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ORANGE Forschungsmagazin der Fachhochschule Dortmund 0106

ORANGE 0106 - COnnecting REpositories · die normale Atmung hohe Konzentrationen von Kohlendioxid sam-meln und die Insassen gefährden. Dies ist gerade im Hinblick auf die bevorstehende

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ORANGEForschungsmagazin der Fachhochschule Dortmund

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Nachwuchskräfte (m/w)

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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

wußten Sie schon, dass Orange zusammen mit Rot die größteWellenlänge im Nanometerbereich hat? Nein? Aber vielleicht,dass die Farbe Orange nicht nur den Puls erhöht, sondern dassman damit jeden Raum um drei bis vier Grad erwärmen kann -zumindest gefühlsmäßig.

Genau das wollen wir mit unserem neuen Forschungsmagazin„Orange“ erreichen: Wir möchten Ihren Pulsschlag erhöhenmit spannenden Forschungsprojekten aus der Fachhochschuleund wünschen uns, dass Sie sich beim Lesen angenehm wohlfühlen. Dass Orange nicht nur Titel des Magazins, sondernauch die signalstarke Hausfarbe der FH Dortmund ist, seinebenbei bemerkt.

„Orange“ bietet Ihnen künftig einmal pro Jahr Forschung zumGreifen und Be-greifen: Unsere journalistisch aufbereitetenBeiträge kommen allgemeinverständlich und reich bebildertdaher. Eine hundertprozentig exakte, aber trockene Wissen-schaftssprache von Experten für Experten werden Sie hier ver-geblich suchen. Dafür gibt es Fachzeitschriften. Die Fachhoch-schule Dortmund nutzt mit „Orange“ vielmehr ganz bewusstdie Chance, den Ingenieur für Design, die Sozialpädagogin fürMedizintechnik oder den Informatiker für Fotografie zu begeis-tern. Und natürlich freuen wir uns auch über Leserinnen undLeser aus ganz anderen Bereichen, die auf diese Weise unse-re Hochschule kennenlernen möchten. Entsprechend breitgefächert ist das Themenspektrum unserer ersten Ausgabe, zuder wir Ihnen viel Spaß beim Lesen wünschen.

Herzlichst Ihre

Redaktion Orange

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Inhalt

Impressum

Fachhochschule Dortmund - Orange

HerausgeberDer Rektor der Fachhochschule Prof. Dr. Eberhard Menzel

ChefredakteurJürgen Andrae

RedaktionHolger ElfesMartina Lode-GerkeEva-Maria Reuber

Titelgestaltung:Erdmann-Wittmaack, Dortmund

Titelbild:Gerd Erdmann-Wittmaack

Satz, Anzeigen und VerlagVMK Verlag für Marketing und Kommunikation GmbH & Co. KG67590 MonsheimFaberstraße 17Telefon: 0 62 43/9 09-0Telefax: 0 62 43/9 09-400E-Mail: [email protected]

DruckVMK-Druckerei GmbHFaberstraße 1767590 MonsheimTelefon: 0 62 43/9 09-110Telefax: 0 62 43/9 09-100E-Mail: [email protected]

Inhalt

Seite

Editorial 1

Der „Gasschnüffler“ 4Holger Elfes

Gegen „dicke Luft“ im Auto 6Holger Elfes

Revolutionärin im Kartenformat 8Eva-Maria Reuber

Virtuelle Welten: Mehr als tausend Bilder 13Eva-Maria Reuber

Die Pionierin 17Holger Elfes

Wie Inder und Deutsche voneinander 18lernen könnenHolger Elfes

Niemals allein und abgeschoben 21Eva-Maria Reuber

Performer Computer Interaction 27Martina Lode-Gerke

Die Energie aus dem Salzstock 31Eva-Maria Reuber

Der Meister des Lichts 35Holger Elfes

Super-Airbus hebt ab – Dank ELIAS 40Martina Lode-Gerke

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TechnologieZentrumDortmund - Freiraum für Innovatoren

Was 1984 auf der "Grünen Wiese" als Standortprojekt und Meilenstein im Strukturwandel des östlichenRuhrgebietes begann, ist heute zur tragenden Säule des Wirtschaftsraumes Dortmund geworden. Zum Zeitpunktseiner Gründung gehörte das TechnologieZentrumDortmund zu den ersten Zentren in Nordrhein-Westfalen bzw.Deutschland. Nach dem Vorbild des kalifornischen Silicon Valley sollten junge innovative Unternehmen für einenbegrenzten Zeitraum optimale Startbedingungen vorfinden, um ihre Unternehmensidee realisieren zu können.

Seitdem ist die Entwicklung des Zentrums und des angrenzenden Parks von Firmenwachstum, Flächenerweiterungund der Entwicklung innovativer technologischer Produkte und Dienstleistungen geprägt.

Das TZDO stellt den Unternehmen ein komplettes Infrastruktur- (Reinräume, S1/S2-Labore) und Servicepaket zur Verfügung. Das Angebot reicht von Kommunikationsein-richtungen wie Telefon, Fax, E-Mail, Internet/Intranet und strukturierte Verkabelung über Leistungen wie Empfangs- und Telefonservice, Messebeteiligungen und Veranstal-tungen, nationale sowie internationale Kontakt- und Kooperationsvermittlung bis hin zu umfangreichen Beratungsangeboten durch qualifizierte Spezialisten.

Konzeptionell ist das TZDO ein Entwicklungs- und Versuchszentrum für Prototypen und Vorserien in ausgewählten Technologiefeldern: Mikrosystemtechnologie,Software/Telekommunikation/Multimedia, Elektronik/Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV), Maschinenbau (Automatisierung/Robotik, Werkstofftechnik,Qualitätssicherung), Logistik/Materialfluss, Umwelttechnologie, Biomedizin/Proteomics. Neue Technologiefelder wie Photonik, Nanotechnologie oder Molekularelektronikkommen in den nächsten Jahren hinzu.

Kompetenzzentren markieren den weiteren Ausbau

In den letzten Jahren hat sich das TZDO verstärkt auf den Auf- und Ausbau von Kompetenzzentren in Technologiefeldern konzentriert, von denen besonders gute Wachs-tumspotentiale zu erwarten sind. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, die keine Entwicklungsinfrastruktur vorhalten können, stellen diese Kompetenzeinrich-tungen auch in der Funktion von Dienstleistern technisches Know-how zur Verfügung.

Mit dem BioMedizinZentrumDortmund (BMZ) mit der Fokussierung auf die Schnittstelle von Biotechnologie und Mikrostrukturtechnik in Kombination mit der Bio- undMedizininformatik besetzt das Zentrum mit der im Mai 2005 eröffneten Erweiterungsstufe ProteomKompetenzZentrum (PKZ) einen der am stärksten wachsendenAnwendungsmärkte dieser beiden Zukunftstechnologien.

Zur Stärkung und Ausbaus des regionalen Clusters Robotik und Automation hat das TechnologieZentrumDortmund ein "Robotic- und Automation-Center (RACe)" einge-richtet. Ziel des Projektes ist es, ein branchenspezifisches Netzwerk für kleine und mittlere Unternehmen der Automatisierungsbranche sowie für Hochschulen,Bildungsträger und weitere regionale Partner aufzubauen.

Des Weiteren betreut das TechnologieZentrumDortmund die Komptenzzentren: MST (Mikrostrukturtechnik), EMV (Elektromagnetische Verträglichkeit), AVT (Aufbau undVerbindungstechnik), den e-Port am Dortmunder Hafen für Unternehmen der e-Logistik und die B1st-Softwarefactory für junge IT-Unternehmen an der A40.

Seinem Anspruch, technologieorientierte Unternehmensgründungen zu fördern, wird das TZDO mit dem Projekt G-DUR "Gründungen durch Wissenschaftler in Dortmundund Region" gerecht. Die fünf Technologiezentren TEC5plus der Region Dortmund-Kreis Unna-Hamm haben für Gründungsinteressierte mit dem Regionalen Pre IncubatorCenter PINC ein spezielles Angebot entwickelt. Potentiellen Gründern steht für drei bis vier Monate kostenneutral ein ausgestatteter Büroraum sowie das gesamte Infrastruk-tur-, Service- und Beratungspotential der Technologiezentren zur Verfügung.

Das TechnologieZentrumDortmund und der TechnologieParkDortmund sind für technologieorientierte Unternehmen und Existenzgründer eine gute Adresse und ein reprä-sentatives Aushängeschild.

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Forschungsschwerpunkt Mikrosensorik

rdgas ist einer der wichtigsten Energieträger unse-rer Zeit und wird mittlerweile in über 18 Millionen

deutschen Haushalten eingesetzt. Zudem findet es Ein-satz in der Industrie und angesichts massiv gestiegenerBenzinpreise in Zukunft auch vermehrt als Kraftstoff inFahrzeugen. Wesentliche Vorteile sind sein günstigerPreis und die nahezu schadstofffreie Verbrennung.

In seinen natürlichen Vorkommen ist Erdgas fast farblosund geruchsfrei. Nicht unproblematisch für einen imPrinzip nicht ganz ungefährlichen Stoff, mit dem vieletechnische Laien quasi täglich umgehen. Erdgas ist beieiner Konzentration von 4,4 bis 16,5 Prozent in der Luftexplosionsfähig. Dem Gas werden vom VersorgerGeruchsstoffe zugemischt, die sogenannte Odorierung.Gibt es irgendwo ein Leck, macht sich das ausströmen-

de Gas durch seinen penetranten Gestank schnell bemerkbar.Zudem ist die Sicherheit gerade in Deutschland u.a. durch eine per-manente Verbesserung der Installationstechnik ausgesprochenhoch. Dennoch kommt es immer wieder zu folgenschweren Unfällenmit Personen- und Sachschäden. Jedes Jahr sind auch in Deutsch-land Todesopfer zu verzeichnen.

Ein zuverlässiges Warnsystem, das die Menschen vor ausströmen-dem Erdgas warnt, könnte diese Menschenleben retten. Aus diesemGrunde wurde am Institut für Mikrosensorik IfM der Fachhochschu-le Dortmund ein Sensorsystem entwickelt, mit dem austretende Erd-gas-Konzentrationen sicher und schnell aufgespürt werden können.Koppelt man ein solches Sensorsystem mit einer automatischenAbsperrvorrichtung, etwa einem Magnetventil, so lässt sich die Gas-zufuhr in das Haus im Gefahrenfall unterbrechen. Der Einsatz einesweiteren Erdgassensors z.B. in einer Küche mit Gasofen, der über

Holger Elfes

Der „Gasschnüffler“Am Institut für Mikrosensorik haben Forscher einen Erdgasdetektor entwickelt, der für mehrSicherheit in den Haushalten sorgen soll.

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Handlich uund rrobust: EEin EErdgassensor aauf dder BBasis dder IInfrarotabsorption, wwie ssie aan dderFachhochschule DDortmund eentwickelt wwerden.

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Forschungsschwerpunkt Mikrosensorik

Funk mit dem Erdgassensor und der Ventilansteuerung kommuni-ziert, ist zusätzlich möglich.

„In der Entwicklungsphase standen wichtige Aspekte für dieAnwendung in einem Privathaushalt im Vordergrund“, so Prof. Dr.Gerhard Wiegleb vom IfM. Die Zuverlässigkeit des Erdgassensorshabe hierbei die größte Priorität gehabt, um das Vertrauen unddie Akzeptanz in das Messsystem auf Jahre zu gewährleisten. Einweiterer zentraler Punkt war die Tauglichkeit für die Massenpro-duktion, um die Kosten für den Anwender so gering wie möglichzu halten.

Und so funktioniert der Sensor: Erdgas besteht zu 90 bis 98 Pro-zent aus Methan. Je nach Herkunftsgebiet sind als BegleitstoffeKohlendioxid, Stickstoff und höherwertige Kohlenwasserstoffe wieEthan, Propan oder Butan in unterschiedlichen Konzentrationenvorhanden. Der Erdgassensor basiert auf dem Verfahren der Infra-rot-Absorption und erfasst somit die Erdgas-Konzentrationenohne Querempfindlichkeiten zu sonstigen in der Umgebungsluftvorkommenden Bestandteilen wie Kohlendioxid, Luftfeuchtigkeitoder Reinigungsmittel-Nebel.

Die Infrarot-Strahlungsquelle und der eigentliche Detektor wurdenspeziell auf Methan abgestimmt. Der Sensor besteht aus einemKunststoffspritzteil, das durch eine zusätzliche optischeBeschichtung auch Funktionen der Strahlungsverteilung über-nimmt. Tritt in einem Gefahrenfall Erdgas durch die Öffnungen indie Messzelle wird ein Teil der Infrarot-Strahlung absorbiert. DerInfrarotstrahl wird sozusagen durch einen für das menschlicheAuge nicht sichtbaren „Methannebel“ gedämpft.

Jetzt kommt das „Herzstück“ des Geräts, die Sensorelektronik, insSpiel. Sie besteht aus einem Mikroprozessor, welcher die Aufgabehat, die Strahlungsquelle anzusteuern und das Detektorsignalauszuwerten. Bei Überschreitung einer definierten Erdgaskonzen-tration reagiert das Sensorsystem sofort und löst einen Alarm aus.Nachgeschaltete Sicherheitseinrichtungen, wie z.B. ein Magnet-ventil, unterbrechen dann die weitere Gaszufuhr in das Gebäude.Ganz so einfach, wie es sich anhört, ist das System allerdings

nicht. Das Infrarotlämpchen wird mit einer intelligentenAnsteuerung betrieben, um seine Lebensdauer zu verlän-gern. Und die Auswertung der Messsignale erfolgt übereinen komplexen Algorithmus. Dieser berücksichtigt u.a.etwaige Abweichungen des Messergebnisses durchWärme- oder Kälteeinflüsse über einen integrierten Tempe-ratursensor. Für die Langzeitstabilität ist in der Softwareeine Selbstüberwachung programmiert, die z.B. Alterungs-prozesse der Strahlungsquelle kompensiert. Somit werdenFehlalarme ausgeschlossen und eine konstante Genauig-keit der Warnschwellen erreicht. „In einem Feldversuch,der über einen längeren Zeitraum lief, konnten dieseEigenschaften bestätigt werden“, freut sich Projektleiter

Prof. Dr. Gerhard Wiegleb. ZehnJahre soll das Gerät stabil arbei-ten. Auch die Kosten für eine Seri-enproduktion sind übersichtlich.Für den Anwender soll der Preis beiunter 200 Euro liegen.

Dazu könnte es bald tatsächlichkommen. Die beiden Absolventendes Fachbereichs Informations-und Elektrotechnik Volker Huelse-kopf und Christian Stein haben voreinigen Monaten mit Beteiligungvon Prof. Dr. Gerhard Wiegleb dasUnternehmen „smartGas Mikrosen-sorik GmbH“ für die Weiterentwick-lung, Produktion und den Vertriebdes Erdgassensors gegründet. ImHerbst zeigten sie die Innovationerstmals auf einer Fachmesse.

Zur Person

Prof. Dr. Gerhard Wiegleb

1956 geboren1976-1981 Studium der Ange-wandten Physik an der Uni-versität – Gesamthochschule-Essen 1981-1984 Entwicklungsinge-nieur bei der Leybold-HeraeusGmbH in Hanau1985 CIAME Forschungspreis für die Entwicklung einesminiaturisierten Gassensors1986-1990 externe Promotion am Institut für PhysikalischeChemie der Universität Witten/Herdecke über die Entwick-lung eines Zinndioxid-Gassensors in Dünnschicht/Dick-schicht-Technologie1990-1995 Hauptabteilungsleiter F&E-Sensorik und Gerä-tekonstruktion bei der Mannesmann-Hartmann & Braun AGin FrankfurtSeit 1994 Professor für das Fach Umweltmesstechnik ander FH-Dortmund2002 Gründung und seitdem Institutsleiter des Institutesfür Mikrosensorik der FH

Chaos nnach ddem ggroßen KKnall: DDer iin DDortmund eentwickelte GGassensor soll KKatastrophen ddieser AArt vverhindern hhelfen.

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Forschungsschwerpunkt Mikrosensorik

orbei die Zeiten zugiger Klapperkisten, durch die bei hohenGeschwindigkeiten auf der Autobahn so sehr der Wind pfiff,

dass im Winter die Wagenheizung nicht dagegen an kam. Die Fahr-gasträume moderner PKW stellen eine nach außen hin fast völligabgedichtete Zelle dar. Was gut für den Komfort des Fahrers ist,bedeutet jedoch auch eine Gefahr. Im Inneren können sich durchdie normale Atmung hohe Konzentrationen von Kohlendioxid sam-meln und die Insassen gefährden. Dies ist gerade im Hinblick aufdie bevorstehende Einführung von Kohlendioxid als Kältemittel inKlimaanlagen problematisch, da im Falle einer Leckage zusätzlichKohlendioxid in den Innenraum gelangen kann. Das IfM hat ein Sen-sorsystem entwickelt, mit dem die CO2-Konzentrationen in Fahrzeu-gen gemessen werden können.Kohlendioxid ist ein unsichtbares, geruchloses Gas. Es ist in dernatürlichen Umgebungsluft normalerweise in relativ geringen undunschädlichen Mengen (0,038 Prozent) vorhanden. Steigt der Anteiljedoch, kann es zu Schädigungen des menschlichen Organismuskommen. Je nach Konzentration können die Auswirkungen unter-schiedlich sein. Bereits bei einer Konzentration von 0,1 Prozent wirddie Luft für menschliches Empfinden schlecht. Die „dicke“ Luft kannzu Müdigkeit, Kopfdruck und Konzentrationsschwächen führen. Diein Deutschland gesetzlich definierte maximale Arbeitsplatzkonzen-tration von CO2 liegt bei 0,5 Prozent.

Holger Elfes

Gegen „dicke Luft“ im AutoIn modernen, gut abgedichteten PKW können sich schnell hohe CO2-Konzentrationen bilden –eine Gefahr für den Straßenverkehr

V Im Rahmen eines Forschungsprojektes hat das IfM inpraxisnahen Messungen untersucht, zu welchen Koh-lendioxid-Anreicherungen es in Autos kommen kann.Dabei bedienten sich die Forscher ähnlich wie bei demErdgas-Sensor (siehe oben) dem sogenannten Infrarot-Absorptions-Verfahren. Dieses macht sich eine beson-dere Eigenschaft von Gasen zu nutze. Die einzelnenMoleküle der Gase absorbieren Licht in einem bestimm-ten Wellenlängenbereich. Die dadurch entstehendeSchwächung der Strahlungsintensität wird mittelsDetektoren gemessen. Da jedes Gas nur einen bestimm-ten Bereich der Wellenlängen absorbiert, hinterlässt eseine Art optischen „Fingerabdruck“, der die verschiede-nen Gase charakterisiert. Werden die Detektoren mit Fil-tern ausgestattet, kann eine selektive Messung erfol-gen, die genaue Ergebnisse über die Zusammensetzungdes Gases liefert.Der für die Messungen verwendete Aufbau besitzt zweisolcher Detektoren und eine Strahlungsquelle, die Lichtim sichtbaren und im infraroten Bereich aussendet. DerMessdetektor ist mit einem Filter ausgestattet, der dieStrahlung nur im Bereich von 4,26 µm misst – genau derBereich, in dem Kohlendioxid eine Schwächung der

Strahlungsintensität verursacht. DieseIntensitätsschwächung wird erfasst undfür die Auswertung an eine intelligenteElektronik weitergeleitet.Die Sensorik mit der gesamten Auswerte-elektronik war in einem gekapseltenGehäuse eingebaut und wurde über dasnormale 12V-Bordnetz des Autos betrie-ben. Mit einer kleinen Pumpe bekam derSensor die Luft zugeführt. Der Clou: DiePumpe ließ sich an verschiedenen Ortenim PKW positionieren. So konnten dieWissenschaftler feststellen, ob sich dasKohlendioxid im Innenraum verteilt oderan einer bestimmten Stelle, z.B. amBoden, sammelte.Für die Versuche standen ein Opel AstraCaravan und ein VW Golf zur Verfügung.Im Wesentlichen wurden die Messungenim ganz normalen Alltagsbetrieb durch-geführt. Die Versuchswagen aus demBaujahr 1995 bzw. 1998 waren mit biszu vier Personen besetzt. Die Fahrzeitenschwankten zwischen 30 Minuten undüber einer Stunde.

Die ggeschädigte OOberflächenstruktur eeines uunbrauchbar ggewordenen mikromechanischen QQuecksilbersensors wwird uunter ddem MMikroskop ssichtbar.

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Forschungsschwerpunkt Mikrosensorik

Als besonders stark erwiessich der Anstieg der CO2-Kon-zentration bei eingeschalteterUmluftfunktion. Diese ist gera-de in langen Tunnels oder beiStau beliebt, um keine Abgaseins Fahrzeug gelangen zu las-sen. Schon nach einer Fahrzeitvon nur 52 Minuten undobwohl nur eine Person imAuto saß, erreichte die Konzen-tration im Opel Astra einenWert von 0,3 Prozent – fastzehnmal mehr als der in dernormalen Umgebungsluft!Kaum andere Werte beim Golf.Auch das Einschalten des Ven-tilators nützt wenig, da so nurdas Kohlendioxid im Fahrgast-raum verteilt wird. „Die Kon-zentrationen stiegen bis zumEnde der Messung kontinuier-lich an, was darauf hindeutet,dass der Maximalwert nochnicht erreicht wurde“, so Ver-suchsleiter Prof. Dr. Gerhard Wiegleb.Noch erstaunlicher die Ergebnisse, wenn vier Personenim Wagen mitfuhren. Steil ging die Kurve der CO2-Kon-zentration nach oben. Bereits nach 30 Minuten wurdeder Spitzenwert der Konzentration von über 0,71 Pro-zent erreicht. Dieser Wert lag somit fast zwanzigmal überdem Wert in Umgebungsluft und verursachte bei denmitfahrenden Personen Unwohlsein in Form von Müdig-keit, erschwerter Atmung und leichten Kopfschmerzen.Aufgrund der aktivierten Umluftfunktion stieg nicht nurdie Kohlendioxid-Konzentration, sondern auch die Luft-feuchtigkeit im Fahrzeug stark an. Durch die hohenAußentemperaturen heizte sich der Innenraum zudemstark auf. Um für angenehmere Temperaturen zu sorgenschalteten die „Testfahrer“ die Klimaanlage ein, dieauch die Luft im Innenraum trocknet. An der CO2-Kon-zentration änderte sich erwartungsgemäß nichts. Quintessenz: Die dem Komfort dienende Umluftfunkti-on in einem modernen PKW birgt somit auch Risiken.„Die Konzentrationsfähigkeit des Fahrers lässt nach,was gerade beim Autofahren gefährlich ist und unterUmständen zum so genannten ‚Sekundenschlaf’ füh-ren kann“, so Wiegleb. Nach einer Studie des Gesamt-verbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft sindimmerhin 24 Prozent der tödlichen Unfälle auf Auto-bahnen auf eben dieses Phänomen zurückzuführen.Daher wäre es auch nach Meinung der Dortmunder For-scher nicht schlecht, standardmäßig einen Sensor, derdie Luftqualität des Innenraums misst, in moderneFahrzeuge einzubauen. Für die Außenluftmessunghaben einige Limousinen dies bereits, um die Insassenvor Belastungen durch Abgase, etwa im Stau, zu schüt-zen. Prototypen des Innenraumsensors sind an der FHDortmund im Institut für Mikrosensorik zu finden.

Kooperationen mit:

PerkinElmer-Wiesbaden auf dem Gebiet der Erdgassensorik

Elmos AG Dortmund auf dem Gebiet der Mikro-Gassensorik

Sensors Europe Ratingen auf dem Gebiet der Kfz-Abgassensorik

smartGAS Mikrosensorik GmbH Dortmund auf dem Gebiet derMikro-Gassensorik

Kopperation mit der Elmos AG

Auto-Klimaanlagen werden künftig Kohlendioxid als Kühlmittelenthalten. Das ist zwar klimaunschädlich, bringt aber Gefahrenfür die Insassen bei Leckagen mit sich. Damit diese rechtzeitiggewarnt sind, falls sich in ihrem modernen, gut abgedichtetenFahrzeug, ein zu hoher Kohlendioxidgehalt bildet, arbeitet dieDortmunder Elmos AG gemeinsam mit der FachhochschuleDortmund an der Entwicklung eines Sensors, der notfalls Alarmschlagen kann. Grundlagenwissen und konkretes technischesKnow how finden dabei zusammen. Prof. Gerhard Wiegleb nutztin dieser Kooperation einen bei Elmos bereits vorhandenenSpezial-Chip für die Entwicklung des Geräts, das in zwei bisdrei Jahren Marktreife haben könnte. Es ist dies nicht die ersteZusammenarbeit zwischen FH und Elmos, die schon in mehre-ren Projekten zu fruchtbaren Ergebnissen geführt hat. „UnserMitarbeiter Dr. Jan Albers ist zudem als Dozent am Lehrstuhlvon Prof. Wiegleb tätig und damit ein Transferbeispiel in Per-son“, berichtet Pressesprecher Mathias Kukla über die Zusam-menarbeit, von der beide Seiten profitieren.

Oberflächenstruktur eeines HHalbleiter-GGassensors mmit HHöhenprofil.

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as kleine Stückchen Plastik mit dem winzigen Chip siehteigentlich eher harmlos aus. Und doch soll es schon ab

2006 das Gesundheitswesen revolutionieren, die Qualität dermedizinischen Behandlung erheblich verbessern, mehr Trans-parenz schaffen und natürlich vor allem Kosten senken.

Die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte – perGesetz zum 1. Januar 2006, tatsächlich wahrscheinlich deut-lich später – gilt als eines der größten IT-Projekte der Welt.Mehr als 70 Millionen Versicherte in Deutschland werden dieGesundheitskarte bald in der Tasche haben. Dazu soll es spe-zielle Karten für Ärzte, Apotheker und Institutionen, Lesegeräteund sichere Kommunikationssysteme geben. „Was die Gesund-heitskarte angeht – die kann eigentlich gar nicht so viel“, sagtProfessor Dr. Peter Haas vom Fachbereich Informatik der Fach-hochschule Dortmund. Einige wenige administrative Daten –wie den Versichertenstatus oder eine mögliche Zuzahlungsbe-freiung – soll sie speichern und das elektronische Rezept mög-lich machen. Das war’s dann schon – vorläufig.

Eva-Maria Reuber

Revolutionärin im KartenformatAn der Infrastruktur hinter der Gesundheitskarte „baut“ Medizininformatiker Prof.Dr. Peter Haas.

„Viel wichtiger ist das, was an Infrastruktur hinter der Kartesteht. Ein vernetztes Gesundheitswesen wird in Zukunft weite-re Informationen verfügbar machen und eine bessere Koopera-tion ermöglichen“, so Medizininformatiker Haas, der kürzlichzum Sprecher des Beirats der mit der Realisierung der Gesund-heitskarte beauftragten „Gesellschaft für Telematikanwendun-gen der Gesundheitskarte“ (gematik) gewählt wurde. Dasunbehagliche Gefühl, das so manchen beim Gedanken an den„gläsernen Patienten“ überfällt, kann er nicht teilen. Schließ-lich, so sagt er, seien alle zukünftigen Möglichkeiten derGesundheitskarte – also etwa der Abruf von Notfalldaten, dieArzneimitteldokumentation, ein elektronischer Arztbrief oderdie elektronische Patientenakte – aus Datenschutzgründen andie Zustimmung des Patienten geknüpft. „Insgesamt wird alldas langfristig zu einer Verbesserung der Patientenversorgungführen“, ist sich Haas sicher. Der ausgewiesene Telematik-Experte hat auf diesem Gebiet seinen Forschungsschwerpunktund entwickelt in parallel laufenden Projekten Lösungskon-zepte und praktische Anwendungen.

D

In dden SStartlöchern: DDie GGesundheitskarte hhält sschon bbald EEinzug iin dden AArztpraxen.

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Medizinische Informatik

Diese scheinen im Gesundheitswesen längst überfällig zusein, denn während für Diagnostik und Therapie hochmoderneTechnik zur Verfügung steht, sind vernetzte Kommunikationund Kooperation noch immer Zukunftsmusik. Tatsache ist,dass Arztpraxen und Krankenhäuser durchaus mit medizini-schen Informationssystemen ausgerüstet sind: So gibt es amMarkt an die zehn verschiedene Krankenhausinformationssys-teme (KIS), dazu etwa 50 Speziallösungen für medizinischeFachabteilungen, rund 200 Praxisverwaltungssysteme (PVS)und weitere Speziallösungen beispielsweise für Gesundheits-ämter, Krankenkassen, arbeitsmedizinische Dienste oderambulante Pflegedienste. All diesen Systemen gemeinsam istaber nur, dass sie kaum Gemeinsamkeiten haben. Und deswe-gen auch nicht kommunzieren können. So gehen Ärzte, Apotheker oder Krankenkassen im täglichenAlltag noch immer den Papierweg – wie zum Beispiel beimRezept: In aller Regel wird das beim Arzt zwar digital erstellt,anschließend aber wegen fehlender elektronischer Kommuni-kationswege und -standards ausgedruckt, um später in derApotheke neu erfasst zu werden. Ein Anachronismus, der auchbei Befunden, Röntgenbildern oder Krankenhauseinweisungenüblich ist. Hohe Fehlerquoten, doppelte Arbeit und häufigeMedienbrüche sind die Folge, ganz zu schweigen von den Kos-ten. Allein das elektronische Rezept, so sagen Hochrechnun-gen, könnte jährlich bis zu mehrere 100 Millionen Euro einspa-ren. „Wir müssen weg von isolierten, dezentralen Systemen,hin zu einer nationalen, zentralen Infrastruktur, in die dieseeingebettet sind“, ist deshalb das Anliegen des Professors.

Ein Puzzle aus Daten:Die zentrale Krankenakte

Eine einrichtungsübergreifende Elektronische Patientenakte,die gleichzeitig zur Kommunikation wie auch zur Ablage dient,könnte viele aus der Papierorganisation resultierenden Proble-me mit einem Schlag lösen. Mit dem Projekt „ophEPA“ (onto-logie- und phänomenbasierte Elektronische Patientenakte),das seit März 2005 in Arbeit ist, hat Professor Haas eine sol-che zentrale Krankenakte bereits in Angriff genommen. Das ineinem ersten Schritt aufgebaute Datenmodell in modularerForm verwaltet klinische Dokumente aller Art undermöglicht die differenzierte Dokumentation vonDiagnosen, Maßnahmen und Symptomen. Diese„Phänomen“-Dokumentation kann dabei auf defi-nierten kontrollierten Vokabularen bzw. einer hin-terlegbaren medizinischen Ontologie erfolgen. Kon-kret heißt das beispielsweise, dass ein Arzt ausrund 60 000 gespeicherten Diagnosen die zutreffen-de über eine einfache Suchfunktion direkt auswäh-len kann und diese dann bereits verschlüsselt vor-liegen hat.

Auch mittels einer Reihe von Diplom- und Projektar-beiten werden einzelne Module der „ophEPA“ reali-siert, so etwa Teile der Dialogschnittstelle. „DieElektronische Patientenakte funktioniert nach demPrinzip 2 in 1“, erläutert Telematik-Experte Haas.„Einerseits kann sie durch eine eigene Benutzer-oberfläche direkt und unabhängig genutzt werden,andererseits ist sie Teil oder sogar Mittelpunkt einer

vernetzten Kommunikation und Dokumentation zwischen Arzt-praxen, Laboren, Krankenhäusern und anderen Behandlungs-einrichtungen des Gesundheitswesens.“ Ähnlich wie in einemPuzzle setzt sich eine solche Elektronische Patientenakte auszahlreichen zueinander passenden Teilen zusammen. Da gibtes Dateien, die einen aktuellen Krankheitsfall betreffen: dieRöntgenaufnahme eines gebrochenen Beins etwa, den dazugehörenden Operationsbericht und die anschließende Entlas-sung zum niedergelassenen Arzt. Andererseits enthält sieauch unverzichtbare allgemeine Informationen zum Patienten.So informiert ein Mausklick den Arzt gezielt über Vorerkran-kungen, bestehende Risikofaktoren oder eine seit Jahrenbestehende Dauermedikation. Jede weitere Maßnahme – wieetwa ein Aufklärungsgespräch über Risiken – geht als Eintragmit eventuell angehängtem Dokument in die Akte ein undschreibt den „unendlichen Arztbrief“ weiter fort.

Mamma-Akte: Vernetzt gegen den Brustkrebs

Eine praktische Anwendung einer solchen vernetzten Kommu-nikation baut der Professor mit seinem Team im Rahmen desProjektes „[email protected]“ auf. Das seit Juli 2004 vomGesundheitsministerium des Landes geförderte Projekt einerkrankheitsartenbezogenen Patientenakte soll dazu beitragen,die Versorgung von Patientinnen mit Brustkrebs zu verbessern.

Das RRezept aauf ddem CChip ssoll KKosten iin MMillionenhöhe eeinsparen.

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Medizinische Informatik

Bei der Diagnose „Mamma-Karzinom“ - daher der Name desProjektes - hängt der Behandlungserfolg entscheidend vonder Kooperation zwischen niedergelassenen Gynäkologen,Radiologen, Krankenhäusern und Rehabilitationsklinikenab. Ziel des Projektes ist es deshalb, eine begrenzte, ver-netzte Versorgungsregion zu schaffen, die eine gesicherteKommunikation und den Zugriff auf eine zentrale Elektroni-sche Krankenakte bieten soll. Neben der Nutzung dieser zen-tralen Mamma-Akte soll das Projekt auch zeigen, wie vonKrankengeschichte über Diagnostik und Therapie bis hin zurNachsorge ein bruchloser und vollständiger Informations-fluss entsteht und so die Versorgung insgesamt verbessertwerden kann.Sechs Arztpraxen, drei Krankenhäuser und eine radiologischeGemeinschaftspraxis aus dem Raum Essen sind Partner indiesem Projekt, das von Prof. Haas koordiniert wird. Der ersteSchritt nach der Vor-Ort-Analyse war die schnelle Aufrüstung:Damit die Patientinnen möglichst schnell von der Vernetzungzwischen Ärzten und Krankenhäusern profitieren können,wurde zunächst die Kommunikation zwischen den verschiede-nen Informationssystemen implementiert. Nach dem derzeiti-gen Stand des Projektes können die aktuellen Befunde undArztbriefe bereits elektronisch gesichert und signiert kommu-niziert werden. „Was in der nächsten Projektphase ansteht,ist der Aufbau einer zentralen Akte.“ Drei mögliche Konzepteeiner Elektronischen Patientenakte stehen dafür zur Auswahl– eine davon ist das FH-eigene Produkt „ophEPA“. Im Kontext der Mamma-Akte steht seit August 2005 die Ent-wicklung eines Gesamtkonzepts für die Tumordokumentati-on NRW an, damit Ärzte künftig nicht mehr so viel Zeit fürden notwendigen „Papierkram“ durch Mehrfacherfassungengleicher Sachverhalte für verschiedene Zwecke aufwendenmüssen. Derzeit muss der Arzt per Formular mehrere Doku-mentationen bedienen: für die Krankenakte, für die Abrech-nung, für die externe Qualitätssicherung, für die Meldung andas Tumorregister und für Meldungen gemäß DiseaseManagement Programm (DMP). Beispielhaft für Brustkrebs-Patientinnen erarbeitet Prof. Haas hier ein einheitlichesDokumentationskonzept, das alle nachgeordneten Zwecke,wie zum Beispiel die Dokumentationspflichten der Brustzen-tren, des DMP „Brustkrebs“ oder die Meldungen an dasKrebsregister berücksichtigen soll.

Mail als Bindeglied:Health Telematic Broker

Ob Diagnose, Medikation, Therapie oder Heilungsprognosen– gerade im Gesundheitswesen fallen nahezu in jedemBereich sensible Daten an. Eine Kommunikation dieserDaten darf daher aus Datenschutzgründen nur hochver-schlüsselt, signiert und über ein sicheres Netz erfolgen. Des-halb garantieren ein von Internetprovidern zur Verfügunggestelltes, spezielles Netz für das Gesundheitswesen sowieder VCS-Standard (Kommunikationsverfahren des Verbandesder Hersteller von Arztpraxissystemen VDAP) die höchsteSicherheitsstufe. VCS ermöglicht die Absicherung mittelsSignatur und Verschlüsselung aller übermittelten Daten miteiner Arzt- und Institutionskarte. Im Rahmen des Mamma-Projekts hat sich jedoch gezeigt,dass nur sehr wenige Arztpraxissystemhersteller eine Instal-

lation dieser Fremdsoftware in ihr System zulassen. Das bedeu-tet, dass eine große Zahl medizinischer Einrichtungen aufgrundfehlender VCS-Fähigkeit ihrer Systeme nicht die Möglichkeit hat,an einer hochsicheren Kommunikation teilzunehmen. Damit die nicht kompatiblen Informationssysteme dennoch indieselbe Patientenakte schreiben oder überhaupt kommunizie-ren können, wurde am Fachbereich Informatik der „Health Tele-matic Broker“ - kurz HTB genannt - entwickelt. „Der HTB ist einspezielles Mailprogramm, das als Konnektor, also als Verbin-dungsglied eingeschaltet wird.“ Genutzt wird er vor allem, umKrankenhausinformationssysteme und Systeme aus den Berei-chen Radiologie, Pathologie oder Facharztpraxen in die signier-te und hochverschlüsselte Kommunikation auf Basis von VCSeinbinden zu können. Mittlerweile ist der flexibel nutzbare Health Telematic Brokerbereits in zwei Krankenhäusern und einer großen radiologischenGemeinschaftspraxis im Einsatz, wobei die Krankenhäuser mitdem Broker unter anderem die Patienten-Entlassungsbriefe andie projektbeteiligten Arztpraxen verschicken. Datenbankunab-hängigkeit und die Möglichkeit, CDA-Dokumente als Austausch-dokument zu verwenden, machen den HTB zu einem flexiblen undintegrativen Baustein für Telematik-Projekte im Gesundheitswe-sen. (Die Clinical Document Architecture (CDA) ist ein auf XMLbasierender internationaler Standard für klinische Dokumente.)

Die ggigantischen DDatenmengen, ddie iin dder RRadiologie aanfallen,

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Medizinische Informatik

Im Gespräch: Der Essener Radiologe Dr. Frank Mosler, Partner im Projekt „[email protected]

Herr Dr. Mosler, als niedergelassenerRadiologe arbeiten Sie im Projekt„[email protected]“ mit Prof. Dr. PeterHaas zusammen. Wie kam der Kontaktzustande?

Mosler: Der Kontakt entwickelte sich überdas ebenfalls beteiligte Krupp-Kranken-haus in Essen, das auf Anfrage von Pro-fessor Haas unsere radiologische Ge-meinschaftspraxis als ständigen Partnerbenannt hat.

Welche konkreten Verbesserungen ergeben sich durch das Projekt für die Patienten und Ihre tägliche Arbeit?

Mosler: Eine bessere Vernetzung bedeutet insgesamt einebessere Gesamtbehandlung – das ist der entscheidendeVorteil für die Brustkrebs-Patientinnen. Die Radiologiegehört zu den wichtigsten diagnostischen Partnern für nie-dergelassene Gynäkologen oder behandelnde Krankenhäu-

ser. Ein ständiger Informationsaustausch, den das Projektin naher Zukunft ermöglichen soll, bedeutet für uns einen

Wissensvorsprung. Ein Beispiel: Brustkrebs-Patientinnen sind häufig aufgeregt und habenim Gespräch nicht immer alle Daten parat. EinBlick in eine künftige elektronische „Mamma-Akte“ könnte beispielsweise die Frage nachdem Zeitpunkt der letzten Chemotherapieschnell beantworten. Bereits jetzt ist es mög-lich, in diesem begrenzten Netz schriftlicheDaten wie radiologische Befunde, Gewebe-Gut-achten oder Überweisungsscheine papierlosauszutauschen, was viel Zeit und Geld spart.

Und was ist mit dem Austausch von Bilddaten?

Genau da wollen wir mit Hilfe des Projektes natürlich hin.Das Problem sind die gigantischen Datenmengen, die ohneInformationsverluste schlecht zu komprimieren sind, unddaher eine besondere technische Ausstattung nötigmachen. Wir als Großpraxis verfügen über einen Hochge-schwindigkeitsserver und spezielle, superhochauflösendeBildschirme. Das kann man aber (noch) nicht von jedemGynäkologen erwarten. Um Qualitätsverluste zu vermeiden,belichten wir deshalb die Bilder noch auf Laserfolien aus.Wir befinden uns also in einer Art Zwischenphase von viel-leicht zehn, zwölf Monaten, bis diese teuren Bildschirme imPreis gesunken sind. Dann kommt auch der elektronischeAustausch von Bildern.

Mit welchen Bilddatenmengen gehen Sie denn täglich um?

Mosler: Wir arbeiten hier mit 10 Radiologen und 60 Mitar-beitern, wobei täglich rund 200 bis 250 Patienten unter-sucht werden und entsprechend viele Aufnahmen gemachtwerden. Dazu gehören neben Mammographien, Tomogra-phien, Positronenemissionstomographien und Kernspinto-mographien auch „normale“ digitale Röntgenaufnahmen,Ultaschallbilder oder Szyntigraphien, etc. Allein bei denMammographien – etwa 20 bis 30 pro Tag – fallen riesigeDatenmengen an. Pro Patientin werden in der Regel vier Auf-nahmen gemacht, jede davon mit etwa 60 Megabite. Dassdas in der Summe riesige Datenmengen ergibt, die verscho-ben werden müssen, können Sie sich vorstellen.

Die geplante Vernetzung im Gesundheitswesen ist ein Mam-mut-Projekt. Wo sehen Sie besondere Probleme?

Mosler: Die Gesamtmaxime unseres Gesundheitswesens istdas Sparen. Gefordert wird sich stetig verbessernde Quali-tät zu eingefrorenen Preisen. So sollte ein Vernetzungssys-tem nicht starr, sondern flexibel aufgebaut sein – ausModulen, die sich bei Bedarf auch anders zusammenbauenlassen. Wichtig für Patient wie Arzt sind auch vernünftigeund schnelle Such-Algorithmen: Der Hals-Nasen-Ohrenarztmuss schließlich nicht zwingend wissen, dass der Patientmit Mandelentzündung auch unter Depressionen leidet.

Dr. Frank Mosler

allen, ssollen kkünftig aauch eelektronisch aausgetauscht wwerden.

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Medizinische Informatik

Nach der Analyse von Prozessabläufen, Zuweiserstruktur, Kommu-nikationsbedarf, technischer Ausstattung und eingesetzter Infor-mationssystemen wurde die zwischenpraxliche Kommunikationauf Basis von VCS und CDA sowie die notwendigen technischenAnpassungen im Radiologischen Informationssystem initiiert undumgesetzt. In der ersten Testphase ist zunächst der Versandbereits im System vorhandener Dokumentformate erfolgt, da vor-rangig die tatsächliche Übermittlung forciert werden sollte. Für dieletzte Projektphase steht die sehr umfangreiche technischeUmsetzung der Generierung von CDA-Dokumenten an.

„Gesundheitscheck“ für Anwendungen

Keine Innovation ohne Praxistest: Was für Auto, Sportgerät oderSpielzeug gilt, hat gerade auch bei sensiblen telematischenAnwendungen höchste Priorität. So wird im Rahmen eines vomLand Nordrhein-Westfalen geförderten Projektes seit Juli 2004 im„eHealth Presentation- and Evaluation- Center“ (EHPEC) am Fach-bereich Informatik eine umfassende IT-Infrastruktur aufgebaut,wie sie im Gesundheitswesen erforderlich ist. In dieser Test- undEvaluationsumgebung können telematische Anwendungen aufHerz und Nieren geprüft werden. Vier gängige Arztpraxisinformati-onssysteme, zwei Krankenhausinformationssysteme, ein Radiolo-gieinformationssystem, ein Tumordokumentationssystem, einCase-Management-System, ein Apothekeninformationssystemund ein System für die Pathologie sind installiert und technischbereits voll, logisch teilweise vernetzt. Die Kommunikation erfolgtüber das Verfahren VCS gesichert und signiert. Und weil in der Forschung eins ins andere greift, ist hier auch dieIntegration der ophEPA geplant. Prof. Haas: „Wir schaffen eine prä-zise Abbildung der Realität unter Laborbedingungen, damit Proble-me nicht erst im praktischen Einsatz erkannt werden. Das ist sozu-sagen der Gesundheitscheck für die Telematik-Anwendungen“.

KontaktProf. Dr. Peter HaasFachhochschule DortmundFachbereich InformatikEmil-Figge-Straße 4244227 DortmundTel. 0231 755-6719E-Mail: [email protected]

Röntgenbilder: Versand ohne Umweg

Bei einer weiteren Anwendung, die seit Anfang 2005 paral-lel entwickelt wird, geht es darum, eine radiologischeGroßpraxis im Raum Wesel elektronisch mit kooperieren-den Krankenhäusern und Arztpraxen elektronisch zu ver-netzen. Ausgangspunkt dieses Projektes, das im Rahmender Transferorientierten Forschung an Fachhochschulen(TRAFO) gefördert wird, ist ein ähnlich gelagertes Problemwie beim Rezept: Kernelement in Diagnostik und Therapiesind medizinische Bilddaten wie Röntgenaufnahmen, Com-puter- und Kernspintomographien sowie Ultraschallbilder,die zunehmend in digitaler Form vorliegen und bereits invielen großen Kliniken in digitalen Bildarchivsystemengespeichert werden. Dennoch werden diese mit hohemKostenaufwand analog ausgedruckt und per Post oder per-sönlich durch den Patienten übermittelt. „LangfristigesZiel ist, dass Radiologien und Arztpraxen bzw. Kranken-häuser elektronische Bilddaten künftig über ein Radiologi-sches Praxisnetz, das RadPraxNet, austauschen können,“erklärt der Professor.

Zur Person

Prof. Dr. Peter Haas

geboren 19571977 - 1982 Studium derMedizinischen Informatik ander Universität Heidelberg1987 Promotion zum Dr. sc.hum. (Universität Heidelberg)1992 Zertifikat „MedizinischerInformatiker“ der GMDS1983 - 1985 Projektleiter Radiologisches Informations-sysstem der Städtischen Kliniken Darmstadt1985 - 1989 Universität Heidelberg, Abteilung Medizini-sche Informatik, 1989 - 1990 Software AG, Darmstadt als Leiter „Branchen-marketing Öffentlicher Dienst“1990 - 1993 GSD mbH Berlin als Leiter „Marketing, Ver-trieb, Schulung/Einführung“seit 1994 Professur an der FH Dortmund, Lehrgebiet„Medizinsche Informatik“, Schwerpunkt MedizinischeInformationssysteme und Gesundheitstelematik

Aktivitätenseit 1999 Mitglied der GMDS-Präsidiumskommission „Aus-bildung in Medizinischer Informatik“ seit 2002 Leiter des Fachbeirats des Zentrums für Telema-tik im Gesundheitswesen GmbH, Krefeld (ZTG) seit 2005 stellvertr. Leiter der GI-Arbeitsgruppe „eHealth“ seit 2005 Mitglied und Sprecher des Beirats der gematikGmbH, Berlin

Kooperation mit Alfried Krupp Krankenhaus, EssenRadiologische Gemeinschaftspraxis Henricistraße, EssenGynäkologe Dr. Gerlach, EssenDGN Service GmbHInovit GmbHTelemed GmbHZentrum für Telematik im Gesundheitswesen

Wie ein vernetztes Gesundheitswesen, also die Infra-struktur hinter der Gesundheitskarte aufgebaut sein könnte,erforscht Medizininformatiker Prof. Dr. Peter Haas. In Angriffgenommen hat er dabei die Konzeption einer elektronischenPatientenakte, die klinische Dokumente aller Art verwaltetund über die behandelnde Ärzte und Einrichtungen kommu-nizieren und kooperieren können. Als praktische Anwendungwird mit zehn Kooperationspartnern die „Mamma@kte nrw“aufgebaut: eine krankheitsartenbezogene Patientenakte, diedie Versorgung von Brustkrebspatientinnen verbessern soll.

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Informationstechnologie: Virtuelle Welten

er der heiligen Walburga quer durchs Kirchenschiffzum Rosenkranzaltar folgt, ist schwer beeindruckt.

Zum einen, weil die freundliche Äbtissin im schwarz-wei-ßen Habit so viel über Kirchengeschichte und Architekturweiß. Vor allem aber, weil sie komplett animiert ist.

Die Schutzpatronin der Werler Propsteikirche höchstper-sönlich nimmt den Besucher mit auf den Rundgang. Reinvirtuell natürlich, denn die immerhin bereits im achtenJahrhundert verstorbene Heilige tritt hier als „Avatarin“auf, mit anderen Worten: als Kunstfigur oder virtuelle Dop-pelgängerin. „Propst Michael Feldmann aus Werl hattenach einer individuellen Möglichkeit gesucht, die Kircheanschaulich zu präsentieren“, erklärt Prof. Dr. Klaus Zep-penfeld das Projekt, aus dem mittlerweile eine CD-Romerwachsen ist.

Mit dem virtuellen Kirchenführer, der im Rahmen einer vonihm betreuten Diplomarbeit entstand, ist der Professor amFachbereich Informatik zu dem zurückgekehrt, was er seine

große Lei-denschaftnennt: Vir-tuelle Wel-ten für denpraktischen Gebrauch. Schon in seiner Dissertation hatte er sich mit parallelerComputergrafik und Animation beschäftigt. Neu entfacht wurde die alte Liebe alser 2004 ein Lehrbuch zur Grafikprogrammierung verfasste. Komplizierte Inhaltevisuell zu vermitteln und damit eingängiger zu machen, war auch hier derAnspruch. Zur Zeit wird das Buch übrigens für den indisch-asiatischen Raum insEnglische und Koreanische übersetzt. Seine anschauliche Lehre brachte demInformatik-Professor den Lehrpreis der Fachhochschule und eine Nominierung fürden Lehrpreis des Landes Nordrhein-Westfahlen ein.

„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte - eine 3D-Animation mehr als tausend Bil-der“, das ist Zeppenfelds Credo. Außerdem hat er eine ausgeprägte Vorliebe fürden Praxisbezug: „Forschung im Elfenbeinturm ohne praktischen Nährwert istnichts für mich“. Dass der virtuelle Kirchenführer, den Michael Walberg sowieTimo und Gero Schulz unter seiner Regie entwickelten, eine ganze Menge prakti-schen Nutzen zu bieten hat, ist gleich auf den ersten Blick erkennbar. In derkünstlichen Wirklichkeit des Werler Gotteshauses ist alles möglich: Beim interak-

tiven Rundgang etwa bestimmt der Besucher selbst seinen Weg - durchs Hauptschiff zum Altar vielleicht, dessen Seitenflügel erper Mausklick zuklappen kann, mit Schwenk zum Kreuzaltar, der auf Wunsch auch verhüllt besichtigt werden kann, bis hin zu Kan-zel, Krypta und Kalvarienberg. „Dabei sehen die virtuellen Besucher oft mehr als die echten“, erklärt Zeppenfeld. Der prunkvolle

Eva-Maria Reuber

Virtuelle Welten: Mehr als tausend BilderEine Toolbar, mit der man virtuelle Welten unkomplizierter gestalten kann, entwi-ckelt Prof. Dr. Klaus Zeppenfeld vom Fachbereich Informatik.

Zur Person

Prof. Dr. Klaus Zeppenfeld

1963 in Werl geboren1983 – 1988: StudiumDiplom-Informatik mitNebenfach Mathematik ander Universität Paderborn1988 bis 1993: Wissen-schaftlicher Angestellter imFachbereichMathematik/Informatik an der Universität OsnabrückPromotion zum Thema „Parallele Computergraphik undAnimation mit Transputern“1994 – 1997: Seniorberater bei der sd&m AG (softwaredesign & management) Seit 1997: Professor am Fachbereich Informatik,zunächst im Lehrgebiet Softwareentwicklung, Methodenund WerkzeugeSeit 2002: Lehrgebiet Praktische Informatik, Software-technik

Kooperationen u. a. mit:Propsteikirche WerlPetrikirche DortmundNaturschutzverein Geseke

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Der BBlick ddurch ddas KKirchenschiff dder WWerlerPosteikirche iist kkomplett aanimiert.

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Gerichtsstuhl zum Beispiel, von dem aus jahrhundertelangUrteile in kirchlichen und weltlichen Angelegenheiten verkün-det wurden, sei im wirklichen Leben gar nicht zugänglich,ebenso wie Kirchgänger den dreiflügeligen Altar meistens nuraufgeklappt erleben.

Eine virtuelle Führung der heiligen Walburga ist die Alternativefür alle, die das gesprochene Wort bevorzugen. Die Nichte desheiligen Bonifatius, die sich im achten Jahrhundert um dieBekehrung der wilden Germanen gekümmert hat, plaudertbeim Spaziergang durch die Werler Kirche munter drauflos:Über die Baugeschichte der gotischen Hallenkirche aus demvierzehnten Jahrhundert mit dem integrierten romanischenTurm, über den barocken Rosenkranzaltar, an dem an Schnü-ren aufgereiht Medaillons mit biblischen Szenen zu sehensind, über Votivtafeln, Tabernakelstele und eine Pieta aus demsiebzehnten Jahrhundert. Klar, dass die Äbtissin mit dem klei-nen Fläschchen Walburgisöl am Gürtel ihren Besuchern auchaus ihrem eigenen Leben als Missionarin erzählt. Um der Hei-ligen die Worte in den Mund zu legen, ist Zeppenfeld sogar inein Tonstudio gegangen, wo eine Profisprecherin Walburga dieStimme lieh. Dazu bietet die CD ein dreidimensionales Außen-und Innenmodell der Propsteikirche sowie Fotos und Informa-tionen über den Werler Kirchenschatz.

Um die Kirche in den richtigen Proportionen in Szene zu set-zen, waren zu Fotos und Plänen auch die genauen Maße vonAltären, Gewölben oder Kirchengestühl wichtig. Neben profes-sioneller Software, die für die eigenen Bedürfnisse angepasstwurde, war auch Baukasten-Erfahrung gefragt: „Ein Altar, eineSäule oder Kirchenbänke, das sind eigentlich nur aufgetürmteKlötzchen, die später mit Fotos tapeziert werden“, bringt Zep-

penfeld die komplexen Visualisierungsprozesse auf eine starkvereinfachte Formel, denn wie „Klötzchengrafik“ wirkt dieComputeranimation keineswegs. Auf Würfel oder Rechteckekönnen auch so genannte „textures“ aufgebracht werden. Inder Computergrafik sind das 2D-Bilder oder Muster, wobei essich um ein Teppichmuster, marmorierten Boden, Klinkerstei-ne einer Hausfassade oder andere „Gewebe“ handeln kann.Einen Avatar zu generieren, braucht dagegen schon einigeKunstfertigkeit: „Der muss schon richtig modelliert werden“.Dass das gelungen ist, zeigt nicht nur die Begeisterung desAuftraggebers, sondern auch, dass sich die Qualität der Arbeitschnell herumsprach.

Goldenes Wunder:Spenden für Restaurierung

So entstand durch Mundpropaganda zwi-schen den Konfessionen ein Folgeprojekt fürdie evangelische Kirchengemeinde St. Petri inDortmund. „Goldenes Wunder“ heißt der Ant-werpener Schnitzaltar von 1521, üppig mitBlattgold belegt und ein Kunstschatz voneuropäischem Rang. Pfarrerin Barbara vonBremen, die vom Walburga-Projekt erfahrenhatte, wünschte sich eine virtuelle Welt rundum das Goldene Wunder und den Chorraum.Der virtuelle Rundgang auf DVD sollte kirch-lich und kunsthistorisch interessierte Besu-cher ansprechen, nicht zuletzt um diese überein marktfähiges Produkt zu Spenden für dieRestaurierung des Altars zu animieren. ZweiDVDs sind aus dieser von Prof. Zeppenfeldbetreuten Bachelorarbeit von Gregor Steg-

Ein „„Rundflug“ vverschafft dden rrichtigen ÜÜberblick über ddie ggotische HHallen KKirche.

Die HHeilige WWalburga fführt aals SSchutzpatronin ddurch ddie KKirche

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Informationstechnologie: Virtuelle Welten

mann entstanden: Eine für herkömmlichePlayer geeignete DVD steuert über ein Menüdie drei Öffnungsansichten des Doppelflü-gelaltars einzeln an. Die DVD für den Compu-ter dagegen lässt den Betrachter in diekünstlich erschaffene Welt des GoldenenWunders eintauchen, wo er die Möglichkeithat, durch den Chorraum zu spazieren undsich den berühmten Altar aus frei wählbarenBlickwinkeln und in selbst bestimmter Rei-henfolge anzuschauen.

Alte Abmessungen, die sich im Archiv vonSt. Petri fanden, wurden durch eigeneergänzt, dazu kamen Architektenzeichnun-gen als Grundlage für den Chorraum. Miteiner zuvor in diesen Zusammenhängennoch nicht verwendeten Software solltenMaße, Linien und Perspektiven zur Altarsze-nerie verarbeitet werden. Wie sich heraus-stellte, war es für den späteren Export derAltarelemente in die virtuelle Welt von X3Dwichtig, dass es sich bei den zugrunde lie-genden Körpern um Ebenen handelte. Aufdas aus Polygonen zusammengesetzteDrahtgittermodell wurden dann von einemFotografen aufgenommene Bilder in Formvon Texturen aufgebracht. Rund 13.000 Ein-zelbilder ließ der Bachelor-Kandidat durchumfangreiche Bildberechnung (Rendering)zu Filmen in verschiedenen Formaten undAuflösungen zusammenwachsen - in diesemKontext entstand die Filmversion für denDVD-Player.

Auf den Erfahrungen des Werler Projektesaufbauend, ergänzt diese abgewandelteAnwendung die bisherige Forschung: „Ziel

Gespräch mit Manfred Raker, Landschaftsplaner und Natur-schützer in Geseke

Wie kam der Kontakt zu Prof. Zeppenfeld zustande?

Als ehrenamtlicher Naturschüt-zer gehöre ich einer Arbeits-gruppe aus verschiedenstenFachbehörden an, die ein Nut-zungskonzept für ausgebeu-tete Kalksteinbrüche im RaumGeseke entwickelt hat. Nebender naheliegenden Nutzungals Naturschutzgebiet geht eshier auch um die Erschließungvon Gewerbeflächen. Bei derÜberlegung, wie man den eherungewöhnlichen Standort vermarkten kann, entstand die Idee, mitHilfe einer Landschaftsanimation die Möglichkeiten und Chancen desGeländes zu veranschaulichen. Von Professor Zeppenfeld wusste ich,dass er auf diesem Gebiet arbeitet und kannte auch seinen virtuellenFührer durch die Werler Propsteikirche.

Welche praktischen Vorteile bietet die entstandene Landschaftsani-mation?

Sie ist ein hervorragendes Instrument, wenn es darum geht, Politikerund mögliche Investoren aus der Bau- und Baustoffbranche auf denStandort anzusprechen. Meist entstehen Gewerbe- bzw. Industriean-siedlungen ja auf der grünen Wiese und man braucht schon einiges anPhantasie, um sich dann vor Ort im Steinbruch eine gewerbliche Infra-struktur vorstellen zu können. Unsere Animation, in der man dasGelände sehr gut wiedererkennen kann, hilft der Vorstellungskraft aufdie Sprünge. Sie zeigt den Steinbruch im Urzustand und wie er nachAnsiedlung von Gewerbebetrieben aussehen könnte. EntsprechendeVorgaben zu Straßenführung und Konzeption liegen der Animationzugrunde.

Haben Sie die Animation in Gesprächen mit Investoren schon einge-setzt?

Dazu ist es noch etwas zu früh, denn die Chance auf tatsächlicheErschließung des Geländes besteht erst dann, wenn ein Hauptinves-tor Interesse signalisiert. Zudem müssen erst die baurechtlichenVoraussetzungen geschaffen werden. Ich habe die Animation aber inder unserer Arbeitsgemeinschaft mit sehr positiver Resonanz vorge-stellt.

Könnten Sie sich eine Zusammenarbeit mit Prof. Zeppenfeld in weite-ren Bereichen vorstellen?

Auf jeden Fall, etwa bei weiteren, konfliktträchtigen Großprojekten.Zum Beispiel, wenn es um Autobahnbau oder Flughafenerweiterungengeht. Aus Sicht der Naturschützer könnten solche Animationen früh-zeitig visualisieren, wie stark solche Planungen in die Landschaft ein-greifen und welche negativen Auswirkungen sie haben.

Manfred Raker

tstand uum ddas „„Goldene WWunder“ dder DDortmunder PPetrikirche.

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Informationstechnologie: Virtuelle Welten

ist es, ausgehend von den Unikaten zu einer Theorie der virtuellenWelt zu kommen, durch die später eine Massenproduktion mög-lich wird“, so Zeppenfeld. Die gemeinsam mit Studierenden reali-sierten Projekte sind Teilaspekte des Ganzen und dienen alsAnschub. Unter anderem geht es darum, aus einer Vielzahl vonSoftwareinstrumenten und Werkzeugen diejenigen herauszufil-tern, die in den unterschiedlichsten Kontexten Sinn machen. „Dasin Projekten erarbeitete Know-how, die Methoden und Verfahrensollen später in eine maßgeschneiderte Toolbox einfließen, mitder virtuelle Welten schneller, unkomplizierter und mit einfachenMitteln gestaltet werden können.“ Mit einem solchen Baukasten,so das Ziel der Forschung, könnten dann auch Nichtfachleutekünstliche Realitäten aufbauen. Bedarf für diese Techniken siehtProf. Dr. Klaus Zeppenfeld an jeder Ecke: bei der Konservierungvon Kunstschätzen vielleicht, für virtuelle Rundgänge durchMuseen oder Ausstellungen und zur Visualisierung von Produk-tionsabläufen in der Industrie.

Neue Perspektiven für alten Steinbruch

Oder auch im Kontext städtischer Planungen, wie eine andereDiplomarbeit zeigt. Sie veranschaulicht die Bauplanung für eineausgediente Steingrube in Geseke, wo in naher Zukunft einGewerbegebiet entstehen soll. Ein animierter „Rundflug“ visuali-siert wie das brach liegende Gelände als künftiges Gewerbegebietaussehen könnte. Weil sie als Argumentationshilfe gegenüberpotenziellen Investoren gedacht ist – beispielsweise für Baustoff-lager, Gerüstbau, Bauhandwerksbetriebe – lässt sie sich inner-halb kürzester Zeit auf unterschiedliche Interessenten abstim-men.Technisch gesehen geht es in diesem Projekt vor allem um dieGestaltung von Landschaften: ein exaktes Abbild des Steinbruchs,in das künftige Straßen und Werksgebäude eingepasst wurden.Der so entstehende Blick aus der Vogelperspektive zeigt dasZukunftsszenario in der realistisch gestalteten Landschaft. Mit dem dabei eingesetzten Landschaftsgenerator wurde auf derBasis von Karten und Originalfilmen erst das Geländeprofil visua-lisiert, also unterschiedliche Höhen durch verschiedene Grautönesichtbar gemacht. Dann ging es darum, dieses Profil sozusagenmit Leben zu „füllen“: Bruchsteine mussten mit Hilfe eines „mate-rial editors“ aus anderen Materialien „hergestellt“, Bäumegedreht und verzerrt, Gebäude modelliert werden, wobei nachFotos real existierender Gebäude gearbeitet wurde.

Waldmeister lässtBirke und Buche wachsen

Andere Projekte der angewandten Forschung von Prof.Dr. Zeppenfeld bedienen Teilaspekte im Kontext vonAnimation und virtueller Welt. Schritt für Schritt berei-ten sie den Weg, aus urheberrechtlich freien Systemen(public domain) eigene Handwerkszeuge für die Erstel-lung vollständiger virtueller Welten zu entwickeln. Etwawenn es um kinematische Studien zu Bewegungsabläu-fen oder um die exakte Abbildung von Landschaft undNatur geht: Dass man auf dem ComputerbildschirmAhorn und Kastanie, Birke und Esche lebensecht heran-wachsen lassen kann, ermöglicht zum Beispiel das imRahmen einer Diplomarbeit entstandene Werkzeug„Der Waldmeister“. Zahllose, einzeln einstellbare Para-meter können Größe, Form, Farbe und Struktur vonBlättern und Blüten, Aussehen und Beschaffenheit derRinde oder die Form der Baumkronen bestimmen. DieErzeugung von mit Blumen und Pilzen bewachsenenHügellandschaften sowie die Einbindung von Nebelsind ebenfalls mit dem Waldmeister möglich.Wer bewegte Bilder erzeugen will, dem bietet dasLern- und Demoprogramm „Der Regisseur“ ein selbstimplementiertes 3D-Grafik- und Animationswerkzeugin Java zur Erstellung virtueller Welten. Hier geht es umSzenenfolgen, den Einsatz von Licht und Farbe, Posi-tionierung und die Ausrichtung einer virtuellen Kame-ra – um all das, was für den „Regisseur“ einer Anima-tion wichtig ist.

Bauer, König, Turm und Springer beherrschen das Spielder Könige - auch beim Computerschach. Großmeisterwie Laien verbindet das Anliegen, einzelne Züge oderganze Partien auch später immer wieder nachempfin-den zu können. Damit diese nicht mit Beendigungeines Programms verloren gehen, geht es bei derSchachspielanwendung „Chess Variety“, einem derersten Grafikprojekte von Prof. Dr. Zeppenfeld, um denEinsatz und die Verwendung von Grafikbibliotheken. Um dieses Forschungsthema auch praxisorientiertdurchzuführen, wurde ein 2D- und 3D-Schachpro-gramm entworfen, welches auch über das Internetspielbar ist. Dabei können selbst gespielte Schach-partien oder berühmte Partien der Großmeister in eineDatenbank exportiert bzw. aus dieser wieder impor-tiert werden.

KontaktProf. Dr. Klaus ZeppenfeldFachhochschule DortmundFachbereich InformatikEmil-Figge-Str. 4244227 DortmundTelefon: 0231/ 755-6765E-Mail: [email protected]

Virtuelle Welten für den praktischen Gebrauch sind dasForschungsgebiet von Prof. Dr. Klaus Zeppenfeld vom Fach-bereich Informatik. Sein Ziel ist der Aufbau einer maßge-schneiderten Toolbox, mit der künstliche Welten auch vonNichtfachleuten schnell und unkompliziert gestaltet werdenkönnen. In Projekten mit Studentinnen und Studenten – wieetwa einem virtuellen Kirchenführer – geht es darum, geeig-nete Softwareinstrumente, Werkzeuge und Methoden fürunterschiedlichste Zusammenhänge herauszufiltern. Denk-bare Einsatzfelder reichen von der Konservierung von Kunst-schätzen bis zur Visualisierung von Produktionsabläufen.

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ohl nichts hat den Blick auf das Behinderungsbild „Autis-mus“ in der westlichen Welt so geprägt wie der Holly-

wood-Film „Rainman“ mit Dustin Hoffman in der Rolle deszwar autistischen, aber dennoch hoch intelligenten und durch-aus sympathischen Raymond. „Ich sehe den Film mit gemisch-ten Gefühlen“, sagt Prof. Dr. Evemarie Knust-Potter vom Fach-bereich Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschu-le Dortmund, „einerseits hat er vielen Leuten das Thema nahegebracht, andererseits spielt er auch mit Klischees“.Anderes ist wahrscheinlich von einem amerikanischen Main-stream-Movie nicht zu erwarten. Sehr viel tiefer und fundiertersteigen seit ein paar Jahren Studentinnen und Studenten amFachbereich in die Thematik ein. In einer ausgesprochen pra-xisbezogenen Wahlpflichtveranstaltung im Hauptstudiumbeschäftigen sich Studierende der Sozialarbeit intensiv mitAutisten. Kern des über zweiSemester, also ein Jahr laufen-den Seminars ist ein sogenann-ter „circle of support“.In diesen „Unterstützungskrei-sen“ verbringen die Studieren-den einen Teil ihrer Freizeit miteinem Autisten. Anders alsman dies aus klassischenBehinderten- oder Therapie-gruppen kennt, schlüpfen aber nicht die künftigen Sozialar-beitsprofis in die Rolle des Anleiters und Machers. „Die Autis-ten bestimmen selbst, was sie gerne machen möchten“, erläu-tert die ebenso sanft wie zielorientiert auftretende Professo-rin. Die Studenten haben den Wünschen zu folgen.Das Ergebnis sind recht unterschiedliche Freizeitaktivitäten.Vom Besuch im Zoo über eine durchtanzte Diskonacht bis hinzum Sprachkurs in der Volkshochschule reichen die Möglich-keiten. Ein 23jähriger hat mit den etwa Gleichaltrigen zum Bei-spiel sein erstes Zeltwochenende verbracht. Ein tolles Erlebnisnicht nur für den Autisten.„Die Teilnehmer an dem Seminar sind selbst vollauf begeis-tert, wenn das Ganze einmal angefangen hat“, berichtet Knust-Potter über mittlerweile sechs Jahre Erfahrung mit dem Ange-bot. Im Vorfeld jedoch ist es nicht leicht, die Studierenden zubegeistern. Zu abschreckend die sagenhaften 225 StundenZeitaufwand, die im Vorlesungsverzeichnis angegeben sind.Soviel Aufwand nur für einen Schein? „Unbedingt“, findetKnust-Potter. Kaum irgendwo ist der Praxisbezug so groß wiein den „circles of support“. Und die gemeinsam mit den Behin-derten verbrachte Zeit, macht noch dazu Spaß, ist eine echteBereicherung für den persönlichen Erfahrungshorizont.

Der Aha-Effekt ist dabei mindestens so groß wie beim „Rain-man“, nur eben echt und ohne Klischees. Etwa wenn ein autis-tischer junger Mann es trotz seines Handicaps an die Unischafft und dann – wie unlängst geschehen – quasi ohneirgendeine Sonderbehandlung mit Bravour bis zum Diplombringt. Das nötigt auch den nach herkömmlicher Denkart„Gesunden“ Respekt ab und sorgt für ein im späteren Berufs-leben ungemein wichtiges Einfühlungsvermögen für Benach-teiligte aller Art.

In Deutschland ist ein solches Seminarangebot regelrechtrevolutionär. Erstmals hat die Dortmunder Professorin es aneiner Hochschule etabliert. Aktuell laufen sechs „circles ofsupport“ im Dortmunder Raum. Jeweils zwei bis vier Studie-rende treffen sich darin einmal pro Woche für einen ganzen Tag

mit einem Autisten. Ver-mittelt werden die Men-schen von einer Bera-tungsstelle und dem Autis-mus-Therapie-Institut derWestfalenmetropole.

„In den angelsächsischenund skandinavischen Län-dern ist das überhaupt

nichts neues“, verrät Knust-Potter. Vorausgegangen ist vor mitt-lerweile schon 20 Jahren ein regelrechter Paradigmenwechsel.Geht die traditionelle Sozialarbeit noch davon aus, bei einembehinderten, kranken oder alten Menschen Defizite ausglei-chen zu müssen, lässt sich die neue Philosophie vom Ressour-cen-Gedanken leiten. Konkret heißt das, die in dem benachtei-ligten Menschen liegenden Fähigkeiten zu erkennen und daraufaufzubauen. Dies geschieht nicht in der Form „Anleiter-Patient“sondern von Gleich zu Gleich auf Augenhöhe.

Ein allen „circles of support“ zugrunde liegender Leitgedankegilt dem Aspekt von Selbstbestimmung: Der Mensch steht imMittelpunkt – nicht ein Dienstleistungssystem oder Dienst-weg, der eingehalten werden muss. Inklusion, also Einbezie-hung, statt Exklusion, also Ausschluss, nennt man in der Fach-sprache den neuartigen Umgang mit Benachteiligten. DerSchlüssel ist das Lernen voneinander und die Schaffung undErhaltung von Beziehungen, in denen jeder etwas für jeden tutnach den Prinzipien der Stellvertretung, Solidarität undGegenseitigkeit. Stärken und Talente werden so multipliziertund individuelle Schwächen, aufgrund der gemeinsamenFähigkeiten der Gruppe, ausgeglichen.

Holger Elfes

Die PionierinIm Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften lehrt Prof. Dr. Evemarie Knust-Potter seit sechs Jahren einen anderen Umgang mit behinderten Menschen.

Soziales: „Circles of support“

„In Wirklichkeit ist eine Behinderung die Art von Verschiedenheit, die benachteiligt wird.“

(Richard von Weizsäcker)

„I do not want my house to be walled in on all sidesand my windows to be stuffed. I want the cultures of alllands to be blown about my house as freely as possi-ble. But I refuse to be blown off my feet by any.“

(Mahatma Gandhi)

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Soziales: „Circles of support“

„Circles of support“ (COS), die in Amerika, England, Skan-dinavien und seit ein paar Jahren dank des Engagementsvon Prof. Dr. Evemarie Knust-Potter auch in Dortmundfunktionieren, können durchaus auch ein Modell sein fürdie Länder der Dritten Welt. Dort werden Behinderte oderKranke mitunter rücksichtslos aus der Gesellschaft ausge-schlossen, geradezu vor der Öffentlichkeit versteckt undweggeschlossen. Zugleich aber gibt es in ärmeren Staatenmitunter weitaus besser als im reichen Norden funktionie-rende Familien- und Dorf- oder Stadtteilsstrukturen, indenen der eine für den anderen einsteht.Widersprüchlich sind diese Phänomene, aber sie sind rea-ler Bestandteil von Gesellschaften, die einerseits schonmit einem Fuß in der Moderne mit ihren ökonomischen

Zwängen stehen, andererseits aber noch tief in der Traditionverhaftet sind. Von irgendeiner „Sozialromantik“ über denedlen Wilden möchte die FH-Professorin denn auch nichts wis-sen. Mit offenen Augen und einem guten Schuss Realismusknüpft Knust-Potter seit April 2004 ein internationales Netz-werk, in dem sogenannte Erste und Dritte Welt voneinanderlernen sollen im Umgang mit benachteiligten Menschen.„COS-Transnational“ heißt das Projekt. Deutsche, Engländerund Inder sind daran beteiligt. Gefördert wird es bis zum Aprilkommenden Jahres mit einer 480.000 Euro Anschubfinanzie-rung durch die Europäische Union im Rahmen des EU-IndiaEconomic Cross Cultural Programms. Von der University of Bol-ton bei Manchester sind Forscher in dem Projektteam, welchesaus Dortmund gesteuert wird. Vor Ort in Indien arbeitet manzusammen mit der Utkal University und dem National YouthService Action and Social Development Research Institute inBhubaneswar, der Hauptstadt des ostindischen Bundesstaa-tes Orissa.„Auch wenn die moderne europäische sich von der indischenGesellschaft deutlich unterscheidet, so besteht doch in bei-

Zur Person

Prof. Dr. Evemarie Knust-Potter

1974 - 1981 Studium derErziehungswissenschaft anden Universitäten Bonn, Kölnund Leicester in Großbritan-nien

1982 - 1989 Dozentin fürPädagogik und Heilerziehungs-lehre an der Fachschule für Sozialpädagogik sowie Leiterindes Referates Fortbildung der Mariaberger Heime, einerEinrichtung der Jugend- und Behindertenhilfe.

1989 – 1994 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FreienUniversität Berlin am Institut für Heil- und Sonderpädagogik.

1995 Promotion am Fachbereich Erziehungswissenschaf-ten der Freien Universität Berlin über die Wohn- undLebenssituation von geistig behinderten Erwachsenen inEngland.

1995 - 1997 Mitkonzeption des Projektes „Kommunikati-ons- und Arbeitsassistenz“ für 15 autistische Jugendlicheund Erwachsene in Berlin.

Seit dem Wintersemester 1997 Professorin an der FH Dort-mund im Fachbereich Soziales mit dem Lehrgebiet Behin-derten-Inklusionspädagogik

Holger Elfes

Wie Inder und Deutschevoneinander lernen könnenEin von der Europäischen Union gefördertes Projekt bringt zwei Kulturen näherzusammen.

Gefragt: PProf. DDr. EEvemarie KKnust-PPotter ggibt iin IIndien eein IInterview zz

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Soziales: „Circles of support“

Im Gespräch: Prof. Narayan Pati von der Utkal University in Bhubanes-war, Bundesstaat Orissa

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit FrauKnust-Potter für Ihre Arbeit?

Die ist sehr wichtig. Ich arbeite mit geistig behin-derten Menschen seit 1985. Zu diesem Zweckgründete ich unter dem Namen Chetana eine Ein-richtung für geistig Behinderte, das Institute forthe Mentally Handicapped in Bhubaneswar.Diese Einrichtung besitzt vier Spezialschulenund Reha-Trainingszentren. Außerdem gibt esauch ein Ausbildungszentrum für Lehrer.

Wie kam der Kontakt zustande?

Ich lernte Frau Prof. Knust-Potter über den EU-Kreis für Projektförderung kennen.Das Konzept ihrer Arbeit hat mich fasziniert. 2005 war ich in Dortmund und hattedie Gelegenheit, Studentenvorträge aus diesem Förderkreis zu hören. Außerdembesuchte ich die Häuser der Behinderten und redete mit ihren Eltern. Das warsehr beeindruckend. Diese Erfahrung half mir, einen ähnlichen Kreis im indi-schen Orissa zu planen. Dafür gibt es Unterstützung vom Deutschen Entwick-lungsministerium und von der Lebenshilfe in Marburg. Ich möchte gerne die Dort-munder Erfahrung bei uns einsetzen und auch ein Circle of Support Network mitStudenten organisieren.

Helfen Circles of Support den Benachteiligten in Indien?

Es gibt Stammesbevölkerungen, die in Wäldern und auf Bergen leben, es gibtniedrige Kasten und es gibt Behinderte. Die Mehrheit dieser Gruppen ist immernoch sehr arm und ungebildet. Ziel des Circle of Support Projekts ist es, denBehinderten zu helfen. Es ist kein Programm, um allen Benachteiligten zu helfen.NYSASDRI, unser NGO-Partner, ist dafür verantwortlich, dieses Circle of SupportNetwork zu entwickeln. Das wäre sehr hilfsreich für Indien. Viele dieser Men-schen müssen von der Sozialhilfe von 100 Rupien im Monat, also ca. 2 Euro,leben. Die anderen bekommen nicht einmal das. Dieses Projekt wird diesen Men-schen ein freies und selbstbestimmtes Leben schenken.

Was können wir von der indischen Gesellschaft lernen?

Da gib es viele Antwortmöglichkeiten. Vieles ist in unserer Gesellschaft anders.Das eine ist der Glaube an Gott. Wir alle glauben an die göttliche Vorbestim-mung. Wir sind gottesfürchtig. Dieser Glaube hilft den Menschen, den Alltag zuüberleben und schützt sie vor unmoralischen Handlungen. Der andere Unter-schied ist die indische Eheschließung. Einmal verheiratet, bleibt man für ewigzusammen. Da man für immer verheiratet bleibt, hilft dies den Familien, einan-der zu unterstützen, die finanziellen Mittel zu konsolidieren und den Kinderneine Zukunft zu sichern. Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass man in Indiennicht mit der Hilfe vom Staat rechnen kann und auf die Familie angewiesen ist.

Welche zukünftige Zusammenarbeit planen Sie mit Dortmund?

Jetzt starten wir ein Pilot-Projekt nach dem Modell des Circle of Support Projekts.Aufgrund der Ergebnisse aus dem Pilot-Projekt werden wir ein größeres Projektmit der FH Dortmund und EU-Mitteln einleiten. Unsere Einrichtung Chetana isteiner der Partner in diesem Projekt. Mein Ziel ist es, für behinderte Menschen inOrissa durch den Circle of Support, die Lebensbedingungen zu verbessern.

Prof. Narayan Pati

den die Gefahr, behinderte Men-schen auszugrenzen“, sagt Knust-Potter. Und obwohl die Erschei-nungsformen dieser Spannungen inEuropa und in Indien sehr verschie-den seien, bestehe dennoch in bei-den Regionen eine Suche nach Mög-lichkeiten zur Teilhabe und Partizipa-tion in den Gemeinwesen. Im gegen-seitigen Lernprozess wollen die For-scher nun Wege finden, die betroffe-nen Menschen besser einzubezie-hen.Die Brücke nach Indien hat die Pro-fessorin übrigens bereits vor Jahrengeschlagen. Bei Forschungsaufent-halten in Indien hat sie erst informel-le, später offizielle Kooperationsab-kommen mit indischen Hochschulenund Einrichtungen geschlossen, die

view zzu iihrem CCircles oof ssupport PProjekt.

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Soziales: „Circles of support“

die Basis für das aktuelle Forschungsprojekt bilden.Nun geht es zunächst darum, in Indien die Ausgangs-situation zu analysieren. Wo gibt es informelle, natür-lich gewachsene Netzwerke in den Dörfern und Städ-ten, die hilfsbedürftige Menschen unterstützen. Diesevorhandenen Hilfsressourcen sollen nachhaltig unter-stützt werden. Es können Großfamilien sein, die zwargerne einen behinderten Verwandten unterstützenmöchten, aber nicht über die notwendigen fachlichenund finanziellen Mittel verfügen. Oder auch Dorfge-meinschaften, in denen Nachbarschaftshilfe selbst-verständlich ist, es jedoch an professioneller Bera-tung oder Medikamenten fehlt.Hier setzt die Idee der „circles of support“ an. „Wirwollen keinesfalls unser Modell des professionalisier-ten Wohlfahrtsstaates einfach in die indische Gesell-schaft hineinkopieren“, erläutert die „COS-Transnatio-nal“-Initiatorin. Stattdessen soll lieber auf dem vor-handenen Fundament aufgebaut werden. Dafür sollenvor Ort Spezialisten ausgebildet werden, die später inder Lage sind, die Hilfe zur Selbsthilfe zu organisie-

KontaktProf. Dr. Evemarie Knust-Potter Fachhochschule Dortmund Emil-Figge-Str. 4444227 Dortmund Telefon: 0231 7556832E-Mail: [email protected]

ren. Profitieren können die Inder dabei sowohl von den langjährigenenglischen Erfahrungen als auch vom Beispiel der Studierendenausbil-dung an der Fachhochschule Dortmund.Aber der Wissens- und Erfahrungstransfer wird keineswegs nur einsei-tig gesehen. Zu einer ersten Konferenz mit rund 70 Teilnehmern hatteProf. Knust-Potter im Oktober 2004 die Partner aus allen beteiligtenLändern zu Gast in Dortmund. Das Gesamtprojekt strebt die Förderunginterkultureller Lernprozesse und transnationaler Kooperation derbeteiligten Akteure an. Auch die europäischen Länder sollen etwas ler-nen vom mitunter persönlicheren und menschlicheren, auf jeden Fallaber natürlicherem Umgang einer uralten Kultur wie der indischen mitdem Phänomen Behinderung.

Frauen sspielen iin dden CCircles oof ssupport eeine SSchlüsselrolle. AAuf SSeminaren wwerden ssie aauch iin iihrem SSelbstbewusstein ggestärkt.

Die Benachteiligten der indischen Gesellschaft haben das Wort in den von Prof. Dr. Evemarie Knust-Potter unterstützten Projekten.

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Soziales: Sterbeforschung

urz und schmerzlos. So wünschen sich die meisten Men-schen ihren Tod. Doch vieles im Leben läuft anders als

erhofft und der Tod macht da keine Ausnahme. Vielleicht istdas aber auch gut so, weil Krankheit und Todesnähe die Per-spektive verändern können: „Sterben ist Leben bis zuletzt“ giltdeshalb als Leitidee der Hospizbewegung.

Während die meisten Menschen den Tod verdrängen, ist dasThema für Franco Rest längst zum Lebensinhalt geworden. DerProfessor am Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaftender Fachhochschule Dortmund gilt als Mitbegründer und wis-

senschaftlicher Mentor der Hospizarbeit und Wegbereiter fürheute rund 100 stationäre Hospize in Deutschland. „Sterben istein Teil des Lebens, es ist alltäglich“, sagt der Professor, der dieThematik gern von allen Tabus befreit sähe. Hospize als Sterbe-häuser zu begreifen, sei eines davon. „Hospiz ist für mich weni-ger mit einer Einrichtung verbunden als vielmehr mit der Ideevon einem begleiteten, lebenssatten Sterben“, erklärt der Pro-fessor und betont, dass Sterbebegleitung nichts mit Sterbehilfezu tun hat. „Unverzögert, aber auch unbeschleunigt, schmerz-kontrolliert, sozial begleitet sowie spirituell geleitet“ zählt erstattdessen das auf, was den Hospizgedanken mit Leben füllt.

Eva-Maria Reuber

Niemals alleinund abgeschoben

Individuelle Sterbebegleitung in Hospizen oder zu Hause steht im Mittelpunktder Forschung von Prof. Dr. Franco Rest. Er ist einer der Mitbegründer der Hospiz-bewegung in Deutschland.

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Soziales: Sterbeforschung

„Nicht alle, die den Tod vor Augen haben,haben schon zu Ende gelebt. Wie zum Bei-spiel Krebskranke, die oft mitten im Lebenstehen“. Hier müsse man noch Lebensnah-rung anbieten können, sagt er und führtBeispiele auf. Etwa das von der Frau, derenletzter Wunsch die Versöhnung mit ihremEx-Mann war. Im Hospiz haben die beidenein zweites Mal geheiratet. Oder von demBVB-Fan, der am Sterbebett Besuch vonTrainer Ottmar Hitzfeld bekam. Nicht immersind es große Wünsche, die erfüllt werden.Immer aber stehen Menschenwürde,Selbstbestimmung und Schmerzkontrolleim Mittelpunkt, wenn es um ein begleitetesSterben geht. Wichtig vor allem: Dass sichniemand abgeschoben und allein gelassenfühlt. In welcher Form und mit welchen Mit-teln sich das am besten realisieren lässt,erforscht Prof. Dr. Franco Rest seit mehr alsdreißig Jahren. Und das nicht im Elfenbeinturm, sondern „mit-ten in der Praxis und für die Praxis“.

In der Praxis begann auch Rests wissenschaftliche Beschäfti-gung mit Sterben, Tod und Trauer. „Mitte der siebziger Jahrewollten wir sozialen Unfrieden aufspüren, analysieren und ihnbeheben“, erinnert er sich. Da musste er nicht lange suchen:In Dortmunder Alten- und Pflegeheimen, wo der damals nochjunge Wissenschaftler zwei Jahre lang immer wieder in dieRolle eines Pflegepraktikanten schlüpfte, traf er auf Gewaltund grausame Strukturen im Umgang mit Alten und Schwer-kranken. „Wir haben im Schichtbetrieb mitgepflegt und gleich-zeitig unsere Beobachtungen notiert. Wenn wir aufflogen,machten wir mit Interviews weiter und wechselten dann insnächste Heim.“ Im Grunde also eine verdeckte Ermittlung, die

die alltägliche Pflegepraxis aufdeckte:„Sterbende, die in Badezimmern undAbstellkammern allein gelassen wur-den, waren keine Seltenheit. EineSterbebegleitung gab es einfachnicht.“ Die Forderung nach Verbesse-rung durch Fortbildung war eine derSchlussfolgerungen aus der Studie,ein Ausbildungsprogramm listetedazu gleich detaillierte Lernziele auf.

Als die Bundesregierung 1978 eineStellungnahme zur „Errichtung vonSterbekliniken in Deutschland“ erbat,war Prof. Rest einer von wenigen, diesich für Hospize und Spezialpflege-stationen aussprachen, während diegroßen Träger das Anliegen eher alsAngriff verstanden. „Altenhilfe oderKrankenhäuser hatten einen völlig

anderen Auftrag: Krankenhäuser sollten gesund machen.Altenheime sollten rehabilitieren und fit machen. Ihre gesam-te Personalstruktur mit Krankengymnasten oder Ergotherapeu-ten war darauf ausgerichtet. Patienten, bei denen dies nichtmehr möglich war, Krebskranke zum Beispiel, fielen sozusa-gen durch den Rost.“ Ein Besuch in zwei englischen Hospizenhatte dem Professor gerade vor Augen geführt, dass es auchanders gehen kann.

Seit 1983 war Franco Rest als Berater der nordrhein-westfäli-schen Landesregierung eingebunden, wo er in einer Planungs-gruppe neue Ziele der Altenpolitik mitgestalten konnte. 1989wurde Sterbebegleitung in den neuen Leitlinien erstmals aus-drücklich als Aufgabe der Altenpolitik festgeschrieben – übri-gens mit konkretem Bezug auf OMEGA, eine von Rest mitbe-

ALPHA: Hilfe für Hospize

Zu den wichtigsten Folgen der Forschungen von Prof. Dr.Franco Rest in der Praxis zählt die Etablierung der„Ansprechstellen im Land NRW zur Pflege Sterbender, Hos-pizarbeit und Angehörigenbegleitung (ALPHA)“. Im Jahr1992 entstanden ALPHA Rheinland und ALPHA Westfalen-Lippe - letztere in der Trägerschaft von Delta e. V. Dortmundunter dem Vorsitz von Prof. Rest und mit finanzieller Förde-rung des Landes.

Die ALPHA-Stellen helfen und unterstützen vor allem bei derkonkreten Umsetzung der Hospizarbeit. Gerlinde Dinger-kus, Leiterin der ALPHA-Stelle Münster: „Das reicht von derBeratung beim Aufbau neuer Initiativen, bei der Vernetzungvon stationären Institutionen und ambulanten Diensten,über Hilfestellung bei internen Fortbildungen bis hin zurUnterstützung bei der Antragsstellung für öffentliche Gelderoder Unterstützung in der kommunalen Politikberatung.“ ImLaufe der Jahre, so die Diplom-Psychologin, habe sich auch

die Arbeit der ALPHA-Stelle gewandelt - weg vom Aufbau,hin zur Qualitätssicherung. Im Zuge der mittlerweile gesi-cherten Finanzierung der stationären bzw. ambulanten Hos-pizarbeit geht es dabei nun auch um die Festlegung statio-närer und personeller Voraussetzungen, wie beispielsweiseFührungskompetenz für die Koordinatoren der ambulantenHospizarbeit. Gerlinde Dingerkus: „ALPHA-Westfalen hat inKooperation mit der Malteser Hospizarbeit das entspre-chende Curriculum entwickelt, das nun bundesweit seineUmsetzung findet. Weitere Curricula entstanden und entste-hen im Kontext mit der Begleitung und Versorgung vonerkrankten Kindern und ihren Angehörigen.“ Neben dieserkonzeptionellen Arbeit befasst sich ALPHA auch mit der Ver-besserung der Situation Sterbender außerhalb des Hospiz-bereichs, etwa im Kontext der stationären Alten- bzw.Behindertenhilfe. „Die Basis dafür sind regelmäßige Kon-takte und Austausch mit den entsprechenden Einrichtun-gen. Produkte dieser Arbeit sind Fortbildungen und Veröf-fentlichungen, die die Auseinandersetzung mit Sterben, Todund Trauer fördern sollen“, so Dingerkus.

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Soziales: Sterbeforschung

gründete Vereinigung zur Sterbebegleitung. Wichtige praktischeFolge dieser neuen Politik war der Aufbau von „Ansprechstellenzur Pflege Sterbender, Hospizarbeit und Angehörigenbetreuung“in Münster und Bonn. Bis heute hat Franco Rest die Fachaufsichtüber die ALPHA-Stelle Münster und den Vorsitz im TrägervereinDELTA inne.

Lebenswichtig für die Hospizbewegung war die Frage ihrer Finan-zierung: Noch bis 1993 war sie in erster Linie spendenfinanziertund durch ehrenamtliche Arbeit unterstützt. Gemeinsam mit Ver-tretern der Krankenkassen erarbeitete Rest schon 1990 ein erstesFinanzierungsmodell, das Hospize über einen Kunstgriff als „aus-gelagerte häusliche Krankenpflege“ erstmals auf eine gesicherteGrundlage stellen konnte. „Dabei hatte ich als Philosoph vonFinanzierung eigentlich gar keine Ahnung“, gibt der Professor zu.In diesem Kontext liefen für Planung und Organisation von Hospi-zen wichtige Studien: So erarbeitete eine Forschungsgruppe unterseiner Leitung für das Düsseldorfer Sozialministerium im Jahr1992 erstmalig eine Bedarfsrechung für stationäre Hospize, diedie künftige Infrastruktur auf eine solide Datenbasis stellen sollte.„Konkret hieß das, genau diese Frage zu stellen: Was habt ihr undwas braucht ihr zur Versorgung sterbender Menschen?“ Untersuchtwurden mit Bonn und Münster zwei städtisch, mit Bocholt undWarendorf zwei ländlich geprägte Gemeinden, „für die ganz unter-schiedliche Bedürfnisse festgestellt wurden.“ Ein Vorher-Nachher-Vergleich ergab sich dadurch, dass es in Bonn und Bocholt zu die-sem Zeitpunkt schon Hospizarbeit gab, Münster und Warendorfdagegen eher „unbeleckt“ waren. Die Untersuchung lieferte nichtnur detaillierte Angaben zur Infrastruktur, wie etwa zur benötigenBettenzahl, zur ambulanten Betreuung, zu Personalbedarf undKosten. Gleichzeitig war sie ein Spiegel, wie Hospizarbeit dasBewusstsein für die Notwendigkeiten verändern kann.

Um Bilanz und Erfolgskontrolle bestehender Hospize ging es zweiJahre später im Auftrag der Stiftung Wohlfahrtspflege: Auf dem Prüf-stand einer zweijährigen, wissenschaftlichen Begleitung standenvier stationäre Hospize, die letztlich auch über die sinnvolle Ver-wendung öffentlicher Gelder Rechenschaft geben sollten. „Das warausgesprochen zeitintensiv“. Rest beobachtete hier nicht nur dietäglichen Abläufe, sondern schärfte seinen Gesamteindruck vonsinnvoller und überflüssiger Ausstattung immer wieder im Geprächmit Patienten, Angehörigen und Pflegekräften. „Das Ziel im Hospizist soviel Normalität wie möglich: Eine kleine Küche, in der Angehö-rige sich versorgen können, ist wichtig. Ein Wohnzimmer zum Wohl-fühlen auch. Aber ein riesiges Hallenbad, das keiner nutzt, ist nurteuer und macht keinen Sinn.“ Die Studie, die als „Leben und Ster-ben in Begleitung“ 1995 publiziert wurde, ist eines der Standard-werke, an denen sich Hospizplanungen heute orientieren.

Sterben zu Hause Unter dem Stichwort „Sterben zu Hause“ weitet Rest Mitte derneunziger Jahre seinen Forschungsschwerpunkt vom stationären inden ambulanten Bereich aus, lotet Möglichkeiten und Grenzen vonambulanten Hospizdiensten aus. Hier geht es ihm vor allemdarum, Vorgaben und allgemeingültige Standards für die ambulan-te Pflege von Sterbenden zu entwickeln. Eine wissenschaftlicheBedarfsuntersuchung klärt die Frage, was für diese Variante derSterbebegleitung nötig ist, wobei Hausbetreuungsdienste mitFachpflegekräften und Ehrenamtlichen im Mittelpunkt stehen. Auf

Zur Sache

Hospizarbeit und Sterbebegleitung stehen seit mehrals dreißig Jahren im Mittelpunkt der Forschungen vonProf. Dr. Franco Rest. Der Mitbegründer der deutschenHospizbewegung entwickelte erste Finanzierungsmo-delle und trug zu ihrer Verankerung als Aufgabe derAltenpolitik bei. Der Professor erarbeitete Bedarfsrech-nungen für neue Hospize, unterzog bestehende Hospi-ze einer wissenschaftlichen Erfolgskontrolle und entwi-ckelte allgemeingültige Standards zur ambulantenPflege Sterbender. Als wissenschaftlicher Leiter einerEssener Hospiz-Akademie entwickelt er heute auchKonzepte für weiterbildende Schulungen in der Thema-tik Sterben, Tod und Trauer.

der personellen Ebene findet die Studie auch heraus, dasssich der Einsatz von sogenannten Koordinatoren („übrigenshäufig auch Sozialpädagogen oder –arbeiter“) in der Praxisbewährt, woraufhin dieser später als sinnvoll und notwen-dig gesetzlich verankert wird. Ein Jahr lang besuchen Restund die Sozialmedizinerin Prof. Dr. Sigrid Michel Betreu-ungsdienste, laden zu Konferenzen an die Fachhochschule,erheben Daten, lesen klassische Fallberichte, werten aus.Diese Arbeiten münden unter anderem in die Entwicklungstandardisierter Dokumentationsbögen, wie sie heute inder ambulanten Pflege gang und gäbe sind.

Mit dem Start der internationalen Zusammenarbeit derHospize im Jahr 1996 wird der Sterbeforscher auch hieraktiv. Sich vor allem in Osteuropa zu engagieren, ist FrancoRest „ein besonderes Anliegen seit Tschernobyl“. So berieter beim Aufbau der Hospizbewegungen in Ungarn und Slo-wenien, später auch in Weißrußland. Ab 2002 startete derAufbau eines Hospiz-Netzwerkes Ost-Europa.

In seiner heutigen Forschung beschäftigt sich der FH-Pro-fessor vor allem mit der Kinderhospizbewegung, die untereinem völlig veränderten Ansatz die ganze Familie einbe-zieht. Der Erziehungswissenschaftler arbeitet hier geradedie Unterschiede zwischen Hospizen für Erwachsene undsolchen für Kinder heraus. „Kinderhospizarbeit beginnt -anders als bei Erwachsenen – eigentlich schon direkt nachder Diagnose einer unheilbaren Krankheit“, erläutert ereinen der wesentlichen Unterschiede. Während Hospize inder Regel Einrichtungen für die letzten vier Wochen seien,handelt es sich bei Kinderhospizen eher um „Angehörigen-Genesungswerke, die Eltern und Geschwistern immer malwieder die Möglichkeit zum Durchatmen verschaffen, wäh-rend ausgebildete Kräfte die Pflege übernehmen.“ Ein Kon-zept für die Trauerarbeit mit Geschwisterkindern ist ausdiesem Forschungsgebiet bereits erwachsen; er wird inKinderhospizen bereits genutzt.

Dietrich-Oppenberg-Akademie Wo alle Medizin der Welt nicht mehr helfen kann, stoßennicht nur Angehörige, sondern auch Ärzte und Pflegeperso-nal an ihre Grenzen. Die „Dietrich-Oppenberg-Akademie

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Soziales: Sterbeforschung

Zur Person

Prof. Dr. Franco Rest

1942 geborenStudium der Erziehungswis-senschaften, kath. Theologie,Philosophie, Kunstgeschichte,Archäologie in Münster, Würz-burg, Freiburg/Br.;

Volksschullehrer, Gymnasial-lehrer, Lehrer in BeruflicherBildung;

Professor für Erziehungswissenschaften, Sozialphiloso-phie/ Sozialethik an der Fachhochschule Dortmund1980 Promotion zum Dr. päd., Universität Münster;

seit 1973 Forschungen zur Sterbebegleitung, Hospizarbeit,Anti-Euthanasie, Netzwerkbildung und Thanatologie mitUnterstützung der Landesregierung NRW, der StiftungVolkswagenwerk, der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW u.a. 1985 Mitbegründer und wissenschaftlicher Beirat von„OMEGA - Mit dem Sterben leben“;

1988-1999 Berater der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen zum Auf- und Ausbau der ambulanten und sta-tionären Hospizdienste

seit 1992 Vorsitzender DELTA - Leben und Sterben inBegleitung e.V., Dortmund

seit 1992 Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der For-schungsgesellschaft „Soziale Gerontologie“, Dortmund,

1994-1998 Sprecher/Vorstandsmitglied der Landesarbeits-gemeinschaft Hospize und Hospizinitiativen in NRWseit 2000 Mitglied im Ethik-Arbeitskreis der Deutschen Alz-heimer Gesellschaft, Berlin

insgesamt 9 Jahre lang Dekan des Fachbereichs Sozialar-beit der FH Dortmund

2002 - 2004 Prorektor für Studium, Lehre, Studienreform,Evaluation, Weiterbildung

seit Januar 2004 wissenschaftlicher Direktor der DietrichOppenberg Akademie für hospizliche Bildung und Kultur,Essen-Steele

Kooperation mit:

Ansprechstellen im Land NRW zur Pflege Sterbender, Hos-pizarbeit und Angehörigenbegleitung (ALPHA)“, Münster

DELTA - Leben und Sterben in Begleitung e.V., Dortmund

Dietrich Oppenberg Akademie für hospizliche Bildung undKultur, Essen

Landesarbeitsgemeinschaft Hospize und Hospizinitiativenin NRW, Ahlen

OMEGA - Mit dem Sterben leben, Gelsenkirchen

für Hospizliche Bildung und Kultur“, angegliedert an das Hos-piz am Essener Luther-Krankenhaus, stellt seit 2003 die theo-retische Weiterbildung auf diesem Gebiet sicher. Als ihr wis-senschaftlicher Leiter hat Franco Rest ein Konzept für Schulun-gen und Zertifikatskurse rund um Sterben, Tod und Trauer, Pal-liativmedizin sowie Fach- und Sozialpflege entwickelt. Sie sol-len Mediziner, Pflegepersonal und Mitarbeiter aus Klinikenund Hospizen mit theoretischem Rüstzeug versorgen. Aberauch alle anderen, die mit dem Tod in Berührung kommen. „Dasind Polizisten, die Todesnachrichten überbringen müssen,Stewardessen, die an Bord mit plötzlichen Todesfällen kon-frontiert werden oder Ärzte, die nicht wissen, wie sie weinen-den Angehörigen Trost spenden können“, so Rest. Ein passen-des Kulturprogramm soll die Öffentlichkeit behutsam an dasTabuthema heranführen, beispielsweise durch Vorträge zu„Letzte Abschiede bei Goethe“ oder „Tod in der Popmusik“.Ende 2005 konnte die Akademie auch endlich eigene Räumebeziehen.

Das Hospiz in Essen-Steele und die neue Akademie hätten„maßgebliche Grundsatzethiken aus den Vortragsveranstal-tungen und der anschließenden langjährigen Zusammenarbeitmit Prof. Rest aufbauen“ können, so deren GeschäftsführerKarl-Heinz Lichtenstein. Rests wissenschaftliche Arbeit könnein der Akademie gebündelt abgefragt werden. Dies gelte bei-spielsweise für die aktive Sterbehilfe, der die Hospizarbeitentgegenstehe, für aktuelle Fragen der Betreuung von Wachko-mapatienten oder für Fragen zum gesetzlich noch nicht gere-gelten Patiententestament. „Zu den Nutznießern dieser wis-senschaftlichen Arbeit gehören die stationären und ambulan-ten Hospizeinrichtungen weit über Nordrhein-Westfalenhinaus, in der gesamten Bundesrepublik“, so Lichtenstein.

Auch wenn die deutsche Hospizarbeit in ihren Strukturentypisch deutsch sei, also den medizinischen Bereich strengvom hospizlichen trenne, sei sie – so Franco Rest – im euro-päischen Vergleich gut aufgestellt. Für die Schmerztherapie -eine der wesentlichen Vorraussetzungen für ein erträglichesLeben-, gilt das keineswegs. Noch immer liege Deutschlandbei den Morphin-Verschreibungen an letzter Stelle. Rest: „Inder Schmerztherapie ist Deutschland ein Entwicklungsland“.Bedarf für neue Konzepte sieht er auch bei der Zusammenar-beit der Hospizträger: So gebe es in Dortmund zwei Hospize,die nur 400 Meter voneinander entfernt liegen. „Stirbt man indem einen katholisch, im anderen evangelisch? Oder solltenicht die Qualität des Sterbens überall gleich sein?“

KontaktProf. Dr. Franco RestFachhochschule DortmundFachbereich Angewandte Sozialwissen-schaftenEmil-Figge-Straße 4444227 DortmundTelefon: 0231/755-4981E-Mail: [email protected]

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Soziales: Sterbeforschung

Ein BBuch eerinnert aan ddie iim HHospiz vverstorbenen PPatienten.

Den Stunden mehr Leben geben„Es geht nicht darum dem Leben mehr Stunden zu geben,sondern den Stunden mehr Leben“, sagt HospizhelferinGerda Kuhlmann. Was das konkret heißt, kann durchaus sehrunterschiedlich sein. „Spaziergänge im Mondschein, einspontanes Glas Sekt oder ein Bad nachts um drei Uhr, wennder Kranke vor Schmerzen nicht schlafen kann. Zuhören, Trostspenden oder aber schweigen und die Hand halten - einfachda sein.“ In jedem Fall habe der Sterbende das Sagen, seineWünsche haben Vorrang. „Man muss mit Geist, Seele undKörper dabei sein“, so die 47jährige, die sich dann ganz undgar auf den Menschen einstellt. Im Blick ist immer auch dieFamilie des Sterbenden, die Trost und Zuspruch braucht.

Zur Sterbebegleitung hat Gerda – ähnlich wie viele andereauch - durch den frühen Krebstod eines Freundes gefunden.In einem einjährigen Zertifikatskurs und weiteren Pflegekur-sen hat sie sich danach für ihre neue Aufgabe ausbilden las-sen und neben medizinischem und pflegerischem Fachwis-sen „vor allem viele Denkanstöße“ erhalten. Doch letztlich,sagt sie, sei Sterbebegleitung auch eine Art von Berufung,etwa wie bei einer guten Hebamme. „Manches kann maneinfach nicht lernen, sondern muss es mitbringen“. Dazu

gehört ihrer Meinung nach neben einer guten Portion Nächs-tenliebe vor allem viel Geduld, Stärke und Kraft. Als Sterbe-begleiterin bietet die Mutter von vier erwachsenen Kindernihre Hilfe da an, wo Familien mit Pflege und Begleitung ihrerAngehörigen überfordert sind. Und auch ganz nach Bedarf:Das reicht von einer stundenweisen Betreuung bis zur Kom-plettpflege rund um die Uhr, wobei sie mitunter auch imHaushalt des Kranken schläft.

So häufig den nahen Tod vor Augen zu haben, bedeutetkeine übergroße seelische Belastung für die bodenständigeFrau: „Da fängt mich mein Glaube auf, denn der Tod ist nurder Übergang in ein anderes Leben. Allerdings habe ich aberauch noch kein sterbendes Kind begleitet“. Lebe jeden Tagso, als wäre es dein letzer. Die banal klingende Weisheit istfür die ambulante Hospizhelferin längst wichtig und richtiggeworden. „Dieses bewusste Leben habe ich erst von denSterbenden gelernt. So ist das, was ich tue, auch für michein Gewinn“. Von dem Professor aus Dortmund, der mit sei-nen Forschungen der Hospizarbeit in Deutschland den Wegbereitet hat, hat die Praktikerin übrigens noch nie gehört.„Das muss ein interessanter Mann sein. Mit dem würde ichmich gern mal unterhalten“, sagt sie.

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Performer Computer Interaction

Martina Lode-Gerke

Mit der Verschmelzung von Musik und Tanz ent-steht beim Projekt „PCI“ von Prof. Jörg Lensingund Prof. Thomas Neuhaus ein eindrucksvollesGesamtkunstwerk. Moderne Computertechnolo-gie ist auch hier unentbehrlich.

enn wir heute den Begriff „Musiktheater“ hören, denkenwir zunächst an die Oper, etwa Mozarts „Zauberflöte“

oder Bizets „Carmen“, weniger häufig an Ballett, respektive„Tanztheater“. Das liegt daran, dass unser heutiger Begriff sichsehr stark an der Oper des 19. Jahrhunderts orientiert. Wer ein-mal „Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters“ durchblättert,wird feststellen, dass in diesem Nachschlagewerk tatsächlichnur Opern, Operetten, Musicals und Ballette erfasst werden.

„Der Begriff Musiktheater umfaßt im Bereich der Aufführungund Interpretation von musikalischen Bühnenwerken, also aufder theatralischen Rezeptionsebene, alle Versuche der letzten100 Jahre, durch Inszenierung und Bühnenbild zu einer aktu-ellen Deutung der Stücke zu kommen,“ schränkt das musik-wissenschaftliche Standardwerk, „Die Musik in Geschichteund Gegenwart“, diesen Begriff noch weiter ein.

Gegen diese Einschränkung wendet sich der DüsseldorferKomponist und Regisseur Jörg U. Lensing, der seit 1996 eineProfessur für Tongestaltung beim Fachbereich Design der Fach-hochschule Dortmund innehat: „Es gab noch sehr viel davor,was noch gar nicht Oper war: Wenn wir heute ein Stück vonShakespeare auf der Bühne sehen, so ist es für uns ein Schau-spiel, also Sprechtheater, aber ursprünglich gab es zu diesenDramen komplette Bühnenmusiken.“ Bühnenmusiken, diekeine Opern waren, denn diese Gattung bescherte uns erstEnde des 16. Jahrhunderts der Italiener Jacopo Peri mit seiner„Daphne“, einem Werk, das heute nur noch fragmentarischbekannt ist. „Es sind Bemühungen zu beobachten, den Begriffweiter zu fassen, etwa, wenn wir an Ligetis ‘Le grand macabre’denken, ähnliche Bemühungen gibt es in Frankreich im Zugeder Molière-Rezeption oder in Italien mit der Commedia dell’arte, doch das alles bleibt fragmentarisch. Aber wenn manzum Beispiel an die mittelalterlichen Mysterienspiele denkt,so handelte es sich dabei um eine Symbiose von Musik undTheater, in manchen Formen sogar Tanz.“

Und das ist es im Wesentlichen, worum es Lensing geht: inte-gratives, multimediales Theater, bei dem nicht nur Musik undTanz, sondern alle Künste vereint sind. Dabei muss natürlich

heute über Richard Wagners Bemühungen um ein „Gesamt-kunstwerk“ hinausgegangen werden. Wagner war noch in sei-ner Begrifflichkeit dem 19. Jahrhundert verhaftet – wie könntees auch anders sein. Heute gehören nicht nur Musik und Tanzzu einem solchen „Gesamtkunstwerk“, sondern auch die Mög-lichkeiten, die die elektronischen Medien, allen voran derComputer, in akustischer wie in visueller Hinsicht bieten. DieKamera spielt zum Beispiel in Lensings Produktionen eben-falls eine wichtige Rolle.

Seit 2004 leitet der Düsseldorfer Regisseur und Komponist ander Fachhochschule Dortmund ein Forschungsprojekt mit demTitel PCI – Performer Computer Interaction. Ziel dieses Projek-tes ist es, eine technische Möglichkeit zu schaffen, dass Tän-zerinnen und Tänzer nicht nur reproduktiv arbeiten, sondernaktiv an der Gestaltung der Klänge, des Bühnenbildes, das indiesem Fall aus einer Bildschirmwand im Hintergrund besteht,teilnehmen. Am 27. Oktober 2005 war in Düsseldorf zum ers-ten Mal ein abendfüllendes Werk mit dem Titel „HOEReogra-phien“ zu sehen und zu hören: „Unter der Projektleitung JörgUdo Lensings kreierten Jacqueline Fischer (Choreographie),Thomas Neuhaus (Musik/Ton/Video), Christian Schroeder(Licht) und Caterina di Fiore (Kostüme) ein Gesamtkunstwerkin interaktiver Bühnenumgebung, die vier Tänzerinnen zu Aus-lösern und Reglern des gesamten audiovisuellen Geschehenswerden lässt; womit ein weiterer zentraler Aspekt des Bau-haus-Theaters aufgegriffen wird: die Verbindung von Kunstund Technik [...] Der Tanz, seine Dynamik und Intensität,erzeugt hier also eine Spannung sowohl innerhalb der akus-tisch-optischen Sphären, als auch zwischen ihnen. In vierzehn

W

Die AAufteilung dder VVideowand iin iimmer kkleinereEinheiten llässt wwieder nneue BBilder eentstehen.

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abwechslungsreichen Stationen werden einem – mit zuneh-mender Dichte – die Möglichkeiten solcher ertanzter Klang-und Bilderwelten vorgeführt“, berichtete die „RheinischePost“ am 29. Oktober 2005 über die Aufführung.

Dass es bis dahin ein weiter Weg war, lässt sich denken. Die-ser Weg begann am 10. Mai 1987, als sich acht Absolventender Folkwanghochschule Essen – Musiker, Tänzer und Schau-spieler – mit drei Düsseldorfer Künstlern trafen: einem Foto-grafen, einem Musiker und einem Grafikdesigner. Aus diesemTreffen resultierte die Gründung des Theaters der Klänge inDüsseldorf. Ziel dieser Ensemblegründung war und ist, spar-tenübergreifende Theaterarbeit durch die Realisierung eigenerProduktionen zu leisten, die sowohl Musik, Tanz und Schau-spiel, als auch bildnerische Kreationen in Form von Kostüm-,Bühnen-, Licht- und Mediengestaltung zu immer wieder neuenAusdrucksformen zusammenbringen. Man will Kombinationenfinden, bei denen die einzelnen Sparten nicht isoliert einge-setzt werden, sondern sich gleichberechtigt ergänzen undbedingen.

Das generelle Problem, das sich für den Komponisten Lensinghinsichtlich des multimedialen, interaktiven Theaters stellt, ist,dass elektronische Musik eine Musik ist, die im Studio ent-steht: Es sind eben keine Musiker da, die ihre Instrumentespielen, sondern die Musik wird am Computer produziert und

existiert anschließend nur auf dem Band oder der CD. Wer aberauf der Bühne Ballette gesehen hat, dürfte sehr schnell festge-stellt haben, dass es ein großer Unterschied ist, ob die Musiksozusagen „aus der Konserve“ kommt, oder gleichzeitig zwarnicht produziert, aber immerhin doch live reproduziert wird:Letzteres klingt sehr viel lebendiger und spontaner, weil es –idealerweise – eine Interaktion zwischen Musizierenden undTanzenden gibt. Es stellte sich für Jörg Lensing die Frage, wieman bei elektronischer Musik eine konzertante Form findenkönne.

1993 beschäftigten sich Lensing und das Theater der Klängemit diesem Problem in dem Projekt „Figur und Klang imRaum“: Hier ging es erstmalig darum, dass Darsteller spieltenund der Computer dazu Klänge anbot, die durch das Spiel derDarsteller verändert wurden. Da dies in Bruchteilen von Sekun-den geschah, konnten die Darsteller sofort auf das Gehörtereagieren, so dass schlussendlicheine hybride, halbimprovisatori-sche Form gefunden war. Die tech-nischen Möglichkeiten dazu gab esbereits in den siebziger Jahren.Lensing wollte aber einen Schrittweiter gehen: Der Performer sollteden Prozess gänzlich selbst steu-ern, der Tänzer oder die Tänzerindie auf dem Computer gespeicher-ten Klänge selbst auslösen undbeeinflussen, sozusagen den eige-nen Körper zum Instrument ma-chen, so, als wenn ein Pianist ebeneine Taste drückt. Aber welche Sen-soren sollte man verwenden, dieauf die Bewegung der Tanzendenreagierten?

Zunächst arbeiteten Lensing und seine Mitarbeiter mit Licht-schranken, die die Tanzenden auslösten und die die Informati-on an den Computer weitergaben. Eine weitere Variante funk-tionierte mit Mikrofonen: Das Prinzip dabei war wie beimRadar, wo der Raum in bestimmte Koordinaten geteilt ist. DieseKoordinaten wurden mit bestimmten Parametern wie Tonhöheoder Tonstärke belegt. Dadurch, dass ein Tänzer etwa den Armhob, konnte er den Klang anschwellen oder auch leiser werdenlassen, je nachdem, wie man die Koordinaten belegte. Die Ver-suche blieben aber ziemlich rudimentär, denn die Technik warsehr anfällig. So mussten zum Beispiel die Lichtschranken sehr

Design: Interaktives Tanztheater

Zur Sache

Seit mehreren Jahren arbeiten Jörg Lensing vom Fachbe-reich Design und sein Kooperationspartner Thomas Neu-haus an dem Forschungsprojekt PCI - Performer ComputerInteraction. Im Wesentlichen geht es darum, einen Zusam-menhang von Klang und Raum zu schaffen: Musik, Tanzund Bühnenbild sollen zu einer Einheit verschmolzen wer-den. Was hier aus elektronischen Klängen, Bewegungender Tänzer, die diese Klänge auslösen und Videosequen-zen entsteht, ist ein einzigartiges Gesamtkunstwerk, inte-gratives, multimediales Theater, das seinen letzten Höhe-punkt in einer abendfüllenden Aufführung im Oktober2005 fand: „Mit den Augen kann man hören. 60 Minutengreifbare Konzentration. 60 Minuten gebannte Stille imPublikum. Und nach der Uraufführung der „HOEReogra-phien“ eine überdenkbare Sinneserfahrung mehr: Mit denAugen kann man hören, mit den Ohren kann man sehen,“urteilte die NRZ in ihrer Ausgabe vom 29.10.05.

Konzentrierte Regiearbeit

Spannend wwird ees, wwenn mmehrere TTänzerinnen ddie KKlänge uund BBilderauslösen, sso ddass ees zzu „„Überlappungen“ kkommt.

Eine eeinzige AArmbewegung llöstdie VVideosequenz aaus.

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genau ausgerichtet werden, damit eineAufführung reibungslos vonstatten ging.„Wir haben das dann sein lassen, weil esmal bei der einen Aufführung funktionier-te, bei der anderen am nächsten Tag aberwieder nicht,“ erläutert Jörg Lensing dieSchwierigkeiten, „die ganze Sache ruhtedann, bis mein Kooperationspartner Tho-mas Neuhaus im Jahr 2000 verkündete, erhabe die geeignete Programmiersprache und schnelle Hardwaregefunden, die die Technik weniger anfällig mache“.

Ein Jahr später arbeiteten Lensing und das Theater der Klängeerstmals mit Camera-Tracking – eine Technik, die auch im PCI-Pro-jekt zum Einsatz kommt: Eine oder mehrere Schwarz-Weiß-Kame-ras machen 25 Mal in der Sekunde ein Bild und senden es aneinen Computer. Jedes einzelne der zig tausend Pixel pro Bild ist

ein Steuerungsparameter: „Wich-tig für diese Technik ist, dass derRaum absolut dunkel sein muss,denn schon die kleinste Bewe-gung der Tanzenden wird regis-triert. Wir hatten in einem Proben-studio das Problem, dass die Vor-hänge nicht ganz dicht schlossen.Und bei der Wärme oder durchden Luftzug, den die Tanzendenverursachten, bewegten sich dieVorhänge. Die Kamera hat natür-lich die Lichtveränderung regis-triert und plötzlich hat der Vor-hang auch Musik gemacht“. Wasnatürlich nicht beabsichtigt war.Der Vorteil dieser Technik istjedoch, dass auch ein kleiner Fin-gerzeig des Performers einen

Klang auslösen kann. „Man kann natürlich die Empfindlichkeit derKameras herabsetzen, damit Einflüsse von außen nicht so schnellauf das Bühnengeschehen einwirken können, aber dann könneneben kleinere Bewegungen der Tänzer auch nicht mehr verarbeitetwerden“.

Eine Alternative zur Kamera sind beispielsweise Beugungssenso-ren: Hierfür werden den Ausführenden an die Gelenke Sensorengeklebt, die den Grad der Beugung der Gelenke messen. So istjedes einzelne Körperteil des Performers genau zu definieren,„doch dann müssen alle Tänzer ein Kabel hinter sich herziehen,

deshalb haben wir auf diese Möglichkeitschnell wieder verzichtet“, berichtet Lensing.

Wer aber nun glaubt, dass die Tänzerinnenund Tänzer endlich ihren Traum erfüllt sehen,dass sie vom ewig nörgelnden Choreogra-phen, der ja oft ihr eigenen Ideen ein-schränkt, um sein eigenes Konzept zu ver-wirklichen, befreit sind, der irrt.

„Man braucht für dieses Projekt einen ganz bestimmtenTypus Tänzer“, weiß der Komponist zu berichten, „vielekönnen mit der neuen Freiheit überhaupt nicht umgehen,sie wissen gar nicht, was sie machen sollen, weil sie dazu

Design: Interaktives Tanztheater

Im Spiegel der Presse

„Hier konnten die hochkonzentriert Kraft und Anmutverbindenden Tänzerinnen ihre Bewegungen in syn-thetische Klänge umsetzen, die teils zeitverzögertablaufenden Projektionen in Augenschein nehmenund dazu neue Klang-Figuren entwickeln. Diese Feed-back-Tanz-Ton-Skulpturen verquicken Bewegung, LichtFarbe, Klang und Form zu einem einzigartigen Gesamt-kunstwerk [...] einer faszinierenden, die Grenzenmodernen Tanztheaters erweiternden Produktion.“

Westfälischer Anzeiger 25.10.05

„Das musikalische Material (Thomas Neuhaus) istvorproduziert, aber wie und mit welcher Intensität eserklingt, das steuern die vier Tänzerinnen. Sicht- undhörbar hängen Bewegungen und Dynamik der Musikzusammen, Tempo und Lautstärke stehen in direktemZusammenhang mit der Schnelligkeit oder Helligkeitetwa eines Armschwungs. Da splittet sich das Video-bild in unendlich viele Einzelbilder auf, oder das Aus-gangsbild wird horizontal und vertikal gespiegelt.Farb- und Strukturverfremdungen sorgen für zusätzli-che Effekte. Die „HOEReographien“ haben für alle, diean der Integration von Bühnengeschehen und Videointeressiert sind, einen üppigen Katalog an Möglich-keiten zu bieten.“

Westdeutsche Zeitung, 29.10.05

Was ffrüher dder „„Mann aam KKlavier“war, iist hhier dder MMann aam CComputer.

Der kklassische PPas dde ddeux iist nnicht mmehr dder HHöhepunkt:Kontraste sschaffen hhier dden kkünstlerischen AAusdruck.

Das ggrafische EElement eeröffnet aals nneueEbene eerweiterte AAusdrucksformen: HHier„verwischt“ ddie TTänzerin ddas VVideobild.

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Design: Interaktives Tanztheater

Zur Person

Prof. Jörg U. Lensing

1960 in Düsseldorf geboren

Studium der Komposition von1981 bis 1987 an der Folk-wang-Hochschule in Essen.Während dieser Zeit Gründungder Konzertreihe „Neue Töne“.Ebenfalls in dieser Zeit Grün-dung des Ensembles für elek-tronische Musik „KUNST-STOFF“. Erste Musiktheater Kompositionen wie etwa dasWerk „Ich will zu dir - Ach komm doch“ für ein Tänzerpaar,das 1987 für die Weltmusiktage ausgewählt wurde.

Hochschulpreis der Folkwanghochschule Essen

1987 Künstlerische Reifeprüfung

zweijähriges Aufbaustudium „Neues Musiktheater“ beiMauricio Kagel an der Musikhochschule Köln

Gründung des Theaters der Klänge in Düsseldorf. SeitherTätigkeit als Regisseur, Choreograph und Komponist

seit 1990 Komposition sämtlicher Filmmusiken zu den Fil-men von Lutz Dammbeck

Vorträge und Seminare zu Filmton an der Hochschule fürbildende Kunst in Dresden, der FolkwanghochschuleEssen, Media Cologne, bei Tonmeistertagungen und an derinternationalen Filmschule in Köln

seit 1996 Professor für Tongestaltung an der Fachhoch-schule Dortmund

Zur Person

Prof. Thomas Neuhaus

1961 in Essen geboren

Studium an der Folkwang-Hochschule Essen: instrumen-tale Komposition bei WolfgangHufschmidt und elektronischeKomposition bei Dirk Reith

als Komponist Mitglied desDüsseldorfer Theaters derKlänge

seit 2004 Professor für Musikinformatik am Institut fürComputermusik und elektronische Medien (ICEM) der Folk-wang-Hochschule Essen sowie bis 2002 als Lehrbeauftrag-ter an der Hochschule für Künste Bremen

Werke: Kammermusik, Tonbandstücke, Bühnen- und Film-musiken, Live-elektronische Stücke, Werke für Instrumentund Elektronik, elektroakustische Bühneninstallationen,Klanginstallationen sowie Sounddesigns für Ausstellungen

Vorträge, Workshops und Konzerte im In- und Ausland.Seine Werke wurden aufgeführt u.a. in London, Rom, HongKong, Paris, Tel Aviv, Moskau, Ann Arbor, New York, Gains-ville, Quito.

nicht ausgebildet sind.“ In der Tatsieht die klassische Ballettausbil-dung ähnlich aus wie die eines Musi-kers: Man reproduziert. Talent zurImprovisation muss bei einem klas-sischen Balletttänzer genauso wiebei einem klassischen Musikerzunächst einmal geweckt werden.Sofern vorhanden. „Wenn es keineChoreographie gibt, ist es vor allenDingen nötig, allen Beteiligten eineArt „Bewegungsvokabular“ und eine„Improvisations-Grammatik“ an dieHand zu geben, damit eine homoge-ne Tanzsprache zustande kommt“, erläutert Jörg Lensing dieAnforderungen an die Performer, „auch für die musikalischenPhänomene müssen Umsetzungen in die Tanzsprache gefun-den werden. Zum Beispiel muss eine musikalische Pause soumgesetzt werden, dass sich die Bewegung im Tanz fortsetzenlässt.“Zu der Bewegung und den Klängen kommt ein grafisches Ele-ment hinzu, das die Ausführenden noch einmal auf eine ande-re Ebene führt. Mit derselben Technik lässt sich zum Beispieleine Videowand steuern, die – Kameras sind ja sowieso da –etwa die Tanzenden aufnimmt und die so aufgenommenen Bil-der zeitversetzt abspielt. Durch das zeitversetzte Abspielendes Aufgenommenen ist es für den Ausführenden beispielswei-se möglich, in einen Dialog mit sich selbst zu treten. Momentedes Stillstehens machen es dann zum Beispiel dem Video-„Schatten“ möglich, sein Original wieder einzuholen. Künstle-risch gesehen entstehen so neue, interessante Ausdrucksfor-men. Und auch auf die Ästhetik hat die neue Technik durchausEinfluss: Synchronität, wie sie im klassischen Ballett zum Bei-spiel beim Pas de deux ein Merkmal künstlerischer Qualität ist,

ist hier nicht gefordert, aucheigentlich gar nicht gewünscht.Gerade durch die „Überlappung“von Bewegungen der Tänzerin-nen und Tänzer entstehen inte-ressante Klänge. Eine weitereMöglichkeit ist, die Bewegungder Performer auf dem Video-schirm zu verwischen, wodurchinteressante grafische Bilderentstehen, die eine einzelneBewegung zu einem bildendenElement werden lassen, bis hinzu bewegungsgesteuerten, mor-

phenden Grafiken. Darstellende und bildende Kunst wird so zueiner Einheit auf der Grundlage von Musik.

Auf das gemeinsame Studium an der Essener Hochschu-le geht auch die Kooperation mit Thomas Neuhauszurück, der sich gern an die Zusammenarbeit erinnert:„Es gab mehrere Vorläuferprojekte, die Zusammenarbeitmit der Fachhochschule Dortmund lief immer sehr gut.Ich kann mir sehr gut vorstellen, auch weiterhin mit ihr zukooperieren. Auf jeden Fall werden Jörg Lensing und ichweiter zusammenarbeiten, ob das im Rahmen eines For-schungsprojektes ist, das wird man sehen.“

Aus eeins mmach vvier: Die SSpiegelung mmacht’s mmöglich.

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Schutzfunktion mal kleine Netz-Inseln, manchmal auch ganzeRegionen abgeschaltet“, erklärt Prof. Dr. Marius Geller vomFachbereich Maschinenbau das Phänomen. Genau das habebei den Schweizer Bahnen für Stillstand gesorgt. Und zwarnicht deshalb, weil es an der nötigen Spannung fehlte, son-dern ganz im Gegenteil: Eine Sturmböe an der Nordsee, sowisse man heute, sei Ursache der Strompanne gewesen. „Vielzu viel Energie auf einen Schlag! Genau das ist das Problem,mit dem wir uns hier beschäftigen.“

Als regenerative und saubere Energiequelle hält Geller dieWindkraft im europäischen Energiemix für besonders wün-schenswert. Das Ganze hat nur einen Haken: Energie fällt an,wie die Windböen kommen: unzuverlässig, unberechenbar.Mal wütet der Wind in Orkanstärke, mal weht eine sanfte Brise,mal bleibt er ganz weg. „Zu wenig ist schlecht, zu viel aberauch: Wie man an der Schweizer Strompanne sieht, kann

anz plötzlich stockte der Pulsschlag in der Stadt, die nie-mals schläft. Ein historischer Blackout im Stromnetz kata-

pultierte die Weltmetropole New York im August 2003 kurzzei-tig zurück in die Steinzeit. Ein Szenario, das ganz Amerikaunvergessen bleibt und auch den Europäern nicht unbekanntist. „Nichts geht mehr“ hieß es beispielsweise auch in Rom vorgut einem Jahr. Und noch ganz frisch in Erinnerung ist uns dieStrompanne in der Schweiz, die im August 2005 die SchweizerBahnen landesweit lahm legte. Über 100.000 Reisende saßenplötzlich in ihren Zügen fest, wo bei brütender Hitze auch nochdie Klimaanlagen ausfielen. Woran liegt es nur, wenn im 21.Jahrhundert, wo eine zuverlässige Stromversorgung docheigentlich „kein Thema“ sein sollte, plötzlich kein Strom mehraus der Steckdose kommt?„Wenn das Netz plötzlich instabil wird, sorgen sensible Sicher-heitssysteme für eine koordinierte Abschaltung, bevor es zumkompletten Zusammenbruch kommt. Dabei werden durch die

Eva-Maria Reuber

Die Energie aus dem Salzstock

In gemeinsamer Arbeit mit Experten aus ganz Europa sucht Prof. Dr. Marius Geller nachintelligenten Lösungen, um große Energiemengen aus Windkraft zwischenzuspeichern.

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Kleiner MMensch, ggroße MMaschine: WWie ddie rriesigen KKompressoren kkünftig aaussehen wwerden, iist TTeil ddes FForschungsprojektes.

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Maschinenbau: Speicherung regenerativer Energien

schon eine einzige starke Windböe für Probleme sorgen, weilwir ein europäisches Verbundnetz haben“, erklärt Gellerwarum es so wichtig ist, Windkraft in geordnete Bahnen zu len-ken.

Um die Frage, wie man Sturm undFlaute nun in ein berechenbares Ener-giepotenzial umwandeln kann, gehtes seit Anfang 2003 im EU-Projekt„Advanced Adiabatic Compressed AirEnergy Storage (AA-CAES)“. Im inter-nationalen Zusammenspiel von neundeutschen, schwedischen, engli-schen und portugiesischen Universi-täten sowie namhaften Industrieun-ternehmen ist die FachhochschuleDortmund für einen ingenieurwissen-schaftlichen Teil verantwortlich. ImKonsortium hat sie den größten Pro-jektanteil: „Das Gesamtfördervolu-men liegt bei 2,4 Millionen Euro auf vier Jahre. InBrüssel hat das Projekt übrigens einen so hohenStellenwert gehabt, dass dafür sogar außerplanmä-

ßig Mittel bereit gestellt wurden“, erinnert sich der EU-Refe-rent Raimund Filges von der Transferstelle der FachhochschuleDortmund. Die beteiligten Industrieunternehmen, darunter dieMAN TURBO AG, Alstom Power Ltd., das Deutsche Zentrum fürLuft- und Raumfahrt, Deep Underground Engineering (DEEP)sowie die Stromanbieter E.ON und RWE, stocken die finanziel-le Projektausstattung auf mehr als vier Millionen Euro auf.

Es geht um Stabilität, um Zuverlässigkeit und darum, die tech-nischen Möglichkeiten zu schaffen, um den Anteil von Wind-kraft im Energie-Mix zu steigern. Zwar hat diese in Deutschlanddank politischer Förderung bereits ein hohes Potenzial, dochweil die Stoßzeiten des Stromverbrauchs eher selten mit denwindreichen Zeiten zusammenfallen, müssen Netzbetreiberentweder Energie zukaufen oder haben reichlich Überschuss.So ist Windkraft für sie eine unberechenbare Größe und kon-ventionelle Kraftwerke weiterhin unverzichtbar, um die Netz-stabilität zu garantieren. Wäre allerdings eine Zwischenlage-rung von Energie aus Windkraft möglich, könnte die alternati-

Die EEnergie aaus WWindkraft ssoll bberechenbarer uund ddamit aauch wwirtschaftlicher wwerden.

Maschinen eentstehen ddurch CComputersimulation aauf ddem BBildschirm.

Wichtiger BBestandteil ddes KKom

MAN TURBO AG

Die MAN TURBO AG bietet die weltweit umfangreichsteProduktpalette an Kompressoren und Turbinen an. Alsinternational tätiges Unternehmen mit insgesamt 2500Mitarbeitern hat MAN TURBO seinen Stammsitz in Ober-hausen, gefolgt von drei Hauptstandorten in Berlin,Zürich und Schio (Italien). MAN TURBO gehört zur MAN-Gruppe, einem der führenden Engineering-Konzerne inEuropa. Maschinen und Maschinenstränge werden in denFertigungshallen komplett montiert und - z. B. am Stand-ort Oberhausen - auf den Prüfstand gebracht. An dreiStandorten stehen Prüfstände für Turbomaschinen, Gas-und Dampfturbinen, Kompressoren und Komponentenzur Verfügung. Die Prüfstände erlauben den Test derMaschinen mit Parametern, die den späteren Einsatzbe-dingungen nahekommen.

Das dauerhafte Engagement in Forschung und Entwick-lung garantiert eine kontinuierliche Leistungs- und Wir-kungsgradverbesserung, Kostenoptimierung sowie dieLebensdauerverlängerung der bestehenden Produkte.Weiterhin entwickelt MAN TURBO entsprechend derMarkt- und Kundenerfordernisse kontinuierlich neue,leistungsstarke Produkte. Der gesamte F & E-Prozess isteingebunden in ein Netzwerk der Zusammenarbeit mitnationalen und internationalen Hochschulen, For-schungseinrichtungen und Instituten. F & E-Schwerpunk-te des Unternehmens sind: Thermodynamik, Aerodyna-mik, Schwingungsanalyse, mechanische Entwicklungen,Labor- und Analysetechnik, Materialwissenschaften undDesign.

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Maschinenbau: Speicherung regenerativer Energien

ve Energiequelle auch betriebswirtschaftlichattraktiv werden.

Das europäische Expertenteam aus Wissenschaftund Industrie will diese Vision für die Zukunft inhandfeste Technologien umwandeln. „Wir suchennach intelligenten Lösungen, wie man größere Ener-giemengen sehr schnell zwischenspeichern undgenauso schnell wieder abrufen kann“, skizziertProf. Geller die Ausgangslage für das Forschungs-projekt. Mit Speichermethoden herkömmlicher Artkommt man beim Wind eindeutig nicht weiter.Querdenken war angesagt und führte zu einer „vomPrinzip her so einfachen Idee, dass man es kaumglauben mag“, sagt Geller. So wollen die Forscher

die überschüssige Windenergie hochkomprimiert in riesige unterir-dische Salzstöcke (Kavernen) pressen und erst bei Bedarf wiederherauslassen. Kein von Menschenhand gebautes Gebäude könnteso dicke Mauern haben, um die dabei entstehenden Druckdifferen-zen aufzufangen. Selbst ein nicht gerade klein dimensionierterGasometer könnte diesem Druck nie standhalten. Dabei haben dieSalzstöcke noch einen weiteren Vorteil auf ihrer Seite: Ab Hanno-ver nordwärts gibt es von ihnen jede Menge. Welche Kaverne sichdavon als Speicher eignen könnte, erkundet übrigens das Unterta-getechnik-Unternehmen DEEP für die Forscher.

Den Wind unter die Erde bringen – wie soll das denn eigentlichgehen? „Sie müssen sich das ungefähr so vorstellen, wie wennman einen Riesenluftballon aufpustet. Lässt man aus dem Ballondie Luft wieder entweichen, entsteht über Turbinen die benötigteEnergiemenge“, erklärt Marius Geller. Ein griffiger Vergleich, derallerdings in Wirklichkeit doch sehr viel komplizierte Technik erfor-dert und zahlreiche offene Fragen und Probleme aufwirft. Dasfängt schon beim Hereinpumpen des Windes an, wenn die Luftdurch Kompression auf 100 bar verdichtet wird und Temperaturenbis zu 600 Grad entstehen. Vor allem diese „heiße Luft“ ist proble-matisch für einen noch zu entwickelnden, neuartigen Hochdruck-kompressor, der neben der großen Hitze auch enorme Belastungs-

kräfte aushalten muss. Ein normal gebauter Kompressor istfür so hohe Temperaturen gar nicht geeignet. Das liegt unteranderem an den Schrumpfverbindungen, mittels derer hochbelastete Einzelteile miteinander befestigt wurden. Ein Bei-spiel: Ein schnell rotierendes Laufrad, das auf einer Wellesitzt, dehnt sich bei starker Hitze aus - die Welle jedochnicht. Unerwünschter Effekt: Das aufgeschrumpfte Laufradlöst sich von der Welle „und die Maschine fliegt uns um dieOhren“. Ein guter Grund, weshalb Marius Geller und seineTeamkollegen Norbert Kluck und Alf-Peter Tiedtke zur Zeitintensiv über neue Befestigungstechniken nachdenken.

Glücklicherweise findet eine solche Maschinen-Havarie bis-lang nur als Simulation auf dem Computerbildschirm statt:Auf der Basis von Plänen des Maschinenbau-UnternehmensMAN TURBO AG und in stetigem Austausch mit Dr. ChristophJakiel von der Entwicklungsabteilung am Standort Oberhau-sen haben die Forscher ein Computermodell zunächst im vor-handenen Design mit sämtlichen Bauteilen in den Computereingespeist. Eine Wahnsinnsarbeit, wenn man bedenkt,dass eine solche Maschine in Wirklichkeit gute sechs Meter

misst. Jede Oberfläche, jede Verbindung, jedes Detailmuss in Netzstrukturen abgebildet werden, damit ihre Fes-tigkeit überprüft werden kann. In tage-, mitunter sogarwochenlangen Berechnungen wird im anerkannten For-schungsschwerpunkt „Computersimulation im Maschinen-bau“ präzise simuliert, wie sich die Maschine unterbestimmten Bedingungen verhält - ohne dass im wirkli-chen Leben auch nur ein einziges Teil beschädigt wird.Gerade jetzt ist es wieder passiert: Obwohl baulich bereitsverändert, kann der Kompresssor in der Simulation schonnach wenigen Minuten den erforderlichen thermischenZyklen nicht mehr standhalten. „Eigentlich hatten wirgehofft, dass es diesmal gut geht“, ist Marius Gellers Reak-tion auf das Ergebnis.

Zur Person

Prof. Dr. Marius Geller

Dissertation an der Ruhr-Uni-versität Bochum auf demGebiet der Strömungsmecha-nik und Festigkeit in Turboma-schinen. Experimentelle undcomputerunterstützte Untersu-chungen bei hoch belastetenKompressorlaufrädern.

Entwicklungsingenieur bei der Firma BBC für Fragen derStrömungsmechanik und Kühlung.

Leitung einer Forschungsgruppe für Wärmeübertragung ineinem COE bei der Firma ABB.

Leiter der Technik für Turbogeneratoren bei der Firma ABB,Mannheim.

1994 Berufung an die Fachhochschule Dortmund für dieFachgebiete Strömungsmechanik und Turbomaschinen

Arbeitsschwerpunkte:

Experimentelle und computerbasierte Strömungssimulation

Entwicklung von Computerprogrammen zur Berechnungund Geometriemodellierung von Bauteilen in Turbomaschi-nen (sog. „Generisches Modell“)

Festigkeitsanalyse und Strömungssimulation in Radiallauf-rädern, Leiträdern und Sammelspiralen

Leitung von Forschungsprojekten (Auswahl):

BMBF-Forschungprojekt zur Simulation der venösen Blut-strömung im menschlichen Körper

BMBF-Vorhaben „Computerunterstützte Modellierung vonTurbomaschinenbauteilen“

Leitung des Forschungsschwerpunktes „Computersimula-tion im Maschinenbau“

EU-Forschungsvorhaben „Speicherung von großen Energie-mengen in unterirdischen Kavernen“

Kooperation mit:

Europäische Union, spezieller Partner dabei:MAN TURBO AG

rm.

es KKompressors: SSchaufelrad.

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Maschinenbau: Speicherung regenerativer Energien

Doch die ersten Projektergebnisse machen deutlich, dass hiervöllig neuartige Designprinzipien gebraucht werden. Dafürgebe es bereits Lösungsideen, verrät Geller, die auf ihre Taug-lichkeit überprüft würden. Genau das ist der Job: Modifizieren,simulieren, modifizieren, simulieren – bis das Ergebnis dieForscher zufrieden stellt. „Wir bewegen uns auf einem kriti-schen Pfad“, so der Strömungsmaschinenexperte. „Das ist dieKey-Problematik. Wenn der Kompressor nicht läuft, ist das Pro-jekt gestorben“. Doch davon könne derzeit nicht die Redesein. „Wir werden uns einiges einfallen lassen müssen. Wirbrauchen ein neues Designkonzept, dann wird das Problemlösbar sein“, ist der Professor optimistisch. Zusammen mit derEntwicklungsabteilung von MAN TURBO, die ihr über Jahrzehn-te entwickeltes Know-how einfließen lässt, denkt er bereitsüber Rotorverbindungen und Gehäuse-Ideen nach, die denMaschinentyp revolutionieren könnten. Dabei darf er aber dieWirtschaftlichkeit des Ganzen nicht aus den Augen verlieren.

CAD-Prozesse, Wärmeübertragungs-Fragen, strömungsmecha-nische Zusammenhänge und Festigungsprobleme – all dieseDisziplinen spielen in das noch bis Ende 2006 laufende Pro-jekt hinein. Zu den zahlreichen Problemen, die auf eineLösung warten, gehören auch die erforderlichen kurzen Reak-tionszeiten der Kompressoren. Um Windkraft nämlich effektivausnutzen zu können, müssten sie zu einem Schnellstartinnerhalb von einer Viertelstunde in der Lage sein. Zum Ver-

Neue DDesign-KKonzepte ssollen ddie BBelastungsgrenzen eerhöhen.

KontaktProf. Dr. Marius Geller Fachhochschule Dortmund Fachbereich Maschinenbau Sonnenstraße 9644139 Dortmund Telefon: 0231/9112-256 E-Mail: [email protected]

gleich: Bei einem normalen Kraftwerk, das 1000 Megawatt anLeistung bringt, dauert das allein mehrere Tage, so dass diesepermanent laufen müssen.

Auch wenn am Ende der Projektlaufzeit mit Sicherheit keintonnenschwerer Spezial-Kompressor als Prototyp fertig seinwird, so werden für seinen Bau wichtige Grundlagen geschaf-fen sein. Eines scheint sicher: Hier bahnen sich wirtschaftlichinteressante Lösungen an. Dafür spricht auch, dass mittlerwei-le sogar Spitzenkräfte der Stromanbieter RWE und E.ON mitden EU-Projektpartnern zusammenarbeiten.

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Design: Die Farben Indiens

uerst kam das Interesse an der indischen Kultur. Schonseit 30 Jahren beschäftigt sich Professor Jörg Winde mit

indischer Meditation, fragte nach den Wurzeln dieser uraltenEntspannungstechniken. 1988 unternahm der freiberuflicheFotograf seine erste Reise auf den Subkontinent. Es solltenicht die letzte bleiben. Aus den mittlerweile fünf, zum Teilauch mehrmonatigenFahrten vorwiegend inden indischen Südenist jetzt eine beeindru-ckende Fotografie Aus-stellung entstanden,die es wahrscheinlichdemnächst auch alsBuch zu erwerben gibt.

Auf den Bildern, dieinnerhalb eines Zeitrau-mes von immerhin fastzwei Jahrzehnten ent-standen sind, scheintdie Zeit stehen geblie-ben zu sein. ÄhnlicheFotos, davon ist Windeüberzeugt, hätte manwohl auch vor Jahrhun-derten, wenn nicht garJahrtausenden machenkönnen. „Während derNorden immer wiedervon fremden Kulturenbeeinflusst wurde, istder Süden mit seinenuralten hinduistischenTraditionen weitgehend unverändert geblieben“, erläutert derFotografieprofessor aus dem Fachbereich Design. Der riesigePantheon der geheimnisvollen Hindu-Gottheiten, vor allemaber die religiöse Inbrunst und Spiritualität der Gläubigen übtauf Winde eine nahezu magische Anziehungskraft aus, die inseinen Fotos deutlich erkennbar ist.

Archaische Tempelanlagen, wie sie in Europa allenfalls nochals kuriose Ruinen von Touristen besichtigt werden, sind inden Bundesstaaten Tamil Nadu oder Orissa nach wie vor imBetrieb und Ziel gläubiger Hindus für Tagesgebete oder Wall-fahrten.

„Deepam - Das Licht Indiens“ heißt Jörg Windes Ausstellungs-und Buchprojekt. Mit „Deepam“ bezeichnet man in Indien einkleines aus Ton geformtes Talglämpchen, welches für religiöseZeremonien verwendet wird. Im übertragenen Sinn steht „Dee-pam“ auch für kultisches Feuer bei großen Festen sowie fürspirituelles Licht. Das Wort hat sich aus dem Sanskrit-Wort

„deepalok“ entwickelt. „deep“ heißt dort Ton, Pfanne, Licht-halter, „alok“ bedeutet übersetzt Licht.

Ein großes Feuer- und Licht-Mystik-Fest hat Winde in einemAbschnitt seiner Ausstellung dokumentiert: vor gut zwei Jah-ren nahm er am „Kartikai Deepam Festival“ teil, zu dem übereine Million Pilger strömten. „Das war das größte Ereignis, dasich je gesehen habe“, erinnert sich der Dortmunder Professor.Höhepunkt der mehrtägigen Feierlichkeiten war das Entzün-den der heiligen Flamme auf einem 900 Meter hohen Berg,den Winde bei glühender Hitze in einem vierstündigen Gewalt-marsch, schwer beladen mit seinem Fotoequipment erklomm.

Holger Elfes

Der Meister des LichtsProfessor Jörg Winde bringt mit seiner fotografischen Arbeit „Deepam“ die Farben Indiens nach Deutschland.

Z

Professor JJörg WWinde mmit sseiner ffotografischen AArbeit „„Deepam“.

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Design: Die Farben Indiens

Beeindruckende Bilder entstan-den auf dem Gipfel. Wie in dergesamten über 100 Bilder umfas-senden Serie spielt hier das Lichteine wichtige gestalterische Rolle.Während die Dämmerung denHimmel in zarte Pastelltöne tunkt,setzen die Menschen in ihrenbunten Gewändern mit dem Ent-zünden der Flamme eigene kon-trastierende Effekte. „Das Lichtsteht im Zentrum meiner Arbeit“,bekennt Winde.

Das gilt nicht nur für seine Repor-tage-, Landschafts- und Architek-turfotografie. Wenn er im Indus-trieauftrag Fabrikanlagen ablich-tet, kommen mitunter gewaltigeBeleuchtungsaufbauten zum Ein-satz, um selbst simplen Industrie-bauten einen Touch Magie zu ver-leihen. Wie sehr das natürlicheLicht, im richtigen Moment gese-hen und auf Film belichtet, die ansich schon mystikschwangerenSzenerien Indiens betont, zeigtWindes Deepam-Arbeit.

Früh am Morgen und um den Son-nenuntergang herum sind seinebevorzugten Arbeitszeiten. Zwie-licht, Abendröte, blaue Stundenennt der Volksmund diesemanchmal nur wenige Augenbli-cke dauernden Lichtverhältnisse,bei denen man die Welt mit ande-ren Augen sehen kann als bei vol-ler Sonneneinstrahlung währenddes Tages. Harte Schatten suchtman auf den Bildern vergeblich.

Mancher Hindu-Tempel, der aufden Fotos abgebildet wurde, istso gebaut, dass diese besondere,geheimnisvolle Lichtstimmungden ganzen Tag über im Innerenvorherrscht. Ein Architektur-Effekt, den auch die Erbauer dergotischen Kathedralen Europasmit ihren hohen Glasmalerei-Fenstern, sehr wohl kannten undbewusst einsetzten.

Aber nicht nur das spirituelleLeben spielt eine Rolle in derFotoarbeit. Religion und Alltag,Glaube und Realität sind imBewusstsein der Inder eng mitei-

Licht, LLuft, WWasser uund FFeuer ssind ddie iin hhinduistischen TTempeln und bbei rreligiösen ZZeremonien iimmer ppräsenten NNaturelemente.

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Design: Die Farben Indiens

nander verschmolzen und bilden keine getrennt existierendenLebensformen. Dementsprechend sind die im ganzen Landberühmten Tempel des Südens und Westens Indiens, in denenein ganzer Kosmos von Göttinnen und Göttern gleichzeitig undnebeneinander verehrt wird, nicht nur Stätten der Verehrungund Rückanbindung an das Transzendente, sondern gleichzei-tig Treffpunkte und Kommunikationsstätten für Familien,Gleichgläubige und Freunde. Eine großartige Kulisse für die oftjahrmarktähnlichen Szenerien des religiösen Lebens.

Auch die Arbeit der Fischer am Meer, das Waschen und Trock-nen der Wäsche oder das bunte Treiben auf den Märkten, alsoder Alltag der Menschen, sind ein Schwerpunkt von „Dee-pam“. Dass dabei auch bittere Armut und Rückständigkeit fürden westlichen Betrachter durchaus romantisch erscheinen,weiß Winde, nimmt dies aber durchaus in Kauf: „Der Blickwin-kel meiner Fotografien geht von dem Standpunkt eines ‚betei-ligten Interesses’ auf die Atem beraubende Vielfalt und Bunt-heit des südindischen Lebens ein. Als Autor erstrebe ich dasTeilnehmen und Mitleben ohne Wertung als Grundvorausset-zung für die Aussage, den Inhalt und die Form meiner Bilder.Dabei geht es mir um eine möglichst intensive Nähe zu denEreignissen und Szenen. Mein Ziel ist es, in den Bildern einmöglichst hohes Maß an visueller Sinnlichkeit zu vermitteln“.

Zur Person

Prof. Jörg Winde

1956 geboren1978 - 1984 Studium Fotodes-ign an der FachhochschuleDortmund, Diplomarbeit über„Architektur und Licht“

Seit 1981 Einzelausstellungenu.a. in Winterthur, München,Bonn, Düsseldorf, Turin undMailand

1984 - 1988 Aufbaustudium Kommunikationsdesign an derGesamthochschule Wuppertal

Seit 1984 freischaffender Fotodesigner

1993 - 1997 Lehrauftrag für „Inszenierte Fotografie“ an derGesamthochschule Wuppertal

Seit 1999 Professor an der Fachhochschule Dortmund imFachbereich Design

Dortmund ganz vorne

Die Studienrichtung Fotodesign an der FH Dortmundist der größte Studiengang für Fotografie in Deutsch-land. Besetzt mit sechs Professoren wird ein breitesSpektrum der angewandten und freien Fotografie ver-mittelt. Die rund 470 Studenten werden im Grundstu-dium mit den technischen, gestalterischen und kon-zeptionellen Grundzügen des Mediums vertrautgemacht und spezialisieren sich im Hauptstudiumz.B. in den Bereichen Dokumentarfotografie, Bildjour-nalismus, Portrait-, Architektur-, Mode- und Werbefo-tografie sowie Bildredaktion und künstlerisch-kon-zeptueller Fotografie.

Die international anerkannte Qualität der DortmunderAusbildung spiegelt sich immer wieder auch in dengewonnen Preisen renommierter Fotowettbewerbe.Eine Klasse des Fachbereichs konnte jüngst den ers-ten Preis des mit 37.500 Euro dotierten Epson artphoto award 2005 für sich entscheiden. Mit AndreasKohler studiert auch der Einzelsieger des Wettbe-werbs an der FH. Die Dortmunder konnten sich dabeigegen starke Konkurrenz von mehr als 170 Klassenaus internationalen Hochschulen und Akademiendurchsetzen.

Ab dem Wintersemester 2006/2007 wird das Fotogra-fiestudium in Form eines sechssemestrigen BachelorStudiengangs sowie eines konsekutiven viersemestri-gen Masterstudiengangs angeboten.

Nirgendwo hhat ssich ddie HHindu-RReligion so aauthentisch eerhalten wwie iim SSüden IIndiens.

Ein wwichtiger AAspekt vvon PProf. JJörg WWindes AArbeit iist ddas alltägliche LLeben dder MMenschen aauf ddem SSubkontinent.

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Design: Die Farben Indiens

Was zweifellos gelungen ist. Im Gegenzug hat der FH-Professor etwas vom westlichen Fotografie Know-Hownach Indien gebracht. Die Fachhochschule unterhältseit einiger Zeit eine Partnerschaft mit der Utkal Univer-sity of Culture. 2004 war Jörg Winde am dortigen Col-lege of Art and Crafts für 14 Tage als Austauschdozenttätig, um den Studenten Grundlagen der Fotografie zuvermitteln. Im Reisegepäck hatte er eine Mengegespendeter Kameras und Fotomaterialien. Währenddes zweiwöchigen Workshops „stürzten“ sich die 15beteiligten indischen Studentinnen und Studenten aufdas Equipment und erlernten rasend schnell die Basicsder Fotografie.

„Dabei sind ganz hervorragende Ergebnisse herausge-kommen“, freut sich Winde, einen Grundstein gelegt zuhaben. Sogenannte Fotogramme sind entstanden, beidenen ohne Negative nur mit Scherenschnitten oderanderen Objekten Fotopapier belichtet wird. Bisher hat-ten sich die Studierenden an der äußerst spartanischausgestatteten staatlichen Hochschule fast ausschließ-lich mit traditionellen indischen Kunst- und Handwerks-techniken beschäftigt.

Ermöglicht wurde dieses konkrete Hilfs- und Partner-schaftsprojekt nicht nur durch die Unterstützung derFachhochschule Dortmund. Winde fand mit der Flugge-sellschaft Swiss, dem Fotokonzern Kodak und vielenFotografenkollegen, die Teile ihrer Ausrüstung spende-ten, auch eine Reihe von hilfsbereiten Kooperations-partnern aus der Wirtschaft.

Die Arbeit „Deepam“ ist als Buch- und Ausstellungspro-jekt angelegt. Im Frühjahr 2004 wurden Teile der Seriein der Gruppenausstellung „Fremde Nähe“ in der Gale-rie „Altes Rathaus“ in Musberg anlässlich der Jahresta-gung der „Deutschen Fotografischen Akademie“gezeigt. Mit einer Ausstellung in der fachhochschulei-genen Galerie fb2 des Fachbe-reich Design im vergangenenOktober und November wurdedas Forschungsprojekt derÖffentlichkeit in der Region vor-gestellt. Dabei wurde die insechs Kapitel strukturierte foto-grafische Serie erstmals auch inBuchform präsentiert. DanielNobis, Diplomand in der Studi-enrichtung Grafikdesign, ge-staltete den Band mit Betreuungvon Professorin Sabine an Huef.Ebenfalls im Oktober war dasBuch am Stand der Fachhoch-schule Dortmund auf der inter-nationalen Frankfurter Buch-messe ausgestellt. Erste Verlagehaben bereits reges Interesse aneiner Veröffentlichung als auf-wändiger Bildband bekundet.

Für ww

Wie kkein aanderes TTier ssymbolisiert ddie KKuh dden GGlauben uund ddie TTraditi

Wie vvor TTausend JJahren bbauen uund rreparieren ddie MMenschen iihre WWagen

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Design: Die Farben Indiens

„Dieses Indien gibt es noch und wird es immer geben. Jenseits derZeit befindet es sich in einer Art Raum, der nie von fremden Mäch-ten vereinnahmt wurde. Es ist rein, weil es die Scham nicht kennt,ist Ausdruck einer archetypischen Unschuld - und der lebendeBeweis, dass das Heilige und das Weltliche untrennbar sind.“Victor Anant,1997

Für wwestliche AAugen nnur sschwer vverständlich aaber ddennoch ffaszinierend ssind ddie uuralten rreligiösen ZZeremonien dder ggläubigen HHindus.

Traditionen dder IInder.

Wagenräder.

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CAQ: Computergestützte Qualitätssicherung

ls im Frühjahr letzten Jahres der riesige und luxu-riöse Airbus 380 seine Tragflächen in den blauen

Himmel über Toulouse erhob, hatte auch die Fachhoch-schule Dortmund, genauer gesagt hatten Professor Dr.-Ing. Gottfried Hartke vom Fachbereich Maschinenbauund seine Mitarbeiter einen wichtigen Beitrag dazugeleistet: Mit dem System INFRA-DAT 2000, das imEmscher-Lippe-Institut für Automatisierungstechnikund Qualitätssicherung (ELIAS), einem AN-Institut derFachhochschule, in Herne-Baukau ansässig, entwi-

ckelt wurde. Mit Hilfe dieses Systems wurde die Fertigung desHöhen- und Seitenleitwerkes dieses Flugzeuges abgesichert.Das Mitarbeitermagazin von Airbus Deutschland „One“ berichtetebereits im September 2004 über den Einsatz dieser Technologie:„Peter Sander, Projektleiter mobiler Prüfdatenerfassung, erwartetvon dieser neuen Technologie, dass sie den gesamten Produktions-prozess transparenter macht, und dass die Aufträge schneller erle-digt werden. Weiterer Vorteil dieses komfortablen Instruments: DiePrüfergebnisse können statistisch ausgewertet werden, und dazubeitragen, den Produktionsprozess zu optimieren...“

Martina Lode-Gerke

Super-Airbus hebt ab –dank ELIASKosten senken ist in Zeiten wirtschaftlicher Rezes-sion ein entscheidender Faktor. Einen Beitragdazu leistet das INFRA-DAT 2000 System, das vonder ELIAS-GmbH, einem AN-Institut der Fachhoch-schule Dortmund, entwickelt wurde.

A

Die MMacher: AAndreas ZZuchowski, MMesud ZZengin uund PProfessor DDr. IIng. GGottfried HHartke ((v. ll.).

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CAQ: Computergestützte Qualitätssicherung

Als Gottfried Hartke 1998 die Nachfolge von Karl Josef Cosackantrat, begannen seine Mitarbeiter und er mit der Entwicklunggeeigneter Software- und Hardware-Lösungen. Entstanden istdie Produktgruppe INFRA-DAT 2000. Sie besteht unter ande-rem aus Sender, die mit Handmessmitteln wie Messschieber,Bügelmessschraube, Spaltmessgerät etc. verbunden werdenkönnen, und Empfänger, die zum Beispiel mit einem Terminal-PC verbunden werden können, sowie Software-Module, die diePrüfplanerstellung und Prüfung unterstützen. Mit dem Spalt-messgerät können zum Beispiel Abstände gemessen werden,die mittels des Senders an den Terminal-PC weitergegebenwerden. Bei der Produktion eines Autos ist es beispielsweisewegen der Optik wichtig, dass der Spalt, der zwischen Motor-haube und übriger Karosserie zu sehen ist, gleichmäßig ver-läuft. Mit dem Spaltmessgerät „fährt“ der Mitarbeiter in derWerkshalle den Spalt ab und stellt fest, ob er gleichmäßig ver-läuft.

Die Funkverbindung, die die Messdaten an den Computerübermittelt, zeigt den ersten entscheidenden Vorteil derELIAS-Entwicklung: Weil der Mitarbeiter kein Kabel hinter sichherziehen muss, hat er eine größere Bewegungsfreiheit undauch einen sehr viel größeren Aktionsradius. Die Distanz zwi-schen Sender - das ist in diesem Fall ein Spaltmessgerät – undTerminal kann mehr als 100 Meter betragen. Das spartArbeitszeit und somit natürlich auch Geld. Was der Werkermessen soll, wird ihm mittels INFRA-Terminal vorgegeben:Diese Software führt den Mitarbeiter in der Produktion durch

Zur Person

Professor Dr.-Ing. Gottfried Hartke

1954 geboren

ab 1972 Studium Maschinen-bau an der FachhochschuleOsnabrück

1975 Studium am FachbereichMaschinenbau der UniversitätHannover

1980 Abschluss Dipl.-Ing.

1986 Promotion zum Themenschwerpunkt Präzisions-schmieden

wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Umformtech-nik und Umformmaschinen an der Universität Hannover

1987 technischer Angestellter der Firma Riesselmann &Sohn GmbH, Leiter des gesamten technischen Bereiches

1993 Geschäftsführer der Gesellschaft für industrielleKunststoff-Anwendungen mbH in Lohne

1995 parallel Werkleitung der Gerhardi & Cie GmbH undCo. KG in Lüdenscheidt, Bereich Spritzgusswerk Ibbenbüren

1996 Professor für das Lehrgebiet Fertigungstechnik/Metall-verarbeitung an der Fachhochschule Dortmund

1998 für das Lehrgebiet Fertigungsverfahren, automatisierteWerkzeugmaschinen, Arbeits- und Betriebslehre zuständig

seit dem 2. Januar 1998 Geschäftsführer der ELIAS GmbHin Herne, ein AN-Institutes der Fachhochschule Dortmund.

Zur Person

Professor Dr. Burkhard Igel

1957 geboren

von 1975 bis 1978 Studiumder Nachrichtentechnik an derFachhochschule Dortmund

danach Siemens AG KarlsruheThemengebiet: Simulation vonGasnetzen

zwei Jahre später Studium der Informatik an der Universi-tät Dortmund

von 1984 bis 1989 wissenschaftlicher Mitarbeiterzunächst am Fraunhofer Institut und dann am Lehrstuhl fürInformationssysteme der Universität Dortmund

1989 Promotion zum Dr. rer.nat

ab 1989 erneut Mitarbeiter der Siemens AG und Übernah-me der Technischen Leitung für die Informationstechnikim Anlagenbau für das Ruhrgebiet

seit 1994 Professor im Fachbereich Informations- undElektrotechnik der Fachhochschule Dortmund und weiter-hin bis heute für die Siemens AG tätig

Schwerpunktbereiche: Software Engineering und Embed-ded Systems mit Leitung der Laborgruppe für Informations-und Regelungstechnik und Sprecher des Forschungs-schwerpunkts CAQ

Der Forschungsschwerpunkt Computergestützte Qualitätssi-cherung (CAQ), aus dem ELIAS 1991 hervorgegangen ist undder von Professor Dr. Burkhard Igel vom Fachbereich Informa-tions- und Elektrotechnik seit 1998 als Sprecher betreut wird,ist bereits seit 1989 ein vom Ministerium anerkannter For-schungsschwerpunkt. Damals wurde unter anderem ein Sys-tem zur Sicherung der Qualität von Schrauben entwickelt.Sechs wesentliche geometrische Merkmale sind es, die eineSorte Schraube von einer anderen Sorte unterscheiden unddie es, bevor sie zum Beispiel im Baumarkt angeboten wird,jedes Mal zu überprüfen gilt: Länge, Durchmesser, Steigungdes Gewindes und so weiter, damit der Heimwerker nichtnachher frustriert zu Hause steht, weil er die eine Schraube indie vorgebohrten Löcher schrauben kann, die andere abernicht passt. Das Problem der Qualitätssicherung war hinsicht-lich der Schrauben relativ überschaubar: Dieses Qualitätssi-cherungssystem ist für die Schraubenindustrie „gestrickt“.

Mit dem neuen Produkthaftungsgesetz, das 1990 in Kraft trat,änderte sich für die Hersteller aller Produkte ein entscheiden-der Punkt: Wenn eine Person durch das Produkt zu Schadenkommt, dann muss der Hersteller nachweisen, dass bei derProduktion nach dem neuesten Stand der Technik gearbeitetwurde. Neben der Qualitätssicherung war hier also auch nacheiner Möglichkeit der Dokumentation dieser Qualitätssiche-rung gefragt – etwa in der Autoindustrie. Ein ganzes Automo-bil ist natürlich sehr viel komplizierter als ein Schräubchen,das nur einen winzigen Teil des Systems darstellt.

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CAQ: Computergestützte Qualitätssicherung

Zur Person

Der Gründer und Projektleiterdes ForschungsschwerpunktesCAQ an der FachhochschuleDortmund, Professor Dipl.-Ing.Karl Josef Cosack, stammte ausdem Rheinland und studiertean den technischen Hochschu-len in Graz und Hannover All-gemeine Elektrotechnik undFernmeldetechnik. CAQ ist dieAbkürzung für Computer AidedQuality Assurance. Gemeint ist die Rechnernutzung für dieQualitätskontrolle, um die Zuverlässigkeit, Lebensdauer,Herstellbarkeit und Servicefreundlichkeit von Produkten zubestimmen und zu prüfen.

Seine Lehrtätigkeit begann Cosack 1964 nach vielen Jah-ren in der Industrie zunächst als Gastdozent an der Inge-nieurschule in Essen, wurde 1967 Dozent der StaatlichenIngenieurschule Dortmund, der heutigen Fachhochschule.Hier wurde er 1971 Professor mit den Lehrgebieten Rege-lungstechnik und Rechnerstrukturen, 1989 dann bekleide-te er das Lehrgebiet Optische Nachrichtentechnik. Von1984 bis 1993 war Prof. Cosack Prorektor für Forschungs-und Entwicklungsaufgaben.

Neben seiner Tätigkeit als Berater und Gutachter- unteranderem beriet er bei der Planung der Automatisierungs-anlage für die Wasserversorgung linker Niederrhein – warer intensiv in der Forschung und Entwicklung tätig: DerProjektleiter des Forschungsschwerpunktes CAQ entwickel-te Automatisierungssysteme für kleine und mittelständi-sche Unternehmen und war Träger des Adalbert-Seifritz-Preises.

Im Jahre 2000, ein Jahr, nachdem er die FOENIX InformatikGmbH in Berlin gegründet hatte, starb er völlig unerwartetim Alter von 68 Jahren.

Zur Sache

Kosten senken ist in Zeiten wirtschaftlicher Rezessionein entscheidender Faktor. Einen Beitrag dazu leistetdas INFRA DAT 2000 System, das von der ELIAS-GmbH,einem AN-Institut der Fachhochschule Dortmund, ent-wickelt wurde: Bei diesem System geht es im Wesentli-chen darum, quantitative und qualitative Merkmaleeines Produkts mit Handmessmitteln zu erfassen undper Knopfdruck über Funk an ein Computer-Terminal zuübermitteln, das anhand einer Software und der ihmvorher eingegebenen Vorgabewerte die Messdatenauswertet und Fehler, bzw. Abweichungen, die überzuvor definierte Toleranzgrenzen hinausgehen, an-zeigt.

den Prüfplan. Das jeweils zu prüfende Merkmal wird am Bild-schirm farblich in der CAD-Zeichnung hervorgehoben – sprachli-che Barrieren können somit auch überwunden werden. INFRA-Ter-minal vergleicht die Messwerte mit den Vorgabenwerten undvisualisiert die Ergebnisse grafisch am Terminal und über farbigeLEDs am Sender des Spaltmessgeräts: Leuchtet die grüne LED,kann das Band das Auto weiter zum nächsten Arbeitsschritt beför-dern. Leuchtet die rote LED, muss der Werker die Motorhaube indie richtige Position bringen.

Auch für kleinere Firmen wie etwa den LandmaschinenherstellerStrautmann im westfälischen Bad Laer lohnt sich die Anwendungdieses Systems, weil es die Prüfkosten senkt und gleichzeitig dieQualität sichert: „Im ersten Schritt wurden die digitalen Ausgängeeines Messschiebers und einer Innenmessschraube für Dreipunkt-Messung mit einem Minisender aufgerüstet. Per Knopfdruck kön-nen die Messwerte mittels Funkstrecke an ein Terminal (PC mitEmpfänger) gesendet werden. Die Terminal-Software vergleichtdie Messwerte mit den Vorgabewerten und visualisiert die Ergeb-nisse grafisch am Terminal. Der Werker erfährt sofort, ob er weiterproduzieren kann oder Korrekturmaßnahmen einleiten muss.

Aber der Werker muss natürlich wissen, was er überhaupt messensoll. Das wird mit der Software INFRA-Convert festgelegt. Man hatsich das so vorzustellen, dass der Ingenieur oder das Ingenieur-team, das ein neues Modell entwickelt, dieses heute natürlichnicht mehr am Reißbrett tut, sondern in der Regel mit einem CAD-System (Computer Aided Design). Mit der Software, die Hartke undseine Mitarbeiter entwickelt haben, werden aus Konstruktions-zeichnungen Prüfpläne abgeleitet. Per Mausklick werden die Prüf-merkmale – um beim oben genannten Beispiel zu bleiben, derSpalt zwischen Motorhaube und übriger Karosserie – direkt in derZeichnung ausgewählt und Sollwerte sowie Toleranzgrenzen ineinen nach Kundenwünschen frei konfigurierbaren Prüfplan über-tragen. Dieser zeigt dann in der Werkshalle dem Werker an, was ermessen soll.

Theoretisch ist das System frei für alle Zeichnungen, die auf CAD-Basis erstellt wurden anwendbar und über diverse Schnittstellenkompatibel. Abgesehen von der Produkthaftung ist das Systemauch in wirtschaftlicher Hinsicht interessant. Um beim liebstenKind der Deutschen zu bleiben: Der Autohersteller stellt ja nichtalle Teile seines Fahrzeugs selbst her: Scheinwerfer kommen inder Regel aus der Elektrobranche, die Bedienungselemente fürBlinker, Scheibenwischer und anderes von wieder einem anderenHersteller, der oft am anderen Ende der Welt sitzt. Tatsächlich hatdie Globalisierung hier längst Einzug gehalten und bringt das Pro-blem mit sich, dass die Teile, die an verschiedenen Orten auf die-ser Erde hergestellt werden, sich zusammenfügen lassen müssen,wenn das Auto in Bochum, Stuttgart, Wolfsburg oder wo auchimmer zusammengebaut wird. Und besonders dann, wenn wegenhoher Lagerkosten „just in time“ produziert wird, also immergenau so viel, wie für die aktuelle Produktion benötigt wird, dannist es natürlich besonders wichtig, dass der Scheinwerfer in dievorgesehene Aussparung passt. Deshalb müssen auch die zuge-lieferten Produkte genauestens geprüft werden, damit nicht plötz-lich das Band stillsteht. „Das sind dann riesige Verluste für den

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Von Henning Rusche / Senior ManagerNach dem Studium der Ingenieur-Informatik an derUniversität Dortmund und der Arbeit als Software-architekt in verschiedenen Systemhäusern inDortmund reizte mich die Aussicht, zum einen eineeigenständige Abteilung als Verantwortlicher auf-zubauen und zum anderen die Möglichkeit, dabeiin einem global ausgerichteten Unternehmen tätigzu sein.

Für mich war die Perspektive, in verschiedenarti-gen Kulturen und Geschäftsfeldern agieren zu kön-nen, der Grund, bei einem der großen Beratungs-unternehmen als Informatiker einzusteigen. Ent-scheidend dabei war, dass ich mich mit demEinstieg nicht fest an eine gewisse Projektrichtungoder Branche binde, sondern in unterschiedlichenBranchen völlig divergente Projektinhalte erfahrenund erarbeiten konnte.

Diese Erwartungen sind in den vergangenen mitt-lerweile 6 Jahren nie enttäuscht worden. DasSpektrum der Projekte und Branchen umfasste inder Tat eine weite Palette, ausgehend von Bankenund Versicherungen über Mobilfunkunter-nehmen bis hin zum Bundesministerium denInnern. Die Projektinhalte waren dabei sovielfältig wie die Branchen, von der Erarbei-tung und Umsetzung von IT-Strategien überdie Durchführung von IT-Due DiligenceProjekten bis hin zur Softwareentwicklungund Durchführung von Projektreviews oderSystemauswahlverfahren. Auch die interna-tionale Komponente ist im Arbeitsumfeld niezu kurz gekommen. Zwar lag mein Hauptein-satzgebiet in Deutschland, aber trotzdemhabe ich mehr als 25 % meiner bisherigenZeit bei BearingPoint in anderen Ländernverbracht, hauptsächlich in Europa, aberauch in Projekten von mehrmonatiger dauerin den USA oder Südkorea.

Das alles macht es einfach, sich täglich neuzu motivieren. Man empfindet die Herausfor-derungen der täglichen Projektarbeit nichtals Stress, sondern als Möglichkeit, sich inimmer neuen Umfeldern und Situationen zubewähren. Der dabei kontinuierliche Lern-prozess ist ein ausgesprochen positiver Fak-tor. Man empfindet eigentlich nie Langeweile,Wiederholungen im Arbeitsleben sind ausge-sprochen selten, täglich kommen neue An-forderungen und dadurch bedingt auchErfahrungen hinzu. Diese Menge anErfahrungen kann man in einer derartigenDichte durch eine liniengebundene Tätigkeitnicht in der Intensität und Geschwindigkeitmachen.

Die Projekte unterscheiden sich auch stark inner-halb der jeweiligen Branche und in ihrer Dauer. Sowaren beispielsweise meine bisherigen Projekte imBankenumfeld sehr weit gefächert. Die Gebietewaren Investmentbanking, Mortgage Banking,Wertpapierabwicklung, Zahlungsverkehr. Bei mei-nem aktuellen Projekt handelt es sich um dieDurchführung einer großen Systemmigration beieiner österreichischen Gesellschaft und ihrenAuslandstöchtern. Nach einem Architektur-Reviewdes Altsystems und der Entscheidung des Kunden,die bestehende Architektur unter Nutzung desService-orientierten Architekturansatzes schritt-weise zu einer objektorientierten Lösung zu über-führen, sind wir damit beauftragt, das Systeminnerhalb eines Zeitraums von 2 Jahren zu "reengi-neeren" und in mehreren Ländern Osteuropas pro-duktiv einzuführen. Die Aufgabe unseresProjektteams besteht dabei darin, das Projekt zumanagen, die Verantwortung für Architektur,Design, Methodik, Risiko und Qualitätsmanage-ment zu tragen und dabei die mit der Implementie-rung beauftragten Softwarelieferanten zu überwa-chen und zu führen.

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Verwendete Distiller Joboptions
Dieser Report wurde mit Hilfe der Adobe Acrobat Distiller Erweiterung "Distiller Secrets v2.0.0" der IMPRESSED GmbH erstellt. Sie können diese Startup-Datei für die Distiller Versionen 6.0.x kostenlos unter www.impressed.de herunterladen. ALLGEMEIN ---------------------------------------- Beschreibung: PDF/X3 VMK Verlag Dateioptionen: Kompatibilität: PDF 1.3 Komprimierung auf Objektebene: Aus Seiten automatisch drehen: Aus Bund: Links Auflösung: 2400 dpi Alle Seiten Piktogramme einbetten: Nein Für schnelle Web-Anzeige optimieren: Nein Standardpapierformat: Breite: 188.504 Höhe: 269.858 mm KOMPRIMIERUNG ------------------------------------ Farbbilder: Neuberechnung: Bikubische Neuberechnung auf 300 ppi (Pixel pro Zoll) für Auflösung über 450 ppi (Pixel pro Zoll) Komprimierung: Automatisch (JPEG) Bildqualität: Maximal Graustufenbilder: Neuberechnung: Bikubische Neuberechnung auf 300 ppi (Pixel pro Zoll) für Auflösung über 450 ppi (Pixel pro Zoll) Komprimierung: Automatisch (JPEG) Bildqualität: Maximal Schwarzweißbilder: Neuberechnung: Bikubische Neuberechnung auf 2400 ppi (Pixel pro Zoll) für Auflösung über 3600 ppi (Pixel pro Zoll) Komprimierung: CCITT Gruppe 4 Mit Graustufen glätten: Aus FONTS -------------------------------------------- Alle Schriften einbetten: Ja Untergruppen aller eingebetteten Schriften: Ja Untergruppen, wenn benutzte Zeichen kleiner als: 100 % Wenn Einbetten fehlschlägt: Abbrechen Einbetten: Schrift immer einbetten: [ /AGaramond-Bold /ArialNarrow-Italic /Perpetua-Italic /GillSans-UltraBold /Perpetua-BoldItalic /TimesNewRomI /CenturySchoolbook-Bold /TwCenMT-Bold /CopperplateGothic-Bold /ArialNarrow-Bold /CenturyGothic-Bold /Perpetua-Bold /Rockwell-BoldItalic /Elephant-Regular /GillSansMT-Bold /EstrangeloEdessa /GillSansMT /Wingdings3 /TimesNewRomanPS-BoldItalicMT /Rockwell-ExtraBold /TimesNewRomanPSMT /ArialNarrow /CenturySchoolbook-BoldItalic /TimesNewRomanPS-ItalicMT /TwCenMT-CondensedBold /BookmanOldStyle /Century /GillSansMT-Italic /GoudyStout /CourierNewPS-BoldMT /ErasITC-Medium /GillSansMT-Condensed /Arial-BoldItalicMT /LucidaSans-DemiItalic /OCRAExtended /WPTypographicSymbols /FranklinGothic-Heavy /Sylfaen /ArialNarrow-BoldItalic /Rockwell-Condensed /ErasITC-Light /PalatinoLinotype-Bold /CopperplateGothic-Light /Arial-BoldMT /ErasITC-Demi /Garamond-Italic /GoudyOldStyleT-Bold /ZapfDingbatsITCbyBT-Regular /ImprintMT-Shadow /Rockwell-CondensedBold /Rockwell-Italic /Verdana-BoldItalic /Trebuchet-BoldItalic /FuturaBT-Book /Rockwell-Bold /CenturySchoolbook /MaiandraGD-Regular /GoudyOldStyleT-Italic /Arial-Black /MS-Mincho /TwCenMT-MediumItalic /Verdana-Italic /FranklinGothic-BookItalic /BookmanOldStyle-Italic /PalatinoLinotype-BoldItalic /CalisMTBol /PalaceScriptMT /PerpetuaTitlingMT-Light /FranklinGothic-MediumCond /TimesNewRomanPS-BoldMT /Wingdings-Regular /LucidaSans-TypewriterBold /TwCenMT-CondensedMedium /FranklinGothic-Book /Castellar /FranklinGothic-Demi /TrebuchetMS /CenturyGothic-BoldItalic /Mangal /GillSans-UltraBoldCondensed /LucidaSansUnicode /Garamond-Bold /BookAntiqua-Italic /GoudyOldStyleT-Regular /Rockwell /ZWAdobeF /LucidaSans-Demi /FranklinGothic-DemiCond /Impact /RageItalic /HelveticaNeue-Black /Garamond /CenturyGothic-Italic /Georgia-Bold /ScriptMTBold /Batang /PalatinoLinotype-Roman /FelixTitlingMT /EuroSans-Regular /ErasITC-Bold /Georgia /ArialUnicodeMS /CenturySchoolbook-Italic /MSOutlook /FranklinGothic-DemiItalic /CourierNewPS-BoldItalicMT /EngraversMT /TwCenMT-BoldItalic /CalistoMT-Italic /BookAntiqua /Verdana /CenturyGothic /PerpetuaTitlingMT-Bold /Times-Roman /LucidaConsole /Arial-ItalicMT /FrenchScriptMT /BookAntiqua-Bold /MicrosoftSansSerif /Georgia-BoldItalic /HelveticaNeue-Bold /LucidaSans-Typewriter /Tahoma /TrebuchetMS-Bold /TrebuchetMS-Italic /Verdana-Bold /FranklinGothic-Medium /BookmanOldStyle-BoldItalic /FranklinGothic-HeavyItalic /LucidaSans-TypewriterOblique /ArialMT /ForteMT /FranklinGothic-MediumItalic /CalistoMT-BoldItalic /LucidaSans-Italic /Perpetua /Times-Italic /Latha /Webdings /ComicSansMS /GaramondItcTEE-Bold /GillSansMT-ExtraCondensedBold /ComicSansMS-Bold /BookAntiqua-BoldItalic /CourierNewPSMT /PalatinoLinotype-Italic /MonotypeCorsiva /CalistoMT /SymbolMT /CourierNewPS-ItalicMT /Mistral /Wingdings2 /LucidaSans-TypewriterBoldOblique /Arial-BlackItalic /Georgia-Italic /GloucesterMT-ExtraCondensed /TwCenMT-Medium /GillSansMT-BoldItalic /BookmanOldStyle-Bold /LucidaSans /SimSun /Haettenschweiler /CurlzMT /TwCenMT-CondensedExtraBold /Elephant-Italic /Tahoma-Bold ] Schrift nie einbetten: [ ] FARBE -------------------------------------------- Farbmanagement: Farbmanagement: Farbe nicht ändern Wiedergabemethode: Standard Geräteabhängige Daten: Unterfarbreduktion und Schwarzaufbau beibehalten: Ja Transferfunktionen: Anwenden Rastereinstellungen beibehalten: Ja ERWEITERT ---------------------------------------- Optionen: Überschreiben der Adobe PDF-Einstellungen durch PostScript zulassen: Nein PostScript XObjects zulassen: Nein Farbverläufe in Smooth Shades konvertieren: Nein JDF-Datei (Job Definition Format) erstellen: Nein Level 2 copypage-Semantik beibehalten: Ja Einstellungen für Überdrucken beibehalten: Ja Überdruckstandard ist nicht Null: Ja Adobe PDF-Einstellungen in PDF-Datei speichern: Ja Ursprüngliche JPEG-Bilder wenn möglich in PDF speichern: Nein Portable Job Ticket in PDF-Datei speichern: Nein Prologue.ps und Epilogue.ps verwenden: Nein (DSC) Document Structuring Conventions: DSC-Kommentare verarbeiten: Ja DSC-Warnungen protokollieren: Nein Für EPS-Dateien Seitengröße ändern und Grafiken zentrieren: Ja EPS-Info von DSC beibehalten: Ja OPI-Kommentare beibehalten: Nein Dokumentinfo von DSC beibehalten: Ja PDF/X -------------------------------------------- PDF/X-Berichterstellung und Kompatibilität: PDF/X-1a: Nein PDF/X-3: Ja Wenn nicht kompatibel: Fortfahren Wenn kein Endformat- oder Objekt-Rahmen festgelegt ist: Links: 0.0 Rechts: 0.0 Oben: 0.0 Unten: 0.0 Wenn kein Anschnitt-Rahmen festgelegt ist: Anschnitt-Rahmen auf Medien-Rahmen festlegen: Ja Standardwerte, sofern nicht im Dokument festgelegt: Profilname für Ausgabe-Intention: Euroscale Coated v2 Ausgabebedingung: Registrierung (URL): http://www.color.org Überfüllung: "False" eingeben ANDERE ------------------------------------------- Distiller-Kern Version: 6010 ZIP-Komprimierung verwenden: Ja ASCII-Format: Nein Text und Vektorgrafiken komprimieren: Ja Farbbilder glätten: Nein Graustufenbilder glätten: Nein Bilder (< 257 Farben) in indizierten Farbraum konvertieren: Ja Bildspeicher: 524288 Byte Optimierungen deaktivieren: 0 Transparenz zulassen: Nein sRGB Arbeitsfarbraum: sRGB IEC61966-2.1 DSC-Berichtstufe: 0 ENDE DES REPORTS --------------------------------- IMPRESSED GmbH Bahrenfelder Chaussee 49 22761 Hamburg, Germany Tel. +49 40 897189-0 Fax +49 40 897189-71 Email: [email protected] Web: www.impressed.de
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Hersteller,“ erklärt Hartke, „da fahren Taxis, fliegen Hubschrauberoder auch Flugzeuge, damit die Produktion weitergehen kann.“ Mit ihrem System haben Hartke und die Mitarbeiter von ELIASdafür gesorgt, dass die alte Ingenieur-Weisheit „Wer viel misst,misst viel Mist“ nicht mehr unbedingt zutrifft. Aber auch für ihreLehre an der Fachhochschule sehen Professor Dr.-Ing. GottfriedHartke und Professor Dr.-Ing. Burkhard Igel durchaus Vorteile: „Esist schön, wenn Lehre und Forschung sich gegenseitig befruch-ten.“ Deshalb betreuen sie auch gern Diplomanden, die sie, wennsie sich bewährt haben, nach dem Diplom weiter beschäftigenund auch mal an große Firmen wie Siemens „verleihen“, damit siesich dort für langfristige Anstellungen bewähren können.

Produktpalette INFRA-DAT 2000

INFRA-Convert: Mit INFRA-Convert werden Prüfpläneaus vorhandenen CAD-Zeichnungen entwickelt.

INFRA-Terminal: INFRA-Terminal führt den Mitarbeiterin der Produktion durch den Prüfplan, wobei das zuprüfende Material am Bildschirm farblich in der CAD-Zeichnung hervorgehoben wird.

INFRA-DAT 2000 RC BD dient der kabellosen Über-mittlung von Messwerten.

Ein AN-Institut ist einer Hochschule angegliedert,rechtlich gesehen aber eigenständig. Es dient nichtnur Forschungsaktivitäten, die den normalen Hoch-schulbetrieb „sprengen“ würden, sondern auch dazu,Studierende in die Praxis einzubinden und ihnennach dem Studium Arbeitsmöglichkeiten zu eröffnen.Neben ELIAS gibt es an der Fachhochschule Dortmundnoch ein weiteres AN-Institut: Das Institut für betrieb-liche Informations- und Expertensysteme (IBIES).

CAQ: Computergestützte Qualitätssicherung

KontaktELIAS GmbH Westring 303 44629 Herne Telefon: +49 (0) 23 23 / 925-501Telefax: +49 (0) 23 23 / 925-502E-Mail: [email protected]: www.infra-dat.de

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beratung, Systemintegration und Managed Services für die 2.000 weltweit führenden Unter-

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durch den Zugriff auf die notwendigen Informationen ihr Geschäft zeitgerecht zu steuern.

Der weltweite Hauptsitz von BearingPoint befindet sich in McLean, Virginia. Weitere

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Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:

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