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OHG-Schülerprojekt MIGRATION
Hoffnung Europa – Flüchtlinge aus Afrika
EIN BERICHT VON MELISA, EMILY UND SARA (KLASSE 9C)
Flüchtlinge…- ein Thema, das Europa und vor allem Deutschland seit einigen Jahren
beschäftigt. Und nun auch das Otto-Hahn-Gymnasium in Ludwigsburg. Eine Woche lang
haben wir uns mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt in Form eines großen Projekts –
mit Neugier und Begeisterung.
Viele Leute verlassen ihre Heimat in Afrika und flüchten, um ein besseres Leben z.B. in Europa
zu haben. Diese Entscheidung fällt jedoch nicht leicht, denn zu emigrieren (also aus seinem
Land auszuwandern) bedeutet auch, seine geliebte Heimat, Freunde, Familie und Besitz zu
verlassen. Aber wenn diese Leute ihr Land verlassen, haben sie ja bestimmt Gründe für ihre
Flucht?
Ja, es gibt viele Gründe – das wurde uns klar! Naturkatastrophen, politische Verfolgung,
Krieg, Hungersnot, Arbeitslosigkeit, aber auch Perspektivlosigkeit sind Gründe, warum diese
Leute ihr Land schweren Herzens verlassen müssen. Sie hoffen lediglich, dass es irgendwo
anders besser ist. Aus dem Grund verkaufen sie ihr Hab und Gut, um genug Geld zu haben
und um das Land verlassen zu können. Meist geschieht dies jedoch nicht auf legalem,
sondern illegalem Wege wie z.B. mit Schleppern. Schlepper ,,schleppen“ diese Leute tagelang
auf unsicheren Booten über das Meer. Aber viele wissen nicht, worauf sie sich einlassen, denn
die meisten überleben diesen ,,kleinen Abenteuertrip“ nicht und sterben während der Reise.
Und wer kann uns am besten etwas über Afrika und Flüchtlinge erzählen? – Afrikaner, die
selbst geflohen sind!
Am Donnerstag, den 1. Februar 2018, hat das Projekt mit einer Einführung zum Thema
MIGRATION angefangen. Dazu versammelten sich die beteiligten Schülerinnen und Schüler
(sprich die gesamte 8. Klassenstufe und einige aus den höheren Klassenstufen) und einige
Lehrer wie z.B. die Französisch- und Englischlehrerin Heike Hauptvogel, die auch gleichzeitig
die Projektorganisatorin war, in dem Festsaal der Osterholz-Grundschule. Da erwarteten uns
auch schon die beiden afrikanischen Künstler Steve Bimamisa und Abdoul-Ganiou Dermani.
Nach der Begrüßungsrede von Herrn Hilbert, unserem Schulleiter, ging es los…
Steve erzählte uns von seiner eigenen
Flucht aus dem Kongo vor dem
Völkermord an den Tutsi. Nach dem
Mord an seinem Vater musste Steve mit
seiner Mutter und seinen Geschwistern
das Land verlassen. Er war damals so alt
wie wir heute. Ein Jahr waren sie
unterwegs…
Damit wir uns vorstellen konnten, wie
gefährlich die Flucht sein kann, zeigte
uns Steve als Beispiel auch den Film La
Pirogue. In dem Film geht es um Menschen im Senegal, die die harte Flucht über das Meer
mit einer Piroge, einem kleinen Fischerboot, wagen. Die Männer, die flüchten wollen, fliehen
aus verschiedenen Gründen: Manche wollen einfach nur Arbeit und ein modernes Leben.
Andere wollen ihren Traum, Fußballprofi oder Musiker zu werden, verwirklichen. Ein Mann
im Film ist Fischer und wegen der Überfischung durch die Großkonzerne kann er keine Fische
mehr fangen. Ihm wird der Job als Kapitän der Piroge angeboten. Zuerst sträubt er sich, doch
dann nimmt er das Angebot an. Er braucht das Geld für seine Familie…
Die Leute, die sich auf den Weg nach Europa machen wollen, verkaufen ihren gesamten
Besitz, um den Schlepper zu bezahlen. Steve erzählte uns, dass man ca. 10.000$ – 12.000$
pro Person bezahlen müsse. Mit dem kleinen Fischerboot wollen 30 Männer die Flucht
wagen, aber niemand sagt ihnen, wie gefährlich die Flucht wirklich ist.
Steve machte mit uns ein
Experiment. Er ließ 60 Schülerinnen
und Schüler abzählen. Dann sollten
wir uns in einen kleinen Bereich
quetschen, der dem Platz einer
Piroge entspricht, denn die
Flüchtlinge quetschen sich teilweise
zu 60 auf solche Boote. Man hat
kaum Platz zum Sitzen, keine
Privatsphäre. Jeder kann zusehen,
wenn du „auf Toilette“ gehen musst…
Im Film erleben die Flüchtlinge dramatische Situationen. Erst begegnen sie einem anderen
Boot voller Flüchtlinge, dessen Motor kaputt ist. Sie entschließen sich jedoch, ihnen nicht zu
helfen, weil sie dann definitiv selber sterben würden. Somit fahren sie weiter. Die Stimmung
ist gedrückt. Den einen gehen die Angstgebete auf die Nerven. Andere sind geschockt und
ihre Angst dringt bis zu ihrem Knochenmark durch. Nach einer Weile ziehen Wolken auf, es
wird immer ungemütlicher, denn sie sind in ein Unwetter geraten. Es stürmt und regnet wie
aus Kübeln. Viele Flüchtlinge lassen bei dieser Katastrophe ihr Leben. Viele von uns finden
diese Situationen, in die die Flüchtlinge geraten, einfach KRASS.
Im Film geht dann auch noch der Motor der Piroge kaputt. Sie treiben auf dem Meer – die
Menschen haben ihre Hoffnung verloren. Aber sie haben Glück. Das spanische Rote Kreuz
findet und rettet sie. Jedoch haben die Flüchtlinge diese gefährliche Reise umsonst
angetreten, weil sie wieder zurück in ihr Heimatland geschickt werden.
Steve war sehr offen und beantwortete gerne unsere Fragen. Zum Beispiel wollten wir
wissen, wie er seine Erlebnisse verarbeitet hat. Die Musik hilft ihm dabei, erklärte er uns.
Steves Fluchtgeschichte und der Film haben uns sehr bewegt.
Nach dem Gespräch haben wir in vier Gruppen
und mit Hilfe von verschiedenen Broschüren
noch verschiedene Fragestellungen bearbeitet.
Zum Beispiel: Welche Fluchtgründe gibt es?
Was bedeuten die Begriffe Migrant / Flüchtling
/ Asylbewerber? Unsere Ergebnisse haben wir
auf Plakaten festgehalten und allen
präsentiert. Steve hat unseren Vortrag jeweils
ergänzt mit weiteren Berichten von seinen
eigenen Erfahrungen.
Am nächsten Tag (Freitag, 2. 2. 2018) hatten wir dann die Ehre, das gesamte fantastische
Team Diversité (Vielfalt) kennenzulernen. Als wir sie fragten, ob die Musik / die Kunst auch
ihr Beruf sei, bejahten sie es und ergänzten, dass ihr Beruf auch ihre Lebensgeschichte sei
und dass sie stolz darauf seien, ihr Lebenswerk und ihre Träume mit uns teilen zu können.
Man sah den Stolz in ihren Augen. Was vor der Flucht nur ein Traum war, wurde Realität.
Nachdem wir alle das Lied To Ye eingeübt hatten, wurden wir in verschiedene Workshop-
Gruppen eingeteilt. Es gab 6 Gruppen:
1. Instrumentalisten
(Gitarre, Klavier und
Bläser)
2. Percussion-Gruppe
3. Chor
4. Tanz
5. Kunst
6. Moderation / Theater
Steve Bimamisa, der „Vater von
Diversité“, half einigen Schülern,
die Songs mit Gitarre
einzustudieren.
Marquis de Schoelch, der Pianist
mit den „magischen Fingern“, übte
mit der Klavier-Gruppe.
Die Bläserinnen wurden von
unserem Musiklehrer Andreas Rapp
gecoacht, der am Freitag auch noch
von Tilmann Schaal (Posaunist von
Diversité) unterstützt wurde.
Der Drummer Samuel
Brandt und die
Musiklehrerin Wiebke
Kitzberger halfen den
Percussionists, den richtigen
Beat zu finden – mit Djembe
und anderen
Rhythmusinstrumenten.
Thabilé aus Südafrika,
„die wunderschöne
Stimme auf zwei Beinen“,
studierte mit dem Chor
und den Solisten ihre
selbstgeschriebenen und
tiefgründigen Lieder ein.
Bamba Gueye aus dem Senegal
tanzte mit einigen Schülern in der
Karlskaserne im Tanzworkshop
und studierte zu einigen Liedern
von Thabilé Choreographien ein.
Abdoul-Ganiou Dermani aus Togo batikte mit einigen Schülern im Kunstworkshop wunderschöne
Bilder, die die Gefühle von den Flüchtlingen nochmals unterstrichen. Diese Kunst war sehr
anspruchsvoll, da man auch mit extrem heißen Wachs arbeitete. Deswegen bekam er Unterstützung
von der BK-Lehrerin Verena Mailänder.
In der Moderationsgruppe bei
Heike Hauptvogel wurde sehr viel
diskutiert über das Thema Flucht
und Migration und überlegt, wie
man die Lieder bei der Aufführung
präsentieren könnte. Zu manchen
Liedern wurde als Ansage eine
kleine Theaterszene erarbeitet.
Die Workshops gingen vier Tage lang. Es wurde fleißig geübt und geprobt, gemalt und
getanzt. Was nicht passte, wurde verbessert. Man konnte erkennen, dass wir Achtklässler
sehr viel Spaß hatten. Es ist bemerkenswert, was wir binnen dieser kurzen Zeit gelernt und
erarbeitet haben.
Am Donnerstag, den 8. 2., fand die Hauptprobe bereits auf der großen Bühne in der Reithalle
der Karlskaserne statt. Zum ersten Mal probten wir alle zusammen – und es hat schon richtig
gut geklappt! Die Kunst-Gruppe musste sich noch überlegen, wie sie ihre Bilder, die auf die
Leinwand projiziert wurden, dem Publikum präsentieren will. Am Freitag, den 9. 2., fing die
Generalprobe dann um 14.00 Uhr statt. Alles lief gut! Es gab keinen Grund, extrem nervös zu
sein vor der Aufführung. Auch wenn wir wussten, dass Regio TV und Radio Energy filmen
werden…
Am Abend war ab 18.30 Einlass und dann begann die Show um 19.00 Uhr. Unter den
zahlreichen Zuschauern war sogar der Herr Oberbürgermeister Spec von Ludwigsburg, der
auch ein Grußwort sprach.
Die Zuschauer durften Zeuge von dem großartigen Projekt werden. Tag für Tag hatten
Schüler, Künstler und Lehrer auf den großen Moment hingearbeitet. Die Lieder, Tänze,
Reden, Theatereinlagen und Bilder haben das Publikum begeistert und für eine tolle
Atmosphäre gesorgt. Wir sind stolz darauf, was alle auf die Beine gestellt haben.
Es wurde wieder deutlich, dass die Künstler mit Herz und Seele dabei waren. Als Dank
wurden sie mit Blumen verabschiedet und so ging dann auch die letzte Stunde des Projekts
vorüber.
Die Botschaft ist sicherlich auch bei allen
angekommen! Vielleicht haben ja die
einen oder anderen ihre Meinung zum
Thema Flucht und Migration geändert.
Es ist egal, aus welchem Land jemand
kommt, welche Sprache jemand spricht
und welche Kultur jemand hat, es ist
egal, wie arm oder reich jemand ist, ob
hell- oder dunkelhäutig, dick oder dünn,
männlich oder weiblich...
Wir müssen lernen, uns zu tolerieren und zu respektieren, denn am Ende zählt doch nur:
Mensch ist Mensch!
[Copyright für die Fotos von der Aufführung: Bimsum Production]