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BAKKALAUREATSARBEIT II
Über Microtargeting und Dark Posts auf Facebook
Am Beispiel von NEOS und der FPÖ während des
Nationalratswahlkampfes 2017
Verfasserin
Carolin Rapp
angestrebter akademischer Grad
Bakkalaurea der Philosophie (Bakk. phil.)
Matrikelnummer
01509318
Studienkennzahl: A 033 641
Betreut von Doz. Dr. Stefan Weber
Bakkalaureats-Seminar II WS18/19
Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
Wien, 15. Februar 2019
Carolin Rapp 01509318 BAKK2/WS18
1
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung in die Thematik .............................................................................. 3
1.1 Einleitung .................................................................................................... 3
1.2 Begriffsdefinitionen ................................................................................... 5
1.2.1 Microtargeting ............................................................................................. 5
1.2.2 Dark Post / Unveröffentlichter Seitenbeitrag ............................................... 5
1.2.3 Lookalike Audience .................................................................................... 5
1.2.4 Sinus-Milieus bei Facebook-Werbekampagnen ......................................... 5
1.2.5 Aktive Werbeanzeigen ................................................................................ 6
1.2.6 Digital Divide............................................................................................... 6
1.2.7 Filterblase ................................................................................................... 6
1.2.8 Horse Race................................................................................................. 6
2. Theoretischer Rahmen ...................................................................................... 7
2.1 Elaboration-Likelihood-Modell .................................................................. 7
2.2 Digital Divide ............................................................................................... 9
2.3 Priming ...................................................................................................... 10
2.4 Meinungsführerschaft .............................................................................. 11
3. Stand der aktuellen Forschung ...................................................................... 12
3.1 Microtargeting im Nationalratswahlkampf 2017 ......................................... 13
3.2 Facebook als Wahlkampf-Tool..................................................................... 13
3.3 Microtargeting in vorherigen Wahlkämpfen ............................................... 14
3.4 Microtargeting in den USA ........................................................................... 17
3.5 Die Zukunft des Microtargeting ................................................................... 18
4. Forschungsfragen und Hypothesen .............................................................. 20
5. Methode ............................................................................................................ 22
5.1 Forschungsdesign ........................................................................................ 22
5.2 Durchführung der Befragung ....................................................................... 23
Carolin Rapp 01509318 BAKK2/WS18
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6. Ergebnisse der Expertenbefragung ............................................................... 24
6.1 Auswertung der Expert*innen-E-Mail-Interviews ....................................... 24
6.2 FPÖ ................................................................................................................. 31
6.3 NEOS .............................................................................................................. 32
6.4 APA Berichterstattung .................................................................................. 32
7. Conclusio ......................................................................................................... 33
7.1 Beantwortung der Forschungsfragen ......................................................... 33
7.2 Diskussion ..................................................................................................... 35
7.3 Fazit und Ausblick ........................................................................................ 36
Literaturverzeichnis................................................................................................ 39
Internetquellen .................................................................................................... 41
Anhang .................................................................................................................... 43
Abstract ................................................................................................................. 43
Anschreiben und Fragebogen an Expert*innen ............................................... 44
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1. Einführung in die Thematik
1.1 Einleitung
3,9 Millionen Österreicher*innen nutzen Facebook (Stand 2017). Rund 2 Millionen von
ihnen verwenden Instagram (Stand 2017) (vgl. artworx.at, 2017). Soziale Medien sind
aus unserem heutigen Leben nicht mehr weg zu denken. Sie dienen nicht nur zur
Unterhaltung, sondern werden auch als Informationsquelle genützt. Seien es
Informationen über beworbene Produkte, Kommentare und Empfehlungen anderer
Nutzer*innen oder den potentiellen Arbeitgeber, dessen Profil man sich vor dem
Bewerbungsgespräch ansieht oder einfach das gewöhnliche Scrollen durch den
Newsfeed, um keinen Post der Freund*innen und abonnierten Seiten zu verpassen.
Die Möglichkeiten sind vielfältig. Aber auch politische Würdenträger*innen werben und
informieren über sich und ihre Parteien auf Facebook, Twitter & Co. Wahlen werden
heute im Internet gewonnen hieß es in sämtlichen Medien nach der Wahl von Donald
Trump zum 45. Präsidenten der USA, oder wie die Frankfurter Allgemeine untertitelte:
„Wer die besseren Daten über die Bürger hat, gewinnt(:).“ (Christl, 2016). Das Internet
schafft Raum für Debatten und sozialen Austausch. Dieser wird allerdings immer
stärker zunehmend von Wirtschafts- aber auch politischen Akteuren und deren
Öffentlichkeitsarbeit- und Werbeabteilungen in Beschlag genommen. Dadurch wird
ihnen unmittelbarer Kontakt zu ihren Käufer*innen, in diesem Fall: Wähler*innen,
gewährt. Die Barriere, welche zuvor von den Medien als Intermediären aufrecht
gehalten wurde, wird damit umgangen (vgl. Kolany-Raiser, Wehkamp, Werner, 2018,
1).
Doch trifft das auch auf Österreich zu? Welche Rolle spielen Soziale Medien
hierzulande mittlerweile im Wahlkampf? Welches Potential gilt es von Seiten der
Parteien noch weiter auszuschöpfen und zu optimieren? Welche Gefahren und oder
Chancen birgt der Wahlkampf über Soziale Medien? Was ist Werbung und was
Manipulation? Wovon lassen sich die Wähler*innen tatsächlich überzeugen? Und was
ist die richtige Strategie um den Wahlkampf für sich zu entscheiden? Auf all diese
Fragen soll im Rahmen dieser Bakkalaureatsarbeit eine Antwort gefunden werden.
Das Erkenntnisinteresse dieser Arbeit fokussiert sich auf den Einfluss von
Microtargeting im politischen Kontext; wie es im Nationalratswahlkampf 2017
Anwendung fand und welche Erfolge oder Misserfolge von Seiten NEOS und der FPÖ
damit erzielt werden konnten; wann und wie der Einsatz von zielgruppenorientierter
Carolin Rapp 01509318 BAKK2/WS18
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Werbung tatsächlich zielführend ist und in welchen Fällen, gerade in der politischen
Kommunikation, auf andere Tools der Wahlwerbung zurückgegriffen werden sollte.
Was in den USA schon seit einigen Wahlkämpfen gängig ist, schlug beim
Nationalratswahlkampf 2017 in Österreich große Wellen. Etliche Zeitungsartikel
berichteten über die Werbepraktiken einiger Parteien. Die Presse titelte: „Wahlkampf:
Parteien setzen auf Facebook auch „Dark Posts“ ein.“ (die Presse, 2017). Von Seiten
der Wähler*innen machte sich eine gewisse Skepsis breit, wie schon so oft, wenn es
um das Sammeln von Daten und deren fragwürdige Nutzung ging. Dies zeigte sich
auch ganz deutlich in einer Eurobarometer-Umfrage vom September 2018. Darin
zeigten sich 74 Prozent der befragten Österreicher*innen besorgt über
„Desinformation und irreführende Informationen im Internet“. (Spezial Eurobarometer
447, 2018). 55 Prozent sehen dadurch sogar eine „Einschränkung und Zäsur bei
politischen Diskussionen in sozialen Netzwerken im Internet.“ (ebd.). Denn oft ist den
Nutzer*innen von Sozialen Medien gar nicht klar, welche Daten und Informationen sie
über sich preisgeben und was alles über sie von Unternehmen wie Facebook
gesammelt wird. Ebenso birgt es Vor- und Nachteile nur streng personalisierte
Mitteilungen und Anzeigen zu Gesicht zu bekommen. Es besteht die Gefahr der
einseitigen Information, derer sich die Unser*innen nicht vollends bewusst sind. Aber
auch der Öffentliche Diskurs kann dadurch gefährdet werden, wenn sich die
Informationsasymmetrie immer weiter vergrößert. Anonymität und Intransparenz
können das Internet schnell zu einem Ort der Gefahr und Manipulation werden lassen
(vgl. Kolany-Raiser, Wehkamp, Werner, 2018, 2-4). Dies ist gerade für den politischen
Wahlkampf von Bedeutung, weshalb Parteien auch besonders achtsam, transparent
und behutsam mit diesem „neuen“ Instrument der Wahlwerbung verfahren müssen,
um das Vertrauen der Wähler*innen nicht zu gefährden.
Um einen tieferen Einblick in die Thematik zu erlangen, wurden Forschung und
Studien der letzten Jahre zusammengeführt sowie Expert*innen auf dem Gebiet der
Kommunikations- und Politikwissenschaft und Expert*innen aus der Praxis dazu
angehalten ihr Wissen, wie ihrer Vermutungen und Tendenzen politisches
Microtargeting betreffend, mittels einer E-Mail-Befragung zu teilen.
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1.2 Begriffsdefinitionen
1.2.1 Microtargeting
“Microtargeting is (also called micro-targeting or micro-niche targeting) is a marketing
strategy that uses consumer data and demographics to identify the interests of specific
individuals or very small groups of like-minded individuals and influence their thoughts
or actions. An important goal of a microtargeting initiative is to know the target audience
so well that messages get delivered through the target's preferred communication
channel.” (Rouse & Tucci, 2013)
1.2.2 Dark Post / Unveröffentlichter Seitenbeitrag
„Ein unveröffentlichter Seitenbeitrag ist ein Beitrag, der nicht sofort auf deiner Seite
oder in deinem Newsfeed veröffentlicht wird. Bei unveröffentlichten Seitenbeiträgen
können Seitenadministratoren die Auslieferung von Werbeinhalten über
Zielgruppenfilter verwalten. Diese Plan- oder Entwurfsbeiträge werden an einem
zukünftigen Veröffentlichungsdatum oder über eine Promotion in einer
Werbeanzeigengruppe ausgeliefert.“ (Facebook, 2018)
1.2.3 Lookalike Audience
„Eine Lookalike Audience ist eine Möglichkeit, um neue Personen zu erreichen, die
wahrscheinlich an deinem Unternehmen interessiert sind, da sie deinen besten
Bestandskunden ähneln.“ (Facebook, 2019)
1.2.4 Sinus-Milieus bei Facebook-Werbekampagnen
„Die Sinus-Milieus sind bei der Zielgruppenauswahl von Facebook-Werbekampagnen
direkt auswählbar. Mit den Sinus-Milieus lassen sich Personen nach ihren
Wertorientierungen und Lebensstilen unterschieden. Werden eins oder mehrere
Sinus-Milieus als Zielgruppe einer Facebook-Werbekampagne ausgewählt, können
Facebook-User entsprechend ihrer Sinus-Milieu-Zugehörigkeit mit Ads direkter und
zielgerichteter angesprochen werden. Dadurch lassen sich Offline-Kampagnen in die
Online-Welt verlängern.“ (Sinus Institut, 2019)
Carolin Rapp 01509318 BAKK2/WS18
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1.2.5 Aktive Werbeanzeigen
„Facebook hat sich zum Ziel gesetzt, Werbung transparenter zu machen. Daher kannst
du nun die Anzeigen aufrufen, die von einer aktiven Seite auf Facebook, Instagram,
im Messenger und im Audience Network geschaltet werden, unabhängig davon, ob du
in der Zielgruppe warst oder nicht. Aus den aktiven Anzeigen einer Seite siehst du die
Gestaltung, die Texte und die Call to Action-Button der Anzeigen. Mithilfe der
Länderwahl kannst du auch die Anzeigen eines bestimmten Landes ansehen.“
(Facebook, 2019)
1.2.6 Digital Divide
„(…) the gap in access to information and communication, which is likely to generate
social disparity and lack of opportunities. A very large body of literature on digital divide
has recently emerged, the uni- and multidimensional definitions and measure-ment, as
well as the analysis of predictors and policy implications being the main research
issues.” (Szeles, 2018, 453)
1.2.7 Filterblase
“Die Filterblase (…) beschreibt eine figurative Sphäre, in der einem Internetnutzer nur
beziehungsweise hauptsächlich die Inhalte zur Verfügung gestellt werden, die ihn
(wahrscheinlich) interessieren. Um dieses individuelle Interesse zu ermitteln, laufen
bei Internetdiensten wie Google, Facebook und Amazon stets Filteralgorithmen im
Hintergrund, deren Parameter ausschlaggebend für die angezeigten Ergebnisse sind.“
(Kappes, Krone, Novy, 2017, 101f)
1.2.8 Horse Race
„Kandidaten und Parteien als Wettstreiter wie bei einem Pferderennen darzustellen
bietet Spannung und Dramatik, ist somit vor allem im Wahlkampf bei den Medien
beliebt (…). In Kommunikations- und Politikwissenschaft wird deshalb seit Jahren
beklagt, dass sich die Berichterstattung weniger auf Inhalte als vielmehr auf die Frage
konzentriere, wer in der Wählergunst gerade vorn liege. Bei diesem als „Horse-Race-
Journalismus“ bekannten Phänomen werde Information durch Unterhaltung
verdrängt.“ (Faßbinder, 2009, 499)
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2. Theoretischer Rahmen
Microtargeting und Dark Posts können anhand verschiedener
kommunikationstheoretischer Ansätze beschrieben werden. Die sinnvollsten davon
lassen sich allerdings in der Medienwirkungs- und Persuasionsforschung finden. Mit
dieser Art der persuasiven Kommunikation gehen Parteien und Politiker*innen einen
immer noch direkteren Weg, um die Einstellungen und letztlich auch das Verhalten
von potentiellen Wähler*innen zu ändern (vgl. Klimmt, 2011, 11f).
2.1 Elaboration-Likelihood-Modell
Das Elaboration-Likelihood-Modell, abgekürzt und im weiteren Verlauf nur ELM
genannt, nach Richard Petty und John Cacioppo, versucht die `Elaborations-
Wahrscheinlichkeit´ zu bestimmen. Dabei wird der Grad der bereits stattgefundenen
`gedanklichen Auseinandersetzung´ einer Person mit dem Zielobjekt (einer
Werbeanzeige, eines Plakats, etc.) versucht festzustellen (vgl. Klimmt, 2011, 16f).
Dabei handelt es sich um ein Modell der „Massenmedien-Marketingkommunikation“.
(Kitchen, 2014, 2045). Das `Zwei-Prozess-Modell´ speist sich aus zwei Routen: der
zentralen und der peripheren Route (vgl. Klimmt, 2011, 16f).
Hier setzen auch Microtargeting und so entsprechend Dark Posts an. Durch die
genaue Anpassung des Inhalts kann von einem gesteigerten Interesse der
Zielpersonen ausgegangen werden. Also auch einer verstärkten Beeinflussung, die
mittels des ELM vorhergesagt werden kann. „Das Modell trifft Annahmen, unter
welchen Bedingungen es zu schwacher oder starker Elaboration kommt und betrachtet
dazu die Eigenschaften der Botschaft, der Zielperson und der Situation.“ (Klimmt,
2011, 18) Weiter zweifelt es eine flächendeckende Werbewirkung stark an (vgl.
Klimmt, 2011, 75). Jeder Mensch muss als Individuum gesehen werden, dass auf
unterschiedliche Reize unterschiedlich stark oder schwach reagiert und sich
dementsprechend auch auf die Werbewirkung auswirken. „Nur ein kleiner Teil des
Publikums (…) bringt die persönlichen Voraussetzungen (z.B. Involvement,
persönliche Verantwortung) und situativen Voraussetzungen (z.B. Aufmerksamkeit)
mit, die eine starke Elaboration der Werbebotschaft verlangen würde.“ (Klimmt, 2011,
75). Beim Microtargeting werden alle, die in diesem Fall ein zu geringes Involvement
aufweisen würden, bereits im Vorfeld aussortiert, um somit die Effizienz der
Werbewirkung zu maximieren. Dies könnte auch finanzielle Vorteile mit sich bringen,
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da die finanziellen Ressourcen einer Partei so effizient wie nur möglich eingesetzt
werden könnten. Eine genaue Definition der Zielgruppe ist daher im Vorfeld
unerlässlich. Nicht mehr nur allein Geschlecht, Alter und Einkommen sind
ausschlaggebend, besonders Personenmerkmale und einzelne Charakteristiken
werden immer weiter in den Fokus gerückt. Genau diese sind, besonders in sozialen
Medien, gut herauszufiltern. Aber nicht nur die Zielgruppe gilt es genau zu bestimmen,
auch die entsprechenden Inhalte müssen folglich perfekt angepasst werden, um die
Elaborations-Wahrscheinlichkeit zu erhöhen. Aufgeteilt wird dies in `Argumente´,
genauer deren Durchschlags- und Überzeugungskraft, `periphere Hinweisreize´ und
letztens die Beeinflussung der `Elaborationsrichtung und deren Stärke´ (vgl. Klimmt,
2011, 80). Das Modell gibt jedoch nur einen groben Rahmen vor, in den, wie im Text
dargelegt, etliche Faktoren miteinwirken. An diesem Punkt setzt auch die Kritik am
ELM an. Kitchen et al. (2014) überprüfen in ihrer Arbeit die Gültigkeit und Relevanz
dieses Modells. Im Fokus ihrer Untersuchung standen dabei die Entwicklung sowie die
Beschreibung des Modells. Auch die Multi-Channel-Verarbeitung und die
Kontinuumsfragen wurde dabei näher betrachtet. Jedoch ist es ein relevanter Ansatz,
das Wirkungspotential dieser Art von Werbung zu messen. Denn ob auf die Aktion der
Parteien eine spürbare Reaktion der Wähler*innen folgt, wurde bislang noch nicht
unabhängig getestet.
Müller (2015) beschäftigte sich mit den kognitiven Barrieren der politischen
Kommunikation. Dabei geht er näher auf die Verarbeitung von Informationen, die
täglich auf uns hereinbrechen ein und schildert, wie Menschen versuchen damit
umzugehen (vgl. Müller, 2015, 175). Diese Art der Wirkungsforschung kann
Aufschluss darüber geben, wie Wähler*innen Posts oder Anzeigen auf Facebook
tatsächlich verarbeiten. Denn oft werden Soziale Medien am Handy genutzt, die Posts
und Kommentare im Newsfeed nur überfolgen. Müller führt als zentrale Punkte der
politischen Kommunikation „Gerechtigkeit, Transparenz und Vertrauen“ an. (2015,
183) Weiter empfiehlt er, „(…) Konsistenz und Kongruenz in der Kommunikation.“
(Müller, 2015, 185). Diese Leitlinien empfiehlt er zwar in Zusammenhang „(…) mit dem
Herstellen von Akzeptanz für politische Reformen in der Bevölkerung (…)“, doch gelten
diese ebenso in Zeiten des Wahlkampfes (Müller, 2015, 186).
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2.2 Digital Divide
Der Digital Divide, im deutschen Sprachraum auch als `Wissenskluft´ bekannt, gibt
näheren Aufschluss über die Problematik der ungleichen, zielgruppenspezifischen
Information. Geprägt wurde der hypothetische Ansatz im deutschsprachigen Raum
vom Kommunikations- und Medienwissenschaftler Ulrich Saxer.
Die Demokratie lebt von der politischen Teilhabe ihrer Bürger*innen. Information ist
der Schlüssel dazu und Voraussetzung dafür. Nur wer sich ausreichend mit
Informationen versorgt bzw. versorgt wird, kann seine Aufgabe, in diesem politischen
System an öffentlichen Diskursen zu partizipieren, ausführen. In der heutigen,
schnelllebigen Zeit ist dies eine echte Herausforderung. Die Medien versuchen mittels
Gatekeeping die Flut an Informationen vorzuselektieren, was eine erste Zäsur
bedeutet (vgl. Haufs-Brusberg & Zillien, 2014, 9-11). Werden nun Werbungen, bzw.
Anzeigen und Posts, welche nachher nicht auf der Startseite der Werbenden zu sehen
sind, von Parteien zur Zeit des Nationalratswahlkampfes 2017 einzig besonderen
Zielgruppen angezeigt, so wird hier unter den wahlberechtigten Bürger*innen eine
eindeutige Wissenskluft erzeugt. Denn dadurch gelangen die Wähler*innen, nicht
einmal durch selbständiges Handeln an die ihnen vorenthaltenen Informationen.
Die Autoren sehen den Erwerb von Wissen als einen über das gesamte Leben
verteilten Prozess. Dabei teilen sie Wissen in `tieferes Wissen´ und `Faktenwissen´
auf. Posts auf Facebook würden hier unter Faktenwissen kategorisiert, da es sich
dabei um einzelne Fakten handelt. Tieferen Wissen ist Haufs-Brusberg & Zillien
zufolge tendenziell mehr von den Zeitungsmedien geprägt: Es handelt sich um
Wissen, welches für „Durchblick, Einordung und Interpretation“ verwender wird (2014,
17). Im Bereich des politischen Wissens wird ebenso unterschieden. Hier wird
zwischen „Faktenwissen vs. Fachspezifisches Wissen“, „Wissen zum politischen
Tagesgeschehen“, „Rationales Wissen vs. Einzelwissen“, „Heuristiken“,
„Kulturbezogenes Wissen“, „Technologiewissen“ und „Lokalem Wissen“
unterschieden (Jeffres, Atkin & Fu, 2011). Die Wissenskluft-Hypothese zielt besonders
auf wissenschaftliche, aber auch politische Themen ab. Natürlich sind, wie die Autoren
weiter ausführen, die „Medienkompetenz“, das „Wissensniveau“, die
„Sozialbeziehungen“, die „Selektive Informationssuche und -verarbeitung“, aber auch
die „Art des Mediums“ der Wähler*innen von erheblicher Bedeutung (vgl. Haufs-
Brusberg & Zillien, 2014, 20). Für einen der entschiedensten Faktoren dieser Theorie
halten die Forscher die `Sozialstruktur´. Besonders im Bezug darauf, wie mit
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entsprechenden Informationen von Gesellschaftsschicht zu Gesellschaftsschicht,
abhängig vom jeweiligen Bildungsniveau, umgegangen wird (vgl. ebd.). Das
grundlegende Problem, welches den Digital Divide herbeiführt, sind die zur Verfügung
stehenden finanziellen Ressourcen einer Familie, Personengruppe oder Ethnie. Diese
finanziellen Ressourcen ermöglichen in erster Linie einen Zugang zum Internet,
welcher wiederum einen Zugang zu Wissen und einer erhöhten Medienkompetenz
darstellt.
Anhand dessen könnte argumentiert werden, dass durch die Selektion der
Nutzer*innen von Sozialen Medien ihrer Interessen entsprechend, diese sozialen
Strukturen durch Dark Posts und Microtargeting entgegengewirkt wird. Jedoch warnt
Wolfie Chrsitl, der in seinem Artikel „An ihren Daten sollt ihr sie erkennen“ bereits 2016
drauf aufmerksam machte, dass durch „mangelnde Nachvollziehbarkeit“ sowie
„Manipulationsmöglichkeiten“ die politische Debatte gefährdet sein könnte, da diese
durch unterschiedliche Informationen so unmöglich sei (Christl, 2016).
Ob Microtargeting und Dark Posts nun die sozialen Strukturen aufbrechen oder diese
weiter verfestigen, wird im weiteren Verlauf der Arbeit debattiert werden. Jedoch sollte
das eigentliche Ziel aller, besonders aber das politischer Parteien sein, soziale und
politische Teilhabe durch alle Schichten hindurch der gesamten Gesellschaft, zu
ermöglichen.
2.3 Priming
Auf Marketing- und Werbeebene sind Parallelen hin zum Priming zu ziehen. Diese
Theorie basiert auf einer „kognitionspsychologischen Grundlage“. (Scheufele, 2016,
12) Diese schließt sich an die Einteilung der Wissensgebiete der Wissenskluft-
Hypothese in gewisser Weise an. Unter Priming versteht man die „(…) Wirkung von
bestimmten Informationen auf die spätere Informationsverarbeitung (…)“ (Tropp,
2014, 632). Das Gedächtnis wird dabei als „assoziatives Netzwerk“ verstanden, indem
Themen als einzelne Knoten, vergleichbar mit einer Mindmap, gesammelt und
abgespeichert werden. Scheufele definiert Priming wie folgt: „kognitives `Vorwärmen´,
also das Aktivieren eines Netzwerkkno(-)tens, der dann eine Zeit lang noch aktiv bleibt
und daher später kognitiv leichter zugänglich und abrufbar (ist) als andere kognitive
Einheiten.“ (2016, 20) Der Facebook Post kann so als eine Art Stimuli betrachtet
werden. Die Parteien oder die Kandidat*innen werden demzufolge mit einem
spezifischen Thema, welches für die entsprechenden Rezipient*innen durch die im
Carolin Rapp 01509318 BAKK2/WS18
11
Vorfeld sattgefundene Filterung der Interessen, welche von Relevanz sind, in
Verbindung gebracht. Der Autor geht davon aus, dass eine zeitliche Abhängigkeit
besteht. Je kürzer es her ist, dass die Rezipient*innen den Post gesehen haben, desto
größer sei die Wirkung der Erinnerung (vgl. Tropp, 2014, 632). Um jedoch einen
durchschlagenden Effekt durch Priming zu erzielen, bedarf es einer Vielzahl von (in
diesem Fall) Posts auf Facebook, um einen nachhaltigen Erfolg bei den
Rezipient*innen zu generieren (vgl. ebd.).
2.4 Meinungsführerschaft
Auch der theoretische Ansatz der Meinungsführerschaft beschreibt einen Teil des aus
den Forschungsfragen resultierenden Problems. Durch diese Art der Wahlwerbung
mittels Microtargeting und Dark Posts auf Social-Media-Plattformen wie beispielsweise
Facebook, ist es einem als Politiker*in möglich, die Meinungsführerschaft eine gewisse
Thematik betreffend, zu erlangen. Meinungsführer*innen sind in ihrer klassischen
Sichtweise Massenmedien oder einzelne Personen, die es schaffen ihre Ansichten
und Auffassungen an andere heranzutragen und diese davon zu überzeugen (vgl.
Geise, 2017, 14-17). Die „(…) medienvermittelte Interaktion zwischen den beteiligten
Rezipienten und Kommunikatoren (…)“ ist Geise zufolge bei Social-Media- und Online-
Kommunikation hervorzuheben (Geise, 2017, 21). Weiter verweist die Autorin auf die
Möglichkeit, im Netz neue, in der Offline-Welt nie zustande gekommene,
Begegnungen machen zu können. Aber auch darauf, dass die Identität nur schwer
überprüft und nachvollzogen werden kann und daher die Richtigkeit von Informationen
oft fraglich ist (vgl. Geise, 2017, 22). Social-Media-Kanäle erweisen sich als für
jedermann leicht zugänglich, auch was das Sammeln und Anhäufen von persönlichen
Daten betrifft. So bieten sie für Personen oder Parteien, die die Meinungsführerschaft
auf einem speziellen Gebiet erlangen wollen eine ideale Plattform.
So ist festzustellen, dass die Effekte des Microtargetings und der Dark Posts durch
mehrere theoretische Modelle Betrachtung finden können. Besonders deckend sind
dabei persuasive, kommunikationswissenschaftliche Ansätze, wie das Elaboration-
Likelihood-Modell, welches versucht die Elaborations-Erwartung der entsprechenden
Werbemethode weitestmöglich einzuschätzen. Die Wirkungsmessung mittels des
Priming-Modells wird dadurch tendenziell etwas relativiert. Um einen direkten Erfolg
zu erreichen, sprich als positive Erinnerung im Gehirn der Rezipient*innen verankert
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zu bleiben, wäre nämlich eine Vielzahl von Posts von Nöten. Dem zufolge wäre eine
stake, beeinflussende Wirkung durch Microtargeting in Form von Facebook Posts als
weniger effektiv einzustufen. Die Hypothese der Meinungsführerschaft verstärkt in
diesem Fall das Agenda Setting, indem durch Microtargeting und Dark Posts spezielle
Themen an ein `theoretisch´ interessiertes Publikum herangetragen werden. Dies wird
im `Normalfall´ von den Medien übernommen. Diese bestimmten bislang welchen
Politiker*innen und welchen Themen welche Aufmerksamkeit zu Teil wird (vgl.
Bonfadelli, 2000, 85). Diese Eigenschaft kann im Wahlkampf von großem Vorteil sein,
denn oft steht nicht allein das Was (Inhalt), sondern viel mehr das Wann (Zeitpunkt)
und Wie (Medium) im Vordergrund. Der Digital Divide kann sich so gesehen
theoretisch unter bestimmten Personengruppen vergrößern oder aber auch
verkleinern. Dies ist abhängig von den den Werbetreibenden zur Verfügung stehenden
Informationen und deren Vorgehensweise das Kreieren der Zielgruppe betreffend.
Wird dieser Ansatz der Beeinflussung der Wähler*innen nun weiter gefasst, so dass
von einer wahlentscheidenden Beeinflussung ausgegangen wird, wären die Kognitive
Schema Perspektive, die Kognitive Konsistenztheorie aber auch der Rational Choice
Ansatz näher zu betrachten. Diese Theorien versuchen zu ergründen, nach welchen
Schemata Wähler*innen vorgehen und warum sie dies tun. Diesen hier allerdings
nähere Betrachtung zu schenken, würde den Rahmen dieser Arbeit übersteigen.
3. Stand der aktuellen Forschung
Wie sich in den letzten Jahren und Wahlkämpfen in Österreich immer deutlicher
beobachten lies, wird es zunehmend zur Herausforderung, gerade für die großen
Volksparteien, die Wähler*innen von sich als Partei und ihrem entsprechenden
Wahlprogramm zu überzeugen. Besonders in Zeiten, in denen eine langjährige
Stammwählerschaft zum Teil zu weniger parteitreu und taktisch agierenden
Wechselwähler*innen wird. Microtargeting und besonders Dark Posts bieten in diesem
Fall nicht nur für wirtschaftliche Interessen, sondern auch für politische Kommunikation
ein erhebliches Potential. Zielgruppen können genau definiert, der Informationsfluss
entsprechend adaptiert und Rezipient*innen letztlich dadurch beeinflusst werden (vgl.
Papakyriakopoulos et al., 2017, 327).
Carolin Rapp 01509318 BAKK2/WS18
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Besonders Dark Posts oder zu deutsch „unveröffentlichten Seitenbeiträge“ sorgten in
Österreich im Nationalratswahlkampf 2017 vermehrt für Aufregung (vgl. die Presse,
2017 und Gottsauner-Wolf, 2017).
3.1 Microtargeting im Nationalratswahlkampf 2017
Mehrere Parteien gaben auf Anfrage der APA an, sich dieses Online-Marketing
Instrument im Nationalratswahlkampf 2017 zu Nutzen gemacht zu haben. NEOS, FPÖ
und ÖVP bestätigten die Verwendung von Dark Posts in ihrem Wahlkampf, SPÖ und
die Grünen hingegen verneinten den Gebrauch (vgl. die Presse, 2017). Dies bestätigt,
dass sich die Strategien für den Wahlkampf immer weiter entwickeln. Die Ausweitung
auf Soziale Medien wie Facebook und Twitter ist eine natürliche Reaktion auf die
gegebenen Umstände dieser Zeit. Verglichen mit den USA, wo Parteien bereits selbst
exzessiv Daten über ihre Wähler*innen sammeln, greifen die meisten europäischen
Parteien auf Angebote von sozialen Netzwerken wie Facebook zurück. Der große
Vorteil für die Parteien besteht vor allem darin, einzelne Punkte aus ihrem
Wahlprogramm besonders hervorzuheben. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass die
Vorstellungen der einzelnen Parteien mit denen der Wähler*innen eins zu eins
zusammenlaufen, ist ziemlich gering. Dadurch kann die Effektivität einer Online-
Targeting-Kampagne wesentlich gesteigert werden (vgl. Kolany-Raiser, Wehkamp,
Werner, 2018, 5).
3.2 Facebook als Wahlkampf-Tool
Die allermeisten Parteien und viele Politiker*innen haben einen Web-Aufritt. Viele
Parteien und Politiker*innen präsentieren sich in den Sozialen Medien, können
dadurch direkten Kontakt zu ihren Wähler*innen pflegen und ihre Meinung mit Gleich-
und Anders-Gesinnten teilen und diskutieren. Doch wie sieht der perfekte Online-
Auftritt aus? Nicht nur österreichische Politiker*innen liefern sich Schlachten um Likes
und Follower in Sozialen Medien wie Facebook. Karoline Schulz befasste ich in ihrer
Arbeit mit Facebook und wie eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit für Abgeordnete
des Europa Parlaments aussehen könnte. Dazu wurden die Facebook-Seiten der
Abgeordneten einer „Struktur- und Inhaltsanalyse“ unterzogen. (Schultz, 2015, 219)
Unter den Abgeordneten zählt Facebook zum meist genutzten und beliebtesten
sozialen Medium. Die Nutzung und Aktivität in Sozialen Medien sank mit dem Alter der
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Abgeordneten. Diese Zahlen spiegeln sich auch bei den Bürger*innen wieder (siehe
Einleitung). Was die Personalisierung des eigenen Kanals betrifft, sieht die große
Mehrheit diesen als geschäftlich an und teilt keine privaten Informationen mit Freunden
und Abonnenten. Generell versuchen die Abgeordneten ein eher seriöses Bild nach
außen abzugeben. Was die Multimedialität betrifft, beschränken sie sich hauptsächlich
auf das Teilen und Posten von Links (67 Prozent), Bilder erlangen Platz 2 (18 Prozent)
und Videos weit abgeschlagen auf Platz 3 (3 Prozent) (vgl. Schultz, 2015, 229). Auch
was die Interaktivität mit anderen User*inne sowie das Dialogpotential anbelangt
haben die Abgeordneten noch jede Menge Aufholpotential. Dies hat eine sehr geringe
Interaktion der anderen Nutzer*innen zu Folge. Schultze hält fest, dass die Interaktion
der Abgeordneten sowie deren Content (Link, Bild, Video) maßgeblich mit dem Erfolg
ihrer Seite zusammenhängt. Mehr Inhalte wie Bilder oder Bewegt-Bilder helfen die
Interaktion der anderen Nutzer*innen zu erhöhen. Bemerkenswert ist jedoch, dass das
Wording als ob nun aktiv, passiv, formell oder informell geschrieben wurde, keinen
Einfluss auf die Interaktion der Nutzer*innen hatte (vgl. Schultz, 2015, 230f). Damit
wurde festgehalten, dass die Regeln der Sozialen Medien auch für Politiker*innen und
Parteien dieselben sind. Es gilt, interessante Informationen gezielt, kurz und vor allem
multimedial aufzubereiten. Weiter wird eine schnelle Reaktionszeit in Bezug auf
Antworten und Kommentare in der schnelllebigen Welt des Internets vorausgesetzt
(vgl. Schultz, 2015, 232).
3.3 Microtargeting in vorherigen Wahlkämpfen
Uta Russmann untersuchte mittels Inhaltsanalyse in ihrer Studie (2016) das Online-
Targeting von Catch-All Patries´ (Volksparteien) und Client-Parties` (Klientelparteien)
im österreichischen Parlamentschafts-Wahlkampf 2008 und 2013 sowie den
deutschen Bundestagswahlen 2009 und 2013. Ihr Ziel war es, die Weiterentwicklung
der Strategien der einzelnen Parteien zu verfolgen (vgl. Russmann, 2016, 1).
Damit konnte sie aufzeigen, dass Volksparteien im Wahlkampf versuchen, ihre Inhalte
auf ihren Online-Plattformen tendenziell eher weit gestreut zu verbreiten und
Klientelparteien es ihnen zunehmend gleichtun, obwohl diese eigentlich eine
bestimmte Zielgruppe von Wähler*innen fokussieren. Es ergeben sich für Russmann
zwei Ansätze. Zum einen, dass die Zielgruppe der Parteien was die Kommunikation
betrifft so genau wie möglich zu bestimmen versucht wird, oder hingegen ein breiter
Ansatz gewählt wird, bei dem allgemein verträglichere Themen im Fokus stehen. Für
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den Ersten bieten Social Media-Plattformen die ideale Anlaufstelle, da dort
Botschaften auf entsprechende Zielgruppen weitaus besser angepasst werden
können. Weiter ergab die Studie, dass vor allem junge Wähler*innen vermehrt online
zu erreichen versucht werden, diese Herangehensweise von den Parteien aber nur
unzureichend bedient und ausgenützt wurde (vgl. Russmann, 2016, 12f).
Wie erfolgreich sich der Wahlkampf im Internet tatsächlich gestalten lässt, haben
Marcinkowski und Metag 2013 näher anhand drei deutscher Wahlen unterschiedlicher
Ebenen untersucht. Heraus kam, dass Kandidat*innen, auf Landes- und Bundesebene
Ihrer persönlichen Internetseite sowie ihren Social Media Netzwerken im Wahlkampf
mitunter die höchste Wichtigkeit beimessen (vgl. Marcinkowski & Metag, 2013, 32).
Weiter konnte festgestellt werden, dass „die Bedeutung des Online-Wahlkampfes im
föderalen System (…) von „unten“ nach („oben“ an Bedeutung gewinnt).“
(Marcinkowski & Metag, 2013, 41) Allerdings konnten nur sehr schwache Beweise für
die Wirkung von online basierten Kampagnen gefunden werden. Marcinkowski und
Metag stellen außerdem fest, dass „(ü)berdurchschnittliches Interesse bei Facebook-
Nutzern und hohe Präsenz auf Nachrichtenplattformen, (…) also ein Effekt der
aussichtsreichen Kandidatur, nicht etwa umgekehrt (ist)“. (ebd.) So kommen sie zum
Schluss, dass „Web-Prasenz keine Ursache von (erwartbarem) Wahlerfolg ist,
sondern ihre Folge.“ (ebd.) Was gleichzeitig die Massenmedien mit ihrer
Deutungshoheit und ihrem nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Massen wieder
in den Fokus rückt. In ihren Augen ist es ein durchaus respektables Mittel, den
Wahlkampf auch ins Internet zu verlagern. Den größten Profit könnten weitestgehend
unbekannte Kandidat*innen aus diesem Kampagnenmodell ziehen, wohingegen
bereits bekannte Politiker*innen daraus eher keinen allzu großen Nutzen schlagen
können (vgl. Marcinkowski & Metag, 2013, 42). Inwieweit allerdings
zielgruppenorientierte Werbung auf Social Media Plattformen zum Erfolg oder
Misserfolg einer Kampagne beitragen kann, darauf gibt die Studie leider keine näheren
Antworten. Jedoch rät sie zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen klassischen
Wahlkampf und Online-Wahlkampf (vgl. Marcinkowski & Metag, 2013).
Inwiefern Microtargeting in Europa in der politischen Kommunikation einzusetzen
wäre, damit befassten sich Papakyriakopoulos et al. in ihrer Studie von 2017. Ihnen
zufolge werden Social-Media-Daten potenzieller Wähler*innen herangezogenen und
als Grundlage für eine passgenaue Adaptierung der entsprechenden Wahlwerbung
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genutzt (vgl. Papakyriakopoulos et al. 2017, 328). Weiter diskutieren sie, welche
Folgen Microtargeting, auf längere Sicht betrieben, für die Wähler*innen haben könnte,
besonders im Zusammenhang mit Sozialen Medien gerade heiß diskutierten
„Filterblasen“ und „Echokammern“. (Papakyriakopoulos et al., 2017, 334) Des Weitern
sehen sie aber auch einen positiven Aspekt des Ganzen, indem sie Microtargeting als
Teil der „politischen Willensbildung“ und dessen meinungsbildender Funktion
unterstreichen. (ebd.)
Schwierig wird es dann, wenn der Umfang dieser Online-Targeting-Kampagne näher
bestimmt werden soll. Allein der Administrator der entsprechenden Seite hat über das
Ausmaß der Werbemaßnahme Kenntnis, bzw. weiß wie viel Geld für entsprechende
zielgruppenspezifische Werbung ausgegeben wurde. Die einzelnen Inhalte der
Anzeigen können jedoch in der Timeline der Seite nachverfolgt werden. Anders als bei
Dark Posts / unveröffentlichten Seitenbeiträgen. Diese erscheinen nicht im Feed der
in diesem Fall werbenden Partei. Lediglich die Zielgruppe, für welche der Seitenbeitrag
bestimmt ist, bekommt den Inhalt zu sehen.
Doch welches Potential, welche Chancen sich für Parteien bieten, Wähler*innen von
sich zu überzeugen ist bislang noch weitestgehend unerforscht. Es wird davon
ausgegangen, dass durch Microtargeting allein keine Wähler*innenstimmen
gewonnen werden können. Besonders schwer ist nicht nur zu messen, ob überhaupt
und wenn ja, welche Effekte durch Microtargeting bei Wähler*innen erzielt werden
können. Die eigentliche Herausforderung ist, dass eine Vielzahl von Faktoren bei einer
Wahl mitwirken (vgl. Kolany-Raiser & Radtke, 2018, 11). Das sind einerseits Faktoren,
die von den Parteien beeinflussbar sind, wie die Wahl ihrer Kandidat*innen oder die
optische Gestaltung ihrer Kampagnen. Aber auch jene, die dies nicht sind (wie z.B.
das Wetter, das einen entscheidenden Einfluss auf die Wahlbeteiligung haben kann).
Die Tendenz, die Microtargeting zugeschrieben wird, ist eher dahingehend, die
Wähler*innen zu motivieren, überhaupt zur Wahl zu gehen und ihre Stimme
abzugeben oder aber auch in die andere Richtung: zu demotivieren, nicht zur Wahl zu
gehen und zu Hause zu bleiben. Dies könnte bei knappen Wahlentscheidungen von
entsprechendem Vorteil sein (vgl. Christl, 2016). Christl zufolge experimentierte
Facebook 2010 während der amerikanischen Kongresswahlen mit den Konten von 60
Millionen Nutzer*innen. Diese wurden mittels einer Einblendung aufgefordert, wählen
zu gehen. Auch weitere Features waren möglich. Facebook geht davon aus, dadurch
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weitere 340.000 Wähler*innen mobilisiert zu haben, was 0,14 der Gesamtwählerschaft
betraf. Doch besteht die Möglichkeit, dass diese Stimmen von entscheidendem
Gewicht sein könnten (vgl. ebd.).
3.4 Microtargeting in den USA
In den USA machte zuletzt der Präsidentschaftswahlkampf zwischen Donald Trump
und Hillary Clinton Schlagzeilen in Zusammenhang mit einem Datenskandal
ausgehend vom Unternehmen Cambridge Analytica. Ken Ward (2018) untersuchte
den Einsatz von Microtargeting bei diesen Wahlen und prognostizierte einen weiteren
Anstieg solcher Praktiken für den Fall, dass keine restriktiven Maßnahmen von
legislativer Seite folgen sollten (vgl. Ward, 2018, 146). Ob, und wenn ja welche,
Parallelen es zu Österreich in der Anwendung gibt, soll im Rahmen dieser Arbeit
ebenfalls nähere Betrachtung finden. Welche Gegensätze allerding betrachtet werden
müssen, die im weiteren Verlauf aufzeigen, dass ein direkter Vergleich zwischen den
USA und Österreich weitaus schwerer ist als angenommen, beschreibt David Karpf
(2012) in seinem Buch „The MoveOn Effect“. Darin skizziert er, wie das
Mehrheitswahlrecht und die im Vergleich zu den Parteien relativ starken
Interessensgruppen, sich auf den Wahlkampf des Landes auswirken. Wie in den USA
ist das Wahlsystem der meisten europäischen Ländern ebenfalls historisch geprägt
(vgl. Karpf, 2012, 158f). Weiter entscheidet sich der Wahlkampf in den USA allein
zwischen zwei dominierenden Parteien. Bei der Nationalratswahl in Österreich 2017,
standen allein 16 Parteien für die Wähler*innen zur Auswahl (vgl. news.at, 2017).
Vorerst zeichnet sich das Bild ab, als wäre die Politik in Österreich, im Gegensatz zu
den USA, sich noch nicht ganz im Klaren über das möglich entscheidende Potential
von Online-Kampagnen auf Websites und Social Media Plattformen. Auch Russmann
versucht in ihrem Resümee dazulegen, welche entscheidenden Vorteile webbasierte
Kampagnen in Reaktions- und Informationsgeschwindigkeit, aber auch was die
Segmentierung besonderer Zielgruppen betrifft, beinhalten (vgl. Russmann, 2016,
14f). Papakyriakopoulos et al. (2017) sehen diese Methode ebenfalls als
vielversprechend, wenn auch ethisch und moralisch nicht komplett unbedenklich, an.
Marcinkowski und Metag (2013) stellen anhand ihrer Forschungsergebnisse das
Potential von Online-Kampagnen, zumindest für bereits weitestgehend bekannte
Kandidat*innen, in Frage. Jedoch ist es schwer zu sagen, wie genau sich diese Form
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des Online-Targetings weiterentwickeln wird, angesichts der europaweit geltenden
Datenschutzgrundverordnung, welche große Teile dieser Webestrategien, besonders
das Sammeln von Daten, in Europa in die Illegalität rückt (vgl. Wimmer, 2017).
3.5 Die Zukunft des Microtargeting
Darüber, welche Zukunft Microtargeting in Europa haben wird, geben Zuiderveen
Borgesius et al. in ihrem Paper einen kleinen Ausblick. Ihnen zufolge wenden
Politiker*innen diese Form des Targetings in ihren Kampagnen an, weil sie sich einen
effektiven Mehrwert davon erhoffen, ihre politischen Botschaften so gezielt wie möglich
unter das Volk zu bringen. Weiter erhoffen sie sich eine erweiterte Mobilisation der
Wähler*innen. Doch Zuiderveen Borgesius et al. warnen auch davor, dass diese Art
der Kommunikation mit den Wähler*innen von diesen möglicherweise auch negativ
oder einseitig aufgefasst werden könnte. Weiter wird auch das wilde Sammeln von
Wähler*innen-Daten von vielen kritisch betrachtet. Zuiderveen Borgesius et al.
betrachten diese Thematik aus juristischer aber auch sozialwissenschaftlicher Sicht
(vgl. 2018, 82). Besonders wichtig sei ein sensibler Umgang mit den gesammelten
Daten, vor allem wie und wo diese gespeichert werden. Werden diese nicht
umfangreich gesichert, kann es zu Leaks, Hackerangriffen oder Ähnlichem kommen.
Auch könnte es bei den Zielpersonen zu Einschnitten in deren Privatsphäre kommen.
Dies führt auch dazu, dass Microtargeting bei den Wähler*innen sich nicht allzu großer
Beliebtheit erfreut, da politische und ethische Einstellungen oft nicht stark nach außen
getragen werden (vgl. Zuiderveen Borgesius et al, 2018, 87). Durch Dark Posts
könnten bestimmte Ethnien oder Menschen mit bestimmten Einstellungen ganz gezielt
ins Visier genommen werden, ohne die anderen Wähler*innen damit zu belangen.
Diese besondere Form des Microtargeting hat den Vorteil, allein von den Zielpersonen
gesehen zu werden, was eine Manipulation dieser erleichtert (vgl. ebd.). Was ebenfalls
ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Microtargetings in den USA und gleichzeitig
Faktor für den geringeren Erfolg in den meisten Europäischen Staaten ist, ist das
Wahlsystem. Dadurch, dass der Ausgang der Wahl im Mehrheitswahlsystem von
einigen `Swing-States´ entschieden wird, bekommt die Stimme einiger Personen eine
besonders hohe Gewichtung. Diese potenziellen Wähler*innen ausfindig zu machen
und dementsprechend zu beeinflussen kann über Sieg oder Niederlage entscheiden
(vgl. Zuiderveen Borgesius et al, 2018, 91). Jedoch widersprechen die Autoren der
Theorie der Filterblase, da sich die Informationsquellen der Bürger*innen im Großen
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und Ganzen aufwiegen würden und so dieser Effekt nicht zustande käme (vgl. ebd.).
Ebenso weisen sie darauf hin, dass es bei den Kosten für politisches Microtargeting
Unterschiede geben kann. Dabei gilt, je spezifischer die Zielgruppe, desto
kostenintensiver das Targeting. Rechtlich sehen Zuiderveen Borgesius et al.
Microtargeting von „Artikel 10 der Europäischen Menschenrechts“ geschützt (2018,
92). Dieser ordnet Microtargeting der politischen Meinungsfreiheit unter. Noch sehen
sie allerdings keine Auswirkungen. Es wird sich im Lauf der kommenden Wahlen
anhand von Präzedenzfällen entscheiden, welche Art von Restriktionen und Zäsuren
einschränkend wirken könnte. Doch dafür müsste erst einmal geklärt werden, welche
direkten Auswirkungen Microtargeting auf die Wähler*innen und deren Wahlverhalten
hat, wodurch sich auch die Vor- und Nachteile für die Parteien besser bestimmen
lassen würden (vgl. Zuiderveen Borgesius et al., 2018, 94). Generell sehen sie den
Einfluss auf die Wähler*innen durchwachsen. Auf der einen Seite kann das Targeting
als Informationsquelle dienen, ebenso aber auch Diskussionen spalten oder gar nicht
erst ermöglichen. Aber auch das Gesamtbild einer Partei kann ihrer Meinung nach
leiden, wenn klare Statements durch Microtargeting verwaschen werden (vgl.
Zuiderveen Borgesius et al., 2018, 95f).
Nun soll im Weiteren mittels E-Mail-Expert*innen-Interviews beantwortet werden,
welche Gefahren und Risiken durch vermeintliche Nutzung von Microtargeting und
Dark Posts von Seiten der NEOS und der FPÖ im Nationalratswahlkampf 2017
bestanden. Ein Vergleich zwischen den USA und Österreich soll einen Ausblick auf
die Zukunft dieser Werbemaßnahme vermitteln.
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4. Forschungsfragen und Hypothesen
Aus dem aktuellen Stand der Literatur ergeben sich die Forschungsfragen und
Hypothesen wie folgt:
FF1: Inwiefern kam es im Nationalratswahlkampf 2017, ausgehend von NEOS
und der FPÖ, nach mehrheitlicher Ansicht von Expert*innen, zur Anwendung
von Microtargeting und Dark Posts auf Facebook?
Wie schätzen Expert*innen den Umfang, in dem Microtargeting, darunter auch Dark
Posts im Nationalratswahlkampf 2017 zum Einsatz kamen ein? Diese
Forschungsfrage dient zur Einordung des Themas, welche Rolle Microtargeting in
Österreich bereits spielt und auf welchem Level dies bereits zur Anwendung kam.
H1: Sowohl NEOS, als auch die FPÖ, griffen im Nationalratswahlkampf 2017 auf
Facebook auf Microtargeting und Dark Posts zurück.
Anhand der medialen Berichterstattung wird davon ausgegangen, dass NEOS diese
Online-Targeting-Praktiken anwandten. Die FPÖ gab zudem an, dies in „sehr geringen
Umfang“ verwendet zu haben (Die Presse, 2017).
FF2: Welche Folgen hatte, nach mehrheitlicher Ansicht von Expert*innen, der
mutmaßliche Einsatz von Microtargeting und Dark Posts auf Facebook während
des Nationalratswahlkampfes 2017 in Österreich von Seiten NEOS sowie der
FPÖ für die öffentliche Meinung?
Dadurch, dass die Wirkungsforschung diesbezüglich bislang nur Mutmaßungen und
noch keine eindeutigen Antworten auf die Frage der daraus möglichen resultierenden
Folgen von der Verwendung von Microtargeting im Wahlkampf liefert, ist eine
Untersuchung auf deren Einfluss die öffentliche Meinung betreffend naheliegend.
H1: Microtargeting und Dark Posts stellen aufgrund der individualisierten
Informationen und deren Unüberprüfbarkeit, nach Ansicht von Expert*innen,
eine Gefährdung für eine neutrale und öffentliche Meinungsbildung dar.
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Es wird die Annahme getroffen, dass durch die individualisierten Informationen und
deren Unüberprüfbarkeit sowie die daraus resultierende Intransparenz der Öffentliche
Diskurs und damit auch eine neutrale und öffentliche Meinungsbildung gefährdet ist.
Als unabhängige Variable gelten dabei die individualisierten Informationen und deren
Unüberprüfbarkeit, denn je passgenauer die Information, desto größer die Gefährdung
für eine neutrale und öffentliche Meinungsbildung.
H2: Durch Microtargeting und Dark Posts tragen bzw. trugen die Parteien, nach
mehrheitlicher Ansicht von Expert*innen, zur Meinungsbildung und
Entscheidung vorwiegend bei noch unentschlossenen Wähler*innen bei.
Ebenso gilt die Annahme, dass sich vorwiegend noch unerschlossene Wähler*innen
durch Microtargeting beeinflussen lassen, da Entschlossene bereits ihre Wahl
getroffen haben und sich durch diese Art von Werbung nur schwer bis gar nicht
umstimmen lassen. Unabhängig ist hier der Einsatz von Dark Posts sowie
Microtargeting. Als davon abhängig erweist sich die Meinungsbildung und
Entscheidung der noch vorwiegend unentschlossenen Wähler*innen.
FF3: Inwiefern lassen sich, nach Ansicht von Expert*innen, Unterschiede in der
Anwendung von Microtargeting und Dark Posts zwischen Österreich und den
USA feststellen?
Welche Unterschiede sich in der Anwendung dieser Form des Online-Targeting
aufzeigen lassen, ist insofern interessant, da so ein Ausblick auf die zukünftige
Entwicklung in Österreich gegeben werden kann. Ebenso kann das noch nicht
ausgeschöpfte Potential aber auch die Risiken besser eingeschätzt werden.
H1: In den USA sind Microtargeting und Dark Posts nach Ansicht von
Expert*innen in der politischen Kommunikation bereits länger und intensiver im
Einsatz als in Österreich, da das Nutzungspotential von Social-Media-
Plattformen schon früher erkannt und in den Wahlpampf integriert wurde.
Darauf stütz sich auch die Hypothese, die von einer verstärkten Anwendung von
Microtargeting in der politischen Kommunikation ausgeht, da dies im Vergleich zu
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Österreich länger praktiziert wird und die amerikanischen Parteien zudem über eine
Vielzahl an Wähler*innen-Informationen verfügen, was in diesem Umfang in
Österreich nicht der Fall ist. Die unabhängige Variable ist in diesem Fall der Einsatz
von Microtargeting und Dark Posts in der politischen Kommunikation in den USA. Als
abhängige Variable erweist sich das Erkennen des Nutzungspotentials von Social-
Media-Plattformen im politischen Wahlkampf.
5. Methode
5.1 Forschungsdesign
Wie der Titel dieser Arbeit bereits verrät, handelt es sich um einen Vergleich des
Online-Wahlkampfes auf Facebook der beiden Parteien NEOS und FPÖ während des
Nationalratswahlkampfes 2017 in Österreich.
Der Trend der Informationsverlagerung ins Netz erreichte 2017 erstmals in größerem
Umfang auch den politischen Wahlkampf. Da Facebook unter den Parteien als die
beliebteste und meist genützte Social-Media-Plattform im Wahlkampf galt (vgl.
Wimmer, 2017), und diese Plattform von allen Parteien, wenn auch in
unterschiedlicher Art und Weise genützt wurde, bietet sich Facebook in diesem Fall
besonders an. Wie bereits näher erörtert (vgl. Stand der aktuellen Forschung) gaben
NEOS, wie auch die FPÖ an, das hier beforschte Microtargeting sowie Dark Posts, in
besagtem Wahlkampf auf Facebook angewendet zu haben. Weiter weisen beide
Parteien eine hohe Nutzung der Sozialen Medien auf (vgl. die Presse, 2017), weshalb
ein Vergleich der beiden Parteien hier von besonderer Relevanz ist. Die Methode des
Expert*innen-Interviews bot sich in diesem Fall besonders an, da die Thematik bislang
relativ unerforscht ist, es aber auch von Seite der Rezipient*innen nur sehr schwer bis
kaum möglich ist, festzustellen, ob es sich tatsächlich um einen Dark Post oder einfach
nur personifizierte, zielgruppenorientierte Werbung handelt. Aus diesem Grund wäre
eine Befragung von Rezipient*innen in diesem Fall nicht zielführend gewesen. Die
Grundgesamtheit würde sich in diesem Fall auf alle Expert*innen im Bereich der
politischen Kommunikation mit dem Forschungsschwerpunkt `österreichische Politik´,
`politische Kommunikation´ und `Kampagnenmanagement´ beziehen. Da eine
Vollerhebung den Rahmen dieser Arbeit überschreiten würde, wird hier lediglich auf
eine Stichprobe zurückgegriffen.
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5.2 Durchführung der Befragung
Um Antworten auf die Forschungsfragen und eine Verifizierung oder Falsifizierung der
Hypothesen zu erlangen, wurden 26 führende Expert*innen auf dem Gebiet der
politischen Kommunikation via E-Mail-Fragebogen angeschrieben Die Expert*innen
wurden anhand ihrer bereits getätigten Publikationen auf diesem Gebiet, durch Online-
Recherche oder aber auch durch Empfehlung und Verweise anderer bereits
angeschriebener Expert*innen ausgewählt.
Die Fragen des Fragebogens wurden so offen wie möglich gestellt, um eine möglichst
große Bandbreite der professionellen Expertise einzufangen, da nicht alle der
Expert*innen exakt dasselbe Gebiet beforschen. Via E-Mail angeschrieben wurden
Kommunikationswissenschaftler*innen, Politikwissenschaftler*innen sowie
Kampagnenmanager*innen und Journalist*innen, die bereits zu diesem Thema
publiziert haben.
So kam es dazu, dass der Fragebogen innerhalb von drei Aussendungswellen im
Januar 2019 versandt würde. Von den 26 angeschriebenen Expert*innen erklärten
sich lediglich vier bereit, die Interviewfragen zu beantworten. Die Nichtteilnahme wurde
von einer Vielzahl (12 Stück) der Expert*innen durch mangelnde Zeit oder fehlende
Expertise auf diesem Gebiet begründet. Zehn der angeschriebenen Expert*innen
reagierten nicht auf die Aussendung, auch wenn nach 7 Tagen eine Erinnerung
ausgeschickt wurde. Da es sich leider um eine sehr kleine Stichprobe handelt, wurde
von einer qualitativen Auswertung mittels MAXQDA, wie im Vorfeld geplant,
abgesehen.
Durch das Feedback eines Experten kam es zur Änderung einer Frage (siehe
Fragebogen im Anhang).
Diese qualitative Methode des E-Mail-Interviews bietet die Möglichkeit, eine
privilegierte Sicht auf die vorliegende Problemstellung werfen zu können (vgl. Liebold
& Trinczek, 2009, 53). Besonders da es sich hier, zumindest für Österreich (bzw.
europäische Staaten), um relativ neue und wenig beforschte Themen handelt.
Weiter wurde versucht, die beiden im Zentrum der Befragung stehenden Parteien
(NEOS und FPÖ) über ihre Strategien und Werbemethoden im Nationalratswahlkampf
2017 zu einem Statement zu bewegen. Ziel dessen war es, die im Forschungsstand
bereits dargelegten Erkenntnisse und Vermutungen vorab schon bestätigt oder
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verwerfen zu können, um die Fragen an die Expert*innen dementsprechend
adaptieren zu können. Dies war aufgrund des wenig aufschlussreichen Rücklaufs von
Seiten der FPÖ sowie der Nichtantwort von NEOS leider nicht möglich.
Um einen größeren, Parteien übergreifenden Einblick in den Nationalratswahlkampf
2017 zu erhalten, wurden die APA-Meldungen, aus denen sich sämtlich
Pressemeldungen zu diesem Thema speisten, auf Anfrage hin von APA Redakteur
Roman Payer zur Verfügung gestellt.
Die Ergebnisse der Arbeit ergeben sich nun aus dem Stand der aktuellen Forschung,
den Aussagen der Expert*innen sowie den Aussagen der Parteien (NEOS und FPÖ).
6. Ergebnisse der Expertenbefragung
Nur vier der 26 zum Interview via E-Mail angehaltenen Expert*innen leisteten der
Aufforderung, an dieser Bakkalaureatsarbeit maßgeblich durch ihre Expertise
mitzuwirken, Folge. Dadurch begründet, dass der Rücklauf ziemlich spärlich ausfiel,
fließen die Ergebnisse nun zusätzlich zu der auf Literatur basierenden Arbeit mit ein.
Alle Aussagen der Expert*innen wurden anonymisiert. Alle Antworten spiegeln
lediglich die Meinungen der einzelnen Expert*innen wieder.
6.1 Auswertung der Expert*innen-E-Mail-Interviews
Fasst man nun die Fragen des Fragebogens zusammen, so ergeben sich darauf
ziemlich exakt die Antworten auf die zu Beginn der Arbeit gestellten Forschungsfragen.
Um die Antworten der Expert*innen besser nachvollziehen und fassen zu können,
werden die Fragen im folgende Punkten präzisiert und zusammengefasst:
Microtargeting im Nationalratswahlkampf 2017; Microtargeting in Europa,
Auswirkungen auf die Öffentliche Meinung; Einfluss auf die neutrale Meinungsbildung;
Wirkungspotential von Microtargeting; Einfluss auf die Wahlentscheidung;
Unterschiede in der Anwendung zwischen den USA und Österreich; Einschränkungen
durch die DSGVO sowie Ausblick.
Microtargeting im Nationalratswahlkampf 2017
Experte 1 gab an, nur begrenzte Kenntnisse über Österreich zu haben.
Experte 2 konnte über Dark Posts keine Aussagen treffen.
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Ihm/Ihr zufolge wurde Microtargeting (laut den Verantwortlichen für deren Social
Media) von beiden Parteien verwendet. Beide Parteien würden sehr stark mit
Lookalike-audiences auf Facebook arbeiten. Die Inhalte dieser Beiträge wären auf der
Basis seiner/ihrer Erinnerungen „viel horse race“ gewesen.
Experte 3 zufolge haben alle Parteien in der Nationalratswahl 2017 Microtargeting
verwendet, aber nicht alle setzen Dark-Posts ein. Der Umfang der genannten
Kampagnen kann nicht abgeschätzt werden, da es ja im Wesen der sog. "Dark Posts"
liegt, dass nur der Mediaplaner die Gewichtung des Budgets auf die einzelnen
Zielgruppen kenne. Hier setzt Experte 3 nach auch die Kritik dieser Methode im
politischen Bereich an. Facebook hat seines/ihres Wissens inzwischen ein Feature, in
dem alle Werbekampagnen einer Seite zu sehen sind, auch wenn diese Dark Posts
sind. Er/Sie glaubt, dass allein durch das Wording "Dark Post" hier der Eindruck des
Anrüchigen entsteht. Für ihn/sie sind diese Werbeformen im kommerziellen Bereich
aber absolut üblich und Standard.
Experte 4 gab an, dass er/sie nur wenig Kenntnis darüber (lediglich aus
Zeitungsartikeln) habe.
Microtargeting in Europa
Experte 1 nach haben in Deutschland fast alle, wenn nicht alle, Parteien Online-
Microtargeting auf Facebook betrieben.
Experte 2 verweist insbesondere auf US-amerikanische Wahlkämpfe.
Experte 3 meint, dass wenn hier nicht von Dark Posts die Rede ist, Microtargeting bei
Online-Werbeformen Standard sei. So könne z.B. ein bestimmtes Thema wie Mobilität
nur oder mit einer höheren Gewichtung an Pendler ausgespielt werden, diese
Zielgruppe sei durch den Abgleich der IP Adressen der User seitens Facebook oder
Twitter sehr leicht zu identifizieren. Oder man setze die Zielgruppen nach
geographischen Merkmalen. So wären die Ads in der NÖ Landtagswahl im
Speckgürtel rund um Wien mit einer urbaneren Bevölkerung sicher anders gestaltet
worden als im echten ländlichen Raum.
Experte 4 gab an, sich entfernter mit Großbritannien, Deutschland und den USA
befasst zu haben. In Großbritannien würden die Konservativen sehr viel Microtargeting
verwenden. Dies führt er/sie unter anderem darauf zurück, dass der ehemalige
Parteichef der Konservativen, David Cameron, selbst aus der Webebranche kam und
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eigentlich die Werbestrategie der Tories eine sehr moderne bzw. sehr auf die Sozialen
Medien ausgerichtet sei.
Auswirkungen auf die Öffentliche Meinung
Experte 1 gab an, dass der Einfluss seines Wissens nach nicht wissenschaftlich
bewiesen sei, aber Microtargeting angewandte werde, weil es (1) State of the Art ist,
(2) als self-fulfilling prophecy funktioniere (Beispiel: Obama).
Experte 2 geht davon aus, dass es weniger das Microtargeting sei, das einen Einfluss
auf die öffentliche Meinung habe, als die Tatsache, dass einzelne Wählerinnen und
Wähler spezifische Seiten geliked hätten/verfolgten (sprich nur FPÖ oder nur NEOS)
und sich damit in Echokammern befänden.
Experte 3 ist sich ganz sicher, dass es den "Filter-Bubble-Effekt" verstärkt, da der
Werbedruck von Person zu Person unterschiedlich sein kann und sich die Menschen
dessen nicht bewusst wären.
Experte 4 geht anhand seiner/ihrer Forschungen davon aus, dass es zweierlei
Auswirkungen habe. Einerseits werde die Auswirkung auf inhaltliche Politik
überschätzt. Was anderseits passieren könne, sei, dass durch Microtargeting ganz
gezielt negative Einstellungen zu den Parteigegnern verstärkt werden können. Daher
gebe es Anzeichen, dass sie im Negativen erfolgreicher seien, als im Positiven. Das
Problem bei Microtargeting sei die Zielgruppenorientierung. Die Zielgruppen, die man
beim Microtargeting brauche, von denen man wissen wolle; sind das jetzt die
Consumers, die Konservativen, die Hedonisten, die Digital-Natives und so weiter.
Diese zu identifizieren und diese dann auch politisch zuzuordnen, sei relativ schwierig.
Das funktioniere in den USA um einiges besser als im österreichischen Kontext, weil
die USA nur zwei Parteien haben und eine gröbere Unterscheidung einfacher sei, im
Gegensatz zu Österreich, wo diese Übersetzung wesentlich komplizierter sei. In
Österreich sei es sehr schwierig, zwischen gewissen Grün-Wählern, SPÖ-Wählern
oder NEOS-Wählern zu unterscheiden. Diese gehörten alle ungefähr in denselben
Bereich. Genau so gebe es große Überlappungen zwischen ÖVP und SPÖ.
Einfluss auf die neutrale und öffentliche Meinungsbildung
Diese war Experte 1 zufolge zuvor in absoluter Form auch nicht möglich. Er/Sie
verweist auf die Veränderung der Mittel und der damit einhergehenden Möglichkeiten.
Experte 2 geht nicht davon aus.
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Experte 3 beantwortete dies mit einem klaren „JEIN“. Unterschiedliche Gewichtungen
gäbe es ihm/ihr zufolge in den klassischen Werbeformen auch. Im städtischen Raum
hätten sie eine andere Plakatdichte als auf dem Land. Ebenso sehe ein Krone-Leser
mehr und andere Inserate als eine Falter-Leserin. Natürlich sei zu hinterfragen, ob
Parteien nicht verpflichtet werden sollten, alle Werbemittel offenzulegen, um
Berichterstattung über Kampagnen zu erleichtern. Aber auch so eine Vorschrift könne
umgangen werden, wie es z.B. in den USA mit "unabhängigen
Unterstützungskomitees" gemacht werde.
Experte 4 geht bei der letzten Wahl nicht davon aus. Er/Sie denkt, dass der Einfluss
relativ gering war und der Einfluss, den man sehen konnte nicht der gewesen wäre,
der intendiert war. Weiter geht Experte 4 davon aus, dass besagter Wahlkampf sinnlos
gewesen sei. Die messbaren Effekte der Öffentlichen Meinung seien die Wahl von
Kurz zum ÖVP-Parteichef gewesen. Es habe sich dann nichts an diesem Bild
geändert. Daher geht er/sie bei der letzten Wahl von einem Personeneffekt und nicht
von einem Effekt der Wahlwerbung aus, weder der Konventionellen noch der des
Microtargetings.
Wirkungspotential von Microtargeting
Experte 1 verweist auf Facebooks Experiment (2010) zur Wahlpartizipation.
Experte 2: -
Experte 3 sind Studien dazu nicht bekannt. Es habe aber auf jeden Fall eine
unmittelbare Auswirkung auf die Budgets, wenn man das Geld auf verschiedene Töpfe
und Themen aufteilen könne und nicht alle mit allem beschicken müsse. Die Streuung
von politischen Ads könne ganz viele Auswirkungen haben, zum Beispiel auch beim
Community Management. Wenn eine Ad mit einem "grünen" Thema in eine "die-hard-
FPÖ-Fan" Zielgruppe ausspielt werde, wird das Posting ein stark negatives Sentiment
erhalten, was die Partei nicht wolle. Man könne diesen Effekt aber auch absichtlich
hervorrufen, um durch die verstärkte Interaktion höhere Sichtbarkeit und Reichweite
zu bekommen, die Systemarchitektur sozialer Netzwerke werde schließlich durch
hohe Interaktion belohnt. Die Mediaplanung habe auf Social Media enorm viele
Zusammenhänge, die man immer in einem gemeinsamen Kontext sehen müsse.
Experte 4 meint, dass man die Leute mit Microtargeting nicht überzeigen könne
jemanden zu wählen, man könne sie aber eher dazu bringen, gewissen Parteien nicht
zu wählen und die negative Einstellung zu diesen zu verstärken. Das
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Wirkungspotential hänge von den Faktoren ab. Wenn alles gleichläufig sei, könne es
sehr viel auslösen, da es über Peers ablaufe. In den USA würde sich zeigen, dass dies
relativ erfolgreich wäre, wenn die Informationen Peer-to-Peer ablaufen würden.
Würden diese Effekte von Personenfaktoren ganz massiv überlagert, wäre dies zu
bezweifeln. Weitere Faktoren wären der Parteienwettbewerb, d.h. das Gelingen einen
Parteienwettbewerb zu inszenieren. Dies sei inszeniert, weil es nicht um die gleichen
Wähler gehe, sondern darum, die Leute zu mobilisieren. Die gespielte Gegnerschaft
mobilisiere die Basis. Hier könne Microtargeting eine Rolle spielen, aber nicht darin,
die Leute zu überzeugen, sondern darin, die Leute zur Wahl zu bringen. Das
funktioniere bei Microtargeting ganz gut über „Naming“ und „Shaming“. Oder aber
wenn man in der Lage sei, den Wahlen einen neuen Deutungsrahmen zu geben. Beim
Re-Fraiming spiele Microtargeting schon eine Rolle, weil soziale Medien eine Rolle
spielten.
Einfluss auf die Wahlentscheidung
Experte 1 hat keine Kenntnis über Studien, die dies quantifizieren würden. Jedoch
zählen für ihn/sie die unentschlossenen Wähler*innen zur wichtigsten Gruppe einer
Kampagne.
Experte 2 kann dies nicht pauschal beantwortet werden. Das Potential sei über
unterschiedliche Wählergruppen unterschiedliche verteilt.
Experte 3 glaubt, dass dies – vor allem was das `negative-campaigning´ betreffend –
sehr hoch sei. Das politische Social-Web bestehe ja hauptsächlich aus Spekulationen,
eine gezielte Streuung von Gerüchten könne extrem effektiv sein. Nur müsse sich jede
Partei entscheiden, ob sie das machen möchte. Im Fall der Nationalratswahl 2017 sei
das eindeutig schiefgegangen und habe der SPÖ einige Prozente gekostet.
Experte 4 geht davon nicht aus, zumindest nicht in Österreich. Der Einfluss könne
schon stärker werden, jedoch sei der Großteil der Wähler ältere Personen, die nicht
besonders Social-Media-affin wären. Pensionisten seinen in Österreich immer noch
eine der größten Wählergruppen. Diese würde ihre Informationen nach wie vor aus
den klassischen Medien wie der `Zeit im Bild´ beziehen. Eine Studie besage, dass
60% der Österreicher nur durch Plakate wüssten, dass Wahlen wären. Wenn es eine
Wahl gäbe, bei der traditionelle Wähler weniger wählen gingen, die Europawahl könne
zum Beispiel so eine Wahl sein, weil die Beteiligung wesentlich geringer sei. In diesem
Fall könnten neue Wählerschichten wichtiger werden. Da könne es dann sein, dass
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diese Medien proportional wichtiger würden. Das diese über die Zeit hinweg immer
mehr an Bedeutung gewännen. Und irgendwann würde es Experte 4 nach auch
Wahlen geben, die von sozialen Medien entschieden würden. Weiter geht Experte 4
davon aus, dass das Potential Wahlentscheidung von noch unentschlossenen
Wähler*innen davon abhänge, wie hoch die Anzahl dieser sei. In Österreich läge die
Zahl ca. zwischen 25% und 30%. In Österreich gäbe es nicht so viele Wechselwähler,
das Spiel sei zwischen den Wählern und Nichtwählern. Die erfolgreichere Strategie sei
der Versuch, Nichtwähler anzusprechen als zu versuchen, Wähler einer anderen
Partei zu überzeugen. Es ginge um die Mobilisierung von Nichtwählern. Das wäre die
erfolgreichste Strategie.
Unterschiede in der Anwendung zwischen den USA und Österreich
Experte 1 sieht dies in Datenschutz Gesetzen (e.g. GDPR) und personalisierten
Datenbanken sowie der erschwerten Generierung solcher Datenbanken in Europa.
Experte 2 gibt an, dass das österreichische Gesetzt opt-in vorschreibe, das
amerikanische Gesetz opt-out und damit komme es zu großen Unterschieden in der
Anwendung von Microtargeting.
Experte 3 sieht dies vor allem im Bereich Datenschutz. In den USA seien viel mehr
Daten verfügbar und dadurch könnten die Zielgruppen viel effektiver gestaltet werden.
Außerdem sei Österreich so ein kleiner Markt, dass sich dann oft die Sinnfrage stelle,
wie kleinteilig die Zielgruppen sein soll. In größeren Märkten habe das natürlich sofort
viel weitreichendere Budgetauswirkungen.
Experte 4 meint, dass das im Vergleich zu den USA in Österreich noch wesentlich
konventioneller sei. In den USA sei es schon viel länger üblich, die Bevölkerung in
demographische Untergruppen einzuteilen, einen so genannten „segmentet voter
market“, sowie das man dann versuchen würde, diese unterschiedlichen
Wählergruppen zu erreichen. Früher versuchte man über Häuserwahlkampf, anhand
der Autos, Basketballkörbe oder Gay-Flags, die politische Überzeugung der Leute
abzulesen. Heute geschehe dies Pee-to-Peer über Social Media. Microtargeting werde
zu Anfang und zum Ende des Wahlkampfes unterschiedlich verwendet. Zu Beginn
versuche man den Wähler zu überzeugen. Es werde viel Humor verwendet. Ein
Problem dargestellt, für das man die Lösung bietet. In der letzten Phase des
Wahlkampfes würden zum Teil andere Medien verwendet, da würde vor allem über
„Naming“ und „Shaming“ gearbeitet. Das Wahlsystem in den USA sei anders, man
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versuche nicht überall Menschen zu erreichen, sondern die Menschen genau an den
Punkten zu erreichen, wo man eine Mehrheit erzielen könne, so dass ein ganzer
Wahlbezirk und damit auch der Bundesstaat kippt. Durch das Wahlsystem in
Österreich müsse man überall Werbung machen, von Wien bis Vorarlberg, und
schauen dass man möglichst viele Leute mitnehme. In den USA fände in manchen
Staaten keine richtige Wahl statt, weil sie von vorneherein schon dem einen oder
anderen Kandidaten zugerechnet würden. Dort versuche man, die Punkte zu
identifizieren, wo man dann versuche die Leute zu bewegen die eventuell zu einem
herüberkommen und dann kippe alles in eine Richtung. Und genau hier sei das
Microtargeting sehr effektiv, weil man genau diese 100 Leute identifizieren könne in
diesem Häuserblock. Fällt dieser Häuserblock, fällt der Distrikt und so weiter. In einem
System wie Österreich, sei es viel weniger wichtig, wie viele weitere Faktoren relevant
wären.
Einschränkungen durch die DSGVO
Experte 1 meint, dass politisches Microtargeting explizit erlaubt sei. Nicht erlaubt sei
das Sammeln von Daten ohne die Zustimmung der entsprechenden Personen
einzuholen und dieses Daten mit anderen zu aggregieren.
Experte 2 argumentiert, dass das österreichische Gesetzt opt-in vorschreibe.
Experte 3 geht davon aus, dass für den Fall das Parteien ihre Datenbanken schlampig
gewartet hätten, für diese das Targeting nun wertlos sei.
Experte 4 meint das sich das noch zeigen wird. Wenn das alles sehr streng
gehandhabt wird, dann werde es sehr schwer, weil Personendaten prinzipiell
geschützt seien und man immer nachweißen müsse, dass eine größere Notwenigkeit
besteht, den Schutz aufzuheben. Jetzt könne man dagegen sagen, dass diese Big
Data keine Personendaten seien, diese Big Data seine ja eigentlich
Einschätzungsdaten. Es wird sicher nicht leichter werden, aber es wird Wege geben,
wie man darum herumkommen wird. Oder es wird so kommen, dass die nächsten
Wahlen schon wieder bereits vorbei sein werden und dann wäre bis dahin niemand so
richtig mehr daran interessiert.
Ausblick
Experte 1 sieht Microtargeting in Zukauft als Standard-Campagning-Tool an.
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Experte 2 ist der Ansicht, dass es (in Österreich/Europa) mehr und mehr von `target
group-centered campaigns´ hin zu `individual-centered campaigns´ (wie in den USA
bereits vielfach der Fall ist) kommen wird.
Experte 3 glaubt, dass dieser Bereich sich ganz sicher stark entwickeln wird. Der
kommerzielle Bereich sei der Politik hier weit voraus, dass es nur eine Frage der Zeit
sei, bis das auch in der Politik ankäme.
Experte 4 meint, dass das Potenzial geringer als in den USA sei, weil das Wahlsystem
ein anderes wäre. Microtargeting sei natürlich überall dort wichtig, wo kleine Gruppen
viel bewegen. Es hänge davon ab, wie sehr man bestimmte Gruppen erreichen müsse
um große Effekte zu erzielen, dann wäre Microtargeting sehr relevant. Österreich sei
das Land mit der jüngsten Wahlbeteiligung, man könne bereits mit 16 wählen. Die
Distanz zwischen der Parteienwerbung und ihren jungen Wählern sei die Größte. Da
könne man sich gut vorstellen, dass um diese Leute abzuholen, man sich einiges
einfallen lassen könnte. Da hätten die Parteien bislang auch noch sehr wenig gemacht.
Hier könne er/sie sich einen Effekt vorstellen. Da könne man eine ganz bestimmte
Gruppe erreichen, die bis jetzt noch nicht abgeholt werde. Das sei eine eigens
demographisch abgeschlossene Gruppe. Die seien auch online. Da fehle nur noch ein
Konzept. Aber so wie in den USA, flächendeckend um Bundesstaaten umzudrehen,
das sähe er/sie in Europa in der Form noch nicht. Zumindest nicht in den Wahlsystem
wie in Österreich, also ein Verhältniswahlrecht.
6.2 FPÖ
Auf Anfrage bestätigte die FPÖ den Gebrauch von Microtargeting und Dark Posts im
Nationalratswahlkampf 2017. Was den Umfang betrifft, bezieht sie sich wie bereits
gegenüber der APA auf einen „sehr geringen Umfang“ (vgl. die Presse, 2017). „(Gegen
Ende) des Wahlkampfes (seien) Fotokollagen mit den schönsten Fotos diverser
Wahlkampfveranstaltung(en), bundeslandspezifisch sortiert und als Dark Post an die
jeweiligen Bundesländer ausgespielt (worden). Ähnlich wurde mit der Bewerbung
diverser Wahlkampfveranstaltungen verfahren.“ (FPÖ-Kommunikationsbüro, 2019)
Weitere Angaben wurden keine gemacht.
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6.3 NEOS
NEOS äußerten sich auch nach mehrfacher Anfrage nicht zu ihren
Wahlkampfpraktiken im Nationalratswahlkampf 2017. Daher wird im Folgenden auf
Aussagen Dritter Bezug genommen.
6.4 APA Berichterstattung
Am 15. Oktober 2017 wählte Österreich zum 26. Mal seinen Nationalrat. Schon im
Vorfeld der Wahlen berichteten diverse Zeitungen über eine neue Form des politischen
Wahlkampfes, welche sich alle auf die APA berufen.
Darunter fallen die Meldung über „#PolitikAds“, eine Aktion auf Twitter, die versucht
auf Darf Posts auf Facebook aufmerksam zu machen, indem Screenshots dieser Posts
gepostet werden um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auch wird darauf
aufmerksam gemacht, dass Politiker durch Microtargeting ihr Spektrum an Themen
bei Wähler*innen auf ein Vielfaches ausbauen können. Ebenso werden die
Möglichkeiten, die Facebook seinen Werbekund*innen anbietet, thematisiert. Weiter
wird darauf verwiesen, dass diese Art der Werbung kosten- und content-intensiv sein
(vgl. APA (1), 04.07.2017).
Eine weitere Meldung befasst sich konkreter mit den einzelnen Parteien und deren
Umgang mit Dark Posts. Dabei gaben die NEOS bekannt, dass sie diese verwenden.
NEOS-Sprecher Clemens Gaiger äußert sich den Inhalt dieser Posts betreffend
gegenüber der APA wie folgt: „Wir zeigen Studenten beispielsweise Facebook-
Werbung zum Thema Hochschule und Bildung an oder Unternehmern Postings über
Steuern und Lohnnebenkosten" (APA (2), 17.09.2017). Ebenso bestätigen die FPÖ
sowie die ÖVP diese Werbeform auf Facebook. Grüne und SPÖ hingegen verneinten
dies. Auch über die Anzahl der Personen, welche sich während des Wahlkampfes um
die Social Media Accounts der Parteien kümmern gaben die Parteien Auskunft. „SPÖ
und ÖVP haben je fünf Mitarbeiter, die die Accounts betreuen. Bei der FPÖ sind es
vier, bei den NEOS sechs und die Grünen gaben an, ein 15-köpfiges Social-Media-
Team zu haben. Die SPÖ setzt darüber hinaus abends und an Wochenenden freie
Mitarbeiter für die Moderation der Seiten ein. Bei der FPÖ gibt es alleine acht Teilzeit-
Mitarbeiter, die für das Überprüfen und Löschen von Kommentaren zuständig sind,
gearbeitet wird mit einem Schlagwortfilter“ (ebd.). Über das zur Verfügung stehende
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Budget äußerten sich der APA zufolge nur die NEOS, welche angaben, „90.000 Euro“
für „Social-Media-Aktivitäten“ übrig zu haben. Bei der FPÖ würden „15 Prozent ihres
Gesamt-Wahlkampfbudgets in Social Media“ fließen (ebd.). Die Grünen betitelten ihr
Budget mit „ausreichend“, SPÖ und ÖVP machten keine Angaben (ebd.). Auch die
Frage nach den meisten Fans auf Facebook wurde beantwortet. Dies war „FPÖ-Chef
Heinz-Christian Strache (rund 730.000)“, weit abgeschlagen dagegen „NEOS-Chef
Matthias Strolz (82.000)“ (ebd.).
Wenige Zeit später folgte eine weitere Meldung, die sich mit der Transparenz von
Werbung in Sozialen Medien befasst. Dabei wurde „das Browser-Add-on `Who targets
me´“ vorgestellt, dass versucht, zielgruppenspezifische Werbung von Parteien
aufzuspüren (APA (3), 25.09.2017).
7. Conclusio
7.1 Beantwortung der Forschungsfragen
FF1: Inwiefern kam es im Nationalratswahlkampf 2017, ausgehend von NEOS
und der FPÖ, nach mehrheitlicher Ansicht von Expert*innen, zur Anwendung
von Microtargeting und Dark Posts auf Facebook?
Forschungsfrage 1 kann anhand der Expert*innen-Aussagen nur unzureichend
beantwortet werden. Nur zwei Expert*innen äußerten sich ausführlicher. Ihren
Ansichten zufolge wurde Microtargeting von NEOS als auch der FPÖ verwendet. Über
die Anwendung von Dark-Pots kann von Seiten der Expert*innen keine Rückschlüsse
gezogen werden. Dadurch bestätigt sich die Hypothese „F1H1: Sowohl NEOS, als
auch die FPÖ, griffen im Nationalratswahlkampf 2017 auf Facebook auf Microtargeting
und Dark Posts zurück.“ nur halb. Auch der Umfang der Werbemaßnahmen konnte
von den Expert*innen nicht eingeschätzt werden.
FF2: Welche Folgen hatte, nach mehrheitlicher Ansicht von Expert*innen, der
mutmaßliche Einsatz von Microtargeting und Dark Posts auf Facebook während
des Nationalratswahlkampfes 2017 in Österreich von Seiten NEOS sowie der
FPÖ für die Öffentliche Meinung?
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Der tatsächliche Einfluss von Microtargeting auf die Öffentliche Meinung wurde von
Seiten der Expert*innen weitestgehend relativiert. Dieser sei laut Experte 1 nicht
wissenschaftlich bestätigt. Zwei Expert*innen sehen den Effekt der Filterblase dadurch
zwar verstärkt, was zum Teil den Nutzer*innen durch einseitiges liken von Seiten
selbst zuzuschreiben sei. Hypothese 1, „F2H1: Microtargeting und Dark Posts stellen
aufgrund der individualisierten Informationen und deren Unüberprüfbarkeit nach
Ansicht von Expert*innen eine Gefährdung für eine neutrale und öffentliche
Meinungsbildung dar.“, wurde dahingehend falsifiziert.
Der Einflussnahme die von Microtargeting auf die Wahlentscheidung bei noch
unentschlossenen Wähler*innen, wie in Hypothese 2 „F1H2: Durch Microtargeting und
Dark Posts tragen bzw. trugen die Parteien, nach Ansicht von Expert*innen, zur
Meinungsbildung und Entscheidung vorwiegend bei noch unentschlossenen
Wähler*innen bei.“, angenommen ausgeht, wird von keinem der Expert*innen
bestätigt. Wahlentscheidend wären nicht die noch unentschlossenen Wähler*innen,
sondern viel mehr die, die nicht zur Wahl gingen, deren Gruppe sei größer. Die
Expert*innen sehen diese Funktion der Wahlentscheidung nicht im Microtargeting-
Tool, sondern mehr den Wähler*innen motivierenden Faktor. Das sich Wahlen über
Soziale Medien entscheiden, sehen die Expert*innen noch in ferner Zukunft.
FF3: Inwiefern lassen sich, nach Ansicht von Expert*innen, Unterschiede in der
Anwendung von Microtargeting und Dark Posts zwischen Österreich und den
USA feststellen?
Was die Unterschiede in der Anwendung von Microtargeting und Dark Posts zwischen
Österreich und den USA betreffen, sind sich die Expert*innen einig. In den USA sei es
wesentlich einfacher, an die Daten der Wähler*innen zu gelangen. Sie bestätigen
damit auch die im Vorfeld gestellte Hypothese. „F3H1: In den USA sind Microtargeting
und Dark Posts, nach Ansicht von Expert*innen, in der politischen Kommunikation
bereits länger und intensiver im Einsatz als in Österreich, da das Nutzungspotential
von Social-Media-Plattformen schon früher erkannt und in den Wahlpampf integriert
wurde.“ Der Wähler*innen-Markt in den USA sei schon viel umfangreicher
vorsegmentiert, zudem viel größer wie der österreichische, so dass sich Microtargeting
effektiver gestalte.
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7.2 Diskussion
Vergleicht man nun die Antworten der Expert*innen mit den Ergebnissen der hier
vorgestellten empirischen Studien und dem theoretischen Rahmen, ist festzustellen,
dass diese relativ ähnlich sind. Das Potential welches Microtargeting auf das
Wahlverhalten der Wähler*innen zugeschrieben wurde, scheint geringer zu sein als
vermutet. Beziehungsweise scheint es schwer zu sein, dieses unter den in Österreich
vorherrschenden Bedingungen (geringe Einwohnerzahl, im Vergleich zu den USA;
Wahlsystem; etc.) voll auszuschöpfen. Auch teile sich das Potential über die
unterschiedlichen Wähler*innengruppen verschieden auf. Je medienaffiner die
Zielgruppe, desto besser stünden die Chance für die Politiker*innen nachhaltiger
Einfluss zu nehmen. Dies stellte Schultz (2015) fest, denn mit zunehmendem Alter
steige auch die Abneigung gegenüber sozialen Medien (vgl. 2015, 229). So bildet sich
heraus, dass gerade jüngere Wähler*innen immer weiter in das Visier der
Werbetreibenden geraten könnten. Dies sei eine eigens demographisch
abgeschlossene Gruppe, die auch online sei, so Experte 4 in der Befragung.
Versucht man nun den durch Microtargeting und Dark Posts erzielten Erfolg von NEOS
und der FPÖ im Nationalratswahlkampf 2017 zu eruieren, so ist dies anhand der hier
durchgeführten Expert*innen-Befragung nicht möglich. Festzuhalten bleibt lediglich,
dass die FPÖ aber auch NEOS eine aktive Fan-Gemeinde auf Facebook besitzen,
jedoch ist ein direkter Vergleich der beiden Parteien nur schwer möglich (vgl. APA (3),
25.09.2017). Da die NEOS eine vergleichsweise junge Partei sind, verfügen sie nicht
über die gleichen Strukturen, welche die FPÖ über Jahre hinweg flächendeckend
aufbauen konnte (vgl. Experte 4). Für beide Parteien scheint Microtargeting der
richtige Ansatz um ihre Wählerschaft zu erreichen, gerade wenn es zur Bewerbung
einzelner Veranstaltungen in den einzelnen Bundeländern diente (vgl. FPÖ-
Kommunikationsbüro, 2019). Jedoch ist dabei auch zu beachten, wie die Wähler*innen
dieser Werbemethode gegenüber eingestellt sind. Dies zeigt sich beispielsweise in der
Aktion „#PolitikAds“ auf Twitter (vgl. APA (1), 04.07.2017). Denn letzten Endes
bestimmen immer noch die Wähler*innen, welche Informationsquellen sie nutzen.
Doch sind sich alle Expert*innen einig, Microtargeting wird in Zukunft nicht mehr aus
der politischen Kommunikation wegzudenken sein. Wahlen werden den Expert*innen
zufolge in Zukunft tatsächlich im Internet gewonnen, doch wie lange das noch dauern
kann, bleibt ungeklärt. Zum Großteil gehöre es laut der Expert*innen jetzt schon, auch
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in Europa, zu den Standard-Online-Werbeformen. Allerding sei an dieser Stelle
nochmal festzuhalten, dass momentan die guten Chancen von Kandidat*innen deren
Online-Kampagne so erfolgreich und lebendig machen und nicht etwa die Online-
Kampagne der Auslöser für den Wahlsieg sei, so Marcinkowski und Metag (2013).
Noch sei eine ausgewogene Balance zwischen klassischem Wahlkampf und Präsenz
in Sozialen Medien die erfolgreichste Strategie (vgl. Marcinkowski und Metag, 2013,
41). So sollten auch weiterhin die klassischen Massenmedien nicht vorschnell außer
Acht gelassen werden.
Der tatsächliche Einfluss auf die Öffentliche Meinung ist bislang noch nicht vollständig
aufgeklärt. Wichtig wird in Zukunft vor allem sein, den Bürger*innen ihre Pflicht aber
auch ihr Privileg der politischen Teilhabe vor Augen zu führen. Dieser wird eine
weitreichende und vielfältige Art der Information vorausgesetzt, durch der man der
angeblichen Manipulation und der Einseitigkeit, welche durch die Filterblase
hervorgerufen werden könnte, entkommen kann. Diese Ansicht, dass Bürger*innen
sich wesentlich weitreichender informieren, hauptsächlich immer noch über klassische
Medien, wie das Fernsehen und Zeitungen, teilen auch die Expert*innen. Österreich
sei immer noch konventioneller was den politischen Wahlkampf anbelange als die
USA, so ein Experte. Während die bislang betriebene Forschung den Vorteil in
Microtargeting hauptsächlich im Erreichen spezifischer Wähler*innengruppen sieht,
glauben die Expert*innen mehrheitlich, dass es sich besonders gut dafür eignet, den
politischen Gegner in ein schlechtes Licht zu rücken. Auch die Mobilisation der
Wähler*innen, könnte einem Experten zufolge, durch Microtargeting erhöht werden.
Dies würde `Peer-to-Peer´ ablaufen, also unter den Wähler*innen selbst - die Einen
motivieren die Andren.
Dass vor allem die entspannteren, gesetzlichen Rahmenbedingungen Microtargeting
diesen immensen Vorsprung in den USA verschaffen, macht deutlich, wie wichtig
weitreichende Datenschutzgesetze sind um die Bevölkerung ausreichend vor dem
Missbrauch ihrer Daten zu schützen.
7.3 Fazit und Ausblick
Auch wenn die Stichprobe der Expert*innen-Befragung in keinster Weise als
repräsentatives Sample anzusehen ist, konnte dennoch ein gemeinsamer Trend unter
den Aussagen der Expert*innen, aber auch zwischen ihnen und der Literatur,
festgestellt werden. Nicht nur in den USA, auch in Europa, scheint Microtargeting im
Carolin Rapp 01509318 BAKK2/WS18
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wirtschaftlichen sowie im politischen Kontext immer mehr Raum und Gewicht
einzunehmen. Je mehr Daten die User*innen auf Sozialen Medien von sich
preisgeben, desto einfacher haben es große Konzerne wie Facebook „eine
Rasterfahndungs-Mechanik (mit) Hunderte(n) Merkmale(n)“ über uns anzulegen,
damit später Politische Parteien „angepasste politische Botschaften (exakt) platzieren“
können (Christl, 2016). Die Ergebnisse der dargelegten Studien sind sich mit den
befragten Expert*innen einig. Das Potential ist noch sehr groß und längst nicht
ausgeschöpft. Besonders stark wird der Unterschied ersichtlich, wenn man in die USA
blickt. Obwohl in diesem Fall besonders das Wahlsystem entscheidend ist, da in den
USA wenige Stimmen viel zählen können. In Europa und besonders in Österreich ist
hier die junge und medienaffine Wählerschaft besonders ins Auge zu fassen. Weiter
spielen die verfügbaren Daten über die potentiellen Wähler*innen eine enorm große
Rolle. „(…) bestimmte Daten über das Wahlverhalten sind in den meisten
Bundesstaaten frei zugänglich, etwa bei welcher Wahl jemand gewählt hat oder für
welche Partei sich jemand bei den Vorwahlen registriert hat“ (Christl, 2016). In dieser
extremen Form wird Microtargeting in Österreich wohl nicht möglich sein. Nicht nur
wegen der strengeren Gesetzeslage, auch wegen des kleineren Wähler*innen-
Marktes. Denn muss für die Parteien auch immer der Kosten-Nutzenfaktor abgewogen
werden. Übersteigen die Kosten den Effekt, werden sich die Werbetreibenden der
Politiker*innen und Parteien nach anderen Strategien für einen erfolgreichen
Wahlkampf umsehen. Jedoch sehen alle Expert*innen Microtargeting als festen
Bestandteil zukünftiger Wahlkämpfe. Was die Intensivität angeht, mit welcher
Microtargeting und Dark Posts zum Einsatz kommen werden, gehen die Expert*innen
von einer steigenden Tendenz aus.
Generell wurde Microtargeting in Bezug auf dessen Medienwirkung wissenschaftlich
nur sehr dürftig beforscht. Etliche Autoren, darunter Zuiderveen Borgesius et al.
(2018), weisen in ihren Studien auf dieses Thema und die fehlende wissenschaftliche
Debatte und Forschung hin. Auch Christl (2016) fordert in seinem Artikel mehr
Transparenz und spricht zudem eine „Offenlegungspflicht für personalisierte
Wahlwerbung“ an. Denn „(b)is jetzt forscht fast nur die Marketing-Industrie dazu.“, so
Christl (2016). Dadurch könnten auch die vielen potentiellen Gefahren, die von
Microtargeting ausgingen, wie beispielweise die Gefährdung des öffentlichen
Diskurses, besser eingedämmt und diesen entgegengewirkt werden. Wichtig ist vor
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allem, Transparenz zu wahren, denn weder Verbraucher*innen, noch Wähler*innen
lassen sich gerne von undurchsichtigen Methoden hinters Licht führen. Eine
umfassende Analyse der Medienwirkung würde diesbezüglich einiges aufklären. Auch
sollte der gesetzliche Rahmen in dem Facebook und den Parteien Zugriff auf die Daten
der Nutzer*innen gewährt wird, genaustens definiert sein um für die Branche,
besonders aber für die Nutzer*innen der Sozialen Medien, Klarheit zu schaffen.
Microtargeting hat sowohl Vor- als auch Nachteile, im Politischen für die Parteien aber
auch für die Wähler*innen. Diese entsprechend abzuwägen und für faire Bedingungen
auf beiden Seiten zu sorgen, ist nun die Aufgabe der Wahlkampfmanager*innen. Aber
genauso stehen auch die Wähler*innen in der Pflicht, für ihre Rechte auf eine freie
öffentliche Meinungsbildung und eine faire öffentliche Debatte einzustehen.
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Sinus Institut. (2019). Sinus-Milieus bei Facebook-Werbekampagnen.
https://www.sinus-institut.de/sinus-loesungen/digitale-sinus-milieus/ (15.02.2019)
Special Eurobarometer 477. (2018) Democracy and elections. Auszug
Österreich.
http://ec.europa.eu/commfrontoffice/publicopinion/index.cfm/survey/getsurveydeta
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Carolin Rapp 01509318 BAKK2/WS18
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Wenzel, J. (2016). Microtargeting: Passgenaue Botschaften. 1.8.,
www.marketingblatt. com/de/allgemein/microtargeting-passgenaue-botschaften/
(15.02.2019)
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Anhang
Abstract
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Microtargeting und Dark Posts auf Facebook
am Beispiel von NEOS und der FPÖ während des Nationalratswahlkampfes 2017.
Näher betrachtet werden in welchem Umfang die Parteien diese Art von Targeting von
genützt haben sowie der Inhalt dieser Anzeigen/Posts. Ebenso betrachtet wird auch
der mutmaßliche Einfluss von Microtargeting auf die Öffentliche Meinung. Ein
Vergleich zwischen den USA und Österreich liefert Einblicke in die politische
Kommunikation von Parteien während des Wahlkampfes, aber gleichzeitig auch einen
weitreichenden Ausblick in die Zukunft des Online-Wahlkampfes. Die entsprechenden
Auskünfte basieren auf qualitativen E-Mail-Interviews, in denen sich Expert*innen aus
der Kommunikations- und Politikwissenschaft, aber auch aus der Praxis zu dieser
Thematik äußern. Durch das Elaboration-Likelihood-Model und den Digital Divide,
kann die Gewichtung dieses Targeting-Tools besser eingeordnet werden. Denn den
Expert*innen zufolge wird Microtargeting in Zukunft aus dem politischen Wahlkampf
nicht mehr wegzudenken sein.
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Anschreiben und Fragebogen an Expert*innen
Der Fragebogen wurde individuell an die jeweils angeschriebenen Expert*innen
angepasst.
Sehr geehrte/r Frau/Herr XY,
mein Name ist Carolin Rapp und zurzeit bin ich Studentin am Institut für Publizistik-
und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. Im Rahmen meiner
Bachelorarbeit unter Dr. Stefan Weber zum Thema „Microtargeting und Dark Posts auf
Facebook während des Nationalratswahlkampfes 2017“ beschäftige ich mich
umfassend mit dieser Thematik.
Da Sie auf dem Gebiet XY zu den führenden Experten/Expertinnen zählen, hatte ich
gehofft, Sie für meinen E-Mailfragebogen gewinnen zu können.
Dabei handelt es sich lediglich um XY Fragen, über deren Beantwortung (via Mail) ich
mich bis zum 20.01.2019 ausgesprochen freuen würde und mit denen Sie in
erheblichem Maße zum Gelingen meiner Bachelorarbeit beitragen könnten.
Wenn Sie die sich im Anhang befindende Zustimmungserklärung ebenfalls
unterschrieben zurücksenden könnten, wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Über Antworten von Ihnen auf meine Fragen würde ich mich sehr freuen.
Selbstverständlich können Sie mich bei Unklarheiten jederzeit unter dieser Mail-
Adresse kontaktieren.
Mit freundlichen Grüßen,
Carolin Rapp
NEOS und FPÖ griffen laut APA zufolge im Nationalratswahlkampf 2017 auf
Microtargeting und Dark Posts auf Facebook zurück. In welchem Umfang kam dies
Ihrer Kenntnis nach zum Einsatz?
Welche Inhalte hatten diese Facebook-Beiträge?
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Haben Sie Belege (in Form von Snippets) für die Existenz von Dark Posts?
Haben Sie Kenntnis von weiteren Fällen, auch in anderen Ländern, in denen
Online-Microtargeting (auf Facebook) während des Wahlkampfes Verwendung
fand?
Welche Auswirkungen auf die öffentliche Meinung hat der Einsatz von politischem
Online-Microtargeting?
Sehen Sie eine neutrale und öffentliche Meinungsbildung durch diese Art von
Werbung beeinflusst?
Wie schätzen Sie das Wirkungspotential von Microtargeting ein und welche
Ergebnisse konnten in Wirkungsstudien dazu bereits erzielt werden?
Wie wichtig für eine Wahlentscheidung ist empirischen Studien zufolge Social
Media Advertisements?
Wie schätzen Sie das Potential von Microtargeting (u.a. auch Dark Posts) auf
Facebook auf die Wahlentscheidung von noch unentschlossenen Wähler*innen
ein?
Welche Unterschiede in der Anwendung von Microtargeting sehen Sie zwischen
Österreich und den USA?
Hat Facebook Ihren Informationen nach „Dark Posts" wirklich abgeschafft?
(1.Aussendung)
Inwiefern schränkt die 2018 in Kraft getretene DSGVO Microtargeting ein? (Ab
2.Aussendung)
Wie wird sich der Einsatz von politischem Online-Micirotargeting in den
kommenden Jahren weiterentwickeln?
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