braucht. „Tagsüber ist mehr als genug los“, sagt er und meint damit die kleinen Dinge, die ihn beschäftigen. Ihm reicht es, sich durch den Feierabendver-kehr zu schlängeln, kurz vor Ladenschluss noch einmal in den Supermarkt zu hetzen und aufzupassen, dass das Nudelwasser nicht überkocht.

„Das ist ganz normal“, meint Hanna Pauls. „Die Abenteuerlust und der Hang zum Risiko variieren von Mensch zu Mensch“, betont die Studentin. Einige Menschen benötigten längere Ruhepha-sen und einen geregelten Tagesrhythmus. „Ihnen machen Situationen Angst, die sie nicht mehr unter Kontrolle haben, oder die Konfrontation mit etwas Unbe-kanntem.“ Andere lieben die Herausforde-rung, suchen das Abenteuer, so oft es geht. „Sonst wird ihnen langweilig“, erklärt Hanna.

Sara Bongiorni setzte sie sich sogar das ehrgeizige Ziel, mit ihrem Abenteu-er die Welt ein Stück weit zu verbessern. Die Wirtschaftsjournalistin boykottierte Produkte, die in China hergestellt wer-den, und schrieb ein Buch darüber. „China verströmt ein blaues Glühen vom DVD-Player und glitzert in den Lichtern und Glaskugeln. China juckt an meinen Füßen mit einem Paar Ringelsocken. Plötzlich will ich China rausschmeißen“ , beschreibt sie schon auf der Rückseite des Buches „Ein Jahr ohne ‚Made in China‘“ ihre Motivation für das Wagnis.

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht spektakulär klingt, fordert und beeinflusst uns gerade ein Umdenken im Alltag. Wer immer nach demselben Muster lebt, wird das irgendwann satt haben.

Pascal ist einer der Menschen, die re-gelmäßig den besonderen Kick brauchen. Den findet er seit einiger Zeit als Parkour-läufer. Le Parkour ist eine besondere Ext-remsportart aus Frankreich. Die Traceure, wie die Sportler genannt werden, springen über Mauern, rennen über Dächer oder machen Saltos über Müllcontainer; sie nutzen alles, was die Stadt zu bieten hat. Grenzerfahrungen in immer kürzeren Ab-ständen bescheren Pascal ständig einen neuen Kick. Seine Liebe zum Extremsport kostet ihn einiges. Um neue Parkourstre-cken zu erleben, reist er oft in andere Städ-te. Auch die Schutzkleidung schlägt mit hohen Summen zu Buche. Aber das ist ihm der Nervenkitzel wert.

Pascal sieht im Parkouring die einzigar-tige Möglichkeit, nicht nur neue Strecken auszuprobieren, sondern auch sich selbst an die Grenzen zu treiben. Denn ganz un-gefährlich ist es nicht, von den meterho-hen Mauern zu springen, Saltos über As-phaltböden zu schlagen oder über Häuser zu rennen.

Aus Sicht der Verhaltens-Psychologie bringt aber gerade dieser Umgang mit der Gefahr den Sportlern einen Gewinn. „Wenn man weiß, dass man auch in an-gespannten Situationen noch handlungs-fähig bleibt und die Kontrolle über seinen eigenen Körper hat, lernt man, auch im Alltag selbstbewusster aufzutreten und zu handeln“, erklärt Hanna Pauls. Von der intensiven Freude und Erleichterung, die sich nach einem gelungenen Abenteuer breitmachen, könne der Abenteurer auch noch lange später profitieren.

Manchmal kann von Abenteuern sogar die ganze Menschheit profitieren, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Ohne

Charles Darwin und seine weiten Schiffsreisen wäre der Biologieunter-richt heute anders. Evolutionstheorien wie „Survival of the fittest“ und die

natürliche Auslese waren Ideen Darwins, die er ohne seine Erfahrungen nie entwi-ckelt hätte. Auch andere Abenteuer sind bis heute weltberühmt. Namen wie Marco Polo und Ferdinand Magellan sind fast jedem ein Begriff. Ob in andere Länder, an den Süd- und Nordpol oder ins Welt-all: Ohne risikofreudige, abenteuerlustige Menschen wären wir heute wahrscheinlich um einige Erkenntnisse ärmer.

Schwimmen mit

wilden Delfinen

Saltos über

Asphaltböden

Page 8: NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

6 NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010) Foto: olivermick / photocase.com

L i festy le ~ Wissen ~ Ti te l thema ~ Reportage ~ Kultur ~ Pol i t ik ~ Reise ~ Sport ~ NOIR Intern ~ Querbeet

Wer es mit den Abenteuern übertreibt, hat aber definitiv ein Problem. Nicht um-sonst spricht man sogar von „Abenteuer-Süchtigen“. Sie handeln nach dem Motto „no risk, no fun“ und wollen einen Ad-renalinschub nach dem nächsten. Dafür sind sie bereit, ein hohes Risiko für die ei-gene Gesundheit und sogar das Leben auf sich zu nehmen.

Erst vor Kurzem lief das Filmdrama „Nanga Parbat“ in den Kinos, das auf einer wahren Geschichte basiert. Der deutsche Bergsteiger Reinhold Messner machte sich im Juni 1970 gemeinsam mit seinem Bru-der Günther auf, um den Nanga Parbat in Pakistan zu besteigen. Dieser ist mit 8 125 Metern der neunthöchste Berg der Welt. Und einer der gefährlichsten. Auf dem Weg zum Gipfel des Nanga Parbats sind so viele Bergsteiger umgekommen wie auf fast keinem anderen Berg. Reinhold und Gün-ther Messner machten sich gemeinsam auf, runter kam nur einer der Brüder.

Eine große Gefahr gerade beim Ex-tremsport ist die Selbstüberschätzung. Und die tritt entgegen den Erwartungen nur selten bei Anfängern, dafür oft bei erfahrenen Sportlern auf, da sind sich

Sportpsychologen einig. „Am Anfang ist man vorsichtiger, alles ist unbekannt“, erklärt Hanna Pauls. „Aber mit der Zeit fühlt man sich sicher und neigt dazu, leichtsinnig zu werden und sich zu über-schätzen“, sagt sie.

Die Toleranzgrenze steigt dabei ähnlich wie bei anderen Süchten. „Wer regelmäßig Extremsport betreibt, erreicht nur noch selten einen Adrenalin-Kick“, sagt Pauls. Besonders wer sein Abenteuerhobby zum Beruf macht, sich selbst dadurch identi-fiziert, dem fällt es schwer, aufzuhören. Auch Reinhold Messner klettert weiter, trotz seiner persönlichen Verluste.

Wichtig ist es, eine Balance zwischen Alltagstrott und Lebensgefahr zu finden. Abenteuer bringen die persönliche Ent-wicklung voran, erweitern den eigenen Horizont. Vielleicht muss man nicht im-mer gleich die große Herausforderung su-chen. Oftmals reicht schon ein neuer Weg. Und das muss nicht gleich der Jakobsweg sein, auf dem auch Hape Kerkeling „dann mal weg“ ist. Einmal um die Welt, egal ob in 80 Tagen oder mehreren Jahren, ist in unserer Lebenskonzeption ohnehin nicht enthalten. Wer sich die Auszeit nimmt,

wird gern als abenteuerlustig bezeichnet, in Gedanken wohl eher als Schwachkopf. Schließlich weiß man ja, dass keine Zeit ist, kein Raum für Abenteuer. Das will der Lebenslauf so. Viele trauen sich kein Abenteuer, wollen kein Wagnis eingehen, haben keine Träume mehr.

Nina ist nach acht Monaten und einem kurzen Abstecher nach Australien zurück von ihrem Trip. Der Rückflug wurde sogar zum abenteuerlichsten Teil der Reise; die Aschewolke des Vulkans Eyjafjallajökull behinderte mehrere Tage den Luftverkehr über Europa. Darauf hätte Nina auch freiwillig verzichtet, schließlich hatte sie bereits ihr Abenteuer, ihre Auszeit. Und Ninas Freund auch. Die beiden trennten sich. Denn Nina will wieder weg zum Stu-dieren. Meeresbiologie ist ihre Wahl nach einem dreiviertel Jahr im Ausland, prä-genden Erlebnissen und der Zeit, die sie für ihre Entscheidung gebraucht hat.

Egal ob 50 Meter nach unten oder meh-rere tausend auf einen anderen Kontinent – letztlich geht es nicht um die Reise in die Ferne, sondern zu sich selbst. Fabienne Kinzelmann & Susan Djahangard

Bergpanorama und Frostbeulen: Jeder sucht seinen persönlichen Adrenalin-Kick

Page 9: NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010) 7Foto: Privat

L i festy le ~ Wissen ~ Ti te l thema ~ Reportage ~ Kultur ~ Pol i t ik ~ Reise ~ Sport ~ NOIR Intern ~ Querbeet

Wir sollten mehr Abenteuer wagen, findet Denise Eisenbeiser, denn sie lohnen sich

Achterbahnfahren,

Fallschirmspringen

oder Hubschrauberflie-

gen – hinter all diesen

Erlebnissen steckt ein

Abenteuer. Für den einen

mehr, für den anderen

weniger. Doch einfach

nur abzuwarten, bis ein

Abenteuer vor der Tür steht, kommt für viele nicht

in Frage. Lieber setzen sie nach eigenen Ideen ihr

Abenteuer in die Tat um. Manche können davon

gar nicht genug bekommen, sind regelrecht aben-

teuersüchtig. Doch warum sind manche Menschen

immer auf der Suche nach neuen Extrem-Erfah-

rungen? Ich denke, dass viele ihr eigenes Leben

schlichtweg zu langweilig finden. Möglicherweise

wird diese Langweile ausgelöst durch den immer

wiederkehrenden und monoton verlaufenden

Alltag. Viele versuchen, aus diesem Alltagsleben

auszubrechen; sie gehen auf die Suche nach Aben-

teuern. Doch was sind eigentlich Abenteuer? Aben-

teuer sind Erlebnisse von Menschen, die sie selbst

als aufregend empfinden. Für kleine Kinder mag

dies das Kinderkarussell und für die Oma nur ein

normaler Einkauf sein. Doch was reizt die Men-

schen daran, Abenteuer zu erleben?

Was für Menschen den Reiz an Abenteuern aus-

macht ist wohl, dass sich diese meist stark vom

Alltag unterscheiden. Doch hinter Abenteuern ver-

bergen sich nicht nur Spaß, sondern auch hohe

Kosten – Kosten, die sich meiner Meinung nach

lohnen. Es ist sinnvoll, Geld in Dinge zu stecken,

die einen regelrechten Adrenalin-Schub auslösen

können. Für mich macht es dennoch keinen Un-

terschied, ob jemand sein Geld für ein Hobby wie

Eisenbahn-Modelle ausgibt oder eben für Aben-

teuer. Dennoch denke ich, dass die Finanzierung

eines abenteuerlichen Hobbys sinnvoller ist als

die Finanzierung normaler Hobbys. Durch Aben-

teuer werden wir gestärkt, wir lernen aus ihnen,

sie machen uns selbstbewusster, experimentier-

freudiger und offener. So kann zum Beispiel Fall-

schirmspringen vielen Menschen helfen, mehr aus

sich herauszugehen. Abenteuer ermöglichen uns,

einen Einblick in Dinge fernab von unserem All-

tagsleben – ganz egal, ob Fallschirmspringen oder

Karussellfahren.

Abenteuer wagen!SCHATZ, WO BIST DU?Einfach losziehen und Gold suchen ist passé. Wir möchten

Abenteuer, aber keine bösen Überraschungen. Eine Packliste

für den Schatzsucher des 21. Jahrhunderts

Internetrecherche

Eine Fundgrube für Tipps und Erfah-rungsberichte. So kannst du suchen, wo es garantiert etwas zu finden gibt – wenn keiner den Schatz bereits mitge-nommen hat.

Freizeit

Mit den letzen Goldgräbern in Alaska sind auch die hauptberuflichen Aben-teurer gestorben. Zum Glück haben Rei-severanstalter und Extremsportler das Abenteuer gerettet: Aus dem Abenteuer haben sie ein ABENDteuer gemacht, das brav nach FeierABEND stattfindet. Wenn du auch in der Schule oder im Job abenteuerlich leben willst, probiere Powerpoint-Karaoke aus.

Ein Garten, in dem ein Ver-brechen stattgefunden hat

Gut für Hobbygärtner und faule Schatz-sucher. Vorsicht: niemals den Nachbars-garten durchlöchern, ohne zu fragen. Beim Fragen niemals den Besitzer auf seine Verbrechervisage oder auf seine Leichen im Keller hinweisen.

Geocaching-Koordinaten

Damit findest du Verstecke in der nä-heren Umgebung. So sparst du dir den Weg zu einer Schatzinsel im Pazifik und bist zum Sandmännchen wieder zu Hause.

Ausweis

Damit die Bären wissen, wen sie gerade aufgegessen haben.

Proviant

Zum einen für die Technik, zum Beispiel Batterien für Handy, GPS-Gerät und Mp3-Player. Nahrung für dich selbst muss auch sein. Es sei denn, du bist ille-gal mit einem Metalldetektor unterwegs. In diesem Fall wartet eine Gratis-Mahl-zeit im nächsten Polizeirevier auf dich.

Wasser

Viel zu trinken ist gesund und macht die Suche spannend. Die Zusatzaufga-be dabei: Finde ein sauberes Dixi-Klo im Wald. Wenn dir Trinkflaschen zu schwer sind, kannst du auch eine Wün-schelrute mitnehmen. Das steigert den Nervenkitzel ungemein.

Handy, um Hilfe zu rufen

Wenn du Gold in der Größe eines Ele-fantenkäfigs gefunden hast, nicht weißt, wie du die Geocache-Tupperdose auf-bekommst oder deine Mami vermisst. Bei einem Handy mit Internetfunkti-on kannst du auch deine Koordinaten eingeben, wenn du dich verlaufen hast. Vielleicht findet ein anderer Schatzsu-cher dich als menschlicher Cache wie-der.

Eigene Schatzverstecke

Für die ganz Faulen. Versteck selber et-was und lass andere suchen. Schau re-gelmäßig ins Logbuch. So siehst du, wie viele es schon geschafft haben. Vorsicht: Blutbeschmierte Behälter deuten darauf hin, dass das Versteck doch etwas zu fies war …

S i lke B rüg gemann

Page 10: NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

8 NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010)8 NO INONO

F rau Richter, in Ihrem Beruf wer-den Sie mit den unterschiedlichsten

Straftaten konfrontiert. Wie gehen Sie bei den Ermittlungen vor?Bei der Polizei muss man klar zwischen Streifendienst und Kriminalpolizei unter-scheiden: Wir im Streifendienst sind nor-malerweise für den ersten Angriff zustän-dig. Das bedeutet: Wir sind die Ersten, die an den Tatort kommen. Wir schauen, was vorliegt und unterscheiden, ob es etwas Kleineres oder ist es ein großer Fall, bei dem eine Ermittlung notwendig wird.

Werden bei Ermittlungen Observationen und Verfolgungen durchgeführt oder wird vor Ort ermittelt?Wir, der Streifendienst, ermitteln meist di-rekt vor Ort. Sind es größere Fälle oder

Spezialdelikte,

wie Einbrüche in Gaststätten, wird dies von einer eigenen Dienststelle bearbeitet. Bei größeren Fällen, zum Beispiel einer Serie von Einbrüchen, gibt es die Möglich-keit, dass man observiert. So hatten wir einmal eine Serie von Einbrüchen in Ki-oske, da wurden Nacht für Nacht Observa-tionen gemacht. Verfolgungsfahrten gibt es natürlich auch. Das fängt ganz einfach an; Man möchte ein Fahrzeug kontrollie-ren, der Fahrer vor Einem sieht „Stopp Polizei!“ und gibt Gas. In dem Moment wissen wir nicht, warum der Fahrer Gas gibt: Ist er betrunken, hat er keinen Füh-rerschein oder eine Leiche im Kofferraum?

Welchen Gefahren sind Sie im Dienst ausgesetzt?Die größte Gefahr, die ich kenne, sind am Wochenende die alkoholisierten Jugend-lichen, die in größeren Gruppen irgendwo stehen und uns beschimpfen und beleidi-gen.

Was war für Sie der Reiz, Polizistin zu werden?

Ich hatte als kleines Kind immer Angst vor der

Polizei. Ich habe mir als Jugendliche ge-dacht, um die Angst zu überwinden, wür-de ich gerne zur Poli-zei gehen.

Aus dem Fernsehen kennen wir Ermitt-ler wie Matula & Co. Was ist wirk-lich dran und was stimmt nicht? Gibt es Dinge, die falsch dargestellt werden?

Ich denke, die Arbeit der Kriminalpolizei wird richtig dargestellt. Die Differenzie-rung bei der Aufgabenteilung in Streifen-polizei und Kriminalpolizei ist manchmal nicht richtig. Im Fernsehen wird es häufig so dargestellt, dass der Streifenpolizist – böse gesagt – der Handlanger des Krimi-nalpolizisten ist. Das ist im wahren Leben nicht so. Es gibt eine Aufgabenteilung: Wir sind zunächst am Tatort, sammeln für die Kollegen der Kriminalpolizei die Fakten und übergeben sie ihnen. Die Er-mittlungen sind im Arbeitsalltag nicht so spektakulär wie im Fernsehen. Wenn man „Alarm für Cobra 11“ sieht, gibt es erstens keine Kriminalpolizei Autobahn und zwei-tens würden die Kollegen, die wirklich von der Autobahnpolizei sind, nie vor dem Spezial-Einsatz-Kommando (SEK) ins Haus gehen. Im Fernsehen sieht man die Kollegen in Zivil meistens als erste ins Haus gehen. Das würde im Arbeitsalltag niemand machen. Was die Polizei im Fern-sehen gut darstellt, ist „Toto & Harry“. In groben Zügen verläuft so ein Tag eines Streifenpolizisten.

Letzte Frage: Was sind Ihre Stichwörter zum Thema Abenteuer?Ich muss sagen, der Slogan der Polizei hat schon was Wahres: „Ein Beruf, so interes-sant wie das Leben.“ Das ist nicht aus der Luft gegriffen. Wenn ich morgens anfan-ge, weiß ich wirklich nicht, was auf mich zukommt. Alles, was kommt, ist etwas Neues. Man kann vorher nie sagen, das hab ich schon mal gemacht, das kenn ich schon. Das ist das Abenteuer! Abenteuer ist für mich auch der Mensch, der für uns Polizisten im Mittelpunkt steht. Und nicht zuletzt: die Gefahr.

Vielen Dank für das Gespräch.

I nte r v iew: C la ra Dupper

I l lustration: Luca Leicht

L i festy le ~ Wissen ~ Ti te l thema ~ Reportage ~ Kultur ~ Pol i t ik ~ Reise ~ Sport ~ NOIR Intern ~ Querbeet

Sie ist immer da, wo ein neuer Tatort wartet. Stephanie Richter arbeitet als Polizei-

Oberkommissarin im Streifendienst auf dem Polizeirevier Gutenbergstraße in Stuttgart.

Im NOIR-Interview erzählt die 31-Jährige, welche Abenteuer täglich auf sie zukommen

TOTO UND HARRY STATT TATORT

IABSPERRUNG

POLIZEIABSPERRUNG

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POLIZEIABSPERRUNG

Page 11: NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

Kultur ~ Ti te l thema ~ Li festy le ~ Wissen ~ Reportage ~ Pol i t ik ~ Sport ~ Reise ~ NOIR- Intern ~ Querbeet

NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010) 9Foto: XXX

Kulturmanagement studieren mit dem Stipendium der

Jugendpresse BW an der Karlshochschule International University!In Kooperation mit der Karlshochschule International University schreibt die Jugendpresse BW zum Wintersemester

2010 / 2011 erstmals ein Stipendium für den Studiengang ‚Kulturmanagement‘ aus. Das Stipendium umfasst die Studiengebühren

für das dreijährige Bachelorstudium an der Karlshochschule.

Bei Interesse richte deine schriftliche Bewerbung direkt an die Karlshochschule. Deine Motivation, dich für das Stipendium zu

bewerben, zeigst du in einem von dir frei zu wählenden Format (z.B. einen Artikel, ein Video, ein Plakat, eine Collage, etc.). Deiner

Bewerbung legst du außerdem Dokumente bei, die deine Bewerbung unterstützen, wie etwa Nachweise über Berufsausbildung,

Praktika, Auslandserfahrungen, Engagement in der Schule oder Führungserfahrungen in ehrenamtlichen Tätigkeiten.

Bei entsprechender Eignung laden wir dich im nächsten Schritt zu dem Assessment Center-Tag am 19. August 2010 ein, an

dem durch Vertreter der Jugendpresse BW und der Karlshochschule ein Stipendiat ausgewählt wird.

Nähere Informationen erhältst du auf der Homepage der Karlshochschule unter www.karlshochschule.de oder kontaktiere

Romy Modlich unter [email protected] oder telefonisch unter +49 (0)721 1303 522.

Bewerbungsschluss ist der 07. August 2010.

JUGENDPRESSE BWVerband für junge Medienmacher

Page 12: NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

10 NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010)

L i festy le ~ Wissen ~ Ti te l thema ~ Reportage ~ Kultur ~ Pol i t ik ~ Reise ~ Sport ~ NOIR Intern ~ Querbeet

Foto: „Tobias Mittmann“ / jugendfotos.de

Der Abstand auf dem Kartenabschnitt zwischen dem kroatischen Zadar,

meinem Ziel, und dem italienischen Aus-gangspunkt Grado, an dem ich mit mei-nen Eltern am Strand liege, entsprechen der Strecke zwischen München und Stutt-gart. Der Abstand erscheint minimal – eine Fingerlänge trennt mich von meinem Ziel. Sehen kann ich es schon, wenn ich meinen Blick von der Landkarte hebe und durch meine Sonnenbrille über den warmen Sandstreifen und das blaue Meer hinweg den weit entfernten Küstenstreifen am anderen Ende der Bucht erspähe, der mit den kleinen Wölkchen am Horizont verschwimmt.

Sommer ist für mich die Zeit der Frei-heit, der Leichtigkeit und des unbeschwer-ten Reisens.

Überfüllte Flughäfen, Autobahnstaus und im März ausgehängte Spätbucher-Pla-kate der Reisebüros für die Sommerferien passen nicht zu meiner Definition des Rei-sens. So stehe ich mit einem fetten Ruck-sack auf dem Rücken, einer Wasserflasche in der einen Hand und der Busfahrkarte in der anderen im Bus nach Trieste. Den Bikini vom Strand am Vormit-tag habe ich noch an. Wie es von dort aus weiter geht, ist mir noch nicht klar.

Nur die erste Stunde meiner Strecke war geplant. So bin ich am flexi-belsten, aber auch am offensten, weil ich

am Anttkunftsort, statt weiterzuhasten, Augen und Ohren für weitere Hinweise und somit auch für andere Menschen of-fenhalten muss. Solange Reisen nicht ins nächste Beach-Resort führen und im an-grenzenden Hotelzimmer die Familie aus dem Nachbardorf wohnt, sind sie tatsäch-

lich lehrreich. Mich haben sie vor allem Offenheit und Hil fsbereit schaf t gelehrt.

Ich erinnere mich an einen Mann, der mich von seinem Handy telefonieren lässt, eine Frau, die

mir beim Trampen den richtigen Standort zeigt und eine andere, die mir im Bus etwas

Für so eine Reise

ist das Glück

unersetzlich

FÜNF FINGERKUPPEN

BIS KROATIEN

Grado. Eins, zwei, drei, vier, fünf. Fünf Fingerkuppen passen auf die Strecke entlang der italienischen Küste,

quer über die slowenische und die kroatische Grenze bis hin nach Zadar. Fünf Mal 50 machen 250 Kilometer.

Nach Zadar will ich, weil mich zwei Bekannte dorthin eingeladen haben

Page 13: NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010) 11

von ihrem Essen anbietet, oder der Mann, der mir Pfefferspray zur Selbstverteidigung mitgibt, und die unzähligen hilfsbereiten Menschen, die geduldig meine Fragen anhören und mich zuverlässig an den ge-suchten Ort weisen. Für die Hilfe kann ich mich bei diesen Meschen selten revan-chieren, aber an andere weitergeben kann ich sie. Das führt zu einer ganzen Kette guter Handlungen und einem zuvorkom-menden, freundlichen Umgang unterei-nander. Dank der hilfsbereiten Menschen habe ich gelernt, ohne Sorge loszufahren, auch ohne mein Ziel oder den Reiseverlauf genau zu kennen. Und dabei wurde ich selbst hilfsbereiter und freundlicher. Viele hilfsbereite Menschen, eine positive Ein-stellung, Freundlichkeit und das gewisse Quäntchen Glück haben mich immer wei-tergebracht. So gebe ich auch nicht auf, als die Heimfahrt weniger glatt läuft. Auf den Pizzakarton vom Vortag schreibe ich mein Ziel und stelle mich mit ausgestrecktem Daumen an den Straßenrand. Nach eini-gen Minuten hält ein Mann in Latzhose in einem klapprigen Auto und nimmt mich mit. Auf die Frage, warum ich alleine fahre und woher ich komme, beginne ich eine recht glaubwürdige, auf englisch, polnisch und französisch vorgetragene und mit viel Gestik und Mimik unterlegte Lügenge-schichte über meinen imaginären Freund, den ich besucht habe und dass ich nun zu-rück nach Italien zu meinen Eltern fahre, um Urlaub zu machen. Man solle sofort vom Freund, Verlobtem oder Ehemann sprechen, habe ich auf „hitchwiki.org“ ge-lesen, einem inzwischen elfsprachigen Fo-rum rund ums Thema Trampen.

Wie dort empfohlen, behalte ich auch meinen großen Rucksack im Fußraum des Vordersitzes. Unbequem, aber für den

Fall, dass mein Fahrer sich komisch ver-halte und ich aussteigen müsste, könne ich mir nur so sicher sein, das Gepäck schnell mitnehmen zu können.

Als der Mann neben mir an seiner Ort-schaft vorbeifährt, weil er „so ein schö-nes, junges Mädchen nicht allein nach Rijeka fahren lassen kann“ – mir könne doch etwas passieren, war mir nicht ganz klar, ob ich mich über diese Tatsache freuen oder sie dan-kend ablehnen sollte. Die Grenze zwischen dem Vertrauen in die Hilfebereitschaft und Selbstlosigkeit der Menschen kann immer wieder gefährlich werden, wenn sie in Na-ivität übergeht. Vier Straßenkurven weiter erzählt er mir, ich hätte so schöne Augen, deshalb hätte er auch angehalten, um mich ein Stück weit mitzunehmen. Da bit-te ich ihn, anzuhalten, schnappe meinen Rucksack und die Wasserflasche, bedanke mich und warte auf den nächsten Fahrer.

Stille. Nur ein paar Grillen zirpen. Links von der Straße geht es steil den Abhang hi-nauf – ein Friedhof erstreckt sich über den ganzen Berg. Auf der rechten befinden sich ein paar Häuser und dahinter kommt das glitzernde, azurblaue Meer.

Wenn ich von Überfällen auf Menschen höre, macht mich das wütend. Jeder die-ser Übergriffe bringt die Menschen dazu, gegenseitig weniger zu vertrauen und Hil-fe anzunehmen. Die wunderbare Erfah-rung, Hilfe zu empfangen, und diese Hilfe weiterzugeben, geht somit verloren. Ich befürchte, dass wir dadurch zunehmend in einer desinteressierteren Gesellschaft

leben werden, in der uns das Gegenüber mehr und mehr egal wird. Ein älterer Mann in Badehose und Badeschlappen mit Handtuch über der Schulter kommt vom Meer her hinauf. Wo ich denn hier sei, frage ich auf Englisch. Sein Akzent ver-rät mir, dass er Deutscher ist.

Recht habe ich: Der Mann erzählt mir, dass er mit sei-ner Frau seit mehr als zehn Jahren an die-sen Ort kommt, und bietet mir für den Fall, dass ich nicht weiterkomme, das Gä-stezimmer in ihrem Haus an. Aber schon

hält ein Lastwagenfahrer, der bis nach Rijeka muss und mir vorschlägt, mich mit-zunehmen. Er hievt meinen Rucksack in sein Cockpit und ich kraxel hintendrein, winke dem Badehosenmann mit einem Lächeln und die Fahrt geht weiter.

Gegen Ende der Reise werde ich zum ersten Mal versagen, weil ich beim Tram-pen unter Zeitdruck steckenbleiben werde. Meine Eltern werden mich abholen müs-sen und ich werde erkennen, dass man für so eine Art des Reisens das Glück un-ersetzlich ist. Und trotzdem wird mir am Bahnhof, an dem ich in der Dunkelheit zwischen Betrunkenen ausharren muss, ein junger Mann vorschlagen, in ein Café zu sitzen und sich mit mir unterhalten, während ich warte. Er ist es, der mich weiterhin glauben lässt, dass gegenseitige Hilfsbereitschaft und zuvorkommende Freundlichkeit dem Gegenüber sehr hel-fen können – sei die Hilfe auch noch so klein. Soph ie Rebmann

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Foto: „Mariesol Fumy“ / jugendfotos.de

Auf einen Pizza-

karton schreibe

ich mein Ziel

schon hält ein Mann in Latzhose an

Einige Tipps zum Trampen

Sich irgendwo an den Straßenrand stellen, den Daumen rausstrecken und hoffen, dass jemand anhält – mit etwas Glück mag das funktionieren. Mit einigen Kniffen kann man seine Chancen jedoch erhöhen, denn: Auch trampen ist Strategie.– Wer an einer Autobahnraststätte beim

Tanken Autofahrer anspricht, gibt seinem Gegenüber mehr Zeit, um zu Überlegen.

Bis der Tank voll ist, hat er hoffentlich Ja gesagt.

– Wer mit viel Gepäck unterwegs ist, sollte sich überlegen, wie er es hinstellt. Ein wilder und chaotischer Haufen aus Rucksack, Koffer und vielen einzelnen Taschen schreckt ab. Wenn allerdings alles ordentlich hingestellt ist und der Rucksack hinter dem Koffer versteckt wird, glauben die Fahrer viel eher, dass sie das Gepäck in ihrem Auto unterbringen können.

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Page 14: NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

L i festy le ~ Wissen ~ Ti te l thema ~ Reportage ~ Kultur ~ Pol i t ik ~ Reise ~ Sport ~ NOIR Intern ~ Querbeet

Foto: Paul Volkwein12 NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010)

VON WETTERELEFANTEN UND TRAUMMÄNNERN

Früher war alles besser. Abenteuer waren aus Plastik im handlichen Format erhältlich, die Traumkerle gab es

bandweise. Und man erinnert sich gern daran, wie schön und einfach das alles war

Es heißt, seine erste große Liebe vergisst man nicht. Ich war neun Jahre alt, als

ich mich in Justus Jonas verliebte. Er war 16, mein Zimmer hing voller Tierbilder und mein quietschbunter Kassettenrekor-der stand direkt neben meinem Bett. Ein bisschen altklug und rechthaberisch, aber dafür mit unnahbarem Superhirn, war Ju-stus die Führungsperson schlechthin und mein Traummann.

Selbstverständlich hat jeder Mann eine Vorgeschichte. Meine beginnt bei Benja-min Blümchen. Ja, ich bin ein Serientäter: Auch andere Elfie-Donnelly-Reihen beka-men einen festen Platz in meinem Leben.

Benjamin brachte mir im zarten Alter von drei Jahren alles über die knallhar-te Berufswelt bei. Als Taxi- und Seefah-rer, Handwerker, Wetterelefant, Bauer, Förster und Bademeister sang er sich mit Otto durchs Leben und brachte mich zum Einschlafen. Meistens schon bei der Ti-telmelodie. Sollte ich vor Spannung lang genug wach bleiben, musste mein Papa die Kassette herumdrehen, wenn eine Seite zu Ende war.

Ich war zwar alt genug, um mit Direktor Tierlieb den Neustädter Zoo vor Pleiten zu schützen, mit Karla Kolumna auf dem Rol-ler durch die Stadt zu brausen und dem Bürgermeister ein Schnippchen zu schla-gen, aber die Technik des Abspielgerätes überforderte mich und meine Vorstel-lungskraft. Dabei war die eigentlich enorm: Schließlich lernte ich von Bibi Blocksberg alle elementaren Hexsprüche. Nur die Schule hat sie mir durch ihren ers ten Blauen Brief und ihre offene Mathe-A b n e i g u n g mies gemacht.

Mit Tina läutete sie eine neue Phase in meinem Leben ein. Plötzlich wollte ich Tierarzt werden, und die Poster in meinem Zimmer waren fast nur Pferde-Bilder.

Parallel dazu gab’s Enid Blyton auf die Ohren. Ich hörte mich in die Fünf-Freunde-Welt ein, brach mit ihnen und ihren Fahrrädern zur Schatzinsel auf und erlebte Abenteuer, wann immer ich wollte. Sie waren nur eine Abspieltaste entfernt. Ich hörte mit Haut und Haaren: Julian, Dick, Anne, George und natürlich Timmy, der Hund, sind schuld, dass ich Fingernä-gel kaute. Der Spannungsbogen erweiterte sich mit TKKG, mit Karl und Klößchen im Team brach Tim Kriminellen die Kno-chen – und mir das Herz.

Der Anführer der Detektivgruppe war nicht nur groß, stark, intelligent und cha-rismatisch, sondern leider auch glücklich an Gaby vergeben. Ganz anders hingegen die „Drei Fragezeichen“ mit Justus Jonas.

„Der Super-Papagei“ hieß die erste Fol-ge, die mich dazu brachte, mich unter der Bettdecke zu verstecken. Das sollte für eine ganze Weile bei allen weiteren „DreiFragezeichen“-Kassetten so bleiben. Doch irgendwann begann ich, Justus zu vertrauen. Egal, wie unlösbar eine Auf-gabe schien, wie groß die Katastrophe auch war: Er manöv rierte sich und seine Freunde mit

präziser Sicherheit aus jedem Dilemma her aus. Wenn ich groß bin, heirate ich Justus Jonas, davon war ich überzeugt. Zu-mindest, bis mir klar wurde, dass meine Träume nicht in Kassettendecks passen.

Mittlerweile sind alle Tierbilder längst abgerissen. Meinen Rekorder inklusive der Hörspiele hab ich vor Jahren meinen kleinen Schwestern vermacht und neben meinem Kopfkissen ist nur noch Platz für einen Stapel Lieblingsbücher und mein Handy.

Nur lullt mich das weder in den Schlaf noch weckt es mich mit spannenden Kindergeschichten. Aus den geplanten So-wie-Bibi-und-Tina-auf-Amadeus-und-Sabrina-Reitstunden ist nichts geworden, aber dafür teile ich locker Bibis Mathe-leistungen. Mittlerweile überfordert mich simple Technik kaum mehr, dafür kann ich immer noch sämtliche Titelmelodien mitsingen. Ich will nicht mehr Tierärztin werden und auch nicht Zoodirektor oder Detektiv. Aber Justus hat noch einen festen Platz in meinem Herzen – auch wenn er für immer 16 ist.

Fab ienne

K inze lmann

Page 15: NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

Doch die schwäbischen Dichter und Denker haben keine bleibenden

Spuren hinterlassen. Wir Schwaben ent-wickeln uns eben weiter! Wieso Youtube-Videos auf Hochdeutsch anschauen, wenn wir doch Dodokay haben, der für uns hauptberuflich Videos auf unsere Hoe-modsproch übersetzt? Wieso Englisch lernen, wenn uns Günther Oettinger mit Schwenglisch (Schwäbisch und Englisch) bestens beweist, dass wir nicht offen für Neues sein müssen!

Und wenn Jörn, Lennart, Fietje und Detlef Fußball gegen Aschdrid, Sepp,

Jrrrrrrgeen und Torschdn spielen, ist selbst dem letzten Milchbauern aus Hinter-tupfingen klar, dass hier der SV Hamburg gegen den SV Heilbronn spielt.

So absurd es auch klingt: Sogar Ham-burg-City beweist, dass Süddeutsche und Norddeutsche einfach nicht miteinander auskommen. Die Hansestadt ist zum Bei-spiel voller schiefer Decken! Und das nur, weil wir Schwoba unter „heben“ und „hal-ten“ etwas anderes verstehen als die Nord-lichter. Im Schwarzwald „hebt“ der Nagel das Bild an der Wand und in Flensburg „hält“ er es. Auf der Schwäbischen Alb

„hebt“ die Milch zwei Wochen, in Wester-land „hält“ sie lang.

Da passieren einem die schrillsten Din-ge: Beim Renovieren sollte mein Mit-bewohner die Leiter kurz „heben“, weil sie sehr wackelig war. „Okay, ich komme gleich wieder“, erklärte er mir, holte un-seren Nachbarn und beide „lupften“ mich zusammen mit der Leiter an die Decke. Merkwürdige Menschen, dachte ich mir.

So geschah es eines Tages, dass ein in-telligenter Schwob sich auf die Reise gen Hamburg machte. Mit tollen Ideen wollte der angehende Architekt direkt an der Ostsee seinen Traum eines eigenen Hauses verwirklichen. Unwissend wie ein Schwa-be eben ist, sagte er seinem Bauingenieur bei der Vermessung der Decke, er solle ein Brett kurz „heben“, damit er die Mes-spunkte einzeichnen könne. Also „lupfte“ der Bauingenieur das Brett und setzte so-mit ein Zeichen für die Zukunft. Schwa-ben bitte zu Hause bleiben! J an Za i se r

Triebwerke heulen auf, es folgt eine laute Explosion und das Raumschiff

zerfliegt in tausend Einzelteile. Science-Fiction-Filme sind voller Action und Geräusche. In Wirklichkeit fliegen im Universum allerdings keine Superhelden herum und retten die Welt vor der Zer-störung durch eine außerirdische Rasse. Was aber verursacht dann Geräusche im All? Es gibt keine Menschen und Tiere, keinen Verkehrslärm und keine Disco. Ordentlich Radau machen dafür aufein-anderprallende Asteroiden, explodierende Galaxien, wabernde Sonneneruptionen, pulsierende Rote Riesen oder vorbeisau-sende Kometen. In unserem Weltall ist mächtig was los. Aber hört der Mensch davon etwas oder herrscht im Universum absolute Stille?

Dafür muss zuerst der Frage auf den Grund gegangen werden, wie Töne überhaupt entstehen. Zwei Teilchen, die

aufeinander treffen, lösen am Anfang ein Geräusch aus. Der Schall wird dann durch die Kompression eines Mediums verbrei-tet. Das heißt, bei uns auf der Erde werden winzige Bestandteile der Luft an dem Ort des Geräusches zusammengepresst und breiten sich als Druck-welle aus. Im Uni-versum gibt es aber keine Luft. Im Gegenteil, es herrscht ein starker Unt e rd r uc k . Trotzdem exis-tiert selbst im All kein absolutes Vaku-um, unser Weltraum ist nicht völlig leer. Man trifft auf etwa ein Teilchen pro Kubikzentimeter. Das ist zwar sehr wenig, reicht aber aus, um

Schallwellen weiter zu transportieren. Diese können dann von Astronomen mit einem speziellen Mikrofon aufgenommen und in den für Menschen hörbaren Be-reich umgewandelt werden.

So konnten Forscher im Jahr 2003 den tiefsten Ton entdecken, der jemals im

Universum gehört wurde: Ein schwar-zes Loch hämmert tiefe Bässe ins All,

ganze 57 Oktaven tiefer als das mitt-lere C. Eine schlechte Nachricht

für den gestressten Menschen im 21. Jahrhundert: Nicht einmal im Weltall hat man seine Ruhe.

J u l iane

Goet zke

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13NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010)Foto: Jens Uttikal

Ein Schwabe im Norden

»Wir sind das Volk der Dichter, Ein jeder dichten kann,

Man seh nur die Gesichter von Unsereinem an«,

wusste schon der aus Stuttgart stammende Eduard Paulus

Unsere Ohren haben niemals Urlaub. Überall auf der Erde herrscht Lärm, alles macht Geräusche.

An keinem Ort scheint es ganz still zu sein. Aber wie sieht es mit dem

großen, weiten Universum aus: Gibt es im Weltall Geräusche?

NUR SCHALL UND RAUCH?

Page 16: NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

14 NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010) Foto: Privat

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H err Mein, Sie haben Auslandsein-sätze im Kosovo erlebt, in Georgien

und nun in Afghanistan. Sind Sie ein abenteuerlicher Typ?Offen für neue Erfahrungen bin ich schon immer gewesen. In Verbindung mit der internationalen Polizeimission ist Aben-teuer jedoch der falsche Begriff. Meiner Meinung nach kann man sich in ein Aben-teuer nur spontan hineinstürzen. Möchte man sich allerdings wie ich auf ein sehr schwieriges Umfeld einlassen, sollte und kann man das nur gut vorbereitet tun. Außerdem sind Abenteuer selten lebens-bedrohende Situationen.

Dass ein Auslandseinsatz nicht ungefähr-lich ist, war Ihnen bewusst. Warum ha-ben Sie sich trotzdem dafür beworben?

Meine erste Berührung mit internationa-len Einsätzen entstand durch Erzählungen von Kollegen. Sie haben mein Interesse ge-weckt. Als meine Kinder das Alter erreicht hatten, in dem man solche Einsätze mit gutem Gewissen machen kann, habe ich beschlossen: Ich will es probieren.

Als Familienvater war es sicherlich nicht leicht für Sie, sich für den Auslandsein-satz zu entscheiden. Welche Beweggrün-de brachten Sie dennoch dazu?Zu den Gründen gehörten sicherlich die dienstliche Herausforderung und das Be-dürfnis, die Polizei vor Ort zu unterstüt-zen. Aber viel mehr hat mich eigentlich interessiert: Wie leben die Menschen, wie fühlt sich der Konflikt vor Ort hautnah an? Was kann man tun?

War es schwierig für Sie, Ihre Familie von Ihrem Auslandseinsatz zu überzeu-gen, als sie erfuhren, dass Sie den Aus-wahlkriterien entsprechen?Natürlich! Die Familie kann ja nicht ab-sehen, was einen in so einer Situation er-wartet. Ganz viele Fragen kamen auf, zum Beispiel: Wie ist die Situation für die Fami-lie zu Hause, wie funktioniert die Kommu-nikation? Und vor allem: Kommt er heil zurück?

Wie wurden Sie auf Ihren Auslandsein-satz in Afghanistan vorbereitet?Die Vorbereitung dauerte dreieinhalb Wochen. Wir haben vor allem gelernt, mit der fremden Kultur umzugehen. So habe ich erfahren, wie ich mich verhalten soll, wenn ich zum Beispiel von einem

»» EIN GEFÜHL DER EIN GEFÜHL DER

BEKLEMMUNG BEKLEMMUNG ««

Vierzig Länder beteiligen sich am Wiederaufbau in Afghanistan. Deutschland unterstützt dabei vor allem den

Aufbau der afghanischen Polizei. NOIR-Autorin Ronja Most traf sich mit Polizeihauptkommissar Klaus Mein,

der selbst an verschiedenen Auslandseinsätzen beteiligt war

Page 17: NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010) 15

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Einheimischen zum Essen eingeladen wer-de. Was bringe ich als Gastgeschenk mit? Wie benehme ich mich während des Es-sens? Man lernt alles bis ins letzte Detail. Das ist auch wirklich wichtig.

Das Leben in einem anderen Land bringt sicherlich viele Umstellungen mit sich. Wie sind Sie damit umgegangen?Ja, Umstellungen gab es tatsächlich viele. Da mein Einsatzort Kundus in 4 000 Me-tern Höhe liegt, musste ich mich zuerst an den Höhenunterschied gewöhnen. Außer-dem darf man mit Luxus innerhalb der Unterkunft nicht rechnen. Wir wurden zu acht Personen in Zelten untergebracht, da hatte jeder nur sehr wenig Platz.

Was war Ihr genauer Arbeitsauftrag vor Ort?In dem Projekt, das ich koordinierte und leitete, bildeten deutsche Polizeitrainer 300 afghanische Polizeitrainer aus. Diese afghanischen Polizeitrainer sollen spä-ter selbst Polizisten ausbilden, besonders für den Einsatz bei häuslicher Gewalt. Daher war der Unterricht für die Auszu-bildenden vor allem darauf ausgelegt, zu begreifen, wie sich zum Beispiel eine vom eigenen Mann geschlagene Frau fühlt, die sich an die Polizei wendet und keine Hilfe erfährt. Voraussetzung für die zu-künftigen afghanischen Polizeitrainer: Sie müssen lesen und schreiben können, um an diesem Projekt teilnehmen zu können ist. Man muss bedenken, dass 85 bis 90 Prozent der Bevölkerung in Afghanistan Analphabeten sind.

Was hat sich durch den Einsatz der deut-schen Polizei verbessert und entwickelt?Die Möglichkeit, Polizisten vor Ort auszu-bilden, hat sich stark verbessert. Eine Aus-bildung von Polizisten im sicheren Umfeld ist jetzt möglich.

Insgesamt ist die afghanische Polizei im Wachstum, trotzdem sollte Deutschland mit der Polizeiausbildung in Afghanistan fortfahren. Wo die Polizei nicht funkti-onsfähig ist, gerät die Gesellschaft ins Un-gleichgewicht.

Zwei Kulturen treffen bei Auslandsein-sätzen aufeinander. Wie empfanden Sie die Begegnungen mit der Bevölkerung vor Ort?In Afghanistan hatten wir fast gar kei-nen Kontakt zu Einheimischen. Vor Ort gingen wir von einem gesicherten Bereich zum nächsten. Es ist nicht möglich, sich in

Gaststätten oder Bars aufzuhalten. Als „In-ternationaler“ fällt man sofort auf. Unsere Anwesenheit würde sich herumsprechen und Aufständischen und Kriminellen die besten Angriffsmöglichkeiten verschaffen.

Aus diesem Grund muss man immer ganz genau schauen: Wo bewegt man sich? Wie bewegt man sich? Auch mussten wir genau planen, wie wir von einem Ort zum anderen kamen.

Die wenigen Afghanen, die ich inner-halb der internationalen Polizeimission kennenlernen durfte, erschienen mir sehr freundlich und offen.

Gibt es überhaupt die Möglichkeiten, die Polizistenrolle einmal abzulegen?Das Alltag ist sehr eingeschränkt, weil wir uns nur in den abgesicherten Bereichen bewegen konnten und auch unsere Frei-zeit nur dort verbrachten. Wenn man sich gut mit seinen Kollegen versteht oder ger-ne liest, ist das ein großes Glück. Aber ein normales soziales Leben ist vor Ort fast nicht möglich.

Die Bevölkerung in Afghanistan ist sehr zerrissen. Hat man als internationaler Polizist das Gefühl, vor Ort abgelehnt zu werden?Selbstverständlich hat man bei der kri-tischen Sicherheitslage und den andau-ernden Anschlägen den Eindruck, dass größere Teile der Bevölkerung keinen Wert auf die Anwesenheit der internati-onalen Einsatzkräfte legen. Unterwegs in der Stadt haben wir die Ablehnung durch-aus zu spüren bekommen. Die Wahr-scheinlichkeit in einen Anschlag verwi-ckelt zu werden, ist relativ hoch.

Wenn man sich ständig in Gefahr befin-det, gibt es dann nicht auch Situationen, die selbst einem Polizisten wie Ihnen Angst einjagen?Natürlich gab es diese. Im Sommer 2008 wurde beispielsweise ein Lastwagen mit Sprengstoff in meiner Nähe gezündet. Auf Grund einer weiteren Explosion direkt im Anschluss wurde eine Anschlagserie be-fürchtet. In diesem Fall kommt natürlich ein Gefühl der Beklemmung auf.

Gibt es eine besondere Situation, die Sie noch heute in Erinnerung haben?Die negativen Seiten des Landes erlebt man jeden Tag neu. Man sieht überall bet-telarme Kinder und Frauen auf den Stra-ßen. Im Winter laufen viele Kinder barfuß und spärlich bekleidet durch die Stadt und

durchforsten Müllberge, um darin noch Brauchbares zu finden. Solche Bilder blei-ben einem in Erinnerung.

Gab es Möglichkeiten, sich auszutau-schen über das, was einen bewegt?Im Kollegenkreis tauscht man sich natür-lich immer aus. Nach dem Auslandsauf-enthalt gibt es eine Nachbereitungswoche, in der man Erlebtes noch einmal bespre-chen und aufarbeiten kann. Diese Woche ist verpflichtend für jeden, der an solch einem Projekt teilgenommen hat.

Vermissen Sie die Zeit im Ausland jetzt, da Sie wieder in Deutschland sind?Davon abgesehen, dass das Ganze eine große Herausforderung war, sollte man trotz allem den Bezug zum Dienst in der Heimat nicht verlieren. Ein gesunder Mix von Ausland und Heimat ist natürlich ideal. Einen weiteren Auslandsaufenthalt habe ich aber trotzdem ins Auge gefasst. Wohin es genau geht, weiß ich noch nicht, aber in meiner Sammlung würde mir noch ein Einsatz in Afrika fehlen.

Was haben Sie persönlich für Ihr wei-teres Leben aus diesem Auslandseinsatz mitnehmen können?Es gibt viele, viele Menschen, die nicht ein-mal annähernd mit den notwendigen Din-gen des alltäglichem Lebens versorgt sind. Menschen in Deutschland würden schrei-en, wenn sie diese Grundbedürfnisse nicht hätten. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, in Verhältnissen, wie wir sie hier haben, leben zu dürfen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Weitere Informationen

Rund 500 deutsche Polizisten sind derzeit im Ausland, 120 von ihnen in

Afghanistan. Vor ihrem Auslandsaufent-halt durchlaufen sie ein hartes Auswahl-verfahren. Sie müssen mindestens acht Jahre im Dienst sein, fließend Englisch

sprechen und einen bestimmtenBody-Mass-Index haben.

i

Page 18: NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

16 NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010) Foto: Hannah Haacke

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Wer nach Bolivien kommt, ist zu-erst erschlagen. Besonders wenn

man nach La Paz fährt, dem höchsten Regierungssitz der Welt. Die Stadt liegt in einem Talkessel unterhalb des Altiplanos. Hier wohnen die Reichen, die sich mit Stacheldraht und mit Scherben besetzten Mauern vor den Indigenas, den Ureinwoh-nern, schützen. Der Kontrast von Arm und Reich, die Schönheit und zugleich die Hässlichkeit der Stadt, das chaotische Ver-kehrssystem – ein wahrer Kulturschock!

Die dünne Luft macht Besuchern aus Europa die Ankunft nicht leichter, denn La Paz liegt auf 3 600 Metern über dem Meeresspiegel. Viele Ankömmlinge kämp-fen hier nicht nur mit Jetlag, sondern außerdem mit Symptomen der Höhen-krankheit. Der Flughafen liegt auf dem Altiplano und damit über der Stadt selbst. Hier stehen Sauerstoffflaschen bereit, um einem frühen Kollaps vorzubeugen.

Nach ein paar Tagen Eingewöhnung und einigen Tassen Mate de Coca, dem traditionellen Tee aus Kokablättern, geht es schon besser, und man kann losziehen, um die Wunder der Stadt zu entdecken. Die wichtigste Lektion für Besucher dabei ist, sich unter keinen Umständen als Aus-länder erkennen zu geben. Wer mit Karte, Bauchgürtel und Deutschlandtrikot durch die Straßen läuft, zahlt in Restaurants und Läden einen mehrfach höheren Preis. Zu allem Übel steigt die Gefahr, ausgeraubt zu werden: Wer aus dem Ausland kommt,

hat nach den Vorstellungen der ärmeren Einwohner viel Geld, was im direkten Ver-gleich durchaus zutrifft.

Wer das beeindruckende La Paz wieder verlassen will, muss sich auf eine lange Prozedur einstellen. Es kann passieren, dass die Stadt einen im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr loslässt. Entwe-der wird einem das Flugticket geklaut, das Taxi hat einen Platten oder dessen Autotür ist abgefallen. Aber selbst wenn diese Art von Pannen ausbleiben, können einem noch „bloqueos“ einen Strich durch die Rechnung machen: Straßensperren. Der Nachteil an dem Talkessel ist näm-lich, dass man, einmal in seinem Innern, nicht so leicht wieder herauskommt. Die zwei einzigen großen Zugänge nach La Paz

führen über das Altiplano. Ein Zugang geht über den Flughafen, der andere über die „Todesstraße“. Sie wird so genannt, weil es hier immer wieder zu Erdrutschen kommt. Außerdem ist die Straße sehr sch-mal und führt durch eine tiefe Schlucht, die schon manches Auto geschluckt hat. Die Zugänge führen beide durch El Alto, die Stadt der Armen, die auf dem Altipla-no wohnen. Und wenn die Armen strei-ken, dann geht erst einmal nichts mehr.

Die Stadt La Paz ist mit ihren schil-lernden Facetten und Widersprüchen auf jeden Fall eine Reise wert. Aber um sie ge-nießen zu können, braucht der Besucher Gelassenheit – und viel Zeit.

Hannah Haacke

Info: Höhenkrankheit

Wer sich ohne vorherige Eingewöhnung in Höhen über 2 500 Meter begibt, kann höhenkrank werden. Bemerkbar macht sich die Höhenkrankheit durch Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Benommen-heit. Ursache für die Beschwerden ist der niedrige Luftdruck in großen Höhen. Der Körper versucht, den damit verbundenen Sauerstoffmangel mit einer höheren Atem-

frequenz auszugleichen, und produziert mehr rote Blutkörperchen, die den Sauer-stoff transportieren. Die erhöhte Anzahl der Blutzellen macht das Blut dickflüssiger, was zu Durchblutungsstörungen und Thrombo-sen führen kann. Kritisch wird es für die meisten Menschen, wenn sie sich in Höhen über 4 000 Metern begeben. Das Nationalge-tränk der Andenregion, der Mate-de-Coca-Tee, soll bei der Höhenkrankheit helfen und wird auch zur Vorbeugung getrunken.

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Das erste was aus dem Flugzeug zu sehen ist, wenn es sich La Paz nähert, ist das

Altiplano, die Hoch ebene der Anden. Sie erstreckt sich so platt vor einem, dass man

aus dem Staunen nicht mehr herauskommt

STADT ÜBER DEN WOLKEN

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NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010) 17

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Foto: „Andi Weiland“ / www.jugendfotos.de

FRIEDEN IM PULVERFASS?Kaum eine Woche vergeht, in der nicht aus Israel berichtet wird: Das Land ist

ein Krisenherd, auf dem ständig Konflikte köcheln und oft überbrodeln.

Der Blick in die Vergangenheit zeigt: Dieser Flecken Erde war schon

immer hart umkämpft, aus religiösen, politischen und strategischen Gründen; Ägypter, Philister, Assyrer, Babylonier, Perser, Griechen, Römer, Araber, europä-ische Kreuzfahrer, Mamelucken, Türken und Engländer eroberten, besetzten oder besiedelten die Region des heutigen Isra-els. Doch halten konnte sich langfristig keiner. Einzig die Juden gaben das Land niemals auf.

Bei Ankunft der jüdischen Siedler zu Be-ginn des 20. Jahrhunderts war die Region schon von Palästinensern bewohnt. Ge-hört das erworbene Land nun rechtmäßig den jüdischen Siedlern? Auf diese Frage lässt sich keine Antwort finden, sie ist ein-fach falsch gestellt.

Seit der Ausrufung des Staates Israel 1948 dominiert der Konflikt die Ge-schichte des jüdischen Staats. Anfangs musste sich die israelische Politik um die Existenzsicherung kümmern; den Auf-bau der Wirtschaft, einen Schutz vor der Bedrohung der Nachbarstaaten sowie die Integration der vielen Einwanderer. Alle innerstaatlichen Konflikte wurden durch einen nationalen Konsens überdeckt. Bis-her musste jede Generation der Israelis einen Krieg erleben und überleben. Der Patriotismus, der manchmal sogar in Na-tionalismus umschlägt, wurzelt ebenso in diesen Traumata wie in der Überzeugung der Juden, ein Anrecht auf Israel zu haben. Dieses Recht wird mit der Thora begrün-det. Die Spannungen im Innern des wider-sprüchlichen Staates ergeben sich aus der unterschiedlichen Herkunft der Israelis, den Unterschieden in der Religion, den sozialen Unterschieden und nicht zuletzt einem geographischen Problem: Mehr als die Hälfte der Landfläche ist Wüste. Viel Platz für Agrarflächen gibt es ebenso we-nig wie Wasserressourcen.

Heute sind es andere Probleme, die die israelische Politik bestimmen: Wie geht

man in einem jüdischen Staat mit religi-ösen Minderheiten um? Was passiert mit den Palästinensern in den besetzten Ge-bieten sowie den Millionen Flüchtlingen? Wie sollen all die Konflikte beigelegt wer-den, die bisher eine Zwei-Staaten-Lösung ebenso unmöglich machten wie eine Ein-gliederung der Palästinenser?

Auch wenn durch die Berichterstattung der Medien oft ein anderer Eindruck ent-steht; Die meisten Israelis und Palästi-nenser wollen einfach nur Frieden. Am wenigsten helfen dabei die Attentate ex-tremistischer Gruppen, korrupte Politiker, völkerrechtlich fragwürdige Maßnahmen im Gazastreifen und Westjordanland, wie den Aufbau jüdischer Siedlungen oder die schlechte humanitäre Versorgung die-ser Gebiete. Das alles heizt den Konflikt weiter an. Die kulturelle und religiöse Kluft zwischen Israelis und Palästinen-sern, Juden und Muslimen, schafft zudem viele Vorurteile und Misstrauen. Von

internationaler Seite wurde oft versucht, Frieden in den Nahen Osten zu bringen. Doch die einheimische Bevölkerung sieht die Lösungspläne sehr kritisch: Außenste-hende könnten diesen Konflikt ohnehin nicht ganz beurteilen, meinen viele.

Tatsächlich: Ein Urteil fällt schwer ange-sichts der Komplexität und Ausweglosig-keit des Konflikts. Nachvollziehbar wird er niemals werden, aber Objektivität kann auch eine Stärke sein. Israel sollte nicht zu einem Synonym für Konflikte und Kriege reduziert werden. In dem Land ist eine bunte Gesellschaft entstanden, in der eine Vielzahl an Kulturen, Religionen, Lebensarten und Weltanschauungen mit-einander kollidieren, aber auch tolerant und friedlich nebeneinander leben. Wenn man diesen Aspekt des Lebens in Israel zu den harten Fakten des Konflikts hinzu-fügt, wird der Wunsch noch dringlicher: Der Wunsch nach Frieden, Shalom und salaam. Alessa Wochner

Die Mauer trennt Israelis und Palästinenser. So fest wie die Mauer, so ausweglos scheint der Nahost-Konflikt. Wird sie jemals bröckeln, der Konflikt irgendwann gelöst werden?

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18 NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010) Foto: „Jan Lassen“ / www.jugendfotos.de

Schulsport ist doch überflüssig, meinen viele Schüler. Doch nur, weil man mal eine Niederlage erlebt oder nicht über

den Kasten kommt, muss man nicht gleich ein Schulsport-Hasser werden. Falls man auch noch ausgelacht wird, liegt das nicht am Sport, sondern an den Mitschülern. Prinzipiell soll und kann Schulsport die Sozialkompetenz fördern und hat viele andere gute Seiten: Zwischen dem stundenlangen Stillsitzen bietet ein bisschen Bewegung eine gute Abwechslung und steigert die Kon-zentration. Durch den Schulsport bekommt man die Möglichkeit, verschiedene Disziplinen auszuprobieren, und sieht, in welcher Sportart die eigenen Stärken liegen. Durch Schulsport wurden viele professionelle Sportler schließlich erst entdeckt. Abgesehen davon kann Schulsport auch einfach großen Spaß machen.

Die steigende Zahl der Kinder und Jugendlichen, die unter aku-tem Bewegungsmangel leiden, bekommt dank Schulsport wenig-stens noch die Möglichkeit, ihre eingeschränkte Motorik zu stär-ken – zum Beispiel Kinder, die nicht rückwärts laufen können. Auch übergewichtige Jugendliche profitieren von erzwungener Bewegung. Klar, die Bundesjugendspiele sind für solche Kinder keine Herausforderung, sondern eher eine Tortur. Doch mit ein bisschen Ehrgeiz und Übung können auch sie ordentliche Leis-tungen erzielen und ihr Selbstbewusstsein stärken. Gute Sport-lehrer schaffen es auch, diese Schüler zu motivieren.

Dass Sport benotet wird, wird häufig kritisch gesehen. Doch so wie im Sport viele über- oder unterfordert sind, ist es auch in an-deren Fächern, die mit Begabung zu tun haben. Wer viel Wert auf seine Sportnote legt, hat kann ja in seiner Freizeit zu trainieren. Spätestens im Abi-Zeugnis, wenn’s wirklich Ernst wird, muss man Sport nicht mehr anrechnen lassen.

Anna Rupper t

Sport ist Mord!“, so denken viele. Ich nicht; Sport macht mir eigentlich Spaß. Nur im Schulsport hört dieser des Öfteren

auf. Volleyball, Geräteturnen, Leichtathletik, Basketball: Jedes Schuljahr das gleiche. Wie wäre es mit ein bisschen Abwechslung? Schüler sollten drei bis vier Kurse pro Jahr wählen können, wie es teilweise schon in der gymnasialen Oberstufe gehandhabt wird. Die Sportlehrer sollten ein breites Angebot an Ballsportarten, Tanz-Elementen und den klassischen Sportarten wie Turnen, Schwimmen und Leichtathletik sowie Nordic Walking, Joggen oder Klettern anbieten. Warum geht man im Sommer nicht zum Joggen in den Stadtpark, anstatt 50 Runden auf der öden Tar-tanbahn zu laufen? Jeder Schüler sollte sich im Sportunterricht frei entfalten können und Spaß haben, ohne zu den Übungen gezwungen zu werden.

Apropos Übungen: Lehrer, die vor ihrer Schullaufbahn eine Karriere bei der Bundeswehr hingelegt haben, sollten aus Sicher-heitsgründen gar nicht erst eingestellt werden dürfen: „30 Liege-stützen. Und wehe einer kommt nicht mit!“, sind keine Übungen, die in den Schulsport gehören.

Wenn ein Schüler tatsächlich nicht mitkommt, wird er sich hinterher Einiges von seinen Klassenkameraden anhören dürfen. Allgemein gilt: Noten im Sportunterricht sollten abgeschafft wer-den; Jeder bringt unterschiedliche Voraussetzungen mit, für die er oftmals nichts kann. Schulsport sollte wieder die Lust an der Be-wegung wecken und kein benotetes Schulfach sein. Die wichtigste Aufgabe des Sportunterrichts muss sein, den Schülern Fairness, Teamgeist und die gesundheitsfördernde Wirkung von Sport zu vermitteln.

Lukas Ramsa ie r

Die einen schwitzen vor Anstrengung, die anderen aus Angst: Der Sportunterricht kann eine willkommene

Abwechslung sein, ist aber oft auch ein pure Tortur für die Schüler. Unsere Autoren Anna Ruppert und Lukas

Ramsaier wagen den rhetorischen Zweikampf pro und contra Schulsport.

RHETORISCHER

ZWEIKAMPF

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NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010)Foto: XXX

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Kalter ERASMUS

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Endlich ist es soweit: Die NOIR hat eine Online-Schwester bekommen.Unter www.noir-online.de findest du regelmäßig neue Beiträge zu Themen aus Gesellschaft, Kultur und Wissen. NOIR Online ergänzt die Printausgabe der NOIR mit kürzeren, dafür aber aktuelleren Texten.

NOIR InternMeldungen aus dem Redaktionsleben

EndlicDie NSchwUntefindBeiGeWidima

MMeelldddduuuuuuunnnnnnnnnggggggggggggggggggggggggeeeeeeeeeeeeeeeennnnnnnnnnnnnnnnnn aaaaaaaaaaaaaaaaaaauuuuuuuuss dem

aktuelleren Texten. a

Schon sooo alt? Ja! Mit dem Medien-Heft ist die NOIR 15 Ausgaben und drei Jahre alt geworden. Dieses Jubiläum wurde auf der Redaktionssitzung gebührend gefeiert: Die Chefredak-teure Andreas und Miriam und Art Director Tobias schnitten eine Torte an, auf der die Cover aller bisher erschienenen NOIR-Ausgaben gedruckt waren. Nach dem Verzehr der Kalorienbombe waren sich alle einig: NOIR wird auch in Zukunft auf Papier gedruckt – und nicht auf Esspapier.

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NOIR ist das junge Magazin der

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Ausgabe 16  – Juli 2010

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Jugendpresse Baden-Württemberg e.V.Rosenbergstraße 50 70176 Stuttgart

Tel.: 0711 993389-73 www.jpbw.deFax: 0711 993389-74 [email protected]

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Anzeigen, Finanzen, Koordination

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Titelbilder

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Druck

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NOIR kostet als Einzelheft 2,00 Euro, im Abonnement 1,70 Euro pro Ausgabe (8,50 Euro im Jahr, Vorauszah-lung, Abo jederzeit kündbar).Bestellung unter der Telefonnummer 0711 993389-73 oder per Mail an [email protected]ür Mitglieder der Jugendpresse BW ist das Abonne-ment im Mitgliedsbeitrag enthalten.

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20 NO IR Nr . 16 ( Ju l i 2010)

L i festy le ~ Wissen ~ Ti te l thema ~ Reportage ~ Kultur ~ Pol i t ik ~ Reise ~ Sport ~ NOIR Intern ~ Querbeet

Wer kennt das nicht? Man ist abgehetzt, genervt, im Stress. Der Alltag fordert ei-nen, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Gereiztheit machen sich breit. Für Urlaub fehlt zu allem Übel die Zeit oder das nötige Kleingeld.

Wie entspannt man sich trotzdem? Das Geheimnis ist, dass es keine universelle Lösung gibt. Nehmen wir beispielsweise ein Pärchen, Anfang zwanzig, ohne Kin-der. Sie entspannt sich bei ausgedehnten Shoppingtouren und einem Grande Latte Macchiato bei Starbucks. Für ihn ist das der blanke Horror. Aber wenn er mit seinen Jungs Fußball spielt und abends mit einem kühlen Weizen das Bayernspiel genießen kann, ist er total entspannt. Nur bei einem sind sie sich einig: eine Massage und ein Frühstück in der Sonne sind der absolute Hit.

Ob Musik, ein bestimmtes Essen, eine geliebte Freizeitbeschäftigung oder ein-fach eine Farbe, das Wetter oder eine Fernsehsendung: alles kann entspan-nend wirken.

Darüber hinaus gibt es professionelle Entspannungsmethoden, die Körper und Geist zu völliger Ruhe verhelfen sollen: Yoga, Meditation, Hypnose oder Massagen. Ein Selbstversuch mit letzte-rem zeigt: Entspannung pur. Die leise Musik, der Geruch von ätherischen Ölen und die warmen Hände am

Rücken – genau mein Ding! Trotzdem, denke ich, gibt es bestimmt Menschen, die sich bei einem Hard-Rock-Konzert besser entspannen. Die Hauptsache ist, dass wir uns regelmäßig entspannen. Sobald wir körperlich oder geistig ak-tiv sind, spannen wir unsere Muskeln an. Gleichen wir diese Anspannung nicht aus, kann das zu Bluthochdruck, Muskelverspannungen, Verdauungsstö-rungen, Kopfschmerzen, Tinnitus oder Schlafstörungen führen. Auch Ärger, Angst, Sorgen und Kummer verursa-chen dauerhafte Anspannungen, die wir lösen müssen, um unsere Gesundheit nicht zu gefährden.

Die einfachste Methode der Entspan-nung ist übrigens zu lachen. Lachen hält uns gesund, lässt uns locker werden und erholt uns. Genau das haben sich 3 308 junge Menschen zu Nutzen gemacht und sich über die Internetplattform Facebook zu einer gemeinsamen Kissen-schlacht auf dem Paradeplatz in Mann-heim verabredet. Auf einen Pfiff zückte jeder Teilnehmer sein mitgebrachtes, möglichst verstecktes Kissen und legte los. Eine Mischung aus körperlicher und seelischer Entspannung durch Sport und Lachen und dann auch noch mit 3 307 anderen Menschen: Wo kann man den Alltagsstress besser hinter sich lassen? Rebecca Röss l ing

Quadratisch! Praktisch? Gut!?

Der Grasteppich ist ein kleiner grüner Deko-freund. Eines Tages packt mich die Hysterie um den Grasteppich wie eine Welle. Meine Freunde, meine Bekannten und sogar meine Nachbarn reden von nichts anderem mehr. Doch welches Geheimnis steckt dahinter, dass jeder ihn haben will? Der Grasteppich ist ein aus Plastik hergestelltes Quadrat und in allen möglichen Variationen erhältlich. Besonders beliebt sind Modelle mit schicken bunten Blumen, die gute Laune und Som-mergefühle verbreiten, selbst in Großstadt-wohnungen ohne Natur.

Diesem unglaublichen Phänomen will ich auf die Schliche kommen und ziehe los, um mir selbst einen Grasteppich zu besorgen. Im gefühlten fünfundzwanzigsten Laden finde ich endlich den Grasteppich meiner Träume. Er besitzt Traummaße, und das

Gras leuchtete saftig grün. Wunderschöne rote Blumen verleihen meinem Grasteppich etwas Besonderes. Zuhause stelle ich mir die Frage, was man mit so einem Grasteppich anfangen könnte. Mit ein paar Handgriffen, guten Ideen und ein wenig Bastelmaterial lassen sich schnell tolle Sachen daraus ma-chen: Sonnenhut, Schuhabstreifer, Brief-halter, Bucheinband, Fußmassagekissen, Kettenanhänger, Türschild, Tarnkappe, Wannenvorleger oder ein Schachbrett für unterwegs. Mein Fazit: Quadratisch. Prak-tisch. Gut. Der Inbegriff eines Dekoartikels. Nora Mederus

Sommerhits

Ein Ohrwurm braucht keine Qualität. Er muss nur penetrant sein. Ist er penetrant genug, schickt ihn die Mallorca-Sonne. Ein Sommerhit ist geboren, der uns via Radio die Ohren vollplärrt und charakter-los in die CD-Regale krabbelt. „Ganz oben in die Singlecharts eingestiegen“, so die gesellschaftskritische Anmoderation, be-vor auch der Radiomann aus dem Studio flüchtet. An dieser Form von Qualitäts-losigkeit feilen Marketingstrategen, man kann nur staunen. Dann erklingen die Sounds und Beats, die uns wissen lassen, dass wir auf keiner Wellenlänge mit Men-schen schwimmen, die zu diesen Liedern das Buffet plündern und den Hüftspeck schütteln. Jetzt gilt es, „Keine Macht der musikalischen Einfalt!“ auf ein Schild zu schreiben und in die pralle Sonne zu hal-ten. Aber Moment! Vergessen wir doch unser Anti-Anti-Gehabe, unseren über-triebenen Intellekt für viereinhalb Mi-nuten und greifen zur Instant-Heiterkeit. Etepetete-Mozart darf nächsten Winter wieder auf den Plattenspieler, im Sommer wird dem künstlich aufgeblasenen Niveau die Luft abgelassen. Schließlich kommt die Laune beim Hören, wie der Appetit beim Essen kommt. DJ, jetzt oder nie: einen Sommerhit und den Sangria Eimer! Doch halt! Pause. Was ist das? Ein bitterer Geschmack in der Mundhöhle, während das Tanzbein zu dudelnden Rhythmen schwingt. Sym-ptome blanker Ohrwurmpanik, auditive Übelkeit, ein akuter Drang nach … – nicht diesem Lied. Niveau ist und bleibt ein Spielverderber!

An ika P f i s te re r

Fotos: „juliane schwabenbauer“ / jugenfotos.de (oben);das_banni / photocase.com (unten)

Yoga, Shoppingtour und Kissenschlacht –viele Wege führen zur inneren Ruhe

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