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DOI 10.1007/s12651-009-0005-y RESEARCH PAPER ZAF (2009) 42:5–28 Operationalisierung von „Beschäftigungsfähigkeit“ – ein methodischer Beitrag zur Entwicklung eines Messkonzepts Helmut Apel · Michael Fertig Angenommen: 25. August 2008 / Online veröffentlicht: 12. März 2009 © Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 2009 Zusammenfassung Der Begriff der Beschäftigungsfähig- keit gewinnt in arbeitsmarktpolitischen Diskussionen und Programmen zunehmend an Bedeutung. Dennoch ist bis- lang kein empirisches Konzept verfügbar, auf das sich die Arbeitsmarktforschung zur Operationalisierung dieser Zielkategorie beziehen könnte. Der vorliegende Artikel stellt die Ergebnisse einer Methodenstudie vor, die zur Entwicklung eines solchen Messkonzepts im Rahmen der Begleitforschung zur Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) durchgeführt worden ist. Basierend auf der telefonischen Befragung von Arbeitslosen aus den beiden Rechtskreisen SGB II und SGB III werden mittels Haupt- komponentenanalysen sechs potenzielle Dimensionen von Beschäftigungsfähigkeit ermittelt und mit Probit- Schätzungen auf ihre Integrationsrelevanz getestet. Das Ergebnis ist ein kompaktes Indikatorenset, auf das zukünftig zur empirischen Beschreibung relevanter Komponenten von Beschäftigungsfähigkeit zurückgegriffen werden kann. Werden diese eher „weichen“ Indikatoren zusätzlich zu den üblichen beobachtbaren Persönlichkeitsmerkmalen wie Alter, Qualifikationsniveau und Arbeitslosigkeitsdauer ein- bezogen, erhöht sich die Erklärungskraft der Schätzmodelle bezüglich der Integrationswahrscheinlichkeit deutlich. H. Apel () · M. Fertig Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik, Barbarossaplatz 2, 50674 Köln, Deutschland E-Mail: [email protected] M. Fertig RWI Essen, Essen, Deutschland M. Fertig IZA Bonn, Bonn, Deutschland Measuring employability – a methodical contribution Abstract Despite its increasing importance in labour market discourses and programmes an empirical concept for measuring employability is still not available. This paper presents the results of a feasibility study which aims at designing such a concept. It was carried out as a pilot study preparing the methodological approach for measuring individual progress in employability as a potential outcome for the evaluation of the so-called Hartz IV reforms in Germany. Based on an exploratory questionnaire completed by means of a telephone survey of recipients of unem- ployment benefit (Arbeitslosengeld 1) and individuals in the new benefit system (Arbeitslosengeld 2), six potential dimensions of employability were extracted by principal component analyses (PCA). These dimensions were then used in probit models to test their association with ob- served employment probabilities. Empirical results suggest a compact set of indicators representing several components of employability which are significantly associated with actual employment. Furthermore, applying these indicators of employability in regression models for employment probabilities, the predictive power of the models increases considerably compared to models with the commonly used socio-demographic characteristics such as age, gender, edu- cation or unemployment duration alone. 1 Vorbemerkung Im Zusammenhang mit der gesetzlichen Evaluation der in Deutschland 2005 eingeführten Grundsicherung für Arbeit- suchende nach SGB II wurde eine empirische Methodenstu- die durchgeführt, um zu klären, inwieweit es mit den Mitteln einer standardisierten Befragung möglich ist, Informationen 13

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DOI 10.1007/s12651-009-0005-y

RESEARCH PAPER

ZAF (2009) 42:5–28

Operationalisierung von „Beschäftigungsfähigkeit“– ein methodischer Beitrag zur Entwicklung eines Messkonzepts

Helmut Apel · Michael Fertig

Angenommen: 25. August 2008 / Online veröffentlicht: 12. März 2009© Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 2009

Zusammenfassung Der Begriff der Beschäftigungsfähig-keit gewinnt in arbeitsmarktpolitischen Diskussionen undProgrammen zunehmend an Bedeutung. Dennoch ist bis-lang kein empirisches Konzept verfügbar, auf das sichdie Arbeitsmarktforschung zur Operationalisierung dieserZielkategorie beziehen könnte. Der vorliegende Artikelstellt die Ergebnisse einer Methodenstudie vor, die zurEntwicklung eines solchen Messkonzepts im Rahmen derBegleitforschung zur Grundsicherung für Arbeitsuchende(SGB II) durchgeführt worden ist. Basierend auf dertelefonischen Befragung von Arbeitslosen aus den beidenRechtskreisen SGB II und SGB III werden mittels Haupt-komponentenanalysen sechs potenzielle Dimensionenvon Beschäftigungsfähigkeit ermittelt und mit Probit-Schätzungen auf ihre Integrationsrelevanz getestet. DasErgebnis ist ein kompaktes Indikatorenset, auf das zukünftigzur empirischen Beschreibung relevanter Komponentenvon Beschäftigungsfähigkeit zurückgegriffen werden kann.Werden diese eher „weichen“ Indikatoren zusätzlich zuden üblichen beobachtbaren Persönlichkeitsmerkmalen wieAlter, Qualifikationsniveau und Arbeitslosigkeitsdauer ein-bezogen, erhöht sich die Erklärungskraft der Schätzmodellebezüglich der Integrationswahrscheinlichkeit deutlich.

H. Apel (�) · M. FertigInstitut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik,Barbarossaplatz 2, 50674 Köln, DeutschlandE-Mail: [email protected]

M. FertigRWI Essen,Essen, Deutschland

M. FertigIZA Bonn,Bonn, Deutschland

Measuring employability – a methodical contribution

Abstract Despite its increasing importance in labourmarket discourses and programmes an empirical conceptfor measuring employability is still not available. Thispaper presents the results of a feasibility study which aimsat designing such a concept. It was carried out as a pilotstudy preparing the methodological approach for measuringindividual progress in employability as a potential outcomefor the evaluation of the so-called Hartz IV reforms inGermany. Based on an exploratory questionnaire completedby means of a telephone survey of recipients of unem-ployment benefit (Arbeitslosengeld 1) and individuals inthe new benefit system (Arbeitslosengeld 2), six potentialdimensions of employability were extracted by principalcomponent analyses (PCA). These dimensions were thenused in probit models to test their association with ob-served employment probabilities. Empirical results suggesta compact set of indicators representing several componentsof employability which are significantly associated withactual employment. Furthermore, applying these indicatorsof employability in regression models for employmentprobabilities, the predictive power of the models increasesconsiderably compared to models with the commonly usedsocio-demographic characteristics such as age, gender, edu-cation or unemployment duration alone.

1 Vorbemerkung

Im Zusammenhang mit der gesetzlichen Evaluation der inDeutschland 2005 eingeführten Grundsicherung für Arbeit-suchende nach SGB II wurde eine empirische Methodenstu-die durchgeführt, um zu klären, inwieweit es mit den Mittelneiner standardisierten Befragung möglich ist, Informationen

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6 H. Apel, M. Fertig

über die Situation von arbeitslosen Personen zu erheben,die zu Indikatoren für Beschäftigungsfähigkeit komprimiertwerden können. Des Weiteren sollte mit dieser Studie auf-gezeigt werden, welche inhaltlichen Dimensionen hierbeiggf. zu berücksichtigen sind und wie diese möglichst kom-pakt und datensparsam erhoben werden können. In diesemBeitrag werden die wesentlichen Ergebnisse dieser Studiezusammengefasst.1

In Abschn. 2 wird zunächst der inhaltliche Hintergrunddieser Methodenstudie vorgestellt und die Relevanz desThemas Beschäftigungsfähigkeit für die aktuelle arbeits-marktpolitische Diskussion herausgearbeitet. Der zweiteAbschnitt bietet einen kurzen Überblick über die theore-tischen und empirischen Vorarbeiten, an die in der vorlie-genden Untersuchung angeknüpft wurde. Abschnitt 4 erläu-tert die konkrete Vorgehensweise und die empirischenUntersuchungsschritte. Die Ergebnisse der einzelnen Ana-lyseschritte werden in Abschn. 5 vorgestellt und Abschn. 6bietet einige Schlussfolgerungen.

2 Hintergrund – Beschäftigungsfähigkeitals arbeitsmarktpolitische Zielkategorie

Seit die Europäische Kommission auf dem LuxemburgerBeschäftigungsgipfel 1997 erstmals arbeitsmarktpolitischeLeitlinien formulierte und dort die „Verbesserung vonBeschäftigungsfähigkeit“ (employability) als Ziel der erstenLeitlinie festschrieb, hat dieser Begriff in arbeitsmarktpo-litischen Diskussionen und Programmen zunehmend anBedeutung gewonnen. In Deutschland fand er über dasJob-AQTIV-Gesetz von 2002 Eingang in die gesetzlicheArbeitsförderung und fungiert insbesondere seit Inkraft-treten der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II)als quasi-eigenständige Zielkategorie einer aktivierendenArbeitsmarktpolitik.

So legte das damalige Bundesministerium für Wirt-schaft und Arbeit (jetzt Bundesministerium für Arbeit undSoziales) in seinem Grundkonzept zur gesetzlichen Wir-kungsforschung zur Grundsicherung für Arbeitsuchendegemäß §§ 6c und 55 SGB II den Zielkanon für die zuevaluierenden Aktivierungsprozesse folgendermaßen fest

1 Die Studie wurde in Kooperation mehrerer Forschungsinstitute durch-geführt. Es handelt sich zum einen um die Institute, die sich im Herbst 2006zur Bearbeitung des Untersuchungsfeldes 3 „Wirkungs- und Effizienzana-lyse“ der Evaluation der Experimentierklausel nach § 6a SGB II im Auf-trag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zu einem Forschung-skonsortium zusammengeschlossen haben: Zentrum für Europäische Wirt-schaftsforschung (ZEW), Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) und TNSEmnid. Zum anderen war das Institut für Sozialforschung und Gesell-schaftspolitik (ISG) im Rahmen seines Auftrags zur Koordination und wis-senschaftlichen Beratung des § 6c SGB II-Forschungsverbundes an derKonzeption und Durchführung der Methodenstudie maßgeblich beteiligt.

(vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit 2005,S. 6):

„Dies geschieht dadurch, dass im Aktivierungsprozess jenach individueller Betroffenheit des Arbeitslosen die Er-reichung folgender drei Zielgrößen optimiert wird, aufdie sich auch die Wirkungsanalyse beziehen soll:1. Integration in ungeförderte Erwerbstätigkeit2. Erhalt bzw. Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit3. Soziale Stabilisierung.“

Und auch in den jüngsten Ausführungen des Ministe-riums zur Definition jener Aktivierungsmaßnahmen, dieim Rahmen des aktuellen Bundesprogramms „Perspektive50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in der Region“als förderwürdig einzustufen sind, wird der Begriff derBeschäftigungsfähigkeit mit gleichsam definitorischerBedeutung gebraucht (vgl. Bundesministerium für Arbeitund Soziales 2007, S. 6.):

„Es wird vorausgesetzt, dass die Aktivitäten eine Erhö-hung der Beschäftigungsfähigkeit erwarten lassen undeinen nicht unerheblichen zeitlichen Umfang umfassen(. . .).“

An vielen weiteren Stellen ließe sich zeigen, dass der Be-griff der Beschäftigungsfähigkeit in Deutschland vor allemim Kontext der Grundsicherung für Arbeitsuchende nachSGB II Eingang in den arbeitsmarktpolitischen Kontext ge-funden hat und zu einer zentralen Kategorie der Zielsteue-rung der gesetzlichen Arbeitsförderung avanciert ist.

Er wird in diesem Zusammenhang immer mit der spezi-fischen Konnotation einer dem Individuum attribuierbarenEigenschaft im Sinne einer in der Person liegenden Grund-voraussetzung für die Vermittelbarkeit auf dem Arbeits-markt gebraucht. Nach dieser Auffassung ist es demnacheine wichtige Aufgabe aktivierender Arbeitsmarktpolitik,zunächst die ggf. in der Person eines Arbeitslosen liegendenVermittlungshemmnisse zu beseitigen oder zu reduzieren,dass bzw. bevor eine Vermittlung in reguläre Erwerbstätig-keit überhaupt in Angriff genommen werden kann.

Dieses Konzept liegt auch dem jüngst von der Bundesa-gentur für Arbeit als Praxisanleitung für die Vermittlung-sfachkräfte entwickelten SGB-II-Betreuungsstufen-Modellzugrunde, mit dem die Arbeitsmarktnähe bzw. -ferne der zubetreuenden Arbeitnehmerkunden diagnostiziert, entspre-chende Aktivierungsmaßnahmen ausgewählt und die damiterzielten Integrationsfortschritte gemessen werden sollen(vgl. beispielsweise Bundesagentur für Arbeit 2007). Fürdie empirische Arbeitsmarktforschung sind die mit diesemDiagnose- und Handlungsmodell generierten – und über dasDatawarehouse der Bundesagentur für Arbeit in Zukunftprinzipiell verfügbaren – Prozessdaten aus mehreren Grün-den jedoch nicht geeignet. Ein wichtiger Grund ist, dass essich um ein für interne Steuerungs- und Controllingzwecke

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Operationalisierung von „Beschaftigungsfahigkeit“ – ein methodischer Beitrag zur Entwicklung eines Messkonzepts 7

entwickeltes Daten- und Diagnosesystem handelt, beidem die personelle Komponente bei der Einstufung derSGB-II-Kunden durch die Vermittlungsfachkraft nichtkontrolliert werden kann, die Objektivität der Diagnosealso nicht hinreichend gegeben ist.2 Darüber hinaus wer-den auch nach der im Jahr 2007 sukzessive erfolgtenEinführung dieses Modells darüber generierte Daten nurfür Regionen im Zuständigkeitsbereich der ARGEn undder Arbeitsagenturen mit getrennter SGB-II-Trägerschaftverfügbar sein. Das Betreuungsstufenmodell kommt sowohlbei Arbeitsuchenden und Arbeitslosen, die im RechtskreisSGB II von zugelassenen kommunalen Trägern betreutwerden, als auch im gesamten Rechtskreis SGB III nichtzum Einsatz.

Die Arbeitsmarktforschung steht somit vor dem metho-dischen Problem, die zunehmend an Bedeutung gewinnendeZielkategorie des Erhalts und der Verbesserung von Be-schäftigungsfähigkeit im Rahmen arbeitsmarktpolitischerBegleitforschung messen zu müssen, hierzu aber auf keinentsprechendes Messkonzept zurückgreifen zu können.Trotz der Bedeutung, die diesem Begriff insbesondere seitder Verknüpfung des öffentlichen Fürsorgesystems mit derstaatlichen Arbeitsförderung durch das SGB II zukommt,wurde bislang noch kein Operationalisierungskonzeptentwickelt.

Die umfangreiche Literatur zum Thema emloyability be-zieht sich überwiegend auf die Situation von Beschäftigten.Die dort erörterten Themen und Konzepte sind nur sehrbeschränkt auf die Gruppe der Arbeitslosen übertragbar.3

Zudem beinhalten sie nur selten empirisch umsetzbareAnsätze. Sofern sie empirische Ansätze enthalten, basierendiese auf Assessment- und ähnlichen Diagnoseansätzen,die einen hohen zeitlichen, finanziellen und personellenEinsatz erfordern. Sie sind somit insbesondere für an-schließende ökonometrische Analysen mit in der Regelhohen Stichprobenanforderungen nicht geeignet.

Was also bislang fehlt, ist ein universal einsetzbares,von den administrativen und fiskalischen Zwecken deröffentlichen Arbeitsförderungs- und Fürsorgesystemenunabhängiges Konzept zur Operationalisierung von Be-schäftigungsfähigkeit Arbeitsloser. Aus diesem Grund

2 Insbesondere muss davon ausgegangen werden, dass bei den Zuschreibun-gen und Einstufungen aktivierungsstrategische und administrative Kalkülenicht ausgeschlossen werden können.3 Diese Einschätzung ist das Ergebnis einer umfangreichen Literaturre-cherche, welche die Autoren im Vorfeld der Methodenstudie durchgeführthaben. Aus dem genannten Grund ist es nicht möglich, die im Kontext vonBeschäftigungsfähigkeit zu untersuchenden Dimensionen aus in der Fachli-teratur verfügbaren theoretischen Konzepten abzuleiten. Es ist jedoch mög-lich, wie hier geschehen, die in der Evaluations- und Profilingpraxis genutz-ten Bewertungsdimensionen zusammenstellen und einem explorativen Testunterziehen. Die wesentlichen Resultate unserer Literaturrecherche sind imZwischenbericht 2006 des ISG zur Evaluation der Experimentierklauselnach § 6c SGB II niedergelegt (vgl. ISG 2006, S. 61ff.).

wurde im erwähnten Kontext der Evaluation der Experi-mentierklausel nach § 6c SGB II die in diesem Beitragzusammengefasste Methodenstudie erstellt.

3 Theoretische und empirische Anknüpfungspunkte

In diesem Abschnitt werden die wesentlichen theoretischenund empirischen Vorarbeiten zusammengefasst, an die inder vorliegenden Studie angeknüpft werden konnte. Hier-bei handelt es sich sowohl um bei der Bundesagentur fürArbeit eingesetzte als auch in anderweitigen Evaluationszu-sammenhängen genutzte Konzepte.

3.1 Theoretische Vorarbeiten

In der existierenden Literatur wird mit dem Begriff derBeschäftigungsfähigkeit bzw. employability auf sehr un-terschiedliche Konzepte und Aspekte der Leistungs- undMarktfähigkeit von Arbeitskräften rekurriert. Überwiegendbeziehen sie sich auf Personen, die sich im Arbeitsprozessbefinden, selten auf Menschen, die bereits seit längeremnicht (mehr) erwerbstätig sind.

Insgesamt ist festzustellen, dass die bislang zum Themaveröffentlichten Studien bei der Bestimmung der Faktorenvon Beschäftigungsfähigkeit meist sehr abstrakt bleiben,sodass daraus noch keine konkreten Operationalisierungs-konzepte abgeleitet werden können. Die in der Literaturgenannten Einzelaspekte, mit denen Beschäftigungsfä-higkeit beschrieben wird, verbleiben häufig im Bereichgeneralisierender Begriffe und bedürfen weiterer Konkreti-sierung. Zudem beziehen sich die meisten Studien auf denBereich der gehobenen beruflichen Tätigkeiten, sodass auchaus diesem Grund die bislang in der Forschungsliteraturentfalteten Vorstellungen von Beschäftigungsfähigkeit ins-gesamt nur wenig für das konkrete Anliegen der Messungvon Beschäftigungsfähigkeit im Bereich der (Langzeit-)Arbeitslosigkeit tauglich sind.4

Versucht man, die in der Literatur genannten Aspektevon Beschäftigungsfähigkeit zusammenzufassen, zeigt sich,dass viele Merkmale und Faktoren von Beschäftigungs-fähigkeit immer wiederkehren und eine verhältnismäßighohe Kongruenz bezüglich der als relevant eingeschätztenDimensionen besteht, diese aber sehr allgemein bleiben(vgl. Tabelle 1).5

Die Nutzung eines Maßes für Beschäftigungsfähigkeitin weiterführenden ökonometrischen Analysen erfordertjedoch möglichst eindeutige und spezifische Informationen

4 Vgl. Blancke et al. (2000); Deeke u. Kruppe (2003); Gazier (1999); ISG(2006).5 Beispiele für unterschiedliche Ebenen umfassende mehrdimensionaleAnsätze sind z. B. Harvey (2001) und Sanguinetti (2004).

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8 H. Apel, M. Fertig

Tabelle 1 In der Literatur thematisierte Oberkategorien von Be-schaftigungsfahigkeit

• Bildung und Berufserfahrung• Lebenslanges Lernen• Grundkenntnisse und Grundfahigkeiten• Intellektuelle Fahigkeiten• Personliche und zwischenmenschliche Eigenschaften• Gesundheit• Soziale Akzeptanz/soziale Stabilitat

Quelle: ISG (2006, S. 72).

über die indizierten Sachverhalte. Darüber hinaus stelltdie Evaluationsforschung weitere Anforderungen an dieDatenqualität. Insgesamt muss ein für anschließende öko-nometrische Analysen geeignetes Konzept zur Erfassungvon Beschäftigungsfähigkeit speziell im Bereich langzeitar-beitsloser und marktferner Personen folgende methodischenund forschungspragmatischen Anforderungen erfüllen:

• Die erforderlichen Daten müssen auf Individualebeneverfügbar sein.

• Die erhobenen Informationen müssen quantifizierbarsein.

• Die Informationen müssen möglichst datensparsam zuerheben sein.

• Das Erhebungskonzept muss auf die spezifische Ziel-gruppe der erwerbsfähigen Hilfebedürftigen, also ty-pischerweise langzeitarbeitslose Menschen mit eher ge-ringer Qualifikation, zugeschnitten und für Befragungenin diesem Personenkreis tauglich sein.

• Das Konzept muss auf jene Aspekte von Beschäftigungs-fähigkeit fokussieren, über die sich Vermittelbarkeit imSinne von „Marktfähigkeit“ bestimmt.

Deswegen können Ansätze, die Beschäftigungsfähigkeitsehr umfassend begreifen, etwa als „Arbeitsvermögen“,das über den explizit marktförmigen Aspekt der „WareArbeitskraft“ hinausgehend auch die eher verborgenen(wert-)schöpferischen Potenziale von Individuen berück-sichtigen will, bei der Entwicklung eines für ökonome-trische Analysen geeigneten Messkonzepts nicht hin-reichend berücksichtigt werden. Diese sind zum einenempirisch nur über qualitative oder Assessment-Verfahrenzu erfassen (vgl. Pfeiffer 2004). Zum anderen werden damitnicht unbedingt jene Persönlichkeitsaspekte erhoben, diefür die Vermittlung von Arbeitslosen auf dem Arbeitsmarktvon Bedeutung sind.6

Des Weiteren muss auch auf die empirische Umsetzungeines relationalen Begriffs von Beschäftigungsfähigkeit im

6 Auf die Bedeutung einer grundsätzlich interaktiven Konzeptionalisierungvon Beschäftigungsfähigkeit haben jüngst Promberger et al. (2008) hinge-wiesen.

Sinne eines stofflich-fachlichen Arbeitsplatz- oder Gegen-standsbezugs verzichtet werden, der Beschäftigungsfähig-keit als Diskrepanz bzw. Übereinstimmung der individuellenVoraussetzungen mit den Anforderungen eines konkretenArbeitsplatzes oder einer spezifischen Arbeitsmarktregionmisst. Auch wenn in der Arbeitsmarktforschung weitgehendEinigkeit besteht, dass sich Beschäftigungsfähigkeit nichtallein aus den individuellen Persönlichkeitsmerkmalen einesArbeitsuchenden – ohne nähere Berücksichtigung der kon-kreten regionalen und tätigkeitsspezifischen Charakteristikades Arbeitsplatzangebots – bestimmen lässt, muss diesereingeschränkte Weg hier beschritten werden. Dies ist demforschungspragmatischen Sachverhalt geschuldet, dass imRahmen einer überregionalen Repräsentativbefragung nurdie Angebots-, nicht aber gleichzeitig auch die Nachfrage-seite des Arbeitsmarktes in Form der regionalen branchen-und tätigkeitsspezifischen Arbeitsmarktbedingungen erfasstund diese den individuellen Persönlichkeitsprofilen imSinne einer berufsfachlichen „Passung“ gegenübergestelltwerden können.

Aus den genannten Gründen ist offenkundig, dass daszu entwickelnde Messkonzept nicht den Anspruch erhebenkann, Beschäftigungsfähigkeit erschöpfend abzubilden.Vielmehr sollte es einige wesentliche, dem Individuumattributierbare und für den Integrationsprozess relevanteKomponenten von Beschäftigungsfähigkeit identifizierenund diese möglichst eindeutig indizieren können. Um zuverdeutlichen, dass sich das hier vorgestellte Messkonzeptnur auf die individuelle Seite, d. h. die Angebotsseitedes Arbeitsmarkts beziehen kann, wird für die Studie dieDefinition von Beschäftigungsfähigkeit als individuellesPotenzial zur Aufnahme, Aufrechterhaltung und Ausweitungeiner Erwerbstätigkeit, die vom Forschungskonsortium desUntersuchungsfeldes 3 der Evaluation der Experimentier-klausel nach § 6c SGB II verwandt wird (vgl. ZEW et al.2007, S. 29) übernommen.

Im Kontext der Grundsicherung für Arbeitsuchende wirdder Begriff der Beschäftigungsfähigkeit häufig in Ergän-zung des Begriffs der „sozialen Stabilisierung“ gebraucht;und zwar in dem Sinne, dass die Arbeitsmarktförderungdem Erhalt bzw. der Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeitund der sozialen Stabilisierung dienen solle. Dabei bleibtder Bezug dieser beiden Begriffe zueinander meist unklar.Der Gebrauch dieser Begrifflichkeit bei der Bundesagenturfür Arbeit legt die Vorstellung eines Stufenmodells nahe, beider soziale Stabilisierung bzw. Stabilität die Voraussetzungfür eine auf dieser Grundlage aufbauenden Beschäfti-gungsfähigkeit ist, die wiederum Vorbedingung für einegelingende berufliche Integration darstellt. Das Forschungs-konsortium des Untersuchungsfeldes 3 der Evaluation derExperimentierklausel nach § 6c SGB II begreift hingegensoziale Stabilisierung eher als eine moderierende Variablezwischen Beschäftigungsfähigkeit und tatsächlicher Be-

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Operationalisierung von „Beschaftigungsfahigkeit“ – ein methodischer Beitrag zur Entwicklung eines Messkonzepts 9

schäftigungsaufnahme. Gemäß dieser Auffassung könnenbei einer Person die beiden personalen Eigenschaften „Be-schäftigungsfähigkeit“ und „soziale Stabilität“ unabhängigvoneinander stark oder gering ausgeprägt sein (vgl. ZEWet al. 2007, S. 30ff.).

Zur Klärung dieses Sachverhalts sei darauf verwiesen,dass der mit dem SGB II jüngst in die ArbeitsmarktpolitikEingang gefundene Begriff der sozialen Stabilisierungzwei unterschiedlichen Berufstraditionen entstammt. Zumeinen wird er in (sucht-)therapeutischen Zusammenhängenverwendet und meint dort vor allem die Entwicklung oderWiedererlangung individueller sozialer Grundfertigkeiten,wie etwa sich situationsangemessen kleiden, verhalten undkommunizieren zu können. Dies konstituiert die Grund-voraussetzungen, um einer regulären Erwerbstätigkeitüberhaupt nachgehen zu können. In dieser Hinsicht istsoziale Stabilisierung bzw. Stabilität als Vorstufe von Be-schäftigungsfähigkeit aufzufassen. Das üblicherweise zur(Wieder-)Herstellung dieser Grundfertigkeiten eingesetzte„Therapieinstrument“ stellt die „Arbeitsgewöhnung“ mit-tels mehr oder minder geschützter und sozialtherapeutischflankierter Arbeit dar. In dieser Tradition verstanden sich

Tabelle 2 Berucksichtigte Diagnose- und Evaluationsinstrumente

A) Konzepte und Instrumente der Bundesagentur

• Fachkonzept Beschaftigungsorientiertes Fallmanagement im SGB II (Abschlussfassung des Arbeitskreises, Fassung v. 13.12.2004)

Fur ein aktivierendes Assessment wird dort die Berucksichtigung folgender Daten empfohlen:

– Stammdaten (Alter, Geschlecht, Erwerbsstatus etc.)– Daten des sozialen Geflechts (Familienkonstellationen, Freundeskreis, Nachbarschaftskontakte, Vereinszugehorigkeit, Wohnsituation etc.)– Personlichkeitsdaten (Selbstbild, Arbeitsorientierung, Motivation etc.)– Gesundheitsdaten– Berufsbiographische Daten (Bildungs- und Berufsdaten, (Zusatz) Qualifikationen, beruflich verwertbare Interessen, Hobbys, Sprachkompe-

tenz, IT-Kenntnisse, regionale Mobilitat)– Selbsteinschatzung der beruflichen Fahigkeiten (Checkliste personliche Fahigkeiten und Fertigkeiten) des KuZ-„Arbeitspakets“ fur SGB III-

Kunden– Perspektivpfade: Eigenaktivitaten der Arbeitsuche, Weiterbildung etc.

• Arbeitshilfen zur Eingliederungsvereinbarung und Profiling (Flacheneinfuhrung SGB II) (Bundesagentur fur Arbeit 2004)

Fur die Standortbestimmung des Profiling werden als erforderliche individuelle Merkmale aufgefuhrt:

– Fahigkeiten und Qualifikationen (Berufserfahrung, Fachwissen, Kommunikative Fahigkeiten, Teamfahigkeit)– Engagement und Motivation (Arbeits- und Leistungsbereitschaft, Durchhaltevermogen/Zielstrebigkeit, Eigeninitiative, Lernbereitschaft)– Hemmnisse (Ortliche und zeitliche Mobilitat, Gesundheitliche Einschrankungen, Finanzielle Situation, Bedarfsgemeinschaft)

B) Sozialwissenschaftliche Evaluationskonzepte und -instrumente

Selbsteinschatzungsskalen, die uberwiegend im Bereich der kommunalen Arbeitsmarktpolitik entwickelt und erprobt wurden:

• Ausstiegsberatung fur Sozialhilfeempfanger (Burmann et al. 2000)• Pilotprojekt „Beschaftigungsfahigkeit“ in § 421i-Maßnahmen (Trube 2005a)• Evaluation des Modellprojekts AGRIGENT (Trube et al. 2005b)

Es handelt sich um Skalen zu folgenden Dimensionen:

– psychosoziale Stabilitat („Sozialbilanz“)– subjektive Perzeption des psychosomatischen Status– berufliche Konzessionsbereitschaft (motivationale Dimension)

Quellen: Arbeitspapiere von BA und IAB: Rudolph u. Glocker (2004); Bundesagentur fur Arbeit (undatiert); „Arbeitspakete 1 und 2“, Formular-vordrucke der KuZ zur Erstinformation und -diagnose fur neue SGB-III-Kunden; Burmann et al. (2000); Trube (2005a).

auch häufig die im Rahmen des BSHG als Hilfen zurArbeit vergebenen Beschäftigungsmaßnahmen, an die dasSGB II mit den Arbeitsgelegenheiten nach § 16 Abs. 3anknüpft.

Die andere Variante von sozialer Stabilisierung beziehtsich auf den sozialen Kontext der betreffenden Personenund meint die (Wieder-)Herstellung von stabilen sozialenSituationen, fokussiert also insbesondere auf das familiäreund soziale Umfeld. Beispielsweise wird in der kom-munalen Gemeinwesenarbeit oder der Stadtplanung vonder sozialen Stabilisierung von Stadtteilen oder sozialenBrennpunkten gesprochen.

Beide genannten Aspekte hängen de facto eng miteinan-der zusammen und stellen gleichermaßen wichtige Kom-ponenten einer arbeitsmarktpolitischen Perspektive auf„Beschäftigungsfähigkeit“ dar. Im Konzept der hier vorge-stellten Studie wurde insbesondere der letztgenannte Aspektzu erfassen versucht, um den aus den genannten Gründenauf individuelle Merkmale eingeschränkten Fokus auf Be-schäftigungsfähigkeit um den für den Aktivierungsprozessund Arbeitsmarkterfolg nicht unwesentlichen Bereich dessozialen Umfelds zu erweitern.

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3.2 Empirische Anknüpfungspunkte

Unabhängig davon, dass bislang in der Fachliteraturkeine konkreten Operationalisierungskonzepte für Be-schäftigungsfähigkeit vorliegen, existieren jedoch in derEvaluationspraxis, insbesondere zu kommunalen Ar-beitsförderungsmaßnahmen sowie zur Unterstützung derpraktischen Beratungs- und Vermittlungstätigkeit derArbeitsverwaltung Diagnosemodelle und -konzepte, diezur Einschätzung der Arbeitsfähigkeit Arbeitsuchenderbzw. Arbeitsloser genutzt werden. An diese kann beider Entwicklung eines forschungspraktisch orientiertenMesskonzepts für Beschäftigungsfähigkeit angeknüpftwerden. Es handelt sich insbesondere um Profiling-Modelleder Bundesagentur für Arbeit, die seit der Einführungeiner obligatorischen Eignungsfeststellung durch das Job-AQTIV-Gesetz im Jahr 2002 und in Fortführung dessen indiversen Handreichungen und Fachkonzepten der Bundes-agentur zum beschäftigungsorientierten Fallmanagementund zur Feststellung von Integrationsfortschritten für denRechtskreis SGB II entwickelt worden sind.

Des Weiteren wurden im Zusammenhang mit der wis-senschaftlichen Begleitforschung zu arbeitsmarktpolischenMaßnahmen, insbesondere für Langzeitarbeitslose und Per-sonen mit besonderen Vermittlungshemmnissen, standardi-sierte Befragungsinstrumente entwickelt, mittels derer dieTeilnehmer vor und nach diesen Maßnahmen in Bezug aufpsychosoziale Situation, gesundheitlichen Zustand, Arbeits-motivation etc. befragt wurden.

Tabelle 2 gibt einen Überblick über die in den Profiling-und Diagnosekonzepten der Bundesagentur für Arbeit undden sozialwissenschaftlichen Evaluationsstudien enthal-tenen Analysedimensionen, die bei der Entwicklung desvorgestellten Messkonzepts für Beschäftigungsfähigkeitberücksichtigt wurden.7

4 Untersuchungsansatz und -methoden

Der gewählte Untersuchungsansatz kann zusammenfassenddurch folgende vier Komponenten beschrieben werden:

1. Befragung von arbeitslosen Personen aus den Rechtskrei-sen SGB III und SGB II mittels eines hierfür neu entwi-ckelten Fragebogens.

7 Das von der Bundesagentur für Arbeit für den SGB-II-Bereich entwi-ckelte Betreuungsstufenkonzept zur Erfassung der Integrationsfortschritteim Beratungs- und Betreuungsprozess wurde ab Mitte 2007 als vorläufigerEntwurf zirkuliert. Es konnte deswegen bei der Konzeptentwicklung dieserStudie nicht mehr explizit berücksichtigt werden. Es enthält aber gegenü-ber den zuvor publizierten fachlichen Konzepten der Bundesagentur keinebedeutsamen weiteren inhaltlichen Aspekte. Die dort enthaltenen inhalt-lichen Dimensionen, Kategorien und Indikatoren sind weitestgehend denbisherigen konzeptionellen Arbeiten der Bundesagentur entnommen, dieim Rahmen der Konzeptentwicklung bereits rezipiert worden sind.

2. Hauptkomponentenanalysen („Faktorenanalysen“) zurVariablenreduktion und Identifizierung empirischer Di-mensionen von Beschäftigungsfähigkeit.

3. Nachträgliche Verknüpfung der Befragungsdaten mit In-formationen über den Erwerbsstatus zu unterschiedlichenZeitpunkten nach Abschluss der Befragung.

4. Probit-Schätzungen zur Überprüfung der Integrationsre-levanz der im zweiten Schritt identifizierten Indikatorenauf Grundlage der Informationen über den tatsächlichrealisierten Arbeitsmarkteintritt.

Gemäß diesem methodischen Ansatz verfügen Personen,die mindestens gleich hohe Werte bei den im 4. Schrittermittelten Indikatoren aufweisen wie diejenigen, die nachder Befragung einen Arbeitsplatz gefunden haben, über dasindividuelle Potenzial zur Arbeitsaufnahme. Eine Messungeiner Aufrechterhaltung oder Erweiterung dieses Potenzialsist nur im Rahmen einer Panelbefragung mit mindestenszwei Messzeitpunkten möglich.

Auf die Punkte 2. Datenreduktion mittels Hauptkompo-nentenanalysen und 4. Probit-Schätzungen zur Integrations-relevanz der identifizierten Indikatoren wird in Abschn. 4im Rahmen der Ergebnisdarstellung detailliert eingegangen.Zuvor wird im Folgenden noch kurz die Datengrundlage inForm des Stichproben- und Erhebungskonzepts erläutert.

4.1 Ad 1: Befragungs- und Stichprobenkonzept

Aus methodischen und inhaltlichen Erwägungen heraus sindgrundsätzlich alle drei gebräuchlichen Varianten der Um-frageforschung, die schriftliche, die persönlich-mündliche(facte-to-face) und die telefonische Befragung als geeignetanzusehen. Aufgrund des konkreten Forschungszusammen-hangs als methodische Vorstudie für eine telefonische Be-fragung8 wurde auch die vorliegende Methodenstudie tele-fonisch durchgeführt.

Um in der Stichprobe eine möglichst große Variationder Arbeitslosigkeitsdauer – und damit einer eng mit derBeschäftigungsfähigkeit zusammenhängenden Größe – un-ter den Befragten zu erhalten, wurden Personen sowohlaus dem Leistungsbezug ALG II als auch im Leistungs-bezug ALG I einbezogen. Für die Befragten aus letztererGruppe wurde zusätzlich die Bedingung eingeführt, erstseit maximal drei Monaten vor Befragungsbeginn arbeitslosgeworden und zuvor erwerbstätig gewesen zu sein. Somitunterscheidet sich die Gruppe der befragten, typischerweiselangzeitarbeitslosen ALG-II-Beziehenden deutlich von derspeziell ausgewählten (Vergleichs-)Gruppe der kurzzeitar-beitslosen ALG-I-Beziehenden, die annahmegemäß noch

8 Es handelt sich hierbei um die zwei Befragungswellen umfassende SGB-II-Kundenbefragung des Untersuchungsfeldes 3 der Evaluation der Experi-mentierklausel nach SGB II.

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Operationalisierung von „Beschaftigungsfahigkeit“ – ein methodischer Beitrag zur Entwicklung eines Messkonzepts 11

Abmeldegrund Missing./ nicht inte- integriertk.A. griert („0“) („1“)

0 Keine Abmeldung – x –1 Durch BA/ARGE vermittelt – – x2 Durch ARGE vermittelt – – x3 Durch Beteiligung BA/ARGE integriert – – x5 Wiedereinstellung beim gleichen Arbeitgeber – – x6 Selbst gesucht – – x7 Durch Bewerber in Job-Borse gefunden – – x8 Durch beauftragten Dritten vermittelt – – x9 Vermittlung durch private Arbeitsvermittler – – x10 Selbstandig – – x12 Wehr-/Zivildienst x – –14 Erwerbstatigkeit ohne nahere Angabe – – x15 Verbleib im aktuellen Beschaftigungsverhaltnis x – –16 FbW oder Deutschsprachlehrgang – x –17 Betriebliche Ausbildung – – x18 Schulische Ausbildung – x –19 Sonstige Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik – x –21 Krankheit, Arbeitsunfahigkeit, Kur, Heilverfahren, Mutterschutz – x –22 Nichterneuerung der Meldung – x –23 Fehlende Verfugbarkeit Mitwirkung – x –24 Sonderregelungen z. B. §§ 125, 428, 429 SGB III – x –25 Ausscheiden aus dem Erwerbsleben – x –27 Nichtaktivierung gem. § 10 SGB II x – –29 Betreuung durch zugelassenen kommunalen Trager x – –30 Sonstige Grunde oder unbekannt x – –31 Beendigung der Hilfebedurftigkeit x – –33 Keine Angabe/sonstige x – –

Tabelle 3 Kodierung derVariablen „Arbeitsmarkt-integration“ auf Basis derInformationen aus dem„reduzierten Verbleibs-nachweis“ der BA(Abmeldegrund ausArbeitslosigkeit)

über eine vergleichsweise hohe Beschäftigungsfähigkeitverfügen dürften.

Die Vorstudie wurde nur in Regionen durchgeführt, indenen die Umsetzung der Grundsicherung für Arbeitslose(SGB II) in die Zuständigkeit der ARGEn fällt, weil dort fürdie im Rechtskreis SGB II betreuten Befragungspersonennahezu flächendeckend Telefonnummern vorhanden warenund eine problemlose Verknüpfbarkeit mit den Datendes BA-Systems, insbesondere mit dem für die Studiezentralen „Verbleibsnachweis“, d. h. des Erwerbsstatus zueinem späteren Zeitpunkt, technisch gegeben war.9 Darüberhinaus wurde die Befragung auf möglichst wenige Kreisebeschränkt, um die Einflussfaktoren regionaler Rahmenbe-dingungen für diese experimentelle Studie möglichst geringzu halten.10 Schließlich wurde der befragte Personenkreisauf 18- bis 57-Jährige eingeschränkt.

9 Dies war zum damaligen Zeitpunkt für die durch die zugelassenen kom-munalen Träger betreuten SGB-II-Kunden nicht durchgängig möglich.10 Basierend auf der IAB-Regionaltypologie für den SGB-II-Bereich (Blienet al. 2006) wurden 43 ARGE-Kreise aus sechs IAB-Typen ausgewählt, ausdenen vier Regionaltypen gebildet wurden: West-Stadt, West-Land, Ost-Stadt, Ost-Land. Die dennoch relativ hohe Zahl von 43 Kreisen war erfor-derlich, weil aus Datenschutzgründen pro Kreis nicht mehr als rd. 20% derGrundgesamtheit der SGB-II- oder SGB-III-Kunden für die Stichprobe ge-zogen werden durften. Nähere Angaben zur Stichprobe und Durchführungder Befragung sind Tabelle 11 im Anhang zu entnehmen.

4.2 Ad 2: Verknüpfung der Befragungsdatenmit Informationen über späteren Erwerbsstatus

Die Adressen bzw. Telefonnummern der Befragungsper-sonen wurden dem Befragungsinstitut vom Institut fürArbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) auf Grundlageeines Vertrags zur Überlassung von Sozialdaten zu For-schungszwecken nach § 75 SGB X zur Verfügung gestellt.11

Die Zusatzinformationen zur realisierten Arbeitsmarktinte-gration auf Grundlage des „eingeschränkten Verbleibsnach-weises“ der BA wurden zu späteren Zeitpunkten nachgelie-fert. Er beruht auf den von den Vermittlungsfachkräften beiden Arbeitsagenturen und ARGEn in der entsprechendenVerwaltungssoftware vorgenommenen Eintragungen zumStatus „arbeitslos/arbeitsuchend“ sowie bei „Abmeldung“aus Arbeitslosigkeit den Grund der Abmeldung.12

11 Stichprobenziehung, Datenaufbereitung und Datenlieferung erfolgteüber IAB-ITM (IT- und Informationsmanagement am Institut für Ar-beitsmarkt- und Berufsforschung). Unser Dank gilt den dortigen Kollegin-nen und Kollegen für die kompetente und stets kooperative Zusammen-arbeit.12 Die statistischen Informationen aus dem BA-Fachverfahren VerBIS bzw.coArb werden bei BA und IAB „eingeschränkter Verbleibsnachweis“ ge-nannt, sofern der Arbeitsmarktstatus lediglich auf den entsprechenden Ver-merken der Berater/Vermittler beruhen und noch nicht mit den Arbeitge-bermeldungen an die Sozialversicherungsträger abgeglichen worden sind.

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12 H. Apel, M. Fertig

Für die Studie wurden die Informationen aus dem Ver-bleibsnachweis in die dichotom (1/0) kategorisierte Variable„integriert“ vs. „nicht integriert“ zusammengefasst. Alsintegriert wurde gezählt, wer auf dem ersten Arbeitsmarkteine Stelle gefunden hat oder in eine betriebliche Ausbil-dung mündete. Bei denjenigen Personen, die als „nichtintegriert“ eingestuft wurden, sollte sichergestellt sein, dassder Prozess der Aktivierung und Arbeitssuche nicht durchanderweitige Gründe, etwa durch Wehr- oder Ersatzdienstoder Betreuungsverpflichtungen, unterbrochen wurde. Einuneindeutiger Fall liegt auch beim Abgang aus Arbeitslo-sigkeit mit Verbleib im aktuellen Beschäftigungsverhältnisvor. Zwar kann hier in der Regel das Vorhandensein vonBeschäftigungsfähigkeit unterstellt werden, aber mögli-cherweise nicht in dem Sinne, dass im Zuge der Einstellungeine aktuelle Überprüfung und Bestätigung der Beschäfti-gungsfähigkeit durch den Arbeitgeber stattgefunden hätte.Aus diesem Grund wurden diese Fälle nicht berücksichtigt(Tabelle 3).13

Die Statusmeldung aus der Arbeitsvermittlung liegt fürdie Befragten für drei Zeitpunkte vor, für sechs, neun undzwölf Monate nach Stichprobenziehung. Da die Befragungetwa einen Monat nach Stichprobenziehung begonnenwurde und insgesamt rund einen Monat dauerte, stellen sichdie Zeiträume der Statusinformationen, bezogen auf denBefragungszeitpunkt wie folgt dar (Tabelle 4).

Tabelle 4 Zeitraume der vier Informationen zur Arbeitsmarktinte-gration auf Basis des „reduzierten Verbleibsnachweises“ bezogenauf den Befragungszeitpunkt

Arbeitsmarktstatus Zeitraum nach Befragungszeitpunkt

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5 Ergebnisse

5.1 Auswertungsschritt 1:Datenreduktion mittels Hauptkomponentenanalyse

Ausgangspunkt der Analysen zur Identifizierung relevanterund trennscharfer Indikatoren von Beschäftigungsfähigkeit

Dieser sogenannte „erweiterte Verbleibsnachweis“ kann erst mit einer zeit-lichen Verzögerung von mehreren Monaten bezogen werden.13 Probehalber wurden die nachfolgend vorgestellten Probit-Modelle auchmit einer alternativen Variante der Outcome-Variablen geschätzt, bei der dieFälle mit Abgang aus Arbeitslosigkeit und Verbleib im aktuellen Beschäfti-gungsverhältnis nicht von der Analyse ausgeschlossen, sondern zu den „in-tegrierten“ Personen gezählt wurden. Nicht zuletzt wegen deren geringenZahl (32, das sind rd. 0,9% der einbezogenen Stichprobe) sind die Schätz-ergebnisse beider Varianten praktisch identisch. Die Schätzergebnisse sindauf Wunsch bei den Autoren erhältlich.

stellen die in Tabelle 5 aufgelisteten Variablen dar. UnterEinbeziehung aller Antwortitems sind dies insgesamt 77Variablen.

Zusätzlich zu den in Tabelle 5 aufgeführten Items zuEinstellungen, Werten, Aktivitäten, Gesundheit, sozialerSituation etc. wurden Fragen zur Demografie (Alter, Ge-schlecht, Schul- und Berufsausbildung, etc.) und weiterenbeobachtbaren Personenmerkmalen (wie Haushaltsgröße,Zahl und Alter der Kinder, Betreuungsverpflichtungen,Arbeitsmarktstatus vor Arbeitslosigkeit) in den Fragen-katalog aufgenommen. Bei der Fragebogenentwicklungwurde darauf geachtet, bei den Frageformulierungen undAntwortvorgaben auf bewährte Fragen aus anderen Studienzurückzugreifen, um eine möglichst weitgehende An-schlussfähigkeit der Resultate zu gewährleisten. Letzterestrifft insbesondere auf die IAB-Querschnittsbefragung„Lebenssituation und soziale Sicherung 2005“ zu.14

Die Zuordnung der verschiedenen Items zu den sechsDimensionen wurde vorgenommen, um die Hauptkompon-entenanalysen zur Datenreduzierung thematisch vorzus-trukturieren. Diese Zuordnung sowie die Auswahl derDimensionen sind keineswegs zwingend. Beispielsweisekönnen Items zur Abbildung bestimmter Persönlichkeits-merkmale wie „Ausdauer“ oder „Eigeninitiative“ sowohldem Bereich der extrafunktionalen Fähigkeiten („softskills“) oder der Motivationsebene, im Sinne intrinsischerMotivation, zugeordnet werden. Die hier vorgenommeneKategorisierung spiegelt das Interesse wider, auch die unterarbeitspsychologischer Perspektive wichtige Dimension derArbeitsmotivation abbilden zu können.

Für jede der sechs Dimensionen wurde eine Hauptkom-ponentenanalyse (Principal Component Analysis, PCA)durchgeführt. Jede der sechs Hauptkomponentenanalysen15

ergab zwei oder drei „Faktoren“ (Hauptkomponenten),sodass als Gesamtresultat dieses ersten Analyseschritts 18Faktoren, d. h. empirisch unterscheidbare Antwortdimen-sionen vorlagen. Tabelle 6 fasst die Resultate der sechsHauptkomponentenanalysen zusammen und stellt zur Ver-anschaulichung der Faktoren zusätzlich deren Zusammen-hang mit der von den Befragten angegebenen Dauer derArbeitslosigkeit dar. Der in der rechten Spalte ausgewiesene

14 Der Fragebogen der Studie kann auf Anfrage über die Autoren bezogenwerden.15 Es handelt sich hierbei um Hauptkomponentenanalysen (PCA) mit an-schließender orthogonaler Rotation der Hauptachsen (Faktoren). Aus spra-chlichen Gründen wird im Folgenden auch von Faktoren oder Faktore-nanalysen gesprochen. Faktoren und Hauptkomponenten werden hier alssynonym gebraucht, obwohl es sich streng genommen immer um Haupt-komponenten handelt. Die Anzahl der zu extrahierenden Komponenten(Faktoren) orientierte sich am sogenannten Kaiser-Guttman-Kriterium (Ei-genwert >1.0), wonach die zu extrahierenden Faktoren mindestens sovielVarianz aufklären müssen wie die einzelnen Originalvariablen.

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Operationalisierung von „Beschaftigungsfahigkeit“ – ein methodischer Beitrag zur Entwicklung eines Messkonzepts 13

Tabelle 5 In die Auswertungen einbezogene Variablen

I. Handlungsebene Arbeitsuche und Weiterbildung • „Organisationsfahigkeit“• Arbeitsuche in den letzten 4 Wochen • „Auffassungsvermogen“• Art der Arbeitsuche • „Entscheidungsfahigkeit“• Vorstellungsgesprache, letzte 6 Monate • „Verantwortungsbereitschaft“• Weiterbildungsaktivitat, letzte 12 Monate • „Lernfahigkeit“

II. Motivationale Ebene c) Selbstbild Basisqualifikationena) intrinsisch • Lesen• Weitbildung aus Eigeninitiative • Schreiben• „Ausdauer“ • Rechnen• „Eigeninitiative“ • E-Mails schreiben

• Ausdrucksfahigkeitb) extrinsisch • Internetrecherche• „Das Wichtigste an der Arbeit ist, dass ich ordentlich verdiene“• „Arbeit unwichtig, solange man abgesichert ist“ V. Sozialer Kontext/Vernetzung• „Arbeitsaufnahme wurde nur Pfandung des zusatzlichen a) Soziale Vernetzung

Einkommens bedeuten“ • „Treffe mich haufig mit Freunden“• „Weiß, dass ich gebraucht werde“

III. Konzessionsbereitschaft • „Kenne nicht viele außerhalb meiner Familie“a) Arbeitsbedingungen • „Habe nur kleinen Bekanntenkreis“• Langer Weg zur Arbeit (uber 1,5 Std. einfach)• Ungunstige oder wechselnde Arbeitszeiten b) Soziale Unterstutzung• Arbeit unter fachlichem Konnen (Uberqualifikation) • „Erfahre Unterstutzung bei Arbeitsuche durch Freunde/Familie“• Unangenehme Arbeitsbedingungen (z. B. Larm, Schmutz) • Wichtige Unterstutzer und Ratgeber der letzten 12 Monate• Wechsel des Wohnorts • „Familie/Partner/Freunde interessieren sich fur meine Arbeit“• Berufswechsel oder Wechsel bisheriger Tatigkeiten• Befristeter Arbeitsvertrag c) Soziales Umfeld

• „Kenne viele, die arbeitslos sind oder waren“b) Verdienst • „Viele meiner Freunde sind beruflich erfolgreich“• Niedriges Arbeitseinkommen • „Habe auch Bekannte, die arbeitslos waren und jetzt gute Arbeit• Geringeres Einkommen als fruher gefunden haben“• Geringeres Einkommen als vergleichbare andere • „Viele meiner Bekannten kommen auch ohne geregelte Arbeit• Nur geringfugige Erhohung des HH-Einkommens zurecht“

IV. Kognition eigene Fahigkeiten d) Private/familiare Situationa) Selbstbild Beruf • Verfugbarkeit in den nachsten 14 Tagen• Berufsbild vorhanden • „Kann nicht arbeiten wg. Betreuungsverpflichtung“• Selbsteinschatzung der Arbeitsmarktchancen • „Kann nicht arbeiten wg. familiarer Konflikte“• „Kann mich gut verkaufen“• „Habe gute Qualifikation“ VI. Psychische und somatische Gesundheit• „Habe gute Arbeitserfahrung“ • Globalbewertung Gesundheit

• Nennung einzelner gesundheitlicher Beschwerdenb) Selbstbild extrafunktionale Qualifikationen • Dauer der taglichen Arbeitsfahigkeit• „Sorgfalt“ • „Bin oft lustlos und niedergeschlagen“• „Lernbereitschaft“ • „Finde auch bei kritischen Ereignissen meist positiven Aspekt“• „Teamfahigkeit“ • Konzentrationsschwierigkeiten wg. Gesundheit, Drogen, Alkohol

η-Koeffizient stellt diesen statistischen Zusammenhang alsAssoziationsmaß dar.16

Die statistischen Zusammenhänge der Faktoren mit derArbeitslosigkeitsdauer können und sollen hier nicht kausalinterpretiert werden. Dies ist auf Grundlage bivariater

16 Der η-Koeffizient ist ein Maß zur Darstellung des statistischen Zusam-menhangs zwischen einer metrischen (hier: Faktorwerte) und einer ordinalskalierten Variable (hier: Dauer der Arbeitslosigkeit in Kategorien). Er kanngelesen werden wie der „übliche“ Pearson’s Korrelations-Koeffizient (r)für metrische Variablen und Werte zwischen –1 und +1 annehmen. Mitden Sternen (*) wird das Signifikanzniveau dieser statistischen Assoziationangegeben (vgl. auch Tabellenlegende).

Verteilungen, ohne Kontrolle durch weitere relevanteKovariate, nicht möglich und war auch nicht Zweck derMethodenstudie. Zudem stellt der Zusammenhang vonPersönlichkeitsmerkmalen mit der Dauer der Arbeits-losigkeit nur einen beschränkten Ausschnitt aus einemkomplexen Bedingungsgefüge dar, bei dem ohne weitereKenntnis der persönlichen, situativen und arbeitsmarkt-lichen Bedingungen nicht entschieden werden kann,inwieweit die individuellen Charakteristika als Ursache füreine (länger anhaltende) Arbeitslosigkeit oder als derenResultat anzusehen sind. Die statistischen Zusammenhängeder Faktoren mit der Arbeitslosigkeitsdauer werden hier

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14 H. Apel, M. Fertig

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Operationalisierung von „Beschaftigungsfahigkeit“ – ein methodischer Beitrag zur Entwicklung eines Messkonzepts 15

lediglich zur Veranschaulichung und Plausibilitätsabschät-zung der mittels PCA gewonnenen Antwortdimensionenvorgestellt. Deswegen soll auf Basis der vorliegendenDaten auch nicht der Frage weiter nachgegangen wer-den, in welcher Richtung „Wirkungsketten“ zwischenArbeitslosigkeitsdauer, (sich verfestigenden) Persönlich-keitsmerkmalen und Vermittlungshemmnissen zu denkenwären und welche Interventionsmöglichkeiten sich darausfür eine aktivierende Arbeitsmarktpolitik ergeben könnten.

Gemäß den in Tabelle 6 dargestellten Resultaten bildensich auf der Handlungsebene der aktiven Arbeitsuche undWeiterbildungsaktivität (PCA 1) drei Dimensionen ab. Zumeinen eine „generelle, eher unspezifische Arbeitsuche“(ASU1). Auf diesem Faktor laden vor allem die Items„Stellenanzeigen beantworten“, „Eigenbewerbung beiBetrieben“, „Internetrecherche“, „persönliche Kontaktenutzen“. Zum anderen hebt sich hiervon eine deutlichgerichtetere und intensivere Arbeitsuche in Form der„Aufgabe von Stellengesuchen und der Vorbereitung vonSelbstständigkeit“ (ASU2) ab. Quer zu diesen beiden Hand-lungsdimensionen stehen die Weiterbildungsaktivitäten(ASU3).

Alle drei Faktoren stehen in einem hochsignifikanten Zu-sammenhang mit der individuellen Arbeitslosigkeitsdauer.Allerdings weisen die η-Koeffizienten eine eher geringeStärke dieser Zusammenhänge aus. Die Mittelwerte derFaktorwerte in den fünf Kategorien der Arbeitslosigkeits-dauer verweisen darauf, dass die generelle Arbeitsuche(Faktor ASU1) im ersten Jahr der Arbeitslosigkeit etwasüberdurchschnittlich ausgeprägt ist (+0,15 bzw. +0,16),bei lange anhaltender Arbeitslosigkeit (2 Jahre und mehr)aber deutlich abnimmt (–0,25).17 Nach einer in der Praxisder Sozialforschung bewährten „Daumenregel“, erst einenMittelwertunterschied ab etwa 1/3 Standardabweichungenals relevant zu betrachten, kann dieser Zusammenhangals nennenswert angesehen werden, da zwischen den dreikleinsten Zeitkategorien (bis 12 Monate Arbeitslosigkeits-dauer) auf der einen und der größten Kategorie (2 Jahre undmehr) auf der anderen Seite ein Mittelwertunterschied vonrund 0,4 Standardabweichungen besteht.

Faktor ASU2 der spezifischen Arbeitsuche („Vorberei-tung Existenzgründung und Stellenanzeigen aufgeben“)weist hingegen keinen nennenswerten Zusammenhang mitder Dauer der Arbeitslosigkeit auf, wenngleich auch hier

17 Es handelt sich bei den angegebenen Faktorwerten um z-Werte, die sonormiert sind, dass der Mittelwert für die Gesamtstichprobe 0 und die Stan-dardabweichung 1 beträgt. Als Daumenregel zur Ergänzung der an die-ser Stelle geringen Aussagekraft von Signifikanzniveaus kann gelten, dassab einem Mittelwertunterschied von 1/3 Standardabweichung von nen-nenswerten Unterschieden zwischen den betreffenden Gruppen gesprochenwerden kann. Bei den hier und im Folgenden ohne weitere Maßeinheit an-gegebenen Werten handelt es sich, soweit nicht anders bezeichnet, immerum z-standardisierte Mittelwerte.

ersichtlich wird, dass das Aktivitätsniveau der Arbeitsuchemit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit abnimmt. DasAktivitätsniveau der beruflichen Weiterbildung (ASU3)schließlich steht in einem umgekehrt U-förmigen Zusam-menhang mit der Dauer der Arbeitslosigkeit. Im erstenHalbjahr und nach zwei Jahren der Arbeitslosigkeit ist esdeutlich geringer ausgeprägt (–0,07 und –0,11) als in derzweiten Hälfte des ersten Arbeitslosigkeitsjahres (+0,25).

Die Faktorenanalyse für den Bereich der motivatio-nalen Ebene (PCA II) ergab, dass sich auch auf Basisdes Antwortverhaltens eine „intrinsische“ (MOT1) undeine „extrinsische“ Ebene (MOT2) unterscheiden lassen.Auf Faktor MOT1 laden insbesondere die beiden Items„Ausdauer“ („Ich kann so lange bei einer Arbeit bleiben, bisich das gewünschte Ergebnis habe“) und „Eigeninitiative“(„Ich setze mir Ziele und verwirkliche diese ohne Anstößevon außen“), die auf eine eher innen geleitete Orientierungverweisen.18 Auf Faktor MOT2 laden im Wesentlichendie beiden Items „Das Wichtigste für mich an der Arbeitist, dass ich ordentlich verdiene“ und „Arbeit ist nicht sowichtig, solange man durch einen Partner/eine Partnerinanderweitig abgesichert ist“, die beide eine eher extrinsischbegründete Arbeitsmotivation zum Ausdruck bringen.19

Allerdings weist keiner der beiden Faktoren nennens-werte statistische Zusammenhänge mit der Dauer derArbeitslosigkeit auf. Allenfalls ist ein leicht negativerZusammenhang zwischen Dauer der Arbeitslosigkeit undintrinsischer Motivation zu erkennen sowie ein leichtgegenläufiger Trend bei der extrinsischen Motivation.

Die Konzessionsbereitschaft (PCA III), d. h. die Bereit-schaft, für einen Arbeitsplatz bestimmte Kompromisse ein-zugehen, teilt sich in drei unterschiedliche Aspekte auf. Zumeinen bildet sich eine Kompromissbereitschaft ab, die sichauf genuin berufliche und qualifikatorische Aspekte bezieht:„Berufswechsel, Arbeiten unterhalb des eigenen qualifika-torischen Niveaus oder unter unangenehmen Arbeitsbedin-gungen“ wird in Kauf genommen (KON1). Diese stehen al-lerdings in keinem nennenswerten Zusammenhang mit derDauer der Arbeitslosigkeit.

Als zweite eigenständige Ebene tritt eine „mobilitätsbe-zogene Konzessionsbereitschaft“ zutage. Ein erforderlicherWohnortwechsel, ein langer Weg zur Arbeitsstätte oderungünstige und wechselnde Arbeitszeiten werden inBetracht gezogen (KON2). Diese ist bei „mittlerer“ Ar-beitslosigkeitsdauer, zwischen einem halben und unter zweiJahren, etwas überdurchschnittlich häufiger anzutreffen(+0,14 und +0,15), nimmt danach aber ab (–0,10).

18 Diese Items entstammen der „Checkliste persönliche Fähigkeiten undFertigkeiten“ des in den KuZ genutzten Arbeitspakets 2 der BA für SGB-III-Kunden.19 Diese Items sind der IAB-Querschnittsbefragung 2005 entnommen.

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Der dritte Aspekt der Konzessionsbereitschaft beziehtsich auf den Verdienst (KON3). Die beiden Items „geringerVerdienst“ und „geringeres Einkommen als vergleichbareBeschäftigte“ weisen einen eindeutigen Zusammenhang mitder Dauer der Arbeitslosigkeit auf: Die Bereitschaft, auchfür vergleichsweise weniger Geld zu arbeiten, nimmt mitfortschreitender Arbeitslosigkeitsdauer kontinuierlich zu.Sie steigt von –0,18 in den drei ersten Arbeitslosigkeitsmo-naten bis auf +0,19 ab Beginn der Langzeitarbeitslosigkeit(ein Jahr und mehr).

Die Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten(PCA IV) gliedert sich in vier empirisch unabhängige Teil-aspekte. Der erste bezieht sich auf die verbal-sprachlichenAspekte zivilisatorischer Grundfertigkeiten: Lesen, Schrei-ben und Ausdrucksfähigkeit (SBQ1). Der zweite vereintbestimmte extrafunktionale Fertigkeiten: Sorgfalt, Orga-nisationsfähigkeit sowie Lernfähigkeit und -bereitschaft(SBQ2).20 Der dritte Kompetenzaspekt basiert auf guten Ar-beitserfahrungen und Qualifikationen (SBQ3), die gleichzei-tig ein berufliches Selbstbewusstsein begründen („Ich kannmich gut verkaufen“). Der vierte Faktor bildet die Internet-und Computerkompetenzen (SBQ4), also die Grundfertig-keiten der heutigen Informationsgesellschaft ab. Wie bei zu-sätzlichen, hier nicht weiter referierten Auswertungen sicht-bar wurde, spielen bei diesen erwartungsgemäß das Alterund eine höhere Schulbildung eine entscheidende Rolle.

Mit der Dauer der Arbeitslosigkeit stehen nur die beidenletztgenannten Aspekte in einem nennenswerten, aber nichtüberraschenden Zusammenhang. Das auf guten Berufser-fahrungen und Qualifikationen beruhende berufliche Selbst-bewusstsein ist ein Charakteristikum erst kürzlich arbeitslosgewordener Personen (bis unter 3 Monate: +0,26). Insbe-sondere ab dem zweiten Jahr der Arbeitslosigkeit nimmt esaugenfällig ab (2 Jahre und mehr: –0,33). Wir haben es hiermit dem stärksten statistischen Zusammenhang der Fakto-ren mit der Dauer der Arbeitslosigkeit zu tun: Die Mittel-wertabweichung zwischen der niedrigsten und der höchstenKategorie der Arbeitslosigkeitsdauer beträgt über eine halbeStandardabweichung (0,59). Es dürfte hingegen wenig ver-wundern, dass die Internetkompetenzen bei den über 2 Jahrearbeitslosen Menschen deutlich unterdurchschnittlich aus-geprägt sind (–0,24). Hier dürfte zum Ausdruck kommen,dass mangelnde Computer- und Internetkompetenzen heutein der Regel mit deutlichen Nachteilen auf dem Arbeits-markt einhergehen, die häufig aus der ungünstigen Kombi-nation von höherem Alter und geringer Qualifikation resul-tieren.

In der Faktorenanalyse zu den sozialen Rahmenbedin-gungen (PCA V) wurden vergleichsweise verschiedenartige

20 Die Items entstammen ebenfalls weitgehend der „Checkliste persön-liche Fähigkeiten und Fertigkeiten“ des KuZ-Arbeitspakets 2 für SGB-III-Kunden.

Aspekte und Lebenszusammenhänge zusammengefasst, diesich jedoch alle auf den Bereich der sozialen Integrationbeziehen. Hierunter fallen Indikatoren der sozialen Ver-netzung, der Unterstützung durch Familie und Freunde,eine ausschnitthafte Skizzierung des sozialen Milieusmittels einiger Aussagen zum Bekannten- und Freundes-kreis sowie Angaben zu familiär bedingten beruflichenHinderungsgründen.

Auf Grundlage der für diesen Bereich zunächst ein-bezogenen insgesamt 18 Variablen ließen sich mittelsFaktorenanalyse vier statistisch unabhängige empirischeDimensionen identifizieren. Die erste vereinigt „sozialeund familiäre Unterstützung“ (SOZ1) und verweist somitauf eine stabile soziale Integration bei jenen Personen, diebei diesem Faktor hohe Werte aufweisen. Folgende dreiVariablen sind die wichtigsten dieses Faktors. WichtigeUnterstützer und Ratgeber der letzten 12 Monate: „NaheVerwandte“, „Freunde, Bekannte, entfernte Verwandte“sowie „meine Familie/Partner/Freunde interessieren sich fürmeine Arbeit“.21

Der zweite Faktor, mit „desintegriertes soziales Umfeld“(SOZ2) beschrieben, bildet sich hauptsächlich aus hohenZustimmungswerten zu den drei Aussagen, „Ich kenneviele, die arbeitslos sind oder waren“ und „Viele meinerBekannten kommen auch ohne geregelte Arbeit aus“ sowieaus einer starken Verneinung der Aussage „Viele meinerFreunde sind beruflich erfolgreich“.

Auf den dritten Faktor bildet sich ein „großer Freundes-kreis“ (SOZ3) ab, während Faktor SOZ4 auf „familiäre Kon-flikte und Gebundenheiten“ verweist. Er umfasst zwei starkeHauptladungen der Items „Ich kann mich nicht um neueArbeit/Ausbildung kümmern, weil ich mich um die Kinderoder um pflegebedürftige Angehörige kümmern muss“ und„Ich kann mich nicht um neue Arbeit/Ausbildung kümmern,weil ich zurzeit zu viele familiäre Konflikte habe“ sowieeine Nebenladung zur oben erwähnten Aussage „Viele mei-ner Bekannten kommen auch ohne geregelte Arbeit aus“.

Alle genannten Faktoren zu den sozialen Rahmenbe-dingungen stehen – mit Ausnahme des Faktors SOZ4„familiäre Konflikte und Gebundenheit“ – in einem deutli-chen Zusammenhang mit der Arbeitslosigkeitsdauer: DieGruppe derer, die am längsten arbeitslos sind (2 Jahre undmehr), erfährt am seltensten soziale und familiäre Un-terstützung (SOZ1: –0,16), weist am häufigsten Merkmaleeines desintegrierten sozialen Umfelds auf (SOZ2: +0,21)und hat am häufigsten keinen großen Bekanntenkreis(SOZ3: –0,15). Auch die Zustimmung zur Aussage, wegenfamiliärer Betreuungsverpflichtungen und Konflikte nichtarbeiten zu können (SOZ4), findet sich in dieser Gruppe

21 Das Frageninventar entstammt in adaptierter Weise aus IAB-Quer-schnittsbefragung.

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Operationalisierung von „Beschaftigungsfahigkeit“ – ein methodischer Beitrag zur Entwicklung eines Messkonzepts 17

der seit mindestens zwei Jahren Arbeitslosen am häufigsten(+0,08).

Die erwähnten Zusammenhänge mit der Arbeitslosig-keitsdauer sind jedoch, wie weitere, hier nicht dargestellteAnalysen zeigen, teilweise von Alterseffekten überlagert:Familiäre und soziale Unterstützung (SOZ1) erfahreninsbesondere die Jüngeren. Sie nimmt mit zunehmendemAlter ab. Der Faktor SOZ2 des „desintegrierten sozialenUmfelds“ weist ebenfalls einen Alterseffekt, allerdings inumgekehrter Richtung, auf. Hier sind es vor allem die Jun-gen, die bei diesem Faktor überdurchschnittlich hohe Wertezeigen. Noch größer fällt dieser „Jugendlichen-Effekt“beim großen Freundeskreis (Faktor SOZ3) aus. Die sichauf Faktor SOZ4 abbildenden familiären Konflikte undGebundenheiten als Hinderungsgründe für die Aufnahmeeiner Erwerbstätigkeit weisen hingegen einen umgekehrtU-förmigen Zusammenhang mit dem Alter auf. Diesefinden sich am stärksten in der mittleren Altersgruppeder 35–44-Jährigen, in der jüngsten und ältesten Gruppehingegen am seltensten.

Die Faktorenanalyse zur körperlichen und zur psychi-schen Gesundheit, in die zunächst elf Items einbezogenwurde, bildet beide genannten Aspekte als empirischunabhängige Dimensionen ab: Faktor PSOM1 „körperlicheBeschwerden“ vereint insbesondere niedrige Antwortwerteauf die Frage, wie viele Stunden Arbeit man täglich durch-halten könne, und geringe Werte bei der Globalbewertungdes gegenwärtigen Gesundheitszustands. Gleichzeitig lädtauf diesem Faktor noch die Aussage, man könne sich wegendes gesundheitlichen Zustandes, z. B. wegen Alkohol,Drogen und anderer körperlicher Schwächen nur schwerauf Arbeit konzentrieren. Der auf eher psychische Be-schwerden hinweisende Faktor PSOM2 wird hauptsächlichgebildet aus der Zustimmung zum Item „Ich fühle michoft lustlos und niedergeschlagen“ und der Verneinung derAussage „Bei jedem noch so schlimmen Ereignis finde ichmeistens auch einen positiven Aspekt“.22 Beide Aussagenweisen in Richtung einer eher depressiven Grundhaltung.Dieser Eindruck wird verstärkt durch die ebenfalls nochhohen Ladungen der beiden gesundheitlichen Beschwerdenauf diesem Faktor: „Ärger mit den Nerven, Ängste“ und„Schlafstörungen“. Die beiden letztgenannten Items weisenjedoch auch nennenswerte Nebenladungen auf dem Faktorder somatischen Beschwerden (PSOM1) auf.

Auf Basis der insgesamt 77 ursprünglich in die Fakto-renanalysen einbezogenen Variablen konnten somit 18 Ant-wortdimensionen bzw. Komponenten von Beschäftigungs-

22 Die erwähnten Items sind unterschiedlichen Quellen entnommen: IAB-Querschnittsbefragung SGB II „Lebenssituation und Soziale Sicherung2005“ (Meßmann et al. 2008), Sozio-oekonomisches Panel (http://www.diw.de/deutsch/soep/29004.html), Trube 2005a sowie Eigenkreationen vonISG und Untersuchungsfeld 3 (ISG 2007).

fähigkeit bzw. sozialer Stabilisierung identifiziert werden,die in augenscheinlich plausiblen Zusammenhängen mit derDauer der Arbeitslosigkeit sowie mit einigen soziodemogra-fischen Merkmalen der Befragten stehen.

Um den Erhebungsaufwand zur Abbildung der identifi-zierten Dimension weiter zu verringern und das erforder-liche Variablenset zu konkretisieren, wurde im Anschluss andie faktorenanalytischen Auswertungen überprüft, ob sichdie 18 Faktoren bzw. Hauptkomponenten ohne größerenInformationsverlust durch Einzelvariablen ersetzen lassen.Denn die Faktoren stellen aus mehreren Originalvariablengebildete, „artifizielle“ Konstruktvariablen dar, deren Wertezum einen nicht ohne weiteres interpretierbar sind undzum anderen erfahrungsgemäß keine hohe Reliabilität auf-weisen, d. h. sie sind in einem anderen Befragungskontextmeist nur schwer reproduzierbar.

Zu diesem Zweck wurden die nachfolgend vorgestelltenProbit-Schätzungen testweise sowohl mit den Faktorwertenals auch mit den sogenannten „markierenden Variablen“der einzelnen Faktoren als „Prädiktoren“ durchgeführt.23

Diese vergleichenden Analysen ergaben, dass die einzelnenFaktoren/Komponenten durch die „markierenden Varia-blen“ ersetzt werden können, ohne dass sich nennenswerteVeränderungen der statistischen Zusammenhänge ergeben.Somit konnte der zunächst noch recht umfangreiche Varia-blenkatalog für die weitere empirische Bearbeitung auf einkompaktes Set von 18 Variablen zurückgeführt werden (vgl.Tabelle 7).

Mit den faktorenanalytischen Auswertungen konnten so-mit zwei wichtige Zwischenschritte realisiert werden:

1. Die Identifizierung plausibler Antwortdimensionen zurempirischen Abbildung unterschiedlicher Komponentenvon Beschäftigungsfähigkeit sowie

2. eine deutliche Reduzierung der hierfür erforderlichenVariablenmenge.

Inwieweit diese Variablen mit der Integrationswahr-scheinlichkeit assoziiert sind – und somit zu Recht alsIndikatoren für Beschäftigungsfähigkeit angesehen wer-den können – darüber sagen die vorgestellten bivariatenAssoziationen mit der von den Befragten angegebenenArbeitslosigkeitsdauer noch nichts aus. Hierzu sind, unterKontrolle wesentlicher soziodemografischer und weitererrelevanter Merkmale, Regressionen der einzelnen Variablenauf die faktisch realisierte Arbeitsaufnahme auf demregulären Arbeitsmarkt erforderlich. Diesem Zweck dienendie nachfolgend vorgestellten Probit-Schätzungen.

23 Als „markierende“ wird jeweils die Variable bezeichnet, die auf dementsprechenden Faktor am höchsten „lädt“, d. h. mit diesem am stärkstenkorreliert ist und ihn somit am besten repräsentiert.

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Tabelle 7 Die „markierenden“ Variablen der 18 Hauptkomponenten

Faktor/Komponente Markierende Variable

I. Arbeitsuche und Weiterbildungsaktivitat• ASU1: Generelle Arbeitsuche • Arbeitsuche in letzten 4 Wochen• ASU2: Vorbereitung Selbststandigkeit/Anzeigen aufgeben • Selbststandigkeit vorbereitet• ASU3: Weiterbildungsaktivitat • Teilnahme Weiterbildung letzte 12 Monate

II. Motivationale Ebene• MOT1: Intrinsische Motivation • Eigeninitiative: „Ich setze mir Ziele und verwirkliche diese

ohne Anstoße von außen“• MOT2: Extrinsische Motivation • „Das Wichtigste an der Arbeit ist, dass ich ordentlich verdiene“

III. Konzessionsbereitschaft• KON1: Bezuglich Tatigkeit (Berufswechsel) • Schwierigkeiten, die bei Arbeitsuche in Kauf genommen werden:

Berufswechsel oder Wechsel des bisherigen Tatigkeitsfeldes• KON2: Bezuglich Mobilitatsanforderungen • Schwierigkeiten, die bei Arbeitsuche in Kauf genommen werden:

Wechsel des Wohnorts• KON3: Bezuglich Verdienst • Schwierigkeiten, die bei Arbeitsuche in Kauf genommen werden:

Niedriges Einkommen

IV. Kognition eigene Fahigkeiten (Selbstbild)• SBQ1: Gute Grundfertigkeiten (Lesen, etc.) • Selbstbenotung im Bereich: Lesen• SBQ2: Gute extrafunktionale Qualitaten • Lernbereitschaft: „Ich finde es gut, immer wieder neue und andere

Erfahrungen zu machen“• SBQ3: Erfahrungen/Qualifikation/Selbstbewusstsein • „Ich habe gute Arbeitserfahrungen“• SBQ4: Internetkompetenzen • Selbstbenotung im Bereich: E-Mails schreiben

V. Soziale Rahmenbedingungen• SOZ1: Soziale und familiare Unterstutzung • Wichtige Unterstutzer und Ratgeber der letzten 12 Monate:

„Niemand hat mich wirklich unterstutzt“• SOZ2: Desintegriertes soziales Umfeld • „Ich kenne viele, die arbeitslos sind oder waren“• SOZ3: Großer Freundeskreis • „Ich treffe mich haufig mit Freunden und Bekannten“• SOZ4: Familiare Konflikte und Gebundenheit • Grunde fur fehlende Bereitschaft fur neue Arbeit oder Ausbildung:

„Ich habe z. Z. zu viele familiare Konflikte“

VI. Psychische und somatische Gesundheit• PSOM1: Korperliche Beschwerden • „Wie viele Stunden Arbeit taglich konnen Sie uber langere Zeit

durchhalten?“ (Skala)• PSOM2: Psychische Beschwerden • „Bei jedem noch so schlimmen Ereignis finde ich meistens auch

einen positiven Aspekt“ (Skala)

5.2 Auswertungsschritt 2: Probit-Schätzungenzur Integrationsrelevanz der Indikatoren

Wie oben bereits erläutert, liegen die Informationen zumArbeitsmarktstatus auf Basis des „eingeschränkten Ver-bleibsnachweises“ der Bundesagentur für Arbeit für diedrei Zeiträume 4–5, 7–8 und 10–11 Monate nach demBefragungszeitraum vor. Diese datentechnisch günstigeSituation wurde insbesondere dazu genutzt, Sensitivitäts-analysen vorzunehmen, in dem die in Tabelle 8 dargestelltenProbit-Modelle getrennt für diese drei Messzeitpunkte ge-schätzt wurden. Obwohl zwischen diesen drei Zeitpunktendeutliche Fluktuationen beobachtet werden können (vgl.Tabelle 9), liefern die drei Probit-Schätzungen sehr ro-buste Resultate (vgl. Tabelle 8 für den Zeitpunkt t3 mitden in den Anhangstabellen 12 und 13 dargestelltenProbit-Schätzungen für die Zeitpunkte t1 und t2).

Dieses Resultat werten wir zum einen als Hinweis aufrelativ reliable Ergebnisse bzw. robuste Zusammenhängezwischen den extrahierten Indikatoren und der Integrations-wahrscheinlichkeit. Zum anderen reicht es aufgrund derhohen inhaltlichen Kongruenz zwischen den drei Modellenaus, nur eines näher zu beschreiben. Da mit zunehmen-dem zeitlichen Abstand zwischen Befragungszeitpunktund dem Arbeitsmarktstatusinformation die statistischeErklärungskraft der Probit-Modelle leicht ansteigt (vonPseudo-R2 = 0,12 über 0,13 auf 0,15), stellen wir nachfol-gend das Modell für den Arbeitsmarktstatus zum spätestenZeitpunkt, also für knapp ein Jahr nach der Befragung, vor.

Zur Überprüfung der Integrationsrelevanz der ermit-telten 18 Kandidatenvariablen wurden sukzessive siebenProbit-Modelle geschätzt, und zwar jeweils für West- undOstdeutschland gemeinsam und getrennt (s. Tabelle 8).Modell 1 enthält als „erklärende“ Variablen zunächst nurbeobachtbare, sozio-demografische Merkmale (Geschlecht,

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Operationalisierung von „Beschaftigungsfahigkeit“ – ein methodischer Beitrag zur Entwicklung eines Messkonzepts 19

Tabelle 8 Schatzergebnisse der Probit-Modelle zur Integrationswahrscheinlichkeit zum Zeitpunkt t3 (marginale Effekte)

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Tabelle 9 Korrelation des Arbeitsmarktstatus (integriert ja/nein)zwischen den Messzeitpunkten

Korrelationskoeffizienten (r) t1 (4–5 Monate) t2 (7–9 Monate)

t2 (7–9 Monate) 0,64 –t3 (10–11 Monate) 0,50 0,75

Alter, Schul- und Berufsausbildung sowie Status unmit-telbar vor Arbeitslosigkeit) und schätzt deren Effekteauf die Arbeitsmarktintegration. In den Modellen 2 bis 7wurde die Zahl der „erklärenden“ Variablen stufenweiseum die Variablensets der sechs vorgestellten Dimensionenvon Beschäftigungsfähigkeit erweitert. Tabelle 8 weistdie Ergebnisse aller sieben für Ost und West gemeinsamdurchgeführten Schätzmodelle aus. Von den nach Ostund West getrennten Schätzungen werden nur die Mo-delle 1 (Basis-Modell) und 7 (Komplett-Modell mit allenVariablen) dargestellt.

Alle skalierten Variablen wurden zu „Dummy-Variablen“(0/1-Variablen) umgeformt. Die in Tabelle 8 kursiv darge-stellten Kategorien stellen die jeweils nicht in das Modellaufgenommenen Referenzkategorien dar, auf die sichdie in den Spalten ausgewiesenen marginalen Effekteder einzelnen Variablenkategorien beziehen.24 Der vonModell 1 zu Modell 7 kontinuierlich ansteigende Wert desPseudo-R2 deutet darauf hin, dass jede Hinzunahme einerder sechs Dimensionen von Beschäftigungsfähigkeit dieErklärungskraft des Probit-Modells etwas erhöht. Gegen-über Modell 1 hat sich die statistische Erklärungskraft inModell 7 durch die Hinzunahme der sechs Dimensionenvon Beschäftigungsfähigkeit und sozialer Stabilisierungverdoppelt (von 0,077 auf 0,154). Schließlich belegen auchdie durchgeführten Tests auf gemeinsame Signifikanz derBeschäftigungsfähigkeit sindikatoren, die Erklärungskraftder jeweiligen Variablengruppen.

Somit kann als ein zentrales Resultat festgehaltenwerden, dass die mittels Hauptkomponentenanalysenidentifizierten Indikatoren zur Beschäftigungsfähigkeit diestatistische Prognosekraft im Hinblick auf die Arbeits-marktintegration gegenüber einem Modell mit lediglichsozio-demografischen Merkmalen deutlich verbessert.Die Beschäftigungsfähigkeit sindikatoren enthalten alsozusätzliche, integrationsrelevante Informationen. DesWeiteren zeigt sich, dass die Komponenten von Be-schäftigungsfähigkeit die Erklärungskraft der einzelnen

24 Die marginalen Effekte lassen sich als Prozentwert interpretieren, um dendie abhängige Variable (hier: Integrationswahrscheinlichkeit) steigt bzw.sinkt, wenn – alle anderen Variablen als konstant vorausgesetzt – bei einemMerkmal der „erklärenden“ Variable anstelle der Referenzkategorie die je-weilige Merkmalsausprägung zutrifft.

sozio-demografischen Variablen sukzessive reduzieren. In„Komplett-Modell“ 7 weist beispielsweise das Geschlecht– zusätzlich zu den anderen in das Modell aufgenommenenVariablen – keinen signifikanten Zusammenhang mit derIntegrationswahrscheinlichkeit mehr auf. Nachfolgendwerden die wesentlichen Detailergebnisse zu den sechsDimensionen von Beschäftigungsfähigkeit und sozialerStabilisierung diskutiert.

Die durch drei Variablen repräsentierte Handlungsebeneder Arbeitsuche und Weiterbildungsaktivität weist in denModellen 2 bis 7 insgesamt durchgängig eine höchstsigni-fikante Assoziation mit der Integrationswahrscheinlichkeitauf.25 Insgesamt gesehen ist die generelle Angabe, in denvergangenen vier Wochen etwas zur Arbeitsuche unternom-men zu haben, die bedeutsamste der drei Variablen dieserGruppe. Sie hat zudem als einzige im Modell 7 sowohl fürWest- wie Ostdeutschland eine signifikante Assoziationmit der Integrationswahrscheinlichkeit. Auch die Aussageder Befragten, in den vergangenen Wochen die beruflicheSelbstständigkeit vorbereitet zu haben, erweist sich alssignifikanter Prädiktor einer Berufseinmündung.

Auf der Motivationsebene kommt der Variablen, welchedie extrinsische Orientierung repräsentiert (Zustimmung zurAussage: „Das Wichtigste an der Arbeit ist für mich, dassich ordentlich verdiene.“) eine deutlich wichtigere Rolle zuals jener, die eine intrinsische Orientierung widerspiegelt(Zustimmung zur Aussage: „Ich setze mir Ziele und ver-wirkliche diese ohne Anstöße von außen.“). Die extrinsischeMotivation zeigt in allen für Ost- und Westdeutschlandgemeinsam geschätzten Modellen (3 bis 7) einen signifikantnegativen Zusammenhang mit der Integrationswahrschein-lichkeit. Bei nach Ost und West getrennter Schätzung wirddiese negative Assoziation nur im westdeutschen Modellsignifikant. Die intrinsische Orientierung steht demgegenü-ber in einem eher positiven Zusammenhang mit der Integra-tionswahrscheinlichkeit, allerdings auf generell niedrigeremNiveau. Darüber hinaus ist dieser Zusammenhang nur inden Modellen 3 und 4 signifikant. Durch die zusätzlicheHinzunahme der Selbsteinschätzung der eigenen Qualifika-tion und Berufserfahrung verliert die Selbstaussage über dieinnengeleitete Orientierung an Erklärungskraft.

Von den drei unterschiedlichen Aspekten der beruflichenKonzessionsbereitschaft zeigt nur die Bereitschaft, eingeringes Einkommen in Kauf zu nehmen, durchgängigsignifikante Assoziationen mit der Integrationswahrschein-lichkeit. Die räumliche Mobilitätsbereitschaft wird lediglich

25 Dies ist im Übrigen auch bei allen anderen sukzessive einbezogenen Va-riablensets der Fall, sodass dieser Sachverhalt bei dem hier vorgestelltenModell für den Arbeitsmarktstatus t3 nicht weiter erwähnt werden soll.Anders verhält es sich allerdings bei den Probit-Modellen für die früherenZeitpunkte. Dort verlieren mit zunehmendem Differenzierungsgrad einigeder Variablensets ihre Signifikanz (vgl. Tabellen 12 und 13 im Anhang).

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im differenziertesten Modell 7 signifikant, die Bereitschaftfür einen Berufswechsel lediglich in der westdeutschenGruppe. Zu beachten ist, dass alle Formen der hier erfragtenKonzessionsbereitschaft in einem durchgängig negativenZusammenhang mit der Integrationswahrscheinlichkeit ste-hen. Wie aus obiger deskriptiver Betrachtung der Faktorendeutlich wurde, tritt die räumliche Konzessionsbereitschaftvor allem im „mittleren“ Bereich der Arbeitslosigkeitsdauerzwischen einem halben Jahr und unter zwei Jahren unddie Bereitschaft auf Einkommensverzicht erst nach Eintrittder Langzeitarbeitslosigkeit, also nach einem Jahr auf. Mitanderen Worten, die Konzessionsbereitschaft scheint vorallem ein Charakteristikum von Langzeitarbeitslosigkeitund resignativer Ausdruck der (vermutlich realistischen)Einschätzung zu sein, unter „normalen“ Marktbedingun-gen kaum noch eine Chance auf einen Arbeitsplatz zuhaben.

Der statistisch signifikante negative Zusammenhangzwischen „Konzessionsbereitschaft“ und Integrationswahr-scheinlichkeit ist sehr robust. Zu Testzwecken unter-nommene Probit-Schätzungen, in die zusätzlich zu denvorgestellten Variablen die Arbeitslosigkeitsdauer alsKovariate aufgenommen wurde, zeigten, dass trotz derdadurch bewirkten statistischen Kontrolle des Einflusses derArbeitslosigkeitsdauer auf die Integrationswahrscheinlich-keit, die Konzessionsbereitschaft weiterhin eine, wenn auchgeringere, Assoziation mit der Arbeitsmarktintegrationaufweist. Dies kann dahingehend interpretiert werden,dass eine durch eine länger anhaltende Arbeitslosigkeitbedingte Konzessionsbereitschaft im Sinne „unbeobachteterHeterogenität“ mit weiteren individuellen Charakteristika(z. B. Resignation) konfundiert ist, von der ein bislang nichtweiter erklärbarer, eigenständiger negativer Effekt auf dieIntegrationswahrscheinlichkeit ausgeht.

Von den vier Variablen, die zur Beschreibung des quali-fikatorischen Selbstbildes ausgewählt wurden, weisen nurzwei signifikante Assoziationen mit der Integrationswahr-scheinlichkeit auf. Bis in die höchste Differenzierungsstufedes Modells 7 ist dies nur für die Aussage der Befragtender Fall, über gute Berufserfahrungen zu verfügen. DieSelbstbewertung der Lesekompetenz, die stellvertretend undnahezu gleichlautend auch die Schreib- und Rechenkom-petenzen repräsentieren, sowie die Bewertung der eigenenInternetkompetenzen (E-Mail schreiben) zeigen generellkeinen eigenständigen Zusammenhang mit der Integrations-wahrscheinlichkeit. Dies kann dadurch erklärt werden, dassdie Selbstbewertung der zivilisatorischen Grundfertigkeiten(lesen, schreiben, rechnen, Internetkompetenzen), wie wei-tere Analysen ergeben haben, erwartungsgemäß stark mitdem formalen Ausbildungsniveau korrelieren und deswegenkeinen eigenständigen Effekt ausbilden, sondern vielmehrals ein dem Bildungsniveau nachgelagertes Phänomen be-trachtet werden kann.

Die Lernbereitschaft als Indikator für gute extra-funktionale Fertigkeiten (soft skills) weist zwar in denModellen 5 und 6 signifikante Zusammenhänge mit derIntegrationswahrscheinlichkeit auf, diese verlieren sich aberin Modell 7, bei dem die Aspekte der psychischen undsomatischen Gesundheit hinzukommen. Das Vorhandenseinguter Berufserfahrungen behält hingegen bis zu Modell 7eine eigenständige signifikante Assoziation mit der Inte-grationswahrscheinlichkeit, obwohl dieser Indikator, ähn-lich wie die IT-Kompetenz, stark mit dem Alter und demAusbildungsniveau der Befragten assoziiert ist.

Von den zur Beschreibung der sozialen Situation einbe-zogenen Variablen zeigen nur zwei eine statistisch relevanteAssoziation mit der Integrationswahrscheinlichkeit. Zumeinen der Indikator, der auf familiäre Konflikte verweist(„Habe zu viele familiäre Konflikte“) und zum anderenjener, der für ein soziales Umfeld mit vielen Arbeitslosensteht („Kenne viele Arbeitslose“). Ein soziales Umfeld mitvielen Arbeitslosen weist in West- und Ostdeutschland einestatistisch signifikante Assoziation auf, familiäre Konfliktehingegen nur im Westen.

Die Indikatoren für die körperliche und psychischeGesundheit (tägliche Arbeitsfähigkeit in Stunden und einepositive Lebenseinstellung) zeigen zusätzlich zu allen zuvoreinbezogenen Variablen zwar als Variablengruppe einesignifikant positive Assoziation mit der Arbeitsmarktinte-gration. Als Einzelindikator wird jedoch nur der auf dieeher körperliche Leistungsfähigkeit verweisende Indikatorzur Dauer der täglichen Arbeitsfähigkeit signifikant.

6 Schlussfolgerungen

Auf Basis der vorgestellten Resultate der Methodenstu-die zur Operationalisierung von Beschäftigungsfähigkeitkönnen folgende zentralen Erkenntnisse festgehalten wer-den. Erstens, Beschäftigungsfähigkeit ist – natürlich mitden benannten methodisch bedingten Einschränkungen,insbesondere der individuumszentrierten Fokussierung aufdie Angebotsseite des Matchingprozesses – im Rahmeneiner standardisierten Befragung von arbeitslosen ALG-II-Beziehenden operationalisierbar. Es lassen sich ausreichenddifferenzierende Indikatoren erfragen, die plausible, d. h.mit der Forschungsliteratur konforme und statistisch signi-fikante Zusammenhänge mit der Integrationswahrschein-lichkeit aufweisen.

Hierfür ist zweitens kein umfangreiches Frageninventarerforderlich. Die mittels des datenreduzierenden Verfahrensder Faktorenanalysen ermittelten Komponenten von Be-schäftigungsfähigkeit lassen sich mit einem kompakten undfür standardisierte Befragungen geeigneten Variablensetabbilden, das nur in moderatem Umfang Befragungszeitbeansprucht. Und drittens haben sich, neben den bekannten

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22 H. Apel, M. Fertig

Indikatoren mit positiver Assoziation Indikatoren mit negativer Assoziation

Aktive Arbeitsuche in den letzten vier Wochen Extrinsische ArbeitsmotivationVorbereitung der Selbststandigkeit Regionale MobilitatsbereitschaftGute Berufserfahrungen Geringe LernbereitschaftTagliche Arbeitsfahigkeit (6 h und mehr) Finanzielle Konzessionsbereitschaft

Bekanntenkreis mit vielen ArbeitslosenFamiliare Konflikte

Tabelle 10 Indikatoren derBeschaftigungsfahigkeit mitsignifikanten Assoziationenzur Integrationswahrschein-lichkeit

Effekten der mit den sozio-demografischen Merkmalen,insbesondere Alter, Geschlecht und Qualifikation, ver-bundenen „Vermittlungshemmnissen“, die in Tabelle 10dargestellten Variablen als signifikante Korrelate der Inte-grationswahrscheinlichkeit herausgestellt, sodass auf diesezukünftig bei der Messung von Beschäftigungsfähigkeitzurückgegriffen werden kann.

Allerdings muss beachtet werden, dass es sich hierbeilediglich um den ersten empirischen Schritt der Entwick-lung eines Messkonzepts für Beschäftigungsfähigkeit han-delt. Ausgehend von den Erfahrungen mit der Methoden-studie stehen folgende weitere Punkte zur Bearbeitung undKlärung an:

• Überprüfung der Integrationsrelevanz der Indikatoren fürunterschiedliche Zielgruppen. Zu klären ist, inwieweitssich die Ergebnisse für Frauen und Männer in unter-schiedlichen (erwerbs-)biografischen und familiärenSituationen replizieren lassen. Inwieweit wäre es ggf.sinnvoll, etwa für Männer und Frauen oder Ältere undJüngere unterschiedliche Indikatorensets zu verwenden?

• Überprüfung der Reliabilität in weiteren Untersuchung-skontexten. Möglichkeit hierzu bietet der demnächstals „Scientific Use File“ verfügbare Datensatz derumfangreichen SGB-II-Kundenbefragung des Untersu-chungsfeldes 3 der Evaluation der Experimentierklauselnach § 6c SGB II, zu der die hier vorgestellte Studie diemethodische Vorstudie darstellt. Sie verfügt aufgrundihres Paneldesigns über zwei Messzeitpunkte, an wel-chen die Beschäftigungsfähigkeit sindikatoren erhobenwurden.

• Besonderes Augenmerk ist bei den weiteren Arbeitenam Messkonzept der Dimension der Konzessionsbe-reitschaft zu widmen. Zu überprüfen ist zum einen,inwieweit die gefundenen negativen Zusammenhängemit der Integrationswahrscheinlichkeit bei allen Perso-nengruppen auftreten oder ob Konzessionsbereitschaftals resignatives Anzeichen einer Geringschätzung dereigenen Arbeitsmarktchancen sich nur in spezifischen– im Rechtskreis SGB II allerdings häufig anzutref-fenden – Arbeitslosigkeitssituationen ausbildet. Zumanderen wäre es weitere methodische Arbeiten wert, zuklären, ob es möglich ist, auch Aspekte von Konzes-

sionsbereitschaft zu identifizieren, die in einem positivenZusammenhang mit der Integrationswahrscheinlichkeitstehen, welche – zumindest für bestimmte Zielgruppen –die aktiv-gerichtete und erfolgreiche Bereitschaft reprä-sentieren, sich auf gewisse Flexibilitätserfordernisse desaktuellen Arbeitsmarkts einzulassen.

Als ein offenkundiges Resultat unserer empirischenArbeiten sehen wir folgende methodische Schlussfolgerungan: Beschäftigungsfähigkeit im Sinne der individuellenVoraussetzung von Arbeitsmarktfähigkeit kann und sollteimmer nur als Syndrom mehrerer Dimensionen verstandenund erhoben werden. Keiner der einbezogenen Aspektebzw. der hierfür herangezogenen Indikatoren kann fürsich allein als ausreichend belastbar und eindeutig angese-hen werden, „Beschäftigungsfähigkeit“ in relevanter Hin-sicht repräsentieren zu können. Ein Messkonzept zurOperationalisierung von Beschäftigungsfähigkeit kommtan einem grundsätzlichen mehrdimensionalen Ansatz nichtvorbei.

Kurzfassung

Der Beitrag stellt einen methodischen Vorschlag vor, derentwickelt wurde, um das in der Arbeitsmarktpolitik und-forschung bedeutsam gewordene Konstrukt von Beschäf-tigungsfähigkeit mittels eines kompakten, in standardisier-ten Befragungen einsetzbaren Indikatorensets messbar zumachen.

In Anknüpfung an in der Vermittlungs- und Beratungs-praxis sowie in der arbeitsmarktpolitischen Evaluationgenutzte Profiling- und Diagnoseinstrumente wurden sechsDimensionen von Beschäftigungsfähigkeit identifiziert, diefür die Situation von Langzeitarbeitslosen relevant und imRahmen einer standardisierten Befragung erfassbar sind:

• Handlungsebene Arbeitsuche und Weiterbildung,• motivationale Ebene,• Konzessionsbereitschaft,• Kognition der eigenen Fähigkeiten,• sozialer Kontext/Vernetzung und• psychische und somatische Gesundheit.

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Operationalisierung von „Beschaftigungsfahigkeit“ – ein methodischer Beitrag zur Entwicklung eines Messkonzepts 23

Diese heuristisch gewonnenen Dimensionen wurden inein exploratives Itemset übertragen und in einer Repräsenta-tivbefragung von 4.000 kurz- und langzeitarbeitslosen Per-sonen erprobt, ergänzt um weitere soziodemografische underwerbsbiografische Angaben. Wesentlich für den gewähl-ten methodischen Ansatz ist die zu einem späteren Zeitpunkterfolgte Verknüpfung der Befragungsdaten mit Daten derBundesagentur für Arbeit zum Arbeitsmarktstatus der Be-fragungspersonen ein knappes Jahr nach der Befragung.

Mittels Hauptkomponentenanalysen und Regressionen(Probit-Schätzungen) auf den Arbeitsmarktstatus (inte-griert vs. nicht integriert) konnte das zunächst umfang-reiche Itemset zur Abbildung der sechs Dimensionenauf 18 Einzelindikatoren reduziert werden, die signifikanteZusammenhänge mit der Integrationswahrscheinlichkeitaufweisen. Betrachtet man einen im Untersuchungszeitraumerfolgten Abgang aus Arbeitslosigkeit wegen Beschäfti-gungsaufnahme als Beleg für eine vergleichsweise hoheBeschäftigungsfähigkeit und das Verharren in selbiger alsIndiz für eine vermutlich geringe Beschäftigungsfähigkeit,können die extrahierten Variablen – wegen ihrer signifikan-ten Effekte bezüglich der Integrationswahrscheinlichkeit –als Indikatoren für Beschäftigungsfähigkeit angesehenwerden. Diese auf mentale, kognitive, somatische undsoziale Eigenschaften abzielenden Indikatoren erhöhen diestatistische Prognosekraft von Schätzmodellen zur Arbeits-marktintegration gegenüber einem Modell mit lediglichbeobachtbaren, sozio-demografischen Merkmalen als Prä-diktoren deutlich. Sie enthalten also zusätzliche, integra-tionsrelevante Informationen und ermöglichen es somit, denempirischen Fokus auf Beschäftigungsfähigkeit um bislangin der Arbeitsmarktforschung nicht gebräuchliche Kom-ponenten zu erweitern. Sie weisen folgende inhaltlichenBezüge zu Beschäftigungsfähigkeit bzw. Integrationswahr-scheinlichkeit auf:

Die Handlungsebene Arbeitsuche und Weiterbildungsteht in einem durchgängig starken Zusammenhang mit derIntegrationswahrscheinlichkeit. Insbesondere die generelleAngabe, in den vergangenen vier Wochen etwas zur Arbeit-suche unternommen zu haben, erweist sich als signifikanterPrädiktor einer Berufseinmündung und verweist somitpositiv auf Beschäftigungsfähigkeit.

Eine extrinsische Arbeitsmotivation („Das Wichtigste ist,dass ich ordentlich verdiene“) weist einen deutlich negativenZusammenhang mit der Berufseinmündung aus Arbeitslo-sigkeit auf, eine intrinsische Haltung hingegen ist eher posi-tiv mit ihr assoziiert, allerdings nur teilweise und auf gene-rell niedrigerem Niveau.

Von drei unterschiedlichen Aspekten beruflicher Kon-zessionsbereitschaft zeigt nur die Bereitschaft, für einenneuen Arbeitsplatz ein geringes Einkommen in Kauf zunehmen, durchgängig signifikante Assoziationen mit derIntegrationswahrscheinlichkeit. Räumliche Mobilitätsbe-

reitschaft sowie Flexibilität bezüglich eines erforderlichenBerufswechsels spielen eine deutlich untergeordnete Rolle,sie weisen nur teilweise signifikante Effekte auf. Zubeachten ist jedoch vor allem, dass alle erfragten Formender Konzessionsbereitschaft negativ mit der Integrations-wahrscheinlichkeit assoziiert sind. Sie scheint – entgegender zunächst aus der Beratungs- und Vermittlungspraxisübernommen Einschätzung – Charakteristikum einer langeandauernden Arbeitslosigkeit und resignativer Ausdruck derEinschätzung zu sein, unter „normalen“ Marktbedingungenkaum noch eine Arbeitsplatzchance zu haben.

Bezüglich des qualifikatorischen Selbstbildes weistinsbesondere die Aussage, über gute Berufserfahrungenzu verfügen, deutliche positive Effekte hinsichtlich derIntegrationswahrscheinlichkeit auf. Sie kann als verläss-licher Hinweis auf Beschäftigungsfähigkeit angesehenwerden. Die Abfrage von Einzelkompetenzen, etwa Lese-,Rechen- oder Internetkompetenzen bilden hingegen keineeigenständigen Effekte aus. Dies ist damit zu erklären, dassdie Selbstbewertung zivilisatorischer Grundfertigkeitenstark mit dem formalen Ausbildungsniveau korreliert istund ein dem Bildungsniveau nachgelagertes bzw. mit ihmredundantes Phänomen darstellt.

Aus dem Variablenbereich des sozialen Kontextesverweisen familiäre Konflikte und ein soziales Umfeld mitvielen Arbeitslosen erkennbar auf eine geringe Beschäfti-gungsfähigkeit im Sinne einer im Beobachtungszeitraumselten realisierten Beschäftigungsaufnahme. Die Indi-katoren für die körperliche und psychische Gesundheitzeigen zwar als Variablengruppe eine signifikant positiveAssoziation mit der Arbeitsmarktintegration. Als gesund-heitsbezogener Einzelindikator für Beschäftigungsfähigkeitwird jedoch nur eine auf die körperliche Leistungsfähigkeitbezogene Angabe zur Dauer der täglichen Arbeitsfähigkeitsignifikant.

Executive summary

Employability has become an important concept in labourmarket related programmes and debates. However, there isstill no empirical concept to measure employability. Thispaper proposes a methodical concept for capturing employ-ability in quantitative terms by developing a compact set ofindicators which can be implemented in standardised sur-veys.

Referring to profiling and diagnostic tools which havebeen used by employment agencies and previous evaluationstudies, six dimensions of employability were identi-fied as relevant and appropriate for the situation of thelong-term unemployed and suitable for standardised inter-viewing. These dimensions are:

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• activity level: job search and further education/training,• motivational level,• willingness to co-operate,• skills and capabilities,• social context/network and• mental and somatic health.

The heuristically chosen aspects or “components” of em-ployability were transformed into a large explorative set ofitems which was surveyed for a sample of 4,000 short-termand long-term unemployed individuals together with somesocio-demographic and employment history characteristics.Most importantly, the design of the survey allows us to linksurvey data with administrative data – provided by the Fed-eral Employment Agency – on participants’ labour marketstatus almost one year after the interview.

Using principal components analyses (PCA) and regres-sion (probit) models the originally quite large item set wasreduced to 18 indicators, which are still able to representthe six dimensions of employability adequately and displaysignificant associations with individual employment prob-abilities. These indicators, focussing on mental, cognitive,somatic and social attributes increase (roughly double)the predictive power of regression (probit) models foremployment, compared to models using socio-demographicand employment history characteristics alone. Hence, theycontain additional and relevant information and are there-fore able to enlarge the empirical focus on employabilityto include aspects which have not yet been utilised inlabour market research. Our empirical results suggest thefollowing relationships between indicators of employabilityand employment probabilities.

The activity level of job search and further education/training exhibits a significant and considerable associationwith employment probabilities throughout all of the estima-tions. In particular, being engaged in job-search activities(within the four weeks prior to the interview) turns out to bea significant correlate of the propensity to take up a job, andthus positively refers to employability. Extrinsic motivationto work (agreement with the statement “the most importantthing regarding work is that I earn enough money”) displaysa significant negative association with employment prob-abilities, whereas a more intrinsic work attitude is positively

associated with the likelihood of finding a job. The latterassociation is, however, not always significant and is quan-titatively smaller than the extrinsic motivation indicator.

Three different aspects of job-related willingness to co-operate were included in the analyses: willingness to changethe occupation, geographical mobility, and income conces-sion. Only the latter, i. e. the willingness to accept a lowerincome for a new job exhibits a significant relationship withthe individual employment probability throughout all of theestimations. The other two aspects are insignificant in themajority of cases. Interestingly, contrary to theoretical con-siderations, all three indicators of this employability dimen-sion exhibit negative associations with actual employment.This result suggests that these indicators rather reflect dis-couragement effects due to long-term unemployment, i. e.participants’ perception – or experience – that their labourmarket prospects are hopeless.

With respect to the self-perception of skills and cap-abilities our empirical results indicate that individualswho claim to have good job experience are more likelyto find a job. The correlation between this indicator andemployment probabilities is clearly positive and significantthroughout all the estimations. By contrast, the self-assessedlevel of specific competences, such as literacy, numeracy orinternet skills does not display significant associations. Thisis probably due to the fact that these indicators are highlycorrelated with the level of formal qualification. Thus,controlling for formal education renders them redundant.

Furthermore, we find that family conflicts and exposuretoo many unemployed individuals (i. e. indicators of socialcontext) are negatively associated with actual employmentand, hence, point towards a lower employability. Finally,the indicators for mental and somatic health exhibit a sig-nificant positive correlation with employment probabilities.This, however, only holds for the indicator group as a whole.Considering the individual indicators, only the self-assesseddaily working capacity displays a significant relationshipwith actual employment.

Danksagungen Die Autoren danken Bernhard Boockmann, MartinBrussig, Werner Friedrich, Oliver Krieg, Silke Mehlan, Torsten Schnei-der-Haase, Stephan L. Thomsen, zwei anonymen Referees sowie demzuständigen Herausgeber für wertvolle Hinweise und Kommentare.

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Anhang

Tabelle 11 Informationen zu Stichprobe und Durchfuhrung der Befragung

Ziehungszeitpunkt: 17. August 2006

Befragungszeitraum: 22. September bis 19. Oktober 2006

Befragungsgebiet: 43 Kreise aus 6 IAB-Regionaltypen, zusammengefasst zu vier Regionaltypen:Typ 1 = West stadtisch (Kreise aus IAB Typ 7 und 3)Typ 2 = West landlich (Kreise aus IAB Typ 8a)Typ 3 = Ost stadtisch (Kreise aus IAB Typ 7 und 5)Typ 4 = Ost landlich (Kreise aus IAB Typ 15)

Erhebungsmethode: Telefonische Befragung (CATI)

Interviewdauer: Durchschnittlich 25 min.Stichprobenausschopfung: Leistungsbezieher Alg II: 46,6%

Leistungsbezieher Alg I: 54,1%

Nettostichprobe nach Dauer Dauer Arbeitslosigkeit SGB III SGB IIder Arbeitslosigkeit Bis unter 3 Monate 1.030 77(Eigenaussage Befragte) 3 bis unter 6 Monate 725 91

6 bis 12 Monate 141 1761 bis unter 2 Jahre 64 4132 Jahre und mehr 23 1.186Weiß nicht, k. A. 17 57Insgesamt 2.000 2.000

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Tabelle 12 Schatzergebnisse der Probit-Modelle zur Integrationswahrscheinlichkeit zum Zeitpunkt t1 (marg. Effekte)

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Tabelle 13 Schatzergebnisse der Probit-Modelle zur Integrationswahrscheinlichkeit zum Zeitpunkt t2 (marg. Effekte)

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Helmut Apel, Studium der Sozialwissenschaften und der Soziologiean der Universität Würzburg und der Universität Marburg, 1988 Ab-schluss als Diplom-Soziologe. Von 1988 bis 1992 wissenschaftlicherMitarbeiter an der Universität Marburg und Siegen. 1992 Promotionzum Dr. Phil. am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften undPhilosophie der Universität Marburg. Anschließend Tätigkeit alsStudienleiter im Emnid-Institut bis 1997. Seit 1998 wissenschaftlicherMitarbeiter des Instituts für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik(ISG), Köln.

Forschungsfelder: Arbeitsmarktforschung, Evaluation arbeits-marktpolitischer Programme, „atypische“ Beschäftigung, europäischeForschungsförderung, Innovationsforschung.

[email protected]

Michael Fertig, Studium der Volkswirtschaftslehre an der UniversitätHeidelberg, 1997 Abschluss als Diplom-Volkswirt. Von 1997 bis2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Heidel-berg, 2002 Promotion. Von 2002 bis 2006 Forschungskoordinatorund stellvertretender Leiter des Kompetenzbereichs „Migration,Integration und Bildung“ am Rheinisch-Westfälischen Institut fürWirtschaftsforschung in Essen. Seit 2007 Geschäftsführer des Institutsfür Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG), Köln.

Forschungsfelder: Arbeitsmarktforschung, Evaluation arbeits-marktpolitischer Programme, Bildungsökonomik, Migrationsfor-schung.

[email protected]

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