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Orlandos LachenBLATT 1 • LEHRKRAFT

ORLANDOS LACHENMosambik

Lernzielen Die SchülerInnen lernen anhand eines Fallbeispiels die Minenproblematik in Mosambik kennen. n Die SchülerInnen erhalten die Möglichkeit sich selbst Gedanken über ihre eigenen Vorbehalte

gegenüber Menschen mit Behinderung zu machen und diese zu überdenken.n Die SchülerInnen erhalten einen Einblick in die Bedeutung der Integration von Menschen mit

Behinderung mit Hilfe des Sports.

Klasseab Klasse 7

Zeitca. 45 Minuten

MaterialFolie, Arbeitsblätter

Zusätzliche Informationen zum ThemaBerühmte Schriftsteller verfassten zu verschiedenen Bildern der Ausstellung „Minenfeld Erde“ einfühlsame Artikel.

Der Kommentar „Orlandos Lachen“ wurde von Mia Couto (*5. 7. 1955) geschrieben. Couto, Sohn portugiesischer Einwanderer, studierte Medizin sowie Biologie, war zunächst Journalist und Leiter einer Nachrichtenagentur und arbeitet heute als Umweltbiologe. Seit 1983 veröffentlicht er Romane, Erzählungen und Gedichte. 1991 erhielt er in Mosambik den Nationalpreis für Literatur. Mia Couto lebt heute in Maputo, der Hauptstadt von Mosambik.

Im Unterrichtsentwurf „Ein Bein für fünf Dollar“ finden Sie weitere Informationen zu Mosambik, u. a. ein typisches Rezept.

Hinführung (ca. 7 Min.)Impuls: Folie mit Bild der Ausstellung „Minenfeld Erde“, unterer Teil des Bildes bleibt abgedeckt Die SchülerInnen vermuten, woher das Kind kommt, warum es nach unten schaut. Das Bild wird aufgedeckt. n Welche Ursachen könnte die Amputation haben ?

n Wie geht es dem Jungen vermutlich ?

n Welche Assoziationen hast du ?

Diese Publikation wurde erstellt mit Zuschüssen der Stiftung Umwelt und Entwicklung sowie des Evangelischen Entwicklungsdiensts. Für den Inhalt ist allein Handicap International verantwortlich, er gibt nicht notwendig die Auffassung der Zuschussgeber wieder.

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Orlandos LachenBLATT 2 • LEHRKRAFT

n Streiche deiner Meinung nach die Ausdrücke durch, die nicht zum Leben des Jungen passen.

Mitleid – Schmerzen – Freunde – Glück im Unglück – Prothese ist schwer –

Krankenhaus – kann nicht mehr rennen – Armut – langweilig – ängstlich – einsam

Freude – aussichtslos – Geborgenheit – zufrieden – traurig – sportlich – verliebt

n Sie informieren die SchülerInnen über die Lage und Lebensbedingungen Mosambiks, z. B. • Bürgerkrieg von 1976 –1992 • jeder dritte Bewohner flüchtete aufgrund des Krieges • ca. 2 Millionen Minen wurden in Mosambik verlegt • ca. 58 Prozent aller Mosambikaner sind Analphabeten

n Welche Fragen würdest du dem Jungen stellen, wenn du ein Interview mit ihm führen könntest?

Erarbeitung (30 Min.)Lesen und Bearbeiten des Textes.

Fragen und Antworten zu dem Textn Der Ich-Erzähler ist schlechter Stimmung. Unterstreiche alle Hinweise darauf.

n Was erfahren wir über die Ursache der Behinderung Orlandos? • Eine Mine hat ihm ein Bein weggerissen.

n Warum ist das Land in besonderer Weise von Landminen betroffen? • Millionen Minen liegen versteckt und sind noch nicht entschärft. Nach Überschwemmungen sind

bereits markierte Minen gewandert, so dass man ihre genaue Lage nicht mehr kennt.

n „Ich durfte mir keinerlei Mitgefühl anmerken lassen. Musste fröhlich sein, so tun, als sei alles ganz normal.“ Warum möchte sich der Ich-Erzähler so verhalten? Er hat bestimmte Vermu-tungen über Orlandos Lebensweg. Benenne diese.

• individuelle Antworten

n Die Geschichte erlebt eine Wendung. Welche Vermutungen des Ich-Erzählers ändern sich? • individuelle Antworten

n Was deutet darauf hin, dass Orlando sich wohl fühlt? • Er ist Mannschaftskapitän und aktiver Fußballer. • Er lacht und ist humorvoll.

n Warum ist Sport für viele Menschen mit Behinderung so wichtig? • Sport bietet die Möglichkeit, Kontakte mit anderen zu knüpfen und ihren Mitmenschen zu zeigen,

dass sie etwas leisten können und gleichwertig sind.

n Mia Couto verwendet viele Ausdrücke, die auf „Hoffnung“ deuten. Unterstreiche diese. • das Leben feiern • nach der Katastrophe einen neuen Anfang machen • den Staub abschütteln • erneut auf den Weg machen

n Was meint der Autor mit „die Menschlichkeit bleibt unversehrt“ ? Welche Änderungen muss ein Mensch, der nach einem Unfall amputiert wurde, akzeptieren und angehen?

• individuelle Antworten

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Orlandos LachenBLATT 3 • LEHRKRAFT

n Was hat der Ich-Erzähler von Orlando gelernt? • Obwohl Krieg grausam ist, gibt es immer noch Hoffnung. • Das Lachen ist die beste Waffe gegen den Krieg.

Weiterführende Aufgabenn Spiele die Geschichte in verteilten Rollen (Orlando, Ich-Erzähler, Dorfbewohner) nach.

n Nicht jedes Opfer von explosiven Überresten von Kriegen hat so viel Hoffnung wie Orlando. Welche Bedingungen brauchte Orlando vermutlich, um Kraft und Hoffnung zu schöpfen?

• Grundbedürfnisse sollten erfüllt sein, Geborgenheit, ausreichende medizinische Versorgung, Nahrung , ...

n Um allgemein mögliche Folgen eines Unfalls zu benennen und nach ihrer Schwere zu ordnen, kann das Arbeitsblatt „Mögliche Auswirkungen eines Unfalls“ bearbeitet werden.

Vertiefung/Sicherung (ca. 2 Min.): n Was hast du persönlich von Orlando gelernt?n Welche Auswirkungen hat das auf dein Leben? n Wie haben sich deine Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderung geändert?n Kennst du Menschen mit Behinderung? n Wie gehen sie mit ihrer Behinderung um?

Abschluss (ca. 3 Min.)„Ich revanchiere mich mit dem Versprechen, dass wir uns geschlossen gegen die Fabrikanten des Todes stellen werden.“n Welche Möglichkeiten siehst du, Orlando dabei zu unterstützen?

(siehe Aktionsblatt von Handicap International, Nr. 9 des Unterrichtsmaterials)

4Orlandos LachenFOLIE

Mögliche Auswirkungen eines Unfalls mit einer Mine oder einem explosiven Sprengstoff

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Orlandos LachenName Datum

Orlandos LachenMit beklommenem Herzen fuhr ich Orlando Massango besuchen. Ich wusste, dass ich ihn gemindert antreffen würde. Eine Mine hatte ihm ein Bein weggerissen. Über meinem Besuch lag so etwas wie eine Begräbnisstim-mung, als wäre mit dem Bein eine ganze Seele dahinge-gangen. Alle unsere Körperteile haben ihre eigene Seele. Und nur gelegentlich wird aus ihr eine einzige.

Orlando ist nur eines der vielen Landminenopfer in Mosambik. Die Hand des Krieges hat in Mosambiks Erde Millionen Minen gesät. Tausende wurden schon seit dem Friedensschluss von 1992 entfernt. Aber viele Minen sind noch nicht entschärft, und es gibt Gegenden, in denen die Minenfelder nicht einmal kartographisch erfasst sind. Die Überschwemmungen, die das Land vor fünf Monaten heimsuchten, haben sie zu Hunderten in

dicht bevölkerte Gebiete getragen. Wenn ich bei meiner Arbeit als Biologe über Land fahre, ist mir immer angst und bange.

In dieser Situation jedoch bedrückte mich etwas anderes. Während der langen Fahrt zu Orlando Massangos Dorf bereitete ich mich innerlich vor: Ich durfte mir keinerlei Mitleidsgefühl anmerken lassen. Musste fröhlich sein, so tun, als sei alles ganz normal.

Als ich bei ihm ankam, war er nicht zu Hause. Auf dem Platz neben dem Laden fragte ich nach ihm. Eine träge Stimme antwortete mir:

„Orlandinho ? Der ist auf dem Fußballplatz.“

Armer Junge, dachte ich. Er, der immer davon geträumt hatte, ein Fußballspieler von internatio-nalem Format zu werden, war jetzt zur Passivität eines Zuschauers verurteilt.

„Wer spielt ?“ fragte ich.

„Seine Mannschaft.“

Die Antwort verblüffte mich. Seine Mannschaft ? Ja , versicherte man mir, seine Mannschaft. Er sei der Torhüter, der Mannschaftskapitän.

Ich beeilte mich, um noch den letzten Teil des Spiels mitzuerleben. Und da sah ich Orlando Massango, mit ganzem Körper im Einsatz, ein vollwertiger Torwart. Wie er an einem Torpfosten lehnte, war ihm aus der Entfernung keine Spur von körperlicher Unterlegenheit anzumerken. Und Orlando stürzte sich auf den Ball, warf sich den Gegnern vor die Füße, flog in die Ecken des Tors.

Als ich ihn nach dem Spiel begrüßen ging, umarmte er mich. In diesem Augenblick geriet er leicht aus dem Gleichgewicht. Ich hielt ihn fest, damit wir nicht beide umfielen. Aber von meiner Seele war die Furcht gewichen. Orlando lebte, weder er noch sein Traum hatten sich unterkriegen lassen.

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Diese Publikation wurde erstellt mit Zuschüssen der Stiftung Umwelt und Entwicklung sowie des Evangelischen Entwicklungsdiensts. Für den Inhalt ist allein Handicap International verantwortlich, er gibt nicht notwendig die Auffassung der Zuschussgeber wieder.

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Orlandos LachenBLATT 2

Und er scherzte sogar:

„Wenn ich zwei Beine hätte, würde sich der Gegner beschweren, wir seien ihnen zahlenmäßig überlegen.“

Wir lachten. Und mit diesem Lachen warfen wir die Flaggen des Elends, die Banner des Leidens ab. Wenn ich nun die Fotografien von anderen Minen-opfern aus anderen Ländern betrachte, sehe ich wieder Orlandos Lachen, das das Leben feiert und die Möglichkeit, nach der Katastrophe einen neuen Anfang zu machen. Als gehörte es schon zur Kultur dieser Menschen, sich nach dem Fall zu erheben, den Staub abzuschütteln und sich erneut auf den Weg zu machen.

Das ist es, was ich in diesen Bildern sehe: die Negie-rung der Verstümmelung. Diese Männer und Frauen verbreiten noch immer Lebensfreude, sind in ihrer Menschlichkeit unversehrt wie wir. Das Scheuern der Wunde, der Gedanke, Waise des eigenen Lebens zu sein, das alles ist nicht vorhanden. Die Kraft, sich zu erholen, die Fähigkeit, sich neu zu erschaffen, bleibt unversehrt. Die Grausamkeit der Kämpfe hat dieses Hoffnungspotential nicht zu mindern vermocht. Das Gesetz gewordene Verbrechen und der schmutzige Waffenhandel werden angesichts dieser sanften Reak-tion bei weitem nicht etwa geschmälert, sondern uns noch deutlicher zur Ächtung vor Augen geführt.

Und das Lachen von Orlando Massango, das, durch die mir vorliegenden traurigen Bilder entfacht, in mir nachhallt, dieses Lachen, das allem trotzt, ist die beste Waffe gegen den Krieg. Ich danke Orlando für dieses Geschenk, die Hoffnung. Und revanchiere mich mit dem Versprechen, dass wir uns geschlossen gegen die Fabrikanten des Todes stellen werden.

Mia Couto, Mosambik (Aus dem Portugiesischen von Karin von Schweder-Schreiner übersetzt)

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BLATT 3

Mögliche Auswirkungen eines Unfalls mit einer Mine oder einem explosiven Sprengstoff

Du hast in der Geschichte von einem Menschen gelesen, der einen Minenunfall hatte.

1. Wie wirkt sich der Unfall auf das Leben des Men- schen, seiner Familie und seiner Gemeinde aus?

2. Welche der auf Blatt 4 genannten Auswirkungen treffen bei der Person zu?

3. Wähle aus Blatt 4 drei schwerwiegende Folgen aus und überlege, wie die Auswirkungen abge- mildert oder ganz vermieden werden können.

4. Schneide alle Kärtchen aus Blatt 4 aus und ordne sie nach Gemeinsamkeiten, zum Beispiel nach Lebensbereichen.

5. Die Kärtchen lassen sich auch in drei Gruppen unterteilen

a) Körperliche Folgen b) Beeinträchtigung von Aktivitäten und der

Partizipation (Teilhabe oder Teilnahme) c) Bedingungen des Lebensumfelds

6. Welche der Folgen können beeinflusst und geändert werden? Wer kann sie ändern ? Was kannst du selbst tun?

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Orlandos LachenBLATT 4

Der/Die Betroffene ist von der Unterstützung anderer abhängig.

Die Amputation(en) schmerzen.

Medizinische Einrichtungen, Krankenhäuser und Orthopädiewerkstätten gibt es nur in Städten und sind schwer zugänglich.

Der Mensch ist teilweise oder vollständig blind.

Der/Die Betroffene braucht mehr Kraft, um die körperliche Anstrengung zu bewältigen.

Die Verletzungen sind sichtbar und erinnern an den Unfall.

Weite Strecken können nicht bewältigt werden.

Die Handlungsfähigkeit der Arme ist eingeschränkt.

Achtung und Respekt gegenüber dem Menschen mit Behinderung fehlen.

Schmerzen verringern die Leistungsfähigkeit.

Das Trauma ist schwer zu überwinden.

Es ist schwierig einen Beruf zu finden, den man bewältigen kann.

Eine Schule ist nicht zugänglich.

Die LehrerInnen werden den besonderen Bedürfnissen des Kindes nicht mehr gerecht.

Aufgrund der lauten Detonation kann der Mensch schlechter hören oder ist gehörlos.

Arbeitgeber haben Vorbehalte und stellen Menschen mit Behinderung nicht ein.

Wunden und Narben müssen gepflegt werden.

Aufgrund des Gehörverlusts ist es schwer miteinander zu kommunizieren.

Eigene Kinder zu bekommen, die in vielen Ländern die Altersversicherung darstellen, ist schwierig.

Eine psychische Belastung entsteht. Frühere Freunde fühlen sich mit der Situation überfordert und distanzieren sich.

Andere Menschen haben Vorbehalte: Sie glauben zum Beispiel daran, dass der Minenunfall Unglück über das Haus bringt.

Mögliche LebenspartnerInnen bleiben aus.

Zusätzliche Hilfsleistungen im Bereich der Pflege müssen in Anspruch genommen und bezahlt werden. Wunden von Splittern bleiben.

Zusätzliche medizinische Kosten führen zur Armut.